Dienstag, 15. November 2022
Die Irminsul - Symbol außerreligiöser Verehrung
In den folgenden Kapiteln wird, wie es schon zum Standard dieses Internetbuches gehört, auch das Thema "Irminsul" und sein Zusammenhang mit dem Varusereignis von unterschiedlichen Sichtweisen aus beleuchtet um aufzuzeigen, dass man sie nicht grundlos in jener Gegend errichtete wo einst die Schlacht zu Ende ging. Und der Verdacht wog auch immer schon schwer, dass dahinter der Gedanke gestanden haben könnte den Ort würdigen zu wollen, an dem nach einer zweitägigen Marschschlacht der folgenschwere Sieg über die drei Varuslegionen gelang. So erhielt sich im Naturbauwerk eines Holzstammes der Name des Mannes, der damals die entscheidenden Weichen für den Sieg der germanischen Stämme gestellt hatte. Dies hätte sicherlich längst Eingang in die Geschichtsbücher gefunden, wenn es sich anhand belastbarer Funde beweisen ließe, aber es ist noch nicht aller Tage Abend. Mit keinen anderen Ereignissen der frühdeutschen Vergangenheit hadert die Geschichtsforschung mehr, als mit jenem das im Jahre 9 + statt fand und dem, das im Jahre 772 + folgte. Beides ereignete sich fasst vor unserer Haustür und doch treten vom lokalen Heimatforscher bis zum versierten Universitätsprofessor alle auf der Stelle, wenn es um die Frage der Lokalisierung geht. Das Erstere von beiden Geschehen war der siegreiche Ausgang einer Schlacht unserer Altvorderen gegen eine ungeliebte Besatzungsmacht. Und obwohl sich zahlreiche Argumente aufbauen lassen, auch was die Dialektschiene oder die unterschiedlichen Mentalitäten anbelangt und sich die Nachhaltigkeit der Schlacht mit Händen greifen lässt, kann man doch nicht konkret sagen, inwieweit es die spätere Kulturgeschichte Deutschlands beeinflusst hat. Und als im Spätsommer 772 die Franken einem Baumstamm seine Bedeutung nahmen der nach dieser Theorie an Arminius erinnerte war es ähnlich, denn damit wurde wieder ein Ereignis und ebenfalls in Ostwestfalen zum Wendepunkt für das folgende und spätere innerdeutsche Zusammenleben. Das Heer mit Karl dem Großen an der Spitze konnte damals am vermeintlichen Standort der Irminsul östlich von Borlinghausen die zahlreichen Hügelgräber der alten Kulturen nicht übersehen haben. Folglich ein Stätte wie geschaffen um der Irminsul ihre Existenz frommen Beweggründen zuschreiben zu können und sie für das Statuieren eines Exempels zu nutzen. Ist von germanischen Heiligtümern die Rede denkt man in der Regel an im Moor versenkte Opfergaben, kaum definierbare kleine Holzfiguren oder die taciteische Muttergottheit Nerthus auf ihrer Ostseeinsel verkennen aber, dass wir uns in Ostwestfalen historisch betrachtet in keltisch vorgeprägten Regionen bewegen was ein Umdenken auch bei der Frage nötig macht, wie es die Kelten mit der außerreligiösen Verehrung hielten. Aber auch in diesem Fall schweben wir zwar in der Grauzone des Nichtwissens, erkennen aber die Parallele zwischen ihren Priestern den Druiden mit dem in Ostwestfalen überlieferten Drudenglauben. Aber letztlich ist es immer die symbolische Kraft und Sinngebung, die mit einem Gegenstand verbunden wird und so hielten es auch die Menschen in den Jahrhunderten nach Varus die die Sul einst aufrichteten und ihren Ort pflegten und würdigten. Und wenn auch unbeabsichtigt, was man unterstellen möchte, so verwischten die Franken mit ihrer Tat auch gleichzeitig die hier möglicherweise noch vorhanden gewesenen letzten Spuren die an den Ort der Varusschlacht erinnerten. Es war dieser Gewaltakt der den Auftakt zu einer Vielzahl von Gräueltaten bildete mit denen die fränkischen Missionare den Kampf gegen die Ungläubigen aufnahmen um die Christianisierung in weiten Teilen des heutigen Deutschlands durchzudrücken. Als sich dem Verfasser etwa in der Mitte des "Varusprojektes" angelangt die Parallele zur "Irminsulaffäre" förmlich aufzwang wirkte dies zunächst befremdlich, gewann dann aber dank weiterer Hinweise zunehmend an Kontur und bei näherer Betrachtung zeigte sich auf verblüffende Weise, wie eng sich hier die zwei Geschehnisse deutscher Geschichte begegneten. Damit lässt sich der Hergang, besser gesagt der Ausgang der Varusschlacht nicht nur ergänzen, sondern sogar auch bestätigen und komplettieren. Wollen wir die Sprache der Geschichte verstehen, dann erwies uns Karl der Große mit seiner Tat unbeabsichtigt einen unerwarteten Dienst. Die Voraussetzungen das Varus Ereignis mit Hilfe der literarischen Ausgangslage noch mal aufzuarbeiten schien Angesichts der zahlreichen Varus Theorien zunächst ungünstig, aber mit Zunahme der vielen Indizien überwog der Optimismus eine belastbare Theorie gefunden zu haben, wobei die "Irminsulepisode" half einen wichtigen Schlussstein zu setzen. Nicht nachvollziehbar ist, dass sich unter den diversen Theorien, Vorschlägen, Ideen aber auch teils händeringenden Phantasien welchen Weg denn Varus in den Untergang eingeschlagen haben könnte bislang kein Suchhorizont auftat, der sich in den Nethegau hinein erstreckte. Und das obwohl die Weser die lateinische "Visurgis" richtungsgebend war und in der antiken Literatur von den beiden wichtigsten Gewährsmännern zur Varusschlacht, nämlich von Cornelius Tacitus und Cassius Dio ausdrücklich erwähnt wurde. In ihren Schriften kommen im Zusammenhang mit den Cheruskern, sowohl auf Varus als auch auf Germanicus bezogen starke Bezüge zum Fluss zum Ausdruck, was längst hätte hellhöriger machen müssen. Aber die Varusforschung sparte den Betrachtungsraum zwischen Egge und Weser in jeder Hinsicht aus und ist nach wie vor bemüht und nahezu beseelt in den seit alters her verdächtigen Regionen fündig zu werden. Die proklamierte "Südtheorie" wonach man den Verlauf der Varusschlacht auf das Bergland südöstlich der Münsterländer Bucht begrenzte war schon ein Schritt in die richtige Richtung, aber man tat ihn nicht weit genug. Mangels schlüssiger Logik verwarf man derartige Überlegungen zu schnell und alles endete am Sint - und Soratfeld, dem Ostrand der Paderborner Hochebene. Aber den gedanklichen Sprung über die Eggekante hinaus zu wagen um explizit östlich von Schwaney in den Nethegau abzusteigen, bei Brakel die Spurensuche aufzunehmen, oder gar eine Verbindung zur Irminsul herstellen zu wollen unterließ man. Und die Möglichkeit, dass sich im Umfeld des alten Burgweges westlich von Borlinghausen, den man als "Teutoburgiensi saltu" identifizieren darf, auch die Schauplätze zweier höchst diffiziler Unruheherde deutscher Geschichte befanden, die sich dort die Hand gegeben haben könnten, griff ebenfalls niemand auf. So war es bislang eine absurde Vorstellung mit der man sich schon in die Nähe eines Störenfriedes gerückt fühlte, wenn man die Überzeugung vertrat, dass sich gerade hier auf wenigen Quadratkilometern alles vollzogen haben soll. Aber diese Theorie könnte dazu beitragen die Augen zu öffnen und Anreize schaffen, den Focus in diese Region zu lenken. Und nach dieser Theorie lieferten sich Römer und Germanen auf den Höhen östlich von Borlinghausen ihre letzten Gefechte und an zentraler Position befand sich später eine Stelle wo kein Gras mehr wachsen konnte, weil dort die Menschen zu oft stehen blieben und sich aufhielten. Hier schlug die Geburtsstunde des "Truncus" wie Rudolf von Fulda die Säule 863 nannte. Und der lateinische Name "Truncus" der mit dem deutschen "Strunken" sprachlich verwandt ist war der Name für einen Stamm, und Stämme sind in der Regel aus Holz und nicht aus einem anderen Material oder gar Stein. Hat man diese Überlegungen verinnerlicht dann stellt sich schnell eine neue Klarheit ein und die Säule könnte da gestanden haben, wo die Kämpfe endeten und die Schlacht war der Anlass und sie gab den Ausschlag für ihre spätere Errichtung. Folglich eine Säule die es an dieser Stelle vor der Schlacht noch nicht gab. Bewegt man sich auf diesem Argumentationsstrang vorwärts, dann kann auch die Stätte der Irminsul ihren Beitrag zur Lösung liefern und den rückwärtigen Pfad zur Varusschlacht ebnen. Denn in der Region wo sie stand hatte Varus demnach einst aufgehört zu existieren. Aber der Weg bis es zur Definition dieser Örtlichkeit kommen konnte war so kurvenreich wie der Marsch der Legionen, obwohl er uns was den Endpunkt anbelangte schon von Tacitus vorgegeben wurde. So las auch Tacitus vielleicht im Alter von dreißig Jahren im Jahre 98 + in seinen Vorlagen den Namen "Saltus" mit dem zusätzlichen Hinweis auf die dort vorhandenen "Teutoburgen", also den Volksburgen der Einheimischen und verwendete ihn innerhalb seiner Annalen. Und wenn Tacitus den Namen kannte, dann vermutlich auch schon Varus. So lebte man um diese Zeit geographisch zwar nicht in völliger Unkenntnis, aber über bessere Instrumente der Kartografie hätte man sicher gerne verfügt. Cassius Dio und ein Altmeister dieser Wissenschaft wie Claudius Ptolemäus wie er, auch Grieche, die sich über wenige Jahre als Zeitgenossen gegenüber standen, hätten sich in ihren wenn auch unterschiedlichen Werken eigentlich schon am Namen "Teutoburgiensi saltu" bedienen können, denn auch sie könnten ihn gekannt haben. Dann wäre uns auch das Verorten der Mehrtagessschlacht anhand der germanischen Siedlungsnamen sicherlich leichter gefallen, aber beide taten es nicht. Cassius Dio war der wichtigste und einzige Informant was die durchgängige Darstellung in Sachen Schlachtverlauf anbelangt, obwohl wir ihm nicht den besagten Namen des Endpunktes der Schlacht verdanken, denn diesen Hinweis in Gestalt der zwei Worte überlieferte uns nur Cornelius Tacitus. Bevor Cassius Dio der um 235 + verstarb seine Schreibfeder zur Seite legte setzte er zwar den Schlusspunkt unter sein Werk aber die neuzeitliche Suche nach den von ihm beschriebenen Austragungsorten konnte man erst aufnehmen als 1508 die Tacitus Schriften wieder auftauchten, die die nötigen Anhaltspunkte bezogen auf die Weser, die Ems, die Lippe aber auch auf die Siedlungsgebiete der Brukterer, Aliso und den Saltus lieferten. Da die in Latein bewanderten Corveyer Mönche die Tacitus Schriften bereits im 9. Jhdt. einsehen konnten als sie von Fulda nach Corvey gelangten, dürfte ihnen schon sehr früh bekannt gewesen sein wo einst die Varusschlacht endete. Und da sich der Schauplatz nur unweit von Corvey befand darf man konstatieren, dass sie auch noch einiges mehr wussten als wir heute. Und das ihnen auch bestens bekannt war, wo damals die Irminsul stand, wird man auch nicht anzweifeln wollen. Borlinghausen nennt sich heute das 450 Seelen umfassende Dorf, das den nächsten Bezug zu beiden Schauplätzen vorweisen kann, dass aber seinerzeit als größere Ansiedlung noch nicht existierte haben dürfte. Es liegt am Oberlauf der Helmerte die durch ihn hindurch fließt, nachdem sie ihren Quellbereich unterhalb der Egge verlassen hat. Dann speist sie den Weiher des dortigen Wasserschlosses und schlägt eine Nordrichtung auf Helmern zu ein. Bevor das Dorf 1065 erstmals urkundlich erwähnt wurde, lassen sich ältere Besiedlungsspuren nur anhand von Parzellennamen ableiten oder über Ortsnamen der Region recherchieren, denn frühere datierfähige Zufallsfunde im Ortsbereich blieben bislang aus. Auf Basis dieser Theorie endete "hier" nahe dem Ort die Varusschlacht und man errichtete dort später die Irminsul. So liegt die Herausforderung darin das "hier" zu definieren und dazu gehört es sich die Marschrichtung der Legionen topographisch und räumlich mit der Zielrichtung zum Eingangsschlund des Saltus in die Egge vor Augen zu halten. Da es keine Alternative für sie gab sie aber den Marsch nach Westen fortsetzen mussten, waren sie gezwungen sich diese letzte Chance zu wahren und offen zu halten. Das die Irminsulstätte eine Nähe zum Marschkorridor aufweisen sollte und mit ihm in etwa deckungsgleich gewesen wäre ist naheliegend. Aufgrund der gegebenen Verhältnisse ließ sich recherchieren, dass sich der Zug des Varus nach dem er das "prima Vari castra" nahe Schweckhausen verlassen hatte an dem Weg zum Saltus zu orientieren hatte den schon die eiszeitlichen Herden nutzten. Es ist der seit Menschengedenken genutzte "Obere Bördenweg" der von der Weser kommend am nördlichen Rand die Warburger Börde streifte dann die Egge erklomm und weiter in Richtung Sintfeld und zum Rhein führte bzw. umgekehrt. Ein Weg der noch heute ab Peckelsheim bis zum Markhof den Namen Markweg also Grenzweg trägt. Den Markhof der inmitten einer Sumpfzone liegt trennt von Borlinghausen aus betrachtet nur noch eine bewaldete Anhöhe, bevor der Blick auf die Borlinghauser Eiche fällt. Und bevor der Markweg in die Sumpfzone einmündet die etwa 250 Meter breit ist musste er sich zwangsläufig verengen, da man ihn seinerzeit auf Bohlen geführt haben dürfte. Hier befand sich die einzige Möglichkeit, dass in die Helmerte entwässernde und besonders nach Regenfällen feuchte Gebiet passieren zu können. Das Vorhandensein einer Vielzahl alter Hohlwege vor dem Eintritt in die Senke lässt erkennen, dass es hier zu keiner Zeit möglich war diesem moorigen und nassen Untergrund im weiteren Umkreis ausweichen zu können. Strategisch gedacht könnte auch diesem Bruchgebiet, bevor der Marschzug danach die heute bewaldete Anhöhe erreichte seinerzeit eine hohe Bedeutung zu gekommen sein. Das Waldgebiet führt heute den Namen Struckholz" und die Vorsilbe "Struck" bzw. "Struc" oder "Struk" verrät die
forschungsgeschichtliche Nähe und nahezu Identität zum "Strunken" und somit auch zum Truncus. Es erfährt dadurch zwar keine Beweiskraft hinsichtlich der hier aufgestellten These, spricht aber für eine etymologische Kontinuität. Man darf also annehmen, dass in diesem Bereich die Legionen von den Germanen erwartet, letztmalig angegriffen und sich dort die Endschlacht zutrug. Um sich die Lage besser vorstellen zu können sei der Hinweis gestattet, dass die Luftlinie vom heute mitten im Bruch befindlichen Markhof bis zum Einstieg in den Saltus etwa 3000 Meter beträgt. Die Kämpfe längst des Weges werden sich auch in die Breite gezogen haben, aber die Rumpflegionen werden um ihre letzte Kampfkraft nicht zu verlieren darauf geachtet haben, die Marschkolonne geschlossen zu halten um eine Auflösung zu vermeiden. Wie es um die Marschdisziplin aufgrund der körperlichen Überlastung am Ende des Leidensweges stand ist fraglich aber nachvollziehbar. Und trotzdem gelang es nach Cassius Dio noch einem verschwindenden Rest selbst am Abend dieses dritten Marschtages, dem kräftezehrenden zweiten Kampftag ein nächtliches Provisorium zu errichten. Es ist das Lager, dass Tacius erwähnte und dem man den Namen Notlager gab. Damit wäre eine brauchbare Theorie gefunden auf dessen Basis sich ein Suchraum abstecken ließe in dem man neben diesem letzten Behelfslager auch das Schlachtenende erwarten und folglich auch den möglichen Standort der Irminsul vermuten darf. Aber was könnte der Boden nach über 1250 Jahren von der Sul noch frei geben, wenn darin alles Organische bis auf wenige kaum auffindbare Spurenelemente verrottet und Metallisches bis zur Unkenntlichkeit verklumpt ist. So kann uns nur ein Blick auf schriftlich Hinterlassenes dabei helfen, wenn man nach neuen Indizien suchen möchte. Und da ergaben sich im Zuge der Recherchen eine Reihe interessanter Anhaltspunkte um den damaligen Standplatz der Irminsul einzugrenzen. Und desto mehr Belastbares sich auftun lässt, so mehr kann man es als Faktum einer dortigen Existenz begreifen und dem Mysterium das Mysteriöse nehmen. Das Reale entzauberte immer schon das Mystische was besonders für die Irminsul gilt und was sie schon seit Jahrhunderten umgibt. Übrig bleibt ein rationales Objekt nüchterner Betrachtung bei dem man sich nicht sicher ist, ob es der Mensch überhaupt entschleiern möchte. Vergegenwärtigt man sich nun das Geschehen um die Zerstörung des "Irminsul Ensembles" so wie es überliefert wurde, dann lassen sich daraus veränderte Schlussfolgerungen ziehen und neue Fakten können zur Diskussion gestellt werden. Zuvor aber sei noch eine grundsätzliche Betrachtung gestattet um die Problematik zu verdeutlichen in der die Forschungslandschaft steckt, wenn sie sich mit dem Thema Irminsul beschäftigt. Denn sie tut sich seit jeher schwer mit der Definition einer historischen Übergangsphase. Nämlich der Frage, was vom germanischen Menschen, seinen Stämmen und Völkern blieb, als sich diese plötzlich Kraft wissenschaftlicher Einordnung im frühen Mittelalter wieder fanden und nun keine Germanen mehr sein durften. Hinkende Begriffe wie Germanen, Völkerwanderung oder Mittelalter die man anhand heraus ragender Ereignisse festlegte um sich im Wust der Vergangenheit zu orientieren, Epochen von einander trennen und Völkern Namen geben zu können. Aber im Kern lebte immer noch der gleiche Mensch. Wann waren die Brukterer keine Germanen mehr, wann titulierte man sie als Franken und wann nannte man sie Westfalen um nur dieses Beispiel zu nehmen. Und bei der Frage um die Irminsul tritt das Problem in ähnlicher Weise auf. Denn den Ursprung dieser Stätte den zugewanderten Sachsen zuschreiben zu wollen ist historisch nicht haltbar, vereinfacht die Debatte um ihren Ursprung und führt zu falschen Vorstellungen. Um ein besseres Verständnis für die Bedeutung der Irminsul zu entwickeln wird auf dieses komplexe neue Miteinander noch in einem Folgekapitel eingegangen werden. Denn die Existenzgeschichte der "Sul" wurde in mehrfacher Weise in ein unechtes Licht geschoben damit es zum Gesamtbild passt wie es sich die Nachwelt von ihr geschaffen hat. Nur auf den ersten Blick schien alles plausibel zu sein, fügte sich der Überlieferung war aber fern vom Realen. Was die Franken unter dem einstigen Volk der seeräuberischen Sachsen verstehen wollten und wie sie das heidnische Volk im Nordosten erlebten, prägte auch ihre Vorstellungen über das Verhalten dieser Menschen. So gaben sie ihnen zwar die vereinfachte Sammelbezeichnung Sachsen, aber ihr ostwestfälischer Kern setzte sich aus Menschen eines anderen Schlages zusammen. Denn die fränkische Weltanschauung bestand daraus diese Großmacht im Nordwesten des heutigen Deutschland pauschal als Sachsen zu bezeichnen, dabei aber die zahlreichen regionalen und stammesgeschichtlichen Eigenarten, ihre Identitäten und Entwicklungsgeschichten unterzugewichten. Und in Ostwestfalen in das die Stämme aus dem Norden neues Blut spülten und ihre Mentalität mit brachten war es nicht anders. Sie fassten langsam ab dem 6. Jahrhundert Fuß einige kamen bis ins Süderland dem heutigen Sauerland und in die Diemelregion und die Exgermanen im Nethegau nahmen sie auf was ihnen zu neuer Substanz verhalf. Die Bevölkerungsdichte in Falen ließ den Zuwachs aus dem Norden vermutlich problemlos zu, man sog sie auf aber ihre sprachlichen Wurzeln verloren sie im Zuge ihrer Anpassung an den fälischen Bauerntypus. Parallel zum neuen Geschehen fiel literarisch betrachtet nach der Antike und der langen "Dunkelepoche" auch wieder erstes Licht auf den Betrachtungsraum. Denn die Spannungen zwischen den beiden Blöcken hatten zugenommen und es eskalierte im Sommer 772 als Karl der Große die Grenzfestung Eresburg an der Diemel zerstörte. In diesem Jahr betrat Karl der Große auch erstmals den Jahrhunderte vor ihm vom Imperium verlassenen Osten, eine Region in der auch karolingische Wurzeln ruhten. Er begegnete dort einer kulturell noch im heidnischen verhafteten Zivilisation in der er seine eigene germanisch geprägte Vergangenheit erkannte und von Dialekten abgesehen sprach man auch immer noch die gleiche Sprache. Nachdem er sein Zerstörungswerk in "Horohusun" dem heutigen Marsberg beendet hatte berichten die Chroniken übereinstimmend, dass er sich danach an den Ort begab wo die Irminsul stand allerdings ohne, dass sich dem eine Distanzangabe entnehmen ließ. Man geht auch hier von "unweit" aus, dass uns bereits aus dem Taciteischen als "haud procul" geläufig ist. Aber die Verortung der Irminsul wird gegenüber dem "Teutoburgiensi saltu" erleichtert da die historischen Quellen im 8. Jahrhundert schon kräftiger sprudelten als im 1. Jahrhundert. Die Niederlegung und Plünderung der Irminsulstätte soll sich über maximal drei Tage hingezogen haben wobei Probleme mit der Trinkwasserversorgung kamen hinzu kamen. Von hoher Bedeutung für die Verortung ist die Quellenangabe, dass sich Karl der Große direkt nach der Zerstörung nach Herstelle an die Weser begeben hatte, da dies viele Mißdeutungen verhindert. Herstelle, ein heute noch existierender Ort wie wir es auch gerne in den Tacitus Annalen gelesen hätten. Karl brach in Marsberg auf und hätte sich, wollte er den direkten Weg nach Herstelle an die Weser nehmen, nahe zur Diemel bewegen müssen. Einem Fluß der in höheren Lagen entspringt und von dem auch aufgrund seiner zahlreichen Nebenbäche keine Jahre der Austrocknung bekannt geworden sind. Und von diesem Weg zur Weser wich nun der Frankenkönig ab und suchte jene bedeutsame Irminsul auf von der man damals annahm, vielleicht besser gesagt es die Kleriker annehmen wollten, dass es sich dabei nur um ein heidnisches, also ein religiös motiviertes "Idolum" gehandelt haben konnte und so ließ er diesen Ort nachhaltig, wohl bis zur Unkenntlichkeit zerstören, da man bei einem Baumstamm nicht von Grundmauern sprechen kann. Aus der Überlieferung lässt sich daher schlussfolgern, dass man in diesem Jahr auch nicht weiter nach Norden in Richtung Paderborn zog, denn die Diemel fließt nach Osten und die Weser fließt im Osten. Irminsul Standorte nahe Bad Driburg wie etwa die Iburg, der Bullerborn oder gar die Externsteine scheiden demnach völlig aus, da sie für Karl einen erheblichen Umweg bedeutet hätten und sich den Quellen auch nicht entnehmen lässt. Paderborn weiter im Landesinneren gelegen stand erst später auf seinem Plan und war 772 noch fest in sächsisch/fälischer Hand, wo er mit stärkerem Widerstand zu rechnen gehabt hätte. So erinnert seine Vorgehensweise auch etwas an die des Merowingerköngis Chlothar I, der sich 556 vermutlich auch nur bis in Diemelnähe an die südlich gelegenen Stammesgebiete heran wagte, es ihm aber trotzdem gelang die Tributpflicht der grenznahen Stämme wieder herzustellen. Der heutige Ort Herstelle hat Karl dem Großen seinen Namen zu verdanken der ihn ursprünglich "Heristal" nannte. Er ergänzte es noch mit dem etwas befremdlichen Beinamen "Saxonicum", denn er kennzeichnete ihn damit wohl weniger als in Sachsen liegend, sondern sah darin eher ein gegen Sachsen gerichtetes Bollwerk, da es sich nach fränkischer Lesart bzw. Gaufestlegung nicht in Sachsen befand. Es lag noch oder schon im fränkisch dominierten "sächsischen Hessengau" und nicht im "sächsischen Augau", in dem auch Würgassen, das alte "Weregise" in enger Nachbarschaft unweit nördlich von Herstelle liegt. Aber auch Herstelle hat im weiteren Sinne mit der Varusschlacht zu tun. Denn es befindet sich damit unmittelbar auf der Nahtstelle einer sensiblen Konfliktzone zweier sich nun bekämpfender Völker. Sie folgt einer von der Geographie gezogenen Bruchlinie die sich nicht nur in Form eines Grenzweges, sondern auch anhand der großen Dialektgrenze hinsichtlich der Lautverschiebung erkennbar macht und Spuren hinterlassen hat. Der Grenzweg trug dem augenfällig Rechnung und markierte diese Schnittstelle, die vom "Teutoburgiensi saltu" ausgehend an der Nordkante der Warburger Börde entlang führt und letztlich an der Weser bei Herstelle endet. Ein Weg den man später Königsweg nannte und der damit indirekt die Bedeutung des Saltus als Landmarke unterstreicht. So lässt sich auch der Weg hin zum Saltus auf den man Varus gelockt haben könnte in eine direkte Verbindung zur Schlacht bringen. Er verdeutlicht, dass der Abstieg aus der Egge in den Nethegau mit seiner Fortführung bis Herstelle nicht nur ein von der Natur seit Urzeiten begünstigter Zubringerweg in der Großregion war, sondern das man ihn auch nutzte indem man ihn zur Gaugrenze erhob. (15.11.2022)

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Donnerstag, 10. November 2022
Aktueller römischer Münzfund am "varianischen Zugkorridor"
Nicht oft, aber immer mal wieder findet man sie auch im ostwestfälischen Boden, römische Münzen. Mal gelangten sie danach in die Museen, verblieben an unbekannten Orten, waren verschollen oder liegen in den gehüteten Schatullen so mancher Privatsammler. Findet sich aber eine Münze im Betrachtungsraum, so sollte dieser Umstand im Rahmen dieser Untersuchung auch nicht unerwähnt bleiben und in Form eines kurzen Kapitels mit einfließen. Es war ein aufmerksamer Freund der alten Geschichte dem unlängst das kleine Metallteil aus verwittertem Aurichalkum, einer dem Messing ähnlichen Kupfer/Zink Legierung ins Auge fiel. Es fand sich nahe der Trasse des alten Hellweges zwischen Corvey und Schwaney im Raum Brakel was den Fund im Zuge dieser Theorie interessant macht. Unzählige Gründe könnten aufgetischt werden wie die Münze in den Acker kam, so dass es müßig ist darüber zu grübeln. Die Hauptargumente ruhen im Umfeld friedlicher Handelsströme oder finden sich im Sammelbecken kriegerischer Aktivitäten. Aber auch dieser Fund belegt zumindest, dass die Fühler des Imperiums bis nach Ostwestfalen reichten und nicht an der Oberen Lippe stecken blieben und das die römischen Uhren zwischen Egge und Weser auch nach der Varusschlacht nicht stehen geblieben waren. Aber was sich dort in den Jahrhunderten danach zutrug entzieht sich selbst unserem kühnsten Vorstellungsvermögen, aber auf dem Hellweg waren zu allen Zeiten Menschen unterwegs und an ihm befanden sich auch die Siedlungen der Germanen. Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine Münze genauer gesagt ein Sestertius, das Hauptzahlungsmittel im römischen Reich. Numismatik Experten konnten, obwohl stark korrodiert anhand der nur schemenhaften Darstellungen erkennen, dass es sich bei der Münze um die Büste des römischen Kaisers Antoninus Pius handelte, der etwa von 140 - 152 + regierte. Er ist abgebildet als stehende Gestalt, hält in der rechten Hand einen Szepter und in der linken über den Symbolen Altar mit Schlange ein Patera Gefäß. Gekennzeichnet ist die Münze mit den Buchstaben "S" und "C" für Senatum Consultum. (10.11.2022)

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Dienstag, 1. November 2022
Für die Legionen ein Grabhügel für Arminius eine Gedenksäule.
und für den verschmorten Kopf des Varus ein Platz in der Gruft der Quinctilier bzw. Quintilier, oder dem Mausoleum des Augustus. Aber am Anfang so mancher Forschungsarbeit steht eine Theorie. Im Volksmund nennt man sie schon mal abwertend fixe Idee, weil sie auch auf tönernen Füßen stehen kann und aus der Luft gegriffen scheint. Damit stellt man ihre mögliche Stichhaltigkeit verfrüht und vielleicht zu voreilig in Frage. Davon unbeeindruckt besteht das Ziel dieses Blog darin, alle erkennbaren Argumente aufzugreifen mit denen sich der Grundgedanke bestätigen lässt, wonach der Leidensweg der Varusarmee nicht schon am ersten Marschtag nach dem Verlassen des Lagers in die Katastrophe führte und erst nahe Hampenhausen südlich von Brakel begann. Von da an folgten für die bereits zusammen geschmolzenen Einheiten zwei Nächte unter widrigsten Bedingungen. Waren die Verluste schon vor dem Erreichen des ersten Nachtlagers, dem "prima Vari castra" immense, kam es auf den zwischen den Lagern liegenden Marschkilometer zu weiteren heftigen Gefechten bis ihnen bei Borlinghausen die Endschlacht und damit der Untergang bevor stand. Nach den in der Vergangenheit vielen vergeblichen und oft zu vorschnell statt gefundenen Versuchen die Örtlichkeit zu definieren schien es an der Zeit einen neuen Weg zu wagen, das Varusereignis zu enträtseln. Dazu war es zunächst nötig, sich von den bekannten teilweise Jahrhunderte alten Interpretationszwängen zu befreien, die das Thema belastet haben. Eingefahrene Spuren die dennoch Gebetsmühlenhaft von der Historienjournalistik dankbar durchgekaut werden. Da die antiken Quellen vielfach zu einsilbig und dadurch irreführend ausgelegt wurden ließ sich die Varusforschung in die unterschiedlichsten Suchräume der Beliebigkeit locken. Das betrübliche Resultat zeigte sich in dem allen vorgeschlagenen Schauplätzen das Verbindende abhanden kam. Die Theorien verloren schnell den Bezug zur Plausibilität, schwebten förmlich frei und konnten keinen Anfang und kein Ende vorweisen. Es blieben immer zu viele Fragezeichen wodurch selbst hoffnungsvoll gestartete Versuche eine Schlachtenlogik aufzubauen nach kurzer Lektüre schon der Boden entzogen war, sodass alle Theorien im Ringen um die Lösung aus vielerlei Gründen ausscheiden mussten. Hiermit wurde der Schritt getan neues Gedankengut anzuzapfen und auch den Blickwinkel auf die antiken Schriften zu verändern. Dadurch traten unerwartet eine Fülle von Indizien zutage, die die bisherige Sicht auf den Schlachtverlauf in eine völlig neue Richtung lenkten woraufhin sich die nötigen Fakten wie von selbst einstellten. Ergebnisse die es lohnten diese These aufzustellen. Jedes einzelne Indiz wurde im Zuge dieses Internetbuches über dutzende Kapitel ausführlich auf "für und wider" hin untersucht und ausgewertet. Als Beispiel sei hier nur die schlüssige Beweisführung genannt, wonach Varus von Segestes nie gewarnt wurde. Denn es gab keine Zeugen dafür und er äußerte sich darüber sechs Jahre nach der Schlacht als er sich bereits im römischen Exil befand, sodass es mehr seiner Reputation diente als der Wahrheit entsprach. Aber auch noch andere gute Argumente bringen das Fundament ins Wanken, was man seit Jahrhunderten für unantastbar hält. So wurde jedem Hinweis Rechnung getragen und es konnte ihm im Schlachtenverlauf ein eigener Platz zugewiesen werden. Erst dadurch gelang es das Geschehen durchgängig und lückenlos vor allem aber überzeugend zu präsentieren. Jedes einzelne Indiz trug dazu bei, dass es bei diesem Projekt, nämlich eine neue Theorie für den Schlachtenverlauf vorzustellen bei keiner kühnen Behauptung bleiben muss. Aber nicht nur die veränderte Herangehensweise bzw. Lesart der antiken Schriften durch die sich neue Fakten und Einblicke ergaben, füllten die bisher weiß gebliebenen Seiten zur Clades Variana, auch die unverrückbare Topographie der Landschaft trug zur Identifizierung bei und lieferte Anhaltspunkte zur Lokalisierung, wo man einst im südlichen Nethegau gegen Varus gekämpft haben könnte. Der letzte Punkt dem im ganzen Verlauf viel Aufmerksamkeit zuteil wurde ist die schier unlösbare Herausforderung gewesen nicht nur die damalige Logistik zu verstehen und die Legionsstärke zu hinterfragen die schon mit der Irreführung des Segestes Vermächtnisses ihren Anfang nahm, sondern auch zu versuchen sich in die geistige Welt der vor uns Lebenden hinein zu denken um ihre Seelen, Gemütszustände und Verhaltensweisen mental greifen zu können. So kam viel Unerwartetes zusammen, dem man seine Bedeutung zunächst nicht ansah und das sich der Bewertung und Gewichtung lange entziehen konnte. Aber zusammen gefasst betrachtet, war es geeignet der Varusgeschichte ein neues Gesicht zu verleihen. Es wurde daraus ein an sich selbst gestellter Forschungsauftrag ohne sich dabei von hektischen Redaktionsschlussterminen, ungutem Reputationsdruck oder schnödem Gewinnstreben treiben bzw. sich von Denkverboten behindern zu lassen. Und nur auf diesem Wege konnte man zu einem der vielen wesentlichen Erkenntnisse gelangen, nämlich die grundsätzliche Strukturaussage zu machen, dass sich der Zug des Varus zwar über vier Tage erstreckte, sich darin aber nur zwei Kampftage bei abflachendem dritten Kampftag verbargen. Und erst auf dieser Basis war es möglich sich auf akribische Weise schlüssig und zwanglos an den Endpunkt des Geschehens heran zu tasten. Die zahlreichen Veröffentlichungen innerhalb dieses Blogs in den letzten vier Jahren haben das Bild gefüllt und dazu beigetragen den Kenntnisstand zu vertiefen. Und natürlich wollte auch jeder noch so verknöcherte Fingerzeig immer noch, das man ihn aufgreift, denn nichts sollte ausgelassen werden was die Beweislage verbessern helfen könnte. Aber der Raum in dem es einmal heiß her ging und wo sich das Schlachten dem Ende neigte sollte, ja müsste sich auch noch durch andere Hinweise kenntlich gemacht haben, die es aufzuspüren gilt und dem ist auch so. Denn die Schauplätze an denen die waghalsigen und siegreichen Gefechte der Stämme mit den Legionen ihr Ende fanden wirkte im Bewusstsein der dortigen Bevölkerung fort und fand ihren ewigen Nachhall. Man sollte sich die damalige Dimension des Geschehens vor Augen führen. Unter tiefster Schmach sah sich das Imperium genötigt sich bis über die Rheinbrücken zurück ziehen zu müssen, brauchte dann volle sechs Jahre um sich davon zu erholen und sich neu zu positionieren, und versuchte dann drei Jahre lang vergeblich mit einem nie da gewesenen Aufgebot an Legionären die alte Schande vergessen zu machen. Die gigantische Schlachten des Jahres 16 + die trotzdem nicht zum gewünschten Erfolg führten. Aber alles begann letztlich im Nethegau. Und was sich hier für die Germanen zum Sieg hoch stilisierte wurde für Rom am gleichen Ort zum Ende eines Herrschaftstraumes über Zentralgermanien. So kann man sich eine Vorstellung davon machen, welche heraus ragende Bedeutung auch die Örtlichkeiten um Borlinghausen in den Jahren danach besaßen. Es war schließlich die Landschaft in der man den Grundstein für das Ende römischen Machtstrebens gesetzt hatte, wo einst der Schlusspunkt der Schlacht gesetzt wurde und die Germanen ihre Würde wieder fanden und dies auch zum Ausdruck brachten. Betritt man heute die dortige Stille der Landschaft, die Äcker, Wälder und Wiesen so flüstern aus dem Untergrund keine Stimmen mehr und keinem Blatt oder Strauch lässt sich entlocken was sich dort einst zutrug. Aber dafür gibt es andere ebenfalls stumme aber belastbarere Hinweise darauf was sich in späterer Zeit an besagter Stelle zutrug wenn man die alten Parzellenkarten studiert und sie mit der frühen Missionsmethodik der fränkischen Kirche abgleicht. Und so war es sicherlich auch kein Zufall, dass über der Region immer schon der Verdacht schwebte, dass sich hier noch etwas von alledem erhalten haben könnte, dass uns den Ort auch noch nach über 2000 Jahren wieder finden lassen könnte. Aber vorbeugend sei gesagt, dass hier nicht die Absicht verfolgt wird, "Hermann den Cherusker" zu demontieren um ihn von Detmold nach Borlinghausen versetzen zu wollen, denn der Koloss ist schon dort wo er sich befindet zu seiner eigenen Geschichte geworden. Zudem ist dies auch nicht nötig, denn die Altvorderen hatten uns diesen Aufwand im übertragenden Sinne bereits abgenommen, wovon aber bedauerlicherweise nichts mehr zu sehen ist. Und natürlich ist hier von nichts anderem die Rede als von der Irminsul, die sich der allgemeinen Recherche nach genau da befunden haben soll, nämlich im Schwerpunkt der so genannten "Karlsschanze", Willebadessen und Borlinghausen. Das in diesem großen Zusammenhang der Ortsname Borlinghausen gleich zwei Mal fällt ist der Tatsache geschuldet, dass sich hier die Wege der Geschichte zu kreuzen scheinen. Denn während Karl der Große einst von Südwesten vorrückte marschierte Varus von Nordosten an. Das sich aber beide in Borlinghausen trafen entsprang den Bewegungsmustern wie sie sich sowohl für die Varuslegionen recherchieren ließen, als auch für den Zugweg Karls des Großen erkennen lassen. Hier wurde also kein zufälliges Aufeinandertreffen geschickt arrangiert um zwei Theorien in Wohlgefallen miteinander verbinden zu können und um ein "Aha Erlebnis" zu erzeugen. Denn es beruhte einzig auf einer nüchtern sachlichen Herangehensweise wodurch diese beiden Ereignisse ungewollt zusammen fanden und das auch ohne das der Wunsch zum Vater der Theorie wurde. Aber genug der Rechtfertigung um den Verdacht zu zerstreuen, dass da noch eine Rastlosigkeit in uns schwelen könnte der rätselhaften Vergangenheit ihre Schleier auf skurrilen Wegen entziehen zu wollen. Aber es war immer schon eine reizvolle Aufgabe die Abläufe der Geschichte neu zu denken und zu deuten. Als vom Verfasser damit begonnen wurde dieses Jahrzehnte lang vorbereitete Projekt 2017 auch auf schriftlichem Wege in Angriff zu nehmen zeichnete sich diese Verbindungslinie von Varus bis zur Irminsul noch nicht ab. So wurde die Irminsul praktisch zu einem unerwarteten Abfall - bzw. Nebenprodukt auf der Suche nach dem Marsch der Legionen in ihren Untergang und indirekt zu einer Bestätigung der Schlachtentheorie. Und wer konnte schon ahnen, dass sich nahe Borlinghausen gleich zwei Rätsel der Geschichte am selben Ort in einen Zusammenhang bringen lassen und sich dort lösen ließen. Das sich also im religiös verklärten Geschehen um die Irminsul gleichzeitig der Nährboden für das Ende der Varusschlacht verbirgt, sich also der Ort der Irminsul und der Höhepunkt der Varusschlacht gegenseitig bestätigten, wurde zwar immer schon gemutmaßt, harrte aber bislang einer sachlichen Begründung. In diese verträumte Region östlich der Eggewetterscheide in der die Sonne immer früher unter geht als anderswo, könnte also der grelle Lichtkegel deutscher Geschichte gleich zwei Mal gefallen sein. So hätten hier diverse Kombinationsmöglichkeiten am Oberlauf der Helmerte aufeinander getroffen sein und das Geschehen könnte sich hier vor der Egge wie in einem Schmelztiegel zusammen gestaut haben. Eine Region in der man nach der Varusschlacht auch den einstigen Standort der Irminsul vermuten darf. Beide Geschichtsereignisse, ob sie nun aus der Feder von Cassius Dio, Cornelius Tacitus oder den unbekannten Verfassern der fränkischen Reichsannalen stammten, fügten sich hier zusammen und alle hatten sie mit verschlüsselten oder knapp gehaltenen Botschaften nicht gegeizt. Während sich die antiken Quellen mehr den sachlichen Aspekten und Abläufen der Varusschlacht widmeten, die wenigen Örtlichkeitsbezüge aber die Recherche erschweren, stand das Geschehen um die Irminsul unter dem Zeichen religiöser Verklärung, nennt dafür aber bekannte Orte und erleichtert somit das Auffinden der Stätten. Grundsätzlich tut sich der für fortschrittlich haltende Mensch schwer damit sich in Vergangenes hinein zu denken und daran war die heilige Kirche nicht unschuldig. Sie leistete dazu ihren Beitrag in dem sie sich darin verstieg den realen Kern der Geschehnisse des Jahres 772 ungut zu spiritualisieren ihn klerikal auszuschmücken, somit verfälschte und der Forschung einen Bärendienst erwies. Und bei Borlinghausen hatte man sowohl 9 + als auch 772 + die Bayreuther Festspiele nicht ins Freie verlegt, denn die einstige Szenerie war nicht bühnenreif und kein Choreograph kann sie je für uns nachstellen. Denn sie bestand beim Tot des römischen Feldherrn wohl mehr aus einer geschundenen und verdreckten Schar ermüdeter und lädierter Legionäre umringt von ebenso verwundeten und blessierten Germanen. Und auch rund 8oo Jahre später wird es nur eine lichte Anhöhe mit einem hölzernen Relikt gewesen sein, dass an diesen Tag erinnerte aber die meisten Tage des Jahres nur ein unauffälliges Dasein in Frost und Regen führte. Es war eine Landschaft in die nach kurzer turbulenzreicher Zeit schnell wieder Stille einkehrte dafür aber ein Ort der im Jahresrhythmus an fixen Tagen eine besondere Lebhaftigkeit erfahren haben dürfte und so ist Nüchternheit gefragt. Monumentales oder Heroisches darf man dort zu keiner Zeit erwarten da dies unseren Vorfahren fremd war und so müssen wir unsere Phantasien in Bescheidenheit üben. Ereignete es sich in der Region nahe Borlinghausen wo man bei der gebotenen Zurückhaltung annehmen kann, dass dort auch Varus sein Leben ausgehaucht haben könnte, dann steckte dort auch seit 9 + die Saat ruhmreicher Vergangenheit. Und derart schicksalhafte Stätten erfreuten sich immer schon der Beliebtheit, sodass die Überlebenden der damals siegenden Stämme und später deren Angehörige noch lange das Bedürfnis verspürt haben dürften die magischen Stätten aufsuchen zu wollen. Was sich daraus über die Zeiten entwickelte mag sich in Stufen vollzogen haben. In der ersten Phase waren die Besuche geprägt von der Neugier der Bewohner aus den umliegenden Siedlungen. Sie durchstöberten nach der Schlacht den frischen Boden und den letzten Winkel in der Hoffnung im Boden noch auf Wertvolles oder Verwertbares zu stoßen. Das Gelände wurde zu einem Parcour der Absonderlichkeit mit dem frühen Flair eines Gruseltourismus, denn man wollte auch noch sehen, was aus dem Bestattungshügel geworden ist, den Germanicus damals hinterließ und man wird sich die Reste davon immer wieder von allen Seiten angesehen und ihn solange angegraben haben bis er unkenntlich wurde. Die Überlebenden werden ihren Nachfahren noch gezeigt haben, wo sie sich einst mit diesem oder jenem Römer schlugen und ob es wahr oder unwahr war, war später unerheblich. Dann brach eine Zeit an in der der Ort die heidnisch geprägten Seelen mit Schaudern erfüllte, denn noch lange Zeit danach werden Skelette und Waffenreste im Unterholz zu Tage getreten sein die man zunächst übersehen hatte. Später werden sich Besinnung und Erinnerung abgewechselt haben und es wurde daraus ein Hang die Stätte des Sieges aber auch der Trauer über die eigenen Verluste regelmäßig aufsuchen zu wollen. Die Germanen wussten anfänglich noch genauso wie auch die überlebenden Römer die damals den Legionären im Jahre 15 + den Schauplatz zeigen konnten wo alles statt fand, wie es sich ereignete und wie es ihnen gelang dem Inferno zu entkommen. So kristallisierte sich langsam eine Örtlichkeit heraus die Zulauf bekam und es waren nicht nur Cherusker die mit ihren Angehörigen erschienen, sondern auch die Sippen und einstigen Kämpfer der anderen damals daran beteiligten Stämme und auch eine gewisses Interesse unter den Durchreisenden wird es gegeben haben. Die einzelnen Stadien nach Jahren bemessen zu wollen ist uns nicht vergönnt, aber der schnellen Vergessenheit wird man die Kampfstätten nicht überantwortet haben. Und ja, man muss sie ins Plural setzen, denn die Endszenarien verteilten sich flächig und der Endpunkt der Schlacht war für jeden Betroffenen ein individuelles Ereignis. Aber ungeachtet dessen gab sich der Platz zu erkennen, auf den sich die dort Lebenden besonders fixiert haben könnten. Aus einer Vielzahl von Schauplätzen wird er sich durchgesetzt haben. War es etwa da wo die Varusarmee die meisten Verluste hatte, oder die Stelle wo Arminius seine berühmte Schmährede gegen das Imperium hielt. Oder vielleicht dort wo Varus sein Leben aushauchte bzw. wo man vergeblich versuchte seinen Körper in Brand zu setzen und noch nach Ascheresten im Boden stocherte. Möglicherweise auch da, wo sich ihr Verhau artiger letzter Schutzwall befand in dem sich die Legionäre verschanzt hatten und wo sie ihre letzte Nacht verbracht hatten. Wohl weder noch, denn zur Orientierung diente vermutlich jener Hügel, den Germanicus 15 + errichtete und in dessen Erde sich die Knochen der Getöteten stapelten. Da die letzten Kämpfe im Umfeld des letzten Nachtlagers stattfanden wird sich auch in seiner Nähe der Knochenberg befunden haben. Mit Varus gemeinsam könnten noch einige Offiziere versucht haben die Flucht zu ergreifen, somit könnte sich sein Sterbeort auch in gewisser Distanz zum letzten Nachtlager befunden haben. Aber wo sich im Schwerpunkt dieser Stätten später ein zentraler Kultplatz etablierte lässt sich nur theoretisieren. So stellte sich im Stauraum vor der Egge wo sich die Endtragödie vollzog aus der gewachsenen Tradition heraus eine Örtlichkeit ein wo die "wahre" Arminiuslegende ihren Anfang genommen haben könnte. Marschlager die aus der Not heraus geboren wurden bevorzugen Anhöhen und selbst die Lage des vermutlich im Fahlenbruch befindlichen "prima Vari castra" verrät trotz widrigster Umstände so wie es Cassius Dio beschrieb noch den Versuch dafür eine erhöhte Position zu finden, was der Bruchwald allerdings nicht hergab. Befand sich das letzte Lager also in exponierter Lage wovon man aus verteidigungstaktischen Gründen ausgehen darf, konnte man es möglicherweise schon von Weitem aus sehen und dann sollte sich auch der Knochenhügel nicht weit entfernt davon befunden haben. Zwar nagten die Jahrzehnte am oberflächlich Sichtbaren aber die Örtlichkeit behielt ihre Anziehungskraft. Da der Zorn auf alles Römische fortan den Menschen in die Wiege gelegt war wurde die Bewältigung der Ereignisse zu einer Generationenaufgabe, zumal die Germanicusschlachten dazu noch ihren Beitrag geleistet hatten. So blieb das originale Geschehen zunächst solange lebendig wie man es mündlich weiter tragen konnte. Als aber die letzten Zungen verstummten die darüber noch authentisch berichten konnten setzte die Legende ein, die dann die Lücke zwischen Realität und Phantasie schloss. Aber der Ort behielt seine Magie und trieb die Menschen immer wieder an sich die Stätten der römischen Niederlage auch vor Augen führen zu wollen. Es mag eine Mischung aus allem gewesen sein, die sie bewog zu den Örtlichkeiten zu pilgern. Lassen wir auch nicht außer acht, dass auch im römischen Reich nach der Varusniederlage noch zahlreiche Menschengeschlechter heran wuchsen unter denen das Vorstellungsvermögen ebenfalls schwand, denn auch auf der anderen Rheinseite war die Zeit nicht stehen geblieben. Dort stand man zu Beginn des ersten nachchristlichen Jahrhunderts sogar erst am Anbeginn einer langen Blütezeit, auch wenn man den Wunsch fallen gelassen hatte das Imperium nach Osten auszudehnen. Rom zeigte starke Präsenz, war mächtiger den je und das Reich begann auch nicht erst am Rheinufer sondern ragte schon weit in den rechtsrheinischen Speckgürtel hinein, da wo sich einst die Siedlungen der Sugambrer befanden. Und von dort bis zur Egge war es auch kein weiter Weg. Wann sich römische Spähtrupps nach Beruhigung der Lage wieder wagten die Egge zu queren was der Stätte zu zusätzlicher Aufmerksamkeit verholfen hätte, lässt sich schwer bestimmen. Da die Lage in Ostwestfalen auch nach 16 + unruhig blieb werden römische Einheiten um das einstige Schlachtfeld einen Bogen gemacht haben. Wie in allen germanischen Stämmen im römischen Einflussgebiet erkennbar, gab es auch innerhalb des Fürstenhauses der Cherusker die zwei Fraktionen die sich pro und contra Rom gegenüber standen. So sind um das Jahr 47 + widerstreitende Interessen überliefert wobei es die Partei des Flavus Sohnes Italicus war, die mit Rom das Einvernehmen suchte. Da man aber von Kämpfen gegen die Cherusker weiß die zur gleichen Zeit unter dem römischen Feldherrn Corbulo statt fanden erinnern die Verhältnisse um Flavus an die Zeit als Segestes bei Germanicus Schutz suchte. Das schließt nicht aus, dass sich römische Verbände nicht auch in dieser Zeit dafür interessiert hätten und sich auf eigenes Risiko einmal den einstigen Schlachtenschauplatz ansehen zu wollen. Man wird sich also noch auf lange Sicht betrachtet nicht auf friedlichem Wege begegnet sein, sodass das Wort Völkerverständigung im Nethegau ein Fremdwort blieb. Als sich wieder erste Handelskontakte nach Osten aufbauten werden es wohl keine römischen Kaufleute gewesen sein die bis ins einstige Krisengebiet vorstießen. Aber ungeachtet dessen lebte man an der Egge unter einem ständigen Einfluss römischer Machtinteressen die sich wechselseitig verschoben und an der Egge hatte man mit einem Auge immer die Lage am römischen Rhein im Blick. Möchte man auf die Zeit nach Corbulo schauen, dann könnte man den Eindruck gewinnen, Rom habe nun gänzlich das Interesse an dieser Region verloren und konzentrierte sich nur noch auf die Gebiete in die man sich nach 16 + zurück gezogen hatte. Man ließ die Germanen gewähren überließ sie ihren Querelen und stellte nur noch sicher, dass sich im Osten keine neuen Gefahrenherde aufbauen konnten in dem man Observation betrieb. Rom eignete sich in Ostwestfalen nicht mehr als Feindbild, das Interesse an ihnen wurde von den Alltagssorgen überlagert und den römischen Zorn wollte keiner mehr wecken. Da wo Rom einst versagte hatten sich Stammeskonstellationen und Machtverhältnisse verschoben aber immer noch verspürte und rühmte sich jeder Stamm damit, seinen eigenen Anteil an der römischen Niederlage gehabt zu haben. Obwohl die Großschlachten des Jahres 16 + die Varusschlacht von ihrer Dimension her betrachtet in den Schatten gestellt hatten, war an der Egge immer noch der Gedanke an die einstige Eintracht und Gemeinsamkeit wach. Und er bildete auch die Grundlage und war Geburtsstätte für den gemeinsamen Widerstand in zukünftigen Zeiten. Die Stätte wurde Kultort und gewann überregionale Bedeutung. Von Jahr zu Jahr machte man sie kenntlicher und verweilte möglicherweise auch länger dort, wenn man von weiter her kam. Waren zu Beginn noch die Reste des einstigen Schlachtens gut zu sehen, so schluckte die Vegetation in den folgenden Jahrzehnten auch noch ihre letzten Reste. Dem trug man Rechnung und schuf im Laufe der Zeit Dauerhaftes um den Ort vor der Vergänglichkeit zu bewahren. Man würdigte es so wie es alle großen Kriegsschauplätze der Welt erfuhren, wie es aber immer nur die Sieger hinterließen. Da die Geschichte um die Irminsul ein umfangreiches Kapitel im Zusammenspiel mit der Varusschlacht ein nimmt wird es in diesem Internet Buch je nach Bedarf auch unterschiedlich aufgegriffen und thematisiert werden. Als der letzte Berichterstatter der Varusschlacht Cassius Dio um 235 + verstarb, muss in Rom das Gedächtnis an die Schlacht noch relativ lebendig gewesen sein und ein gewisses Interesse oder ein Wissen um die Ereignisse war noch vorhanden, sonst hätte er sich vermutlich nicht mit der Nachbearbeitung befasst. Zweifellos verzerrt und irreal hatte sich jeder in Rom so seine Vorstellung von der einstigen Niederlage gemacht und wie in Germanien, so hielten auch in Italien die Anverwandten die Erinnerungen über längere Zeit wach, vor allem jene römischen Familien die Opfer zu beklagen hatten oder über Lösegeldzahlungen mit den Germanen in Verbindung standen. Cassius Dio griff ein für abgeschlossen gehaltenes Kapitel römischer Geschichte noch mal auf und rührte vermutlich als letzter seiner antiken Zunft warum auch immer in den alten Wunden. Vielleicht weil er sich berufen fühlte erweckte er die schaurigen Ereignisse wieder zum Leben und konfrontierte die römische Gesellschaft mit seiner Darstellung. Aber die Zukunft der Irminsul sollte wechselvollen Zeiten unterliegen denn später wusste niemand mehr was für ein Sinn hinter dem "Truncus" steckte, welche Bedeutung er hatte uns was er verkörperte. In den Köpfen der Nethegauer glimmte nur noch ein diffuses Restwissen basierend auf den verschwommenen Überlieferungen ihrer längst verstorbenen Altvorderen. Überlebt hatte aber der unergründliche Wunsch diese Stätte zu erhalten, zu würdigen, sie aber keinesfalls in die Hände von Feinden fallen zu lassen. Darin, dass man noch lange im Umfeld auf Waffenreste stieß deutete man in Dergestalt, als dass es sich mit einer kriegerischen Auseinandersetzung in Verbindung bringen ließ. Wer hier kämpfte, warum und gegen wen blieb bis zur Entdeckung der Tacitus Schriften nebulös und so suchte man diese feierliche Stätte seiner selbst Willen auf. Aber eines hatte sich über die Jahrhunderte erhalten können und dies war der Name "Irminsul". Der für die Sul von der Bevölkerung in alten Zeiten festgelegte Standort blieb unverändert, aber er befand sich wenn auch nahe zum chattischen Stammesgebiet in jener Landschaft die seit jeher zum gewachsenen Territorium der Cherusker zählte, da er sich nördlich des Bördegrenzweges befand. Mögen spätere Einflusssphären und Machtverhältnisse auch darüber hinweg gegangen sein, hier verbarg sich für das Eggevolk immer ihr ureigener Identifikationsort, der ihnen das Gefühl von Gemeinsamkeit und Vertrautheit vermittelte und ihre inneren Gedankenwelten berührte. Dabei blieb es auch später noch als ihnen das konkrete Wissen über die wirkliche Bedeutung abhanden kam. Aber selbst noch nach der Einebnung durch die fränkischen Krieger wird er noch lange virtuell präsent gewesen sein. Dieser spirituelle Platz war aber gleichzeitig auch ein potenzieller und sensibler Schwachpunkt und daher auch für jeden etwaigen Gegner attraktiv und von strategischer Bedeutung, was die Franken zu nutzen wussten. Getragen von einer eingebürgerten Tradition besuchte man den Ort wie eine Weihestätte. Für die Bewohner der umliegenden Dörfer wurde der rissig gewordene Stamm zum Relikt unklarer Herkunft, den man aber immer wieder erneuerte und herrichte. Auch wenn Arminius kein Gott war, so mag er für die Menschen doch gottgleiche Bedeutung angenommen haben, was in späteren Zeiten auch zu derartigen Annahmen führte. So eignete sich die Stätte zum Zentrum für das kulturelle Leben und ließ sich gut verbinden mit göttlich überirdischer Inspiration und heidnischer Philosophie. Sie wurde zum Selbstläufer und da bedurfte es auch keines Cheruskerfürsten mehr mit Namen Arminius. Es wurde zum Gegenstand des stillen Angedenkens an etwas Großes dessen Entstehungsgeschichte sich niemanden mehr erschloss. Aber jeder wusste, dass dem ein unbeschreiblicher Wert inne wohnte der sie alle auf unsichtbare Weise miteinander verband. Es erwuchs daraus ein innerer Zwang sich für den Erhalt dieses Reliktes aus vergangenen Zeiten einzusetzen und das Bedürfnis es über die Zeiten bewahren zu wollen. Der Region wo damals alles geschah besser gesagt endete war der Status eines Kultplatz nicht mehr zu nehmen und aus dem Leben der Anwohner nicht mehr wegzudenken. Aber die Erinnerung lebte fort denn dafür sorgte inzwischen der Baumstamm dem schon die Altvorderen den Namen Irminsul gegeben hatten. Die Säule hatte in den Jahrhunderten ihre eine eigene Identität entwickelt, zwar wechselte ihre Symbolik war anpassungsfähig, wurde zum Fanal der Zusammengehörigkeit und erfüllte alle mit Stolz über einstige Taten. Und in Gefahrensituationen beschwor man in ihrer Anwesenheit den gemeinsamen Widerstandswillen. Es war Mahnmal, Gedenkstätte und Treffpunkt zugleich und entwickelte sich über die Zeiten zu einem religiösen Kraftort. Es wurde zu einer Tradition, die man im Jahre 772 mit brachialer Gewalt beendete. Es aber damit bewenden zu lassen und die Präsentation von Fakten schuldig zu bleiben wird hier nicht passieren und würde der Theorie und Vorgehensweise auch nicht gerecht werden. Bedeutsame Spuren die sich immer noch keine 2000 Meter vom Borlinghauser Schloss entfernt entdecken lassen. (01.11.2022)

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