Sonntag, 6. August 2023
Waren Sifrit und Arminius die gleiche Person ?
In der Konsequenz konnte auf die Überschrift des letzten Kapitels ob Segimunde und Segimeri die gleiche Person gewesen sein könnten nur die Frage folgen, ob dies auch für Sifrit und Arminius gilt. Was die symbolhafte Tötung eines Drachen anbelangt so ließ der Schwenk vom Vater zum Sohn in der „germanischen Literatur“ lange auf sich warten und geschah erst um das Jahr 1200 im bereits stärker vom christlich beeinflussten Mittelalter, also rund 600 Jahre nach dem Loblied, dass der Barde auf Segimunde bezog. Aber was im hohen Mittelalter schriftlichen Niederschlag fand lässt erwarten, dass sich der Prozess Sifrit in den Vordergrund zu stellen schon früher vollzogen haben dürfte. Gründe und Ursachen zu finden, warum es in der Literatur zwischen dem 6. und dem 12. Jhdt. zum besagten Bruch und zum Schwenk von Segimunde zu Siegfried kam, er also seinem Sohn den Platz einnahm sollten sich finden lassen. Weiten Teilen der Bevölkerung Zentralgermaniens war im Bewusstsein geblieben welcher Verdienst einst dem Vater am Sieg über Varus zustand aber auch, dass es sein Sohn war dem es dann auf dem Schlachtfeld gelang das varianische Heer zu besiegen. Diese Theorie geht davon aus, dass trotz seiner Leistung Arminius bzw. Sifrit in Germanien noch lange im Schatten seines Vaters Segimunde alias Segimer stand bevor Zeitgeist und Sympathie in seine Richtung umschlugen. Rom, Varus und die Legionen waren in ihr Land eingedrungen, verkörperten für die Germanen das Böse schlechthin und als Untier nahmen sie ihren Platz in der mündlichen Volkschronik ein. Dargestellt in der Form eines geflügeltes Wesen für das man auf Basis des Wortes „trahho“, das altgermanische „Urwort“ von „ziehen“ die Bezeichnung Drachen kreierte bzw. es davon ableiteten. Es war die „geflügelte“ Form einer phantastischen Darstellung wie man sie seit alttestamentarischen Zeiten anwendet wenn man das Böse ausdrücken will hinter dem sich in der Regel ein Feind also Gegner verbirgt. Und nicht anders verwendete es auch der Barde der ebenfalls das Böse darin sah als er an den erfolgreichen Kampf Segimundes mit einem gewaltigen Feind erinnerte. In biblischen Zeiten führte der Drache noch den Namen „Tannin“ und war immer schon Bestandteil der christlichen Tradition. Helden denen es gelang als unbesiegbare geltende Feinde zu besiegen und was auch dem Erzengel Michael gelang standen grundsätzlich hoch im Kurs. Bruchstücke der Erinnerung an die Germanenkriege mit Segimunde aber auch Sifrit als Vorzeithelden, obwohl der Barde ihn nicht erwähnte waren fest in der Volksseele verankert, kursierten im ältesten Kulturgut Mitteleuropas und hatten im 5. Jhdt. auch Südengland erreicht, wo es in der Folgezeit nur in Gestalt des Segimunde im Beowulf Epos Verschriftung fand. Die frühfränkischen Kirche wusste um das in der Drachentötung liegende missionarische Potenzial das sich in Germanien erhalten hatte und es kam ihnen zupass. Sie integrierte das tief Verwurzelte in ihre Glaubensbotschaft, setzte das einstige Geschehen mit der Erzengel Legende gleich und drückte damit symbolhaft den Kampf zwischen Gut und Böse aus. Ob nun die Varusschlacht oder die religiöse Tat des Erzengels, beides ließ sich zusammen führen und wurde als die Bekämpfung des Bösen ausgelegt. Für das Christentum verbarg sich im Bösen auch immer der Teufel und als Drache bot sich für die schlichten Gemüter ein weiteres Gleichnis an. Die Forschung stieß im Beowulf Epos auf Segimunde den Wälsen der auf Basis dieser Theorie einst dort lebte wo die Geschehnisse ihren Ursprung nahmen und somit auch da, wo man später der Christianisierung unter Karl dem Großen den stärksten Widerstand entgegen bringen sollte. So verwundert es auch nicht, dass sich die Heilsbotschaft in der Region gut verbreiten ließ wo der Drache einst in ihr Land einfiel so dass hier in Ostwestfalen der Kontrast und die Vision „Gut gegen Böse“ auf besonders fruchtbaren Boden fiel. Der der christlichen Tradition entstammende Erzengel Michael ließ sich nahtlos mit der germanischen Auffassung verbinden und auf Basis eines durchdachten, gut organisierten, katholizistischen Netzwerkes gestützt auf Sprengel und Klöster verlief der Übergang schleichend. Für die Menschen nicht mehr wahrnehmbar wurde die neue Auslegung zum Selbstläufer und die Vorstellung vom Bösen aber doch besiegbaren Antichristen in Drachengestalt ließ sich erfolgreich unters fälisch/sächsische Volk mischen. Indirekt hatte sich die katholische Kirche damit die germanischen Erinnerungen an deren einstigen Gegner zu eigen gemacht und sah im Imperium ebenfalls das Böse. Der Spagat gelang zumal die fränkische Kirche längst ihren Frieden mit der heidnischen Seele des einstigen Reiches von Kaiser Augustus geschlossen hatte bzw. der Zusammenhang längst verblast war. Darstellungen und Abbildungen von Rüstung tragenden Helden die dynamisch ihr Schwert ins offene Maul eines Drachen standen für Jugend und Dynamik und waren zu allen Zeiten mehr gefragt, als sich unter einem Drachentöter einen ältlichen Vater bzw. greisenhaften Mann vorzustellen. Wir reden über Jahrhunderte und seine Taten hatte die Zeitgeschichte längst vergessen. Somit wich der im Beowulf Epos einst gefeierte Held Segimunde der neuen Sichtweise und seinem Sohn respektive Arminius wuchs die Rolle zu die ihm in Anbetracht seiner Leistungen auch zustand. In Michael dem Erzengel sah man eine geeignete Ersatzfigur um darin sowohl Segimunde als auch seinen Sohn weiter leben lassen zu können. Aber urplötzlich drohte dieser frommen Methode der Mystifizierung eine unerwartete Konfrontation mit der wahren Historie. Denn man erkannte in der Abtei Corvey im Zuge der Lektüre der Tacitus Annalen, dass dem eine reale Begebenheit zugrunde und es sich bei dem zum Drachen avancierten Feind aus grauer Vorzeit um nichts anderes handelte als um eine Armee bestehend aus Fleisch und Blut. Dies passierte um die Mitte des 9. Jhdt. als den Mönchen aus heiterem Himmel jene antike Urhandschrift die von Fulda nach Corvey gelangte in die Finger kam und ihnen beim Studium vermutlich die Luft weg blieb. Denn darin war erstmals von einem gewissen Arminius die Rede. Die Klosterbrüder an der Weser lasen den für sie zunächst irritierenden und fremden lateinischen Namen eines Mannes, als es ihnen plötzlich wie Schatten von den Augen gefallen sein könnte. Denn es entging ihnen nicht die auffällige namentliche Parallele zu einer Gedenkstätte die kurz vor der Klostergründung noch existiert hatte aber 772 von Karl dem Großen zerstört wurde. Es war eine Holzsäule die man Irminsul nannte und die vermutlich nahe Borlinghausen am dort vermuteten Endschauplatz der Varusschlacht stand. Von diesem Ort dem man später den Parzellenname Eskerke gab bis Corvey waren es nur 32 km Luftlinie. Wir werden nie erfahren wie viele Mönche sich damals einlasen bzw. man Einblick gewährte. Aber die alte Benediktiner Regel lautet nicht nur „ora et labora“ sondern in Gänze „ora et labora et lege“ , folglich „Bete, arbeite und lese“. Wobei unter „Lesen“ zunächst die heilige Schrift gemeint war, aber sie aber nicht davon abhielt auch einen Blick in andere Werke zu werfen. Aber auch den im Volksmund verhafteten aus den alten Erzählungen stammenden Namen Sifrit kannten die Mönche die im 9. Jhdt. die Tacitus Annalen studierten. Aber sie wussten noch mehr und dazu brauchten sie keinen Volksmund. Denn anhand der noch umfänglich zu Tage tretenden antiken Waffenfunde, den noch sichtbaren überirdischen Wallanlagen, den gepflasterten Wegen und zahlreichen Münzfunden war ihnen klar, dass sich in ihrer Region jene Ereignisse zutrugen, wie sie in den Annalen geschildert wurden. Und vieles sprach dafür, dass damit massive Kämpfe und Schlachten verbunden waren. Dank der Tacitus Urhandschrift war für sie das alte Rätsel gelöst und der Zusammenhang wurde für sie deutlich. Es war hinreichend bekannt, dass man Feinde und Gegner gleich ob sie sich besiegen ließen oder man ihnen unterlag in Gestalt von Untieren bzw. Drachen darstellte, sie als solche bezeichnete und das man ihnen unterschiedliche Wesensmerkmale und abweichende äußere Erscheinungsformen verlieh. Aber die Mönche hatten bislang keine Erklärung dafür, wer denn der oder die Gegner der Vorzeit gewesen sein sollten für die sich der ostwestfälische Volksmund angewöhnt hatte sie mit Drachen zu vergleichen. Aber das hatte sich nun geändert, denn dank der antiken Aufzeichnungen die durch ihre Hände gingen schimmerte für sie die Gestalt des wahren Vorzeitdrachen durch, denn es waren die Legionen des Varus die man mit einem Drachen umschrieb. Durch immer wieder neue Funde aufgefrischt wurde die ortsansässige Bevölkerung über die Jahrhunderte daran erinnert, dass es ihre Vorfahren waren die es hier einst mit einem übermächtigen Feind aufgenommen hatten. Geschehnisse die man mit einem aus dem Volksmund bekannten Mann namens Sifrit in Verbindung brachte für den man aber auch den Namen Irmin verwendete. Es mag die Corveyer Mönche verblüfft haben für diesen Sifrit bzw. Irmin nun schwarz auf weiß in lateinischer Schrift einen völlig anders lautenden Name präsentiert zu bekommen, was für sie jedoch keinen unüberwindbarer Gedankensprung mehr nötig um den Zusammenhang zu erkennen. Sie verbanden das Restwissen aus dem Volksmund und der bekannten Geographie und das fehlende Glied lieferten Ihnen die Tacitus Annalen. Im Zusammenspiel der neuen Erkenntnisse bestätigte sich, dass es sich bei Arminius respektive Irmin bzw. Sifrit um eine einzige, vor allem reale Gestalt der Geschichte handelte. Abgewandelt könnte man somit sagen, „Und der Volksmund hatte doch Recht“. Da bekanntlich der Geschichtsschreiber und Theologe Rudolf im Kloster Fulda da wo die Abschriften für Corvey angefertigt wurden die Tacitus Annalen las darf man wohl fest davon ausgehen, dass es auch die Mönche in Corvey taten. Ihnen hingegen könnte im Gegensatz zu Rudolf der im entfernteren Fulda wirkte der Namenszusammenhang nicht entgangen sein, so dass mit dem Erscheinen der Annalen in Corvey das Rätsel um die Bedeutung der Irminsul gelöst war. Rudolf von Fulda dem der Zusammenhang entging las in den Annalen das sich die Ereignisse im Weserraum zutrugen und erkannte daher, dass sie besonders in Corvey auf Interesse stoßen würden. Rudolf von Fulda verglich die Säule die von den Einheimischen Irminsul genannt wurde zu seinen Lebzeiten rund 90 Jahre nach ihrer Zerstörung mit einem Holzstrunken, wobei natürlich unter einem Strunken immer ein Stück Holz zu verstehen ist. Von Bedeutung ist, dass sich keiner Quelle entnehmen lässt, wonach die Irminsul eine religiöse Funktion gehabt hätte. So war damals im Gegensatz zu den zahlreichen Spekulationen der folgenden Jahrzehnte und Jahrhunderte auch noch keine Rede davon, dass es sich bei dem Irminsulkomplex um eine göttliche Verehrungsstätte gehandelt haben soll. Folglich auch eine logische Konsequenz aus der Tatsache heraus, dass sich den Tacitus Annalen nun deutlich entnehmen ließ, dass Irmin kein Gott sondern ein germanischer Feldherr war. Als die Glaubensbrüder 772 von der Eresburg her anrückten und man mithilfe der fränkischen Krieger das gesamte Irminsulgelände zerstörte ruhten die Tacitus Annalen vermutlich noch im Benediktiner Kloster Monte Cassino und befanden sich noch nicht in Fulda, so dass man aus der Sicht Karls des Großen und seines Gefolges davon ausgehen musste, dass es sich dabei um eine den Riten von Falen und Sachsen dienende heidnische Thingstätte mitsamt einer Gedenksäule handelte die man nun zu zerstören hatte, wollte man den Menschen im Nethegau den alten mythischen Rückhalt nehmen. Entscheidend für alle heutigen Überlegungen ist zudem, dass die vom Christentum beseelten Corveyer Mönche in ihrer Zeit dem Imperium noch weit aus näher standen und Latein für sie keine Fremdsprache war. Man kann es sich nicht plastisch genug vorstellen, wie sie reagiert haben dürften, als sie der taciteischen Urhandhandschrift außer der Namensnennung des Germanenfürsten auch noch diverse geographische Hinweise entnehmen konnten die sich der ihnen bekannten Landschaft zuordnen ließen. So verglichen sie auch andere Bezugspunkte und Beschreibungen mit ihrem Kenntnisstand und wussten im 9. Jahrhundert vermutlich auch noch was man sich unter Idistaviso vorzustellen hatte, was es mit den alten Erzählungen auf sich hatte, die sich um die Stätte rankten wo Germanicus einst die Knochen auftürmen ließ. Aber sie lasen auch von der alten Schlacht am Angrivarierdamm und vom Zwiegespräch der Brüder über die Weser hinweg die vor ihrer Haustür floss. Alles ließ sich mit der ihnen bekannten Geographie Ostwestfalens verbinden und sie konnten in Corvey anders als in Fulda problemlos den regionalen Bezug herstellen. Und auch wo sich die Siedlungsgebiete der Angrivarier erstreckten, obwohl man die Region es in ihrer Zeit vielleicht schon Engern nannte, war ihnen im 9. Jhdt. noch geläufig, denn auch diese Landschaft befand sich in ihrer Nähe. Immer zählten sie eins und eins zusammen und könnten auch eine Erklärung dafür gefunden haben, wo sich einst die Varusschlacht entlang zog und sie ihr Ende genommen haben könnte. Und genau da stand sowohl nach ihrer Auffassung als auch auf Basis dieser Theorie die Irminsul. Es waren in ihren Augen logische Schlussfolgerungen, die nun in Widerspruch zu dem standen, was man sich möglicherweise noch unter Karl dem Großen in klerikalen Kreisen gerne darunter vorgestellt hätte um das skrupellose Handeln als Akt nötiger Christianisierung besser darstellen zu können.
Mit dem neuen Wissen aus ältesten Zeiten werden sich die Mönche samt ihres Abtes schwer getan haben. In der Anfangsphase mag man in Corvey noch forsch darin gelesen und es auch offen im Kreise der Ordensbrüder diskutiert haben. Aber der Text war brisant, enthielt religiösen Sprengstoff und neues Denken brachte Unruhe hinter die Klostermauern. Insgesamt waren es keine guten Voraussetzungen dafür sich längerfristig und wissenschaftlich betrachtet damit auseinander zu setzen. Man konnte aus dem Wissen für die klösterliche Gemeinschaft keinen Mehrwert schöpfen und so gerieten die Annalen in Vergessenheit. Bestätigung brachten die Schriften einzig darin, dass der nun identifizierte Arminius der in den germanischen Erzählungen seinen „Taufnamen“ Sifrit beibehalten hatte mit der römischen Armee kämpfte die man mit dem Synonym des Drachen verband. Jener Drache der im religiösen Sinne aber immer nur das Böse schlechthin symbolisieren sollte und sich nicht mit einem geschichtlichen Ereignis vertrug. Damit lenkte die historische Wahrheit eines Arminius die Gläubigen von den sorgfältig geschmiedeten Drachengleichnissen ab und störte die kirchliche Ordnung. Das plötzliche Auftauchen der Namensidentität von Arminius zu Irmin/Sifrit führte nun zu strittigen Ansichten was der Christianisierung nur abträglich sein konnte. Auch Widukind von Corvey dürfte die Tacitus Annalen gekannt und darüber gebrütet haben, sodass man sich fragen darf ob ihm die Namensgleichheit von Arminius zu Irmin nicht auch aufgefallen sein könnte, ja eigentlich sogar aufgefallen sein müsste. Und da findet sich auch ein Ansatzpunkt, denn man erkannte im Wort Irmin eine Verbindung zum Kampf, zum Krieg und hielt ihn daher für die sächsische Ausgabe des griechischen Kriegsgottes Mars obwohl sich eher eine Nähe zum Götterboten Hermes angeboten hätte. Irmin und seine Gedenksäule widmeten die Sachsen also einem Kriegshelden den sie zum Gott aufwerteten. Man könnte also den Eindruck gewinnen Widukind von Corvey wusste, das Irmin ein Schlachtenlenker war vermied es aber sich dabei auf die Tacitus Schriften zu beziehen die es ihm in der Gestalt des Arminius bestätigt hatten. Obwohl es ihm mit seinem Wissen im 10.Jhdt. leicht gefallen wäre den direkten Bezug herzustellen umschiffte er es und erwähnte das Wort Arminius kein einziges Mal. Er wollte in Irmin den Kriegsgott sehen weil ihn die Sachsen in Erinnerung seiner Taten verehrten und rückte ihn von seiner wahren Existenz in Mensch gewesen zu sein ab. Aber warum ignorierte er die Tacitus Annalen die ihn doch eines besseren belehrt hatten. Man kann nur spekulieren, dass es die Glaubenslehre war die ihn davon abhielt die Irminsul als das zu bezeichnen was es war. Er ihr folglich die Bedeutung einer Siegessäule im Hinblick auf eine einst bedeutsame Schlacht absprechen wollte um die dem Frankenreich immer noch kritisch gesinnten Sachsen nicht zu neuen Widerstand zu animieren. Da das Resultat der Analyse die Erkenntnis war, dass sich die wahre Bedeutung der Irminsul nicht mit der Mission vertrug, nämlich die Existenz eines germanischen Helden, den man in Rom Arminius und in Falen Irmin bzw. Sifrit nannte wird man um das mühsam errichtete Irminsul Gerüst nicht ins wanken zu bringen dazu übergegangen sein, die Tacitus Schriften wegen ihres konträren Inhaltes zur christlichen Botschaft auf den klösterlichen Index zu setzen. Der Theorie dieses Internet Buches folgend hatten nur die Menschen in der Region um die Südegge den Namen Arminius aus der Tradition heraus bewahrt, da dort die Schlacht zu Ende ging und wo sie ihm in der Irminsul ein bleibenden Denkmal schufen. Bis zum Zeitpunkt des Studiums der Urhandschrift des Tacitus besaß keiner mehr eine Vorstellung davon, dass es einst einen Mann mit Namen Arminius gab, dem es gelang in der Nähe ihrer Wohnstätten vor Jahrhunderten eine römische Armee zu vernichten. Aber den Namen Sifrit wie man ihn schriftlich erstmals um 1200 im Nibelungenlied liest brachten sie erst nach dem Quellstudium der Tacitus Schrift mit den alten Geschehnissen in Verbindung und erkannten auch da erst, dass es eine alte Verbindungslinie zwischen Arminius und ihm gab. Zwei Namen und zwei Erinnerungskulturen die sich nun zusammen führen ließen und sich in heimischen Gefilden in Ostwestfalen trafen, die sich parallel entwickelten und sich auch nur dort begegnen konnten. Es wurde bereits darauf eingegangen, dass auch die Mönche in Fulda wo die Urhandschrift entstanden sein soll den Inhalte kannten und ihnen der Bezug zu Ostwestfalen auffiel woraufhin sie eine Urhandschrift an Corvey abgegeben haben könnten aber auch um die neue Abtei mit Kulturgut auszustatten. Natürlich möchte man nicht so weit spekulieren, dass dies bereits in der Absicht geschah die Corveyer Mönche zum Kombinieren zu animieren. Aber der den Feind tötende Arminius der im Drachen tötenden Sifrit seinen Ausdruck fand, den man später Siegfried nannte und der die Rolle des Segimunde übernommen hatte, war definitiv nicht der fromme Erzengel Michael und Schutzpatron der ostfränkischen Kirche dem es schon in hebräischen Zeiten gelang ebenfalls das Gute gegen das Böse zu verteidigen. Es war im christliche Sinne gedacht eine Übereinstimmung die sich nahezu aufdrängte, was aber ein separates Kapitel nötig macht. Aber damit erschöpfte sich noch nicht das umfangreiche Wissen, dass die Mönche den taciteischen Schriften entnehmen konnten. (06.08.2023)

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Mittwoch, 19. Juli 2023
Waren Segimunde und Sigimeri die gleiche Person ?
Auf den ersten Blick muss man sagen nein, denn nach antiker Lesart war der Name des Vaters von Arminius Sigimeri der erstmals vom römischen Offizier Velleius Paterculus einem Zeitgenossen von Arminius der nach 30 + verstarb in seinem Kapitel 118. 1 schriftlich erwähnt wurde. Nach germanischer Geschichtsschreibung die dem Volksmund folgt und daher nicht an einem einzelnen Historiker fest zu machen ist lautete der mit Sigimeri möglicherweise identische Vorzeitheld Segimunde und er war der Vater von Sifrit. Auf Segimunde stieß die Forschung im Beowulf Epos da ihn ein höfischer Sänger im 6. Jhdt. nannte. Um zu versuchen eine Übereinstimmung zwischen Segimunde und Sigimeri zu begründen ist es in diesem Fall angebracht die Frage nach der Quellensicherheit zu stellen, was für die antike Version sprechen würde. Um dies plausibel zu machen bietet sich zunächst das umfängliche Geflecht der verwandtschaftlichen Beziehungen innerhalb der cheruskischen Fürstenfamilie an. Und dies nicht nur weil die antike Darstellung aufgrund der hinterlassenen Namen schon zu Beginn der Jahrtausendwende die fortschrittlichere Genealogie anbieten kann, sondern auch weil die darin erkennbar werdenden Personennamen aus den Federn sich gegenseitig bestätigender unterschiedlicher antiker Historiker stammen wodurch sie untereinander zuordnungsfähig werden. Der nordische Sagenkreis kann erst um das Jahr 1200 den Stammbaum für Segimunde nach reichen, wodurch erst eine Gegenüberstellung der Familienverhältnisse von Segimunde und Sigimeri möglich wird. Dadurch wird augenscheinlich, dass diese bei Segimunde tiefer greifen verzweigter und vielschichtiger sind und somit detaillierter ausfallen als bei Sigimeri wodurch sie über die Genealogie aus römischer Feder hinaus gehen. Das darin enthaltene Wissen konnte sich im germanischen Hinterland verborgen gehalten haben und entzog sich somit dem antiken Informationsstand. So könnte es offen legen, dass die familiären Verstrickungen im Fürstenhaus der Cherusker weitaus umfangreicher waren als es der Forschung auf Basis der antiken Quellen bewusst war. Um für eine Identität zu plädieren, kommt des Weiteren die Zeitspanne zu Hilfe die zwischen Paterculus und dem Barden verstrichen ist. Viele Jahrhunderte in denen Worte im Zuge mündlicher Überlieferung Umbildungen erfuhren und ihre Schreibweise Veränderungen unterworfen war. Und nicht nur am Beispiel der Worte „trahho und „drago“ lässt sich erkennen wie Sinngebung sich verschieben kann. So könnte sich auch der Name des Fürsten Sigimeri, der auch als Segimer oder Sigimer verstanden wird auf dem langen Weg von Ostwestfalen, weiter getragen über die im 5. Jhdt. nach Südengland ausgewanderten sächsischen und fälischen Söldner die dort später die angelsächsischen Königreiche gründeten vom antiken Original in Segimunde verwandelt haben. Die Endsilben „mer“ bzw. „meri“ oder „mar“ sind in der germanischen Welt genau so häufig anzutreffen wie die Endsilbe „mund“ und Verwechslungen denkbar. Es ist also durchaus denkbar und es mag viele Gründe geben die dafür sprechen, dass Aussprache und Schrift im Verlauf von respektive 600 Jahren Veränderungen erfahren haben, an dessen Ende uns nicht mehr der Name Sigimeri, sondern Segimunde begegnet. Auch dass die germanische Geschichtsschreibung die heroischen Taten nicht dem drachentötenden Helden Sifrit wie man ihn im Nibelungenlied nannte in diesem Sinne also Arminius, sondern seinem Vater zuschrieb lässt sich begründen. Für die germanischen Oberhäupter anderer Stämme die mit an den Vorbereitungen zur Varusschlacht beteiligt waren oder Kenntnis davon hatten und daher die Lage zum Zeitpunkt der Stunde Null vor dem Angriff bestens einschätzen und bewerten konnten stand fest, dass es Segimeri war der die Stämme einte, motivierte auch den Plan entwarf also die Zugstrecke festlegte und daher den größten Anteil am Sieg für sich verbuchen konnte. Er war somit nicht nur der Vater des Erfolges, er war auch der Vater des Mannes der dann auf dem Schlachtfeld seine Strategie in die Tat umzusetzen hatte. Da es dem zum römischen Ritter aufgestiegenen Arminius erst nach der Niederschlagung des Pannonienaufstandes im Spätsommer oder Herbst 8 + möglich war nach Ostwestfalen zurück zu kehren, konnte er sich nicht schon in der Anfangsphase varianischer Machtvollkommenheit als sein Gegenspieler in Position bringen. Dieser Umstand gereichte ihm zum Vorteil, da er unbelastet war und sich als Freund des Imperiums präsentieren konnte. So profitierte Arminius in den Augen aller Germanen unübersehbar für alle von den Vorleistungen seines Vaters. Infolgedessen übernahm der Volksmund dieses allgemein verbreitete Wissen hinsichtlich der seinerzeitigen Ausgangslage und es bietet eine Erklärung dafür, dass in der frühesten bekannt gewordenen germanischen Aufzeichnung dem Beowulf Epos noch Segimund und damit indirekt Segimer gemeint, als der Bezwinger des römischen Drachen Eingang in die germanische Geschichtsschreibung fand und nicht sein Sohn Arminius respektive Sifrit. So war es in erster Linie diese Schlacht und vielleicht weniger die fünf Jahre später zum Ausbruch kommenden Kämpfe der Jahre 14 + bis 16 +, die den geschichtlichen Wendepunkt markierte und daher für die Zentralgermanen die höhere Bedeutung besaß. In den Folgekämpfen führte kein Segimer mehr Regie, Arminius rückte nach und wird im Team mit den anderen Anführer gewirkt, letztlich aber das alleinige Sagen gehabt haben, wenn wir den antiken Quellen folgen wollen. Aber den Sieg über Varus stufte man als gewichtiger und ehrenhafter ein zumal er nicht vorhersehbar war. Seine Bedeutung lag auch darin, dass erst dadurch die Germanen das nötige Selbstvertrauen bekamen und was ihre Widerstandskräfte frei setzte die sie brauchten um die Schlachten gegen die gewaltige Streitmacht eines Germanicus aufnehmen zu können. Arminius hatte auch auf den Schlachtfeldern der Jahre 15 + und 16 + das Zepter in der Hand, kämpfte aber in einer anderen und neuen Allianz an Verbündeten die nicht mehr mit jener aus Varustagen identisch war. Möchte man sich also auf die Thematik einlassen und sich der Fragestellung widmen, ob Segimund und Segimer identische Personen waren, dann ist der Einstieg in die Rahmenbedingungen der frühen Ereignisse unerlässlich und der Beowulf Epos wird zu einem wesentlichen Schlüsselelement der Aufarbeitung. Er enthält das älteste Wissen aus germanischer Feder und nichts war für die Zentralgermanen mit soviel Aufopferung verbunden wie die Abwehrschlachten gegen Rom, als dass man sie nicht auf diesem Weg wenn auch nur als Randnotiz verarbeitet hätte. Der Beowulf Epos verkörpert zudem die Originalversion der bekannten Nibelungensage und es fällt ihm damit auch eine hohe Bedeutung zu, wenn man an die diversen Interpretationen denkt, die sich um die nebulösen Drachenüberlieferungen ranken. Für den Forschungsansatz entscheidend darin ist die Aussage, dass es nicht Sifrit alias Arminius war den man in Nordeuropa Sigurd nannte, der im Drachenkampf der Vorzeit erfolgreich war, sondern ein Mann namens Sigemund alias Segimer, seinem Vater. Darin spiegelt sich ein großer Widerspruch der nach dem Beowulf Epos einen Bruch in der Erzähltradition einleitet. Denn in allen folgenden Werken tritt der Vater von Arminius nicht mehr als Drachentöter in Erscheinung, sodass vermutet wird Segimund respektive Segimer habe das Ende der Varusschlacht nicht mehr erlebt, konnte sich folglich in den Folgeschlachte keine Verdienste mehr erwerben. Von der vermeintlichen Tatsache ausgehend, dass der Vater von Arminius im Gegensatz zu ihm noch im 5. Jhdt. unter den Germanen eine große Verehrung genoss lässt sich ableiten, dass in den germanischen Vorstellungen auch andere Ansichten zum einstigen Geschehen verbreitet gewesen sein könnten als es uns die antiken Schriften die in Arminius die Hauptfigur sahen es uns glaubhaft machen wollen. Aber aufgrund seiner Vorgeschichte des zweimaligen Frontenwechsels, wurde Arminius für die antike Welt attraktiv und es wird deutlich, dass das Augenmerk verstärkt auf die interessante Gestalt dieses römischen Ritters Arminius gerichtet war. Auf ihn hatte man wie überliefert ist große Stücke gesetzt und ausgerechnet er war es dann, der dem Imperium in der dunkelsten Stunde augusteischer Machtpolitik auf dem Schlachtfeld in den Rücken fiel. Fortan fokussierte sich die römische Geschichtsschreibung auf diese schillernde Person und ließ dafür im Gegenzug die Gesamtleistung der germanischen Stämme und Stammesführer außer acht. Seine Kehrtwendung mitten im Schlachtentreiben und sein mit Verrat verbundener Treuebruch wog so schwer, dass man in Rom viele andere Umstände ausblendete und ihn auch später im Zusammenhang mit den Schlachten des Jahres 16 + nicht mehr aus dem Auge verlor. So war es immer schon schwer vorstellbar, dass bei Idistaviso als acht Legionen unter Germanicus gegen die Germanen antraten aber in Arminius nur ein einziger Feldherr auf germanischer Seite erwähnt wird. Der konvertierte Germane war vom Star zum „Enfant terrible“ römischer Geschichtsschreibung avanciert, sein wirken hob sich ab und zog die Aufmerksamkeit aller auf sich was sich in auffälliger Weise in der antiken Literatur widerspiegelt. Aber wie schon an anderer Stelle angemerkt war die Germanenforschung in Deutschland immer schon zu „Antike gläubig“ ausgerichtet, sodass das vorhandene Wissen der einstigen Gegenseite wegen Mangel an Deutungsversuchen immer schon zu kurz kam. Am großen Verbreitungsgrad des Namens Sifrit lässt es sich festmachen und allein danach zu urteilen zu welcher Bekanntheit dieser Name in Europa in all seinen Sprachvarianten gelangte darf man resümieren, dass er auch nicht erst im Nibelungenlied aus dem 13. Jhdt. auftauchte und sich auf älteste Zeiten berufen kann, worüber aber noch zu sprechen sein wird. Durch das einstige Zusammenwirken beider wurde auch der Name Sifrit immer schon mit dem seines Vaters Segimund in engste Verbindung gebracht, so dass beide im germanischen Sprachraum was die Drachentöter Überlieferung anbelangt eine Einheit bildeten. Beides waren Personen deren Taten in ältester Vergangenheit wurzelten und sich im Volksmund erhielten. Als die Erinnerungen an die antiken Zeiten zu verblassen begannen verschob sich die Sichtweise und Sifrit der Sohn setzte sich durch. Die Sage schob ihn in den Vordergrund und Segimer respektive Segimund verlor an Bedeutung. Aber gleichrangig gingen sie in die Geschichte ein, da beiden der vergangene Ruhm erhalten blieb auch wenn Jahrhunderte später niemand mehr über ihre Verdienste zu berichten wusste. Vom 6. Jhdt. als sich die Taten des Beowulf zugetragen haben sollen und Segimund als Vorzeitheld Erwähnung fand bis zur Nibelungensage in der Sifrit die Bühne betrat vergingen rund 600 Jahre. Eine Zeit in der unsere Vorfahren vielfältigen und sich verändernden Einflüssen ausgesetzt waren. Die antiken Weltanschauungen hatten in Mitteleuropa Fuß gefasst die überlebenden Kreuzritter irritierten mit ihren wilden Erlebnisberichten die mittelalterlich höfische Gesellschaft, neue Eindrücke spülten in die Welt nördlich der Alpen und die Phase der Christianisierung tat ihr übriges, sodass man zu anderen Überzeugungen gelangte. Es fanden grundlegende und wesentliche Umorientierungen statt man besann sich neu und das Rom einst in Ostwestfalen kämpfte war aus dem Wissen der Zeit entschwunden und nur wer in Germanien staunend vor den gewaltigen imperialen Bauleistungen stand konnte sich vorstellen, dass dies nicht zu allen Zeiten auf Gegenliebe gestoßen sein konnte. Konkurrierende Auffassungen darüber wer sich am germanischen Sieg über Rom die größten Verdienste erworben haben könnte waren längst in den Hintergrund getreten und keiner sprach mehr von Siegmund oder kannte gar einen Segimer, denn fortan waren alle Augen auf Siegfried gerichtet. Siegfried schrieb sich im Nibelungen Lied Sifrit und dies dürfte auch sein Originalname gewesen sein, der Name mit dem dem man ihn auch in Germanien zu Zeiten der römischen Besatzung gerufen haben dürfte. Der Name wie er einem auch heute noch, also 1000 Jahre nach "Hagen von Tronje" leicht über die Lippen geht. Somit hatte sich sein urgermanischer Name Sifrit noch bis ins hohe Mittelalter in schriftlicher Form behaupten können, während dies dem lateinischen Name Arminius nur auf regionaler Ebene in Ostwestfalen und das auch nur bis zur Niederlegung seiner Gedenkstätte der Irminsul, gelang. Die Vorstellung, das sich im Drachenkampf die Varusschlacht verbirgt gilt auf Basis dieser Theorie als gesetzt und sie ist auch nicht neu, denn schon seit dem 19. Jahrhundert wird darüber spekuliert, da sich vieles in auffälliger Weise ähnelt oder sich plausibel miteinander verbinden lässt. So lassen sich etwa die bislang aufgestellten Thesen auf die Namensähnlichkeit von Sigemund und Segimer was den Wortstamm „Seg oder Sig“ anbelangt beziehen da man diesen über die Generationen vererbte. Und mit Siegfrieds Tarnkappe ließe sich der Verdacht begründen, Varus habe in Arminius zu lange den ihm treu ergebenden einst römischen Offizier gesehen, bevor dieser dann plötzlich mitten im Kampf seine Tarnung ablegte, oder das sich die dahin schlängelnden römischen Legionen gut mit dem Schlangenwurm, also dem "Lintwyrm" vergleichen lassen. Letztlich meinte man auch bei beiden einen Verwandtenmord erkennen zu können, obwohl es bei Arminius unbewiesen bleiben muss. Was die Unsterblichkeit der Sage anbelangt, so berief man sich noch auf Tacitus der bereits auf die Langlebigkeit in Bezug auf die Verherrlichung der Taten des Arminius angespielt hatte in dem er einen vorsichtigen Nachruf dazu formuliert hatte. Weitere Erklärungen vorzulegen warum man den Sieg dem Beowulf Epos folgend dem Vater und nicht dem Sohn zuschrieb sollen nun dazu beitragen die These Drachenschlacht gleich Varusschlacht zu stützen. Dazu gehört auch der Hinweis im Beowulf Epos, dass Sigemund als Sohn des „Wälse“ bezeichnet wurde, er also dem namhaften und glorifizierten Geschlecht der Wälsungen angehörte. Eine Herrscherdynastie die auch in der Völsunga Saga erwähnt wird zu deren Nachkomme Sifrit bzw.Sigurd zählte und alle einst von Odin abstammten. Für die Glaubwürdigkeit der reale Existenz dieser Dynastie spricht, dass auch in der Lieder Edda,der Snorra Edda und der Thidreks Saga die Rede von den Wäslungen ist. Die Häufigkeit an Erwähnungen dieses Sippennamens in unterschiedlichen Sagenkomplexen sollte kein Zufall sein und erhärtet den Verdacht, dass der Beowulf Epos auf tatsächlich Geschehenem basiert was seinem Inhalt historische Substanz und Aussagekraft verleiht und ihn damit ebenbürtig mit den antiken Quellen erscheinen lässt. Aber es lassen sich noch weitere Spuren finden, denen es sich nachzugehen lohnt. Und dazu gehört auch ein Abgleich der Stammbäume von Segimund und Segimer. Eine unvermeidbar Prozedur möchte man versuchen auch auf diese Weise dem Verdacht der Identität nachzugehen. Lässt sich also im Drachen der römische Feldherr Varus identifizieren, dann birgt der Epos auch noch andere Überraschungen. So existiert eine Übereinstimmung die wir Paterculus zu verdanken haben, denn er berichtete unter II. 119 „ Vari Corpus Semiustum Hostilis Laceraverat At Feritas“. Der Übersetzung nach lautet es „selbst die halb verbrannte Leiche von Varus hatte die Rohheit des Feindes zerfleischt“ und auch im Beowulf Epos ist an zwei Stellen die Rede von einem verschmorten Drachen was vergleichende Überlegungen zulässt. Das Varus nicht von der Hand des Arminius starb und Siegfried dem Drachen auch nicht wie es die Germanen mit Varus taten ihm nämlich den Kopf abzuschlagen, sondern Sifrit ihn von unten tötete, lässt sich nicht in die Theorie einbetten und könnte der mittelalterlichen Prosa bzw. dem Unwissen geschuldet sein. Das man dem halb verbrannten Körper von Varus noch den Kopf abgeschlagen hatte um damit Marbod ins germanische Bündnis zu locken schien zwar unmittelbar nach der Varusschlacht eine Tat mit politischem Hintergrund gewesen sein, sollte aber nicht vergessen machen, dass dies in einer Region geschah die einst von Kelten besiedelt war und in der naturgemäß ihr Bevölkerungsanteil auch noch um das Jahr Null nicht unerheblich gewesen sein dürfte. Kelten pflegten der Überlieferung nach den Kopfkult und in der Folge auch die dort ansässig gewordenen Germanen, wodurch man darin auch ein Akt mit hoher Symbolkraft sehen kann. Was den Stammbaumvergleich anbetrifft, so hatte Segimund was für die Zeiten nicht verwundert „sagenhafte“ vier Söhne von drei Frauen was zu damaligen Zeiten für die Erbfolge nützlich war und es die höhere Müttersterblichkeit erforderte. Der römische Offizier Velleius Paterculus war mit Arminius persönlich bekannt und überlieferte, dass der Cherusker Segimer jedoch nur zwei Söhne hatte was gegenüber den germanischen Quellen allgemein als „glaubhafter“ galt. Es gibt untrügliche Hinweise darauf, dass die zwei Söhne von Segimer Geschwister waren wobei der Name seiner Frau den römischen Schriften nicht zu entnehmen ist. Das demnach Sifrit bzw. Sigurd der jüngste Sohn von Segimund aus seiner letzten Ehe mit Hjördis auch als mit Arminius identisch zu betrachten ist, ergibt sich aus dieser Theorie. Und es war auch dieser Flavus der Bruder von Arminius der auch zur Klärung beitragen könnte denn mit seiner Hilfe lässt sich die germanische Version glaubhafter machen und auch er dürfte wie Arminius einen germanischen Namen getragen haben, der sich aber anders als der von Arminius nicht zu erkennen gibt. Möchte man mithilfe der germanischen Methodik in Form der Weitersage geschichtlicher Ereignisse versuchen heraus zu finden, wie sein germanischer Name lautete, dann käme dafür nur noch einer der drei anderen Söhne von Sigemund in Frage. Dies wären entweder Sinfiötli, Helgi Hundingsbane oder Hamund. Legt man für diese Analyse den Beowulf Epos zugrunde, dann war Sinfiötli der Neffe von Sigemund nicht sein Sohn. Die Völsunga Saga hingegen bezeichnet ihn sowohl als Neffen als auch als Sigemunds Sohn. Damit wird deutlich, dass seine Herkunft etwas verschleiert dargestellt wird was daran liegen könnte, dass Sigemund seinen Sohn Sinfiötli mit seiner Schwester Signy gezeugt hatte als nicht statthaft war und es ihr bewusst war, dass sie Blutschande begangen hatte. Da aber das gesundheitliche Risiko bei Kindern aus Inzestverbindungen an Stoffwechselstörungen zu erkranken genetisch bedingt höher ist, haben sie eine niedrige Lebenserwartung, so dass sich Rom Sinfiötli nicht als Geisel ausgewählt haben dürfte, da er für einen Dienst im römischen Heer bzw. eine höhere Laufbahn nicht geeignet gewesen wäre. Damit kann er es nicht gewesen sein und Sinfiötli fällt somit als der germanische Name von Flavus aus. Eine Übereinstimmung die nicht unterschlagen werden soll findet sich lediglich darin, das sowohl Flavus nicht an der Varusschlacht teil nahm aber auch Sinfiötli nicht am Drachenkampf seines Vaters Sigemund beteiligt war, blieben also beide passiv. Da Sinfiötli folglich nicht in Frage kommt Falvus zu sein, könnte man sich im ersten nachchristlichen Jahrzehnt als Varus in Ostwestfalen eindrang für einen der anderen Söhne von Segimund respektive Segimer entschieden haben um ihn in römische Obhut und Armee aufzunehmen. Folglich kämen jetzt nur noch Helgi oder Hamund aus der Ehe von Segimund mit Borghild von Bralund in Frage die sich hinter Flavus verborgen haben könnten. Festzuhalten ist aber, dass Segimund mit Hjördis in Sifrit bzw. Sigurd nur ein Kind hatte, sodass Helgi und Hamund aus der Ehe mit Borghild dann nur die Halbbrüder von Arminius gewesen wären. Des Weiteren sind uns aus allen Beziehungen, sowohl von Segimer als auch Segimund keine weiblichen Nachkommen überliefert was nicht bedeutet, dass es sie nicht gab. Ein Umstand den man nicht verschweigen sollte. Da der Wälse Helgi den Hundingen König erschlug der dem Namen nach vermutlich vor den Wälsen über Hunaland herrschte, könnte dies die Zeit gewesen sein, von wo an die Wälsungen um die Macht im Hunaland rangen bevor sie es eroberten. Hunaland, das man sich großräumig unter der norddeutschen Tiefebene und Teilen von Westfalen bis zum estlichen Harzrand vorstellen darf. Flavus möchte man ihn in Helgi sehen, konnte aber auch nicht in römische Dienste gekommen sein, gleichzeitig aber noch Hunding getötet haben. Denn Flavus gelangte schon in jungen Jahren als Geisel in römische Obhut ein Alter in dem man sich noch nicht mit anderen Herrscher schlägt, so darf man annehmen, dass es sich auch bei Helgi nicht um Flavus gehandelt haben konnte. So bliebe nur noch Hamund der jüngste Bruder um Flavus gewesen zu sein. Jener Hamund den die Forschung in Island sucht. Da es der Barde aber bereits im 6. Jhdt. berichtete, die Insel jedoch erst im 7. Jhdt. besiedelt wurde, lässt es sich mit keinem in der Vorzeit stattgefundenen Drachenkampf in Verbindung bringen. Würde sich also Hamund hinter Flavus verbergen, dann wäre er wie Helgi zudem auch nur der Halbruder von Arminius gewesen. In Sigemund hätten sie zwar den gemeinsamen Vater gehabt, aber die Mutter von Hamund und Helgi war Borghild von Bralund, während die Mutter von Arminius und Flavus nach dieser Theorie Hjördis gewesen wäre. Das es Halbbrüder von Arminius waren steht auch im Widerspruch zum Tacitus Hinweis, wonach Arminius als er mit Flavus im Streitgespräch über die Weser lag von der gemeinsamen Mutter sprach. So spräche auch diese Annahme der Argumentation entgegen Hamund könnte Flavus gewesen sein. Demnach kommt unter allen Söhnen von Segimund keiner in Frage Flavus gewesen zu sein. Zweifellos handelt es sich hier um die Verkettung kühner Theorien, aber diverse Anhaltspunkte liegen vor die den Versuch wert erscheinen lassen Segimer und Sigemund in unmittelbaren Bezug zueinander zu setzen. Mit der großen Wissensleere die sich aus den Worten der antiken Schriftsteller über die innergermanischen Zustände heraus lesen lässt und die zwischen den Zeilen immer wieder deutlich wird scheinen auch hypothetische Ansätze dieser Art gerechtfertigt zu sein. Aber es gibt noch eine weitere Erklärung mit der sich die Frage um Flavus aufhellen ließe. Hintergründe die man ungern in die Diskussion mit einbezieht, da im tiefen Brunnen der Geschichte der Forschung schnell der Sauerstoff ausgeht. Bei näherer Betrachtung der These Segimund könne der Vater von Arminius gewesen wäre, hätte auch er im ersten Jahrzehnt nach der Zeitenwende in Ostwestfalen gelebt und auf ihn hätte auch all das zutreffen müssen, was man von Segimer aus römischer Quelle weiß. Dies hieße im Umkehrschluss, dass der Name von Segimers letzter Frau Hjördis war und ihr gemeinsamer Sohn Arminius respektive Sifrit bzw. Sigurd gewesen wäre. Anzunehmen wäre dann, dass Borghild nach der erneuten Eheschließung Segimunds mit Hjördis mit ihren Söhnen Helgi und Hamund ihre ostwestfälische Heimat verlassen haben könnte um nach Dänemark zurück zurück zu gehen, sodass dies auch ein Grund böte, unter beiden nicht auf Flavus zu stoßen Aber der Sage nach hatte Hjördis in Sifrit respektive Arminius nur einen einzigen Sohn, während doch laut Velleius Paterculus Segimer zwei Söhne hatte, nämlich Arminius und Flavus. Das beide Brüder waren wird aufgrund des von Tacitus überlieferten Streitgespräches im Jahre 16 + deutlich als Arminius auf die gemeinsame Mutter zu sprechen kam. Aber reicht diese Abweichung schon aus um die Theorie der Identität von Segimund und Segimer zu verwerfen, oder hatte Hjördis möglicherweise noch einen weiteren uns unbekannt gebliebenen Sohn da die Sage ihn verschwiegen hat, den sie verschweigen wollte und bei dem es sich dann um Flavus gehandelt haben könnte ? Flavus war der jüngere Bruder von Arminius mit unbekanntem Alter. Arminius war zur Zeit der Varusschlacht etwa 26 Jahre alt aber sein Bruder war um wieviel Jahre auch immer jünger. So war er von dieser germanischen Schicksalsschlacht gegen Varus nicht so stark geprägt wie sein älterer Bruder Arminius respektive Sifrit. Im Zusammenhang mit der Schlacht wird Flavus von antiker Seite auch an keiner Stelle erwähnt, da er sich vermutlich weit abseits davon aufhielt bzw. Rom ihn, das Geisel von Ostwestfalen fern hielt. Obwohl Flavus vom Sieg seiner Landsleute erfuhr entschied er sich nicht wie zuvor sein Bruder Arminius die römische Armee zu verlassen um wieder in seine alte Heimat zurück zu kehren und sich patriotisch gegen Rom zu stellen, sondern blieb den römischen Lebensgewohnheiten und dem dortigen Militärdienst treu. Schlimmer noch, denn später führte er für Rom unter der Führung von Germanicus sogar noch das Schwert gegen sein eigenes Volk. Ein Vergehen, das damals wie heute in der Rechtsprechung unter dem Namen Hochverrat geführt wird. Man könnte es also konsequent nennen, auch ohne das es in den germanischen Sagenberichten erwähnt wurde, dass man Flavus aufgrund seiner Entscheidung aus dem cheruskischen Fürstenhaus verbannte. Denn mit seinem Verhalten leistete er sich ein Vergehen, das zu allen Zeiten insbesondere im Kriegsfall scharf geahndet wurde und immer noch wird, das aber in archaischen Zeiten deutlich drastischer ausgefallen sein dürfte als heute und auch weitaus drakonischere Strafmaßnahmen vorsah. Als es im Jahr 16 + über die Weser hinweg zu dem legendären Streitgespräch zwischen beiden Brüdern kam wurde Flavus von Arminius heftig beschimpft und deutlich mit dem Wort Verräter betitelt. Was dies bedeutet lässt sich mit heutigen Maßstäben nicht mehr ermessen, dass es aber in der Historie Erwähnung findet ist allein schon Bemerkenswert. Ob Flavus sein fürstliches Blut dabei half, dass sich die Germanen ihm gegenüber zurück haltender verhielten und sich in ihrem Zorn mäßigten ist fraglich und auch die Gauversammlung dürfte ihm diesen Verrat nicht verziehen haben. Und auf Hochverrat und darin eingeschlossen die zusätzliche Tat zum Feind übergelaufen zu sein, sich dann am Kampf gegen sein eigenes Volk beteiligt zu haben, sowie für Feigheit oder Flucht stand damals die Todesstrafe. In diesem Fall ging man in alten Zeiten noch einen Schritt weiter und hing den Verurteilten für alle gut sichtbar an einem Baum auf. Und das die germanischen Sitten und Gebräuche streng waren zeigen die Strafen für Ehebrecherinnen die man dem Moor übergab. Aber wie sollte man mit Florus verfahren, wenn man seiner nicht habhaft werden konnte da er unter dem Schutz des Feindes stand. Ein Umstand der ihre Wut zusätzlich angeheizt haben dürfte. Die heillose Zerstrittenheit zwischen den Brüdern war in Germanien kein Geheimnis und auch über die Grenzen hinweg bekannt. Da ihnen aber nur wenige Möglichkeiten blieben um ihren Ärger zum Ausdruck zu bringen sie aber gleichzeitig den Stammesgesetzen und ihren Traditionen gerecht werden mussten, stellt sich die Frage wie die Gesellschaft damals auf sein Verhalten reagiert haben könnte. Überlegungen mit denen sich eine Forschungslandschaft schlecht beschäftigen kann, da sie sich außerhalb des Beweisbaren bewegen müsste. Menschliche Regungen sind bekannt wonach man ein derartiges Fehlverhalten aus dem Bewusstsein verdrängen möchte. In allen dürfte es gegärt haben und Väter neigen dazu in dem Menschen der Schande über sie und den Stamm brachte nicht mehr den eigenen Sohn sehen zu wollen. Eine Gemeinschaft stieß aus, tendierte zum Totschweigen und die Sage hielt sich daran. So liegt der Verdacht nahe, dass ihn die germanische Form der Geschichtsschreibung aus diesem Grunde auch nicht mehr erwähnte, während die antike Historie davon keinen Gebrauch machen brauchte, da sie die innergermanischen Sensibilitäten und Konflikte nicht tangierten. Insgesamt verbergen sich darin aber diverse Gedankenanstöße die dazu dienen sollen aufzuzeigen, dass es vor 2000 Jahren auch noch andere Zusammenhänge gegeben haben könnte mit denen sich die zwei Formen der Geschichtsschreibung auf einen Strang verdichten und zusammen führen lassen können. Denn in diesem Fall hätte Hjördis neben Sifrit noch einen zweiten Sohn gehabt, den man aber in Germanien verschwiegen hatte. Möchte man auf dieser Basis ein Fazit ziehen und die „sagenhafte“ germanische Geschichtsschreibung als ein gleichwertiges literarisches Produkt gelten lassen und es mit den historischen Anhaltspunkten die uns aus römischer Hand vorliegen verzahnen, dann wird ein anderer Hintergrund erkennbar. Und demnach stand für einen Großteil der Germanen fest, dass Segimer in Person des Segimund also dem Vater aufgrund seiner reifen Erfahrung und seiner taktisch erfolgreichen Vorarbeit der Triumph über Varus zustand. (19.07.2023)

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Sonntag, 18. Juni 2023
Als die „Germanen“ schreiben lernten schrieben sie nieder was sie noch von damals wussten
Im frühen Mittelalter als die Handlungen des Beowulf Epos spielten, könnte man unter Vorzeit die Phase verstanden haben in der von Rom aus noch das ganze Imperium regiert wurde und in der die Großschlachten in Germanien geführt wurden von denen sich die Varusschlacht in besonderem Maße abhob, da sie sich wie sich erst später heraus stellte, aufgrund ihrer Tragweite im besonderen Maße von den folgenden Schlachten abhob und zur Kehrtwende wurde. Es war jene denkwürdige Auseinandersetzung die auf Basis bzw. Theorie der Beowulf Darstellung ein gewisser Anführer mit Namen Sigemund gewann. Sein Gegenspieler war demnach Varus den er im Kreise seiner Kommandanten bezwang. In der Sprache der Zeit stellte man es später als eine Auseinandersetzung dar bei der man den Feind mit einer allgewaltigen und überdimensionierten Schlange verglich die die lateinische Welt „draca“ und die germanische Zunge einen Wurm also „Wyrm“ nannte. Die Nachwelt steigerte sich hinein und gab dem „Schlangenwurm“ später „Lindwurm“ genannt aufgrund einer Verkettung von Missverständnissen über die ähnlich klingenden Bezeichnungen „Trahho“ und „Drago“ den Namen Drachen. Diese Schlacht deren Ausgang historische Weichen stellen sollte ließe sich folglich mit Sigemund in Verbindung bringen dem der Sieg über eben jenem römischen Drachen gelang und hinter dem sich der germanische Name des Cheruskers Segimer verborgen haben könnte. Aber auf der Suche nach diesem möglicherweise realen Hintergrund ist es nicht nur unabdingbar da anzusetzen wo der Barde im Epos wortwörtlich einen Sigemunde, abgekürzt kurz Sigemund genannt erwähnt, sondern das er auch Sigemund als den Sohn des Waelse bezeichnet. Und die Wälsungen waren in der gesamten uns bekannt gewordenen Sagenwelt mit und ohne Drachen, wahrlich kein unbeschriebenes Blatt. Überspringt man Sigemundes Vater mit dem bedeutsamen Namen Waelse und glaubt der mythischen Genealogie wie sie in der Völsunga Saga aus der zweiten Hälfte des 13. Jhdt. überliefert ist, dann war Odin also Wodan oder Wodanaz wie ihn die Germanen auch genannt haben sollen, der Urgroßvater dieses Wälse und somit Sigemunds Ururgroßvater. Sigemunds Vater mit Namen Wälse galt als der Begründer der Wälsungendynastie musste also schon Großes vollbracht haben bevor Segimund alias Segimer sein Erbe antrat. Großes geleistet zu haben stand in der damaligen Zeit für erfolgreiche Kämpfe verbunden mit Macht – also Landzugewinn. Und er stammte demnach auch von Odin ab, der von den Germanen als oberster Gott verehrt wurde. Ihm verdanken wir der Überlieferung nach sogar den Namen eines Wochentages der vermutlich aus christlichen Erwägungen heraus später vom Mittwoch überlagert bzw. ersetzt wurde. Die Genealogie macht deutlich, dass Wodan nicht nur der Ururgroßvater von Sigemund, sondern wie man erwarten darf auch ein Mensch aus Fleisch und Blut, also kein Gott war. Wie man auch aus der römischen Geschichte weiß wurden hoch gestellte Personen wie Cäsar oder Augustus ebenfalls gottgleiche Ehren zuteil und Odin dürfte da keine Ausnahme gemacht und dem nicht nachgestanden haben. Denn wie das Wort „vergöttert“ es ausdrückt bestand immer schon der Wunsch Größe und Verehrung ins göttliche abgleiten lassen zu wollen. Der Inhalt des Beowulf Epos unter Einbeziehung der Ursprungssage von Mercia und in Zusammenhang mit der Völsunga Saga gesetzt macht diverse Verbindungslinien deutlich die in die römische und damit auch in die altgermanische Geschichte zurück greifen. Dazu gehören die Verweise aus der germanischen Geschichtsschreibung die uns nahe legen, dass sich das Geschlecht der Wälsungen auch bis in älteste Zeiten zurück verfolgen lässt und das ihre Könige der Sage nach auch über eine Region herrschten die sich Hunaland nannte. Und während es die römischen Schriftsteller waren die uns erstmals aus dieser Zeit berichteten, aber über die innergermanischen Verhältnis nur verschwindend wenig wussten und sich statt dessen in verwegene Vorstellungen verstiegen, so liegen uns germanische Sagenberichte vor, denen sich Detailwissen entnehmen lässt. Schrieben die antiken Quellen über die germanischen Gentes aus dem Hause der Cherusker und kannten auch einige Namen von Anführern aus dem Stamm der Chatten, so konnten sie doch keinen Brukterer oder Angrivarier Fürsten beim Namen nennen und waren sich auch über die Herrschaftsgebiete der einzelnen Stämme und Völker im Unklaren was zudem noch von der später erschienenen ptolemäischen Weltkarte bestätigt wird. Fasst man auf Basis dieser „Varustheorie“ zusammen, dass Sigemund bzw. Segimer der Name von Arminius Vater war, dann wären die Wälsungen der Namensgeber des cheruskischen Fürstengeschlechtes gewesen und ihr Reich nannte sich Hunaland. Vielleicht etwas zu viel der Schlussfolgerung so entbehrt es aber doch nicht einer gewissen Durchgängigkeit und und damit Plausibilität. In der altenglischen und altisländischen Dichtung wird Hunaland mehrfach erwähnt, es lässt sich aber mangels belastbarer Angaben nur grob verorten. Anhand von Bezügen die der Thidreksage entnommen werden können befand es sich nördlich des Sauerlandes, dehnte sich in östlicher Richtung bis an die Weser und den Harz, in nördlicher Richtung bis in die Küstenregionen und westlich bis zum Rheinland aus. Nach dem Beowulf Epos und Saxo Grammaticus zu urteilen sind darunter auch noch die Regionen zu verstehen die einst von Langobarden besiedelt wurden, so dass Hunaland auch bis an die Elbe gereicht haben könnte. So kann man nach dieser Darstellung davon ausgehen, dass der gesamte niederdeutsche Raum dafür infrage käme und es sich somit um die gesamte Region nördlich der „keltisch/germanischen“ Lautverschiebung gehandelt haben könnte. Insgesamt betrachtet scheint Hunaland im Zuge dieser Theorie nahezu deckungsgleich mit den Gebieten gewesen zu sein, in denen einst die Rom feindlich gesinnten Chasuarier, Chauken, Brukterer, Angrivarier, Langobarden, Cherusker und diverse Kleinstämme siedelten. Unübersehbar ist aber auch, dass die Raumverteilung mit der Landmasse identisch ist die ab dem 6. Jahrhundert kontinuierlich von einem Großvolk beansprucht wird, dass sich aus zahlreichen Einzelstämmen zusammen setzte und unter der Sammelbezeichnung Sachsen bekannt wurde. Hinweisgebend dafür ist eine Überlieferung aus der frühen englischen und nordischen Dichtung also Sagenwelt, wonach einst ein sächsischer König mit Namen Hundingus über Hunaland herrschte. Und auf Basis der Gesta Danorum, Saxo Grammaticus, dem Beowulf Epos und dem Widsith gilt als anerkannt, dass es eine Verbindung zwischen Hundingus und den Wälsungen oder gar eine Identität gab, sodass sich hinter Hundingus ein unbekannt gebliebener sächsischer König verborgen haben könnte, der zwischen dem 6. und 7.Jhdt. Hunaland regierte und der da er schon früh vom dänischen König Helgo getötet wurde deswegen in der Völsunga Saga keine Erwähnung fand. Da aber auch der Wälse Sigemund als König über Hunaland geführt wird, war Hunaland bereits in der Vorzeit, folglich vor der Machtausdehnung der Sachsen der feststehende Begriff für einen Herrschaftsraum war im Besitz der Wälsungen und könnte schon im ersten nachchristlichen Jahrhundert seit der Zeit der Römerkriege diesen Namen getragen haben. Konträr zum möglicherweise schon frühgermanischen Hunaland das im mythischen Kontext auch als Ursprungsname für Deutschland gehandelt wird, ließ sich im Namen Valland das römische Reich bzw. Gallien identifizieren. Die Bezeichnung Hunaland führen Teile der Forschung auf die oberirdisch gut sichtbaren Hünengräber der älteren Kulturen zurück, die vereinzelt auch noch am Nordrand des Sauerlandes festgestellt wurden und die man aufgrund der Dimension für die Hinterlassenschaften von Riesen also Hünen hielt. Aus dem Mittelhochdeutschen ist „hiune“ bzw. das niederdeutsche Wort „hûne“ überliefert und stellt eine Deutung dar die man für plausibel halten darf. In diesen Steinstrukturen die sich als Grablegen erwiesen, erkannten die Germanen Zeugnisse und Hinweise auf älteste Kulturen und weit vor ihrer Zeit lebende Generationen die sie sich nicht erklären konnten, von denen sie aber tief beeindruckt waren und in deren Tradition sie sich wähnten. Es waren die sichtbaren Relikte aus dem späten Neolithikum für das die Forschung der zwecks besserer Zuordnung an zeitlicher Strukturierung gelegen ist, eine Phase zwischen 3500 - und 2800 – zugrunde gelegt hat. Und innerhalb einer nur von natürlichen Prozessen geformten Landschaft eigneten sich diese eindeutig von Menschenhand geschaffenen Monumente um damit auch dem Landstrich einen Namen zu geben in dem nun sie, die „Germanen“ lebten. Da die Existenz des Wälsungengeschlechtes aufgrund des Bardengesanges sowie der Genealogie Bezüge in die Vorzeit, sprich die „germanische Antike“ zulässt, sollte man die Zeitachse auch weit zurück drehen dürfen. Das dieses Hunaland, eine Landmasse die sich möglicherweise von der Elbe bis an den Rhein erstreckte unter den damaligen Verhältnissen stammesübergreifend regierbar war, ist schwer vorstellbar. Aber der Überlieferung ist zu entnehmen, dass Wäls der Vater von Sigemund aus dem Geschlecht der Wälsungen der König von Hunaland war und Sigemund ihm, wie man annehmen darf auf den Thron nachfolgte. Nähert man sich der Theorie an wie sie hier zur Grundlage wird, dann wirken derartige Schlussfolgerungen, da sie auf dem Boden der Spekulation beruhen immer abenteuerlich. Denn dann war Sigemund der den vorzeitlichen Drachen tötete nicht nur der König von Hunaland, sondern auch der Mann der im übertragenden Sinne Varus und damit die ihm unterstellten Legionen besiegte, Hunaland wäre dann aus geographischer Sicht betrachtet der germanische Name der Region gewesen in denen auch der Stamm der Cherusker lebte. Dann wären die Wälsungen, die man auch unter den Namen Wölsungen, Welsungen oder Völsungar kennt, der cheruskische Eigenname ihres Fürstengeschlechtes. Ein Eigenname der nie die antike Geschichtsschreibung erreichte. Möchte man dann noch die Frage nach dem Stammsitz der Wälsungen aufwerfen, dann könnte sich dieser auch da befunden haben wo einst Odin lebte, dessen Urenkel das Geschlecht der Wälsungen begründet hatte. Zweifellos denkt dabei mancher an König Gylfie der einst auszog um jenen Ort zu finden wo sich die Festung Odins seiner Nachfahren oder seine aus Asen bestehende Gefolgschaft lebte. Der heute Egge genannte Gebirgszug stützt sich auf die nasal ausgesprochene bzw. betonte Bezeichnung Osnegge folglich der Lebensmittelpunkt der Osen was sich auf die Asen beziehen könnte. Nach dem Einfall der Römer 14 +, den Geplänkelkämpfen des Jahres 15 + und den gewaltigen Römerschlachten im folgenden Jahr 16 + und der erfolgreichen Gegenwehr dominierte das Fürstengeschlecht der Cherusker respektive der Wälsungen die politische Landschaft war hoch geachtet und dürfte im weiteren Verlauf die Geschicke nicht nur in dem der Elbe vorgelagerten Großraum gelenkt haben. Denn auch in der Geopolitik mischte man mit in dem man später Marbod besiegt hatte. Wobei jedem Germanen bewusst gewesen sein dürfte, dass auch nach dem Jahr 16 + mit einem Wiederaufflackern des Krieges von römischer Seite jederzeit gerechnet werden musste. Wann der Kaiser kraft Dekret oder Anweisung das Ende weiterer Okkupationen befahl ist nicht bekannt und ebenso nicht der Zeitpunkt zu dem die Germanen davon Kenntnis bekamen, zumal es fraglich ist, ob sie es dann auch ernst genommen hätten bzw. glauben sollten, schließlich konnten sie es nicht den Abendnachrichten entnehmen. Unter den Betroffenen vor allem bei den kleineren Stämmen herrschte in der Nachkriegsphase noch lange eine große Unsicherheit und in diesen Zeiten liegt es in der Natur des Menschen sich nach einem starken Partner umzusehen. So dämmerte es allen, dass sie den Erfolg über die Legionen ihrer Geschlossenheit vor allem aber dem sie anführenden Stamm der Cherusker und deren Fürstenhaus zu verdanken hatten. Man erkannte ihre Leistungen an, denn sie hatten Taktik, Talent und Stärke bewiesen. Erfolg ist anziehend und wie sich nachvollziehen lässt, rückten die Cherusker in eine führende Position auf und es dürfte ihnen die Funktion einer zentralen Schutzmacht zugefallen sein. Die Arbeiten der antiken Geschichtsschreiber soweit sie bekannt sind hielten nur wenige Geschehnisse in und über Germanien fest und dies auch nur Bruchstückhaft. Politische Ränke und geschickte Verhandlungstaktiken gelangten heute wie damals nicht oder erst viel später an die Öffentlichkeit, sodass es auch nicht ausgeschlossen werden kann, dass es im Hintergrund zu Kontakten zwischen Marbod und einem enttäuschten Tiberius kam. So könnte es auch im Sinne Roms gewesen sein eine zweite Front aufzubauen um die Weserstämme einem Zangengriff auszusetzen was Rom wieder zum Vorteil hätte gereichen können um alte Pläne mit neuen Allianzen umzusetzen und was sie im offensiven Sinne wieder handlungsfähig gemacht hätte. Die geopolitische Lage war fragil und so galt es für Arminius sich auch nach Osten hin absichern und orientieren zu müssen um der Gefahr zu begegnen die von zwei Seiten das Hunaland hätte bedrohen können. Es irritierte immer schon die Geschichtsforschung und dies könnte eine Erklärung dafür sein, dass sich die Verbündeten von Arminius nach dem Schlachtenjahr 16 + schon ein Jahr später gegen Marbod wenden mussten. Aber was steckte in dem Stamm der Cherusker dem die ganzheitliche Aufgabe zugewachsen war sich auch weiterhin schützend vor die Region zu stellen die sich Rom vielleicht immer noch einverleiben wollte. Wie lange reichte ihre Kraft um die Rolle einer Führungsmacht auszufüllen und woher schöpften sie ihre Substanz. Beschäftigt man sich mit dieser Frage fällt den handelnden Personen eine wichtige Funktion zu die sich über den Stammbaum des Cheruskersippe erkennbar machen könnte. Um fündig zu werden warten zwei Stränge der Überlieferung auf ihren Abgleich was einer Herausforderung gleich kommt, denn es gilt zwei völlig voneinander abweichende Kulturkreise durchleuchten zu müssen da beide andere Traditionen pflegten was die Bewahrung alter Ereignisse und deren schriftliche Wiedergabe anbetrifft. Die ältere der Quellen entstammt der lateinisch/griechischen Geschichtsschreibung und erlosch mit den letzten Zeilen aus den Händen von Cassius Dio und für alle galt es, sie mit der germanischen Sagenschiene auf Übereinstimmungen hin zu untersuchen. In sie einzutauchen bedeutet sich der Unterschiede zweier Lebensarten bewusst zu werden, die von abweichenden Mentalitäten und Gewohnheiten geprägt waren und kulturell eine große Kluft aufwiesen. Da uns die Namen Sigemund und Wälse aus dem Beowulf Epos vorliegen sind sie es denen es nachzugehen gilt als auch den Namen des Cheruskerclans, die uns die römische Antike verriet. Und möchte man die Suche nach Namen, Familien, Sippen und Verwandtschaften aufnehmen so kann uns nur die überlieferte Genealogie weiter helfen. Stehen uns aber wie in diesem Fall gleich zwei Stammbäume zur Verfügung steht ein heikles Unterfangen bevor, möchte man versuchen sie miteinander kompatibel zu machen. Was den Stammbaum der Cherusker anbelangt, der sich wie römischen Quellen zu entnehmen ist von dem des sagenhaften Wälsungen Stammbaumes unterscheidet so lassen sich doch unerwartete Verbindungslinien erkennen. Von Segimer möchte man Segimund in ihm sehen wissen wir nur verwindend wenig und die Antiken verrieten uns auch nicht den Namen seines Vaters. Anders verhält es sich bei Segimund, denn sein Vater hieß Wölsung und der Barde nannte ihn einen Wälse. Die römische Geschichtsschreibung klammerte den Namen des Vaters von Segimer aus, oder wusste es nicht besser. Sie nahmen nur von seinem Sohn Arminius Notiz da er es war, der ihnen die bittere Niederlage auf dem Schlachtfeld beibrachte. Orientiert man sich an der schwer gewichtigen Völsunga - oder Nibelungen Saga, dann hatte Sigemund der Drachentöter aus der Vorzeit vier Söhne von drei Müttern von denen eine seine Schwester Signy war. Sein Sohn Sinfiötli entstammte dieser Verbindung und während er die Söhne Helgi und Hamund mit seiner Gattin Borghild von Bralund zeugte, war Sigurd bzw. Siegfried der Sohn seiner letzten Frau Hjördis. Dieser später zum Helden avancierte germanische Adlige war demnach der jüngste seiner Söhne. Vielen oberflächlich und überzogen gehaltenen Hinweisen lässt sich entnehmen, dass für die römischen Historiker das „germanische Innenleben“ ein Buch mit sieben Siegeln war, was auch ihr Wissen über den Aufbau der cheruskischen Fürstenfamilie anbelangt. War Segimund ein Cherusker dann folgt die Frage wer er war, wie alt wurde er und seine älteren Söhne, hatte er noch andere Frauen, wie viele von ihnen starben bei der Geburt und brachten diese nur die bekannten vier Kinder zur Welt. Von Segimer erfuhren wir über die römischen Quellen, dass er zwei Söhne gehabt haben soll aber auch nicht, ob er noch andere hatte. Es waren Arminius und Flavus die aufgrund der Schreibweise ihren römischen Ursprung verraten, aber ihre germanischen Namen konnten uns die antiken Quellen nicht überliefern. In dem man nur in Arminius den Helden erkannte, ging der Ruhm anders als es die Beowulf Protagonisten sahen aus römischer Sicht am Vater vorbei. Aber der germanische Volksmund wusste noch mehr und es besser, denn er verfügte über ein davon abweichendes Gedächtnis. Denn in ihren Augen stand der Erfolg Vater und Sohn zu gleichen Teilen zu und ihr Erinnerungsvermögen hielt an diesen alten Wahrheiten fest. Im Stammesgebiet der Cherusker war es kein Geheimnis, dass Segimer Kopf und Stratege des Widerstandes seit der ersten Stunde war der den Schlachtplan gegen Varus entwarf und die Fäden schon lange bevor Arminius zurück kam im Hintergrund gezogen hatte. Aber seinem Sohn oblag es auf dem Schlachtfeld die aktive und führende Rolle zu übernehmen zu der sein Vater möglicherweise nicht mehr willens oder imstande war. Infolgedessen war Arminius für Rom Haupt und Kopf des Gegners, Drahtzieher und Feldherr zugleich. Abe nur unter dem Namen Arminius war er in den römischen Reihen bekannt, während sein germanischer, vermutlich schwer aussprechbarer Name aus den antiken Quellen nicht hervor geht. Aber nicht nur im Kreise seiner Mitkämpfer führte er was seinen Doppelnamen anbelangt ein Doppelleben, dies setzte sich sich auch durch die ganze Geschichte fort, führte zu den Irritationen innerhalb der Geschichtsschreibung besonders dann wenn es um die Welt der Sagen und Legenden ging und was in der Konsequenz an den Orten seines Wirkens die Schizophrenietät der Existenz seiner zwei Namen auslöste, nämlich Arminius der in Germanien genauso verbreitet war wie sein germanischer Name Siegfried. Die nordischen Sagenberichte, was deren belastbarer Inhalt anbetrifft ist den Fakultäten der Wissenschaft seit jeher suspekt ist, da es unbeweisbar erscheint und man daher der antiken Literatur mehr Glaubwürdigkeit zugestehen möchte. Wohl wissend, dass es keinen einzigen Menschen, ob Grieche oder Römer gab, der später über die Varusschlacht berichtete und der auch selbst dabei war also persönlich daran teil nahm. Und auch der mit dem Geschehen so verbundene Velleius Paterculus hielt sich zur Zeit der Varusniederlage nicht in Ostwestfalen, sondern in Pannonien auf. So schrieben letztlich auch alle römischen Historiker nur das nieder was sie sagen hörten, möchte man einmal von den Senatsakten absehen die es gegeben haben soll, aber deren Inhalt auch einseitig formuliert bzw. manipuliert gewesen sein konnte. So war auch in den antiken Quellen mangels Augenzeugen das Gesagte allgegenwärtig und wir dürfen überlegen, wem wir mehr glauben schenken möchten. Aber wie war das mit Arminius, den man später Siegfried oder Sigurd nannte, Namen die er immer schon trug, die aber erst seit dem Mittelalter schwarz auf weiß zu lesen sind. Er traf mit seinen Kampfgefährten die ihm schon in Pannonien zur Seite standen und ihm bis in seine alte Heimat treu waren in Ostwestfalen ein. Heimatlos gewordene Männer unter denen sich auch Krieger römischer Abstammung befunden haben könnten die sich aber vorwiegend aus Germanen und Kelten zusammen gesetzt haben dürften. Kämpfer aus den unterschiedlichsten Stämmen und Völkern die sich ihm angeschlossen hatten, die ihn aber alle nur unter seinem neuen lateinischen Kriegernamen Arminius kannten. Ein ehrenvoller Name den die Centurier und Tribunen nutzten wenn sie in brenzlige Lage kamen und seine Auxiliarkräfte anfordern mussten. Der Name unter dem er Karriere machte, an den er sich nicht nur gewöhnt, sondern der ihm auch Ruhm eingebracht hatte und den er vielleicht sogar schon gegenüber seinem germanischen Namen bevorzugte. Der Name unter dem man ihn aber auch in Germanien überall kannte, ob nun spöttisch gemeint oder mit Hochachtung ausgesprochen. Das schließt aber nicht aus, dass ein Teil seiner Gefolgschaft diesen römischen Namen ablehnte und auch im Kreise seiner Familie könnte man immer noch seinem germanischen „Taufnamen“ Siegfried den Vorzug gegeben haben. Doppelnamen aus unterschiedlichen Gründen sind noch bis in die heutige Zeit keine Seltenheit wenn man etwa Namensträger aufwerten, ihnen zusätzliche Bedeutung verleihen, oder sich nicht vom Geburtsnamen trennen möchte. Aber in Vater und Sohn sah man in Germanien gleichermaßen die Garanten des Sieges und man gab es auch so an die Nachfahren weiter. Jene Sippennachfahren die der Auffassung waren, dass sich Sigemund sprich Segimer am Geschehen die größere Verdienste erworben hatte gaben ihm und seinen Taten den Vorzug, während andere den Erfolg mehr seinem Sohn zuschrieben, der die Pläne seines Vaters umsetzte. Aber im Nethegau wo sich nach dieser Theorie die Schlacht vollzogen hatte und sich der Verlauf und von wo aus sich das Resultat auf die unterschiedlichste Weise in Mitteleuropa verbreitete war im Bewusstsein der Menschen eine andere Realität haften geblieben. Eine Erinnerung aus der sich ableiten lässt, dass es damals eine germanische Doppelspitze gab was auch nachvollziehbar ist denn einer Einzelperson hätte es kaum gelingen können. Der südliche Nethegau war die alte Berührungszone der Kulturen worauf in Bezug auf die Lautverschiebung im Diemeltal bereits eingegangen wurde. Es ist der Landstrich zwischen Egge und Weser in dem seit jeher die unterschiedlichen Mentalitäten und Interessen auch ausgelöst durch die fruchtbare Bördelandschaft aufeinander stießen. Während hier im äußersten Winkel des cheruskischen Stammesgebietes Arminius die Entscheidung mit der Waffe herbei führte könnte man in anderen Regionen auch geteilter Meinung über ihn gewesen sein bzw. ihm abgeneigt gegenüber gestanden haben. Fehlende Sympathien die auch für Segestes gegolten haben der wohl gerne sein Erbe angetreten hätte. Wer ihm also seinen Erfolg nicht gönnen wollte wie es übrigens auch von Marbod eindrucksvoll überliefert ist, der dürfte eher in Segimer sprich Segimund den Gewinner gesehen haben und es Arminius missgönnt haben. Stammesangehörige die diese Auffassung vertraten hingen der Vorstellung an in Segimund alias Segimer die entscheidende Person sehen zu wollen und vernachlässigten die Verdienste des Schlachtenlenkers Arminius. Darin könnte eine mögliche Erklärung dafür liegen, dass es auch Segimund war, der sich zunächst im Norden als Held etablierte und deswegen auch als Drachentöter im Beowulf Epos genannt wurde. In der Region aber in der die Schlacht tobte und wo sie auch zu Ende ging stand Arminius unstrittig der Erfolg zu und so hielt es auch der Volksmund der Nachwelt. Man kennzeichnete die Örtlichkeit der Tragödie, bewahrte die Erinnerung daran bis sich daraus eine Kultstätte entwickelte aus dem ein Gedenkplatz wurde den spätere Generationen mit einer Säule schmückten bevor man ihn dem Erdboden gleich machte. Zu spekulieren, dass sich die nach England ausgewanderten Söldner aus jenen Menschen zusammen setzten die dem Arminius kritisch gesinnten Flügel entstammten oder es nicht besser wussten ist müßig. Spätestens nach dem Ende des Imperiums erlosch langsam auch der Name Arminius und verschwand zuerst aus den römischen Annalen und Aufzeichnungen während er in der germanischen Welt noch lange präsent blieb und sich sein heldenhaftes Tun ins Vermächtnis der Bevölkerung eingegraben hatte. Über die Insider von einst, die noch berichten konnten wie ausschlaggebend die Vorarbeit seines Vaters war um Varus eine Falle zu stellen sind die Zeiten hinweg gegangen und nur noch dem Sohn galt die ungeteilte Aufmerksamkeit was das damalige Geschehen anbelangt. Er wurde heroisiert und man rückte ihn in einer Zeit als das Imperium und seine Ambitionen in ganz Mitteleuropa die Herrschaft anzustreben längst in Vergessenheit geraten war in die Nähe göttlicher Vorstellungen. Da es Anhaltspunkte dafür gibt, wonach Karl der Große über Wissen verfügte demnach Irmin kein sächsischer Gott war, so ließ sich es sich doch gut mit seinen Eroberungsplänen verbinden und die fromme Schar die ihn begleitete ließ sich gerne vom Gedanken leiten, dass es so war und schien felsenfest im Glauben davon überzeugt gewesen zu sein ein fälisch/sächsischen Götzenbild vor sich zu haben statt eines Objektes das ein frühes Nationalbewusstsein hinterlassen hatte, deren Ursprung sich allerdings selbst die Ostwestfalen im 8.Jhdt. nicht mehr bewusst waren. Aber die Zerstörung gelang den Karolingern nur halb, denn ein anderer für die politischen Ziel der Karolinger ungefährlicher Kult, hatte überlebt, das alte Geschehen längst abgelöst und sich seinen eigenen Weg gebahnt. Denn man hatte mangels Vorstellungskraft und Wissen die alte Überlieferung aus römischen Zeiten aufgegriffen, verband und erklärte sich das Vergangene mit der Tötung eines Drachen und schmückte es literarisch aus. Und natürlich konnte und durfte es auch kein ältlicher Greis mehr wie Segimer oder Segimund gewesen sein, dem eine derartige Leistung gelang zumal es in Siegfried eine gute Alternative gab. Aber das das Bezwingen eines Feindes zunächst mal einer taktischen Vorarbeit bedarf war in altruistischen Zeiten naturgemäß nicht so gefragt und passte nicht ins Milieu des Vorstellbaren. Folglich basierten die im Mittelalter kursierenden Versionen auf der germanischen Variante und die sah in Siegfried den Held der Vorzeit. Aber wer wusste schon im Mittelalter, dass es mal einen Arminius gab. Er hatte seine Bedeutung und Bekanntheit längst verloren und nur im südlichen Nethegau konnte sich die Erinnerung an ihn noch bis ins 8. Jhdt. halten bis man ihn im 15. Jhdt. in Corvey wieder ausgrub. (18.06.2023)

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