Donnerstag, 5. April 2018
Der "teuto burgiensi saltu" wie er heute aussieht

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Wo befindet sich der lang gesuchte Saltus ? - Nichts leichter als das !
Handschriftlich hinterließ uns Tacitus den folgenden Namenshinweis „teuto burgiensi saltu“. Nach dem ihn dann Altphilologen und Etymologen in der Mangel hatten, hieß er nur noch schlicht „Teutoburger Wald“. Heute wissen wir mehr. Aber bevor ich mich in einem der noch folgenden Abschnitte etwas ausführlicher den damit verbundenen historischen Fakten widme, möchte ich zuerst noch auf die infrastrukturelle und geologische Einbettung des gesuchten Saltus eingehen. Dieser Saltus ist seinem Charakter nach ein, mit einer Schlucht vergleichbarer Geländeeinschnitt, der in unserem Fall begehbar ist, also eine Durchgangsmöglichkeit bietet. Die Natur hat sein Entstehen in Form von Niederschlägen also aufgrund der Witterungseinflüsse geprägt bzw. begünstigt und die Nutzung durch Mensch und Tier hat über die Zeiten ihres zu seinem jetzigen Zustand beigetragen. So präsentiert sich heute der Saltus in der Mittelgebirgslandschaft der Südegge als ein gestaltendes und reliefartig eingekerbtes Element, dass sich kaum zugänglich unter dichter Bewaldung verbirgt. Selbst der Eggegebirgsverein hat den attraktiven Anstieg auf die Paderborner Hochebene vergessen und poetisch ausgedrückt dämmert er nun über jene Zeiten hinweg, als er längst vergessene Weltgeschichte schrieb. Aber die Verkehrsströme die ehedem durch ihn hindurch gingen, lassen für uns noch heute seine Bedeutung erfassen, denn darin liegt auch ein Schlüssel zur Lösung des „Saltus“ Rätsels verborgen. Tacitus hat es sehr kurz und in etwa so zum Ausdruck gebracht als er schrieb, man solle die bleichen Knochen dort suchen, wo sie noch heute im Saltus liegen würden. Er hatte es nicht für erforderlich gehalten, näher auf die Lage und genaue Örtlichkeit einzugehen oder diese zu beschreiben um den späteren Wiederfund zu erleichtern, denn jedes Kind um den Tivoli und erst recht in Germanien wusste damals als Tacitus lange Zeit nach der Schlacht berichtete, wo sich der Saltus befand. Seine Lage war kein Geheimnis, denn es war eine auffällige und unverwechselbare Landmarke die man gar nicht verfehlen konnte, denn „alle Wege“ führten letztlich zum und durch diesen Saltus. Die Germanen benötigten um diese Zeit noch kein Navi und nannten den Saltus in ihrer Sprache wohl eher die „Osnsluoht“ bzw. auf hochdeutsch die Asenschlucht. Der steile und beschwerliche durch mehrere Hohlwege zerfurchte Anstieg des alten Bördenweges zwischen Borlinghausen und Kleinenberg bis zur Saltus Passhöhe, der durch die besagte Eggeschlucht von Warburg in den Westen zum Haarstrang oder zur Lippe weiter führte, gehörte über die Jahrtausende betrachtet zu einem der bedeutendsten Fernwegenetze in Nordwestdeutschland. Und diese Verbindung inmitten von Ostwestfalen war für die Region mindestens so unverzichtbar für den Handel wie der Hellweg von Paderborn nach Höxter. Der Bördenweg der sich im ersten Teilstück aus Richtung Borlinghausen kommend auch Burgweg nennt, da er unmittelbar an der östlich liegenden äußeren Wallung einer Alten Wallburg vorbei führt, war das ältere Pendant zum Diemel nahen Fernweg durch das Tal des Schwarzbachs. Denn der „Saltus“ Burgweg war die kürzere und damit schnellere Verbindung vom Sintfeld und vom Soratgau in die Warburger Börde und zur Weser und dürfte daher sogar schon genutzt worden sein, als unsere frühesten Vorfahren noch keine stabilen Holzkarren besaßen und noch alle Wege zu Fuß, zu Pferde oder mit Lasttieren bewältigen mussten. Er wird vor tausenden von Jahren mehr einer Viehtrift oder einem Trampelpfad geglichen und erst mit den verbesserten Transportmöglichkeiten zunehmend an Karrentauglichkeit gewonnen haben. Das heute noch überall sichtbare eingekerbte Bündel parallel zueinander führender Hohlwege dürfte sich daher auch erst im Zuge der letzten 3ooo Jahre bis zum jetzigen Zustand ausgewaschen haben. Dieser „Bördenpad“ wird daher so alt gewesen sein wie die nacheiszeitliche Menschheitsgeschichte und so lässt sich die Frage wer ihn zuerst nutzte auch leicht beantworten, denn der erste Weg vor den anthropogenen Migrations- und Emigrationsbewegungen war nun mal der Viehtritt der wandernden Herden. Der südlich vom Bördenweg verlaufende und schleifenreiche Schwarzbachpfad bot dazu in späterer Zeit eine komfortablere zumindest aber gleichwertige Alternative, da man über ihn wegen der günstigeren Steigungsverhältnisse bereits umfangreichere und schwergewichtigere Transporte abwickeln konnte. Das im Winkel der Südegge liegende uralte Wegekreuz um die Alte Burg, dass schon in vorgeschichtlicher Zeit intensiv genutzt wurde, kann man daher ohne Übertreibung als ein frühes Drehkreuz der prähistorischen Bevölkerung in dieser Region bezeichnen. Nahe der Alten Burg einer früheren Flucht also Volksburg aus keltischen Zeiten und wohl schon früher mit bedeutsamer Kontrollfunktion der Wege und Grenzverläufe, also im besten Sinne des Wortes eine Teutoburg wie es auch die Worte Diot - oder Dietburg, bzw. Deit- oder Dietweg ausdrücken könnten, begegneten sich zwangsläufig viele Verbindungswege unserer Altvorderen. Dies waren aus dem Norden kommend der Eggekamm- oder Steigweg aus Richtung Altenbeken, der auch „Friesland – Thüringen“ Weg genannt wird und über den, wie die Regionen schon ausdrücken Distanzen von Hunderten von Kilometern überbrückt wurden. Auf diesen Weg stößt im Raum Altenbeken auch die Altstraße „Unter dem Walde“ die südlich des Teutoburger Waldes entlang führt bzw. ihn streift. Aus dem Nordwesten von Lichtenau und Kleinenberg und damit letztlich aus der Region der oberen Lippe wiederum traf der ab Kleinenberg Burgweg genannte Stieg auf das große Wegekreuz, wo sich heute eine kleine Wanderhütte befindet. Während von Westen aus den Rheinlanden der Bördenweg hinzu stieß. Auf dem Bördenweg erreichten dann auch die Menschen die Schnittstelle an der alten Burg, die vorher über den Herßweg oder dem Haarweg aus Richtung Westen kommend dem Wegekreuz nahe der alten Burg zustrebten. Von zusätzlicher Bedeutung war auch die in der Nähe von Nord nach Süd verlaufende Via Regia über die man von Bremen und Paderborn aus über den Obermarsberg bis Süddeutschland gelangte und die auch Frankfurter Weg genannt wird. Über diese stark frequentierte Überlandverbindung gelangte zusätzlicher Waren - und Personenverkehr auch in die Südegge, wodurch die dortigen Verkehrsachsen weitere Aufwertung erfuhren. Letztlich waren es aber alles Reisende, Händler oder Söldner die gezwungen waren fächerartig sowohl von Norden als auch von Westen kommend diesem Nadelöhr zuzustreben, wenn sie in den Südosten Deutschlands nach Thüringen oder Nordhessen gelangen wollten. Aber nicht nur der einfache Nahverkehr von Dorf zu Dorf nutzte diese Felsgasse, natürlich zwängten sich auch alle Heereszüge und später auch Karl der Große auf seinem Weg nach Herstelle durch dieses Nadelöhr. Und alles driftete danach wie auch in der Gegenrichtung wieder auseinander und verlor sich in alle Richtungen. Denn nach dem Abstieg vom Knotenpunkt an der Alten Burg verließ nach Osten wieder ein Bündel an Altstraßen und Hohlwegen die historische Eggeschlucht, nämlich der nördliche und der südliche Bördenweg in Richtung Höxter, oder Beverungen, Herstelle sowie auch der „Friesland – Thüringen“ Weg. Aber der wichtigere für meine Betrachtung war der so genannte nördlich abzweigende Ausläufer des Bördenweges von Borlinghausen in Richtung Peckelsheim. Diese auch Wään- also Wagen- Hellweg und später Poststraßen genannten Trassen, die sich mal als Hohlwege zeigten aber auch ebene Teilstücke aufwiesen, waren auch schon vor 2000 Jahren zu den Zeiten des Varus für die antiken Carrucas und später für die Wään geeignet. Hier an diesem markanten Orte der wegen der Engpaßlage daher zu allen Zeiten auch immer schon große strategische Bedeutung besaß, trafen die Fernreisenden aus allen Richtungen, man würde heute sagen aus aller Herren Länder aufeinander. Es ist daher gut vorstellbar, dass es hier im Raum Kleinenberg und schon vor dem Abstieg nach Borlinghausen auch Tavernen artige Rast- und Übernachtungsmöglichkeiten für die Reisenden zu allen Zeiten gegeben hat. Und es drängt sich nahezu auf, dass auch an solch magischen Plätzen nahe der für alle Reisende gefährlich abschüssigen Egge Hangkante immer schon heilige Haine, Altäre und Weihestätten vorhanden waren, wo den jeweiligen und bevorzugten Gottheiten Opfer jeder Art vor allem aber für jene Götter die man für eine gesunde Heimkehr benötigte, dargebracht wurden. Gerade derart beschwerliche An- und Abstiege waren zu allen Zeiten lebensbedrohlich für Mensch und Tier und hatten schon viele Opfer gefordert. Noch dazu waren es Verschleißfallen für die Achsen und Radnaben der alten Fahrzeuge und damit eine besondere Herausforderung für die frühe Technik. So bat man auch an solchen Orten an jedem Tag aufs Neue um göttlichen Beistand. Und an solchen Orten erkennt man auch wieder die wahre Bedeutung des Wortes Schmiergeld, dass dem Betrag entspricht, den man dem Wagenlenker für das möglichst häufige Fetten bzw. Schmieren der Achse zu geben gewohnt war. An vielen alten Stiegen, so auch im Saarland befinden sich noch heute die Reste uralter Felsreliefs, wie die so genannten „Drei Kapuziner“ nahe Wallerfangen die keltischen Ursprungs sein sollen, deren Tracht aber auch als römisch interpretiert werden kann und die an die große Bedeutung uralter aber vor allem gefährlicher und steiler Verbindungswege erinnern. Hier war es ein Teilabschnitt der alten Römerstraße von Metz nach Mainz. Steinformationen kleine Altäre und Menhire zeugen daher auch vielerorts in der Region um den alten Bördenweg von der Bedeutung dieser Landschaft, die ihre spirituelle Ausstrahlungskraft schon vor sehr langer Zeit verloren hat. Natürlich half die Natur etwas mit und verstreute dort schon vor Jahrtausenden einige für rituelle Zwecke gut geeignete und markante Felsblöcke die viele menschliche Bearbeitungsspuren zeigen. Sehr wichtig für meine Recherchen ist die Tatsache, dass es außer diesen vier wichtigen Wäänstiegen über die Egge zwischen den Externsteinen bei Horn und dem Diemeltal keine anderen Alternativen mehr gab, um die schroffe Egge mit Karren überwinden zu können. Und so lagen im entscheidenden Betrachtungsgebiet auf immerhin fasst 40 Kilometern reiner Luftlinie und ohne Hinzurechnung der Horner Passage auch nur drei seit altersher nutzbare Karrenwege. Diese Faktenlage lässt in der Tat nicht viele Möglichkeiten zu, wenn man sich wie Arminius, Räume für geeignete Hinterhalte suchen musste. Über die gut ausgebaute Hauptverbindung von Höxter nach Anreppen über Brakel hätte man Varus nicht in Bedrängnis bringen können, denn sie taugte nicht dazu gleichzeitig auch als Umweg oder gar noch als Hinterhalt bezeichnet bzw. genutzt zu werden. Dies war die römische Schnellverbindung schlechthin und der zu weit im Süden gelegene Weg an der Wüstung Blankenrode vorbei durch das Schwarzbachtal, beim von einigen Historikern vermuteten Arbalo, passt ebenfalls nicht in die Gesamtbetrachtung, da man für ihn zuerst ins Diemeltal absteigen müsste. Nur der besagte Börden - oder Burgweg der nahe um die heute noch gut im Wald erkennbare Wallanlage der Alten Burg einen Bogen schlägt, verdient sich den Namen Umweg, denn man verbindet mit ihm jene Vorstellungen die man sich vom Klischee her unter einem germanischen Hinterhalt auch plastisch gut vorstellen kann. Und über diese Verbindung erreichten die Römer später auch wieder jenen Fluß Lippe der später bei Vetera in den Rhein mündet und dort stieß man dann auch auf die Kette gut ausgebauter römischer Etappen- bzw. Marschlagerlager. Und möglicherweise auch in direkter Linie auf einen der vermeintlich großen römischen Lippehäfen nahe dem heutigen Lippstadt. Ein Weg der bekanntlich auch von vielen alten Hügelgräbern gesäumt ist. Und über diese Wegeverbindung hätte Varus seinen Zug später nach gewonnener Schlacht gut durch lotsen können, um dort seine ankernde Flotte zu erreichen. Die Römer kannten diese Passage durch den Saltus, ein Abzweig führte von dort auch zum Lager Knebelinghausen und sie war ihnen in etwa vertraut. Sie gehörte aber nicht zu den von ihnen bevorzugten und häufig genutzten Altstraßen. Im Zuge ihrer Fluchtbewegung zog sich ihr Marsch je nach Feindeinwirkung in die Länge oder er ballte sich unnötig zusammen, beides war für sie von Nachteil. Dazu kamen die Umstände enger Wegeverhältnisse, einer ungewohnten und ungeordneten Marschformation, zudem nicht ausgeruht zu sein, ohne trockene Waffen zum Kampf antreten zu müssen und die Tatsache sich einer unerwartet großen Anzahl germanischer Kämpfer sowie der ungünstigen Wetterlage gegenüber zu sehen. So dürften diese Argumente weit aus gravierender für das Debakel gewesen sein, als dass sie sich auf einer schlechteren, aber letztlich doch nutzbaren Wegstrecke in das Aufstandsgebiet hatten manövrieren lassen und es durch den Saltus eigentlich wieder unbeschadet verlassen wollten. Zuletzt bearbeitet am 4.4.18 - 23:46 Uhr.

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Dienstag, 3. April 2018
Zum Frühjahrsfeldzug des Germanicus 15 + und zur Lage des Segestes Herrschaftssitzes
Über die Kunst sich in etwas „Hineinzudenken“ lässt sich viel philosophieren. Phantasie gehört dabei immer an die erste Stelle, Plausibilität ist wünschenswert aber mit Hilfe von Logik besitzen wir ein geistiges Instrument mit dem sich die Glaubwürdigkeit steigern lässt. Eine Logik zu entwickeln mit der sich der mögliche Herrschaftssitz des Segestes aufspüren lässt gelingt noch am Ehesten, wenn man sich näher mit dem Verlauf des Frühjahrsfeldzuges des Germanicus der im Jahr 15 + statt fand auseinander setzt. Denn zu Beginn dieses Jahres trat die Person des Segestes nach seinem strittigen Wirken vor dem Ausbruch der Varusschlacht zum zweiten Mal ins Rampenlicht der Historie und es ist davon die Rede, dass er und wie kann es auch anders sein, über den Besitz eines wohl stattlichen Herrschaftssitzes verfügte. Da Segestes als ein Fürst der Cherusker bezeichnet wird könnte man ihm schon eine für damalige Verhältnisse ansehnliche Burg zuschreiben. Vielleicht eine Anlage die schon weit vor seiner Zeit Bestand hatte und die im Laufe der Jahrhunderte immer wieder aus - oder umbauten möglicherweise auch von keltischen Vorbesitzern erfuhr. Eine zentral gelegene Veste die sich häufig erst als solche offenbarte, da ihr Standort auch in späteren Jahrhunderten interessierte Nachnutzer fand. Errichtete sich ein Graf, Herzog oder Ritter im Mittelalter auf einem exponierten Bergsporn eine imposante Verteidigungsanlage fragte er nicht danach, was sich da vorher befand und er machte erst recht keine archäologischen Untersuchungen um Spuren zu entdecken die ihm sagen könnten wer dort schon vor ihm lebte und starb. Man hatte ein unaufgeregtes Verhältnis zur Vergangenheit, da auch die römische Epoche für die Menschen des Mittelalters anhand der zahlreichen Bauwerke und Straßennetze noch allgegenwärtig sichtbar war. Hatte man also etwa im 13. Jahrhundert erst einmal ein Plateau auserwählt, abgeräumt, ummauert und umwallt so sind für unsere Forschung die Chancen auf Augustus zeitliche Relikte zu stoßen mäßig. Aber über den Verlauf des Frühjahrsfeldzug lässt sich vielleicht die Lage seines Palais heran zoomen. Es öffnet uns aber nicht nur Türen, die uns zur Segestes Heimstatt führen könnten, sondern hält auch noch andere Denkoptionen für uns bereit auf die ich in einem späteren Kapitel eingehen möchte. Aber im Zuge des besagten Frühjahrsfeldzug lässt sich schon die räumliche Nähe zum möglichen Varusschlacht Schauplatz wenn nicht herstellen, so aber doch erahnen. Die geballte Ladung indizienhaften Materials um in Sachen Varusschlacht zu recherchieren und vielleicht auch fündig werden zu können, steckt natürlich erst im späteren Sommerfeldzug des Germanicus des gleichen Jahres 15 +. Was uns Tacitus dazu überliefert hat ist bekanntlich ein Glücksfall er uns viel Zündstoff für die Varusschlachtortforschung liefert und ohne den es wohl kein Weiterkommen in Sachen Varus gegeben hätte. Denn der Sommerfeldzug mitsamt der historisch bedeutungsvollen Beisetzung der Knochenrelikte aus der Clades Variana bietet unserer nimmermüden Forschung eine der wenigen Chancen das Varusereignis auch lokalisieren zu können. Ein Umstand, der es auch möglich erscheinen lässt, den gesuchten Schlachtenkorridor der mehrere Tage andauernden Auseinandersetzung einzugrenzen und um ihn sogar teilweise fixieren zu können. Obwohl wir den ostwestfälischen Schlachtenhorizont vor der Egge zum Greifen nahe vor uns sehen, darf dies nicht darüber hinweg täuschen, dass uns selbst beide Feldzüge des Jahres 15 + in der Zusammenfassung keine konkreten Rückschlüsse oder Bezüge auf die Örtlichkeit unter anderem eines für uns wie schemenhaft erscheinenden 1. Varus Lagers des “Prima Vari castra” gestatten. Allerdings lässt sich mit Hilfe einer auf Indizien gestützten Aktionsraumanalyse ein größerer Zusammenhang deutlich machen in den die Varusschlacht eingebettet war. Denn die sich teils auch geographisch erschließbaren Anhaltspunkte, Orte oder Regionen zu lokalisieren wo Segestes gelebt haben könnte, oder wo Germanicus und Caecina kämpften, kann sich in der Summe als nützlich für die Recherche erweisen. Gipfel und Fernziel zugleich und aller Mühe wert, wäre zweifellos die Präzisierung jenes Haines in dem sich Varus selbst den Todesstoß versetzte. So bietet die strategische Vorgehensweise von Germanicus im Sommer 15 + weitere neue Anhaltspunkte und ermöglicht dadurch neue Schlussfolgerungen, die die Grundzüge meiner Hypothese stützen helfen. Über die Methodik Ausschlusskriterien zu definieren bieten sich schon einige interessante Kombinationen für neue Erkenntnisse an. So gewinnt man den Eindruck, dass es Germanicus, wie wir dem bekannten Zahlenwerk entnehmen können zu Beginn seines Frühjahrs - als auch des Sommerfeldzuges offensichtlich weniger an kampffähigen Legionären und Hilfskräften mangelte, als an einem schlüssigen Konzept, wie er gegen die Germanen zu einem Erfolg kommen könnte und wie er seinen Hauptfeind den Cheruskerfürsten Arminius und seine Getreuen bezwingen konnte. Man bestimmte im römischen Generalstab zwar einen günstigen Termin, koordinierte auch den Tag an dem sich die gewaltigen Marschformationen von den Kastellen am Rhein aus, ob Mainz, Neuß oder Xanten in Bewegung setzen sollten, aber man konnte die Gegebenheiten die vor Ort auf sie warteten nicht einschätzen oder voraus ahnen. Trotz des Umfanges der zwei Heeressäulen setzte und hoffte man mit dem zunehmendem Vorrücken in Feindesland auf den Überraschungseffekt war aber gleichzeitig auch auf die Informationen der Kundschafter angewiesen. Und natürlich verfügte man auch schon auf der Gegenseite im alten Germanien über ein zeitgemäßes Frühwarnsystem. Sahen die Germanen am Horizont die Alae römischer Stoßtrupps oder Reiterschwadronen war es höchste Zeit zu reagieren. Genügend Kämpfer ließen sich jedoch kurzfristig nicht zusammen ziehen und Flucht war oft die bessere Alterative. Für Germanicus sollen aber schon im Vorfeld des Frühjahrsfeldzuges wie es historisch gedeutet wird, eine oder mehrere ähnlich klingende Informationen ausgereicht haben, wie und von wem auch immer sie zu ihm gelangten, es würden sich Machtkämpfe zwischen den beiden Führungsgeschlechtern innerhalb der Cherusker zuspitzen um sich davon beeinflussen zu lassen und um dann vielleicht sogar etwas voreilig seine Truppen mobilisiert zu haben. So unterstellte man Germanicus, dass er sich wünschte es würde bereits ein Konflikt zwischen den beiden Widersachern Arminius und Segestes schwelen, der im Begriff war in offene Gewalt umzuschlagen. Und er könnte dabei den glücklichen Dritten spielen und brauchte die Früchte des Zorns unter den Widersachern nur noch einsammeln. Feldherren mussten Machtmenschen sein für die Skrupel ein Fremdwort war, die sich aber die lokalen völkischen Eigenheiten aber auch die günstigen Gelegenheiten umfänglich zu nutze machen mussten. So könnte sich Germanicus auch mit dem Gedanken angefreundet haben dem Segestesclan den Weg zur Macht über alle Cheruskergaue zu ebnen und ihn als römisch germanischen Vasallenfürsten zu installieren. Ein Gedanke den man auch in Germanien mit vollzogen haben dürfte. Eben eine Vorstellung die wie auch alles andere darauf beruht, dass die Überlieferungen aus der Feder von Tacitus die Geschehnisse in dieser Form auch in der Tiefe der Analyse hergeben. Aber sie klangen durch alle Historikergenerationen hindurch immer schon glaubhaft und bis heute scheint es kaum jemanden zu geben der sie anzweifelt. So bot sich demnach zu urteilen für Germanicus eine Gelegenheit die er sich nicht entgehen lassen und die er für seine Politik nutzen wollte. Aber Germanicus war zuerst Militarist und nicht der Mensch dem der Sinn nach der bequemen und oft erfolgreich praktizierten unblutigen Methode des “Teilen und Herrschens” stand. Ob er zu diesem frühen Zeitpunkt angesichts seiner großen Machtvollkommenheit schon einen Sommerfeldzug in Betracht ziehen musste sei dahin gestellt, denn ein alles in allem erfolgreich verlaufender Frühjahrsfeldzug hätte einen Sommerfeldzug sicherlich nicht mehr nötig gemacht. Es war für ihn verlockend bei günstigen Umständen und ohne große Anstrengung sowohl diesen renitenten „Varusschlacht Teilnehmerstamm“ zu bestrafen als auch mit Unterstützung williger Kräfte des Hauses Segestes die Gelegenheit zu nutzen, um die alten Zustände aus der Zeit vor der Varusschlacht wieder herzustellen. Germanicus schien es der Überlieferung nach eilig gehabt zu haben, was für militärische Operationen auch abträglich sein kann. Caecina bekam also den Befehl mit den vier niederrheinischen Legionen plus 5ooo Mann an Hilfstruppen von Xanten aus über die gewohnte Lippe Marschroute nach Osten vorzustoßen. Aber nicht nur das. Bei Tacitus ist sogar die Rede davon, dass Caecina noch zusätzlich weitere Germanen von links des Rhein in sein Aufgebot integriert hatte. Germanen die sich nicht als Auxiliarkräfte verstanden, sich aber auf Druck oder freiwillig den römischen Legionen anschlossen. Hier brach offensichtlich eine recht bunt gemischte Truppe auf deren milititärischen Erfolg oder Schlagkraft man etwas in Zweifel ziehen darf. Germanicus selbst brach mit ebenfalls vier Legionen und sogar der doppelten Zahl an Hilfstruppen auf. Die Chatten wendeten im Zuge der Bedrohung eine gängige Strategie an und zogen sich in die Wälder zurück. Größere chattische Widerstände blieben aus und erst im Norden an der Eder stellte sich den Legionen ein nicht sehr bedeutsames chattisches Kontingent in den Weg, dass als Achtungserfolg lediglich den Bau einen Brückenschlag verhindern wollte. Da die Jahreszeit als auffällig trocken bezeichnet wird, kann die schon nicht sehr breite Eder auch kein großes Hindernis für die Legionen dargestellt haben. Eine Entscheidungsschlacht größeren Ausmaßes blieb wohl aus. so dass das obligatorische Verwüsten von Siedlungsgebieten den Erfolg des Einsatzes unterstreichen soll. Ob die Cherusker die ernste Absicht hatten wie Tacitus überlieferte, den Chatten zu Hilfe zu kommen ist denkbar kann aber auch nur angetäuscht worden sein. Die Gefahr zwischen Germanicus und Caecina in eine schwierige Lage gebracht zu werden, ließ sie angeblich davon abrücken. Caecina der möglicherweise um Paderborn oder südlicher davon stand hätte nur den Nethegau zu queren brauchen und die Gefahr wäre für die Cherusker konkret geworden. Zumal Germanicus vermutlich im Raum zwischen Eder und nördlich maximal bei Hofgeismar stand. Das sich die schon nach nur einem Jahr unerwartet wieder erstarkten Marser so schnell vom Tamfana Trauma erholen konnten um sich sogar in einer Schlacht den vier Legionen Armee von Caecina entgegen zu stellen, die er dann nur dank Glück für sich entscheiden konnte, klingt nach dem Feldzug des Jahres 14 + gegen ihren Stamm bei dem man sie stark dezimiert haben soll nicht glaubhaft. Dieser Dissens in der Plausibilität sollte eigentlich auch Tacitus aufgefallen sein. Aber was uns Tacitus dann überliefert, kommt um so überraschender, denn Germanicus tritt zu einem uns unbekannten Zeitpunkt und scheinbar urplötzlich den Rückzug an. Es muss daher die Frage gestellt werden, was Germanicus in Nordhessen überhaupt erreicht hat bzw. wofür er den Aufwand trieb. Da er sein Heer in Eilmärschen nach Norden führen konnte, kann man daraus schließen, dass er auf umfangreiche Ausstattung und Logistik verzichtete. Material etwa zum Bau von Marschlagern könnte davon betroffen gewesen sein aber auch auf schwache Verproviantierung hinweisen oder weniger schwer gewichtige Kampfausrüstung. Denn der Hinweis auf ein rückwärtig errichtetes stabiles Auffangkastell im Taunus lässt diese Strategie durch scheinen. Für den Wegebau ließ er zudem noch viele Legionäre unter Lucius Apronius zurück und schien insgesamt betrachtet dadurch auch nur bedingt angriffsfähig gewesen zu sein. So war man möglicherweise für ein längeres Verbleiben und heftige Auseinandersetzungen nicht gründlich genug vorbereitet. Germanicus startete seinen Frühjahrsfeldzug vermutlich unter ungeeigneten Voraussetzungen. Aber von seiner immerhin noch großen Streitmacht im Zusammenwirken mit Caecina hätte man trotzdem mehr erwarten können, als das in Schach halten der Cherusker, die Verwüstung chattischer Siedlungsgebiete einschließlich ihres Hauptortes und eines glücklichen Sieges über ein „kürzlich“ schon einmal besiegtes Volk. Warum bricht ein Feldherr einen Frühjahrsfeldzug so früh wieder ab. Vermutlich irritierte ihn das Cheruskerkontingent mehr als sich interpretieren lässt un was ihn am Zerwürfnis innerhalb der Cheruskersippen zweifeln ließ. Denn ein Volk aus dem sich ein Herr aufmachen kann um Germanicus zu bekämpfen wäre dazu nicht imstande, wenn es im gleichen Volk heftige Zwistigkeiten gegeben hätte. Ein deutliches Signal für Germanicus seine Taktik ändern zu müssen. Hätte er den Krieg in die Stammesgebiete der Cherusker getragen, so hätte er möglicherweise auch noch jene cheruskischen Siedlungsgebiete irrtümlich mit verwüstet in denen Menschen lebten die zum Gaufürstentum des Segestes zählten. Ihre Dörfer und Gehöfte abzufackeln konnte nicht sein Ziel sein. Denn die Trennlinie zwischen Arminen und Segestinern und die Tendenz und Denkweise seiner Bewohner kannte er sicherlich nicht im Detail, sodass dies der römischen Sache mehr geschadet als genutzt hätte. Viele Schlussfolgerungen sind möglich. Eine davon könnte auch sein, dass Caecina nicht nur von den Marsern, sondern auch von mehreren anderen Stämmen angegriffen wurde und sich daher nur mit größter Mühe und viel Glück, wie auch historisch angedeutet ist, in Sicherheit bringen konnte. Und wer garantiert, dass sich in seiner Armee nicht auch Kräfte verbargen die mehr auf der Seite des Feindes als auf seiner standen. Die Varusschlacht hat gezeigt wie schnell sich plötzlich vermeintlich befreundete Germanen abwenden konnten. Gemessen ab der Varusschlacht vergingen fünf lange Jahre bis zum Jahr 14 + in dem sich das "Tamfana Debakel" ereignete. Eine Zwischenphase in der kein Germane wusste wie es weiter gehen würde. Das es nur eine Kampfpause werden würde ahnte kaum einer, aber „Tamfana“ im Jahre 14 + schallte wie ein Weckruf durch alle Gaue und zwang die Stämme wieder zu Solidarität und Zusammenarbeit. Nachwachsende Generationen füllten die Lücken nach der Varusschlacht, man motivierte sich gegenseitig und beschwor den alten Widerstandsgeist. Daraus resultierend könnte sich Caecina ein größeres Aufgebot als erwartet entgegen gestellt und ihm mehr Probleme bereitet haben als angenommen. Die damit verbundenen kritischen Umstände zwangen daraufhin Germanicus sich ebenfalls vom Krisengebiet abzusetzen. So erreichte Germanicus unterwegs auf seinem Rückzug, man vermutet nach Mainz ins hergerichtete Auffanglager unvermittelt der Hilferuf des Segestes aus seiner Burg. Was jedoch diese Interpretation anbelangt, so passt diese nicht unbedingt in die weitere Schlachtenlogik des Jahres 15 + worauf noch einzugehen ist. Denn Tacitus spricht in diesem Zusammenhang interessanterweise von einer Bewegung des Germanicus die einem Seitwärtsschwenk gleich kommt, denn den Rhein erreicht man aus Nordhessen kommend über die Lippe schneller wenn man nach Westen statt nach Südwesten reitet. So schreibt Tacitus auch nicht deutlich, dass Germanicus noch mal zurück nach Mainz ritt. Also dahin wo er her kam. Germanicus befand sich also nicht unbedingt auf dem gleichen Weg auf dem er einst anrückte als er sich zu Segestes aufmachte. Diese Interpretation beruht auf der Angabe von Tacitus in seinem Jahrbuch 1.56 (4) in dem er die Worte „vertit ad Rhenum“ benutzte. Denn sie besagen „in Richtung Rhein“ und nicht „zurück zum Rhein“. Woraus man einen Ritt zurück nach Mainz hätte ableiten können. Hätte Tacitus sagen wollen, dass sich Germanicus bereits wieder auf dem Rückweg nach Mainz befand hätte er schreiben müssen „revertit ad Rhenum“. Die kurze Silbe „re“ könnte also den kleinen Unterschied machen, ob Gernanicus sich auf dem Weg „zum Rhein“ bei Neuss befand oder sich auf dem Weg „zurück zum Rhein“ nach Mainz befand, als Segimund auf ihn traf. Will man diese Spur aufgreifen und mit der Suche nach dem Herrschaftssitz des Segestes Ausschau halten, muss man wissen, von wo aus Germanicus seinen Rückweg antrat bevor er sich zur Umkehr entschloss um zu Segestes zu reiten. Wie weit hatte er sich also schon in nordwestliche Richtung bewegt, was man als Seitenschwenk bezeichnen kann, denn er ritt ja demnach nicht in Richtung Süden zur Wetterau. Germanicus kam also dem Wunsch des Segestes nach was ihn an einem Punkt X zu einer gravierenden Kursänderung zwang und ihn natürlich auch in eine militärstrategisch ungünstige Lage brachte, denn Segestes lebte nicht in Nordhessen sondern im Stammesgebiet der Cherusker. Tacitus formulierte es geschickt in unserer Sprache etwa mit den Worten, es wäre ihm wohl „der Mühe wert“ gewesen, aber ohne auf das Risiko einzugehen, dass er einging. Beide römischen Heere standen in Kontakt zueinander. Aber in welchem Raum Caecina mit seiner Armee stand als sich Germanicus für den Rückweg entschied ist logistisch schwer greifbar. Denn ein hinzustoßen der Soldaten von Germanicus zu Cacina hätte den gesamten Marschzug der Legionen noch stark anschwellen lassen. Aus der Faktenlage lässt sich aber erschließen, dass beide Feldherren tatsächlich den Frühjahrsfeldzug abbrachen ohne sich der Arminiusstreitmacht entgegen zu stellen, die sich möglicherweise bereits hinter den Linien auf derartiges vorbereitet hatte. Insgesamt lassen sich die Ereignisse im Frühjahr 15 + chronologisch nicht klar abbilden um daraus andere Rückschlüsse zu ziehen. Sich in dieser Situation vorzustellen was ein Trupp Cherusker anstellen könnte, der mitten in dieser unsicheren Zeit die Aufgabe gehabt haben soll die Frau von Arminius aus der Gefangenschaft von Segestes zu befreien, wird daher eine auf immer ungeklärte Frage bleiben. Man sollte annehmen, dass Arminius ernsthafte Kriegsvorbereitungen sowohl möglicherweise gegen Caecina als auch gegen Germanicus zu treffen hatte und jegliche Truppenbewegungen auf seinem Territorium nur dem Zweck zu dienen hatten zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein um die Legionen aufzuhalten. Sollte Arminius allerdings klare Hinweise auf einen Rückzug des Germanicus gehabt oder dies seinem Verhalten entnommen haben, zeichnete sich für ihn eine Beruhigung der Lage ab in der er seinen Männern auch freie Hand gegeben haben könnte und sie anwies sich um den Segestes Herrensitz zu scharen. Germanicus kam etwa bei Fritzlar vielleicht nahe dem Büraberg über die Adrana (Eder), blieb jedoch weiterhin auf chattischem Boden und drang vielleicht besser gesagt wagte sich erst später nach der ausgesprochenen Bitte des Segimund auf cheruskisches Terrain vor. Auch die Heftigkeit der Auseinandersetzung anders ausgedrückt die Mannschaften die nach dem Gefecht mit den Marsern noch zur Verfügung standen dürfte mit darüber entschieden haben, dass sich Germanicus für den Abbruch des Frühjahrsfeldzuges entschied. Er könnte noch im nördlich angrenzenden Raum zu den Cheruskern gestanden haben, als ihn die prekäre Nachricht vom Ausgang der Marserschlacht erreichte woraufhin er in die Seitwärtsbewegung einschwenkte. Oft wird spekuliert wo sich der Herrensitz von Segestes befunden haben könnte. Und Favoriten sind fasst so zahlreich wie der Varusschlachtort. An der Spitze steht die Eresburg auf dem Obermarsberg an der Diemel, der Desenberg bei Warburg, die Sieburg bei Bad Karlshafen aber auch das Örtchen Segeste und ihr Umland gehört in den Kreis der Verdächtigen. Alle Örtlichkeiten könnte man jedoch ausschließen. Der Obermarsberg ist zu westlich positioniert liegt fern der Weser und gehörte vermutlich schon zum Stammesgebiet der Marser, eine Region, die unstrittig wohl nie zum cheruskischen Territorium gerechnet wird. Für den Desenberg und die Syburg gilt ähnliches. Denn beide Anlagen liegen in einem Grenzgebiet nahe zu den Chatten. Auch für diese Standorte hätte sich kein Cheruskerfürst entschieden. Die cheruskischen Stammlande werden im allgemeinen im Raum zwischen Weser, Solling und Nordharz verortet. Und nicht nur ein Stammesfürst wie Segestes hätte sich immer für einen Herrschaftssitz entschieden, der inmitten seines Stammesgebietes lag und nie an seinem äußeren Rande. Damit fallen sämtliche Grenzzonen weg und nicht nur die, die nahe zu den Chatten oder Marsern lagern, sondern natürlich auch jene, die zu weit nach Westen in die Nähe der Herrschaftsgebiete der Brukterer reichen. Segestes, aber auch die Herrschaftssitze des Segimer/Arminiusclan konnten demzufolge nur zwischen Weser, Solling und Harz heranreichend an Hildesheim gelegen haben. Damit rückt auch das Dörfchen Segeste südöstlich des Hildesheimer Waldes noch mal in den Blickpunkt. Läge im Umkreis dieses Ortes der Segestes Herrschaftssitz hätte sich Germanicus allerdings in ein äußerst waghalsiges Unternehmen gestürzt. Denn tiefer hätte er kaum ins Land der Cherusker eindringen können eine Schlacht wäre die unausweichliche Konsequenz gewesen und das alles nur um Segestes ins Imperium zu geleiten. Es wäre schon fasst eine Region im Raum Goslar oder Salzgitter in der andere Cheruskerfürsten geherrscht haben könnten die uns aber unbekannt blieben. Und man kann auch nicht ausschließen, dass es noch weitere cheruskische Fürstengeschlechter auch noch weiter östlich gegeben haben könnte, die sich mit Segestes und Arminius nur selten ins benehmen setzten. Was Tacitus mit seinem Hinweis „vertit ad Rhenum“ verstand also einer Seitwärtsbewegung zum Rhein kann demzufolge nur ein Schwenk nach Nordosten in die Richtung zur Südegge gewesen sein. Aber wo verbarg sich Segestes samt seiner Residenz. In die Varusschlacht griffen nach allgemeiner Auffassung nur jene Cherusker ein, die noch im relativen Nahbereich zum Schlachtenraum, also im Umkreis von maximal 50 Kilometern aber eher wesentlich geringer, siedelten. Arminius und seine Sippe könnte man zu den Bewohnern rechnen, die man im Zuge der Varusschlacht zu den hauptsächlich Betroffenen zählen kann. Es wäre demnach der cheruskische Bevölkerungsanteil gewesen, also die nach Westen orientierten Sippen bzw. die Bewohner der Regionen links und rechts der Weser im Umland von Höxter bis zur Egge einschließlich des Nethegaus als auch die, die in den westlichen Ausläufern des Solling siedelten. Für das Stammesgebiet und somit den sicherlich zentral liegenden Herrensitz des Segestes bietet sich auf Basis dieser Theorie nur ein Raum an. Eine Siedlungskammer die sich weder nach Norden ausbreitet die man aber auch nicht im Westen suchen sollte und sich auch nicht zu weit in den Süden an die Heimstätten der Chatten erstrecken darf. Da bleibt folglich nur eine Region übrig, die man östlich der Siedlungsgemeinschaft von Arminius und seinem Volk vermuten kann. Segestes hätte sein Hoheitsgebiet demnach im östlichen Solling und im Leinetal gehabt. Eine Region die der Landschaft an der Weser ähnelt da sie auch von einem Fluß geprägt ist. Eine typische Auenregion und auch ein früher Verwaltungsbezirk der seit jeher von Bedeutung war, da er aufgrund des Flussverlaufs eine wichtige Nordsüd Verbindung darstellt. Ein Korridor den auch immer andere wandernde Völker anzog den sie tangierten der aber auch von römischen Expeditionsheeren genutzt wurde. Das Gebiet hatte nach Süden Anschluss an die von den Chatten bevölkerten Lagen in denen Germanicus im Frühjahr 15 + wütete. Da erscheinen uns Segestes und Arminius in ihrer Gemeinsamkeit wie die Fürsten der Nebel wie sie besonders in den Flussniederungen aufsteigen. Germanicus den man nach seinem Richtungswechsel nach Nordwesten, nun in einem Aufenthaltsbereich zwischen Nordhessen und der südlichen Eggeregion verorten könnte vollzog aufgrund des Zusammentreffens mit Segimund als er von der Bedrängnis erfuhr einen erneuten Schwenk und statt nach Nordwesten dieses Mal nach Nordosten. Und nordöstlich dieses fiktiven Germanicus Standortes, wo er möglicherweise schon in Tuchfühlung zu Caecina stand wäre demnach das Hauptquartier von Segestes zu suchen. Segestes war durch diese von der Weser abgewandte östliche Lage seiner Besitztümer damals auch von den unmittelbaren Ereignissen und den Expansionsbestrebungen des Varus weitaus weniger betroffen als jene Cherusker die ihre Wohnstätten unmittelbar an der Weser hatten. Diese Distanz führte zwangsläufig auch dazu, dass Segestes sich gegenüber Varus völlig anders verhalten konnte als Segimer oder Arminius. Segestes pokerte, denn er konnte in seiner Siedlungsnische geschützt und abgeschirmt vom Solling ganz andere geostrategische Interessen verfolgt haben, als der Segimerclan, der de facto sein Stammesgebiet für die Interessen der neuen Machthaber hergeben musste während er selbst den Dingen aus sicherem Abstand heraus ruhig und gelassen zu sehen konnte. Andererseits konnte er aber wiederum in relativ kurzer Zeit das Sommerlager des Varus im vermeintlichen Corvey erreichen, an seinem Tisch platz nehmen um dort seinen Intrigen nachzugehen. Germanicus dirigierte demnach seine Legionen oder Teile davon die noch kurz zuvor zwischen dem Gudensberg und Warburg unterwegs gewesen sein könnten nun nach Nordosten ins Leinetal um. Über Hedemünden könnte er bei Göttingen das Leinetal erreicht haben um sich der Segestes Burg zu nähern. Die Region an der oberen Leine eines Flusses, der etwa 35 Kilometer östlich von Höxter parallel zur Weser fließt, wird in einer fruchtbaren Siedlungskammer heute durch die Stadt Einbeck geprägt. Den Herrensitz des Segestes in dieser Region zu vermuten würde in das Bild der Zeit passen. Das Leinetal ist bekannt als ein häufig genutzter Marschkorridor von Hedemünden aus in die Richtung des Marschlagers Hemmingen - Wilkenburg ebenfalls an der Leine gelegen, also als Zugroute für die römischen Legionen identifiziert und führt unmittelbar an Einbeck vorbei. Betrachtet man die Ortschaften um Einbeck die am Leineufer liegen, so wird man im Einbecker Ortsteil Vogelbeck fündig. Es liegt etwa 28 Kilometer südlich eines anderen kleinen Ortes, der sich auch durch seinen Namen besonders eingeprägt hat. Dieser heißt zwar nicht Segeste und liegt nicht bei Almstedt an der Alme sondern nennt sich Vogelbeck. Dieser Ort verfügt über eine in die alten Zeiten passende Besonderheit, denn im Zuge von Notgrabungen stieß man 1984 in der Nähe auf eine cheruskerzeitliche germanische Siedlung. Es fand sich dort in einer Grube verziegelter Hüttenlehm mit Abdrücken von Flechtwerk, das auf der anderen Seite glatt verstrichen und gewölbt war. Schlacken und die Reste eines Messers wiesen auf die Verarbeitung von Eisen innerhalb dieser Ansiedlung hin. Wegen der umfangreichen Keramikfunde konnte sie gut in die eisenzeitliche Epoche um die Jahrtausendwende, also die römische Kaiserzeit datiert werden. Als einen bezeichnenden Einzelfund kann man noch eine im Februar 1994 in der Gemarkung Vogelbeck westlich der dortigen Vogelsburg im Boden entdeckte Münze werten. Diese in augusteischen Zeiten im römischen Nimes geprägte Nemausus Münze lässt sich auch in den Kontext der Germanenkriege seit Drusus einbeziehen und fügt sich auch noch in den Schlachtenhorizont der Clades Variana ein. Zu ermitteln wann eine Münze zu Boden fiel ist seit jeher bei allen Münzfunden die große unbekannte Herausforderung, und führt zu einer Frage die selbst bei guten Beifunden nur schwerlich zu beantworten ist. Augustus zeitlich sagt uns lediglich, dass man sie unter seiner Herrschaft geprägt hat. Aber in den Boden gelangt sein, könnte sie auch noch viele Jahrzehnte später. Aber man darf wie immer spekulieren. Kam sie zu Drusus Zeiten in den Boden, so war man noch fasst 20 Jahre von Varus entfernt. Kam sie im Zuge der Varusschlacht in den Boden könnte sie zum Raubgut der Cherusker gezählt haben. Hatten die Legionäre von Germanicus sie im Gepäck so kann sie ihnen frühestens im Frühjahr 15 + heraus gefallen sein. Gehörte sie zum Beutegut der Germanen aus den Germanicus Feldzügen, so könnte man diese Münze in Germanien noch lange danach als Andenken aufbewahrt haben, denn einer Patina lassen sich keine datierfähigen Erkenntnisse entnehmen. Immerhin können wir festhalten, dass sie in Zeiten zu Boden fiel, als Augustus noch sein Zepter schwang oder noch tief im Bewusstsein der Lebenden verankert war. Und nach den Rachefeldzügen des Germanicus werden es römische Soldaten lange Zeit nicht gewagt haben sich soweit östlich der Weser zu bewegen. Aber die Region Vogelbeck war für römische Besatzungstruppen und deren Marschzüge immer schon eine gefährliche Gegend, denn die Harzhornschlacht ereignete sich später auch nur 12 Kilometer Luftlinie östlich von Vogelbeck. Nach dem Rückzugsbefehl von Tiberius 16 + dürfte für eine lange Zeit Friedhofsruhe geherrscht haben. Der Münzfund lässt somit viele Spekulationen zu und ist ein weiterer Mosaikstein im Zusammenhang mit den römischen germanischen Konflikten oder den folgenden germanischen Raubzügen ins Imperium die sich noch über Jahrhunderte erstreckten. Da man den Herrensitz eines Cheruskerfürsten nicht in einer ungesicherten ebenen Siedlung oder gar in einer Wasserburg vermutet, könnte man in der Umgebung von Vogelbeck Untersuchungen anstellen, ob sich dort eine repräsentativere Anlage möglichst in Höhenlage befindet. Dabei fällt natürlich ganz in der Nähe von Vogelbeck liegend die alte Vogelsburg ins Auge. Sie liegt auf einer 252 Meter hohen Bergkuppe etwa einen Kilometer nördlich von Vogelbeck. Die Wallburganlage Vogelsburg war baulich sehr umfänglich und ihre Errichtung erforderte einen großen Aufwand. Eine dafür nötige Besiedelungsdichte ist in dieser Region nur für die Spätlatènezeit, also die Zeit um das Jahr Null nachzuweisen und was durch die Funde im Ortsteil Vogelbeck Bestätigung findet. Denn unter den Wällen der Vogelsburg konnte ausreichend eisenzeitliche also latènezeite Keramikfunde gemacht werden. Allesamt kaiserzeitliche Funde die man weder in Daseburg, der Sieburg oder auf der Eresburg machte aber im unmittelbar Raum um die Vogelsburg. So könnte man also davon ausgehen, dass die Anlage auch schon um diese Zeit Bestand hatte und womit sie stark in den Focus als Segestes Burg infrage zu kommen rückt. Über dies hinaus ließen sich auch in der Umgebung von Vogelbeck so in Hohnstedt und Salzderhelden eisenzeitliche Siedlungen nachweisen. Die Vogelsburg selbst besteht aus zwei ringförmigen 2,50 bzw. 6,50 Meter hohen Erdwällen und hat einen Durchmesser von etwa 250 Metern. Man kann daher die Vogelsburg als den würdigen Herrensitz eines Cheruskerfürsten wie es Segestes einer war ansprechen. Ob es sich übrigens bei der dort überlieferten Sagengestalt, nämlich der weißen Jungfrau von der Vogelsburg um Thusnelda handelte, konnte leider bis Redaktionsschluss noch nicht abschließend geklärt werden, aber wir bleiben dran. Die exponierte Lage, die Funde aber auch die Distanz die Germanicus für seinen Abstecher zu überwinden hatte, passt in die Vorstellung, dass die Vogelsburg einst eine große Bedeutung in Germanien besaß. Aber nicht nur das. Die Vogelsburg war sogar noch bis ins frühe Mittelalter hinein eine mächtige Anlage. Denn auf der Vogelsburg soll auch einst ein Sachsenherzog gelebt haben. Heinrich, den man später den Vogler nannte, soll dort die Nachricht bekommen haben, dass man ihn zum zum ostfränkischen König ernennen wollte, was dann 919 in Fritzlar geschah. Heinrich der Sachsenherzog gehörte zum altsächsischen Geschlecht der Liudolfinger und war über seine Frau Mathilde mit dem Sachsenherzog Widukind verwandt. Die Besitztümer dieser Adelsfamilie lagen in den westlichen Ausläufern des Harzes und im Leinetal. Historisch interessant ist in diesem Zusammenhang noch eine ihm zugesprochene Bemerkung, nach dem ihm der Mainzer Erzbischof Heriger die Salbung angeboten hatte. Denn er sagte „Es genügt mir vor meinen Vorfahren das voraus zu haben, dass ich König heiße und dazu ernannt worden bin, Salbung und Krönung sollten Würdigeren vorbehalten bleiben“. Als Heinrich diese Worte fand, lag es noch nicht weit zurück, dass man selbst Herzöge nur in Kriegszeiten akzeptierte und sie darüber hinaus nicht mehr duldete. Da dürften den Sachsen Königswürden sicherlich noch suspekter gewesen sein. Man wollte sich demnach auch im 10. Jahrhundert im Volke noch nicht ganz damit einverstanden erklären, dass ein damit verbundener Machtzugewinn auch ins Gegenteil umschlagen könnte und er sich unter Umständen zum Despot oder Unterdrücker entwickeln und er ihr Freiheitsbedürfnis beschädigen könnte. Und auch innerhalb der Oberschicht war das archaisch überlieferte Gleichheitsprinzip offensichtlich immer noch ungebrochen. Heinrich bewies damit, dass er dieser Tradition treu bleiben wollte und übte sich wie überliefert, in angemessener Demut. Wie man vermutet und wie es Heinrich hinter der Bezeichnung "Vorfahren" verbarg, könnte es 900 Jahre früher auch Arminius ähnlich ergangen sein, falls er damals die Königsweihen angestrebt haben sollte und was aber seine Sippe möglicherweise verhindern wollte. Und seine stammesgeschichtlichen Nachfahren die in seiner Urheimat später einmal sesshaft waren und in seine Fußstapfen traten, fasste man unter der Sammelbezeichnung Sachsen zusammen. Stämme die sich ebenfalls zu größeren Völkern zusammen schlossen wie die Westfalen, Ostfalen, Engern und natürlich auch die Falen die von der Geschichte verschluckt wurden ließen diese Definition die die Franken für sie ins Leben riefen über sich ergehen. Ob Heinrich der Sachsenherzog noch etwas über Segestes wusste wissen wir nicht, aber seine immer noch vorhandenen Besitztümer an der Leine legen eine weite Spur zurück in die cheruskische Vergangenheit der Region. Heinrich trat jedenfalls, wenn man es auf die Landschaft beziehen möchte, unstrittig die historische Nachfolge von Arminius an. Segestes hatte schließlich das Feld geräumt, Heinrich aber fühlte sich offensichtlich auf dem alten Herrensitz von Segestes immer noch sehr wohl. Blicken wir zurück auf die germanische Geschichte so wissen wir, dass letztlich das Herrschergeschlecht des Arminius dank Italicus dem Sohn seines romtreuen Bruders Flavus, der auch den Segen Roms hatte, also seinem Neffen und folglich dem Enkel seines Vaters Segimer noch bis ins frühe 2. Jhd. die Macht über die Cherusker inne gehabt haben könnte. Sowohl Flavus als auch sein Sohn Italicus blieben also dem Imperium treu und möglicherweise fühlte sich auch noch der Sachsenherzog Heinrich dem Geist dieser alten Tradition auf dem Fundament des „Renovatio imperii“ verbunden und pflegte daher auch ein gutes Verhältnis zu den dem Imperium nachfolgenden Franken. Als Germanicus Segestes befreite, musste er wohl wenn auch zähneknirschend zur Kenntnis genommen haben, wie viele der anwesenden Männer des Segestes Siegeszeichen von der Niederlage des Varus vorzeigen konnten, die ihnen damals als rechtmäßige Beute zugefallen waren. Denn ihm gegenüber verstecken wollten sie sie offensichtlich auch nicht. Im Nachhinein betrachtet, kann man den Frühjahrsfeldzug auch nur als ein Desaster des Germanicus bezeichnen, denn schon auf dem Weg zum Rhein erkannte er wohl, dass es keine Alternative dazu gab den Sommerfeldzug vorzubereiten. Denn er ließ sich nach dem mageren Ergebnis aus dem Frühjahrsfeldzug nicht vermeiden. Ein Sommerfeldzug sollte folgen, der für ihn ebenfalls mehr Tiefen als Höhen brachte, den er lediglich zur Bestattung der Knochenreste im Saltus nutzte, der ebenfalls für ihn im Debakel gegen die Cherusker an der Weser endete und der wieder große Schwachstellen auf dem Rückzug nach Xanten erkennen ließ. Der Nimbus der Unbesiegbarkeit römischer Legionen der schon unter Varus gelitten hatte war dahin und setzte sich auch über das ganze Jahr 15 + fort. Aus Sicht der alten germanischen Stammeshierarchien betrachtet wäre Segestes nach dieser Theorie einer von mehreren cheruskischen Gaufürsten gewesen von denen uns aus den Überlieferungen nur noch Segimer und Arminius namentlich bekannt geworden sind. Aufgrund der hier heraus gearbeiteten These was seinen Fürstensitz anbelangt wäre er demnach Herrscher über den Suilberggau den "pagus silbirgi" gewesen und seine Basis könnte im Silberbergbau gelegen haben, was auch seinen Einfluss bei Varus erklären könnte. Da Silber und Blei im engen Zusammenhang stehen und Briloner Bleibarren im Imperium keine Seltenheit waren, ist es denkbar das es im Suilbergau mit der seit prähistorischen Zeiten besiedelten Region Sülbeck in damaliger Zeit auch Bleiminen gab. Segimer und Arminius hingegen waren für Varus gleichsam bedeutend, da sie vermutlich über die westlich des Suilbergaues im Weserbereich liegenden Gaue herrschten wo Varus seinen Stammsitz zu errichten gedachte. Zwei Fürsten die von den römischen Expansionswünschen am stärksten betroffen waren und daher den Widerstand organisierten. (03.4.2018 – ergänzt 04.01.2024)

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Sonntag, 1. April 2018
Neue Spuren zum Tamfana (tāfanę) Heiligtum
Sich mit den Kriegszügen von Germanicus auseinander zu setzen, sich aber nicht näher mit dem Tamfana Heiligtum oder der Tamfana Kultstätte bzw. der damit verbundenen marsisch genannten germanischen Göttin Tamfana zu beschäftigen ist so, als würde man bei den Sachsenkriegen Karls des Großen die Irminsul aussparen. Wie im letzten Abschnitt näher behandelt suchte Germanicus 14 + die Marser heim die mit ziemlicher Sicherheit an den Kämpfen gegen Varus beteiligt waren. Während ich in der westfälischen Bucht bis an ihre äußersten östlichen Grenzen die Siedlungsgebiete der Brukterer verorte, vermute ich ihre Siedlungsgebiete in einer Art Korridor in dem sie sich nach der Flucht seinerzeit vermischt mit den Sugambrern je nach Größe ihrer Siedlungskammern zwischen dem südlichen Münsterland und den waldreichen und noch bis ins Mittelalter relativ schwach besiedelten Regionen des angrenzenden Hochsauerlandes und des Rothaargebirges nieder ließen. Denkbar ist auch das sich die Stammesgebiete der Brukterer und anderer Kleinstämme noch teilweise bis in die Täler des Nordsauerlandes vorschoben, wo die spätere Konfessionsgrenze zwischen dem kurkölnischen Westfalen und der protestantischen Grafschaft Mark verlief. Der von Germanicus zerstörten Tamfana Kultstätte über die uns Tacitus berichtet hatte, hat sich die deutsche Geschichtsforschung in allen Zeiten intensiv gewidmet. Denn heidnisches Treiben hinter verborgenen Türen und später verdeckt von christlicher Gesinnung zu ergründen war immer schon eine reizvolle Beschäftigung gewesen. Es fanden damals religiöse Festivitäten statt, in die die Schwerter der römischen Legionäre plötzlich und unvermittelt und wie von Tacitus anschaulich geschildert mit Brachialgewalt einschlugen. Diese Gewaltaktion steht seit dem für die erste historisch überlieferte religiöse Freveltat an einem Heiligtum unserer frühen vordeutschen Geschichte und damit unseren Vorfahren schlechthin. Sie verkörperte eine besondere aber wohl zeitgemäße Brutalität im Vorgehen und gehört in einem Atemzug genannt mit dem berüchtigten karolingischen Blutbad von Verden an der Aller und dem merowingischen Blutgericht von Bad Cannstatt. Tacitus schrieb zur Tamfana Zerstörung in seinen Annalen die in den Jahren zwischen 110 und 120 + veröffentlicht wurden: ?Caesar avidas legiones, quo latior populatio foret, quattuor in cuneos dispertit; quinquaginta milium spatium ferro flammisque pervastat. non sexus, non aetas miserationem attulit: profana simul et sacra et celeberrimum illis gentibus templum, quod Tanfanae vocabant, solo aequantur. sine vulnere milites, qui semisomnos, inermos aut palantis ceciderant?. Was nach der Gottwein Übersetzung lautet: ?Der Caesar (also Germanicus) verteilt die vor Gier brennenden Legionen, damit die Verheerung desto weiter gehe, in vier Heerhaufen und lässt über einen Raum (eine von mehreren Übersetzungsmöglichkeiten) von 50 Meilen hin Feuer und Schwert wüten. Kein Geschlecht, kein Alter flößt Erbarmen ein. Geweihtes wie Ungeweihtes, auch das Heiligtum Tamfanas, viel besucht von den dortigen Völkerschaften, wird dem Erdboden gleichgemacht. Verwundete gab es bei den Römern keine: sie hatten nur halb Schlafende, Unbewehrte und einzeln Umherirrende niederzumachen?. Bevor ich auch in die Recherche nach dem möglichen Standort des Tamfana Heiligtum einsteige, möchte ich aber noch versuchen den Wissensstand um eine derartige Tamfana Kultstätte etwas beleuchten zu helfen. Tamfana soll nach diversen Übersetzungen und nach Ansicht vieler Historiker eine germanische Göttin gewesen sein und demzufolge schreiben es auch die Lehrbücher so. Wenn Germanicus also nur die Kultstätte dieser Göttin Tamfana zerstörte, so muss das nicht unbedingt besagen, dass hier damals auch substanziell eine von Menschenhand nachgebildete Gottheit gestanden hat, die nieder gerissen wurde. Denn bildhafte Götterdarstellungen waren den Germanen wie man von Tacitus weiß fremd, da die Germanen Anhänger der Naturreligionen, sich also mehr dem ?Unsichtbaren?, aber auch den sichtbaren Himmelserscheinungen und den Jahreswechsel bedingten Veränderungen besser gesagt den Aussaat und Ernte relevanten Realitäten verbunden fühlten. Unter einem Tamfana Heiligtum sprich Kultstätte kann man sich daher auch die ?durch grünte? Version einer Tempelanlage frühzeitlicher Prägung nach germanischem Modell vorstellen, vielleicht auch ähnlich dem von Tacitus erwähnten Nerthus Heiligtum. Vielleicht glich beides auch einem zeitgemäßen gehegten und gepflegten Bereich der für Prozessionen und Opferrituale genutzt wurde. Also einem nach allen Seiten offenen und nur leicht gezäunten Vorraum und einem angeschlossenen hinteren Sakristei artigen Allerheiligsten, gleich einem primitiven kirchlichen Vorgängerbau in den nur Priester Zugang hatten. Möglicherweise entstammte bzw. leitete sich von dem gehegten heiligen Bezirk auch später der in Ostwestfalen auf Landschaften angewendete, gebräuchliche bzw. übertragene Name ?Hegge? ab. Tacitus gibt dieser Tamfana Kultstätte, wie wir hier wie folgt lesen können den lateinischen Namen ?templum?, worunter man in seiner Zeit einen antiken griechisch/römischen Tempelbau versteht und was man vereinfacht mit ?heiliger Stätte? übersetzen kann und schreibt des Weiteren ?......profana simul et sacra et celebenimum illis gentibus templum, quod Tanfanae (aber vielleicht besser gesagt - tāfanę - da es so handschriftlich von Tacitus hinterlassen wurde. ?.......uocabant, solo aequantur.? Es wurde an anderer Stelle auch mit den Worten, ?Profane und heilige Stätten, darunter auch bei jenen Stämmen (also den Marsen) hochberühmte Tempel, den sie (also die Marser) das Heiligtum der Tamfana nennen, wurde dem Erdboden gleichgemacht? übersetzt. Demnach bezeichnen also die einheimischen Marser den Tempel als eine Kultstätte für die bzw. ihre Göttin Tamfana. Gottwein übersetzt Tacitus allerdings anders und zwar wie folgt ?Kein Geschlecht, kein Alter flößt Erbarmen ein. Geweihtes wie Ungeweihtes, auch das Heiligtum Tanfanas, viel besucht von den dortigen Völkerschaften, wird dem Erdboden gleichgemacht?. Nach Gottwein haben es die Marser also nicht unbedingt als ein Heiligtum ihrer Göttin Tamfana bezeichnet, sondern es ist zu lesen, dass es von den Bewohnern lediglich eifrig genutzt wurde und das bestätigt keine marsische Göttin Tamfana. Es macht also einen Unterschied. ?Da die Kultstätte aber dem Erdboden gleich gemacht wurde, dürfte bzw. kann es sich wohl auch nur um eine bauliche Anlage gehandelt haben, denn Tacitus nannte es templum und er verstand darunter wohl in erster Linie gebäudeartige Anlagen. Der Tempelbau an sich war also die eigentliche Kultstätte für diese Tamfana genannte germanische Göttin, ob sie darin nun sichtbar oder unsichtbar bleibt ist offen. Aber ein Tamfana Tempel muss wiederum etwas anderes gewesen sein, als das Nerthus Heiligtum, denn das nennt Tacitus an anderer Stelle nicht ?templum? sondern ?castum nemus und numen?. Castum = keusch, nemus = Hain oder Wald und numen = göttliches Walten oder Macht. Das Nerthusheiligtum wäre demnach also eine Kultstätte ohne zerstörbare Gebäudeelemente die sich komplett unter freiem Himmel befand und in dem die göttlichen Kräfte direkt walten und Einfluss nehmen konnten und eben kein ?templum? also kein Haus aus behaunem Holz. Folglich war das Nerthus Heiligtum auch kein Nerthus Templum. Nerthus könnte vermutlich einer Ernte Gottheit aus dem Kreis der germanischen Mythologie entsprechen, so dürfte jeder Stamm seine eigene einheimische Gottheit möglicherweise auf eine andere Art verehrt haben. Aber man kann auch den Eindruck gewinnen, dass es sich bei Nerthus möglicherweise um keine Gottheit gehandelt hat. Die Suche nach vermeintlichen germanischen Gottheiten scheint alle Historiker beflügelt zu haben, sei es Tamfana, Nerthus oder Irmin gewesen. Tacitus machte in der Wortwahl also einen Unterschied zwischen einem ?templum? für eine Tamfana Kultstätte und ?castum nemus und numen? für ein Nerthus Heiligtum. Wie vermutet könnte also ein ?templum? bereits ein fest stehendes Gebäude gewesen sein, während das Wort ?castum? in der Form von Kasteiung auf enthaltsam und religiös hindeutet, also mehr auf die Verhaltensweise der Menschen anspielt, die diesen dachlosen Bezirk betraten. Übersehen sollte man auch nicht die kulturelle und auch zivilisatorische Distanz zwischen dem nördlichen Sauerland und einer Insel möglicherweise in der Ostsee, wo man die Nerthuskultstätte vermutet. Tacitus hätte im Gegensatz zum ?templum? das Nerthus Heiligtum auch noch wie er es an anderer Stelle tat ?luci ac nemora?, = Licht und Wälder nennen können, denn das käme dem ?nemus und numen? auch recht nahe. Also ebenfalls eine nicht überdachte Fläche, als eine Stätte in der freien Natur, wie ein heiliger Hain und abgeleitet von luci = Licht. Also eine baumfreie helle von der Sonne erreichbare Licht - ung umgeben von Wald und mit freien Blick zum Himmel. Zu Tacitus Zeiten war Luci noch der positiv besetzte Name des Lichtgottes, was sich dann aber im 4. Jhd. änderte, als das Christentum aus ihm den satanischen Luzifer machte. Aber mit der Vielfalt der taciteischen Bezeichnungen hatte offensichtlich auch schon Jacob Grimm Probleme als er schrieb: ?Hier hätten wir also, wie bei alah, einen zwischen nemus, templum, fanum, idolum, numen schwankenden begrif, dessen wurzel ohne zweifel das goth. veiha, váih, vaihum, ahd. wihu, weih, wihum ist.? Wodurch er auch noch mit dem Begriff ?alah? zur vollen Verwirrung beiträgt und uns in den Brunnen der Erklärungsnöte wirft. Denn die Bezeichnung ?alah? stellt uns wieder vor ganz andere Aufgaben, denn er bezeichnet nicht nur Wohnstätten sondern gleichzeitig auch Kultstätten. Aber ?alah? entstammt dem germanischen Wortschatz, so dass uns der Lateiner Tacitus wohl damit verschonen konnte. Die Existenz und Anwesenheit einer germanischen Göttin Tamfana konnten die Marser in der tempelartigen Kultstätte wohl immer nur erahnen oder spüren, sie war möglicherweise nur als ein zarter Hauch zu fühlen, wie wenn der Wind die Blätter bewegt. Auch allgegenwärtig, aber nicht sichtbar, da man sie sich damals nicht als ein körperliches Wesen vorstellen konnte. Der byzantinische Bilderstreit, ob eine göttliche Abbildung zulässig war oder nicht war hier sicherlich noch kein Thema. Die Bedeutung und Namensherkunft dieser Tamfana Stätte, die einem Großheiligtum entsprochen haben soll zu ergründen gleicht einer Spurensuche an der sich schon viele Historiker beteiligt, um nicht zu sagen die Zähne ausgebissen haben. Greift man sich von der Göttin oder der Kultstätte Tamfana die zweite Silbe ?Fana? heraus, so erkennt man eine Parallele zum ?Fanum?. Diese vergleichbare jedoch lateinische Bezeichnung Fanum war zu Zeiten Tacitus bzw. in der römischen Kaiserzeit im Imperium weit verbreitet und Namensbestandteil sehr vieler Orte. Beispielgebend sei hier nur der Ort ?Fanum Fortunae? genannt. Das Wort Fanum erwähnte seinerzeit auch der Chronist Einhard im Zusammenhang mit der Irminsul als er später zum Jahr 772 schrieb, ?et destruxit fanum eorum, quod vocatur Irminsul?. Aber Einhard sagte nicht Tamfana sondern nur Fanum. Überspitzt ausgedrückt wäre also Tamfana eine Göttin gewesen aber Fana bzw. Fanum nur eine Kultstätte. Machte dann etwa nur die Vorsilbe ?Tam? aus der Endsilbe ...fana erst die Göttin, schwer zu glauben. Geht man nun einen Schritt weiter, taucht dann der Begriff ?Fanon? auf. Er entstand aus einer Skapulier einem Fahnen ähnlichen bodenlangen Überwurf über die Tunika, einer Ordenstracht die im 8. Jhd. eingeführt wurde und womit sich der oder die Träger von anderen Personen unterschieden. Später bestand die ?Fanon? aus weißem Seidenstoff. Von Tamfana über Fana und Fanum zu Fanon kommt wohl in der Folge zuletzt der heutige Name Fahne der aus dem althochdeutschen ?fano? entstammt und germanisch ?fanōn? gelautet haben soll. Wer will da noch einen Zusammenhang zwischen frühen Glaubensvorstellungen und Symbolik leugnen. Die Fahne ist heute ein staatlich verankerter Begriff, ist ein Symbol für militärische Ehre und Treue so wie der Fahneneid, ist aber auch im Begriff Fahnenflucht enthalten. Wenn die Not am Größten war und man sich auf dem Schlachtfeld sammeln musste, orientierte und scharte man sich Schutz suchend an und um die Fahne. Die Fahne ist aus allen Kulturen bekannt und ein sehr altes Symbol und sie gibt auch noch viele Hinweise auf ihre römische Abkunft. Auch schon bei den römischen Legionen war die Fahne ein Hinweiszeichen in der Schlacht. Aber die Fahne ist bekanntermaßen kein Gott, sondern sie steht wie die angenommene Göttin Tamfana auch für eine unsichtbare Macht und ein gemeinsames Gefühl von Zusammengehörigkeit. Aber man erkennt daran wie sich heidnische Symbolkraft bis in unsere Tage erhalten konnte. Und auch die germanische Göttin Tamfana war, wenn es sie denn gab, eine unsichtbare Macht und wehte wie eine Fahne im Wind. Keiner sah wer die Bewegung auslöste oder vom wem sie ausging. Man sah folglich also auch nie die Göttin Tamfana sondern immer nur ihr ?templum? ihren Tempelbau in dem man sie zu spüren glaubte. Ich hatte zuvor ?gewagt? bzw. stark angedeutet, das ich das Vorhandensein bzw. die Existenz einer marsischen Göttin Tamfana grundsätzlich in Frage zu stelle, worin ich mich durch die Gottwein Übersetzung gestärkt fühle aus der kein klarer Hinweis zu entnehmen ist, dass es sich bei der Tamfana um eine germanische Göttin handelt. Gottwein schreibt lediglich ?..... auch das Heiligtum Tanfanas, viel besucht von den dortigen Völkerschaften ....?. Es ist darin also keine Rede davon, dass die Marser es selbst ?... das Heiligtum der Tamfana nennen ...? so wie es in anderen Übersetzungen zu lesen ist. Wenn Tacitus nach Gottwein schreibt ?das Heiligtum Tanfanas?, so dreht sich die Frage ob Göttin oder nur Kultstätte letztlich nur noch um den an gehangenen Buchstaben ?s?. Und wenn es keine weiteren Argumente als diesen einen Buchstaben gibt, so muss man auch zwangsläufig daran zweifeln dürfen. Bei der Zerlegung des Wortes Tamfana hatte ich eine Argumentationsschneise von Fana über Fanum zu Fanon bzw. dem althochdeutschen ?fano? und dem germanischen ?fanōn? geschlagen. So gehe ich also nun davon aus, dass es sich um das Heiligtum ?Tamfana? und nicht um das Heiligtum der ?Tamfana? handelt. Damit wäre die Göttin Tamfana sozusagen vom Tisch und wir reden nur noch über eine Kultstätte die Tacitus Tamfana nannte. Also kein Hinweis mehr auf einen unmittelbaren germanischen Bezug sondern aus der Feder von Tacitus natürlich ein lateinisches Wort, obwohl das Wort ?fanōn? germanischen Ursprungs sein soll. Eine germanische Herkunft des Wortes ?fanon? muss allerdings vor dem Hintergrund der zahlreichen römischen kaiserzeitlichen Ortsnamen im Imperium in denen das Wort ?Fanum? enthalten ist, in Zweifel gezogen werden. Wenn es Tacitus Tamfana nennt, so hatte das Wort wohl auch einen antiken und keinen germanischen Hintergrund. Tacitus musste das Wort schließlich in seinem Wortschatz gehabt haben. Nun kommt ein altes griechisches Wort kommt dem Wort Tamfana sehr Nächsten, nämlich das aus der frühen Architektur bekannte griechische Wort Tympanon oder Tympanum. Ein Tympanon im Eingangsbereich von ursprünglich griechischen Tempeln und später christlichen Kirchen durch bzw. unterschritt man, bevor das Gebäude betrat und unter dem Tympanon traf man bzw. versammelte man sich vorher. Im Eingangsbereich unter dem Tympanon wurde man möglicherweise vom Priester oder Auguren mit dem Krummstab in der Hand, der gleichnamigen virga tympanum empfangen oder begrüßt. Der architektonische dreieckige Giebelfläche genannte Tympanon wurde in der griechischen Antike mit mächtigen Figuren und Reliefs geschmückt und vielleicht fanden darunter auch ähnlich klingende florale Elemente wie der Thymian Verwendung. Bei römischen Tempeln hingegen blieb die Giebelfläche später schmuck ? und figurenlos. Tacitus überliefert uns das Heiligtum der Marser mit dem Namen Tanfanae. Tanfanae steht in unseren Geschichtsbüchern (immer noch) für eine heidnisch marsische Göttin und ihre Kultstätte wurde damals dem Erdboden gleich gemacht. Inzwischen sind sich die Historiker allerdings darin einig, dass es wohl nicht Tanfanae, sondern Tamfana lauten muss, da der handschriftliche Original Strich über dem ?a? aus der Feder von Tacitus für ein ?m? stehen soll und nicht für ein ?n". So wie hier ein kleiner Strich über dem ?a? oder ein angehangenes ?s? zu völlig neuen Auslegungen führen kann, bin ich auch der Ansicht, dass es sich hier auch nicht um eine germanische Göttin handelte, sondern das man unter einem Tamfana ein Bauwerk in einem Sakralbereich zu verstehen hat. Nämlich ein Bauwerk mit dem Aussehen eines Eingangsportals was die Griechen Tympanon nannten und unter dem man sich sammelte bzw. versammelte wie unter einer Fahne bzw. einem Fahnenheiligtum. Möglicherweise hat das marsische Heiligtum auch nur aus einem frei stehenden Tympanon bestanden und danach folgte kein größeres Gebäude mehr, da man Tempelbauten oder ähnliches in Germanien nicht kannte bzw. errichtete. Germanicus und seine Legionäre erkannten und überlieferten lediglich eine geschmückte und vielleicht auch noch teilüberdachte halbrunde oder eckige Fassade, die sie an ein Tympanon oder Tympanum erinnerte und was Tacitus dann später so ab schrieb und Tamfana nannte. Es war sicherlich ein wichtiges und interessantes Bauwerk was sie da zerstörten, aber sie zerstörten ein Tympanon oder ein Tympanum sprich ein Tamfana oder wie Einhard später schrieb ein Fanum also ein Gebäude innerhalb eines heiligen Bezirks. Aber eine germanische Göttin Tamfana passte nicht dazwischen und man verstand sie weder unter Germanicus noch zu den Zeiten Tacitus bzw. im Imperium darunter. Und noch ein Hinweis sei mir gestattet. Im 1. Jhd. in einer Zeit, als sich die urgermanische Sprache auflöste lebte Tacitus und hinterließ bzw. überlieferte uns in einer Handschrift das Wort TamFana allerdings in abweichender Schreibweise, worauf ich aber schon näher einging. Da es an der entscheidenden Stelle im Wort von ihm mit ?f? und nicht mit ?p? wie TymPanon geschrieben wurde, wird es auch zu einer Herausforderung für jene Sprachforscher, die sich besonders mit der germanischen, also der ersten Lautverschiebung und der Frage nach der damaligen Schreibweise in einer germanisch schriftlosen Zeit und unbekannten Aussprache beschäftigen. Es lassen sich möglicherweise drei Wege verfolgen den Ursprungsgedanken zu ergründen, der hinter dem Wort Tamfana stehen könnte. Suchen wir im Wort Tamfana in dem ich keine Göttin erkenne, einen germanischen Ursprung, so ließe sich die beschriebene Gedankenkette zum althochdeutschen Wort ?fano? für Fahne zurück verfolgen. Man endet aber ungeachtet dessen letztlich doch wieder im lateinischen ?Fanum? Sprachraum. Sehen wir hingegen im Wort Tamfana das griechische Wort Tympanon, wäre es eher ein Fall für die Sprachforschung. Tacitus nennt es Tamfana aus welchen historischen Quellen er das Wort auch immer aufgegriffen haben mag, müsste es aber lateinisch eigentlich ?Tamfanum? genannt haben. Man kann aber auch nicht ausschließen, dass das griechische und auch im Imperium genutzte Wort Tympanon oder Tympanum bzw. Tamfane aus der frühen Tempelsprache über die germanischen Hilfstruppen in den Norden gelangte und zu den Zeiten des Germanicus noch relativ neu im germanischen Sprachschatz auftauchte, als es von Tacitus als Tamfana aufgegriffen, verwendet und dann textuell verarbeitet wurde. Oder sollte etwa das antike Wort Tympanon oder Tympanum, das die Karolinger Fanum nannten ein grammatikalisches Fossil darstellen, dem es als einzigem lateinisch/griechischen Wort gelang, im germanischen Sprachraum Fuß zu fassen und sich in diesem einen Fall oder vielleicht auch noch anderen die zweite Lautverschiebung bereits im 1. Jhd. vollzog. Die Germanen also das ?p? in der Sprache bereits um diese Zeit als ?f? aussprachen und es auch als ?f ? unter TamFana Eingang in die Handschrift taciteischer Historik fand. Aber ungeachtet dessen, hilft uns dieses Gedankenspiel bei der Suche nach dem möglichen Standort des Tympanon/Tympanum oder des Tamfana natürlich auch nicht weiter. Aber der bereits in der vor römischen Eisenzeit genutzte und befestigte Obermarsberg ist und bleibt sicherlich ein Favorit für das damals beschriebene bzw. von mir angenommene Tympanon. Das Bergplateau war demzufolge schon besiedelt, als die Marser noch in Rheinnähe siedelten. Als Anekdote anzumerken ist noch, dass man das Südportal der Nikolaikirche auf dem Obermarsberg wegen seines schönen Tympanon bzw. der daran enthaltenen herausragenden Ornamentik besonders hervorhebt. Man nutzt das Wort folglich wenn auch unbewusst immer noch an gleichem Ort und an gleicher Stelle. Den möglichen neuen Lebensraum der marsischen Bevölkerung hatte ich bereits im letzten Abschnitt umrissen. Aber hatten eigentlich die Varusschlacht 9 + und die Zerstörung des Tempels der germanischen Göttin Tamfana, was ich hier hoffentlich plausibel widerlegen konnte, durch Germanicus im Jahre 14 + überhaupt etwas miteinander zu tun bzw. stehen beide Ereignisse in einem Zusammenhang zueinander. Die Frage kann man allein deswegen schon bejahen, da nur 5 Jahre zwischen Varusschlacht und Tamfanazerstörung lagen und allein schon diese zeitliche Nähe Raum für Interpretationen bietet. Aber auch das Wissen um die Lage der Kultstätte kann uns zu neuen Schlussfolgerungen führen. Einen unmittelbaren beweisbaren Zusammenhang herzustellen ist jedoch nicht möglich, es sei denn es käme uns eine bislang unentdeckte historische Textstelle oder ein phänomenaler Bodenfund zu Hilfe, mit denen sich auf eine metrische Distanz zwischen Tamfana und Varusschlacht Rückschlüsse ziehen ließen. Als Germanicus im Zuge seiner Rachefeldzüge zielsicher zuerst die Marser heimsuchte in dem er von vier Seiten in ihre Siedlungstäler einmarschierte verwüstete er ihre Wohnstätten und zerstörte ihr Zentralheiligtum und die damit wichtigste Stätte für ihre kultischen Handlungen und somit ihre völkische Identität. Das er gerade zum richtigen Zeitpunkt der germanischen Zeremonien eintraf, konnte er bei seinem Abmarsch aus Neuss noch nicht wissen. Das uns aber Tacitus den ganzen Hergang ungewöhnlich detailliert überlieferte, kann auch den tieferen Grund gehabt haben, dass man an diesem Volk eine besondere Rache verüben wollte. Andererseits nimmt man an, das Tacitus die Varusschlacht noch gar nicht dem folgenden Germanenkrieg zugerechnet hatte. Das brutale Vorgehen gegenüber einer fremden Religion war auch für die damalige Zeit nicht der Normalfall. Wenn römische Legionen einen sakralen Ort vernichten, wo sie sich doch selbst mit derartigen Heiligtümern stark verbunden fühlen, so muss dies für sie auch einige Überwindung gekostet haben. Denn es war geradezu ein Markenzeichen römischer Außenpolitik, dass man den Glauben an fremde Götter weder verleugnete noch verbot oder gar verhinderte. Im Gegenteil, um den Frieden zu fördern, wurde die Existenz dieser Götter zudem noch unterstützt und deren Verehrung sogar erleichtert. Ein Verhalten, dass noch zu den bewundernswerten Eigenschaften des Imperiums gehörte und mit der Romanisierung überall einher ging. Aber nur so ließ sich auch der unverzichtbare ?Pax Deorum? also der wichtige Religionsfriede in einem Riesenreich bestehend aus unzähligen Glaubensrichtungen durchsetzen und einhalten. Eine Kultstätte auch wenn es nur eine Germanische war zu entweihen, war nicht irgend was und auch in der damaligen Zeit sicherlich schon etwas Ungeheuerliches, rief bekanntlich später nach Vergeltung und dürfte den Zorn der Germanen nur gesteigert haben, der sich dann in den Folgeschlachten entlud. Es kann aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass die Zerstörungen nur deswegen so heftig ausfielen, weil es ihnen nicht gelang den Adler der XVII Varus Legion aufzuspüren, denn man erhoffte sich ihn spätestens im abgelegenen Tamfana Tempel zu finden. Aber 14 + hatten ihn die Marser noch gut verstecken können, denn er gelangte erst 16 + wieder zurück in römische Hände. In diesem Moment konnte Germanicus die Konsequenzen seines Handelns noch nicht übersehen und vor diesem Hintergrund betrachtet, war diese Militäraktion auch eine Riesendummheit, denn sie schweißte die Gegner Roms nur noch fester zusammen. In einem Tamfana Bezirk oder ähnlichem wurden Eide auf ein allgemein und überregional anerkanntes Heiligtum und in diesem Fall wie viele Historiker vermuten auch auf eine germanische Göttin geschworen. Bei den Tamfana Festlichkeiten könnte es sich jahreszeitlich bedingt um ein Fruchtbarkeitsritual gehandelt haben, da die Feierlichkeiten in die Zeiten nach dem Einbringen der Ernte fielen. Die Eide mit einem Gelübde und Schwur vergleichbar, stärkte den Zusammenhalt untereinander und erhöhte auch vor Kriegen die nötige Kampfbereitschaft. Derartige Rituale stützen sich in allen Religionen und Überlieferungen der Völker auf die Ruhmestaten der Vorzeit und der Vorväter und wurden unter einer Fahne bzw. unter einem Tympanon ausgeführt. Man wollte ihnen nacheifern, vor ihnen bestehen können und man erhoffte sich von ihnen Kraft übertragen zu bekommen. Aber auch die Tamfana Kultstätte gibt wie jedes andere Heiligtum der Nachwelt Rätsel auf. Von Strabon erfahren wir, dass es den Marsern 8 ? gelang mit ihrem ganzen Stamm einer möglichen Zwangsumsiedelung in die Regionen westlich des Rheins zu entgehen. Wenn man es nicht verkomplizieren will so kann man schlicht annehmen, dass die Marser nachdem sie in den Siedlungsgebieten im Osten ihre Zelte neu aufschlugen sich dann dort auch sofort nach einem geeigneten Platz für eine neue Tamfana Kultstätte umgeschaut haben müssten. Wie dies vonstatten gegangen sein könnte, lässt sich nur mit sehr viel Phantasie rekonstruieren, aber Phantasien sind Gift für seriöse Quellenanalysen. Visionär sind sie aber unverzichtbar. Die Marser werden und haben keinen jungfräulichen Boden betreten wie die Funde auf dem Obermarsberg bestätigen, könnten aber auch in Siedlungsgebiete nachgerückt sein, die von anderen Stämmen verlassen wurden. Anders als in späterer Zeit war die Sesshaftigkeit in der germanischen Welt noch nicht so ausgeprägt. Gutes Weideland und andere elementare Grundbedürfnisse werden von Bedeutung gewesen sein. Die nächste Frage berührt schon den Kern, denn welchen Ort favorisierte man für die neue Kultstätte nicht irgendeiner Göttin, sondern für ihr Hauptheiligtum. Und wo könnte man eine Weihestätte begründen. In der zentralen Mitte eines Siedlungsgebietes, an einem sicheren Ort in einem Sumpf oder auf einer Insel in einem See. Auf dem Plateau eines Berges, oder da wo sich der fruchtbarste Teil des Siedlungsgebietes ausbreitete, weil dort die meisten Menschen lebten, die es deswegen schnell erreichen und auch gut verteidigen konnten. So müsste man innerhalb des Stammesgebietes einen Hauptort suchen wo alles zusammen traf, eine nahrungsreiche Siedlungskammer in Verbindung mit einem verteidigungsfähigen Platz. Letztlich entschied also die Struktur des Siedlungsgebietes über die Möglichkeiten, aber man begibt sich auch nicht mit leeren Händen auf die Suche nach den möglichen Alternativen. Da die Marser an der Varusschlacht 9 + teilnahmen, hatte ich über die ?Methode Arminius? einer nach Südwesten umgelenkten Eskalationsstrategie die Marser ins Blickfeld, und ihre Siedlungsplätze in die Nähe der Schauplätze um die Südegge gerückt. Dann habe ich verdeutlicht, dass auch die Marschrichtung der Legionen des Germanicus 14 + letztlich in den gleichen Raum abzielte. Der Marschkorridor der drei Varuslegionen endete schlachtbedingt im Saltus bei Borlinghausen und damit nur 18 km nordöstlich von Marsberg. Das, ich möchte es mal lang gestrecktes Tal der Marser oder auch Sugambrer nennen, erreichte Germanicus im Raum Arnsberg von wo aus es bis Marsberg noch etwa 65 km sind. Und an dieser Stelle wird auch das Dilemma der Marser deutlich, denn sie verfügten über keinen geschlossenen Siedlungsraum, da die guten Strukturen zum Zeitpunkt ihres fluchtbedingten Absetzens aus den rheinnahen Regionen bereits besetzt waren. So mussten sie sich mit einem sekundären also zweitrangigen Siedlungsraum zufrieden geben. Ein Volk das man zu dieser Zersiedelung und Zerstückelung nötigte, rieb sich zwischen stärkeren Völkern auf und musste in der Konsequenz auch zwangsläufig auf kurz oder lang aus den Geschichtsbüchern verschwinden, was auch im Jahr 16 + bei ihnen eintrat. Denn ab diesem Jahr ist der Name der Marser nur noch Geschichte. Ihre Flucht nach Osten fand im Jahr 8 ? statt. Die Militäroperationen unter Drusus bis an die Elbe in den vier Jahren zwischen 12 ? bis 8 ? machten ihnen also schon sehr früh deutlich, dass ihre Siedlungsgebiete am Rhein in Gefahr geraten konnten. Es war ihnen klar, dass sie mit der Flucht nach Osten auch nicht automatisch für alle Zeiten vor römischen Repressalien geschützt sein würden. Ihre neue Kultstätte musste daher vor dem Imperium möglichst verborgen und weit weg an einem sicheren Ort neu errichtet werden. Als sie sich gezwungenermaßen nach neuen Siedlungsgebieten umschauen mussten, waren sich die Marser dieser Situation also sehr wohl und schon sehr früh bewusst gewesen. Die westfälische Bucht konnte man immer schon gut über den südlichen Haarstrangweg durchqueren und der führte unweit nahezu parallel nördlich an ihren neuen Siedlungsgebieten vorbei. Wollte man also eine Kultstätte vor den römischen Aggressoren in eine möglichst vom Durchgangsverkehr abgewandte Region legen, so musste man sie weit im Osten und abgerückt vom Haarweg platzieren. Eine für die ganze Bevölkerung integrativ wirkende Kultstätte errichtet man am sichersten Platz eines Kleinstaates wie man auch ein Stammesgebiet bezeichnen könnte. Das Marserstammesgebiet einschließlich all seiner Sippen besaß jedoch keinen natürlichen zentralen Mittelpunkt, da es sich aus keiner gewachsenen Tradition heraus bildete. Aber es musste sich eine Örtlichkeit finden, mit dem sich der ganze Stamm identifizieren konnte. Der Marsberg lag abseits von dieser Altstraße und bot ihnen somit, obwohl er weit im Osten lag letztlich die besten Bedingungen für einen nach ihrem Ermessen gesicherten Kultplatz. Er bot eine steile Kante zur Diemel und besaß die nötigen Attribute um auch Feinde abwehren zu können. Auch Grabungen bestätigten die Reste eines Holz ? Erde - Walles als Teil einer Wallburg. Nach der Karbondatierung stammen die gefunden Holzreste aus der vor römischen Eisenzeit des 5. bzw. 4. Jhd. Das aber für die Marser selbst die neu gewählte Distanz von Marsberg zum Rhein auch einmal nicht mehr ausreichen würde um ihre neue Kultstätte vor der Zerstörung zu schützen, war für sie 22 Jahre bevor Germanicus über sie her fiel im Jahre 8 ? noch nicht vorhersehbar gewesen. Aber dafür wird hier die Textstelle von Tacitus für uns um so plausibler, wenn man die Zerstörung des Marserlandes jeweils auf Strecken hoch rechnet und nicht auf Flächen bezieht, wie es etwa rundliche oder eckige Formen ausdrücken. Tacitus verwendete die Wortwahl ?spatium? um die Zone zu definieren die die Legionen verwüsteten. Auch ?spatium? bietet wie viele andere lateinischen Worte mehrere Übersetzungsmöglichkeiten. Es steht für Raum, Weite und Ausdehnung. Aber auch für Zwischenraum, Entfernung und Weg im Sinne von Wegstrecke. In andere Zusammenhänge gesetzt trifft ?spatium? auf Begriffe wie, ?in die Länge? oder ?auf einer so weiten Strecke? oder ?bei so großer Entfernung? zu. Allesamt Hinweise auf die vorhandenen geographischen Gegebenheiten von lang gestreckten schmalen Tallagen in Flusstälern. 50 römische Meilen also etwa 75 Kilometer als einen Raum zu bezeichnen ist ohne nähere Angaben geometrisch natürlich nicht möglich. Aber diese fixe Zahl von 75 Kilometern in der Längenausdehnung, auch wenn man die Breite nicht kennt, entspräche fasst exakt einem Korridor der sich von einem angenommenem Ausgangspunkt etwa zwischen Arnsberg und Hemer gelegen, bis nach Westhofen 10 km östlich von Marsberg hinziehen würde und damit den Siedlungskern der Marser nahezu voll umfänglich abdecken würde. Der räumliche Bezug beider Ereignisse zueinander, also sowohl was die Varusschlacht und deren Umfeld, als auch die Germanicus Stossoffensive anbelangt ließen sich demnach dort zusammenführen, wo sich um Brilon ein größerer Siedlungsraum ausbreitet. Auch dieser wird seit der mittleren und jüngeren Steinzeit bewohnt und weist sogar Siedlungsspuren aus der römischen Kaiserzeit auf. Auf Basis dieser Hypothese wäre Germanicus etwa ab bzw. hinter Hohenlimburg in den Korridor eingedrungen und wäre frühestens ab Hemer auf die ersten Marsersiedlungen gestoßen, hätte dort begonnen eine Schneise der Verwüstung zu legen und hätte diese Schneise bis zu einem Zentrum um Brilon fortgesetzt. Von dort aus wäre er weiter nach Osten in Richtung des Obermarsberges gezogen und hätte dann die Aktion bei Westhofen beendet. Aber hilft uns letztlich das Wissen um die Örtlichkeit weiter um dann sicher sagen zu können, hier stand also der Tamfana Tempel, also fand ?dort? auch die Varusschlacht statt. Obwohl uns viele Fakten den Weg weisen, können wir selbst wenn wir den Platz der Tamfana Kultstätte kennen würden, damit die Varus Schlachtenregion auch nur äußerst vage definieren. Aber über den Umweg, dass ein tempelartiges Heiligtum nicht unbedingt inmitten eines Siedlungsgebietes, sondern auch an dessen östlichen Rand stehen kann und die Marser wiederum Gegner von Varus waren, hilft uns bei der Suche nach der Varusschlachtenregion. Die Zerstörung des Tamfana Heiligtums auch ohne eine marsische Göttin Tamfana im Jahre 14 + auf dem Obermarsberg war in der Konsequenz auch die Rache der für Rom verlorenen Varusschlacht und die Varusschlacht endete nach meiner Theorie nur wenige Kilometer genauer gesagt 18 km nordöstlich dieser Festung auf dem Obermarsberg an der Diemel in einer Schlucht zwischen zwei Volksburgen. Bei näherer Betrachtung dieser "nur" rund 18 Kilometer von Obermarsberg in den "Teutoburgiensi saltu", falls denn Tamfana auf dem Obermarsberg stand, drängt sich noch ein anderer Gedanke auf. Meiner Theorie nach erinnerten die Soldaten den Feldherrn Germanicus im Jahre 15 + bei Schwaney daran, dass unweit noch die Knochen der Unbestatteten liegen würden. Woraufhin er sich auf den Weg machte den Grabhügel anzulegen. Die Luftlinie von Marsberg in den Saltus ist nahezu genau so weit, wie die von Schwaney in den Saltus nämlich besagte 18 Kilometer. Da fragt man sich natürlich, warum nicht schon im Jahre 14 + also ein Jahr zuvor, in den Reihen der Legionen des Germanicus nach dem diese die Marser abgeschlachtet hatten der Wunsch laut wurde, man möge doch nun auch noch die Knochen der Varuslegionen im nahen Saltus bestatten. Warum ist dies erst für das Jahr 15 + dokumentiert. Dafür mag es zahlreiche Gründe gegeben haben. Man könnte im Jahre 14 + gar nicht so weit nach Osten in Richtung Saltus vorgedrungen sein, so dass Marsberg auch nicht Standort von Tamfana war. Die Tamfanastätte also weiter westlich zu suchen wäre. Demnach befand sich Germanicus im Jahre 14 + nicht so nahe an den Örtlichkeiten der Varusschlacht wie im Jahre 15 + um die Gelegenheit und die räumliche Nähe zur Bestattung nutzen zu können. War aber Marsberg der Tamfana Standort könnte hier auch die kurze Distanz zu den Stammesgebieten der Cheruskern oder Chatten ausschlaggebend gewesen sein, denen man im Jahre 14 + noch nicht zu nahe kommen bzw. aus dem Weg gehen wollte. Es gibt viele Gründe in die man einsteigen könnte. Ich bevorzuge die Erklärung, dass die militärischen Voraussetzungen im Jahre 14 + nicht mit jenen des Jahres 15 + vergleichbar waren. Im ersten Feldzugjahr des Germanicus fanden vorher die Ausschreitungen der Legionäre in den römischen Limeskastellen am Rhein statt die nur mit Mühe eingedämmt werden konnten und in der Folge als Ventil für die aufgestauten Emotionen Germanicus den kurzfristigen Herbstmarsch in die Stammesgebiete der Marser befahl. Im Jahre 14 + kippte später die Jahreszeit und ließ für andere Eskapaden keinen Platz mehr. Anders war es 15 +. Die Schlachten lagen noch vor ihnen, obwohl man ihren Ausgang noch nicht ahnen konnte und man war noch frisch und voller Tatendrang. Da lässt man sich eher zu solchen Umwegen hinreißen. Im Resümee kann man aber zu der Aussage gelangen, dass die Aufrichtung des Varus Grabhügel für Germanicus theoretisch auch schon im Jahre 14 + möglich gewesen wäre. Germanicus wollte die Marser seine Rache für die Varusniederlage spüren lassen folglich musste schon sehr weit im Osten besser gesagt nahe am Saltus gestanden haben. (19.3.19)

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