Dienstag, 16. April 2024
War es ein Sperrwerk aus Varuszeiten im vermeintlichen „Teutoburgiensi saltu“ ?
Gleich zwei Spekulationen in einer Überschrift miteinander zu verbinden stößt zweifellos an die Grenzen unseres Vorstellungsvermögens. Da sich aber nicht nur die zahlreichen Indizien, sondern auch die historischen Hohlwege etwa einen Kilometer südwestlich von Borlinghausen bündeln ist keine phantastische Vision mehr damit verbunden sich dort auch den „teutoburgiensi saltu“ vorstellen zu können. In diesem Abschnitt des Eggewaldes verbirgt sich ein Sperrwerk, dass den Eindruck erweckt, es könne sich dabei um eine frühgeschichtliche Wallanlage handeln. Ein von Menschenhand geschaffenes Bauwerk, dass man der Topographie also dem Gelände anpasste in dem man es in die steile Hangkante grub. ( Eine Darstellung dieser Anlage mit näherer Beschreibung ist dem voraus gehenden Abschnitt zu entnehmen.) Die Hanglage erschwerte den Bau von Forstwirtschaftswegen, sodass man sie nicht zerstörte oder geschnitten hätte und da erfreulicherweise auf jegliche Ausschilderung verzichtet wurde ist zum Auffinden etwas Spürsinn gefragt. Aber vor allem anderen steht die Frage nach dem Urheber und so darf man natürlich auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, das es die Cherusker oder die mit ihnen verbündeten Stämme waren die die Schanzarbeiten ausführten. Der Wall sperrte einen überregionalen Passweg der auch der römischen Besatzungsmacht nicht fremd war. Eine Verbindung in die westfälische Bucht die die Cherusker Varus nach der Niederschlagung des von ihnen erdachten fiktiven Aufstandes als Rückweg zur Lippe als unproblematisch und befahrbar beschrieben hatten. Darin, dass die Legionen diesen Aufstieg nicht mehr erreichten da ihr gros letztlich vor dem Saltus am 3. Marschtag endgültig aufgerieben wurde, liegt die Ironie der Varusschlacht. Letztlich bestanden aus Passweg und Aufruhr die Lockmittel mit denen man Varus in diese Region köderte in der Germanicus sechs Jahre später die Knochen der Legionen bestattete. Den Tacitus Annalen lässt sich entnehmen, dass mit Ausnahme von Zweikämpfen im Zusammenhang mit den Fluchtgefechten im Saltus selbst keine Schlachten mehr statt fanden. Die Faszination die von diesem historischen Schluchtenweg ausgeht, der einst für die Legionen das rettende Fernziel dargestellt haben könnte, macht ihn für die Schlachtenrekonstruktion interessant. Dieser Weg ist einer der ganz wenigen karrentauglichen der schon in frühester Zeit über die Egge führte. Er nennt sich heute Burg - oder Bördenweg und ist die östliche Verlängerung des Herßweges der seit Menschengedenken die bequemste und kürzeste Verbindung darstellt, wenn man aus einem östlichen Fächer zwischen dem Weserknie bei Herstelle oder Borgentreich/Trendelburg kommend entweder ins Sintfeld, nach Paderborn, an die obere Lippe oder noch weiter wollte. Wer damals und auch noch lange danach die Absicht hatte den 40 km langen Eggeosthang zwischen Diemel und Horn andernorts mit Karren zu überqueren, der musste auf den nächsten „saltu“ in nördlicher Richtung ausweichen und den Hellweg von Schmechten nach Schwaney nutzen während der südlich davon gelegene serpentinenreiche aber ebenfalls karrentaugliche Anstieg durch das Schwarzbachtal nur Sinn macht, wenn man aus Richtung Scherfede, Warburg oder Wrexen kommend nach Kleinenberg wollte. Schon immer von überregionaler Bedeutung war der Saltusabstieg westlich von Borlinghausen insofern, als dass er auch ein Teilstück des Haarweges bildet und die Rhein/Ruhrregion längst dem Südrand der westfälischen Bucht mit Ostwestfalen und Nordhessen verband. Auf ihn traf als Abzweig der Thüringer Weg der den westfälischen Hellweg bei Soest verließ und ebenfalls durch den Saltus in Richtung der Warburger Börde führte. Benutzt man die beliebten Worte „immer schon“ dann bedeutet es in diesem Fall, dass man ihn schon seit dem Ende der Weichsel Kaltzeit vor etwa 12.000 Jahren beging als er noch durch Tundren ähnliche Strukturen verlief und mehr von ziehenden Tierherden, als von Menschen begangen wurde die ihnen nachstellten. Seine Besonderheiten verbergen sich im Unterholz des dichten Eggewaldes und lassen sich nur zu Fuß oder mit Hilfe der Bodenradarmethode auf Basis der Geodaten des Landes NRW aufspüren. In der Draufsicht wird ein umfängliches Bündel ältester Hohlwege erkennbar, dass den Wanderer schon beim östlichen Einstieg in das Waldgebiet der Egge empfängt und verrät wie intensiv er in früheren Zeiten frequentiert wurde. Erkennbar daran, dass es immer wieder nötig war anstelle der ausgewaschenen und ausgefahrenen Fahrspuren neue Parallelstrecken anzulegen um die Steilbereiche bewältigen zu können. Die nahezu unkenntlichen Reste einer einstigen Befestigungsanlage am oberen Ausgang des Hohlwegebündels unmittelbar am Eggehöhenweg gelegen deuten auf den strategischen Wert dieses geschichtlichen Verkehrsknotenpunktes hin. Die geeignete Lage spricht dafür, dass sich hier seit jeher ein Kontrollposten, gleich wie er beschaffen also ausgebaut war befunden haben dürfte. Eine weitere Auffälligkeit am Aufstieg ist die besagte Wallanlage die man etwa 160 m unterhalb dieser „Alteburg“ genannten Ruine in den Hang gegraben hatte. Eine Schanze, die sich in Distanz zur alten Burg befindet, sie also nicht komplett umwallte, sodass man sie nicht erbaut hat um damit die Burganlage zu schützen. Der Erddamm der Wallanlage wurde folglich nicht ringförmig um die Kuppe der „Alte Burg“ gelegt sondern verläuft gradlinig, sodass man ihn eindeutig als Wegesperre bezeichnen darf. Während auch seine Funktion unstrittig ist, so bleibt im tieferen Kern doch die Bedeutung bzw. der Grund für den Bau dieses Sperrwerks ungeklärt. In jedem Fall handelt es sich um eine Verteidigungsanlage mit der man einen unerwünschten und unkontrollierten Aufstieg verhindern wollte wobei man aber aufgrund seiner Dimension und Beschaffenheit seine Effektivität infrage stellen muss, da er sich letztlich doch an seinem südlichen und nördlichen Ende wenn auch beschwerlich umgehen lässt. Einer Chronik ist zu entnehmen, dass man diesem Überlandweg der einst durch den Saltus führte 1451 als es opportun wurde die Antike zu idealisieren außer dem Namen Hersewech, den man später Herßweg nannte auch noch den Namen „antiqua via“ gegeben hatte. In der Renaissance war den Humanisten bekannt, dass die Antike die römische Epoche umfasste und keine Bezeichnung war die man dem voraus gegangenen Mittelalter gab, er also für sie bereits älteren Ursprungs war. Eine Information die nicht verwundert, da sie zwar das hohe Alter dieser Wegeverbindung bestätigt uns aber immer noch die Bauzeit der Sperranlage verschweigt. Aufgrund der historisch viel versprechenden Ausrichtung und Lage weckte die Wallanlage schon 1901 das Interesse der Forschung und im 20. Jhdt. fanden auch archäologische Untersuchungen an ihr statt die allerdings zu keinem datierfähigen Ergebnis kamen, sodass das Alter dieser Wallanlage ungeklärt blieb In einem wissenschaftlichen Beitrag wurden unter dem Titel „Burg und Wegesperre im Eggegebirge bei Warburg - Borlinghausen“ im Jahr 1997 die Erkenntnisse zusammen gefasst und veröffentlicht. Auch im Zuge dieser Forschungsarbeiten konnten keine belastbaren Funde erbracht werden und so ließ sich auch nicht nachweisen, ob das Sperrwerk zeitlich mit der Burg in Verbindung gebracht werden kann oder früher entstand. Der Wallkörper einschließlich des westlich vorgelagerten Aushubgrabens wurde über die Jahre von den natürlichen Einflüssen und Zerfallsprozessen in Mitleidenschaft gezogen weist jedoch noch eine Breite von rund achtzehn Metern auf wobei Messungen ergaben, dass die Wallkrone 1997 trotz Erosion immer noch etwa 4,50 m oberhalb der Sohle des Grabens lag. Unter Zuhilfenahme des Lidar Bodenradars lässt sich erkennen, dass man hier eine im fortifikatorischen Sinne vorhandene günstige Gelegenheit nicht in voller Breite genutzt hat, nämlich zwei der „Alte Burg“ vorgelagerte Quellaustritte auch Siepen genannt mittels dieser Wallanlage miteinander zu verbinden. Siepen wie sie den Eggeosthang vielerorts prägen und den Aufstieg zusätzlich erschweren. Zwischen den Siepen befindet sich eine etwa 250 Meter breite buckelartige Anhöhe über die drei Hohlwege auf trockenem Boden dem Eggekamm zustreben. Die beiden nördlichen Hohlwege dürften jüngeren Datums sein. Man kann es damit begründen, dass etwa durch die Eisentransporte das Gewicht der Wagenladungen in neuerer Zeit zugenommen hat. So wurde, damit sich das Gefälle besser überwinden ließ eine umfängliche nach Norden ausschweifende Kehre angelegt um die Aufstiegsstrecke zu verlängern, während man bei der Abfahrt darauf verzichten konnte. Da bereits der mittlere und südliche Hohlweg existierte stand dafür nur genügend Raum im Norden zur Verfügung. Hinzu kommt, dass beide einen deutlich besserer Ausbauzustand aufweisen, als die übrigen Hohlwege. Der mittlere Hohlweg hingegen ist durch Grenzsteine gekennzeichnet auf denen sich einerseits der Paderborner Bischofsstab und andererseits das Symbol der Spiegelritter befindet, was hinweisgebend dafür ist, dass man diesen Hohlweg für die mittelalterliche Grenzziehung nutzte und man ihn daher dieser Epoche zuweisen darf. Der südliche Hohlweg erweist sich als der Älteste der drei Hohlwege. Begründen lässt es sich mit den an ihn heran reichenden Verteidigungsanlagen in Form zweier Wallgrabenstrukturen. Der Weg durchschneidet sie und wirkt daher wie ein Durchlass. Und während sich ein Aufstieg durch die je nach Wetterlage knöcheltief versumpften Siepen als äußerst beschwerlich erweist, waren Freund und Feind gezwungen den von der Natur vorgegebenen trockenen Bereich zwischen den Siepen zum Anstieg zu nutzen, wodurch sie unvermeidlich in das Wallgrabensystem gelenkt wurden. So ließen sich bei genügend Kämpfern auf der Wallkrone auch jene Angreifer abwehren die an dieser Stelle den Eggekamm erreichen wollten. Die südliche Wallanlage gibt noch Rätsel auf. Sie erstreckt sich zwar ab dem Wegedurchlass rund 100 Meter nach Süden wo sie an besagtem südlichen Siepen endet, aber ab dem Durchlass nur etwa 30 Meter nach Norden, wo sie nicht bis an den nördlichen Siepen heran reicht, sondern am mittelalterlichen Hohlweg endet der jüngeren Datums ist, also in der Zeit als man den Wall anschüttete noch nicht existiert haben könnte. Die Auswaschungsprozesse von Hohlwegen ziehen sich über lange Zeiträume hin und hängen von der Intensität der Nutzung ab. Das aber über die gesamte Breite von rund 250 Metern nur drei Hohlwege erkennen kann, man diese Zone aber über Jahrtausende zum Auf – und Abstieg nutzte macht deutlich, dass jeder Hohlweg über einen sehr langen Zeitraum begangen wurde. Eine vage Datierung könnte dazu führen, dass der südliche Hohlweg die prähistorische Variante ist und bis ins frühe Mittelalter genutzt wurde, während man die mittlere bis in die frühe Neuzeit beging. Danach verstärkten sich die Warenströme und es folgte als letzte die nördliche Bündelung. Der Aufwand die Wallanlage vom südlichen bis zum nördlichen Siepen komplett herzustellen schien zu umfänglich gewesen sein, sodass man nur um den südlichen Hohlweg eine Waldgraben sperre errichtete die aber nach Norden hin schon verkürzt ausfiel. Zwei ovale im Abstand voneinander befindliche Vertiefungen von elf bzw. fünfzehn Meter Länge die den nördlichen also neuzeitlichen Hohlweg in die Mitte nehmen standen nicht mit der Wallanlage am südlichen Hohlweg in Verbindung. Sie erwecken den Eindruck als hätten sie der Beobachtung gedient, hatten die Funktion von Verteidigungsnestern und waren nur Ersatz für eine umfänglichere Wallanlage. Da sich Graben und Wall keine bauliche „Akkuratesse“ entnehmen lässt und die nördlich an den südlichen Hohlweg angrenzende Wallanlage kürzer ist als die auf der Südseite musste die Anlage auf die Archäologie wie ein relativ schnell errichtetes, hastiges und unfertiges Bauwerk wirken, so als habe man sie unter Zeitdruck ausgeführt und es habe keine langfristige Planung dahinter gestanden. Aus diesem Kontext schloss die Archäologie, dass die Anlage nur eine kurzfristige Funktion zu erfüllen hatte. Versucht man man den strategischen Wert dieser Wallanlage die sich vom südlichen Hohlweg etwa 108 m bis zum südlichen Siepen erstreckt zu rekonstruieren um auf diese Weise Gründe für seine Errichtung zu finden steht man mangels belastbarer Funde beginnend mit der prähistorischen Epoche bis ins Mittelalter vor der gesamten Bannbreite unseres Vorstellungsvermögens und keltische Schutzanlagen kommen ebenso infrage wie sächsische oder slawische Abwehrmaßnahmen. Ob es möglich ist sich über den Grad der Erosion die Bauzeit zu erschließen dürfte problematisch sein. Aber eine derart archaische Maßnahme von insgesamt 138 m Länge, 108 m südlich und 30 m nördlich des Hohlweges, für die man umfängliche Erdbewegungen durchführte und dies weit außerhalb von dörflichen Ansiedlungen tat, die es hier nicht zu schützen gab, stößt immer auf Interesse. Feinde griffen zu allen Zeiten an und Verteidiger hatten sich zu verteidigen, aber im Saltus liegen die Verhältnisse anders denn hier hat man es nicht mit einer raumgreifenden lang gezogenen Landwehr zu tun, sodass sich zunächst die Frage stellt, ob man den Reisenden nur am Weitermarsch hindern und ihn zur Umkehr bewegen wollte, oder man einem Gegner mit Waffengewalt abwehren musste. Hatte man also das Potenzial einen Gegner zu vernichten oder wollte man ihm nur die Aussichtslosigkeit seines Ansinnens signalisieren. So hat man sich im Zusammenhang mit der jeweiligen epochalen Bedrohungslage auch die Frage zu stellen, was der Gegner bezweckte. Im dichten Eggewald ließ sich keine Feldschlacht austragen. Umfang und Lage des Bauwerks deuten aber darauf hin, dass man nur regional dachte und möglicherweise nur verhindern wollte, dass eine feindliche Streitmacht das Sintfeld oder die unmittelbar umliegenden Regionen auf bequeme Weise heim suchen konnte. In diesem Fall wäre die Sperranlage von der Dimension her ungeeignet gewesen, denn dafür war sie zu kurz. Mögliche Angreifer hätten gefahrloser den Anstieg vom Diemeltal aus bewerkstelligen können oder hätten die Wallanlagen kurzerhand auf schmalen Pfaden umgangen. Hätten es die Eggeverteidiger mit einer größeren Armee zu tun bekommen, wäre für diese auch die schmale Schanze kein Hindernis gewesen und die Verteidiger hätten die Flucht ergreifen müssen. Feindliche Kundschafter gleich ob man sie von größeren oder kleineren Kontingenten aussandte hätten frühzeitig die Gefahr erkannt und eine Strategie entwickelt wie oder ob man die Wallverteidiger angreifen könnte bzw. ihnen besser auswich. So ließen sich nur kleinere Horden damit abschrecken und zerstreuen, aber jeder Feind gleich wie zahlreich er war und das Sintfeld um jeden Preis erreichen wollte wird sich um einen gefahrlosen Aufstieg bemüht haben, selbst wenn er dafür einen Umweg hätte machen müssen. Möglicherweise hatte der Wall auch nie Kampfhandlungen erlebt und man hatte ihn nur als Vorsichtsmaßnahme angelegt. Im günstigsten Fall sollte dem Feind den man erwartete der Aufstieg unmöglich gemacht werden, er also vor dem Wall abgewehrt und besiegt werden. Sie könnten aber auch einen Feind erwartet haben der gezwungen war nur diesen einen Aufstieg nutzen zu müssen, da er keine andere Alternative sah. Ein Feind, der sich keine Umwege mehr leisten oder sich zumuten konnte und wollte, da ihm die Kräfte fehlten und er konnte auch keine Kundschafter aussenden, da er keine hatte. Ein Feind der sich auf der Flucht befand, der sich nicht auskannte, aus kräftezehrender ungünstiger Position nach oben vorstieß und hier auf ein unerwartetes Abwehrbauwerk traf, dem er nicht ausweichen konnte und zudem auf einen Verteidiger stieß, der vorbereitet war. Dies würde dann darauf hinauslaufen, dass man sich in der Wallanlage ein Bauwerk vorstellen darf, dass sich mit der Varusschlacht in Verbindung bringen ließe. Es ist nicht mehr als eine Theorie solange man nicht unter dem hangseitig abgerutschten Wall römische Militaria findet womit sich der Verdacht erhärten ließe. War dies der Grund für die Schanzarbeiten, dann war es eine Vorkehrungsmaßnahme mit Weitblick. Dann wusste man in Cheruskerkreisen nicht wie sich die Schlacht entwickeln und wie sie enden würde und konnte nicht ausschließen, dass es Varus mit seinen Legionären gelingen könnte doch noch bis zur Eggehöhe vorzustoßen. Darauf, dass es zumindest einer geschafft haben könnte weist auf den Legionär hin der noch bis Haaren kam, bevor ihn dort die Kräfte verließen, er samt Wehrgehänge im Sumpf stecken blieb, den kein Germane entdeckte und sein Goldadler erst 1706 gefunden werden konnte. Hält man es für möglich, dann hatte der Wall eine Sperr - und Auffangfunktion zu erfüllen und die Germanen hatten die Absicht, den römischen Feind in Gänze zu vernichten und ihm hier jegliche Fluchtmöglichkeiten nehmen wollten und das auch um keine Hilfe herbei rufen zu können. Durch alle Hierarchien und Grade sollte keiner von ihnen lebend den Nethegau verlassen können. Die Position der Anlage zwischen den im Wald verborgen liegenden vernäßten und schlammigen Schluchten die bei Regenfällen zu Bachtälern werden und den Sulgruben der Wildschweine war dafür gut gewählt und die Cherusker, Marser oder Sugambrer hielten die Wallkrone besetzt und kontrollierten die Szenerie. Aber wie ging es am 3. oder 4. Kampftag weiter als sich die inzwischen stark zusammen geschmolzenen Reste der Legionen zur heillosen Flucht entschieden. Sie verließen spätestens am Morgen des vierten Tages und als sie vom Tod ihres Feldherrn erfuhren ihre im Gelände verstreut liegen Nachtlager, schleppten sich durchs Unterholz, hangelten sich den Eggehang hoch und stolperten bei Wind und Wetter über umgestürzte, nassglatte, vermooste Bäume, sowie Holzstapeln und Astwerk, dass die Germanen ihnen zuvor in den Weg gelegt hatten und wichen zahlreichen Schlammlöchern, wie man sie auch heute noch am Saltus sehen kann aus und ihnen den Aufstieg zusätzlich erschwerten. Wie man sich vorstellen kann war in dieser Zeit der Eggewald noch bis in die Dunkelheit erfüllt von den Kommandorufen und Schreien der Kämpfenden bis sich zum Ende des 4. Tages Totenstille ausbreitete. Einige Opfersteine nahe der Ruine der „Alte Burg“ am oberen Einstieg in das Hohlwegebündel des Saltus wo sie ihren berechtigten Platz hatten sind noch Zeugen der alten Riten unserer Vorfahren an denen sich noch Auswölbungen und Ablaufrinnen erkennen lassen. Wollte man diese wallartige Anschüttung tatsächlich mit den Kämpfen des Jahres 9 + in Verbindung bringen, dann stellt sich auch die Frage wann die Germanen mit den nötigen Schanzarbeiten begonnen haben könnten. Die Cherusker die den Legionen die Falle stellten in dem sie ihnen den Zugweg durch die Egge als Aufstiegsmöglichkeit empfohlen gingen die diversen Szenarien durch. Ging ihr Plan auf dann mussten sich die Legionäre zum Ende der Schlacht am letzten Kampftag vor der Eggewand befunden haben und es blieb ihnen nur übrig sie zu erklimmen. Aber ab wann wussten sie das Rom ihrer Regie folgte. Auf Basis dieser Theorie nahm die römische Armee am Morgen nach dem noch kampflosen verlaufenden ersten Anmarschtag von der Weser nach Brakel den Weg nach Süden in Richtung Peckelsheim und da man nachweislich keinen Frauen und Kindern eine mögliche Schlacht zumutete, wurde im Raum Brakel ihr ziviler Tross für den Direktmarsch nach Schwaney und nach Aliso abgekoppelt. So stand erst mit dem Ausmarsch der Kampflegionen ab Brakel für die Germanen fest, dass Varus unwiderruflich ihren Vorschlägen folgte und sich auf den Weg in seinen Untergang begeben hatte. Zur Erinnerung, Arminius der am ersten kampflosen Marschtag zu seinen Männern ritt überfiel am Folgetag zunächst den Tross auf dem Teilstück nach Schwaney bevor er zu Varus aufschloss wo er sich den Legionären mitten im Kampfgetümmel plötzlich als Gegner enttarnte. So stand auch erst am Morgen des zweiten Marschtages, dem ersten Kampftag fest, dass man sich nun auch erst der Errichtung eines Sperrwerkes in der Egge widmen konnte. Wenn man nicht schon Tage vorher angefangen hatte, dann standen den Germanen zwei Tage und zwei Nächte zur Verfügung um den Wall auszuheben und das Nadelöhr zu schließen. So entand er in relativ kurzer Zeit bzw. musste er entstehen was für eine schnelle und hektische Aktion spricht und aus Zeitgründen ist es denkbar, dass man die Maßnahme nicht zu Ende ausführen konnte. Es ließe sich rätseln oder spekulieren wieviel Germanen ob Frauen, ältere Männer oder Kinder sich an den Schanzarbeiten beteiligten. Möglicherweise konnten sie sogar auf bestehende ältere Anlagen zurück greifen die sie nur wieder erhöhen und stabilisieren bzw. erneuern brauchten. Offen gebliebene Bereiche schloss man auf die Schnelle mit Astwerk und Totholz. Den Dammkomplex im Hinblick auf datierbare Funde näher zu untersuchen wäre eine interessante und wünschenswerte archäologische Aufgabe. Der Kombination aus Wallanlage, Wegebündelung und Burgruine trug man in neuerer Zeit Rechnung und erklärte das Ensemble zum Kulturdenkmal. Aber ihre historische Bedeutung ließe sich erheblich steigern, wenn es gelänge inmitten des Walles oder in der Abrutschzone auf römische Relikte oder datierfähiges Stück Holz zu stoßen. (16.04.2024)