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Sonntag, 19. Mai 2024
Varus - Was ihn unsterblich machte und wie man uns den Ort seiner Niederlage verriet.
ulrich leyhe, 11:15h
Varus tötete sich in der Nähe des „teutoburgiensi saltu“ da wo auch ein großer Teil seiner Legionen unter ging und später auch die Knochen bestattet wurden. Aber in welche Zeiten müssen wir uns zurück bewegen, wenn wir uns bemühen nach seinen Ursprüngen besser gesagt seinem Lebensende zu forschen. Feldherren stand in allen Zeiten und das auch in besonders misslichen Kampfsituationen und Gefechtslagen bis zuletzt eine Sonderbehandlung zu. So dürften Varus seine Getreuen, also die noch lebenden Legionäre und jene Banner - also Adlerträgern, die Aquilifer die noch nicht geflüchtet waren, die ihm persönlich beistanden, unterstanden, oder beistehen mussten bis zu seinem unweigerlichen Ende begleitet haben. War der Anführer tot hatte in der Regel der Gegner die Schlacht gewonnen und so galt diesem letzten Aufgebot bestehend aus einer Gruppe unbekannter Personen, Anzahl und Zusammensetzung letztlich das Hauptaugenmerk der Germanen. Ob sie in den letzten Stunden des Kampfes wussten wo sich diese Schar aufhielt ist fraglich, aber alle Krieger und nicht nur die germanischen Fürsten sehnten den Moment herbei endlich dem Feldherrn persönlich gegenüber stehen und um ihm ihre Rache spüren lassen zu können. Der historische Hinweis, dass viele Legionäre ihre Waffen fort warfen, als sie vom Tot ihres Anführers erfuhren deutet darauf hin welche Auswirkung sein Tod hatte zeigt aber auch, dass nicht alle umgekommen waren, sich also noch einige bis zum letzten Atemzug verteidigt hatten und erst in diesem Moment erkannten das alles verloren war und sie kapitulieren mussten bzw. sich töteten. Sein Selbstmord geschah abseits vermutlich unspektakulär, wenig theatralisch und zweifellos wäre es den Germanen lieber gewesen ihn lebend als tot in die Hände zu bekommen, so aber kamen sie zu spät um ihn gefangen nehmen zu können. Man darf annehmen, dass er vor allem sich selbst und weniger den anderen die Schmach ersparen wollte, als er sich zum Letzten entschlossen hatte. Und während wir aus vielen Kriegen bis in die Neuzeit wissen, dass die obersten Generäle oder Kriegsherren oftmals unversehrt den Kriegsschauplatz verließen oder verlassen durften, später gegen Lösegeld ihre letzten Jahre auch teils im angenehmen Asyl verbringen konnten und vielleicht sogar darauf hoffen konnten noch mal in Würde zurück kehren zu können war das vor 2000 Jahren je nach Schlachtverlauf anders, denn da musste der Heerführer noch selbst die Waffe in die Hand nehmen. Varus war bekanntlich schon verletzt, wie stark darüber schweigen die Quellen. Auf Basis dieser Theorie gelangte Varus mit seiner Leibgarde wie auch immer nur bis an den Hang der Egge in den Quellbereich der Helmerte, aber den Anstieg zu erklimmen war ihm nicht mehr möglich. Die Helmerte, die „Schützende“ war und ist nahe Borlinghausen der einzige Bach und zugleich der Ort, wo sich sein Tod mit der Siegfriedssage in Verbindung bringen lässt und in dessen Nähe man dem isländischen Abt Nikulas im 12. Jhdt. vom Drachenkampf berichtet hatte, als er auf dem Frankfurter Weg von Paderborn über Lichtenau nach Marsberg unterwegs war und bis auf etwa 9 km an der Helmertequelle vorbei pilgerte. Die Germanen hatten zuvor nichts unversucht gelassen um noch rechtzeitig zur Stelle zu sein und während sie die noch lebenden Begleiter entwaffneten hatte sich der Feldherr bereits der Gefangennahme durch seinen Freitod entzogen. Es spricht für ein langwieriges sich dahin schleppendes Schlachtenende und es ist vorstellbar, dass es Varus gelang, sich noch mehrmals mit seinen Männern abzusetzen um dann doch wieder rasten zu müssen aber jedes mal Gefahr lief aufgespürt zu werden. Das er trotz Verletzung entkommen konnte spricht dafür, dass die germanischen Kämpfer Probleme hatten die sich angesichts der Gefahr verzweifelt wehrenden Legionäre einzuholen und er sich immer noch einen Vorsprung verschaffen konnte. Unter Adrenalin wächst der Mensch über sich hinaus und während die Germanen kein Verlangen verspürten sich noch unnötigen Risiken auszusetzen, könnte sich der letzte Kampftag noch länger als gedacht hingezogen haben. Solange ihr Kommandeur noch lebte hofften alle auf eine reelle Chance sich weiter kämpfend aus der misslichen Lage befreien zu können und erst nach dem sein Tod bekannt wurde verließ sie ihre Kampfmoral. Die Information, dass es seinem Geleitschutz sogar noch teilweise gelang seine sterblichen Überreste zu verbrennen deutet darauf hin, dass sie sogar noch dafür in der Schlussphase die nötige Zeit fanden, da die Germanen sie vermutlich aus dem Auge verloren hatten. Eine Verbrennung im Unterholz bereitet man nicht mit einer Hand am Schwert vor, sondern nutzt dafür die Gelegenheit einer Kampfpause. Was allerdings Fragen aufwirft sind die Gründe die dazu führten um in einer derartigen Situation noch eine aufwändige Verbrennung durchzuführen besser gesagt zu riskieren. Brennholz sollte dank der Informationen von Cassius Dio also aufgrund unseres historischen Hintergrundwissens um diese Zeit regennass gewesen sein, brannte demzufolge schlecht, sorgt aber für erhebliche Rauchentwicklung und lockt Germanen auch aus weiter Entfernung an. Aber trotz dieser Bedrohungslage bemühten sich seine Offiziere und Untergebenen immer noch ihn für damalige Verhältnisse rituell und ordnungsgemäß zu bestatten besser gesagt zu verscharren. Möglicherweise tat man es auch um ihm seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Es war in jedem Fall ein Dienst mit dem sie sich nicht nur selbst in Gefahr brachten, sondern sich auch der Möglichkeit beraubten diese Zeit für die Flucht zu nutzen. Vermutlich befand sich dieser Schauplatz am Fuß der Egge und unter der Berücksichtigung, dass die Germanen den auch damals schon existenten Eggehöhenpfad kontrollierten, könnte ihnen dies jegliche Fluchtillusionen genommen haben. Aber nicht jeden Römer wird man am Boden liegend abgestochen haben und auch nicht jeder hatte sich selbst umgebracht und so werden doch noch einige die Schlacht überlebt haben. Wäre dies nicht so gewesen, hätten die römischen Chroniken auch nicht so verhältnismäßig umfangreich über die spätere Schlachtfeldbegehung berichten können und man hätte nicht das Verbot gegenüber den Überlebenden aussprechen brauchen in dem man ihnen die Heimkehr nach Italien untersagte. Und während Arminius zur Lichtgestalt aufstieg stand Varus in seinem Schatten und während man aus dem einstigen Imperium weiß wie man dort mit seinem Vermächtnis umging macht es den Anschein, als ob darüber in Germanen bis auf den Verbleib seines Kopfes, nichts bekannt geworden ist. In Italien ging die Varusschlacht als Staatskatastrophe in die Geschichte ein und man hielt die Erinnerung an sie bis heute wach in dem man weniger Varus als vielmehr der Getöteten gedachte, als man sich seine 17. Legion heraus griff und fortan die siebzehn im Gegensatz zu unserer 13 zur klassischen Unglückszahl erklärte. Der Glaube daran ging soweit, dass es in italienischen Flugzeugen keine 17. Sitzreihe, in manchen Hotels keine 17. Etage und die Firma Renault in Italien ihren R 17 unter der Bezeichnung R 177 verkaufen musste. Den Namen Varus haben uns nur die römischen Historiker überliefert aber es ist nicht bekannt geworden wie ihn die Germanen nannten. Da aber der Name Armin in der abgewandelten Form von Irmin die Zeiten überdauerte baute sich nach dieser Theorie eine eigenständige und langlebige Erinnerungskultur auf mit der man die Vergangenheit lebendig hielt und was in eine „Irminsulgedenkstätte“ mündete. Die Krönung seiner Leistungen die sich aufgrund seiner Erfolge bezogen auf die Varusschlacht, erst recht durch den Rückzug der Legionen 16 + und den Sieg über Marbod rechtfertigen lassen. Auf Varus bezogen kam es nicht in Frage in Germanien für ihn die Erinnerung in plastischer Form, so wie man es für Armin/Irmin tat am Leben zu halten und man wird mit ihm auf andere Weise umgegangen sein. Hier nahe Borlinghausen kreuzten sich die zwei denkwürdigen historischen Prozesse frühdeutscher Geschichte die im Tod des römischen Feldherrn vermutlich nahe der Helmertegrotte ihren Ursprung hatten und sich auch auf den Standort der Irminsul beziehen lassen den man dort ortsnah vermuten darf. So kann man sich fragen was im Norden aus dem Namen Varus wurde. Wir wissen, dass man germanischer Methodik folgend für Personen aber auch für das Unantastbare und Unbegreifliche Begriffe suchte mit denen man es aus Vorsicht vor dem Übermächtigen nur zu umschreiben wagte. Beinamen, Kenninge genannt was man heute Erkennungsmerkmale vielleicht auch Spitznamen nennen würde und auch für Odin sind dutzende von Kenningen überliefert. So könnten sie sich für Varus auch einen Kenning erdacht haben und griffen dafür auf den Namen seines Gefährt zurück in dem sie ihn hauptsächlich wahr nahmen. Ein Fahrzeug in dem er sich tragen bzw. ziehen ließ und man ihn daher im übertragenden Sinne einen „Trahho“ oder „Drago“ nannte. Ein Wort das dem Ursprung nach für trecken also ziehen bzw. tragen steht und sich daher nicht nur in den Worten Traktor oder Trage erhalten hat. Eine Bezeichnung die sich zum geflügelten Wort Drache umbildete und an ihn erinnern könnte. Er wäre es dann gewesen der damit eine Tradition anstieß die man auch mit der damaligen Mystik in Verbindung bringen kann und so wurde Varus über die Zeiten zum Inbegriff des Widerwärtigen und symbolisierte die Schreckensgestalt schlechthin. Varus neigte und wie man ihn auch beschrieb dazu eher für verwaltende Aufgaben geeignet zu sein und soll nach Paterculus ein Mann mit sanftem Wesen und ruhigem Charakter jedoch unbeweglich an Körper und noch mehr an Geist gewesen sein und das Lagerleben dem Kriegsdienst vorgezogen haben. Beschreibungen die dazu passen, dass er es vermied zu Fuß zu gehen, also ein Gefährt benutzte wann immer es ihm möglich war. Was sich dieser Charakterisierung nahtlos angleicht ist die Überlieferung, dass das Wort „Varus“ in lateinischer Sprache für krummbeinig im Volksmund auch „O beinig“ genannt steht. Eine Beinstellung die zu einer erheblichen Beeinträchtigung seiner Beweglichkeit führte, ihn zwang das Gehen möglichst zu vermeiden und ihn von Fortbewegungsmitteln abhängig machte. Dies macht verständlich warum er bei den Germanen auf diese Weise im Gedächtnis blieb. Aber schlimmer noch, denn die Verkrümmung hatte bei ihm noch zu einem weiteren körperlichen Gebrechen geführt. Es ist die „pes varo“ genannte Fehlstellung die so genannte Varusstellung. Eine Abknickung in Höhe des Fußgelenkes auch Klumpfuß genannt. Unbehandelt wovon man damals ausgehen darf konnte die angeborene Krankheit zu einer erheblichen Behinderung und starken Schmerzen führen. Dies macht es verständlich, dass man ihn damals außerhalb des Lagers nur im Reisewagen oder einer Kutsche der Birota oder einem Cisium sah und sein ganzes Erscheinungsbild damit verband. Eine Krankheit die es sogar fraglich erscheinen lässt inwieweit ihm der Auf - und Abstieg eines Pferdes gelang bzw. wie er mit dem Steigbügel umging. Im geselligen Umfeld vergaß er sein Leiden und so verwundert es auch nicht, dass Tacitus wert auf die Darstellung legte, dass man sich am Vorabend der Schlacht noch zum gemeinsamen Gastmahl traf um im besten Einvernehmen, in erhoffter Partnerschaftlichkeit und auf Basis gegenseitigen Vertrauens den Rückweg zu planen bzw. anzugehen. Insgesamt beschreibt man so weniger eine Kämpfernatur als vielmehr eine Person die die Bequemlichkeit vorzog bzw. ziehen musste und sich daher bevorzugt fahren oder tragen lässt. In diesem Zusammenhang könnten die Germanen ihn auch „Varen“ im Sinne von der „gefahren werdende“ bezeichnet haben. Die an Eiswinter und verregnete Sommermonate gewohnten Germanen hatten andere Vorstellungen von Komfort und Luxus als römische Feldherren die noch den syrischen Wüstenwind in Erinnerung hatten. So war er für sie im Gegensatz zu ihnen die sie einen Esel und bestenfalls ein Pferd nutzten ein Mensch den sie kaum gehend erlebten und für den ein Gefährt das übliche Fortbewegungsmittel war. Man deutete seinen Namen dazu passend und betitelte ihn entsprechend. Alle Namensvariationen der Fortbewegung in Verbindung mit seiner persönlichen Unbeweglichkeit ließen sich auf ihn anwenden und wurden zum allgemeinen Sprachgebrauch, aber jeder wusste immer wer gemeint war. Aber unter welchem Namen lebte Varus in Germanien weiter bzw. welcher könnte auf ihn zutreffen. Natürlich könnte man ebenso auch fragen was von Tiberius oder Germanicus im germanischen Sprachgebrauch übrig geblieben ist. Zu Drusus liegen Hinweise vor, wonach man ihn “eingedeutscht“ Drais oder Draiß genannt haben könnte. Namen von denen in Mainz das Dreisentor oder in Bingen das Dreisenloch bzw. der Dreisenbrunn herrühren. Da wir über keine konkreten Anhaltspunkte verfügen könnte man annehmen, dass sich unsere Vorfahren nicht für die Namen römischer Feldherren interessierten und sich lediglich der Name von Kaiser Augustus erhalten haben könnte. Aber nur dann, wenn man die Äußerung die der Zwerg Andvari im Reginsmal der Liederedda machte, in dem er den Schatz mit den Worten verfluchte, dass das Gold das „Gustr“ besaß, zwei Brüdern den Tod und acht Edle in Streit bringen würde, so auslegen möchte, dass man Kaiser Augustus darunter verstehen will. Unter „Gustr“ versteht die nordische Sprachforschung allerdings einen Windhauch bzw. feuchten Dunst oder Dampf. Damit das uns die Sagenwelt so einiges an Kombinationstalent abverlangt ist man vertraut und das man einem Luftzug keinen Reichtum zuschreiben kann, lässt es denkbar erscheinen. Seine Vornamen werden sie nicht gekannt haben aber seinen Nachnamen Varus verbanden sie mit einer weiteren auch in ihrem Wortschatz befindlichen Bezeichnung nämlich „varen“. Ein Begriff aus dem sich das heutige Worte „fahren“ entwickelte. Das Wort „varen“ hatte im mittelhochdeutschen aber noch eine zusätzliche Bedeutung, denn es stand für „feindlich gesinnt“ „nachstellen“ und „gefährden“. Aber auch für Hinterlist, Betrug, Täuschen, Strafen, Gefahr und Furcht stehen damit in Verbindung. Damit kommen wir einem Begriff näher, der im Verlauf dieses Internet Buches mehrfach fiel ohne das aber auf ihn näher eingegangen wurde. Es ist der Name einer 421 Meter hohen Erhebung keine 1000 Meter südlich der Saltuspassage wo er sein Leben ausgehaucht haben könnte. Ein Berg dem man irgendwann mal den Namen „Varenberg“ gegeben hatte. Ein Name von dem kein heutiger Heimatforscher in der Großregion noch sagen kann, seit wann er ihn trägt und warum er so heißt. Auf den amtlichen Kartenwerken hat man ihn unter diesem Namen eingezeichnet und ob aus ihm ein Bezug zu Pharos dem Namen des Leuchtturmes zu entnehmen ist oder ob er einen Grenzberg darstellte ist unklar. Rund 2 Kilometer westlich von Bonenburg gelegen ist er mit 415 Metern nur unwesentliche 9 Meter niedriger als der 464 Meter hohe Preußische Velmerstot, die höchste Erhebung im Eggegebirge. Viele Berge in Deutschland tragen Namen, die sowohl Herkunft als auch Ursprung verbergen und die Forschung rätseln lassen. Aber ihre Namen lassen erkennen wie weit ihre Namensgebung zurück liegt und wie ahnungslos ja sogar hilflos man ihrer Entstehungsgeschichte gegenüber steht wenn man sie enträtseln möchte und zeugt zudem auch von weit verbreiteter Unkenntnis selbst in Fachkreisen und bis in die höchsten Bildungseinrichtungen hinein. Bergnamen oder Flussnamen folgen in der Regel ältesten Traditionen und oft auch ausgestorbenen Sprachen um nur den Silingberg in Schlesien zu nennen, der bis auf die Vandalen bzw. Wandalen zurück reicht einen Stamm den die Griechen Uandaloi nannten. Man könnte sich also in guter alter Gesellschaft wähnen, wenn man auch dem Varenberg ein hohes Alter zuschreiben möchte. Passend zu einer Region in der die ältesten Sagen von den Asen samt Odin ihren Ursprung genommen haben könnten und sich im Namen „Osenegge“ erhielt. Worte die mit einem „V“ beginnen, wie etwa der Varenberg, lassen sich aus etymologischer Sicht betrachtet epochal schwer zuordnen. Das man in Germanien nördlich der Dialektlinie den lateinisch geprägten Anfangsbuchstaben „V“ beibehielt und für den Varenberg kein „F“ bzw. „W“ in Frage kommt ist etymologisch nachvollziehbar und ebenso wird man am zweiten Buchstaben „a“ hinsichtlich seiner Aussprache, denn schreiben konnte man damals nicht keine Änderungen vollzogen haben und so blieb noch die Zweitsilbe „rus“. Sowohl zur Aussprache unserer Altvorderen als auch in ihre Lebenswelt besser gesagt zu ihrer Zunge würde es passen, hätten sie „rus“ in „res“ umgewandelt und hätten Varus demzufolge „Vares“ genannt, was aber so nie zu Papier gebracht wurde. Varus, Varen oder Vares als man nichts mehr über seine Taten wusste und wer er überhaupt war musst im Dunklen der Geschichte bleiben. Man erkennt die Unsicherheit innerhalb der Sprachforschung auch daran, dass sich die einzelnen Phasen der Lautentwicklung nicht klar abgrenzen lassen. Runeninschriften standen am Anfang, der Sprache zwischen dem 5. und 8. Jhd. gab man den Kunstnamen Voralthochdeutsch, abgelöst wurde sie zwischen 750 und 1050 vom Althochdeutschen worauf das Mittelhochdeutsch folgte, das um 1350 endete. Um ihnen näher zu kommen bedarf es eines Blickes auf die Zeit als die „Dialekte das Schreiben lernten“. So lässt sich dem Sprachaufbau also der Etymologie entnehmen, dass die Forschung bis auf drei Worte die griechisch/germanischer, keltisch/germanischer oder oder lateinisch/keltisch/germanischer Herkunft sind und nur neun Worte kennt, die altgermanischen Ursprungs sind und die mit dem Buchstaben „V“ beginnen und als lateinischer Herkunft oder als von der lateinischen Sprache beeinflusst gelten oder sich zu erkennen geben. So darf man sagen, dass sich kein Wort mit dem Anfangsbuchstaben „V“ als eindeutig germanischen Ursprungs erweist. Ähnlich verhält es sich beim Altsächsischen für das es nur zwei Verdachtsfälle auf einen möglichen germanischen Ursprung gibt. Aber bei genauem Hinsehen darf auch für diese beiden eine lateinische Abkunft angenommen werden. Ebenso verhält es sich bei Worten die mit einem „V“ beginnen und aus dem Althochdeutschen überliefert sind, denn auch bei ihnen wird eine lateinisch/althochdeutsche Herkunft vermutet oder es gibt direkte Bezüge zum Anfangsbuchstaben „F“ und ist dann auf diesem Wege wieder lateinisch beeinflusst. Damit wird deutlich, dass nahezu alle Worte die sich bis 1050 und darüber hinaus zurück verfolgen lassen und mit einem „V“ beginnen als nicht germanischen also lateinischen Ursprungs anzusprechen sind. Gegen Ende des ersten nachchristlichen Jahrtausend begann man damit die germanischen Sprachen besser gesagt die Dialekte zu verschriften und für das was man früher nur hören konnte, suchte man nun nach den dazu passenden Buchstaben. Aber die lateinische Schrift und Sprache war über alle Jahrhunderte hinweg allgegenwärtig. Sie nutzte neben dem Buchstaben „F“ auch das „V“ während die germanische Zunge für die Aussprache daraus den Laut „F“ oder „W“ bildete und man das „V“ nur für die Schriftsprache nutzte. So lässt es sich auch bis heute nicht klar heraus hören, ob man es mit einem „F“ oder einem „V“ als Anfangsbuchstaben zu tun hat was oft zu Verwirrung führt. So fanden Worte aus der Geographie mit dem lateinischen Anfangsbuchstaben „V“ Eingang in die Schriftsprache wie es auch bei der Vechte der Fall gewesen sein dürfte. Schriftliche Verinselungsregionen sind bekannt in denen sich nach lateinischer Tradition auch noch das „V“ innerhalb von Personennamen erhalten konnte. Aber am Anfang unserer Schriftsprache stand immer das lateinische „V“ und man darf annehmen, dass sich Worte mit diesem Anfangsbuchstaben in Namengebungen frühester Schriftsprache wieder finden lassen und sich aus ältesten Zeiten erhalten haben. Man gab dem Berg in der Egge also nicht den Namen Farenberg oder Warenberg, sondern nannte vor allem aber schrieb man ihn Varenberg und da im alten Germanien und später die wenigsten das „Frühdeutsche“ Latein beherrschten lastet erneut der Verdacht auf jener Instanz die es damals schon beherrschte, sie war seit dem 9. Jhdt. in Corvey ansässig und dort wusste man dank der Tacitus Annalen auch wo sich der „Teutoburgiensi saltu“ befand. Da die Egge oberhalb des Sattels keine markante Anhöhe gebildet hat, griff man nach einem naheliegenden Bergkegel dem man dann den Namen Varenberg gab um die Region für die Nachwelt zu kennzeichnen. (19.05.2024)
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Freitag, 3. Mai 2024
Die Schlacht bei Arbalonem und ihr Bezug zum Römerlager Aliso.
ulrich leyhe, 09:22h
Denkt man an Drusus, denkt man an die Schlacht bei Arbalo, dass mysteriöse Lager „vor der Stirn der Feinde“ das er danach baute, denkt an seinen Bruder Tiberius der noch zu ihm ritt als er im Sterben lag, an seinen Sohn Germanicus der seinen Spuren folgte und sieht im Geiste die Palisaden von Aliso vor sich. So gibt es viele Gründe die dafür sprechen sich mit den Taten dieser drei zu Varuszeiten lebenden Personen zu beschäftigen. Und da uns keiner sagen kann, wo sich die Stirn der Feinde auftat, haben wir es auch in diesem Fall mit einem der großen Rätsel frühdeutscher Geschichte zu tun. Hier soll der Versuch gemacht werden das Denkbare mit dem Möglichen zu verbinden in dem ein Teil der Theorien gegeneinander gestellt werden soll. Existierte also das von den Geschichtsschreibern erwähnte Drususlager nach der Schlacht möglicherweise noch 20 Jahre später und hieß es im Jahre 9 + Aliso, oder errichtete Drusus das Lager andernorts. Geht man im Zuge der Recherche bezogen auf das letzte hier veröffentlichte Kapitel davon aus, dass Haltern nicht Aliso sein kann, dann muss sich Aliso an anderer Stelle befunden haben. Und damit gerät wieder das Gefecht bei Arbalonem abgekürzt oft nur Arbalo genannt, das im Jahr 11 - zwischen Römern und Germanen ausgetragen wurde, vor allem aber dieses nach der Schlacht errichtete Drususlager in den Blickpunkt der Forschung. Grund dafür ist die Beweislage, dass es sich auch in der Region befand in der sich alle Römerwege zwischen der Weser und der westfälischen Bucht kreuzen mussten. Publius Annius Florus haftet das gleiche Schicksal an wie Cassius Dio. Treffen ihre Überlieferungen den Geschmack der Forschung sind sie auch inhaltlich glaubhaft und willkommen, passen sie nicht ins Konzept sucht man nach den Ungereimtheiten um sie verwerfen zu können. So berichtete Florus, dass Drusus auch die Wesergrenze mit Kontrollposten und vielleicht sogar vorübergehend mit festen Lagern versehen haben soll und wie sich mithilfe eines Auszuges aus seinem Geschichtswerk rekonstruieren lässt, soll er im Jahre 12 – nach dem er den Rhein vermutlich zwischen Xanten und Neuß überschritt die von den Cheruskern unterstützten Sueben und Sugambrer angegriffen haben. Beide zuletzt genannte Stämme siedelten zu diesem Zeitpunkt noch in östlicher Nähe zum Rhein da ihnen die tiberische Zwangsumsiedlung und Verdrängung des Jahres 7/8 - noch bevor stand, sodass man das Kampfgeschehen des Jahres 12 - im Bergischen Land annehmen könnte. So waren es nach den linksrheinischen Treverer die sich als Germanen betrachteten nun die rechtsrheinischen Germanen die es schon 21 Jahre vor der Varusschlacht mit Rom aufnahmen und ihnen 43 Jahre nach dem Cäsar die rechtsrheinischen Tenkterer und Usipeter besiegte erstmals wieder ein Gefecht mit Rom auf der östlichen Rheinseite lieferten. Es zeigt, dass sich diese drei in unterschiedlichen Regionen lebenden Stämme darin einig waren sich zum Widerstand zusammen schließen zu müssen um erfolgreich zu sein. Eine Erkenntnis die in Theorien mündet, wonach im alten Germanien der vom Imperium ausgelöste Expansionsdruck dazu geführt haben könnte, dass Stammeszeitalter hinter sich lassen zu müssen und da man sprachlich verwandt war begann, sich als Volk zu verstehen. Es waren Stämme die sich den Zorn von Drusus auf sich gezogen hatten, da sie 20 römische Zenturionen kreuzigten. Eine Methode die sie sich vom Imperium abgesehen hatten und die man möglicherweise auch schon an ihnen vollzogen hatte. Die Germanen erwarteten als Sieger aus der Schlacht hervor gehen zu können und verteilten daher schon vorzeitig die erwartete Beute, was sich aber als Fehleinschätzung erwies, denn Drusus gewann. Durch diese Schlacht erfahren wir auch erstmals etwas über einen Stamm den die Besatzer Cheruski oder Cherouskoi nannten und der in diesem Zusammenhang beginnt Geschichte zu schreiben. Es ist der Moment in dem ihnen ihr frühester Eintrag ins Buch der Weltgeschichte gelang worin sie bis heute dank der antiken Geschichtsschreibung einen festen Platz haben. Es war eine Schlacht die sich im Jahr 12 – also ein Jahr vor dem Gefecht bei Arbalonem ereignete, sodass man dank der Epitome des Florus von zwei unterschiedlichen Schlachten ausgehen kann. Da das Kontingent der Weser nah siedelnden Cherusker eine weitaus längere Anmarschzeit ins Rechtsrheinische zurück zu legen hatte erstaunt es, dass die Cherusker trotz dieser Distanz bereits um diese Zeit als Gegner Roms in Erscheinung treten. So wirkt es so, als ob sie sich auch ein Bild von der sie alle bedrohenden Großmacht machen wollten um die neue Gefahr besser einschätzen zu können, also nach ihren Schwachstellen suchten. Infolgedessen warf bereits die Drususschlacht des Jahres 12 – geschehen in vorchristlich prähistorischen Zeiten ein Schlaglicht auf den Stamm der Cherusker, lieferte erstmals den literarischen Hinweis auf die Existenz dieses Stammes, der sich damit als Gegner Roms zu erkennen gab und es die folgenden 28 Jahre bleiben sollte, sodass die Historie keinen so frühen germanischen Stamm kennt dem es gelang sich seine wehrhafte Substanz über einen so langen Zeitraum zu bewahren. Somit war diese Schlacht nicht irgendeine, denn sie setzt den ersten Meilenstein im Verhältnis der beiden Konfliktparteien. Der Erfolg verleitete Drusus im folgenden Jahr 11 – an die Weser aufzubrechen um in den Siedlungsraum jenes Stammes vorzudringen, der sich ihm gemeinsam mit Sueben und Sugambrern entgegen gestellt hatte. Im Verlauf dieses Feldzuges wurde Drusus auf seinem Rückweg von der Weser zum Rhein angegriffen und es kam zu einem denkwürdigen Gefecht mit den Cheruskern, das unter dem Namen „Schlacht bei Arbalo“ bekannt wurde und nur von Plinius dem Älteren in seinen Naturalis Historia Libri XI, XXVII, 55 erschienen 77 + als die Schlacht oder das Gefecht "apud Arbalonem" erwähnt wird. Sie soll sich in einer engen Talschlucht, einem Talkessel oder einer engen Schlucht zugetragen haben der diverse kleinere germanische Attacken voraus gegangen waren. Das Wissen basierend auf den historischen Überlieferungen, anhand von Bodenfunden und dialektischen Verbreitungsgebieten lässt erkennen, dass die Weser abgesehen von der Ausbuchtung des Nethegau im wesentlichen ihr Stammesgebiet räumlich nach Westen abgrenzte. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Schlacht in den gebirgigen Lagen zwischen Weser und Rhein folglich an den Osthängen der Egge zugetragen hatte. Welche Germanenstämme sich gemeinsam mit den Cheruskern daran beteiligten ist unklar. Aber aus der Vermutung heraus, dass sie sich schon ein Jahr zuvor im Verbund mit Sueben und Sugambrer gegen Drusus stellten, lässt sich nicht der Verdacht ableiten, dass dies auch bei Arbalo der Fall war. Folglich könnten sich die Cherusker auch ohne Unterstützung oder mit Hilfe anderer Stämme dieses Gefecht gegen Drusus geliefert haben. Die mögliche Rückzugsroute auf der man Drusus angriff zu rekonstruieren ist auch davon abhängig wo Drusus beim Hinmarsch auf die Weser traf, vor allem aber wo er sie wieder verließ, da er sie wegen angeblichem Nahrungsmangel nicht überschritt. Auf dem Rückmarsch zum Rhein musste Drusus die Egge irgendwo zwischen Diemel und Externsteinen gequert haben. Da die nördlichste Passage bei Horn als auch die südöstlichste bei Blankenrode entfallen, geraten die drei mittig gelegenen Wege in den Focus der Forschung, wobei der prähistorische Hellweg von Höxter nach Paderborn als Favorit gilt. Obwohl Drusus schnelle und flexible Legionen samt Kavallerie befehligte, wird er nicht völlig ohne Tross und Wagen aufgebrochen sein, sodass auch er schon eine karrentaugliche Strecke bevorzugt haben dürfte. Andererseits könnte er aber auch den Feldzug komplett mit Tragtieren angegangen haben. Letztlich aber galten für Drusus die gleichen Prämissen wie sie auch auf alle anderen römischen Feldherren anzuwenden sind die die westfälische Bucht in Richtung Weser verlassen wollten. Beeinflusst bzw. begünstigt wird die Suche nach den möglichen Schauplätzen der Schlacht von der Beschaffenheit, der Struktur und vom Verlauf des Eggegebirges, was die Möglichkeiten kanalisiert und die Kombinationen vereinfacht. Vom Velmerstot bei Horn bis zur Diemel im Süden besteht die Egge an ihrer Ostseite durchgängig aus Steilhängen durchsetzt von felsigen Abschnitten, was eine Querung für Gefährte nicht überall zuließ. So bleiben der große Hellweg von Paderborn nach Höxter der dies in seinem mittleren Bereich zwischen Schwaney und Schmechten ermöglicht, sowie der Aufstieg über den Bördenweg an der „Alteburg“ der eine Eggequerung damals auch mit Karren gestattete. Des Weiteren gilt auch der Aufstieg von Reelsen nach Altenbeken als denkbar. Da seine Karrentauglichkeit in Frage gestellt werden muss, könnte Drusus ihn allerdings mit Tragtieren angegangen haben. Alle Rückzugsvarianten der gängigen Forschung stehen auf tönernen Füßen, aber als die Wahrscheinlichste wird jene betrachtet die ihn vom Weserknie bei Herstelle aus kommen sieht und wonach er sich auf direkten Weg über Schwaney nach Anreppen begeben haben soll. In zweiter Linie käme die Passage in Frage die über Borlinghausen führt. In diesem Fall hätte Drusus jedoch den Anschluss an den Haarweg gesucht, der am nördlichen Rand des Sauerlandes auch durch Sugambrergebiet verläuft und Anreppen wäre nicht sein Ziel gewesen. Als dritte Variante steht der besagte Altenbekener Aufstieg im Raum. Was den klassischen also markanten Hinterhalt anbelangt, so halten sich die Möglichkeiten in Grenzen, dafür bieten sich eine Vielzahl an sekundären Varianten an. Aber letztlich ist die Region zwischen Weser und westfälischer Bucht überschaubar weist im Vorfeld wenig adäquates auf und beschränkt sich im Wesentlichen auf die Egge Anstiege. Trotzdem sollte man annehmen, dass sich die Cherusker für ihren Hauptangriff für einen ultimativen und alternativlosen Kessel entschieden haben, in dem es ihnen gelang Drusus einzuengen um in höchste Bedrängnis zu bringen. Aber Drusus war nicht Varus, ihn konnten die Germanen in keinen langfristig eingefädelten Hinterhalt locken. Er war beweglich, befand sich auf einem Feldzug der sich zwar dem Ende neigte aber nicht auf dem Rückweg in die Winterlager während dem es galt noch den undefinierbaren Zwist innerhalb eines Germanenstammes befrieden zu wollen. Drusus hätte sich bezogen auf seine Zugrichtung noch umentscheiden können, sodass sein Verhalten und seine Reaktionen beobachtet werden mussten um zu erkennen welchen Rückweg er letztlich einschlug. Da blieb wenig Zeit für ausgereifte taktische Pläne, man begleitete ihn es kam zu ersten Anschlägen aber je näher er zur Egge vorstieß um so deutlicher erkannten die Cherusker wo er sie überschreiten wollte. Drusus war gewarnt und es war mit ein Grund, dass der Überfall nicht zum gewünschten Erfolg der Germanen führte. Die Egge erforderte gleich wo man sie überqueren mochte immer einen kurzzeitigen Anstieg in die steilen Lagen hinein, aber ein Steilhang ist kein engpassartiger Talkessel so wie der Ort beschrieben wird. Dies lässt vermuten, dass sich der Kampf vor dem Aufstieg ereignete, also noch in ebener Lage und das trifft in der Regel auf Bachtäler zu die an steilen Hanglagen enden und naturgemäß versumpft sind. Da sich derartiges nicht mit dem Borlinghauser Saltus in Einklang bringen lässt, da sich im dortigen Vorfeld keine engen Talkessel öffnen bleibt nur der Abschnitt zwischen Schmechten und Schwaney. Auf der rund 2o km langen Distanz vom vermuteten Römerlager Brakel bis zu Ortszentrum Schwaney befindet sich nur eine Landschaftsform auf die das Wort Talkessel zutrifft. Da wo der Hellweg nach dem er den Gradbergvorsprung hinter sich gelassen hat und die Überquerung des versumpften Oesetales meidet in dem er unter Nutzung der dortigen Hohlwege den Quellbereich nördlich umgeht erstreckt sich am Fuße der Egge die einzige Talsohle auf die die Beschreibung passen könnte bevor der Steilanstieg zur Wegespinne auf dem Netheberg beginnt. Betrachtet man nun die vermutlich hier statt gefundene Schlacht die laut Geschichtsschreibung bei Arbalonem geschlagen wurde, dann liegt ihr Hauptmerkmal darin, dass sich aufgrund der Lagertheorie eine argumentative Nähe zur Varusschlacht aufbauen lässt. Ausschlaggebend dafür ist der Hinweis, dass Drusus nach dieser Schlacht, die der Überlieferung nach für ihn noch einen glimpflichen Ausgang nahm ein Kastell „vor die Stirn der Feinde“ also gegen die Cherusker errichtet hatte. Dem Stamm, dem er mit Glück entkam und mit dem sich eine unmittelbare Verbindung zum „Varuskastell“ Aliso aufdrängt. Jenes Lager „bei Arbalonem“, das seit jeher die Fachwelt rätseln lässt, wo es sich befunden haben könnte. Dessen Name sich zwar in etwa deuten lässt, der aber trotzdem nichts über die Stätte der Schlacht verrät. Das es nicht in, sondern bei Arbalonem passierte, nämlich „cum prosperrime pugnatum apud Arbalonem“, und „apud“ bei bzw. nahe bei bedeutet, kann für die Recherche von Bedeutung sein, denn so beschreibt man eine Örtlichkeit die keinen Eigennamen vorweisen kann, denn wie sollte man auch einem unbekannten Talkessel einen Namen geben den nur die Einheimischen kannten. Arbalonem hingegen war bzw. muss in jener Zeit bereits ein lokalisierbarer Begriff gewesen sein, als Rom im Land der Cherusker in eine unbekannte Region vorstieß, sich noch zu orientieren hatte und sich dafür nur geologische Auffälligkeiten der Topographie oder der Botanik anboten. So ließ sich für eine kaum identifizierbare Region auch nur schwerlich ein passender Name finden. Aber eines war genügend vorhanden, nämlich Wald in all seinen Formen und Baumarten und er prägte die Landschaft. Aber mit auffälligen Gebirgspassagen wie etwa ein Teutoburgiensi saltu, abgrenzenden Dammaufschüttungen wie dem Angrivarierwall, ausgedehnten „Idistaviso“ Wiesen, oder Pontes longi wie man die Schlachtorte später aus der Not heraus benannte, konnte die Eggeregion nicht dienen. Da es zwischen Weser und Lippe keine Flussverbindung gibt und die Bäche zu unscheinbar sind konnte man auch auf keinen Flussnamen zurück greifen und wähnte sich in einer namenlosen Waldlandschaft. Sollte Aliso der Name des Lagers sein, das auf die Schlacht bei Arbalonem folgte und sollte es sich der Theorie nach im Raum Schwaney befunden haben und sich ihr Name Aliso wegen des dortigen Ellerbaches dem Schwarzerlenbach von der „Aliso negro“ der Schwarzerle ableiten lassen, dann sollte im weiteren Umfeld auch die Schlacht bei Arbalonem statt gefunden haben und beide Namen könnten in sprachlicher sprich botanischer Verbindung zueinander gestanden haben. Wollte man in früheren Zeiten Regionen unterscheidungsfähig machen, dann waren besondere Landmarken wie etwas Felsvorsprünge oder ähnliches in sonst unauffälliger Landschaft die bestimmenden Faktoren. Man stützte sich günstigenfalls auf das Visuelle suchte nach Bezügen und war bemüht sie der Umgebung zu entnehmen, fand man sie nicht mussten sogar keltische Göttinnen wie die Abnoba herhalten um einem Waldgebirge wie dem Schwarzwald einen Namen zu geben. In einem unbekannten Waldland wie es auf das innere Germaniens zutrifft, war es jedoch nicht unproblematisch besser gesagt aussichtslos ein Ziel oder einen Ort für die Nachwelt so zu kennzeichnen, dass er sich als Wiedererkennnungsmerkmal eignet. So mussten letztlich Bäume, obwohl ungeeignet die Lücke schließen und man schuf das Wort „Arbalonem“, das uns kein zweites Mal in dieser Schreibweise in der Literatur begegnet. Es allein musste in der damaligen Zeit ausreichen um damit die Stätte der „Beinahe Niederlage“ dauerhaft geographisch zu konservieren. Der Name Arbalon teilt sich in die Silben „Arba“ und „lon“. So fällt etwa der Name Arba noch im Zusammenhang mit Pinie, Thuya, Eibe, oder Lärche und steht für die Lichtbäume, also die Blattlosen während "lon" ein Adjektivsuffix ist, das als Merkmal gilt und auf Fülle hinweist. So ist etwa Aquilon der lateinische Name des Nordostwindes und sein Akkusativ ist Aquilonem. Ebenso verhält es sich mit Arbalon dessen Akkusativ Arbalonem lautet. Dem ersten Buchstaben „Arb“ lässt sich der starke Bezug zur Botanik entnehmen und während Arbor glandis für Eiche steht, Arboreal ein Grundwort ist, das sich zusammen setzt aus Arboreus = Baum und Boreal = Nördlich, ist es das Waldgebiet im Osten Bayerns das es im Wort des „Großen Arber“ aufbewahrt. Namentlich steht dem Wort Arbalonem die Arbe der Name der Zirbelkiefer am Nächsten für die sich jedoch der neuere Name Arve durchgesetzt hat. Eine Baumart die Jacob Grimm noch unter dem Namen Arbe kannte. Ihre Frucht ist die Zirbelnuss und sie war das Feldzeichen des Römerlagers „Augusta Vindelicorum“ die Hauptstadt der Provinz Raetia, das heutige Augsburg. Die Zirbelkiefer war und ist im Alpengebiet noch heute verbreitet und könnte vor 2000 Jahren auch noch die Egge besiedelt haben. War es aber nicht die Zirbelkiefer auch Bergkiefer genannt, da sie nur in höheren Lagen vorkommt, könnte es auch die der Zirbelkiefer ähnliche europäische Kiefer gewesen sein, die noch im bayrischen Wald und bis 1909 an der deutsch/polnischen Grenze vorkam. Zu den Zeiten von Arbalonem benutzten die Römer den Namen Pinus für mehrere Kiefernarten, machten also keinen Unterschied und für sie waren alle Kiefern „Arben“. Ein weiterer Hinweis, dass Arbalonem mit einer Ansammlung von Bäumen um das Wort Wald zu vermeiden in Verbindung gebracht werden kann findet sich in der Region, wo sich auch ein römisches Gebäude befindet, dass in der Architektonik stark an das Untergeschoss des Corveyer Westwerkes erinnert. So muss der Blick nach Nordafrika gehen genauer gesagt nach Algerien und noch besser gesagt in die römische Provinz „Mauretania Caesariensis“ die Kaiser Augustus in acht Kolonien unterteilt hatte. Sie liegt im Osten Algeriens wo Rom einst die Stadt Regiae gründete der man später den italienischen Kuriatstitel „Regie“ gab. Man vermutet, dass sich diese antike Stadt dort befand wo sich heute das algerische Dorf Arbal befindet. Ob sich die etymologischen Wurzeln von Arbal in die Antike zurück verfolgen lassen ist ungeklärt, aber die dazugehörige Landschaft nennt sich Domaine d`Arbal und man baut dort Dattelpalmen an. Die Schlacht des Drusus fand bei „Arbalonem“ statt, was nicht nur die Nähe zu einem Waldgebiet zum Ausdruck bringt, bzw. darauf hinweist, dass sich unweit ein Waldgebiet erstreckt. So darf man auch daraus schließen, dass die Schlacht noch in unbewaldetem Gelände ausgetragen wurde. Von der Beschaffenheit des Waldes hing ab, ob die Cherusker Drusus auch darin angegriffen haben könnten, sich aber im Wald schlecht kämpfen lässt. Aber wo befanden sich an den Eggeosthängen vor 2000 Jahren baumfreie Regionen und wenn ja warum. So könnte die Überlieferung darauf hinweisen, dass Rom in früherer Zeit den gesamten Höhenrücken der Egge „Arbalonem“ nannte. Naheliegend wäre demnach „Arbalonem“ ihr Name für dieses Mittelgebirge gewesen, dass die Germanen Osnegge nannten, sodass in diesem Fall die Auseinandersetzung den Namen Eggeschlacht verdient hätte. Einen Schaden, Verlust oder ein Unheil konnte oder wollte man im Gefecht bei Arbalonem nicht erkennen und nannte das Gefecht auch nicht „Clades Arbalonem“. Während man den Bezug zu Aballo in der Region Vallon Pont d`Arc nahe der Ardeche was auf eine Schlucht hinweisen könnte bis zu den Abalonen einer Muschelsorte was für eine Muldenlage sprechen könnte, oder das Wurfgeschütz die Abalone bzw. die Arbalete Schleuder sicherlich verwerfen darf, obwohl in beiden Fällen Holz eingesetzt wurde. Im Gegensatz zum „Ambarvalia Frühjahrsritus“ könnte das antike „Arbarvalia Festival“ für einen Baumkult sprechen. Sollte die Zugrouten - bzw. Rückmarschtheorie von Drusus über Schwaney stimmig sein, dann wäre ein Militärlager weder in dem der Egge vorgelagerten Nethegau noch an der östlichen Hangseite der Egge strategisch sinnvoll gewesen und erscheint nur auf dem Paderborner Plateau denkbar. Vertieft man sich in den ausdrucksstarken Hinweis, dass Drusus es „vor die Stirn seiner Feinde“ also der Cherusker baute, so verdeutlicht dies nicht nur unterschwellig die unmittelbare Nähe zu ihnen und spricht für eine äußerst geringe Distanz zu den Stammesgrenzen ihres germanischen Erzfeindes. Die Ausdrucksweise lässt auf das Kampfgebaren zweier Moschusochsen schließen die einst auf der Eggekante zusammen prallten. Ebenfalls von historischer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, dass es die Cherusker in den Jahren 12 – und 11 - gleich zwei Mal mit dem Imperium aufnahmen und sich in dieser Zeit in Ostwestfalen eine Tradition des Widerstand leisten müssen entwickelte. Wie die Aktivitäten des Drusus im Folgejahr 1o – zeigten, die auch den Cheruskern nicht entgingen, war er durch den „glücklichen“ Schlachtausgang bei Arbalonem nicht geschwächt und mit seinem Vorstoß im Jahr 9 – an die Elbe wodurch er wieder durch Cheruskergebiet ziehen musste, bewies er Entschlossenheit und nur sein früher Tod im gleichen Jahr verschaffte den Cheruskern eine Ruhephase in der sie sich dann auf die Kämpfe vorbereiteten, die man in Rom „Immensum Bellum“ nannte. Es war eine Zeit in der jene Generation gegen Rom ankämpfte, die 20 Jahre später den Grundstein für den Sieg über Varus legte. Die Blütezeit eines Segimer der durch seine taktischen Vorbereitungen seinem Sohn den Erfolg ermöglichte und für alle mag es eine Genugtuung gewesen sein als sie 9 – erfuhren, dass Drusus sich zu Tode gestürzt hatte. Seinen Gedenkalter dürfte man daher auch nur auf der Paderborner Hochebene finden etwa auf einer Anhöhe wo man im Angedenken der Einheimischen in späterer Zeit einen weit sichtbaren Galgen errichtete und möglicherweise in der Nähe des Antoniusbildstockes am westlichen Ortsausgang der Gemeinde Schwaney. Wie alle frühgeschichtlichen Ereignisse liegt auch vieles was den Vorstoß von Drusus im Jahre 9 - zur Elbe sowie seinen Tod und den Transfer seiner Leiche, soweit man sie über germanischen Boden transportierte im Nebel und wird zum Stoff aus dem Theorien geschmiedet werden. Wo stürzte er vom Pferd, wie weit konnte er sich in den letzten dreißig Tagen seines Lebens noch selbstständig fort bewegt haben und wo starb er letztlich. Der Sturz musste nicht dazu geführt haben, dass er danach wenn er auch beeinträchtigt war, kein Pferd mehr besteigen konnte. Wie lange konnte er sich noch auf einem Pferd halten, führte seine Legion Karren mit, ab wann musste er auf einer Kline getragen werden, wann war er völlig transportunfähig und musste liegen und bis zu welchem römischen Lagerplatz konnte man ihn noch gebracht haben. Wann rang er sich durch Boten an Tiberius zu entsenden um ihn herbei zu rufen wodurch dieser ihn noch lebend antreffen konnte. Und auch die Überlegung gilt es anzustellen bzw. die Argumentation in Frage zu stellen, ob man ihn auf dem Weg nach Mainz durch das Leinetal und die Wetterau oder über eine andere Strecke transportierte. Nach Strabo starb Drusus zwischen dem Fluss Saale der bei Barby in die Elbe mündet und dem Rhein, eine Angabe die einen weiten Bogen zulässt. Hartnäckig hält sich der Verdacht, dass es sich bei dem von Sueton erwähnten Lager „Castra Scelerata“ wo er vermutlich nach seinem Sturz je nach Grad der Schwere der Verletzung auch verstorben sein könnte um den Ort Schellerten handelte, zumal aus dem Jahr 1266 die Schreibweise Scelerthe überliefert ist. Nachdem die Cherusker auf seinem Hinzug wie sie es oft taten, einer Schlacht ausgewichen waren, hätte Drusus auf seinem Rückzug von der Saale erneut den Versuch machen können die Cherusker von Osten her anzugreifen was ihn schon in Richtung Weser hätte ziehen lassen können. Plausibel erscheint der Forschung, dass ein Legat aus Xanten kommend mit zwei Legionen die Cherusker in die Zange nehmen sollte, sodass es immer seine Absicht war die Cherusker zu stellen, er sich aber mangels ihrer zunächst der Elbe zuwandte. Das zwei Jahre zuvor nach Arbalonem hinterlassene als stark ausgebaut erscheinende Fort gegen die Cherusker könnte für den Legaten 9 - als sicherer Zwischenrastplatz genutzt worden und für ihn zur Zielrichtung geworden sein. Dadurch konnten die Cherusker sich einer Schlacht gegen Drusus nicht nach Westen entziehen, sondern mussten nach Norden oder in den Harz ausweichen. Die logische Konsequenz basierend auf einem denkbaren Szenarium spricht aufgrund der kürzeren Distanz aus dem Raum Hildesheim unter Umgehung des Harzgebirges zweifellos für eine Zugroute mit dem Körper des Toten nach Süden auf Mainz zu statt zum Niederrhein. Aber was heute wahrscheinlich scheint muss es vor 2000 Jahren nicht gewesen sein und so gilt für vieles ein „Wenn und Aber“. Es lag Bewegung im Geschehen, Rom befand sich im Feindesland in dem sich der Gegner nur zurück gezogen hatte, man aber mit seinen Aktivitäten jederzeit zu rechnen hatte. Da der Zustand von Drusus die Möglichkeiten der Legionen einschränkte, man also unter Führungsschwäche litt, könnten damals auch militärische Überlegungen dazu geführt haben sich auf sichere Stützpunkte zurück ziehen zu wollen, sodass man sich in die Richtung des im Jahre 11 – errichteten Bollwerks „Arbalo“ orientierte. Wobei sie dies auch nicht unbedingt erreicht haben müssen, da Tiberius ihnen bereits entgegen gekommen sein könnte. Betrachtungen bei denen aber immer wieder die relative Nähe zum Eggekamm in den Focus rückt. Jene Rhein/Weser Wasserscheide die die Natur als Grenze vorgab und die in prähistorischen Zeiten Völker und Stämme trennte, so wie es in dieser Region zwischen Brukterer und Cherusker der Fall war. Die Dynamik des Imperiums begann sich in diesen Jahren ihrem Höhepunkt zu nähern, Rom war bereits allgegenwärtig präsent und die Geschichte um diese so beeindruckend geschilderte Verteidigungsanlage endete auch nicht schon im Jahr ihrer Erbauung. Nach dem Drusus 9 - starb übernahm Tiberius für zwei Jahre das Kommando am Rhein und trieb die Stämme die sich der Zwangsumsiedelung entziehen konnten nach Osten. Und während Angriffe unter seiner Herrschaft nach 9 – nicht überliefert sind war es erst wieder Ahenobarbus der Statthalter der Balkanprovinz Illyricum von dem man weiß, dass er zwischen 6 – und 1 + Feldzüge nach Germanien durchführte um römische Dominanz zu zeigen und dabei 3 – als erster römischer Befehlshaber die Elbe überschritt. Drei Jahre zwischen 9 – und 6 – in denen die Germanen das Lager „Arbalo“ sicherlich nicht pfleglich behandelten. Es ist aber auch nicht überliefert, dass die Germanen in diesen Jahren die Festung des Drusus aus dem Jahre 11 – erobert hätten, sodass auch Ahenobarbus sie zu seinen Zeiten doch noch als Ausgangslager genutzt haben könnte. In der Zeit hatte er die Befehlsgewalt inne und wirkte als Wegbereiter der später folgenden Varusexpedition. So ist es auch vorstellbar, das man bereits unter seiner Führung den Wegeausbau über die Egge, denn ihn gab es immer schon angegangen war. Seine umfänglichen Vorstöße, Maßnahmen und Erfolge könnten dazu geführt haben, dass sich die Germanen wieder zusammen schlossen und sich ihrer Wehrhaftigkeit aus Drususzeiten besinnen mussten was zum Ausbruch eines flächenbrandartigen Krieges im Jahr 1 + führte, den Paterculus „Immensum Bellum“ nannte. Ob das namenlose Kastell, nennen wir es wie üblich „Lager Arbalo“ auch den „Immensum Bellum“ unbeschadet überstanden hatte und verteidigungsfähig blieb um dann unter dem Namen „Aliso“ fort zu leben um dann noch für die Entkommenen der Varusschlacht aufnahmefähig zu sein ist fraglich aber nicht auszuschließen. Als sicher gilt jedoch, dass es Rom gelang innerhalb von 4 Jahren den germanischen Aufstand im Jahre 5 + niederzuschlagen. In diesem Zusammenhang gelang es nach Ahenobarbus auch Tiberius bis zur Elbe vorzustoßen. Germanien schien aus römischer Sicht um diese Zeit bis auf das Markomannenreich besiegt gewesen zu sein, sodass man es wagen konnte Marbod im Jahr 6 + anzugreifen, So sah man sich gut vorbereitet um vermutlich im Jahr 7 + auch Varus erstmals zu den Cheruskern zu entsenden um provinzielle Strukturen entstehen zu lassen. Insgesamt konnte sich das Imperium bis zum Jahr der Varusschlacht auf der Siegerstraße wähnen und das Lager Arbalo wirkte immer noch wie der Anker in der Brandung. Die Elbe war kein Fernziel mehr und in greifbare Nähe gerückt nachdem Drusus und auch Tiberius sie erreicht hatten und Ahenobarbus sie sogar überschritt. In Rom konnte man sich folglich den Fluss gut als neue Ostgrenze vorstellen, während man in der Weser nur ein Etappenziel sah. Dem Imperium könnte es auf dieser Basis gelungen sein, seine uneingeschränkte Dominanz im heutigen Ostwestfalen über die lange Zeit von 11 – bis 9 + aufrecht erhalten zu haben aber würde das auch bedeuten, dass dass Lager Arbalo die ganze Zeit bestand gehabt haben könnte. Der von Drusus 11 - hinterlassene Stützpunkt „Arbalo“ wird für seinen Sohn Germanicus von außerordentlich hoher symbolischer Bedeutung gewesen sein, da es sein Vater war der ihn aufbauen ließ und für ihn sicherlich bedeutsamer war als der Grabhügel den er für die Varusmannen aufschichtete. So könnte Germanicus dieses Lager oder vielleicht besser gesagt den einstigen Lagerstandort, falls es denn nicht mehr vorhanden gewesen sein sollte besonders gewürdigt haben und es immer wieder aufgesucht haben. Es klingt vielleicht nur so, als habe man dieses römische Kastell einst wie ein Dorn tief ins germanische Feindesland gebaut, so wie es auch die Überlieferung darstellt. Ein Lager für das erst im Zuge der Varusschlacht die Zeit gekommen war um es einzunehmen wenn es denn Aliso gewesen wäre. Bis es soweit war hätte es demnach existiert und könnte möglicherweise auch eine Schutzfunktion über die sich in ihrer Nähe befindlichen germanischen Ansiedlungen gehabt haben, denn auch in Germanenkreisen war man sich nicht immer wohl gesonnen und eine Garnison garantierte Sicherheit. Es wies vielleicht schon einen gewissen Bekanntheitsgrad über die Region hinaus auf, hatte später also nicht nur militärischen Charakter, sondern auch die profanen und urbanen Bedürfnisse der Menschen im Umfeld zu erfüllen. So könnte es sich über längere Zeit behauptet haben garantierte Stabilität und wurde zum gegenseitig respektierten Handelsstützpunkt und Warenumschlagplatz auf deren Basis man es akzeptierte, duldete und es vielleicht sogar schätzte. Man könnte sich also unter dem Lager Arbalo wie bereits in einem früheren Kapitel dargestellt das Lager Aliso, dass „Schwarzerlenkastell - Castra Aliso negro“ am gleichnamigen Ellerbach vorstellen, zumal es Cassius Dio als ein Lager an einem Fließgewässer namens Elison gelegen beschrieb aus dem das Wort Aliso spricht und sich auf den germanischen Ellerbaum beziehen ließe. Es ist auch oder immer die Gestalt und Formation einer geographisch greifbaren Landschaft die die Historiker zum Anlass nehmen, darin statt findende Siedlungsaktivitäten zu erkennen um sie dann einer Stammesstruktur zuordnen zu können. In der im wesentlichen tiefliegenden westfälischen Bucht das Siedlungsgebiet der Menschen zu erkennen die in den Bruchwäldern und auf den trockenen Anhöhen zwischen Moor und Sumpf ihren Lebensraum gefunden haben ließ es zu die Region den Bruchleuten, also den Brukterer zuzuschreiben. Jene Bewohner die gezwungen waren sich ihre Wohngebiete mit Brücken, Stegen, Holz- also Bohlenwegen erschließen und nutzbar machen zu müssen. Diese Überlegung schließt aus, dass sich diese Menschen auch in den höheren Lagen wie der Paderborner Hochebene ansiedelten und wenn ja, sich dort den Lebensraum mit anderen Kleinvölkern teilten und sich vermischten. Die römische Expansionswalze musste auch diese Landschaft durchqueren wenn sie ihre Macht nach Osten ausdehnen wollte. Während die Brukterer im westlichen Teil der Münsterländer Bucht zu einem rheinischen Menschenschlag tendierten folgte man in Ostwestfalen einer anderen Gesinnung. Ihre politischen Interessen in Nähe zum cheruskischen Grenzgebiet etwa im Raum Schwaney sollte man anders definieren. Der kleine Ort Schwaney liegt am östlichen Rand der Paderborner Hochebene etwa 12 km vom heutigen Stadtzentrum entfernt auf dem Eggekamm befindet sich in einer topographischen Übergangsregion und vielleicht im besagten Mischgebiet. Eine Zone die an verschiedenen Stellen Möglichkeiten für militärische Schutzanlagen bietet. Anhöhen auf denen sich mögliche Strukturen heute unter Wald verbergen, unter bebauten Flächen begraben liegen, oder durch eine Jahrhunderte währende Landwirtschaft glatt gezogen sind. Und so auffällig auch der nördlich von Schwaney befindliche lang gestreckte Höhenrücken des Limberges eines Grenzberges wie es sich etwa vom Wort Limes ableiten lässt ins Auge fällt, der sich nach drei Seiten gut verteidigen ließ da er relativ steil abfällt und sich wie ein Buckel gleich deutlich in der Landschaft abzeichnet, so konnte auch er seine Geschichte bislang nicht preisgeben da er sich einer wissenschaftlichen Untersuchung bislang entziehen konnte. Der nahe Ortsteil Buke trägt ihn abgeleitet von „bukkula“ ahd. Buckel wie Rücken oder Schildbuckel passenderweise noch im Namen. Rom baute seine Kastelle nicht da wo wir sie heute suchen möchten und oft verdankt man ihre Lage Zufallsfunden, Bauaktivitäten oder neuen Techniken. Aber in Kombination mit anderen Faktoren und Hinweisen lässt sich ein Suchhorizont eingrenzen. Der jüngste Fund eines römischen Siedlungsplatzes mitten in Paderborn ist beispielgebend für die römische Vorgehensweise und die Attraktivität der Region und konnte daher die Fachwelt auch nicht überraschen. Ähnlich verhält es sich beim Römerlager Wilkenburg, wo der alte Leineverlauf die Position verriet, da er ins Konzept passte. Gleiches gilt auch für die nach Norden gerichteten römischen Erschließungsachsen durch den Teutoburger Wald, sodass sich das Römerlager am Menkhauser Bach, dass auch erst 2017 entdeckt wurde ebenfalls in den klassischen Suchhorizont einfügte. Lag das Drususlager „Arbalo“ am prähistorischen Hellweg im Drehkreuzbereich von Schwaney wohin auch die Theorie eines Aliso abzielt, dann hielt sich Germanicus der Sohn des Drusus und Neffe von Tiberius auch schon im Jahre 15 + dort auf bevor er die Knochen der Varusarmee bestattete. Hier blickte Germanicus auf die verkohlten Ruinen von Aliso unter denen oder in der Nähe dessen, sich auch das Fort seines Vaters Drusus verborgen haben könnte. So wird es für ihn ein Vermächtnis gewesen sein in diesem Jahr dort für seinen Vater auch einen Altar zu errichten, den die Germanen nach seinem Rückzug 15 + zwar wieder zerstört hatten, den er aber 16 + wieder herrichtete. Dazu schrieb Tacitus in seinen Annalen 2, Kapitel 7, Absatz 2 und 3 für das Jahr 16 + „Den Grabhügel, der kurz vorher für die Legionen des Varus errichtet worden war und einen früher schon dem Drusus geweihten Altar hatten sie (die Germanen) gleichwohl bereits zerstört. Den Altar stellte er wieder her und hielt zu Ehren seines Vaters mit den Legionen – er selbst an ihrer Spitze – den feierlichen Waffenlauf ab. Den Grabhügel wieder aufzurichten fand er (Germanicus) nicht gut“. Altäre sind keine Triumphbögen und so wird man ihn zum Gedenken an Drusus und seine Leistungen auch erst nach dem Jahr 9 – geschaffen haben, dem Jahr in dem er verstarb. Das die Germanen nach der Varusschlacht sowohl den Hügel als auch den Altar zerstörten passt in die Zeit und klingt nachvollziehbar. Die Errichtung des Lagers nach der Schlacht bei Arbalonem war ein herausragendes, aber wohl eher ein aus der Not der voraus gegangenen Schlacht heraus geschaffenes Werk des verstorbenen Drusus. Aber auch Germanicus war ein Mann der Tat selbst wenn er nicht immer erfolgreich war, der nicht nur die Sitten brach in dem er 15 + obwohl Augur Hand an menschliche Gebeine legte, sondern sich auch bei dieser Gelegenheit wieder hervor tat. Dafür fehlte ihm aber jegliches Interesse daran, den für die Varuslegionen aufgeschichteten Grabhügel wieder instand zu setzen. Als er seine moralische Verpflichtung seinem Vater gegenüber erfüllt sah konnte er noch nicht ahnen, dass das für ihn viel versprechende Feldzugjahr 16 + im Desaster enden würde. Es gelang ihm kein durchgreifender Erfolg gegen die Germanen, eine verheerende Sturmflut dezimierte seine Armee und die Anweisung seines Onkels Tiberius der nun römischer Kaiser war alle weiteren Kampfhandlungen einstellen zu müssen bedeutete für ihn das Ende seiner militärischen Laufbahn. Im Frühjahr 16 + wusste er es noch nicht und auch seine Hoffnung erfüllte sich nicht, dass der Altar als Sinnbild seiner Macht die Zeiten überdauerte. In dem Glauben er könne für Rom die Schmach des Jahres 9 + tilgen und die einstigen Eroberungspläne wieder aufleben lassen schien seine Zuversicht unerschütterlich gewesen zu sein. In dieser Zeit in der er sich mit vielen Legionen im Rücken siegessicher wähnte hätte er auch den Grabhügel restaurieren können, aber er unterließ es. Möglich, dass ihn das Versagen einer Armee samt Feldherrn derart verbitterte der sich nicht gegen die im Höchstmaß verräterisch verhaltenen Cherusker hatte durchsetzen können und ihn damit indirekt zwang den Erinnerungskult an das Geschehene aufzugeben. Und wie weit oder wie nahe Germanicus im Frühjahr 16 + dem Grabhügel stand, den er noch im Jahre 15 + aufzutürmen mithalf steht natürlich wieder im direkten Zusammenhang mit dem Ort der Varusschlacht. Um ihn zu erreichen musste er den bewaldeten Höhenrücken des Eggegebirges in Längsrichtung überquert haben, den Plinius „Arbalonem“ genannt haben könnte.
Richtet man zum Abschluss noch mal den Blick zurück auf den Feldzug des Jahres 11 – auf das was auf die Schlacht bei Arbalonem folgte und wo sich eine Verbindung zu Aliso aufbauen ließe, dann kann man auch zu einer anderen Auffassung der Ereignisse kommen. So wird berichtet, dass Drusus in diesem Jahr zunächst die Lippe überbrückte und dann durch das Land der Sugambrer und Cherusker an die Weser weiter zog. Eine interessante Information der sich entnehmen lässt, dass die Stammesgebiete der Cherusker schon vor der Weser begannen und aus der die Siedlungsforschung ableitet, dass damals schon der Nethegau Cheruskerland war. So wird deutlich, dass der Eggekamm die Grenze gebildet haben könnte und man die Egge mit der Stirn gleichsetzen kann. Unbenommen der Vermutung heutiger Historiker das Drusus mit drei Legionen Xanten oder Nimwegen verlassen haben könnte, da sein Lager Oberaden Platz für max. drei Legionen plus Hilfskräfte bot, stellt sich die Frage aus wieviel Legionären seine Armee tatsächlich bestand um seine Kampfkraft und die seiner Gegner einschätzen zu können. Mit seinem Feldzug wollte er es den Stämmen heimzahlen, die sich ihm ein Jahr zuvor wenn auch vergeblich gegen ihn gestellt hatten, wobei die aufständischen Sueben in den Annalen zum Jahr 11 - keine Erwähnung mehr fanden. So soll er die Usipeter unterworfen und das Land der Sugambrer verwüstet haben und die Tenkterer unterwarfen sich ihm ebenfalls. Es sind nicht nur Darstellungen denen sich nicht entnehmen lässt, ob damit für Drusus ernsthafte Kämpfe verbunden waren, so dass er möglicherweise ohne nennenswerte Verluste die Wohngebiete der Cherusker erreicht haben könnte. Es sind auch Berichte die sich immer wieder ähneln. Entweder unterwarfen sich die Stämme oder man traf die Kriegerscharen nicht an und griff zum Mittel der Verwüstung worunter man u.a. die Brandschatzung diverser Ansiedlungen verstehen darf. Eine Methodik der Germanen die immer wieder deutlich wird, denn römische Feldzüge kamen und gingen und man hatte gelernt damit umzugehen. Die Bewohner flüchteten in den Wald bis die Soldateska weiter gezogen war, während die Krieger die Lage sondierten, sich zurück zogen oder auf einen geeigneten Moment warteten. Aber was geschah in diesem Jahr an der Weser und warum trat Drusus den Rückzug an. Cassius Dio schrieb dazu diverse Erklärungen nieder. Mal war es das ungute Zeichen eines Bienenschwarms, dann die Nähe zum Winter die am wahren Grund zweifeln lässt und letztlich soll es am Mangel an Vorräten gelegen haben, sodass er davon davon ab sah die Weser zu überschreiten um die Cherusker anzugreifen. Er wird wie zuvor bei den Sugambrern den Kampf gesucht haben aber ihre möglichen Ausweichmanöver ließen ihn ins Leere laufen denn das Argument sich Angesichts römischer Bedrohung mit den Chatten zu beschäftigen klingt brüchig. Die Cherusker waren kampfbereit diktierten ihm aber Ort und Zeitpunkt, wollten ihn in die Tiefe des Landes ködern und die Weser im Rücken zu haben war für Drusus ungünstig. Er erkannte seine missliche Lage, folgte ihnen nicht und mied somit die Konfrontation. Es besteht kein Zweifel daran, dass es zu einer Schlacht mit den Cheruskern kam, sie geschah jedoch erst auf dem Rückweg der Legionen zum Rhein, als man sich bereits von der Weser entfernt hatte. So haben wir es hier mit einem Drusus zu tun der zwar nach Vergeltung strebte, dem es aber nicht gelang die Cherusker nach seinen Bedingungen in die Schlacht zu ziehen. So drehte er vor dem Zusammentreffen um, sodass ihm der letzte Stamm entging. So klingt es nicht so, als ob seine Entscheidung ein taktischer Rückzug gewesen war und er konnte auch nicht ahnen, dass ihn die Cherusker auf dem Rückzug angreifen würden. Sie hingegen könnten aufgrund seines Verhaltens perplex gewesen sein und die Kampfeswilligen unter ihnen erkannten ihre Chance ihm in den Rücken fallen zu können. Man witterte förmlich seine Schwäche und forderte Drusus auf diese Weise heraus. So begleiteten sie ihn, entschieden über die Örtlichkeit und es entwickelte sich die Schlacht von Arbalo. Aber wie kämpft man gegen einen Gegner der sich bereits auf dem Rückzug befand, der zwar nicht flüchtete, der aber andererseits auch keinen keinen Kampfeswillen mehr zeigte. Kann man daraus schließen, dass es Teile der Cherusker gab die es vielleicht gar nicht mehr für nötig hielten diesem Feind der bereits im Abzug begriffen war noch nachstellen zu wollen, das eigene Leben zu gefährden und sich mit ihm noch ein aus ihrer Sicht überflüssiges Gefecht zu liefern. Was die antike Geschichtsschreibung als einen glücklichen Sieg bezeichnet wäre demnach nichts anderes gewesen, als einem möglicherweise nur halbherzig kämpfenden germanischen Gegner entkommen zu sein, der mit dem Status quo gut leben konnte. Für beide Seiten verlustfrei wird diese an den Osthängen der Egge ausgetragene Schlacht trotzdem nicht verlaufen sein. Drusus konnte danach seinen Rückmarsch zum Rhein, so als ob nichts gewesen wäre nicht wie geplant fortsetzen und musste seinen Legionären nach dem er sich vom Feind abgesetzt hatte eine Ruhe gönnen. Zu diesem Zweck wurde ein Lager errichtet, dass nichts anderes war als ein Standardmarschlager in üblicher Bauweise, und da er es zwangläufig unmittelbar nach der Schlacht errichtete durfte man es verständlicherweise auch als das Lager vor der Stirn der Feinde bezeichnen. Ein Lager eigentlich ohne große historische Bedeutung und wie alle derartigen Lagerstätten nicht auf dauerhafte Nutzung ausgelegt, das zunächst der Versorgung der Verletzten diente, das man aber so schnell wie möglich wieder verlassen wollte um den Weitermarsch an den Rhein fortsetzen zu können. Ein Lager in das die römische Geschichtsschreibung den Hauch von Trotz legte um allem den Anstrich eines Sieges statt einer verkappten Niederlage zu verleihen. So könnte man die Schlacht bei Arbalo auch als das klägliche Endresultat eines hoffnungsvoll aber fehl geplanten Feldzuges bezeichnen der letztlich eine Pattsituation hinterließ. Auch seine Versuche die Cherusker in den folgenden Jahren 10 – und 9 – doch noch zu besiegen verliefen erfolglos, da sie sich beide Male kampflos entzogen und Drusus in den leeren Raum stoßen ließen. So erkannte Tiberius schon früh wie problematisch es ist, dieses Volk dem immer wieder die Weite des Hinterlandes in die Karten spielte ins Imperium einzugliedern. Nach dieser Theorie darf man als Fazit ziehen, dass die Schlacht bei Arbalo historisch betrachtet überwertet wurde. Eines von vielen Marschlagern, das dann weit ab vom Machtgebiet des Imperiums am Rhein den Germanen schutzlos ausgeliefert gewesen wäre und das zum Verfall verurteilt war. Dies schließt aber nicht aus, dass Drusus mit diesem von ihm aus strategischer Sicht gut gewählten Ort nicht doch den Grundstein für das spätere Lager Aliso gelegt haben könnte. Ob er nun über Altenbeken oder von Schmechten kommend die Egge erklomm, er gelangte aus beiden Richtungen auf den bedeutsamen Hellweg der von Schwaney aus in die Paderborner Niederung führte und wo sein Marschlager gestanden haben könnte. Es war damit ein denkwürdiger Ort geschaffen dem sich auch sein Bruder Tiberius verbunden sah und der für seinen Sohn Germanicus erst recht zum Vermächtnis wurde. So spricht vieles für die Identität der beiden Lager wenn auch nicht am gleichen Platz, so aber doch in Sichtweite zueinander. (03.05.2024)
Richtet man zum Abschluss noch mal den Blick zurück auf den Feldzug des Jahres 11 – auf das was auf die Schlacht bei Arbalonem folgte und wo sich eine Verbindung zu Aliso aufbauen ließe, dann kann man auch zu einer anderen Auffassung der Ereignisse kommen. So wird berichtet, dass Drusus in diesem Jahr zunächst die Lippe überbrückte und dann durch das Land der Sugambrer und Cherusker an die Weser weiter zog. Eine interessante Information der sich entnehmen lässt, dass die Stammesgebiete der Cherusker schon vor der Weser begannen und aus der die Siedlungsforschung ableitet, dass damals schon der Nethegau Cheruskerland war. So wird deutlich, dass der Eggekamm die Grenze gebildet haben könnte und man die Egge mit der Stirn gleichsetzen kann. Unbenommen der Vermutung heutiger Historiker das Drusus mit drei Legionen Xanten oder Nimwegen verlassen haben könnte, da sein Lager Oberaden Platz für max. drei Legionen plus Hilfskräfte bot, stellt sich die Frage aus wieviel Legionären seine Armee tatsächlich bestand um seine Kampfkraft und die seiner Gegner einschätzen zu können. Mit seinem Feldzug wollte er es den Stämmen heimzahlen, die sich ihm ein Jahr zuvor wenn auch vergeblich gegen ihn gestellt hatten, wobei die aufständischen Sueben in den Annalen zum Jahr 11 - keine Erwähnung mehr fanden. So soll er die Usipeter unterworfen und das Land der Sugambrer verwüstet haben und die Tenkterer unterwarfen sich ihm ebenfalls. Es sind nicht nur Darstellungen denen sich nicht entnehmen lässt, ob damit für Drusus ernsthafte Kämpfe verbunden waren, so dass er möglicherweise ohne nennenswerte Verluste die Wohngebiete der Cherusker erreicht haben könnte. Es sind auch Berichte die sich immer wieder ähneln. Entweder unterwarfen sich die Stämme oder man traf die Kriegerscharen nicht an und griff zum Mittel der Verwüstung worunter man u.a. die Brandschatzung diverser Ansiedlungen verstehen darf. Eine Methodik der Germanen die immer wieder deutlich wird, denn römische Feldzüge kamen und gingen und man hatte gelernt damit umzugehen. Die Bewohner flüchteten in den Wald bis die Soldateska weiter gezogen war, während die Krieger die Lage sondierten, sich zurück zogen oder auf einen geeigneten Moment warteten. Aber was geschah in diesem Jahr an der Weser und warum trat Drusus den Rückzug an. Cassius Dio schrieb dazu diverse Erklärungen nieder. Mal war es das ungute Zeichen eines Bienenschwarms, dann die Nähe zum Winter die am wahren Grund zweifeln lässt und letztlich soll es am Mangel an Vorräten gelegen haben, sodass er davon davon ab sah die Weser zu überschreiten um die Cherusker anzugreifen. Er wird wie zuvor bei den Sugambrern den Kampf gesucht haben aber ihre möglichen Ausweichmanöver ließen ihn ins Leere laufen denn das Argument sich Angesichts römischer Bedrohung mit den Chatten zu beschäftigen klingt brüchig. Die Cherusker waren kampfbereit diktierten ihm aber Ort und Zeitpunkt, wollten ihn in die Tiefe des Landes ködern und die Weser im Rücken zu haben war für Drusus ungünstig. Er erkannte seine missliche Lage, folgte ihnen nicht und mied somit die Konfrontation. Es besteht kein Zweifel daran, dass es zu einer Schlacht mit den Cheruskern kam, sie geschah jedoch erst auf dem Rückweg der Legionen zum Rhein, als man sich bereits von der Weser entfernt hatte. So haben wir es hier mit einem Drusus zu tun der zwar nach Vergeltung strebte, dem es aber nicht gelang die Cherusker nach seinen Bedingungen in die Schlacht zu ziehen. So drehte er vor dem Zusammentreffen um, sodass ihm der letzte Stamm entging. So klingt es nicht so, als ob seine Entscheidung ein taktischer Rückzug gewesen war und er konnte auch nicht ahnen, dass ihn die Cherusker auf dem Rückzug angreifen würden. Sie hingegen könnten aufgrund seines Verhaltens perplex gewesen sein und die Kampfeswilligen unter ihnen erkannten ihre Chance ihm in den Rücken fallen zu können. Man witterte förmlich seine Schwäche und forderte Drusus auf diese Weise heraus. So begleiteten sie ihn, entschieden über die Örtlichkeit und es entwickelte sich die Schlacht von Arbalo. Aber wie kämpft man gegen einen Gegner der sich bereits auf dem Rückzug befand, der zwar nicht flüchtete, der aber andererseits auch keinen keinen Kampfeswillen mehr zeigte. Kann man daraus schließen, dass es Teile der Cherusker gab die es vielleicht gar nicht mehr für nötig hielten diesem Feind der bereits im Abzug begriffen war noch nachstellen zu wollen, das eigene Leben zu gefährden und sich mit ihm noch ein aus ihrer Sicht überflüssiges Gefecht zu liefern. Was die antike Geschichtsschreibung als einen glücklichen Sieg bezeichnet wäre demnach nichts anderes gewesen, als einem möglicherweise nur halbherzig kämpfenden germanischen Gegner entkommen zu sein, der mit dem Status quo gut leben konnte. Für beide Seiten verlustfrei wird diese an den Osthängen der Egge ausgetragene Schlacht trotzdem nicht verlaufen sein. Drusus konnte danach seinen Rückmarsch zum Rhein, so als ob nichts gewesen wäre nicht wie geplant fortsetzen und musste seinen Legionären nach dem er sich vom Feind abgesetzt hatte eine Ruhe gönnen. Zu diesem Zweck wurde ein Lager errichtet, dass nichts anderes war als ein Standardmarschlager in üblicher Bauweise, und da er es zwangläufig unmittelbar nach der Schlacht errichtete durfte man es verständlicherweise auch als das Lager vor der Stirn der Feinde bezeichnen. Ein Lager eigentlich ohne große historische Bedeutung und wie alle derartigen Lagerstätten nicht auf dauerhafte Nutzung ausgelegt, das zunächst der Versorgung der Verletzten diente, das man aber so schnell wie möglich wieder verlassen wollte um den Weitermarsch an den Rhein fortsetzen zu können. Ein Lager in das die römische Geschichtsschreibung den Hauch von Trotz legte um allem den Anstrich eines Sieges statt einer verkappten Niederlage zu verleihen. So könnte man die Schlacht bei Arbalo auch als das klägliche Endresultat eines hoffnungsvoll aber fehl geplanten Feldzuges bezeichnen der letztlich eine Pattsituation hinterließ. Auch seine Versuche die Cherusker in den folgenden Jahren 10 – und 9 – doch noch zu besiegen verliefen erfolglos, da sie sich beide Male kampflos entzogen und Drusus in den leeren Raum stoßen ließen. So erkannte Tiberius schon früh wie problematisch es ist, dieses Volk dem immer wieder die Weite des Hinterlandes in die Karten spielte ins Imperium einzugliedern. Nach dieser Theorie darf man als Fazit ziehen, dass die Schlacht bei Arbalo historisch betrachtet überwertet wurde. Eines von vielen Marschlagern, das dann weit ab vom Machtgebiet des Imperiums am Rhein den Germanen schutzlos ausgeliefert gewesen wäre und das zum Verfall verurteilt war. Dies schließt aber nicht aus, dass Drusus mit diesem von ihm aus strategischer Sicht gut gewählten Ort nicht doch den Grundstein für das spätere Lager Aliso gelegt haben könnte. Ob er nun über Altenbeken oder von Schmechten kommend die Egge erklomm, er gelangte aus beiden Richtungen auf den bedeutsamen Hellweg der von Schwaney aus in die Paderborner Niederung führte und wo sein Marschlager gestanden haben könnte. Es war damit ein denkwürdiger Ort geschaffen dem sich auch sein Bruder Tiberius verbunden sah und der für seinen Sohn Germanicus erst recht zum Vermächtnis wurde. So spricht vieles für die Identität der beiden Lager wenn auch nicht am gleichen Platz, so aber doch in Sichtweite zueinander. (03.05.2024)
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Dienstag, 16. April 2024
War es ein Sperrwerk aus Varuszeiten im vermeintlichen „Teutoburgiensi saltu“ ?
ulrich leyhe, 10:59h
Gleich zwei Spekulationen in einer Überschrift miteinander zu verbinden stößt zweifellos an die Grenzen unseres Vorstellungsvermögens. Da sich aber nicht nur die zahlreichen Indizien, sondern auch die historischen Hohlwege etwa einen Kilometer südwestlich von Borlinghausen bündeln ist keine phantastische Vision mehr damit verbunden sich dort auch den „teutoburgiensi saltu“ vorstellen zu können. In diesem Abschnitt des Eggewaldes verbirgt sich ein Sperrwerk, dass den Eindruck erweckt, es könne sich dabei um eine frühgeschichtliche Wallanlage handeln. Ein von Menschenhand geschaffenes Bauwerk, dass man der Topographie also dem Gelände anpasste in dem man es in die steile Hangkante grub. ( Eine Darstellung dieser Anlage mit näherer Beschreibung ist dem voraus gehenden Abschnitt zu entnehmen.) Die Hanglage erschwerte den Bau von Forstwirtschaftswegen, sodass man sie nicht zerstörte oder geschnitten hätte und da erfreulicherweise auf jegliche Ausschilderung verzichtet wurde ist zum Auffinden etwas Spürsinn gefragt. Aber vor allem anderen steht die Frage nach dem Urheber und so darf man natürlich auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, das es die Cherusker oder die mit ihnen verbündeten Stämme waren die die Schanzarbeiten ausführten. Der Wall sperrte einen überregionalen Passweg der auch der römischen Besatzungsmacht nicht fremd war. Eine Verbindung in die westfälische Bucht die die Cherusker Varus nach der Niederschlagung des von ihnen erdachten fiktiven Aufstandes als Rückweg zur Lippe als unproblematisch und befahrbar beschrieben hatten. Darin, dass die Legionen diesen Aufstieg nicht mehr erreichten da ihr gros letztlich vor dem Saltus am 3. Marschtag endgültig aufgerieben wurde, liegt die Ironie der Varusschlacht. Letztlich bestanden aus Passweg und Aufruhr die Lockmittel mit denen man Varus in diese Region köderte in der Germanicus sechs Jahre später die Knochen der Legionen bestattete. Den Tacitus Annalen lässt sich entnehmen, dass mit Ausnahme von Zweikämpfen im Zusammenhang mit den Fluchtgefechten im Saltus selbst keine Schlachten mehr statt fanden. Die Faszination die von diesem historischen Schluchtenweg ausgeht, der einst für die Legionen das rettende Fernziel dargestellt haben könnte, macht ihn für die Schlachtenrekonstruktion interessant. Dieser Weg ist einer der ganz wenigen karrentauglichen der schon in frühester Zeit über die Egge führte. Er nennt sich heute Burg - oder Bördenweg und ist die östliche Verlängerung des Herßweges der seit Menschengedenken die bequemste und kürzeste Verbindung darstellt, wenn man aus einem östlichen Fächer zwischen dem Weserknie bei Herstelle oder Borgentreich/Trendelburg kommend entweder ins Sintfeld, nach Paderborn, an die obere Lippe oder noch weiter wollte. Wer damals und auch noch lange danach die Absicht hatte den 40 km langen Eggeosthang zwischen Diemel und Horn andernorts mit Karren zu überqueren, der musste auf den nächsten „saltu“ in nördlicher Richtung ausweichen und den Hellweg von Schmechten nach Schwaney nutzen während der südlich davon gelegene serpentinenreiche aber ebenfalls karrentaugliche Anstieg durch das Schwarzbachtal nur Sinn macht, wenn man aus Richtung Scherfede, Warburg oder Wrexen kommend nach Kleinenberg wollte. Schon immer von überregionaler Bedeutung war der Saltusabstieg westlich von Borlinghausen insofern, als dass er auch ein Teilstück des Haarweges bildet und die Rhein/Ruhrregion längst dem Südrand der westfälischen Bucht mit Ostwestfalen und Nordhessen verband. Auf ihn traf als Abzweig der Thüringer Weg der den westfälischen Hellweg bei Soest verließ und ebenfalls durch den Saltus in Richtung der Warburger Börde führte. Benutzt man die beliebten Worte „immer schon“ dann bedeutet es in diesem Fall, dass man ihn schon seit dem Ende der Weichsel Kaltzeit vor etwa 12.000 Jahren beging als er noch durch Tundren ähnliche Strukturen verlief und mehr von ziehenden Tierherden, als von Menschen begangen wurde die ihnen nachstellten. Seine Besonderheiten verbergen sich im Unterholz des dichten Eggewaldes und lassen sich nur zu Fuß oder mit Hilfe der Bodenradarmethode auf Basis der Geodaten des Landes NRW aufspüren. In der Draufsicht wird ein umfängliches Bündel ältester Hohlwege erkennbar, dass den Wanderer schon beim östlichen Einstieg in das Waldgebiet der Egge empfängt und verrät wie intensiv er in früheren Zeiten frequentiert wurde. Erkennbar daran, dass es immer wieder nötig war anstelle der ausgewaschenen und ausgefahrenen Fahrspuren neue Parallelstrecken anzulegen um die Steilbereiche bewältigen zu können. Die nahezu unkenntlichen Reste einer einstigen Befestigungsanlage am oberen Ausgang des Hohlwegebündels unmittelbar am Eggehöhenweg gelegen deuten auf den strategischen Wert dieses geschichtlichen Verkehrsknotenpunktes hin. Die geeignete Lage spricht dafür, dass sich hier seit jeher ein Kontrollposten, gleich wie er beschaffen also ausgebaut war befunden haben dürfte. Eine weitere Auffälligkeit am Aufstieg ist die besagte Wallanlage die man etwa 160 m unterhalb dieser „Alteburg“ genannten Ruine in den Hang gegraben hatte. Eine Schanze, die sich in Distanz zur alten Burg befindet, sie also nicht komplett umwallte, sodass man sie nicht erbaut hat um damit die Burganlage zu schützen. Der Erddamm der Wallanlage wurde folglich nicht ringförmig um die Kuppe der „Alte Burg“ gelegt sondern verläuft gradlinig, sodass man ihn eindeutig als Wegesperre bezeichnen darf. Während auch seine Funktion unstrittig ist, so bleibt im tieferen Kern doch die Bedeutung bzw. der Grund für den Bau dieses Sperrwerks ungeklärt. In jedem Fall handelt es sich um eine Verteidigungsanlage mit der man einen unerwünschten und unkontrollierten Aufstieg verhindern wollte wobei man aber aufgrund seiner Dimension und Beschaffenheit seine Effektivität infrage stellen muss, da er sich letztlich doch an seinem südlichen und nördlichen Ende wenn auch beschwerlich umgehen lässt. Einer Chronik ist zu entnehmen, dass man diesem Überlandweg der einst durch den Saltus führte 1451 als es opportun wurde die Antike zu idealisieren außer dem Namen Hersewech, den man später Herßweg nannte auch noch den Namen „antiqua via“ gegeben hatte. In der Renaissance war den Humanisten bekannt, dass die Antike die römische Epoche umfasste und keine Bezeichnung war die man dem voraus gegangenen Mittelalter gab, er also für sie bereits älteren Ursprungs war. Eine Information die nicht verwundert, da sie zwar das hohe Alter dieser Wegeverbindung bestätigt uns aber immer noch die Bauzeit der Sperranlage verschweigt. Aufgrund der historisch viel versprechenden Ausrichtung und Lage weckte die Wallanlage schon 1901 das Interesse der Forschung und im 20. Jhdt. fanden auch archäologische Untersuchungen an ihr statt die allerdings zu keinem datierfähigen Ergebnis kamen, sodass das Alter dieser Wallanlage ungeklärt blieb In einem wissenschaftlichen Beitrag wurden unter dem Titel „Burg und Wegesperre im Eggegebirge bei Warburg - Borlinghausen“ im Jahr 1997 die Erkenntnisse zusammen gefasst und veröffentlicht. Auch im Zuge dieser Forschungsarbeiten konnten keine belastbaren Funde erbracht werden und so ließ sich auch nicht nachweisen, ob das Sperrwerk zeitlich mit der Burg in Verbindung gebracht werden kann oder früher entstand. Der Wallkörper einschließlich des westlich vorgelagerten Aushubgrabens wurde über die Jahre von den natürlichen Einflüssen und Zerfallsprozessen in Mitleidenschaft gezogen weist jedoch noch eine Breite von rund achtzehn Metern auf wobei Messungen ergaben, dass die Wallkrone 1997 trotz Erosion immer noch etwa 4,50 m oberhalb der Sohle des Grabens lag. Unter Zuhilfenahme des Lidar Bodenradars lässt sich erkennen, dass man hier eine im fortifikatorischen Sinne vorhandene günstige Gelegenheit nicht in voller Breite genutzt hat, nämlich zwei der „Alte Burg“ vorgelagerte Quellaustritte auch Siepen genannt mittels dieser Wallanlage miteinander zu verbinden. Siepen wie sie den Eggeosthang vielerorts prägen und den Aufstieg zusätzlich erschweren. Zwischen den Siepen befindet sich eine etwa 250 Meter breite buckelartige Anhöhe über die drei Hohlwege auf trockenem Boden dem Eggekamm zustreben. Die beiden nördlichen Hohlwege dürften jüngeren Datums sein. Man kann es damit begründen, dass etwa durch die Eisentransporte das Gewicht der Wagenladungen in neuerer Zeit zugenommen hat. So wurde, damit sich das Gefälle besser überwinden ließ eine umfängliche nach Norden ausschweifende Kehre angelegt um die Aufstiegsstrecke zu verlängern, während man bei der Abfahrt darauf verzichten konnte. Da bereits der mittlere und südliche Hohlweg existierte stand dafür nur genügend Raum im Norden zur Verfügung. Hinzu kommt, dass beide einen deutlich besserer Ausbauzustand aufweisen, als die übrigen Hohlwege. Der mittlere Hohlweg hingegen ist durch Grenzsteine gekennzeichnet auf denen sich einerseits der Paderborner Bischofsstab und andererseits das Symbol der Spiegelritter befindet, was hinweisgebend dafür ist, dass man diesen Hohlweg für die mittelalterliche Grenzziehung nutzte und man ihn daher dieser Epoche zuweisen darf. Der südliche Hohlweg erweist sich als der Älteste der drei Hohlwege. Begründen lässt es sich mit den an ihn heran reichenden Verteidigungsanlagen in Form zweier Wallgrabenstrukturen. Der Weg durchschneidet sie und wirkt daher wie ein Durchlass. Und während sich ein Aufstieg durch die je nach Wetterlage knöcheltief versumpften Siepen als äußerst beschwerlich erweist, waren Freund und Feind gezwungen den von der Natur vorgegebenen trockenen Bereich zwischen den Siepen zum Anstieg zu nutzen, wodurch sie unvermeidlich in das Wallgrabensystem gelenkt wurden. So ließen sich bei genügend Kämpfern auf der Wallkrone auch jene Angreifer abwehren die an dieser Stelle den Eggekamm erreichen wollten. Die südliche Wallanlage gibt noch Rätsel auf. Sie erstreckt sich zwar ab dem Wegedurchlass rund 100 Meter nach Süden wo sie an besagtem südlichen Siepen endet, aber ab dem Durchlass nur etwa 30 Meter nach Norden, wo sie nicht bis an den nördlichen Siepen heran reicht, sondern am mittelalterlichen Hohlweg endet der jüngeren Datums ist, also in der Zeit als man den Wall anschüttete noch nicht existiert haben könnte. Die Auswaschungsprozesse von Hohlwegen ziehen sich über lange Zeiträume hin und hängen von der Intensität der Nutzung ab. Das aber über die gesamte Breite von rund 250 Metern nur drei Hohlwege erkennen kann, man diese Zone aber über Jahrtausende zum Auf – und Abstieg nutzte macht deutlich, dass jeder Hohlweg über einen sehr langen Zeitraum begangen wurde. Eine vage Datierung könnte dazu führen, dass der südliche Hohlweg die prähistorische Variante ist und bis ins frühe Mittelalter genutzt wurde, während man die mittlere bis in die frühe Neuzeit beging. Danach verstärkten sich die Warenströme und es folgte als letzte die nördliche Bündelung. Der Aufwand die Wallanlage vom südlichen bis zum nördlichen Siepen komplett herzustellen schien zu umfänglich gewesen sein, sodass man nur um den südlichen Hohlweg eine Waldgraben sperre errichtete die aber nach Norden hin schon verkürzt ausfiel. Zwei ovale im Abstand voneinander befindliche Vertiefungen von elf bzw. fünfzehn Meter Länge die den nördlichen also neuzeitlichen Hohlweg in die Mitte nehmen standen nicht mit der Wallanlage am südlichen Hohlweg in Verbindung. Sie erwecken den Eindruck als hätten sie der Beobachtung gedient, hatten die Funktion von Verteidigungsnestern und waren nur Ersatz für eine umfänglichere Wallanlage. Da sich Graben und Wall keine bauliche „Akkuratesse“ entnehmen lässt und die nördlich an den südlichen Hohlweg angrenzende Wallanlage kürzer ist als die auf der Südseite musste die Anlage auf die Archäologie wie ein relativ schnell errichtetes, hastiges und unfertiges Bauwerk wirken, so als habe man sie unter Zeitdruck ausgeführt und es habe keine langfristige Planung dahinter gestanden. Aus diesem Kontext schloss die Archäologie, dass die Anlage nur eine kurzfristige Funktion zu erfüllen hatte. Versucht man man den strategischen Wert dieser Wallanlage die sich vom südlichen Hohlweg etwa 108 m bis zum südlichen Siepen erstreckt zu rekonstruieren um auf diese Weise Gründe für seine Errichtung zu finden steht man mangels belastbarer Funde beginnend mit der prähistorischen Epoche bis ins Mittelalter vor der gesamten Bannbreite unseres Vorstellungsvermögens und keltische Schutzanlagen kommen ebenso infrage wie sächsische oder slawische Abwehrmaßnahmen. Ob es möglich ist sich über den Grad der Erosion die Bauzeit zu erschließen dürfte problematisch sein. Aber eine derart archaische Maßnahme von insgesamt 138 m Länge, 108 m südlich und 30 m nördlich des Hohlweges, für die man umfängliche Erdbewegungen durchführte und dies weit außerhalb von dörflichen Ansiedlungen tat, die es hier nicht zu schützen gab, stößt immer auf Interesse. Feinde griffen zu allen Zeiten an und Verteidiger hatten sich zu verteidigen, aber im Saltus liegen die Verhältnisse anders denn hier hat man es nicht mit einer raumgreifenden lang gezogenen Landwehr zu tun, sodass sich zunächst die Frage stellt, ob man den Reisenden nur am Weitermarsch hindern und ihn zur Umkehr bewegen wollte, oder man einem Gegner mit Waffengewalt abwehren musste. Hatte man also das Potenzial einen Gegner zu vernichten oder wollte man ihm nur die Aussichtslosigkeit seines Ansinnens signalisieren. So hat man sich im Zusammenhang mit der jeweiligen epochalen Bedrohungslage auch die Frage zu stellen, was der Gegner bezweckte. Im dichten Eggewald ließ sich keine Feldschlacht austragen. Umfang und Lage des Bauwerks deuten aber darauf hin, dass man nur regional dachte und möglicherweise nur verhindern wollte, dass eine feindliche Streitmacht das Sintfeld oder die unmittelbar umliegenden Regionen auf bequeme Weise heim suchen konnte. In diesem Fall wäre die Sperranlage von der Dimension her ungeeignet gewesen, denn dafür war sie zu kurz. Mögliche Angreifer hätten gefahrloser den Anstieg vom Diemeltal aus bewerkstelligen können oder hätten die Wallanlagen kurzerhand auf schmalen Pfaden umgangen. Hätten es die Eggeverteidiger mit einer größeren Armee zu tun bekommen, wäre für diese auch die schmale Schanze kein Hindernis gewesen und die Verteidiger hätten die Flucht ergreifen müssen. Feindliche Kundschafter gleich ob man sie von größeren oder kleineren Kontingenten aussandte hätten frühzeitig die Gefahr erkannt und eine Strategie entwickelt wie oder ob man die Wallverteidiger angreifen könnte bzw. ihnen besser auswich. So ließen sich nur kleinere Horden damit abschrecken und zerstreuen, aber jeder Feind gleich wie zahlreich er war und das Sintfeld um jeden Preis erreichen wollte wird sich um einen gefahrlosen Aufstieg bemüht haben, selbst wenn er dafür einen Umweg hätte machen müssen. Möglicherweise hatte der Wall auch nie Kampfhandlungen erlebt und man hatte ihn nur als Vorsichtsmaßnahme angelegt. Im günstigsten Fall sollte dem Feind den man erwartete der Aufstieg unmöglich gemacht werden, er also vor dem Wall abgewehrt und besiegt werden. Sie könnten aber auch einen Feind erwartet haben der gezwungen war nur diesen einen Aufstieg nutzen zu müssen, da er keine andere Alternative sah. Ein Feind, der sich keine Umwege mehr leisten oder sich zumuten konnte und wollte, da ihm die Kräfte fehlten und er konnte auch keine Kundschafter aussenden, da er keine hatte. Ein Feind der sich auf der Flucht befand, der sich nicht auskannte, aus kräftezehrender ungünstiger Position nach oben vorstieß und hier auf ein unerwartetes Abwehrbauwerk traf, dem er nicht ausweichen konnte und zudem auf einen Verteidiger stieß, der vorbereitet war. Dies würde dann darauf hinauslaufen, dass man sich in der Wallanlage ein Bauwerk vorstellen darf, dass sich mit der Varusschlacht in Verbindung bringen ließe. Es ist nicht mehr als eine Theorie solange man nicht unter dem hangseitig abgerutschten Wall römische Militaria findet womit sich der Verdacht erhärten ließe. War dies der Grund für die Schanzarbeiten, dann war es eine Vorkehrungsmaßnahme mit Weitblick. Dann wusste man in Cheruskerkreisen nicht wie sich die Schlacht entwickeln und wie sie enden würde und konnte nicht ausschließen, dass es Varus mit seinen Legionären gelingen könnte doch noch bis zur Eggehöhe vorzustoßen. Darauf, dass es zumindest einer geschafft haben könnte weist auf den Legionär hin der noch bis Haaren kam, bevor ihn dort die Kräfte verließen, er samt Wehrgehänge im Sumpf stecken blieb, den kein Germane entdeckte und sein Goldadler erst 1706 gefunden werden konnte. Hält man es für möglich, dann hatte der Wall eine Sperr - und Auffangfunktion zu erfüllen und die Germanen hatten die Absicht, den römischen Feind in Gänze zu vernichten und ihm hier jegliche Fluchtmöglichkeiten nehmen wollten und das auch um keine Hilfe herbei rufen zu können. Durch alle Hierarchien und Grade sollte keiner von ihnen lebend den Nethegau verlassen können. Die Position der Anlage zwischen den im Wald verborgen liegenden vernäßten und schlammigen Schluchten die bei Regenfällen zu Bachtälern werden und den Sulgruben der Wildschweine war dafür gut gewählt und die Cherusker, Marser oder Sugambrer hielten die Wallkrone besetzt und kontrollierten die Szenerie. Aber wie ging es am 3. oder 4. Kampftag weiter als sich die inzwischen stark zusammen geschmolzenen Reste der Legionen zur heillosen Flucht entschieden. Sie verließen spätestens am Morgen des vierten Tages und als sie vom Tod ihres Feldherrn erfuhren ihre im Gelände verstreut liegen Nachtlager, schleppten sich durchs Unterholz, hangelten sich den Eggehang hoch und stolperten bei Wind und Wetter über umgestürzte, nassglatte, vermooste Bäume, sowie Holzstapeln und Astwerk, dass die Germanen ihnen zuvor in den Weg gelegt hatten und wichen zahlreichen Schlammlöchern, wie man sie auch heute noch am Saltus sehen kann aus und ihnen den Aufstieg zusätzlich erschwerten. Wie man sich vorstellen kann war in dieser Zeit der Eggewald noch bis in die Dunkelheit erfüllt von den Kommandorufen und Schreien der Kämpfenden bis sich zum Ende des 4. Tages Totenstille ausbreitete. Einige Opfersteine nahe der Ruine der „Alte Burg“ am oberen Einstieg in das Hohlwegebündel des Saltus wo sie ihren berechtigten Platz hatten sind noch Zeugen der alten Riten unserer Vorfahren an denen sich noch Auswölbungen und Ablaufrinnen erkennen lassen. Wollte man diese wallartige Anschüttung tatsächlich mit den Kämpfen des Jahres 9 + in Verbindung bringen, dann stellt sich auch die Frage wann die Germanen mit den nötigen Schanzarbeiten begonnen haben könnten. Die Cherusker die den Legionen die Falle stellten in dem sie ihnen den Zugweg durch die Egge als Aufstiegsmöglichkeit empfohlen gingen die diversen Szenarien durch. Ging ihr Plan auf dann mussten sich die Legionäre zum Ende der Schlacht am letzten Kampftag vor der Eggewand befunden haben und es blieb ihnen nur übrig sie zu erklimmen. Aber ab wann wussten sie das Rom ihrer Regie folgte. Auf Basis dieser Theorie nahm die römische Armee am Morgen nach dem noch kampflosen verlaufenden ersten Anmarschtag von der Weser nach Brakel den Weg nach Süden in Richtung Peckelsheim und da man nachweislich keinen Frauen und Kindern eine mögliche Schlacht zumutete, wurde im Raum Brakel ihr ziviler Tross für den Direktmarsch nach Schwaney und nach Aliso abgekoppelt. So stand erst mit dem Ausmarsch der Kampflegionen ab Brakel für die Germanen fest, dass Varus unwiderruflich ihren Vorschlägen folgte und sich auf den Weg in seinen Untergang begeben hatte. Zur Erinnerung, Arminius der am ersten kampflosen Marschtag zu seinen Männern ritt überfiel am Folgetag zunächst den Tross auf dem Teilstück nach Schwaney bevor er zu Varus aufschloss wo er sich den Legionären mitten im Kampfgetümmel plötzlich als Gegner enttarnte. So stand auch erst am Morgen des zweiten Marschtages, dem ersten Kampftag fest, dass man sich nun auch erst der Errichtung eines Sperrwerkes in der Egge widmen konnte. Wenn man nicht schon Tage vorher angefangen hatte, dann standen den Germanen zwei Tage und zwei Nächte zur Verfügung um den Wall auszuheben und das Nadelöhr zu schließen. So entand er in relativ kurzer Zeit bzw. musste er entstehen was für eine schnelle und hektische Aktion spricht und aus Zeitgründen ist es denkbar, dass man die Maßnahme nicht zu Ende ausführen konnte. Es ließe sich rätseln oder spekulieren wieviel Germanen ob Frauen, ältere Männer oder Kinder sich an den Schanzarbeiten beteiligten. Möglicherweise konnten sie sogar auf bestehende ältere Anlagen zurück greifen die sie nur wieder erhöhen und stabilisieren bzw. erneuern brauchten. Offen gebliebene Bereiche schloss man auf die Schnelle mit Astwerk und Totholz. Den Dammkomplex im Hinblick auf datierbare Funde näher zu untersuchen wäre eine interessante und wünschenswerte archäologische Aufgabe. Der Kombination aus Wallanlage, Wegebündelung und Burgruine trug man in neuerer Zeit Rechnung und erklärte das Ensemble zum Kulturdenkmal. Aber ihre historische Bedeutung ließe sich erheblich steigern, wenn es gelänge inmitten des Walles oder in der Abrutschzone auf römische Relikte oder datierfähiges Stück Holz zu stoßen. (16.04.2024)
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Historische Hohlwege durch die Egge westlich Borlinghausen
ulrich leyhe, 10:50h
hohlwege im saltus (PNG, 1,636 KB)
1.)
gelbe Linie. Ruine der "Alte Burg"
2.)
rote Linie. Wall und Graben
3.)
grüne Linien. Nördlicher und südlicher Siepen
4.)
blaue Pfeile. Prähistorischer Hohlweg durch die Wallgrabenstruktur
5.)
schwarze Pfeile. Mittelalterlicher Hohlweg
6.)
weiße Kreise. Zwei ovale Strukturen
7.) cyane Pfeile. Neuzeitliche Hohlwege
1.)
gelbe Linie. Ruine der "Alte Burg"
2.)
rote Linie. Wall und Graben
3.)
grüne Linien. Nördlicher und südlicher Siepen
4.)
blaue Pfeile. Prähistorischer Hohlweg durch die Wallgrabenstruktur
5.)
schwarze Pfeile. Mittelalterlicher Hohlweg
6.)
weiße Kreise. Zwei ovale Strukturen
7.) cyane Pfeile. Neuzeitliche Hohlwege
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