Mittwoch, 19. Juli 2023
Waren Segimunde und Sigimeri die gleiche Person ?
Auf den ersten Blick muss man sagen nein, denn nach antiker Lesart war der Name des Vaters von Arminius Sigimeri der erstmals vom römischen Offizier Velleius Paterculus einem Zeitgenossen von Arminius der nach 30 + verstarb in seinem Kapitel 118. 1 schriftlich erwähnt wurde. Nach germanischer Geschichtsschreibung die dem Volksmund folgt und daher nicht an einem einzelnen Historiker fest zu machen ist lautete der mit Sigimeri möglicherweise identische Vorzeitheld Segimunde und er war der Vater von Sifrit. Auf Segimunde stieß die Forschung im Beowulf Epos da ihn ein höfischer Sänger im 6. Jhdt. nannte. Um zu versuchen eine Übereinstimmung zwischen Segimunde und Sigimeri zu begründen ist es in diesem Fall angebracht die Frage nach der Quellensicherheit zu stellen, was für die antike Version sprechen würde. Um dies plausibel zu machen bietet sich zunächst das umfängliche Geflecht der verwandtschaftlichen Beziehungen innerhalb der cheruskischen Fürstenfamilie an. Und dies nicht nur weil die antike Darstellung aufgrund der hinterlassenen Namen schon zu Beginn der Jahrtausendwende die fortschrittlichere Genealogie anbieten kann, sondern auch weil die darin erkennbar werdenden Personennamen aus den Federn sich gegenseitig bestätigender unterschiedlicher antiker Historiker stammen wodurch sie untereinander zuordnungsfähig werden. Der nordische Sagenkreis kann erst um das Jahr 1200 den Stammbaum für Segimunde nach reichen, wodurch erst eine Gegenüberstellung der Familienverhältnisse von Segimunde und Sigimeri möglich wird. Dadurch wird augenscheinlich, dass diese bei Segimunde tiefer greifen verzweigter und vielschichtiger sind und somit detaillierter ausfallen als bei Sigimeri wodurch sie über die Genealogie aus römischer Feder hinaus gehen. Das darin enthaltene Wissen konnte sich im germanischen Hinterland verborgen gehalten haben und entzog sich somit dem antiken Informationsstand. So könnte es offen legen, dass die familiären Verstrickungen im Fürstenhaus der Cherusker weitaus umfangreicher waren als es der Forschung auf Basis der antiken Quellen bewusst war. Um für eine Identität zu plädieren, kommt des Weiteren die Zeitspanne zu Hilfe die zwischen Paterculus und dem Barden verstrichen ist. Viele Jahrhunderte in denen Worte im Zuge mündlicher Überlieferung Umbildungen erfuhren und ihre Schreibweise Veränderungen unterworfen war. Und nicht nur am Beispiel der Worte „trahho und „drago“ lässt sich erkennen wie Sinngebung sich verschieben kann. So könnte sich auch der Name des Fürsten Sigimeri, der auch als Segimer oder Sigimer verstanden wird auf dem langen Weg von Ostwestfalen, weiter getragen über die im 5. Jhdt. nach Südengland ausgewanderten sächsischen und fälischen Söldner die dort später die angelsächsischen Königreiche gründeten vom antiken Original in Segimunde verwandelt haben. Die Endsilben „mer“ bzw. „meri“ oder „mar“ sind in der germanischen Welt genau so häufig anzutreffen wie die Endsilbe „mund“ und Verwechslungen denkbar. Es ist also durchaus denkbar und es mag viele Gründe geben die dafür sprechen, dass Aussprache und Schrift im Verlauf von respektive 600 Jahren Veränderungen erfahren haben, an dessen Ende uns nicht mehr der Name Sigimeri, sondern Segimunde begegnet. Auch dass die germanische Geschichtsschreibung die heroischen Taten nicht dem drachentötenden Helden Sifrit wie man ihn im Nibelungenlied nannte in diesem Sinne also Arminius, sondern seinem Vater zuschrieb lässt sich begründen. Für die germanischen Oberhäupter anderer Stämme die mit an den Vorbereitungen zur Varusschlacht beteiligt waren oder Kenntnis davon hatten und daher die Lage zum Zeitpunkt der Stunde Null vor dem Angriff bestens einschätzen und bewerten konnten stand fest, dass es Segimeri war der die Stämme einte, motivierte auch den Plan entwarf also die Zugstrecke festlegte und daher den größten Anteil am Sieg für sich verbuchen konnte. Er war somit nicht nur der Vater des Erfolges, er war auch der Vater des Mannes der dann auf dem Schlachtfeld seine Strategie in die Tat umzusetzen hatte. Da es dem zum römischen Ritter aufgestiegenen Arminius erst nach der Niederschlagung des Pannonienaufstandes im Spätsommer oder Herbst 8 + möglich war nach Ostwestfalen zurück zu kehren, konnte er sich nicht schon in der Anfangsphase varianischer Machtvollkommenheit als sein Gegenspieler in Position bringen. Dieser Umstand gereichte ihm zum Vorteil, da er unbelastet war und sich als Freund des Imperiums präsentieren konnte. So profitierte Arminius in den Augen aller Germanen unübersehbar für alle von den Vorleistungen seines Vaters. Infolgedessen übernahm der Volksmund dieses allgemein verbreitete Wissen hinsichtlich der seinerzeitigen Ausgangslage und es bietet eine Erklärung dafür, dass in der frühesten bekannt gewordenen germanischen Aufzeichnung dem Beowulf Epos noch Segimund und damit indirekt Segimer gemeint, als der Bezwinger des römischen Drachen Eingang in die germanische Geschichtsschreibung fand und nicht sein Sohn Arminius respektive Sifrit. So war es in erster Linie diese Schlacht und vielleicht weniger die fünf Jahre später zum Ausbruch kommenden Kämpfe der Jahre 14 + bis 16 +, die den geschichtlichen Wendepunkt markierte und daher für die Zentralgermanen die höhere Bedeutung besaß. In den Folgekämpfen führte kein Segimer mehr Regie, Arminius rückte nach und wird im Team mit den anderen Anführer gewirkt, letztlich aber das alleinige Sagen gehabt haben, wenn wir den antiken Quellen folgen wollen. Aber den Sieg über Varus stufte man als gewichtiger und ehrenhafter ein zumal er nicht vorhersehbar war. Seine Bedeutung lag auch darin, dass erst dadurch die Germanen das nötige Selbstvertrauen bekamen und was ihre Widerstandskräfte frei setzte die sie brauchten um die Schlachten gegen die gewaltige Streitmacht eines Germanicus aufnehmen zu können. Arminius hatte auch auf den Schlachtfeldern der Jahre 15 + und 16 + das Zepter in der Hand, kämpfte aber in einer anderen und neuen Allianz an Verbündeten die nicht mehr mit jener aus Varustagen identisch war. Möchte man sich also auf die Thematik einlassen und sich der Fragestellung widmen, ob Segimund und Segimer identische Personen waren, dann ist der Einstieg in die Rahmenbedingungen der frühen Ereignisse unerlässlich und der Beowulf Epos wird zu einem wesentlichen Schlüsselelement der Aufarbeitung. Er enthält das älteste Wissen aus germanischer Feder und nichts war für die Zentralgermanen mit soviel Aufopferung verbunden wie die Abwehrschlachten gegen Rom, als dass man sie nicht auf diesem Weg wenn auch nur als Randnotiz verarbeitet hätte. Der Beowulf Epos verkörpert zudem die Originalversion der bekannten Nibelungensage und es fällt ihm damit auch eine hohe Bedeutung zu, wenn man an die diversen Interpretationen denkt, die sich um die nebulösen Drachenüberlieferungen ranken. Für den Forschungsansatz entscheidend darin ist die Aussage, dass es nicht Sifrit alias Arminius war den man in Nordeuropa Sigurd nannte, der im Drachenkampf der Vorzeit erfolgreich war, sondern ein Mann namens Sigemund alias Segimer, seinem Vater. Darin spiegelt sich ein großer Widerspruch der nach dem Beowulf Epos einen Bruch in der Erzähltradition einleitet. Denn in allen folgenden Werken tritt der Vater von Arminius nicht mehr als Drachentöter in Erscheinung, sodass vermutet wird Segimund respektive Segimer habe das Ende der Varusschlacht nicht mehr erlebt, konnte sich folglich in den Folgeschlachte keine Verdienste mehr erwerben. Von der vermeintlichen Tatsache ausgehend, dass der Vater von Arminius im Gegensatz zu ihm noch im 5. Jhdt. unter den Germanen eine große Verehrung genoss lässt sich ableiten, dass in den germanischen Vorstellungen auch andere Ansichten zum einstigen Geschehen verbreitet gewesen sein könnten als es uns die antiken Schriften die in Arminius die Hauptfigur sahen es uns glaubhaft machen wollen. Aber aufgrund seiner Vorgeschichte des zweimaligen Frontenwechsels, wurde Arminius für die antike Welt attraktiv und es wird deutlich, dass das Augenmerk verstärkt auf die interessante Gestalt dieses römischen Ritters Arminius gerichtet war. Auf ihn hatte man wie überliefert ist große Stücke gesetzt und ausgerechnet er war es dann, der dem Imperium in der dunkelsten Stunde augusteischer Machtpolitik auf dem Schlachtfeld in den Rücken fiel. Fortan fokussierte sich die römische Geschichtsschreibung auf diese schillernde Person und ließ dafür im Gegenzug die Gesamtleistung der germanischen Stämme und Stammesführer außer acht. Seine Kehrtwendung mitten im Schlachtentreiben und sein mit Verrat verbundener Treuebruch wog so schwer, dass man in Rom viele andere Umstände ausblendete und ihn auch später im Zusammenhang mit den Schlachten des Jahres 16 + nicht mehr aus dem Auge verlor. So war es immer schon schwer vorstellbar, dass bei Idistaviso als acht Legionen unter Germanicus gegen die Germanen antraten aber in Arminius nur ein einziger Feldherr auf germanischer Seite erwähnt wird. Der konvertierte Germane war vom Star zum „Enfant terrible“ römischer Geschichtsschreibung avanciert, sein wirken hob sich ab und zog die Aufmerksamkeit aller auf sich was sich in auffälliger Weise in der antiken Literatur widerspiegelt. Aber wie schon an anderer Stelle angemerkt war die Germanenforschung in Deutschland immer schon zu „Antike gläubig“ ausgerichtet, sodass das vorhandene Wissen der einstigen Gegenseite wegen Mangel an Deutungsversuchen immer schon zu kurz kam. Am großen Verbreitungsgrad des Namens Sifrit lässt es sich festmachen und allein danach zu urteilen zu welcher Bekanntheit dieser Name in Europa in all seinen Sprachvarianten gelangte darf man resümieren, dass er auch nicht erst im Nibelungenlied aus dem 13. Jhdt. auftauchte und sich auf älteste Zeiten berufen kann, worüber aber noch zu sprechen sein wird. Durch das einstige Zusammenwirken beider wurde auch der Name Sifrit immer schon mit dem seines Vaters Segimund in engste Verbindung gebracht, so dass beide im germanischen Sprachraum was die Drachentöter Überlieferung anbelangt eine Einheit bildeten. Beides waren Personen deren Taten in ältester Vergangenheit wurzelten und sich im Volksmund erhielten. Als die Erinnerungen an die antiken Zeiten zu verblassen begannen verschob sich die Sichtweise und Sifrit der Sohn setzte sich durch. Die Sage schob ihn in den Vordergrund und Segimer respektive Segimund verlor an Bedeutung. Aber gleichrangig gingen sie in die Geschichte ein, da beiden der vergangene Ruhm erhalten blieb auch wenn Jahrhunderte später niemand mehr über ihre Verdienste zu berichten wusste. Vom 6. Jhdt. als sich die Taten des Beowulf zugetragen haben sollen und Segimund als Vorzeitheld Erwähnung fand bis zur Nibelungensage in der Sifrit die Bühne betrat vergingen rund 600 Jahre. Eine Zeit in der unsere Vorfahren vielfältigen und sich verändernden Einflüssen ausgesetzt waren. Die antiken Weltanschauungen hatten in Mitteleuropa Fuß gefasst die überlebenden Kreuzritter irritierten mit ihren wilden Erlebnisberichten die mittelalterlich höfische Gesellschaft, neue Eindrücke spülten in die Welt nördlich der Alpen und die Phase der Christianisierung tat ihr übriges, sodass man zu anderen Überzeugungen gelangte. Es fanden grundlegende und wesentliche Umorientierungen statt man besann sich neu und das Rom einst in Ostwestfalen kämpfte war aus dem Wissen der Zeit entschwunden und nur wer in Germanien staunend vor den gewaltigen imperialen Bauleistungen stand konnte sich vorstellen, dass dies nicht zu allen Zeiten auf Gegenliebe gestoßen sein konnte. Konkurrierende Auffassungen darüber wer sich am germanischen Sieg über Rom die größten Verdienste erworben haben könnte waren längst in den Hintergrund getreten und keiner sprach mehr von Siegmund oder kannte gar einen Segimer, denn fortan waren alle Augen auf Siegfried gerichtet. Siegfried schrieb sich im Nibelungen Lied Sifrit und dies dürfte auch sein Originalname gewesen sein, der Name mit dem dem man ihn auch in Germanien zu Zeiten der römischen Besatzung gerufen haben dürfte. Der Name wie er einem auch heute noch, also 1000 Jahre nach "Hagen von Tronje" leicht über die Lippen geht. Somit hatte sich sein urgermanischer Name Sifrit noch bis ins hohe Mittelalter in schriftlicher Form behaupten können, während dies dem lateinischen Name Arminius nur auf regionaler Ebene in Ostwestfalen und das auch nur bis zur Niederlegung seiner Gedenkstätte der Irminsul, gelang. Die Vorstellung, das sich im Drachenkampf die Varusschlacht verbirgt gilt auf Basis dieser Theorie als gesetzt und sie ist auch nicht neu, denn schon seit dem 19. Jahrhundert wird darüber spekuliert, da sich vieles in auffälliger Weise ähnelt oder sich plausibel miteinander verbinden lässt. So lassen sich etwa die bislang aufgestellten Thesen auf die Namensähnlichkeit von Sigemund und Segimer was den Wortstamm „Seg oder Sig“ anbelangt beziehen da man diesen über die Generationen vererbte. Und mit Siegfrieds Tarnkappe ließe sich der Verdacht begründen, Varus habe in Arminius zu lange den ihm treu ergebenden einst römischen Offizier gesehen, bevor dieser dann plötzlich mitten im Kampf seine Tarnung ablegte, oder das sich die dahin schlängelnden römischen Legionen gut mit dem Schlangenwurm, also dem "Lintwyrm" vergleichen lassen. Letztlich meinte man auch bei beiden einen Verwandtenmord erkennen zu können, obwohl es bei Arminius unbewiesen bleiben muss. Was die Unsterblichkeit der Sage anbelangt, so berief man sich noch auf Tacitus der bereits auf die Langlebigkeit in Bezug auf die Verherrlichung der Taten des Arminius angespielt hatte in dem er einen vorsichtigen Nachruf dazu formuliert hatte. Weitere Erklärungen vorzulegen warum man den Sieg dem Beowulf Epos folgend dem Vater und nicht dem Sohn zuschrieb sollen nun dazu beitragen die These Drachenschlacht gleich Varusschlacht zu stützen. Dazu gehört auch der Hinweis im Beowulf Epos, dass Sigemund als Sohn des „Wälse“ bezeichnet wurde, er also dem namhaften und glorifizierten Geschlecht der Wälsungen angehörte. Eine Herrscherdynastie die auch in der Völsunga Saga erwähnt wird zu deren Nachkomme Sifrit bzw.Sigurd zählte und alle einst von Odin abstammten. Für die Glaubwürdigkeit der reale Existenz dieser Dynastie spricht, dass auch in der Lieder Edda,der Snorra Edda und der Thidreks Saga die Rede von den Wäslungen ist. Die Häufigkeit an Erwähnungen dieses Sippennamens in unterschiedlichen Sagenkomplexen sollte kein Zufall sein und erhärtet den Verdacht, dass der Beowulf Epos auf tatsächlich Geschehenem basiert was seinem Inhalt historische Substanz und Aussagekraft verleiht und ihn damit ebenbürtig mit den antiken Quellen erscheinen lässt. Aber es lassen sich noch weitere Spuren finden, denen es sich nachzugehen lohnt. Und dazu gehört auch ein Abgleich der Stammbäume von Segimund und Segimer. Eine unvermeidbar Prozedur möchte man versuchen auch auf diese Weise dem Verdacht der Identität nachzugehen. Lässt sich also im Drachen der römische Feldherr Varus identifizieren, dann birgt der Epos auch noch andere Überraschungen. So existiert eine Übereinstimmung die wir Paterculus zu verdanken haben, denn er berichtete unter II. 119 „ Vari Corpus Semiustum Hostilis Laceraverat At Feritas“. Der Übersetzung nach lautet es „selbst die halb verbrannte Leiche von Varus hatte die Rohheit des Feindes zerfleischt“ und auch im Beowulf Epos ist an zwei Stellen die Rede von einem verschmorten Drachen was vergleichende Überlegungen zulässt. Das Varus nicht von der Hand des Arminius starb und Siegfried dem Drachen auch nicht wie es die Germanen mit Varus taten ihm nämlich den Kopf abzuschlagen, sondern Sifrit ihn von unten tötete, lässt sich nicht in die Theorie einbetten und könnte der mittelalterlichen Prosa bzw. dem Unwissen geschuldet sein. Das man dem halb verbrannten Körper von Varus noch den Kopf abgeschlagen hatte um damit Marbod ins germanische Bündnis zu locken schien zwar unmittelbar nach der Varusschlacht eine Tat mit politischem Hintergrund gewesen sein, sollte aber nicht vergessen machen, dass dies in einer Region geschah die einst von Kelten besiedelt war und in der naturgemäß ihr Bevölkerungsanteil auch noch um das Jahr Null nicht unerheblich gewesen sein dürfte. Kelten pflegten der Überlieferung nach den Kopfkult und in der Folge auch die dort ansässig gewordenen Germanen, wodurch man darin auch ein Akt mit hoher Symbolkraft sehen kann. Was den Stammbaumvergleich anbetrifft, so hatte Segimund was für die Zeiten nicht verwundert „sagenhafte“ vier Söhne von drei Frauen was zu damaligen Zeiten für die Erbfolge nützlich war und es die höhere Müttersterblichkeit erforderte. Der römische Offizier Velleius Paterculus war mit Arminius persönlich bekannt und überlieferte, dass der Cherusker Segimer jedoch nur zwei Söhne hatte was gegenüber den germanischen Quellen allgemein als „glaubhafter“ galt. Es gibt untrügliche Hinweise darauf, dass die zwei Söhne von Segimer Geschwister waren wobei der Name seiner Frau den römischen Schriften nicht zu entnehmen ist. Das demnach Sifrit bzw. Sigurd der jüngste Sohn von Segimund aus seiner letzten Ehe mit Hjördis auch als mit Arminius identisch zu betrachten ist, ergibt sich aus dieser Theorie. Und es war auch dieser Flavus der Bruder von Arminius der auch zur Klärung beitragen könnte denn mit seiner Hilfe lässt sich die germanische Version glaubhafter machen und auch er dürfte wie Arminius einen germanischen Namen getragen haben, der sich aber anders als der von Arminius nicht zu erkennen gibt. Möchte man mithilfe der germanischen Methodik in Form der Weitersage geschichtlicher Ereignisse versuchen heraus zu finden, wie sein germanischer Name lautete, dann käme dafür nur noch einer der drei anderen Söhne von Sigemund in Frage. Dies wären entweder Sinfiötli, Helgi Hundingsbane oder Hamund. Legt man für diese Analyse den Beowulf Epos zugrunde, dann war Sinfiötli der Neffe von Sigemund nicht sein Sohn. Die Völsunga Saga hingegen bezeichnet ihn sowohl als Neffen als auch als Sigemunds Sohn. Damit wird deutlich, dass seine Herkunft etwas verschleiert dargestellt wird was daran liegen könnte, dass Sigemund seinen Sohn Sinfiötli mit seiner Schwester Signy gezeugt hatte als nicht statthaft war und es ihr bewusst war, dass sie Blutschande begangen hatte. Da aber das gesundheitliche Risiko bei Kindern aus Inzestverbindungen an Stoffwechselstörungen zu erkranken genetisch bedingt höher ist, haben sie eine niedrige Lebenserwartung, so dass sich Rom Sinfiötli nicht als Geisel ausgewählt haben dürfte, da er für einen Dienst im römischen Heer bzw. eine höhere Laufbahn nicht geeignet gewesen wäre. Damit kann er es nicht gewesen sein und Sinfiötli fällt somit als der germanische Name von Flavus aus. Eine Übereinstimmung die nicht unterschlagen werden soll findet sich lediglich darin, das sowohl Flavus nicht an der Varusschlacht teil nahm aber auch Sinfiötli nicht am Drachenkampf seines Vaters Sigemund beteiligt war, blieben also beide passiv. Da Sinfiötli folglich nicht in Frage kommt Falvus zu sein, könnte man sich im ersten nachchristlichen Jahrzehnt als Varus in Ostwestfalen eindrang für einen der anderen Söhne von Segimund respektive Segimer entschieden haben um ihn in römische Obhut und Armee aufzunehmen. Folglich kämen jetzt nur noch Helgi oder Hamund aus der Ehe von Segimund mit Borghild von Bralund in Frage die sich hinter Flavus verborgen haben könnten. Festzuhalten ist aber, dass Segimund mit Hjördis in Sifrit bzw. Sigurd nur ein Kind hatte, sodass Helgi und Hamund aus der Ehe mit Borghild dann nur die Halbbrüder von Arminius gewesen wären. Des Weiteren sind uns aus allen Beziehungen, sowohl von Segimer als auch Segimund keine weiblichen Nachkommen überliefert was nicht bedeutet, dass es sie nicht gab. Ein Umstand den man nicht verschweigen sollte. Da der Wälse Helgi den Hundingen König erschlug der dem Namen nach vermutlich vor den Wälsen über Hunaland herrschte, könnte dies die Zeit gewesen sein, von wo an die Wälsungen um die Macht im Hunaland rangen bevor sie es eroberten. Hunaland, das man sich großräumig unter der norddeutschen Tiefebene und Teilen von Westfalen bis zum estlichen Harzrand vorstellen darf. Flavus möchte man ihn in Helgi sehen, konnte aber auch nicht in römische Dienste gekommen sein, gleichzeitig aber noch Hunding getötet haben. Denn Flavus gelangte schon in jungen Jahren als Geisel in römische Obhut ein Alter in dem man sich noch nicht mit anderen Herrscher schlägt, so darf man annehmen, dass es sich auch bei Helgi nicht um Flavus gehandelt haben konnte. So bliebe nur noch Hamund der jüngste Bruder um Flavus gewesen zu sein. Jener Hamund den die Forschung in Island sucht. Da es der Barde aber bereits im 6. Jhdt. berichtete, die Insel jedoch erst im 7. Jhdt. besiedelt wurde, lässt es sich mit keinem in der Vorzeit stattgefundenen Drachenkampf in Verbindung bringen. Würde sich also Hamund hinter Flavus verbergen, dann wäre er wie Helgi zudem auch nur der Halbruder von Arminius gewesen. In Sigemund hätten sie zwar den gemeinsamen Vater gehabt, aber die Mutter von Hamund und Helgi war Borghild von Bralund, während die Mutter von Arminius und Flavus nach dieser Theorie Hjördis gewesen wäre. Das es Halbbrüder von Arminius waren steht auch im Widerspruch zum Tacitus Hinweis, wonach Arminius als er mit Flavus im Streitgespräch über die Weser lag von der gemeinsamen Mutter sprach. So spräche auch diese Annahme der Argumentation entgegen Hamund könnte Flavus gewesen sein. Demnach kommt unter allen Söhnen von Segimund keiner in Frage Flavus gewesen zu sein. Zweifellos handelt es sich hier um die Verkettung kühner Theorien, aber diverse Anhaltspunkte liegen vor die den Versuch wert erscheinen lassen Segimer und Sigemund in unmittelbaren Bezug zueinander zu setzen. Mit der großen Wissensleere die sich aus den Worten der antiken Schriftsteller über die innergermanischen Zustände heraus lesen lässt und die zwischen den Zeilen immer wieder deutlich wird scheinen auch hypothetische Ansätze dieser Art gerechtfertigt zu sein. Aber es gibt noch eine weitere Erklärung mit der sich die Frage um Flavus aufhellen ließe. Hintergründe die man ungern in die Diskussion mit einbezieht, da im tiefen Brunnen der Geschichte der Forschung schnell der Sauerstoff ausgeht. Bei näherer Betrachtung der These Segimund könne der Vater von Arminius gewesen wäre, hätte auch er im ersten Jahrzehnt nach der Zeitenwende in Ostwestfalen gelebt und auf ihn hätte auch all das zutreffen müssen, was man von Segimer aus römischer Quelle weiß. Dies hieße im Umkehrschluss, dass der Name von Segimers letzter Frau Hjördis war und ihr gemeinsamer Sohn Arminius respektive Sifrit bzw. Sigurd gewesen wäre. Anzunehmen wäre dann, dass Borghild nach der erneuten Eheschließung Segimunds mit Hjördis mit ihren Söhnen Helgi und Hamund ihre ostwestfälische Heimat verlassen haben könnte um nach Dänemark zurück zurück zu gehen, sodass dies auch ein Grund böte, unter beiden nicht auf Flavus zu stoßen Aber der Sage nach hatte Hjördis in Sifrit respektive Arminius nur einen einzigen Sohn, während doch laut Velleius Paterculus Segimer zwei Söhne hatte, nämlich Arminius und Flavus. Das beide Brüder waren wird aufgrund des von Tacitus überlieferten Streitgespräches im Jahre 16 + deutlich als Arminius auf die gemeinsame Mutter zu sprechen kam. Aber reicht diese Abweichung schon aus um die Theorie der Identität von Segimund und Segimer zu verwerfen, oder hatte Hjördis möglicherweise noch einen weiteren uns unbekannt gebliebenen Sohn da die Sage ihn verschwiegen hat, den sie verschweigen wollte und bei dem es sich dann um Flavus gehandelt haben könnte ? Flavus war der jüngere Bruder von Arminius mit unbekanntem Alter. Arminius war zur Zeit der Varusschlacht etwa 26 Jahre alt aber sein Bruder war um wieviel Jahre auch immer jünger. So war er von dieser germanischen Schicksalsschlacht gegen Varus nicht so stark geprägt wie sein älterer Bruder Arminius respektive Sifrit. Im Zusammenhang mit der Schlacht wird Flavus von antiker Seite auch an keiner Stelle erwähnt, da er sich vermutlich weit abseits davon aufhielt bzw. Rom ihn, das Geisel von Ostwestfalen fern hielt. Obwohl Flavus vom Sieg seiner Landsleute erfuhr entschied er sich nicht wie zuvor sein Bruder Arminius die römische Armee zu verlassen um wieder in seine alte Heimat zurück zu kehren und sich patriotisch gegen Rom zu stellen, sondern blieb den römischen Lebensgewohnheiten und dem dortigen Militärdienst treu. Schlimmer noch, denn später führte er für Rom unter der Führung von Germanicus sogar noch das Schwert gegen sein eigenes Volk. Ein Vergehen, das damals wie heute in der Rechtsprechung unter dem Namen Hochverrat geführt wird. Man könnte es also konsequent nennen, auch ohne das es in den germanischen Sagenberichten erwähnt wurde, dass man Flavus aufgrund seiner Entscheidung aus dem cheruskischen Fürstenhaus verbannte. Denn mit seinem Verhalten leistete er sich ein Vergehen, das zu allen Zeiten insbesondere im Kriegsfall scharf geahndet wurde und immer noch wird, das aber in archaischen Zeiten deutlich drastischer ausgefallen sein dürfte als heute und auch weitaus drakonischere Strafmaßnahmen vorsah. Als es im Jahr 16 + über die Weser hinweg zu dem legendären Streitgespräch zwischen beiden Brüdern kam wurde Flavus von Arminius heftig beschimpft und deutlich mit dem Wort Verräter betitelt. Was dies bedeutet lässt sich mit heutigen Maßstäben nicht mehr ermessen, dass es aber in der Historie Erwähnung findet ist allein schon Bemerkenswert. Ob Flavus sein fürstliches Blut dabei half, dass sich die Germanen ihm gegenüber zurück haltender verhielten und sich in ihrem Zorn mäßigten ist fraglich und auch die Gauversammlung dürfte ihm diesen Verrat nicht verziehen haben. Und auf Hochverrat und darin eingeschlossen die zusätzliche Tat zum Feind übergelaufen zu sein, sich dann am Kampf gegen sein eigenes Volk beteiligt zu haben, sowie für Feigheit oder Flucht stand damals die Todesstrafe. In diesem Fall ging man in alten Zeiten noch einen Schritt weiter und hing den Verurteilten für alle gut sichtbar an einem Baum auf. Und das die germanischen Sitten und Gebräuche streng waren zeigen die Strafen für Ehebrecherinnen die man dem Moor übergab. Aber wie sollte man mit Florus verfahren, wenn man seiner nicht habhaft werden konnte da er unter dem Schutz des Feindes stand. Ein Umstand der ihre Wut zusätzlich angeheizt haben dürfte. Die heillose Zerstrittenheit zwischen den Brüdern war in Germanien kein Geheimnis und auch über die Grenzen hinweg bekannt. Da ihnen aber nur wenige Möglichkeiten blieben um ihren Ärger zum Ausdruck zu bringen sie aber gleichzeitig den Stammesgesetzen und ihren Traditionen gerecht werden mussten, stellt sich die Frage wie die Gesellschaft damals auf sein Verhalten reagiert haben könnte. Überlegungen mit denen sich eine Forschungslandschaft schlecht beschäftigen kann, da sie sich außerhalb des Beweisbaren bewegen müsste. Menschliche Regungen sind bekannt wonach man ein derartiges Fehlverhalten aus dem Bewusstsein verdrängen möchte. In allen dürfte es gegärt haben und Väter neigen dazu in dem Menschen der Schande über sie und den Stamm brachte nicht mehr den eigenen Sohn sehen zu wollen. Eine Gemeinschaft stieß aus, tendierte zum Totschweigen und die Sage hielt sich daran. So liegt der Verdacht nahe, dass ihn die germanische Form der Geschichtsschreibung aus diesem Grunde auch nicht mehr erwähnte, während die antike Historie davon keinen Gebrauch machen brauchte, da sie die innergermanischen Sensibilitäten und Konflikte nicht tangierten. Insgesamt verbergen sich darin aber diverse Gedankenanstöße die dazu dienen sollen aufzuzeigen, dass es vor 2000 Jahren auch noch andere Zusammenhänge gegeben haben könnte mit denen sich die zwei Formen der Geschichtsschreibung auf einen Strang verdichten und zusammen führen lassen können. Denn in diesem Fall hätte Hjördis neben Sifrit noch einen zweiten Sohn gehabt, den man aber in Germanien verschwiegen hatte. Möchte man auf dieser Basis ein Fazit ziehen und die „sagenhafte“ germanische Geschichtsschreibung als ein gleichwertiges literarisches Produkt gelten lassen und es mit den historischen Anhaltspunkten die uns aus römischer Hand vorliegen verzahnen, dann wird ein anderer Hintergrund erkennbar. Und demnach stand für einen Großteil der Germanen fest, dass Segimer in Person des Segimund also dem Vater aufgrund seiner reifen Erfahrung und seiner taktisch erfolgreichen Vorarbeit der Triumph über Varus zustand. (19.07.2023)

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