Samstag, 17. Februar 2024
Abraham Ortelius rückte den Nethegau in den Focus der Varusschlacht
Was die Verortung des Schlachtfeldes anbetrifft, so könnte es damals unter den historisch interessierten Humanisten heiß her gegangen sein, denn anders lässt sich die vom Kartographen Ortelius zum Ende des 16. Jahrhundert relativ kurzfristig vollzogene kartographische Kehrtwende weg vom westlichen Westfalen und hin zum östlichen Ostfalen nicht erklären. In der zweiten Hälfte des 16. Jhdt. kam es in der Gesellschaft hinsichtlich der Ansichten zum möglichen Varusschlachtfeld zu einem gedanklichen Umbruch. Bewirkt wurde es durch den Umstand, dass um diese Zeit von den humanistischen Kopisten etwa 30 Abschriften der Tacitus Annalen erstellt wurden und noch weitere fünf bis zum Ende des 16. Jhdt. folgten aus denen Details zur Positionierung hervor gingen. Ortelius nutzte sie für sein neues in Arbeit befindliches Werk auf das er sich nach der Karte „Belgii veteris typus“ konzentrierte und sich dabei auch auf die geographischen und völkischen Namensbezeichnungen des Altmeisters Ptolemäus stützte. Es war der Moment eingetreten als die Literatur den rund 1650 Jahren zuvor verstorbenen Cheruskerfürst Arminius wieder zum Leben erweckte und sich seiner erinnerte um nach den richtigen Zusammenhängen zu suchen. An Ortelius ging die Diskussion nicht spurlos vorüber, in seiner heraus ragenden Position als Vertreter des neuen Berufstandes der Kartographen betrachtete er es als seine Aufgabe den neuen Gegebenheiten Rechnung zu tragen und versuchte aufgrund des eintretenden Sinneswandels den neuen Wissenstand in seine Kartenwerke einzuarbeiten. Ob der 1488 geborene Ulrich von Hutten der sich schon früh mit den Tacitus Annalen befasste der erste war, der darauf basierend die Ansicht vertrat, dass die Varusschlacht an der Weser statt gefunden hatte und infolge dessen in Arminius einen Sachsen erkannte, lässt sich schwer sagen. Ortelius hatte es sich zum Ziel gesetzt auf der Höhe der Erkenntnis zu bleiben und suchte soweit man damals davon sprechen kann, die Nähe zu Forschung und Wissenschaft. So stand er auch mit Konrad Peutinger in Verbindung, obwohl dieser zu den Verfechtern der Theorie zählte, die sich für eine Schlacht im Raum Augsburg ausgesprochen hatten, ließ sich bei ihm von der römischen Straßenkarte inspirieren, wog sein Wissen ab und verglich es mit den anderen Ansichten der Zeit. Man erkennt es daran, dass Ortelius in seiner letzten Ausgabe von „Theatrum orbis terrarum“ 1624 eine Reproduktion der Tabula Peutingeriana im Anhang abdrucken ließ. Ortelius stand sicherlich auch mit seinem Zeitgenossen, dem Maler und Kartographen Pieter Pourbus mit dessen Schwiegervater Blondeel und mit Gemma Frisius in Verbindung tauschte sich mit ihnen aus und kannte daher auch die neuen Methoden der Vermessungstechnik. Wie hätte Ortelius auch sein Werk zur „Germania magna“, das er auf die Zeit um Christi Geburt zurück datieren musste schaffen können, wie hätte es aussehen und wie hätte er es abbilden sollen, ohne sich in gewisser Weise auch der Spekulation zu bedienen wobei er sicherlich auch auf umstrittene Ratgeber setzen musste. Eine Vorgehensweise wie sie bei Mercator auf Kritik stieß der es ihm vielleicht zum Vorwurf machte. Ein Einwand aus berufenem Munde mit der er indirekt auch seine Glaubwürdigkeit und damit seine Reputation infrage stellte. Aber man sollte es nicht überbewerten da Mercator an anderer Stelle seine Werke würdigte und es Konkurrenzdenken zu allen Zeiten gab. So scheint es als ob man ihm, einem flämischen Kartographen der sich Einblicke in die geschichtlichen Abläufe verschaffte anfänglich den nötigen wissenschaftlichen Stallgeruch absprach. Eine nicht unwesentliche Rolle in diesem Prozess der Umorientierung könnte auch der einflussreiche Philologe Henricus Stephanus aus der berühmten Pariser Buchdruckerfamilie Stephanus gespielt haben in dem dieser mit dazu beitrug eine Neuausrichtung herbei zu führen. Ortelius war vier Jahre älter als er und beide verstarben im gleichen Jahr 1598, konnten sich also kaum aus dem Weg gegangen sein. Hinweisgebend für diesen den beiden Herren hier unterstellten persönlichen Kontakt könnte gewesen sein, dass 1548 im Hause Stephanus in Paris erstmals die Bücher von Cassius Dio (editio princeps) heraus gegeben wurden, sodass Ortelius auf diesem Wege weitere Informationen über den Schlachtenverlauf und die Örtlichkeiten erfahren haben könnte. Obwohl die Schriften schon vor dem Jahr 1548 bekannt waren verbreitete sich ihr Inhalt doch verstärkt erst in der zweiten Hälfte des 16. Jhdt. und so bekam Ortelius auch Kenntnis darüber was sich während des mehrtägigen Verzweiflungskampf der angeschlagenen römischen Armee zutrug von der immer nur zu lesen ist, dass es drei Legionen gewesen sein sollen aber ohne das jemals Klarheit über ihre genaue Kopfzahl herrschte. Wie sich seiner Karte „Belgii veteris typus“ von 1584 entnehmen lässt, war den Humanisten zur Mitte des 16. Jhdt. die Bedeutung der imperialen Schaltstelle, dem heutigen Xanten zwar bekannt, aber die Schlacht war ein Ereignis, dass sich nur schwerlich mit der niederrheinischen Landschaft in Rheinnähe und den taciteischen Angaben in Verbindung bringen ließ. Unübersehbar hatte man um diese Zeit noch die gigantischen Ruinenreste der linksrheinischen Römerstadt „Colonia Ulpia Traiana“ vor Augen und konnte diese auch noch vom deutlich erkennbaren römischen Militärlagerkomplex bei Birten trennen und wusste wie es der Karte zu entnehmen ist, auch von der einst dort stationierten Legio XXX Ulpia Victrix. Trotzdem entschied der Zeitgeist darüber den Verlauf der Varusschlacht in dieser Region suchen zu müssen. Da die Erkenntnisse mit Bekanntwerden der Tacitus Annalen in Widerspruch gerieten und sich weiten Kreisen die einstige Logik entzog, sich das römische Fluchtkastell Aliso hinter dem nur etwa 2o Kilometer nördlich von Vetera/Xanten gelegenen Isselburg vorstellen zu können, einem Ort den die Karte „Belgii veteris typus“ dafür vorsah begann auch Ortelius unter Mitwirkung seiner Hinweisgeber an seiner ursprünglichen Verortung zu zweifeln. Ebenso dürfte es allen als unwahrscheinlich erschienen sein, dass sich der germanische Hinterhalt der „ Teutoburgiensi saltu“ nur 26 Kilometer nördlich des größten rechtsrheinischen Römerlagers Haltern befunden haben soll. Ein mit Vetera vergleichbares waffenstarrendes Drehkreuz, dass sich ebenfalls im 16. Jhdt. noch in auffälliger Weise gezeigt haben dürfte und Funde dazu beitrugen. Betrachtungen die dazu führten, dass Ortelius die Angaben in seiner Karte „Belgii veteris typus“ neu bewerten musste. Denn nun gab es neben den Tacitus Annalen mit Cassius Dio noch einen weiteren antiken Gewährsmann der bei aller Irritation nun auch noch die weit östlich fließende Weser in den Mittelpunkt des einstigen Geschehens rückte, sodass es um die Varusschlachttheorie samt einem „Teutoburgiensi saltu“ bei Billerbeck und einem „Aliso“ in Isselburg argumentativ und plausibel betrachtet eng wurde. In relativer Nähe zum Rhein einer von Rom dominierten Region zwischen den kleinen Flüssen Berkel und Issel meinte ein Zweig der humanistischen Forschergemeinschaft eine Trasse für ein dreieinhalb Tage andauerndes Marschgefecht mit den dazugehörigen Nachtlagern finden zu können. So dürfte die Zeit dafür reif gewesen sein in der sich Ortelius vom einstigen Sammler, Kartographen und Drucker hochwertiger Atlanten zum Geschichtsforscher aufgeschwungen haben könnte. Er reagierte nicht mehr nur auf den inzwischen um sich greifenden neuen Forschungsstand so wie er an ihn heran getragen wurde, sondern begann damit eigenständig zu agieren. Sein Kartenwerk „Belgii veteris typus“ hatte bereits eine beachtliche Verbreitung und damit auch Glaubwürdigkeit erfahren und es war ihm angeraten behutsam mit neuen Einsichten umzugehen. Aber er sah sein Kartenwerk auf den Prüfstand gestellt und hatte sich den neuen Gegebenheiten anzupassen. Ein an sich normaler dokumentarischer Prozess der aber überlegt sein will, denn die von Tacitus und Dio hinterlassenen Fakten ließen sich nicht mehr leugnen. Ortelius reagierte entschlossen und trug dieser neuen Weltanschauung schon drei Jahre nach Herausgabe der Karte „Belgii veteris typus“ Rechnung in dem er unter dem Namen „Germaniae veteris typus“ eine neue Karte auf den Markt brachte, der sich mit der Betonung auf „auch“, auch der neue Sachstand bezogen auf die Varusschlacht entnehmen ließ. Dafür musste er vielleicht auch eigene Überzeugungen opfern, hatte aber auch in seinem noch anders denkenden Zuträgerkreis für die neue Sichtweise zu werben, da nicht alle seine Meinung geteilt haben dürften. Mit den Vorarbeiten wird er früh begonnen haben und es gelang ihm hinsichtlich der Darstellungsart, Ausdehnung und Datenfülle wieder ein sehr ambitioniertes Projekt. Sie zeigte erneut die alte „Magna Germania“, bezog wie zuvor auch die heutigen Benelux Staaten mit ein, nahm zudem aber auch Teile der Schweiz und Österreich mit auf und reichte im Groben bis an die Weichsel. Vor diesem Hintergrund erscheint die Vermutung des Orteliusexperten und Kartographiehistorikers Peter Hans Meurer irritierend, der die Karte „Belgii veteris typus“ als auch die Ausgabe „Germania veteris typus“ „Ortelius Eigenschöpfungen“ nannte, weil sich für ihn die Frage nach der Urheberschaft nicht klar beantworten ließ. Denn was den Inhalt seiner Karte anbetraf wird sich Ortelius durchaus auch bei der Neubewertung den Ansichten anderer Zeitgenossen angeschlossen haben, die ihm empfahlen den „Teutoburgiensi saltu“ wie es auf seiner Karte ersichtlich ist nun in Ostwestfalen statt im westlichen Münsterland einzuzeichnen. Man darf ihm aber gleichermaßen auch Eigenlogik unterstellen, da er sich im Zuge seiner Arbeiten historisch weiter entwickelt hat, sodass es nicht mehr unbedingt der Inspiration seiner Berufskollegen bedurfte und er auf den Rat und Sachverstand der ihn Umgebenden nicht mehr unbedingt angewiesen war. Auch Mercator dürfte letztlich einer derjenigen gewesen sein mit dem er sich beriet denn sowohl er selbst, als auch Mercator verkörperten und dominierten die kartographische Sachkenntnis um die Mitte des 16.Jhdt. Beide sahen sie auf ihren Wegen durch das alte Ober - und Untergermanien immer noch an vielen Stellen die Reste römischer Zivilisation und Bausubstanz, blickten auf die imposanten Trümmer der einstigen Großmacht und auch das gesamte öffentliche Leben war zu ihrer Zeit immer noch tief vom antiken Wissen und Geist einer lateinisch geprägten Kultur durchdringt. Nach Bekanntwerden der „taciteischen Offenbarung“ ab 1517 und der Herausgabe der Schriften von Cassius Dio 1548 schien es für beide zunehmend plausibel zu werden, sich eine römische Präsenz an der Weser vorstellen zu können, was anderen Gelehrten noch schwer gefallen sein könnte, da ihnen Verständnis und Grundeinstellung dafür fehlte. Die nun einsehbaren taciteischen Schriften die auch nicht erst nach der Eröffnung der „Bibliotheca Medicea Laurenziana“ in Florenz im Jahre 1571 Verbreitung fanden gepaart mit dem allgegenwärtig vorhandenen und monumental unübersehbaren römischen Erbe inspirierte Ortelius und er verlieh dem ein neues kartographisches Gesicht. Ortelius erschloss sich seine Möglichkeiten in Form einer logischen Herangehensweise und nutzte was Zeit, Technik und Wissenstand hergaben um sein neues Weltbild, das er „Germaniae veteris typus“ nannte anzugehen. Schaut man auf sein Werk, dass er 1603 in Antwerpen auch erstmals drucken ließ, so fällt sein umfassender antiker Wissenstand ins Auge. Historische Ortsnamen wie sie schon Ptolemäus nieder schrieb waren ebenfalls vertreten, wie auch viele germanische Stammesnamen. Ebenso konnte er auf die seit antiken Zeiten bekannten Bezeichnungen für Waldgebiete oder Gebirgszüge zurück greifen und sich noch auf Quellen beziehen, die heute längst verschollen sind. Er hinterließ ein einmaliges und umfassendes Quellenverzeichnis das einen eigenen Forschungsansatz rechtfertigen würde der mindestens genauso bedeutungsvoll sein könnte wie sein Kartenwerk selbst. Während Cassius Dio für die regennassen Gebirgsregionen Westgermaniens keine Worte wusste, lassen sich eine Vielzahl von Namen die Ortelius in seinen Karten verwendete unschwer auf die Handschrift von Tacitus zurück führen und ermuntern zu neuen Analysen. Aber auch aus anderen Begriffen lässt sich ihre Herkunft ableiten. Natürlich konnte man nicht erwarten, dass ihm in Anbetracht der Machart der Karte das Kunststück gelang den Schlachtort an die Stelle zu setzen, die Tacitus mit seinen Hinweisen umschrieben hatte. Aber Ortelius war uns rund 440 Jahre voraus, was ihm den unschätzbaren Vorteil der zeitlichen Nähe zum Geschehen einbrachte. So konnte er noch auf die Informationen Ortskundiger zurück greifen die noch eine unbebaute Landschaft vor Augen hatten und vererbtes Wissen nutzen. So darf man ihm unterstellen, dass es im 16. Jhdt. noch deutliche auch oberflächlich sichtbare Spuren sowie zwischenzeitlich verschollene Artefakte in Hülle und Fülle von dem gab, was erst in neuerer Zeit dem Boden entlockt werden konnte. Mit dieser Herangehensweise kam Ortelius der Logik die diesem Internet Buch zugrunde liegt schon recht nahe und seine neu aufgelegte Karte „Germaniae veteris typus“ lässt erkennen, dass der dank Tacitus und Dio neu gewonnene Wissenstand nun auch einen festen Platz in seinem Kartenwerk gefunden hat. Aber nun beginnt man bei ihm auf die bereits angedeutete Zwiespältigkeit zu stoßen, denn er stand offensichtlich vor der Herausforderung das vermutlich Unstrittige in der „Belgii veteris typus“ aufrecht halten zu wollen und das sich als Überholt erwiesene in der „ Germaniae veteris typus“ an ihre neuen Positionen zu setzen, ein Werk das von Beginn an den strengen Blicken einer aufstrebenden Wissenschaft ausgesetzt war. Bevor er die Karte „Belgii veteris typus“ schuf existiert von ihm kein Kartenwerk, dass den Osten der „Magna Germania“ abbildete. Somit war die Karte „Germanae veteris typus“ innerhalb der damaligen kartographischen Forschungslandschaft beispiellos. So betrat er Neuland was ihm die Möglichkeit bot den neuen Wissenstand zu nutzen ohne den bisherigen in Gänze fallen lassen zu müssen. Die „Germaniae veteris typus“ aus heutiger Sicht grundsätzlich als forschungstechnisch zuverlässig oder brauchbar zu bewerten widerspräche einer nüchternen Denkungsweise, lässt aber eine eindeutige Hinwendung erkennen und ist eine Absage an frühere Auffassungen. Aber Ortelius stand vor der Herausforderung zumindest zu versuchen, dass eine zu tun ohne das andere zu lassen, also den Spagat zu vollbringen die „Belgii veteris typus“ mit der „Germania veteris typus“ in einen gewissen Einklang zu bringen was ihn zu einer Vorgehensweise veranlasste, die man zweigleisig nennen könnte. Tacitus hat den Begriff „Teutoburgiensi saltu“ in die Geschichtswelt gesetzt den man im 17. Jhdt. zum „Teutoburger Wald“ deformierte und der sich neben „Aliso“ zum Inbegriff aller die Varusschlacht betreffenden Begriffe hoch schaukelte. In ihm steckte das germanische Wort „Teutoburg“ hinter dem sich germanische als auch die Schutzanlagen anderer Völker verbergen und die Vorstellung von Volksburg und Fliehburg auf sich vereint. „Saltu“ hingegen steht für eine Waldschlucht, einen Gebirgspass bzw. einen Weg dahin, oder in ihre Nähe. Ptolemäus von dem nicht überliefert ist, ob er die Tacitus Annalen gelesen hatte erwähnte im 2. Jhdt. mit „Teutoburgium“ ein ähnlich lautendes Wort, verortete es jedoch an der Donau. Eine Bezeichnung die Ortelius aus der „Tabula Peutingeriana“ kannte und sie für sein Kartenwerk „Belgii veteris typus“ nutzte. Teutoburgen waren auf den Höhen allgegenwärtig und wurden für das Vorhandensein einheimischer Befestigungsanlagen zu feststehenden Begriffen im Wortschatz der damaligen Zeit. Auch „Teutoburgium“ war demzufolge einst eine schützende Volksburg in strategisch guter Position die man in Römerzeiten ausbaute und als Reiterkastell nutzte. Da es Humanisten wie Georg Spalatin gab, der 1535 eine Verbindung zur Silbe „Teuto“ erkannte und sie mit „Duis“ verglich favorisierte er Duisburg, sodass man später davon ausging, dass es sich dabei auch um die alte Hansestadt Doesburg an der Issel gehandelte haben könnte, die dort nach Ortelius bzw. der „Belgii veteris typus“ in den Drususgraben, die heutige „Schwarze Scheere“ mündete. Um Doesburg, dass man daher zu Ortelius Zeiten für das römische „Teutoburgium“ hielt gruppierte man die bekannten taciteischen Begriffe und entwickelte daraus eine Theorie zum Verlauf der Varusschlacht. Für das Fluchtkastell „Aliso“ bot sich Isselburg in der Nähe des historisch „triefenden“ Namens Römerrast in der Isselniederung an. Den eigentlichen Schlachtort nahe dem „Teutoburgiensi saltu“ wo man nach Tacitus sechs Jahre danach die Knochen der Legionen bestattete verlegte man nach Billerbeck an die Berkelquelle und auf halber Strecke bis Isselburg/Aliso vermutete man den als heilige Haine beschriebenen germanischen Kultplatz und nannte ihn „Arae Barbarorum“. Darstellungen die zu Zeiten der frühen humanistischen Forschung als stimmig erschienen. Vergleicht man nun die „Belgii veteris typus“ von 1584 mit der „Germania veteris typus“ von 1587 dann fällt ein Unterschied zwischen beiden Karten schnell ins Auge. Denn während man sich im Zuge der Vorarbeiten zu „Belgii veteris typus“ noch sicher zu sein glaubte, das sich der taciteische „teuto burgiensi saltu“ im Quellgebiet der Berkel bei Billerbeck nahe den Siedlungsgebieten der Usipetes und Tubanten in einer relativ flachen Landschaft befand, in der keine nennenswerten Flieh- bzw. Volksburgen bekannt sind, rückte Ortelius nun davon ab und verschob den „teuto burgiensi saltu“ in der Karte „Germania veteris typus“ in eine Mittelgebirgsregion näher an die Weser. Was er allerdings nicht mit an die Weser transferiert hatte, war „Teutoburgum“, dass vermeintliche Doesburg, sowie „Aliso“, das er „Castellum et Fluvius“ nannte. Für den Fluss der Isselburg mit Doesburg verband die heutige Issel verwendete er in seiner Karte „Belgii veteris typus“ weiterhin den Namen Alisofluss für den er die Kurzbezeichnung „flu“ wählte und übernahm ihn nicht in die Karte „Germania veteris typus“. Ebenso verzichtete er in der Karte „Germania veteris typus“ auf die Bezeichnung „Arae Barbarorum“, so dass insgesamt drei Abweichungen deutlich werden. Man könnte es damit begründen, dass die Karte „Germania veteris typus“ in diesem Bereich keinen Platz mehr für weitere Eintragungen bot, wäre da nicht die auffällige Neuverortung des taciteischen „teuto burgiensi saltu“, den er wie zuvor auch „Teutoburgensis Saltus“ nennt. So ist es also einzig die von ihm notierte Bezeichnung „Teutoburgensis Saltus“ für die er sich nun entschieden hatte, sie in seiner neuen Karte „Germaniae veteris typus“ rund 170 km weit nach Osten zu verschieben. Was sollte ihn also dazu bewogen haben nur den „Teutoburgensis saltus“ in eine andere Region zu verlegen, aber den anderen Hauptbegriff aus der Varusschlachtforschung, nämlich „Aliso“ noch an dem Ort zu belassen, wo er auch schon in der Karte „Belgii veteris typus“ seinen Platz hatte. Es muss dem folglich ein Umdenkungsprozess voraus gegangen sein dessen Verlauf sich uns im Detail nicht erschließt, da wir nicht wissen wie diese Umorientierung zustande gekommen ist. Es könnten zeitgenössische Forscher gewesen sein, die Ortelius auf die Diskrepanz zu den taciteischen Angaben aufmerksam gemacht haben, wonach seine ältere Eintragung, dass die Schlacht an Issel oder Berkel statt fand nicht mehr zu halten war. Aber warum er daran fest hielt „Teutoburgum“ und „Aliso“ nicht neu also nach Ostwestfalen zu verlegen, beide an der Issel beließ und damit die Schauplätze der Varusschlacht auseinander riss bleibt unklar. Angesichts der erheblichen Distanz die zwischen beiden Regionen liegt eine Vorgehensweise die sich logisch nicht begründen lässt und daher auf Zwiespältigkeit hindeutet. Auch in diesem Fall darf man rätseln und Spekulationen müssen wieder dazu beitragen Wissenslücken zu schließen. So liegt der Verdacht nahe, dass man sich möglicherweise unterschwellig immer noch in einem Wettstreit der Überzeugungen befand, sodass sich Ortelius bei diesem Thema zwischen die Stühle gesetzt sah. So scheint es, dass er sich für einen nicht nachvollziehbaren Mittelweg entschieden hat und das vielleicht deswegen, weil er seine hochrangigen Berater nicht enttäuschen, oder sich eine Tür offen halten wollte falls man zu neuen Überzeugungen gelangen sollte. Vielleicht war es aber auch nur der Ausdruck von Unschlüssigkeit und Unsicherheit der ihn bewog zwei Richtungen zu folgen und entsprechend zu kartieren. So war ihm hier möglicherweise ein Kompromiss gelungen mit dem er die Anhänger der alten „Aliso“ Theorie und „Römerkastellfraktion“ Isselburg versöhnte, aber vermutlich selbst dazu überging die Varusschlacht im Osten für glaubhafter zu halten. So hielt er die Tür für die Verfechter der alten Theorie offen, während sich seine Überlegungen auf die Dauer verfestigen sollten. Letztlich wurde er damit auch jenen gerecht, die die Schlacht möglicherweise immer noch vor ihrer Haustür am Niederrhein sehen wollten, griff aber auch die neuen Hinweise auf und vollzog den kartographisch/historischen Schritt einen Schwenk in Richtung Weser zu machen, so wie es Tacitus und Dio vorgaben und vermied damit einen offenen Dissens. Es kamen letztlich zu viele Ungereimtheiten zusammen, sodass man davon ausgehen könnte, dass Ortelius im Falle eines dritten Kartenwerkes wohl völlig auf die Isseleintragungen verzichtet hätte und sich auch im Falle Aliso für eine Position in Ostwestfalen entschieden hätte. Denn bekanntlich siedelten an Issel oder Berkel keine Cherusker, Germanicus zog auf seinem Rachefeldzug gegen sie die Ems aufwärts, überquerte dann auf dem Weg zur Weser die Oberläufe von Ems und Lippe und marschierte bis zu den äußersten Brukterer. Zudem spricht die kurze Distanz von nur etwa 16 bis 22 km zwischen der Issel und dem römischen Hauptlager und Winterkastell dem Doppellegionslager Vetera I auf dem Fürstenberg bei Birten gegen die Annahme massiver Kampfhandlungen im nahen Umfeld. Und über den Standort der zwei Asprenas Legionen die zwar Zeit hatten noch schnell über den Rhein nach Vetera überzusetzen aber nicht imstande waren Varus zu Hilfe zu kommen braucht man in diesem Zusammenhang ebenso wenig zu philosophieren wie über den erwähnten Ausbau der Römerstraße von von Aliso/Isselburg zum Rhein nördlich Xanten, eine Distanz von gerade mal 14 Kilometern. Es war in der neu erwachenden Welt der Humanisten ein stark bewegendes Thema denn sogar der Reformator Martin Luther hatte sich intensiv mit der Geschichte des Cheruskerfürsten Arminius auseinander gesetzt. Letztlich musste er genügend Rückendeckung gehabt haben um den Schauplatz wenn auch nur halbherzig von Westwestfalen nach Ostwestfalen zu verschieben. Eindeutig auf Tacitus stützend und vielleicht nach diversen Diskussionen und Rücksprachen mit anderen Forschern und deren Empfehlungen entschied sich Ortelius also den „teuto burgiensi saltu“ in der Schreibweise „Teutoburgensis saltus“ westlich der Weser einzutragen und er tat es auffälliger Weise nicht in Quer - sondern in Längsrichtung. Warum die Varusforschung seit dem 19. Jhdt. die Karte „Germaniae veteris typus“ nicht zur Hand nahm und man in Bezug auf die Varusschlacht die Karte „Belgiie veteris typus“ bevorzugte in der sich der Saltus“ noch nahe der Berkelquelle befand und diese Verortung teilweise sogar noch bis heute ihre Verfechter findet muss unbeantwortet bleiben. Aber im Hinblick auf die Dominanz und Überzeugungsfähigkeit einflussreicher möglicherweise auch finanzkräftiger Persönlichkeiten wie wir sie auch in der Neuzeit kennen mag es erklären und verrät zu allen Zeiten, dass es möglich war auch eigene verquere Vorstellungen erfolgreich in den Geschichtswissenschaften zu etablieren. Es fällt schwer anhand der Kartengestaltung den Bereich zu lokalisieren den Ortelius nun in Ostwestfalen für den „Teutoburgiensi Saltus“ hielt, da er mit Bezugspunkten geizte. Die germanischen Hauptorte, die auf ptolemäischen Namensquellen beruhen und die zunächst in griechischer Sprache nieder geschrieben wurden bevor man sie ins Latein übersetzte, lassen sich wegen der Verzerrung schlecht für eine Lokalisierung heran ziehen lassen. Im Gegensatz dazu eignen sich die geographischen Hinweise um so mehr. Dabei fallen bei der Betrachtung der „Germaniae veteris typus“ fünf geographische Merkmale ins Auge:

Es sind dies der untrügliche und gradlinig eingetragene Ostwestverlauf der Lippe.
Eine südlich der Lippequelle beginnende und sich nach Süden erstreckende Baumstruktur die die Egge darstellen soll.
Der mittels Baumstruktur gekennzeichnete und zur Weser hin abfallende Osthang des Oberwälder Landes.
Die große Weserschleife im Bereich die Diemelmündung bei Karlshafen/Herstelle.
Und der Harz, der sich als ein scharf abgegrenzter Bereich darstellt und den Namen „Herculi sacra silva“ trägt.

Hinzu kommen als weitere Verortungshilfen zwei Städte, die Ortelius in Silhuettenform darstellte.

Es ist dies das an der Weser liegende Höxter, dass sich exakt in der östlichen Verlängerung des Lippe befindet.
Sowie Warburg unweit der Weserschleife und an an der Stelle gelegen, wo die Südegge in Richtung Marsberg eine Kehre nach Westen vollzieht.

Die beiden bedeutsamen Stämme der Varusschlacht die Chatten und die Cherusker verortete Ortelius ebenfalls. Während er die Chatten südlich der Diemel also exakt dort vermerkte, wo sie auch die heutige Geschichtsforschung sieht, vermutete er die Stammesgebiete der Cherusker südlich des Harzes den Ortelius allerdings zu weit westlich einzeichnete ihn also mit dem Solling vermischte, sodass Ortelius ihre Wohnstätten demnach im Raum Göttingen also im Leinegau ihren nach heutigen Wissenstand südlichsten Siedlungsgebieten sah.

Wie hielt es Ortelius mit dem Schriftzug „Teutoburgiensis Saltus“:

Da setzte er den Anfangsbuchstaben „T“ in den nördlichen Teil der Egge etwa da, wo sich Horn befindet. Die erste Silbe „Teuto“ deckt das Oberwälder Land nördlich von Brakel ab, während die Zweitsilbe „burgen“ in etwa bei Ottbergen ansetzt und nahe Beverungen endet, also den östlichen Teil des Nethegau umfasst. Die Beschriftung „sis Saltus“ nimmt ihren Anfang bei Schwaney, endet bei Eissen und umfasst den westlichen Teil des Nethegau.
Folglich gab Ortelius den Namen „Teutoburgiensis Saltus“ jenem Waldgebirge, das sich von Horn bis Scherfede erstreckte und das der späteren Umbenennung in Teutoburger Wald entging und seinen Namen Egge behalten durfte, obwohl es ursprünglich den altgermanischen Namen Osnegge trug der sich später Osning nannte. Möchte man es präziser ausdrücken, dann entschied sich Ortelius erst im zweiten Anlauf die Kampfregion vom Niederrhein in den Nethegau unmittelbar östlich der Egge zu verlagern. Das es sich bei dem „Teutoburgiensis saltus“ statt um ein Waldgebirge auch um eine Gebirgspassage gehandelt haben könnte, konnte Ortelius im Gegensatz zu den Corveyer Mönchen die es im 9. Jhdt. noch besser gewusst haben könnten, den Annalen nicht entnehmen. Hätten ihm Hinweise vorgelegen, dass sich dahinter nicht nur ein lang gestrecktes Waldgebirge verborgen haben könnte, sondern das man damit auch eine Schlucht bzw. einen Paßweg artigen Aufstieg nahe den Volksburgen nannte, hätte er vielleicht das Symbol zweier kleiner parallel verlaufender Querstriche bei Borlinghausen eingezeichnet. Vielleicht unbeabsichtigt beschriftete er mit dem Namenszug „Teutoburgensis Saltus“ das gesamte Gebiet zwischen Egge und Weser. Darf man es aber als einen Zufall werten, dass er damit genau den zentralen Zugkorridor der Varuslegionen traf, so wie es sich nach Cassius Dio rekonstruieren ließ und wie er der Theorie dieses Internet Buches zugrunde liegt, oder tat er es weil er es genauer wusste. Wobei es zweifellos schwer fällt sich unter diesen Umständen den puren Zufall vorzustellen. Ortelius ließ nahezu alle der als Varusschlacht verdächtigen Regionen wie die Sparrenberger Egge, die Externstein Passage, die Grotenburg, sowie die Werre Niederung und natürlich den Kalkrieser Berg sehr weit links liegen. Mit seiner Verortung setzte Ortelius den Namen in eine Region in der sich zahlreiche Hinweise verdichten und bündeln lassen und legte damit einen weiteren Grundstein, um das mutmaßliche Schlachtgebiet zu identifizieren. In dem jungen Danziger Geographen und Historiker Philipp Clüver hatte Ortelius einen eifrigen Anhänger, denn bei ihm stießen seine kartographischen Forschungen auf fruchtbaren Boden. Als Ortelius schon zwei und Mercator bereits sechs Jahre tot waren kam Clüver im Jahre 1600 mit 20 Jahren ins südholländische Leiden wo Abraham Ortelius zu Lebzeiten gewirkt hatte und Clüver selbst vier Jahre nach Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs verstarb. Dort lernte er und profitierte somit von den Vorarbeiten dieser bedeutsamen Kartographen. Er war ein Mann der über die Geschichte und die klassischen Autoren den Weg zur Kartographie fand und später als ein Mitbegründer der historischen Geographie galt. Die 1603 erstmals auch gedruckte Karte „Germaniae veteris typus“ befügelte wohl jetzt auch noch den letzten an der Sache interessierten Forscher der Epoche sich mit dem Thema zu befassen, was offensichtlich auch für Clüver galt der sich inspirieren ließ. Aus der Überzeugung heraus die er nach Einsichtnahme in die Karte „Germaniae veteris typus“ von Ortelius gewann bestand für ihn kein Zweifel, dass es sich bei dem „Teutoburgensis Saltus“ so wie ihn Ortelius verortet hatte um die heutige Egge, bzw. den Osning handelte der sich in früheren Zeiten Osenegge nannte und schlug 1616 vor diesen Bereich in „Teutoburger Wald“ umzubenennen.

In eigener Sache:
„An dieser Stelle möchte sich der Verfasser beim Wikipedia Auditor bedanken. Da dem Text zu diesem Thema bislang ein überholter Wissenstand zugrunde lag erfolgte aufgrund meiner Anregung vom 21.12.2023 eine Korrektur. Es wurde der Tatsache Rechnung getragen Philipp Clüver das Recht zuzugestehen derjenige gewesen zu sein, der schon im Jahre 1616 die Auffassung vertrat, man könne den Osning in Teutoburger Wald umbenennen, während Wikipedia dieses Privileg bis dato einer anderen späteren Person zugeschrieben hatte.“.

Clüver stellte seine These in seiner „Germaniae antiquae libri tres“ vor und begründete sie mit der Existenz des Teutberges, dem Namen des Berges auf dem die Grotenburg steht. Seine Annahme war nicht ganz abwegig, da der Schriftzug in der Orteliuskarte „Germania veteris typus“ offen ließ wie weit er ihn nach Nordwesten ausgreifen lassen wollte und so könnte er folglich, obwohl man auch gegenteiliger Auffassung sein darf auch noch die Grotenburg mit einbezogen haben. Die große Bedeutung, der Zeitgeist und der lange Schatten den die Varusschlacht noch im frühen 17. Jhdt. warf überwog vieles, stand dem Namenstausch Pate und schien Begründung genug gewesen zu sein, den alt ein gesessenen germanischen Namen Osenegge bzw. Osning zu opfern und dafür den „Teutoburger Wald“ an seine Stelle zu setzen. Ferdinand von Fürstenberg der Fürstbischof von Paderborn griff Clüvers Idee 1669 in seinem Werk „Monumenta Paderbornensia“ auf, wendete aber den Namen „Teutoburger Wald“ nur auf den Höhenrücken zwischen Horn und Hörstel an. Die Egge aber, der eigentliche und ursprüngliche „Teutoburgensis Saltus“ so wie es Ortelius seinerzeit kennzeichnete, bezog Fürstbischof Ferdinand von Paderborn nicht mit ein und so behielt sie ihren Namen bis in unsere Tage bei. Ursächlich dafür könnten die in Corvey verwahrten Tacitus Annalen gewesen sein. Auf dieses ältere Wissen stützend könnten die Äbte die Varusschlacht für ihr Hoheitsgebiet beansprucht haben was Ferdinand von Paderborn missfiel, der mit ihnen in Dauerfehde stand. So wurde die Varusschlacht schon im 17. Jhdt. nicht nur zum Prestigeobjekt sondern auch zum Politikum und das blieb sie bekanntermaßen bis in die Neuzeit wenn man daran denkt, dass die seinerzeitige Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Annahme das Varusschlachtfeld zu besichtigen der Niederung vor dem Kalkrieser Berg einen Besuch abstattete. Ob in Covey noch bekannt gewesen sein könnte, dass es sich bei der Bezeichnung „Teutoburgiensi saltu“ um das steile Hohlwegebündel gehandelt haben könnte, das sich durch die Egge vom Nethegau zum Sintfeld hoch schlängelte und von wo aus es nur noch rund 4 km zur Behmburg einer alten Fliehburg sind, der man später den Namen Karlsschanze gab, wurde bereits thematisiert. Als eine der größten Wallanlagen in Westfalen umfasst sie rund 2o ha und obwohl sich in ihr nur eine Tonscherbe aus dem letzten vorchristlichen Jahrhundert fand spricht man sie aufgrund ihrer exponierten Lage und Dimension als eine germanische und vielleicht sogar keltische Fluchtburg der vor römischen Eisenzeit an die man zu Varuszeiten wohl auch nicht zu unrecht für eine Teutoburg halten konnte. Hätten die Corveyer Mönche im 9. Jhdt. eine Skizze oder Schriftliches hinterlassen, dann hätte man der Position des vermeintlichen „taciteischen Saltus“ schon früher auf die Schliche kommen können, aber das wäre wohl zu viel verlangt. So musste es im Groben die Kartographie des 16. Jhdt. nachholen, damit sich die Nachwelt für den Nethegau interessiert. Als Ortelius den kartographischen Grundstein für die Lage des "Teutoburgiensis saltus" in Ostwestfalen legte konnte er nichts von den Wünschen späterer Generationen ahnen, die daraus den „Teutoburger Wald“ machten, obwohl Tacitus selbst ihn „teuto burgiensi saltu“ nannte. Es könnte Ortelius auch geschmeichelt haben, dass man aufgrund seiner Vorleistungen den Osning zumindest zwischen Horn und Hörstel umbenannte. Das man ihn dann aber statt in der Egge zu suchen wie er es vorgegeben hatte in den Nordosten verlegte dürfte ihn erstaunt haben, denn das war nicht seine Intention. Die psychologische Wirkung, die Kraft und Macht der Worte ist bekannt. Begriffe haben sie sich einmal eingeprägt, behaupten und verfestigen sie sich und gewinnen schon deswegen an Glaubwürdigkeit weil man sie „schwarz auf weiß“ lesen kann. Mit der späteren Festlegung des Teutoburger Waldes auf die vorgenannte Gebirgskette hatte man, wenn auch unbewusst eine Vorfestlegung getroffen in der die Nachwelt ein Vermächtnis erkannte. So war fortan das Ansinnen vieler darauf gerichtet den Verlauf der Varusschlacht in dieser Region erkennen zu wollen, bezog die Egge daher auch nicht mehr in die Betrachtung mit ein und suchte fortan an anderen Orten nach der dazugehörigen Logik. So implementierte man das Geschehen mal in die Nähe der Grotenburg zu den Externsteinen und auch mal in die Nähe von Bramsche an den Kalkrieser Berg und eben anfänglich auch auf das Niederrheingebiet. Dabei vergaß man aber, dass es sich bei dem Gebirgsende nahe Bramsche nie um den „Teutoburger Wald“, sondern um das Weser – und Wiehengebirge handelte und erst recht nicht um die Egge, der Abraham Ortelius vor 450 Jahren den Namen "Teutoburgiensis saltus" gab. Dort wo sich nach dieser Theorie auch der dazugehörige von Tacitus erwähnte Saltus befindet. Ein Schluchtweg der zu dem „haargenau“ nicht nur einer Luftlinie folgt sondern sie auch trifft und die die Rheinlande über Westfalen den Haarweg und späteren Herßweg mit dem ostwestfälischen Weserknie bei Herstelle verbindet, der sich östlich von Borlinghausen Bördenweg nennt. In der Renaissance wollte man sich nicht mehr mit dem althergebrachten Kenntnisstand zufrieden geben und über besseres Wissen zur Geographie Mitteleuropas verfügen. In dieser Zeit betrieb auch der 1514 geborene Kartograph und Theologe Johannes Gigas der in seinen ersten 16 Lebensjahren noch Zeitgenosse von Ortelius war im Betrachtungsraum des Nethegau kartographische Grundlagenforschung. Ihm ist die präzise Darstellung einer historisch bedeutsamen Wegeführung zu verdanken, die schon vor rund 1500 Jahren von strategischer Bedeutung gewesen sein könnte. Es ist die zeichnerische Darstellung einer schon in prähistorischen Zeiten genutzten karrentauglichen Route, die die alten Zentren der Zivilisation Brakel und Warburg miteinander verband. Das Besondere an dieser nordsüdlich ausgerichteten Streckenführung die ebenfalls den Namen Hellweg trägt ist die Tatsache, dass sich bei Nutzung dieser Trasse aufgrund der Höhenlage die versumpfte Auenlandschaft des Nethetales vermeiden und umgehen ließ. Auf ihm trat dieser Theorie nach Varus seinen Marsch in den Untergang an der ihn durch den Fahlenbruch bei Schweckhausen führte in dem er an einem unpassenden Ort wie es Dio beschrieb sein Unglückslager errichtete und der Warburger Hellweg führt etwa 200 Meter südlich am vermeintlichen Notlager vorbei. Hier kam für Varus der Wendepunkt der Schlacht und sein Fluchtweg führte im 90 ° Winkel zur Egge. Johannes Gigas half damit im 16 Jhdt. auf kartographische Weise eine wichtige Argumentationslücke zu schließen, der sich entnehmen lässt, dass die Legionen zwar einen waldreiches Höhenrücken passieren mussten, jedoch nicht stolpernd durch undurchdringliches Unterholz irren brauchten, sondern zu den vermeintlichen Aufrührern einen unverdächtigen, da bekannten und karrentauglichen Weg nutzen konnten. Was mit Ptolemäus begann, Ortelius fortsetzte, durch Gigas bereichert wurde, führte Le Coq zu Ende in dem er die Bedeutung des Altwegedrehkreuzes auf der Eggehöhe nahe der "Alte Burg" ins Licht der Varusforschung rückte.

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Die "Belgii veteris typus" von 1584
bildet die Rheinregion ab und beinhaltet:

Teutoburgum/Doesburg
Aliso /Isselburg et Aliso flu.
Arae Barbarorum
Teutoburgensis Saltus an der Berkelquelle
mit Berkel

germaniae veteris typus westteil (PNG, 1,025 KB)
Der Westteil der "Germaniae veteris typus" von 1587
bildet die Rheinregion ab und beinhaltet:

Teutoburgum/Doesburg "EINGEZEICHNET"
Aliso Castellum/Isselburg et flu."EINGEZEICHNET"
Arae Barbarorum "FEHLT"
Teutoburgensis Saltus und Berkel "FEHLT"

germaniae veteris typus (PNG, 2,539 KB)
Der Ostteil der "Germaniae veteris typus ostteil" von
1587 bildet die Weserregion ab und beinhaltet:

Teutoburgensis Saltus/Nethegau "NEU"

(17.02.2024)