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Sonntag, 20. August 2023
Warum die Wesergermanen dem Imperium ebenbürtig gewesen sein könnten.
ulrich leyhe, 12:27h
Vieles über die innergermanischen Verhältnisse dürfte sich dem Wissen der antiken Geschichtsschreiber entzogen haben. Dennoch konnten die Corveyer Mönche den Tacitus Annalen die man ihnen im 9. Jhdt. zuleitete die großen Verbindungslinien entnehmen die bis in ihre Region reichten. Darin lasen sie nicht nur, dass jener Arminius erfolgreich gegen die römische Armee kämpfte sie stießen in den Annalen auch auf geographische Hinweise von deren Lage sie in der Weserlandschaft noch Kenntnisse besessen haben dürften. Ihrem bisherigen Wissenstand zufolge existierte in den Erzählungen der Altvorderen nur die herausragende Gestalt des Sifrit dem es dem Beowulf Epos folgend im Zusammenwirken mit seinem Vater Segimunde gelang in der Vergangenheit große Taten zu vollbringen. Aber nun waren sie darüber verwundert, dass ihnen die Annalen einen Mann beschrieben, in dem sie den ihnen bekannten volksmündlichen Sifrit zu erkennen glaubten. Darüber hinaus erfuhren sie aber auch, dass dieser gewisse Arminius auch noch einen Bruder mit Namen Flavus hatte, den ihnen die schriftlose sagenhafte Welt ihrer Vorfahren jedoch verschwiegen hatte bzw. musste, da man ihn wie bereits dargestellt in Germanien wegen seines verräterischen Handelns zur Unperson erklärt hatte. Ein Mann den die Sippe und die germanische Gesellschaft aufgrund seiner Hinwendung zum Feind dauerhaft verstoßen, und der aus Sicht der Germanen sein Leben verwirkt hatte. Einer, der mit heutigen Worten gesprochen damals auf der Fahndungsliste stand. Ein Name der sich vielleicht sogar noch bis in unsere Tage im Sprachgebrauch erhalten haben könnte und in Westfalen unter negativen Vorzeichen immer noch im Umlauf sein könnte. Nämlich dann, wenn man eine bestimmte Person mit dem Wort „Flabes“ herab würdigt. Die Erklärung ihn Flabes und nicht Flaves zu nennen mag daran liegen, dass sich im Zuge der zweiten Lautverschiebung das „v“ zum „b“ verwandelte, wie es zum Beispiel noch beim altsächsischen Wort für „halv“ deutlich wird, das man zum hochdeutschen Wort „halb“ umformte. Während sich die in Germanien verbreitete Sage eines in der Vorzeit statt gefundenen Kampfes gegen einen gewaltigen Gegner der symbolisch als Drachen fortlebte gut für die Verbreitung der christlichen Lehre eignete, war es nicht unproblematisch dafür auch den nun in Corvey bekannt gewordenen Arminius mit den Attributen eines Freiheitshelden zu nutzen. Zumal Arminius dem entgegen stand, da er keine Vision aus der Sagenwelt war, sein Gegner nicht aus einem Drachen bestand und sich über Reales nur schwer ein spirituelles Geflecht stülpen lässt. So macht es den Anschein, als ob auch aus diesem Grund die Tacitus Annalen in Corvey vorschnell in den Archiven verschwanden bzw. verschwinden mussten. Aber es geschah trotzdem etwas unerwartetes und erstaunliches mit den Tacitus Schriften, in dem man sie in Corvey so sorgfältig aufbewahrt hatte, dass sie 600 lange Jahre bis zu ihrer Entdeckung 1508 unbeschadet also lesbar blieben. Offensichtlich wusste man wie mit wertvollem Buchbestand umzugehen ist und hatte sie trocken wohl auch warm, vielleicht aber auch bewusst kalt eingelagert und sie über die Zeiten keinem natürlichen Licht ausgesetzt. Man darf darin eine Leistung sehen über deren Rezept so mancher heutige Bibliothekar gerne mehr gewusst hätte. Waren sich etwa die Mönche der Brisanz bewusst, dass sie das was sie in ihren Händen hielten für die Ewigkeit aufbewahren mussten ? Als die fromme Wirkungsstätte Corvey im 9. Jhdt. zu Erblühen begann, hatte das Diktat derer die die neue Glaubensrichtung vorgaben Wirkung gezeigt und den 772 unkenntlich gemachten Ritualplatz an der Irminsul wird man da heidnisch in Verruf geraten zu den Orten gezählt haben, deren bloße Erwähnung bereits einen christlichen Bannstrahl nach sich gezogen hätte. So wäre es ein Unding gewesen hätte man dem Irminkult dem Karl der Große ein abruptes Ende bereitet hatte, im Zuge der Arminius Entdeckung indirekt wieder aufleben, um nicht zu sagen auferstehen lassen und zu neuer Bedeutung verholfen. Es hätte vermutlich ein spürbares Beben ausgelöst wobei die Wellen bis an die Mauern des Lateran geschwappt wären. Zudem ließ sich der im hochdeutschen Sprachraum aufgrund dialektischer Einflüsse vom Sifrit zum jungen Kämpfer Siegfried avancierte Held aufgrund seiner Nähe zum heiligen Michael im religiösen Sinne trefflich umdeuten. Die wahre Geschichte von Arminius der letztlich das tatsächlich Geschehene verkörperte hatte darin keinen Platz mehr. Und auch das was noch im frühen Mittelalter dank dem Beowulf Epos bekannt war, nämlich das der Erfolg mehr dem Vater als dem Sohn zustand war längst verschüttet und für die christliche Auslegung bedeutungslos und hinfällig geworden. Während in den historischen Kreisen der ewigen Stadt bekannt war, dass Arminius damals ihren Feldherrn auf dem Gewissen hatte, schrieb man den Sieg dem Beowulf Epos zufolge zunächst Sigemunde zu, bevor sich die Gestalten vermischten und von beiden Siegfried übrig blieb. Die mittelalterlichen nördlich der Alpen entstanden Aufzeichnungen bezogen sich nur noch auf ihn, der auf Basis der volkstümlichen Sprechweise den ursprünglichen Namen Sifrit führte, der den Platz von Arminius/Irmin eingenommen hatte und Eingang in die Sagenwelt fand. Damit übergab man auch die Legende der Drachentötung von Segimunde bzw. Segimer an seinen Sohn und der Vater Segimer alias Sigemund verlor den Status die Hauptperson in Sachen Schlacht gewesen zu sein. Fixe Eckdaten, ab wann der Volksmund darüber zu Schweigen begann, da sich die Vorstellung über die Bedeutung die einst der Vater von Arminius besaß aus dem Gedächtnis verabschiedet hatte sind nicht recherchierbar. Einem gängigen Verhaltensmuster folgend könnte es aber auch daran gelegen haben, dass man nördlich des Weser - und Wiehengebirges anderen Erzähltraditionen folgte, als etwa zwischen der westfälischen Bucht und dem Harzvorland oder man den Sieg über Varus bzw. den Erfolg mehr dem „Jüngeren“ statt dem „Älteren“ zuschrieb was anfänglich zu parallelen Interpretationen führte. Der Theorie folgend, dass es jene Sachsen und Falen waren, die im 5. Jhdt. ihre aus Vorzeiten bekannten Erinnerungen an einen gegen Rom kämpfenden Segimunde in Südengland verbreiteten bleibt zu vermuten, dass dieses Wissen im 9. Jhdt. in Corvey nicht mehr vorhanden war. Erzählungen und Traditionen überwarfen sich und alles muss damals auf die Insassen der Abtei an der Weser verwirrend gewirkt haben. Dort, wo man noch über die Bedeutung eines Irminkultes spekuliert haben könnte, dank Tacitus nun auch noch über einen germanischen Römer Namens Arminius rätseln durfte und wo aus der Sagenwelt der Region außerdem noch ein Sifrit in aller Munde war. So zog man es der Mission folgend vor, sich doch besser an das Christentum zu klammern, dass einen starken Gegenpol versprach und für Kontinuität stand. Aber aus heutiger Sicht betrachtet war es wohl nie das utopisch klingende Sagen – oder Legendenhafte, dass den Geschichten von einst anhaftete, sie in eine Glaubwürdigkeitsdebatte führte und sie vor dem strengen Blick der Wissenschaft in Misskredit brachte. Es war schlicht die damals zeitgemäße und veraltete Methodik unserer geschätzten Altvorderen und ihre im schriftlichen Ausdruck liegende Ungeübtheit die von den späteren Generationen belächelt wurde, da wir uns als aufgeklärte Zivilisation verstehen. Es ist ein Stil der unsere Forschungslandschaft nicht mehr erreicht und von ihr kaum bis gar nicht mehr verstanden wird. Das überkommene Wissen entglitt über die Zeiten selbst dem Volksmund und vieles artete in Verständnislosigkeit aus. An den noch vorhandenen historischen Wahrheiten bediente sich das gestrenge Christentum und sicherte sich in Eintracht mit der angestrebten höfisch sittsamen Lebensform des Mittelalters die Interpretationshoheit. Vorhandene Spuren wurden unkenntlicher so wie es im Nibelungenlied an vielen Stellen zum Ausdruck kommt. Man ahnte vielleicht noch die alte Verbindung und stellte daher einen Kontakt zu den römischen Relikten in Xanten her bis letztlich ein erdichtetes Lindenblatt über Leben und Tod des Helden entschied. Sucht man nach dem wahren Siegfried und folgt der Völsunga Saga in der man ihn Sigurd nennt, dann war Odin auch bekannt als Göttervater, dass erste Oberhaupt der Völsungen Sippe was sich auch mit dem Beowulf Epos verbinden lässt, in dem der Wälse Sigemund als Vater von Siegfried Erwähnung findet und ihm das Hunaland übergeben wurde. Dann verabschiedete sich möglicherweise endgültig der historische Kern und löste sich im hohen Mittelalter auf in dem sich dem Nibelungenlied entnehmen lässt, dass er mit Krimhild den Sohn Siegfried und mit Brunhild Gunther zeugte. Letztlich bleibt festzuhalten, dass es dem Ursprung nach zu urteilen vermutlich der ruhmeichen Sippe der Völsungen oder Wälsungen genannt gelang, sich mit dem was wir heute Varusschlacht nennen ein bleibendes Denkmal in der frühen deutschen Geschichte zu setzen. Ein Ereignis das aber in den Erinnerungen der Menschen zu verblassen begann, sodass man davon nur noch die nebulöse Vorstellung einer Drachentötung überlebte. Die historische Tat eines gewissen Arminius, die wohl auch die Corveyer Mönche faszinierte durfte und wollte man nicht mehr zum Leben erwecken da sie im Gegensatz zur christlichen Lehre stand. Ob man in Germanien über die Stammesgrenzen hinaus Wetten zum Ausgang der Varusschlacht abgeschlossen hatte klingt unwahrscheinlich und entzieht sich selbst unserer Phantasie. Es war damals ein Pakt unter den aufgebrachten Völkern das eine Gegenreaktion erforderlich machte die unter höchster Geheimhaltung statt finden musste. Aber im internen Kreis wird man die Siegeschancen abgewogen haben. Traute man es sich und im Verbund mit den anderen Stämmen zu einen Sieg zu erringen, schätzte man den Erfolg auf ein Fifty Fifty und wie viele unbeteiligte Stämme in der Region mag es gegeben haben die die Schlacht für aussichtslos hielten davon abrieten, aber trotzdem zu Arminius standen. Die Verblüffung unter den nicht unmittelbar beteiligten Völkern dürfte groß gewesen sein, als sie vom Sieg über Varus erfuhren. Die Cherusker samt ihrem Fürstenhaus aber besonders Arminius dürften danach Anerkennung und Respekt in nie gekanntem Ausmaß erfahren haben und sie sahen sich zu Recht auf dem Höhepunkt von Macht und Ansehen. Arminius der die Last der neuen Verantwortung nach dem Tod seines Vaters alleine trug wuchs zunehmend in eine Führungsrolle hinein weshalb ihm die Forschung später Königsambitionen unterstellte. Aber die entscheidende Feuerprobe sollte Arminius noch bevor stehen denn alle Anzeichen sprachen dafür, dass sich das Imperium nicht mit der Niederlage abfinden würde und es dauerte bekanntlich nicht lange, dass man Germanicus entsandte um den Ruf wieder herzustellen besser gesagt um Rache zu üben. Damit war für Arminius die Zeit angebrochen sich weiteren Bewährungen auszusetzen und sich erneut an die Spitze der betroffenen und bedrohten germanischen Stämme zu setzen. Es folgten jene Schlachten die rückblickend betrachtet nicht minder bedeutsamer waren als die Varusschlacht. Es waren vor allem jene zwei gigantischen Feldschlachten des Jahres 16 + die auf römischer Seite von Germanicus angeführt wurden und in denen sich beide Armeen in nie gekannten Menschenmassen gegenüber standen und sich die Historiker uneins darüber sind, wer als Sieger vom Platz ging. Man kann es mit der Schlacht bei Chalons sur Marne und Troyes vergleichen, wonach man in den abgezogenen Hunnen die Verlierer erkannte. Wem man den Sieg aber letztlich zuschreiben wollte war unerheblich da Rom danach sein Germanenabenteuer abbrach und man Arminius auf Basis der Fakten den Erfolg zuschrieb. Es waren Schlachten die aufgrund der überlieferten Anzahl der daran beteiligten römischen Legionen und den ihnen in ähnlicher Größe gegenüber stehenden Germanen in Europa erst zu Zeiten Napoleons übertroffen werden sollten. Was die Forschungslandschaft gleichermaßen beschäftigt ist die Frage nach der völkischen Substanz die noch nach den heftigen Kämpfen in jenen Stämmen steckte, da diese imstande waren schon im folgenden Jahr 17 + Marbod zu besiegen. Ein Sieg den schon Tiberius 6 + vorgenommen hatte und den ihm nun 11 Jahre später seine germanischen Gegner abnahmen. Es war ein Erfolg der ebenfalls Arminius zugeschrieben wird und wodurch seinem Fürstenhaus endgültig eine dauerhafte Führungsfunktion im zentralgermanischen Raum zugewachsen sein dürfte. Dies steigerte seine und den Ruhm „der Völsungen“ und verhalf ihnen ihre Position gegenüber den anderen Stämmen weiter zu festigen, sodass sie imstande sich ihre Macht in nachrömischer Zeit noch über eine begrenzte Phase zu erhalten und auch auszuweiten. Möchte man die Theorie aufrecht erhalten, wonach Segimer und Segimunde miteinander identisch waren, dann hatte das Stammesgebiet der Cherusker auch einen Namen und nannte sich Hunaland. Denn Segimunde in der Erbfolge seines Vaters Wäls stehend und demzufolge auch sein Sohn Siegfried sind als Könige von Hunaland überliefert. Ein Land in dem diverse Wissenschaftler den ersten Namen von Deutschland zu erkennen glauben. Eine geographische Rekonstruktion erfordert Vorstellungskraft aber aus der altenglischen und isländischen Dichtung lässt sich ableiten, dass man Hunaland sowohl in der Norddeutschen Tiefebene, als auch im südlich angrenzenden Westfalen, in dessen östlichen Teil die Cherusker siedelten, folglich einer Region zwischen der westfälischen Bucht und dem Harz verorten könnte. Es wäre dann die Region gewesen in die Drusus und Ahenobarbus eindrangen und in der ihnen bei Arbalo erstmals das Volk der Cherusker versuchte den Weg über die Weser nach Osten, genau genommen ihren Rückweg zu versperren. Auf sie folgte Varus der sich aufgrund der durch die Reduzierung seiner Legionen im Zuge des Markomannenfeldzuges militärisch geschwächten Armee später genötigt sah mit dem Fürstenhaus der Cherusker einen Kooperationsvertrag auszuhandeln. Diese Überlegung stößt die Frage an wie es um die territoriale Dimension bzw. Ausdehnung des Hunalandes um das Jahr Null gestanden haben könnte, als es von den Wälsenfürsten bzw. Königen regiert wurde. Bezieht man dazu die Ausdehnung des Falengau auf Basis der Diözesankarte in die Betrachtung mit ein, dann könnte sich deren Kernland in nordsüdlicher Ausrichtung von Burgstemmen bis in den unteren Leinegau und in Westostrichtung vom Eggerand zum Harz erstreckt haben. Es wäre demnach im Sinne der Grundtheorie deckungsgleich mit der Region die man auch für das einstige Stammesgebiet der Cherusker hält und womit sich der Kreis zu Segimunde schließen würde, der als Wälse die Macht über Hunaland inne hatte. Da die Wälsungen immer nur als Geschlecht und an keiner Stelle in der germanischen Literatur als Volk oder Stamm erwähnt werden, geht diese Überlegung davon aus, dass die Wälsen es waren die auch das Volk bzw. den Stamm der Cherusker angeführt haben könnten. Aufgrund der Erfolge der Cherusker über das Imperium wuchs ihre Bedeutung was ihnen zu hohem Ansehen verhalf und die schwächeren Stämme orientierten sich an diesem Herrscherhaus. Man sollte allerdings den Denkfehler vermeiden, sich unter dem Hunaland ein fest gefügtes in sich geschlossenes und ein von einem König bzw. Fürsten regiertes Herrschaftsgebiet vorzustellen. An eine größere Landfläche zu denken, die sich unterschiedliche Abführer teilten in dem aber die Wälsungen aufgrund ihrer Kopfstärke und ihrer Taten dominant gewesen sein könnten, dürfte es eher treffen. Denn der Satz „Der König herrschte über“ weckt die Vorstellung, als ob ein einzelner Machthaber insbesondere zu damaliger Zeit imstande gewesen wäre größere Territorien alleinregierend führen zu können. Die bodenständigen Gesellschaftsformen hatten sich zunächst an ihren Grundbedürfnissen zu orientieren die Machthaber hatte man zu respektieren und auf dem frühen Vasallentum und der Schwertfolge ruhte die Wehrhaftigkeit aber auch nicht mehr und nicht weniger. Begünstigt vom Hellweg dürften die Wälsungen ihren Aufstieg und Einfluss aber auch dem Handel mit Salz und Erzen zu verdanken haben, denn die ertragreichen Silberminen bei Goslar waren damals ebenso bekannt wie die Existenz der größten deutschen Goldvorkommen im Ittertal nahe Korbach. Edelmetalle die letztlich auch an sicherer Stelle gehortet sein wollten und wofür sich Gebirgshöhlen eigneten. Die mit dem Rückzug der Germanicus Legionen endende römische Besatzungszeit löste in Germanien unterschiedliche Empfindungen und Reaktionen aus die zwischen anfänglicher Euphorie aber auch zeitweiser Orientierungslosigkeit und Sorge schwankten. Die Region könnte in der ersten Phase, um das Wort chaotisch zu vermeiden einem ungeordneten von den Wirren der Zeit in Mitleidenschaft gezogenen politisches Vakuum geglichen haben und unklare Machtverhältnisse, neue Abgrenzungen, veränderte Gebietsansprüche und Begehrlichkeiten könnten innerhalb der Stämme die Folge gewesen sein. Auch galt es die Einflusssphären neu zu definieren, aber in den Grundzügen dürfte sich die Ausgangslage von vor der römischen Okkupation wieder eingespielt haben. Allerdings mit einer Ausnahme und die bestand darin, dass sich nun ein neuer Machtblock etabliert, gebildet und verfestigt hatte, der naturgemäß von der Sippe angeführt wird, die sich in den Römerkriegen am stärksten hervor getan hatte und sich dabei die größten Verdienste erwarb. Dies dürfte das bereits davor regierende Geschlecht der Wälsungen gewesen sein, dem nun die Vormachtstellung zufiel. Ein Prozess, wie er von den umliegenden Stämmen und Völkern nicht nur erwartet, sondern vermutlich auch ersehnt wurde, da die von Rom ausgehende Gefahr noch nicht gebannt war. Nicht nur die Erwähnung der vorzeitlichen Drachentötung, sondern auch aufgrund des geschätzten Alters des Gründervaters Odin gesteht man den Wälsungen ein hohes Sippenalter zu. Historiker rekonstruierten, dass Arminius im bzw. um das Jahr 17 – geboren wurde. Auf dieser Basis und bei Gleichsetzung mit Siegfried bzw. Sigurd lässt sich für Odin auf dem Weg der Genealogie unter Berücksichtigung der Altersstufen ein Geburtsjahr zugrunde legen, dass in einer Spanne zwischen den Jahren 177 - und 142 – gelegen haben könnte. Und dies war noch weit vor der Zeit, als das römische Imperium mit dem Ziel Germanien zu integrieren begann seine Fühler nach Norden auszustrecken. Um diese Zeit waren es die griechischen Stadtstaaten die auf dem Wasserweg über Rhone und Donau das Kulturgeschehen insbesondere in den keltischen Zentren Süddeutschlands mit beeinflusst haben dürften. In diesem Zusammenhang sei auf einen Prolog in der Snorra Edda von Snorri Sturluson aus dem 13. Jhdt. verwiesen der eine sprachliche Nähe zu jenen einstigen Einwanderern herstellte die ursprünglich aus Griechenland stammten und vermutlich von der Schwarzmeerregion bei Tanais am Asowschen Meer aufbrachen und nach Norden zogen. Es war eine Gruppe oder Sippenbewegung die unter der Bezeichnung Asienmänner zunächst in Norddeutschland und dann in Skandinavien Fuß fasste und die man mit den Asen und folglich mit Odin in Verbindung brachte. Snorri der sich auch auf die angelsächsische Chronik stützte die mit der Eroberung Britanniens durch Cäsar einsetzte vertrat die Auffassung, dass Odin ein Anführer und Kriegsherr dieser Gruppe und demnach auch realer Gestalt war. Ließe sich dem Prolog nicht eine Verbindung von Odin dem Urvater der Wälsungen zum Sachsenland herstellen, das Snorri „Saxland“ nennt und sich als Hunaland identifizieren ließe, hätte es im Zusammenhang mit dem Stammbaumabgleich des Sigemunde mit dem der Segimer Genealogie keine Erwähnung gefunden. Einen wissenschaftlichen Nachweis für diese Zugbewegung zu erbringen fällt schwer, da uns keine zuordnungsfähige menschliche DNA aus dieser Zeit zur Verfügung steht mit der es sich möglicherweise bestätigen ließe. Zumindest eine stete Zuwanderung aus dem Südosten Europas in den Nordwesten lässt sich aufgrund des genetischem Gradienten nachweisen. Bezieht man auch die Etymologie des Namens Wälsungen mit ein, dann bestätigt sich indirekt, dass es sich bei ihnen um keine im Betrachtungsraum ansässigen autochthonen Germanen, sondern um Hinzugewanderte gehandelt haben könnte. An sie trat die ureinheimische Bevölkerung möglicherweise die Macht ab und unterwarf sich ihnen wegen ihrer fortschrittlicheren Methodik, teilte sie sich später mit ihnen, übernahm sie und akzeptierte sie in der Folge als ihre neuen Anführer. Es könnte auf ihre griechische Abkunft, ihre kulturelle Überlegenheit aber auch ihre Kampfkraft zurück zu führen gewesen sein. Dem deutschen Wörterbuch nach steht das Verb „wälsen“ in enger Verbindung mit dem Verb „wälzen“ und ist eine Ableitung des Wortes „Walen“ mit gleicher Bedeutung, das in altdeutscher Sprache „Walisôn“ lautet. Im übertragenen Sinne folglich „wälsen“ wie „sich wälzen“ also in Bewegung sein bzw. sich hin und her bewegen. Man kennt es aus der Wandersprache der Handwerker die sich auf der Walz befanden. Ein schöner Vergleich ist die Teigrolle, auch Nudelholz genannt, das man in Südwestdeutschland „Wallierholz“ nennt. Ein Wort ohne festgelegte Schreibweise für das nur die Mundart zuständig ist. Demzufolge waren die Wälsen die Zu - bzw. Eingewanderten. Sage und Mythologie war die germanische Form der Überlieferung und darin haben sich die Erinnerungen bewahrt in dem sie in Odin seit jeher den unsteten Wanderer und Reisenden sahen. Er führte das unruhige Leben eines Eingewanderten weiter der nie richtig sesshaft werden wollte oder konnte. Zudem hatte auch Odin wie Flavus der Bruder von Arminius im Kampf ein Auge verloren. Sigemundes Vater trug noch den Namen Wäls und wies sich damit als Angehöriger jener Sippe der Eingewanderten aus, sodass man möglicherweise mit seiner Namensnennung noch an die einstige Wanderbewegung erinnern wollte. Möchte man noch einen Schritt weiter zurück gehen, dann bietet die Ynglinga Saga, aufgezeichnet im Prolog 1 von Snorri Sturluson noch die Version an, wonach Thor, der trojanisch - thrakische Trór, wiederum ein Vorfahre von Odin gewesen sein soll, der wie Aeneas. Aenea oder eða Enea auch einer der Wanderer von Asien nach Europa war. Es ist in der Tat eine nebulöse Spur die uns die „germanische Geschichtsschreibung“ wie eine Last oder Herausforderung an unsere Interpretationsfähigkeit und Phantasie aufbürdet, die man aber auch wenn sie sich nicht historisch greifen lässt nicht ignorieren sollte. Vergegenwärtigt man sich der jeweiligen Gegner die sich Germanien noch in vor römischen Zeiten in ihren Stammesfehden auf Basis gleichwertiger Waffentechnik gegenüber standen und welche Kampftaktik sie dann bevorzugten, dann ranken sich viele Theorien um die Frage, wie es einem kulturell und militärisch rückständigen und somit unterlegenen germanischen Stamm an der Weser überhaupt gelingen konnte im Zuge ihrer Schlachten die römischen High-Tech Armeen bezwingen zu können. So könnte dies nicht nur der fortschrittlichen keltischen Schmiedekunst zu verdanken gewesen sein, sondern auch am nüchternen Kalkül gelegen haben, dass sie sich aufgrund ihrer neuen mediterranen Kampfgenossen zunutze machen konnten. Letztlich könnte in beidem eine Erklärung dafür liegen, wie es gelingen konnte, sich gegen eine eingeübte römische Soldateska behaupten zu können. Beruhte man in Rom noch auf der Vorstellung, das man es in Germanien mit Halbwilden zu tun bekam und hatte sich dies aufgrund ihrer ersten Erfahrungen beim Rheinübertritt noch verfestigt, herrschte gar in ihren im Hinterköpfen vielleicht noch immer die Vorstellung es mit Kimbern und Teutonen zu tun zu haben, so erkannte man doch nach anfänglichen Erfolgen sich getäuscht zu haben. Natürlich könnte auch, und das nicht erst durch den Frontenwechsel des Arminius ein Vergleich der Truppenstärke zu Gunsten der Germanen ausgefallen sein. Aufgrund der fruchtbaren Bördelandschaft war die Region stärker besiedelt wodurch die Cherusker mehr Kämpfer ins Feld schicken konnten. Und auch der Überraschungsmoment dürfte im Zusammenhang mit den unwirtlichen Bedingungen hinsichtlich der spätsommerlichen Vegetationsdichte und der zunehmenden Niederschläge eine Rolle gespielt haben. Im Zusammenwirken mit der Ortskenntnis dürfte sich für die Germanen vieles im Zuge des Marschgefechtes günstig auf den Schlachtenausgang ausgewirkt hatte. Bei neuer Herangehensweise könnte man man aber auch die Ansicht vertreten, dass dies gewachsen auf einer ausgereiften Vorarbeit bzw. der Leistung eines Wälsen mit Namen Segimunde zu verdanken war und man es folglich als ein Resultat seiner minutiösen strategischen Planung betrachten kann. Das Werk eines Mannes der nicht nur mit antiker Kampftechnik, sondern auch mit ihrer Denkungsweise vertraut und ihnen damit ebenbürtig war. Obwohl im Kampf erfahren, konnte der junge heißsporn Arminius diesem Vorsprung an Erfahrung und Reife noch nichts entgegen setzen und sein Vater setzte ihn daher da ein, wo er sein Talent am besten ausspielen konnte. So hört es sich schon mehr danach an, als wäre es die ausgeklügelte Strategie gewiefter Taktiker gewesen die Varus unterschätzt hatte. Das die Cherusker deren Stammesname sich kaum deuten lassen will der aber auch südosteuropäische Einflüsse erkennen lässt sich an griechisch/mediterraner Fortschrittlichkeit und Methodik bedient haben könnte, würde so manches erklären helfen. Möchte man es also wagen Schlussfolgerungen zu ziehen, dann profitierten die Cherusker in ihren später „Saxland“ genannten Siedlungsgebieten von eben jenen Vorteilen der asiatischen Neuankömmlinge, ihrer überlegenen Kultur und dem damit einhergehenden Zugewinn an Innovation. So hätten sie den Sieg über die römische Armee im Ursprung jenem Odin zu verdanken, der damals mit seinen Asen einwanderte und den Grundstein für das Geschlecht legte, das von den Einheimischen Wälsungen genannt wurde. Das dies später zur Vergöttlichung der Ahnen führen würde ja musste, klingt nicht aus der Luft gegriffen, denn dank ihrer Fähigkeiten triumphierten sie letztlich über ein Weltreich. Ob es den Ureinheimischen die sich vermutlich eher kopflos, unkoordiniert, ungestüm und nur von der inneren Rage getrieben zu unbedacht in einen Kampf stürzten gelungen wäre, derartige Herausforderungen ohne die Vermischung mit den Wälsungen zu bestehen mag dieser These folgend dahin gestellt sein. Hinzu kommt, dass durch das Auftreten von Arminius aus der gleichnamigen Sippe der Wälsungen ein kampfesmutiger Germane ausgestattet mit römischer Disziplin und vertraut mit deren Kampftaktik in das Schlachtengeschehen eingriff und es entscheidend mit beeinflusste, sodass mehrere günstige Fügungen aufeinander trafen. Es ist in der Tat ein zerbrechlicher Faden den uns hier die Historie mit eingesponnen hatte und den man schnell verwerfen könnte, wären nicht auch noch andere mythologische Götternamen wie Thor oder Balder überliefert, hinter denen sich ebenfalls reale Personen verborgen haben könnten und ginge aus der germanischen Sagenliteratur nicht noch mehr Auswertbares hervor. Denn da war auch noch der skandinavische König Gylfi der den Beinamen „Der Sagenhafte“ trägt, was gerne für alles Unbeweisbare heran gezogen wird. Er soll einst den Asienmänner mit Odin an der Spitze entgegen geritten sein, was keinen unglaublichen Akt bedeuten würde, was man für nachvollziehbar und für die Zeit üblich halten darf, wenn sich Machtverhältnisse verschoben um ihnen das Angebot zu machen in seinem Reich im Norden ein eigenes zu gründen. Da Odin zunächst im Saxland ansässig gewesen sein soll, womit die Frage verbunden ist wo das gewesen sein könnte, dann wird er ihn auch dort auf halben Wege angetroffen haben. Eine Episode hat uns Snorri als Gylfis Täuschung in seiner von ihm Anfang des 13. Jahrhunderts verfassten „Snorra Edda“ überliefert wonach Gylfi im 1. Jhdt. vor der Zeitenwende die Burg der Asen gesucht hat und dort auf das Blendwerk eines dreifachen Hochsitzes stieß der vertikal übereinander stand und wobei es sich dieser Theorie nach um den Thronsaal des Wälsengründers Odin gehandelt haben könnte. Dem heute Egge genannten Gebirgszug liegen ältere Bezeichnungen wie das nasal gesprochene Wort „Osnegge“ zugrunde, das sich vom Ursprung her auf das Wort Asenegge dem Lebensmittelpunkt der Asen bzw. Osen beziehen ließe. Strategische Gründe lassen den möglichen Hauptsitz der Cherusker und damit des Wälsungengeschlechtes im Bereich der bedeutsamen Weserfurt vermuten. Während die Brunsburg mit einer westlich vorgeschobenen Wallanlage aufwarten kann die vermutlich germanischen Ursprungs ist, könnte man je nach dem wie man vor über 2000 Jahren die Bedrohungslage einschätzte auch im Fürstenberg auf der östlichen Weserseite gelegen einen frühen Stammsitz erkennen. Wo letztlich Gylfi Wallhall, womit man vielleicht auch die Halle der Wälsen gemeint haben könnte fand und wo man ihm die Rätselfragen stellte bleibt offen. (18.08.2023)
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