Donnerstag, 10. November 2022
Aktueller römischer Münzfund am "varianischen Zugkorridor"
Nicht oft, aber immer mal wieder findet man sie auch im ostwestfälischen Boden, römische Münzen. Mal gelangten sie danach in die Museen, verblieben an unbekannten Orten, waren verschollen oder liegen in den gehüteten Schatullen so mancher Privatsammler. Findet sich aber eine Münze im Betrachtungsraum, so sollte dieser Umstand im Rahmen dieser Untersuchung auch nicht unerwähnt bleiben und in Form eines kurzen Kapitels mit einfließen. Es war ein aufmerksamer Freund der alten Geschichte dem unlängst das kleine Metallteil aus verwittertem Aurichalkum, einer dem Messing ähnlichen Kupfer/Zink Legierung ins Auge fiel. Es fand sich nahe der Trasse des alten Hellweges zwischen Corvey und Schwaney im Raum Brakel was den Fund im Zuge dieser Theorie interessant macht. Unzählige Gründe könnten aufgetischt werden wie die Münze in den Acker kam, so dass es müßig ist darüber zu grübeln. Die Hauptargumente ruhen im Umfeld friedlicher Handelsströme oder finden sich im Sammelbecken kriegerischer Aktivitäten. Aber auch dieser Fund belegt zumindest, dass die Fühler des Imperiums bis nach Ostwestfalen reichten und nicht an der Oberen Lippe stecken blieben und das die römischen Uhren zwischen Egge und Weser auch nach der Varusschlacht nicht stehen geblieben waren. Aber was sich dort in den Jahrhunderten danach zutrug entzieht sich selbst unserem kühnsten Vorstellungsvermögen, aber auf dem Hellweg waren zu allen Zeiten Menschen unterwegs und an ihm befanden sich auch die Siedlungen der Germanen. Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine Münze genauer gesagt ein Sestertius, das Hauptzahlungsmittel im römischen Reich. Numismatik Experten konnten, obwohl stark korrodiert anhand der nur schemenhaften Darstellungen erkennen, dass es sich bei der Münze um die Büste des römischen Kaisers Antoninus Pius handelte, der etwa von 140 - 152 + regierte. Er ist abgebildet als stehende Gestalt, hält in der rechten Hand einen Szepter und in der linken über den Symbolen Altar mit Schlange ein Patera Gefäß. Gekennzeichnet ist die Münze mit den Buchstaben "S" und "C" für Senatum Consultum. (10.11.2022)

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Dienstag, 1. November 2022
Für die Legionen ein Grabhügel für Arminius eine Gedenksäule.
und für den verschmorten Kopf des Varus ein Platz in der Gruft der Quinctilier bzw. Quintilier, oder dem Mausoleum des Augustus. Aber am Anfang so mancher Forschungsarbeit steht eine Theorie. Im Volksmund nennt man sie schon mal abwertend fixe Idee, weil sie auch auf tönernen Füßen stehen kann und aus der Luft gegriffen scheint. Damit stellt man ihre mögliche Stichhaltigkeit verfrüht und vielleicht zu voreilig in Frage. Davon unbeeindruckt besteht das Ziel dieses Blog darin, alle erkennbaren Argumente aufzugreifen mit denen sich der Grundgedanke bestätigen lässt, wonach der Leidensweg der Varusarmee nicht schon am ersten Marschtag nach dem Verlassen des Lagers in die Katastrophe führte und erst nahe Hampenhausen südlich von Brakel begann. Von da an folgten für die bereits zusammen geschmolzenen Einheiten zwei Nächte unter widrigsten Bedingungen. Waren die Verluste schon vor dem Erreichen des ersten Nachtlagers, dem "prima Vari castra" immense, kam es auf den zwischen den Lagern liegenden Marschkilometer zu weiteren heftigen Gefechten bis ihnen bei Borlinghausen die Endschlacht und damit der Untergang bevor stand. Nach den in der Vergangenheit vielen vergeblichen und oft zu vorschnell statt gefundenen Versuchen die Örtlichkeit zu definieren schien es an der Zeit einen neuen Weg zu wagen, das Varusereignis zu enträtseln. Dazu war es zunächst nötig, sich von den bekannten teilweise Jahrhunderte alten Interpretationszwängen zu befreien, die das Thema belastet haben. Eingefahrene Spuren die dennoch Gebetsmühlenhaft von der Historienjournalistik dankbar durchgekaut werden. Da die antiken Quellen vielfach zu einsilbig und dadurch irreführend ausgelegt wurden ließ sich die Varusforschung in die unterschiedlichsten Suchräume der Beliebigkeit locken. Das betrübliche Resultat zeigte sich in dem allen vorgeschlagenen Schauplätzen das Verbindende abhanden kam. Die Theorien verloren schnell den Bezug zur Plausibilität, schwebten förmlich frei und konnten keinen Anfang und kein Ende vorweisen. Es blieben immer zu viele Fragezeichen wodurch selbst hoffnungsvoll gestartete Versuche eine Schlachtenlogik aufzubauen nach kurzer Lektüre schon der Boden entzogen war, sodass alle Theorien im Ringen um die Lösung aus vielerlei Gründen ausscheiden mussten. Hiermit wurde der Schritt getan neues Gedankengut anzuzapfen und auch den Blickwinkel auf die antiken Schriften zu verändern. Dadurch traten unerwartet eine Fülle von Indizien zutage, die die bisherige Sicht auf den Schlachtverlauf in eine völlig neue Richtung lenkten woraufhin sich die nötigen Fakten wie von selbst einstellten. Ergebnisse die es lohnten diese These aufzustellen. Jedes einzelne Indiz wurde im Zuge dieses Internetbuches über dutzende Kapitel ausführlich auf "für und wider" hin untersucht und ausgewertet. Als Beispiel sei hier nur die schlüssige Beweisführung genannt, wonach Varus von Segestes nie gewarnt wurde. Denn es gab keine Zeugen dafür und er äußerte sich darüber sechs Jahre nach der Schlacht als er sich bereits im römischen Exil befand, sodass es mehr seiner Reputation diente als der Wahrheit entsprach. Aber auch noch andere gute Argumente bringen das Fundament ins Wanken, was man seit Jahrhunderten für unantastbar hält. So wurde jedem Hinweis Rechnung getragen und es konnte ihm im Schlachtenverlauf ein eigener Platz zugewiesen werden. Erst dadurch gelang es das Geschehen durchgängig und lückenlos vor allem aber überzeugend zu präsentieren. Jedes einzelne Indiz trug dazu bei, dass es bei diesem Projekt, nämlich eine neue Theorie für den Schlachtenverlauf vorzustellen bei keiner kühnen Behauptung bleiben muss. Aber nicht nur die veränderte Herangehensweise bzw. Lesart der antiken Schriften durch die sich neue Fakten und Einblicke ergaben, füllten die bisher weiß gebliebenen Seiten zur Clades Variana, auch die unverrückbare Topographie der Landschaft trug zur Identifizierung bei und lieferte Anhaltspunkte zur Lokalisierung, wo man einst im südlichen Nethegau gegen Varus gekämpft haben könnte. Der letzte Punkt dem im ganzen Verlauf viel Aufmerksamkeit zuteil wurde ist die schier unlösbare Herausforderung gewesen nicht nur die damalige Logistik zu verstehen und die Legionsstärke zu hinterfragen die schon mit der Irreführung des Segestes Vermächtnisses ihren Anfang nahm, sondern auch zu versuchen sich in die geistige Welt der vor uns Lebenden hinein zu denken um ihre Seelen, Gemütszustände und Verhaltensweisen mental greifen zu können. So kam viel Unerwartetes zusammen, dem man seine Bedeutung zunächst nicht ansah und das sich der Bewertung und Gewichtung lange entziehen konnte. Aber zusammen gefasst betrachtet, war es geeignet der Varusgeschichte ein neues Gesicht zu verleihen. Es wurde daraus ein an sich selbst gestellter Forschungsauftrag ohne sich dabei von hektischen Redaktionsschlussterminen, ungutem Reputationsdruck oder schnödem Gewinnstreben treiben bzw. sich von Denkverboten behindern zu lassen. Und nur auf diesem Wege konnte man zu einem der vielen wesentlichen Erkenntnisse gelangen, nämlich die grundsätzliche Strukturaussage zu machen, dass sich der Zug des Varus zwar über vier Tage erstreckte, sich darin aber nur zwei Kampftage bei abflachendem dritten Kampftag verbargen. Und erst auf dieser Basis war es möglich sich auf akribische Weise schlüssig und zwanglos an den Endpunkt des Geschehens heran zu tasten. Die zahlreichen Veröffentlichungen innerhalb dieses Blogs in den letzten vier Jahren haben das Bild gefüllt und dazu beigetragen den Kenntnisstand zu vertiefen. Und natürlich wollte auch jeder noch so verknöcherte Fingerzeig immer noch, das man ihn aufgreift, denn nichts sollte ausgelassen werden was die Beweislage verbessern helfen könnte. Aber der Raum in dem es einmal heiß her ging und wo sich das Schlachten dem Ende neigte sollte, ja müsste sich auch noch durch andere Hinweise kenntlich gemacht haben, die es aufzuspüren gilt und dem ist auch so. Denn die Schauplätze an denen die waghalsigen und siegreichen Gefechte der Stämme mit den Legionen ihr Ende fanden wirkte im Bewusstsein der dortigen Bevölkerung fort und fand ihren ewigen Nachhall. Man sollte sich die damalige Dimension des Geschehens vor Augen führen. Unter tiefster Schmach sah sich das Imperium genötigt sich bis über die Rheinbrücken zurück ziehen zu müssen, brauchte dann volle sechs Jahre um sich davon zu erholen und sich neu zu positionieren, und versuchte dann drei Jahre lang vergeblich mit einem nie da gewesenen Aufgebot an Legionären die alte Schande vergessen zu machen. Die gigantische Schlachten des Jahres 16 + die trotzdem nicht zum gewünschten Erfolg führten. Aber alles begann letztlich im Nethegau. Und was sich hier für die Germanen zum Sieg hoch stilisierte wurde für Rom am gleichen Ort zum Ende eines Herrschaftstraumes über Zentralgermanien. So kann man sich eine Vorstellung davon machen, welche heraus ragende Bedeutung auch die Örtlichkeiten um Borlinghausen in den Jahren danach besaßen. Es war schließlich die Landschaft in der man den Grundstein für das Ende römischen Machtstrebens gesetzt hatte, wo einst der Schlusspunkt der Schlacht gesetzt wurde und die Germanen ihre Würde wieder fanden und dies auch zum Ausdruck brachten. Betritt man heute die dortige Stille der Landschaft, die Äcker, Wälder und Wiesen so flüstern aus dem Untergrund keine Stimmen mehr und keinem Blatt oder Strauch lässt sich entlocken was sich dort einst zutrug. Aber dafür gibt es andere ebenfalls stumme aber belastbarere Hinweise darauf was sich in späterer Zeit an besagter Stelle zutrug wenn man die alten Parzellenkarten studiert und sie mit der frühen Missionsmethodik der fränkischen Kirche abgleicht. Und so war es sicherlich auch kein Zufall, dass über der Region immer schon der Verdacht schwebte, dass sich hier noch etwas von alledem erhalten haben könnte, dass uns den Ort auch noch nach über 2000 Jahren wieder finden lassen könnte. Aber vorbeugend sei gesagt, dass hier nicht die Absicht verfolgt wird, "Hermann den Cherusker" zu demontieren um ihn von Detmold nach Borlinghausen versetzen zu wollen, denn der Koloss ist schon dort wo er sich befindet zu seiner eigenen Geschichte geworden. Zudem ist dies auch nicht nötig, denn die Altvorderen hatten uns diesen Aufwand im übertragenden Sinne bereits abgenommen, wovon aber bedauerlicherweise nichts mehr zu sehen ist. Und natürlich ist hier von nichts anderem die Rede als von der Irminsul, die sich der allgemeinen Recherche nach genau da befunden haben soll, nämlich im Schwerpunkt der so genannten "Karlsschanze", Willebadessen und Borlinghausen. Das in diesem großen Zusammenhang der Ortsname Borlinghausen gleich zwei Mal fällt ist der Tatsache geschuldet, dass sich hier die Wege der Geschichte zu kreuzen scheinen. Denn während Karl der Große einst von Südwesten vorrückte marschierte Varus von Nordosten an. Das sich aber beide in Borlinghausen trafen entsprang den Bewegungsmustern wie sie sich sowohl für die Varuslegionen recherchieren ließen, als auch für den Zugweg Karls des Großen erkennen lassen. Hier wurde also kein zufälliges Aufeinandertreffen geschickt arrangiert um zwei Theorien in Wohlgefallen miteinander verbinden zu können und um ein "Aha Erlebnis" zu erzeugen. Denn es beruhte einzig auf einer nüchtern sachlichen Herangehensweise wodurch diese beiden Ereignisse ungewollt zusammen fanden und das auch ohne das der Wunsch zum Vater der Theorie wurde. Aber genug der Rechtfertigung um den Verdacht zu zerstreuen, dass da noch eine Rastlosigkeit in uns schwelen könnte der rätselhaften Vergangenheit ihre Schleier auf skurrilen Wegen entziehen zu wollen. Aber es war immer schon eine reizvolle Aufgabe die Abläufe der Geschichte neu zu denken und zu deuten. Als vom Verfasser damit begonnen wurde dieses Jahrzehnte lang vorbereitete Projekt 2017 auch auf schriftlichem Wege in Angriff zu nehmen zeichnete sich diese Verbindungslinie von Varus bis zur Irminsul noch nicht ab. So wurde die Irminsul praktisch zu einem unerwarteten Abfall - bzw. Nebenprodukt auf der Suche nach dem Marsch der Legionen in ihren Untergang und indirekt zu einer Bestätigung der Schlachtentheorie. Und wer konnte schon ahnen, dass sich nahe Borlinghausen gleich zwei Rätsel der Geschichte am selben Ort in einen Zusammenhang bringen lassen und sich dort lösen ließen. Das sich also im religiös verklärten Geschehen um die Irminsul gleichzeitig der Nährboden für das Ende der Varusschlacht verbirgt, sich also der Ort der Irminsul und der Höhepunkt der Varusschlacht gegenseitig bestätigten, wurde zwar immer schon gemutmaßt, harrte aber bislang einer sachlichen Begründung. In diese verträumte Region östlich der Eggewetterscheide in der die Sonne immer früher unter geht als anderswo, könnte also der grelle Lichtkegel deutscher Geschichte gleich zwei Mal gefallen sein. So hätten hier diverse Kombinationsmöglichkeiten am Oberlauf der Helmerte aufeinander getroffen sein und das Geschehen könnte sich hier vor der Egge wie in einem Schmelztiegel zusammen gestaut haben. Eine Region in der man nach der Varusschlacht auch den einstigen Standort der Irminsul vermuten darf. Beide Geschichtsereignisse, ob sie nun aus der Feder von Cassius Dio, Cornelius Tacitus oder den unbekannten Verfassern der fränkischen Reichsannalen stammten, fügten sich hier zusammen und alle hatten sie mit verschlüsselten oder knapp gehaltenen Botschaften nicht gegeizt. Während sich die antiken Quellen mehr den sachlichen Aspekten und Abläufen der Varusschlacht widmeten, die wenigen Örtlichkeitsbezüge aber die Recherche erschweren, stand das Geschehen um die Irminsul unter dem Zeichen religiöser Verklärung, nennt dafür aber bekannte Orte und erleichtert somit das Auffinden der Stätten. Grundsätzlich tut sich der für fortschrittlich haltende Mensch schwer damit sich in Vergangenes hinein zu denken und daran war die heilige Kirche nicht unschuldig. Sie leistete dazu ihren Beitrag in dem sie sich darin verstieg den realen Kern der Geschehnisse des Jahres 772 ungut zu spiritualisieren ihn klerikal auszuschmücken, somit verfälschte und der Forschung einen Bärendienst erwies. Und bei Borlinghausen hatte man sowohl 9 + als auch 772 + die Bayreuther Festspiele nicht ins Freie verlegt, denn die einstige Szenerie war nicht bühnenreif und kein Choreograph kann sie je für uns nachstellen. Denn sie bestand beim Tot des römischen Feldherrn wohl mehr aus einer geschundenen und verdreckten Schar ermüdeter und lädierter Legionäre umringt von ebenso verwundeten und blessierten Germanen. Und auch rund 8oo Jahre später wird es nur eine lichte Anhöhe mit einem hölzernen Relikt gewesen sein, dass an diesen Tag erinnerte aber die meisten Tage des Jahres nur ein unauffälliges Dasein in Frost und Regen führte. Es war eine Landschaft in die nach kurzer turbulenzreicher Zeit schnell wieder Stille einkehrte dafür aber ein Ort der im Jahresrhythmus an fixen Tagen eine besondere Lebhaftigkeit erfahren haben dürfte und so ist Nüchternheit gefragt. Monumentales oder Heroisches darf man dort zu keiner Zeit erwarten da dies unseren Vorfahren fremd war und so müssen wir unsere Phantasien in Bescheidenheit üben. Ereignete es sich in der Region nahe Borlinghausen wo man bei der gebotenen Zurückhaltung annehmen kann, dass dort auch Varus sein Leben ausgehaucht haben könnte, dann steckte dort auch seit 9 + die Saat ruhmreicher Vergangenheit. Und derart schicksalhafte Stätten erfreuten sich immer schon der Beliebtheit, sodass die Überlebenden der damals siegenden Stämme und später deren Angehörige noch lange das Bedürfnis verspürt haben dürften die magischen Stätten aufsuchen zu wollen. Was sich daraus über die Zeiten entwickelte mag sich in Stufen vollzogen haben. In der ersten Phase waren die Besuche geprägt von der Neugier der Bewohner aus den umliegenden Siedlungen. Sie durchstöberten nach der Schlacht den frischen Boden und den letzten Winkel in der Hoffnung im Boden noch auf Wertvolles oder Verwertbares zu stoßen. Das Gelände wurde zu einem Parcour der Absonderlichkeit mit dem frühen Flair eines Gruseltourismus, denn man wollte auch noch sehen, was aus dem Bestattungshügel geworden ist, den Germanicus damals hinterließ und man wird sich die Reste davon immer wieder von allen Seiten angesehen und ihn solange angegraben haben bis er unkenntlich wurde. Die Überlebenden werden ihren Nachfahren noch gezeigt haben, wo sie sich einst mit diesem oder jenem Römer schlugen und ob es wahr oder unwahr war, war später unerheblich. Dann brach eine Zeit an in der der Ort die heidnisch geprägten Seelen mit Schaudern erfüllte, denn noch lange Zeit danach werden Skelette und Waffenreste im Unterholz zu Tage getreten sein die man zunächst übersehen hatte. Später werden sich Besinnung und Erinnerung abgewechselt haben und es wurde daraus ein Hang die Stätte des Sieges aber auch der Trauer über die eigenen Verluste regelmäßig aufsuchen zu wollen. Die Germanen wussten anfänglich noch genauso wie auch die überlebenden Römer die damals den Legionären im Jahre 15 + den Schauplatz zeigen konnten wo alles statt fand, wie es sich ereignete und wie es ihnen gelang dem Inferno zu entkommen. So kristallisierte sich langsam eine Örtlichkeit heraus die Zulauf bekam und es waren nicht nur Cherusker die mit ihren Angehörigen erschienen, sondern auch die Sippen und einstigen Kämpfer der anderen damals daran beteiligten Stämme und auch eine gewisses Interesse unter den Durchreisenden wird es gegeben haben. Die einzelnen Stadien nach Jahren bemessen zu wollen ist uns nicht vergönnt, aber der schnellen Vergessenheit wird man die Kampfstätten nicht überantwortet haben. Und ja, man muss sie ins Plural setzen, denn die Endszenarien verteilten sich flächig und der Endpunkt der Schlacht war für jeden Betroffenen ein individuelles Ereignis. Aber ungeachtet dessen gab sich der Platz zu erkennen, auf den sich die dort Lebenden besonders fixiert haben könnten. Aus einer Vielzahl von Schauplätzen wird er sich durchgesetzt haben. War es etwa da wo die Varusarmee die meisten Verluste hatte, oder die Stelle wo Arminius seine berühmte Schmährede gegen das Imperium hielt. Oder vielleicht dort wo Varus sein Leben aushauchte bzw. wo man vergeblich versuchte seinen Körper in Brand zu setzen und noch nach Ascheresten im Boden stocherte. Möglicherweise auch da, wo sich ihr Verhau artiger letzter Schutzwall befand in dem sich die Legionäre verschanzt hatten und wo sie ihre letzte Nacht verbracht hatten. Wohl weder noch, denn zur Orientierung diente vermutlich jener Hügel, den Germanicus 15 + errichtete und in dessen Erde sich die Knochen der Getöteten stapelten. Da die letzten Kämpfe im Umfeld des letzten Nachtlagers stattfanden wird sich auch in seiner Nähe der Knochenberg befunden haben. Mit Varus gemeinsam könnten noch einige Offiziere versucht haben die Flucht zu ergreifen, somit könnte sich sein Sterbeort auch in gewisser Distanz zum letzten Nachtlager befunden haben. Aber wo sich im Schwerpunkt dieser Stätten später ein zentraler Kultplatz etablierte lässt sich nur theoretisieren. So stellte sich im Stauraum vor der Egge wo sich die Endtragödie vollzog aus der gewachsenen Tradition heraus eine Örtlichkeit ein wo die "wahre" Arminiuslegende ihren Anfang genommen haben könnte. Marschlager die aus der Not heraus geboren wurden bevorzugen Anhöhen und selbst die Lage des vermutlich im Fahlenbruch befindlichen "prima Vari castra" verrät trotz widrigster Umstände so wie es Cassius Dio beschrieb noch den Versuch dafür eine erhöhte Position zu finden, was der Bruchwald allerdings nicht hergab. Befand sich das letzte Lager also in exponierter Lage wovon man aus verteidigungstaktischen Gründen ausgehen darf, konnte man es möglicherweise schon von Weitem aus sehen und dann sollte sich auch der Knochenhügel nicht weit entfernt davon befunden haben. Zwar nagten die Jahrzehnte am oberflächlich Sichtbaren aber die Örtlichkeit behielt ihre Anziehungskraft. Da der Zorn auf alles Römische fortan den Menschen in die Wiege gelegt war wurde die Bewältigung der Ereignisse zu einer Generationenaufgabe, zumal die Germanicusschlachten dazu noch ihren Beitrag geleistet hatten. So blieb das originale Geschehen zunächst solange lebendig wie man es mündlich weiter tragen konnte. Als aber die letzten Zungen verstummten die darüber noch authentisch berichten konnten setzte die Legende ein, die dann die Lücke zwischen Realität und Phantasie schloss. Aber der Ort behielt seine Magie und trieb die Menschen immer wieder an sich die Stätten der römischen Niederlage auch vor Augen führen zu wollen. Es mag eine Mischung aus allem gewesen sein, die sie bewog zu den Örtlichkeiten zu pilgern. Lassen wir auch nicht außer acht, dass auch im römischen Reich nach der Varusniederlage noch zahlreiche Menschengeschlechter heran wuchsen unter denen das Vorstellungsvermögen ebenfalls schwand, denn auch auf der anderen Rheinseite war die Zeit nicht stehen geblieben. Dort stand man zu Beginn des ersten nachchristlichen Jahrhunderts sogar erst am Anbeginn einer langen Blütezeit, auch wenn man den Wunsch fallen gelassen hatte das Imperium nach Osten auszudehnen. Rom zeigte starke Präsenz, war mächtiger den je und das Reich begann auch nicht erst am Rheinufer sondern ragte schon weit in den rechtsrheinischen Speckgürtel hinein, da wo sich einst die Siedlungen der Sugambrer befanden. Und von dort bis zur Egge war es auch kein weiter Weg. Wann sich römische Spähtrupps nach Beruhigung der Lage wieder wagten die Egge zu queren was der Stätte zu zusätzlicher Aufmerksamkeit verholfen hätte, lässt sich schwer bestimmen. Da die Lage in Ostwestfalen auch nach 16 + unruhig blieb werden römische Einheiten um das einstige Schlachtfeld einen Bogen gemacht haben. Wie in allen germanischen Stämmen im römischen Einflussgebiet erkennbar, gab es auch innerhalb des Fürstenhauses der Cherusker die zwei Fraktionen die sich pro und contra Rom gegenüber standen. So sind um das Jahr 47 + widerstreitende Interessen überliefert wobei es die Partei des Flavus Sohnes Italicus war, die mit Rom das Einvernehmen suchte. Da man aber von Kämpfen gegen die Cherusker weiß die zur gleichen Zeit unter dem römischen Feldherrn Corbulo statt fanden erinnern die Verhältnisse um Flavus an die Zeit als Segestes bei Germanicus Schutz suchte. Das schließt nicht aus, dass sich römische Verbände nicht auch in dieser Zeit dafür interessiert hätten und sich auf eigenes Risiko einmal den einstigen Schlachtenschauplatz ansehen zu wollen. Man wird sich also noch auf lange Sicht betrachtet nicht auf friedlichem Wege begegnet sein, sodass das Wort Völkerverständigung im Nethegau ein Fremdwort blieb. Als sich wieder erste Handelskontakte nach Osten aufbauten werden es wohl keine römischen Kaufleute gewesen sein die bis ins einstige Krisengebiet vorstießen. Aber ungeachtet dessen lebte man an der Egge unter einem ständigen Einfluss römischer Machtinteressen die sich wechselseitig verschoben und an der Egge hatte man mit einem Auge immer die Lage am römischen Rhein im Blick. Möchte man auf die Zeit nach Corbulo schauen, dann könnte man den Eindruck gewinnen, Rom habe nun gänzlich das Interesse an dieser Region verloren und konzentrierte sich nur noch auf die Gebiete in die man sich nach 16 + zurück gezogen hatte. Man ließ die Germanen gewähren überließ sie ihren Querelen und stellte nur noch sicher, dass sich im Osten keine neuen Gefahrenherde aufbauen konnten in dem man Observation betrieb. Rom eignete sich in Ostwestfalen nicht mehr als Feindbild, das Interesse an ihnen wurde von den Alltagssorgen überlagert und den römischen Zorn wollte keiner mehr wecken. Da wo Rom einst versagte hatten sich Stammeskonstellationen und Machtverhältnisse verschoben aber immer noch verspürte und rühmte sich jeder Stamm damit, seinen eigenen Anteil an der römischen Niederlage gehabt zu haben. Obwohl die Großschlachten des Jahres 16 + die Varusschlacht von ihrer Dimension her betrachtet in den Schatten gestellt hatten, war an der Egge immer noch der Gedanke an die einstige Eintracht und Gemeinsamkeit wach. Und er bildete auch die Grundlage und war Geburtsstätte für den gemeinsamen Widerstand in zukünftigen Zeiten. Die Stätte wurde Kultort und gewann überregionale Bedeutung. Von Jahr zu Jahr machte man sie kenntlicher und verweilte möglicherweise auch länger dort, wenn man von weiter her kam. Waren zu Beginn noch die Reste des einstigen Schlachtens gut zu sehen, so schluckte die Vegetation in den folgenden Jahrzehnten auch noch ihre letzten Reste. Dem trug man Rechnung und schuf im Laufe der Zeit Dauerhaftes um den Ort vor der Vergänglichkeit zu bewahren. Man würdigte es so wie es alle großen Kriegsschauplätze der Welt erfuhren, wie es aber immer nur die Sieger hinterließen. Da die Geschichte um die Irminsul ein umfangreiches Kapitel im Zusammenspiel mit der Varusschlacht ein nimmt wird es in diesem Internet Buch je nach Bedarf auch unterschiedlich aufgegriffen und thematisiert werden. Als der letzte Berichterstatter der Varusschlacht Cassius Dio um 235 + verstarb, muss in Rom das Gedächtnis an die Schlacht noch relativ lebendig gewesen sein und ein gewisses Interesse oder ein Wissen um die Ereignisse war noch vorhanden, sonst hätte er sich vermutlich nicht mit der Nachbearbeitung befasst. Zweifellos verzerrt und irreal hatte sich jeder in Rom so seine Vorstellung von der einstigen Niederlage gemacht und wie in Germanien, so hielten auch in Italien die Anverwandten die Erinnerungen über längere Zeit wach, vor allem jene römischen Familien die Opfer zu beklagen hatten oder über Lösegeldzahlungen mit den Germanen in Verbindung standen. Cassius Dio griff ein für abgeschlossen gehaltenes Kapitel römischer Geschichte noch mal auf und rührte vermutlich als letzter seiner antiken Zunft warum auch immer in den alten Wunden. Vielleicht weil er sich berufen fühlte erweckte er die schaurigen Ereignisse wieder zum Leben und konfrontierte die römische Gesellschaft mit seiner Darstellung. Aber die Zukunft der Irminsul sollte wechselvollen Zeiten unterliegen denn später wusste niemand mehr was für ein Sinn hinter dem "Truncus" steckte, welche Bedeutung er hatte uns was er verkörperte. In den Köpfen der Nethegauer glimmte nur noch ein diffuses Restwissen basierend auf den verschwommenen Überlieferungen ihrer längst verstorbenen Altvorderen. Überlebt hatte aber der unergründliche Wunsch diese Stätte zu erhalten, zu würdigen, sie aber keinesfalls in die Hände von Feinden fallen zu lassen. Darin, dass man noch lange im Umfeld auf Waffenreste stieß deutete man in Dergestalt, als dass es sich mit einer kriegerischen Auseinandersetzung in Verbindung bringen ließ. Wer hier kämpfte, warum und gegen wen blieb bis zur Entdeckung der Tacitus Schriften nebulös und so suchte man diese feierliche Stätte seiner selbst Willen auf. Aber eines hatte sich über die Jahrhunderte erhalten können und dies war der Name "Irminsul". Der für die Sul von der Bevölkerung in alten Zeiten festgelegte Standort blieb unverändert, aber er befand sich wenn auch nahe zum chattischen Stammesgebiet in jener Landschaft die seit jeher zum gewachsenen Territorium der Cherusker zählte, da er sich nördlich des Bördegrenzweges befand. Mögen spätere Einflusssphären und Machtverhältnisse auch darüber hinweg gegangen sein, hier verbarg sich für das Eggevolk immer ihr ureigener Identifikationsort, der ihnen das Gefühl von Gemeinsamkeit und Vertrautheit vermittelte und ihre inneren Gedankenwelten berührte. Dabei blieb es auch später noch als ihnen das konkrete Wissen über die wirkliche Bedeutung abhanden kam. Aber selbst noch nach der Einebnung durch die fränkischen Krieger wird er noch lange virtuell präsent gewesen sein. Dieser spirituelle Platz war aber gleichzeitig auch ein potenzieller und sensibler Schwachpunkt und daher auch für jeden etwaigen Gegner attraktiv und von strategischer Bedeutung, was die Franken zu nutzen wussten. Getragen von einer eingebürgerten Tradition besuchte man den Ort wie eine Weihestätte. Für die Bewohner der umliegenden Dörfer wurde der rissig gewordene Stamm zum Relikt unklarer Herkunft, den man aber immer wieder erneuerte und herrichte. Auch wenn Arminius kein Gott war, so mag er für die Menschen doch gottgleiche Bedeutung angenommen haben, was in späteren Zeiten auch zu derartigen Annahmen führte. So eignete sich die Stätte zum Zentrum für das kulturelle Leben und ließ sich gut verbinden mit göttlich überirdischer Inspiration und heidnischer Philosophie. Sie wurde zum Selbstläufer und da bedurfte es auch keines Cheruskerfürsten mehr mit Namen Arminius. Es wurde zum Gegenstand des stillen Angedenkens an etwas Großes dessen Entstehungsgeschichte sich niemanden mehr erschloss. Aber jeder wusste, dass dem ein unbeschreiblicher Wert inne wohnte der sie alle auf unsichtbare Weise miteinander verband. Es erwuchs daraus ein innerer Zwang sich für den Erhalt dieses Reliktes aus vergangenen Zeiten einzusetzen und das Bedürfnis es über die Zeiten bewahren zu wollen. Der Region wo damals alles geschah besser gesagt endete war der Status eines Kultplatz nicht mehr zu nehmen und aus dem Leben der Anwohner nicht mehr wegzudenken. Aber die Erinnerung lebte fort denn dafür sorgte inzwischen der Baumstamm dem schon die Altvorderen den Namen Irminsul gegeben hatten. Die Säule hatte in den Jahrhunderten ihre eine eigene Identität entwickelt, zwar wechselte ihre Symbolik war anpassungsfähig, wurde zum Fanal der Zusammengehörigkeit und erfüllte alle mit Stolz über einstige Taten. Und in Gefahrensituationen beschwor man in ihrer Anwesenheit den gemeinsamen Widerstandswillen. Es war Mahnmal, Gedenkstätte und Treffpunkt zugleich und entwickelte sich über die Zeiten zu einem religiösen Kraftort. Es wurde zu einer Tradition, die man im Jahre 772 mit brachialer Gewalt beendete. Es aber damit bewenden zu lassen und die Präsentation von Fakten schuldig zu bleiben wird hier nicht passieren und würde der Theorie und Vorgehensweise auch nicht gerecht werden. Bedeutsame Spuren die sich immer noch keine 2000 Meter vom Borlinghauser Schloss entfernt entdecken lassen. (01.11.2022)

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Freitag, 14. Oktober 2022
Warum Brakel das ptolemäische "Στρεόντιον" sein könnte.
Darauf das Brakel an der strategisch bedeutsamen römischen Erschließungsstraße gelegen einst mehr war, als das gemütliche Städtchen an der heutigen Bundesstraße 64 wurde im letzten Kapitel näher eingegangen. Das man aber dem Ort auch schon in der Antike einen Namen gegeben haben könnte wäre neu und klingt daher zunächst abwegig. Es wird aber nach dem Studium der Geographika des Ptolemäus und dem philologischen Abgleich denkbar. Denn eine Verkettung plausibler und glaubwürdiger Hinweise der ptolemäischen Weltkarte lassen es realistisch erscheinen. Dazu gehört der Versuch aus einer Vielzahl von Einzelvermerken heraus zu filtern aus welcher Epoche sein Wissenstand stammt. Erst dann wird es möglich Bezüge zur Varusschlacht herzustellen die einen Beitrag zur Verortung des Schlachtgeschehens liefern können. So lässt sich einem auf den ersten Blick unauffälligen Eintrag in seiner Weltkarte ein "terminus post quem" entnehmen. Ein Hinweis aus dem sich ableiten lässt, dass Ptolemäus ein bestimmtes historisches Wissen verarbeitete oder es eben nicht tat. Denn es lässt sich erkennen, dass eine geschichtlich interessante Begebenheit von seiner Karte nicht wieder gespiegelt wird. Dadurch richtet sich unser Blick auf ein Geschehnis, das sich vor dem Jahr Null zutrug dem er aber in seinem Werk keine Rechnung trug. Ein Ereignis mit dem er uns in eine Periode vor der Zeitenwende zurück wirft aus dem ein "terminus post quem" werden kann. Ein "TPQ" definiert einen Zeitpunkt, zudem ein gesuchtes Ereignis noch nicht statt gefunden haben kann, es also danach passiert sein muss. Was verwundert ist, dass Ptolemäus einen zu seinen Lebzeiten bekannten Tatbestand ignorierte und stattdessen noch einen längst überholten Wissensstand wieder gab. Denn er wurde um 100 + geboren und hätte seine Eintragung schon den gegebenen geschichtlichen Veränderungen anpassen können. Dieser Anhaltspunkt bezieht sich auf ein Stammesgebiet, das sich verlagert hatte, welches er aber noch in einer Region verortete wo es sich zu seiner Zeit nicht mehr befand. Warum Ptolemäus in diesem Fall dem alten Wissenstand von vor der Zeitenwende den Vorzug gab und den neueren nicht berücksichtigt hatte, lässt sich zwar nicht mehr sagen, aber bei Betrachtung der Gesamtheit seiner Verortungen wird es deutlicher. Denn er könnte darin liegen, dass er sein Werk mit Absicht zurück datiert hatte. Hätte er von den Wellen gewusst die die Varusschlacht mal bis in unsere Zeiten schlagen sollte, wäre er an dieser Stelle vielleicht mehr ins Detail gegangen. Es handelte sich dabei um ein Ereignis, dass bereits vor der Zeitenwende statt fand, das er aber unberücksichtigt ließ und was daher zu der Frage führt, welches Zeitfenster er sich als Grundlage für seine später erstellte "Germania Magna" gesucht hatte. Aber welches Ereignis spricht eine so klare Sprache, dass es sich eindeutig in die Zeit vor das Jahr Null beziehen lässt. Es war seine Eintragung die sich auf das rebellische Volk der Sugambrer bezog. Der Stamm, den Ptolemäus in seiner Karte "Suambri" nennt und den er unzweifelhaft auf der rechten Rheinseite eingetragen hat. Aber nicht nur das, denn es ist der Karte auch noch deutlich zu entnehmen in welchem Rheinabschnitt er ihre Wohnsitze sah. Dazu dient uns wiederum als Anhaltspunkt ein Ort den er ebenfalls der rechten Rheinseite zuordnete und dem es gelang seinen Ursprungsnamen bis in die heutige Zeit rüber zu retten. Es handelt sich dabei um "Asciburgium" und dies ist kein anderer Ort als der Name des Moerser Stadtteils Asburg, was auf eindeutige Weise die Glaubwürdigkeit seiner Arbeit unterstreicht. Asburg befindet sich zwar heute auf der linken Rheinseite folglich gegenüber der Ruhrmündung aber er gibt uns damit unstrittig den verdeckten Hinweis, dass es einst als ein Stützpunkt diente, der sich mit der Ruhr in Verbindung bringen lässt. Die Ruhr, der Fluss den er zwar nicht einzeichnete, dessen Verlauf, zumindest aber dessen Mündung er durch die Nennung des Namens "Asciburgium" recherchierbar machte. Und unterhalb von "Asciburgium" an die Ruhr grenzend und ebenfalls auf der rechtsrheinischen Seite lesen wir auf seiner Karte den besagten Eintrag "Suambri". Wo ihr Siedlungsgebiet im Süden endete, vielleicht an der Sieg wird nicht deutlich, aber sie besiedelten damit für das Imperium eine Schlüsselregion vis a vis von Köln und kontrollierten von dort aus auch noch den prähistorischen Hellweg der bei "Asciburgium" seinen Anfang in Richtung Osten nahm und natürlich den Stützpunkt selbst. Auch der Mauspfad mit zahlreichen Hallstatt zeitlichen Grabfunden verlief in nordsüdlicher Richtung durch ihr Stammesgebiet und die zwischen Pfad und Rhein liegenden Orte mit den keltischen Endungen Sieglar, Hangelar und Geislar sowie die "rix" Namen der sugambrischen Fürsten nährten immer schon den Verdacht, dass die Sugambrer dem Keltischen sehr nahe standen. Interessant im Sinne des "TPQ" wird es, da man aus der Literatur weiß, dass dieser Stamm nur bis zum Jahr 8, in manchen Quellen war es das Jahr 7 vor der Zeitrechnung auf dieser Rheinseite existierte besser gesagt existieren durfte. Ein Jahr, das für diesen Stamm zum Schicksalsjahr wurde, denn Tiberius, der damals noch Feldherr war siedelte ihn aufgrund ihrer gegen das Imperium gerichteten renitenten Lebensweise geprägt durch ihre steten Einfälle ins römisch dominierte Linksrheinische mit Gewalt um und wies ihnen neue Siedlungsgebiete links des Rhein zu. Man integrierte sie vermutlich in einen Stamm mit Namen Cugerner oder sie trugen dort fortan selbst diesen Namen bzw. gaben ihn sich. Wenn Ptolemäus sie also noch rechtsrheinisch verortet darf man voraus schicken, dass Ptolemäus seine Karte zeichnete noch bevor man die Zwangsdeportation umgesetzt hatte. Kämen nicht noch andere Hinweise hinzu könnte man auch annehmen Ptolemäus habe unterschiedliche Epochen gleichzeitig verarbeitet. Aber auch Varus müsste demnach von der Maßnahme gewusst haben, denn Tiberius hatte sie 15 Jahre vor seiner Amtsübernahme veranlasst und umgesetzt. Da Ptolemäus seine Geographika auf diese Zeit und in diesem Fall nahezu punktuell eingegrenzt hatte, könnte es den Schluss zulassen, dass auch alle seine übrigen Eintragungen den Kenntnisstand dieser Zeitphase wieder spiegelten. Hätte er unterschiedliche Wissensstände in einem Werk zusammen gefasst würde dies den Sinn des ganzen Werkes entstellen und in Frage stellen, was wohl nicht in seiner Absicht gelegen haben sollte. Seine Karte war zwar kein Geschichtsatlas sondern eine Kartographie, aber es wurde aufgrund diverser Hinweise auch zu einem Geschichtsatlas und seine Eintragungen verrieten ihn auch ein Geschichtsschreiber gewesen zu sein. Den Zeitpunkt zu fixieren wann Ptolemäus das Zeitfenster seines Werkes öffnete und schloss und keine neuen kartographischen Erkenntnisse mehr einfließen ließ, lässt sich nur hypothetisch erschließen. Es könnte sich unter Zuhilfenahme der Langobarden klären lassen, denn diese sollen 5 + von Tiberius auf seinem Feldzug zur Elbe vernichtend geschlagen worden sein woraufhin sie sich über die Elbe nach Osten abgesetzt haben. Da aber Ptolemäus ihre Wohngebiete, die sich auf zwei Teilstämme verteilten sowohl in Rheinnähe als auch links der Weser siedelnd angibt, könnte der Feldzug des Jahres 5 + in seiner Karte noch nicht enthalten gewesen sein. Demnach zu urteilen hätte Ptolemäus eine Epoche festgehalten die zwischen 8 - und 5 + lag. Daraus lässt sich wiederum schlussfolgern, dass die von ihm angegebenen Orte am späteren westfälischen Hellweg schon in diesen frühen Jahren ihre Namen trugen. Und wenn diese Orte ihre Namen seit der Zeitenwende führten, dann kannte sie auch Varus, als er 7 + anreiste. Und dann gehörte zu seinem Wissenstand auch der von Ptolemäus eingezeichnete Standort der Trophäe die man seinerzeit für den im Jahre 9 - verstorbenen Drusus errichtet hatte. So betrat Varus sowohl geographisch als auch kartographisch betrachtet kein Neuland als er der Römerstraße folgend die von Ptolemäus erfassten Orte passierte. Viele Ortsnamen lassen sich der Ptolemäus Karte entnehmen die noch auf ihre Entschlüsselung warten. Wie sie sich einst gebildet haben könnten, wie sie entstanden und welche Bedeutung oder Bezug sich dahinter verbarg verliert sich im Dunkel der Geschichte. Aber einigen wenigen unter ihnen könnte man noch habhaft werden. Unstrittig ist, dass alle dem Ursprung bzw. unserem Wissenstand nach in griechischer Schrift nieder geschrieben wurden, vermutlich weil Claudius Ptolemäus Grieche war. Aber damit müssen diese Namen nicht automatisch der griechischen Sprachenwelt entstammen, also etwa von griechischen Händlern vor Ort in Erfahrung gebracht worden sein. Es müssen nicht unbedingt Griechen gewesen sein, die diese Namen aus dem inneren Germaniens ausgekundschaftet, festgelegt, ersonnen oder aufgeschrieben haben. Man könnte sich auch auf den Standpunkt stellen, dass es zunächst keine griechischen sondern lateinische Namen waren. Namen, die zu Lebzeiten von Ptolemäus, vielleicht sogar von ihm selbst aus dem Lateinischen in die griechische Sprache übersetzt wurden. Denn welche Griechen sollten um die Zeitenwende als der griechische Einfluss längst dem römischen gewichen war durch Zentralgermanien gereist sein um die dortigen Orts-, Stammes - oder Flussnamen zu erfassen, sie zu sammeln, sie aufzuschreiben und sie zuzuordnen, so dass Ptolemäus der über sie verfügte, sie nur noch seinem Kartenwerk einverleiben brauchte. Und welcher Römer gab in der damals römisch beherrschten Welt den Ortsnamen in griechischer Sprache den Vorzug gegenüber jenen in der eigenen. Griechenland war zwar für Rom eine Leitkultur, aber ersetzte man dafür die lateinische Schrift. So kann auch der Verdacht aufkommen, da Ptolemäus die römischen Stadtgründungen am Rhein mit keiner Silbe erwähnte, dass er damit der griechischen Hochkultur nochmal zu mehr Geltung verhelfen wollte. Greift man diese Theorie auf dann führten alle Namen auf seiner "Germania Magna" zunächst einen Lateinischen und wurden von Ptolemäus für seine Geographika in die griechische Sprache übersetzt. Dies führte zwangsläufig dazu, dass man sie später wieder ins Lateinische zurück übersetzte, was erst 1406 durch Jacopo d`Angelo geschah. Das es bei diesem Prozess zu Abweichungen kam bzw. kommen musste ist nachvollziehbar. Aber auch lateinische Namen müssen nicht unbedingt lateinischen Ursprungs gewesen sein und man könnte und wird in ihnen auch germanische oder andere Sprachelemente verarbeitet haben. Ein unvorstellbares und undurchsichtiges Konglomerat von Wortkreationen erschwert durch das Fehlen der Schriftsprache in Germanien was auf eine stärkere Festlegung lateinischer Worte hindeuten könnte und was in der Tendenz dazu führte, dass man alle Namen zunächst in lateinischer Sprache zum Ausdruck brachte und Ptolemäus wurde zum Übersetzer. Möchte man also versuchen ihre jeweiligen Ursprungsworte aufzuspüren, dann liegen wir vermutlich falsch wenn wir sie über die Schiene der griechischen Sprache zurück verfolgen wollen und sollten uns daher auf die Lateinische konzentrieren. Das bedeutet sich dem schwierigen Unterfangen zu stellen festzustellen wie und woran sich die Altvorderen orientierten und was sich davon im lateinischen Sprachgebrach wieder fand, als man für einen Ort einen Namen suchte. Teilweise lässt es sich nachvollziehen wie es sich ergeben haben könnte. Zuwanderer lasen die Namen von den Mündern der eingesessenen Bevölkerung ab, erkannten die landschaftsprägenden Elemente, die Dinge mit denen man handelte, hörte wie sich die Völker nannten, übernahmen teilweise deren Namen oder latinisierten sie. Silben die germanischen Ursprungs gewesen sein könnten lassen sich zum Teil isolieren und etymologisch zuordnen genau so wie es oft möglich ist den lateinischen Kern auszumachen. So lässt sich im von Ptolemäus aufgeführten altgriechischen Ἀσκιβούργιον, dem "Askibourgion", also dem lateinischen "Asciburgium" und heutigen Asberg an der Ruhrmündung die germanische Wurzel "Eschenburg" entnehmen. Sollten es Griechen gewesen sein, die hier nahe der Ruhrmündung lange vor der Zeitenwende eine Siedlung gründeten, denn die Rheinschiene werden sie erkundet haben, dann übernahmen sie in diesem Fall die germanische Bezeichnung. Während man sich im Imperium insbesondere in Gallien für die Provinzzentren an den Stammesnamen der dort ansässigen Völkerschaften orientierte, legte man auch Gewicht auf eigene Namenskreationen, nutzte aber in den Rheinlanden vielfach die keltischen/germanischen Endungen wie "nach, magen oder nich" weiter, die es bis heute blieben. Und rechts des Rheines waren es häufig die keltischen "lar" Endungen die man übernahm. Über den Umweg vom Lateinischen ins Griechische und wieder zurück ins Lateinische, wenn man denn dieser Theorie folgt war zwangsläufig die Gefahr phonetischer und verschrifteter Reibungsverluste entsprechend hoch. In den in der "Magna Germania" ausgewiesenen Ortsnamen wie wir sie heute in lateinischer Sprache lesen können, noch ältere Sprachbausteine der Zeit davor erkennen zu können ist uns in den meisten Fällen nicht mehr gegeben. Da uns aber Latein näher steht als das, was uns die germanischen Völker die keine Schriftsprache anwendeten hinterließen, verfügen wir über Anhaltspunkte mit denen sich auch lateinische Ortsnamen übersetzbar machen. Lateinische Namen wie sie Ptolemäus zwar nicht angab, wie sie aber darin übersetzt wurden. Es waren Orte darunter wie Navalia, dass das Geodäsie Team an der Ruhr bei Essen vermutet und unter dem man in der Römerzeit Gebäude für die Unterbringung von Schiffen, aber auch Werftanlagen verstand bzw. gleich setzt und was eine Nähe zur Ruhr erkennen lässt, obwohl Ptolemäus diesen Fluss nicht verzeichnete. Hier bot sich eine gefällige Rückübersetzung des lateinischen über das griechische bis wieder hin zum lateinischen Wort an. Germanien war nicht menschenleer, Ansiedlungen und feste Plätze an bedeutenden Kreuzungspunkten und Handelszentren existierten schon lange bevor Varus mit Kiel unter Wasser die Lippe aufwärts zog oder die Römerstraße nutzte. So verdienen im Rahmen dieser Theorie zwei Entschlüsselungsresultate des Geodäsie Teams bezogen auf die germanischen Hauptorte eine besondere Aufmerksamkeit und auch bei schwankender Zielgenauigkeit lassen sie sich noch dem Betrachtungsraum zuordnen. Es sind dies Bogadion, das sich in lateinischer Sprache Bogadium nennt und der in Latein geschriebene Ort Stereontion oder Streontion bzw. die griechischen Namen im lateinischen Alphabet ausgedrückt Stereontium auch Streontium genannt. In Bogadium bzw. Bogadion erkannten die Forscher das heutige Salzkotten bzw. aufgrund der Streubreite einen in der Nähe davon gelegenen Platz bei dem man an Boke denkt. Denn es befindet sich nur 7 Kilometer nördlich von Salzkotten dafür aber unmittelbar an der Lippe, wo es möglicherweise schon vor 2000 Jahren eine Anlegestelle für Salzfrachten gegeben haben könnte und in der Nähe des Ortes Thüle liegt wo man auf germanische Siedlungsreste stieß. In den Auenbereichen eines Flusses zu siedeln ist bedenklich aber in Kombination mit Salzkotten wird es denkbar. Aber der Hauptaugenmerk gilt weniger "Bogadion" sondern einer Eintragung mit dem Namen "Streontion" das man auf die Umgebung von Bad Driburg bezieht. Eine Region die bereits östlich des Eggekammes liegt. Für "Streontion" als auch "Bogadion" gilt die starke Vermutung, dass sie sich wie auch andere Orte mit dem prähistorischen und auf seiner Trasse geführten späteren westfälischen Hellweg in Verbindung bringen lassen. Dadurch wird augenscheinlich, dass hier überregionale Interessen das Leitbild von Ptolemäus beeinflusst haben und er Orte bevorzugte die an dieser Straße lagen. Und auch die Expertenrunde folgte dem und erkannte im prähistorischen Hellweg die Motive und den möglichen Grund dafür, dass Ptolemäus sie auch deswegen in seine Karte eintrug. Orte die wenn Ptolemäus sie erwähnte zwar nicht schon vor dem "terminus post temque" der Jahre 7/8 - existiert haben müssen, so aber doch auf eine frühe Existenz um die Zeitenwende hindeuten. Damit war der Faden gesponnen, der nicht nur "Bogadion" mit "Streontion" verband, sondern auch mit den anderen erwähnten Polis an der Römerstraße. Beginnend mit Asciburgium, dem heutigen Asberg, waren dies das besagte Navalia bei Essen - Hinsel, Bogadion bei Salzkotten, Streontion bei Bad Driburg, Ascalingium bei Hildesheim, Touliphourdon bei Hannover, Tulisurgium bei Braunschweig und Mesuium bei Burg an der Elbe und es wird deutlich wie sich das Imperium orientiert haben könnte. Und wie man weiß gehörte, obwohl von Ptolemäus unerwähnt geblieben auch Bochum - Harpen, Castrop - Rauxel oder Westwick bei Hamm dazu. Eroberer denken strategisch und das römische Etappenziel bestand zunächst darin auf direktem Weg die Weser zu erreichen und von dort aus möglicherweise in der Elbe ein Fernziel sah auch wenn man es noch nicht konkret im Visier gehabt haben sollte. Einige heraus ragende von den Germanen gegründete Hauptorte die Ptolemäus eintrug lagen verstreut zwischen Weser und Elbe, aber für Rom war im Sinne der Strategie einzig die Stichstraße nach Corvey von Bedeutung, denn man hatte es im Zuge der Expansion unter Varus zunächst auf das im Osten an der Strecke liegende liegende Siedlungsgebiet der Cherusker abgesehen mit deren Fürstenhaus man einen Bündnisvertrag schloss. Das nördlicher befindliche "Ascalingium" bei Hildesheim deckte sich nicht mit ihren Interessen, obwohl der spätere Verlauf der Bundesstraße 1 verführerisch wirkt und zu dem Gedanken verleitet, man könnte schon damals diese Trassenführung zur Elbe ins Auge gefasst haben. Für "Bogadion", dass die Experten im Raum Salzkotten vermuten ist es noch nicht gelungen einen lateinischen oder germanischen Namensbezug herzustellen. Während Cäsar keine Worte kannte die mit "Boga" beginnen steht es im Althochdeutschen, dass dem Frühdeutschen nahe steht für Eisenkette vielleicht auch im Sinne einer bogenförmigen Fußfessel bzw. einem Bogen als Waffe und was dazu einlädt im Sumpf der Spekulation umso tiefer zu stochern. Als sich Varus 7 + zum Statthalter ernannt dank der Vorleistungen seiner Vorgänger auf einer soliden Infrastruktur aufbauend an die Weser begab passierte er auch all jene Polis längst der Marschstraße, die man als die frühen Hellwegstädte auf der ptolemäischen Karte identifizierte. Auf Basis dieser Theorie überquerte er östlich von Schwaney die Egge, erreichte nahe dem Netheberg die heutigen Stadtgrenzen von Bad Driburg und stieg dann zur Suffelmühle ins Oesetal ab. Das Geodätiker Team gelangte aufgrund seiner Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass sich das von Ptolemäus in seiner Geographia in altgriechischer Sprache verschriftete "Στρεόντιον" in der Region Bad Driburg befunden haben könnte, übersetzte es analog ins Lateinische und nannte es fortan "Streontion" und infolgedessen auch nicht "Stereontion". Aber es war eine Polis die Varus wie auch "Bogadion" schon unter diesem Namen gekannt haben könnte. Es wird deutlich, dass der aus grauer Vorzeit stammende und bis ins frühe Mittelalter genutzte Weg dessen römische Ausbauarbeiten im 19. Jhdt. entdeckt werden konnten den kürzesten Weg von Paderborn nach Höxter darstellt. Und diese Richtung von Schwaney kommend mit Kurs auf Schmechten und Brakel zeigt auch, dass das einstige Driburg aufgrund seiner ungünstigen Lage für diese überregionale Wegeverbindung nicht von Bedeutung gewesen sein konnte und daher auch nicht von ihr berührt wurde. So bricht an dieser Stelle die Logik ab, wonach sich Bad Driburg unmittelbar am alten Hellweg befunden hätte. Und aus den gleichen wegetechnischen Gründen eröffnete auch die kaiserliche Reichspost den Kutschenverkehr erst im 19. Jahrhundert von wo an Driburg auch an den überörtlichen Verkehr angeschlossen war. Und auch wenn die frühmittelalterliche sächsische Driburg noch so reizvoll und geschichtsträchtig am Hang über Bad Driburg thront so wusste man auch schon in der Bronzezeit, dass die steile Hangkante der Egge zwischen Buke und Bad Driburg für den Verkehr mittels Ochsenkarren nicht so gut geeignet war, wie jener Abstieg östlich von Schwaney. Das also Bad Driburg in früherer Zeit abgeschnitten in einer topographischen Nische nicht zu überregionaler Bedeutung kommen konnte ist augenscheinlich und wird auch nicht angezweifelt. Wollen also Geschichtsforscher und Geodätiker den Hellweg in ihre Überlegungen einbeziehen, so müssen sie die Annahme grundsätzlich außen vor lassen Bad Driburg selbst könne an der alten Wegeverbindung gelegen haben. Aber die Entzerrungsbemühungen ließen bekanntlich den Spielraum zu, wonach sich "Streontion" nicht exakt und punktgenau fixieren lässt, sondern man dahinter nur die Region erkennen darf in der es lag. So schließt die Definition "Streontion" in Bad Driburg zu erkennen auch das Umland mit ein und lenkt wie dargestellt den Blick auf den alten Hellweg der nur etwa 5 Kilometer südlich vom Stadtzentrum entfernt die Egge querte. Aber am prähistorischen Weg zwischen Paderborn und Höxter sollte "Streontion" gelegen haben, denn dieser Weg war schon in vor römischen Zeiten prädestiniert dafür um in seiner Nähe zu siedeln. Blickt man auf den weiteren Verlauf des Altweges ab Schwaney so liegt die Antwort auch schon fasst auf der Hand, denn man weiß spätestens seit dem Bau der Landstraße 828 im Jahre 1848, als man dort im Untergrund mitten im Wald auf feste Packlagen stieß, dass es sich dabei um die alte Römerstraße handelte, sozusagen die "Via Antiqua Cheruscorum Hellwegensis". Herr Hölzermann erforschte sie im 19. Jhdt, Herr Klabes stieß auf sie im letzten Jahrhundert und 2022 gelang es erneut sie zu bestätigen. Und natürlich ist diese Straße für die Erforschung der Varusschlacht von immenser Bedeutung, denn mit ihrer Hilfe lässt sich die römische Marschroute, die Kontaktaufnahme mit den Cheruskern und die damit einher gehenden Bemühungen um die Inbesitznahme dieses Landstriches verdeutlichen. Eine Route die im weiteren Verlauf in Richtung Weser auch den Knotenpunkt Brakel berührt, dahin wo Varus sich wie es heißt, einst von den Cheruskern hinlocken ließ um dann den Stamm mit unerwarteten Repressalien und einem schlechten Vertragswerk zu erzürnen. Und an der Altstraße zwischen Schwaney auf der Paderborner Hochebene und Höxter/Corvey an der Weser hat nur ein Ort den Rang und Namen um als "Streontion" angesprochen werden zu können. Und dies war das erstmals 836 urkundlich erwähnte Brakel. Es liegt sowohl von Schwaney als auch bis Corvey eine Tagesmarschleistung entfernt und so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich bei dem ptolemäischen "Streontion" auch um diesen Ort handelte. Ein Siedlungsplatz wie sich anhand zahlreicher Funde in der Region bestätigen lässt, der schon in vor römischer Zeit besiedelt war. In Brakel an der Nethe befand sich nach dieser Theorie auch das letzte Marsch- also Nachtlager das Varus aufsuchte bevor er am nächsten Morgen zu den Aufrührern aufbrach und es zum Schlagabtausch mit den Germanen kam. Das im Offenland mit Flussverbindung gelegene Brakel hatte aufgrund seiner topographischen Lage seit jeher eine wichtige Bedeutung als Etappenstation zwischen Lippe und Weser, während sich das im Gebirgskessel gefangene Bad Driburg gemeinsam mit Altenbeken in ungünstiger Position befindet. Das Brakel, das etwa 12 Kilometer von Bad Driburg entfernt liegt auch schon zu Varuszeiten mehr gewesen sein könnte als nur den Standort eines möglichen römischen Marschlagers beherbergt zu haben, bekommt noch durch eine weitere Theorie neue Nahrung. Ptolemäus gab der Polis die man im Umkreis von Bad Driburg hofft verorten zu können den altgriechischen Namen "Στρεόντιον". Aber es sind wie zuvor dargestellt Zweifel aufgekommen, dass es der Originalname war, denn es könnte sich dabei auch um eine Übersetzung handeln und der ursprüngliche Name war ein lateinischer und kein griechischer. So existierten für den altgriechischen Namen "Στρεόντιον" nicht ohne Grund immer schon zwei Übersetzungsversionen. 2010 stellte man sie vor und ihre lateinischen Namen in die man sie übersetzte lauten "Streontion" aber auch "Stereontion". Möchte man bei der Theorie bleiben, dass die Polis ursprünglich einen lateinischen Namen trug und sich nicht "Στρεόντιον" schrieb, dann könnte man in einem der Namen eine fehlerhafte Rückübersetzung sehen. Und dafür könnte die relativ starke Abweichung unter den Anfangssilben "Stre" oder "Ster" sprechen. Denn beide Versionen stehen und sprechen nicht für eine Identität. In der Silbe "Ster" ruht das griechische Adjektiv "στερεός" das für "hart" steht und die griechische Sprache kennt auch viele Worte die mit "Ster" beginnen. Den alten Griechen war auch die Konsonantenverbindung "Str" bekannt. Was sie aber nicht kannten, ist eine Konsonantenverbindung mit "Streo". So liegt der Verdacht nahe, das die vermutete "Rückübersetzung" von "Στρεόντιον" in "Streontion" auf einem Irrtum beruht und das lateinische "Stereontion" die trefflichere Übersetzung darstellen würde. Der Fehler hätte sich also eingeschlichen, als man zu Zeiten von Ptolemäus aus dem lateinischen Wort "Streontion" das griechische Wort "Στρεόντιον" bildete, statt es schon damals "Stereontion" zu nennen. Und dies könnte auch Jacopo d´Angelo aufgefallen sein und ein Blick auf die Abschrift der "Germania Magna" könnte weiter helfen. Denn in der lateinischen Übersetzung steht bekanntermaßen nicht das altgriechische Wort "Στρεόντιον" und auch nicht das Wort "Streontion" sondern das lateinische Wort "Sterenatium". Und dieses Wort gestattet eine völlig andere Schlussfolgerung, denn im Aufbau des Wortes "Sterenatium" befindet sich das lateinische Adjektiv "Sternere". Dieses Wort wiederum steht für eine Pflasterung im Sinne einer gepflasterten Straße einer Strata. Und so kommen sich die Silben "Ster (nere)" lateinisch für gepflastert und "Ster (eo)" griechisch für hart, stabil, haltbar und starr in ihrer Bedeutung sehr nahe. Das sich in diesem Zusammenhang die Verbindung zu einer befestigten Straße nahezu aufdrängt ist unübersehbar. So könnte es auf die nahe Bad Driburg aber durch Brakel verlaufende Römerstraße hinaus laufen was dazu führte, dass Brakels erster Name "Sterenatium" gelautet haben könnte. So steht "Ster" für hart und starr gleich einem Straßenkörper. Folglich einer Römerstraße die  bereits über Bodenplatten und Gleiswege verfügte und nachweisbar schnurgerade 1,6  km über den Egge Rücken verläuft und die sowohl starr als auch hart ist. Wollte man also nach einem passenden Namen für eine römische Niederlassung suchen, so bot sich diese Straße an. Sie stellte in dieser Region die arm war an Merkmalen der Zivilisation eine Ausnahmeerscheinung dar, war gleichzeitig ein ausdrucksstarkes Symbol römischer Leistungsfähigkeit und könnte damals schon für die Wortfindung hergehalten haben. Nachweisbar ist, dass Orts - und Strassennamen sowohl in Tirol als auch in Luxemburg auf die römische Epoche zurückzuführen sind und ihren Namen demnach dem lateinischen Wort "strata" verdanken. Zweifellos lässt sich diese Theorie nicht bestätigen, allerdings auch nicht wieder legen. Blickt man in diesem Zusammenhang noch auf die Hauptorte - Theorie, dann sollte man auch den Gedanken nicht zu früh verwerfen, dass Bogadion/Salzkotten ein Zentrum der Brukterer, Amisia/Geismar ein Zentrum der Chatten und Brakel einst "Stereontium" ( und nicht Streontium ) ein Hauptort der Cherusker gewesen sein könnte. Zumindest spricht es dafür, dass es für die genannten Stämme in deren Hoheitsgebieten sie sich befanden überregional bedeutsame Siedlungsplätze waren, sonst hätte Ptolemäus sie wohl nicht erwähnt. Wäre dem so, dann wäre der Geograph Claudius Ptolemäus wenn auch über Umwege die Person gewesen, die uns auf diese Weise auch mit dem ältesten Ortsnamen aus dem Nethegau überrascht hätte, nämlich mit "Stereontium". Eine insgesamt schlüssige Argumentation mit der sich Brakel als ein an der Altstraße befindliches römisches Drehkreuz untermauern ließe und von wo aus die Varusoffensive bis zu ihrem Ende vor dem Saltus ihren Anfang nahm. Ein Ort der einen Einblick in das Wesen der Varusschlacht zulässt.

Brakel, das ptolemäische "Στρεόντιον" und lateinische "Sterenatium" östlich von "Bogadion" am prähistorischen Hellweg gelegen.


(14.10.2022)

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