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Donnerstag, 2. März 2023
Varus und der Drachenkampf - Was Borlinghausen mit London verbindet
ulrich leyhe, 10:21h
Die Geschichtsforschung beschäftigt schon immer die Frage, ob der Volksmund die Gestalt des Varus zum Abbild eines Drachen hoch stilisiert haben könnte. Und da von einem Drachenkampf in der europäischen Sagenwelt erstmals im angelsächsischen Beowulf Epos die Rede ist, ist im Zusammenhang mit der Theorie dieses Internet Buches auch eine Erklärung dafür fällig wie sich denn die Geschehnisse am vermeintlichen „Teutoburgiensi saltu“ nahe Borlinghausen bis nach Angelsachsen durch gesprochen und in den Epos eingeschlichen haben könnten. So soll in diesem Abschnitt erstmals die Frage aufgeworfen werden, die man mit Überschriften wie „Die alten Sagen lügen nicht“, oder „Die Sagen haben doch recht“ versehen könnte. Und so beginnt sich die Sage vom Beowulf in den Mittelpunkt der Betrachtung zu schieben. Ein Epos, der im frühen England des 6. Jhdt. seinen Ursprung haben soll und mit inhaltlichen Überraschungen aufwartet. Denn die als vorzeitlich dargestellten Schilderungen über die einstigen Begebenheiten lassen sich auf fatale Weise auch den Ereignissen im Zuge der Varusschlacht entnehmen. Aber in diesem Zusammenhang die seltsame Überlegung an den Anfang zu stellen, was denn ein kleines Dorf in Ostwestfalen mit einer Weltstadt verbindet klingt befremdlich und welcher Gedanke könnte auf den ersten Blick betrachtet nicht ferner liegen, als dieser. Aber aufgrund der unschätzbaren Vorarbeit die Fritz Lippert mit der Erfassung der alten Flurnamen leistete lässt es sich verdeutlichen. Denn unter Bezugnahme auf seine verdeckten und damals von ihm nicht beabsichtigten Hinweise auf den möglichen Standort der Irminsul hat sich das Studium seiner Parzellenkarte noch nicht erschöpft, denn er steuerte noch einen weiteren Begriff hinzu. Und wieder ist es eine zunächst unscheinbare Bezeichnung die aber Brisantes versprechen könnte. Es ist ein Eintrag den er etwa 700 m westlich der „Eeskirbe bzw. „Eskerke“ Parzelle hinterließ und „Hakenei“ lautet, der sich aber zunächst jeglicher Zuordnung oder Deutung entzieht. Das Wort regt insbesonders deswegen zum Nachdenken an, weil es sich im deutschen Sprachraum in dieser Schreibweise an keiner weiteren Stelle finden lässt. Vor allem aber kann damit im weiteren Verlauf deutlich gemacht werden, besser gesagt sich ein Bogen schlagen lassen über den sich die „germanische Antike“ und die frühe Sagenwelt begegneten. Und daraus könnte eine Erkenntnis wachsen die gerade diesen Namen für die Varusschlachtforschung und deren Aufarbeitung interessant macht. Während sich Familiennamen wie Haggeney, Hageney, Hagenei oder Haggenei aber auch Hacheney in unseren Telefonbüchern finden lassen, ist darunter kein Name der sich Hakenei also mit „k“ schreibt. Zahlreiche Mitbürger im Lande rätseln schon länger woher ihr Familienname stammen könnte und dem könnte nun abgeholfen werden. Aber Hand auf`s Herz, wer hat schon jemals in seinem Leben das Wort „Hakenei“ gehört. Aber dieses unscheinbare und ominöse Hakenei, ob weiblich, männlich oder sächlich gemeint, verfügt über eine linguistische Substanz die man schon fasst als Sprengkraft in Sachen Varusforschung bezeichnen könnte. Und an diesem Namen konnten sich bislang auch weder Sprachforscher noch an der Geschichte interessierte abarbeiten, denn niemand stieß bisher auf diesen Namen und augenscheinlich betrachtet ergab sich auch nie eine Notwendigkeit danach zu forschen. Aber eben nur solange bis sich aufdecken ließ, dass „am Hakenei“ Arminius und Irmin auf Varus trafen sich also dort im übertragenden Sinne „begegnet“ sein könnten. Und in den Köpfen der Menschen blieb es auch, wie sich noch zeigen wird lange haften. Im gleichen Fahrwasser lässt sich möglicherweise im Zuge der sprachlichen Analyse dieses Wortes auch noch ein anderer historischer Prozess klären mit dem sich eine weitere und unerwartete Beweislücke schließen lässt. Denn in diesem Zusammenhang wird der Drache auch erstmals seinen wahren Namen offenbaren. So kann es dieses Wort zugrunde legend gelingen der Varusschlacht nicht nur eine bislang unentdeckte Sinngebung und Wende zu verleihen. Es lässt sich damit auch der reale Hintergrund dieses geschichtsträchtigen Ereignisses unserer Frühgeschichte nahe Borlinghausen beleuchten, aufarbeiten vielleicht auch bestätigen aber vor allem sein späterer Verlauf erkunden der über die Jahrhunderte ins sprichwörtlich sagenhafte abdriftete. Es könnte deutlich werden, dass der alte Schauplatz dieser großen Tragödie unter der Egge der sich im Beowulf Epos, dem Nibelungenlied und der Lieder Edda widerspiegelte und sich seinen eigenen Weg in die Allzeitliteratur bahnte der Ort war, wo der Mythos vom Drachen seinen Anfang nahm, denn von hier könnte der lang gesuchte Impuls ausgegangen sein. Da wo der Drache in der Gestalt von Varus starb und seine Existenz in die Sagenwelt überwechselte und wo man den Drachen der Legende nach töten musste, weil sich Selbstmorde prosaisch schlecht vermitteln lassen. Verwirklicht man eine Utopie bedeutet sie gleichzeitig ihren Tod was sich aber in diesem Fall nicht auf Drachentötungen übertragen lässt, denn dahinter kommt Historie zum Vorschein, die es zu einem halbrealen Ereignis werden lässt. Das sich verständlicherweise in der Person des Varus nicht der vermeintliche Drache verbarg und es ihn auch nie in der Form in unseren Vorstellungswelten gab bedarf keiner Erwähnung, dass er aber hier bei Borlinghausen im übertragenden Sinne auf der Strecke blieb und die Sage ihren Anfang nahm, soll im weiteren Verlauf zum Thema werden. Flurnamen wie etwa die simple Bezeichnung „Hakenei“ klingen oft paradox, verführerisch und verdächtig zugleich, können aus vielen Epochen der Zeitgeschichte stammen, lassen schon mal ihren Ursprung durchblicken, können aber auch auf tückische Fährten locken und uns verleiten dahinter Dinge erkennen zu wollen, nur weil man sie so sehen möchte. Wortschöpfungen die Hinweise vorgaukeln die aber im Nichts enden können, weil die Jahrhunderte die Wahrheiten verschluckt haben. Das Wort „Hakenei“ ist so eine irritierende Bezeichnung aber sie verdient es ihr nachzugehen. In alten Flurkarten hat man es nordöstlich von Borlinghausen nahe des Alsterberges eingetragen und ganz in der Nähe der Parzelle mit der Bezeichnung Kreuzricke bzw. Kreuzhecke, dem „Weißen Weg“ und natürlich der „Eschenkirche“. Versucht man der Bedeutung des Wortes „Hakenei“ auf die Schliche zu kommen, dann steckt man unversehens im Sumpf der Etymologie, also der Herkunftsforschung unserer Worte. Der Name „Hakenei“ ist unserem alltäglichen Wortschatz entschwunden, ist uns fremd und unbekannt geworden, aber es hat ihn gegeben und die Menschen in alter Zeit wussten noch gut was damit gemeint war. Und was auch immer könnte man sich, wenn man so will unter einem Haken und einem Ei auch vorstellen. Im Mittelniederdeutschen, dass man ab dem Jahr 1150 ansetzt wird das Wort Hake in erweiterter Form schon nicht mehr einzig auf ein Pferd bezogen, sondern es steht auch für einen von Ochsen gezogenen Pflug. Nach dem sich heraus kristallisiert hat, das sich das Wort „Hakenei“ nicht von außerhalb nach Borlinghausen verirrt hat, sondern im Raum Ostwestfalen etabliert war, könnte dort auch seine Urheimat gleich einer Keimzelle gelegen haben. Möchte man nach möglichen Erklärungen für das Wort suchen, dann muss man den Horizont kräftig ausdehnen also absuchen und sich die Frage stellen, wo die etymologischen Ursprünge dieses Namens liegen könnten. Ein Anfang ließe sich machen, wenn man versucht dem Wort Hake auf den Grund zu gehen. Und Hake ist nicht nur der Name eines weit verzweigten mittelalterlichen deutschen Adelsgeschlechtes, sondern verrät noch einen anderen Hintergrund und dieser beschäftigt sich mit der Pferdezucht. Und das Pferde in der menschlichen Zivilisationsgeschichte eine bedeutende Rolle einnahmen ist unbestritten. Und da braucht man gar nicht so weit zurück zu greifen, denn selbst hochrangige amerikanische Generäle waren nahezu geschockt darüber als ihnen klar wurde, welche wichtige Funktion Pferde selbst noch für die Wehrmacht im zweiten Weltkrieg besaßen. Denn nicht der Panzer bildete ihr Rückgrat, sondern die Millionen Pferde, ohne die auch dieser neuzeitliche Krieg nicht zu führen gewesen wäre. Die Verbindung zwischen „Hake“ und einem Pferd wird erkennbar, wenn man sich mit dem Verhalten der Tiere beschäftigt. Pferde sind Steppentiere, bekanntermaßen scheue Fluchttiere und müssen daher zwangsläufig auch immer angebunden sprich angehakt werden, damit sie ihren Besitzern nicht entkommen können. Möchte man sie als Zugtiere einsetzen kommt man nicht umhin sie an - oder einzuhacken. So ließe sich mit dem Wort Haken setzt man es mit Anhängen in Verbindung auch ein Bezug zum alten Wort „Hakenei“ herstellen. Zwei Deutungsversuche die eine plausible Verbindung zwischen Hake zu Pferd erkennen lassen und sie bieten eine simple Begründung für das Wort Hake an wie es unsere Altvorderen handhabten. So lässt sich auch von der etymologischen Forschung gestützt der Begriff Haken mit dem Pferd in eine enge Verbindung bringen, aber es lassen sich im heutigen Deutschland keine Bezüge mehr zwischen dem Wort Hake und der Bezeichnung für ein Pferd finden. Aber auch wenn es nur noch schwach heraus klingt, so lässt sich die im Wort „Hakenei“ liegende Sprachwurzel des „Anhakens“ erkennen, dass auch für befestigen, einrasten, verbinden oder anbinden steht. Hake bzw. haken vom Althochdeutschen hâco, hâgo, hacco und haggo herrührend, lässt den unmittelbaren Bezug zum ahd. hâhan wie hängen aus der Verbengruppe „hangên“ „hengen“ und „henken" erkennen und im Zuge der Rückblende in die deutsche Frühgeschichte wird immer wieder deutlich, welche wichtige Bedeutung damals das Pferd für den Menschen besaß und das die damit verbundene Pferdezucht auch immer schon Grenzen überwand, hat uns die Geschichte gelehrt. Aber auch die Pferde in historischer Zeit wird man gezüchtet haben nicht nur um damit zu reiten, sondern auch um damit Lasten gleich welcher Art zu ziehen, also den Menschen die Arbeit zu erleichtern aber auch ihn zu befördern. Man züchtete sie also sowohl um sie als Reittiere für die Fortbewegung, als Arbeitstiere und auch für Kampfzwecke zu verwenden. Obwohl man sich nun mit dieser Theorie bereits sicher fühlen könnte auf dem richtigen Weg zu sein, so gilt es doch nach weiteren Erklärungen Ausschau zu halten mit denen sich bestätigen ließe, dass man in alten Zeiten in der Umgangssprache ein Pferd auch Hake nannte. Schwer erkennbar liegt es daran, dass man das Pferd im alt - und im mittelhochdeutschen sowie im mittelniederdeutschen aber eben auch im altsächsischen bzw. altenglischen hros/ros sowie ors/ros also in erster Linie Hors und Ross nannte, aber nicht Hake. Ein möglicher Hinweis darauf, dass man in einem Hake zuvorderst nur das notwendige und weniger be – bzw. geachtete Arbeitstier sah auf dem man sich nicht „hoch zu Roß“ niederließ. Aber während es sich im heutigen Sprachgebrauch als Ross und Pferd einbürgerte setzte es sich in England sowohl als Hors aber auch als Hake nämlich in der Schreibweise Hack durch. Da sich aber im deutschsprachigen Raum der Name Hake für eine Pferd nicht durch setzte und man mit ihm nichts anfangen kann, lässt sich das Wort und seine einstige Bedeutung vielleicht noch in den Sprachen und der Geschichte unserer Nachbarvölker aufspüren. Um fündig zu werden kann man die Suche zunächst bei den mit dem Deutschen mehr oder weniger verwandten Sprachen im englischen und französischen Raum aufnehmen. Und da finden sich tatsächlich Hinweise und auch das seltsame Wort „Hakenei“, denn es begegnet uns in abgewandelter Form erstaunlicherweise sogar in beiden Ländern. In Frankreich lässt es sich auf das Wort „Haquenee“ zurück verfolgen und in England sind es die Worte „Hakeneio oder Haqueneia“ die verdeutlichen, dass sie sowohl aus romanischen als und germanischen Richtungen die einst keltisch geprägte Insel erreichten. In Großbritannien wurden die Namen später „anglofiziert“ und es setzte sich dafür der Name Hackney durch. In der neueren englischen Geschichtsforschung vertritt man die Ansicht, dass der Name Hackney auf einen früheren Angelsachsen mit Namen Haca zurück zu führen ist, der sich im nassen Gefilde ansiedelte, da man die Ursprünge der Endsilbe „ey“ auf eine Insellage zurück führt und kombinierte daraus den Namen entsprechend in die Version „Haca's Ey“ verschluckte bei dieser Theorie aber das „n“ von nei. Eine auf den ersten Blick mögliche Erklärung, hätte sich der englische Philologe Walter W. Skeat der 1912 verstarb nicht mit der Entwicklungsgeschichte des Wort Hackney befasst und wäre er bei seinen Recherchen nicht auf einen Namen gestoßen, der sich exakt genau so schreibt wie der Parzellenname bei Borlinghausen, nämlich „Hakenei“. Also weder auf Haggeney noch Hagenei sondern Hakenei. Aber mit hoher Wahrscheinlichkeit dürfte Mr. Skeat nicht bekannt gewesen sein, dass das das Wort gleichen Namens nach dem er forschte auch in Ostwestfalen vor kam. Daraus das in England ein „Hack“ der Name für ein Pferd ist lässt sich schließen, dass es sich auch bei dem deutschen Namen „Hake“ um eine alte vielleicht auch nur regional verbreitete aber nicht mehr in Gebrauch befindliche Bezeichnung für ein Pferd handelte. Ein Begriff der sich offensichtlich schon lange und das nicht nur aus dem ostwestfälischen, sondern wenn dort gebräuchlich gewesen auch aus dem niedersächsischen Sprachraum verabschiedet hat. So lässt es sich dem Ursprung nach in der Form deuten, als das die Bezeichnung Hakenei hinweisgebend dafür sein könnte, dass im Raum Borlinghausen in früheren Zeiten Pferde gezüchtet wurden zumal es sich der Endsilbe „nei“ nach als Inbegriff einer Zuchtstätte entlarvt. In England ging „Hakenei“ in „Hackney“ über und steht auch für eine Kombination aus Pferd und Wagen. Möchte man etwas über den einstigen Werdegang des Wortes Hackney erfahren, das dem Wort „Hakenei“ entspricht bedarf es eines Einstieges in die Kunst der Pferdezucht. In einschlägigen Fachkreisen ist der Name Hack für ein kleines Pferd, aber auch für ein Gespann oder Gefährt geläufig. Der kräftige Bruder eines Gespannes ist das Lasten tragende Fuhrwerk, ein großer flacher Karren mit vier Rädern der je nach Gewicht von mehreren Pferden gezogen werden musste und in England den Namen „dray“ trägt. Was im alten Deutschland unter ging hat sich folglich sowohl im französischen als auch im englischen Sprachgebrauch erhalten denn dort ist es immer noch die Bezeichnung für ein kleines struppiges, gut führbares Reit- aber auch Zugpferd bekannt, nämlich das berühmt bekannte „Hack - ney“ Pferd. Eine Kleinpferdrasse die man explizit als Zugtiere für Kutschen oftmals hochgestellter Persönlichkeiten, aber auch für gewöhnliche Karren oder andere Transportgefährte züchtet und gezüchtet hat. Da auch vom Aussterben bedroht bemüht man sich um diese Pferderasse und die weltweit agierende englische Dachorganisation der „Hackney Horse Society“ ist in diesem Sinne und das auch in Deutschland tätig. Zum besseren Nutzen hatte man den Pferden für ihre besonderen Aufgaben eine spezielle Gangart antrainiert, was an die Isländer erinnert, die von den Germanen gerittenen Tiere mit ihrem so genannten 5. Gang, Aber unter einem Hack – ney versteht man eben nicht nur das Pferd, denn es ist gleichsam auch der Name für das an das Pferd angehängte Gefährt, also eine Kombination aus beidem und dies war in der Regel eine Kutsche die eben von diesen Pferden gezogen wurde. Man kann also unter einem Hack – ney, hinter dem sich der Name Hakenei verbirgt, einen Zweiteiler verstehen, der aus Karosse und Pferd besteht. Demzufolge können es auch mehrere Pferde gewesen sein, die man als Zugtiere gleichzeitig vor ein Gefährt spannte und die sich mit einer prunkvollen Equipage verkoppeln ließen, was dem Ensemble ein repräsentatives Aussehen verlieh. Man spannte die Pferde also vor das Fahrzeug und könnte vielleicht auch sagen, man hakte oder verhakte beides miteinander. Der Ursprungsbegriff „Hakenei“ hat sich auch in dem Wort „Hakenei - man“ verewigt unter dem man einen Pferdehalter – Verleiher, oder Knecht versteht. So darf man annehmen, dass die einstigen Neuankömmlinge die ab dem 5. Jhdt. die Insel betraten auch ihre Tradition der Pferdezucht wie sie sie beispielsweise in Ostwestfalen betrieben beibehielten. Da sich Falen und Sachsen bekanntlich in Wessex nahe Londinium dem einstigen Zentrum römischer Machtentfaltung ansiedelten war zu erwarten, dass auch dort der dialektische Same aufging und das Herz der sächsischen Neuankömmlinge zuerst schlug und man hier noch auf Hinweise der Existenz dieser einstigen Neubürger stoßen könnte. Und in der Tat hatte rund 4 Kilometer nordöstlich des Londoner Stadtkerns und unweit des Tower of London das ostwestfälische Wort „Hakenei“ seine Spuren hinterlassen. Und sie liegen auch nur drei Meilen nördlich eines berühmten Wahrzeichens der Stadt nämlich der St. Pauls Kathedrale. So entwickelte sich aus dem Wort „Hakenei“ im Laufe der Jahrhunderte die Bezeichnung eines ganzen Londoner Stadtteils mit Namen Hackney. Ein Siedlungsgebiet mit angeschlossenem Gestüt, das heute in Gänze in der Metropole London aufgegangen ist. Heute schreibt er sich allerdings nicht mehr Hakenei wie schon Walter Skeat heraus fand, denn aus ihm hatte die englische Zunge und Schreibweise die Bezeichnung Hack – ney gemacht. Es sind Worte die sich trotzdem immer noch sehr ähneln und das Original „Hakenei“ erkennen lassen. Daran schließt sich die Frage an wie dieser aus „frühdeutscher“ Zeit stammende Name „Hakenei“ einst den Weg nach England gefunden haben könnte und wann er Eingang in die englische Literatur fand, wo ihn Mr. Skeat aufstöberte. Einträgen aus den Jahren 1284 und 1360 die aus Frankreich bekannt geworden sind entnahm man, dass das Wort über die anglonormannische Schiene den Weg über den Kanal gefunden hat. Im anglo-latain las man es in der Schreibweise „Hakeneio“ bereits im Jahre 1292 und in der weiblichen Form als „Haqueneia“ entstammt es dem altfranzösischen und ist die latinisierte Version des heutigen englischen Wortes Hackney, das sich bis ins Jahr 1199 zurück verfolgen lässt. In die französische Sprache übersetzt lautet es Haquenée und lässt sich dort erstmals für das Jahr 1360 nachweisen während das „c“ von Hackney erst in der englischen Sprache hinzu gefügt wurde. Fakt scheint aber, dass Mr. Skeat in England neben der französischen Schreibweise „Haquenée “ auch den Namen „Hakenei“ entweder recherchierte oder zurück rekonstruierte und was auf eine sprachliche Direktverbindung zwischen Ostwestfalen und Südengland hinweisen würde. Möchte man nach dieser Spur weiter folgen, dann kann sich diese nur in Zeiten finden lassen, die weit vor der Erstnennung des Wortes im Jahre 1199 liegen. Da in England ein Zusammenhang mit der Borlinghauser Parzelle nicht bekannt war vertrat man dort die Ansicht, obwohl sich der Name „Hakenei“ nicht frankophon anhört, die französische Spur verfolgen zu können und nahm „William the Conqueror“ ins Visier. Dies hätte allerdings eines frühmittelalterlichen sprachlichen Korridors von Caen oder Rouen in die ostwestfälische bzw. altsächsische Region bedurft der sich auf den ersten Blick nicht erkennen lässt, denn wie sollte es um diese Zeiten etwa zwischen Ostwestfalen und der Kanalküste zu Kontakten gekommen sein und auch die Beowulf Datierung spricht dagegen. Trotzdem lässt der Hinweis von Gregor von Tours aus dem 6. Jhdt. aufhorchen, wonach einst Sachsen um Bayeux lebten. Deren dortige Siedlungsdichte oder Intensität ist zwar nicht bekannt, aber sie könnten eine die seitige sächsische Sprachinsel begründet und auch an der späteren Eroberung Englands im Jahre 1066 teilgenommen haben. Im Zuge dieser Einflüsse ist es vorstellbar, dass auch der in Altsachsen damals noch verbreitete Name „Hakenei“ sich nicht nur in Frankreich etablierte sondern auch mit nach Südengland einwanderte, dies dann allerdings erst nach 1066. Als gesichert gilt, dass alle Worte die sich um den Namen Hakenei, also in diesem Sinne um den gleichnamigen Parzellennamen drehen, so wie er heute noch in Frankreich und England geläufig ist, einer gemeinsamen protogermanischen also urgermanischen Wurzel entstammen und aus der englischen Sprache wissen wir nun, dass ein Hack also ein Hake auch der alte Name für ein Pferd ist. Ein weiterer Hinweis lässt sich möglicherweise dem Rufname Hacky entnehmen der dem Harald gilt, obwohl beide Worte augenscheinlich nicht zusammen passen. Etymologisch wird der Name Harald mit Herrscher oder Befehlshaber gedeutet und einem Anführer stand zweifellos ein Pferd zu womit er sich vom einfachen Krieger unterschied. Mit dem Wort Hacky verschmolz beides miteinander und so nennt man in London auch heute noch einen Taxifahrer Hakie, wobei dieser natürlich kein Pferd mehr reitet sondern am Lenker sitzt. Demnach könnte man den Namen Harald auch auf einen Reiter bzw. Berittenen zurück führen. Aus der Geschichte wissen wir, dass man unter Vortigern ab etwa 450 + also noch zu Zeiten die man Völkerwanderung nennt gegen die aus dem Norden vordringenden Pikten die Südengland bedrohten, Krieger vom Festland zur Verteidigung anwarb. Pauschal fasste man sie unter dem Namen Angelsachsen zusammen, deren einstige Siedlungsgebiete sich geographisch nur schwerlich erfassen lassen und daher nur auf dem Weg der Dialektik zurück verfolgt werden können. Da der Begriff “Hakenei“ darauf hinweist, dass sich auch Falen unter den Kriegern befanden die man anwarb, darf man erwarten in Südengland auch auf sprachliche Relikte aus dieser Region zu stoßen. Worte und Begriffe die auch fälischen Ursprungs sind, da im 5. Jhdt. Sachsen noch nicht über die Mittelgebirge in den Süden bis Borlinghausen vorgedrungen waren. So könnte sich der Nethegau zur Keimzelle entwickelt haben von wo aus sich eine Spur aufbaute über die sich altes historischen Wissen nach Südengland verpflanzte und Eingang in die frühe englische Literatur und Umgangssprache fand. So hätten wir mit dem Wort „Hakenei“ eine jener fasst fossil zu nennenden Bezeichnungen ausgespürt, das sich noch bis in die Zeiten der ausklingenden Völkerwanderungen zurück verfolgen lassen könnte. Ein Land, das man in England heute „Old Saxony“ nennt und ein Relikt, dass noch an die einstige direkte Sprachverbindung vom Festland auf die Insel erinnert. Und der Name „Hakenei“ hat in der Schreibweise „Hackney“ in England eine interessante Karriere erlebt und die Spur zurück nach „Old Saxony“ lässt sich noch heute im Stadtgebiet der Metropole London erkennen. Denn im Kerngbiet der Großstadt befindet sich wie dargestellt der kleine Stadtteil „Hack – ney“ wo es einst eine sächsische Kolonie gab und von wo aus man sich in Südengland ausgebreitet hat, nämlich über Middlesex, also Mittel- bzw. Zentralsachsen hinaus. Folglich befand sich dort im alten römischen Zentrum von London auch die Ursprungsregion in der sich die ersten Sachsen des Festlandes nieder gelassen haben dürften. Da man es sich aber nicht nur unter den Mero – oder Karolingern sondern auch im frühen England zur Gewohnheit gemacht hatte alle Stämme im Nordwesten der „Magna“ Germania“ mit Sachsen zu bezeichnen muss man zur Kenntnis nehmen, dass sich darunter auch die Vorfahren der heutigen Ostwestfalen, also die Falen befanden die man unter dem Sammelbegriff Sachsen zusammen fasste. In diesem Zusammenhang sei noch der Hinweis gestattet, dass sich in London noch ein weiterer Stadtteil befindet, der einen Bezug zum Raum Borlinghausen verdeutlichen könnte. Es ist das alte Dorf Ickenham ebenfalls untergegangen in Großlondon und in dem auch römische Funde gemacht werden konnten. Denn das fasst gleichnamige Ikenhausen südöstlich von Borlinghausen gelegen, könnte eine weitere Verbindung zwischen Ostwestfalen und London darstellen. Und das sich im englischen Ickenham auch der Name Herses für ein Herrenhaus erhalten hat, könnte man möglicherweise in die Richtung von Altenheerse, dem alten Herisi deuten. Heerse das Dorf, das an der alten römischen Heerstraße zwischen Schwaney und Brakel lag. Möchte man den Horizont noch etwas erweitern, dann könnte man sich noch den umliegenden Stadtteilen von Hackney widmen. Dabei fällt der erste Blick auf den Namen Enfield. Im Domesday Book, der englischen Königsrolle wurde es 1086 "Enefelde" genannt, schrieb sich aber noch 1214 "Einefeld", bzw. 1293 "Enfeld" und wurde erst 1564 anglofiziert wonach es ab diesem Jahr "Enfild" hieß. Vielleicht um abweichend vom altsächsischen Besiedlungsdruck auch Alternativen anzubieten suchte man nach neuen Erklärungen für an sich eindeutige Begriffe germanischen Ursprungs. Man ging also in der englischen Geschichtsforschung etymologisch davon aus, dass hier offenes Land vorherrschte und ein Mann Namens "Eana", da "Ean" Lamm bedeutet Lämmer züchtete. Den Namen Feld deutet man als baumlos ließ aber die darin deutlich erkennbare altsächsische Wurzel außer acht. "Enefelde" lag an der bedeutenden römischen Ausfallstraße nach York, dem heutigen Enfield Highway bzw. der Hartford Road. Aber davor lautete ihr Name "Ermine Street". Die Forschung ergab, dass die Ermine Street in Verbindung mit dem River Trent ein wichtiges Einfalltor für die nach Südengland vordringenden nachrömischen Völker war und wozu man auch die Angelsachsen zählen darf. Wie im Falle der Rückübersetzung des Stadtteils "Enfield" in dem man eine Person namens "Eana" erkannt haben will hatte man auch für die "Ermine" Street eine Erklärung gefunden, denn man soll sie im Jahre 1012 "Earninga" Straße nach dem Stamm der Earningas benannt haben. Und auch hier vermied man es an alte Festlands Sprachrelikte anzuknüpfen. Ebenso verhielt es sich mit dem Stadtteil Arrington der auf der Ermine Road lag. Auch in ihm suchte man den Bezug zu einer im Jahre 950 Earnnington geschriebenen Siedlung die im Domesday Book von 1086 als Erningtune Erwähnung findet und es mit dem bereits genannten "Eana" in Verbindung bringt. Ähnlich verhält es sich mit dem Stadtteil Armingford der sich ebenfalls unmittelbar im Bereich der Ermine Road befindet. Er wurde erstmals 970 erwähnt und man führt auch ihn auf den Stamm der Earningas zurück die die Region in angelsächsischer Zeit besetzt hatten. Sowohl Armingford als auch Arrington haben denselben altenglischen Ursprung der hinlänglich auch als angelsächsisch bezeichnet wird. Es stellt sich folglich die Frage wie sich das Angelsächsische, dass ab dem 5. Jhdt. in Südengland Fuß fasste mit der Deutung des Stammesnamens der Earningas in Verbindung bringen lässt. Aber es fallen in diesem Zusammenhang zwei Worte auf, die die hier vorgestellte Theorie stützen, wonach die Siedler die Vortigern rief aus Ostwestfalen stammten. Es ist zum einen die Ermine Straße und zum anderen der mit der germanischen Silbe Ford für Furth siehe Herford/Westf., endende Ortsname Armingford. Und während in der Ermine Straße der Name Irmin ruht, der uns von der Irminsul her geläufig ist, ist es im zweiten Fall der Name Armin den uns Tacitus als Arminius hinterlassen hat. Die Vorstellung klingt abenteuerlich, dass es die Altsachsen bzw. Altfalen des 5. oder 6. Jhdt. waren bei denen die alten Schlachtenerinnerungen noch so präsent gewesen sein sollen und demnach so tief saßen, dass sie die ihnen überlieferten Cheruskernamen nutzten um damit ihre neuen Siedlungen in Südengland zu benennen. Aber das das Wort Hackney, dem das ostwestfälische Hakenei zugrunde liegt und das im Jahre 1066 über Bayeux nach Middlesex gelangt sein soll, darf man ausschließen, da sich der Beowulf Epos inhaltlich schon im 6. Jhdt. zugetragen haben soll. So bleiben nur die ab der ausklingenden Völkerwanderungszeit von Vortigern und seinen möglichen Nachfolgern gerufenen Söldner aus Altsachsen, die das Wort „Hakenei“ auf die Insel gebracht haben könnten. Fakt ist, dass Hakenei ein Wort ist, dass sich in die Rubrik des „Voralthochdeutschen“ bzw. des Altniedersächsischen einstufen lässt. Eine Volkssprache, die im heutigen Niedersachsen verbreitet war, sich in den Dialekten erhalten hat und sich in den südlich und westlich angrenzenden Regionen mit den dort vorherrschenden Altsprachen des West – mittel- , und ostfälischen sowie dem Engrischen vermischt hat. Wortfindungen die schon früh den Weg nach Südengland nahmen so wie es sich über das Wort Hakenei aus der Region Borlinghausen gut nachweisen lässt. Jene Gegend, wo sich zwei heraus ragende historische Ereignisse deutscher Geschichte zugetragen haben könnten. Gleich ob es sich bei dem Wort „Hakenei“ um einen fälischen oder sächsischen Ausdruck bzw. Bezeichnung handelte und wann man ihn hier nahe Borlinghausen als Parzellenname benutzte, es legt eine frühe raumübergreifende Verbindung offen, folglich einen Brückenschlag wonach es Falen oder Sachsen waren, die diesen Begriff über ihre Muttersprache nach England transferierten. Und Aussiedler gleich in welcher Epoche sie ihre Heimat verließen haben nicht nur die Angewohnheit ihre ureigene Dialektik in eine neue Welt zu führen. Sie nehmen auch ihre spirituellen und religiösen Erinnerungen und Gedanken mit, waren ein lebender Volksmund und trugen auch ein Stück alten Wissens von dem im Gemüt, was sie noch von den einstigen Taten ihrer Vorväter wussten um sich Ansehen zu verschaffen was letztlich auch der Unterhaltung diente. So basiert diese Theorie auf der Annahme, dass es nur diese Menschen gewesen sein konnten die auch einst den Stoff für das einzige Heldengedicht lieferten, das in angelsächsischer Sprache erhalten ist. Denn keine anderen Einflüsse oder Strömungen, lassen sich der Geschichtsschreibung entnehmen, wonach das alte „Insiderwissen“ aus Ostwestfalen auf andere Weise auf die Insel gelangt sein könnte als auf diesem Weg. Da es demnach nur die Söldner aus dem 5. oder 6. Jhdt gewesen sein konnten die für das heutige Hackney verantwortlich waren darf man annehmen, dass auch das Ursprungswort „Hakenei“, das sich nahe Borlinghausen finden ließ etymologisch aus dieser Epoche stammt. Damit zählt es zu den ältesten überlieferten Worten im deutschen Sprachraum und ist fasst, oder genauso alt wie die Varusschlacht einst selbst. Aber das Wort „Hakenei“ weckt auch noch Erinnerungen an die Sage von Hengest und Horsa und stützt damit indirekt auch eine Überlieferung die gerne als Legende abgetan wird da man unbeweisbares aus alten Zeiten in der Regel nur halbschmunzelnd zur Kenntnis nimmt. Es war der als zuverlässig geltende später heilig gesprochene und ehrwürdige Kirschenhistoriker Beda Venerabilis der 735 + verstarb und es notierte. Ihm mochte man es nicht so recht abnehmen das die Brüder einst von Vortigern gerufen mit drei Schiffen die englische Küste erreichten. In ihren Namen verbarg sich jedoch der mittelhochdeutsche Hengst und das altsächsische und englische Hors, das sich zum Wort Ross wandelte. Und obwohl im Namen Hengst Worte wie anhängen und anhaken mitschwingen taucht in dieser Sage der Name Hake für ein Pferd nicht auf, was aber dieser Theorie keinen Abbruch tut. Was aber schwerer wiegt ist die Vorstellung, dass sich im übertragenden Sinne durch die Gestalt des Beowulf in Verbindung mit dem Drachen tötenden Segimundus ein Bogen von London bis in die Nähe des „Teutoburgiensi saltu“ schlagen und damit das einstige Geschehen wahr werden lässt. Denn der Name Segimundus gleicht dem Namen Segimer dem Vater von Arminius, der vielleicht auch mehr zum Sieg über Varus beigetragen hatte als Arminius selbst. So kommt zum Ausdruck, dass im Zusammenspiel der Geschehnisse bei Borlinghausen auch die Geburtsstunde der Drachensage schlug, das Untier in dem sich symbolisch der römische Feldherr verbarg. (02.03.2023)
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Sonntag, 19. Februar 2023
Spürte Karl der Große noch den Hauch der Varusschlacht ? Eine Indizienkette schließt sich.
ulrich leyhe, 14:58h
In der Tat, eine subtil gewählte Überschrift, aber nicht völlig ohne Bezug zur möglichen Realität. Denn im 8. Jhdt. wusste aber vor allem sah man noch vieles aus antiker Zeit, dass auch Karl dem Großen nicht entgangen sein dürfte. Das wirft natürlich die Frage auf, ob er nicht auch wusste, dass Irmin kein Gott sondern ein Schlachtenlenker war. Dieser Überlegung wird noch in einem weiteren Kapitel mehr Raum gegeben werden was zu interessanten Schlussfolgerungen führen wird. Aber zurück in die Gefilde bei Borlinghausen und was damals passierte als Karl der Große in einem Hitzesommer des Jahres 772 mit seinen Soldaten an der „Irminsul“ weilte, um sie zu zerstören und danach Gold und Silber abtransportiert haben soll. Seine Männer litten an Durst, die kleineren Bäche und die Taufnethe waren möglicherweise ausgetrocknet, die Nethe fünf Kilometer entfernt im Norden aufzusuchen war ihnen wegen der möglichen Anwesenheit der Falen entweder zu gefährlich oder zu weit, und zurück zur Diemel wollte man wohl auch nicht. Aber dann geschah das „Wunder“ denn plötzlich strömten große Wassermengen durch einen nahe gelegenen Bach. Es war ein beeindruckender Überraschungsmoment für alle der sich für die Überlieferung vor allem aber die Legendenbildung eignete und dazu führte, dass dieses Ereignis Eingang in die Reichsannalen fand. Denn unerwartet große Ausschüttungen die sich wie aus dem Nichts zu ergießen scheinen und den Durst der Anwesenden schnell stillen konnten klingen auf den ersten Blick befremdlich. Aber Karstregionen machen es möglich und in der Nähe von Borlinghausen gab und gibt es eine dieser seltenen und tückisch wirkenden Karstquellen und zwar die der Helmerte. Die Quelle dieses etwa acht Kilometer langen Baches der unmittelbar unterhalb der steil aufragenden Egge entspringt gehört zu den wenigen Karstquellen der Region denn erst 20 Kilometer weiter nördlich handelt es sich auch beim Bollerborn in Altenbeken um eine intermittierende Karstquelle und 27 Kilometer weiter nördlich findet sich im Ortsteil Bredenborn von Marienmünster nahe der Liborikapelle eine weitere Karstquelle die den Bangerngraben speist. Aber auch die Paderquellen, wo das bei Schwaney versickernde Wasser des Ellerbaches wieder austritt was aus der Lippe im Oberlauf erst einen Fluss macht wird zur Karstquelle und so verdankt die Pader unter anderem, aber vor allem dem Ellerbach ihr Wasser. Dem Ellerbach bei dem es sich um jenen Bach gehandelt haben könnte der aus der Richtung des vermeintlichen Römerlagers Aliso kommend ab Paderborn Pader genannt wird und jener Bach der der Lippe erst die großen Wassermengen zuführt. Der Ellerbach also der Erlenbach der seinen Namen der Schwarzerle verdankt die in Spanien den Namen „Aliso negro“ trägt. Cassius Dio nennt diesen Bach der in den „Lupia“ also die Lippe mündet „Elison“. Als Karstbach kommt auch er aus unterirdischen karstigen Gesteinsschichten. Und was den Unterwelten entstammt, ob nun Magma oder Wasser rief auch immer schon die Götterwelt auf den Plan und verband sich mit der Mythologie. Und aus der griechischen Sagenwelt kennen wir den Namen „Elysion“. Was also für die Germanen der Erlenbach war könnte für die mediterranen Völker der Unterweltbach, eben der Elison gewesen sein. Und auch die Helmerte kam aus den Tiefen hart an der Eggekante und etwa 1000 Meter westlich der Borlinghauser Kirche quillt sie als Karstquelle aus dem Boden wenn, ja wenn und wie es die Niederschläge und die geologische Beschaffenheiten über die Jahrhunderte betrachtet zuließen. So könnte es durchaus auch diese Quelle und nicht die zu weit nördlich liegende Bollerbornquelle bei Altenbeken gewesen sein, bis wohin Karl 772 nicht kam da er von Marsberg nach Herstelle wollte und Altenbeken nicht auf seiner Strecke lag. Während die Helmerte zu Zeiten Karls des Großen zunächst vielleicht trocken gefallen sein könnte, lieferte sie dann aber urplötzlich wieder Trinkwasser für alle, weil es die Niederschläge in der Senke um Kleinenberg und die verborgenen Wasseradern ermöglichten. Die Helmerte war in alten Zeiten einst ein ergiebiger Bach als man ihr Wasser noch nicht zu zwei Dritteln für die Borlinghauser Trinkwasserversorgung genutzt hat. Heute lässt man nur noch einem Drittel den freien Lauf um die Fischteichkette und den Borlinghauser Schlossteich zu speisen, aber auch um die Organismen zu erhalten also die Wasserrahmenrichtlinie der EU zu erfüllen. Inwieweit, also wie stark sie sich in früheren Jahrhunderten als intermittierende Quelle gezeigt hat ist nicht mehr nachweisbar. Aber die Quelle der Helmerte fügt sich der Lage nach auch in den Betrachtungsraum im Zuge der Endphase der Varusschlacht. Denn sie befindet sich nur rund 1.500 Meter nördlich des angenommenen „Teutoburgiensi saltu“ und nur rund 1.800 Meter östlich des vermuteten Irminsul Standortes, sodass sie zum Schauplatz beider Ereignisse geworden sein könnte. Dann wäre es nicht nur die Quelle aus der 772 die Soldaten Karls des Großen tranken sondern auch jene, wohin sich Varus rund 800 Jahre zuvor verkroch als man aus ihm einen Drachen samt Ögishelm machte, er sich ins eigene Schwert stürzte aber der Sage nach von Sigemund/Segimer, Siegfried/Sigurd bzw. respektive Arminius/Irmin von unten aufgeschlitzt wurde. Unweit der Helmerte im „Wald der nassen Wurzeln“ wie Cassius Dio die Örtlichkeiten des letzten Aktes der Varusschlacht beschrieb hätte demnach auch der Gewaltakt Karls des Großen statt gefunden und wie allen wurde auch dieser Quelle von der ortsansässigen Bevölkerung neben einer gewissen Heilkraft auch eine mythologische Urgewalt nachgesagt. Und das umso mehr, wenn es sich um Karstquellen handelte deren Wasserverlauf sich für Menschen unsichtbar vollzieht, scheinbar ungeregelt verläuft und somit unbekannten Gesetzen folgte die immer schon mysteriös erschienen. Wirft man einen Blick auf den Namen Helmerte dann wird die Nähe zum Ort Helmern deutlich der sich im 10.Jhdt. Elmeri schrieb, sodass man die Helmerte einst auch Elmerte genannt haben könnte. Beschäftigt man sich mit der Helmerte auf dem Weg der Hydronymie, dann könnte man den Namen vom Begriff „Helm“ ableiten. Möchte man also im weitesten Sinne einen Bezug zum einstigen Schlachtengeschehen herstellen, dann müsste man weit ausholen und es ließe sich nur mit aufgefundenen Rüstungsteilen etwa Helmen in Verbindung bringen was aber auf einer sehr vagen Argumentation fußen würde. Trotzdem darf man es ansprechen und der Name des kleinen Flusses ließe sich demnach mit dem Substantiv Helm in Verbindung bringen. Eine alte Bezeichnung für Helm lautet „Helmet“ und ist uns aus dem Angelsächsischen überliefert wo es auch heute noch unter dem Begriff „Helmet camera“ in Gebrauch ist. Im altnordischen begegnet er uns unter dem Namen „Halmr“ und als Vorname findet er in Norwegen und als Nachname in Deutschland seine stärkste Verbreitung. Eine Bezeichnung die sich möglicherweise in seiner Bedeutung als der Schützende erweitern ließ. Ein Fluss, der die Regenfälle aufnimmt, das Wasser ableitet und Überflutungen verhindert. Anders formuliert ein Helm schützt, lässt Wasser abtropfen und Hiebe abgleiten. Wie es sich auch mit dem gleichnamigen Fluss Helme im Harz verhält. Weitere Hinweise sind wünschenswert. Aber die Helmerte könnte auch der Bach sein der in den fränkischen Reichsannalen „torrente“ genannt wird. Im Trentino und der Toscana tragen Bäche ebenfalls den Namen Torrente aber sie entspringen in gebirgigen Regionen, überwinden also Höhenunterschiede und haben dadurch ungleich andere Fließgeschwindigkeiten. Karl der Große traf jedoch in Ostwestfalen auf keine alpinen Gebirgsbäche, sodass man für die Helmerte offensichtlich keine andere Bezeichnung zur Hand hatte als „torrente“. Die „Annales regni francorum“ beschreiben den Vorfall im Zuge der sommerlichen Trockenheit im kompletten Wortlaut wie folgt: “Et inde perrexit partibus Saxoniae prima vice, Eresburgum castrum coepit, ad Ermensul usque pervenit et ipsum fanum destruxit et aurum vel argentum, quod ibi repperit, abstulit. Et fuit siccitas magna, ita ut aqua deficeret in supradicto loco, ubi Ermensul stabat, et dum voluit ibi duos aut tres praedictus gloriosus rex starre dies fanum ipsum ad perdestruendum et aquam non haberent, tunc subito divina largiente gratia media die cuncto exercitu quiescente in quodam torrente omnibus hominibus ignorantibus aquae effusae sunt largissimae, ita ut cunctus haberetcitus exerciter“. Übersetzt lautet es leicht abgwandelt: „Und von dort ging Karl der Große zum ersten Mal in die Teile Sachsens, er begann mit der Eresburg, kam bis zur Ermensul, zerstörte das Heiligtum in Gänze und nahm das Gold oder Silber weg, das er dort fand. Und es war eine große Dürre wo der glorreiche König zwei oder drei Tage verweilte um das Heiligtum zu zerstören, so dass das Wasser an der besagten Stelle wo die Ermensul stand versiegte. Als die ganze Armee mitten am Tag ruhte und kein Wasser vorhanden war, da ergoss sich plötzlich was keiner ahnen konnte durch göttliche Gnade in einem bestimmten Bach das reichlichste Wasser, so dass die ganze Armee mit Wasser gefüllt war“. Dabei könnte es sich auch um eine Naturerscheinung gehandelt haben, wie man sie von Karstbächen her kennt. Die bisherigen auf Basis der Parzellennamen entwickelten Theorien lassen auch Schlussfolgerungen bezogen auf die Vorgehensweise der römischen Legionen am Abend des zweiten Kampftages zu. Denn sowohl das oberirdisch heute noch schwach erkennbare Lager nahe Schweckhausen, das man als „prima Vari castra“ ansprechen könnte, als auch das Lager östlich von Borlinghausen waren aus der Not geborene Zuflucht- und Übernachtungsstätten. Einzig das erste Lager zwischen Corvey und Anreppen am römischen Hellweg nahe Brakel besaß Lagerqualitäten. So lassen sich die Überlegungen hinsichtlich des Standortes des zweiten Notlagers auf den erhöht liegenden Bergsporn östlich von Borlinghausen verdichten. An jener Stelle wo die Topographie der Landschaft einen sich nach Norden erstreckenden Bergrücken mit einer nach Westen geneigten Hangkante hinterließ die es den Angreifern erschwerte die Anhöhe zu erstürmen. An jener Stelle, wo der weiße „Passions“ Weg zur „Kreuzhecke“ führt könnte man später das sichtbare Zeichen des Triumphes über Varus errichtete haben wobei man aus strategischen Erwägungen heraus den 299 Meter hohen „Buren- Bauern oder Berenberg“ wohl ausklammern darf. Aber sahen die Germanen den zentralen Ort ihres Sieges wirklich mittig in einem einstigen Römerlager und sollte dies auch der Platz gewesen sein, den man über die Jahrhunderte im Gedächtnis behielt und wo man irgendwann einen Baum pflanzte der 772 nur noch als „Truncus“ erkennbar war oder wo man eventuell einen abgestorbenen Stamm aufrichtete oder rückte man es nicht vielleicht dahin wo die letzten Kämpfe stand fanden vielleicht da, wo ein Parzellenname „Langer Kamp“ lautet. Zwei sich ergänzende Annahmen könnten die Frage beantworten. Verbunden mit der exponierten Höhenlage für die sich seinerzeit die Legionen für ihr Nachtlager entschieden ging auch eine bedeutsame Weitsicht einher. Ein Ort den auch nicht erst die Legionen des Varus bevorzugten, sondern der aufgrund seiner exponierten Lage schon in prähistorischen Zeiten rituelle Strahlkraft besaß und einen markanten Anziehungspunkt darstellte der über Kultstättencharakter verfügte. So könnte schon darin die Erklärung liegen, dass man auch dort den Platz der Irminsul suchen darf. Ein als Truncus bezeichneter Baumstamm, wie er sich unverwechselbar im Wort Strunken für den Rest eines Stammes eines abgestorbenen Baumes in Form eines Stumpfes erhalten hat. Eine senkrecht aufgerichtete hölzerne Gedenksäule die man später auch „Columba Universalis“ nannte als man nach Vergleich - und Beschreibbarem suchte. Anderes Baumaterial wie zugeschlagene Steine wären für die Zeit untypisch gewesen und dafür die unbehauenen Blöcke einstiger Steingräber aus dem Tuistowald zu verwenden hätte den Sitten widersprochen. Und sicherlich gab man dem Baumstamm zum Zeitpunkt seiner Errichtung nicht sofort den Namen Ermen- oder Irminsul, da man unter den Germanen keinen Personenkult pflegte und er dürfte sich erst im Laufe der Zeit eingebürgert haben. Aber was man wusste war, wer der große Schlachtenlenker von einst war den die Römer Arminius nannten. So gilt es immer die möglichen Verläufe beider großen Ereignisse gegenüber zu stellen und abzugleichen da sie sich ergänzten. Dieser Ort wäre dann auch der gewesen, wo Karl der Große 772 die Sul abräumte und wo man später statt dessen im Austausch ein Kreuz samt Kirche aus Eschenholz errichtete und damit den Sachsen eine neue für sie also andersartige Gedenkstätte stiftete. Für die Sachsen allerdings war es ein ihnen vom Sieger aufgezwungenes Mahnmal gleich einer Schande, dass an ehrwürdigem Platze keinen langen Bestand gehabt haben dürfte. In Falen hatte man an einer Würdigung dieser Stätte kein großes Interesse, so dass das Bauliche schnell verging und vielleicht auch bewusst eingeäschert wurde. Als die Franken ihre straffen Zügel lockerten hatte es seine Bedeutung verloren und die Kilianskirche in Löwen war an ihre Stelle getreten, sodass die Franken an einer Aufrechterhaltung dieser Stätte in keinerlei Hinsicht mehr interessiert waren und den Standort schliffen bzw. den natürlichen Prozessen überließen. Dieser Theorie folgend rückte Karl der Große von Marsberg kommend über die Orte Westheim, Wrexen, Scherfede das ehemalige Scerva und Bonenburg an und gelangte damit auf bequemere Weise nach rund 24 Kilometern zur fälisch/sächsischen Kultstätte als wäre er über das Sintfeld anmarschiert. Von Kämpfen an der Irminsul steht nichts geschrieben so könnten die noch wehrfähigen Landesverteidiger unterdessen in die nur 4,5 Kilometer entfernt liegende Behmburg westlich von Willebadessen ausgewichen und sich nach dort abgesetzt haben. Die von Wünschen und Interpretationen geleitete Heimatforschung hat sich in den Jahrhunderten des Themas „Irminsulstandort“ zur Genüge angenommen und faszinierend und monumental wirkten immer schon die alten Wälle der Behmburg die man später in Karlschanze umtaufte. Und so war es für alle ein inneres Bedürfnis für die Irminsul die die Höhenlage der schroffe Egge als Hintergrund zu wählen. Die Sul vor dieser imposanten Kulisse zu sehen schien nur folgerichtig und ein angemessener Platz gewesen zu sein der das Vorstellungsvermögen entfachte und befriedigte. Der Überlegung den Ort daher innerhalb der Karlsschanze zu sehen entsprang daher auch die Vision, dass die Irminsul nur vor oder auf der Gertrudenhöhle gestanden haben konnte. Wer dies allerdings annimmt, schätzt die Eigenschaften der Falen falsch ein. Denn ein robustes und kampferfahrenes Volk wie sie es waren, hätten ihr nationales Heiligtum nicht hinter den Wällen einer Volksburg verstecken oder es gar dem Schutz einer Festung anvertrauen brauchen. Eine Fluchtburg in die man sich nur bei Gefahr begab. Und wie argumentiert endete die Varusschlacht auch nicht an jenen pittoresken Erdwällen oder schroffen Gesteinsformationen in luftiger Höhe. Dort ließ sich kein Bezug herstellen und kein Grund finden, denn der Ort der Irminsul war vorbestimmt und befand sich an jenem Platz der durch den Endpunkt der Varusschlacht gekennzeichnet war und sie endete dieser Theorie nach nicht auf dem Eggegrat. Zudem musste sich der Ort an dem sich die Menschen noch nach Jahrhunderten einfanden auf dem Territorium der seinerzeit erfolgreich kämpfenden Cherusker befinden und nicht auf dem Sorat im Lande der „äußersten Brukterer“ denn die Sul verkörperte Irmin/Arminius und nicht einen sicherlich auch mit kämpfenden aber unerwähnt gebliebenen tapferen Fürsten der Brukterer. So wurde die Sul zur Erinnerungsstätte an die Schlacht, die sie alle zusammen führte und später entwickelte sich Tradition daraus. Da die gegenwärtige Forschung die ehemalige Örtlichkeit in einem Trigon sucht in dem sich an den Eckpunkten heute Willebadessen, Kleinenberg und Borlinghausen befinden liegt der hier zur Diskussion gestellte Irminsulstandort auch noch innerhalb dieses vermuteten Horizontes. Der von allen Seiten gut erreichbare Höhenrücken östlich von Borlinghausen bot ausreichend Platz und die Menschen brauchten kamen sie aus dem cheruskischen Nethegau auch nicht erst den steilen Eggeanstieg zum dünn besiedelten Soratfeld bewältigen. Der berühmte Boller- oder Bullerborn bei Altenbecken hatte sicherlich für die Stämme auch eine hohe Bedeutung, aber nicht als ein Standort der Irminsul und noch zudem in zu großem Abstand zu Obermarsberg, denn es spricht eine deutliche räumliche Nähe aus den Beschreibungen der fränkischen Annalen. So fällt Altenbeken aus der Betrachtung und ist auch durch die Überlieferung nicht gedeckt wonach Karl der Große nach der Irminsulzerstörung an die Weser weiter reiste. Und dazu bedarf es keines Umweges über Altenbeken. An der Weser standen und das vielleicht auch ungeplant aber angestrebt Vertragsverhandlungen mit den Sachsen an anlässlich derer vereinbart wurde, dass man Karl zwölf Geiseln zu stellen hatte. Höxter/Corvey war in dieser frühen Zeit noch keine Alternative für ein Zusammentreffen, da der karolingische Reichshof Höxter erst nach der Schlacht an der Brunsburg 776 gegründet wurde, so könnte Sieburg die Vorgängerbezeichnung von Bad Karlshafen sein Ziel gewesen sein, dort wo er 797 das heutige Herstelle begründete. Karl der Große wird die unter dem Namen Königsweg bekannte Straße von Borlinghausen aus über Schweckhausen und Natzungen zur Sieburg genutzt haben. Es war demnach die Trasse auf der um Jahrhunderte zeitlich zurück versetzt ihm Varus in entgegen gesetzter Richtung entgegen gekommen wäre und Altenbeken lag nicht an dieser Route. So wäre es möglicherweise auch die Quelle der Helmerte gewesen, die zuvor trocken lag bevor sie wieder zur richtigen Zeit auf höhere Weisung hin zu sprudeln begann. Mit diesem Kapitel endet zunächst die unmittelbare Aufarbeitung und die theoretische Darstellung zum möglichen Zug des Varus vom Sommerlager in den Untergang in Verbindung mit der Errichtung der Irminsul. Alle Argumente wie sie sich antiker Literatur entnehmen lassen und wie sie sich einer logischen Schlussfolgerung nicht entziehen können und dafür sprechen, wurden in weit über 1oo Abschnitten aufgereiht. Diverse Interpretationsirrtümer wie man sie über die Jahrhunderte pflegte ließen sich ausräumen was letztlich dieser Theorie den roten Faden der Plausibilität verlieh. Kein Stückwerk mehr und keine Einzelbetrachtung heraus gegriffener Episoden und Teilaspekte wie so viele die Varusschlacht Literatur überschwemmt haben. Hier wird in doppelter Hinsicht epochenübergreifend der Verlauf in einem Guss vorgestellt, auch wenn viele „wenn und aber“ bleiben. Was die nötige Selbstkritik anbelangt und das Infragestellen eigener Hypothesen, so darf bei der Endbetrachtung eine Blickrichtung nicht fehlen. Es ist schlicht die in den Raum gestellte Bemerkung, dass auch diese Theorie nur eine Theorie bleibt solange die Wissenschaft sie nicht bestätigt oder neue, eindrucksvolle, eindeutige und überzeugende Funde und Fakten aus anderen Regionen auf den Tisch legt die sich dagegenhalten lassen und einem Vergleich stand halten sollten, womit sich alle Zweifel beseitigen lassen. Sollte es aber wieder „nur“ für neue Theorien reichen, so muss sich jede zunächst an dieser Darstellung orientieren und sich damit messen lassen, denn sie wurde zu einem Maß - vielleicht auch zu einem Regelwerk, da sie das Menschenmögliche in den Vordergrund rückt, es mit dem Machbaren abgleicht, es mit den antiken Überlieferungen aufnimmt, sie neu interpretiert und die landschaftlichen Gegebenheiten einbezieht. Kurz gefasst startete Varus demnach dort wo die alten Luftaufnahmen im östlichen Stadtteil von Höxter Spuren baulicher Anlagen zeigen die man als zwei ineinander greifende römische Marschlager identifizieren kann und wo sich eine ihm würdige Residenz im nahen Selicasa/Corvey finden lässt deren Außenmaße und Details es nicht allein sind die diesen Verdacht erhärten. Ab Brakel wurde der Marschzug mit jedem Kilometer poröser da er sich aufteilte. Die Cherusker verließen ihn schon am ersten Marschtag, eine unbekannte Zahl von Legionären mussten den zivilen Tross begleiteten, da Varus keine Frauen und Kinder, Beamte oder Sklaven mit ins Kriegsgebiet nahm und so entleerte sich sein Heer wie Marbod es nannte. Varus standen längst nicht mehr alle Legionäre zur Verfügung und er war auf die ihn unterstützenden Cherusker um so mehr angewiesen bis er sich nach rund 4o Kilometern Marschstrecke vor Borlinghausen verrannt hatte, sich nur noch von wenigen Legionären umgeben sah und sich dem unvermeidlichen fügte. Sein Marsch endete im Nichts und die letzten Überlebenden verstreuten sich, teils in Richtung Aliso, teils in dem sie den direkten Weg nach Westen riskierten und alle die römische Rüstungen trugen stieben auseinander. Nahe Borlinghausen vor dem „Teutoburgiensi saltu“ kam nun alles zur Ruhe und die Schlacht stand still und das Schlachten hatte ein Ende. Von dort wo man sechs Jahre später die Knochen zusammen trug waren es unter Berücksichtigung des Eggeanstieges über den Höhenweg bis ins vermeintlich rettende Aliso/Schwaney etwa 20 Kilometer Wegstrecke. Es war der Situation geschuldet dürfte also eher ein Zufall gewesen sein, dass Varus sein letztes „Marschlager“ in der Nähe oder genau da aufschlug, wo sich die heiligen Haine der Germanen befanden und wo Germanicus den Tumuli für die Gebeine errichtete den Germanen schon nach wenigen Jahren zerstört hatten. So fielen auch die Blicke der Legionäre in ihren letzten Stunden auf die urtümlichen Begräbnisstätten bronzezeitlicher Steingräber in den umliegenden Waldgebieten zwischen Löwen und Borlinghausen. Grablegen in einer von Vergänglichkeit gezeichneten Landschaft die sich damals noch im unzerstörten Originalzustand befanden waren nicht zu übersehen und begleiteten sie auf den letzten Metern. Hier wo die Germanen sie erwarteten gruben sich ihnen die Zeugen ältester Kulturen in ihre letzten Erinnerungen ein und boten ihnen einen Anblick, den sie nicht vergaßen. Da wo sie zuletzt kämpften befanden sie sich dieser Theorie nach im heute Struck- und Tuistoholz genannten Waldgebiet, in dem immer noch die zahlreichen Relikte einstiger Bestattungssitten aufgespürt werden können. Man hat dabei die Worte von Tacitus im Sinn der diese Region damals passenderweise auch als „heilige Haine“ beschrieb. Ob man vor 2000 Jahren die Gräber frei stellte also Baum frei hielt ist fraglich da hainartige Waldgebiete den Eindruck von Offenheit und lichte erzeugen. Zweifellos dehnten sich im Umfeld auch dichtere Wälder aus, sodass Cassius Dio mit seiner Überlieferung wonach die Römer am letzten Kampftag darin kämpfen mussten zutreffend gewesen sein dürfte. Beides lässt sich am letzten Kampftag nicht ausschließen und widerspricht nicht der Kompatibilität der Schriften dieser zwei antiken Historiker. So kämpften die Römer in jenen Waldgebieten in denen sie auf nassen Wurzeln zu Fall kamen und für die Germanen zu leichten Gegnern wurden. Die Cherusker wussten wo sich die alten Ruhestätten befanden in denen schon ihre Vorfahren ihre Toten beigesetzt hatten sie fühlten sich mit ihnen verbunden und sie waren ihnen immer noch auf ihre Weise heilig. Sie sahen möglicherweise diese Stätten durch fremde darin kämpfende Krieger entweiht was ihren Zorn steigerte, denn auf Friedhöfen zieht man kein Schwert. Traditionell könnten auch diese Orte aus kultischen Gründen von den Germanen regelmäßig aufgesucht worden sein und vielleicht wurden sie auch noch von den Cheruskern als Begräbnisstätten nach genutzt. Gewohnheiten die es schon gab lange bevor Varus ihr Land betrat und man hielt daran fest, ob man sich nun Kelte, Germane, oder später Cherusker, Fale oder Sachse nannte. Und vielleicht auch noch solange bis es ihnen durch die neuen christlichen Bestimmungen wonach die Beisetzungen in Kirchennähe statt zu finden hatten ausgetrocknet, ersetzt oder untersagt wurde. In christlichen Kreisen blickte man immer schon mit Argwohn auf die stummen Zeugen ritueller Vergangenheit und man entsinnt sich, dass noch Jahrhunderte nach der Irminsulzerstörung die alten heidnischen Anlagen auf Geheiß der frommen Obrigkeit im Erzbistum Paderborn flach gelegt und eingeebnet werden mussten. Darunter könnten sich auch jene Örtlichkeiten befunden haben die den Germanen als Opfergruben und Marterstellen für die gefangenen Legionäre dienten aber auch noch jener Hügel, den Germanicus einst für die Gefallenen auftürmen ließ. Östlich von Borlinghausen summieren sich diese heute noch in Karten verzeichneten Relikte die bis in älteste Zeiten zurück reichen. Der Region lassen sich darüber hinaus anhand der Parzellenkarten Spuren auch in eine andere Richtung der Vergangenheit ablesen. Eine Zeit, als es noch enge Verbindungen zwischen dem sächsisch/fälischen Ostwestfalen und dem sächsischen Südengland gab. Eine historisch nicht zu unterschätzende die Länder übergreifende Schiene mit der sich erklären lässt, warum die angelsächsische Erzähltradition so viele Merkmale aufweist die sie mit Festlands Altsachen gemeinsam hat und worauf einzugehen es sich lohnt. Verbindungen aus dem 5. Jhdt. denen sich erstaunliche Erkenntnisse entlocken lassen die uns auf mehrfache Weise auch wieder einen neuen Blick auf die Historie gestatten. Es beleuchtet die Kontaktzone bis Großbritannien, weit in den skandinavischen Raum und bis Island wo die Eddaforschung tätig ist. Denn bis an die Grenzen menschlicher Zivilisation waren damals die alten Begebenheiten durchgedrungen. Und es lässt sich auch noch gut heraus arbeiten, dass nicht nur Varus und seine Schlacht sondern auch die damit verbundene Drachensaga eine Verbindung zwischen Ostwestfalen und der Grafschaft Kent hat entstehen lassen. Dadurch verbessert sich auch unser Kenntnisstand über die Existenz und die Bedeutung der legendären Falchovarie. Aber die mörderischen Zweikämpfe der Germanen mit den flüchtenden Legionären erstreckten sich noch über die folgenden Tage und die ganze Region, zogen sich auch noch den „Teutoburgiensi Saltu“ hinauf und in den letzten Stunden wurden noch an zahlreichen anderen Stellen die Schwerter gekreuzt. Aber der Saltus war die markante Landmarke und zugleich das ersehnte Fernziel, das die römischen Legionen anstrebten und das der Mehrtagesschlacht seinen Namen gab, das seinen Ursprung in einem Volksaufstand hatte. Denn das es im neuen Reich des Varus erzürnte Bewohner gab dürfte ihn nicht verwundert haben und half ihn zu ködern. Es war der fiktive 27.9.0009 der Tag an dem Varus den Sonnenuntergang vermutlich schon nicht mehr erlebte und was an der Weser seinen Anfang nahm endete hier nur rund 3.500 Meter nordöstlich eines Berges mit dem verdächtigen Namen „Varenberg“. Ein Name von dem kein Heimatkundler der Region sagen kann, seit wann er ihn trägt. Auf der amtlichen Basiskarte ist er jedenfalls so eingezeichnet. Ob aus ihm ein Bezug zu Pharos dem Namen des Leuchtturmes spricht, er einen Grenzberg kennzeichnet oder gar an den römischen Feldherrn erinnert ist unklar. Aber es mag jeder für sich entscheiden, wie er die bisher vorgelegten Indizien bewerten möchte, aber es sollen noch einige gute Gründe folgen womit sich die Struktur dieser Theorie stützen lässt auch wenn sie aus unterschiedlichen Epochen stammen und noch Quellen angezapft werden die schwer interpretierbar sind, aber zielführend sein können. (19.02.2023)
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Mittwoch, 1. Februar 2023
Im Jahre 9 begann die Geschichte der Irminsul - aber sie ist noch nicht zu Ende geschrieben.
ulrich leyhe, 12:16h
Wären sich Varusschlacht und Irminsul bei Borlinghausen räumlich nicht so nahe gekommen hätte es das Kapitel Irminsul im Zusammenhang mit der Varusschlacht nicht gegeben, da sich dafür keine Notwendigkeit eingestellt hätte. Die Irminsul hätte dann unangefochten ihren Platz in der frühen Mediävistik behalten, wäre nicht mit der Antike in Berührung gekommen und in ihr hätten nur jene Wunschdenker einen Bezug zu Arminius gesehen, die es immer schon gerne miteinander verbinden wollten, obwohl sich dafür bislang nie eine überzeugende Verbindungslinie auftat. Diese hat sich nun im Zuge der Aufarbeitung eingestellt und so bedarf es auch einer Gesamtbetrachtung auf die Zeiten. Und da beide Ereignisse so weit auseinander liegen sich aber unerwartet so nahe kamen, dass sie sich miteinander verknüpfen lassen kann auch ein logischer Aufbau hergestellt werden und die Frage aufgeworfen werden, was der Zeitgeist aus der Irmensul machte. Möchte man sich am Wesen des Vordringens der germanischen Sachsen in die von Falen besiedelten Regionen südlich der Porta Westfalica orientieren, dann liefen auch die Südbewegungen der ersten germanischen Einwanderungswellen der so genannten Jastorf und Nienburg Kulturen etwa ab dem 5. vorchristlichen vergleichbar, weitgehend unblutig und einvernehmlich ab. Großschlachten um Landgewinne zu erzielen oder Siedlungsgebiete zu erobern sind in beiden Fällen nicht nachweisbar und die nach Stämmen und Sippen zu unterteilenden Einwanderungsbewegungen einzelner Gruppen aus dem Kreis der Nordseegermanen vollzogen sich eher schleichend, sie sickerten ein und man vermischte sich. Ein über die Jahrhunderte währender Prozess lässt keine einheitliche oder abgestimmte Methodik erkennen, so dass sich keine Fronten bildeten im Zuge derer es zu massiven Auseinandersetzungen mit den keltischen Gruppen südlich der Mittelgebirge bzw. später den Falen gekommen wäre. Zweifellos eine Theorie, sie kann aber deutlich machen wie das römische Vorgehen die germanische Bevölkerung in ihren Grundfesten erschüttert hat, denn mit dieser Form von Brachialgewalt war man bisher nicht vertraut oder konfrontiert worden. Die germanische Welt geriet in die Defensive war begleitet von heftigen Umbrüchen innerhalb der damaligen Gesellschaftsstruktur und intellektuell überfordert. Germanien wurde urplötzlich wie aus dem Nichts in nur wenigen Jahren von der aus dem Südwesten anrückenden römischen Kriegsmaschinerie überrollt. Sie brach über sie herein, drang quasi über Nacht in ihren Lebensraum ein und löste fundamentale Verwerfungen in ihrem kulturellen Selbstverständnis aus. Bis auf den allgemein herrschenden Hader der sich auch in ihren Reihen vollzog lebte man mit den ihnen nahe stehenden keltischen Völkern zusammen und es dürfte vom Grundsatz her bis dato kein Erfordernis bestanden haben größere Kontingente für Abwehrmaßnahmen oder Angriffe sammeln zu müssen. Aber nun war eine neue Ära angebrochen und man sah sich genötigt die über größere Siedlungsräume verteilten Stämme zu gemeinsamen Handeln zu bewegen, auf diplomatischem Weg zusammen zu führen und gemeinsame Strategien zu entwickeln um sich kräftemäßig auf die neue Lage einzustellen. Auf bislang fremde Stämme zugehen zu müssen und Überzeugungsarbeit zu leisten dürfte nicht zu den germanischen Stärken gezählt haben war aber jetzt unvermeidbar und das Schmieden stammesübergreifender Allianzen was zuvor nie nötig schien nahm schicksalhafte Züge und wurde nun zum Gebot der Stunde. Das man sich erhoffte Rom würde den Rhein als alte Völkergrenze respektieren erwies sich schnell als Trugschluss. Und ob es sich bei den Einfällen rechtsrheinischer Germanen in die bereits von Rom eroberten Regionen links des Rhein lediglich um Raubzüge handelte wie man es den germanischen Raubeuteln gerne unterstellt oder ob es einen ersten Vorgeschmack auf die sich ändernden Verhältnisse lieferte, man Abwehrposition einnahm und entsprechend reagierte sei dahin gestellt. Denn darin, dass sich gleich drei Stämme nämlich Sugambrer, Tenkterer und Usipeter zusammen fanden könnte auch ein Beleg für eine erste umfangreich angelegte germanische Bündnispolitik gewesen sein. Ein aus bitterer Erfahrung gewachsener Umdenkungsprozess hatte die rheinnahen Stämme bereits erfasste als man sich an der Weser noch sicher wähnte. Aber die dortige germanische Stammeskultur war gewarnt, heraus gefordert und gezwungen sich neu zu orientieren um sich den neuen Gefahren entgegen stellen zu können. Im Umgang mit einer überlegenen Zivilisation war man zunächst unerfahren und die Irritation des Ungewohnten überwog zumal man den vom Feind perfide geführten Verhandlungstaktiken nicht gewachsen war. Der unvermeidliche Anpassungs- und Lernprozess war in Bewegung gekommen, verlief zwar schleppend, anfänglich wohl auch orientierungslos und brauchte seine Zeit aber er kam in Gang. Aber man erkannte neben den Stärken auch die Schwächen der neuen Zivilisation und feilte an ersten Strategien. Stammesfürsten die bereits offen oder insgeheim mit den Eroberern sympathisierten da sie sich vom Neuen einiges versprachen und daran teilhaben wollten, führten den anders gesinnten Germanen ihre eigene Macht und Ohnmacht vor Augen und ließen Uneinigkeit erkennen. Vieles dürfte in der frühen Phase auf unterschiedliche Weise vereitelt worden sein und verhinderte ein koordiniertes Vorgehen und Aufbäumen das Drusus nutzte um nahezu ungehindert bis zur Elbe durchmarschieren zu können. Und die Kämpfe von Arbalo zeigten allen deutlich, dass hinsichtlich einer wirkungsvollen Abwehrstrategie noch Nachholbedarf bestand. Diese Darstellung soll verdeutlichen welcher komplexen Lage man sich in Ostwestfalen gegen über sah und wie überfordert damals die klein bäuerliche geprägte germanische Stammeskultur gewesen sein musste als man sich mit einem gigantischen Machtapparat messen musste und erkannte, dass die römischen Machthaber sich unverhohlen anschickten durch ihre Stammesgebiete einen Korridor nach Osten zur Elbe zu schlagen. Sich vor diesem Hintergrund eine Vorstellung vom Vorabend der Varusschlacht zu machen und was es bedeutete sich einer Weltmacht in den Weg zu stellen dürfte mit unserem heutigen Einfühlungsvermögen nicht mehr möglich sein. Um so mehr wird erkennbar welche Leistungen die Stämme seinerzeit aufbringen mussten um sich der römischen Besatzer zu entledigen und wie monströs ihnen ihr Sieg über Varus später vorgekommen sein muss. Er grub sich nachhaltig in ihre Seelen ein, brannte sich in die Erinnerung aller teilnehmenden Völker und folgenden Generationen und löste in der übrigen germanischen Welt bis in den hohen Norden nicht nur Hochachtung aus, sondern ermutigte auch die Verzagten und ließ die mit Rom Kooperationswilligen zögern. Die Schlacht des Jahres 9 + nahe der Weser brachte für alle die sichtbare Wende in einem schon als aussichtslos angesehenen Freiheitskampf. Ein Wunsch auf Sieg den die Stämme am Rhein schon aufgegeben hatten als es unter Tiberius zu den gewaltigen sugambrischen Zwangsumsiedlungen und marsischen Fluchtbewegungen kam. Das sich die Varusniederlage so kolossal und nachhaltig auf das römische Selbstbewusstsein auswirken würde war zu erwarten. Und das dies dazu führte, dass sich sechs Jahre später das römische Reich unter Germanicus mit einer in Germanien bislang nie da gewesenen Armee aus zigtausenden von Legionären wie eine Walze auf die Varusbezwinger zu bewegte um Rache zu üben auch. Allen war bewusst, dass die Varusschlacht der Grund dafür war und das römische Reich unter Druck gesetzt war zu diesem massiven Gegenschlag ausholen zu müssen. Wollen wir uns heute in die Mentalität unserer Altvorderen hinein versetzen, dann dürfte es noch möglich sein zu erkennen, dass diese Ereignisse an den Menschen der Zeit aber auch danach nicht spurlos vorüber gehen konnten. Eine Varusschlacht schlug man nicht im Vorbeigehen um dann zur Tagesordnung über zu gehen, so als ob alles ganz normal gewesen wäre und man es hätte jederzeit problemlos wiederholen können. Was damals geschah besaß den Charakter eines „Ragnarök“ und so fühlte es sich auch für die Betroffenen an und wer will da noch bestreiten, dass man sich auch noch lange nach der Schlacht für die Schauplätze nicht nur interessierte, sondern sie auch zu würdigen imstande war. Germanicus bewies es ihnen und machte es allen germanischen Kriegsteilnehmer noch mal deutlich, indem er sich selbst 15 + zu dem bitteren Schritt hinreißen ließ sich ohne einen wirklich triftigen Grund zu haben zur Stätte der peinlichen Niederlage zu begeben. Allen Germanen bewies dieser Akt wie der Schlachtausgang das Weltreich ins Mark getroffen hatte. Denn das ein Feldherr an jenen Ort zurück kehrte nur um die Knochen zu bestatten hatte man an der Egge nicht erwartet und noch nie erlebt und spätestens jetzt erkannte man welche Tragweite ihr Sieg damals gehabt haben musste. Es muss sich auf das römische Selbstwertgefühl so katastrophal ausgewirkt haben, dass man es mit dem gewaltigsten Aufgebot, dass die Kriegsgeschichte kannte und über Jahrtausende in Mitteleuropa unvergleichlich blieb wett machen wollte. Aber es gelang weder die Rückeroberung noch die entstandene Schmach abzumildern oder zu rächen. Als dann 16 + die Würfel fielen und Rom sich komplett aus Zentralgermanien zurück zog spürte man ein zweites Mal wie bedeutsam sich das Varusereignis die Schlacht die den Wendepunkt brachte auswirkt hatte. Denn erst dadurch wuchsen die germanischen Völker zu einer Allianz zusammen ohne die es die letzlich nicht möglich war in den Schlachten bei Idistaviso oder am Angrivarier “aggere“ zu siegen bzw. eine Pattsituation herzustellen. Eine Schlacht die zum Urknall für die Stämme an Weser und Elbe wurde da sie erkannten fortan zusammen halten zu müssen. Wer will es, da es eine vergleichbare Stätte in Germanien nicht gab unseren Vorfahren verdenken, wenn sie es nicht für Angebracht hielten an der Stelle ihres großen Triumphes ein Zeichen zu hinterlassen. Ist es denn ernsthaft vorstellbar, dass die Generationen lange vor uns einen Sieg, in dessen Folge sie eine hoch entwickelte Besatzungsmacht dauerhaft zum Rückzug gezwungen hatten den Ort ihrer Niederlage in Vergessenheit geraten ließen ? Ein Ort den man zunächst nur aufsuchte bis man begann dort Sichtbares zu hinterlassen. Ein Zeichen das lange Bestand haben sollte und sich sogar noch bis in die Zeiten der neuen Zuwanderer aus dem Norden erhielt die sich unter der Sammelbezeichnung Sachsen mit den Cheruskern und späteren Falen vermischten. Auch ohne biblische Ereignisse im Hinterkopf zu haben halten sich Erinnerungen an große Geschichtsereignisse bekanntlich lange und es sei daher nochmal an die Anbringung eines Gedächtnissteines am türkischen Göksufluss 1971 erinnert, den man dort immerhin 781 nach dem Tod von Friedrich Barbarossa aufstellte, der dort am 10. Juni 1190 ertrank. Man erhob die Erinnerungsstätte im Nethegau zu einem gemeinsamen Zentrum, einem Mittelpunkt gleich das sich leider unvermeidlich zu weit im Süden etablierte, da Varus eben nahe Borlinghausen und nicht etwa am Dümmer See besiegt wurde. Ein Großereignis wie dieses warf erwartungsgemäß lange Schatten voraus, Schatten die lange sichtbar blieben und aus der Geschichte nicht mehr weg zu denken waren, Schatten die sich auch über die Völkerwanderungszeit erhielten und bis ins Karolinger Reich reichten, wo sie durch das Ereignis im Jahre 772 wieder belebt wurden, neue Konturen annahmen und andere Interpretationen erfuhren. Aber der Schatten sollte noch über das Mittelalter hinaus bis in die heutige Zeit fallen. Spuren zu entdecken und sie auszuwerten um den Erinnerungsverlauf von der Schlacht bis zur Sinnbildzerstörung aufzudecken ist kaum möglich, da die Christianisierung vieles verschüttete. Da sich aber Widukind von Corvey der 200 Jahre nach der Irminsulzerstörung um 973 verstarb, als längst wieder die Sachsen Herren im eigenen Land waren zeigt, dass die Geschichte um die Irminsul im 11. Jhdt. noch nicht verstummt war. Gut vorstellbar soll sie auch noch im 13. Jahrhundert zum Predigtinhalt in den Kirchen und Gottesdiensten gehört haben, da sich damit das Heidnische darstellen ließ. Sebastian Münzer erwähnt sie dann 1550, Heinrich Meiborn 1612 und Elias Schedius 1728 womit man in der Neuzeit angekommen wäre. Ein Hinweis ließe sich noch bei Einhard, dem Biographen Karls des Großen aufspüren. Ihm unterstellt man im Zusammenhang mit der Irminsulzerstörung religiös motivierte Legendenbildung und nur sechs Jahre danach hatte er die leidige Aufgabe die bittere fränkische Niederlage bei Roncesvalles in den Pyrenäen zu dokumentieren. Das einzige belegte Dokument darüber entstammt seiner Feder und es war ihm nur wenige Worte wert. Vielleicht könnte man ihm daher unterstellen, dass er es gerne tot geschwiegen hätte, wenn er nicht auch über andere Ereignisse wortkarg geblieben wäre. Der Verlauf der Schlacht am Col de Roncevaux in dem Hruodland besser bekannt als Roland der ein Neffe Karls des Großen gewesen sein soll umkam glich dem Verlauf der Varusschlacht. Man begann ihn in der Folgezeit trotz der Niederlage, aber vermutlich aufgrund früherer geleisteter Heldentaten zu heroisieren. Der Zeitgeist schien sich im späteren Mittelalter nach einer Gestalt wie ihm zu sehnen, da er real war und sich mit ihm keine biblischen Vorbilder oder missionarischer Eifer verbinden ließ. Er war kein Martin von Tours und kein Drachentöter, er symbolisierte den alten Geist von Kampfkraft und stand für das Grundbedürfnis auf Wehrhaftigkeit. Besonders der Norden Deutschlands sympathisierte mit seinem Erscheinungsbild und während Mönche und Priester keine Waffen trugen und die christliche Kirche zur Friedfertigkeit aufrief bildete Roland der auf Statuen mit dem symbolhaften Schwert in der Hand abgebildet wurde das Gegenstück dazu. Eine Leitfigur mit dem sich die Bevölkerung in rauen Zeiten besser identifizieren konnte. Insgesamt verkörperte er Attribute die schon manche Zeitgenossen auf den Gedanken brachten, dass in ihm die Gestalt des Irmin weiter gelebt haben könnte. Und auch Jakob Grimm fiel auf, dass sich die Rolandsäulen auf die nicht fränkischen Gebiete einschränken ließen und im Jahre 1844 stellte er auch eine Verbindung zu den Angelsachsen her in dem er an die zu Ehren des Aethelstan im Mittelalter errichteten Säulen erinnerte. So verwundert es auch nicht, dass sich die deutschen Rolandstädte an der Elbe und in Sachsen – Anhalt konzentrieren, wo sich noch ein räumlicher Bezug nach Ostwestfalen herleiten lässt. Das also die Rolandsabbildungen hauptsächlich da standen, wo sächsischen Recht galt und er wie Irmin auch kein Gott war entsprach in Gänze sächsischem und mittelalterlichem Denken, symbolisierte aber auch das wehrhafte Christentum in Kreuzzugszeiten. So ersetzte Roland vielleicht ungeplant und unerwartet jene Person die man in der Gestalt des Irmin aus Gründen religiösen Sendungsbedürfnisses aus der Geschichte verbannt hatte, erfüllte sich eine alte Sehnsucht und erinnerte sich. Nach dem Motto Irmin ist tot, es lebe Roland hatte das römische Reich auf deutschem Boden in Gestalt des Roland wieder einen neuen Schutzpatron und Säulenheiligen gefunden und ab dem 12. Jhdt. ging der Samen auf als man und das vermutlich schon im Jahre 1186 den ersten hölzernen Roland aufrichtete, der schnell ein Raub der Flammen wurde. In den Städten wuchs neues Selbstbewusstsein und man besann sich einstiger Stärke. Es bedurfte damals keines Einhard mehr der es verschriftete, da die Geschehnisse in den Pyrenäen zum mittelalterlichen Gemeingut wurden und die Bevölkerung hatte nicht nur in der Antike das Bedürfnis die Nachwelt an ihre herausragenden Kriegsherren zu erinnern. Aber eine Irminsul auch wenn sie körperlos blieb könnte einst Pate für das Bedürfnis unserer Altvorderen gestanden haben ebenfalls einen siegreichen Feldherrn auf diese Weise zu ehren. Was zweifellos nicht ins Geschichtsbild passt und was man als unüblich einstufen darf ist die Tatsache, dass man sich mit Roland keinen Helden, sondern letztlich einen Unterlegenen ausgesucht hatte. Obwohl er ein Kämpfer war, der Feind ihn erschlug ihn und man ihn tot aus der Schlacht tragen musste, wurde er zum mittelalterliches Idol und souveränen Vertreter städtischer Interessen und Sinnbild eines neuen Selbstbewusstsein. Beruhend auf dieser Gesamttheorie täte es den touristischen Bemühungen der Region um Borlinghausen gut, wenn man sich dieses Alleinstellungsmerkmals nicht entgehen lässt, denn anders als bei so manch anderer geschichtlicher Herleitung scheint diese noch zu den plausibelsten zu zählen. Und natürlich nannte Rudolf von Fulda die Irminsul einen Truncum bzs. Truncus also Strunken. Denn als die Karolinger am Ort eintrafen blickten sie nur noch auf die Reste des einstigen Irminbaumes oder eines Baumstammes aus dem der Zahn der Zeit einen Strunken gemacht hat, da er bereits in die Zersetzung überging sich also schon im Zerfallsprozess befand. (01.02.2023)
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