Dienstag, 19. September 2023
Die Wälsungen – Fürstengeschlecht der Cherusker ?
Aus dem Sagenhaften das Reale zu isolieren sollte eine wieder kehrende Pflicht und Kür für die Geschichtsforschung darstellen. Ein motivierendes Thema mit Ewigkeitspotenzial zu dem die Zeitgeschichte zeitweise auf Distanz geht, das aber weder ignoriert noch delegiert werden sollte und in dem nicht nur die „Völsunga Saga“ einen wichtigen Stellenwert einnimmt. Der gesamte Sagenkomplex macht einen großen Anteil an unserem historischen Erbe aus und die Herausforderung besteht darin sich ihm unvoreingenommen nähern zu müssen. Mit Sigurd respektive Siegfried, in „urdeutsch“ wohl Sifrit genannt weil es so im Nibelungen Lied geschrieben steht, ließe sich eine Brücke über die Zeiten schlagen. Bezöge man dann die antike Literatur mit ein, dann könnte es sich bei Sifrit im übertragenden Sinne um Arminius gehandelt haben. Etymologisch betrachtet würde es dann auf die altsächsische Irminsul hinaus laufen, die einst in Ostwestfalen stand, deren unbekanntes Aussehen die Menschen seit langer Zeit zu gestalterischer Vielfalt verleitet, damit aber den klaren Blick auf sie vernebelt hat. Sifrit und Arminius wären demnach ein und dieselben Gestalten gewesen, die die deutsche Geschichte in zweierlei Hinsicht geprägt haben. Während Sifrit der Legende entstammt, soll es sich bei Arminius unstrittig um eine reale Person gehandelt haben. Sifrit in der Schreibweise Siegfried war das Endglied einer Kette die auf der Genealogie der Völsungen Saga basiert. Arminius erging es vergleichsweise ähnlich, wenn man das Wissen aus römisch historischer Quelle betrachtet. Das Bestreben der Geschichtsforschung zu stützen, die seit jeher über die Epochen betrachtet Ausschau nach Durchgängigkeit und Kontinuität hält ist die Antriebsfeder dieser Theorie was aber aus Gründen der Komplexität auf Skepsis stoßen darf. Möchte man sich dennoch mit ihr anfreunden, dann würde auf Arminius der Verdacht lasten, dass sich hinter ihm der letzte große Stammhalter einer vergangenen Führungsschicht verborgen hält, der über mehrere Generationen herrschte und auf einem Mann mit Namen Odin aufbaute. Der uns bekannte Stammbaum des cheruskischen Fürstensohnes Arminius hingegen reicht basierend auf den antiken Quellen nur zurück bis zu seinem Vater Segimer, während da die Völsunga Saga wesentlich weiter und tiefer greift. So macht es eben einen Unterschied, ob man der einheimisch germanischen Quelle vertrauen möchte, oder dem Halbwissen einer einstigen Besatzungsmacht folgt. Arminius ein Nachfahre der großen Cheruskersippe dessen Namen wir nur den antiken Schriften entnehmen können wäre demnach auch eine Waelse gewesen. Verschmolzen sie miteinander, dann besaß diese Person an der Weser die ungeteilte Macht über die Cherusker und wurde im Zuge der Schlachten gegen Varus ,- Germanicus und Marbod zum Inbegriff germanischer Widerstandskraft. Für ihn findet sich in der mündlich und schriftlich übertragenen Geschichtsdarstellung kein würdiger Nachfolger mehr, und die Sage nennt uns ebenfalls weder den Namen eines Wälsungers der auf Siegfried respektive Arminius folgte, noch kennen wir einen von allen Cheruskern akzeptierten Anwärter aus der Segimer Sippe dem man den „Thron der Cherusker“ anvertrauen wollte. Schlussendlich erwähnt sowohl die Völsungen Saga für den Sagenhelden Siegfried den letzten seiner Hierarchie keinen Sohn, noch für Arminius dessen leiblichen Sohn Thumelicus man nach Ravenna deportierte, sodaß beiden eine direkte Nachfolge versagt blieb. Auf Italicus den Abkömmling des einstigen Hochverräters Flavus, dürfte sich die cheruskische Oberschicht als auch die Gesamtheit des Stammes nach dem Ableben von Arminius als seinen legitimen Erben nicht verständigt haben. Ihn auf Basis einer zuvor beim römischen Erzfeind Rom eingeholten Zustimmung durchsetzen zu wollen wird man zudem auch als Schmach empfunden haben. Damit endete auch mit Arminius die für eine direkte Nachfolge nötig gewesene Blutlinie dieser scheinbar Janus köpfigen Person was auf seine Identität mit Sifrit hinweist. Zudem ist es nicht unüblich, dass in unterschiedlichen Kulturkreisen wechselseitige Namensgebungen existierten wie das Beispiel Attila/Etzel zeigt. So erlosch das Haus Wälsung für deren Gründe uns die Sage keine Erklärung bietet, während wir dank der antiken Geschichtsschreiber meinen zu wissen, dass die Cherusker im Streit unter gingen. Die Hierarchie der Völsungen endete den Quellen zufolge bei dem Namen Siegfrid bzw. Sigurd während er gemäß der Donaueschinger Nibelungenhandschrift C.) unter dem Namen Sifrit in die Sagengeschichte einging. Ein Name wie man ihn in gekürzter Form dem dialektisch geprägten germanischen Volksmund entnommen hatte, aus dem sich später der hochdeutsche Name Siegfried entwickelte. Als die antiken Quellen schon im Verlauf des römischen Prinzipats zu versiegen begannen verabschiedete sich auch das alte Wissen um Varus und Arminius aus der Literatur der römischen Klassik und in der Zeit der großen Völkerverschiebungen erlosch jegliches Interesse daran. Und auch in Italien übergab man die alten Geschichten dem Volksmund, wo es sich noch bis heute im Aberglauben der italienischen Unglückzahl 17 erhalten haben soll die sich vermutlich von der 17. Varuslegion ableitet. Eine Epoche in der es zu massiven Umwälzungen kam, in der sich alle bestehenden Strukturen auflösten und auf die eine nachrichtenarme Zeit folgte. Da man um diese Zeit andere Sorgen hatte stößt man in dieser Epoche erwartungsgemäß auch bei keinem antiken römischen Schriftsteller auf den Namen Sifrit und da Karl der Große die in Arminius fortlebende und an ihn erinnernde Irminsul schon tilgte bevor die Zeit der Sagen anbrach, sucht man auch darin den Namen Arminius vergeblich. Aber in Germanien schlugen die Uhren anders, dort nahm ab dem 6. Jhdt. langsam Sifrit und der Drache seinen Platz ein und die Legende verlieh ihm Kontur und Symbolik. Dieser Theorie folgend konnte sich Arminius am einstigen Austragungsort der Varusschlacht nahe Borlinghausen eine Nische bewahren, wo er sich noch lange im Gedächtnis der Bevölkerung Ostwestfalens halten konnte. Und auch der etymologische Forschungszweig erkennt in Irmin bzw. Ermin den Ursprung des Namens Armin, womit sich unschwer auch ein direkter Bezug zur Irminsul herstellen lässt. Ein Name wie er erst im 5. Jhdt. durch die aus dem Nethegau ausgewanderten Falen und Sachsen in Südengland Verbreitung gefunden haben könnte, da die keltische Zunge andere Namen bevorzugte. Später bürgerte sich der Name auch auf den britischen Inseln ein und ist durch Sichfrith, Sigfred oder Sigfrodo des im 9. Jhdt herrschenden Königs von Dublin belegt. Es war der germanischen Mundart geschuldet, die das Wort Sigfrid oder Siegfried nicht nur als Sichfrit aussprach, sondern der es sogar gelang es umgangssprachlich bis zum Namen Sifrit zu verstümmeln. Und auch der Name des heiligen Siegfried von Schweden aus Växjö der im 11. Jhdt. lebte, den man auch Sigfrid oder Sigfridus nannte spricht für die weite Verbreitung des altgermanischen Namens Sifrit und nicht nur Sigurd auch im nordeuropäischen Sprachraum. In Italien hingegen dürfte sich der Name erst im Zuge der langobardischen Landnahme verbreitet haben. Jener Volksstamm der die Cherusker vermutlich schon gegen Germanicus unterstützt hatte und dann gemeinsam mit ihnen Marbod besiegte. Dieses westlich der Elbe siedelnde Volk, das anfänglich in einer Allianz mit den Cheruskern stand übernahm später die Rolle einer Schutzmacht und integrierte Teile von ihnen. Aus Italien kennt man den Namen Sifrit in den Varianten bzw. Schreibweisen Segafredo, Segafreddo, Seganfreddo aber auch Siffredi und Sifredi die aufgrund der langobardischen Besiedelung besonders im Piemont, im Aostatal, aber auch im östlicher gelegenen Venetien proportional häufig vertreten sind. Namen, die sich mindestens ins 5 und 6. Jhdt. zurück verfolgen lassen also lange bevor man die Donaueschinger Nibelungenversion, die Lieder Edda, die Völsunga Saga, oder die Thidreks Saga verfasst hatte. Ein Name der einer Keimzelle entstammte und dem sich möglicherweise seine Ursprungsregion Ostwestfalen entnehmen lässt. So darf man konstatieren, dass die geschichtliche Entwicklung des Namens Sifrit, Sichfrit bis zu Siegfried nicht erst in der mittelalterlichen Hochzeit der Christianisierung Verbreitung erfuhr, als man erkannte die Taten der Altvorderen würdigen zu sollen oder meinte sie heroisieren zu müssen, die aber zu forderst dazu geeignet waren um damit die Religiosität zu fördern. So dürfte der Name Siegfried in all seinen gesprochenen Formen bereits in den Tagen der Varusschlacht und sicherlich auch schon früher in Gebrauch gewesen sein. Möchte man romanhaft in die Zeit der Ereignisse gleiten, dann gehört dazu die Rekonstruktion sich vorzustellen, auf welche Weise die Cherusker an der Weser erstmals vom Erscheinen römischer Legionen am Rhein Nachricht bekamen. Dort wo Waels, der Vater von Sichmund, pardon Sigemund alias Segimer und Großvater von Siegfried respektive Arminius im ersten vorchristlichen Jahrhundert lebte. Der Mann nach dem man das Geschlecht und seine Nachfahren Wälsungen nannte. Errichtet man ein Zeitgerüst und nimmt Arminius als Bezugsgröße da sich sein Alter in etwa zurück rechnen lässt, dann könnte Waels wie ihn der Beowulf Epos nennt um das Jahr 67 – geboren worden sein. So war er möglicherweise 12 Jahre alt als Cäsar 55 – seine erste Brücke über den Rhein schlug. Eine Zeit in der rechts des Rhein zwischen Lippe und Sieg noch die Sugambrer siedelten, die in der Region die niederländische Sprachvarietät hinterlassen haben könnten. Ein Stamm für den die frühe „kölsche Hochkultur“ nur den abfälligen Namen „Sig“ übrig hatte aus dem sich die „Schäl Sig“ entwickelte. Aber Cäsar schockte mit seinem Jahrhundertbauwerk nicht nur die direkten Anrainerstämme am germanischen Ufer, sondern auch die tiefer im Hinterland siedelnden Stämme, eine Entwicklung die die über den Rhein geflüchteten Treverer bereits prophezeit haben könnten. Auch wenn man sich dafür diverser Flussinseln bedient haben dürfte, so muss die Tat Cäsars, dem das Menschen kaum mögliche gelang, nämlich über einen der breitesten Flüsse Mitteleuropas eine Holzbrücke zu legen auf alle wie ein Epoche machendes, einschneidendes und unvorstellbares Ereignis gewirkt haben. In Erwartung glaubhafter Augenzeugen die es bestätigen konnten wurde später deutlich, dass die Welt nicht mehr die war, von der man annahm sie zu kennen. Man spürte im Osten den Umbruch und auch die auf sie zukommende Welle der Veränderung die zeitversetzt alle rechtsrheinischen Hauptorte in Germanien erreichte, sodass auch der kleine Wälsunge davon hörte. So wie sich die Treverer aufspalten ließen, so bestand die imperiale Taktik immer schon darin Fronten in den gegnerischen Fürstenhäusern aufzubauen und für sich zu nutzen. Dann brach über Germanien der Krieg herein und die Gewalttaten erschütterten alle Stämme zwischen Rhein und Weser. Während man andere Stämme nahezu völlig aufrieb und Tiberius schon vor der Zeitenwende Teile der Sugambrer und Sueben zwangsumgesiedelt hatte, gelang es einigen von ihnen sich nach Osten in die Nähe der cheruskischen Wohngebiete abzusetzen. Wiederum andere duldete man, da sie nun im einstigen Siedlungsgebiet eine kontrollierbare Minderheit darstellten und daher sesshaft bleiben durften. Nach dem sich die erste Abwehrschlacht der Wesergermanen 11 – bei Arbalo als Fehlschlag erwies, setzte man in Ostwestfalen aufgrund der gegebenen Umstände auf vorsichtige Annäherung und verhielt sich abwartend. Wohl auch ermutigt vom scheinbar willfährigen Verhalten der Cherusker versuchte Varus sie ab 7 + näher mit den römischen Sitten vertraut zu machen. Er soll es auf unliebsame Weise angegangen haben was zu deren Sinneswandel beitrug, worin man den Grundstein für den Stimmungswechsel in Ostwestfalen sieht und was ihren Widerstandsgeist weckte. Getragen vom herrschenden Fürstengeschlecht begann sich die aufgezwungene Fügsamkeit in Auflehnung zu verwandeln und den Rest glauben wir zu kennen. Setzt man das Geschlecht der Wälsen auf eine Stufe mit dem des cheruskischen Fürstenhauses dessen Name uns keine Quelle überliefert hatte, dann könnten es nach dieser Theorie die Wälsungen gewesen sein, die sich die Gegenwehr auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Mythologisch gesehen müssten auf dieser Basis natürlich auch noch mal unsere Annahmen über Asen und Vanen auf den Prüfstand gestellt werden. Der kleine Wälse der er noch zu Cäsars Zeiten war, war zum Fürsten heran gereift und wie sich seinem Namen im Beowulf Epos entnehmen lässt hing ihm der Gründungsmythos an. Er wurde zum Synonym und man verband seine Sippe fortan mit Kühnheit und Tapferkeit, sodass sie von nun an in der Sagenwelt einen festen Platz bekamen und immer in einen Zusammenhang mit siegreichen Kämpfen, Schlachten und Kriegen gebracht werden. Und natürlich spielt auch das Nibelungenlied auf den Untergang der Wälsen an was sich mit dem Niedergang der Cherusker im 2. Jhdt. decken würde. Im Finnsburg Fragment, das seine Entstehungsgeschichte im 5. Jhdt. haben soll fällt der Begriff „Fres-Wael“, was mit „Friesische Schlacht“ übersetzt wird, was namentlich an die Waelsungen anknüpfen könnte und im übertragenen Sinne eine Anspielung auf deren Abwehrkämpfe gegen Rom gewesen sein könnte. Walstatt war die Gegend in der man die Waffen kreuzte, ein Wort mit dem sich die Etymologie schwer tut. Möglicherweise verband man ohne unser Wissen den Namen Walstatt immer schon mit den Wälsen die sich dort schlugen. Es war aber auch immer der Ort, an dem auch Tote zurück blieben bevor man sie weg trug. Aus dem Angelsächsischen wie man es nach der Besiedelung Südenglands sprach, sind für das Wort Walküre die Namen Waelcyrge – Waelcerie - Waelcyrie und Waelkyrie überliefert und man schrieb es wie „Waels“ ebenfalls mit „ae“. So waren es möglicherweise die heilkundigen Frauen der Wälsungen die sich um die Verwundeten bemühten und sie wegtrugen. Die Silbe „cyrge“ ist gleichbedeutend mit „cyrie“ und wurde im antiken Griechenland als Huldigungsruf für Gottheiten aber auch Könige genutzt. Später übernahm es in der Schreibweise von „Kyrie eleison“ die christliche Liturgie. Im vorchristlich heidnischen Elysium bzw. Elysion lag der Ursprung, bezeichnete die Insel der Seligen und leitet damit in die griechische Mythologie über. Dadurch schimmert eine mögliche Verbindung in das antike Griechenland durch und lässt erkennen, dass sich im griechischen Sprachraum vermutlich die Urheimat der Waelsungen befand. Auf den Schlachtfeldern der Vorzeit sollte man darunter jedoch keinen Huldigungsruf, sondern eher einen Hilferuf verstehen, den die geschundenen Waelsen im Angesicht des Todes ausstießen und in dem sie das Inselreich der Seligen anriefen woraufhin ihnen dann die Waelkyrie zu Hilfe kamen. Das dem Beowulf Epos folgend man einem der Abkömmlinge von Odin den für Rufnamen unüblichen Namen Waels gab, den man auch als Beinamen interpretieren könnte und dann nach ihm seine Sippe die Waelsungen benannte mag Gründe gehabt haben. Vermutlich kam Waels, der Vater von Segimund/Segimer dank seiner herausragenden Taten zu Macht und Ansehen und wurde dadurch zum Stammvater der Sippe. Sein Volk verband mit ihm die Erinnerung daran, dass seine Vorfahren einst aus fernen Regionen einwanderten bevor sie sich im Hunaland die Herrschaft erkämpften. Geschichtsabläufe zu rekonstruieren erfordert eine seltsam rückwärts gewandte Sichtweise und sie erforschen zu wollen wird immer aus dem kläglichen Versuch bestehen, sich aus einer Vielzahl möglicher Wahrheiten für die scheinbar plausibelste zu entscheiden und eine überzeugende Spur dahin zu legen. Möchte man in den Wälsungen die cheruskische Fürstensippe sehen und beides miteinander verbinden, dann spürt man die Vergänglichkeit der Geschichte auf besondere Weise und muss es akzeptieren, dass nach dem Tod von Arminius respektive Sifrit der Einfluss der einst stolzen Cherusker schnell verblaste, damit zwangsläufig auch ihr infolgedessen Wälsunger genanntes Fürstenhaus unterging und sie die „historische“ Bühne verließen. Dieser Prozess setzte bereits ein, als die Germanen explizit die Cherusker 16 + und 17 + nach der Marbodschlacht auf dem Höhepunkt ihrer Macht anlangten und damit der Kipppunkt erreicht war. Sie konnten die Zeiten nicht aufhalten, die von der neuen Macht am Rhein geprägt wurde. Stämme und Sippen die unter hohen Verlusten im Abwehrkampf gegen das Imperium standen und sich aufrieben verloren zwangsläufig an Bedeutung und schlossen sich anderen größeren Stämmen und Sippen an, was Raum für neue und wehrhafte Strukturen schuf. Versteht man unter dem Hunaland eine größere Landfläche innerhalb der Nord – und westdeutschen Naturräume dann verschoben sich darin die Grenzen. In den westlichen rheinnahen Randgebieten begann man, sich mit den neuen lateinisch sprechenden Nachbarn zu arrangieren bis sich ein Gewöhnungseffekt einstellte was vom Handelsaustausch begünstigt und beschleunigt wurde. Während man im Landesinneren und den der Weser näher liegenden Regionen in größerer Distanz zum Imperium blieb, man dort verharrte und sich der Rhein begann zu einer Kulturgrenze zu verfestigen. Ein vorsichtiger Status quo hatte sich ab dem Jahr 16 + eingestellt und in der Folgezeit sind Auseinandersetzungen mit Rom nicht mehr überliefert. Erst unter dem ehrgeizigen römischen Feldherrn Corbulo flammten zur Mitte des 1. Jhdt. wieder neue Kämpfe mit den Cheruskern auf was davon zeugt, dass sie sich bis in diese Zeit noch eine gewisse Substanz und Eigenständigkeit bewahren konnten. Aber die Vorgehensweise sich zur gleichen Zeit schon die Zustimmung auf dem Wege der Unterwürfigkeit aus Rom holen mussten, um Italicus den Sohn von Flavus zum neuen Fürsten ernennen zu dürfen, gibt zu denken und läutete ihr stammesgeschichtliches Ende ein. Die folgende Niederlage des letzten bekannt gewordenen Cheruskerfürsten Chariomerus und vermutlichen Sohnes von Italicus gegen die Chatten war ein weiteres Anzeichen dafür, dass in diesem Sinne betrachtet die Macht der Wälsungen aufgebraucht war, aber die Strahlkraft die von ihnen ausging blieb über die Jahrhunderte erhalten. Weitere Schlachten römischer Legionen oberhalb der Lippelinie sind bis zum Harzhornereignis 235/236 nicht mehr bekannt geworden und waren auch nicht mehr das erklärte Ziel des Imperiums. Auf den Rückzug zum Rhein als neuer römischen Ostgrenze folgte die schrittweise Erschließung von Handelsrouten und trat an die Stelle einst gewaltsamer Aktionen. Es war die verbliebene Möglichkeit noch einen begrenzten Nutzen aus den nun nicht mehr erreichbaren Rohstoffquellen ziehen, und wirtschaftlichen Einfluss östlich des Rhein auszuüben zu können. Eine Strategie mit der sich auch militärisch wieder Position beziehen ließ. Einen Handel zu damaliger Zeit aufrecht zu erhalten ist ohne Rom gegenüber freundlich bzw. neutral gesinnte germanische Zwischenhändler nicht denkbar die über die Grenzen hinweg auch immer als Kundschafter im Interesse Roms von Nutzen waren, die aber auch von den Germanen geschätzt wurden, denn sie erreichten die größeren germanischen Handelszentren und wussten um die Stimmung im Lande. Der Aufbau von Kontakten und der daraus resultierende Warenaustausch funktionierte in Handschlagzeiten bevorzugt auf Basis von Vertrauen und Zuverlässigkeit und bevor ein römisches Produkt auf friedlichem Weg Ostwestfalen erreichte ging es durch viele Hände. Und auch in den östlichen Regionen Germaniens wo den Menschen der Name „Arminius“ aus alten Tagen noch ein Begriff war kam man, zumal ein Interesse an hochwertigen aber auch alltagstauglichen Produkten aus den Rheinlanden bestand, mit der römischen Welt wieder mehr in Kontakt. Die neuen römischen Ziehväter werden dem Germanen Sifrit den lateinischen Namen Arminius nicht unbedingt aufgezwungen haben, möglicherweise hatten sie auch Probleme mit der Aussprache seines germanischen Namens. Ein Name dessen Bedeutung sich durch die Wortfolge erklären könnte, denn vor den Frieden hatten die Götter den Sieg gesetzt. Vielleicht hatte er ihn sich auch selbst gegeben als ihn sein Vater oder seine Sippe zunächst vielleicht noch als Geisel der Fremdherrschaft übergab, er also in eine für ihn fremde Welt überwechselte wo er in die römische Haut schlüpfte und darüber anfänglich sogar noch mit Stolz erfüllt gewesen sein könnte. Obwohl der Name lateinisch endet wurde er dem Substantiv nach zu urteilen von den Germanen im heutigen Ostwestfalen auch noch ohne die lateinische Endung in den Jahrhunderten nach seinem Tod vergeben. Man möchte nicht spekulieren, aber es verwundert, dass sich in der frühmittelalterlichen Namenstradition nur die weibliche Form in der Schreibweise Irmina bzw. Irmine aber auch Hermine erhalten hat. Arminius dessen Name dafür spricht, dass er in zwei Welten zu Hause war und daher zwangsläufig auch zwei Namen führte, den man aber unter fränkischer Rigide nicht mehr vergeben durfte. Zwei Namen die sich parallel zueinander in Germanien erhalten hatten. Beiden Namensvarianten ob Sifrit oder Armin zw. Irmin lassen sich heroisierende Attribute passend zum Innenleben der germanischen Kriegergesellschaft ablesen und ihre Ehren – Achtungs - oder Siegernamen bringen es zum Ausdruck. Aber die Bedeutung des Namens Waels, dem theoretischen Großvater von Arminius lässt sich dieser Systematik nicht zuordnen und wirft Fragen auf. Waels war der Genealogie zufolge der Name des Vaters von Sigemunde. Damit, dass der Barde ihn im 6. Jhd. im Beowulf Epos als des Waelses „ealfela “ also Sohn betitelte bestätigt sich seine rechtmäßige Stammhalterschaft innerhalb der Wälsungen Hierarchie. Von den Vorfahren des Waelse für den auch der Name Wölsung verwendet wird, werden sein Vater Rerir, sein Großvater Sigi und sein Urgroßvater Odin genannt. Die drei Ahnen des Waelse die man bereits der Wälsungensippe zuschrieb, obwohl „Waelse“ namentlich erstmals in der vierten Generation erscheint. Den Namen Waelse könnten ihm seine Eltern gegeben haben siehe Kapitel „Warum die Wesergermanen dem Imperium ebenbürtig gewesen sein könnten“, in dem zum Ausdruck kommt, dass der Name auch an die einstige Wandertradition der ersten „Waelsen“ anzuknüpfen scheint. Sein Geburtsname könnte aber auch anders gelautet haben und man machte erst später „Waelse“ zu einem ihm würdigen Beinamen, wie etwa Germanicus oder Africanus und auch Odin hatte eine Unzahl davon. Auch ist denkbar, dass er selbst den Namen Waelse zur Berühmtheit geführt und ihn erst zu einem „Markenzeichen“ machte. Es scheint, dass er „großes“ geleistet, also denkwürdige und herausragende Taten vollbracht hatte was dann dazu führte, dass man auch seinen Sohn Sigemunde mit ehrfürchtigem Unterton bereits einen „Waelse“ nannte. Aber ebenso könnte könnte Rerir seinen Sohn „Waelse“ genannt haben da er ihm diesen schon als Vermächtnis in die Wiege legen wollte. Da wo Arminius in den Wäldern vor dem Saltus um Borlinghausen sein wohl größter Erfolg gelang hatte sich dieser Name am Zähesten ins Bewusstsein der Menschen eingegraben und wie nicht anders zu erwarten fand er dort in der I(A) rminsul auch seinen deutlichsten Ausdruck. Es ist wohl angeraten sich von den Vorstellungen zu lösen, wonach einzig die römischen Schriften geeignet sein könnten, um sie für den Verlauf der innergermanischen historischen Prozesse heran zu ziehen. Sie vorsichtig und abwägend einzubinden ist statthaft, aber man ist angehalten in der germanischen Sagenliteratur die reale Geschichte Germaniens erkennen zu sollen. Was natürlich nicht bedeutet, dass die diversen Überlieferungen aus römischer Feder über Nacht völlig verworfen werden sollten, obwohl sie was ihren Wahrheitsgehalt anbetrifft seit jeher kontrovers diskutiert werden. Grenzen lassen sich nicht ziehen und mit ihnen überzogene Glaubwürdigkeitsansprüche zu verbinden trägt genauso wenig zum geschichtlichen Erhellen bei, wie eine übertriebene Skepsis gegenüber dem Sagenhaften. Aber die antiken Schilderungen über die Geschehnisse aus Ostwestfalen explizit bezogen auf die Vorgeschichte der Varusschlacht verraten, dass es dem Imperium nie gelang sich einen umfassenden Einblick in die bodenständige, pagan geprägte germanische Denkungsweise und Mentalität zu verschaffen. Es erschlossen sich ihnen vermutlich auch aus purem Desinteresse heraus und aufgrund sprachlicher Barrieren weder die komplexen familiären noch die stammesübergreifenden Abhängigkeitsverhältnisse oder das Wesen der Menschen über die man herrschen wollte. So blieb ihnen auch vieles von den Vorgehensweisen und Hinterlistigkeiten verborgen, die die Germanen schon lange vor dem ersten Schlagabtausch in die Wege leiten mussten, um den Widerstand gegen Rom letztlich erfolgreich organisieren und einfädeln zu können. Und obwohl das Imperium mitten in ihrem Land stand, führte dies in der Summe nicht dazu, dass sie es doch klar hätten erkennen müssen, was sich zusammen braute und wie stark sie sich in die Hände von Arminius begeben hatten. Zweifellos konnten die Quellen nicht über alles berichten, was man im Zelt oder in der hölzernen Kommandantur des Varus an Kenntnissen vor dem Aufbruch zum Rhein zusammen getragen hatte ganz zu schweige, was später verfälscht, missverständlich wieder gegeben oder fehl interpretiert wurde, sodass man dankbar ist für jeden antiken Textbaustein, aber auch für jeden nüchternen Forscherblick auf die alten Schriften. Insgesamt blieb uns nahezu alles von dem versagt, was sich in diesen Zeiten im wälsischen Hunaland gleich gesetzt mit dem Reich der Cherusker zutrug. Denkt man an die Tausende von Kämpfern die 9 + aufeinander einschlugen, so waren die wenigen Personennamen die uns dazu aus antiker Quelle erreichten nur ein karger Abriss im Vergleich zu den vielen anderen seinerzeit lebenden und höher gestellten Germanen zu denen Rom in Ostwestfalen über die Jahre der Besatzung in engem Kontakt gestanden haben musste. Wer regierte damals die Brukterer, Chatten oder Marser, wer dolmetschte und auch über Thusnelda der Angetrauten von Arminius und Tochter des dubiosen Segestes der mithilfe Roms die Macht anstrebte weiß man definitiv zu wenig. Wie die Sippe zueinander stand und was die tieferen Beweggründe der Protagonisten auf germanischer Seite umtrieb offenbarte erst das Resultat in Form einer gewonnenen Schlacht und die Sage spülte es nur zaghaft und um Jahrhunderte zeitversetzt an die Oberfläche. Es klang bereits an, dass aus germanischer Sicht betrachtet es nicht unbedingt Arminius allein gewesen sein musste, der damals den Erfolg über Varus für sich beanspruchen konnte, man dies also in Germanien völlig anders gesehen haben könnte, ihn nämlich mehr Sigimer respektive Sigemund einem Vater zuschrieb. Sigemund dem überlieferten legendären Herrscher über Hunaland einer Region, die man in Westfalen oder Niedersachsen suchen muss. Einer Landschaft in der man sich damals in zahlreichen erbitterten Schlachten und Kämpfen gegenüber stand und wo man sich an Ith und Weser letztlich auch erfolgreich gegen Germanicus durchsetzen konnte was die Wende im Kriegsgeschehen brachte. Was die Germanen in diesem 30 jährigen Krieg über sich ergehen lassen mussten dürfte Spuren unter jenen hinterlassen die nach dem Zusammenbruch Roms in ihrer Heimat sesshaft geblieben waren. Diese vom Barden als Vorzeitwissen bezeichneten Ereignisse konnten die Söldner im 5. Jhdt. nach Südengland gebracht haben wo es sich verbreitete. Hunaland ist eine nicht mehr fassbare Übergangsbezeichnung für ein weites mit prähistorischen Großsteingräbern übersätes Land, das von unterschiedlichen germanischen Stammesverbänden bewohnt war, die sich aber untereinander sprachlich verständigen konnten. Eine Region in dem auch ein Volk beheimatet war, das sich selbst, oder dem man den Namen Cherusker gab. Ein Stamm, der nach Odin von Waels seinem Ururenkel angeführt wurde, bevor Segimer respektive Segimunde die legitime Macht zufiel. Ein Volk das man später nach einem ihrer Oberhäupter Wälsungen nannte. Eine zweifellos gewagte Kombination die man bisher nur selten auf die Varusforschung angewendet oder man darin nach Stichhaltigkeit gesucht hätte, da die mögliche Verbindungslinie zwischen Wälsungen und Cheruskern zu unscharf verlief und man zu „Antikehörig“ aufwuchs. Aber was tat der Barde. Er entführte seine Zuhörer mit seinem eindrucksvollen Lobgesang nicht nur in die aktuelle Epoche zu Lebzeiten des Beowulf um ihm für seine glorreichen Siege über die Grendelmonster zu huldigen, er thematisierte auch das alte Geschehen, das sich vor langer Zeit allerdings auf dem Festland zutrug. Denn er erwähnte Sigemunde und der entstammte dem Geschlecht der Wälsungen, dass von Odin abstammte und das Snorri Sturluson im Saxland verortete, da wo Odin seine Sippe einst hingeführt hatte. Sigemund der wie er sang nicht nur den Vorzeitdrachen tötete, sondern wie es überliefert ist auch das Hunaland regierte, in dem sich Sachsen und Falen begegneten, in dem man sich die Siedlungsgebiete teilte, das von der Weser durchflossen wurde und das sie dialektisch noch bis heute voneinander unterscheidet. (19.09.2023)

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Samstag, 26. August 2023
Römisches Marschlager unter dem Johannesstift - Städtische Keimzelle von Paderborn ?
Wenn es um die Suche nach einem Marschlager geht war Paderborn, der letzte Siedlungsschwerpunkt vor dem Eggeabstieg immer schon der Liebling der Römerforschung, zeigte sich dem aber bislang nicht erkenntlich. Dies hat sich nun dank der Funde geändert, denn man darf nun mit einem Militärstützpunkt spekulieren. Das infrage kommende Areal innerhalb von Paderborn befindet sich auf einem flachen Hügel der in früheren Zeit an drei Seiten von den Bächen Pader und Riemeke umflossen wurde. Er umfasst etwa 30 Hektar und bot demnach Platz für drei Legionen. Der Logik folgend war zu erwarten, dass auch der Boden unter Paderborn früher oder später römische Funde freigeben würde mit denen sich die Theorie einer Zwischenstation bestätigen ließe, sodass die Funde der Amphoren, sowie die Feldbacköfen nicht überraschen konnten. Die Region lebt von der Magie des Hellweges, den vor rund 7000 Jahren schon "die Neolithier" nutzten. Sie folgten den nach eiszeitlichen Herden und wussten, wie man am Besten und Schnellsten und das möglichst trockenen Fußes vom Rhein an die Weser gelangte. Sie suchten sich zwischen Ruhr und Lippe den bequemen Weg und brauchten dafür nur die Emscher zu queren. Einen Namen hatte diese von vielen Völkern genutzte Altstraße nicht nötig auf der später die Germanen zogen und über die sich das Imperium ihr Land einzuverleiben versuchte. Möglich, dass die moderne Bezeichnung Hellweg in einem römischen Baumeister mit Namen "Helvius" zu suchen ist, so wie sich eine andere von den Römern genutzte Altstraße zur Kanalküste in Belgien nennt. Und um ihre Pläne zu verwirklichen sorgte das Imperium wie zu erwarten ist für einen guten Ausbauzustand. Anhand der Eggequerung östlich Schwaney kann es noch Bestätigung finden. Ihr gradliniger Verlauf zeichnete sie aus und machte sie militärisch wertvoll. Eine in Richtung Osten frei gelegte Zuwegung vom römischen Umschlaglager Anreppen ausgehend stieß auf den Hellweg der aber in seinem weiteren Verlauf die Paderquellen zum Ziel hatte und zunächst nicht das neu entdeckte Römerlager im Menkhauser Bachtal von wo aus man in Richtung Porta Westfalica marschiert wäre. Aufgrund intensiver Nutzung machte es die Logistik erforderlich, dass die gesamte Strecke auch noch über eine Vielzahl unterschiedlicher Versorgungstationen verfügte. Lagerstätten für Material sowie kleinere und größere  Rastplätze für die  Zug- und Tragetiere die auch unterhalb der Tagesmarschdistanz gelegen haben dürften werden den Weg gesäumt haben. Ob man die Altstraße nun als einen römischen oder einen westfälischen Hellweg bezeichnen möchte sei dahin gestellt, Fakt ist das er nicht erst zu Römerzeiten den kürzesten Weg vom Rhein über Paderborn an die Weser darstellte. Die geographische Lage machte die Paderstadt zur Drehscheibe und es steigt mit den neuen Grabungsfunden die Wahrscheinlichkeit, dass man das letzte Marschlager eine Tagesetappe westlich vor Paderborn im Raum Geseke vermuten darf.  In die Entdeckung reihen sich alle römischen Bodenfunde die über die Zeiten zwischen Paderborn und Corvey gefunden wurden ein. In neuerer Zeit hervor zu heben sind der Fund einer Münze der in den 30 er Jahren des 19. Jahrhunderts auf einem Feld rund 2.500 Meter westlich von Schwaney in unmittelbarer Nähe zum Hellweg gelang und etwa 9 Kilometer östlich vom "Amphorenfundplatz" entfernt liegt. Anhand der Prägung ließ sich erkennen, dass es sich um eine Darstellung des römischen Kaisers Severus Alexander handelte, der von 222 + bis 235 + regierte. Er oder sein Nachfolger Maximinus Thrax stehen im Verdacht vermutlich an der in den Jahren 235/236 + statt gefundenen Germanenschlacht nahe der Gemeinde Kalefeld - Wiershausen am Harzhorn beteiligt gewesen zu sein. Der Fund markiert deutlich den Hellwegsverlauf und möchte man davon ausgehen, dass ein Legionär die Münze im 3. Jhdt. verlor dann ist es naheliegend, dass die Altstraße noch lange nach der Varusschlacht auch vom römischen Militär frequentiert wurde. Zu diesem erst neuerlich bekannt gewordenen Fund gesellt sich ein weiterer der unlängst einem aufmerksamen Freund der alten Geschichte ins Auge fiel. Ein kleines Metallteil aus verwittertem Aurichalkum, einer dem Messing ähnlichen Kupfer/Zink Legierung, dass sich ebenfalls nahe der Trasse des alten Hellweges zwischen Paderborn und Corvey im Raum Brakel befand. Es handelte sich um einen Sestertius, dem Hauptzahlungsmittel im römischen Reich. Obwohl stark korrodiert ließ sich anhand der nur noch schemenhaften Darstellungen erkennen, dass es sich bei der Münze um die Büste des römischen Kaisers Antoninus Pius handelte, der von etwa 140 bis 152 + regierte. Er ist abgebildet als stehende Gestalt, hält in der rechten Hand einen Szepter und in der linken über den Symbolen Altar mit Schlange ein Patera Gefäß. Gekennzeichnet ist die Münze mit den Buchstaben "S" und "C" für Senatum Consultum. Mosaiksteine die verdeutlichen, dass sich hinter der Corveyer Weserfurt für Rom das nächste Etappenziel verbarg und Paderborn für die Zivilisationsgeschichte noch viel Neues erwarten lässt. (26.08.2023)

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Sonntag, 20. August 2023
Warum die Wesergermanen dem Imperium ebenbürtig gewesen sein könnten.
Vieles über die innergermanischen Verhältnisse dürfte sich dem Wissen der antiken Geschichtsschreiber entzogen haben. Dennoch konnten die Corveyer Mönche den Tacitus Annalen die man ihnen im 9. Jhdt. zuleitete die großen Verbindungslinien entnehmen die bis in ihre Region reichten. Darin lasen sie nicht nur, dass jener Arminius erfolgreich gegen die römische Armee kämpfte sie stießen in den Annalen auch auf geographische Hinweise von deren Lage sie in der Weserlandschaft noch Kenntnisse besessen haben dürften. Ihrem bisherigen Wissenstand zufolge existierte in den Erzählungen der Altvorderen nur die herausragende Gestalt des Sifrit dem es dem Beowulf Epos folgend im Zusammenwirken mit seinem Vater Segimunde gelang in der Vergangenheit große Taten zu vollbringen. Aber nun waren sie darüber verwundert, dass ihnen die Annalen einen Mann beschrieben, in dem sie den ihnen bekannten volksmündlichen Sifrit zu erkennen glaubten. Darüber hinaus erfuhren sie aber auch, dass dieser gewisse Arminius auch noch einen Bruder mit Namen Flavus hatte, den ihnen die schriftlose sagenhafte Welt ihrer Vorfahren jedoch verschwiegen hatte bzw. musste, da man ihn wie bereits dargestellt in Germanien wegen seines verräterischen Handelns zur Unperson erklärt hatte. Ein Mann den die Sippe und die germanische Gesellschaft aufgrund seiner Hinwendung zum Feind dauerhaft verstoßen, und der aus Sicht der Germanen sein Leben verwirkt hatte. Einer, der mit heutigen Worten gesprochen damals auf der Fahndungsliste stand. Ein Name der sich vielleicht sogar noch bis in unsere Tage im Sprachgebrauch erhalten haben könnte und in Westfalen unter negativen Vorzeichen immer noch im Umlauf sein könnte. Nämlich dann, wenn man eine bestimmte Person mit dem Wort „Flabes“ herab würdigt. Die Erklärung ihn Flabes und nicht Flaves zu nennen mag daran liegen, dass sich im Zuge der zweiten Lautverschiebung das „v“ zum „b“ verwandelte, wie es zum Beispiel noch beim altsächsischen Wort für „halv“ deutlich wird, das man zum hochdeutschen Wort „halb“ umformte. Während sich die in Germanien verbreitete Sage eines in der Vorzeit statt gefundenen Kampfes gegen einen gewaltigen Gegner der symbolisch als Drachen fortlebte gut für die Verbreitung der christlichen Lehre eignete, war es nicht unproblematisch dafür auch den nun in Corvey bekannt gewordenen Arminius mit den Attributen eines Freiheitshelden zu nutzen. Zumal Arminius dem entgegen stand, da er keine Vision aus der Sagenwelt war, sein Gegner nicht aus einem Drachen bestand und sich über Reales nur schwer ein spirituelles Geflecht stülpen lässt. So macht es den Anschein, als ob auch aus diesem Grund die Tacitus Annalen in Corvey vorschnell in den Archiven verschwanden bzw. verschwinden mussten. Aber es geschah trotzdem etwas unerwartetes und erstaunliches mit den Tacitus Schriften, in dem man sie in Corvey so sorgfältig aufbewahrt hatte, dass sie 600 lange Jahre bis zu ihrer Entdeckung 1508 unbeschadet also lesbar blieben. Offensichtlich wusste man wie mit wertvollem Buchbestand umzugehen ist und hatte sie trocken wohl auch warm, vielleicht aber auch bewusst kalt eingelagert und sie über die Zeiten keinem natürlichen Licht ausgesetzt. Man darf darin eine Leistung sehen über deren Rezept so mancher heutige Bibliothekar gerne mehr gewusst hätte. Waren sich etwa die Mönche der Brisanz bewusst, dass sie das was sie in ihren Händen hielten für die Ewigkeit aufbewahren mussten ? Als die fromme Wirkungsstätte Corvey im 9. Jhdt. zu Erblühen begann, hatte das Diktat derer die die neue Glaubensrichtung vorgaben Wirkung gezeigt und den 772 unkenntlich gemachten Ritualplatz an der Irminsul wird man da heidnisch in Verruf geraten zu den Orten gezählt haben, deren bloße Erwähnung bereits einen christlichen Bannstrahl nach sich gezogen hätte. So wäre es ein Unding gewesen hätte man dem Irminkult dem Karl der Große ein abruptes Ende bereitet hatte, im Zuge der Arminius Entdeckung indirekt wieder aufleben, um nicht zu sagen auferstehen lassen und zu neuer Bedeutung verholfen. Es hätte vermutlich ein spürbares Beben ausgelöst wobei die Wellen bis an die Mauern des Lateran geschwappt wären. Zudem ließ sich der im hochdeutschen Sprachraum aufgrund dialektischer Einflüsse vom Sifrit zum jungen Kämpfer Siegfried avancierte Held aufgrund seiner Nähe zum heiligen Michael im religiösen Sinne trefflich umdeuten. Die wahre Geschichte von Arminius der letztlich das tatsächlich Geschehene verkörperte hatte darin keinen Platz mehr. Und auch das was noch im frühen Mittelalter dank dem Beowulf Epos bekannt war, nämlich das der Erfolg mehr dem Vater als dem Sohn zustand war längst verschüttet und für die christliche Auslegung bedeutungslos und hinfällig geworden. Während in den historischen Kreisen der ewigen Stadt bekannt war, dass Arminius damals ihren Feldherrn auf dem Gewissen hatte, schrieb man den Sieg dem Beowulf Epos zufolge zunächst Sigemunde zu, bevor sich die Gestalten vermischten und von beiden Siegfried übrig blieb. Die mittelalterlichen nördlich der Alpen entstanden Aufzeichnungen bezogen sich nur noch auf ihn, der auf Basis der volkstümlichen Sprechweise den ursprünglichen Namen Sifrit führte, der den Platz von Arminius/Irmin eingenommen hatte und Eingang in die Sagenwelt fand. Damit übergab man auch die Legende der Drachentötung von Segimunde bzw. Segimer an seinen Sohn und der Vater Segimer alias Sigemund verlor den Status die Hauptperson in Sachen Schlacht gewesen zu sein. Fixe Eckdaten, ab wann der Volksmund darüber zu Schweigen begann, da sich die Vorstellung über die Bedeutung die einst der Vater von Arminius besaß aus dem Gedächtnis verabschiedet hatte sind nicht recherchierbar. Einem gängigen Verhaltensmuster folgend könnte es aber auch daran gelegen haben, dass man nördlich des Weser - und Wiehengebirges anderen Erzähltraditionen folgte, als etwa zwischen der westfälischen Bucht und dem Harzvorland oder man den Sieg über Varus bzw. den Erfolg mehr dem „Jüngeren“ statt dem „Älteren“ zuschrieb was anfänglich zu parallelen Interpretationen führte. Der Theorie folgend, dass es jene Sachsen und Falen waren, die im 5. Jhdt. ihre aus Vorzeiten bekannten Erinnerungen an einen gegen Rom kämpfenden Segimunde in Südengland verbreiteten bleibt zu vermuten, dass dieses Wissen im 9. Jhdt. in Corvey nicht mehr vorhanden war. Erzählungen und Traditionen überwarfen sich und alles muss damals auf die Insassen der Abtei an der Weser verwirrend gewirkt haben. Dort, wo man noch über die Bedeutung eines Irminkultes spekuliert haben könnte, dank Tacitus nun auch noch über einen germanischen Römer Namens Arminius rätseln durfte und wo aus der Sagenwelt der Region außerdem noch ein Sifrit in aller Munde war. So zog man es der Mission folgend vor, sich doch besser an das Christentum zu klammern, dass einen starken Gegenpol versprach und für Kontinuität stand. Aber aus heutiger Sicht betrachtet war es wohl nie das utopisch klingende Sagen – oder Legendenhafte, dass den Geschichten von einst anhaftete, sie in eine Glaubwürdigkeitsdebatte führte und sie vor dem strengen Blick der Wissenschaft in Misskredit brachte. Es war schlicht die damals zeitgemäße und veraltete Methodik unserer geschätzten Altvorderen und ihre im schriftlichen Ausdruck liegende Ungeübtheit die von den späteren Generationen belächelt wurde, da wir uns als aufgeklärte Zivilisation verstehen. Es ist ein Stil der unsere Forschungslandschaft nicht mehr erreicht und von ihr kaum bis gar nicht mehr verstanden wird. Das überkommene Wissen entglitt über die Zeiten selbst dem Volksmund und vieles artete in Verständnislosigkeit aus. An den noch vorhandenen historischen Wahrheiten bediente sich das gestrenge Christentum und sicherte sich in Eintracht mit der angestrebten höfisch sittsamen Lebensform des Mittelalters die Interpretationshoheit. Vorhandene Spuren wurden unkenntlicher so wie es im Nibelungenlied an vielen Stellen zum Ausdruck kommt. Man ahnte vielleicht noch die alte Verbindung und stellte daher einen Kontakt zu den römischen Relikten in Xanten her bis letztlich ein erdichtetes Lindenblatt über Leben und Tod des Helden entschied. Sucht man nach dem wahren Siegfried und folgt der Völsunga Saga in der man ihn Sigurd nennt, dann war Odin auch bekannt als Göttervater, dass erste Oberhaupt der Völsungen Sippe was sich auch mit dem Beowulf Epos verbinden lässt, in dem der Wälse Sigemund als Vater von Siegfried Erwähnung findet und ihm das Hunaland übergeben wurde. Dann verabschiedete sich möglicherweise endgültig der historische Kern und löste sich im hohen Mittelalter auf in dem sich dem Nibelungenlied entnehmen lässt, dass er mit Krimhild den Sohn Siegfried und mit Brunhild Gunther zeugte. Letztlich bleibt festzuhalten, dass es dem Ursprung nach zu urteilen vermutlich der ruhmeichen Sippe der Völsungen oder Wälsungen genannt gelang, sich mit dem was wir heute Varusschlacht nennen ein bleibendes Denkmal in der frühen deutschen Geschichte zu setzen. Ein Ereignis das aber in den Erinnerungen der Menschen zu verblassen begann, sodass man davon nur noch die nebulöse Vorstellung einer Drachentötung überlebte. Die historische Tat eines gewissen Arminius, die wohl auch die Corveyer Mönche faszinierte durfte und wollte man nicht mehr zum Leben erwecken da sie im Gegensatz zur christlichen Lehre stand. Ob man in Germanien über die Stammesgrenzen hinaus Wetten zum Ausgang der Varusschlacht abgeschlossen hatte klingt unwahrscheinlich und entzieht sich selbst unserer Phantasie. Es war damals ein Pakt unter den aufgebrachten Völkern das eine Gegenreaktion erforderlich machte die unter höchster Geheimhaltung statt finden musste. Aber im internen Kreis wird man die Siegeschancen abgewogen haben. Traute man es sich und im Verbund mit den anderen Stämmen zu einen Sieg zu erringen, schätzte man den Erfolg auf ein Fifty Fifty und wie viele unbeteiligte Stämme in der Region mag es gegeben haben die die Schlacht für aussichtslos hielten davon abrieten, aber trotzdem zu Arminius standen. Die Verblüffung unter den nicht unmittelbar beteiligten Völkern dürfte groß gewesen sein, als sie vom Sieg über Varus erfuhren. Die Cherusker samt ihrem Fürstenhaus aber besonders Arminius dürften danach Anerkennung und Respekt in nie gekanntem Ausmaß erfahren haben und sie sahen sich zu Recht auf dem Höhepunkt von Macht und Ansehen. Arminius der die Last der neuen Verantwortung nach dem Tod seines Vaters alleine trug wuchs zunehmend in eine Führungsrolle hinein weshalb ihm die Forschung später Königsambitionen unterstellte. Aber die entscheidende Feuerprobe sollte Arminius noch bevor stehen denn alle Anzeichen sprachen dafür, dass sich das Imperium nicht mit der Niederlage abfinden würde und es dauerte bekanntlich nicht lange, dass man Germanicus entsandte um den Ruf wieder herzustellen besser gesagt um Rache zu üben. Damit war für Arminius die Zeit angebrochen sich weiteren Bewährungen auszusetzen und sich erneut an die Spitze der betroffenen und bedrohten germanischen Stämme zu setzen. Es folgten jene Schlachten die rückblickend betrachtet nicht minder bedeutsamer waren als die Varusschlacht. Es waren vor allem jene zwei gigantischen Feldschlachten des Jahres 16 + die auf römischer Seite von Germanicus angeführt wurden und in denen sich beide Armeen in nie gekannten Menschenmassen gegenüber standen und sich die Historiker uneins darüber sind, wer als Sieger vom Platz ging. Man kann es mit der Schlacht bei Chalons sur Marne und Troyes vergleichen, wonach man in den abgezogenen Hunnen die Verlierer erkannte. Wem man den Sieg aber letztlich zuschreiben wollte war unerheblich da Rom danach sein Germanenabenteuer abbrach und man Arminius auf Basis der Fakten den Erfolg zuschrieb. Es waren Schlachten die aufgrund der überlieferten Anzahl der daran beteiligten römischen Legionen und den ihnen in ähnlicher Größe gegenüber stehenden Germanen in Europa erst zu Zeiten Napoleons übertroffen werden sollten. Was die Forschungslandschaft gleichermaßen beschäftigt ist die Frage nach der völkischen Substanz die noch nach den heftigen Kämpfen in jenen Stämmen steckte, da diese imstande waren schon im folgenden Jahr 17 + Marbod zu besiegen. Ein Sieg den schon Tiberius 6 + vorgenommen hatte und den ihm nun 11 Jahre später seine germanischen Gegner abnahmen. Es war ein Erfolg der ebenfalls Arminius zugeschrieben wird und wodurch seinem Fürstenhaus endgültig eine dauerhafte Führungsfunktion im zentralgermanischen Raum zugewachsen sein dürfte. Dies steigerte seine und den Ruhm „der Völsungen“ und verhalf ihnen ihre Position gegenüber den anderen Stämmen weiter zu festigen, sodass sie imstande sich ihre Macht in nachrömischer Zeit noch über eine begrenzte Phase zu erhalten und auch auszuweiten. Möchte man die Theorie aufrecht erhalten, wonach Segimer und Segimunde miteinander identisch waren, dann hatte das Stammesgebiet der Cherusker auch einen Namen und nannte sich Hunaland. Denn Segimunde in der Erbfolge seines Vaters Wäls stehend und demzufolge auch sein Sohn Siegfried sind als Könige von Hunaland überliefert. Ein Land in dem diverse Wissenschaftler den ersten Namen von Deutschland zu erkennen glauben. Eine geographische Rekonstruktion erfordert Vorstellungskraft aber aus der altenglischen und isländischen Dichtung lässt sich ableiten, dass man Hunaland sowohl in der Norddeutschen Tiefebene, als auch im südlich angrenzenden Westfalen, in dessen östlichen Teil die Cherusker siedelten, folglich einer Region zwischen der westfälischen Bucht und dem Harz verorten könnte. Es wäre dann die Region gewesen in die Drusus und Ahenobarbus eindrangen und in der ihnen bei Arbalo erstmals das Volk der Cherusker versuchte den Weg über die Weser nach Osten, genau genommen ihren Rückweg zu versperren. Auf sie folgte Varus der sich aufgrund der durch die Reduzierung seiner Legionen im Zuge des Markomannenfeldzuges militärisch geschwächten Armee später genötigt sah mit dem Fürstenhaus der Cherusker einen Kooperationsvertrag auszuhandeln. Diese Überlegung stößt die Frage an wie es um die territoriale Dimension bzw. Ausdehnung des Hunalandes um das Jahr Null gestanden haben könnte, als es von den Wälsenfürsten bzw. Königen regiert wurde. Bezieht man dazu die Ausdehnung des Falengau auf Basis der Diözesankarte in die Betrachtung mit ein, dann könnte sich deren Kernland in nordsüdlicher Ausrichtung von Burgstemmen bis in den unteren Leinegau und in Westostrichtung vom Eggerand zum Harz erstreckt haben. Es wäre demnach im Sinne der Grundtheorie deckungsgleich mit der Region die man auch für das einstige Stammesgebiet der Cherusker hält und womit sich der Kreis zu Segimunde schließen würde, der als Wälse die Macht über Hunaland inne hatte. Da die Wälsungen immer nur als Geschlecht und an keiner Stelle in der germanischen Literatur als Volk oder Stamm erwähnt werden, geht diese Überlegung davon aus, dass die Wälsen es waren die auch das Volk bzw. den Stamm der Cherusker angeführt haben könnten. Aufgrund der Erfolge der Cherusker über das Imperium wuchs ihre Bedeutung was ihnen zu hohem Ansehen verhalf und die schwächeren Stämme orientierten sich an diesem Herrscherhaus. Man sollte allerdings den Denkfehler vermeiden, sich unter dem Hunaland ein fest gefügtes in sich geschlossenes und ein von einem König bzw. Fürsten regiertes Herrschaftsgebiet vorzustellen. An eine größere Landfläche zu denken, die sich unterschiedliche Abführer teilten in dem aber die Wälsungen aufgrund ihrer Kopfstärke und ihrer Taten dominant gewesen sein könnten, dürfte es eher treffen. Denn der Satz „Der König herrschte über“ weckt die Vorstellung, als ob ein einzelner Machthaber insbesondere zu damaliger Zeit imstande gewesen wäre größere Territorien alleinregierend führen zu können. Die bodenständigen Gesellschaftsformen hatten sich zunächst an ihren Grundbedürfnissen zu orientieren die Machthaber hatte man zu respektieren und auf dem frühen Vasallentum und der Schwertfolge ruhte die Wehrhaftigkeit aber auch nicht mehr und nicht weniger. Begünstigt vom Hellweg dürften die Wälsungen ihren Aufstieg und Einfluss aber auch dem Handel mit Salz und Erzen zu verdanken haben, denn die ertragreichen Silberminen bei Goslar waren damals ebenso bekannt wie die Existenz der größten deutschen Goldvorkommen im Ittertal nahe Korbach. Edelmetalle die letztlich auch an sicherer Stelle gehortet sein wollten und wofür sich Gebirgshöhlen eigneten. Die mit dem Rückzug der Germanicus Legionen endende römische Besatzungszeit löste in Germanien unterschiedliche Empfindungen und Reaktionen aus die zwischen anfänglicher Euphorie aber auch zeitweiser Orientierungslosigkeit und Sorge schwankten. Die Region könnte in der ersten Phase, um das Wort chaotisch zu vermeiden einem ungeordneten von den Wirren der Zeit in Mitleidenschaft gezogenen politisches Vakuum geglichen haben und unklare Machtverhältnisse, neue Abgrenzungen, veränderte Gebietsansprüche und Begehrlichkeiten könnten innerhalb der Stämme die Folge gewesen sein. Auch galt es die Einflusssphären neu zu definieren, aber in den Grundzügen dürfte sich die Ausgangslage von vor der römischen Okkupation wieder eingespielt haben. Allerdings mit einer Ausnahme und die bestand darin, dass sich nun ein neuer Machtblock etabliert, gebildet und verfestigt hatte, der naturgemäß von der Sippe angeführt wird, die sich in den Römerkriegen am stärksten hervor getan hatte und sich dabei die größten Verdienste erwarb. Dies dürfte das bereits davor regierende Geschlecht der Wälsungen gewesen sein, dem nun die Vormachtstellung zufiel. Ein Prozess, wie er von den umliegenden Stämmen und Völkern nicht nur erwartet, sondern vermutlich auch ersehnt wurde, da die von Rom ausgehende Gefahr noch nicht gebannt war. Nicht nur die Erwähnung der vorzeitlichen Drachentötung, sondern auch aufgrund des geschätzten Alters des Gründervaters Odin gesteht man den Wälsungen ein hohes Sippenalter zu. Historiker rekonstruierten, dass Arminius im bzw. um das Jahr 17 – geboren wurde. Auf dieser Basis und bei Gleichsetzung mit Siegfried bzw. Sigurd lässt sich für Odin auf dem Weg der Genealogie unter Berücksichtigung der Altersstufen ein Geburtsjahr zugrunde legen, dass in einer Spanne zwischen den Jahren 177 - und 142 – gelegen haben könnte. Und dies war noch weit vor der Zeit, als das römische Imperium mit dem Ziel Germanien zu integrieren begann seine Fühler nach Norden auszustrecken. Um diese Zeit waren es die griechischen Stadtstaaten die auf dem Wasserweg über Rhone und Donau das Kulturgeschehen insbesondere in den keltischen Zentren Süddeutschlands mit beeinflusst haben dürften. In diesem Zusammenhang sei auf einen Prolog in der Snorra Edda von Snorri Sturluson aus dem 13. Jhdt. verwiesen der eine sprachliche Nähe zu jenen einstigen Einwanderern herstellte die ursprünglich aus Griechenland stammten und vermutlich von der Schwarzmeerregion bei Tanais am Asowschen Meer aufbrachen und nach Norden zogen. Es war eine Gruppe oder Sippenbewegung die unter der Bezeichnung Asienmänner zunächst in Norddeutschland und dann in Skandinavien Fuß fasste und die man mit den Asen und folglich mit Odin in Verbindung brachte. Snorri der sich auch auf die angelsächsische Chronik stützte die mit der Eroberung Britanniens durch Cäsar einsetzte vertrat die Auffassung, dass Odin ein Anführer und Kriegsherr dieser Gruppe und demnach auch realer Gestalt war. Ließe sich dem Prolog nicht eine Verbindung von Odin dem Urvater der Wälsungen zum Sachsenland herstellen, das Snorri „Saxland“ nennt und sich als Hunaland identifizieren ließe, hätte es im Zusammenhang mit dem Stammbaumabgleich des Sigemunde mit dem der Segimer Genealogie keine Erwähnung gefunden. Einen wissenschaftlichen Nachweis für diese Zugbewegung zu erbringen fällt schwer, da uns keine zuordnungsfähige menschliche DNA aus dieser Zeit zur Verfügung steht mit der es sich möglicherweise bestätigen ließe. Zumindest eine stete Zuwanderung aus dem Südosten Europas in den Nordwesten lässt sich aufgrund des genetischem Gradienten nachweisen. Bezieht man auch die Etymologie des Namens Wälsungen mit ein, dann bestätigt sich indirekt, dass es sich bei ihnen um keine im Betrachtungsraum ansässigen autochthonen Germanen, sondern um Hinzugewanderte gehandelt haben könnte. An sie trat die ureinheimische Bevölkerung möglicherweise die Macht ab und unterwarf sich ihnen wegen ihrer fortschrittlicheren Methodik, teilte sie sich später mit ihnen, übernahm sie und akzeptierte sie in der Folge als ihre neuen Anführer. Es könnte auf ihre griechische Abkunft, ihre kulturelle Überlegenheit aber auch ihre Kampfkraft zurück zu führen gewesen sein. Dem deutschen Wörterbuch nach steht das Verb „wälsen“ in enger Verbindung mit dem Verb „wälzen“ und ist eine Ableitung des Wortes „Walen“ mit gleicher Bedeutung, das in altdeutscher Sprache „Walisôn“ lautet. Im übertragenen Sinne folglich „wälsen“ wie „sich wälzen“ also in Bewegung sein bzw. sich hin und her bewegen. Man kennt es aus der Wandersprache der Handwerker die sich auf der Walz befanden. Ein schöner Vergleich ist die Teigrolle, auch Nudelholz genannt, das man in Südwestdeutschland „Wallierholz“ nennt. Ein Wort ohne festgelegte Schreibweise für das nur die Mundart zuständig ist. Demzufolge waren die Wälsen die Zu - bzw. Eingewanderten. Sage und Mythologie war die germanische Form der Überlieferung und darin haben sich die Erinnerungen bewahrt in dem sie in Odin seit jeher den unsteten Wanderer und Reisenden sahen. Er führte das unruhige Leben eines Eingewanderten weiter der nie richtig sesshaft werden wollte oder konnte. Zudem hatte auch Odin wie Flavus der Bruder von Arminius im Kampf ein Auge verloren. Sigemundes Vater trug noch den Namen Wäls und wies sich damit als Angehöriger jener Sippe der Eingewanderten aus, sodass man möglicherweise mit seiner Namensnennung noch an die einstige Wanderbewegung erinnern wollte. Möchte man noch einen Schritt weiter zurück gehen, dann bietet die Ynglinga Saga, aufgezeichnet im Prolog 1 von Snorri Sturluson noch die Version an, wonach Thor, der trojanisch - thrakische Trór, wiederum ein Vorfahre von Odin gewesen sein soll, der wie Aeneas. Aenea oder eða Enea auch einer der Wanderer von Asien nach Europa war. Es ist in der Tat eine nebulöse Spur die uns die „germanische Geschichtsschreibung“ wie eine Last oder Herausforderung an unsere Interpretationsfähigkeit und Phantasie aufbürdet, die man aber auch wenn sie sich nicht historisch greifen lässt nicht ignorieren sollte. Vergegenwärtigt man sich der jeweiligen Gegner die sich Germanien noch in vor römischen Zeiten in ihren Stammesfehden auf Basis gleichwertiger Waffentechnik gegenüber standen und welche Kampftaktik sie dann bevorzugten, dann ranken sich viele Theorien um die Frage, wie es einem kulturell und militärisch rückständigen und somit unterlegenen germanischen Stamm an der Weser überhaupt gelingen konnte im Zuge ihrer Schlachten die römischen High-Tech Armeen bezwingen zu können. So könnte dies nicht nur der fortschrittlichen keltischen Schmiedekunst zu verdanken gewesen sein, sondern auch am nüchternen Kalkül gelegen haben, dass sie sich aufgrund ihrer neuen mediterranen Kampfgenossen zunutze machen konnten. Letztlich könnte in beidem eine Erklärung dafür liegen, wie es gelingen konnte, sich gegen eine eingeübte römische Soldateska behaupten zu können. Beruhte man in Rom noch auf der Vorstellung, das man es in Germanien mit Halbwilden zu tun bekam und hatte sich dies aufgrund ihrer ersten Erfahrungen beim Rheinübertritt noch verfestigt, herrschte gar in ihren im Hinterköpfen vielleicht noch immer die Vorstellung es mit Kimbern und Teutonen zu tun zu haben, so erkannte man doch nach anfänglichen Erfolgen sich getäuscht zu haben. Natürlich könnte auch, und das nicht erst durch den Frontenwechsel des Arminius ein Vergleich der Truppenstärke zu Gunsten der Germanen ausgefallen sein. Aufgrund der fruchtbaren Bördelandschaft war die Region stärker besiedelt wodurch die Cherusker mehr Kämpfer ins Feld schicken konnten. Und auch der Überraschungsmoment dürfte im Zusammenhang mit den unwirtlichen Bedingungen hinsichtlich der spätsommerlichen Vegetationsdichte und der zunehmenden Niederschläge eine Rolle gespielt haben. Im Zusammenwirken mit der Ortskenntnis dürfte sich für die Germanen vieles im Zuge des Marschgefechtes günstig auf den Schlachtenausgang ausgewirkt hatte. Bei neuer Herangehensweise könnte man man aber auch die Ansicht vertreten, dass dies gewachsen auf einer ausgereiften Vorarbeit bzw. der Leistung eines Wälsen mit Namen Segimunde zu verdanken war und man es folglich als ein Resultat seiner minutiösen strategischen Planung betrachten kann. Das Werk eines Mannes der nicht nur mit antiker Kampftechnik, sondern auch mit ihrer Denkungsweise vertraut und ihnen damit ebenbürtig war. Obwohl im Kampf erfahren, konnte der junge heißsporn Arminius diesem Vorsprung an Erfahrung und Reife noch nichts entgegen setzen und sein Vater setzte ihn daher da ein, wo er sein Talent am besten ausspielen konnte. So hört es sich schon mehr danach an, als wäre es die ausgeklügelte Strategie gewiefter Taktiker gewesen die Varus unterschätzt hatte. Das die Cherusker deren Stammesname sich kaum deuten lassen will der aber auch südosteuropäische Einflüsse erkennen lässt sich an griechisch/mediterraner Fortschrittlichkeit und Methodik bedient haben könnte, würde so manches erklären helfen. Möchte man es also wagen Schlussfolgerungen zu ziehen, dann profitierten die Cherusker in ihren später „Saxland“ genannten Siedlungsgebieten von eben jenen Vorteilen der asiatischen Neuankömmlinge, ihrer überlegenen Kultur und dem damit einhergehenden Zugewinn an Innovation. So hätten sie den Sieg über die römische Armee im Ursprung jenem Odin zu verdanken, der damals mit seinen Asen einwanderte und den Grundstein für das Geschlecht legte, das von den Einheimischen Wälsungen genannt wurde. Das dies später zur Vergöttlichung der Ahnen führen würde ja musste, klingt nicht aus der Luft gegriffen, denn dank ihrer Fähigkeiten triumphierten sie letztlich über ein Weltreich. Ob es den Ureinheimischen die sich vermutlich eher kopflos, unkoordiniert, ungestüm und nur von der inneren Rage getrieben zu unbedacht in einen Kampf stürzten gelungen wäre, derartige Herausforderungen ohne die Vermischung mit den Wälsungen zu bestehen mag dieser These folgend dahin gestellt sein. Hinzu kommt, dass durch das Auftreten von Arminius aus der gleichnamigen Sippe der Wälsungen ein kampfesmutiger Germane ausgestattet mit römischer Disziplin und vertraut mit deren Kampftaktik in das Schlachtengeschehen eingriff und es entscheidend mit beeinflusste, sodass mehrere günstige Fügungen aufeinander trafen. Es ist in der Tat ein zerbrechlicher Faden den uns hier die Historie mit eingesponnen hatte und den man schnell verwerfen könnte, wären nicht auch noch andere mythologische Götternamen wie Thor oder Balder überliefert, hinter denen sich ebenfalls reale Personen verborgen haben könnten und ginge aus der germanischen Sagenliteratur nicht noch mehr Auswertbares hervor. Denn da war auch noch der skandinavische König Gylfi der den Beinamen „Der Sagenhafte“ trägt, was gerne für alles Unbeweisbare heran gezogen wird. Er soll einst den Asienmänner mit Odin an der Spitze entgegen geritten sein, was keinen unglaublichen Akt bedeuten würde, was man für nachvollziehbar und für die Zeit üblich halten darf, wenn sich Machtverhältnisse verschoben um ihnen das Angebot zu machen in seinem Reich im Norden ein eigenes zu gründen. Da Odin zunächst im Saxland ansässig gewesen sein soll, womit die Frage verbunden ist wo das gewesen sein könnte, dann wird er ihn auch dort auf halben Wege angetroffen haben. Eine Episode hat uns Snorri als Gylfis Täuschung in seiner von ihm Anfang des 13. Jahrhunderts verfassten „Snorra Edda“ überliefert wonach Gylfi im 1. Jhdt. vor der Zeitenwende die Burg der Asen gesucht hat und dort auf das Blendwerk eines dreifachen Hochsitzes stieß der vertikal übereinander stand und wobei es sich dieser Theorie nach um den Thronsaal des Wälsengründers Odin gehandelt haben könnte. Dem heute Egge genannten Gebirgszug liegen ältere Bezeichnungen wie das nasal gesprochene Wort „Osnegge“ zugrunde, das sich vom Ursprung her auf das Wort Asenegge dem Lebensmittelpunkt der Asen bzw. Osen beziehen ließe. Strategische Gründe lassen den möglichen Hauptsitz der Cherusker und damit des Wälsungengeschlechtes im Bereich der bedeutsamen Weserfurt vermuten. Während die Brunsburg mit einer westlich vorgeschobenen Wallanlage aufwarten kann die vermutlich germanischen Ursprungs ist, könnte man je nach dem wie man vor über 2000 Jahren die Bedrohungslage einschätzte auch im Fürstenberg auf der östlichen Weserseite gelegen einen frühen Stammsitz erkennen. Wo letztlich Gylfi Wallhall, womit man vielleicht auch die Halle der Wälsen gemeint haben könnte fand und wo man ihm die Rätselfragen stellte bleibt offen. (18.08.2023)

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