Samstag, 26. August 2023
Römisches Marschlager unter dem Johannesstift - Städtische Keimzelle von Paderborn ?
Wenn es um die Suche nach einem Marschlager geht war Paderborn, der letzte Siedlungsschwerpunkt vor dem Eggeabstieg immer schon der Liebling der Römerforschung, zeigte sich dem aber bislang nicht erkenntlich. Dies hat sich nun dank der Funde geändert, denn man darf nun mit einem Militärstützpunkt spekulieren. Das infrage kommende Areal innerhalb von Paderborn befindet sich auf einem flachen Hügel der in früheren Zeit an drei Seiten von den Bächen Pader und Riemeke umflossen wurde. Er umfasst etwa 30 Hektar und bot demnach Platz für drei Legionen. Der Logik folgend war zu erwarten, dass auch der Boden unter Paderborn früher oder später römische Funde freigeben würde mit denen sich die Theorie einer Zwischenstation bestätigen ließe, sodass die Funde der Amphoren, sowie die Feldbacköfen nicht überraschen konnten. Die Region lebt von der Magie des Hellweges, den vor rund 7000 Jahren schon "die Neolithier" nutzten. Sie folgten den nach eiszeitlichen Herden und wussten, wie man am Besten und Schnellsten und das möglichst trockenen Fußes vom Rhein an die Weser gelangte. Sie suchten sich zwischen Ruhr und Lippe den bequemen Weg und brauchten dafür nur die Emscher zu queren. Einen Namen hatte diese von vielen Völkern genutzte Altstraße nicht nötig auf der später die Germanen zogen und über die sich das Imperium ihr Land einzuverleiben versuchte. Möglich, dass die moderne Bezeichnung Hellweg in einem römischen Baumeister mit Namen "Helvius" zu suchen ist, so wie sich eine andere von den Römern genutzte Altstraße zur Kanalküste in Belgien nennt. Und um ihre Pläne zu verwirklichen sorgte das Imperium wie zu erwarten ist für einen guten Ausbauzustand. Anhand der Eggequerung östlich Schwaney kann es noch Bestätigung finden. Ihr gradliniger Verlauf zeichnete sie aus und machte sie militärisch wertvoll. Eine in Richtung Osten frei gelegte Zuwegung vom römischen Umschlaglager Anreppen ausgehend stieß auf den Hellweg der aber in seinem weiteren Verlauf die Paderquellen zum Ziel hatte und zunächst nicht das neu entdeckte Römerlager im Menkhauser Bachtal von wo aus man in Richtung Porta Westfalica marschiert wäre. Aufgrund intensiver Nutzung machte es die Logistik erforderlich, dass die gesamte Strecke auch noch über eine Vielzahl unterschiedlicher Versorgungstationen verfügte. Lagerstätten für Material sowie kleinere und größere  Rastplätze für die  Zug- und Tragetiere die auch unterhalb der Tagesmarschdistanz gelegen haben dürften werden den Weg gesäumt haben. Ob man die Altstraße nun als einen römischen oder einen westfälischen Hellweg bezeichnen möchte sei dahin gestellt, Fakt ist das er nicht erst zu Römerzeiten den kürzesten Weg vom Rhein über Paderborn an die Weser darstellte. Die geographische Lage machte die Paderstadt zur Drehscheibe und es steigt mit den neuen Grabungsfunden die Wahrscheinlichkeit, dass man das letzte Marschlager eine Tagesetappe westlich vor Paderborn im Raum Geseke vermuten darf.  In die Entdeckung reihen sich alle römischen Bodenfunde die über die Zeiten zwischen Paderborn und Corvey gefunden wurden ein. In neuerer Zeit hervor zu heben sind der Fund einer Münze der in den 30 er Jahren des 19. Jahrhunderts auf einem Feld rund 2.500 Meter westlich von Schwaney in unmittelbarer Nähe zum Hellweg gelang und etwa 9 Kilometer östlich vom "Amphorenfundplatz" entfernt liegt. Anhand der Prägung ließ sich erkennen, dass es sich um eine Darstellung des römischen Kaisers Severus Alexander handelte, der von 222 + bis 235 + regierte. Er oder sein Nachfolger Maximinus Thrax stehen im Verdacht vermutlich an der in den Jahren 235/236 + statt gefundenen Germanenschlacht nahe der Gemeinde Kalefeld - Wiershausen am Harzhorn beteiligt gewesen zu sein. Der Fund markiert deutlich den Hellwegsverlauf und möchte man davon ausgehen, dass ein Legionär die Münze im 3. Jhdt. verlor dann ist es naheliegend, dass die Altstraße noch lange nach der Varusschlacht auch vom römischen Militär frequentiert wurde. Zu diesem erst neuerlich bekannt gewordenen Fund gesellt sich ein weiterer der unlängst einem aufmerksamen Freund der alten Geschichte ins Auge fiel. Ein kleines Metallteil aus verwittertem Aurichalkum, einer dem Messing ähnlichen Kupfer/Zink Legierung, dass sich ebenfalls nahe der Trasse des alten Hellweges zwischen Paderborn und Corvey im Raum Brakel befand. Es handelte sich um einen Sestertius, dem Hauptzahlungsmittel im römischen Reich. Obwohl stark korrodiert ließ sich anhand der nur noch schemenhaften Darstellungen erkennen, dass es sich bei der Münze um die Büste des römischen Kaisers Antoninus Pius handelte, der von etwa 140 bis 152 + regierte. Er ist abgebildet als stehende Gestalt, hält in der rechten Hand einen Szepter und in der linken über den Symbolen Altar mit Schlange ein Patera Gefäß. Gekennzeichnet ist die Münze mit den Buchstaben "S" und "C" für Senatum Consultum. Mosaiksteine die verdeutlichen, dass sich hinter der Corveyer Weserfurt für Rom das nächste Etappenziel verbarg und Paderborn für die Zivilisationsgeschichte noch viel Neues erwarten lässt. (26.08.2023)

... link