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Montag, 3. Oktober 2022
Ptolemäus und die Varusschlacht - Brakel und seine römische Geschichte
ulrich leyhe, 11:58h
Worte die nur auf den ersten Blick unvereinbar erscheinen aber neues Licht nach Ostwestfalen in Sachen Varus bringen können. Es geht um das frühe Kartenwerk von Claudius Ptolemäus. Es inspiriert und beschäftigt schon sein langer Zeit die verschiedensten Sparten der Altertumswissenschaften, aber woher nahm er seinen Kenntnisstand und wie zuverlässig sind seine Einträge gewesen, die wir gerne glauben möchten. In diesem und ihm darauf folgenden Kapitel wird versucht in groben Zügen heraus zu finden bei welchem Wissenstand sein Werk stehen geblieben sein könnte oder zeitgemäßer ausgedrückt, wann war bei ihm Redaktionsschluss. Denn es sieht nicht danach aus, als dass er sich bis ins hohe Alter bemühte dem Wissen der Zeit in seinem Werk Rechnung zu tragen. Warum wich sein Weltbild von der Realität so stark ab, welche Eintragungen hatten für ihn Bedeutung und warum und welche ließ er aus. Schon auf den ersten Blick erscheint sein Werk konfus und unzuverlässig und man ist gezwungen das Belastbare darin quasi mit der Lupe suchen zu müssen. Im Verlauf der Analyse entpuppt es sich dann aber für die Varusschlachtforschung doch noch als recht aufschlussreich, denn auf unterschiedlichen Wegen lässt es sich dafür heran ziehen. Dieser kurze Abriss soll der Einstimmung dienen bevor im nächsten Abschnitt eine These zur Diskussion gestellt in der dargelegt wird, dass Ptolemäus Kenntnisse von den militärisch geprägten Ostwestfalen Expeditionen der römischen Feldherren gehabt haben könnte ohne sie aber deutlich in seine "Germania Magna" eingebaut zu haben. Tauchen wir aber zuvor noch mal tief ins mögliche Geschehen der Varusschlacht ein bevor wir die Karte von Ptolemäus zur Hand nehmen um an sie anzuknüpfen. Wie vollzog es sich also auf Basis der Theorie die diesem Internet Buch zugrunde liegt. Eine Theorie die wie bislang keine andere alle Prämissen in sich vereint und erstmals einen schlüssigen Verlauf zur Varusschlacht anbietet. Varus verließ im Herbst 9 + mit einer Begleitschar Cherusker die ihm den Weg zu den Aufständischen weisen sollten sein in Brakel vermutetes erstes Nachtquartier nach dem Hauptlager an der Weser. Am Morgen dieses Tages beging er ohne es zu ahnen einen Fehler der zu fatalen Konsequenzen führen sollte. Denn er war in dem Moment als er Brakel verließ gezwungen eine bereits passabel nutzbare Verkehrsader nämlich die Verbindungstraße von der Lippe zur Weser verlassen zu müssen um dann auf den weniger befestigten Wegen der Einheimischen weiter zu marschieren. Er nutzte ab der Weser bis Brakel die Erschließungsstraße über die sich Rom bereits einen wetterfesten und für damalige Verhältnisse schnellen Zugang in den Osten geschaffen hatte. Eine Verbindung die möglicherweise schon unter Drusus abgesteckt wurde und die man später nach den Plänen eines gewissen "Helvius" ausbaute. Eine Via, die bei glücklichem Ausgang einmal einen großen Namen getragen hätte. Es war jene Straße die Varus auch schon im Frühjahr 9 + nutzte als er von Westen kommend über den Eggekamm zur Weser ritt und auf der er wohl auch besser im gleichen Jahr zum Rhein zurück marschiert wäre, statt in Brakel von ihr abzuweichen um dann auf unwirtlichen Pisten die Aufrührer aufzusuchen. Der geflügelte Satz, dass Rom da herrschte wo seine Straßen hinreichten hatte auch in Ostwestfalen Gültigkeit. So fiel der römischen Osttangente die auch Brakel zu frühem Ansehen verhalf eine zentrale Funktion zu und man wird den Ausbau aus strategischen Gründen allen Feldherren über die Jahre zur Pflicht gemacht und es zu einer Aufgabe von nationaler Bedeutung erklärt haben, während der feste Straßenbau in den germanisch geprägten Frühkulturen keine Tradition hatte für sie unnötig schien und fremd war. Obwohl für die römischen Vermesser und Bautrupps der Eggeübergang keine ungewohnte Herausforderung darstellte, war das Projekt aber auch für sie eine infrastrukturelle Großbaustelle wie es die vielen Tonnen Gestein eindrucksvoll zeigen die man zum Unterbau heran schaffen musste. Aber für die Menschen der Region war es mehr. Für sie bedeutete es einen Bruch mit der Zeitgeschichte und ihrem gewohnten Lebensumfeld, markierte den Beginn eines Zivilisationssprunges mit damals noch nicht erkennbarem verhängnisvollen Ausgang. Man konfrontierte sie ungefragt mit nie dagewesenen Veränderungen und katapultierte sie förmlich in eine neue Epoche. Ein Schock den zu überwinden sie einige Zeit brauchten und der in etwa vergleichbar war mit dem Privileg eines Gleisanschlusses der Reichsbahn im 19. Jhdt. So erlebte auch das frühe Brakel in dieser Phase eine Zeitenwende und da wo sich heute diese mittelalterliche Hansestadt, der die KFZ Nr. HB versagt blieb ausdehnt pulsierte demnach schon unter Kaiser Augustus der Durchgangsverkehr. Aber aus Brakel wurde mehr, denn es sollte sich mit fortschreitender Bevölkerungsdichte auch zum Drehkreuz des Fernhandels entwickeln. Von der antiken "Helvius Strata Publica" dem späteren Hellweg profitierend, vollzog sich der Verkehr auch in nördliche Richtung und südlich über die Warburger Börde hinaus nach Hessen. Aber die Vergänglichkeit bringt es mit sich, dass man auch dieser Stadt die einst große Vergangenheit nicht mehr ansehen kann. Ein Schicksal, dass sie mit vielen anderen Hellwegstädten verbindet. Aber im Gegensatz zu ihnen breitet sie sich nicht in der Ebene der westfälischen Bucht aus, sondern befindet sich schon im Weservorland aber noch im Windschatten der Egge. Nach einem Tagesmarsch in westlicher Richtung hat man ab Brakel die Paderborner Hochebene bei Schwaney erreicht und in Richtung Osten gesehen stünde man nach etwa 25 Kilometern an der Weserfurt bei Corvey. Und das Örtchen Brakel erfüllte über die Jahrhunderte seine Aufgabe den anfallenden Verkehr aufzunehmen, bot Sicherheit und leistete Quartierdienste. Gleich ob man die für Mensch und Tier kräftezehrende Egge überwunden hatte und die Karren es ohne Achsenbruch überstanden hatten, war Brakel das uralte Etappenziel der Fernreisenden. Und in entgegen gesetzter Richtung waren die Anforderungen und Risiken nicht geringer wenn es galt ins Eggemassiv eindringen zu müssen, aber Schneelasten oder Wegelagerer es erschwerten. Eindringen drückt es gut aus und nicht von ungefähr nannte man den naheliegende Ort Dringenberg schon im 11. Jahrhundert als es noch ein Dorf war "Dringin". Reiste man vom Oberlauf der Lippe an und führte die Weser gar Hochwasser oder hatte Eisgang so erfuhr man es spätestens in Brakel, hatte dem Rechnung zu tragen und musste pausieren. Zentral gelegen war Brakel die geographisch begünstigte klassische Raststation und erfüllte damit alle Voraussetzungen für eine Siedlungsgeschichte die tiefer wurzelte. Die kontinentale Lage Brakels von wo aus es zum Rhein bei Duisburg genau so weit ist wie nach Magdeburg an der Elbe dürfte bei dieser Betrachtung ebenfalls ins Gewicht fallen. Lange vor der Motorisierung bildete das heute unscheinbare und historisch unterschätzte Brakel aufgrund seiner Topographie ein bedeutsames Bindeglied dem man sich schon seit alters her bewusst war und das man deswegen auch mit Paderborn auf die gleiche Stufe gestellt hat. Im Herbergsort Brakel sicherte man sich Unterkunft verweilte nach Bedarf, spannte Pferde und Zugtiere ab, bereitete sich auf den nächsten Tag vor, füllte die Vorräte auf und zog weiter. Erfordernisse wovon die Bewohner lange profitierten bis die großen Verkehrsströme Brakel vergaßen. Kenntnisse über historische Ereignisse aus dem Nethegau und ihrer "Hauptstadt" Brakel sind im Zuge der Völkerwanderungszeit und der Epoche der Merowinger nicht zu erwarten und auch nicht überliefert, Das man aber dem Ort Brakel schon im Jahre 836 und das nur 64 Jahre nach der Niederlegung der Irminsul und 30 Jahre nach dem Ende der Sachsenkriege den in antiker Zeit verwendeten Namen "Villa" gab ist bemerkenswert. Villen waren im römischen Leben Landhäuser für die man die Bezeichnung "Villa rustica" ins Leben rief während man sie in Deutschland schlicht Bauernhof nannte. Die Erwähnung einer frühen Hofanlage im fälischen Brakel spricht für selbstversorgende landwirtschaftliche Strukturen folglich einem traditionell gewachsenen Erbwesen. So werden in Brakel auch schon weit vor den Sachsenkriegen einflussreiche Stammesfürsten regiert haben bis sich ein karolingisch geprägtes Gemeinwesen durch gesetzt hatte. So kann Brakel auf eine lange Geschichte zurück blicken und folgt man der Theorie dieses Internet Buches, dann hielt sich auch Varus in der letzten Nacht vor dem Aufbruch zu den Aufrührern in einem Marschlager vermutlich auch in Brakel bzw. in der Nähe zur Nethe auf. Dieses beschauliche Brakel nun mit dem bedeutenden Griechen Claudius Ptolemäus, der nach 160 + verstarb und mit seinem Kartenwerk der "Magna Germania" in Verbindung zu bringen klingt zweifellos etwas abgehoben, aber dennoch sollte man es nicht völlig von der Hand weisen, denn er könnte diesem Ort schon einen Platz auf seiner frühen Deutschland Karte gegeben haben. Aber Ptolemäus stürzte die Forschung schon immer in erhebliche Verwirrung und Erklärungsnöte, da sich die von ihm hinterlassenen Namen nicht präzise verorten lassen. Heerscharen von Forschern aller Fachrichtungen beteiligten sich schon daran seinen Einzeichnungen auf die Schliche zu kommen bis sich vor einigen Jahren ein Expertenteam zusammen gesetzt aus namhaften Geodäten seiner Karte auf neuartige Weise annahm und versuchte sie zu entzerren. Das Ptolemäus auch vor der Nennung von Namen aus dem inneren Germaniens nicht halt machte, steigert zusätzlich den Wert seines kartographischen Vermächtnisses und machte es für die wissenschaftliche Aufarbeitung interessant. Aber wie stand es um den Gebrauch kartographischer Hilfsmittel um die Zeitenwende. Natürlich geht man nicht davon aus, dass sich Varus auf seinem Marsch zu den Aufrührern mit Kartenmaterial gleich welcher Art eingedeckt hat um sich zu orientieren auch wenn Ptolemäus etwa 140 Jahre später schon einige Orte aus seiner Zeit kannte und namentlich notieren konnte, sondern verließ sich einzig auf die ihm von Arminius für das erste Wegestück mit gegebenen Ortskundigen. Nachdem er dieser Theorie folgend das Weserlager und anderntags Brakel verlassen hatte, schweifte sein Blick bereits über eine wenn auch nur mäßig kultivierte Landschaft und zog auch an mehr oder weniger großen Siedlungsinseln vorbei ohne deren Namen zu kennen oder sie wissen zu wollen falls sie welche hatten. Ihm und seinem Generalstab hätte vielleicht auffallen können, dass in ihnen die männliche Bevölkerungsschicht zu fehlen schien. Die Existenz aufrührerischer Germanen war der literarischen Quellenlage nach gegeben, auch wenn Arminius die Rebellion Varus gegenüber in einen für ihn nebulösen Zusammenhang setzte indem er alles als beherrschbar herunter spielen musste und als belangloser darzustellen hatte, damit Varus zusätzliche Vorkehrungen unterließ. Und auch uns klärten erst die antiken Historiker darüber auf, dass sich aus einer als Aufruhr geschilderten vor allem aber gut getarnten regionalen Gemengelage die Varusschlacht entwickelte. Obwohl uns der Verlauf der Schlacht von Cassius Dio real, plausibel und stimmig geschildert wurde und zudem wie sich recherchieren lässt im vollen Einklang mit Florus, Tacitus und Paterculus steht, hatte das Szenario immer etwas halbfiktives an sich. So klang es immer schon schwer vorstellbar, dass ein erfahrener und krisengewohnter Feldherr wie Varus, der sich unter den Aufrührern als angesehener und geachteter Übervater präsentieren wollte schon auf dem Weg zum Richterstuhl von einem unerwarteten Angriff überrascht wurde. Er hatte sich vielleicht auch in eine für ihn ungewohnte Rolle begeben nun als Streitschlichter aufzutreten aber letztlich sprach alles für eine außerordentlich gut geplante germanische Vorgehensweise. Denn hier im Schatten der Egge vor allem aber der Weltgeschichte triumphierte letztlich nicht nur der geballte und zügellose Zorn einer unterjochten und gekränkten Bevölkerung, sondern auch das kühle Kalkül eines germanischen Gegenspielers dem man derartiges nicht zugetraut hatte. Loyal und treu hatte er bislang auf Varus gewirkt aber niemand kannte sein Inneres. Man rätselt über die Lage der Wohngebiete wo die gegenüber Varus vorgetäuschten Aufrührer gelebt haben könnten um dann wie von selbst im Zuge dieser Theorie auf den abgeschiedenen Südwestwinkel des Nethegau zu stoßen. Und dort konnten sich diese Siedlungen nur irgendwo in der Region vor dem steinalten, vorgeschichtlichen Passweg und zwischen Borlinghausen und Peckelsheim am Nordrand der Warburger Agrarlandschaft befunden haben. So hatten die Cherusker Varus auch in eine bevölkerungsreiche da fruchtbare Region gelockt, wo ihn demnach ein widerspenstiger Stamm erwartete der sich auf eine auskömmliche Ernährungsgrundlage stützen konnte. Er traf auch dort vermutlich auf eine gut situierte und organisierte Stammesstruktur mit einem geachteten Oberhaupt an der Spitze der sich Arminius angeschlossen hatte. Und auch noch andere mehr oder minder starke Sippen und deren namenlose Anführer werden das führende Fürstenhaus des Segimer/Arminius Clans unterstützt und mit dazu beigetragen haben, den erfolgreichen Komplott gegen Varus zu schmieden und zum Erfolg zu führen. Und hier in Grenzlage des cheruskischen Herrschaftsgebietes fand Arminius auch noch weitere Unterstützung denn im Anschluss daran breiteten sich auch die ersten Siedlungen der benachbarten Stämme wie die der Chatten, Marser und auch jene damals zur Flucht gezwungenen Sugambrer aus. So war diese Region beileibe nicht menschenleer oder bar jeglicher zeitgemäßer Organisationsstruktur auch wenn hier um Borlinghausen östlich der Egge nicht unbedingt ein bedeutsamer überregionaler Fürst beheimatet gewesen sein musste. Varus und seine Administration dürften nach dem sie Brakel verließen gewisse Vorstellungen vom Großraum zwischen Diemel und Nethe gehabt haben. Und ihnen könnte auch bekannt gewesen sein, mit welchen Gauoberen man dort zu rechnen hatte. Ebenso darf man davon ausgehen, dass Varus neben dem Segimerclan auch die mittlere Führungsebene der Germanen in seine Politik mit einbezogen hatte, denn es gab sie die Oberschicht bestehend aus den Sippenältesten unterhalb der Riege der germanischen Fürsten wobei auch unbekannt ist wie hoch ihre Anzahl im Volk der Cherusker war. So wird man sich vor der Schlacht wie man es von den Falen und Sachsen her weiß auf Basis der germanischen Stammesverfassung auf Arminius als gemeinsamen Heerführer verständigt haben. Wie Paterculus schrieb ragte innerhalb der umfänglichen cheruskischen Führungsebene diese eine Person heraus und er beschrieb sie wie folgt. 118. (2) "Damals gab es einen jungen Mann von vornehmer Abstammung, der persönlich tapfer, schnell von Begriff und über das Maß der Barbaren hinaus begabt war; er hieß Arminius, der Sohn Sigimers, eines Fürsten dieses Stammes; das Feuer seines Geistes verriet sich schon im Blick seiner Augen; auf unserem früheren Feldzug war er ein unablässiger Begleiter gewesen der zu Recht auch die Auszeichnung des römischen Bürgerrechts, den Rang eines Ritters, erlangt hatte". Arminius war also der Sohn "eines" Cheruskerfürsten, was auch mit einschließt oder sich so interpretieren lässt, dass der Stamm mehrere Fürsten gehabt haben dürfte. Bei dieser qualifizierten Beschreibung wird es den Wahlberechtigten der diversen Thingversammlungen leicht gefallen sein sich für Arminius zu entscheiden, denn er kannte wie kein anderer die römische Kampfesweise, Denkart und sprach wohl soweit Latein, dass er sich verständigen konnte. Da die innergermanischen Strukturen traditionell ein hohes Maß an Mitspracherecht vorsahen, dürfte Varus es also auch immer mit einem größeren Kreis hochgestellter Germanen zu tun gehabt haben und er wird auch gewusst haben, wo sich in etwa ihre jeweiligen Sitze, Höfe, Heggen oder befestigten Stätten befanden. Schließlich dürfte Varus auch ohne das er über Routenpläne verfügte bekannt gewesen sein, wo er Segimer oder Arminius antreffen konnte wenn er sie mal mit seiner Anwesenheit beehren wollte. Und auch Germanicus wusste schließlich später, wo er hin zu marschieren hatte als er den Hauptort der Chatten verwüstete und wie er sich zu orientieren hatte um die Marser zu überraschen, denn immer wurden ihnen ortskundige Germanen an die Seite gestellt oder man bediente sich ihrer. Und auch die Völker der Chatten, Brukterer und Marser dürften wie die Cherusker auch wenn sie von mehreren Fürsten regiert wurden und ungeachtet üblicher Rivalitäten ein Oberhaupt gehabt haben das in Kriegszeiten die Führung übernahm. Ob diese dann auch alle uneingeschränkt Arminius als ihren Anführer akzeptierten ist fraglich, denn als in ihren Territorien gekämpft wurde werden sie die Befehlsgewalt nicht unbedingt in Gänze aus der Hand gegeben haben. Versucht man sich also darin sich einen Einblick in das germanische Stammeswesen zu verschaffen so gehört dazu auch ein Blick in die Landschaft zu werfen in der sie lebten und in der man sich zu orientieren hatte. Stellt man dann einen Vergleich zu den Möglichkeiten an, die der Generalstab damals hatte um sich in ihren Wohngebieten zurecht zu finden so muss man nach den Realitäten suhen. Und auch schon zu Zeiten von Kaiser Augustus kann man davon ausgehen, dass man in begrenzten Maße in Sachen Kartographie bewandert gewesen sein dürfte, da man lesen und schreiben konnte. Es war eine Epoche in der man sich in Griechenland schon mit den ersten Erdumfangberechnungen beschäftigte, so dass das Nachbilden von Landschaften dem nicht weit entfernt gestanden haben dürfte. Man könnte demnach schlussfolgern, dass sich da wo Ptolemäus Ortsbezeichnungen hinterließ bereits vor der Zeit in der er sie zu Papier brachte zentrale und überregional bedeutsame germanische Siedlungen befanden. Hauptorte die sich einer herrschenden Sippe oder auch schon einem Stamm zuordnen lassen könnten. Zwischen seinen Namensvergaben wenn er denn keine Stämme, Völker, Gebirge oder Flüsse kennzeichnete, sondern Orte bezeichnete eine Verbindung mit germanischen Fürstensitzen herzustellen ist auch eine Möglichkeit um die Wege der Varusarmee nachzuzeichnen. Befestigte Plätze von wo aus diese residierten hatte es unstrittig auch schon vor Ptolemäus gegeben und für einige davon könnten wir von ihm schon die Namen erfahren haben. Aber seine Karte lässt viel Platz und Zwischenraum, so dass man vermuten darf, dass es für den größten Teil der schon vor seiner Zeit existenten fürstlichen Domizile keine Namen gab zumindest keine, die sich bis zu ihm durchgesprochen haben. Wie er vorging, welche Orte ihm wichtig waren und warum, und welche er weg ließ wird sein Geheimnis bleiben. So dürften in den unteren Erdschichten noch manche Überraschungen auf ihre Entdeckung und Freilegung warten und sich frühe Siedlungsspuren bevorzugt da finden lassen, wo sie vor Hochwasser sicher waren, an Straßenkreuzungen oder in der Nähe von Flussüberquerungen lagen. Attraktive und sicher auch lukrative Plätze an denen sich üblicherweise auch die örtliche Führungsschicht ansiedelte. Die nötige Denkfähigkeit war vorhanden und mit der unsrigen deckungsgleich, so dass man auch den geographischen Wissensstand zu Varuszeiten nicht unterschätzen sollte, was auch die Nutzung und das Wissen um die Schreibkunst mit einschließt. Zudem geht man davon aus, dass im römischen Reichgebiet weit aus mehr Menschen lesen und schreiben konnten als bislang angenommen. Man verwendete bekanntlich Papyri und verfügte über das erforderliche Schreibgerät. Schriftliche Quellen und Funde beweisen, dass das Wissen darüber Sprache schriftlich zum Ausdruck zu bringen Gallien schon in vorrömisch, spätkeltischer Zeit erreichte und man dafür in der Regel griechische Buchstaben anwendete. Abbildungen römischer Mosaike und Wandmalereien wie der zum Löschen der Schrift nötige Doppelspatel auf einem pompejanischen Stillleben zeigen den Gebrauch von mit Wachs beschichteten Drucktäfelchen. Schreibzubehör wie Griffel aus Eisen, Elfenbein und Bronze, Tintenfässer und Siegelkapseln finden sich immer wieder in römerzeitlichen Gräbern. Aber auch Griffelkästen und Futterale, in denen es aufbewahrt wurde konnten entdeckt werden. Ebenso waren darunter besagte Spachtel die zum Glätten der im Wachs hinterlassenen Aufzeichnungen benutzt wurden. Insgesamt Gegenstände die in der Antike weit verbreitet waren und die man nicht nur zum Schreiben, sondern auch zum Zeichnen oder Skizzieren hätte nutzen können. Besonders im gallorömisch geprägten Südwestdeutschland einem Zentrum einst keltischer Zivilisation und dann Einfalltor der römischen Militärmacht wo schon Cäsar die Trevererfestung in Otzenhausen eroberte zeigte sich der frühe Kenntnisstand mit Schreibutensilien Informationen hinterlassen zu können. Ein spätlatene - also frühkaiserzeitliches Gräberfeld auf dem Gelände der Dillinger Stahlwerke dessen einstiger Umfang sich nicht mehr erschließen lässt, lässt den Stand der Romanisierung erkennen und wurde vorsichtig auf das letzte Jahrzehnt vor der Zeitenwende datiert. Einer darin bestatteten Person wurde Schreibzeug unter anderem ein Griffel samt Wachstafel mit ins Grab gelegt und überraschenderweise fand sich auch im nahen Dillinger Ortsteil Pachten ein Grab mit Schreibgerät. Möglicherweise kann man die Dinge römischen Agrimensoren also Landvermesser zuschreiben oder sie gehörten bereits zum Standard einer wohlhabenden Oberschicht. Gab es kleine, so existierten auch große Wachstafeln und man könnte auch auf Feldzügen imstande gewesen sein sich über unterschiedliche Strategien gegenseitig schriftlich auszutauschen, Kurznachrichten zu verfassen vor allem aber auch geographische Hindernisse wie Gebirge oder Stromschnellen, aber auch Pässe zu kennzeichnen. Der Generalstab könnte also auf diesem Weg die für ihn wesentlichen Merkmale der Landschaft gekannt und den jeweiligen Wissenstand untereinander ausgetauscht haben, um sich zu orientieren. Möglicherweise waren darunter auch schon Darstellungen auf denen die Wallanlagen oder Höfe germanischer Oberhäupter abgebildet waren. Skizzenhaft könnte Varus auch die Lage des ihm von den Cheruskern empfohlenen Eggeaufstieges dem Saltus gekannt haben, den man ihm nach der Gerichtsverhandlung als Rückweg vorschlug. Was den Hinweg zum Gerichtslager anbelangte verließ er sich auf die germanischen Ortskundigen die ihn unter einem Vorwand "rechtzeitig" verlassen haben dürften. Aber präzises und richtungsweisendes Kartenmaterial etwa auf Basis des Griechen Claudius Ptolemäus wird Varus wohl nicht im Gepäck getragen haben. Die ptolemäische Verortungsmethodik löste erhebliches Kopfzerbrechen aus und man versuchte ihr auf geodätische Weise im Zuge des Entzerrungsprozesses auf die Spur zu kommen. Was aber im Hinblick auf die Nennung von Ortsnamen noch Erfolg versprechend klingt, erfordert bezogen auf die Positionen der von ihm hinterlassenen Völkernamen eine veränderte Herangehensweise und was Flüsse und Gebirge anbelangt so stellt sein Werk eine kaum lösbare Herausforderung dar. Seine Ortsangaben die sich nach neuer wissenschaftlicher Erkenntnis auch auf Ostwestfalen beziehen lassen für die Varusforschung zu nutzen fällt schwer, wird aber dank seiner Vorarbeit möglich. Ptolemäus verstarb zwischen 160 + und 180 + und lebte in einer Zeit in der sich das Schicksal der Cherusker im römischen Reich geschichtlich nur noch verschwommen oder gar nicht mehr wahr nehmen lässt. Es heißt sie hätten ihre Volkskräfte verbraucht, befänden sich daher in einem Auflösungsprozess oder hätten sich anderen Stämmen angeschlossen. Argumente die teilweise zustimmen aber in Gänze nicht stichhaltig erscheinen, denn auch im Verlauf der Völkerwanderung blieb immer ein gewisser Anteil dem alten Stammesgebiet treu wie man es auch von den Angrivariern aufgrund ihres Folgenamens Engern annehmen darf. Dieser Kern passte sich den neuen Lebensbedingungen an und setzte die Traditionen fort. Im Falle der Cherusker waren dies die Falen, was in einem weiteren Kapitel näher begründet wird. Das Weltbild von Ptolemäus reflektierte zwar die Zeit als Mark Aurel als römischer Kaiser über ein nach innen und außen stabiles Imperium herrschte, aber seine "Magna Germania" bildet diese Epoche nicht plausibel ab. Denn die Namen die Ptolemäus in griechischer Schrift eintrug und die man später ins Lateinische übersetzte waren keine Erfindung der Zeit in der er lebte. Die Recherchen sprechen dafür, dass man sie bereits um die Zeitenwende für die germanischen Zentren in Gebrauch hatte. Blickt man auf seine "Magna Germania" dann machte er es der Nachwelt in der Tat schwer sich zurecht zu finden da sich seine Angaben in der Landschaft des heutigen Deutschland zu verlieren scheinen und die einschlägige Literatur quillt daher seit Jahrhunderten über vor vermeintlichen Identifikationsvorschlägen. Nachdem sich aber das Forscherteam um Andreas Kleinenberg um die Präzisierung der Koordinaten verdient gemacht hatte und man für viele Ptolemäische Ortsnamen gute Anhaltspunkte liefern konnte, keimte die Hoffnung auf einige Namen ließen sich dadurch auch einer heute bekannten Örtlichkeit zuschreiben. Zweifellos ist die Bezeichnung "Ortsname" wissenschaftlich nicht haltbar, denn die ebenfalls kartierte Stadt Rom war alles andere als ein Ort. Aber ihre Herangehensweise versprach eine exaktere Zuweisung die sich mit der heutigen Geographie verbinden ließe. Zweifellos stecken in der Ptolemäus Karte immer noch viele Geheimnisse und auch die Möglichkeiten des Forscherteams hatten insbesondere was ihre geographischen Vermerke anbelangt ihre Grenzen. So geben die von ihm verzeichneten Flussverläufe und die Konturen der Gebirge große Rätsel auf und es verwundert das völlige Fehlen sämtlicher links - und rechtsrheinischer Rheinzuflüsse, den er "Rhenus fluminis" nennt und das sogar über seine gesamte Fließstrecke von den Alpen bis zur der Nordseeküste. Nach Lippe, Neckar aber auch Mosel suchen wir folglich vergebens und können uns daher keine Orientierungshilfe geben. Er hatte wohl einen Faible für die Meere und trug nur jene Flüsse ein die in die Nordsee bzw. auch in die Ostsee mündeten. Den Rhein hatte Ptolemäus auf seiner Karte am äußersten linken Rand eingezeichnet trotzdem wäre noch Platz für die bedeutsamen Römerstädte und Kastelle am linken Rheinufer gewesen, wie etwa das heutige Xanten, Neuß, Köln, Bonn, Mainz oder Straßburg. Aber auch auf diese Einzeichnungen hatte Ptolemäus rätselhafterweise verzichtet. So könnte man auch den Eindruck gewinnen, dass er sie mit Absicht ignorierte denn diese Städte existierten nicht nur schon zu seiner Zeit, sondern waren die Zentren der Kolonisation und Zivilisation in Germanien schlechthin. So stehen uns zur Analyse keine römischen Städtenamen, sondern nur Eintragungen auf der "germanischen" rechtsrheinischen Seite zur Verfügung und nicht auf der linksrheinischen die er mit Gallien kennzeichnete. Schaut man auf seine Karte die bekanntermaßen nur eine Kopie des Originals darstellt, dann gewinnt man den Eindruck, als ob er eine Zeit wieder gab in der eine römische Zivilisation mit all ihren Auswirkungen in Germanien noch gar nicht existiert hatte. Steigert man sich ins Spekulative, dann begab er sich sogar in Distanz zu den Leistungen des römischen Imperium und schien seine Karte in eine Zeit vor der römischen Einflussnahme zurück datiert zu haben. Da sich auch keine Hinweise auf den römischen Landlimes finden, der zu seiner Zeit schon Gestalt angenommen hatte, darf man zu der Überzeugung gelangen, dass er dem Reich der Römer was die Karte anbelangt nicht die nötige Rechnung trug und ihm in gewisser Weise vielleicht skeptisch bis abweisend gegenüber gestanden haben könnte. Da Grieche könnten beim ihm auch Animositäten den Ausschlag gegeben haben. Das er dann aber das kleine unscheinbare Flusskastell mit mittlerer strategischer Bedeutung namens "Asciburgium", das heutige Asberg im Mündungsbereich der Ruhr erwähnt sticht heraus. Dies schien ihm wichtig gewesen zu sein es einzutragen auch ohne das er den dazugehörigen Verlauf der Ruhr kenntlich machte. Und wie er die Ruhr unterschlug so ignorierte er auch das Vorhandensein der Lippe, was völlig irritieren muss. Denn ausgerechnet jene Lebensader die für die römische Erschließung Innergermaniens von so immenser Bedeutung war, war ihm kein Federstrich wert. Statt dessen sympathisierte er nur mit Plätzen, die sich in Germanien befanden und gab allen römischen linksrheinischen Orten den Korb. Siedlungsnamen auf dem Gebiet des "freien" Germaniens die uns im Wortlaut völlig fremdartig erscheinen und etymologische Rätsel aufgeben. Und auch das seltsame Asciburgium über das die Geschichte Interessantes zu berichten weiß, trug er auf die germanische, statt auf die von Rom beherrschte linke Rheinseite ein. Ptolemäus lebte als Grieche in Alexandria und ihm war wie auch seinem Zeitgenossen Tacitus, der es allerdings etwas abtat, die Überlieferung bekannt wonach Griechen Asciburgium gegründet haben sollen. Er könnte kraft seiner Herkunft Rom möglicherweise kritisch gegenüber gestanden haben und rief vermutlich nicht ohne Absicht die vor römischen Zeiten in Erinnerung. Obwohl er unter römischer Herrschaft lebte kam damit vielleicht etwas Patriotismus zum Vorschein. Unser Wissen darüber, dass es Griechen waren die bereits vor der römischen Nordexpansion von Südfrankreich aus über Rhone und Rhein bis in die Nordsee vorstießen gilt als gesichert. Und das dieses Volk keine Eroberungen anstrebte und das Miteinander mit den Germanen suchte könnte eine Erklärung dafür sein, dass Ptolemäus das griechische Asciburgium auf der rechten Rheinseite platzierte. Die Seite der Germanen die mit den Griechen nicht im Zwist lagen und die ihm daher für eine griechische Kolonie anders als später sicher gewesen schien. Die Ems und ein ebenfalls in die Nordsee mündender Fluss mit Namen Vidrus, bei dem es sich nach Auffassung der Gelehrten um die kleine Vechte handelt hatten für ihn offensichtlich mehr Bedeutung gehabt als die unter Augustus vor Kastellen strotzende Lippe. Und nahe jenem Vidrus verortete Ptolemäus, völlig aus der Geographie geraten das germanische Bogadion. Da das Team jedoch zu der Auffassung gelangte Bogadion mit der Region Salzkotten gleich setzen zu können muss die Ptolemäus Karte in die Irre führen, denn Bogadion/Salzkotten lag und liegt definitiv nicht an der Vechte, deren Quellgebiet sich rund 100 Kilometer von Salzkotten entfernt befindet, sondern in der Nähe zur Lippe die er jedoch nicht verzeichnet hatte. Aber Ptolemäus notierte einiges mit dem sich dann doch auf den Wahrheitsgehalt seiner Arbeit schließen ließ. Von den Sachsen wusste er, dass sie nördlich der Elbe siedelten. Sie hatten also nach seiner Darstellung den Fluss noch nicht nach Süden überschritten um in Hadeln wieder an Land zu gehen. Historisches Wissen, dass sich mit unserem heutigen Informationsstand deckt. Ihm war ebenso bekannt, dass die Angrivarier links aber nicht rechts der Weser lebten, was ebenfalls die geschichtliche Lage trifft. Der von ihm erwähnte Stamm der Sugambrer stellt einen mit Abstand gut datierbaren Hinweis dar und ermöglicht Bezüge zu ihrer betrüblichen Vergangenheit. Er nennt sie "Suambri" und verortet sie, was auch unserem Wissensstand entspricht auf der rechten Rheinseite. In diesem Fall gibt uns der Ort Asciburgium im Ruhrmündungsbereich eine Hilfestellung wo sich dieses Sugambrerland ausbreitete. Denn er verzeichnete es südöstlich von Asciburgium und damit südlich der Ruhr. Ihr Stammesgebiet befand sich folglich noch da und wo sie lebten, bevor der Feldherr Tiberius sie im Jahre 7 - mit Gewalt auf die linke Rheinseite umgesiedelt hatte. Lesen Sie dazu bitte das Kapitel "Mit der Schwebebahn über die Römerzeit - Die tiberianische Landwehr - Auch eine dialektische Herausforderung" vom 08.05.2019 in dem auf das Schicksal der Sugambrer näher eingegangen wird. Betrachtet man sein Werk unter diesem Aspekt und der Tatsache, dass er die römischen Zivilisationszentren ausgeblendete um den germanischen Völker ein größeres Gewicht zu kommen zu lassen, ihnen also mehr Aufmerksamkeit zu widmen, so erscheinen auch seine stammesbezogenen Eintragungen unter einem anderen Licht. Dann kann man auch den Eindruck gewinnen Ptolemäus habe sein Werk genau um die Zeitenwende angehalten und ließ ab diesem Moment keine neuen Erkenntnisse mehr einfließen. So klammerte er das römische Leben am Rhein komplett aus und damit auch ihre militärische Präsenz, fror die Zeit ein und drehte sie in diesem Fall zurück auf die Jahre vor der Zeitenwende. Das es einem unbekanntem eher geringen Stammesteil der Sugambrer gelang vis a vis von Köln sesshaft zu bleiben, während einem anderen Teil die Flucht nach Osten gelang dürfte Ptolemäus im Detail nicht bekannt gewesen sein. Aber was ließ ihn annehmen, dass die Langobarden in zwei Teilstämme gegliedert waren und er keinen von ihnen in der Nähe zur Elbe einzeichnete. Nach seiner Darstellung siedelten sie sowohl südlich der Angrivarier und damit links der Weser, als auch in Rheinnähe und rückte sie damit deutlich von der Landschaft ab, die die moderne Geschichtswissenschaft für ihre Siedlungsgebiete hält. Nämlich die Regionen die sich links der Unter - und Mittelelbe erstreckten. Aber nicht selten kommt es zu Abweichungen und konträren Ansichten zur gängigen Lehrmeinung also zu historische Missdeutungen, wenn es um die Verortung germanischer und in diesem Fall langobardischer Wohngebiete geht. Genauso verbindet sich auch mit den Markomannen immer die Vorstellung auf ein Reich östlich der Elbe. Wie aber Tacitus und Strabo berichteten standen die Langobarden und Markomannen im Bündnis zueinander was dann dazu führte annehmen zu können, dass beide Stämme auch schon in vorchristlicher Zeit in Elbnähe wohnten. Dem steht aber die Überlieferung von Florus (2.30,32) entgegen der berichtete, dass die Markomannen unter Marbod erst nach ihrer Niederlage gegen Drusus 9 - nach Osten auswichen. Sie also zuvor weiter westlich siedelten, was zu denken geben sollte. Ein Blick auf die Hinweise wo Drusus in den Jahren von 12 - bis 9 - kämpfte verrät, dass er sich mit den Usipeter und den Sugambrer schlug und auch versuchte die Cherusker anzugreifen. Er agierte demnach in erster Linie zwischen Rhein und Weser, während man seinen Vorstoß zur Elbe im Jahr seines Todes eher als einen Akt bzw. die Zurschaustellung römischer Stärke sehen könnte. Drusus hielt sich also vor der Zeitenwende vornehmlich westlich der Weser also in Regionen auf in denen Ptolemäus die Siedlungsgebieten der Langobarden eingetragen hatte. Und dort könnten sie auch in näherem Kontakt zu den Markomannen gestanden haben, auch wenn Ptolemäus diesen Stamm in seiner Karte nicht vermerkt hatte. Den Bund beider Völker hätten sie demnach auch schon zwischen Rhein und Weser geschlossen haben können und nicht erst an der Elbe. Auch das die Langobarden dem Cheruskerfürsten Italicus zur Seite standen spricht für die Siedlungsnähe beider Völker die mehr zur Weser tendierten als zur Elbe. So rückte Ptolemäus die Langobarden in die Nähe der Regionen die allgemein als Siedlungsgebiet der Cherusker gelten. Das die nach Ptolemäus noch südlich der Angrivarier und links der Weser angesiedelten Langobarden als Teilnehmerstamm gegen Varus keine Erwähnung fanden ließe sich mit ihrer Distanz zum Schauplatz im Nethegau erklären. Aber 16 + am Angrivarierdamm könnten, ja müssten sie sich sogar in die germanische Phalanx gegen Germanicus eingereiht haben, denn die immense Streitmacht mit der Germanicus aufmarschierte erforderte auch unter den Germanen ein gewaltiges Kontingent. Das sich im Jahre 451 wieder Teilstämme der Langobarden und Cherusker verbündet hatten und gemeinsam auf Seiten der Hunnen in Frankreich kämpften spricht erneut für die Nähe in der beide zueinander standen. Auffällig ist aber, dass Ptolemäus den bedeutsamen Stamm der Cherusker nicht erwähnte. Sollte die Theorie greifen, dass das Werk von Ptolemäus eine Zeit wieder spiegelte, die die Jahre von 9 v. Chr., dem Jahr in dem Drusus starb bis in den Beginn des ersten nachchristlichen Jahrzehnts abbildete, dann würde dies in etwa die Phase abdecken in der Ahenobarbus als Befehlshaber der römischen Armee in Germanien diente, aber Varus in Ostwestfalen noch nicht in Erscheinung getreten war. Ahenobarbus stellte die Schaffung einer guten Infrastruktur in den Vordergrund seiner Feldherrnschaft, ließ den Bohlenweg "Pontes Longi" bauen und könnte auf Basis der Pläne von Nero Claudius Drusus auch den Bau der Erschließungsstraße über den Eggekamm begonnen oder fortgesetzt haben. Als dann könnte man schlussfolgern, dass die Cherusker bei Ptolemäus um diese Zeit auch noch nicht ihren späteren Stellenwert besaßen und daher auch nicht erwähnt wurden. Geschichtsrelevant wurden sie erst als die Vertragsverhandlungen unter Varus statt fanden, die aber kartographisch betrachtet noch bevor standen. Man kann nach Ptolemäus aber auch die Theorie entwickeln bzw. es mit Strabo halten, der in den Cheruskern auch nur einen der kleineren germanischen Völker sah. Die Cherusker also bis dato nur einen Kleinstamm darstellten, dem es letztlich lediglich aufgrund der herausragenden Persönlichkeit in der Gestalt eines Arminius gelang Weltgeschichte zu schreiben. Gestützt wird die zeitliche Einordnung auch durch die Lagebestimmung einer Erinnerungsstätte die man zu Ehren von Drusus errichtete und sich "Tropaea Drusi" bzw. "Tropaia Drousou" nannte. Ptolemäus legte sie an den Nordrand des Harzes rechts der Weser und das Geodäsie Team schlug dafür die Region um Halberstadt vor. Was seine Verortung zu etwas besonderem macht ist die Tatsache, dass dies der einzige Hinweis auf seiner "Germania Magna" war, durch den erst eine grundsätzliche römische Anwesenheit östlich des Rhein bestätigt wird und explizit sogar die eines römischen Feldherrn nämlich Drusus. Was Ptolemäus bewogen haben könnte diesen Hinweis zu platzieren bzw. für Drusus eine Ausnahme zu machen, während er es unterließ zahlreiche andere Stätten römischen Wirkens sowohl an der Rheinschiene, als auch östlich davon zu erwähnen bleibt ein Rätsel. Im Kontext ist es für die hier aufgestellte These insofern von Bedeutung indem es die Theorie stützt, dass Ptolemäus auf dem Wissensstand jener Jahre basiert haben könnte, als man die Sugambrer noch nicht zwangsumgesiedelt hatte, Drusus bereits tot war und man ab dem Römerlager Anreppen bereits die ersten Straßenbaumaßnahmen in Richtung Weser anging, die Cherusker aber noch bedeutungslos waren. Insgesamt interessante Indizien mit denen sich die Aufzeichnungen von Ptolemäus glaubhaft machen lassen um darauf basierend neue Schlussfolgerungen ziehen zu können. Theorien nicht nur in Bezug auf die Römerstraße über die Egge sondern auch die Hellwegorte. Hinweise die auch die Überlegungen zur Varusschlacht beeinflussen. (03.10.2022)
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Sonntag, 11. September 2022
Die römische Straße über die Egge - Ein Beitrag zur Entschlüsselung ihres antiken Namens - Später nannte man sie Hellweg.
ulrich leyhe, 14:10h
Und dies war auch nicht etwa nur irgendeine Straße, sondern ein Teilabschnitt jener Strecke für die sich in den späteren Jahrhunderten ein Name durch setzte den man schon als legendär bezeichnen könnte. Ein Name über dessen Bedeutung man immer schon rätselte aber bislang zu keinem befriedigenden Ergebnis kam und er lautet Hellweg. Spricht man über althergebrachte fußläufige oder karrentaugliche Überlandverbindungen und möchte sich darunter eine befestigte Straße vorstellen oder es gar mit heutigen Maßstäben messen, so müssen wir uns mit einer Ausnahme von derartigen Vorstellungen verbschieden. Und diese beruht auf unserem Kenntnisstand, dass man zu Römerzeiten zumindest in den kritischen Höhenlagen und den Zentren der Zivilisation wert auf einen stabilen Fahr- und Marschweg legte. Und wer sich schon mal das Straßennetz in der frei gelegten Stadt Pompeji angesehen hat, der weiß um den Willen dieses Volkes für die Ewigkeit bauen zu wollen. So war die Bezeichnung "Straße" zu Zeiten des römischen Reiches auch gerechtfertigt und nicht ohne Grund stammt unser Name "Straße" auch von der römischen "via strata" ab. Aber obwohl sich die römische Besatzungszeit in Ostwestfalen bekanntlich nur über einen begrenzten Zeitraum erstreckte hinterließen sie östlich von Schwaney ein beeindruckendes Zeugnis ihrer Leistungsfähigkeit. Davor waren unbefestigte Wege also Straßen ohne Unterbau die Regel. Als man 16 + die römischen Legionen aus dem inneren Germaniens zurück gedrängt hatte kehrte die Bevölkerung wieder zu einer bedarfsgerechten und im alten Ostwestfalen zeitgemäßen Wegeführung zurück. Starr ausgebaute Verbindungswege lösten sich langsam wieder auf und man war frei und flexibel in der Wahl der Trassenführung, variierte ihren Verlauf und begnügte sich mit seiner rudimentären Struktur. Das demnach noch vor 16 + gebaute und im 19. Jahrhundert im Zuge eines Straßenneubaus entdeckte Teilstück der Römerstraße führte über den Eggekamm und zwar dort, wo er sich unter den damaligen Bedingungen am Sinnvollsten überwinden ließ. So kann man in der Römerstraße einen Abschnitt der großen Verbindung vom Rhein zur Weser sehen, wie man sie unter dem Namen "Westfälischer Hellweg" kennt. Und wenn in Deutschland von einem Hellweg die Rede ist, dann denkt man zunächst an ihn, obwohl auch andere Altstraßen den Namen Hellweg tragen. Altstraßen die sich aber alle auf NRW und Südniedersachsen beschränken und so war es vielleicht auch dieser klassische westfälische Hellweg der zum Vorbild und Namensgeber der deutschen Hellwege wurde und von dem man später andere mittelalterliche Überlandstraßen ableitete. Obwohl sich die Nutzung dieses auch Kontinental betrachtet bedeutsamen Weges bis weit in prähistorische Zeiten zurück verfolgen lässt, bekam er seine geschichtsträchtige Bedeutung doch erst in der Epoche, als das Imperium sich anschickte sein Einflussgebiet nach Norden und Osten auszudehnen. Eine Invasion gegen die man in Germanien heftig und erfolgreich Widerstand leistete. Und das die römischen Legionen auf diesem Weg ins innere Germaniens vorstießen wird für ihre Bewohner eine neue Erfahrung gewesen sein, denn bislang waren sie es wohl eher gewohnt ihn nur in entgegen gesetzter Richtung zu nutzen. Als man vermutlich unter Ahenobarbus begann den Weg um die Zeitenwende zur Militärstraße auszubauen begriffen unsere Altvorderen was sie erwartete. Aber aufgrund der germanischen Erfolge in den Schlachten gegen Germanicus endeten im Jahre 16 + auch die römischen Ausbaupläne nahezu abrupt. Bis zum endgültigen Zusammenbruch des römischen Reiches sollten beiderseits des Rhein noch viele Generationen heran wachsen, denen diese alten Ereignisse nicht mehr bewusst waren und daher nur das Sagenhafte und das Hörensagen aus diesen Zeiten weiter tragen konnten. Aber unter allen im Einflusszone des Imperiums siedelnden Völkern und darüber hinaus war es nach dem langsamen Zerfall der Großmacht kein Geheimnis, wer die monströsen Paläste und gigantischen Bauwerke einst errichtete und das alles auf das Werk der römischen Kaiser zurück zu führen war die es anordneten. Ob es die Bäder im südenglischen Bath waren, die Kanalisationen unter den frühen Megastädten, die Trinkwasserleitung durch die Eifel oder die wehrhaften Kastelle längst der Flüsse, vieles davon war noch mindestens bis ins hohe Mittelalter oberirdisch zu sehen und es bot sich später auf vielfältige Weise zur Nachnutzung an. Stabile Fundamente auf denen spätere Reiche das römische Erbe antraten. Ihre Leistungen hatten sie alle vor Augen und von alledem ging über die Zeiten eine magische Anziehungskraft aus, die die Germanen immer wieder bewog in dieses Reich einzufallen um es zu erobern, besitzen und besiedeln zu wollen, aber auch um es nachzuahmen. Das römische Recht ist bekanntlich die Grundlage unserer modernen Gesellschaft und Latein wird immer noch in der Schule gelehrt. Das vorbildliche Straßennetz und alle römischen Wege waren Ausdruck ihres schier unersättlichen Sendungsbedürfnisses, ihrer Zivilisationsanstrengungen, aber auch ihres Machtanspruches der sich nicht gewaltlos vollzog. In seiner Blütezeit soll das Imperium über ein Netz von geschätzten etwa 80.000 bis 100.000 Kilometern befestigter Straßen verfügt haben. Aber nicht alle Wege führten nach Rom vor allem nicht der eine, der führte von Rom weg, denn man baute ihn einst in Richtung Weser aus und nicht in Richtung Tiber. Sie wissen was gemeint ist. Beschäftigt man sich mit der frühen Infrastruktur des deutschen Straßennetzes, dann ist auch immer dieser große westfälische Hellweg ganz vorne mit dabei und auf ihn fällt ein besonderer geschichtlicher Augenmerk, da sich viele Schicksale von nationaler Dimension mit ihm verbinden lassen. Das der Weg zwischen Rhein und Weser oder besser ausgedrückt zwischen der Rheinfurt bei Alt - Homberg und der Weserfurt bei Corvey seit Menschengedenken genutzt wird ist unstrittig und das er während der rund 30 Jahre andauernden römischen Okkupationskriege an Bedeutung gewann auch. Ebenso darf man davon ausgehen, dass die römischen Besatzer und Eroberer ihn in den Jahren der Expansion in einem soliden und funktionsfähigen Zustand hielten um bei Bedarf schnell ihre Truppen heran führen zu können, wenn sich Lippe oder Ems für militärische Operationen nicht nutzen ließen. Der Wegebau und Ausbau oblag den Legionären. Sie legten den logistischen Grundstein für die römische Eroberungspolitik und war das Markenzeichen römischer Einflussnahme und das nicht nur in Germanien. Die damit verbundenen technischen Leistungen prägten die Landschaft, die Infrastruktur grub sich bis in unsere Tage in das Gedächtnis der Anwohner und sie ist bis heute Realität. Siedlungen wurden am Hellweg gegründet und die Menschen lebten gut oder schlecht an, mit und von ihm. Und so drehen sich viele Fragen im Kern nicht nur um die hohe Bedeutung des Hellweges, sondern auch um die Suche danach, wo sein namentlicher Ursprung gelegen haben könnte und es wurden zahleiche Überlegungen angestellt woher der Hellweg seinen Namen hatte. Im mittelhochdeutscher Zeit stand das Wort hell für laut und glänzend, war aber zunächst nur akustisch gemeint und träfe weniger auf einen Überlandweg außerhalb von Ansiedlungen zu. Mal brachte man den Namen mit der Hölle in Verbindung weil "Hel" die Totengöttin war, so wurde daraus der Totenweg oder die helle breite und offene Straße die durch den dunklen Wald führte und auch die germanische Mythologie musste herhalten um dem Weg auf die Spur zu kommen. Die Urform des Namens Hellweg soll nach mehrheitlicher Auffassung innerhalb der Forschung aus dem 9. Jhdt. stammen. So berechtigen zwei Literaturhinweise aus den Jahren 890 und 896 zu der Annahme bzw. stellen den Bezug her, dass es sich dabei um das Wort "Helvius" gehandelt haben soll. Es ist eine Überlieferung über die schon Jacob Grimm 1835 schrieb der sich ebenfalls mit der Frage beschäftigt hatte Es fällt innerhalb eines Satzes in lateinischer Sprache der da lautet "helvius sive strata publica". Diese Worte ließen sich unproblematisch mit dem Satz: "Hellweg oder öffentliche Straße" übersetzen, wobei das Wort "Helvius" jedoch in gewisser Weise Rätsel aufgibt. So wird das Wort "Helvius" zu ein Bestandteil dieses kurzen Satzes der in lateinischer Schrift in der Region Lüttich nahe Marneffe, im mittelalterlichen "Pago Condrustinse" der heutigen Region Condroz in Wallonien nieder geschrieben und sich auf Güter der Region beziehen soll. Aus dem Zusammenhang in dem das Wort "Helvius" erschien lässt sich schließen, dass man unter einem "Helvius" eine öffentliche Straße verstand. Da Marneffe nur 7 Kilometer nördlich der Maas und unweit der Römerstraße von Köln über Bavay nach Calais liegt ließ es plausibel erscheinen. Und diese Nähe zur römischen Straße legte auch den Verdacht nahe, dass man auf diese Straßenverbindung anspielte der man den Namen "Helvius" gab. Man folglich die Strecke vom Rhein zum Ärmelkanal "Helvius" nannte. Warum diese öffentlich nutzbare Straße den Namen "Helvius" bekam wird auf Anhieb nicht deutlich. Aber man erklärte es sich damit und verstand folglich unter dem Wort "Helvius" einen Hellweg, identifizierte den "Helvius" fortan als Hellweg und stellte ihn mit ihm auf die gleiche Stufe. So wurde aus dem "Helvius" die "Strata publica" also eine öffentliche Straße und es klang in diesem Zusammenhang mit dem Bindewort "oder" auch überzeugend. Helvius = Hellweg und Hellweg = öffentliche Straße. Das sich aber "Helvius" im Gegensatz zu Hellweg nur mit einem "l" schrieb und das man unter einem "vius" keinen Weg versteht störte nicht, man begnügte sich mit der Gleichsetzung und akzeptierte es als einen möglichen Hinweis bzw. eine weitere etymologische Erklärungsvariante. Das aber das Wort "vius" in der lateinischen Sprache nicht Weg bedeutet, hätte zu denken geben sollen. Zumal man auch einen Weg oder Pfad nicht "vius" sondern "iter" nannte. Vermutlich hat man es in die Nähe des Wortes "via" gerückt um eine Bezug zum Wort Straße herzustellen. Ist man geneigt trotzdem dieser Spur zu folgen, dann wäre das Wort "Helvius" die älteste bekannte Schreibweise für das Wort Hellweg gewesen, dürfte aber zweifellos älteren Ursprungs gewesen sein. Alle späteren auch dialektischen Wortvarianten die von Hellweg bekannt geworden sind, hätten dann auf dem Wort "Helvius" basiert oder man hätte sie davon abgeleitet. Ein lateinischer Name geschrieben in der Schrift wie man ihn auch schon zu Zeiten des Imperiums zu Papier brachte und ihn wohl auch so aussprach. Man kann sich auch noch dem Wort "sive" für "oder" widmen. Es folgt an der zweiten Stelle im Satz und nach dem lateinischen Wort "Helvius". Es verband im Satzaufbau das Wort "Helvius" mit der "strata publica" und stellt klar, dass damit eine Straße gemeint ist, die für die öffentliche Nutzung freigegeben, also keine nur dem Militär vorbehaltene, Privatstraße oder Straße für die Obrigkeit war. Aber man könnte dafür auch auf die folgenden Umschreibungen ausweichen.
Helvius "bzw." eine öffentliche Straße
Helvius "vielmehr" eine öffentliche Straße
Helvius "besser gesagt" eine öffentliche Straße
Helvius "also" eine öffentliche Straße
Helvius "gleichbedeutend" einer öffentlichen Straße
Helvius "genau genommen" eine öffentliche Straße usw.
Sollten jedoch alle Argumente auf einem Interpretationsirrtum beruhen, dann bleibt immer noch die Frage offen, was sich tatsächlich hinter der Bezeichnung "Helvius" verborgen haben könnte, wenn es denn kein "Totenweg" und auch kein "heller Weg" war. Der Name "Helvius" ist zweifellos lateinischen Ursprungs verrät jedoch keine Bezüge zum Begriff "Straße" und das die Erstsilbe "Hel" zufällig auf das deutsche Wort "hell" hinweist erleichtert nicht die Suche. Wenn aber "Helvius" mit Straße verglichen wird und man es in einen Kontext brachte, dann sollte man auch annehmen, dass es Bezüge zwischen "Helvius" und Straße gegeben haben sollte die auf den ersten Blick allerdings nicht erkennbar sind. Was sich aber recherchieren lässt ist nicht nur, dass der Name "Helvius" bzw. "Helve" etymologisch von "honiggelb" herrührt. Er war auch etwas völlig unverdächtiges und normales, denn es war schlicht eine Bezeichnung für römische Nomen also "Gentile" bzw. "Gens". Die Großsippe der Gens mit Namen "Helvia" war eine plebejische Familie im alten Rom und wurde erstmals zur Zeit des "Zweiten Punischen Krieges" erwähnt. Die Liste der Helvius Namensträger ist lang und enthielt viele Militaristen. Wiederkehrende Erkennungsnamen für Familienverbände mit denen sich die Träger des Namens "Helvius" den "Helvia" zuordnen lassen wodurch eine gemeinsame Abstammuungslinie erkennbar wird. Zahlreiche männliche Personennamen sind überliefert die den Namen Helvius tragen. Darunter waren Namen wie Publius Helvius Pertinax, Gaius Helvius Cinna, Lucius Helvius Cat, Sextus Helvius oder Marcus Accenna Helvius Agrippa. Sie waren Senator, Proconsul, Legat, Tribun, Dichter, Legionär oder Patrizier aber auch Metallarbeiter und ein römischer Kaiser konnte sich den "Helvia" zugehörig fühlen und trug den Namen "Helvius". In der weiblichen Form war eine Helvia die Mutter von Cicero aber auch die Mutter von Seneca hieß Helvia. Aber der Frage warum man im 9. Jahrhundert öffentliche römische Straßen mit einem Personennamen verglich sollte man nachgehen. So verbarg sich möglicherweise hinter dem Namen "Helvius" eine Person die sich mit einer öffentlichen Straße in Verbindung bringen ließe. Wer wäre also demnach dieser besagte unbekannte Römer mit Namen "Helvius" gewesen dem man die Ehre antat in dem man ihn in einen direkten Zusammenhang mit einer römischen Straße brachte. So könnte er etwas mit dem Bau oder der Existenz dieser "strata publica" nahe Marneffe zu tun gehabt haben. Aber nicht nur mit dieser römischen Straße. So klingt es, als könne man den Namen "Helvius" wie ein Synonym für den römischen Straßenbau schlechthin werten. Ein Name wie es auch viele neuzeitliche Vergleiche zeigen. Man nehme nur den alten Namen "Kruppstahl" der sich zeitweise für guten Stahl einbürgerte und sich auch auf eine Person zurück führen ließ. Kombiniert man weiter, so könnte man im Wort "Helvius" einen Typus oder Begriff erkennen, den man für alle nach einem bestimmten Konzept umgesetzten Straßenbauformen zugrunde legte, anwendete und so nannte. Es war eben ein Straßenkörper erbaut nach dem Prinzip "Helvius". Eine bewährte Systematik die sich durch Zweckmäßigkeit auszeichnete sich über die Zeiten einbürgerte und dazu führte, dass auch spätere Generationen diese Methode Straßen zu bauen auf einen Erfinder mit Namen "Helvius" gleich einem Patent zurück führte und die von ihm standardisierten Kriterien wie etwa die Abstandsmaße einhielt, wenn man neue Straßen baute. Nicht nur der Römerstraße die die Egge östlich von Schwaney querte lassen sich wieder kehrende römische Baumuster entnehmen. Heribert Klabes hatte den Aufbau dieser Straße im Querschnitt dargestellt und die Abbildung lässt erkennen wie durchdacht man damals vorging um allen Eventualitäten Rechnung zu tragen. Römerstraßen hatten wie sich dieser Straße östlich von Schwaney entnehmen lässt, zunächst langlebig zu sein. Mussten an den kritischen Steigungsstellen im Unterboden Stabilität aufweisen und besaßen daher Gleisrillen, sollten der Witterung standhalten und erforderten folglich den Bau von Wassergräben. Darüber hinaus mussten sie den Anforderungen der Menschen, Tiere und Karren gerecht werden die sie nutzten. So könnte Herr Helvius einer jener Männer gewesen sein, der wie viele andere kluge Köpfe im Imperium im Geiste fortschrittlich seinen Beitrag leistete um dem Reich auch im technischen Sinne zur Blüte zu verhelfen. Ihm könnte man es verdankt haben einst den Grundriss für den römischen Straßenbaucharakter entwickelt zu haben und ihn zum römischen Standard zu erheben. Denn alles wollte einmal erfunden sein. So entwarf er den Baukörper wie man ihn im Idealfall zu errichten und umzusetzen hatte. Wir kennen einen ähnlichen Fall aus der Antike in dem sich ein anderer Mann einen bleibenden Namen machte, indem er Grundregeln aufstellte und damit ein richtungsweisendes Konzept entwarf. Ebenfalls eine Vorgabe die zu Modellcharakter heran reifte und mit der die Weichen für ein grundlegendes Bauverfahren gestellt wurden, dass eine ebenso zielgerichtete Bedeutung hatte. Die aber durch ihren unmittelbaren militärstrategischen Nutzen für eine kriegführenden Nation noch bedeutungsvoller war. Es war der Vordenker Polybios der den Untergang Karthagos noch selbst mit erlebte. Ihm war klar wieviel davon abhing, dass ein römisches Militärlager über optimale bausteinartige Grundzüge zu verfügen hatte. Wieder kehrende Strukturen die die Legionäre in den Stand versetzten blinder Routine folgend in kurzer Zeit ein Legionslager aus dem Boden zu stampfen.. Mit dem Doppellegionslager, dass er schon im 2. Jhdt. v. Chr. für das Militär entwarf schuf auch er sich einen bleibenden Namen. Wäre es an dem gewesen, so hätten die Feldherren im römischen Reich der Weitsicht dieses unbekannten Helvius der einst die Normen des Straßenbaus festlegte diese Methodik zu verdanken gehabt. Ganz so wie es einst Hölzermann und Klabes auch in der Egge vorfanden, beschrieben und skizzierten. Helvius könnte es gewesen sein, der erkannte, dass man in Gallien und Germanien aus klimatischen Gründen andere Wege gehen musste als in den milderen mediterranen Regionen. Aber die Maßarbeit insbesondere die Präzision einer lotgerechten geraden und damit eindrucksvollen Wegeführung wie sie uns auch bei der Eggestraße begegnet drückt praktisches denken aus und spricht für eine Arbeit nach Lehrbuch. Im römischen Bauhandwerk vor allem im militärischen Sektor überließ man diese Dinge bekanntlich nicht dem Zufall. Spitzenleistungen zu erbringen setzte Erfinder voraus wie man es auch vom ausgewogenen Mischungsverhältnis des "opus caementicium" her kennt. Das Helvius - Prinzip wurde zum Standard im Reich und er könnte der Vater dessen gewesen sein, wonach sich alle späteren Feldherren zu richten hatten und seine Handschrift könnten wir auch in der bestechenden Genauigkeit und Gradlinigkeit der Römerstraße von Schwaney in Richtung Osten wieder erkennen. Sollte also ein römischer Gentile Pate bei der Namensgebung des Hellweges gestanden haben, so wäre auch ein Bezug zur Erbauungszeit dieser Straße hergestellt und wir hätten im Umkehrschluss auch eine Grundlage um sagen zu können, dass Rom der Urheber nicht nur der Straße über die Egge war sondern auch der Hellwege insgesamt. Aber die Eggestraße war eine Wegeführung die den Namen Straße auch zurecht trug und die nicht mehr vergleichbar war mit den primitiven prähistorischen Wandertrassen wie sie davor existierten und dann wieder bis ins Mittelalter nur als unbefestigte Hohlwege erkennbar sind. Denn erst Rom hatte die Struktur der alten Feld- und Überlandwege für das anvisierte erhöhte Nutzungsaufkommen perfektionieren müssen und es dauerhaft an den Stellen stabilisiert, wo vor der Jahrtausendwende noch sandige Trampelpfade und schmale unbefestigte Karrenwege das Bild bestimmten. Brauchbare Straßendecken, sichere Anstiege oder Übergänge fehlten zuvor oder waren nicht auf dem Stand dessen was Rom sich zum Ziel gesetzt hatte. Und diese Straßenbauqualität bekam einen Namen der die, die sie erbauten möglicherweise auch mit stolz erfüllte. Und dazu gehörte auch der Baukörper einer in allen Jahreszeiten nutzbaren Eggequerung die man nach Helvius benannte und daraus später den Helviusweg bzw. den "westfälischen Helvius" machte. Und wenn Helvius auch der Namensgeber für den westfälischen Hellweg war, dann legte insbesondere die Römerstraße über die Egge die schon Germanicus und vor ihm Varus nutzte ein beredtes Zeugnis darüber ab, wie eng sich die Legionen an die "Helvi `schen Verfahrensregeln" hielten. (11.09.2022)
Helvius "bzw." eine öffentliche Straße
Helvius "vielmehr" eine öffentliche Straße
Helvius "besser gesagt" eine öffentliche Straße
Helvius "also" eine öffentliche Straße
Helvius "gleichbedeutend" einer öffentlichen Straße
Helvius "genau genommen" eine öffentliche Straße usw.
Sollten jedoch alle Argumente auf einem Interpretationsirrtum beruhen, dann bleibt immer noch die Frage offen, was sich tatsächlich hinter der Bezeichnung "Helvius" verborgen haben könnte, wenn es denn kein "Totenweg" und auch kein "heller Weg" war. Der Name "Helvius" ist zweifellos lateinischen Ursprungs verrät jedoch keine Bezüge zum Begriff "Straße" und das die Erstsilbe "Hel" zufällig auf das deutsche Wort "hell" hinweist erleichtert nicht die Suche. Wenn aber "Helvius" mit Straße verglichen wird und man es in einen Kontext brachte, dann sollte man auch annehmen, dass es Bezüge zwischen "Helvius" und Straße gegeben haben sollte die auf den ersten Blick allerdings nicht erkennbar sind. Was sich aber recherchieren lässt ist nicht nur, dass der Name "Helvius" bzw. "Helve" etymologisch von "honiggelb" herrührt. Er war auch etwas völlig unverdächtiges und normales, denn es war schlicht eine Bezeichnung für römische Nomen also "Gentile" bzw. "Gens". Die Großsippe der Gens mit Namen "Helvia" war eine plebejische Familie im alten Rom und wurde erstmals zur Zeit des "Zweiten Punischen Krieges" erwähnt. Die Liste der Helvius Namensträger ist lang und enthielt viele Militaristen. Wiederkehrende Erkennungsnamen für Familienverbände mit denen sich die Träger des Namens "Helvius" den "Helvia" zuordnen lassen wodurch eine gemeinsame Abstammuungslinie erkennbar wird. Zahlreiche männliche Personennamen sind überliefert die den Namen Helvius tragen. Darunter waren Namen wie Publius Helvius Pertinax, Gaius Helvius Cinna, Lucius Helvius Cat, Sextus Helvius oder Marcus Accenna Helvius Agrippa. Sie waren Senator, Proconsul, Legat, Tribun, Dichter, Legionär oder Patrizier aber auch Metallarbeiter und ein römischer Kaiser konnte sich den "Helvia" zugehörig fühlen und trug den Namen "Helvius". In der weiblichen Form war eine Helvia die Mutter von Cicero aber auch die Mutter von Seneca hieß Helvia. Aber der Frage warum man im 9. Jahrhundert öffentliche römische Straßen mit einem Personennamen verglich sollte man nachgehen. So verbarg sich möglicherweise hinter dem Namen "Helvius" eine Person die sich mit einer öffentlichen Straße in Verbindung bringen ließe. Wer wäre also demnach dieser besagte unbekannte Römer mit Namen "Helvius" gewesen dem man die Ehre antat in dem man ihn in einen direkten Zusammenhang mit einer römischen Straße brachte. So könnte er etwas mit dem Bau oder der Existenz dieser "strata publica" nahe Marneffe zu tun gehabt haben. Aber nicht nur mit dieser römischen Straße. So klingt es, als könne man den Namen "Helvius" wie ein Synonym für den römischen Straßenbau schlechthin werten. Ein Name wie es auch viele neuzeitliche Vergleiche zeigen. Man nehme nur den alten Namen "Kruppstahl" der sich zeitweise für guten Stahl einbürgerte und sich auch auf eine Person zurück führen ließ. Kombiniert man weiter, so könnte man im Wort "Helvius" einen Typus oder Begriff erkennen, den man für alle nach einem bestimmten Konzept umgesetzten Straßenbauformen zugrunde legte, anwendete und so nannte. Es war eben ein Straßenkörper erbaut nach dem Prinzip "Helvius". Eine bewährte Systematik die sich durch Zweckmäßigkeit auszeichnete sich über die Zeiten einbürgerte und dazu führte, dass auch spätere Generationen diese Methode Straßen zu bauen auf einen Erfinder mit Namen "Helvius" gleich einem Patent zurück führte und die von ihm standardisierten Kriterien wie etwa die Abstandsmaße einhielt, wenn man neue Straßen baute. Nicht nur der Römerstraße die die Egge östlich von Schwaney querte lassen sich wieder kehrende römische Baumuster entnehmen. Heribert Klabes hatte den Aufbau dieser Straße im Querschnitt dargestellt und die Abbildung lässt erkennen wie durchdacht man damals vorging um allen Eventualitäten Rechnung zu tragen. Römerstraßen hatten wie sich dieser Straße östlich von Schwaney entnehmen lässt, zunächst langlebig zu sein. Mussten an den kritischen Steigungsstellen im Unterboden Stabilität aufweisen und besaßen daher Gleisrillen, sollten der Witterung standhalten und erforderten folglich den Bau von Wassergräben. Darüber hinaus mussten sie den Anforderungen der Menschen, Tiere und Karren gerecht werden die sie nutzten. So könnte Herr Helvius einer jener Männer gewesen sein, der wie viele andere kluge Köpfe im Imperium im Geiste fortschrittlich seinen Beitrag leistete um dem Reich auch im technischen Sinne zur Blüte zu verhelfen. Ihm könnte man es verdankt haben einst den Grundriss für den römischen Straßenbaucharakter entwickelt zu haben und ihn zum römischen Standard zu erheben. Denn alles wollte einmal erfunden sein. So entwarf er den Baukörper wie man ihn im Idealfall zu errichten und umzusetzen hatte. Wir kennen einen ähnlichen Fall aus der Antike in dem sich ein anderer Mann einen bleibenden Namen machte, indem er Grundregeln aufstellte und damit ein richtungsweisendes Konzept entwarf. Ebenfalls eine Vorgabe die zu Modellcharakter heran reifte und mit der die Weichen für ein grundlegendes Bauverfahren gestellt wurden, dass eine ebenso zielgerichtete Bedeutung hatte. Die aber durch ihren unmittelbaren militärstrategischen Nutzen für eine kriegführenden Nation noch bedeutungsvoller war. Es war der Vordenker Polybios der den Untergang Karthagos noch selbst mit erlebte. Ihm war klar wieviel davon abhing, dass ein römisches Militärlager über optimale bausteinartige Grundzüge zu verfügen hatte. Wieder kehrende Strukturen die die Legionäre in den Stand versetzten blinder Routine folgend in kurzer Zeit ein Legionslager aus dem Boden zu stampfen.. Mit dem Doppellegionslager, dass er schon im 2. Jhdt. v. Chr. für das Militär entwarf schuf auch er sich einen bleibenden Namen. Wäre es an dem gewesen, so hätten die Feldherren im römischen Reich der Weitsicht dieses unbekannten Helvius der einst die Normen des Straßenbaus festlegte diese Methodik zu verdanken gehabt. Ganz so wie es einst Hölzermann und Klabes auch in der Egge vorfanden, beschrieben und skizzierten. Helvius könnte es gewesen sein, der erkannte, dass man in Gallien und Germanien aus klimatischen Gründen andere Wege gehen musste als in den milderen mediterranen Regionen. Aber die Maßarbeit insbesondere die Präzision einer lotgerechten geraden und damit eindrucksvollen Wegeführung wie sie uns auch bei der Eggestraße begegnet drückt praktisches denken aus und spricht für eine Arbeit nach Lehrbuch. Im römischen Bauhandwerk vor allem im militärischen Sektor überließ man diese Dinge bekanntlich nicht dem Zufall. Spitzenleistungen zu erbringen setzte Erfinder voraus wie man es auch vom ausgewogenen Mischungsverhältnis des "opus caementicium" her kennt. Das Helvius - Prinzip wurde zum Standard im Reich und er könnte der Vater dessen gewesen sein, wonach sich alle späteren Feldherren zu richten hatten und seine Handschrift könnten wir auch in der bestechenden Genauigkeit und Gradlinigkeit der Römerstraße von Schwaney in Richtung Osten wieder erkennen. Sollte also ein römischer Gentile Pate bei der Namensgebung des Hellweges gestanden haben, so wäre auch ein Bezug zur Erbauungszeit dieser Straße hergestellt und wir hätten im Umkehrschluss auch eine Grundlage um sagen zu können, dass Rom der Urheber nicht nur der Straße über die Egge war sondern auch der Hellwege insgesamt. Aber die Eggestraße war eine Wegeführung die den Namen Straße auch zurecht trug und die nicht mehr vergleichbar war mit den primitiven prähistorischen Wandertrassen wie sie davor existierten und dann wieder bis ins Mittelalter nur als unbefestigte Hohlwege erkennbar sind. Denn erst Rom hatte die Struktur der alten Feld- und Überlandwege für das anvisierte erhöhte Nutzungsaufkommen perfektionieren müssen und es dauerhaft an den Stellen stabilisiert, wo vor der Jahrtausendwende noch sandige Trampelpfade und schmale unbefestigte Karrenwege das Bild bestimmten. Brauchbare Straßendecken, sichere Anstiege oder Übergänge fehlten zuvor oder waren nicht auf dem Stand dessen was Rom sich zum Ziel gesetzt hatte. Und diese Straßenbauqualität bekam einen Namen der die, die sie erbauten möglicherweise auch mit stolz erfüllte. Und dazu gehörte auch der Baukörper einer in allen Jahreszeiten nutzbaren Eggequerung die man nach Helvius benannte und daraus später den Helviusweg bzw. den "westfälischen Helvius" machte. Und wenn Helvius auch der Namensgeber für den westfälischen Hellweg war, dann legte insbesondere die Römerstraße über die Egge die schon Germanicus und vor ihm Varus nutzte ein beredtes Zeugnis darüber ab, wie eng sich die Legionen an die "Helvi `schen Verfahrensregeln" hielten. (11.09.2022)
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Freitag, 2. September 2022
Die Inschriftentafel am Corveyer Westwerk - Römisch oder karolingisch ?
ulrich leyhe, 14:45h
Heribert Klabes trug zahlreiche Argumente zusammen um seine Theorie zu begründen, dass Rom schon zu Varuszeiten in Ostwestfalen Gebäude aus Stein errichtet hatte. Architektonisches am Weserufer in Corvey dem die Wissenschaft bislang allerdings nur ein mäßiges Interesse abgewinnen konnte. Der inzwischen verstorbene Heribert Klabes veröffentlichte alles in seinem Buch "Corvey - Eine karolingische Klostergründung an der Weser - Auf den Mauern einer römischen Civitas" und entließ damit eine nachdenklich gewordene Fachwelt in die Ratlosigkeit. Seine Forschungsergebnisse begründete er auf Basis der noch vorhandenen Bausubstanz, schöpfte seinen Verdacht aber auch aus der Ausgestaltung der Abtei, der Dimension des Klosterkomplexes, dem geschichtlichen Hintergrund sowie einer Vielzahl weiterer Schlussfolgerungen und Erkenntnisse. Dabei fällt auch der Inschriftentafel am Corveyer Hauptportal, dem Westwerk ein großes Gewicht hinsichtlich der Altersbestimmung des ganzen Komplexes zu. Es ist aber nicht jene, die sich der interessierte Besucher heutzutage vor Ort von unten ansehen kann, gemeint ist die Original Epigraphik die sich an einer unzugänglichen Stelle befindet.
So wie sie auf dem Titelbild des Buches von Heribert Klabes abgebildet ist, so könnte sie auch vor rund 2000 Jahren ausgesehen haben.
Trotzdem wirkt auch schon die Kopie auf den Freund alter Gemäuer beeindruckend und weckt beim Betrachter den Anschein, es könne sich dabei aufgrund der alten Schriftart um ein Stück aus der Antike und nicht aus dem frühen Mittelalter handeln. Aber Heribert Klabes widmete sich nicht nur dem Herstellungsverfahren des steinernes Reliefs, das er zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, machte, sondern auch den Metallbuchstaben und den Stiften die einst darin eingesetzt waren. Aber lange Zeit war es still um die Bemühungen mehr über das Römische im Klosterbauwerk herauszufinden und es ist in den letzten Jahre auch nicht lauter geworden was neue Erkenntnisse anbelangt. Aber eines scheint gewiss, denn man könnte heute mehr wissen, wenn man es denn gewollt hätte. Und mehr wissen bedeutet, dass man sich intensiver mit dem noch vorhandenen archäologisches Material hätte beschäftigen können und den Faden aufnehmen sollen den Heribert Klabes gelegt hatte. Einst aufgefundene und teils rätselhafte weil schwer zuzuordnende Objekte ausfindig zu machen und sie zu sichern wäre der der erste Schritt. Dazu gehören auch schriftliche Dokumente, Korrespondenzen oder Gutachten mit denen sich belegen lässt, wie vorsichtig und zurückhaltend schon damals die versierte Fachwelt reagieren musste um nicht zu voreilig die Klabes Theorien zu verwerfen. Und daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Aber es ist noch Zeit in unbekannten Archiven nach dahin schlummernden Fakten zu suchen die schon in Vergessenheit geraten waren. Exponate die aus Platzmangel in Kellern lagern oder in Vitrinen von Museen hinter oder ohne Glas ausgestellt sind können ebenfalls dazu beitragen die antike Vergangenheit von Corvey zu erhellen. Obwohl schon vieles erschwert wird, da an so manchen Ausstellungsstücken eine Hinweis gebende Beschriftung fehlt aus der die näheren Zusammenhänge hervorgehen. Vor allem den Fundort sollten sie erkennen lassen, an dem sie einst entdeckt wurden. So kann der interessierte Besucher auch nur einen oberflächlichen Blick auf die Gegenstände werfen, da sich kein Bezug erschließen lässt. Aber auch großflächige Bodenprospektionen in den weiten Wiesenlandschaften zwischen Corvey und Höxter vor allem aber auf dem Abteigelände oder der Umgebung dürften zu dem Ergebnis führen, dass sich dort noch zahlreiche Relikte und Artefakte aus ältesten Zeiten vor unseren Augen verbergen. So überlässt man sie einer forschenden Nachwelt von der man sich erhofft ihre Analysemethoden wären in Zukunft fortschrittlicher als die heutigen. Auch Mauerwerke lassen im Fundamentbereich noch auf neue Erkenntnisse hoffen und die Furt über die Weser oder die Reste einstiger Brückenbauwerke warten ebenso auf neue wissenschaftliche Bewertungen wie die besagte verborgene Epigraphik über dem Eingang. Ein Gebäude ohne klare Zweckbestimmung und Sinngebung, für das die Wissenschaft mangels eines besseren Kenntnisstandes den begriffsbildenden und sowohl schlichten als auch profanen Namen Westwerk prägte, weil es sich keiner Funktion zuordnen lässt und sich dafür kein trefflicherer Name finden ließ. Ein Grund dafür könnte sein, dass der Raum der sich dahinter auftut eher einem römischen Atrium ähnelt aber in der karolingischen Vorromanik seines Gleichen sucht. Aber was ließe sich rekonstruieren möchte man sich einen Weg zurück in die Antike bahnen um das Bauwerk dieser Epoche zuschreiben zu können. Eine schwere steinerne Inschriftentafel mit dem Kahn die Lippe aufwärts und dann auf dem Landweg nach Corvey zu transportieren mag bereits möglich gewesen sein klingt aber abwegig. Varus könnte sie, nachdem er Fortschritte an den Baumaßnahmen erkannte mit denen er schon im Jahre 7+ begonnen haben könnte in Auftrag gegeben haben und ließ sie sich nach kommen. Es könnte aber auch schon ein kenntnisreicher Handwerker ausgereicht haben die Platte an Ort und Stelle anzufertigen. Bei den Goldbuchstaben könnte es ähnlich verlaufen sein wenn geschickte Schmiede die sich mit der Schmelze auskannten zur Verfügung standen. Auch davon. dass in der Region dank keltischer Tradition das nötige Wissen vorhanden war darf man ausgehen. Es ist unstrittig das man um diese Zeit bereits die technischen Möglichkeiten besaß derartiges herzustellen. Den Beweis lieferte die Rekonstruktion des imposanten vergoldeten Reiterstandbildes wie es anhand des im befestigten römischen Handelsplatz Waldgirmes aufgefundenen Pferdekopfes möglich war. Die Bauarbeiten an dem auf Expansion ausgelegten römischen Marktzentrum in Hessen begannen schon 13 Jahre vor der Varusschlacht was einen interessanten Blick auf die bereits sehr weit fortgeschrittenen Provinzialisierungspläne gestattet. Bei der Freilegung der Anlage stellte sich zu dem heraus, dass es sich bei den dort frei gelegten Fundamenten um den frühesten Beleg für die Existenz von Steinmauern in Zentralgermanien handelte was auch auf die mögliche Existenz von Steingebäuden hinweist und das nicht nur an der Lahn. Der Schriftzug der Epigraphik wie man in Latein eine derartige Inschriftentafel nennt, mag man den örtlichen Gegebenheiten angepasst und ausformuliert haben und er entsprang keinem Standardtext. Man will dem Zeitgeist nichts unterstellen, aber der Inhalt könnte für Varus zweitrangig gewesen sein. Denn hier zählte damals vermutlich mehr das Majestätische, die Würde und Ausstrahlungskraft eines mit vergoldeten Buchstaben versehenen Steinreliefs, dass seine Wirkung auch nicht verfehlt haben dürfte. In der Person des Varus sollte die Bevölkerung das personifizierte Verbindungsglied zwischen der strahlenden römischen Machtzentrale und der als unwirtlich beschriebenen Magna Germania sehen. So fungierte er auch als Botschafter bzw. Statthalter im Auftrag, also anstatt des Kaisers der die Völker zu beeindrucken hatte. Man kann diese Erklärungen als Spekulation und Phantasterei abtun, gössen nicht Wissenschaft und Kirchturmdenken Hand in Hand durch ihr Verwirrspiel immer wieder neues Wasser auf die Mühlräder der Zweifler. Es ist noch nicht lange her, als man sich 1985 entschloss diese historisch wertvolle Inschriftentafel aus dem Westwerk zu entfernen, durch eine Kopie zu ersetzen und das Original abseits in erhöhter Position aufzustellen, wo es sich gut den Blicken der Besucher entziehen ließ, statt für sie einen museal angemessenen und ansprechenden Platz zu finden, wo sie auch witterungsgeschützter überdauern kann. Damit bot sich allerdings auch die gute Gelegenheit sie von Expertenseite aus zu untersuchen was aber offensichtlich unterblieb. Insbesondere die erstaunliche Ähnlichkeit zur antiken Schriftart "Capitalis quadrata" beunruhigte immer schon die Gemüter und die kreative Forschung und weckte den Verdacht, dass sie römischen Ursprungs sein könnte. Und das man für sie wie es bei antiken römischen Inschriften häufig der Fall ist vergoldete Buchstaben verwendet hat trug ebenfalls dazu bei. Eine Vermutung die immer schon als hoch wahrscheinlich galt, die aber ohne wissenschaftliche Bestätigung eine Theorie bleiben muss. Durch Goldreste die an den Befestigungsstiften haften geblieben waren gelang es Heribert Klabes nachzuweisen, dass man ins Relief wie konnte es auch anders sein, einst vergoldete Buchstaben eingelegt hatte. Goldbuchstaben von denen man im Corveyer Museum auf befragen bis vor wenigen Jahren noch keine Kenntnis besaß. Aber dazu später mehr. Denn zunächst beschritt die Wissenschaft einen anderen Weg den man im Hinblick auf das Römerzeitliche auch als Irrweg bezeichnen könnte. Denn man analysierte wie man eigentlich erwarten sollte nicht die Haltestifte die sich noch in der Originaltafel befanden, sondern konzentrierte sich auf archäologisches Material unklarer Herkunft, dass sich im Schutt der Abtei erhalten hatte. Und darin stieß man im Zuge von Grabungen auf die Reste zweier vergoldeter Buchstaben die man für die Reste besagter Inschriftentafel hielt. Die Tafel enthielt insgesamt 57 Buchstaben und man ging von 193 Bohrlöchern und den dazugehörigen Stiften aus. Von diesen Verstiftungen konnten im Schutt ebenfalls noch 31 Exemplare sicher gestellt werden. Wobei das Auffinden von zwei Goldbuchstaben und 31 Stiften im Grabungsgeröll nach so langer Zeit in Anbetracht des Eigenwertes schon erstaunlich ist. Es standen somit für weitere Untersuchungen zwei mit Gold überzogene Buchstaben aus Kupferblech und 31 Stifte zur Verfügung. Was dann jedoch schnell ins Auge fiel war die unerfreuliche Erkenntnis, dass es sich bei den zwei Buchstaben nicht um Teile aus der Inschriftentafel des Westwerk handelte. Denn die im Schutt entdeckten Teil waren zu klein und passten daher nicht in die Ausnehmungen der Originaltafel. Genau genommen wiesen sie nur die Hälfte der Größe auf die sie hätten haben müssen. Man hatte es folglich mit Goldbuchstaben zu tun, die nicht aus besagtem Relief stammten und bei denen es infolgedessen unklar ist, wo diese einst ihren Platz gehabt haben sollen. Vermutlich waren sie auf Epigraphiken späteren Datums befestigt, die zwischenzeitlich verschollen sind. Aber bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt und man unterzog sie trotzdem einer vergleichenden Analyse, ob sie nun römischen oder karolingischen Ursprungs waren. Eine Untersuchung auf Basis einer ungünstigen Ausgangslage und daher von fragwürdiger Bedeutung und nur geeignet um einen Zufallstreffer zu landen. Warum man die aufwändige Untersuchung wohlwissend, dass ein direkter römischer Bezug nicht mehr gegeben war trotzdem durchführte ist unklar, ermöglicht aber einen tiefen Einblick in die wissenschaftliche Arbeitsmethodik. So beauftragte man damals in Dr. Robert Lehmann einen renommierten Experten auf dem Gebiet der Archäometrie sich des Themas "Goldbuchstaben" anzunehmen. Dabei ist er auch zu einem Urteil hinsichtlich der Fragestellung gelangt, wann die Vergoldung der Buchstaben statt gefunden haben könnte. Im Resultat stehen sich ungeachtet der Tatsache, dass sie nicht aus dem Original stammten die Fragen gegenüber, ob sie noch von römischer Hand gefertigt wurden, oder eine Arbeit aus karolingischer Zeit darstellen. Um zu einem Ergebnis zu kommen führte Dr. Lehmann Reihenuntersuchungen durch und da eine Erkenntnis auch im direkten Zusammenhang mit der Theorie steht, wonach die Varusschlacht im Nethegau statt fand, berührt es auch den Kern dieses Internetbuches. Dr. Lehmann hatte sich unabhängig von seinen materialbezogenen Untersuchungen auch mit den geschichtlichen Ereignissen beschäftigt und sich in diesem Zusammenhang wohl auch für die Interpretationen und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen interessiert, vermutlich um ein besseres Verständnis für das Geschehene zu entwickeln. Zu seiner Beurteilung trug bei, dass die zur Analyse genutzten Buchstaben aus bleihaltigem Kupfer bestanden und mit einer dicken Vergoldung überzogen waren. Auch daraus konnte er Schlüsse ziehen und gelangte zu der Feststellung, dass die beiden untersuchten Buchstaben, obwohl sie beim Betrachter einen antiken Eindruck hinterließen nicht aus der Römerzeit stammten, sondern im frühen Mittelalter hergestellt wurden. Herr Lehmann konnte sogar so weit gehen und sich festlegen, dass sie vor 1175 entstanden sind. Um zu weiteren Erkenntnissen zu gelangen aus welchen Minen Kupfer und Gold stammten schlug Dr. Lehmann eine Bleiisotopenuntersuchung vor. Auf dieser Basis wären Diskussionen möglich wer die Anbringung der Inschrift im Mittelalter verfügt haben könnte um zu einer besseren zeitlichen Einordnung zu gelangen. Somit wäre geklärt, dass man zumindest diese zwei zu klein geratenen Goldbuchstaben dem Mittelalter zuordnen kann und keine Römer ihre Finger im Spiel hatten. Aber auch in diesem Fall gilt, dass wissenschaftliche Expertisen die sich keine Hintertüren offen halten selten sind. So sind auch bei dem Untersuchungsergebnis von Dr. Lehmann, dass dem Aufbau nach einem Gutachten gleich kommt Zweifel angebracht. Denn obwohl die Chancen wegen des Größenunterschiedes zum Originalrelief gering waren in ihnen Teile römischen Ursprungs zu sehen, hatte man doch die Erwartungshaltung eine relativ präzise Beurteilung zum frühen Mittelalter zu bekommen. Aber eine gewisse Skepsis und Bedenken an seinem Urteil hatte er selbst mit eingeflochten und relativierte seine eigene Bewertung. Denn der Kern der Problematik besteht in dem von ihm verwendeten Wortlaut, das einem Eingeständnis des schwierigen Sachverhaltes gleich kommt. Zitat: "Der Nachweis von bleihaltigem Kupfer und einer dicken Vergoldung bei den vorliegenden Buchstaben erlauben unter der Berücksichtigung der geschichtlichen Überlieferungen und Reihenanalysen die Einschätzung, dass die beiden Buchstaben "wohl Nicht" römischen Ursprungs sind". So hat Dr. Lehmann "wohl" den Hasen im Pfeffer erkannt in dem er sich des Wortes "wohl" bediente und im gleichen Zusammenhang für das Wort" "nicht" Großbuchstaben verwendete. Er hebt damit das Wort "nicht" stärker hervor, hätte aber wohl besser das Wort "wohl" mehr betonen sollen. Denn das Wort "wohl" kennt viele Synonyme wie anscheinend, vermutlich, augenscheinlich oder mutmaßlich, steht aber nicht für ein sicheres Urteil. So bleibt es eine Einschätzung wie Herr Dr. Lehmann es selbst feststellt und leider ein Ergebnis, das uns sowohl in der Sache als auch hinsichtlich der Frage, wann sie im frühen Mittelalter geschaffen wurden die erwünschte Klarheit schuldig bleibt. Und das was man "einschätzt" steht auf ebenso tönernen Füßen, als wenn man das Wort "wohl" im Text verwendet, denn schätzen bedeutet glauben und vermuten und besitzt keine Beweiskraft. Trotz Reihenanalyse reicht sein Fazit nur für das Vertreten einer Meinung oder Ansicht, wo wir uns doch alle ein klares Ergebnis gewünscht hätten. Aber als Autor eines Geschichtswerkes weiß man wie oft man sich der lästigen Konjunktive bedienen muss, was dann von allen Beteiligten viel Gleichmut abverlangt. So geht das Rätselraten weiter, ob es denn möglich ist anhand des Reliefs doch noch seiner möglicherweise römischen Vergangenheit auf die Spur zu kommen und das auch ohne diese zwei Goldbuchstaben dafür nutzen zu können. Es könnte auch die Schriftart der "Capitalis Quadrata" sein, die vielleicht weiter helfen könnte. So wäre es möglich die Ausnehmungen in der Inschriftentafel, wo einst die Buchstaben in der Platte saßen mit zerstörungssicherem Material, vielleicht Kunstharz auszugießen. Die gleiche Prozedur könnte man dann bei den als sicher in augusteischer Zeit angefertigten Tafeln durchführen. Sollte sich dann eine ungewöhnliche Duplizität zeigen wäre es ein Versuch der helfen könnte ein Glied in der Indizienkette zu schließen. Aber es standen nicht nur die zwei dummerweise zu klein geratenen Goldbuchstaben aus jüngeren Schuttmassenschichten zur Verfügung um sie auf mittelalterliche oder römische Herkunft hin zu prüfen, sondern auch noch 31 Befestigungsstifte die man in der gleichen Schuttmasse gefunden hat wie die kleinen Goldbuchstaben. So besteht natürlich der begründete Verdacht, dass sie wie die zwei Goldbuchstaben auch an einer jüngeren Inschriftentafel befestigt waren und nicht im Original Relief steckten, dass bis 1985 ins Westwerk eingelassen war und das im Verdacht steht aus antiken Zeiten zu stammen. So muss man resümieren, dass es von wissenschaftlicher Seite aus betrachtet nur Sinn macht Teile zu untersuchen die auch tatsächlich aus der Epigraphik stammen, da Untersuchungsergebnisse aus der Schuttmasse nicht zu einem Ergebnis führen können. Aber es wurde trotzdem mit ihnen gearbeitet. So sollen sich 21 Stifte von 31 Stiften als völlig unbrauchbar für eine Analyse erwiesen haben und neun Exemplare waren beschädigt. Ein Stift aus der Schuttmasse gelangte dann zur Untersuchung, aber es konnte damit keine Herkunftsbestimmung erfolgen und weitere Details sind nicht bekannt geworden. Aber in der originalen Inschriftentafel vom Westwerk befinden sich immer noch Stifte mit denen sich Untersuchungen als lohnender erweisen könnten, sie auf ihre Herkunft und vielleicht auf ihr Alter hin zu prüfen, als die im Schutt gefundenen. Ein engagierter Hobbyforscher sah sich damals genötigt Teile der Originalplatte zu entwenden um darauf basierend altersbestimmende aber nicht autorisierte archäometallurgische Analysen durchführen zu lassen. Da der Forscher die Ergebnisse veröffentlichte wurde die Justiz auf ihn aufmerksam und es entwickelte sich daraus ein "historischer" Kriminalfall. Das staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren wurde später wegen Mangels an öffentlichem Interesse eingestellt. In Erfahrung zu bringen zu welchem genauen Ergebnis diese nicht genehmigte Analyse führte könnte dazu beitragen Licht in die Alters- und Herkunftsbestimmung des Original Reliefs zu bringen. Bekannt gewordenen Bruchstücken daraus die sich noch in der Erinnerung einst damit befasster Personen halten konnten wird derzeit nach gegangenen. So ist zwar dieser eine Stift verschollen, aber es existieren weitere Stifte in der Platte mit denen sich eine Analyse zu machen lohnen könnte. Eine interessante Vorstellung die von der Wissenschaft aufgegriffen werden sollte. Natürlich wirft dieser Vorfall aus historischer Sicht betrachtet viele Fragen auf. Zunächst natürlich die, warum sich Personen Metallstifte illegal bemächtigten um sie einer Altersbestimmung zuzuführen wohl wissend, dass sie sich damit möglicherweise eines Vergehens schuldig machen und dies nicht den Berufskollegen überlassen wollten. Um die Inschriftentafel zu schützen und für die Nachwelt zu sichern hatte man sie durch eine Kopie ersetzt und so wäre es nicht nur zu begrüßen, sondern auch wissenschaftlicher Standard derartige Gelegenheiten zu nutzen, um den Kenntnisstand zu erweitern und dieses einmalige Reliktes ältester deutscher Vergangenheit auf Herz und Nieren zu untersuchen. Es bedurfte also demzufolge keiner illegalen Maßnahme, denn die Experten vom zuständigen Denkmalamt waren schließlich vor Ort und hätten dies übernehmen können. Würde man sich nun wieder der Inschrift annehmen wollen und keine Kosten oder Mühen scheuen, dann wären es die Kupferstifte in der Original Epigraphik die zur Untersuchung anstünden. Aber was könnte man sich für ein Ergebnis erhoffen. Isotopenanalysen könnten zum Ergebnis haben damit heraus finden zu können, wo einst die verarbeiteten Metalle abgebaut wurden, wo sich also die Minen unserer Altvorderen befanden. Hätten man dann den Berg identifiziert aus dem sie einst kamen, fängt die Sache wieder an interessant zu werden. Denn diese Schürfstelle könnte mittels vergleichender Untersuchungen Aufschluss darüber geben in welcher Epoche man sie ausbeutete. Geschah es nur zur Römerzeit lag sie links oder rechts des Rhein, in Südeuropa oder gar in Cornwall wie sich anhand des 2021 entdeckten Frauengrabes bei Tübingen feststellen ließ, dass mit einem rund 4000 Jahre alten Goldfund aufwarten konnte. Deckte die Mine also über die Zeiten hinweg den Bedarf vieler Generationen oder arbeitete man dort nur in der Antike und die Karolinger bedienten sich woanders. Mit einem Ergebnis stellen sich also auch wieder neue Frage die erst beantwortet werden können wenn der erste Schritt getan ist. Geschichte kennt eben keinen Anfang und kein Ende. ( 02.09.2022
So wie sie auf dem Titelbild des Buches von Heribert Klabes abgebildet ist, so könnte sie auch vor rund 2000 Jahren ausgesehen haben.
Trotzdem wirkt auch schon die Kopie auf den Freund alter Gemäuer beeindruckend und weckt beim Betrachter den Anschein, es könne sich dabei aufgrund der alten Schriftart um ein Stück aus der Antike und nicht aus dem frühen Mittelalter handeln. Aber Heribert Klabes widmete sich nicht nur dem Herstellungsverfahren des steinernes Reliefs, das er zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, machte, sondern auch den Metallbuchstaben und den Stiften die einst darin eingesetzt waren. Aber lange Zeit war es still um die Bemühungen mehr über das Römische im Klosterbauwerk herauszufinden und es ist in den letzten Jahre auch nicht lauter geworden was neue Erkenntnisse anbelangt. Aber eines scheint gewiss, denn man könnte heute mehr wissen, wenn man es denn gewollt hätte. Und mehr wissen bedeutet, dass man sich intensiver mit dem noch vorhandenen archäologisches Material hätte beschäftigen können und den Faden aufnehmen sollen den Heribert Klabes gelegt hatte. Einst aufgefundene und teils rätselhafte weil schwer zuzuordnende Objekte ausfindig zu machen und sie zu sichern wäre der der erste Schritt. Dazu gehören auch schriftliche Dokumente, Korrespondenzen oder Gutachten mit denen sich belegen lässt, wie vorsichtig und zurückhaltend schon damals die versierte Fachwelt reagieren musste um nicht zu voreilig die Klabes Theorien zu verwerfen. Und daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Aber es ist noch Zeit in unbekannten Archiven nach dahin schlummernden Fakten zu suchen die schon in Vergessenheit geraten waren. Exponate die aus Platzmangel in Kellern lagern oder in Vitrinen von Museen hinter oder ohne Glas ausgestellt sind können ebenfalls dazu beitragen die antike Vergangenheit von Corvey zu erhellen. Obwohl schon vieles erschwert wird, da an so manchen Ausstellungsstücken eine Hinweis gebende Beschriftung fehlt aus der die näheren Zusammenhänge hervorgehen. Vor allem den Fundort sollten sie erkennen lassen, an dem sie einst entdeckt wurden. So kann der interessierte Besucher auch nur einen oberflächlichen Blick auf die Gegenstände werfen, da sich kein Bezug erschließen lässt. Aber auch großflächige Bodenprospektionen in den weiten Wiesenlandschaften zwischen Corvey und Höxter vor allem aber auf dem Abteigelände oder der Umgebung dürften zu dem Ergebnis führen, dass sich dort noch zahlreiche Relikte und Artefakte aus ältesten Zeiten vor unseren Augen verbergen. So überlässt man sie einer forschenden Nachwelt von der man sich erhofft ihre Analysemethoden wären in Zukunft fortschrittlicher als die heutigen. Auch Mauerwerke lassen im Fundamentbereich noch auf neue Erkenntnisse hoffen und die Furt über die Weser oder die Reste einstiger Brückenbauwerke warten ebenso auf neue wissenschaftliche Bewertungen wie die besagte verborgene Epigraphik über dem Eingang. Ein Gebäude ohne klare Zweckbestimmung und Sinngebung, für das die Wissenschaft mangels eines besseren Kenntnisstandes den begriffsbildenden und sowohl schlichten als auch profanen Namen Westwerk prägte, weil es sich keiner Funktion zuordnen lässt und sich dafür kein trefflicherer Name finden ließ. Ein Grund dafür könnte sein, dass der Raum der sich dahinter auftut eher einem römischen Atrium ähnelt aber in der karolingischen Vorromanik seines Gleichen sucht. Aber was ließe sich rekonstruieren möchte man sich einen Weg zurück in die Antike bahnen um das Bauwerk dieser Epoche zuschreiben zu können. Eine schwere steinerne Inschriftentafel mit dem Kahn die Lippe aufwärts und dann auf dem Landweg nach Corvey zu transportieren mag bereits möglich gewesen sein klingt aber abwegig. Varus könnte sie, nachdem er Fortschritte an den Baumaßnahmen erkannte mit denen er schon im Jahre 7+ begonnen haben könnte in Auftrag gegeben haben und ließ sie sich nach kommen. Es könnte aber auch schon ein kenntnisreicher Handwerker ausgereicht haben die Platte an Ort und Stelle anzufertigen. Bei den Goldbuchstaben könnte es ähnlich verlaufen sein wenn geschickte Schmiede die sich mit der Schmelze auskannten zur Verfügung standen. Auch davon. dass in der Region dank keltischer Tradition das nötige Wissen vorhanden war darf man ausgehen. Es ist unstrittig das man um diese Zeit bereits die technischen Möglichkeiten besaß derartiges herzustellen. Den Beweis lieferte die Rekonstruktion des imposanten vergoldeten Reiterstandbildes wie es anhand des im befestigten römischen Handelsplatz Waldgirmes aufgefundenen Pferdekopfes möglich war. Die Bauarbeiten an dem auf Expansion ausgelegten römischen Marktzentrum in Hessen begannen schon 13 Jahre vor der Varusschlacht was einen interessanten Blick auf die bereits sehr weit fortgeschrittenen Provinzialisierungspläne gestattet. Bei der Freilegung der Anlage stellte sich zu dem heraus, dass es sich bei den dort frei gelegten Fundamenten um den frühesten Beleg für die Existenz von Steinmauern in Zentralgermanien handelte was auch auf die mögliche Existenz von Steingebäuden hinweist und das nicht nur an der Lahn. Der Schriftzug der Epigraphik wie man in Latein eine derartige Inschriftentafel nennt, mag man den örtlichen Gegebenheiten angepasst und ausformuliert haben und er entsprang keinem Standardtext. Man will dem Zeitgeist nichts unterstellen, aber der Inhalt könnte für Varus zweitrangig gewesen sein. Denn hier zählte damals vermutlich mehr das Majestätische, die Würde und Ausstrahlungskraft eines mit vergoldeten Buchstaben versehenen Steinreliefs, dass seine Wirkung auch nicht verfehlt haben dürfte. In der Person des Varus sollte die Bevölkerung das personifizierte Verbindungsglied zwischen der strahlenden römischen Machtzentrale und der als unwirtlich beschriebenen Magna Germania sehen. So fungierte er auch als Botschafter bzw. Statthalter im Auftrag, also anstatt des Kaisers der die Völker zu beeindrucken hatte. Man kann diese Erklärungen als Spekulation und Phantasterei abtun, gössen nicht Wissenschaft und Kirchturmdenken Hand in Hand durch ihr Verwirrspiel immer wieder neues Wasser auf die Mühlräder der Zweifler. Es ist noch nicht lange her, als man sich 1985 entschloss diese historisch wertvolle Inschriftentafel aus dem Westwerk zu entfernen, durch eine Kopie zu ersetzen und das Original abseits in erhöhter Position aufzustellen, wo es sich gut den Blicken der Besucher entziehen ließ, statt für sie einen museal angemessenen und ansprechenden Platz zu finden, wo sie auch witterungsgeschützter überdauern kann. Damit bot sich allerdings auch die gute Gelegenheit sie von Expertenseite aus zu untersuchen was aber offensichtlich unterblieb. Insbesondere die erstaunliche Ähnlichkeit zur antiken Schriftart "Capitalis quadrata" beunruhigte immer schon die Gemüter und die kreative Forschung und weckte den Verdacht, dass sie römischen Ursprungs sein könnte. Und das man für sie wie es bei antiken römischen Inschriften häufig der Fall ist vergoldete Buchstaben verwendet hat trug ebenfalls dazu bei. Eine Vermutung die immer schon als hoch wahrscheinlich galt, die aber ohne wissenschaftliche Bestätigung eine Theorie bleiben muss. Durch Goldreste die an den Befestigungsstiften haften geblieben waren gelang es Heribert Klabes nachzuweisen, dass man ins Relief wie konnte es auch anders sein, einst vergoldete Buchstaben eingelegt hatte. Goldbuchstaben von denen man im Corveyer Museum auf befragen bis vor wenigen Jahren noch keine Kenntnis besaß. Aber dazu später mehr. Denn zunächst beschritt die Wissenschaft einen anderen Weg den man im Hinblick auf das Römerzeitliche auch als Irrweg bezeichnen könnte. Denn man analysierte wie man eigentlich erwarten sollte nicht die Haltestifte die sich noch in der Originaltafel befanden, sondern konzentrierte sich auf archäologisches Material unklarer Herkunft, dass sich im Schutt der Abtei erhalten hatte. Und darin stieß man im Zuge von Grabungen auf die Reste zweier vergoldeter Buchstaben die man für die Reste besagter Inschriftentafel hielt. Die Tafel enthielt insgesamt 57 Buchstaben und man ging von 193 Bohrlöchern und den dazugehörigen Stiften aus. Von diesen Verstiftungen konnten im Schutt ebenfalls noch 31 Exemplare sicher gestellt werden. Wobei das Auffinden von zwei Goldbuchstaben und 31 Stiften im Grabungsgeröll nach so langer Zeit in Anbetracht des Eigenwertes schon erstaunlich ist. Es standen somit für weitere Untersuchungen zwei mit Gold überzogene Buchstaben aus Kupferblech und 31 Stifte zur Verfügung. Was dann jedoch schnell ins Auge fiel war die unerfreuliche Erkenntnis, dass es sich bei den zwei Buchstaben nicht um Teile aus der Inschriftentafel des Westwerk handelte. Denn die im Schutt entdeckten Teil waren zu klein und passten daher nicht in die Ausnehmungen der Originaltafel. Genau genommen wiesen sie nur die Hälfte der Größe auf die sie hätten haben müssen. Man hatte es folglich mit Goldbuchstaben zu tun, die nicht aus besagtem Relief stammten und bei denen es infolgedessen unklar ist, wo diese einst ihren Platz gehabt haben sollen. Vermutlich waren sie auf Epigraphiken späteren Datums befestigt, die zwischenzeitlich verschollen sind. Aber bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt und man unterzog sie trotzdem einer vergleichenden Analyse, ob sie nun römischen oder karolingischen Ursprungs waren. Eine Untersuchung auf Basis einer ungünstigen Ausgangslage und daher von fragwürdiger Bedeutung und nur geeignet um einen Zufallstreffer zu landen. Warum man die aufwändige Untersuchung wohlwissend, dass ein direkter römischer Bezug nicht mehr gegeben war trotzdem durchführte ist unklar, ermöglicht aber einen tiefen Einblick in die wissenschaftliche Arbeitsmethodik. So beauftragte man damals in Dr. Robert Lehmann einen renommierten Experten auf dem Gebiet der Archäometrie sich des Themas "Goldbuchstaben" anzunehmen. Dabei ist er auch zu einem Urteil hinsichtlich der Fragestellung gelangt, wann die Vergoldung der Buchstaben statt gefunden haben könnte. Im Resultat stehen sich ungeachtet der Tatsache, dass sie nicht aus dem Original stammten die Fragen gegenüber, ob sie noch von römischer Hand gefertigt wurden, oder eine Arbeit aus karolingischer Zeit darstellen. Um zu einem Ergebnis zu kommen führte Dr. Lehmann Reihenuntersuchungen durch und da eine Erkenntnis auch im direkten Zusammenhang mit der Theorie steht, wonach die Varusschlacht im Nethegau statt fand, berührt es auch den Kern dieses Internetbuches. Dr. Lehmann hatte sich unabhängig von seinen materialbezogenen Untersuchungen auch mit den geschichtlichen Ereignissen beschäftigt und sich in diesem Zusammenhang wohl auch für die Interpretationen und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen interessiert, vermutlich um ein besseres Verständnis für das Geschehene zu entwickeln. Zu seiner Beurteilung trug bei, dass die zur Analyse genutzten Buchstaben aus bleihaltigem Kupfer bestanden und mit einer dicken Vergoldung überzogen waren. Auch daraus konnte er Schlüsse ziehen und gelangte zu der Feststellung, dass die beiden untersuchten Buchstaben, obwohl sie beim Betrachter einen antiken Eindruck hinterließen nicht aus der Römerzeit stammten, sondern im frühen Mittelalter hergestellt wurden. Herr Lehmann konnte sogar so weit gehen und sich festlegen, dass sie vor 1175 entstanden sind. Um zu weiteren Erkenntnissen zu gelangen aus welchen Minen Kupfer und Gold stammten schlug Dr. Lehmann eine Bleiisotopenuntersuchung vor. Auf dieser Basis wären Diskussionen möglich wer die Anbringung der Inschrift im Mittelalter verfügt haben könnte um zu einer besseren zeitlichen Einordnung zu gelangen. Somit wäre geklärt, dass man zumindest diese zwei zu klein geratenen Goldbuchstaben dem Mittelalter zuordnen kann und keine Römer ihre Finger im Spiel hatten. Aber auch in diesem Fall gilt, dass wissenschaftliche Expertisen die sich keine Hintertüren offen halten selten sind. So sind auch bei dem Untersuchungsergebnis von Dr. Lehmann, dass dem Aufbau nach einem Gutachten gleich kommt Zweifel angebracht. Denn obwohl die Chancen wegen des Größenunterschiedes zum Originalrelief gering waren in ihnen Teile römischen Ursprungs zu sehen, hatte man doch die Erwartungshaltung eine relativ präzise Beurteilung zum frühen Mittelalter zu bekommen. Aber eine gewisse Skepsis und Bedenken an seinem Urteil hatte er selbst mit eingeflochten und relativierte seine eigene Bewertung. Denn der Kern der Problematik besteht in dem von ihm verwendeten Wortlaut, das einem Eingeständnis des schwierigen Sachverhaltes gleich kommt. Zitat: "Der Nachweis von bleihaltigem Kupfer und einer dicken Vergoldung bei den vorliegenden Buchstaben erlauben unter der Berücksichtigung der geschichtlichen Überlieferungen und Reihenanalysen die Einschätzung, dass die beiden Buchstaben "wohl Nicht" römischen Ursprungs sind". So hat Dr. Lehmann "wohl" den Hasen im Pfeffer erkannt in dem er sich des Wortes "wohl" bediente und im gleichen Zusammenhang für das Wort" "nicht" Großbuchstaben verwendete. Er hebt damit das Wort "nicht" stärker hervor, hätte aber wohl besser das Wort "wohl" mehr betonen sollen. Denn das Wort "wohl" kennt viele Synonyme wie anscheinend, vermutlich, augenscheinlich oder mutmaßlich, steht aber nicht für ein sicheres Urteil. So bleibt es eine Einschätzung wie Herr Dr. Lehmann es selbst feststellt und leider ein Ergebnis, das uns sowohl in der Sache als auch hinsichtlich der Frage, wann sie im frühen Mittelalter geschaffen wurden die erwünschte Klarheit schuldig bleibt. Und das was man "einschätzt" steht auf ebenso tönernen Füßen, als wenn man das Wort "wohl" im Text verwendet, denn schätzen bedeutet glauben und vermuten und besitzt keine Beweiskraft. Trotz Reihenanalyse reicht sein Fazit nur für das Vertreten einer Meinung oder Ansicht, wo wir uns doch alle ein klares Ergebnis gewünscht hätten. Aber als Autor eines Geschichtswerkes weiß man wie oft man sich der lästigen Konjunktive bedienen muss, was dann von allen Beteiligten viel Gleichmut abverlangt. So geht das Rätselraten weiter, ob es denn möglich ist anhand des Reliefs doch noch seiner möglicherweise römischen Vergangenheit auf die Spur zu kommen und das auch ohne diese zwei Goldbuchstaben dafür nutzen zu können. Es könnte auch die Schriftart der "Capitalis Quadrata" sein, die vielleicht weiter helfen könnte. So wäre es möglich die Ausnehmungen in der Inschriftentafel, wo einst die Buchstaben in der Platte saßen mit zerstörungssicherem Material, vielleicht Kunstharz auszugießen. Die gleiche Prozedur könnte man dann bei den als sicher in augusteischer Zeit angefertigten Tafeln durchführen. Sollte sich dann eine ungewöhnliche Duplizität zeigen wäre es ein Versuch der helfen könnte ein Glied in der Indizienkette zu schließen. Aber es standen nicht nur die zwei dummerweise zu klein geratenen Goldbuchstaben aus jüngeren Schuttmassenschichten zur Verfügung um sie auf mittelalterliche oder römische Herkunft hin zu prüfen, sondern auch noch 31 Befestigungsstifte die man in der gleichen Schuttmasse gefunden hat wie die kleinen Goldbuchstaben. So besteht natürlich der begründete Verdacht, dass sie wie die zwei Goldbuchstaben auch an einer jüngeren Inschriftentafel befestigt waren und nicht im Original Relief steckten, dass bis 1985 ins Westwerk eingelassen war und das im Verdacht steht aus antiken Zeiten zu stammen. So muss man resümieren, dass es von wissenschaftlicher Seite aus betrachtet nur Sinn macht Teile zu untersuchen die auch tatsächlich aus der Epigraphik stammen, da Untersuchungsergebnisse aus der Schuttmasse nicht zu einem Ergebnis führen können. Aber es wurde trotzdem mit ihnen gearbeitet. So sollen sich 21 Stifte von 31 Stiften als völlig unbrauchbar für eine Analyse erwiesen haben und neun Exemplare waren beschädigt. Ein Stift aus der Schuttmasse gelangte dann zur Untersuchung, aber es konnte damit keine Herkunftsbestimmung erfolgen und weitere Details sind nicht bekannt geworden. Aber in der originalen Inschriftentafel vom Westwerk befinden sich immer noch Stifte mit denen sich Untersuchungen als lohnender erweisen könnten, sie auf ihre Herkunft und vielleicht auf ihr Alter hin zu prüfen, als die im Schutt gefundenen. Ein engagierter Hobbyforscher sah sich damals genötigt Teile der Originalplatte zu entwenden um darauf basierend altersbestimmende aber nicht autorisierte archäometallurgische Analysen durchführen zu lassen. Da der Forscher die Ergebnisse veröffentlichte wurde die Justiz auf ihn aufmerksam und es entwickelte sich daraus ein "historischer" Kriminalfall. Das staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren wurde später wegen Mangels an öffentlichem Interesse eingestellt. In Erfahrung zu bringen zu welchem genauen Ergebnis diese nicht genehmigte Analyse führte könnte dazu beitragen Licht in die Alters- und Herkunftsbestimmung des Original Reliefs zu bringen. Bekannt gewordenen Bruchstücken daraus die sich noch in der Erinnerung einst damit befasster Personen halten konnten wird derzeit nach gegangenen. So ist zwar dieser eine Stift verschollen, aber es existieren weitere Stifte in der Platte mit denen sich eine Analyse zu machen lohnen könnte. Eine interessante Vorstellung die von der Wissenschaft aufgegriffen werden sollte. Natürlich wirft dieser Vorfall aus historischer Sicht betrachtet viele Fragen auf. Zunächst natürlich die, warum sich Personen Metallstifte illegal bemächtigten um sie einer Altersbestimmung zuzuführen wohl wissend, dass sie sich damit möglicherweise eines Vergehens schuldig machen und dies nicht den Berufskollegen überlassen wollten. Um die Inschriftentafel zu schützen und für die Nachwelt zu sichern hatte man sie durch eine Kopie ersetzt und so wäre es nicht nur zu begrüßen, sondern auch wissenschaftlicher Standard derartige Gelegenheiten zu nutzen, um den Kenntnisstand zu erweitern und dieses einmalige Reliktes ältester deutscher Vergangenheit auf Herz und Nieren zu untersuchen. Es bedurfte also demzufolge keiner illegalen Maßnahme, denn die Experten vom zuständigen Denkmalamt waren schließlich vor Ort und hätten dies übernehmen können. Würde man sich nun wieder der Inschrift annehmen wollen und keine Kosten oder Mühen scheuen, dann wären es die Kupferstifte in der Original Epigraphik die zur Untersuchung anstünden. Aber was könnte man sich für ein Ergebnis erhoffen. Isotopenanalysen könnten zum Ergebnis haben damit heraus finden zu können, wo einst die verarbeiteten Metalle abgebaut wurden, wo sich also die Minen unserer Altvorderen befanden. Hätten man dann den Berg identifiziert aus dem sie einst kamen, fängt die Sache wieder an interessant zu werden. Denn diese Schürfstelle könnte mittels vergleichender Untersuchungen Aufschluss darüber geben in welcher Epoche man sie ausbeutete. Geschah es nur zur Römerzeit lag sie links oder rechts des Rhein, in Südeuropa oder gar in Cornwall wie sich anhand des 2021 entdeckten Frauengrabes bei Tübingen feststellen ließ, dass mit einem rund 4000 Jahre alten Goldfund aufwarten konnte. Deckte die Mine also über die Zeiten hinweg den Bedarf vieler Generationen oder arbeitete man dort nur in der Antike und die Karolinger bedienten sich woanders. Mit einem Ergebnis stellen sich also auch wieder neue Frage die erst beantwortet werden können wenn der erste Schritt getan ist. Geschichte kennt eben keinen Anfang und kein Ende. ( 02.09.2022
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