Mittwoch, 3. November 2021
Wie gut waren unsere Vorfahren zu Fuß und wie gut sieht ein Pferd bei Nacht.
Wann erreichte den einfachen Krieger die Meldung zum Aufbruch, wie viel Zeit zur Vorbereitung blieb ihm und wie lange brauchte er dann um dazu zu stoßen. Fragen die das folgende Kapitel zu beantworten versucht. Blau gekennzeichnet ist der Weg den Varus am 1. Marschtag und das noch vom Feind unbehelligt von Höxter nach Brakel zurück legte. Rot gekennzeichnet ist der Schlachtenkorridor, also die gesamte Marschzugstrecke bis zum "Teutoburgiensi saltu" über die sich verstreut die einzelnen Gefechte verteilten. Dieser Theorie liegen zwei Kampftage zugrunde, da man den letzten Tag nicht mehr als vollen Kampftag bewerten kann.
Ein 25 Kilometer Kreis gezogen um das bei Höxter/Corvey vermutete Standlager vermittelt einen Eindruck über den umfänglichen Einzugsbereich aus dem sich die Fußkämpfer rekrutiert haben könnten. (03.11.2021)

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Sonntag, 17. Oktober 2021
Unter der Teerdecke der Hampenhauser Straße ? Befand sich dort der "Point of no Return" also der Ort von wo an es kein Zurück mehr gab ?


Bricht man von einem römischen Lager an der Weser auf, das sich wie es Luftaufnahmen zeigen einst unter einem Gewerbegebiet von Höxter befunden haben könnte und marschiert dann nach Westen, so benutzte man auch schon vor 2000 Jahren eine prähistorische Altstraße die heute den mittelalterlichen Namen "Hellweg" trägt. Auch damals häufig frequentiert und für die Verhältnisse gut ausgebaut nutzte Varus sie bis Brakel, von wo aus er zu den Rebellen in die Richtung des taciteischen "Teutoburgiensi saltu" gelockt wurde. Von Brakel nach Süden zog er mit seinen Legionen über die Heggehöhe bis zu jener Stelle wo die ersten Speere auf seine Legionäre flogen. Macht man sich mit der Topographie der Landschaft vertraut und nimmt die älteste uns bekannte Wegekarte von Le Coq zur Hand, für die er den Grundstein in den Jahren zwischen 1796 und 1805 legte, dann können wir ihr entnehmen, wo die Varusschlacht einst begonnen haben könnte. (17.10.2021)

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Der Tag an dem die Varusschlacht ausbrach.
Da wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagten, da wollte und sollte Varus die Aufrührer kennen lernen, aber man möchte sich gar nicht ausdenken, ob vielleicht alles ganz anders war und Arminius sich erst auf die Seite der Aufrührer schlug, als er die Erfolgsaussichten für die Germanen für günstig hielt. Allerdings lässt sich dazu in den historischen Schriften kein Anhaltspunkt finden, was aber nichts bedeuten sollte. So rechtfertigt also nichts diese Annahme, bis auf eine Hypothese und das flaue Gefühl, das uns zeitweise erschleicht, wenn wir einen allzu nüchternen und skeptischen Blick auf die alten Ereignisse werfen. Aber ungeachtet dieser Überlegung würde man heute sagen. Logisch. Denn die Germanen die Varus schon mit einem drohenden Aufstand aufgeschreckt hatten, hatten natürlich auch einen Plan wie es danach weiter gehen sollte. Und das man sie nicht auf ein gut erschlossenes und übersichtliches Schlachtfeld führen würde, wo sie sich gut auskannten und ihre Waffen und ihr Kriegshandwerk entfalten konnten, sondern sie mit Absicht in die Wildnis der germanischen Diaspora entlassen würde, lag auf der Hand. Und in diese Abgeschiedenheit wo die Natur die besten Voraussetzungen geschaffen hatte und es sich für die Germanen gut kämpfen ließ, dahin führte auch damals schon ein Weg. Er war die Fortsetzung des Weges der von Norden auf Brakel stieß, der dann über den heutigen Sudheimer Hof weiter in den Süden auf Warburg zu führte und das Gegenstück zum großen ostwestlichen Hellweg war, der von der Weser an den Rhein ging. Ein Weg dessen Zustand man sich vorstellen kann und der über die Zeiten betrachtet immer nur Pferd und Wagen kannte. Zwei äußere Spuren und in der Mitte staubte es oder wuchs Gras. Aber es war ein Weg der den damaligen Ansprüchen genügte und es war der Weg an dem später auf Basis dieser Theorie der römische Widerstand zum Erliegen kommen sollte. An ihm schaukelte sich die Varusschlacht hoch, eskalierte sie und hier fiel die nicht mehr wieder gut zu machende Vorentscheidung über Sieg oder Niederlage. Es ist ein wesentlicher Ansatzpunkt und Bestandteil dieser Grundannahme, dass es auch dieser Hellweg war dessen Vorläufertrasse Varus als Marschweg vorfand und den er zu den Aufrührern nutzte, da man ihn ihm empfohlen hatte. Ein Weg eingebettet in ein umfassendes Wegenetz, dass in seiner Gesamtstruktur schon seit Jahrtausenden bestand und der schon von vielen Menschen und Armeen genutzt wurde, lange bevor auch die Sandalen der römischen Legionäre über ihn schritten. Seine Existenz dürfte bis in die Urgeschichte menschlicher Besiedelung in Ostwestfalen zurück reichen und der Zustand wie ihn Varus erlebte wird sich, da keine Veranlassung bestand, bis ins 18. Jahrhundert nicht verändert haben. Bezugnehmend auf das Geschehen im Zusammenhang mit der Varusschlacht ist dieser Weg von besonderem Interesse, jedoch nur bezogen auf den ersten Streckenabschnitt zwischen Brakel und Schweckhausen. Denn ab Schweckhausen gilt unser Augenmerk dem gleichaltrigen von Höxter kommenden und nach Westen führenden oberen Bördenweg, der dann zur fernen Saltusenge nahe Borlinghausen führt und durch die Hohlwege zum Sint- und Soratfeld aufsteigt. Varus plante ihn als praktischen Rückweg ein, aber letztlich wurde er für die wenigen Überlebenden aufgrund der Ereignisse zum bitteren Fluchtweg. Aber zunächst soll dem Verlauf dieses Hellweges der zu Arminiuszeiten sicherlich einen anderen Namen trug, die größere Beachtung geschenkt werden. Ab Brakel stieg er hinter dem heutigen Sudheimer Hof auf die Heggehöhe und es galt nun den Versuch zu wagen den Abschnitt zu rekonstruieren bzw. zu identifizieren, also den Ort zu lokalisieren, wo man begann auf die Legionäre die ersten Speere zu schleudern. Zuvor sollte man sich aber kurz mit dem Charakter und der Funktionalität des prähistorischen Wegenetzes befassen. Denn Wege wenn sie überregionale Bedeutung hatten wie dieser, waren für die ortsansässige Bevölkerung immer von zwiespältiger Natur und unter unseren Altvorderen nur bedingt beliebt. Von Wegen ging eine latente Gefahr aus. Man brauchte sie wollte sie aber nicht in seiner Nähe denn das ziehende Volk sah man lieber von weitem weil man sich keine fremden Gesichter im Dorf wünschte. Die Zeiten waren rau und man rückte die unvermeidbaren Überlandwege in sichere Distanz zu den Siedlungen. Wollte man auf Händler treffen oder Kontakte suchen, dann traf man die nötigen Vorkehrungen und suchte die Zentren der Zivilisation auf die auch Schutz versprachen. Der alte Hellweg trägt dieser grundsätzlichen Einstellung unserer Altvorderen Rechnung, denn er führte in genügendem Abstand an den sächsischen Dörfern Hampenhausen, Frohnhausen und Schweckhausen vorbei und war nur über Stichwege mit ihnen verbunden. Aber was lässt sich über den Verlauf und die Existenz dieser hier zitierten uralten Wegeverbindung sagen und woher weiß man überhaupt, dass es diesen vermeintlichen "Varusweg" über den er in den Untergang zog, tatsächlich einmal gegeben hat. Ein Blick in die "Urgeschichte" der ostwestfälischen Kartierkunst verrät es. Wir verdanken es dem damals in Ungnade gefallenen preußischen Generalmayor Karl Ludwig von Le Coq der sich auch als Kartograf und Geodat betätigte. Er störte sich und das natürlich militärisch motiviert, an dem seinerzeit unbefriedigenden topographischen Wissenstand und begann mit einer Arbeitsgruppe in den Jahren 1796 bis etwa 1805 auch den bis dato kartographisch unberührten Nethegau zu kartieren. Und das was Le Coq zu Papier brachte war nicht mehr und nicht weniger als uns die präzise Kenntnis über einen Weg erhalten zu haben, den die preußische Urkarte, die zwischen 1836 und 1850 entstand schon zur Nebenstrecke abstufte und den die Neuaufnahme von 1891/1912 nur noch in Teilabschnitten abbildete. Dafür ist darauf aber schon die ausgebaute heutige Hampenhauser Straße eingezeichnet die ihn ersetzte. So wäre der Hellweg in seinem alten Verlauf fasst aus unserem Gedächtnis gefallen hätte Le Coq ihn nicht vor über 220 Jahren bewahrt. Einen noch älteren aber weniger genauen Verlauf bot bereits das Kartenwerk von Johannes Gigas. Unter dem Namen ?Paderbornensis Episcopatus Descriptio Nova? erschien es 1620. Kaum erkennbare zarte Doppellinien bestätigen schon lange vor Le Coq auf eindrucksvolle Weise die Existenz dieses ?Varusweges? wie er von Warburg gradlinig auf Peckelsheim zulief. Dann verlief dieser alte Hellweg westlich an ?Swickhusen? dem heutigen Schweckhausen vorbei, passierte den Fahlenbruch an der von Le Coq eingezeichneten Stelle und führt weiter nach Brakel. Zu dieser Zeit bestand das überregionale Wegenetz im Nethegau nur aus dieser einen Hauptstrecke wobei ab Peckelsheim noch ein Arm östlich in Richtung zur Weser bei Höxter schwenkt. Das Vorhandensein dieses Weges in Verbindung mit den übrigen Recherchen nährt den Verdacht, dass Varus nur diesen Weg genutzt haben dürfte und konnte um in den südlichen Teil des Nethegaus zu gelangen wo sein Heer letztlich vor dem Saltus kapitulierte und er verendete.
Aber wie lässt sich dem Herzstück dieses Weges näher kommen also der Ort auffinden, wo die Schlacht ausgebrochen sein könnte. Eingebettet in den zeitlichen Gesamtverlauf des zweiten Marschtages ab Brakel so wie ihn Varus angegangen sein könnte was den Ausmarschzeitpunkt und die Ankunftsvorstellungen am ersten Nachtlager anbetraf wird es deutlicher und es lässt sich ein Bild erzeugen an welcher Stelle des Hellweges die Germanen begannen haben könnten mit den Angriffen zu beginnen. Es beruht zudem auf der Distanz die die Legionen bis in diesen Raum zurück legen zu legen hatten und der dafür benötigten Marschzeit. Dieser Rekonstruktion zufolge kam es etwa auf halber Strecke zwischen Brakel und dem Nachtlager im Raum Schweckhausen zum ersten militärischen Aufeinandertreffen der Konfliktparteien. Es fand auf dem besagten Hellweg statt, wo sich die Geschehnisse vielleicht sogar "unter der Teerdecke der Hampenhauser Straße zuspitzten" oder abseits davon an einem Ort, der sich heute unbeachtet mitten in der Feldflur befindet. Ein Wegestück das Le Coq noch als einen unbefestigten Feldweg vorfand und einzeichnete, das aber schon im 19. Jahrhundert über gepflügt wurde und daher auf der Karte von 1891 als ein durchgängiger Weg schon gar nicht mehr abgebildet war. Hier könnte der letztlich nie definierbare Punkt in der Landschaft gelegen haben an dem sich der Marschzug trotz Feindeinwirkung weiter bewegen musste, weil es Varus so befahl. Hier folgte er diesem vorhandenen Weg auf dem er sich seinem Ziel die Rebellenhochburg zu besuchen, wo man zu Gericht sitzen wollte näherte. In römischen Kreisen stellte man sich darunter vielleicht eine etwas dichtere germanische Besiedelung in der Nähe eines überregional bedeutsamen Thingplatzes vor. So hatte man im Kreis des römischen Generalstabes vermutlich schon eine Vorstellung und eine Region vor Augen, in der man auch das nötige Nachtlager errichten wollte, das am Folgetag als Gerichtslager dienen sollte. Ein Lager, das man zwar in die Nähe der Rebellen rücken wollte, das aber immer noch einen Sicherheitsabstand zu ihnen haben sollte. Die Details der richtigen Entscheidung wird Varus dem Lagerpräfekten überlassen haben, der mit der ersten Legion im Marschzug für den Aufbau verantwortlich war. Aber zunächst müssen wir uns noch auf die Suche begeben, wo sich der Ort befunden haben könnte den die Germanen für geeignet hielten, also die Stelle wo sich die Kernzone des eigentlichen Hinterhaltes öffnete. Hier stand demnach der Sack noch offen, hier ahnte Varus noch nichts und hier hier wurde er auch später zu gemacht. Wünschenswert wäre es zu wissen, welche Vegetation damals dort gedieh, wo die Germanen erst in dem Moment zur Tat schritten, als auch der letzte römische Karren den Ort passiert hatte und dies musste ein Ort gewesen sein der den Germanen die beste Gelegenheit für die erste Offensive bot. Noch hörte Varus auf die germanischen Wegekundigen in seiner Nähe und setzte an dieser Stelle seinen Marsch nichts ahnend fort weil er musste, denn schließlich wollte er auf die Rebellen treffen, deren Zentrum er nicht kannte und das er ohne sie nicht gefunden. Aber schon bald sollte sich herausstellen, dass es hier nicht nur um das Gespinst einer überschaubaren Horde ungehorsamer und aufgebrachter Germanen ging, wie es Varus zunächst annehmen konnte weil man es glaubhaft in seinen Kopf gepflanzt hatte damit er diese Szenerie für bare Münze hielt. Im Fürstenhaus der Cherusker hatte man wohl diesen Plan entworfen und so führte man Varus in diesen verschrobenen Winkel Ostwestfalens. Hier im Eggevorland wo Varus von Stunde zu Stunde die Übersicht verloren ging nach dem ihn das Gefühl für Gefahr verlassen hatte näherte er sich Meter um Meter dem Flaschenhals des Saltus. Man hatte Varus zu Beginn lediglich mitgeteilt, dass die gesamte Zugdistanz von Brakel bis zu den Aufrührern etwa 13 Kilometer betragen würde, er dann noch genügend Zeit für den Bau des Nachtlagers habe und vermutlich verständigte man sich was die Entfernung anbelangte über Fuß - , Schrittlänge, Sonnenstand bzw. die hellen Stunden. Bei einer Geschwindigkeit von drei Kilometern pro Stunde ohne größere Störungen und Unterbrechungen hätte man dafür rund vier Stunden benötigt. Nach dem Aufbruch in Brakel führten die Germanen die Legionen über etwa 10 Kilometer über diesen Hellweg immer im Abstand von etwa 2,5 Kilometern parallel zum geraden Verlauf der Nethe. Die Nethe einschließlich ihrer versumpften Tallage und ihren schwer passierbaren Seitentälern ist landschaftsprägend und ihr Verlauf spielte im Zuge der Varusschlacht die ureigene Rolle einer Landschaftsbarriere. Erst ab Niesen schwenkte sie nach Westen, wo sie sich im Oberlauf umgehen ließ. Nach der wie erhofft "erfolgreichen" Schlichtung hätte Varus später nur die schmale Taufnethe, einen Zufluss der Nethe bei Peckelsheim überqueren brauchen um den Saltusaufstieg in Richtung Lippe schon fasst vor Augen zu haben. Aber zuvor zum besseren Verständnis noch ein Blick auf den Zusammenhang. Legt man den Ausgangspunkt der Schlacht unter die besagte Teerdecke vor Hampenhausen, dann hätten die Legionen von da an bis zum entfernten Einstieg in den "Teutoburgiensi saltu" noch eine Gesamtstrecke von rund 18 Kilometern zu bewältigen gehabt. Wobei sie auf dem Weg dahin noch das "prima Vari castra", also das Gerichtslagers am Nordrand der Warburger Börde im Raum zwischen Schweckhausen und Peckelsheim hätten errichten müssen. Alle Theorien zur Varusschlacht beinhalten die Vision man habe Varus in eine weit entfernt liegende Region gelockt, wo man ihn vernichtete. Gedanken die sich zwangläufig aufdrängen, wenn man die antike Literatur studiert und somit Tür und Tor in alle Überlegungen geöffnet werden, wonach sich der Horizont der Schlachtortsuche ins nahezu Unermessliche ausdehnen lässt, was die Forschung verzweifeln ließ. Das dies jedoch nicht der Fall ist belegt diese Theorie zum Varusschlachtfeld. Dazu nur die folgende Übersicht. Nach übereinstimmenden Ansichten verließ Varus Vetera I, wohin er auch im Herbst 0009 zurück kehren wollte. Von Brakel bis Vetera I beträgt die Luftlinie 186 Kilometer. Dieser Theorie nach marschierte Varus aber zu den Aufrührern nach Schweckhausen von wo aus er dann beabsichtigte wieder die Westroute über den Saltus einzuschlagen. Schaut man nun auf die Distanz von Schweckhausen bis Vetera I so wird uns diese Entfernung verwundern, denn sie beträgt ebenfalls 186 Kilometer. Varus folgte letztlich einem Halbkreis zum Rhein und hielt somit auch immer den gleichen Kilometerabstand zu Vetera I auch wenn sich seine Marschzeit dadurch verlängerte. Eine Erkenntnis die auch dem römischen Generalstab nicht entgangen ist und man daher auch die Eskapade in den südlichen Nethegau noch für tolerabel hielt. Es war insgesamt ein taktisch guter Schachzug der Germanen diese Örtlichkeit zu wählen. So konnte man bei Varus auf diese Weise immer den Eindruck hinterlassen, er könne sich wenn er denn wollte zu jederzeit wieder westwärts orientieren. Das ihm dies über weite Strecken die Egge verwehrte könnte ihm nicht bewusst gewesen sein. Jedenfalls würde er sich an keiner Stelle vom eigentlichen Ziel, dem anvisierten Winterlager am Rhein merklich entfernen. Eine Grundsatztheorie die so manch andere Varusschlachtthese ins Wanken bringen kann. Es war ein schmaler Überlandweg der an die Diemel bei Warburg führte, ein Weg der die einzelnen Ansiedelungen der Einheimischen miteinander verband und der entscheidende Pfad über den man die Legionen nicht nur direkt in die Siedlungsgebiete der Rebellen leiten, sondern sie ins Jenseits befördern wollte. Ab der berüchtigten "Teerdecke" waren es nur noch rund 7 Kilometer, also etwa zwei Stunden Marschzeit bis die Legionen ihr vermeintliches Ziel, also die Gegenden erreicht hätten, in denen man erwartete auf die Aufrührer zu stoßen. Eine unsichtbare Stelle im Gelände die keinem Römer aufgefallen wäre markierte den Einstieg in die "rote Zone". Aber das dämonische dieses Weges lag in der Beschaffenheit seiner für Varus vorläufigen Endstation. Denn im Zuge dieses Wegeverlaufs wartete auf die Legionen südlich von Frohnhausen ein Waldgebiet, dass noch zu durchqueren war bevor man auf der anderen Seite an den Aufbau eines Nachtlagers denken konnte. Ein quer zur Wegstrecke verlaufender Waldgürtel samt Kerbtal und daher von immenser strategischer Bedeutung. Alternative Betrachtungen zu dieser Wegeführung, also das Waldgebiet östlich zu umrunden erübrigen sich. Zum einen lassen sie sich der Le Coq Karte nicht entnehmen, zum anderen hatten die drei Ortschaften Hampenhausen, Frohnhausen und Schweckhausen vor 2000 Jahren noch nicht existiert und wenn dann nur als cheruskische Gehöfte und des Weiteren hätte jedes Ausweichmanöver Zeit und Mühe gekostet. Sich also für einen Weg unter Vermeidung des besagten tückischen Waldgebietes zu entscheiden oder ihn sich zu bahnen wäre aufwendig und auch nicht erforderlich gewesen, denn schließlich existierte der Hellweg der allerdings mitten durch den nassen Bruchwald verlief. Ganz im Sinne der germanischen Strategie führt man die Legionen im weiteren Verlauf in ihn hinein und so war dieses von einem Bach durchflossene Waldgebiet und seinen Ausläufer Bestandteil der germanischen Vorgehensweise wie vieles andere auch und Varus sollte es passieren. Es mag überzogen klingen, wenn man bemüht ist die Etappen auch im kleinen Maßstab aufzuspüren. Aber es schärft unser Vorstellungsvermögen und verdeutlicht, dass man auch schon vor 2000 Jahren nur mit Wasser kochte. So nahm das Desaster möglicherweise seinen Lauf und begann sich vermutlich vor Hampenhausen zu entfalten. Aber es dürfte damals kein offenes Gelände gewesen sein, für das sich die Germanen als Angriffsort entschieden und sollte schon eine ausgeprägte und geeignete Stelle gewesen sein. Was bei der Betrachtung der Bodenstruktur auffällt ist der Verlauf des Sieksbach und ihn hatten die Legionen zu überqueren. Und bei dem Namen Sieksbach wird der naturkundige Etymologe unter den Historiker natürlich hellhörig, denn dem Grundwort Siek liegt das altgermanische Wort "sik" für Wasser zugrunde, so wie es sich nach Jahrhunderten immer noch im Wort Sickerwasser erhalten hat, oder als Versickerung in Gebrauch ist. Regional unterschiedlich steht es auch für eine sumpfige Niederung, einen Tümpel, eine Quelle, aber auch für einen Rinnsal, wird allerdings auch schon für einen kleinen Bach verwendet. Im mitteldeutschen Wortschatz verstand man darunter ein schmales Tal mit Wasserrinne. Bekannt war der Name Siek im gesamten germanischen Siedlungsraum, aber schwerpunktmäßig im südlichen Niedersachsen, in Ostwestfalen und Nordhessen, aber auch in den mittelenglischen Grafschaften. Den bekannten "ostwestfälischen Kolonien" auf den britischen Inseln. Und ab diesem besagten Wegeabzweig etwa 1,3 km vor Hampenhausen gelegen begannen sich die Marschbedingungen für Varus zusehends zu verschlechtern. Heute führt dieser Sieksbach im Oberlauf aufgrund zahlreicher landwirtschaftlicher Eingriffe kaum mehr Wasser. Und weiter westlich war es für die römischen Uniformträger abermals ungemütlich, denn das Gelände wurde zur Nethe hin abschüssig und der Sieksbach trug mit seiner Bachschlucht noch dazu bei. Gehen wir zurück in die Zeiten vor den großflächigen Urbarmachungen, Bäche waren noch nicht reguliert, Feuchtgebiete noch nicht trocken gelegt und das französische Wort Drainage kannte noch niemand. Das vom Heggehöhenrücken nach Westen zur Nethe hin abfließende Oberflächenwasser konnte noch ungehindert die angesprochenen Quellsümpfe, Moortöpfe oder Querrillen bilden und füllen und wusch tiefe Hohlwege aus. Der Baumbestand aus dem Nethetal wird damals auch noch weiter nach Osten ausgegriffen haben und der Wald war im Hangbereich zudem noch sumpfig was durch Regenfälle zusätzlich verstärkt wurde. Aber es gab keine andere Wegeverbindung wollte man in das abgelegene Gebiet der Aufrührer gelangen, so zumindest die Aussage der germanischen Eskorte. Aber dem hier so nebenbei gefallenen Begriff Hohlweg fällt noch eine besondere Bedeutung zu. Denn das Tückische, das sich hinter dem harmlos klingenden Wort Hohlweg verbirgt, steckt in der Silbe "hohl" wie ausgehöhlt. Denn Hohlwege sind unten schmal und keilförmig ausgewaschen aber oben breit, leicht zu versperren, nicht sehr karrenfreundlich, weisen schlammige Zonen auf und man konnte ihnen, da sie oft steilwandig sind seitlich schlecht entkommen. Aber ein lateinischer Name für Hohlweg ist uns nicht überliefert und so konnte uns Cassius Dio dazu auch keinen Hinweis liefern. Das lateinische Wort "cavus", dass uns aus dem französischen auch noch als "la cave" für Keller bekannt ist, steht begrifflich noch für Höhlung, Grube, Loch oder Vertiefung. Und genau an der leichten Hanglage westlich von Hampenhausen konnte man nach Auskunft einer ortsansässigen Hampenhausener Bürgerin noch bis vor wenigen Jahrzehnten einen tief in die Feldflur eingegrabenen Hohlweg im Gelände gut sichtbar erkennen. Die Karte von Le Coq zeigt ihn nicht, aber auf den preußischen Karte aus dem 19. Jahrhundert ist er enthalten. Dieser Hohlweg wurde im 20. Jahrhundert mit Schlamm aus einer nahe gelegenen Kläranlage aufgefüllt, somit eingeebnet und ist heute bis auf zwei noch vorhandene alte einsame, aber hoch aufragende Bäume und einem mittig errichteten verwitterten Wegekreuz nicht mehr als solcher erkennbar. Somit war das oberirdische Schicksal eines prähistorischen Hellweges an dieser Stelle besiegelt. Aber die Natur und die Bodenstruktur vergisst nichts so lässt sich die einstige Wegeführung wenn auch nur teilweise auch heute noch und das vor allem in trockenen Jahren nach Auskunft der Anwohner im Gelände gut erkennen. Denn aufgrund der dann gelblichen Vegetationsverfärbung macht es die einstige Spur des alten Weges immer noch gut erkennbar. So verschwand auch dieser einstige Fuß und Karrenweg über die Jahre aus dem Blickfeld. Wege die später vom modernen Straßenverkehr ersetzt und durch die technisierte Landwirtschaft überflüssig wurden. Und dort bei Hampenhausen erschienen dann die Cherusker, die für zuverlässig gehaltenen Vertragspartner von einst nun erstmals nach dem römischen Flächenbrandkrieg der Jahre 4 + und 5 + plötzlich wieder als Feinde und richteten wie es überliefert ist furchtbares Unheil unter den Römern an. Es ist in den antiken Schriften zunächst nur von zögerlich vorgetragenen, also vorsichtigen Angriffen der Germanen die Rede woraus sich keine übermäßige Heftigkeit ableiten lässt. Eine natürliche Verhaltensweise, wenn man sich einem überlegenen Gegner gegenüber sieht, den man zunächst nur antasten will. Nur wenig, obwohl man eigentlich sagen sollte nichts lässt sich mehr mit unserem heutigen Verständnis und Vorstellungsvermögen greifen oder abschätzen, was damals vor sich ging und es helfen dabei nur jene in uns schlummernden angeborenen Intuitionen um die Lage von damals erfassen zu können. Die genaue Wegeführung einschließlich ihres Zustandes bleibt ebenso Spekulation, wie die Dauer die die Legionen für die Überquerung von Bachschluchten, feuchten Senken, für das Umgehen von Sumpfgebieten, oder das Entfernen umgestürzter Bäume brauchten. Und natürlich auch der Zeitbedarf um Anstiege zu bewältigen, wenn die Tiere nicht so wollten wie der Mensch, sowie der Aufwand für einen möglichen Rad- oder Achswechsel. Wenn dann Ersatzteile fehlten, nicht passten oder bereits beschädigt waren bedeutete dies zusätzliche Erschwernis und Zeitverlust. Ein Techniker weiß, was damit gemeint ist. Wenn also die germanischen Fürsten diese Strategie gewählt hatten, so könnte hier die Stelle gewesen sein, wovon uns der alte Historiker Cassius Dio berichtete als er schrieb, dass die Germanen nach anfänglichem Zögern dann doch begannen den Marschzug heftiger zu attackieren. Zu Beginn beobachteten noch viele Germanen aus dem sicheren Dickicht heraus die verzweifelten Bemühungen der Legionäre sich der Speere zu erwehren, bevor sie sich selbst vermehrt aus der Deckung wagten. Denn nun befand man sich mitten in den von Cassius Dio beschriebenen schwer passierbaren Waldgegenden. Wir nähern uns hier sowohl was die Theorie des Ablaufes als auch unseren historisch überlieferten Kenntnisstand anbetrifft, einer wesentlichen und sensiblen Phase. So kreuzt sich hier eine mögliche Realität mit dem, was die antiken Überlieferungen bestätigen. Denn es wird eine Verbindung zu dem deutlich was uns Paterculus schriftlich dazu hinterließ. Es ist der Textabschnitt in dem Paterculus unter 2.119. ( 2 ) schon fasst vor Wut schäumend feststellt, dass man es den Legionären da, wo es möglich gewesen wäre noch nicht einmal erlaubte die Germanen anzugreifen. Und schlimmer noch, man sie dafür sogar empfindlich bestrafte, wenn sie es taten. Was auf den ersten Blick völlig unvorstellbar klingt und auch in uns nur Kopfschütteln auslöst, war es bei genauen Hinsehen nicht. Denn es gab viele Gründe warum der römische Generalstab keine Scharmützel auf dem Hinweg an der Strecke dulden wollte und dies daher mit drakonischen Strafmaßnahmen belegte da er es verhindern musste, worauf aber noch einzugehen ist. Was aus der Überlieferung von Paterculus auch noch spricht, ist, dass zu diesem Zeitpunkt die Befehlskette nach hinten noch weitgehend intakt gewesen sein musste, sonst hätten die Legionäre im Marschzug einen derartigen Befehl der sie zur Zurückhaltung und Passivität zwang gar nicht erst erhalten können. Vielleicht entstammte dieses Detail aber auch nur der Überlieferung einzelner überlebender Legionäre die sich damit brüsten oder rechtfertigen wollten in dem sie ihren Vorgesetzten die Schuld für das Debakel gaben, da sie ihnen im entscheidenden Moment den Waffengebrauch unter Strafe untersagten. In dieser Phase könnte es die letzten friedlichen Kontakte zwischen Römern und Germanen gegeben haben, denn nun wurde es für die germanischen Wegekundigen höchste Zeit ihre Position im Marschzug unbemerkt zu verlassen und Anschluss an ihre Kampfgefährten zu suchen, aus welchen Völkern, Stämmen oder Sippen diese auch immer zusammen gewürfelt gewesen sein mochten. Wenn man nun die Frage nach dem Beginn der Varusschlacht aufwirft, so fände man jetzt auch die passende Antwort dazu. Denn es waren diese ersten verhalten vorgetragenen Speerwürfe der Germanen, die ihre Lanzen laut Cassius Dio 56.20. (4) zunächst aus der Ferne auf die Römer warfen. Sie waren es die die Varusschlacht eröffneten. Cassius Dio berichtet innerhalb der gleichen Textstelle, dass die Legionäre die germanischen Speere schon gar nicht mehr abwehrten, weil man sie schon nicht mehr abwehren konnte. Ein Hinweis mit welcher Intensität und Dichte hier bereits in der ersten Phase angegriffen wurde. Sich kaum noch verteidigen zu können könnte auch daran gelegen haben, dass sich die meisten Römer den Angreifern aufgrund ihrer Unterzahl, so wie es auch überliefert ist, wegen der lückigen Marschzugtiefe und Breite nicht entgegen setzen konnten und die Germanen gegen sie in Gruppen vorgingen. Denn der römische Marschzug bildete keine dicht gestaffelte Front. Es gab keine zweite, dritte oder vierte Kampfreihe auf ihrer Seite. Viele Legionäre dürften bereits verletzt gewesen sein und die Zahl der germanischen Kämpfer könnte noch im Anwachsen begriffen sein. Oder es ist ihnen so ergangen wie Paterculus es beschrieb und sie haben sich an den Befehl des Generalstabes gehalten wonach es ihnen verboten war sich zu wehren. Anfängliche von den Germanen nur als Provokation gedachte Sticheleien um sich selbst in Kampflaune zu bringen gingen in offenen Kampf über dessen Tragweite und Konsequenz aber für die Kommandanten an der Marschzugspitze nicht erkennbar wurde und ihnen nicht bewusst war. Das Cassius Dio nicht den Hinweis auf den Zorn der Legionäre wiedergab, wie wir bei Paterculus lesen konnten verwundert natürlich und wirft wieder die alte Frage auf, warum Cassius Dio nicht den Kenntnisstand von Paterculus besaß bzw. nicht verwendete und weiter blickend auch nicht das verarbeitete was Tacitus wusste. Aber von Cassius Dio erfahren wir dafür die Interna über die tiefe Verzweiflung die sich bereits unter den Legionären breit machte in dem die Germanen immer in Überzahl erschienen und ihnen herbe Verluste beibrachten und dies schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt des Schlachtgeschehens. Cassius Dio trifft damit den Kern des Problems was uns den Verlauf plausibel macht. Denn dies offenbart, wie lange doch letztlich die Germanen zögerten bis sie massiv aus dem Schutz des Waldes traten. Denn demnach griffen sie erst an, als die Legionäre durch die germanischen Distanzwaffen bereits so stark verletzt oder dezimiert waren, dass sie sich auch den Nahkampf zutrauten. Wieder einmal wird deutlich, dass die germanischen Krieger keine todesmutigen Draufgänger waren, die ihr Leben waghalsig wegwerfen wollten. Sie nutzten die Gunst der Situation und warteten die richtige Gelegenheit ab, bevor sie sich mit den besseren römischen Waffen anlegten. Dies war umso Erfolg versprechender, denn auch wenn man gegenüber den Legionären phasenweise in der Überzahl gewesen sein könnte, so war man doch den Waffen gegenüber zu Beginn der Schlacht noch im Nachteil. Interessant zu lesen ist, dass nach den Worten von Cassius Dio zu urteilen die Legionäre die Speere schon gar nicht mehr abwehren konnten und erst danach der eigentliche Nahkampf einsetzte. Man darf es sich wohl so vorstellen, dass sie bereits auf ihre mit Speeren übersäten schweren und beschädigten Schilde verzichten mussten. Es ist auch schwer vorstellbar, dass die Legionäre durch die Bank weg ein komplettes Kampfverbot befolgt hätten, denn so wie es Paterculus andeutete klingt es unlogisch, da man sich nicht sehenden Auges abstechen lässt. Aber diese Schilderungen machen auch deutlich und laufen darauf hinaus, dass es in den Momenten in denen dieses Chaos regierte auch kein Varussoldat mehr imstande war einen fahruntüchtig gewordenen, weil eingebrochenen Ochsenkarren aus dem Schlamm zu ziehen und gleichzeitig noch gegnerische Speere abwehren konnte. Und so brutal es klingen mag werden die Germanen es zu aller erst darauf abgesehen haben die Zugtiere zu töten, wodurch der gesamte Marschzug seine Geschlossenheit verlor und sich stoppen ließ. Aber es wird an dieser Stelle sehr deutlich und unser Wissen wird bestätigt, dass es keine offene Feldschlacht war. Und hier konnte und wollte man den Germanen auch nicht ins nasse unwegsame Unterholz folgen, wo sie sich partisanenmäßig verhielten und so waren sie gezwungen im Marschzug zu verharren, auf dem Weg zu bleiben und den Marsch fortzusetzen. Es wird auch erkennbar, wie schwer es der römischen Generalität gefallen wäre unter diesen Bedingungen noch zum geordneten Sammeln zu rufen um den Marschzug zu den Aufrührern abzubrechen. Und in dieser Phase fand auch noch kein Angriff auf einen römischen Lagerplatz statt, denn dies sollte erst noch folgen wenn sich die Germanen zur Marschzugspitze durchgekämpft hatten. So wurde dieser später unter Kampfbedingungen nur notdürftig hergerichtete Lagerort um das Wort Marschlager zu vermeiden von den Germanen erst attackiert und angegriffen als die römischen Truppen im Begriff waren sich darin zurück zu ziehen. So war es der eindeutige Angriff auf einen vorbei ziehenden Marschzug aus dem sich erst im Verlauf der späten Nachmittagsstunden des ersten Kampftag auch ein Lagerkampf entwickelte bevor die Nacht herein brach. Was die Schlachtenstudie erschwert ist unser Unwissen darüber, ob es die germanische Strategie auch vorsah mit Kontingenten zusammen gesetzt aus anderen Stämme von Süden, Westen oder Osten aus das römische Heer anzugreifen um den Gürtel zu schließen und es einzukreisen. Man darf es annehmen. Greifen wir aber noch mal das Wort "Auflösung" auf, dass man der Übersetzung nach gerne für die Phase anwendet und sich dabei immer so sicher war, dass es nur da seinen Platz haben konnte, wo die Frauen und Kinder angeblich den Marschzug am ersten Marschtag in einen "Kinderspielplatz" verwandelten. Aber der Plausibilität verpflichtet hat es nur an dieser Stelle seine Berechtigung angewendet zu werden, denn nur hier war ein Marschzug definitiv dabei sich von innen heraus aufzulösen und sich in einzelne Abschnitte zu zerlegen. Vom Kampfgeschehen zerhackte Kleinconvois die man dann aufgab und die dazugehörigen Karren im Gelände zurück ließ. Aber nur einer scheinbaren Verständlichkeit wegen verwendete man das Wort "Marschauflösung" für das von Cassius Dio überlieferte Geschehen zum ersten Marschtag, statt dafür das geeignete Wort "Marschaufteilung" zu wählen, was den richtigen Sinn ergeben hätte. Und sogar Cassius Dio hätte diesem Trugschluss erlegen sein können, denn auch er könnte es so gesehen haben wie alle Historiker nach ihm. Aber am ersten Marschtag ereignete sich nichts was die Verwendung des Wortes Auflösung im Sinne von Chaos gerechtfertigt hätte. Aber jetzt, am zweiten Tag als die Krieger begannen sich ineinander zu verbeißen und zu verkeilen und sich das Schlachtengetümmel voll entfaltete, da hinein hätte das Wort Marschauflösung gut hinein gepasst und auch seine Richtigkeit gehabt. Aber in diesen Momenten wo es weit aus zutreffender gewesen wäre fand es bei Cassius Dio keine Erwähnung bzw. Verwendung. Dies lässt den Schluss zu, dass man es nur im Zusammenhang mit der Marschaufsplittung am Morgen des zweiten Marschtages verstehen darf. Hier traf es in seiner Reinform das Geschehen, hätte seinen richtigen Platz gehabt und seine wahre Daseinsberechtigung gefunden. An diesem Tag als alle zu den Waffen griffen und sich die Kämpfe entfalteten, sich der Marschzug begann aufzulösen, förmlich perforiert wurde und außer Kontrolle geriet. Und hier wurden dann die Spurwege immer schmaler und sie erlaubten auch keine Überholmanöver mehr. Man konnte sich nicht mehr auf Rufweite verständigen, Marschkolonnen die sich auf parallele Pfade begeben hatten verloren den Kontakt zu anderen Gruppen, der Zusammenhalt ging in Gänze verloren und es rissen die Befehlsstrukturen. Möchte man es dramatisieren, dann zogen die Regenschwaden zudem noch so niedrig über die Heggehöhen, dass man sich sogar aus dem Blickfeld verlor, die Schreie der Menschen verschluckte der Nebel und die Position der Hilferufenden ließ nicht mehr orten. Den im vorderen Teil des Zuges Marschierenden blieben diese Dramen wohl lange verborgen und der Umfang der Verluste offenbarte sich ihnen erst später, als man im Kreise des Generalstabes auf die Legionäre vom hinteren Teil des Marschzuges wartete, da auch sie sich am Aufbau des Lagers beteiligen sollten. Aber viele von ihnen sollten nicht mehr nach kommen. Dafür rückte aber der Schlachtenlärm unaufhaltsam nach vorne und nun erschloss sich auch für Varus das ganze Ausmaß der Katastrophe. Es war der bittere Moment gekommen die Anweisung geben zu müssen die Signalhörner zu blasen um die Versprengten zu sammeln und allen anzuzeigen in welche Richtung sie sich jetzt durch zu kämpfen hatten wenn sie überleben wollten. Statt ein wohl geordnetes Gerichtslager zu errichten kam es nur zum Bau eines Notlagers und erst die Dunkelheit beendete die Kämpfe am zweiten Marschtag, dem ersten Kampftag. (17.10.2021)

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Samstag, 2. Oktober 2021
Sorglos verlassen drei Rumpflegionen das Brakeler Etappenlager.
Im offiziellen Kriegstagebuch der römischen Armee hätte man es denn geführt stünde am 1. Kampftag bis gegen Mittag bis auf einige routinemäßige Randnotizen wohl nicht viel Außergewöhnliches. Wir schreiben den fiktiven 25.09.0009 und man war jetzt unterwegs. Unter Ihnen befanden sich mit Sicherheit keine Abstellungen, soweit die Recherche gediehen ist auch keine Zivilisten und erst recht keine Frauen und Kinder. Zunächst nutzten sie noch eine passable Zugtrasse, dem einzig gangbaren Weg der sie in in die Nähe der Siedlungsgebiete der Aufrührer führen sollte. Militärisch geordnet vor allem aber nichtsahnend von alledem was sie noch erwarten sollte marschierten sie im Staub ihrer Vorderleute dicht hinter ihren Anführern. Aber bald sollte es für sie wetterwendisch und somit feuchter werden. Aber stand ihr Schicksal wirklich so unwiderruflich fest wie es die Historie hinterließ. Eine zugegebenermaßen selten gestellte und auch äußerst hypothetische Frage, die aber bei der Gesamtbetrachtung zur Varusschlacht nicht fehlen sollte. Hätte Varus überhaupt noch etwas tun können um die Schlacht noch abwenden zu können und wenn ja, was wäre dann der geeignete und richtige Zeitpunkt dafür gewesen. Diesen Moment zu erkennen lässt Überlegungen zu mit denen sich erklären ließe, warum er ihn nicht nutzte und für welche Vorgehensweise er sich statt dessen entschied. Wie handelte er in dem Augenblick als ihm der Ernst der Lage bewusst wurde und lässt sich diese Phase überhaupt rekonstruieren. Hätte er schon erkannt, dass er in eine Schlacht schlitterte die er nicht gewinnen konnte, hätte er sicherlich schon nach den ersten Speerwürfen zum Sammeln gerufen um danach möglicherweise zum Rückzug zu blasen. Aber er verpasste diesen Warnruf da er die Vorkommnisse rechts und links des Marschzuges nicht für relevant genug hielt um sich für ausgreifende militärische Gegenreaktionen zu entscheiden. Es wurde ihm nicht bewusst, dass es in diesem Stadium noch möglich gewesen wäre die Schlacht noch abzuwenden und vielleicht sogar in Gänze zu wenden. Aber die Sorge falsch reagieren zu können trieb ihn möglicherweise auch um und er wollte mit einer Fehlentscheidung das gesamte Unternehmen nicht gefährden. Für ihn, den nach dem Studium der Quellen wohl nie eine Warnung aus dem Munde von Segestes erreichte, besaß es noch nicht die Tragweite um zu einem konzertierten Gegenschlag auszuholen. Das Manöver einer sofortigen Kehrtwende der gesamten und auch in diesem Gelände flexibel agierenden Reiterei sowie das Bilden von Schildkrötenformationen wäre die passende und richtige Antwort gewesen, wäre er sich seiner Lage im Klaren gewesen. Und kein Germane hätte es gewagt sich dieser Kampftaktik entgegen zu stellen. Statt dessen erkennen wir aufgrund seiner Verhaltensweise, dass er sich mit jedem Kilometer tiefer in eine aussichtslose Lage begab. Denn die germanischen Angriffe ließen nicht nach, sondern wurden sogar stärker. Dies wurde ihm nur langsam im Zuge der fortgeschrittenen Zeit bewusst. Sein Ziel bestand nach dem die Kämpfe an Heftigkeit gewannen nur noch darin einen geeigneten Ort für den Bau eines sicheres Lager anzusteuern, wo er sich fest setzen und sein Militär konzentrieren konnte um über das weitere Vorgehen zu beratschlagen und auf die Ankunft von Arminius zu setzen. Am Scheideweg seiner Befehlsmöglichkeit angekommen sahen er und sein Generalstab keinen Weg mehr als sich für die Wagenburgmethode zu entscheiden um sich der drohenden Niederlage noch entgegen stemmen zu können. Er wies daher seine Soldaten an der Marschzugspitze an, auf Basis der vermessungstechnischen Rituale die Arbeiten am "prima Vari castra" aufzunehmen. Damit ist aber auch die Frage beantwortet, was Varus hätte tun müssen um nicht als Verlierer vom Platz zu gehen. Diese Schlacht war der Anfang eines Krieges für den keine Kriegserklärung mehr nötig war. Eine Schlacht die sich am zweiten Marschtag für Varus auch nicht ankündigte, sondern geschah. Für Rom war es eine Clades was für Schaden, Niederlage, Unglück und Katastrophe steht. Sich einer Schilderung zu widmen, die den ungefähren Ablauf widerspiegeln könnte ist gelebte Geschichte und hat sich eng den antiken Texten anzupassen. Es ist zunächst der Marsch der Legionen ins Kampfgebiet was dann in eine Verlaufsstudie und eine Fährtensuche nach einer untergegangenen Armee mündet. Möchte man die Suche nach den schicksalhaften Schauplätzen auf visuelle Weise fortsetzen um den Schlachtenverlauf möglichst authentisch nachzustellen hat man sich zunächst einen Gesamtüberblick zu verschaffen. Dann sollte man auch so konsequent sein und in Paderborn - Haxterberg einen Rundflug buchen und den Piloten bitten sofort den Ausgangspunkt des Zuges nämlich Höxter anzusteuern. Aus der Luft betrachtet erkennt man auch schnell, warum sich der Hellweg über Godelheim zog wo er in Richtung Westen drehte. Und man sieht auch schon auf den ersten Blick die Gründe, warum die wandernden Völker seit prähistorischen Zeiten eben nicht eine andere Strecke von der Weserfurt nach Westen bevorzugten. Denn man erkennt den steilen Anstieg westlich von Höxter auf den dann zahlreiche Bachschluchten und Höhenlagen folgen die den Weg von Erwitzen über Pömbsen und Bad Driburg zum damals noch unbefahrbaren Anstieg nach Altenbeken beschwerlich machen. Ihm fehlt die Gradlinigkeit und Windungen zu begehen oder zu befahren war noch nie eine gute Alternative wenn es besseres gibt. Dann fliegt man von Höxter kommend eine Schleife über Bad Driburg, erkennt dabei die exponierte Höhenlage von Schwaney am Kopf des Hellweges, schaut im Überflug aus dem linken Seitenfenster auf den Gradberg und östlich davon auf Brakel. Vor sich in weiter Entfernung am südlichen Horizont aber bei guter Sicht nicht zu übersehen thront der erloschene Desenberg Vulkan und wenn man aus dem rechten Kabinenfenster blickt begleitet die Egge den Flug in Richtung Peckelsheim und Borlinghausen, wo der Pilot eine Schleife über den Saltus und den Varenberg ziehen sollte, bevor er über den mysteriösen Zuckerberg bei Kleinenberg über Lichtenau zurück zum Haxterberg fliegt. Das Wesentliche des Fluges besteht in der dabei gewonnenen Erkenntnis wie geschickt die Germanen damals vorgingen indem sie das räumliche Zusammenspiel für die strategische Schlachtenplanung nutzten. Das Einbeziehen des römischen Hellweges über den Varus am ersten Tag seinen Rückmarsch antreten musste da er alternativlos war. Arminius kannte nicht nur die römische Tagesmarschdistanz und wusste daher, dass Varus in Brakel übernachten musste, er wusste auch, dass Varus keine Zivilisten mit ins Aufrührergebiet nehmen würde und es für sie nur den direkten Weg durch die Gradbergschlucht geben würde. Aber nicht nur das. Arminius kannte auch die sich über viele Kilometer erstreckende Unüberwindbarkeit der schroffen Egge, dass davor liegende Nethesumpfland, den begehbaren Heggehöhenrücken und den einzigen Passweg über die Südegge bei Borlinghausen, wenn man nach Westen gelangen wollte. Aber dank des Rundfluges wissen wir jetzt auch wie es am Boden aussah. Eine weitere taktische Leistung bestand darin der römischen Armee ab dem "prima Vari castra" einen Fluchtkorridor frei zu lassen, den die Germanen brauchten um den Rest der Legionen aufzureiben die sich bis zum ersten Lager nicht besiegen ließen. So dirigierte man sie in den Saltus westlich von Borlinghausen, eine Methode die noch zu Segimer passen könnte. Aber im Kern wird die Landschaft von der Nethe dominiert, die der Region ihren Stempel aufdrückt und auch dem alten Gau ihren Namen gab. Aber auf den ersten Blick betrachtet verrät ihr mäandrierender Verlauf noch lange nicht ihre besondere Rolle, die sie im Zuge der Schlacht inne hatte, die für Arminius glücklich endete. Welchen Namen könnten die Germanen in den folgenden Jahren dieser Schlacht gegeben haben. Nannten sie sie etwa die "Hilti ana Nethe", den "grote Drakekamf" oder gar "Ragnarök". Die Germanen werden der Schlacht je nach Bezug zu ihr wohl mehrere Namen gegeben haben, aber keiner wurde uns erhalten. Tacitus war ein Bezugspunkt zur Varusschlacht bekannt, er beschrieb ihn als "unweit" also "nicht fern" des "Teutoburgiensi Saltu", denn dort sollten seiner Angabe nach sechs Jahre danach immer noch die unbestatteten Knochen der gefallenen Legionäre liegen. Dem aufgearbeiteten Sachstand zur Folge und allen Grundannahmen nach zu urteilen könnte dies auf das östliche Vorfeld des mit Bündeln von Hohlwegen reich gesegneten Egge Paßanstieges bei Borlinghausen hinweisen. Da die Region nur diese einzige beschreibungsfähige da markante Geländestruktur kennt, konnte auch nur sie sich in die römische Erinnerungskultur einprägen und Tacitus verwendete sie. In diesem prähistorischen vor allem aber karrentauglichen Aufstieg aus der Bördelandschaft zum Sintfeld dem Saltus, ist auch der Grund dafür zu suchen, dass uns nur diese eine Örtlichkeit überliefert werden konnte. Die davor liegenden Stationen des Defiliergefechtes befanden sich im Vergleich dazu in einer schwer zu beschreibenden Landschaft. Sie verfügte über kein derart herausragendes Merkmal wie den Passanstieg, sodass uns Tacitus dazu auch keine Bezeichnungen hinterlassen konnte. Hätte Varus sein Lager etwa auf dem Desenberg gehabt, so wäre dies keinem Schlachtenteilnehmer oder späteren antiken Historiker entgangen. Aufgrund dessen ist uns auch nur jene eingegrenzte Region um diese Landmarke herum namentlich bekannt geworden wo die Schlacht endete und wo ihre letzten Kämpfe statt fanden und keine sonstigen Spuren oder Charakterisierungen auf dem langen Weg bis dorthin. So verwandelte sich die Schlacht von anfänglichen Plänkeleien in für die Germanen siegreiche heftigere Gefechte, die dann im Zuge der sich abzeichnenden römischen Niederlage in einem von steten Scharmützeln begleiteten Zermürbungskampf ihren Ausklang vor dem Saltus fand. Und alles endete da, wo Tacitus den durch Knochen fixierten Schlusspunkt setzte und Varus sich den Todesstoß versetzte. Bis dahin "könnte" sich die Schlacht hingezogen haben. Ja "könnte", denn es sind immer wieder die "störenden" Konjunktive "könnte, würde, müsste oder sollte". Indikative machen sich in der Varusforschung bekanntlich sehr rar und sind zudem unter den faktenorientierten Historikern recht unbeliebt. So breitet sich unter unseren Augen eine strategisch betrachtet vielseitige Geographie aus die sich die Germanen für ihr Ansinnen vom Anfang bis zum Ende bis ins Detail zu nutze machten. Eine Landschaft in der sich wie dargestellt, der Schlüssel des germanischen Erfolges finden lässt. Da es sich aus Bodennähe schlecht orientieren lässt, ist also ein auf diese Örtlichkeiten ausgerichtetes Höhenbild wie es unter Einbeziehung der Luftaufklärung angeboten wurde, durch nichts zu ersetzen, möchte man sich einen Blindflug ersparen. Die visuelle Computertechnik bietet zwar noch andere Möglichkeiten, aber die bewegliche Draufsicht unter Abzug störender Tragflächen trägt zweifellos dazu bei sich den Sachstand verständlicher zu machen und ist kaum zu ersetzen, bevor man sich dann aber die Wanderschuhe anziehen sollte. Aber es reicht allein nicht aus, um sich damit in die taktischen Entscheidungsprozesse der Protagonisten von beiden Seiten hinein zu denken, oder sich nur auf diese Weise die logischen Abläufe zu erschließen. Dies alles passierte auf römischer Seite am Morgen des zweiten Marschtages im Brakeler Garnisonslager also im Befehlszentrum und die Resultate aus dieser Besprechung und den damit verbundenen Anordnungen zeigten sich erst anhand der weiteren Vorgehensweise. Denn wie man annehmen darf zog nun eine geschrumpfte Streitmacht, Marbod nannte sie "entleert", zusätzlich noch geschwächt durch den Entzug der Abstellungen los, um sich von Feind und Wetter nieder ringen und aufreiben zu lassen. Aber nun galt es auch etwas umzudenken, also die strategischen Schritte von Arminius zu verlassen und sich ins römische Lager zu begeben, denn wir müssen das darstellerische Kunststück vollbringen beide Prozesse parallel zueinander zu denken und abspulen zu lassen. Eine Erschwernis, die sich durch die Erfindung des Zelluloidfilmes lösen ließ und was der Filmtechnik besser gelingt, da man am Set nur die Kamera großräumig umschwenken braucht. Hier muss es allerdings mit Einfühlungsvermögen ausgeglichen werden. Denn während nun die Soldaten des Varus mehr mit sich selbst beschäftigt und bemüht waren sich im oder vor der Lagertoren in eine Marschkolonne einzugliedern um darin ihren zugewiesenen Platz zu finden, wurde jede ihrer Bewegung schon von zahlreichen Augenpaaren unbemerkt aus dem Dickicht der Umgebung heraus begleitet. Die ganze Aufmerksamkeit der römischen Kommandeure und Pioniere galt nun in erster Linie dem Weg und seinem Zustand den ihnen die germanischen Kundigen ins Rebellengebiet wiesen. Er bestimmte aufgrund seiner Breite und Beschaffenheit die Zuggeschwindigkeit und auch die Marschformation. Und dieser Weg war mitnichten mehr vergleichbar mit den angenehmen Marschbedingungen vom Vortag. Marschierte die Kolonne am ersten Tag, jenem fiktiven 24.09.0009 noch etwas entspannter und möglicherweise auch noch in geduldeten größeren Abständen zueinander wie man es sich unter Friedensbedingungen vorstellen darf, so lagen an diesem zweiten Tag gänzlich andere Voraussetzungen vor. Denn für den Marsch einer Truppe in eine als potenzielles Krisengebiet ausgewiesene Region in der man möglicherweise mit Kampfhandlungen zu rechnen hat, gelten andere disziplinarische Maßregeln denn nun wurde daraus eine rein militärische Aktion. Jetzt war das Militär unter sich, da man sich vom zivilen Ballast getrennt hatte. So bedarf es noch mal des Einstieges in die Phase als Varus in kreativer Aufbruchstimmung begriffen plante das Lager in Brakel zu verlassen. Umgeben von einem massiven Aufgebot von bis an die Zähne bewaffneter Legionäre, was ihm helfen sollte den Aufrührern den nötigen Respekt einzuflößen und was ein optisches Bild der Stärke erzeugen sollte, brach der Feldherr symbolisch betrachtet seine Zelte in Brakel ab. Varus war umsichtig genug und wollte daher von den Germanen vorher noch mal über die aktuelle Lage im kritischen Stammesgebiet informiert werden. Die Vertrauensleute von Arminius werden sie ihm vermittelt haben auf deren Basis er hoffte nun besser einschätzen zu können was ihn erwartete. Man könnte daraus eine phantasievolle Vorstellung entwickeln. So wird man ihm auch die Anmarschroute umrissen, die Wege aber als tauglich beschrieben und ihm mitgeteilt haben, welche Marschzeit bis zum Zentrum der Aufrührer man für realistisch hielt. Varus konnte sich nun mit seinem Generalstab abstimmen, wann man das Lager zu verlassen hatte, wie viel Kurzrasten nötig waren und wann man im Rebellengebiet eintreffen wollte oder würde. Es sollte weit vor Beginn der herein brechenden Dunkelheit sein, da man vorher noch das erforderliche Nachtlager zu errichten hatte in dem man am folgenden Tag über die Ursachen des Aufruhrs mit den Rebellen verhandeln und sich ein Bild verschaffen wollte. Anhand der Marschdauer und des für den Lageraufbau nötigen Zeitbedarfs lässt sich erschließen bzw. zurück rechnen, wann die Legionen Brakel zu verlassen hatten. Lebendige Literaturgeschichte auf Papier zu bannen oder in die Tastatur zu tippen ist in diesem Fall eine Herausforderung und fasst eine Zumutung, dies allerdings weniger für den Schreiber als für den Leser der es nach Möglichkeit auch verstehen sollte. Denn Worten und Buchstaben lässt sich schlecht Farbe einflößen oder Beweglichkeit beibringen. Der Marsch des Varus in den Untergang macht es nötig sein Bewegungsprofil plastisch erscheinen zu lassen. Man muss sehen, ob es im weiteren Verlauf gelingen kann. Dieser Hypothese folgend bestand für Varus der zweite Tag eigentlich nur aus einem halben Marschtag, denn die Distanz zu den Aufrührern erforderte keine volle Tagesmarschleistung da man nur etwa dreizehn Kilometer bis in den anvisierten Raum zurück zu legen hatte und die restliche Zeit den Vorbereitungen vor Ort vorbehalten war. Als Fazit lässt sich daraus ableiten, das Varus auch keine Eile an den Tag legen brauchte. Der zivile Marschzug hingegen, dem eine längere Strecke bis Schwaney bevor stand könnte das Lager Brakel also noch vor dem Militär verlassen haben. Der Heerwurm des Varus könnte sich demnach mit dem Ausrücken noch bis in den frühen Vormittag hinein Zeit gelassen haben um mit dem Bau des "prima Vari castra" bei den Aufrührern immer noch rechtzeitig, also vor Einbruch der Dunkelheit fertig zu werden. Varus könnte demnach seinen imaginären Ritt an der Spitze seiner Legionen an der pittoresken alten Nethe Bogenbrücke aus dem Jahr 1590 begonnen haben. So zog er denn ungefähr dort los, wo um das Jahr 925 unter den Karolingern die Höfe nach den Himmelsrichtungen benannt wurden. In diesem Fall nahe der mittelalterlich fränkischen Wüstung mit der Bezeichnung "Sudheimer Feld" und ungefähr da, wo später im hohen Mittelalter die gekrönten Häupter am Hellweg ihre Zelte auf dem Königsfeld aufschlugen. Dies wäre dann in etwa der Ausgangspunkt von wo aus virtuell betrachtet Varus seine letzte Reise antrat. Seine Legionen mögen mit ihm westlich am heutigen Sudheimer Hof vorbei in Richtung Süden gezogen sein und müssten bevor sie auf den kleinen Hellweg einschwenkten zunächst eine Wegeverbindung passiert haben, die heute den Straßennamen "Sudheim" trägt. Aber diese Straße behält den Namen nur bis zum Abzweig zum Sudheimer Hof, erst ab dann führt sie den bedeutsamen Namen "Hellweg". Und jener kleine Hellweg dürfte ebenso alt sein wie der große Hellweg von Paderborn nach Höxter. Aber dieser unscheinbare heute halb vergessene Hellweg war lange Zeit die einzige Verbindung die den gesamten Nordsüdverkehr von Brakel in die Warburger Börde zu bewältigen hatte bis 1973 die Bundesstraße 252 fertig gestellt war. Das diese alte und Denkmal geschützte Brücke dieser Belastung solange stand hielt und heute immer noch befahren wird und werden darf ist bewundernswert und unterstreicht die Qualität ihrer Bauweise. Mit der immer noch stark befahrenen Trier Römerbrücke deren Pfeiler bereits seit rund 1870 Jahre in der Mosel ruhen, kann sie natürlich nicht mithalten. Das bis weit ins letzte Jahrhundert hinein die an der Nethe gelegenen Brakeler Ortsteile Rheder und Siddessen noch über keine Umgehungsstraße verfügten weckt ein Verständnis dafür, dass an ihren Ufern vor 2000 Jahren erst recht kein Durchkommen möglich war. Denn neben Brakel verrät auch der Name Rheder, dass hier einst ein hoher Wasserstand vorherrschend war. Denn seiner etymologischen Herkunft nach steckt im Ortsnamen Rheder noch das Wort Reet bzw. Ried für Schilf und verrät damit seine feuchten Bodenverhältnisse und somit den Gesamtcharakter. Nostalgisch betrachtet spiegelt sich in diesem Hellweg die Vergänglichkeit aller einst wichtigen Überlandverbindungen dar. Ein prähistorischer Weg, der noch im 2o. Jahrhundert für die ländliche Bevölkerung unentbehrlich und unersetzbar war zeigt sich heute als ein einsamer fasst menschenleerer Feldweg der nur noch von land- und forstwirtschaftlichen Fahrzeugen befahren werden darf. Ein Weg dem man seine Vergangenheit heute nicht mehr ansieht. Und würde man die Asphaltdecke entfernen und ihn für jeglichen Verkehr sperren, ließe er sich schon nach wenigen Jahren vielleicht nur noch auf Luftbildern nachweisen. So darf man basierend auf diesem Wissensstand als sicher annehmen, dass es einen Weg von Brakel südwärts auch schon vor 2.000 Jahren gegeben hat, denn es existierten an seinem Rande germanische und noch ältere Siedlungsgebiete. Passend zur historischen Geschichte ist am Anstieg hinter dem Sudheimer Hof auch heute noch die Naturgeschichte lebendig und zwar in Form ihrer geflügelten Gesellen, den tief schwarzen mythologischen Botschaftern vergangener Zeiten. Denn man kann in diesem Wald, wie auch noch an vielen anderen Stellen in Ostwestfalen immer noch die alten aber immer jungen Wodansvögel Hugin und Munin "singen" hören. Ja, Sie haben es richtig gelesen, "singen". Denn Kolkraben werden wegen ihrer Kehlausbildung zu den Singvögeln gezählt. Die Legionen hatten nachdem sie den heutigen Sudheimer Hof passierten auf etwa 1.700 Metern Länge rund 80 Höhenmeter zu überwinden um auf den nordsüdlich verlaufenden Heggehöhenrücken östlich der Nethe und südlich von Brakel zu gelangen. Den beladenen Ochsengespannen und den Legionären stand bei vollem Marschgepäck hier die erste Kraftanstrengung bevor, denn die Strecke war unwegsam, wird bewaldet gewesen sein, besaß Hohlwege und Serpentinen und kostete entsprechend Zeit und sie war bei weitem nicht vergleichbar mit der neuzeitlichen gradlinigen Ausrichtung einer asphaltierten Wegeführung parallel zum Bachtal. Dieser früher unmittelbar an der Antoinettenburg auch Nettenburg genannt, einem alten Vorwerk vorbei führende Weg mit der Bezeichnung Hellweg der die Anlage damals noch östlich streifte und sie heute westlich umgeht dürfte auch schon zu Varuszeiten einen ähnlichen Verlauf genommen haben. Er hält seinen geschichtsträchtigen Namen Hellweg bis zu einer Kreuzung bei die sich etwa 1.300 Meter vor Hampenhausen befindet. Er verbirgt sich dann noch einige hundert Meter unter der Teerdecke des Straßenkörpers der Kommunalstraße 40, der Hampenhauser Straße und bog etwa auf halber Strecke nahe dem Sieksbach zwischen dem Kreuzungspunkt und dem Ortseingang von Hampenhausen nach Westen ab. Von da an verliert sich der alte Hellweg in der Feldflur und es verschwindet nicht nur seine Schreibweise, sondern auch seine oberirdische Existenz. Ursprünglich umging der Hellweg den kleinen Ort Hampenhausen westlich aber an seinen einstigen Wegesrändern kennzeichnen ihn noch vereinzelt Wegekreuze und da wo er als Feldweg erhalten blieb befinden sich alte schattige Rastplätze mit schönen alten Baumbeständen was für seine ehemalige Bedeutung spricht. Hampenhausen, ein kleines Dorf mit etwa 43 Einwohnern, dessen Existenz sich möglicherweise bis in die Urzeiten der Besiedelung zurück verfolgen lässt. Denn Ansiedlungen die einen nachweisbaren Bezug ins frühe 9. Jahrhundert vorweisen können bestanden in der Regel auch schon lange Zeit davor. Anknüpf- und Anhaltspunkt für das nachweisliche Alter von Hampenhausen ist möglicherweise die Herkunft des Grafen Amelung dem IV vom Nethegau. Er wurde um 830 geboren und gehörte wohl dem Geschlecht der sächsischen Billunger an. Aus dem Namen Amelung lässt sich noch die alte ostgotische Tradition aus arianischen Schutzmachtzeiten unter Theoderich dem Großen, der um 526 + verstarb gegen die katholische Frankenherrschaft ableiten. Aber Amelung den IV nannte man im Volksmund auch "Hampo" und da ist der Gedankensprung zu Hampenhausen bzw. zu Hambanhus wie sich Hampenhausen um das Jahr 1000 nannte nicht mehr weit. Der Name Heggedörfer, also die drei zusammen gefassten "Heckendörfer" Auenhausen, Frohnhausen und Hampenhausen von denen man einen schönen Ausblick auf die große Egge genießen kann, begegnet uns im heutigen Wort Hecke und Hegge. Was damals wie heute ein eingezäuntes, mittels Hecken geschütztes, abgegrenztes Weideland bezeichnet und was auch auf eine stärkere Besiedlungsdichte in früheren Zeiten hingewiesen haben könnte. Es kann aber auch größere Territorien voneinander abgegrenzt haben. So wie uns auch die große Egge im Sinne von Ecke und Kante als ein abgrenzendes Scheidegebirge erscheint, das einst die zwei großen germanischen Stämme der Brukterer von den Cheruskern trennte. Und die Strategie von Arminius bestand darin Varus von Brakel aus zunächst auf diese Altstraße die man später Hellweg nannte und die an den heutigen Heggedörfern vorbei bis an die Diemel bei Warburg führt zu lotsen. Dieser alte Weg stellte seit Vorzeiten die direkte Verbindung zwischen Brakel und der fruchtbaren Warburger Börde dar. Nur über ihn war es lange Zeit möglich auf direktem Wege von Brakel aus in den Süden zu gelangen wenn man das schwer passierbare, besser gesagt unpassierbare, weil versumpfte Nethetal meiden wollte. So bezog Arminius diesen vorteilhaften Höhenrücken in seine Strategie mit ein. Diese Geländeformation und auch die Wegeführung des ersten Abschnitts könnte damals den römischen Besatzern noch in Ansätzen bekannt gewesen sein. Was aber den weiteren Verlauf zum Netheoberlauf anbetraf, so wird ihr Kenntnisstand über diese Region mager gewesen sein. Aber erst in diesem Abschnitt wird deutlich, wie zielgerichtet ja geradezu perfide die Germanen damals vorgingen um für Varus den perfekten Hinterhalt zu konstruieren. Denn in dieser heiklen Lage um Sieg oder Niederlage waren sie als der schwächere Part gezwungen alle Trümpfe auszuspielen die ihnen die Landschaft bot. So fiel besonders der Nethe eine elementare Bedeutung für ihre Taktik zu, denn sie begleitete die Legionäre die östlich von ihr in den Süden unterwegs waren noch bis auf die Höhe des heutigen Ortes Niesen. Dies würde ihnen im Zuge der späteren Kampfhandlungen auch ein späteres Ausbrechen nach Westen erschweren. Es ging eine flankierende Wirkung davon aus die die Strategen der Schlacht nutzten und legten Varus auch deswegen die Fährte über den besagten Höhenweg. (02.10.2021)

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