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Montag, 1. April 2024
Warum Haltern nicht Aliso ist.
ulrich leyhe, 14:28h
Obwohl sich nicht jeder Geschichtsfreund im Detail mit der Verlaufsgeschichte der Varusschlacht beschäftigt hat vertreten doch manche von ihnen die Ansicht es habe sich bei „Aliso“ um Haltern gehandelt. Das Haltern Aliso sein soll erinnert auch etwas an die Debatte um die Frage, ob bei Kalkriese die Varusschlacht statt gefunden hat. In Haltern hätte dann das legendäre und gut ausgebaute Lager im unmittelbaren Einzugsgebiet der Varusschlacht gestanden worin die Überlebenden Schutz suchten, das der germanischen Belagerung lange widerstehen konnte, dann aber doch aufgegeben werden musste. Unter dem Namen Aliso wird es in der Geschichtsschreibung nur zwei Mal erwähnt und zwar von Velleius Paterculus und Cornelius Tacitus. Cassius Dio hingegen schrieb nur über eine Festung die man mit Aliso für identisch hält, die am Zusammenfluss von Lupias und Elison lag und von Drusus 11 – nach der Schlacht von Arbalonem begründet wurde. Aber auch noch an zwei weiteren Textstellen von Cassius Dio und Sextus Julius Frontinus gibt es Hinweise auf die Existenz eines bedeutsamen Kastells, das den Verdacht auf Aliso lenkt. Die Überlieferung von Paterculus darf man von allen als die belastbarste und auch authentischste Quelle bezeichnen, da er obwohl nicht an der Varusschlacht teilnehmend, so aber doch im unmittelbaren Zeitgeschehen steckte. Er lobte die Tapferkeit des Lagerkommandanten von Aliso L. Caedicius und die seiner Männer da diese sich gegen Massen von Germanen von denen sie nach der Schlacht belagert wurden solange behaupteten bis sie in einem geeigneten Moment flüchten konnten. Außer Frage steht, dass sich die Distanz zwischen Varusschlacht und Aliso auch zu Fuß überbrücken ließ, da die Überlebenden es auf diesem Weg erreichten, sie also demnach auch im fußläufigen Umfeld von Haltern/Aliso stattgefunden hätte. Dadurch ruht im Kern der Alisosuche die Frage auf welchen Wegen die Überlebenden auch ein Haltern/Aliso erreichen konnten und wie lange sie dafür benötigten. Für kräftige Männer standen die Chancen ungleich besser auch noch ein entfernter liegendes mögliches Haltern/Aliso zu erreichen als für Frauen, Kinder, Alte oder Verletzte. Zudem darf man voraus setzen, dass der Fluchtweg nach Haltern/Aliso für die Überlebenden keinen Umweg bedeutet haben sollte was in die Frage mündet, ob es dann nicht für die Überlebenden angebrachter gewesen wäre den direkten Weg zum Rhein zu suchen, bzw. sich auf dem Weg zum Rhein auch in ein anderes Lippelager hätten flüchten können statt Haltern/Aliso aufzusuchen. Die nächste Frage ergibt sich aus der Überlegung zu welchem Zeitpunkt sich die Überlebenden von der Schlacht, da diese sich über mehrere Tage und Kilometer hinzog absetzten. Ob sie schon am ersten oder am letzten Kampftag flüchteten macht einen nicht unerheblichen Unterschied und dürfte sich sowohl auf die Fluchtrichtung, als auch die Fluchtdauer ausgewirkt haben. Durch diese wenigen Fragen lässt sich bereits die tiefe Komplexität des Schlachtgeschehens in Bezug auf Aliso erkennen, wie sie sich im Umfeld des Fluchtlagers Haltern/Aliso zugetragen haben muss, sodass sich zwangsläufig jedes zur Diskussion stehende mögliche Römerlager an der Lippe oder anderswo, das als Aliso infrage kommen könnte zunächst dieser Diskussion und den damit verbundenen Prämissen und Voraussetzungen stellen muss. So hat sich jedes Aliso verdächtige Lager einer Prüfung zu unterziehen, ob sich vor seinen Toren überhaupt eine Varusschlacht ereignet haben könnte und was dann mit allen bekannten Faktoren in Übereinstimmung zu bringen ist. Erst im zweiten Blick kann man sich den übrigen Anhaltspunkten widmen, wie sie sich zusätzlich den antiken Schriften entnehmen lassen. Viele auch Neufunde in Haltern haben dazu geführt, dass sich auch der provizialrömische Zweig der Forschung in weiten Teilen der Ansicht angeschlossen, dass sich unter den diversen dort frei gelegten Strukturen an römischer Lagerarchitektur auch das gesuchte Aliso verbergen könnte. Und in der Tat können sich die Ergebnisse sehen lassen, so dass man dort schon fasst von einer Kastell Landschaft sprechen kann auch wenn die einschlägigen Beweise die für Aliso sprechen könnten bislang ausgeblieben sind. Als gute Argumentationshilfe für diese These wird häufig auch das Jahr 16 + ins Feld geführt. Germanicus marschierte in diesem Jahr mit sechs Legionen längst der Lippe gegen die Cherusker und führte weitere Legionen nördlich davon gegen diesen Stamm. Aber zuvor hatte Germanicus noch ein Lippekastell im Visier, dass unter feindlicher sprich germanischer Belagerung litt. Auch ohne das Tacitus den Stamm oder das Volk nennt darf man davon ausgehen, dass es jene Menschen waren die in dieser Region vor 2000 Jahren lebten und die man damals Keltike oder Germania Magna nannte. Wäre dieses 16 + belagerte Kastell Aliso gewesen, das die Germanen unmittelbar nach der Schlacht belagert hatten, in das sich die Überlebenden der Schlacht retten konnten, das sie aber trotzdem zu einem späteren Zeitpunkt noch eroberten, dann hätte man es nach der Varusschlacht unter Germanicus wieder instand gesetzt. Träfe der Verdacht also auf Haltern/Aliso zu, dann hätte es sich in fußläufiger Distanz zum Varusschlachtfeld befunden haben müssen und man darf über die Distanz und die Zeit rätseln die die Überlebenden im Herbst 9 + nach den Strapazen der Kämpfe noch hätten zurück legen müssen um es erreichen zu können. Mit dem Hinweis, dass Germanicus einen nicht benannten Germanenstamm der im Frühjahr 16 + das Kastell an der Lippe belagerte schon ohne kämpfen zu müssen vertreiben konnte, da diese bereits vor seinem Eintreffen die Flucht ergriffen endet die Tacitus Überlieferung 2,5 – 7 (2) und es beginnt die Spekulation. Ohne einen Absatz oder eine Distanzangabe zu machen widmete er sich im folgenden Satz jenem Hügel den man 15 + aufgeworfen und unter ihm die Knochen der Varusarmee vergraben hatte als auch dem Altar den man nach dem Tod seines Vaters Drusus zu dessen Ehren errichtet hatte. Tacitus verzichtete auf eine Entfernungsangabe, sodass man den Eindruck gewinnen kann Germanicus wäre unmittelbar nach dem er die Germanen vom vermeintlichen Lager Aliso möglicherweise dem heutigen Haltern vertrieben hatte schon auf den Grabhügel als auch auf den Drususaltar gestoßen, sodass sich beides im Nahbereich zum belagerten Kastell befunden hätte, obwohl sich die beiden Stätten auch in größerer Entfernung von Haltern/Aliso befunden haben könnten. Tacitus schreibt dazu im weiteren Verlauf unter dem Abschnitt 2,5 – 7 (3), dass Germanicus kein Interesse verspürte, den von den Germanen zerstörten man sollte wohl eher sagen zerwühlten Grabhügel wieder herzustellen. Man sollte sich also vergegenwärtigen, dass ein Aliso in Haltern immer auch bedeutet, dass in einem zu Fuß überbrückbaren Abstand dazu auch die Varusschlacht zu Ende gegangen wäre. Trifft die Annahme zu, dass Haltern nicht Aliso ist und dann etwa ein oder zwei Tagesmärsche östlich von Haltern gelegen hätte, dann gilt es aber auch der Frage nachzugehen was sich hinter der Bemerkung von Tacitus verbirgt wonach Germanicus zwischen Aliso und dem Rhein neue Heerstraßen und Dammwege erschließen und sichern ließ. Es ist ein Hinweis der für die Komplexität antiker Überlieferung insgesamt steht wenn es um ihre Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit geht und wie sie uns an vielen Stellen begegnet. Ein Thema, das die Forschung ungern behandelt, da man sich bei zu kritischer Auslegung die Frage nach der Sinnhaftigkeit stellt, ob alte Schriften grundsätzlich als Anhaltspunkte taugen. Behandelt man sie mit der gebotenen Vorsicht sind sie von Nutzen, laufen dann aber schnell Gefahr zum Spielball unterschiedlicher Sichtweisen zu werden. Wir wissen, dass Tacitus sein Werk rund hundert Jahre nach der Varusschlacht verfasste also er, wie auch wir auf den Wahrheitsgehalt von Quellen angewiesen sind. Das zum Begriff gewordenen Wort Aliso hatte die Antike verinnerlicht und wurde zum Synonym für die Rettung schlechthin. Germanicus hielt sich 16 + nahe dem alten Schlachtengebiet auf, da er dort den Grabhügel "der Vergänglichkeit übergab". Tacitus könnte daraus aber auch geschlossen haben, dass sich Germanicus da befand, wo einst Aliso stand als er sich entschied nur den Altar zu erneuern. Das Wort Aliso also nicht aus seinen Vorlagen hervor ging. Eine gewagte Bemerkung ohne den Anspruch stimmig zu sein, aber das Dilemma erkennen lässt. Glauben wir seiner Überlieferung, dann hätte es Aliso im Jahre 16 + immer noch oder schon wieder gegeben bzw.Gemanicus stand nur auf den Trümmern von Aliso und der Hinweis auf die Instandsetzung triefte vor Symbolträchtigkeit und sollte deutlich machen, dass man alte Eroberungspläne wieder aufleben lassen wollte. Er erinnert aber auch an Caecina, der ein Jahr zuvor den Weg zum „Teutoburgiensi saltu“ erst mit Brücken begehbar machen musste. Anzunehmen, dass es zwischen dem Schlachtgebiet wo sich Aliso befand und dem Rhein auch nur zu punktuellen, also selektiven Maßnahmen kam, die sich nur auf wenige neuralgische Abschnitte bezogen unter denen man sich aber keine Durchgängigkeit vorstellen darf. Wegebautechnische Instandsetzungsarbeiten sind im Verlauf von Anmärschen immer unabdingbar um ans Ziel zu kommen wurden aber in diesem Fall explizit erwähnt, sind aber Tätigkeiten die zum Standardprogramm jeder Legion gehörten die auf dem Landweg unterwegs war.
Aufgrund dessen gilt es die Theorie das Haltern gleich Aliso ist zu prüfen und sie entweder zu bestätigen oder zu wieder legen bzw. zu verwerfen. Dazu ist es erforderlich das gleiche Prozedere anzuwenden wie sie auch der Theorie dieses Internet Buches zugrunde liegt und wonach Aliso im Raum Schwaney gelegen haben könnte. Hätte sich der Marsch der Varuslegionen wie ihn Cassius Dio beschrieb auf Haltern zu bewegt dann hätten auch die Stätten wie sie Tacitus überlieferte, wie etwa das erste Lager von Varus oder das Notlager im Vorfeld von Haltern gelegen. Da sich die Siedlungsgebiete des Stammes der Cherusker jedoch nach allgemeiner Auffassung östlich der Egge begannen auszubreiten und Germanicus sie in diesem Jahr anzugreifen gedachte darf man davon ausgehen, dass die Varusschlacht auch in dieser Region ihren Anfang nahm. So sollte sich der germanische Hinterhalt in dem jener Stamm lebte, dem man aufrührerische Absichten unterstellte zwischen der Egge und Haltern befunden haben. Sollten sich die Marser oder Sugambrer von denen Teile nach ihrer Vertreibung durch Tiberius nach Osten ausgewichen waren östlich von Haltern angesiedelt haben, dann wären sie es gewesen, aber im wesentlichen geht man davon aus, dass das Münsterland als Wohngebiet der Brukterer und nicht der Cherusker oder anderer in Frage kommt. So hängt es letztlich davon ab, ob es auch vor diesem Hintergrund gelingt den Schlachtenverlauf so plausibel zu rekonstruieren um die Frage beantworten zu können, ob Haltern Aliso war. Hätte Varus ein mögliches Sommerlager an der Weser etwa bei Corvey verlassen, dann betrug die Distanz bis Haltern rund 100 Luftkilometer und möchte man den Überlebenden dann eine Fluchtstrecke von 20 km zutrauen zw. zumuten, die sie vermutlich auch noch unter widrigen Umständen bzw. orientierungslos zurück legen mussten, dann befand sich der „Teutoburgiensi saltu“ samt Grabhügel etwa zwischen Lüdinghausen und Selm westlich von Haltern. Eine Region ohne Bergwald, ohne Volksburgen und ohne Hinterhalte in typisch Münsterländer Tiefebene. Varus hätte bis dahin auch selbst ohne Kampfaktivitäten mindestens vier Tagesmärsche gebraucht, sodass angesichts dieser Theorie Corvey als Ausgangslager entfällt. So erfordert der auf Haltern lastende Verdacht Aliso sein zu können eine rückwärts gerichtete Herangehensweise in die verbleibenden Richtungen. Aber solange nicht erwiesen ist von woher sich Varus Haltern genähert haben könnte ist Objektivität gefragt. Zunächst sollte sich bei dieser Theorie der „Teutoburgiensi saltu“ einschließlich Grabhügel im Umkreis von Haltern/Aliso befunden haben von wo aus die Überlebenden dann auch noch fußläufig Aliso hätten erreichen können. So lässt sich um die Römerlager, das Lager Annaberg einbezogen ein 360 Grad Kreis mit einem Abstand von etwa 20 Kilometern zu Haltern um Haltern zirkeln. Erst dahinter sollte erst der „Teutoburgiensi saltu“ einschließlich Grabhügel gelegen haben. Wonach die Schlacht also im Abstand von etwa 20 Km vor den Toren des Kastells getobt hatte und auch endete. Numonius Vala hätte dann wie Paterculus schrieb aus dieser Region unter Umständen also 20 km vor Haltern seine Flucht angetreten bei der er den rettenden Rhein wie man liest nie erreicht hat, da er vorher getötet wurde. Warum Paterculus den Rhein als Fluchtort erwähnte und nicht Aliso, das sich auf der Strecke zwischen Varusschlacht und Rhein befand gibt Rätsel auf. Es könnte bedeuten, dass Aliso für ihn einen Umweg bedeutete, er also aus anderer Richtung zum Rhein floh, sich also aus seiner Sicht betrachtet Aliso nicht an der Strecke zum Rhein befand. Aber schon ertappt man sich dabei die lautlosen Worte der Antike auf die Goldwaage legen zu wollen, denn der Rhein stand immer fest und galt grundsätzlich als das rettende Fernziel. Um den Schauplatz der Varusschlacht 20 km vor Haltern identifizieren zu können, steht also die Frage im Vordergrund, welchen Marschweg Varus bis dorthin eingeschlagen haben könnte. Gleich wo er aufbrach war Varus nach Cassius Dio drei Tage bis dorthin unterwegs. In dieser Zeit wurde er mehrfach aufgehalten und in Gefechte und heftige Kämpfe verwickelt bevor er sich nahe dem „Teutoburgiensi saltu“ tötete. Wieviel Kilometer Varus unter diesen extremen Bedingungen imstande war zurück legen zu können, ist nicht zu beantworten, aber man muss sich trotzdem dieser Frage stellen auch wenn man sich von der Grundtheorie dieses Internetbuches lösen muss, da man in diesem Kapitel der Neutralität verpflichtet ist. Setzt man für den ersten Tag einen ruhigen Marsch ohne Kampfeinwirkungen voraus, ganz so wie es aus der Darstellung von Cassius Dio hervor geht, dann wäre es ihm realistisch betrachtet möglich gewesen eine Etappe von etwa 25 Kilometern zurück legen zu können, während man für die beiden folgenden Kampftage weit aus weniger, also etwa 8 Kilometer pro Tag ansetzen kann. In der Summe betrachtet hätte Varus also bevor er den Grabhügel am Saltus 20 km vor Haltern erreichte, etwa 41 Kilometer zurück gelegt haben können. Bei Anwendung dieser Methode hätte Varus aber immer noch innerhalb der westfälischen Bucht aufgebrochen sein müssen und er kam nie aus jenen weiter östlich oder nördlich gelegenen Regionen in denen man häufig nicht nur sein Ausgangslager, sondern auch die Varusschlacht selbst vermutet hat. Die Kämpfe hätten sich demnach immer zwischen Soest, Beckum, Warendorf oder Ladbergen und dem Grabhügel am Saltus 20 km vor Haltern/Aliso zugetragen haben müssen, wenn man davon ausgeht, dass sich sein Lager nicht im Sauerland, im westlichen Münsterland oder im heutigen Ruhrgebiet befand. Am Ausgangsort wäre dann auch Arminius mit Varus zusammen getroffen, genauso wie Segestes der ihn noch am Vorabend des Ausmarsches vor der Gefahr gewarnt hatte und Arminius hätte seine Schmährede am heiligen Hain rund 20 km vor Haltern/Aliso gehalten, bevor er aufbrach um Haltern/Aliso zu belagern. Der römische Senator und Suffektkonsul Lucius Nonius Asprenas der Neffe von Varus operierte mit den ihm unterstellten zwei Legionen „I Germanica“ und „V Alaudea“ weit ab vom Geschehen vermutlich im westlichen Münsterland und setzte sich nach dem ihm Meldereiter vom Varusdesaster und dem Herannahen der germanischen Horden berichteten über den Rhein nach Vetera ab, wo er sich nach der Katastrophe als Sofortmaßnahme entschied sich die Absicherung der Rheingrenze zur Aufgabe zu machen. Man rechnete ihm dies wohl hoch an und verzieh ihm, dass er sich an den Hinterlassenschaften der drei Legionen bereichert haben soll. Warum er Varus nicht zu Hilfe kommen konnte erklärt sich mit seiner Position besser gesagt Distanz. Er erkannte die Aussichtslosigkeit und das sich die Situation nicht mehr umkehren ließ und entschloss sich statt in Eilmarsch ins Katastrophengebiet zu marschieren nach Westen zu entkommen. Auch dieser Zusammenhang verdeutlicht den Riss in der Argumentationskette Haltern könne Aliso gewesen sein, denn ein im westlichen Münsterland agierender Asprenas hätte nicht nur nahe an Haltern gestanden, bzw. an Aliso, sondern dann auch in Reichweite zur Varusschlacht und ein Entlastungsangriff wäre die richtige Konsequenz gewesen. Da sich Angrivarier und Langobarden in dieser Schlacht Arminius noch nicht angeschlossen hatten wäre er nicht das Risiko eingegangen es mit fünf Legionen aufzunehmen. Aber Asprenas bekam noch eine Gelegenheit zur Reputation. Als Militär und Zivilbevölkerung nach der Varusschlacht alle Lippelager panikartig verließen, worunter sich auch die Menschen aus Aliso befanden und Richtung Rhein strömten nahm vermutlich Haltern zunächst alle auf bevor die Germanen auch dieses Kastell eroberten. Wie es die Episode mit dem Trompetersignal deutlich macht, muss es zu turbulenten Szenen gekommen sein bevor sich Arprenas endlich entschied den Lagerinsassen dieses letzten Kastell vor dem Rhein zu Hilfe zu kommen. Letztlich war es Tacitus der diese Gedankenspiele bzw. Irritationen auslöste in dem er übergangslos von der Kastellbelagerung zum nahe der Varusschlacht aufgetürmten Grabhügel und zum Wegeausbau von Aliso zum Rhein schwenkte und in diesem Zusammenhang das Wort Aliso erwähnte. Beide Begriffe mussten den Eindruck erwecken Grabhügel und Wegeausbau hätten da statt gefunden, wo Germanicus 16 + die Belagerung auflöste, sodass beides nahe beieinander gelegen haben müsste und es schien für Haltern zu sprechen. Und wenn man wie Germanicus die Lippe herauf zieht und dann eine Belagerung vorfindet die es zu sprengen gilt, so kann es sich dabei nach Ansicht derer die sich nur oberflächlich mit den Umständen des Jahres 9 + beschäftigt haben auch um nichts anderes als um Aliso gehandelt haben. Betrachtet man den Marsch von Germanicus längst der Lippe im Jahre 16 + aber nicht wie Tacitus es in seiner stark zusammen gerafften Form beschrieb, ein Stil wie ihn auch die Berichte von Cassius Dio an sich haben, sondern lässt sich auf eine Distanz ein, dann hätte Germanicus dort wo er die germanischen Belagerer vertrieben hatte auch nur einen kurzzeitigen Aufenthalt eingelegt um dann nach Osten in die Richtung der cheruskischen Siedlungsgebiete weiter zu ziehen, wo der Stamm lebte den es zu bestrafen galt. Denn wenn man Größeres vor Augen hat lässt man sich ungern aufhalten. Ein Verlauf wie er bei Tacitus nicht deutlich wird da dieser dem keine Bedeutung beigemessen hat, der aber Grundlage dieser Interpretation ist. So hätte sich Germanicus erst einige Tage später als er die Egge erreichte in die Nähe des Grabhügel und des Drususaltars begeben und fand diese Stätten nicht schon im Raum Haltern vor. Dort angekommen sondierte Germanicus erst und erwartete, dass sich die Cherusker wie 15 + wieder am rechten Weserufer sammeln würden um die Weser nicht im Rücken zu haben. Da der Stamm der Chatten schon 9 + in Allianz mit den Cheruskern stand gehört es zum strategischen Einmaleins eines Feldherrn auch ihr Bewegungsprofil kennen zu müssen. So wird seine Stoßrichtung über die Egge vorzugehen deutlich wo sich Chatten und Cherusker nahe standen und 9 + gemeinsam kämpften. Eine Bestätigung findet sich in seiner Entscheidung den Legaten Silius, während er selbst auf dem Weg zum belagerten Kastell war, mit einer nur leicht bewaffneten Schar von Mainz aus gegen die Chatten auszusenden. Und was als erfolgloser Akt des Silius dargestellt wird da es ihm nur gelang die Fürstenfamilie gefangen zu nehmen dürfte dazu gedient haben heraus zu finden, ob sie sich den Cheruskern anschließen wollten. So musste Germanicus in Erfahrung bringen, ob sich die Chatten die als Bundesgenossen der Cherusker gelten zusammen rotteten, um sich dann gemeinsam gegen ihn zu stellen. Ihre nördlichen Siedlungsräume könnten in der Warburger Börde gelegen haben, sodass dieser Stamm von Süden aus für den nach Osten marschierenden Germanicus eine Gefahr hätte darstellen können. Die Teilnahme von Chatten zumindest größerer Kontingente an der Doppelschlacht ist nicht überliefert. (01.04.2024)
Aufgrund dessen gilt es die Theorie das Haltern gleich Aliso ist zu prüfen und sie entweder zu bestätigen oder zu wieder legen bzw. zu verwerfen. Dazu ist es erforderlich das gleiche Prozedere anzuwenden wie sie auch der Theorie dieses Internet Buches zugrunde liegt und wonach Aliso im Raum Schwaney gelegen haben könnte. Hätte sich der Marsch der Varuslegionen wie ihn Cassius Dio beschrieb auf Haltern zu bewegt dann hätten auch die Stätten wie sie Tacitus überlieferte, wie etwa das erste Lager von Varus oder das Notlager im Vorfeld von Haltern gelegen. Da sich die Siedlungsgebiete des Stammes der Cherusker jedoch nach allgemeiner Auffassung östlich der Egge begannen auszubreiten und Germanicus sie in diesem Jahr anzugreifen gedachte darf man davon ausgehen, dass die Varusschlacht auch in dieser Region ihren Anfang nahm. So sollte sich der germanische Hinterhalt in dem jener Stamm lebte, dem man aufrührerische Absichten unterstellte zwischen der Egge und Haltern befunden haben. Sollten sich die Marser oder Sugambrer von denen Teile nach ihrer Vertreibung durch Tiberius nach Osten ausgewichen waren östlich von Haltern angesiedelt haben, dann wären sie es gewesen, aber im wesentlichen geht man davon aus, dass das Münsterland als Wohngebiet der Brukterer und nicht der Cherusker oder anderer in Frage kommt. So hängt es letztlich davon ab, ob es auch vor diesem Hintergrund gelingt den Schlachtenverlauf so plausibel zu rekonstruieren um die Frage beantworten zu können, ob Haltern Aliso war. Hätte Varus ein mögliches Sommerlager an der Weser etwa bei Corvey verlassen, dann betrug die Distanz bis Haltern rund 100 Luftkilometer und möchte man den Überlebenden dann eine Fluchtstrecke von 20 km zutrauen zw. zumuten, die sie vermutlich auch noch unter widrigen Umständen bzw. orientierungslos zurück legen mussten, dann befand sich der „Teutoburgiensi saltu“ samt Grabhügel etwa zwischen Lüdinghausen und Selm westlich von Haltern. Eine Region ohne Bergwald, ohne Volksburgen und ohne Hinterhalte in typisch Münsterländer Tiefebene. Varus hätte bis dahin auch selbst ohne Kampfaktivitäten mindestens vier Tagesmärsche gebraucht, sodass angesichts dieser Theorie Corvey als Ausgangslager entfällt. So erfordert der auf Haltern lastende Verdacht Aliso sein zu können eine rückwärts gerichtete Herangehensweise in die verbleibenden Richtungen. Aber solange nicht erwiesen ist von woher sich Varus Haltern genähert haben könnte ist Objektivität gefragt. Zunächst sollte sich bei dieser Theorie der „Teutoburgiensi saltu“ einschließlich Grabhügel im Umkreis von Haltern/Aliso befunden haben von wo aus die Überlebenden dann auch noch fußläufig Aliso hätten erreichen können. So lässt sich um die Römerlager, das Lager Annaberg einbezogen ein 360 Grad Kreis mit einem Abstand von etwa 20 Kilometern zu Haltern um Haltern zirkeln. Erst dahinter sollte erst der „Teutoburgiensi saltu“ einschließlich Grabhügel gelegen haben. Wonach die Schlacht also im Abstand von etwa 20 Km vor den Toren des Kastells getobt hatte und auch endete. Numonius Vala hätte dann wie Paterculus schrieb aus dieser Region unter Umständen also 20 km vor Haltern seine Flucht angetreten bei der er den rettenden Rhein wie man liest nie erreicht hat, da er vorher getötet wurde. Warum Paterculus den Rhein als Fluchtort erwähnte und nicht Aliso, das sich auf der Strecke zwischen Varusschlacht und Rhein befand gibt Rätsel auf. Es könnte bedeuten, dass Aliso für ihn einen Umweg bedeutete, er also aus anderer Richtung zum Rhein floh, sich also aus seiner Sicht betrachtet Aliso nicht an der Strecke zum Rhein befand. Aber schon ertappt man sich dabei die lautlosen Worte der Antike auf die Goldwaage legen zu wollen, denn der Rhein stand immer fest und galt grundsätzlich als das rettende Fernziel. Um den Schauplatz der Varusschlacht 20 km vor Haltern identifizieren zu können, steht also die Frage im Vordergrund, welchen Marschweg Varus bis dorthin eingeschlagen haben könnte. Gleich wo er aufbrach war Varus nach Cassius Dio drei Tage bis dorthin unterwegs. In dieser Zeit wurde er mehrfach aufgehalten und in Gefechte und heftige Kämpfe verwickelt bevor er sich nahe dem „Teutoburgiensi saltu“ tötete. Wieviel Kilometer Varus unter diesen extremen Bedingungen imstande war zurück legen zu können, ist nicht zu beantworten, aber man muss sich trotzdem dieser Frage stellen auch wenn man sich von der Grundtheorie dieses Internetbuches lösen muss, da man in diesem Kapitel der Neutralität verpflichtet ist. Setzt man für den ersten Tag einen ruhigen Marsch ohne Kampfeinwirkungen voraus, ganz so wie es aus der Darstellung von Cassius Dio hervor geht, dann wäre es ihm realistisch betrachtet möglich gewesen eine Etappe von etwa 25 Kilometern zurück legen zu können, während man für die beiden folgenden Kampftage weit aus weniger, also etwa 8 Kilometer pro Tag ansetzen kann. In der Summe betrachtet hätte Varus also bevor er den Grabhügel am Saltus 20 km vor Haltern erreichte, etwa 41 Kilometer zurück gelegt haben können. Bei Anwendung dieser Methode hätte Varus aber immer noch innerhalb der westfälischen Bucht aufgebrochen sein müssen und er kam nie aus jenen weiter östlich oder nördlich gelegenen Regionen in denen man häufig nicht nur sein Ausgangslager, sondern auch die Varusschlacht selbst vermutet hat. Die Kämpfe hätten sich demnach immer zwischen Soest, Beckum, Warendorf oder Ladbergen und dem Grabhügel am Saltus 20 km vor Haltern/Aliso zugetragen haben müssen, wenn man davon ausgeht, dass sich sein Lager nicht im Sauerland, im westlichen Münsterland oder im heutigen Ruhrgebiet befand. Am Ausgangsort wäre dann auch Arminius mit Varus zusammen getroffen, genauso wie Segestes der ihn noch am Vorabend des Ausmarsches vor der Gefahr gewarnt hatte und Arminius hätte seine Schmährede am heiligen Hain rund 20 km vor Haltern/Aliso gehalten, bevor er aufbrach um Haltern/Aliso zu belagern. Der römische Senator und Suffektkonsul Lucius Nonius Asprenas der Neffe von Varus operierte mit den ihm unterstellten zwei Legionen „I Germanica“ und „V Alaudea“ weit ab vom Geschehen vermutlich im westlichen Münsterland und setzte sich nach dem ihm Meldereiter vom Varusdesaster und dem Herannahen der germanischen Horden berichteten über den Rhein nach Vetera ab, wo er sich nach der Katastrophe als Sofortmaßnahme entschied sich die Absicherung der Rheingrenze zur Aufgabe zu machen. Man rechnete ihm dies wohl hoch an und verzieh ihm, dass er sich an den Hinterlassenschaften der drei Legionen bereichert haben soll. Warum er Varus nicht zu Hilfe kommen konnte erklärt sich mit seiner Position besser gesagt Distanz. Er erkannte die Aussichtslosigkeit und das sich die Situation nicht mehr umkehren ließ und entschloss sich statt in Eilmarsch ins Katastrophengebiet zu marschieren nach Westen zu entkommen. Auch dieser Zusammenhang verdeutlicht den Riss in der Argumentationskette Haltern könne Aliso gewesen sein, denn ein im westlichen Münsterland agierender Asprenas hätte nicht nur nahe an Haltern gestanden, bzw. an Aliso, sondern dann auch in Reichweite zur Varusschlacht und ein Entlastungsangriff wäre die richtige Konsequenz gewesen. Da sich Angrivarier und Langobarden in dieser Schlacht Arminius noch nicht angeschlossen hatten wäre er nicht das Risiko eingegangen es mit fünf Legionen aufzunehmen. Aber Asprenas bekam noch eine Gelegenheit zur Reputation. Als Militär und Zivilbevölkerung nach der Varusschlacht alle Lippelager panikartig verließen, worunter sich auch die Menschen aus Aliso befanden und Richtung Rhein strömten nahm vermutlich Haltern zunächst alle auf bevor die Germanen auch dieses Kastell eroberten. Wie es die Episode mit dem Trompetersignal deutlich macht, muss es zu turbulenten Szenen gekommen sein bevor sich Arprenas endlich entschied den Lagerinsassen dieses letzten Kastell vor dem Rhein zu Hilfe zu kommen. Letztlich war es Tacitus der diese Gedankenspiele bzw. Irritationen auslöste in dem er übergangslos von der Kastellbelagerung zum nahe der Varusschlacht aufgetürmten Grabhügel und zum Wegeausbau von Aliso zum Rhein schwenkte und in diesem Zusammenhang das Wort Aliso erwähnte. Beide Begriffe mussten den Eindruck erwecken Grabhügel und Wegeausbau hätten da statt gefunden, wo Germanicus 16 + die Belagerung auflöste, sodass beides nahe beieinander gelegen haben müsste und es schien für Haltern zu sprechen. Und wenn man wie Germanicus die Lippe herauf zieht und dann eine Belagerung vorfindet die es zu sprengen gilt, so kann es sich dabei nach Ansicht derer die sich nur oberflächlich mit den Umständen des Jahres 9 + beschäftigt haben auch um nichts anderes als um Aliso gehandelt haben. Betrachtet man den Marsch von Germanicus längst der Lippe im Jahre 16 + aber nicht wie Tacitus es in seiner stark zusammen gerafften Form beschrieb, ein Stil wie ihn auch die Berichte von Cassius Dio an sich haben, sondern lässt sich auf eine Distanz ein, dann hätte Germanicus dort wo er die germanischen Belagerer vertrieben hatte auch nur einen kurzzeitigen Aufenthalt eingelegt um dann nach Osten in die Richtung der cheruskischen Siedlungsgebiete weiter zu ziehen, wo der Stamm lebte den es zu bestrafen galt. Denn wenn man Größeres vor Augen hat lässt man sich ungern aufhalten. Ein Verlauf wie er bei Tacitus nicht deutlich wird da dieser dem keine Bedeutung beigemessen hat, der aber Grundlage dieser Interpretation ist. So hätte sich Germanicus erst einige Tage später als er die Egge erreichte in die Nähe des Grabhügel und des Drususaltars begeben und fand diese Stätten nicht schon im Raum Haltern vor. Dort angekommen sondierte Germanicus erst und erwartete, dass sich die Cherusker wie 15 + wieder am rechten Weserufer sammeln würden um die Weser nicht im Rücken zu haben. Da der Stamm der Chatten schon 9 + in Allianz mit den Cheruskern stand gehört es zum strategischen Einmaleins eines Feldherrn auch ihr Bewegungsprofil kennen zu müssen. So wird seine Stoßrichtung über die Egge vorzugehen deutlich wo sich Chatten und Cherusker nahe standen und 9 + gemeinsam kämpften. Eine Bestätigung findet sich in seiner Entscheidung den Legaten Silius, während er selbst auf dem Weg zum belagerten Kastell war, mit einer nur leicht bewaffneten Schar von Mainz aus gegen die Chatten auszusenden. Und was als erfolgloser Akt des Silius dargestellt wird da es ihm nur gelang die Fürstenfamilie gefangen zu nehmen dürfte dazu gedient haben heraus zu finden, ob sie sich den Cheruskern anschließen wollten. So musste Germanicus in Erfahrung bringen, ob sich die Chatten die als Bundesgenossen der Cherusker gelten zusammen rotteten, um sich dann gemeinsam gegen ihn zu stellen. Ihre nördlichen Siedlungsräume könnten in der Warburger Börde gelegen haben, sodass dieser Stamm von Süden aus für den nach Osten marschierenden Germanicus eine Gefahr hätte darstellen können. Die Teilnahme von Chatten zumindest größerer Kontingente an der Doppelschlacht ist nicht überliefert. (01.04.2024)
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Sonntag, 24. März 2024
Der Grabhügel des Jahres 15 + im Kontext des Schlachtverlaufs.
ulrich leyhe, 15:00h
Der Tag an dem Germanicus den Knochenhügel auftürmen ließ erwies sich als Markstein der Schlachtenforschung da sie dort endete und zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Varusereignis. Dieser Zwischenfall stellt eine Episode dar, die erst die Hoffnung aufkeimen ließ mit ihrer Hilfe auch den Ort identifizieren zu können wo es geschah und wird daher in diesem Internet Buch mehrfach angesprochen. Neue Einsichten und ein im Zuge der Herangehensweise wachsendes Verständnis für die einstigen Vorgänge erfordern es immer wieder diesem Prozess neue Aufmerksamkeit zu widmen um dem Übersehenen keine Chance zu geben unentdeckt zu bleiben und so spricht die Summe der Indizien letztlich dafür, dass er sich nahe Borlinghausen befunden haben muss. Der Versuch die Örtlichkeit einzugrenzen wo Germanicus einst die Knochen der Varusarmee bestattete wurde zu einer Generationenaufgabe und man wurde nicht müde der Frage auf den Grund zu gehen. Die Suche und damit die Bestätigung dieser Theorie kann aber zum Erfolg führen, wenn sich das Waldgebiet in dem nach Cassius Dio die Endschlacht statt fand rekonstruieren lässt, da sich in seiner Nähe auch der Knochenhügel befand. Da die wenigen Hinweise die uns Tacitus in seinen Annalen über das Jahr der Bestattung hinterließ in dem man den Ossuaire aufschichtete inhaltlich nicht so karg sind wie sie erscheinen, stirbt auch hier die Hoffnung die Lösung zu finden zuletzt. Aus ihnen geht hervor wo sich der Standort der Germanicus Legionen befand und von wo aus sie beabsichtigten ins Zentrum der Cherusker vorzustoßen, deren Siedlungsgebiete sich vor allem rechts der Weser in einem breiten Band vor dem Harz südlich Hannover bis etwa Göttingen ausdehnten, so wie man es sich unter anderem anhand der Keramikverteilung erklärbar macht. Von seinen Soldaten bedrängt änderte Germanicus aber diesen Plan und entschied sich zuvor noch den getöteten Legionären eine letzte Ehre zukommen zu lassen, so dass sich dadurch der Weitermarsch ins Cheruskerland um unbestimmte Zeit verzögerte aber auch verlängerte. Von diesem bedeutsamen Wendepunkt aus wo er inne hielt bis zum Bestattungsort liegt uns von Tacitus eine vage Distanzangabe vor die aber wegen ihrer Ungenauigkeit schon auf viele Weise interpretiert wurde. Denn von dort wo sich Germanicus überzeugen ließ für die Aufschichtung der Knochen einen Abstecher zum „Teutoburgiensi saltu“ zu machen, wo gemäß Tacitus einst die Varusschlacht geschlagen wurde, soll es nicht weit gewesen sein. Die hier vorgestellte Theorie beruht auf der Grundannahme, dass es sowohl Germanicus 15 + als auch Varus sechs Jahre zuvor auf das Zentrum der Cherusker also den vermeintlichen Sitz ihres Hauptfürsten abgesehen hatte, man dazu also den Kern ihres Siedlungsgebietes ansteuern musste und nicht etwa einen Randbereich. Während Varus noch mit den Fürsten zusammen treffen wollte um mit ihnen einen Vertrag zu schließen, da er eine friedliche Okkupation anstrebte, sah Germanicus in ihnen nur noch den erbitterten Gegner, aber die Zielrichtung blieb bei beiden die gleiche. Während er 14 + noch einen Schleichweg durch das nördliche Sauerland bevorzugte um die Marser zu überraschen, konnte und wollte er 16 + seine Absichten nicht verbergen und marschierte mit einer aus sechs Legionen bestehenden Armee parallel zur Lippe nach Osten. Eine weitere acht Legionen umfassende Armee mit der Aufgabe die im Norden siedelnden Cherusker anzugreifen führte er auf dem Wasserweg der Ems heran und ließ sie möglicherweise ab Rheine den Landweg einschlagen. Das bloße Anrücken seiner Armee reichte bereits aus um einen germanischen Belagerungsring um ein Römerkastell an der Lippe zu sprengen und nutzte für seinen Weitermarsch als Hauptachse vermutlich die südliche Trasse des Rhein/Weser Hellwegs. So gelangte er über Schwaney, Schmechten und Brakel nach Höxter wo er bei Corvey auf die von den Cheruskern kontrollierte Weserfurt traf. Der Name der Stadt Höxter, seine Urform und Bedeutung gibt immer noch Rätsel hinsichtlich seiner Entstehungsgeschichte auf. Als ein Abfallprodukt dieser Recherche könnte man noch den Gedanken aufgreifen, dass sich durch den Buchstaben "X" im Namen der Stadt Höxter, das aus dem einstigen Dorf Huxori hervor gegangen ist eine Verbindung zu dem dortigen Germanenstamm der Cherusker andeutet. In der lateinischen Schrift schrieb man den Namen der Cherusker mit „c“ also Cherusci, aber durch das Zusammenziehen von Lauten könnte man es ursprünglich auch als "sx" ausgesprochen haben. Eine Aussprache die im Westfälischen noch vorhanden ist, sodass man die Cherusker auch Heruxer genannt haben könnte. Eine Schreibweise die sich auch noch im Namen der Externsteine erhalten haben könnte, in dem man dafür auch das Wort "Escernsteine" bzw. "Eskernsteine" einsetzen könnte. Mit Esker bezeichnet man eine Rinne oder einen Geländerücken mit dem man sich auch die Formation der Externsteine erklärbar machen kann. Aber auch an einen Durchlass darf man denken, durch den man in früheren Jahrtausenden die Herden zur besseren Bejagung trieb. Ließe sich der Name Höxter auf diese Weise deuten, dann könnte man auch in dieser Region den Hauptort der Cherusker vermuten den sich Germanicus vorbehielt ihn selbst erobern zu wollen. Von Westen kommend verließ Germanicus demnach den Hellweg vermutlich im Raum Schwaney um auf den Saltus nahe Borlinghausen zu stoßen. Varus schlug sechs Jahre zuvor allerdings von Osten kommend, man möchte fasst sagen den gleichen Umweg ein um die „Wallstatt“ am „Teutoburgiensi saltu“ zu erreichen, verließ aber den Hellweg bereits im Raum Brakel. Und während Varus das Wesertal in Richtung Westen verließ um dem Verlauf der Nethe zu folgen, querten die Legionen des Germanicus den Sorat, marschierten längst der Eggekante und nutzten die eiszeitliche Viehtrifft die später „Teutoburgiensi saltu“ bzw. Volksburgenweg genannt wurde zum Abstieg um in den ebenen Nethegau bei Borlinghausen zu gelangen. Für beide war es ein relativ überschaubarer Umweg bei dem man sich nicht weit, also „haud procul“ wie es Tacitus für die Anmarschstrecke des Germanicus zum Ausdruck brachte von der Hauptzielrichtung entfernen musste und daher von ihnen in Kauf genommen werden konnte. Bei dieser Betrachtung spielt der seit ältesten Zeiten begangene Hellweg eine zentrale Rolle, denn er war für die Legionen während der gesamten etwa dreißig Jahre währenden Okkupationsbemühungen das bequeme Einfalltor nach Osten. Der Hellweg, den man ab der Eggekante „Cheruskerspieß“ nennen könnte, war für alle Anstrengungen die Rom und das schon vor Varus unternahm wenn man es auf dieses Volk abgesehen hatte das Haupteinfalltor und auch Germanicus wählte aus eroberungstaktischer Sicht diese logistisch günstig gelegene Achse um die Cherusker im Mark zu treffen. Zunächst steht aber der „Teutoburgiensi saltu“ nicht im Vordergrund der Schlachtenforschung den sowohl Germanicus als auch Varus allerdings von zwei Himmelsrichtungen und aus unterschiedlichen Gründen im Visier hatten, sondern jene Schnittstelle wo Germanicus 15 + von seinem ursprünglichen Pfad abwich sowie der Ort von dem Varus 9 + einst aufbrach. Aber beide mussten es logistisch angehen was der Planung bedarf. Germanicus wird nicht auf freiem Felde über das Anliegen seiner Legionäre entschieden haben den besagten Ort aufzusuchen und konnte bei der Größe seines Heeres auch keinen spontanen Befehl erteilt haben adhoc die Kursrichtung zu verändern, dürfte sich daher wohl in einem Marschlager aufgehalten haben, während Varus der wie es sich der antiken Überlieferung entnehmen lässt ein festes Lager verlassen haben dürfte. Der Beschreibung nach befand sich Germanicus an den Oberläufen von Lippe und Ems im äußersten Siedlungsgebiet der Brukterer, so dass man seine Position im Bereich der Paderborner Hochebene annehmen kann und vermutlich da, wo sich einst auch das Lager Aliso befand. Und so wie es auch die Absicht von Varus war der nach der Schlichtung bzw. der Niederschlagung des Aufstandes nicht mehr zum Ausgangsort zurückkehren, sondern von dort aus wieder auf die Hauptachse zum Rhein einschwenken wollte, so hielt es auch Germanicus. Auch er wird mit seinen gesamten Legionen nach der Bestattung nicht zum Ausgangsort einem möglichen Marschlager östlich von Paderborn zurück gekehrt sein, sondern dürfte von dort wieder mit dem Ziel zur Weserfurt zu gelangen auf die Ursprungsroute zurück gekehrt sein. Da uns nur eine Distanzangabe und keine Wegebeschreibung zu der Strecke vorliegt, die Germanicus zum Bestattungsort zurück zu legen hatte um damit seinen Lagerplatz und das auch rückwärts lokalisieren zu können, lässt sich auch nur auf Basis der taciteischen Bezeichnung „unweit“ der Bestattungsort errechnen. Eine Kalkulation auf die bereits im Abschnitt „Der gewichtigste Begriff im Focus der Varusschlacht der „teuto burgiensi saltu“ Teil II“ genauer eingegangen wurde. Da sich rekonstruieren lässt, wo die Varusschlacht vermutlich ihren Anfang nahm, nämlich zwischen Brakel und Schweckhausen, lässt sich theoretisch davon ableiten wo sie endete.
Was historisch bekannt ist liest sich etwas flüssiger formuliert wie folgt.
Tacitus Annalen 1,59 – 62 (15 n. Chr.)
„Nachdem das Heer des Germanicus das Land zwischen Ems und Lippe verwüstet hatte marschierte es in einem Zug bis zu den entlegensten Grenzgebieten der Brukterer von wo aus es nicht mehr fern zum Teutoburger Wald war, in dem die Überreste des Varus und seiner Legionen unbestattet lagen. Germanicus folgte dem Verlangen seiner Männer ihnen die letzte Pflicht zu erweisen und wehmutsvolles Mitleiden erfüllte das ganze anwesende Heer, wegen Verwandter, Freunde, der Unwägbarkeit des Krieges und des menschlichen Loses. Germanicus betrat die Stätte der Trauer nach dem der voraus geschickte Caecina eine geeignete Wegstrecke dahin erkundet hatte. So konnte das Heer von Germanicus sechs Jahre nach der Niederlage die Gebeine der drei Legionen mit Erde bedecken und niemand wusste, ob es fremde Überreste, die Ihrigen, Nahverbundene oder Blutsverwandte waren. Den ersten Rasen zum Grabhügel legte Germanicus selbst“.
Die Worte die Tacitus dazu überlieferte waren in Bezug auf die Örtlichkeiten der Schlacht wenig aufschlussreich und konnten sich daher auf den ersten Blick betrachtet den zielführenden Analysen weitgehend entziehen. Es waren allesamt relativ kurze unscheinbare und fasst schon filigran zu nennende Fingerzeige die Tacitus in seinen Annalen notiert hatte. Knappe Randnotizen einer großen Geschichte die alle Historiker seit jeher wie ein undefinierbares Windspiel faszinierten, ohne das man ihrem Kern näher kam um sie richtig einzuschätzen oder bewerten zu können. Das zentral liegende und im Norden und Osten von Gebirgsrücken umrahmte Stadtgebiet von Paderborn geriet insbesondere durch die neuerlich gemachten römischen Funde unter dem St. Johannesstift und die am Kolpingforum erbrachten Nachweise von Przeworsk Keramik der vor römischen Eisenzeit in den Focus der Forschung, da es als Ausgangsort der Ostexpansion eine Orientierungshilfe bietet. Von dort zieht die Forschung seit jeher einen 135 Grad Winkel, legt Linien in Richtung der Passstraßen durch die Mittelgebirge und setzte diese mit möglichen Römerstraßen gleich. Mit seinen mageren Überlieferungen hinterließ uns Tacitus rund 100 Jahre nach der Schlacht die erste Tatortbeschreibung und seine Hinweise eignen sich um sie in die Gesamtlogik einzubetten. So findet sich zur Bezeichnung „Teutoburgiensi saltu“ das namentliche Pendant im südspanischen Wort „Castulonensis saltu“. Es handelt sich dabei ebenfalls um einen Pass der durch ein großes Waldgebirge führt und vergleichbar ist mit dem Egge Passstieg nahe Borlinghausen. Dem gegenüber ist „Castulonensis“ gleichbedeutend mit „Teutoburgiensi“ und hinweisgebend für eine Region der Castelle bzw. Volksburgen. Wobei die auf der Eggekante thronende heute Karlsschanze genannte vorgeschichtliche Wallburg deren Kernanlage allein acht Hektar misst, den Begriff Volksburg durchaus rechtfertigt. Eine Bezeichnung die die überlebenden römischen Legionäre dem Germanischen entnommen hatten und der später nur bei Tacitus Eingang in die antike Literatur fand. Insgesamt lassen sich vergleichende Analysen anstellen mit denen sich so auch die Stationen der Mehrtagesschlacht fixieren und sich zuweisen lassen, wodurch man sie wieder miteinander verbinden kann um das Gesamtbild zu komplettieren. Und wer dem Verlauf der Varusschlacht auf den Grund gehen möchte dem geht es fasst so wie dem Häuslebauer. Weil es Bauplan und Grundriss so anzeigen weiß der allerdings wo das Neue mal entstehen soll, sieht aber vor sich nur eine grüne Wiese und muss sich mit einer Vision begnügen. Dem Schlachtenforscher geht es ähnlich, er blickt zunächst ebenfalls in die Weite einer Landschaft, lässt dann aber das Zerfallene statt das Neue in seinen Vorstellungen auferstehen und an die Stelle von Bauplan und Grundriss treten bei ihm die Bruchstücke der Literatur, das Wissen um Geo- und Topographie, sowie die wenigen überirdischen Zeugen die es noch zu erforschen, sowie die Artefakte die es noch zu deuten gilt. Und in dem der Hausbesitzer in spe im Kleinen sorgfältig Maß nimmt, damit alles zusammen passt und miteinander harmoniert stößt er auch zwangsläufig auf die störenden Elemente und kann sie ausräumen. Und nicht anders verhielt es sich bei der Vorgehensweise zu diesem Internet Buch. Hat man über die ausfindig gemachte Schlachtenregion einmal ein Netzgitter gelegt erkennt man auch die Ungereimtheiten und vermeidet es unlogische Schlüsse zu ziehen. Anfang und Ende des Geschehens beruhen auf plausibler Theorie und so zeichnet sich ab wo Varus angegriffen wurde, wo er seine Stationen machte und wo alles endete. So brauchte auf der Suche nach der Wahrheit auch nichts zusammenhanglos in der Luft schweben und alles ergänzte sich, so dass man sich nicht in unpassende Kombinationen verirren brauchte. Dieser Herangehensweise kam zu Hilfe, dass zahlreiche Fakten aus vielen Richtungen einströmten, sich greifen und interpretieren ließen und sich daraufhin die historischen Bezugspunkte wie von selbst zuordnen ließen, sodass es leicht fiel zu erkennen wo sie hin gehörten.
Zunächst ist es die römische Stoßrichtung gewesen die unstrittig auf die Weser abzielte. Sie wird im Hafenkastell Anreppen deutlich wo eine römische Straße frei gelegt wurde die in Richtung Osten weist, drückte sich in Paderborn mit der kürzlichen Entdeckung eines möglichen römischen Etappenlagers aus, führte über die vermutlich schon unter Ahenobarbus begonnene befestigte Eggestraße östlich Schwaney und zeichnet sich heute noch durch einen über 400 Meter langen Entwässerungsgraben und die Steinreste der einstigen Fahrbahndecke ab. Deckungsgleich mit dem seit vor römischen Zeiten genutzten Hellweg traf sie auf die Weserfurt bei Höxter nahe Corvey, wo vorhandene Luftaufnahmen auf Spuren umfänglicher, aber noch unerforschter Lagerarchitektur hinweisen.
Der Theorie folgend gilt der Weserbogen als Ausgangspunkt des varianischen Marschzuges der am ersten Tag aufgrund des guten Ausbauzustandes über den Hellweg bis Brakel führte. Es war ein reiner Anmarschtag an dem es zu keinen Kampfhandlungen kam und an dem sich Arminius von der Truppe löste um sich mit seinen Kriegern zu treffen.
Am zweiten Marschtag verließ man vermutlich erst am späten Vormittag eine nächtliche Raststation im Raum Brakel und teilte den Marschzug auf. Dabei stieß der militärische Teil in die kritische Region der Aufrührer vor, deren fiktive Stätten man im Raum Peckelsheim/Borlinghausen annehmen kann und da keine Armee der Welt Zivilpersonen in ein Feindgebiet mit nimmt, sowie ein umfänglicher Tross ebenfalls stören würde, nahm der zivile Marschzug den direkten und ungefährlichen Weg nach Aliso.
Am ersten Kampftag vermutlich ab der Mittagszeit stellte sich aus Sicht der Cherusker für sie eine positive und unerwartete Dynamik ein. Stunden die wie sich recherchieren lässt bereits über Erfolg und Misserfolg der gesamten Schlacht entschieden und in denen es den germanischen Kämpfer schon vor dem Erreichen des ersten Nachtlagers gelang die Varus Armee so erheblich zu schwächen und zu dezimieren, dass Varus bereits in dieser frühen Phase die Zügel entglitten.
Am Abend des zweiten Marschtages nach den schweren Kämpfen errichteten die Überlebenden wie Cassius Dio es beschrieb unter widrigen Geländebedingungen vermutlich nahe Schweckhausen ein Notlager, das Tacitus „prima Vari castra“ nannte da es das erste von zweien bis zum Untergang war. Ein Komplex dessen Dimension sich sechs Jahre später und das auch nur vage dem Umfang nach entnehmen ließ und sich nur anhand provisorischer Absteckungen erkennbar machte. Schwache Wälle und Gräben davon sind heute noch sichtbar und harren der Erforschung.
Die Endschlacht folgte am zweiten Kampftag als die Varusarmee schon vor dem Versuch durch die Egge zum Sintfeld zu entkommen aufgerieben wurde und man am gleichen Abend nur noch imstande war das „secundus Varia castra“ errichten zu können. Ein Landstrich nahe Borlinghausen in dem man auch den Bestattungsplatz vermuten darf den die Legionen des Germanicus im Jahre 15 + ansteuerten.
Auf Basis dieses in groben Zügen geschilderten Verlaufs folgen die Indizien die das Gesamtbild füllen. Die sich abwechselnden kampf - und kampflosen Phasen innerhalb des mehrtägigen Marschgeschehens die nicht nur mit den hellen Tagesstunden, sondern auch mit den logistischen Vorbereitungen und Möglichkeiten in Einklang zu bringen waren führten auch zu der Erkenntnis, dass sich der Varuszug über drei Tage erstreckte. Da der Marsch am ersten Tag vom Sommerlager bis Brakel noch unter normalen Bedingungen verlief gelang es eine Distanz von 25 km zurück zu legen, während die Armee an den beiden Folgetagen bedingt durch die Kämpfe nur noch zu geringen Tagesleistungen fähig war. Die Hauptschlacht fand am zweiten Marschtag statt und setzte sich am Folgetag fort, während sich am vierten Tag nur noch kleinere Scharmützel zugetragen haben dürften. Grundsätzlich standen der neuzeitlichen Recherche nur die Fakten der alten taciteischen Literatur, die Gegebenheiten der Landschaft und die verwertbaren Bodenfunde zur Bewertung zur Verfügung. Spekulativ zu nennen ist es den Volksmund, oder die Sage und Legende späterer Generationen hinzuzuziehen, obwohl sich diese als sehr interessant erweist. Erst nachdem sich die Theorie hinreichend mit Fakten gleichen Argumenten anreichern ließ traten neue und unerwartete Sichtachsen zu Tage wodurch sich bislang verborgene Abläufe erkennbar machten. Dazu gehört auch die Zufallstheorie, dass sich im Umfeld von Borlinghausen auch die Irminsul befunden haben dürfte wodurch sich eine weitere Spur zu diesem Ereignis legen ließ. So komplettierte und verdichtete sich das „Puzzlebild“ der Varus Ereignisse förmlich wie von selbst und man könnte es sich schon fasst als „Varusschlacht Brettspiel“ patentieren lassen. Wäre dies die Lösung käme es einer Erlösung gleich und so erscheint uns alles wie ein gigantisches Gemälde bei dem im Format nur das Bauernkrieg Panorama Museum in Bad Frankenhausen mithalten kann. Richten wir also unser Augenmerk auf jene Region von wo aus Germanicus aufbrach um dahin zu gelangen wo ihm die damals Überlebenden der Varusschlacht berichteten, dass dort wie sie wohl vermuteten die Gebeine der Getöteten immer noch oberirdisch also unbestattet liegen würden. Ob man über konkrete Aussagen von Informanten verfügte oder man nur einem Verdacht nach gehen wollte ist für das Aufspüren der Stätte unerheblich. Das sich Knochen nicht ansehen lässt, ob sie von Freund oder Feind stammten klingt plausibel. Mit der germanischen Totenverehrung schien man aber in imperialen Kreisen nicht vertraut gewesen zu sein, sonst hätte man gewusst, dass auch unsere Vorfahren ihre Mitmenschen bestatteten bzw. auch bestattet haben, sie also die Überreste nicht der Verwesung preis gegeben hatten. Zu dieser Theorie gesellt sich auch die Vorgehensweise mit der Germanicus 16 + über Paderborn hinaus nach Osten vorstieß. Springen wir also in dieses Jahr über das uns von Tacitus weitere Nachrichten vorliegen, die sich auf den Grabhügel beziehen und arbeiten wir uns in jene Region vor in der Germanicus ein Jahr zuvor aufgebrochen war um die Knochen aufzutürmen, sie mit Grassoden zu überdecken um dann anschließend seinen erfolglosen Feldzug gegen die Cherusker anzutreten. So machte Germanicus, der Vater des späteren römischen Kaisers Caligula im Jahr 16 + wieder Station in Ostwestfalen. Er hatte sich erneut aufgemacht um nun die im Jahre 15 + vertagte Entscheidung zu erzwingen und es zu den Schlachten von Idistaviso und am Agrivarierdamm nahe der Weser kam. Nachdem sich Germanicus mit sechs Legionen der Lippe folgend wieder bis an ihren Oberlauf vorgearbeitet hatte deren Quellbäche aus Pader und Ellerbach bestehen blickte er östlich von Schwaney in den tiefer liegenden Nethegau. Er erahnte am östlichen Horizont die Weser von wo an er mit den Cheruskern zu rechnen hatte und sah sich wieder dort angekommen, wo er sich im Jahr zuvor zum Umweg zwecks Knochenbestattung überreden ließ. Wie beschrieben gelang es ihm ohne großen Aufwand die Belagerung eines römischen Kastells an der Lippe aufzulösen in dem er die Germanen vertrieb da diese sich vor der Übermacht zurück zogen. Was die Germanen aber danach taten wurde so dargestellt, als ob es ihrem Frust geschuldet war. Denn sie rächten sich am Grabhügel den Germanicus im Jahr zuvor für die Gefallenen aufschichtete in dem sie ihn zerstörten. Hierdurch wird ein direkter Zusammenhang zweier Geschehnisse deutlich von denen sich das erstere zweifelsfrei an der Lippe ereignete. Um aus dieser Episode die Lage des Grabhügels ableiten zu können bedarf es eines Einstieges in die Frage wo sich an der Lippe das belagerte Kastell befunden haben könnte um davon die Distanz zwischen Kastell und Grabhügel ableiten zu können. Germanicus zog vom Rhein wohl aus Xanten kommend in Richtung Osten, als sich die Begebenheit der Belagerung dazwischen schob die die Forschung irritierte. Da war es weniger das Entsenden von Silius der die Aufgabe hatte einen kleine Attacke gegen die Chatten anzuführen die aber wegen schlechten Wetters nur zu mäßigem Erfolg führte als vielmehr der Hinweis auf dieses sich an der Lippe befindliche römische Kastell dem man zu Hilfe kommen musste.
Tacitus berichtet darüber in seinen Annalen 2,5 – 7 (1) und es folgen dazu zwei Übersetzungsmöglichkeiten.
„Er (Germanicus) selbst zieht auf die Nachricht hin, dass das an der Lippe angelegte Kastell belagert werde, mit sechs Legionen dorthin“.
„Er (Germanicus) selbst führte sechs Legionen zu dem an der Lippe angelegten Kastell das, wie er hörte belagert wurde.“
Fakt ist, dass sein Heer dort dringend gebraucht wurde bevor es den Stämmen der westfälischen Bucht möglicherweise auch den östlicher siedelnden Cheruskern gelang es einzunehmen und das es sich an der Lippe befand. Man erfährt jedoch nicht wo es sich befand und schon gar nicht ob es sich dabei um ein einst im Zuge der Varusschlacht zerstörtes Lager handelte, dass man wieder aufgebaut hatte. Nimmt man die Information wörtlich, dass „DAS“ an der Lippe angelegte Kastell …...“ belagert wurde und nicht, das „EIN“ Kastell an der Lippe belagert wurde, dann klingt es so, als könne man dieses Lager mit keinem anderen Kastell an der Lippe verwechseln und könnte sogar annehmen, dass es 16 + gar kein weiteres mehr an der Lippe gab. Es muss ein strategisch wichtiges Kastell gleich einer Abwehrbastion gewesen sein, das immer noch oder schon wieder existierte und es wert war geschützt zu werden, während sich „EIN“ so anhört, als ob es nur eines von mehreren römischen Kastellen an der Lippe war. Man soll die Überlegung an dieser Stelle nicht über gewichten, aber es fordert die Forschung heraus, sich der Frage anzunehmen. Die Kastellkette an der Lippe bis zum Rhein war durch das Vorrücken der Germanen nach den Ereignissen des Jahres 9 + wenn sie denn noch existent war, so doch nicht mehr geschlossen. Da die Germanen Distanz zum Rhein gehalten haben dürften werden sie ihren Marsch der Verwüstung vorher abgebrochen haben. Bis auf ein mögliches Brückenkopflager gegenüber von Xanten respektive eines weiteren darauf noch folgenden Lagers werden alle anderen bis zur Egge von ihren Besatzungen verlassen worden sein und wurden mehr oder weniger von den Germanen zerstört bzw. unbrauchbar gemacht. In den Jahren nach der Varusschlacht beruhigte sich die Lage, die Lippestämme hatten von den Kastellen abgelassen, die unmittelbaren Plünderungszüge waren beendet und auch die Bezwinger der Varus Armee die vermutlich an der Zerstörung römischer Infrastruktur längst der Lippe beteiligt waren, hatten sich wieder in den Osten zurück gezogen. Zur Vorgeschichte ist zu sagen, dass Rom Germanien nach dem Desaster noch nicht aufgegeben hatte. Germanicus griff hart durch, sorgte in seiner Armee für Disziplin, rüstete auf und begann wieder Macht und Entschlossenheit zu demonstrieren. So hatte er es möglicherweise wieder riskiert ein Basislager im Sinne einer neuen Strategie an der Lippe zu etablieren, das man in den Folgejahren in einen verteidigungsfähigen Zustand versetzte und mit einer dauerhaften Besatzung versehen hatte. Nach dem Wiedererstarken hatte man es offensichtlich weit und vermutlich zu weit in den Osten und damit in den neuralgischen Grenzbereich an einen Ort vorgeschoben, den man schon wieder für sicher gehalten hatte und das nun von den Germanen belagert wurde. Die römischen Feldzüge der Jahre 14 + und 15 + hatten die antiken Historiker versucht als einen Erfolg darzustellen. Dazu im Widerspruch steht jedoch die für das Jahr 16 + verbriefte germanische Belagerung dieses Lippekastells die für ein wechselseitiges Kampfgeschehen spricht. Zu kombinieren wieviel Tagesmärsche Germanicus vom Rhein aus brauchte um bis zu diesem Lager vorzustoßen ist eine Frage hypothetischen Ausmaßes. Es pendelt zwischen der Überlegung wie weit sich die Germanen 16 + wieder in Richtung Rhein vorgewagt hatten, als auch wie weit sich Rom getraut hatte sein neues Frontlager schon wieder am Mittel - oder Oberlauf der Lippe zu errichten. In diesem Zusammenhang sollte man vielleicht auch das Römerlager Oberaden nicht völlig verwerfen, das sich auf halber Strecke zwischen Xanten und Paderborn befindet aber als Drusus zeitlich eingestuft wurde. In Fäkalien eines mit Tierkadavern und Abfällen vergifteten Lagerbrunnen gefundene mediterrane Pflanzenreste sind kein Beleg dafür, dass römische Legionen es aufgaben, Münzfunde sind bekanntlich ebenfalls für Datierungen ungeeignet und innerhalb eines 56 Hektar großen Areal könnten sich noch manche Hölzer befinden mit denen sich andere dendrochronologische Schlüsse ziehen lassen. Das die Germanen es belagerten deutet darauf hin, dass es sich schon relativ weit im Osten befunden haben dürfte. Es allerdings schon wieder im entfernten Ostwestfalen im aus westlicher Sicht letzten Drittel der Lippe zu suchen, dürfte nicht haltbar sein, denn ein isoliertes Lager etwa im Raum Paderborn wäre den Germanen völlig schutzlos ausgeliefert gewesen und stand auf dem sprichwörtlich verlorenen Posten. In der grundsätzlichen Annahme, dass der kurze Hinweis auf eine Belagerung glaubwürdig ist und es nicht die Absicht war Germanicus heroisieren zu wollen ist er bedeutsam. Man sollte sich darunter nicht unbedingt einen aus einer großen Ansammlung Krieger bestehenden und lückenlosen germanischen Belagerungsring vorstellen. Aber es wird dadurch deutlich, dass sich durch die im Zuge der römischen Feldzüge der Jahre 14 + und 15 + wieder aufflackernden Kämpfe an der Lippe erneut germanischer Widerstand regte, so darf man ihnen ein zorniges Aufbäumen zutrauen, dass sich gegen ein erreichbares, geeignetes und vielleicht auch symbolträchtiges Lippekastell richtete. Ein Lager das man sich zutraute es zu belagern, von dem man aber im Gefahrenfall auch schnell wieder ablassen konnte. Da es von vielen Faktoren abhängt lässt sich auch schwer abschätzen, wann dieses römische Lager wieder seine Funktion aufnahm, wobei die Sicherheitsfrage für die römische Besatzung und damit der Abstand zum Rhein ganz oben stand. Es von der ersten Stunde an dem Risiko einer Belagerung auszusetzen wird Germanicus vermieden haben in dem er den Tagesmarschabstand zwischen Lager und Rhein auf ein bis maximal zwei Tage abgesenkt hatte. Deutlich wird aber auch, dass die Lagerbesatzung imstande war sich bis zum Eintreffen einer Entsatzarmee behaupten konnte, was sowohl für eine relative Nähe zum Rhein, einen guten Ausbauzustand aber auch eine qualifizierte Verteidigungsfähigkeit spricht. Möchte man versuchen realistisch zu spekulieren, dann sollte sich das Bollwerk also im ersten Drittel im Höchstfall auf halber Strecke zwischen dem Rhein und Paderborn liegend befunden haben. Germanicus wusste wo sich der Grabhügel befand, an dessen Instandsetzung er nicht mehr interessiert war nachdem die Germanen ihn zerstört hatten. Hier stellt sich natürlich auch die Frage woher Germanicus wusste, dass die Germanen ihn zerstört hatten. Wie alle größeren germanischen Stämme dürften auch die Chatten von mehreren Fürsten regiert worden sein, wir kennen nur ihre Namen nicht. So kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass es Silius nur gelang mit dem Fürsten Arpus/Arpi bzw. seiner Frau und Tochter einen von mehreren zu entführen. Germanicus hielt sich etwa zeitgleich an der Lippe auf und eine Theorie mündet dahin, dass es gar nicht die Aufgabe von Silius war Gefangene zu machen, sondern das vielmehr sein Hauptauftrag aus Sondieren bestand. Seine Aufgabe könnte darin bestanden haben heraus zu finden, ob die Chatten die Absicht hatten sich den Cheruskern anzuschließen. Widersprüchlich sind zweifellos die Worte die Tacitus für diesen Parforceritt fand in dem er schrieb, dass man Silius nur eine kleine Sondierungstruppe zur Verfügung stellte. Sich unter diesen Umständen die wie zufällig erscheinende Entführung von Frau und Tochter des Chattenfürsten Arpi, nur als eine magere Ausbeute darzustellen klingt so, als habe sich Germanicus davon mehr versprochen und es mit ungünstigen Wetterverhältnissen zu begründen erscheint eher wie ein Schutzbehauptung dafür gewesen zu sein, dass er nichts konkretes in Erfahrung bringen konnte. Er musste von Süden kommen um auch Truppenverschiebungen innerhalb der Chatten etwa im Ederbereich erkennen zu können, aber sein Haupterkundungsgebiet wird im Norden der chattischen Siedlungsgebiete gelegen haben wo das Grenzgebiet zu den Cherusker beginnt. Eine Region die eine berittene Kampfgruppe vom Mainz aus in wenigen Tagen erreicht haben könnte. Da wo die Diemel fließt, sich die Formgebung der Keramik ändert und wo sich heute noch die alte Lautverschiebung hörbar macht begann sich die Stämme zu vermischen. Eine neuralgische Zone in der einst der germanische Expansionsdrang an den Mittelgebirgen die damals von Kelten besiedelt wurde zunächst zum Stillstand kam. Nicht nur da wo sich der Desenberg nahe Warburg erhebt wäre eine Arpus Feste denkbar auch der südlich der fruchtbaren Börde gelegene Warberg innerhalb des heutigen Warburg könnte einen chattischen Fürstensitz beherbergt haben. Aber Silius könnte auch noch ungefährdet in die cheruskischen Stammesgebiete vorgestoßen sein, da diese sich im Norden sammelten um sich auf Germanicus vorzubereiten. Silius hätte folglich auch den Raum Borlinghausen erreichen können und hätte dort den Grabhügel der Varuslegionen passiert haben können. Er wäre es gewesen, der festgestellt haben könnte, dass die Germanen den Grabhügel erheblich beschädigt hatten. Ein Zerstörungswerk, das auch nicht erst jene Germanen anrichteten die sich von der Belagerung zurück ziehen mussten, das schon weitaus früher stattgefunden haben könnte, aber erst von Silius festgestellt wurde. Gleich wo Germanicus stand ließ sich das südliche Ostwestfalen auch aus der Lipperegion gut erreichen. Silius stand mit Germanicus in Kontakt und informierte ihn über den Zustand und erst daraufhin könnte Germanicus entschieden haben auf die Wiederherstellung des Grabhügels zu verzichten, denn Germanen dürften es ihm nicht berichtet haben. Träfe es zu, dass es sich dabei um eine Spähaktion handelte dann wird deutlich, dass sich Germanicus voraus schauend verhielt mit welchen Gegnern er es bald zu tun bekommen könnte.Sollte die Theorie zutreffen, dann ließ sich davon ein weiteres Indiz dafür ableiten, dass die Varusschlacht im Übergangsbereich zur Bördelandschaft ihr Ende fand und sich zuletzt ins Grenzgebiet von Cheruskern und Chatten in den südlich Nethegau verlagert hat. So sah Germanicus wohl keinen Sinn mehr darin auch 16 + erneut eine zeitraubende Marschrichtungsänderung von der Lippe kommend einplanen zu müssen, wodurch er auf Basis dieser Theorie den Hellweg irgendwo zwischen Soest und Geseke hätte verlassen müssen. Aber es lässt sich ein vorsichtiges Fazit der Analyse ziehen, wo man demnach den Grabhügel suchen sollte. Denn Germanen die sich von einem Lager an der Lippe absetzten werden sich nach Osten oder Südosten aber nicht nach Norden oder Nordosten zurück gezogen haben. Den Grabhügel in der Nähe des belagerten Römerkastells zu suchen erübrigt sich, da dort keine Varusschlacht geschlagen wurde, sondern dürfte sich aus westlicher Richtung betrachtet hinter der Egge befunden haben. So dürfte sich der Grabhügel in Fortsetzung einer von Xanten nach Lippstadt und fiktiv nach Osten verlängerten Lippelinie entweder auf gleicher Höhe oder unterhalb von ihr befunden haben. Eine Theorie die sich mit der Annahme die Varusschlacht habe bei Borlinghausen geendet deckt. Aber Tacitus lieferte uns eine weiteren Anhaltspunkt, denn im gleichen Kapitel 7. unter Abschnitt (1) erwähnt er parallel zum nicht erneuerungswürdigen Grabhügel den Altar den man damals für seinen Vater Drusus errichtet hatte. Auch diesen zerstörten die Germanen, aber ihn ließ er wieder herstellen. Beide Ereignisse gleichzeitig anzusprechen spricht dafür, dass die Objekte nicht übermäßig weit auseinander lagen. Von Drusus nimmt man an, das er von der Elbe kommend irgendwo zwischen Magdeburg und Schellerten vom Pferd stürzte und starb. Von dort transportierte man den sterbenden oder bereits toten Drusus Tiberius entgegen der sich aufgemacht hatte um seine Leiche auf dem Weg über die Wetterau nach Rom zu überführen. Da in den Jahren der Okkupation an der Germanenfront selten Ruhe herrschte und sich Phasen relativer Sicherheit und Stabilität schwer ausmachen lassen, lässt sich nicht sagen, wann und wo man den Altar für Drusus errichtete. Im Stammesgebiet der Cherusker östlich der Weser oder im Nethegau wird man ihn nicht errichtet haben. Der Altar dürfte in seiner Bedeutung einem Triumphbogen für den Verstorbenen nahe gekommen sein, Gedenkstätten die man gut sichtbar und bevorzugt in die Nähe wichtiger Wegeverbindungen baute. So erging es Germanicus wie allen seinen Vorgänger, auch er bewegte sich entlang der Lippe kommend auf Paderborn zu, nachdem er die Reparatur des Grabhügels nicht für nötig hielt. Den Altar könnte man in dieser Region etwa an einer Kreuzung vermuten und was man heute sagen darf, so war Paderborn nahe der Lippe wo man sich ein von der Front abgerückten Etappenlager vorstellen kann im Verbund mit Anreppen, das die östlich operierenden Truppen versorgte, dass Drehkreuz römischer Logistik und damit Eroberungspolitik. Anreppen diente mit seinen großzügigen Thermalanlagen der Garnison und erscheint wie ein Erholungszentrum. Eine Region mit einer Vielzahl geeigneter und erhabener Anhöhen in deren Nähe sich auch das zum Bau eines Altars erforderliche Muschelkalkgestein finden lässt. Die westfälische Bucht bot dafür eine geeignete Bühne und in sie öffnete sich der Blick wie man es im Imperium gerne nutzte. Hier könnte er den Altar repariert haben bevor er sich den Cheruskern zuwendete. Eine Theorie die sich mit dem unweit gelegenen Grabhügel ergänzt und immer wieder die Egge und damit die Varusschlacht in den Focus der Betrachtung rückt. (24.03.2024)
Was historisch bekannt ist liest sich etwas flüssiger formuliert wie folgt.
Tacitus Annalen 1,59 – 62 (15 n. Chr.)
„Nachdem das Heer des Germanicus das Land zwischen Ems und Lippe verwüstet hatte marschierte es in einem Zug bis zu den entlegensten Grenzgebieten der Brukterer von wo aus es nicht mehr fern zum Teutoburger Wald war, in dem die Überreste des Varus und seiner Legionen unbestattet lagen. Germanicus folgte dem Verlangen seiner Männer ihnen die letzte Pflicht zu erweisen und wehmutsvolles Mitleiden erfüllte das ganze anwesende Heer, wegen Verwandter, Freunde, der Unwägbarkeit des Krieges und des menschlichen Loses. Germanicus betrat die Stätte der Trauer nach dem der voraus geschickte Caecina eine geeignete Wegstrecke dahin erkundet hatte. So konnte das Heer von Germanicus sechs Jahre nach der Niederlage die Gebeine der drei Legionen mit Erde bedecken und niemand wusste, ob es fremde Überreste, die Ihrigen, Nahverbundene oder Blutsverwandte waren. Den ersten Rasen zum Grabhügel legte Germanicus selbst“.
Die Worte die Tacitus dazu überlieferte waren in Bezug auf die Örtlichkeiten der Schlacht wenig aufschlussreich und konnten sich daher auf den ersten Blick betrachtet den zielführenden Analysen weitgehend entziehen. Es waren allesamt relativ kurze unscheinbare und fasst schon filigran zu nennende Fingerzeige die Tacitus in seinen Annalen notiert hatte. Knappe Randnotizen einer großen Geschichte die alle Historiker seit jeher wie ein undefinierbares Windspiel faszinierten, ohne das man ihrem Kern näher kam um sie richtig einzuschätzen oder bewerten zu können. Das zentral liegende und im Norden und Osten von Gebirgsrücken umrahmte Stadtgebiet von Paderborn geriet insbesondere durch die neuerlich gemachten römischen Funde unter dem St. Johannesstift und die am Kolpingforum erbrachten Nachweise von Przeworsk Keramik der vor römischen Eisenzeit in den Focus der Forschung, da es als Ausgangsort der Ostexpansion eine Orientierungshilfe bietet. Von dort zieht die Forschung seit jeher einen 135 Grad Winkel, legt Linien in Richtung der Passstraßen durch die Mittelgebirge und setzte diese mit möglichen Römerstraßen gleich. Mit seinen mageren Überlieferungen hinterließ uns Tacitus rund 100 Jahre nach der Schlacht die erste Tatortbeschreibung und seine Hinweise eignen sich um sie in die Gesamtlogik einzubetten. So findet sich zur Bezeichnung „Teutoburgiensi saltu“ das namentliche Pendant im südspanischen Wort „Castulonensis saltu“. Es handelt sich dabei ebenfalls um einen Pass der durch ein großes Waldgebirge führt und vergleichbar ist mit dem Egge Passstieg nahe Borlinghausen. Dem gegenüber ist „Castulonensis“ gleichbedeutend mit „Teutoburgiensi“ und hinweisgebend für eine Region der Castelle bzw. Volksburgen. Wobei die auf der Eggekante thronende heute Karlsschanze genannte vorgeschichtliche Wallburg deren Kernanlage allein acht Hektar misst, den Begriff Volksburg durchaus rechtfertigt. Eine Bezeichnung die die überlebenden römischen Legionäre dem Germanischen entnommen hatten und der später nur bei Tacitus Eingang in die antike Literatur fand. Insgesamt lassen sich vergleichende Analysen anstellen mit denen sich so auch die Stationen der Mehrtagesschlacht fixieren und sich zuweisen lassen, wodurch man sie wieder miteinander verbinden kann um das Gesamtbild zu komplettieren. Und wer dem Verlauf der Varusschlacht auf den Grund gehen möchte dem geht es fasst so wie dem Häuslebauer. Weil es Bauplan und Grundriss so anzeigen weiß der allerdings wo das Neue mal entstehen soll, sieht aber vor sich nur eine grüne Wiese und muss sich mit einer Vision begnügen. Dem Schlachtenforscher geht es ähnlich, er blickt zunächst ebenfalls in die Weite einer Landschaft, lässt dann aber das Zerfallene statt das Neue in seinen Vorstellungen auferstehen und an die Stelle von Bauplan und Grundriss treten bei ihm die Bruchstücke der Literatur, das Wissen um Geo- und Topographie, sowie die wenigen überirdischen Zeugen die es noch zu erforschen, sowie die Artefakte die es noch zu deuten gilt. Und in dem der Hausbesitzer in spe im Kleinen sorgfältig Maß nimmt, damit alles zusammen passt und miteinander harmoniert stößt er auch zwangsläufig auf die störenden Elemente und kann sie ausräumen. Und nicht anders verhielt es sich bei der Vorgehensweise zu diesem Internet Buch. Hat man über die ausfindig gemachte Schlachtenregion einmal ein Netzgitter gelegt erkennt man auch die Ungereimtheiten und vermeidet es unlogische Schlüsse zu ziehen. Anfang und Ende des Geschehens beruhen auf plausibler Theorie und so zeichnet sich ab wo Varus angegriffen wurde, wo er seine Stationen machte und wo alles endete. So brauchte auf der Suche nach der Wahrheit auch nichts zusammenhanglos in der Luft schweben und alles ergänzte sich, so dass man sich nicht in unpassende Kombinationen verirren brauchte. Dieser Herangehensweise kam zu Hilfe, dass zahlreiche Fakten aus vielen Richtungen einströmten, sich greifen und interpretieren ließen und sich daraufhin die historischen Bezugspunkte wie von selbst zuordnen ließen, sodass es leicht fiel zu erkennen wo sie hin gehörten.
Zunächst ist es die römische Stoßrichtung gewesen die unstrittig auf die Weser abzielte. Sie wird im Hafenkastell Anreppen deutlich wo eine römische Straße frei gelegt wurde die in Richtung Osten weist, drückte sich in Paderborn mit der kürzlichen Entdeckung eines möglichen römischen Etappenlagers aus, führte über die vermutlich schon unter Ahenobarbus begonnene befestigte Eggestraße östlich Schwaney und zeichnet sich heute noch durch einen über 400 Meter langen Entwässerungsgraben und die Steinreste der einstigen Fahrbahndecke ab. Deckungsgleich mit dem seit vor römischen Zeiten genutzten Hellweg traf sie auf die Weserfurt bei Höxter nahe Corvey, wo vorhandene Luftaufnahmen auf Spuren umfänglicher, aber noch unerforschter Lagerarchitektur hinweisen.
Der Theorie folgend gilt der Weserbogen als Ausgangspunkt des varianischen Marschzuges der am ersten Tag aufgrund des guten Ausbauzustandes über den Hellweg bis Brakel führte. Es war ein reiner Anmarschtag an dem es zu keinen Kampfhandlungen kam und an dem sich Arminius von der Truppe löste um sich mit seinen Kriegern zu treffen.
Am zweiten Marschtag verließ man vermutlich erst am späten Vormittag eine nächtliche Raststation im Raum Brakel und teilte den Marschzug auf. Dabei stieß der militärische Teil in die kritische Region der Aufrührer vor, deren fiktive Stätten man im Raum Peckelsheim/Borlinghausen annehmen kann und da keine Armee der Welt Zivilpersonen in ein Feindgebiet mit nimmt, sowie ein umfänglicher Tross ebenfalls stören würde, nahm der zivile Marschzug den direkten und ungefährlichen Weg nach Aliso.
Am ersten Kampftag vermutlich ab der Mittagszeit stellte sich aus Sicht der Cherusker für sie eine positive und unerwartete Dynamik ein. Stunden die wie sich recherchieren lässt bereits über Erfolg und Misserfolg der gesamten Schlacht entschieden und in denen es den germanischen Kämpfer schon vor dem Erreichen des ersten Nachtlagers gelang die Varus Armee so erheblich zu schwächen und zu dezimieren, dass Varus bereits in dieser frühen Phase die Zügel entglitten.
Am Abend des zweiten Marschtages nach den schweren Kämpfen errichteten die Überlebenden wie Cassius Dio es beschrieb unter widrigen Geländebedingungen vermutlich nahe Schweckhausen ein Notlager, das Tacitus „prima Vari castra“ nannte da es das erste von zweien bis zum Untergang war. Ein Komplex dessen Dimension sich sechs Jahre später und das auch nur vage dem Umfang nach entnehmen ließ und sich nur anhand provisorischer Absteckungen erkennbar machte. Schwache Wälle und Gräben davon sind heute noch sichtbar und harren der Erforschung.
Die Endschlacht folgte am zweiten Kampftag als die Varusarmee schon vor dem Versuch durch die Egge zum Sintfeld zu entkommen aufgerieben wurde und man am gleichen Abend nur noch imstande war das „secundus Varia castra“ errichten zu können. Ein Landstrich nahe Borlinghausen in dem man auch den Bestattungsplatz vermuten darf den die Legionen des Germanicus im Jahre 15 + ansteuerten.
Auf Basis dieses in groben Zügen geschilderten Verlaufs folgen die Indizien die das Gesamtbild füllen. Die sich abwechselnden kampf - und kampflosen Phasen innerhalb des mehrtägigen Marschgeschehens die nicht nur mit den hellen Tagesstunden, sondern auch mit den logistischen Vorbereitungen und Möglichkeiten in Einklang zu bringen waren führten auch zu der Erkenntnis, dass sich der Varuszug über drei Tage erstreckte. Da der Marsch am ersten Tag vom Sommerlager bis Brakel noch unter normalen Bedingungen verlief gelang es eine Distanz von 25 km zurück zu legen, während die Armee an den beiden Folgetagen bedingt durch die Kämpfe nur noch zu geringen Tagesleistungen fähig war. Die Hauptschlacht fand am zweiten Marschtag statt und setzte sich am Folgetag fort, während sich am vierten Tag nur noch kleinere Scharmützel zugetragen haben dürften. Grundsätzlich standen der neuzeitlichen Recherche nur die Fakten der alten taciteischen Literatur, die Gegebenheiten der Landschaft und die verwertbaren Bodenfunde zur Bewertung zur Verfügung. Spekulativ zu nennen ist es den Volksmund, oder die Sage und Legende späterer Generationen hinzuzuziehen, obwohl sich diese als sehr interessant erweist. Erst nachdem sich die Theorie hinreichend mit Fakten gleichen Argumenten anreichern ließ traten neue und unerwartete Sichtachsen zu Tage wodurch sich bislang verborgene Abläufe erkennbar machten. Dazu gehört auch die Zufallstheorie, dass sich im Umfeld von Borlinghausen auch die Irminsul befunden haben dürfte wodurch sich eine weitere Spur zu diesem Ereignis legen ließ. So komplettierte und verdichtete sich das „Puzzlebild“ der Varus Ereignisse förmlich wie von selbst und man könnte es sich schon fasst als „Varusschlacht Brettspiel“ patentieren lassen. Wäre dies die Lösung käme es einer Erlösung gleich und so erscheint uns alles wie ein gigantisches Gemälde bei dem im Format nur das Bauernkrieg Panorama Museum in Bad Frankenhausen mithalten kann. Richten wir also unser Augenmerk auf jene Region von wo aus Germanicus aufbrach um dahin zu gelangen wo ihm die damals Überlebenden der Varusschlacht berichteten, dass dort wie sie wohl vermuteten die Gebeine der Getöteten immer noch oberirdisch also unbestattet liegen würden. Ob man über konkrete Aussagen von Informanten verfügte oder man nur einem Verdacht nach gehen wollte ist für das Aufspüren der Stätte unerheblich. Das sich Knochen nicht ansehen lässt, ob sie von Freund oder Feind stammten klingt plausibel. Mit der germanischen Totenverehrung schien man aber in imperialen Kreisen nicht vertraut gewesen zu sein, sonst hätte man gewusst, dass auch unsere Vorfahren ihre Mitmenschen bestatteten bzw. auch bestattet haben, sie also die Überreste nicht der Verwesung preis gegeben hatten. Zu dieser Theorie gesellt sich auch die Vorgehensweise mit der Germanicus 16 + über Paderborn hinaus nach Osten vorstieß. Springen wir also in dieses Jahr über das uns von Tacitus weitere Nachrichten vorliegen, die sich auf den Grabhügel beziehen und arbeiten wir uns in jene Region vor in der Germanicus ein Jahr zuvor aufgebrochen war um die Knochen aufzutürmen, sie mit Grassoden zu überdecken um dann anschließend seinen erfolglosen Feldzug gegen die Cherusker anzutreten. So machte Germanicus, der Vater des späteren römischen Kaisers Caligula im Jahr 16 + wieder Station in Ostwestfalen. Er hatte sich erneut aufgemacht um nun die im Jahre 15 + vertagte Entscheidung zu erzwingen und es zu den Schlachten von Idistaviso und am Agrivarierdamm nahe der Weser kam. Nachdem sich Germanicus mit sechs Legionen der Lippe folgend wieder bis an ihren Oberlauf vorgearbeitet hatte deren Quellbäche aus Pader und Ellerbach bestehen blickte er östlich von Schwaney in den tiefer liegenden Nethegau. Er erahnte am östlichen Horizont die Weser von wo an er mit den Cheruskern zu rechnen hatte und sah sich wieder dort angekommen, wo er sich im Jahr zuvor zum Umweg zwecks Knochenbestattung überreden ließ. Wie beschrieben gelang es ihm ohne großen Aufwand die Belagerung eines römischen Kastells an der Lippe aufzulösen in dem er die Germanen vertrieb da diese sich vor der Übermacht zurück zogen. Was die Germanen aber danach taten wurde so dargestellt, als ob es ihrem Frust geschuldet war. Denn sie rächten sich am Grabhügel den Germanicus im Jahr zuvor für die Gefallenen aufschichtete in dem sie ihn zerstörten. Hierdurch wird ein direkter Zusammenhang zweier Geschehnisse deutlich von denen sich das erstere zweifelsfrei an der Lippe ereignete. Um aus dieser Episode die Lage des Grabhügels ableiten zu können bedarf es eines Einstieges in die Frage wo sich an der Lippe das belagerte Kastell befunden haben könnte um davon die Distanz zwischen Kastell und Grabhügel ableiten zu können. Germanicus zog vom Rhein wohl aus Xanten kommend in Richtung Osten, als sich die Begebenheit der Belagerung dazwischen schob die die Forschung irritierte. Da war es weniger das Entsenden von Silius der die Aufgabe hatte einen kleine Attacke gegen die Chatten anzuführen die aber wegen schlechten Wetters nur zu mäßigem Erfolg führte als vielmehr der Hinweis auf dieses sich an der Lippe befindliche römische Kastell dem man zu Hilfe kommen musste.
Tacitus berichtet darüber in seinen Annalen 2,5 – 7 (1) und es folgen dazu zwei Übersetzungsmöglichkeiten.
„Er (Germanicus) selbst zieht auf die Nachricht hin, dass das an der Lippe angelegte Kastell belagert werde, mit sechs Legionen dorthin“.
„Er (Germanicus) selbst führte sechs Legionen zu dem an der Lippe angelegten Kastell das, wie er hörte belagert wurde.“
Fakt ist, dass sein Heer dort dringend gebraucht wurde bevor es den Stämmen der westfälischen Bucht möglicherweise auch den östlicher siedelnden Cheruskern gelang es einzunehmen und das es sich an der Lippe befand. Man erfährt jedoch nicht wo es sich befand und schon gar nicht ob es sich dabei um ein einst im Zuge der Varusschlacht zerstörtes Lager handelte, dass man wieder aufgebaut hatte. Nimmt man die Information wörtlich, dass „DAS“ an der Lippe angelegte Kastell …...“ belagert wurde und nicht, das „EIN“ Kastell an der Lippe belagert wurde, dann klingt es so, als könne man dieses Lager mit keinem anderen Kastell an der Lippe verwechseln und könnte sogar annehmen, dass es 16 + gar kein weiteres mehr an der Lippe gab. Es muss ein strategisch wichtiges Kastell gleich einer Abwehrbastion gewesen sein, das immer noch oder schon wieder existierte und es wert war geschützt zu werden, während sich „EIN“ so anhört, als ob es nur eines von mehreren römischen Kastellen an der Lippe war. Man soll die Überlegung an dieser Stelle nicht über gewichten, aber es fordert die Forschung heraus, sich der Frage anzunehmen. Die Kastellkette an der Lippe bis zum Rhein war durch das Vorrücken der Germanen nach den Ereignissen des Jahres 9 + wenn sie denn noch existent war, so doch nicht mehr geschlossen. Da die Germanen Distanz zum Rhein gehalten haben dürften werden sie ihren Marsch der Verwüstung vorher abgebrochen haben. Bis auf ein mögliches Brückenkopflager gegenüber von Xanten respektive eines weiteren darauf noch folgenden Lagers werden alle anderen bis zur Egge von ihren Besatzungen verlassen worden sein und wurden mehr oder weniger von den Germanen zerstört bzw. unbrauchbar gemacht. In den Jahren nach der Varusschlacht beruhigte sich die Lage, die Lippestämme hatten von den Kastellen abgelassen, die unmittelbaren Plünderungszüge waren beendet und auch die Bezwinger der Varus Armee die vermutlich an der Zerstörung römischer Infrastruktur längst der Lippe beteiligt waren, hatten sich wieder in den Osten zurück gezogen. Zur Vorgeschichte ist zu sagen, dass Rom Germanien nach dem Desaster noch nicht aufgegeben hatte. Germanicus griff hart durch, sorgte in seiner Armee für Disziplin, rüstete auf und begann wieder Macht und Entschlossenheit zu demonstrieren. So hatte er es möglicherweise wieder riskiert ein Basislager im Sinne einer neuen Strategie an der Lippe zu etablieren, das man in den Folgejahren in einen verteidigungsfähigen Zustand versetzte und mit einer dauerhaften Besatzung versehen hatte. Nach dem Wiedererstarken hatte man es offensichtlich weit und vermutlich zu weit in den Osten und damit in den neuralgischen Grenzbereich an einen Ort vorgeschoben, den man schon wieder für sicher gehalten hatte und das nun von den Germanen belagert wurde. Die römischen Feldzüge der Jahre 14 + und 15 + hatten die antiken Historiker versucht als einen Erfolg darzustellen. Dazu im Widerspruch steht jedoch die für das Jahr 16 + verbriefte germanische Belagerung dieses Lippekastells die für ein wechselseitiges Kampfgeschehen spricht. Zu kombinieren wieviel Tagesmärsche Germanicus vom Rhein aus brauchte um bis zu diesem Lager vorzustoßen ist eine Frage hypothetischen Ausmaßes. Es pendelt zwischen der Überlegung wie weit sich die Germanen 16 + wieder in Richtung Rhein vorgewagt hatten, als auch wie weit sich Rom getraut hatte sein neues Frontlager schon wieder am Mittel - oder Oberlauf der Lippe zu errichten. In diesem Zusammenhang sollte man vielleicht auch das Römerlager Oberaden nicht völlig verwerfen, das sich auf halber Strecke zwischen Xanten und Paderborn befindet aber als Drusus zeitlich eingestuft wurde. In Fäkalien eines mit Tierkadavern und Abfällen vergifteten Lagerbrunnen gefundene mediterrane Pflanzenreste sind kein Beleg dafür, dass römische Legionen es aufgaben, Münzfunde sind bekanntlich ebenfalls für Datierungen ungeeignet und innerhalb eines 56 Hektar großen Areal könnten sich noch manche Hölzer befinden mit denen sich andere dendrochronologische Schlüsse ziehen lassen. Das die Germanen es belagerten deutet darauf hin, dass es sich schon relativ weit im Osten befunden haben dürfte. Es allerdings schon wieder im entfernten Ostwestfalen im aus westlicher Sicht letzten Drittel der Lippe zu suchen, dürfte nicht haltbar sein, denn ein isoliertes Lager etwa im Raum Paderborn wäre den Germanen völlig schutzlos ausgeliefert gewesen und stand auf dem sprichwörtlich verlorenen Posten. In der grundsätzlichen Annahme, dass der kurze Hinweis auf eine Belagerung glaubwürdig ist und es nicht die Absicht war Germanicus heroisieren zu wollen ist er bedeutsam. Man sollte sich darunter nicht unbedingt einen aus einer großen Ansammlung Krieger bestehenden und lückenlosen germanischen Belagerungsring vorstellen. Aber es wird dadurch deutlich, dass sich durch die im Zuge der römischen Feldzüge der Jahre 14 + und 15 + wieder aufflackernden Kämpfe an der Lippe erneut germanischer Widerstand regte, so darf man ihnen ein zorniges Aufbäumen zutrauen, dass sich gegen ein erreichbares, geeignetes und vielleicht auch symbolträchtiges Lippekastell richtete. Ein Lager das man sich zutraute es zu belagern, von dem man aber im Gefahrenfall auch schnell wieder ablassen konnte. Da es von vielen Faktoren abhängt lässt sich auch schwer abschätzen, wann dieses römische Lager wieder seine Funktion aufnahm, wobei die Sicherheitsfrage für die römische Besatzung und damit der Abstand zum Rhein ganz oben stand. Es von der ersten Stunde an dem Risiko einer Belagerung auszusetzen wird Germanicus vermieden haben in dem er den Tagesmarschabstand zwischen Lager und Rhein auf ein bis maximal zwei Tage abgesenkt hatte. Deutlich wird aber auch, dass die Lagerbesatzung imstande war sich bis zum Eintreffen einer Entsatzarmee behaupten konnte, was sowohl für eine relative Nähe zum Rhein, einen guten Ausbauzustand aber auch eine qualifizierte Verteidigungsfähigkeit spricht. Möchte man versuchen realistisch zu spekulieren, dann sollte sich das Bollwerk also im ersten Drittel im Höchstfall auf halber Strecke zwischen dem Rhein und Paderborn liegend befunden haben. Germanicus wusste wo sich der Grabhügel befand, an dessen Instandsetzung er nicht mehr interessiert war nachdem die Germanen ihn zerstört hatten. Hier stellt sich natürlich auch die Frage woher Germanicus wusste, dass die Germanen ihn zerstört hatten. Wie alle größeren germanischen Stämme dürften auch die Chatten von mehreren Fürsten regiert worden sein, wir kennen nur ihre Namen nicht. So kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass es Silius nur gelang mit dem Fürsten Arpus/Arpi bzw. seiner Frau und Tochter einen von mehreren zu entführen. Germanicus hielt sich etwa zeitgleich an der Lippe auf und eine Theorie mündet dahin, dass es gar nicht die Aufgabe von Silius war Gefangene zu machen, sondern das vielmehr sein Hauptauftrag aus Sondieren bestand. Seine Aufgabe könnte darin bestanden haben heraus zu finden, ob die Chatten die Absicht hatten sich den Cheruskern anzuschließen. Widersprüchlich sind zweifellos die Worte die Tacitus für diesen Parforceritt fand in dem er schrieb, dass man Silius nur eine kleine Sondierungstruppe zur Verfügung stellte. Sich unter diesen Umständen die wie zufällig erscheinende Entführung von Frau und Tochter des Chattenfürsten Arpi, nur als eine magere Ausbeute darzustellen klingt so, als habe sich Germanicus davon mehr versprochen und es mit ungünstigen Wetterverhältnissen zu begründen erscheint eher wie ein Schutzbehauptung dafür gewesen zu sein, dass er nichts konkretes in Erfahrung bringen konnte. Er musste von Süden kommen um auch Truppenverschiebungen innerhalb der Chatten etwa im Ederbereich erkennen zu können, aber sein Haupterkundungsgebiet wird im Norden der chattischen Siedlungsgebiete gelegen haben wo das Grenzgebiet zu den Cherusker beginnt. Eine Region die eine berittene Kampfgruppe vom Mainz aus in wenigen Tagen erreicht haben könnte. Da wo die Diemel fließt, sich die Formgebung der Keramik ändert und wo sich heute noch die alte Lautverschiebung hörbar macht begann sich die Stämme zu vermischen. Eine neuralgische Zone in der einst der germanische Expansionsdrang an den Mittelgebirgen die damals von Kelten besiedelt wurde zunächst zum Stillstand kam. Nicht nur da wo sich der Desenberg nahe Warburg erhebt wäre eine Arpus Feste denkbar auch der südlich der fruchtbaren Börde gelegene Warberg innerhalb des heutigen Warburg könnte einen chattischen Fürstensitz beherbergt haben. Aber Silius könnte auch noch ungefährdet in die cheruskischen Stammesgebiete vorgestoßen sein, da diese sich im Norden sammelten um sich auf Germanicus vorzubereiten. Silius hätte folglich auch den Raum Borlinghausen erreichen können und hätte dort den Grabhügel der Varuslegionen passiert haben können. Er wäre es gewesen, der festgestellt haben könnte, dass die Germanen den Grabhügel erheblich beschädigt hatten. Ein Zerstörungswerk, das auch nicht erst jene Germanen anrichteten die sich von der Belagerung zurück ziehen mussten, das schon weitaus früher stattgefunden haben könnte, aber erst von Silius festgestellt wurde. Gleich wo Germanicus stand ließ sich das südliche Ostwestfalen auch aus der Lipperegion gut erreichen. Silius stand mit Germanicus in Kontakt und informierte ihn über den Zustand und erst daraufhin könnte Germanicus entschieden haben auf die Wiederherstellung des Grabhügels zu verzichten, denn Germanen dürften es ihm nicht berichtet haben. Träfe es zu, dass es sich dabei um eine Spähaktion handelte dann wird deutlich, dass sich Germanicus voraus schauend verhielt mit welchen Gegnern er es bald zu tun bekommen könnte.Sollte die Theorie zutreffen, dann ließ sich davon ein weiteres Indiz dafür ableiten, dass die Varusschlacht im Übergangsbereich zur Bördelandschaft ihr Ende fand und sich zuletzt ins Grenzgebiet von Cheruskern und Chatten in den südlich Nethegau verlagert hat. So sah Germanicus wohl keinen Sinn mehr darin auch 16 + erneut eine zeitraubende Marschrichtungsänderung von der Lippe kommend einplanen zu müssen, wodurch er auf Basis dieser Theorie den Hellweg irgendwo zwischen Soest und Geseke hätte verlassen müssen. Aber es lässt sich ein vorsichtiges Fazit der Analyse ziehen, wo man demnach den Grabhügel suchen sollte. Denn Germanen die sich von einem Lager an der Lippe absetzten werden sich nach Osten oder Südosten aber nicht nach Norden oder Nordosten zurück gezogen haben. Den Grabhügel in der Nähe des belagerten Römerkastells zu suchen erübrigt sich, da dort keine Varusschlacht geschlagen wurde, sondern dürfte sich aus westlicher Richtung betrachtet hinter der Egge befunden haben. So dürfte sich der Grabhügel in Fortsetzung einer von Xanten nach Lippstadt und fiktiv nach Osten verlängerten Lippelinie entweder auf gleicher Höhe oder unterhalb von ihr befunden haben. Eine Theorie die sich mit der Annahme die Varusschlacht habe bei Borlinghausen geendet deckt. Aber Tacitus lieferte uns eine weiteren Anhaltspunkt, denn im gleichen Kapitel 7. unter Abschnitt (1) erwähnt er parallel zum nicht erneuerungswürdigen Grabhügel den Altar den man damals für seinen Vater Drusus errichtet hatte. Auch diesen zerstörten die Germanen, aber ihn ließ er wieder herstellen. Beide Ereignisse gleichzeitig anzusprechen spricht dafür, dass die Objekte nicht übermäßig weit auseinander lagen. Von Drusus nimmt man an, das er von der Elbe kommend irgendwo zwischen Magdeburg und Schellerten vom Pferd stürzte und starb. Von dort transportierte man den sterbenden oder bereits toten Drusus Tiberius entgegen der sich aufgemacht hatte um seine Leiche auf dem Weg über die Wetterau nach Rom zu überführen. Da in den Jahren der Okkupation an der Germanenfront selten Ruhe herrschte und sich Phasen relativer Sicherheit und Stabilität schwer ausmachen lassen, lässt sich nicht sagen, wann und wo man den Altar für Drusus errichtete. Im Stammesgebiet der Cherusker östlich der Weser oder im Nethegau wird man ihn nicht errichtet haben. Der Altar dürfte in seiner Bedeutung einem Triumphbogen für den Verstorbenen nahe gekommen sein, Gedenkstätten die man gut sichtbar und bevorzugt in die Nähe wichtiger Wegeverbindungen baute. So erging es Germanicus wie allen seinen Vorgänger, auch er bewegte sich entlang der Lippe kommend auf Paderborn zu, nachdem er die Reparatur des Grabhügels nicht für nötig hielt. Den Altar könnte man in dieser Region etwa an einer Kreuzung vermuten und was man heute sagen darf, so war Paderborn nahe der Lippe wo man sich ein von der Front abgerückten Etappenlager vorstellen kann im Verbund mit Anreppen, das die östlich operierenden Truppen versorgte, dass Drehkreuz römischer Logistik und damit Eroberungspolitik. Anreppen diente mit seinen großzügigen Thermalanlagen der Garnison und erscheint wie ein Erholungszentrum. Eine Region mit einer Vielzahl geeigneter und erhabener Anhöhen in deren Nähe sich auch das zum Bau eines Altars erforderliche Muschelkalkgestein finden lässt. Die westfälische Bucht bot dafür eine geeignete Bühne und in sie öffnete sich der Blick wie man es im Imperium gerne nutzte. Hier könnte er den Altar repariert haben bevor er sich den Cheruskern zuwendete. Eine Theorie die sich mit dem unweit gelegenen Grabhügel ergänzt und immer wieder die Egge und damit die Varusschlacht in den Focus der Betrachtung rückt. (24.03.2024)
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Samstag, 17. Februar 2024
Abraham Ortelius rückte den Nethegau in den Focus der Varusschlacht
ulrich leyhe, 21:47h
Was die Verortung des Schlachtfeldes anbetrifft, so könnte es damals unter den historisch interessierten Humanisten heiß her gegangen sein, denn anders lässt sich die vom Kartographen Ortelius zum Ende des 16. Jahrhundert relativ kurzfristig vollzogene kartographische Kehrtwende weg vom westlichen Westfalen und hin zum östlichen Ostfalen nicht erklären. In der zweiten Hälfte des 16. Jhdt. kam es in der Gesellschaft hinsichtlich der Ansichten zum möglichen Varusschlachtfeld zu einem gedanklichen Umbruch. Bewirkt wurde es durch den Umstand, dass um diese Zeit von den humanistischen Kopisten etwa 30 Abschriften der Tacitus Annalen erstellt wurden und noch weitere fünf bis zum Ende des 16. Jhdt. folgten aus denen Details zur Positionierung hervor gingen. Ortelius nutzte sie für sein neues in Arbeit befindliches Werk auf das er sich nach der Karte „Belgii veteris typus“ konzentrierte und sich dabei auch auf die geographischen und völkischen Namensbezeichnungen des Altmeisters Ptolemäus stützte. Es war der Moment eingetreten als die Literatur den rund 1650 Jahren zuvor verstorbenen Cheruskerfürst Arminius wieder zum Leben erweckte und sich seiner erinnerte um nach den richtigen Zusammenhängen zu suchen. An Ortelius ging die Diskussion nicht spurlos vorüber, in seiner heraus ragenden Position als Vertreter des neuen Berufstandes der Kartographen betrachtete er es als seine Aufgabe den neuen Gegebenheiten Rechnung zu tragen und versuchte aufgrund des eintretenden Sinneswandels den neuen Wissenstand in seine Kartenwerke einzuarbeiten. Ob der 1488 geborene Ulrich von Hutten der sich schon früh mit den Tacitus Annalen befasste der erste war, der darauf basierend die Ansicht vertrat, dass die Varusschlacht an der Weser statt gefunden hatte und infolge dessen in Arminius einen Sachsen erkannte, lässt sich schwer sagen. Ortelius hatte es sich zum Ziel gesetzt auf der Höhe der Erkenntnis zu bleiben und suchte soweit man damals davon sprechen kann, die Nähe zu Forschung und Wissenschaft. So stand er auch mit Konrad Peutinger in Verbindung, obwohl dieser zu den Verfechtern der Theorie zählte, die sich für eine Schlacht im Raum Augsburg ausgesprochen hatten, ließ sich bei ihm von der römischen Straßenkarte inspirieren, wog sein Wissen ab und verglich es mit den anderen Ansichten der Zeit. Man erkennt es daran, dass Ortelius in seiner letzten Ausgabe von „Theatrum orbis terrarum“ 1624 eine Reproduktion der Tabula Peutingeriana im Anhang abdrucken ließ. Ortelius stand sicherlich auch mit seinem Zeitgenossen, dem Maler und Kartographen Pieter Pourbus mit dessen Schwiegervater Blondeel und mit Gemma Frisius in Verbindung tauschte sich mit ihnen aus und kannte daher auch die neuen Methoden der Vermessungstechnik. Wie hätte Ortelius auch sein Werk zur „Germania magna“, das er auf die Zeit um Christi Geburt zurück datieren musste schaffen können, wie hätte es aussehen und wie hätte er es abbilden sollen, ohne sich in gewisser Weise auch der Spekulation zu bedienen wobei er sicherlich auch auf umstrittene Ratgeber setzen musste. Eine Vorgehensweise wie sie bei Mercator auf Kritik stieß der es ihm vielleicht zum Vorwurf machte. Ein Einwand aus berufenem Munde mit der er indirekt auch seine Glaubwürdigkeit und damit seine Reputation infrage stellte. Aber man sollte es nicht überbewerten da Mercator an anderer Stelle seine Werke würdigte und es Konkurrenzdenken zu allen Zeiten gab. So scheint es als ob man ihm, einem flämischen Kartographen der sich Einblicke in die geschichtlichen Abläufe verschaffte anfänglich den nötigen wissenschaftlichen Stallgeruch absprach. Eine nicht unwesentliche Rolle in diesem Prozess der Umorientierung könnte auch der einflussreiche Philologe Henricus Stephanus aus der berühmten Pariser Buchdruckerfamilie Stephanus gespielt haben in dem dieser mit dazu beitrug eine Neuausrichtung herbei zu führen. Ortelius war vier Jahre älter als er und beide verstarben im gleichen Jahr 1598, konnten sich also kaum aus dem Weg gegangen sein. Hinweisgebend für diesen den beiden Herren hier unterstellten persönlichen Kontakt könnte gewesen sein, dass 1548 im Hause Stephanus in Paris erstmals die Bücher von Cassius Dio (editio princeps) heraus gegeben wurden, sodass Ortelius auf diesem Wege weitere Informationen über den Schlachtenverlauf und die Örtlichkeiten erfahren haben könnte. Obwohl die Schriften schon vor dem Jahr 1548 bekannt waren verbreitete sich ihr Inhalt doch verstärkt erst in der zweiten Hälfte des 16. Jhdt. und so bekam Ortelius auch Kenntnis darüber was sich während des mehrtägigen Verzweiflungskampf der angeschlagenen römischen Armee zutrug von der immer nur zu lesen ist, dass es drei Legionen gewesen sein sollen aber ohne das jemals Klarheit über ihre genaue Kopfzahl herrschte. Wie sich seiner Karte „Belgii veteris typus“ von 1584 entnehmen lässt, war den Humanisten zur Mitte des 16. Jhdt. die Bedeutung der imperialen Schaltstelle, dem heutigen Xanten zwar bekannt, aber die Schlacht war ein Ereignis, dass sich nur schwerlich mit der niederrheinischen Landschaft in Rheinnähe und den taciteischen Angaben in Verbindung bringen ließ. Unübersehbar hatte man um diese Zeit noch die gigantischen Ruinenreste der linksrheinischen Römerstadt „Colonia Ulpia Traiana“ vor Augen und konnte diese auch noch vom deutlich erkennbaren römischen Militärlagerkomplex bei Birten trennen und wusste wie es der Karte zu entnehmen ist, auch von der einst dort stationierten Legio XXX Ulpia Victrix. Trotzdem entschied der Zeitgeist darüber den Verlauf der Varusschlacht in dieser Region suchen zu müssen. Da die Erkenntnisse mit Bekanntwerden der Tacitus Annalen in Widerspruch gerieten und sich weiten Kreisen die einstige Logik entzog, sich das römische Fluchtkastell Aliso hinter dem nur etwa 2o Kilometer nördlich von Vetera/Xanten gelegenen Isselburg vorstellen zu können, einem Ort den die Karte „Belgii veteris typus“ dafür vorsah begann auch Ortelius unter Mitwirkung seiner Hinweisgeber an seiner ursprünglichen Verortung zu zweifeln. Ebenso dürfte es allen als unwahrscheinlich erschienen sein, dass sich der germanische Hinterhalt der „ Teutoburgiensi saltu“ nur 26 Kilometer nördlich des größten rechtsrheinischen Römerlagers Haltern befunden haben soll. Ein mit Vetera vergleichbares waffenstarrendes Drehkreuz, dass sich ebenfalls im 16. Jhdt. noch in auffälliger Weise gezeigt haben dürfte und Funde dazu beitrugen. Betrachtungen die dazu führten, dass Ortelius die Angaben in seiner Karte „Belgii veteris typus“ neu bewerten musste. Denn nun gab es neben den Tacitus Annalen mit Cassius Dio noch einen weiteren antiken Gewährsmann der bei aller Irritation nun auch noch die weit östlich fließende Weser in den Mittelpunkt des einstigen Geschehens rückte, sodass es um die Varusschlachttheorie samt einem „Teutoburgiensi saltu“ bei Billerbeck und einem „Aliso“ in Isselburg argumentativ und plausibel betrachtet eng wurde. In relativer Nähe zum Rhein einer von Rom dominierten Region zwischen den kleinen Flüssen Berkel und Issel meinte ein Zweig der humanistischen Forschergemeinschaft eine Trasse für ein dreieinhalb Tage andauerndes Marschgefecht mit den dazugehörigen Nachtlagern finden zu können. So dürfte die Zeit dafür reif gewesen sein in der sich Ortelius vom einstigen Sammler, Kartographen und Drucker hochwertiger Atlanten zum Geschichtsforscher aufgeschwungen haben könnte. Er reagierte nicht mehr nur auf den inzwischen um sich greifenden neuen Forschungsstand so wie er an ihn heran getragen wurde, sondern begann damit eigenständig zu agieren. Sein Kartenwerk „Belgii veteris typus“ hatte bereits eine beachtliche Verbreitung und damit auch Glaubwürdigkeit erfahren und es war ihm angeraten behutsam mit neuen Einsichten umzugehen. Aber er sah sein Kartenwerk auf den Prüfstand gestellt und hatte sich den neuen Gegebenheiten anzupassen. Ein an sich normaler dokumentarischer Prozess der aber überlegt sein will, denn die von Tacitus und Dio hinterlassenen Fakten ließen sich nicht mehr leugnen. Ortelius reagierte entschlossen und trug dieser neuen Weltanschauung schon drei Jahre nach Herausgabe der Karte „Belgii veteris typus“ Rechnung in dem er unter dem Namen „Germaniae veteris typus“ eine neue Karte auf den Markt brachte, der sich mit der Betonung auf „auch“, auch der neue Sachstand bezogen auf die Varusschlacht entnehmen ließ. Dafür musste er vielleicht auch eigene Überzeugungen opfern, hatte aber auch in seinem noch anders denkenden Zuträgerkreis für die neue Sichtweise zu werben, da nicht alle seine Meinung geteilt haben dürften. Mit den Vorarbeiten wird er früh begonnen haben und es gelang ihm hinsichtlich der Darstellungsart, Ausdehnung und Datenfülle wieder ein sehr ambitioniertes Projekt. Sie zeigte erneut die alte „Magna Germania“, bezog wie zuvor auch die heutigen Benelux Staaten mit ein, nahm zudem aber auch Teile der Schweiz und Österreich mit auf und reichte im Groben bis an die Weichsel. Vor diesem Hintergrund erscheint die Vermutung des Orteliusexperten und Kartographiehistorikers Peter Hans Meurer irritierend, der die Karte „Belgii veteris typus“ als auch die Ausgabe „Germania veteris typus“ „Ortelius Eigenschöpfungen“ nannte, weil sich für ihn die Frage nach der Urheberschaft nicht klar beantworten ließ. Denn was den Inhalt seiner Karte anbetraf wird sich Ortelius durchaus auch bei der Neubewertung den Ansichten anderer Zeitgenossen angeschlossen haben, die ihm empfahlen den „Teutoburgiensi saltu“ wie es auf seiner Karte ersichtlich ist nun in Ostwestfalen statt im westlichen Münsterland einzuzeichnen. Man darf ihm aber gleichermaßen auch Eigenlogik unterstellen, da er sich im Zuge seiner Arbeiten historisch weiter entwickelt hat, sodass es nicht mehr unbedingt der Inspiration seiner Berufskollegen bedurfte und er auf den Rat und Sachverstand der ihn Umgebenden nicht mehr unbedingt angewiesen war. Auch Mercator dürfte letztlich einer derjenigen gewesen sein mit dem er sich beriet denn sowohl er selbst, als auch Mercator verkörperten und dominierten die kartographische Sachkenntnis um die Mitte des 16.Jhdt. Beide sahen sie auf ihren Wegen durch das alte Ober - und Untergermanien immer noch an vielen Stellen die Reste römischer Zivilisation und Bausubstanz, blickten auf die imposanten Trümmer der einstigen Großmacht und auch das gesamte öffentliche Leben war zu ihrer Zeit immer noch tief vom antiken Wissen und Geist einer lateinisch geprägten Kultur durchdringt. Nach Bekanntwerden der „taciteischen Offenbarung“ ab 1517 und der Herausgabe der Schriften von Cassius Dio 1548 schien es für beide zunehmend plausibel zu werden, sich eine römische Präsenz an der Weser vorstellen zu können, was anderen Gelehrten noch schwer gefallen sein könnte, da ihnen Verständnis und Grundeinstellung dafür fehlte. Die nun einsehbaren taciteischen Schriften die auch nicht erst nach der Eröffnung der „Bibliotheca Medicea Laurenziana“ in Florenz im Jahre 1571 Verbreitung fanden gepaart mit dem allgegenwärtig vorhandenen und monumental unübersehbaren römischen Erbe inspirierte Ortelius und er verlieh dem ein neues kartographisches Gesicht. Ortelius erschloss sich seine Möglichkeiten in Form einer logischen Herangehensweise und nutzte was Zeit, Technik und Wissenstand hergaben um sein neues Weltbild, das er „Germaniae veteris typus“ nannte anzugehen. Schaut man auf sein Werk, dass er 1603 in Antwerpen auch erstmals drucken ließ, so fällt sein umfassender antiker Wissenstand ins Auge. Historische Ortsnamen wie sie schon Ptolemäus nieder schrieb waren ebenfalls vertreten, wie auch viele germanische Stammesnamen. Ebenso konnte er auf die seit antiken Zeiten bekannten Bezeichnungen für Waldgebiete oder Gebirgszüge zurück greifen und sich noch auf Quellen beziehen, die heute längst verschollen sind. Er hinterließ ein einmaliges und umfassendes Quellenverzeichnis das einen eigenen Forschungsansatz rechtfertigen würde der mindestens genauso bedeutungsvoll sein könnte wie sein Kartenwerk selbst. Während Cassius Dio für die regennassen Gebirgsregionen Westgermaniens keine Worte wusste, lassen sich eine Vielzahl von Namen die Ortelius in seinen Karten verwendete unschwer auf die Handschrift von Tacitus zurück führen und ermuntern zu neuen Analysen. Aber auch aus anderen Begriffen lässt sich ihre Herkunft ableiten. Natürlich konnte man nicht erwarten, dass ihm in Anbetracht der Machart der Karte das Kunststück gelang den Schlachtort an die Stelle zu setzen, die Tacitus mit seinen Hinweisen umschrieben hatte. Aber Ortelius war uns rund 440 Jahre voraus, was ihm den unschätzbaren Vorteil der zeitlichen Nähe zum Geschehen einbrachte. So konnte er noch auf die Informationen Ortskundiger zurück greifen die noch eine unbebaute Landschaft vor Augen hatten und vererbtes Wissen nutzen. So darf man ihm unterstellen, dass es im 16. Jhdt. noch deutliche auch oberflächlich sichtbare Spuren sowie zwischenzeitlich verschollene Artefakte in Hülle und Fülle von dem gab, was erst in neuerer Zeit dem Boden entlockt werden konnte. Mit dieser Herangehensweise kam Ortelius der Logik die diesem Internet Buch zugrunde liegt schon recht nahe und seine neu aufgelegte Karte „Germaniae veteris typus“ lässt erkennen, dass der dank Tacitus und Dio neu gewonnene Wissenstand nun auch einen festen Platz in seinem Kartenwerk gefunden hat. Aber nun beginnt man bei ihm auf die bereits angedeutete Zwiespältigkeit zu stoßen, denn er stand offensichtlich vor der Herausforderung das vermutlich Unstrittige in der „Belgii veteris typus“ aufrecht halten zu wollen und das sich als Überholt erwiesene in der „ Germaniae veteris typus“ an ihre neuen Positionen zu setzen, ein Werk das von Beginn an den strengen Blicken einer aufstrebenden Wissenschaft ausgesetzt war. Bevor er die Karte „Belgii veteris typus“ schuf existiert von ihm kein Kartenwerk, dass den Osten der „Magna Germania“ abbildete. Somit war die Karte „Germanae veteris typus“ innerhalb der damaligen kartographischen Forschungslandschaft beispiellos. So betrat er Neuland was ihm die Möglichkeit bot den neuen Wissenstand zu nutzen ohne den bisherigen in Gänze fallen lassen zu müssen. Die „Germaniae veteris typus“ aus heutiger Sicht grundsätzlich als forschungstechnisch zuverlässig oder brauchbar zu bewerten widerspräche einer nüchternen Denkungsweise, lässt aber eine eindeutige Hinwendung erkennen und ist eine Absage an frühere Auffassungen. Aber Ortelius stand vor der Herausforderung zumindest zu versuchen, dass eine zu tun ohne das andere zu lassen, also den Spagat zu vollbringen die „Belgii veteris typus“ mit der „Germania veteris typus“ in einen gewissen Einklang zu bringen was ihn zu einer Vorgehensweise veranlasste, die man zweigleisig nennen könnte. Tacitus hat den Begriff „Teutoburgiensi saltu“ in die Geschichtswelt gesetzt den man im 17. Jhdt. zum „Teutoburger Wald“ deformierte und der sich neben „Aliso“ zum Inbegriff aller die Varusschlacht betreffenden Begriffe hoch schaukelte. In ihm steckte das germanische Wort „Teutoburg“ hinter dem sich germanische als auch die Schutzanlagen anderer Völker verbergen und die Vorstellung von Volksburg und Fliehburg auf sich vereint. „Saltu“ hingegen steht für eine Waldschlucht, einen Gebirgspass bzw. einen Weg dahin, oder in ihre Nähe. Ptolemäus von dem nicht überliefert ist, ob er die Tacitus Annalen gelesen hatte erwähnte im 2. Jhdt. mit „Teutoburgium“ ein ähnlich lautendes Wort, verortete es jedoch an der Donau. Eine Bezeichnung die Ortelius aus der „Tabula Peutingeriana“ kannte und sie für sein Kartenwerk „Belgii veteris typus“ nutzte. Teutoburgen waren auf den Höhen allgegenwärtig und wurden für das Vorhandensein einheimischer Befestigungsanlagen zu feststehenden Begriffen im Wortschatz der damaligen Zeit. Auch „Teutoburgium“ war demzufolge einst eine schützende Volksburg in strategisch guter Position die man in Römerzeiten ausbaute und als Reiterkastell nutzte. Da es Humanisten wie Georg Spalatin gab, der 1535 eine Verbindung zur Silbe „Teuto“ erkannte und sie mit „Duis“ verglich favorisierte er Duisburg, sodass man später davon ausging, dass es sich dabei auch um die alte Hansestadt Doesburg an der Issel gehandelte haben könnte, die dort nach Ortelius bzw. der „Belgii veteris typus“ in den Drususgraben, die heutige „Schwarze Scheere“ mündete. Um Doesburg, dass man daher zu Ortelius Zeiten für das römische „Teutoburgium“ hielt gruppierte man die bekannten taciteischen Begriffe und entwickelte daraus eine Theorie zum Verlauf der Varusschlacht. Für das Fluchtkastell „Aliso“ bot sich Isselburg in der Nähe des historisch „triefenden“ Namens Römerrast in der Isselniederung an. Den eigentlichen Schlachtort nahe dem „Teutoburgiensi saltu“ wo man nach Tacitus sechs Jahre danach die Knochen der Legionen bestattete verlegte man nach Billerbeck an die Berkelquelle und auf halber Strecke bis Isselburg/Aliso vermutete man den als heilige Haine beschriebenen germanischen Kultplatz und nannte ihn „Arae Barbarorum“. Darstellungen die zu Zeiten der frühen humanistischen Forschung als stimmig erschienen. Vergleicht man nun die „Belgii veteris typus“ von 1584 mit der „Germania veteris typus“ von 1587 dann fällt ein Unterschied zwischen beiden Karten schnell ins Auge. Denn während man sich im Zuge der Vorarbeiten zu „Belgii veteris typus“ noch sicher zu sein glaubte, das sich der taciteische „teuto burgiensi saltu“ im Quellgebiet der Berkel bei Billerbeck nahe den Siedlungsgebieten der Usipetes und Tubanten in einer relativ flachen Landschaft befand, in der keine nennenswerten Flieh- bzw. Volksburgen bekannt sind, rückte Ortelius nun davon ab und verschob den „teuto burgiensi saltu“ in der Karte „Germania veteris typus“ in eine Mittelgebirgsregion näher an die Weser. Was er allerdings nicht mit an die Weser transferiert hatte, war „Teutoburgum“, dass vermeintliche Doesburg, sowie „Aliso“, das er „Castellum et Fluvius“ nannte. Für den Fluss der Isselburg mit Doesburg verband die heutige Issel verwendete er in seiner Karte „Belgii veteris typus“ weiterhin den Namen Alisofluss für den er die Kurzbezeichnung „flu“ wählte und übernahm ihn nicht in die Karte „Germania veteris typus“. Ebenso verzichtete er in der Karte „Germania veteris typus“ auf die Bezeichnung „Arae Barbarorum“, so dass insgesamt drei Abweichungen deutlich werden. Man könnte es damit begründen, dass die Karte „Germania veteris typus“ in diesem Bereich keinen Platz mehr für weitere Eintragungen bot, wäre da nicht die auffällige Neuverortung des taciteischen „teuto burgiensi saltu“, den er wie zuvor auch „Teutoburgensis Saltus“ nennt. So ist es also einzig die von ihm notierte Bezeichnung „Teutoburgensis Saltus“ für die er sich nun entschieden hatte, sie in seiner neuen Karte „Germaniae veteris typus“ rund 170 km weit nach Osten zu verschieben. Was sollte ihn also dazu bewogen haben nur den „Teutoburgensis saltus“ in eine andere Region zu verlegen, aber den anderen Hauptbegriff aus der Varusschlachtforschung, nämlich „Aliso“ noch an dem Ort zu belassen, wo er auch schon in der Karte „Belgii veteris typus“ seinen Platz hatte. Es muss dem folglich ein Umdenkungsprozess voraus gegangen sein dessen Verlauf sich uns im Detail nicht erschließt, da wir nicht wissen wie diese Umorientierung zustande gekommen ist. Es könnten zeitgenössische Forscher gewesen sein, die Ortelius auf die Diskrepanz zu den taciteischen Angaben aufmerksam gemacht haben, wonach seine ältere Eintragung, dass die Schlacht an Issel oder Berkel statt fand nicht mehr zu halten war. Aber warum er daran fest hielt „Teutoburgum“ und „Aliso“ nicht neu also nach Ostwestfalen zu verlegen, beide an der Issel beließ und damit die Schauplätze der Varusschlacht auseinander riss bleibt unklar. Angesichts der erheblichen Distanz die zwischen beiden Regionen liegt eine Vorgehensweise die sich logisch nicht begründen lässt und daher auf Zwiespältigkeit hindeutet. Auch in diesem Fall darf man rätseln und Spekulationen müssen wieder dazu beitragen Wissenslücken zu schließen. So liegt der Verdacht nahe, dass man sich möglicherweise unterschwellig immer noch in einem Wettstreit der Überzeugungen befand, sodass sich Ortelius bei diesem Thema zwischen die Stühle gesetzt sah. So scheint es, dass er sich für einen nicht nachvollziehbaren Mittelweg entschieden hat und das vielleicht deswegen, weil er seine hochrangigen Berater nicht enttäuschen, oder sich eine Tür offen halten wollte falls man zu neuen Überzeugungen gelangen sollte. Vielleicht war es aber auch nur der Ausdruck von Unschlüssigkeit und Unsicherheit der ihn bewog zwei Richtungen zu folgen und entsprechend zu kartieren. So war ihm hier möglicherweise ein Kompromiss gelungen mit dem er die Anhänger der alten „Aliso“ Theorie und „Römerkastellfraktion“ Isselburg versöhnte, aber vermutlich selbst dazu überging die Varusschlacht im Osten für glaubhafter zu halten. So hielt er die Tür für die Verfechter der alten Theorie offen, während sich seine Überlegungen auf die Dauer verfestigen sollten. Letztlich wurde er damit auch jenen gerecht, die die Schlacht möglicherweise immer noch vor ihrer Haustür am Niederrhein sehen wollten, griff aber auch die neuen Hinweise auf und vollzog den kartographisch/historischen Schritt einen Schwenk in Richtung Weser zu machen, so wie es Tacitus und Dio vorgaben und vermied damit einen offenen Dissens. Es kamen letztlich zu viele Ungereimtheiten zusammen, sodass man davon ausgehen könnte, dass Ortelius im Falle eines dritten Kartenwerkes wohl völlig auf die Isseleintragungen verzichtet hätte und sich auch im Falle Aliso für eine Position in Ostwestfalen entschieden hätte. Denn bekanntlich siedelten an Issel oder Berkel keine Cherusker, Germanicus zog auf seinem Rachefeldzug gegen sie die Ems aufwärts, überquerte dann auf dem Weg zur Weser die Oberläufe von Ems und Lippe und marschierte bis zu den äußersten Brukterer. Zudem spricht die kurze Distanz von nur etwa 16 bis 22 km zwischen der Issel und dem römischen Hauptlager und Winterkastell dem Doppellegionslager Vetera I auf dem Fürstenberg bei Birten gegen die Annahme massiver Kampfhandlungen im nahen Umfeld. Und über den Standort der zwei Asprenas Legionen die zwar Zeit hatten noch schnell über den Rhein nach Vetera überzusetzen aber nicht imstande waren Varus zu Hilfe zu kommen braucht man in diesem Zusammenhang ebenso wenig zu philosophieren wie über den erwähnten Ausbau der Römerstraße von von Aliso/Isselburg zum Rhein nördlich Xanten, eine Distanz von gerade mal 14 Kilometern. Es war in der neu erwachenden Welt der Humanisten ein stark bewegendes Thema denn sogar der Reformator Martin Luther hatte sich intensiv mit der Geschichte des Cheruskerfürsten Arminius auseinander gesetzt. Letztlich musste er genügend Rückendeckung gehabt haben um den Schauplatz wenn auch nur halbherzig von Westwestfalen nach Ostwestfalen zu verschieben. Eindeutig auf Tacitus stützend und vielleicht nach diversen Diskussionen und Rücksprachen mit anderen Forschern und deren Empfehlungen entschied sich Ortelius also den „teuto burgiensi saltu“ in der Schreibweise „Teutoburgensis saltus“ westlich der Weser einzutragen und er tat es auffälliger Weise nicht in Quer - sondern in Längsrichtung. Warum die Varusforschung seit dem 19. Jhdt. die Karte „Germaniae veteris typus“ nicht zur Hand nahm und man in Bezug auf die Varusschlacht die Karte „Belgiie veteris typus“ bevorzugte in der sich der Saltus“ noch nahe der Berkelquelle befand und diese Verortung teilweise sogar noch bis heute ihre Verfechter findet muss unbeantwortet bleiben. Aber im Hinblick auf die Dominanz und Überzeugungsfähigkeit einflussreicher möglicherweise auch finanzkräftiger Persönlichkeiten wie wir sie auch in der Neuzeit kennen mag es erklären und verrät zu allen Zeiten, dass es möglich war auch eigene verquere Vorstellungen erfolgreich in den Geschichtswissenschaften zu etablieren. Es fällt schwer anhand der Kartengestaltung den Bereich zu lokalisieren den Ortelius nun in Ostwestfalen für den „Teutoburgiensi Saltus“ hielt, da er mit Bezugspunkten geizte. Die germanischen Hauptorte, die auf ptolemäischen Namensquellen beruhen und die zunächst in griechischer Sprache nieder geschrieben wurden bevor man sie ins Latein übersetzte, lassen sich wegen der Verzerrung schlecht für eine Lokalisierung heran ziehen lassen. Im Gegensatz dazu eignen sich die geographischen Hinweise um so mehr. Dabei fallen bei der Betrachtung der „Germaniae veteris typus“ fünf geographische Merkmale ins Auge:
Es sind dies der untrügliche und gradlinig eingetragene Ostwestverlauf der Lippe.
Eine südlich der Lippequelle beginnende und sich nach Süden erstreckende Baumstruktur die die Egge darstellen soll.
Der mittels Baumstruktur gekennzeichnete und zur Weser hin abfallende Osthang des Oberwälder Landes.
Die große Weserschleife im Bereich die Diemelmündung bei Karlshafen/Herstelle.
Und der Harz, der sich als ein scharf abgegrenzter Bereich darstellt und den Namen „Herculi sacra silva“ trägt.
Hinzu kommen als weitere Verortungshilfen zwei Städte, die Ortelius in Silhuettenform darstellte.
Es ist dies das an der Weser liegende Höxter, dass sich exakt in der östlichen Verlängerung des Lippe befindet.
Sowie Warburg unweit der Weserschleife und an an der Stelle gelegen, wo die Südegge in Richtung Marsberg eine Kehre nach Westen vollzieht.
Die beiden bedeutsamen Stämme der Varusschlacht die Chatten und die Cherusker verortete Ortelius ebenfalls. Während er die Chatten südlich der Diemel also exakt dort vermerkte, wo sie auch die heutige Geschichtsforschung sieht, vermutete er die Stammesgebiete der Cherusker südlich des Harzes den Ortelius allerdings zu weit westlich einzeichnete ihn also mit dem Solling vermischte, sodass Ortelius ihre Wohnstätten demnach im Raum Göttingen also im Leinegau ihren nach heutigen Wissenstand südlichsten Siedlungsgebieten sah.
Wie hielt es Ortelius mit dem Schriftzug „Teutoburgiensis Saltus“:
Da setzte er den Anfangsbuchstaben „T“ in den nördlichen Teil der Egge etwa da, wo sich Horn befindet. Die erste Silbe „Teuto“ deckt das Oberwälder Land nördlich von Brakel ab, während die Zweitsilbe „burgen“ in etwa bei Ottbergen ansetzt und nahe Beverungen endet, also den östlichen Teil des Nethegau umfasst. Die Beschriftung „sis Saltus“ nimmt ihren Anfang bei Schwaney, endet bei Eissen und umfasst den westlichen Teil des Nethegau.
Folglich gab Ortelius den Namen „Teutoburgiensis Saltus“ jenem Waldgebirge, das sich von Horn bis Scherfede erstreckte und das der späteren Umbenennung in Teutoburger Wald entging und seinen Namen Egge behalten durfte, obwohl es ursprünglich den altgermanischen Namen Osnegge trug der sich später Osning nannte. Möchte man es präziser ausdrücken, dann entschied sich Ortelius erst im zweiten Anlauf die Kampfregion vom Niederrhein in den Nethegau unmittelbar östlich der Egge zu verlagern. Das es sich bei dem „Teutoburgiensis saltus“ statt um ein Waldgebirge auch um eine Gebirgspassage gehandelt haben könnte, konnte Ortelius im Gegensatz zu den Corveyer Mönchen die es im 9. Jhdt. noch besser gewusst haben könnten, den Annalen nicht entnehmen. Hätten ihm Hinweise vorgelegen, dass sich dahinter nicht nur ein lang gestrecktes Waldgebirge verborgen haben könnte, sondern das man damit auch eine Schlucht bzw. einen Paßweg artigen Aufstieg nahe den Volksburgen nannte, hätte er vielleicht das Symbol zweier kleiner parallel verlaufender Querstriche bei Borlinghausen eingezeichnet. Vielleicht unbeabsichtigt beschriftete er mit dem Namenszug „Teutoburgensis Saltus“ das gesamte Gebiet zwischen Egge und Weser. Darf man es aber als einen Zufall werten, dass er damit genau den zentralen Zugkorridor der Varuslegionen traf, so wie es sich nach Cassius Dio rekonstruieren ließ und wie er der Theorie dieses Internet Buches zugrunde liegt, oder tat er es weil er es genauer wusste. Wobei es zweifellos schwer fällt sich unter diesen Umständen den puren Zufall vorzustellen. Ortelius ließ nahezu alle der als Varusschlacht verdächtigen Regionen wie die Sparrenberger Egge, die Externstein Passage, die Grotenburg, sowie die Werre Niederung und natürlich den Kalkrieser Berg sehr weit links liegen. Mit seiner Verortung setzte Ortelius den Namen in eine Region in der sich zahlreiche Hinweise verdichten und bündeln lassen und legte damit einen weiteren Grundstein, um das mutmaßliche Schlachtgebiet zu identifizieren. In dem jungen Danziger Geographen und Historiker Philipp Clüver hatte Ortelius einen eifrigen Anhänger, denn bei ihm stießen seine kartographischen Forschungen auf fruchtbaren Boden. Als Ortelius schon zwei und Mercator bereits sechs Jahre tot waren kam Clüver im Jahre 1600 mit 20 Jahren ins südholländische Leiden wo Abraham Ortelius zu Lebzeiten gewirkt hatte und Clüver selbst vier Jahre nach Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs verstarb. Dort lernte er und profitierte somit von den Vorarbeiten dieser bedeutsamen Kartographen. Er war ein Mann der über die Geschichte und die klassischen Autoren den Weg zur Kartographie fand und später als ein Mitbegründer der historischen Geographie galt. Die 1603 erstmals auch gedruckte Karte „Germaniae veteris typus“ befügelte wohl jetzt auch noch den letzten an der Sache interessierten Forscher der Epoche sich mit dem Thema zu befassen, was offensichtlich auch für Clüver galt der sich inspirieren ließ. Aus der Überzeugung heraus die er nach Einsichtnahme in die Karte „Germaniae veteris typus“ von Ortelius gewann bestand für ihn kein Zweifel, dass es sich bei dem „Teutoburgensis Saltus“ so wie ihn Ortelius verortet hatte um die heutige Egge, bzw. den Osning handelte der sich in früheren Zeiten Osenegge nannte und schlug 1616 vor diesen Bereich in „Teutoburger Wald“ umzubenennen.
In eigener Sache:
„An dieser Stelle möchte sich der Verfasser beim Wikipedia Auditor bedanken. Da dem Text zu diesem Thema bislang ein überholter Wissenstand zugrunde lag erfolgte aufgrund meiner Anregung vom 21.12.2023 eine Korrektur. Es wurde der Tatsache Rechnung getragen Philipp Clüver das Recht zuzugestehen derjenige gewesen zu sein, der schon im Jahre 1616 die Auffassung vertrat, man könne den Osning in Teutoburger Wald umbenennen, während Wikipedia dieses Privileg bis dato einer anderen späteren Person zugeschrieben hatte.“.
Clüver stellte seine These in seiner „Germaniae antiquae libri tres“ vor und begründete sie mit der Existenz des Teutberges, dem Namen des Berges auf dem die Grotenburg steht. Seine Annahme war nicht ganz abwegig, da der Schriftzug in der Orteliuskarte „Germania veteris typus“ offen ließ wie weit er ihn nach Nordwesten ausgreifen lassen wollte und so könnte er folglich, obwohl man auch gegenteiliger Auffassung sein darf auch noch die Grotenburg mit einbezogen haben. Die große Bedeutung, der Zeitgeist und der lange Schatten den die Varusschlacht noch im frühen 17. Jhdt. warf überwog vieles, stand dem Namenstausch Pate und schien Begründung genug gewesen zu sein, den alt ein gesessenen germanischen Namen Osenegge bzw. Osning zu opfern und dafür den „Teutoburger Wald“ an seine Stelle zu setzen. Ferdinand von Fürstenberg der Fürstbischof von Paderborn griff Clüvers Idee 1669 in seinem Werk „Monumenta Paderbornensia“ auf, wendete aber den Namen „Teutoburger Wald“ nur auf den Höhenrücken zwischen Horn und Hörstel an. Die Egge aber, der eigentliche und ursprüngliche „Teutoburgensis Saltus“ so wie es Ortelius seinerzeit kennzeichnete, bezog Fürstbischof Ferdinand von Paderborn nicht mit ein und so behielt sie ihren Namen bis in unsere Tage bei. Ursächlich dafür könnten die in Corvey verwahrten Tacitus Annalen gewesen sein. Auf dieses ältere Wissen stützend könnten die Äbte die Varusschlacht für ihr Hoheitsgebiet beansprucht haben was Ferdinand von Paderborn missfiel, der mit ihnen in Dauerfehde stand. So wurde die Varusschlacht schon im 17. Jhdt. nicht nur zum Prestigeobjekt sondern auch zum Politikum und das blieb sie bekanntermaßen bis in die Neuzeit wenn man daran denkt, dass die seinerzeitige Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Annahme das Varusschlachtfeld zu besichtigen der Niederung vor dem Kalkrieser Berg einen Besuch abstattete. Ob in Covey noch bekannt gewesen sein könnte, dass es sich bei der Bezeichnung „Teutoburgiensi saltu“ um das steile Hohlwegebündel gehandelt haben könnte, das sich durch die Egge vom Nethegau zum Sintfeld hoch schlängelte und von wo aus es nur noch rund 4 km zur Behmburg einer alten Fliehburg sind, der man später den Namen Karlsschanze gab, wurde bereits thematisiert. Als eine der größten Wallanlagen in Westfalen umfasst sie rund 2o ha und obwohl sich in ihr nur eine Tonscherbe aus dem letzten vorchristlichen Jahrhundert fand spricht man sie aufgrund ihrer exponierten Lage und Dimension als eine germanische und vielleicht sogar keltische Fluchtburg der vor römischen Eisenzeit an die man zu Varuszeiten wohl auch nicht zu unrecht für eine Teutoburg halten konnte. Hätten die Corveyer Mönche im 9. Jhdt. eine Skizze oder Schriftliches hinterlassen, dann hätte man der Position des vermeintlichen „taciteischen Saltus“ schon früher auf die Schliche kommen können, aber das wäre wohl zu viel verlangt. So musste es im Groben die Kartographie des 16. Jhdt. nachholen, damit sich die Nachwelt für den Nethegau interessiert. Als Ortelius den kartographischen Grundstein für die Lage des "Teutoburgiensis saltus" in Ostwestfalen legte konnte er nichts von den Wünschen späterer Generationen ahnen, die daraus den „Teutoburger Wald“ machten, obwohl Tacitus selbst ihn „teuto burgiensi saltu“ nannte. Es könnte Ortelius auch geschmeichelt haben, dass man aufgrund seiner Vorleistungen den Osning zumindest zwischen Horn und Hörstel umbenannte. Das man ihn dann aber statt in der Egge zu suchen wie er es vorgegeben hatte in den Nordosten verlegte dürfte ihn erstaunt haben, denn das war nicht seine Intention. Die psychologische Wirkung, die Kraft und Macht der Worte ist bekannt. Begriffe haben sie sich einmal eingeprägt, behaupten und verfestigen sie sich und gewinnen schon deswegen an Glaubwürdigkeit weil man sie „schwarz auf weiß“ lesen kann. Mit der späteren Festlegung des Teutoburger Waldes auf die vorgenannte Gebirgskette hatte man, wenn auch unbewusst eine Vorfestlegung getroffen in der die Nachwelt ein Vermächtnis erkannte. So war fortan das Ansinnen vieler darauf gerichtet den Verlauf der Varusschlacht in dieser Region erkennen zu wollen, bezog die Egge daher auch nicht mehr in die Betrachtung mit ein und suchte fortan an anderen Orten nach der dazugehörigen Logik. So implementierte man das Geschehen mal in die Nähe der Grotenburg zu den Externsteinen und auch mal in die Nähe von Bramsche an den Kalkrieser Berg und eben anfänglich auch auf das Niederrheingebiet. Dabei vergaß man aber, dass es sich bei dem Gebirgsende nahe Bramsche nie um den „Teutoburger Wald“, sondern um das Weser – und Wiehengebirge handelte und erst recht nicht um die Egge, der Abraham Ortelius vor 450 Jahren den Namen "Teutoburgiensis saltus" gab. Dort wo sich nach dieser Theorie auch der dazugehörige von Tacitus erwähnte Saltus befindet. Ein Schluchtweg der zu dem „haargenau“ nicht nur einer Luftlinie folgt sondern sie auch trifft und die die Rheinlande über Westfalen den Haarweg und späteren Herßweg mit dem ostwestfälischen Weserknie bei Herstelle verbindet, der sich östlich von Borlinghausen Bördenweg nennt. In der Renaissance wollte man sich nicht mehr mit dem althergebrachten Kenntnisstand zufrieden geben und über besseres Wissen zur Geographie Mitteleuropas verfügen. In dieser Zeit betrieb auch der 1514 geborene Kartograph und Theologe Johannes Gigas der in seinen ersten 16 Lebensjahren noch Zeitgenosse von Ortelius war im Betrachtungsraum des Nethegau kartographische Grundlagenforschung. Ihm ist die präzise Darstellung einer historisch bedeutsamen Wegeführung zu verdanken, die schon vor rund 1500 Jahren von strategischer Bedeutung gewesen sein könnte. Es ist die zeichnerische Darstellung einer schon in prähistorischen Zeiten genutzten karrentauglichen Route, die die alten Zentren der Zivilisation Brakel und Warburg miteinander verband. Das Besondere an dieser nordsüdlich ausgerichteten Streckenführung die ebenfalls den Namen Hellweg trägt ist die Tatsache, dass sich bei Nutzung dieser Trasse aufgrund der Höhenlage die versumpfte Auenlandschaft des Nethetales vermeiden und umgehen ließ. Auf ihm trat dieser Theorie nach Varus seinen Marsch in den Untergang an der ihn durch den Fahlenbruch bei Schweckhausen führte in dem er an einem unpassenden Ort wie es Dio beschrieb sein Unglückslager errichtete und der Warburger Hellweg führt etwa 200 Meter südlich am vermeintlichen Notlager vorbei. Hier kam für Varus der Wendepunkt der Schlacht und sein Fluchtweg führte im 90 ° Winkel zur Egge. Johannes Gigas half damit im 16 Jhdt. auf kartographische Weise eine wichtige Argumentationslücke zu schließen, der sich entnehmen lässt, dass die Legionen zwar einen waldreiches Höhenrücken passieren mussten, jedoch nicht stolpernd durch undurchdringliches Unterholz irren brauchten, sondern zu den vermeintlichen Aufrührern einen unverdächtigen, da bekannten und karrentauglichen Weg nutzen konnten. Was mit Ptolemäus begann, Ortelius fortsetzte, durch Gigas bereichert wurde, führte Le Coq zu Ende in dem er die Bedeutung des Altwegedrehkreuzes auf der Eggehöhe nahe der "Alte Burg" ins Licht der Varusforschung rückte.
belgii veteris typus (PNG, 2,415 KB)
Die "Belgii veteris typus" von 1584
bildet die Rheinregion ab und beinhaltet:
Teutoburgum/Doesburg
Aliso /Isselburg et Aliso flu.
Arae Barbarorum
Teutoburgensis Saltus an der Berkelquelle
mit Berkel
germaniae veteris typus westteil (PNG, 1,025 KB)
Der Westteil der "Germaniae veteris typus" von 1587
bildet die Rheinregion ab und beinhaltet:
Teutoburgum/Doesburg "EINGEZEICHNET"
Aliso Castellum/Isselburg et flu."EINGEZEICHNET"
Arae Barbarorum "FEHLT"
Teutoburgensis Saltus und Berkel "FEHLT"
germaniae veteris typus (PNG, 2,539 KB)
Der Ostteil der "Germaniae veteris typus ostteil" von
1587 bildet die Weserregion ab und beinhaltet:
Teutoburgensis Saltus/Nethegau "NEU"
(17.02.2024)
Es sind dies der untrügliche und gradlinig eingetragene Ostwestverlauf der Lippe.
Eine südlich der Lippequelle beginnende und sich nach Süden erstreckende Baumstruktur die die Egge darstellen soll.
Der mittels Baumstruktur gekennzeichnete und zur Weser hin abfallende Osthang des Oberwälder Landes.
Die große Weserschleife im Bereich die Diemelmündung bei Karlshafen/Herstelle.
Und der Harz, der sich als ein scharf abgegrenzter Bereich darstellt und den Namen „Herculi sacra silva“ trägt.
Hinzu kommen als weitere Verortungshilfen zwei Städte, die Ortelius in Silhuettenform darstellte.
Es ist dies das an der Weser liegende Höxter, dass sich exakt in der östlichen Verlängerung des Lippe befindet.
Sowie Warburg unweit der Weserschleife und an an der Stelle gelegen, wo die Südegge in Richtung Marsberg eine Kehre nach Westen vollzieht.
Die beiden bedeutsamen Stämme der Varusschlacht die Chatten und die Cherusker verortete Ortelius ebenfalls. Während er die Chatten südlich der Diemel also exakt dort vermerkte, wo sie auch die heutige Geschichtsforschung sieht, vermutete er die Stammesgebiete der Cherusker südlich des Harzes den Ortelius allerdings zu weit westlich einzeichnete ihn also mit dem Solling vermischte, sodass Ortelius ihre Wohnstätten demnach im Raum Göttingen also im Leinegau ihren nach heutigen Wissenstand südlichsten Siedlungsgebieten sah.
Wie hielt es Ortelius mit dem Schriftzug „Teutoburgiensis Saltus“:
Da setzte er den Anfangsbuchstaben „T“ in den nördlichen Teil der Egge etwa da, wo sich Horn befindet. Die erste Silbe „Teuto“ deckt das Oberwälder Land nördlich von Brakel ab, während die Zweitsilbe „burgen“ in etwa bei Ottbergen ansetzt und nahe Beverungen endet, also den östlichen Teil des Nethegau umfasst. Die Beschriftung „sis Saltus“ nimmt ihren Anfang bei Schwaney, endet bei Eissen und umfasst den westlichen Teil des Nethegau.
Folglich gab Ortelius den Namen „Teutoburgiensis Saltus“ jenem Waldgebirge, das sich von Horn bis Scherfede erstreckte und das der späteren Umbenennung in Teutoburger Wald entging und seinen Namen Egge behalten durfte, obwohl es ursprünglich den altgermanischen Namen Osnegge trug der sich später Osning nannte. Möchte man es präziser ausdrücken, dann entschied sich Ortelius erst im zweiten Anlauf die Kampfregion vom Niederrhein in den Nethegau unmittelbar östlich der Egge zu verlagern. Das es sich bei dem „Teutoburgiensis saltus“ statt um ein Waldgebirge auch um eine Gebirgspassage gehandelt haben könnte, konnte Ortelius im Gegensatz zu den Corveyer Mönchen die es im 9. Jhdt. noch besser gewusst haben könnten, den Annalen nicht entnehmen. Hätten ihm Hinweise vorgelegen, dass sich dahinter nicht nur ein lang gestrecktes Waldgebirge verborgen haben könnte, sondern das man damit auch eine Schlucht bzw. einen Paßweg artigen Aufstieg nahe den Volksburgen nannte, hätte er vielleicht das Symbol zweier kleiner parallel verlaufender Querstriche bei Borlinghausen eingezeichnet. Vielleicht unbeabsichtigt beschriftete er mit dem Namenszug „Teutoburgensis Saltus“ das gesamte Gebiet zwischen Egge und Weser. Darf man es aber als einen Zufall werten, dass er damit genau den zentralen Zugkorridor der Varuslegionen traf, so wie es sich nach Cassius Dio rekonstruieren ließ und wie er der Theorie dieses Internet Buches zugrunde liegt, oder tat er es weil er es genauer wusste. Wobei es zweifellos schwer fällt sich unter diesen Umständen den puren Zufall vorzustellen. Ortelius ließ nahezu alle der als Varusschlacht verdächtigen Regionen wie die Sparrenberger Egge, die Externstein Passage, die Grotenburg, sowie die Werre Niederung und natürlich den Kalkrieser Berg sehr weit links liegen. Mit seiner Verortung setzte Ortelius den Namen in eine Region in der sich zahlreiche Hinweise verdichten und bündeln lassen und legte damit einen weiteren Grundstein, um das mutmaßliche Schlachtgebiet zu identifizieren. In dem jungen Danziger Geographen und Historiker Philipp Clüver hatte Ortelius einen eifrigen Anhänger, denn bei ihm stießen seine kartographischen Forschungen auf fruchtbaren Boden. Als Ortelius schon zwei und Mercator bereits sechs Jahre tot waren kam Clüver im Jahre 1600 mit 20 Jahren ins südholländische Leiden wo Abraham Ortelius zu Lebzeiten gewirkt hatte und Clüver selbst vier Jahre nach Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs verstarb. Dort lernte er und profitierte somit von den Vorarbeiten dieser bedeutsamen Kartographen. Er war ein Mann der über die Geschichte und die klassischen Autoren den Weg zur Kartographie fand und später als ein Mitbegründer der historischen Geographie galt. Die 1603 erstmals auch gedruckte Karte „Germaniae veteris typus“ befügelte wohl jetzt auch noch den letzten an der Sache interessierten Forscher der Epoche sich mit dem Thema zu befassen, was offensichtlich auch für Clüver galt der sich inspirieren ließ. Aus der Überzeugung heraus die er nach Einsichtnahme in die Karte „Germaniae veteris typus“ von Ortelius gewann bestand für ihn kein Zweifel, dass es sich bei dem „Teutoburgensis Saltus“ so wie ihn Ortelius verortet hatte um die heutige Egge, bzw. den Osning handelte der sich in früheren Zeiten Osenegge nannte und schlug 1616 vor diesen Bereich in „Teutoburger Wald“ umzubenennen.
In eigener Sache:
„An dieser Stelle möchte sich der Verfasser beim Wikipedia Auditor bedanken. Da dem Text zu diesem Thema bislang ein überholter Wissenstand zugrunde lag erfolgte aufgrund meiner Anregung vom 21.12.2023 eine Korrektur. Es wurde der Tatsache Rechnung getragen Philipp Clüver das Recht zuzugestehen derjenige gewesen zu sein, der schon im Jahre 1616 die Auffassung vertrat, man könne den Osning in Teutoburger Wald umbenennen, während Wikipedia dieses Privileg bis dato einer anderen späteren Person zugeschrieben hatte.“.
Clüver stellte seine These in seiner „Germaniae antiquae libri tres“ vor und begründete sie mit der Existenz des Teutberges, dem Namen des Berges auf dem die Grotenburg steht. Seine Annahme war nicht ganz abwegig, da der Schriftzug in der Orteliuskarte „Germania veteris typus“ offen ließ wie weit er ihn nach Nordwesten ausgreifen lassen wollte und so könnte er folglich, obwohl man auch gegenteiliger Auffassung sein darf auch noch die Grotenburg mit einbezogen haben. Die große Bedeutung, der Zeitgeist und der lange Schatten den die Varusschlacht noch im frühen 17. Jhdt. warf überwog vieles, stand dem Namenstausch Pate und schien Begründung genug gewesen zu sein, den alt ein gesessenen germanischen Namen Osenegge bzw. Osning zu opfern und dafür den „Teutoburger Wald“ an seine Stelle zu setzen. Ferdinand von Fürstenberg der Fürstbischof von Paderborn griff Clüvers Idee 1669 in seinem Werk „Monumenta Paderbornensia“ auf, wendete aber den Namen „Teutoburger Wald“ nur auf den Höhenrücken zwischen Horn und Hörstel an. Die Egge aber, der eigentliche und ursprüngliche „Teutoburgensis Saltus“ so wie es Ortelius seinerzeit kennzeichnete, bezog Fürstbischof Ferdinand von Paderborn nicht mit ein und so behielt sie ihren Namen bis in unsere Tage bei. Ursächlich dafür könnten die in Corvey verwahrten Tacitus Annalen gewesen sein. Auf dieses ältere Wissen stützend könnten die Äbte die Varusschlacht für ihr Hoheitsgebiet beansprucht haben was Ferdinand von Paderborn missfiel, der mit ihnen in Dauerfehde stand. So wurde die Varusschlacht schon im 17. Jhdt. nicht nur zum Prestigeobjekt sondern auch zum Politikum und das blieb sie bekanntermaßen bis in die Neuzeit wenn man daran denkt, dass die seinerzeitige Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Annahme das Varusschlachtfeld zu besichtigen der Niederung vor dem Kalkrieser Berg einen Besuch abstattete. Ob in Covey noch bekannt gewesen sein könnte, dass es sich bei der Bezeichnung „Teutoburgiensi saltu“ um das steile Hohlwegebündel gehandelt haben könnte, das sich durch die Egge vom Nethegau zum Sintfeld hoch schlängelte und von wo aus es nur noch rund 4 km zur Behmburg einer alten Fliehburg sind, der man später den Namen Karlsschanze gab, wurde bereits thematisiert. Als eine der größten Wallanlagen in Westfalen umfasst sie rund 2o ha und obwohl sich in ihr nur eine Tonscherbe aus dem letzten vorchristlichen Jahrhundert fand spricht man sie aufgrund ihrer exponierten Lage und Dimension als eine germanische und vielleicht sogar keltische Fluchtburg der vor römischen Eisenzeit an die man zu Varuszeiten wohl auch nicht zu unrecht für eine Teutoburg halten konnte. Hätten die Corveyer Mönche im 9. Jhdt. eine Skizze oder Schriftliches hinterlassen, dann hätte man der Position des vermeintlichen „taciteischen Saltus“ schon früher auf die Schliche kommen können, aber das wäre wohl zu viel verlangt. So musste es im Groben die Kartographie des 16. Jhdt. nachholen, damit sich die Nachwelt für den Nethegau interessiert. Als Ortelius den kartographischen Grundstein für die Lage des "Teutoburgiensis saltus" in Ostwestfalen legte konnte er nichts von den Wünschen späterer Generationen ahnen, die daraus den „Teutoburger Wald“ machten, obwohl Tacitus selbst ihn „teuto burgiensi saltu“ nannte. Es könnte Ortelius auch geschmeichelt haben, dass man aufgrund seiner Vorleistungen den Osning zumindest zwischen Horn und Hörstel umbenannte. Das man ihn dann aber statt in der Egge zu suchen wie er es vorgegeben hatte in den Nordosten verlegte dürfte ihn erstaunt haben, denn das war nicht seine Intention. Die psychologische Wirkung, die Kraft und Macht der Worte ist bekannt. Begriffe haben sie sich einmal eingeprägt, behaupten und verfestigen sie sich und gewinnen schon deswegen an Glaubwürdigkeit weil man sie „schwarz auf weiß“ lesen kann. Mit der späteren Festlegung des Teutoburger Waldes auf die vorgenannte Gebirgskette hatte man, wenn auch unbewusst eine Vorfestlegung getroffen in der die Nachwelt ein Vermächtnis erkannte. So war fortan das Ansinnen vieler darauf gerichtet den Verlauf der Varusschlacht in dieser Region erkennen zu wollen, bezog die Egge daher auch nicht mehr in die Betrachtung mit ein und suchte fortan an anderen Orten nach der dazugehörigen Logik. So implementierte man das Geschehen mal in die Nähe der Grotenburg zu den Externsteinen und auch mal in die Nähe von Bramsche an den Kalkrieser Berg und eben anfänglich auch auf das Niederrheingebiet. Dabei vergaß man aber, dass es sich bei dem Gebirgsende nahe Bramsche nie um den „Teutoburger Wald“, sondern um das Weser – und Wiehengebirge handelte und erst recht nicht um die Egge, der Abraham Ortelius vor 450 Jahren den Namen "Teutoburgiensis saltus" gab. Dort wo sich nach dieser Theorie auch der dazugehörige von Tacitus erwähnte Saltus befindet. Ein Schluchtweg der zu dem „haargenau“ nicht nur einer Luftlinie folgt sondern sie auch trifft und die die Rheinlande über Westfalen den Haarweg und späteren Herßweg mit dem ostwestfälischen Weserknie bei Herstelle verbindet, der sich östlich von Borlinghausen Bördenweg nennt. In der Renaissance wollte man sich nicht mehr mit dem althergebrachten Kenntnisstand zufrieden geben und über besseres Wissen zur Geographie Mitteleuropas verfügen. In dieser Zeit betrieb auch der 1514 geborene Kartograph und Theologe Johannes Gigas der in seinen ersten 16 Lebensjahren noch Zeitgenosse von Ortelius war im Betrachtungsraum des Nethegau kartographische Grundlagenforschung. Ihm ist die präzise Darstellung einer historisch bedeutsamen Wegeführung zu verdanken, die schon vor rund 1500 Jahren von strategischer Bedeutung gewesen sein könnte. Es ist die zeichnerische Darstellung einer schon in prähistorischen Zeiten genutzten karrentauglichen Route, die die alten Zentren der Zivilisation Brakel und Warburg miteinander verband. Das Besondere an dieser nordsüdlich ausgerichteten Streckenführung die ebenfalls den Namen Hellweg trägt ist die Tatsache, dass sich bei Nutzung dieser Trasse aufgrund der Höhenlage die versumpfte Auenlandschaft des Nethetales vermeiden und umgehen ließ. Auf ihm trat dieser Theorie nach Varus seinen Marsch in den Untergang an der ihn durch den Fahlenbruch bei Schweckhausen führte in dem er an einem unpassenden Ort wie es Dio beschrieb sein Unglückslager errichtete und der Warburger Hellweg führt etwa 200 Meter südlich am vermeintlichen Notlager vorbei. Hier kam für Varus der Wendepunkt der Schlacht und sein Fluchtweg führte im 90 ° Winkel zur Egge. Johannes Gigas half damit im 16 Jhdt. auf kartographische Weise eine wichtige Argumentationslücke zu schließen, der sich entnehmen lässt, dass die Legionen zwar einen waldreiches Höhenrücken passieren mussten, jedoch nicht stolpernd durch undurchdringliches Unterholz irren brauchten, sondern zu den vermeintlichen Aufrührern einen unverdächtigen, da bekannten und karrentauglichen Weg nutzen konnten. Was mit Ptolemäus begann, Ortelius fortsetzte, durch Gigas bereichert wurde, führte Le Coq zu Ende in dem er die Bedeutung des Altwegedrehkreuzes auf der Eggehöhe nahe der "Alte Burg" ins Licht der Varusforschung rückte.
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Die "Belgii veteris typus" von 1584
bildet die Rheinregion ab und beinhaltet:
Teutoburgum/Doesburg
Aliso /Isselburg et Aliso flu.
Arae Barbarorum
Teutoburgensis Saltus an der Berkelquelle
mit Berkel
germaniae veteris typus westteil (PNG, 1,025 KB)
Der Westteil der "Germaniae veteris typus" von 1587
bildet die Rheinregion ab und beinhaltet:
Teutoburgum/Doesburg "EINGEZEICHNET"
Aliso Castellum/Isselburg et flu."EINGEZEICHNET"
Arae Barbarorum "FEHLT"
Teutoburgensis Saltus und Berkel "FEHLT"
germaniae veteris typus (PNG, 2,539 KB)
Der Ostteil der "Germaniae veteris typus ostteil" von
1587 bildet die Weserregion ab und beinhaltet:
Teutoburgensis Saltus/Nethegau "NEU"
(17.02.2024)
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