Sonntag, 17. Oktober 2021
Unter der Teerdecke der Hampenhauser Straße ? Befand sich dort der "Point of no Return" also der Ort von wo an es kein Zurück mehr gab ?


Bricht man von einem römischen Lager an der Weser auf, das sich wie es Luftaufnahmen zeigen einst unter einem Gewerbegebiet von Höxter befunden haben könnte und marschiert dann nach Westen, so benutzte man auch schon vor 2000 Jahren eine prähistorische Altstraße die heute den mittelalterlichen Namen "Hellweg" trägt. Auch damals häufig frequentiert und für die Verhältnisse gut ausgebaut nutzte Varus sie bis Brakel, von wo aus er zu den Rebellen in die Richtung des taciteischen "Teutoburgiensi saltu" gelockt wurde. Von Brakel nach Süden zog er mit seinen Legionen über die Heggehöhe bis zu jener Stelle wo die ersten Speere auf seine Legionäre flogen. Macht man sich mit der Topographie der Landschaft vertraut und nimmt die älteste uns bekannte Wegekarte von Le Coq zur Hand, für die er den Grundstein in den Jahren zwischen 1796 und 1805 legte, dann können wir ihr entnehmen, wo die Varusschlacht einst begonnen haben könnte. (17.10.2021)

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Der Tag an dem die Varusschlacht ausbrach.
Da wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagten, da wollte und sollte Varus die Aufrührer kennen lernen, aber man möchte sich gar nicht ausdenken, ob vielleicht alles ganz anders war und Arminius sich erst auf die Seite der Aufrührer schlug, als er die Erfolgsaussichten für die Germanen für günstig hielt. Allerdings lässt sich dazu in den historischen Schriften kein Anhaltspunkt finden, was aber nichts bedeuten sollte. So rechtfertigt also nichts diese Annahme, bis auf eine Hypothese und das flaue Gefühl, das uns zeitweise erschleicht, wenn wir einen allzu nüchternen und skeptischen Blick auf die alten Ereignisse werfen. Aber ungeachtet dieser Überlegung würde man heute sagen. Logisch. Denn die Germanen die Varus schon mit einem drohenden Aufstand aufgeschreckt hatten, hatten natürlich auch einen Plan wie es danach weiter gehen sollte. Und das man sie nicht auf ein gut erschlossenes und übersichtliches Schlachtfeld führen würde, wo sie sich gut auskannten und ihre Waffen und ihr Kriegshandwerk entfalten konnten, sondern sie mit Absicht in die Wildnis der germanischen Diaspora entlassen würde, lag auf der Hand. Und in diese Abgeschiedenheit wo die Natur die besten Voraussetzungen geschaffen hatte und es sich für die Germanen gut kämpfen ließ, dahin führte auch damals schon ein Weg. Er war die Fortsetzung des Weges der von Norden auf Brakel stieß, der dann über den heutigen Sudheimer Hof weiter in den Süden auf Warburg zu führte und das Gegenstück zum großen ostwestlichen Hellweg war, der von der Weser an den Rhein ging. Ein Weg dessen Zustand man sich vorstellen kann und der über die Zeiten betrachtet immer nur Pferd und Wagen kannte. Zwei äußere Spuren und in der Mitte staubte es oder wuchs Gras. Aber es war ein Weg der den damaligen Ansprüchen genügte und es war der Weg an dem später auf Basis dieser Theorie der römische Widerstand zum Erliegen kommen sollte. An ihm schaukelte sich die Varusschlacht hoch, eskalierte sie und hier fiel die nicht mehr wieder gut zu machende Vorentscheidung über Sieg oder Niederlage. Es ist ein wesentlicher Ansatzpunkt und Bestandteil dieser Grundannahme, dass es auch dieser Hellweg war dessen Vorläufertrasse Varus als Marschweg vorfand und den er zu den Aufrührern nutzte, da man ihn ihm empfohlen hatte. Ein Weg eingebettet in ein umfassendes Wegenetz, dass in seiner Gesamtstruktur schon seit Jahrtausenden bestand und der schon von vielen Menschen und Armeen genutzt wurde, lange bevor auch die Sandalen der römischen Legionäre über ihn schritten. Seine Existenz dürfte bis in die Urgeschichte menschlicher Besiedelung in Ostwestfalen zurück reichen und der Zustand wie ihn Varus erlebte wird sich, da keine Veranlassung bestand, bis ins 18. Jahrhundert nicht verändert haben. Bezugnehmend auf das Geschehen im Zusammenhang mit der Varusschlacht ist dieser Weg von besonderem Interesse, jedoch nur bezogen auf den ersten Streckenabschnitt zwischen Brakel und Schweckhausen. Denn ab Schweckhausen gilt unser Augenmerk dem gleichaltrigen von Höxter kommenden und nach Westen führenden oberen Bördenweg, der dann zur fernen Saltusenge nahe Borlinghausen führt und durch die Hohlwege zum Sint- und Soratfeld aufsteigt. Varus plante ihn als praktischen Rückweg ein, aber letztlich wurde er für die wenigen Überlebenden aufgrund der Ereignisse zum bitteren Fluchtweg. Aber zunächst soll dem Verlauf dieses Hellweges der zu Arminiuszeiten sicherlich einen anderen Namen trug, die größere Beachtung geschenkt werden. Ab Brakel stieg er hinter dem heutigen Sudheimer Hof auf die Heggehöhe und es galt nun den Versuch zu wagen den Abschnitt zu rekonstruieren bzw. zu identifizieren, also den Ort zu lokalisieren, wo man begann auf die Legionäre die ersten Speere zu schleudern. Zuvor sollte man sich aber kurz mit dem Charakter und der Funktionalität des prähistorischen Wegenetzes befassen. Denn Wege wenn sie überregionale Bedeutung hatten wie dieser, waren für die ortsansässige Bevölkerung immer von zwiespältiger Natur und unter unseren Altvorderen nur bedingt beliebt. Von Wegen ging eine latente Gefahr aus. Man brauchte sie wollte sie aber nicht in seiner Nähe denn das ziehende Volk sah man lieber von weitem weil man sich keine fremden Gesichter im Dorf wünschte. Die Zeiten waren rau und man rückte die unvermeidbaren Überlandwege in sichere Distanz zu den Siedlungen. Wollte man auf Händler treffen oder Kontakte suchen, dann traf man die nötigen Vorkehrungen und suchte die Zentren der Zivilisation auf die auch Schutz versprachen. Der alte Hellweg trägt dieser grundsätzlichen Einstellung unserer Altvorderen Rechnung, denn er führte in genügendem Abstand an den sächsischen Dörfern Hampenhausen, Frohnhausen und Schweckhausen vorbei und war nur über Stichwege mit ihnen verbunden. Aber was lässt sich über den Verlauf und die Existenz dieser hier zitierten uralten Wegeverbindung sagen und woher weiß man überhaupt, dass es diesen vermeintlichen "Varusweg" über den er in den Untergang zog, tatsächlich einmal gegeben hat. Ein Blick in die "Urgeschichte" der ostwestfälischen Kartierkunst verrät es. Wir verdanken es dem damals in Ungnade gefallenen preußischen Generalmayor Karl Ludwig von Le Coq der sich auch als Kartograf und Geodat betätigte. Er störte sich und das natürlich militärisch motiviert, an dem seinerzeit unbefriedigenden topographischen Wissenstand und begann mit einer Arbeitsgruppe in den Jahren 1796 bis etwa 1805 auch den bis dato kartographisch unberührten Nethegau zu kartieren. Und das was Le Coq zu Papier brachte war nicht mehr und nicht weniger als uns die präzise Kenntnis über einen Weg erhalten zu haben, den die preußische Urkarte, die zwischen 1836 und 1850 entstand schon zur Nebenstrecke abstufte und den die Neuaufnahme von 1891/1912 nur noch in Teilabschnitten abbildete. Dafür ist darauf aber schon die ausgebaute heutige Hampenhauser Straße eingezeichnet die ihn ersetzte. So wäre der Hellweg in seinem alten Verlauf fasst aus unserem Gedächtnis gefallen hätte Le Coq ihn nicht vor über 220 Jahren bewahrt. Einen noch älteren aber weniger genauen Verlauf bot bereits das Kartenwerk von Johannes Gigas. Unter dem Namen ?Paderbornensis Episcopatus Descriptio Nova? erschien es 1620. Kaum erkennbare zarte Doppellinien bestätigen schon lange vor Le Coq auf eindrucksvolle Weise die Existenz dieses ?Varusweges? wie er von Warburg gradlinig auf Peckelsheim zulief. Dann verlief dieser alte Hellweg westlich an ?Swickhusen? dem heutigen Schweckhausen vorbei, passierte den Fahlenbruch an der von Le Coq eingezeichneten Stelle und führt weiter nach Brakel. Zu dieser Zeit bestand das überregionale Wegenetz im Nethegau nur aus dieser einen Hauptstrecke wobei ab Peckelsheim noch ein Arm östlich in Richtung zur Weser bei Höxter schwenkt. Das Vorhandensein dieses Weges in Verbindung mit den übrigen Recherchen nährt den Verdacht, dass Varus nur diesen Weg genutzt haben dürfte und konnte um in den südlichen Teil des Nethegaus zu gelangen wo sein Heer letztlich vor dem Saltus kapitulierte und er verendete.
Aber wie lässt sich dem Herzstück dieses Weges näher kommen also der Ort auffinden, wo die Schlacht ausgebrochen sein könnte. Eingebettet in den zeitlichen Gesamtverlauf des zweiten Marschtages ab Brakel so wie ihn Varus angegangen sein könnte was den Ausmarschzeitpunkt und die Ankunftsvorstellungen am ersten Nachtlager anbetraf wird es deutlicher und es lässt sich ein Bild erzeugen an welcher Stelle des Hellweges die Germanen begannen haben könnten mit den Angriffen zu beginnen. Es beruht zudem auf der Distanz die die Legionen bis in diesen Raum zurück legen zu legen hatten und der dafür benötigten Marschzeit. Dieser Rekonstruktion zufolge kam es etwa auf halber Strecke zwischen Brakel und dem Nachtlager im Raum Schweckhausen zum ersten militärischen Aufeinandertreffen der Konfliktparteien. Es fand auf dem besagten Hellweg statt, wo sich die Geschehnisse vielleicht sogar "unter der Teerdecke der Hampenhauser Straße zuspitzten" oder abseits davon an einem Ort, der sich heute unbeachtet mitten in der Feldflur befindet. Ein Wegestück das Le Coq noch als einen unbefestigten Feldweg vorfand und einzeichnete, das aber schon im 19. Jahrhundert über gepflügt wurde und daher auf der Karte von 1891 als ein durchgängiger Weg schon gar nicht mehr abgebildet war. Hier könnte der letztlich nie definierbare Punkt in der Landschaft gelegen haben an dem sich der Marschzug trotz Feindeinwirkung weiter bewegen musste, weil es Varus so befahl. Hier folgte er diesem vorhandenen Weg auf dem er sich seinem Ziel die Rebellenhochburg zu besuchen, wo man zu Gericht sitzen wollte näherte. In römischen Kreisen stellte man sich darunter vielleicht eine etwas dichtere germanische Besiedelung in der Nähe eines überregional bedeutsamen Thingplatzes vor. So hatte man im Kreis des römischen Generalstabes vermutlich schon eine Vorstellung und eine Region vor Augen, in der man auch das nötige Nachtlager errichten wollte, das am Folgetag als Gerichtslager dienen sollte. Ein Lager, das man zwar in die Nähe der Rebellen rücken wollte, das aber immer noch einen Sicherheitsabstand zu ihnen haben sollte. Die Details der richtigen Entscheidung wird Varus dem Lagerpräfekten überlassen haben, der mit der ersten Legion im Marschzug für den Aufbau verantwortlich war. Aber zunächst müssen wir uns noch auf die Suche begeben, wo sich der Ort befunden haben könnte den die Germanen für geeignet hielten, also die Stelle wo sich die Kernzone des eigentlichen Hinterhaltes öffnete. Hier stand demnach der Sack noch offen, hier ahnte Varus noch nichts und hier hier wurde er auch später zu gemacht. Wünschenswert wäre es zu wissen, welche Vegetation damals dort gedieh, wo die Germanen erst in dem Moment zur Tat schritten, als auch der letzte römische Karren den Ort passiert hatte und dies musste ein Ort gewesen sein der den Germanen die beste Gelegenheit für die erste Offensive bot. Noch hörte Varus auf die germanischen Wegekundigen in seiner Nähe und setzte an dieser Stelle seinen Marsch nichts ahnend fort weil er musste, denn schließlich wollte er auf die Rebellen treffen, deren Zentrum er nicht kannte und das er ohne sie nicht gefunden. Aber schon bald sollte sich herausstellen, dass es hier nicht nur um das Gespinst einer überschaubaren Horde ungehorsamer und aufgebrachter Germanen ging, wie es Varus zunächst annehmen konnte weil man es glaubhaft in seinen Kopf gepflanzt hatte damit er diese Szenerie für bare Münze hielt. Im Fürstenhaus der Cherusker hatte man wohl diesen Plan entworfen und so führte man Varus in diesen verschrobenen Winkel Ostwestfalens. Hier im Eggevorland wo Varus von Stunde zu Stunde die Übersicht verloren ging nach dem ihn das Gefühl für Gefahr verlassen hatte näherte er sich Meter um Meter dem Flaschenhals des Saltus. Man hatte Varus zu Beginn lediglich mitgeteilt, dass die gesamte Zugdistanz von Brakel bis zu den Aufrührern etwa 13 Kilometer betragen würde, er dann noch genügend Zeit für den Bau des Nachtlagers habe und vermutlich verständigte man sich was die Entfernung anbelangte über Fuß - , Schrittlänge, Sonnenstand bzw. die hellen Stunden. Bei einer Geschwindigkeit von drei Kilometern pro Stunde ohne größere Störungen und Unterbrechungen hätte man dafür rund vier Stunden benötigt. Nach dem Aufbruch in Brakel führten die Germanen die Legionen über etwa 10 Kilometer über diesen Hellweg immer im Abstand von etwa 2,5 Kilometern parallel zum geraden Verlauf der Nethe. Die Nethe einschließlich ihrer versumpften Tallage und ihren schwer passierbaren Seitentälern ist landschaftsprägend und ihr Verlauf spielte im Zuge der Varusschlacht die ureigene Rolle einer Landschaftsbarriere. Erst ab Niesen schwenkte sie nach Westen, wo sie sich im Oberlauf umgehen ließ. Nach der wie erhofft "erfolgreichen" Schlichtung hätte Varus später nur die schmale Taufnethe, einen Zufluss der Nethe bei Peckelsheim überqueren brauchen um den Saltusaufstieg in Richtung Lippe schon fasst vor Augen zu haben. Aber zuvor zum besseren Verständnis noch ein Blick auf den Zusammenhang. Legt man den Ausgangspunkt der Schlacht unter die besagte Teerdecke vor Hampenhausen, dann hätten die Legionen von da an bis zum entfernten Einstieg in den "Teutoburgiensi saltu" noch eine Gesamtstrecke von rund 18 Kilometern zu bewältigen gehabt. Wobei sie auf dem Weg dahin noch das "prima Vari castra", also das Gerichtslagers am Nordrand der Warburger Börde im Raum zwischen Schweckhausen und Peckelsheim hätten errichten müssen. Alle Theorien zur Varusschlacht beinhalten die Vision man habe Varus in eine weit entfernt liegende Region gelockt, wo man ihn vernichtete. Gedanken die sich zwangläufig aufdrängen, wenn man die antike Literatur studiert und somit Tür und Tor in alle Überlegungen geöffnet werden, wonach sich der Horizont der Schlachtortsuche ins nahezu Unermessliche ausdehnen lässt, was die Forschung verzweifeln ließ. Das dies jedoch nicht der Fall ist belegt diese Theorie zum Varusschlachtfeld. Dazu nur die folgende Übersicht. Nach übereinstimmenden Ansichten verließ Varus Vetera I, wohin er auch im Herbst 0009 zurück kehren wollte. Von Brakel bis Vetera I beträgt die Luftlinie 186 Kilometer. Dieser Theorie nach marschierte Varus aber zu den Aufrührern nach Schweckhausen von wo aus er dann beabsichtigte wieder die Westroute über den Saltus einzuschlagen. Schaut man nun auf die Distanz von Schweckhausen bis Vetera I so wird uns diese Entfernung verwundern, denn sie beträgt ebenfalls 186 Kilometer. Varus folgte letztlich einem Halbkreis zum Rhein und hielt somit auch immer den gleichen Kilometerabstand zu Vetera I auch wenn sich seine Marschzeit dadurch verlängerte. Eine Erkenntnis die auch dem römischen Generalstab nicht entgangen ist und man daher auch die Eskapade in den südlichen Nethegau noch für tolerabel hielt. Es war insgesamt ein taktisch guter Schachzug der Germanen diese Örtlichkeit zu wählen. So konnte man bei Varus auf diese Weise immer den Eindruck hinterlassen, er könne sich wenn er denn wollte zu jederzeit wieder westwärts orientieren. Das ihm dies über weite Strecken die Egge verwehrte könnte ihm nicht bewusst gewesen sein. Jedenfalls würde er sich an keiner Stelle vom eigentlichen Ziel, dem anvisierten Winterlager am Rhein merklich entfernen. Eine Grundsatztheorie die so manch andere Varusschlachtthese ins Wanken bringen kann. Es war ein schmaler Überlandweg der an die Diemel bei Warburg führte, ein Weg der die einzelnen Ansiedelungen der Einheimischen miteinander verband und der entscheidende Pfad über den man die Legionen nicht nur direkt in die Siedlungsgebiete der Rebellen leiten, sondern sie ins Jenseits befördern wollte. Ab der berüchtigten "Teerdecke" waren es nur noch rund 7 Kilometer, also etwa zwei Stunden Marschzeit bis die Legionen ihr vermeintliches Ziel, also die Gegenden erreicht hätten, in denen man erwartete auf die Aufrührer zu stoßen. Eine unsichtbare Stelle im Gelände die keinem Römer aufgefallen wäre markierte den Einstieg in die "rote Zone". Aber das dämonische dieses Weges lag in der Beschaffenheit seiner für Varus vorläufigen Endstation. Denn im Zuge dieses Wegeverlaufs wartete auf die Legionen südlich von Frohnhausen ein Waldgebiet, dass noch zu durchqueren war bevor man auf der anderen Seite an den Aufbau eines Nachtlagers denken konnte. Ein quer zur Wegstrecke verlaufender Waldgürtel samt Kerbtal und daher von immenser strategischer Bedeutung. Alternative Betrachtungen zu dieser Wegeführung, also das Waldgebiet östlich zu umrunden erübrigen sich. Zum einen lassen sie sich der Le Coq Karte nicht entnehmen, zum anderen hatten die drei Ortschaften Hampenhausen, Frohnhausen und Schweckhausen vor 2000 Jahren noch nicht existiert und wenn dann nur als cheruskische Gehöfte und des Weiteren hätte jedes Ausweichmanöver Zeit und Mühe gekostet. Sich also für einen Weg unter Vermeidung des besagten tückischen Waldgebietes zu entscheiden oder ihn sich zu bahnen wäre aufwendig und auch nicht erforderlich gewesen, denn schließlich existierte der Hellweg der allerdings mitten durch den nassen Bruchwald verlief. Ganz im Sinne der germanischen Strategie führt man die Legionen im weiteren Verlauf in ihn hinein und so war dieses von einem Bach durchflossene Waldgebiet und seinen Ausläufer Bestandteil der germanischen Vorgehensweise wie vieles andere auch und Varus sollte es passieren. Es mag überzogen klingen, wenn man bemüht ist die Etappen auch im kleinen Maßstab aufzuspüren. Aber es schärft unser Vorstellungsvermögen und verdeutlicht, dass man auch schon vor 2000 Jahren nur mit Wasser kochte. So nahm das Desaster möglicherweise seinen Lauf und begann sich vermutlich vor Hampenhausen zu entfalten. Aber es dürfte damals kein offenes Gelände gewesen sein, für das sich die Germanen als Angriffsort entschieden und sollte schon eine ausgeprägte und geeignete Stelle gewesen sein. Was bei der Betrachtung der Bodenstruktur auffällt ist der Verlauf des Sieksbach und ihn hatten die Legionen zu überqueren. Und bei dem Namen Sieksbach wird der naturkundige Etymologe unter den Historiker natürlich hellhörig, denn dem Grundwort Siek liegt das altgermanische Wort "sik" für Wasser zugrunde, so wie es sich nach Jahrhunderten immer noch im Wort Sickerwasser erhalten hat, oder als Versickerung in Gebrauch ist. Regional unterschiedlich steht es auch für eine sumpfige Niederung, einen Tümpel, eine Quelle, aber auch für einen Rinnsal, wird allerdings auch schon für einen kleinen Bach verwendet. Im mitteldeutschen Wortschatz verstand man darunter ein schmales Tal mit Wasserrinne. Bekannt war der Name Siek im gesamten germanischen Siedlungsraum, aber schwerpunktmäßig im südlichen Niedersachsen, in Ostwestfalen und Nordhessen, aber auch in den mittelenglischen Grafschaften. Den bekannten "ostwestfälischen Kolonien" auf den britischen Inseln. Und ab diesem besagten Wegeabzweig etwa 1,3 km vor Hampenhausen gelegen begannen sich die Marschbedingungen für Varus zusehends zu verschlechtern. Heute führt dieser Sieksbach im Oberlauf aufgrund zahlreicher landwirtschaftlicher Eingriffe kaum mehr Wasser. Und weiter westlich war es für die römischen Uniformträger abermals ungemütlich, denn das Gelände wurde zur Nethe hin abschüssig und der Sieksbach trug mit seiner Bachschlucht noch dazu bei. Gehen wir zurück in die Zeiten vor den großflächigen Urbarmachungen, Bäche waren noch nicht reguliert, Feuchtgebiete noch nicht trocken gelegt und das französische Wort Drainage kannte noch niemand. Das vom Heggehöhenrücken nach Westen zur Nethe hin abfließende Oberflächenwasser konnte noch ungehindert die angesprochenen Quellsümpfe, Moortöpfe oder Querrillen bilden und füllen und wusch tiefe Hohlwege aus. Der Baumbestand aus dem Nethetal wird damals auch noch weiter nach Osten ausgegriffen haben und der Wald war im Hangbereich zudem noch sumpfig was durch Regenfälle zusätzlich verstärkt wurde. Aber es gab keine andere Wegeverbindung wollte man in das abgelegene Gebiet der Aufrührer gelangen, so zumindest die Aussage der germanischen Eskorte. Aber dem hier so nebenbei gefallenen Begriff Hohlweg fällt noch eine besondere Bedeutung zu. Denn das Tückische, das sich hinter dem harmlos klingenden Wort Hohlweg verbirgt, steckt in der Silbe "hohl" wie ausgehöhlt. Denn Hohlwege sind unten schmal und keilförmig ausgewaschen aber oben breit, leicht zu versperren, nicht sehr karrenfreundlich, weisen schlammige Zonen auf und man konnte ihnen, da sie oft steilwandig sind seitlich schlecht entkommen. Aber ein lateinischer Name für Hohlweg ist uns nicht überliefert und so konnte uns Cassius Dio dazu auch keinen Hinweis liefern. Das lateinische Wort "cavus", dass uns aus dem französischen auch noch als "la cave" für Keller bekannt ist, steht begrifflich noch für Höhlung, Grube, Loch oder Vertiefung. Und genau an der leichten Hanglage westlich von Hampenhausen konnte man nach Auskunft einer ortsansässigen Hampenhausener Bürgerin noch bis vor wenigen Jahrzehnten einen tief in die Feldflur eingegrabenen Hohlweg im Gelände gut sichtbar erkennen. Die Karte von Le Coq zeigt ihn nicht, aber auf den preußischen Karte aus dem 19. Jahrhundert ist er enthalten. Dieser Hohlweg wurde im 20. Jahrhundert mit Schlamm aus einer nahe gelegenen Kläranlage aufgefüllt, somit eingeebnet und ist heute bis auf zwei noch vorhandene alte einsame, aber hoch aufragende Bäume und einem mittig errichteten verwitterten Wegekreuz nicht mehr als solcher erkennbar. Somit war das oberirdische Schicksal eines prähistorischen Hellweges an dieser Stelle besiegelt. Aber die Natur und die Bodenstruktur vergisst nichts so lässt sich die einstige Wegeführung wenn auch nur teilweise auch heute noch und das vor allem in trockenen Jahren nach Auskunft der Anwohner im Gelände gut erkennen. Denn aufgrund der dann gelblichen Vegetationsverfärbung macht es die einstige Spur des alten Weges immer noch gut erkennbar. So verschwand auch dieser einstige Fuß und Karrenweg über die Jahre aus dem Blickfeld. Wege die später vom modernen Straßenverkehr ersetzt und durch die technisierte Landwirtschaft überflüssig wurden. Und dort bei Hampenhausen erschienen dann die Cherusker, die für zuverlässig gehaltenen Vertragspartner von einst nun erstmals nach dem römischen Flächenbrandkrieg der Jahre 4 + und 5 + plötzlich wieder als Feinde und richteten wie es überliefert ist furchtbares Unheil unter den Römern an. Es ist in den antiken Schriften zunächst nur von zögerlich vorgetragenen, also vorsichtigen Angriffen der Germanen die Rede woraus sich keine übermäßige Heftigkeit ableiten lässt. Eine natürliche Verhaltensweise, wenn man sich einem überlegenen Gegner gegenüber sieht, den man zunächst nur antasten will. Nur wenig, obwohl man eigentlich sagen sollte nichts lässt sich mehr mit unserem heutigen Verständnis und Vorstellungsvermögen greifen oder abschätzen, was damals vor sich ging und es helfen dabei nur jene in uns schlummernden angeborenen Intuitionen um die Lage von damals erfassen zu können. Die genaue Wegeführung einschließlich ihres Zustandes bleibt ebenso Spekulation, wie die Dauer die die Legionen für die Überquerung von Bachschluchten, feuchten Senken, für das Umgehen von Sumpfgebieten, oder das Entfernen umgestürzter Bäume brauchten. Und natürlich auch der Zeitbedarf um Anstiege zu bewältigen, wenn die Tiere nicht so wollten wie der Mensch, sowie der Aufwand für einen möglichen Rad- oder Achswechsel. Wenn dann Ersatzteile fehlten, nicht passten oder bereits beschädigt waren bedeutete dies zusätzliche Erschwernis und Zeitverlust. Ein Techniker weiß, was damit gemeint ist. Wenn also die germanischen Fürsten diese Strategie gewählt hatten, so könnte hier die Stelle gewesen sein, wovon uns der alte Historiker Cassius Dio berichtete als er schrieb, dass die Germanen nach anfänglichem Zögern dann doch begannen den Marschzug heftiger zu attackieren. Zu Beginn beobachteten noch viele Germanen aus dem sicheren Dickicht heraus die verzweifelten Bemühungen der Legionäre sich der Speere zu erwehren, bevor sie sich selbst vermehrt aus der Deckung wagten. Denn nun befand man sich mitten in den von Cassius Dio beschriebenen schwer passierbaren Waldgegenden. Wir nähern uns hier sowohl was die Theorie des Ablaufes als auch unseren historisch überlieferten Kenntnisstand anbetrifft, einer wesentlichen und sensiblen Phase. So kreuzt sich hier eine mögliche Realität mit dem, was die antiken Überlieferungen bestätigen. Denn es wird eine Verbindung zu dem deutlich was uns Paterculus schriftlich dazu hinterließ. Es ist der Textabschnitt in dem Paterculus unter 2.119. ( 2 ) schon fasst vor Wut schäumend feststellt, dass man es den Legionären da, wo es möglich gewesen wäre noch nicht einmal erlaubte die Germanen anzugreifen. Und schlimmer noch, man sie dafür sogar empfindlich bestrafte, wenn sie es taten. Was auf den ersten Blick völlig unvorstellbar klingt und auch in uns nur Kopfschütteln auslöst, war es bei genauen Hinsehen nicht. Denn es gab viele Gründe warum der römische Generalstab keine Scharmützel auf dem Hinweg an der Strecke dulden wollte und dies daher mit drakonischen Strafmaßnahmen belegte da er es verhindern musste, worauf aber noch einzugehen ist. Was aus der Überlieferung von Paterculus auch noch spricht, ist, dass zu diesem Zeitpunkt die Befehlskette nach hinten noch weitgehend intakt gewesen sein musste, sonst hätten die Legionäre im Marschzug einen derartigen Befehl der sie zur Zurückhaltung und Passivität zwang gar nicht erst erhalten können. Vielleicht entstammte dieses Detail aber auch nur der Überlieferung einzelner überlebender Legionäre die sich damit brüsten oder rechtfertigen wollten in dem sie ihren Vorgesetzten die Schuld für das Debakel gaben, da sie ihnen im entscheidenden Moment den Waffengebrauch unter Strafe untersagten. In dieser Phase könnte es die letzten friedlichen Kontakte zwischen Römern und Germanen gegeben haben, denn nun wurde es für die germanischen Wegekundigen höchste Zeit ihre Position im Marschzug unbemerkt zu verlassen und Anschluss an ihre Kampfgefährten zu suchen, aus welchen Völkern, Stämmen oder Sippen diese auch immer zusammen gewürfelt gewesen sein mochten. Wenn man nun die Frage nach dem Beginn der Varusschlacht aufwirft, so fände man jetzt auch die passende Antwort dazu. Denn es waren diese ersten verhalten vorgetragenen Speerwürfe der Germanen, die ihre Lanzen laut Cassius Dio 56.20. (4) zunächst aus der Ferne auf die Römer warfen. Sie waren es die die Varusschlacht eröffneten. Cassius Dio berichtet innerhalb der gleichen Textstelle, dass die Legionäre die germanischen Speere schon gar nicht mehr abwehrten, weil man sie schon nicht mehr abwehren konnte. Ein Hinweis mit welcher Intensität und Dichte hier bereits in der ersten Phase angegriffen wurde. Sich kaum noch verteidigen zu können könnte auch daran gelegen haben, dass sich die meisten Römer den Angreifern aufgrund ihrer Unterzahl, so wie es auch überliefert ist, wegen der lückigen Marschzugtiefe und Breite nicht entgegen setzen konnten und die Germanen gegen sie in Gruppen vorgingen. Denn der römische Marschzug bildete keine dicht gestaffelte Front. Es gab keine zweite, dritte oder vierte Kampfreihe auf ihrer Seite. Viele Legionäre dürften bereits verletzt gewesen sein und die Zahl der germanischen Kämpfer könnte noch im Anwachsen begriffen sein. Oder es ist ihnen so ergangen wie Paterculus es beschrieb und sie haben sich an den Befehl des Generalstabes gehalten wonach es ihnen verboten war sich zu wehren. Anfängliche von den Germanen nur als Provokation gedachte Sticheleien um sich selbst in Kampflaune zu bringen gingen in offenen Kampf über dessen Tragweite und Konsequenz aber für die Kommandanten an der Marschzugspitze nicht erkennbar wurde und ihnen nicht bewusst war. Das Cassius Dio nicht den Hinweis auf den Zorn der Legionäre wiedergab, wie wir bei Paterculus lesen konnten verwundert natürlich und wirft wieder die alte Frage auf, warum Cassius Dio nicht den Kenntnisstand von Paterculus besaß bzw. nicht verwendete und weiter blickend auch nicht das verarbeitete was Tacitus wusste. Aber von Cassius Dio erfahren wir dafür die Interna über die tiefe Verzweiflung die sich bereits unter den Legionären breit machte in dem die Germanen immer in Überzahl erschienen und ihnen herbe Verluste beibrachten und dies schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt des Schlachtgeschehens. Cassius Dio trifft damit den Kern des Problems was uns den Verlauf plausibel macht. Denn dies offenbart, wie lange doch letztlich die Germanen zögerten bis sie massiv aus dem Schutz des Waldes traten. Denn demnach griffen sie erst an, als die Legionäre durch die germanischen Distanzwaffen bereits so stark verletzt oder dezimiert waren, dass sie sich auch den Nahkampf zutrauten. Wieder einmal wird deutlich, dass die germanischen Krieger keine todesmutigen Draufgänger waren, die ihr Leben waghalsig wegwerfen wollten. Sie nutzten die Gunst der Situation und warteten die richtige Gelegenheit ab, bevor sie sich mit den besseren römischen Waffen anlegten. Dies war umso Erfolg versprechender, denn auch wenn man gegenüber den Legionären phasenweise in der Überzahl gewesen sein könnte, so war man doch den Waffen gegenüber zu Beginn der Schlacht noch im Nachteil. Interessant zu lesen ist, dass nach den Worten von Cassius Dio zu urteilen die Legionäre die Speere schon gar nicht mehr abwehren konnten und erst danach der eigentliche Nahkampf einsetzte. Man darf es sich wohl so vorstellen, dass sie bereits auf ihre mit Speeren übersäten schweren und beschädigten Schilde verzichten mussten. Es ist auch schwer vorstellbar, dass die Legionäre durch die Bank weg ein komplettes Kampfverbot befolgt hätten, denn so wie es Paterculus andeutete klingt es unlogisch, da man sich nicht sehenden Auges abstechen lässt. Aber diese Schilderungen machen auch deutlich und laufen darauf hinaus, dass es in den Momenten in denen dieses Chaos regierte auch kein Varussoldat mehr imstande war einen fahruntüchtig gewordenen, weil eingebrochenen Ochsenkarren aus dem Schlamm zu ziehen und gleichzeitig noch gegnerische Speere abwehren konnte. Und so brutal es klingen mag werden die Germanen es zu aller erst darauf abgesehen haben die Zugtiere zu töten, wodurch der gesamte Marschzug seine Geschlossenheit verlor und sich stoppen ließ. Aber es wird an dieser Stelle sehr deutlich und unser Wissen wird bestätigt, dass es keine offene Feldschlacht war. Und hier konnte und wollte man den Germanen auch nicht ins nasse unwegsame Unterholz folgen, wo sie sich partisanenmäßig verhielten und so waren sie gezwungen im Marschzug zu verharren, auf dem Weg zu bleiben und den Marsch fortzusetzen. Es wird auch erkennbar, wie schwer es der römischen Generalität gefallen wäre unter diesen Bedingungen noch zum geordneten Sammeln zu rufen um den Marschzug zu den Aufrührern abzubrechen. Und in dieser Phase fand auch noch kein Angriff auf einen römischen Lagerplatz statt, denn dies sollte erst noch folgen wenn sich die Germanen zur Marschzugspitze durchgekämpft hatten. So wurde dieser später unter Kampfbedingungen nur notdürftig hergerichtete Lagerort um das Wort Marschlager zu vermeiden von den Germanen erst attackiert und angegriffen als die römischen Truppen im Begriff waren sich darin zurück zu ziehen. So war es der eindeutige Angriff auf einen vorbei ziehenden Marschzug aus dem sich erst im Verlauf der späten Nachmittagsstunden des ersten Kampftag auch ein Lagerkampf entwickelte bevor die Nacht herein brach. Was die Schlachtenstudie erschwert ist unser Unwissen darüber, ob es die germanische Strategie auch vorsah mit Kontingenten zusammen gesetzt aus anderen Stämme von Süden, Westen oder Osten aus das römische Heer anzugreifen um den Gürtel zu schließen und es einzukreisen. Man darf es annehmen. Greifen wir aber noch mal das Wort "Auflösung" auf, dass man der Übersetzung nach gerne für die Phase anwendet und sich dabei immer so sicher war, dass es nur da seinen Platz haben konnte, wo die Frauen und Kinder angeblich den Marschzug am ersten Marschtag in einen "Kinderspielplatz" verwandelten. Aber der Plausibilität verpflichtet hat es nur an dieser Stelle seine Berechtigung angewendet zu werden, denn nur hier war ein Marschzug definitiv dabei sich von innen heraus aufzulösen und sich in einzelne Abschnitte zu zerlegen. Vom Kampfgeschehen zerhackte Kleinconvois die man dann aufgab und die dazugehörigen Karren im Gelände zurück ließ. Aber nur einer scheinbaren Verständlichkeit wegen verwendete man das Wort "Marschauflösung" für das von Cassius Dio überlieferte Geschehen zum ersten Marschtag, statt dafür das geeignete Wort "Marschaufteilung" zu wählen, was den richtigen Sinn ergeben hätte. Und sogar Cassius Dio hätte diesem Trugschluss erlegen sein können, denn auch er könnte es so gesehen haben wie alle Historiker nach ihm. Aber am ersten Marschtag ereignete sich nichts was die Verwendung des Wortes Auflösung im Sinne von Chaos gerechtfertigt hätte. Aber jetzt, am zweiten Tag als die Krieger begannen sich ineinander zu verbeißen und zu verkeilen und sich das Schlachtengetümmel voll entfaltete, da hinein hätte das Wort Marschauflösung gut hinein gepasst und auch seine Richtigkeit gehabt. Aber in diesen Momenten wo es weit aus zutreffender gewesen wäre fand es bei Cassius Dio keine Erwähnung bzw. Verwendung. Dies lässt den Schluss zu, dass man es nur im Zusammenhang mit der Marschaufsplittung am Morgen des zweiten Marschtages verstehen darf. Hier traf es in seiner Reinform das Geschehen, hätte seinen richtigen Platz gehabt und seine wahre Daseinsberechtigung gefunden. An diesem Tag als alle zu den Waffen griffen und sich die Kämpfe entfalteten, sich der Marschzug begann aufzulösen, förmlich perforiert wurde und außer Kontrolle geriet. Und hier wurden dann die Spurwege immer schmaler und sie erlaubten auch keine Überholmanöver mehr. Man konnte sich nicht mehr auf Rufweite verständigen, Marschkolonnen die sich auf parallele Pfade begeben hatten verloren den Kontakt zu anderen Gruppen, der Zusammenhalt ging in Gänze verloren und es rissen die Befehlsstrukturen. Möchte man es dramatisieren, dann zogen die Regenschwaden zudem noch so niedrig über die Heggehöhen, dass man sich sogar aus dem Blickfeld verlor, die Schreie der Menschen verschluckte der Nebel und die Position der Hilferufenden ließ nicht mehr orten. Den im vorderen Teil des Zuges Marschierenden blieben diese Dramen wohl lange verborgen und der Umfang der Verluste offenbarte sich ihnen erst später, als man im Kreise des Generalstabes auf die Legionäre vom hinteren Teil des Marschzuges wartete, da auch sie sich am Aufbau des Lagers beteiligen sollten. Aber viele von ihnen sollten nicht mehr nach kommen. Dafür rückte aber der Schlachtenlärm unaufhaltsam nach vorne und nun erschloss sich auch für Varus das ganze Ausmaß der Katastrophe. Es war der bittere Moment gekommen die Anweisung geben zu müssen die Signalhörner zu blasen um die Versprengten zu sammeln und allen anzuzeigen in welche Richtung sie sich jetzt durch zu kämpfen hatten wenn sie überleben wollten. Statt ein wohl geordnetes Gerichtslager zu errichten kam es nur zum Bau eines Notlagers und erst die Dunkelheit beendete die Kämpfe am zweiten Marschtag, dem ersten Kampftag. (17.10.2021)

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