Donnerstag, 16. August 2018
ALISO IST SCHWANEY

Der Schwaneyer Ellerbach an dem ich das römische Kastell Aliso verorte verdankt seinen Namen den ihn begleitenden Erlen (lateinisch Alnus glutinosa). In Spanien nennt sich die schwarze Erle "aliso negro" und in der nördlichen Provinz Asturien "alisa". Iberische Söldner waren Bestandteil römischer Legionen und von ihnen könnte der Name "Erlenkastell" für Castra Aliso abstammen. An der Erstürmung der chattischen Höhenfestung Dünsberg durch Drusus vermutlich im Jahre 10/9 - nahmen auch römische Schleuderer teil, da im Zuge der archäologischen Untersuchungen auch 23 Gramm schwere Schleuderbleie nach gewiesen werden konnten. In der römischen Kaiserzeit waren Iberer besser gesagt Mallorquiner bzw. Balearer auf diese Kampfesweise spezialisiert. Und zu Drususzeiten fiel auch erstmals der Name Aliso. Um eine Verbindung zwischen der Schwarzerle und dem "Erlenkastell" Aliso herzustellen bedarf es allerdings nicht des weiten Weges über Mallorca. Auch schon der kleine pfälzische Ort Alsenborn bestätigt den Zusammenhang. Der ursprüngliche Name Alsenborn war der Flurname für die Quelle der Alsenz die in lateinischer Sprache früher "Alis`ontia" und auf das lateinische Wort "alisa" zurück geht. "Alisa" ist etymologisch verwandt mit "Arila", das sich in das heutige Wort Erle verwandelt hat. Und auch die Alsenz hatte ihren Namen von den am Ufer wachsenden Erlen. Während sich im Namen Alsenborn die ursprünglich lateinische Form bewahrte war es in Schwaney der Ellerbach, also der Erlenbach dem man in römischen Zeiten den Namen "Alisoflumine" oder ähnlich gegeben haben könnte.(28.08.18)

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ALISO - Die Schwaney Theorie gewinnt an Substanz
Es ist wie die Gleichung zweier Unbekannter und da aus ihr wie aus keinem anderen Ereignis eine längst verhallte aber nie verstummen wollende Geschichte spricht, ist sie uns alles andere als fremd. Hier die Varusschlacht und dort Aliso, dass die römischen Überlebenden auffing. Aber solange keine eindeutigen Funde gelingen und keine vergilbte Flaschenpost auftaucht, die uns mit letzter Sicherheit sowohl den Verlauf als auch seine Lage verraten, werden es variable und austauschbare Größen bleiben, die wir mal an dem einen und mal an dem anderen Ort in Verdacht haben. Während Aliso dabei zwangsläufig eine starre und unverrückbare Position einnimmt, lebte die Varusschlacht von der Bewegung eines Marschzuggefechtes. Die antiken Historiker erweckten die Geschehnisse dank ihrer Überlieferungen zum Leben und die Nachwelt sorgte dafür, dass sie lebendig blieben. Jene geschichtliche Großtat unserer nie gekannten Altvorderen die sich in der frühdeutschen Geschichte zutrug war eine blutige Konfrontation, die nicht länger dauerte als der berühmte Wimpernschlag. Das Vergangene schweißte ihre Schicksale eng zusammen und seit dem umschleichen sich die beiden rätselhaften Wirkungsstätten der frühdeutschen Antike wie zwei Tiger im Käfig von denen keiner den Anfang machen möchte uns sein Geheimnis zu offenbaren. Was in der Mathematik die die Gleichungen sind, die zum Ziel führen sollen, sind in der Historie die Theorien und Hypothesen. Und Theorien sind für Schlacht und Lager reichlich vorhanden, aber im Zuge der Aufarbeitung entsteht neue Hoffnung auf belastbare Fakten wie sie sich nicht nur bei der näheren Betrachtung der römischen Kastellkette zwischen Xanten und Corvey anbieten. In der Grundtendenz konnte der Suchraum bereits deutlich eingrenzt und erste Ergebnisse zur Bewertung gegen einander gestellt werden, die nun im weiteren Verlauf zu komplettieren sind. Was die vielen Jahrhunderte nach der Zeitenwende anbelangt, selbst wenn man es auf die heutigen Staatenbildungen und die neuen Grenzverläufe runter bricht, so kennt die deutsche Geschichte keine Schlacht, die so lange zurück liegt und bei der zwei Schwergewichte im Namen so stark hervor stechen wie jene Auseinandersetzung im "Teutoburgiensi saltu" und die Hoffnung der Überlebenden noch das rettende Bollwerk "Aliso" zu erreichen. Und es verwundert auch nicht, dass die Varusschlacht zum Mythos wurde, dem Jahrhunderte später ein Siegfried entsprang, denn sie war das erste schriftlich überlieferte Gefecht der neuen Zeitrechnung nördlich der Alpen. Sich zu vergegenwärtigen das, möchte man der Bibel glauben Jesus von Nazareth sich in diesen Tagen noch bester Gesundheit erfreute, verdeutlicht wie nahe wir an den Ursprüngen unserer Zivilisation operieren. Aber die weit zurück reichenden Stränge der Kausalität sind häufig gestört oder unterbrochen und so manche Überlegung führt ins Nichts, aber die ungleichen Brüder Schlacht und Aliso inspirieren sich gegenseitig und unentwegt und alles was sich über das eine rekonstruieren lässt, kommt der Suche nach dem anderen entgegen. So lässt sich die Vorgehensweise bei der Suche nach den Örtlichkeiten der Varusschlacht auch für das Auffinden von Aliso anwenden und umgekehrt und kann in beide Richtungen zielführend sein. Nichts ausschließen, Details nachgehen, den Großraum nicht aus dem Auge verlieren, lesen, analysieren, Mentalitätssprünge wagen um überkommenen Denkweisen zu entfliehen, Irrtümer benennen, Tabus überwinden, auch die Werke neuzeitlicher Historiker zum Abgleich heran ziehen und den Zweifel zum Dogma erheben. Den Marschkorridor der Varuslegionen und die Stätten an denen die Streitmacht letztlich aufgerieben wurde, konnte im Verlauf der Niederschrift bislang nur grob umrissen werden, was sich aber ändern wird. Nach dem der Rauch dieser Jahrtausendschlacht im Saltus westlich von Borlinghausen einem Eckpfeiler der Theorie abgezogen ist, konzentriert sich das weitere Geschehen in der direkten Abfolge auf das Auffinden des unbekannten Fluchtlagers Aliso. Und damit öffnet sich das nächste Kapitel im Grauen um die Varusschlacht. Der Bau von Verteidigungsanlagen lag zu allen Zeiten in den Händen der Militärs und nur strategische Gesichtspunkte entschieden darüber, wo man eine Festung errichtete, wie stark man sie ausbaute, wie umfangreich sie zu sein hatte und wie vielen Soldaten sie Platz zu bieten hatte und alles richtete sich nach der Gefahrenlage und der dafür nötigen Schlagkraft. Wie im letzten Abschnitt dargestellt erscheint uns das römische Hafenkastell Anreppen dabei wie ein imperiales Drehkreuz, von wo aus man die weitere militärisch/logistische Erschließung Ostwestfalens in Angriff nahm. Ein deutlicher Fingerzeig weist nach Osten. Ein weiterer in den Norden in Richtung Minden - Barkhausen aber auch nach Hameln an die Weser. Da die tägliche Marschleistung einer römischen Legion bekanntlich zwischen 20 und 25 Kilometern lag gewinnt man auch eine ungefähre Vorstellung davon, wo sich das jeweils nächstgelegene Marschlager in östlicher bzw. nördlicher Richtung befunden haben könnte. Bei dem jüngst entdeckten römischen Lager im Uferbereich zum Menkhauser Bach in der Nähe des Senne Hellweges in Bielefeld - Sennestadt dürfte es sich um ein mehrfach genutztes Marschlager gehandelt haben. Möglicherweise verfolgte man schon die Absicht es in einen Zustand zu überführen indem man aus ihm ein Standlager entwickelt hätte, falls die römische Expansion keine Rückschläge erlitten hätte. Es gibt uns viele neue wichtige Hinweise und bestätigt auch erneut unseren Wissenstand, was eine römische Legion täglich zu marschieren imstande war. Denn die exakte Luftlinie zwischen dem Zentrum dieses aktuell entdeckten Römerlagers am Senner Hellweg bis zur Anlegestelle der römischen Flußschifferei am Standlager Anreppen beträgt durch die Luft gemessen etwa 23.750 Meter. Greift man sich als Fixpunkt den Höhenrücken nördlich von Schwaney wo man auf Lagerspuren stieß, die aber bislang noch nicht ergraben bzw. datiert wurden, so entspricht diese Entfernung fasst auf den Meter genau der gleichen Distanz, wie die von Anreppen ins Menkhauser Bachkastell, nämlich etwa 23.750 Meter, was kein Zufall ist. Zirka 25 Kilometer entsprechen der allgemein zugrunde gelegten Maximalmarschleistung in Friedenszeiten. Das varianische Sommerlager einschließlich seiner infrastrukturellen Komplexe konzentrierte sich wie Luftbilder erkennen lassen nach Ansicht von Heribert Klabes auf den zum Gewerbegebiet ausgebauten Ostteil von Höxter einschließlich Corvey und weitere Bodenspuren Anlagen gruppierten sich weiträumig um die ehemalige Abtei bis hin zur Nethemündung und in Richtung Wehrden. Wollten die Ritter des Imperiums von diesen Stützpunkten an der Weser an den Rhein, so bevorzugten sie dafür den seit Vorzeiten genutzten alten Hellweg von Höxter über Brakel, Paderborn, Anreppen, Geseke und weiter zum Rhein. Der westfälische Hellweg nach Osten der sich bis Dortmund bündelte blickte, als sich Rom anschickte seine Kultur nach Mitteleuropa zu transferieren schon auf eine lange Tradition zurück und war keine römische Erfindung. Den Ausbauzustand dürfte man um das Jahr 9 +, wie diverse Funde bestätigen bereits als marschtauglich und den Zeiten angemessen passabel bezeichnen. Der Hellweg war eine schon seit prähistorischen Zeiten bekannte Verbindung von Ost nach West zwischen Lippe und Weser den alle römischen Feldherrn und Legionskommandanten in dem rund 28 Jahre währenden Germanenkrieg zwischen 12 - und 16 + genutzt haben dürften, weil er die kürzeste Verbindung zwischen den zwei wichtigen Flüssen und Zentren an Rhein und Weser darstellte. Und nicht ohne Grund baute ihn Germanicus 16 + nochmal aus, wie es uns Tacitus überliefert hat. Und die trockenen über Land führenden rund 60 Kilometer von Anreppen nach Höxter ließen sich praktikabel mit nur zwei Marschlagern gut überbrücken. Nachdem sich der letzte Abschnitt der Frage nach dem für und wider sich anbietender Theorien widmete und womit die Überlegung einher ging, wann das Lager Aliso aus dem Nebel der Geschichte getreten sein könnte, standen anfänglich die frei gelegten Lager Anreppen und Haltern als gesetzt an der Spitze aller Hypothesen und es folgten danach die antiken römischen Hinweise auf eine Reihe anderer entdeckter und unentdeckter Kastelle die sich auf den Raum Ostwestfalen konzentrieren. Nach Abschluss der Analysen mussten jedoch sowohl das Lager Anreppen, als auch Haltern als möglicher Standort als Aliso zu gelten, ausgeschlossen werden. Aus der historischen und geographischen Forschung heraus ergibt es sich als Tatsache, dass man die Lippe schlechthin als den Fluss der Brukterer ansprechen darf. Und nicht nur nach alter germanischer Sitte haben alle in diesen Fluss mündenden Gewässer bis hinauf in seine Quellgebiete in den Höhenlagen zunächst einmal einen Anspruch darauf als Stammesgebiet der Brukterer zu gelten. Der nur wenig westlich von Schwaney liegende Broxter Berg wird daher von der Heimatforschung auch passenderweise als Bruchterer bzw. Brukterer Berg bezeichnet. Schon die Erkenntnis wo das Bruktererland östlich geendet haben dürfte führt dazu, dass man den Suchraum nach Aliso auf diese spitzwinklig zulaufende Region konzentrieren kann. Denn Schwaney liegt am Speerende deren Zentrum sich über die Begrifflichkeit der "äußersten Brukterer" sowie das Aufmarschgebiet des Germanicus zwischen den Ems - und Lippequellen plausibel begründen und identifizieren ließe. Der Keil den Rom seit Drusus nach Osten voran trieb basierte auf den Vorgängertrassen des prähistorischen Hellweges und dem kontinuierlichen Ausbau der Lippe zur Schifffahrtsstraße, sodass beide Stränge immer eine Leitfunktion für alle Bewegungen nach Osten inne hatten. Das dieser Hellweg die Lebensader der römischen Ostexpansion war lässt sich daran erkennen, dass es für Tacitus wichtig war zu erwähnen, dass Germanicus ihn sogar noch in der Endphase des Germanenkrieges 16 + zwischen Aliso und dem Rhein wieder in einen funktionsfähigen Zustand brachte. Eine Ausbauqualität die er vorweisen musste um im Falle eines Sieges über die Germanen die alten Provinzialisierungsabsichten schnell wieder aufleben lassen zu können. Für alle volumigen Ziviltransporte und die meisten militärischen Vorstöße stellte zunächst der römische Osthafen Anreppen die Endstation dar, bevor die jeweilige Strategie die Folgeziele vorgab. Der Weitermarsch nach Osten bedeutete  auf "Ad caput Juliae" vorzustoßen, dem Standquartier der Julier. Waren militärische Großoffensiven in Form von Zangenbewegungen erforderlich traten Ems und Weser und die Wetterau mit auf den Plan. Aber die Lippe wurde zum "sprechenden" Fluss und das nicht nicht nur für die Alisoforschung. Befände sich Aliso in Tagesmarschdistanz östlich von Anreppen, so hätten beide Lager schon fasst in Sichtkontakt zueinander gestanden zumindest aber wird es Fernkommunikation gegeben haben. Wenn sich die indigenen Völker Nordamerikas Feuer- und Rauchbotschaften über 80 Kilometer zukommen lassen konnten und die Griechen es schon 4. vorchristlichen Jahrhundert beherrschten, dürfte es über die etwa 25 Kilometer vom 314 Meter hohen Limberg bei Schwaney bis zum 91 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Anreppen kein Problem gewesen auf diese Art in Kontakt zu treten. Somit ragte das Lager Aliso am Kap bzw. "ad caput" wie der Fels aus der Brandung und wird als ein weit nach Germanien hinein ragendes Kastell auch eine bedeutsame Vor- bzw. Frühwarnfunktion eingenommen haben. Vom belagerten Aliso aus könnte man neben der Anrepper Besatzung die auf Varus wartete, auch den "flüchtigen" Feldherrn Asprenas gewarnt haben, der im Zuge der Varusschlacht eine undefinierbare Rolle einnahm. Möchte man den Weg der Legionen von Anreppen über Paderborn bis ins Quellgebiet des Ellerbaches nahe Schwaney nachvollziehen, so verfügt man über einen guten archäologischen Ansatzpunkt bzw. einen ergrabenen Straßenkörper. So wissen wir, dass sich Rom seinen Hellweg ab Anreppen exakt nach Osten schuf sich also in Richtung Paderborn orientierte. Stark anzunehmen ist, dass sie dabei die Paderquellen nicht ausließen, denn dort befand sich seit Urzeiten die große Tränke für Mensch und Tier und die letzte gute Gelegenheit vor dem folgenden Anstieg Frischwasser aufzunehmen. Um ins vermeintliche Aliso zu gelangen nutzten sie dafür wie angenommen werden darf den uns bekannten Hellweg. Die grobe Wegeführung ist von der Geologie vorgegeben und nach ihr hat sich die Begehbarkeit des Geländes gerichtet. Steigungen und Neigungen waren zu vermeiden, das Umrunden von Höhenzügen zu bevorzugen und die Geländefalten zu umgehen war immer schon das Gebot jeglicher zivilisatorischer Bemühungen und bis heute die Basis für die Trassenführung die wir neuzeitlich den Hellweg nennen. Dieser Weg kannte dem Ursprung nach keine menschlichen Baumeister, sondern war ein Produkt und das Resultat der natürlichen Beschaffenheit, bevor über die Generationen daraus eine nutzbar gemachte Verbindungsstrecke gestaltet wurde. Folglich marschierten die Legionen auch auf der gleichen Straße über die man schon lange vor ihrer Zeit schritt und über die man auch im Mittelalter Paderborn verließ. Nämlich durch das östliche Stadttor von Paderborn, das Gierstor. So wird wohl auch Varus diese Stelle passiert haben um dann im weiteren Verlauf zur Weser die heutige Driburger Straße zu nutzen. Der preußische Generalmajor und Vermessungsingenieur Karl Ludwig von Le Coq kartographierte diese geschichtsträchtige Strecke damals unter dem Namen "Auf dem Hellen Wege", aber sein exakter Verlauf lässt sich heutzutage in der Landschaft nur noch schwerlich aufspüren. Seine Fortsetzung fand dieser "Helle Weg", abschnittsweise im Trassenbereich der  heutigen Bundesstraße 64 von der er mutmaßlich überdeckt wird. Führt vorbei an den "pittoresken" Windenergieanlagen und kreuzt nördlich der nur noch in Ruinen vorhandenen "Pamelschen Warte"  die alte Paderborner Landwehr die dort einen linearen Nord/Südverlauf nahm. Am "Kreutz auf dem Henck" einem alten Richtplatz schwenkt der Hellweg unter dem heutigen Namen "Auf dem Heng" am Antoniusbildstock vorbei auf Schwaney zu, schlägt nach dem er durch die Westtorstraße in den Ort führt einen südlichen Bogen um Schwaney und mündet dann in die Neuenheerser Straße. Aber das Schwaneyer Heimatbuch kann es besser formulieren, denn darin beschrieb es der Heimatforscher Heinz Küting sehr anschaulich mit folgenden Wortlaut. "Vom Gierstore der Paderstadt aus folgte der Hellweg zunächst bis zur Gaststätte Eulenbrok der Driburger Straße, wandte sich dann mit gut zwei Kilometern Länge nach Südosten durch die Paderborner Feldmark, verlief weiter in östlicher Richtung nahe an der "Pamelschen Warte", dem Eckpfeiler der früheren Paderborner Landwehr vorbei und strebte in stetiger Steigung dem Henge zu, wo sich seine alte Spur zwischen den beiden Schwaneyer Gehöften Schnitz (Schulten) und Bentler (Fläoherns) noch gut verfolgen lässt. Vom Henge ging der Hellweg recht abschüssig südlich am "Kapellenbaum" vorbei. Zu Tal durchquerte er südlich der Schwaneyer Mühle in breiter, flacher Furt den Ellerbach und erreichte in Höhe von "Breukers Linde" den Westrand der alten Siedlung Ecwordinchusen. Deutlich steht die weitere Spur des Weges heute noch in der Schwaneyer Gemarkung. Er führte unter der Mergelkuhleu vorbei, über die Niggenstadt, durch die Deifriecke und von hier auf den breiten Weg, der über Kuoksbiäg läuft und auf die Straße Schwaney -Neuenheerse mündet. Die weitere Linienführung des Hellweges ging über die Bähernbiecke, nördlich am Gehöfte Bentler (Hanjürken) vorbei. Dann den Römergraben entlang, wer auch immer ihn so genannt haben mag. Aufgrund unseres Kenntnisstandes über die wissenschaftlichen Basisarbeiten des Burgenforschers Ludwig Hölzermann, der von 1830 bis 1870 lebte ist man nun imstande den von Heinz Küting beschriebenen mittelalterlichen Hellweg in direkter Linie in den römischen Hellweg einmünden zu lassen.

Ludwig Hölzermann


In den Bonner Jahrbüchern berichtete Hölzermann dazu detailliert, was er im Zuge der Arbeiten zum Bau der Landstraße von 1848 vorfand. Nehmen Sie dazu bitte auch Einblick in das Kapitel "Ein Schlüssel zur Varusschlacht - Wie er voluminöser kaum sein kann". Darin ist auf den Fauxpas mit der Wegesbreitenangabe näher eingegangen worden, denn Hölzermann gab sie mit 6 preußischen Fuß an, was etwa 1,73 Metern entspricht und für römische Heerstraßen zu wenig war. Freiherr Heereman von Zuydtwyck korrigierte dies in dem er davon ausging man habe die 1 vor der 6 vergessen und es hätte korrekterweise 16 preußische Fuß also 4,64 Meter lauten müssen. In den Bonner Jahrbüchern 1891 geht Herr von Veith von einer einfacheren Erklärung aus indem er angab, man habe 5o Jahre zuvor bei den Ausgrabungsarbeiten 6 Meter gemeint aber irrtümlich 6 preußische Fuß zu Papier gebracht. Demnach hätte die römische Straße eine weitaus größere Dimension gehabt und er verglich den Straßenkörper mit jenen in Pompeji und den in Bonn ausgegrabenen Teilstücken. Dieses auch von Herrn von Veith als Steinstraße bezeichnete Wegestück hatte einen Unterbau bestehend aus großen Steinblöcken. Darin befanden sich tief eingeschnittene Gleisspuren und in den Fugen klemmten noch kleine Hufeisen wie sie von Maultieren getragen wurden. Die von Ludwig Hölzermann erstellte Skizze wonach sie Heribert Klabes später wieder aufspüren konnte folgte der Wegeführung wie sie auch von Heinz Kütig als Mittelalterlich beschrieben wurde. Hölzermann stieß damals auf ein Teilstück der Römerstraße sowohl vor der Einkerbung der Eisenbahntrasse als auch dahinter unweit südlich der heutigen Landstraße 828. Nur kurz darauf quert dann die römische Straße die heutige Landstraße 828. Nun scheinen beide Wege nahezu identisch auf einer Trasse zu verlaufen, wie es auch Heinz Küting beschrieb, nämlich auf einer sehr breiten Waldschneise, die durch den Forstdistrikt Netenberg (Neitmerg) verläuft und bald auf den alten Eggeweg stößt, wo der Hellweg den Kreis Paderborn verließ.

Ausschnitt zum Verlauf der Römerstraße aus dem Bonner Jahrbuch von 1891.


Auf dem Klusenberge erreichte er den nördlichsten Zipfel des Kreises Warburg und lief über Schmechten und die Wüstung Osterhusen zum Dorfe Riesel wo er noch als Paderborner Weg bekannt ist. Das nächste Streckenstück führte nach Brakel und von dort zur Weser. Neuenheerse und Dringenberg aber auch Driburg lagen nicht unmittelbar oder mittelbar am Hellwege. Auf der Höhe des Klusenberges zweigte ein Weg zum Netheborn und damit nach Neuenheerse und Willebadessen ab, ein gleicher nahe der Antonius Kluskapelle durch die Fiddelen (Fiele) nach Dringenberg und Gehrden". Bei den Fiddelen (Fiele) handelt es sich der Beschreibung nach um den Bereich an dem der Hellweg oberhalb der Oese den Gradberg umrunden muss. Aber zurück zur ersten Etappe. Auf diesem Weg erreichten auch die Soldaten des Imperiums nach einer Wegstrecke von etwa 25 Kilometern nach Anreppen in Schwaney die Station ihres ersten Nachtlagers über dessen Lage man sich noch im Klaren werden muss. Der Darstellung nach stiegen sowohl der römische Hellweg als auch der mittelalterliche Hellweg in kurzem Abstand zueinander westlich der Landstraße 828 in den Nethegau ab um im weiteren Verlauf die heutige Bahnlinie zu queren. Und hier östlich von Schwaney, wo die Egge abfällt orientierten sich die antiken Architekten und Bauherren auch nicht an den vorhandenen Siedlungsnestern oder den Gehöften der Einheimischen, falls es dort welche gegeben haben sollte, sondern wählten die topographisch beste Streckenführung um am Bequemsten und Schnellsten nicht nur die römische Carruca an die Weser zu bugsieren. Denn ihre Überlegungen wurden von zügigen Truppenverlegungen geleitet. So darf man den römischen Hellweg auch nicht dort zu suchen, wo ihn später das Mittelalter in die Nähe der Dörfer hin verschob, sondern in eine Region in der wir auf den ersten Blick keine antike Verkehrsverbindung vermuten würden. Die Egge östlich von Schwaney wo sie beginnt, sich zur Weser hin abzuflachen verfügt seit den Anfängen der Geschichte über ein dichtes Geflecht unterschiedlichster Verkehrswege die sich auf eine Breite von nur rund 800 Metern konzentrieren. Seien es die kaum datierbaren Hohlwege oder die modernen Straßen mit Asphaltdecke. So können nur wenige Mittelgebirgslandschaften in Deutschland mit dieser Bündelung in Form  vielfältiger Wegequalitäten und Herstellungsepochen aufwarten.  Abgesehen von den prähistorischen und heute bis zur Unkenntlichkeit verwehten Verbindungen verlief die römerzeitliche Tangente zunächst westlich der Landstraße 828. Beim Bau dieser Verkehrsverbindung im Jahre 1848 sahen die Steine der Römerstraße erstmals wieder Tageslicht und die Trasse konnte später dank Heribert Klabes sogar in Teilen wieder aufgespürt werden. Ebenso etwas östlich des römischen Hellweges aber immer noch westlich der L 828 verläuft der mittelalterliche Hellweg.  Der Landdrostenweg der sich durch das Bodental später hinzu gesellte und Paderborn mit Dringenberg zu verbinden hatte verließ Schwaney ohne die L 828 zu überqueren. In unserer Zeit folgte dann die L 828 in ihren zwei Ausbaustufen sowie die quer verlaufende Eisenbahnlinie. Vielen bereits verstorbenen Historikern des 19. und 20 Jhd. können diese Gedankengänge schon ihren schriftlichen Arbeiten in Ansätzen entnommen werden. Denn man wusste immer schon von der uralten Bedeutung des Hellweges und seiner möglichen Nähe zu Varus und Aliso, kannte auch die Überlieferungen der antiken Historiker und konnte 1 und 1 zusammen zählen. Da sie aber zu ihren Lebzeiten noch nicht die modernen Forschungsmethoden nutzen konnten und noch nichts von den späteren Grabungserfolgen der Archäologie wussten, insbesondere was die römische Anlegestelle Anreppen anbetrifft so darf man im Nachhinein sagen, dass sie mit ihren Annahmen und historischen Verdächtigungen gar nicht so verkehrt lagen. Die Stammesgebiete der Rhein/Weser Germanen sondern sich durch weithin gut sichtbare naturgegebene Orientierungspunkte wie etwa Flüsse oder Gebirge voneinander ab. Sie umrahmen die von ihnen beanspruchten Territorien die sie notfalls auch verteidigten. Sucht man einen römischen kastellartig ausgebauten Außenposten, wenn dieser als am äußersten Rande liegend bezeichnet wird, dann bevorzugt da, wo sich exponierte Lagen anbieten. Der Großstamm der Brukterer wird es ähnlich gehandhabt haben und sich an seinen Grenzen an den Gebirgsaufwürfen wie dem Teutoburger - und dem Arnsberger Wald aber auch dem Eggegebirge orientiert haben. Die Siedlungsgebiete der Brukterer stießen im Osten auf die der Cherusker und den historischen Überlieferungen lässt sich entnehmen, dass sich am östlichsten Ende des Bruktererlandes ein bedeutsames römisches Lager befand. Aber aus der Bewertung "äußerst" spricht eine ultimative Steigerungsform und die Festlegung, dass es kein weiter reichendes Vokabular mehr dafür gibt, als die deutliche Bezeichnung Grenze. Das Lager musste infolgedessen ein römisches Grenzlager gewesen sein, denn die Oberläufe von Ems und Lippe lassen sich nicht mit dem Wort "äußerst" beschreiben. Ein deutlicher Fingerzeig dafür, dass man das Kastell an der Eggekante positionierte. Und die "äußersten Brukterer" siedelten in der Tat auch nicht da, wo die "innersten Brukterer" siedelten wie etwa in Paderborn, Anreppen oder noch weiter westlich. Der Platz  dürfte von den römischen Strategen gut gewählt worden sein. Ein Lager, dass man in einem anderen Zusammenhang als das Kastell "vor der Stirn der Feinde" bezeichnete, hatte zwangsläufig eine extrem hohe militärische Funktion zu erfüllen. Es war aufgrund seiner geographischen Höhenlage aber mehr als nur ein Symbol römischer Abschreckung. Es war in das System einer umfassenden Vorwärtsstrategie integriert. Die natürlichen Gegebenheiten wiesen diesem Lager zudem die Bedeutung eines Sammel- und Auffanglagers mit den dazugehörigen Versorgungseinrichtungen zu, da man es immer im Zusammenhang mit einem beschwerlichen Auf - und nicht minder kritischen Abstieg sehen muss. Rückten die Legionen aus dem Westen an so hatten sie bis Schwaney samt Tross  zwar einen stetigen Anstieg von Paderborn zu bewältigen, brauchten aber keine Steillagen zu überwinden. Aber im vermeintlichen Lager Aliso bestimmte der besagte mühsame Eggeabstieg die zu treffenden Vorbereitungen. Das Treiben in diesem Lager, dass sich auch an einem Nordsüd Knotenpunkt befand war geprägt von der Instandsetzung und auf Wartung und Reparatur ausgerichtet und darauf vorbereitet. In Aliso wurden die Wasservorräte aufgefüllt, wenn nötig die Deichseln und Achsen der Trosswagen überholt und hier schlief man sich nochmal aus, bevor es darum ging vom Höhenrücken den gefahrvollen Weg ins Oesetal abzusteigen. Aliso war sozusagen die Carrucawerkstatt für den gesamten  Durchgangsverkehr, denn wenn was kaputt ging, dann im Umfeld von Aliso. In Aliso sammelten die Legionäre, die Zivilisten und Transportkolonnen ihre Kräfte, der Tross wurde neu geordnet, zusammen gestellt und der Maultiertreck geschnürt. Wer in Aliso rast machte hatte entweder den steilen Anstieg hinter sich, war also körperlich in Anspruch genommen, oder noch vor sich. Hatten sich die Milizionäre formiert wurde in Aliso der Zeitpunkt zum Weitermarsch, in der Regel am frühen Morgen festgelegt. Das Basislager Anreppen liegt auf 89 Meter und die Schwaneyer Passhöhe erreichte man etwa bei der Kirche St. Johannes Baptist, wo man sich auf 262 Meter befand. Von dort bis zum Brakeler Marktplatz stieg man wieder auf 141 Meter ab. Aber der "altum" der Schwaneyer Passhöhe ließ sich nicht vermeiden. Hier befand sich auch ein psychologischer Wendepunkt, denn ab Schwaney wechselte man vom Stammesgebiet der bereits unterjocht geglaubten Brukterer in das Stammesgebiet der "vertragstreuen" Cherusker. In Schwaney könnten sie auch aus taktischen Gründen jeweils von cheruskischen Delegationen in Form einheimischer Reitergruppen empfangen und auf dem Rest des Weges begleitet worden sein. Wir wissen nichts um die Häufigkeit mit der römische Legionen oder Versorgungszüge die Strecke von Schwaney nach Höxter und zurück nutzten. Aber die Stabilität und Dimension des Unterbaus so wie man sie im Bereich der L 828 freilegen konnte spricht dafür, dass sich eine gewisse Nutzungsintensität und Kontinuität eingestellt haben könnte. Zumindest in der Zeit in der Varus im Lande weilte und in der man auch die kritischen Steilstrecken entschärfte wird man sie regelmäßiger frequentiert haben. Was aber unmittelbar nach der Varuschlacht abrupt zum Stillstand kam. Rege Betriebsamkeit konnte es also nur in den wenigen Jahren seiner Anwesenheit gegeben haben. Aber in dieser Zeitspanne dürfte das Römerlager Aliso "ad caput" auf der Höhe des Julierpasses was seine Bedeutung im äußersten Nordost Winkel des Imperiums anbelangte kaum zu übertreffen gewesen sein. Aber letztlich diente es wie auch das in Brakel oder am Hellenberg östlich von Brakel von Heribert Klabes vermutete Marschlager auch nur einem einziges Ziel, nämlich dem Aufbau der Provinzalhauptstadt Höxter/Corvey zuzuarbeiten und die Marschstrecke abzusichern. Eine Hauptstadt die der gegenüber Varus besonnener vorgehende Tiberius vermutlich zuerst in Anreppen sehen wollte. Aber was verrät uns die Geschichte von Schwaney über die Dinge die sich dort in den Jahrhunderten zutrugen zumindest soweit es sich zurück blicken lässt. Die Ortsbezeichnung Schwaney geht auf das 14. Jhd. zurück als man dem Ort 1344 kurzzeitig die Stadtrechte zusprach und leitet sich aus der Bezeichnung Suanecghe ab. Suan von Schwan und Ecghe von scharfer Kante und Eck wie Eggegebirge bzw. im Ursprungssinne abgeleitet vom althochdeutschen Wort "ekka" für Schwert oder Schneide. Schwaney ging der ältere Vorläufername Ecwordinchusen bzw. Ecwardeshusen aus dem Jahr 970 voraus und lässt auf einen Gründer bzw. Bewohner schließen, den man heute Eckwart nennen würde. Ausgehend von Ecwardeshusen könnte man den ursprünglichen Namen des Ortes in die heutige Sprache übersetzt auch Eggewart- oder Eckwarthausen nennen. Als Warte wird ein Beobachtungsposten bezeichnet oder einen Turm folglich einen Wartturm bzw. Wachturm von dem aus man einen weiten Ausblick hat. Das Wort Warte steht etymologisch in enger Verbindung mit dem althochdeutschen Wort "uuardu". Wie der Mann zu seinem Namen Eckwart kam bleibt genau so offen, wie die Frage wann und ob die Germanen ihren Nachkommen einen Geburtsnamen mitgaben, aber die Kombination aus Egge und Warte lässt die Vorstellung zu, dass man ihm die Position eines Wächters einräumte und ihn später auch so nannte. Denn in germanischer Zeit könnte der Spitz- oder Ökelname als Beiname einer anderen Tradition gefolgt sein, als Menschen mit Scherznamen zu charakterisieren. Denkbar ist also das man ihm in diesem Sinne eine warnende Funktion zugeschrieben hat. Er mag als Wächter fungiert haben und könnte von einer hohen Warte der Wehranlage aus auch die Aufgabe gehabt haben Warnsignale auszusenden. Frühwarnungen sind seit jeher ein probates Mittel um im Kriegs- oder Katatrophenfall den Bewohnern rechtzeitig die Flucht zu ermöglichen. Und welcher Ort wäre dafür aus topographischen Gründen nicht besser geeignet als Schwaney. Der Gipfelort, der aufgrund seiner besonderen Lage dank des Limberges als Leuchtberg in seiner Nähe mehr als gerecht wird. Diese Höhenlage bot sich für eine Wehranlage seit Menschengedenken an und man machte sie sich wohl nicht erst unter Drusus zunutze. Ein Grenzposten der seine Bedeutung nie ganz verlor, wie es auch der Kranz der östlich vorgelagerten mittelalterlichen Paderborner Warten unter Beweis stellt. Seit jeher suggeriert es uns die Überlieferung nicht nur, sondern bekräftigt es auch, dass das römische Kastell Aliso seine Position in erreichbarer Nähe zum Varusschlachtfeld hatte. Wissenschaft und Heimatforschung mochten es bevorzugt am Ufer der Lippe mit Betonung auf "schiffbar" sehen, obwohl sich dafür keine konkreten antiken Überlieferungen finden lassen. So greifen wir in diesem Zusammenhang auch immer wieder nach dem verschollenen Lager "Arbalo" was sich allerdings an einem Zusammenfluss befand. Und auch diese Theorie geht davon aus, dass das Lager Aliso mit dem Lager nach der Schlacht bei Arbalo identisch ist. So weckt die Suche nach Aliso auch immer Assoziationen zu den nassen Plätzen möglichst in erhöhter Lage an der Lippe wie es teilweise Ringboke, Anreppen, Paderborn - Elsen, Schloss Neuhaus, Lippstadt oder Oberraden bieten können. Stätten die jedoch unter der Brille der Plausibilität und dem Studium der alten Schriften vom Verdacht frei zu sprechen sind Aliso zu sein. Die Natur hat den Menschen die Lage von schiffbaren Flüssen nicht nach ihren Wünschen zugewiesen und zwang sie vielerorts auf die Landwege auszuweichen.  Und unter Berücksichtigung aller Hinweise war Aliso kein Hafenkastell sondern ein rein militärischer Landstützpunkt, der auch die Nordsüdverbindung über den Kamm der Egge kontrollierte und daher gelten für Aliso unter militärischen Aspekten betrachtet auch völlig andere Grundvoraussetzungen. In Schwaney beherrschte das Imperium zwei bedeutsame germanische Verkehrswege, war an dieser Stelle dominant und konnte überaus effektiv in alle Richtungen agieren. Jeglicher Nachrichtenfluss und keine zivilen oder militärischen Bewegungen konnten der Lagerbesatzung entgehen und nötigenfalls auch von ihr unterbrochen werden. Eine hocheffiziente Schnittstelle wenn man in Gegenden operieren wollte, in denen die Menschen dem Imperium gegenüber nicht immer freundlich gesonnen waren. Der ideale Platz für eine strategische Stellschraube um Macht zu demonstrieren und Kontrolle auszuüben, aber auch ein Horchposten hinein in die innergermanischen Verhältnisse. Ein Eckpunkt römischer Machtausdehnung der zudem logistisch gut gewählt war, zumal eine wesentliche Voraussetzung erfüllt war, nämlich das elementare Erfordernis einer sicheren Wasserversorgung. Denn die Egge zählt zu den niederschlagsreichsten Bezirken Westfalens, wo der Jahresdurchschnitt bei etwa 1.000 mm liegt. Bäche, Quellen, Zuläufe, Quellsümpfe, Karstquellen, Moore alle Wasser führenden und speichernden Systeme rund um das Medium Wasser waren im Zusammenspiel von Bedeutung und ausschlaggebend für die Errichtung eines Höhenkastells das lange Bestand haben sollte. Denn Schwaney war dank der Hanglage und des Steigungsregens klimatisch immer schon begünstigt, seine Wasserstellen ganzjährig gesättigt und es wurde durch diverse kleinere Zulaufbäche das ganze Jahr über relativ zuverlässig mit Wasser versorgt. Durch Schwaney fließt der Ellerbach der etwa vier Kilometer südlich des Ortes in 317 Meter Höhe entspringt und bei Kirchborchen in die Altenau mündet. Wenn, ja wenn dies der karstige Untergrund nicht verhindert, denn das Wasser kann im Unterlauf zu Sommerzeiten völlig versickern und der Bach trocken fallen. Die Paderborner Hochfläche ist Muschelkalk bedingt ein unterirdisches Wasserreservoir. Es nimmt auf, speichert und sorgt für einen kontinuierlichen Wasseraustritt an den tiefer liegenden Quelltöpfen.  Der Ellerbach, der bei einer Länge von 28 Kilometer einen Einzugsbereich von etwa 91 Quadratkilometern aufweist gehört zu jenen Bächen, die man bis zur Mündung nur wasserführend sieht, wenn die Niederschlagsmengen so hoch sind, dass sie nicht vorzeitig versickern können. Dringt das Wasser in den Boden und  vermischt sich mit anderen Versickerungen, dann werden die unterirdischen Fließrichtungen erst wieder sichtbar, wenn sie als Quelle hervor treten. Somit besteht der Ellerbach genau genommen aus zwei Bächen. Dem oberirdischen der in die Altenau mündet und dem unterirdischen, der etwa 7 Kilometer nördlich zur Pader wird. Während sich heraus gestellt hat, dass das Beke Wasser von Buke aus bedingt durch den brüchigen Untergrund in Bad Lippspringe wieder zu Tage tritt, so speisen große Mengen des Ellerbaches  untergründig das Wasser für die umfangreichen Paderquellen. In Bad Lippspringe entspringt nach der gängigen Vorstellung zwar die Lippe, aber genau genommen tritt dort die Beke wieder ans Tageslicht. So könnten demnach Beke und Ellerbach um das Vorrecht ringen die "echte" Lippe zu sein. Schon die in früheren Zeiten bekannten besonderen hydraulischen Bedingungen der Wasser durchlässigen Paderborner Karstregion im Zusammenwirken mit dem Tieflandfluss Lippe könnten dazu geführt haben, dass man den Schwaneyer Ellerbach den Namen Elison gab. Der Ellerbach, der seinen Namen der Schwarzerle, der "Aliso negro" verdankt wie sie die Spanier nennen. Besagter Elison, der sich mit dem Wasser des Lupia vermischte bzw. zur Lippe wurde, da er einer ihrer Zuflüsse war. Ein Zusammenfluss von Elison und Lupia der sich aus römischer Sicht bereits in den Höhenlagen vollzog und vielleicht sogar Ortsausgangs Schwaney an der Stelle, wo sich Rotenbach und Ellerbach vermischen und nicht erst in der Tallage westlich von Paderborn. Diese beiden Bäche könnten als sie ineinander flossen nach damaliger Ansicht den Ursprung der Lippe dargestellt haben. Demnach wäre der im Untergrund versickernde Ellerbach der als Pader wieder zu Tage tritt für die frühen Hydrauliker die Lippe gewesen und somit war das Karstwasser, dass zu Tal strömte war für sie bereits die Lippe und nicht der Ellerbach und auch nicht die Pader. Aber die ortskundigen Brukterer beobachteten die Natur mit ihren Augen und sahen es damals anders und nach ihnen die Westfalen auch, denn für sie befand sich der Lippeursprung im heutigen Bad Lippspringe. Und so verhielt es sich auch mit der berühmten Bollerbornquelle die über die Beke der Lippe ihr Wasser zuführt. Sie war aus germanischer Sicht die Lippequelle und sie blieb es auch bis in unsere Tage. Aber es war nicht die Quelle mit deren hervor sprudelndem Wasser Karl der Große 772 auf wundersame Weise seine Franken erfrischen konnte. Denn diese Quelle befand sich in der Nähe der Irminsul und stand nicht bei Altenbeken. Cassius Dio überliefert uns, dass sich das Wasser des Elison mit dem der Lippe vermischt. Ein Vermischungsprozess tritt ein wenn sich Wasser vermischt also auch dann wenn zwei Fließgewässer ineinander münden. Der größere Fluss oder Bach behält in der Regel seinen Namen und der kleinere verliert ihn. Es kann aber nach dem Zusammenfluss von Fluss oder Bach auch ein neuer Gewässername entstehen. Beispielgebend ist die Donau die ihren Namen ab Donaueschingen trägt nachdem sie durch Brigach und Breg gebildet wurde. Und obwohl die Breg von beiden der größere Fluss war nannte man sie später nicht Breg, sondern gab ihr den Namen Donau basierend auf einer kleinen Quelle die im fürstlichen Park entspringt. Der Lippe könnte es in antiken Zeiten ähnlich ergangen sein und man nannte sie erst von dem Moment an Lippe wo sich Ellerbach und Rotenbach vermischten. Cassius Dio berichtete uns von einem römischen Lager, dass man an der Stelle errichtete wo aus dem Elison die Lippe wurde, der Elison also damit seinen Namen verlor. Sich etymologisch mit dem Namen Lippe bzw. ihren Ursprungsnamen Lippa etc. zu beschäftigen könnte dazu führen, dass sich dahinter auch eine Kante oder ein Rand definieren ließe, was die keltische Urbevölkerung auf ihr Quellgebiet am Eggerand bezogen haben könnte. Cassius dio tat es aber ohne uns in diesem Zusammenhang den Kastellnamen Aliso zu verraten. Bei Ptolemäus wird ein Aleison oder auch Eleison genannt, was aber wegen seiner Verortungsproblematik für die Alisoforschung nicht hilfreich ist. Wie erschloss man sich zu Römerzeiten das Land als es noch in einem für seine Verhältnisse unzivilisierten Zustand war. Man erkundete es auf ihre Bodenschätze und Baustoffe hin, wie diese erreichbar waren, wie man sich die Bewohner für ihre Interessen zunutze machen konnte und begann das Land geographisch zu erfassen, denn man wollte es provinzialisieren. Man wollte nach der Phase der Kriegsführung genauer wissen wo die Flüsse ihren Ursprung hatten und wie sich die Gebirge am Leichtesten überwinden ließen um die Regionen besser ausbeuten zu können. So erforschte man auch das Eggevorland östlich von Paderborn und erkannte, dass das Wasser der Pader mit dem des Ellerbaches identisch ist. Und man beobachtete auch schnell, dass die Pader der Lippe die meisten Wassermengen zuführt, weitaus stärker als diese selbst aus ihren Oberläufen mitführt. Die römischen Wasserbauer blickten damals noch auf eine unverbaute und ursprünglich strukturierte Landschaft und konnten auch auf das Wissen der bodenständigen Bevölkerung zurück greifen. So konnte für das Imperium vermutlich bereits zu Drususzeiten dieser ergiebige Zufluss auch nicht die Pader, sondern nur die Lippe sein. Den römischen Hydraulikern war die geologische Situation aus den Mittelmeerregionen wie etwa von der karstigen Landschaft Sloweniens um die römische Festung "ad Pirum" an der "Via Gemina" im Triester Hinterland bestens bekannt. Sie folgten ab Paderborn dem diffusen Wasserzufluss und stießen anhand ihrer Berechnungen letztlich auch auf der Hochfläche auf das was sie suchten und erwarteten nämlich das Ursprungsgewässer der Lippe, den Ellerbach in Verbindung mit dem Rotenbach. Wie aus antiken Quellen bekannt ist vergab man zu Römerzeiten Flüssen immer erst ab dem Ort einen Namen, wo er ein Gebirge oder eine Engstelle verlässt oder wo zwei Flüsse zusammen flossen, sodaß man einer Quelle auch nicht unbedingt seinen Ursprungsort zuwies. Denn dann könnte man sogar die Möglichkeit aufgreifen, dass man im Imperium die Kumbike für die Lippequelle hielt. Aber man gab dem Inn seinen Namen erst ab Rosenheim und der Rhein verdiente sich seinen Namen auch erst an der Stelle, an der er den Bodensee verließ. Für die römische Besatzungstruppe und deren Vermesser war zwar die Egge das zum Fluss gehörige Gebirge und auch die Region, wo die Lippequelle lag, aber den Namen gab man dem Fluss erst an der Stelle, wo sich zwei oder mehrere Bachzuläufe trafen. In Schwaney waren es der aus Buke zufließende Rotenbach und der aus dem Süden kommende Ellerbach. Auf dieser Theorie beruht die Annahme, das es sich bei der Beschreibung der Örtlichkeit nach der Schlacht bei Arbalo um Schwaney gehandelt haben könnte was dieses Lager mit Aliso identisch macht. Und natürlich verrät uns das heutige Schwaney nichts mehr von seinem einstigen Aussehen und erst recht nichts darüber, wie es sich römerzeitlich zeigte. Ob nun Aliso auf dem Limberg oder seinen Ausläufern stand, oder ob man dafür das Ortszentrum von Schwaney nutzte ist Spekulation aber die strategische Attraktivität der Landschaft dort mehr als nur ein römisches Marschlager zu errichten ist unübersehbar. Zur Vorgeschichte von Schwaney ist nicht viel bekannt und vor 970 können nur die Bodenfunde sprechen wie einige kleine Hufeisen die vermutlich römischen Ursprungs sind. Im Mittelalter begannen die Informationen konkreter zu werden. So mussten zu Beginn des 14. Jahrhunderts schon mehrere Siedlungen zusammen gefasst werden um die Basis für das besagte 1344 geschaffene städtische Gemeinwesen zu schaffen. Die größte Ansiedlung unter ihnen trug den Namen Ecwardeshusen und eine andere kleinere Siedlung oder ein Dorf soll sich Suanecghe genannt haben. Vielleicht entschied aber auch Bischof Balduin der Initiator welchen Namen die Stadt zu tragen hatte und kreierte selbst den Namen des Ortes, wenn man aus der ersten Silbe "Suan" sein Wappentier den Schwan ableiten möchte. Allerdings gab es auch zahlreiche Gewässer im Schwaneyer Talkessel, sodaß die an Wasser reichste Siedlung immer schon den Namen Suanecghe geführt haben könnte. Fakt ist, dass das Wort Swan seit althochdeutscher Zeit verwendet wird, es aber in keiner Sprache auch nicht im angelsächischen oder niederländischen mit "u" statt mit "w" geschrieben wird. Das Wort mit "u" zu schreiben ist unüblich, könnte aber der Lautsprache entstammen und damit auf ältere Wurzeln zurück gehen, denn bevor man den Buchstaben "W" nutzte war dafür "das "UU", das "double-u" in Gebrauch. Demnach könnte der Schwan auch unabhängig von Bischof Balduin zum Namensgeber geworden sein.  Etymologische Deutungsversuche rücken es auch in die Nähe einer wasserreichen Landschaft, was durch den südlich an Schwaney angrenzenden Parzellennamen "Unter dem Saule" Bestätigung findet. Es kommt zwar dem Grundgedanken nahe, wobei sich aber die heran gezogenen Vergleichsworte sjute, sutte, sut, saut oder Suhle sehr von der Silbe Suan entfernen und den Schwan wieder überzeugender erscheinen lassen. Überliefert ist jedenfalls, dass in Schwaney bis 1380 ein bischöfliches Wasserschloss stand, was bekanntlich nicht ohne Wasser aus kommt und auch Schwäne anlockt und seit dieser Zeit sind für Schwaney zudem an mehreren Stellen Fischteiche überliefert. An Wasser bestand bekanntlich in Schwaney zu keiner Zeit Mangel wozu auch die Quelle der Kumbike am Marktplatz mitten in Schwaney beiträgt, die ganzjährig sauberes Trinkwasser mit einer Temperatur von sieben Grad ausstößt. Den Ellerbach nannten die Einheimischen immer schon wegen der von Natur aus vorhandenen zahlreichen Erlen an seinen Ufern den Erlenbach auch nachdem er Schwaney verlassen hatte und für sie blieb auch der Name für den Erlen - oder Ellerbach wie die Erle im altdeutschen Sprachgebrauch genannt wird bestehen. Die nun folgende Alisoanalyse bedarf einer etwas längeren Vorbetrachtung. Denn da war da noch das Winterlager des Feldherrn Tiberius, dass dieser zum Jahreswechsel 4/5 + für seine Immensum Bellum Armee errichtete und über das uns eine zielführende Lagebeschreibung vorliegt. Allerdings stärkt das archäologische Ergebnis den Verdacht er habe seine Immensum Bellum Legionen woanders unter gebracht, da man in Anreppen keine Hinweise auf Mannschaftsunterkünfte fand. Dies legt die Vermutung nahe, er habe sie möglicherweise auf mehrere Lager verteilt. Den Feldzug soll er im Jahre 4 + spät begonnen und erst im Dezember abgeschlossen haben, was ihn zwang in Germanien überwintern zu müssen. Möglicherweise geschah dies schon mit dem Hintergedanken im Feldzugjahr 5 + aus besserer Position heraus, den Sprung zur Elbe anzugehen. Was aber nachdenklich macht und sein Feldherrntalent offenbaren könnte bezieht sich auf seine Kriegslogistik. Die Luftlinie von Anreppen in ein rheinnahes Winterlager vorzugsweise Xanten aufgrund der Flussverbindung beträgt etwa 150 Kilometer. Eine beachtliche Distanz die Tiberius unter Hin - und Rückzugbedingungen seinen Männern ersparte, wenn er sie im Jahre 5 + wieder an die Elbe marschieren lassen wollte. Aber man kann ihm auch unterstellen, dass er dies mit seinem verspätet angegangenen Feldzug sogar bezweckt haben könnte und er dabei auch schon an einen möglichen Marbodfeldzug dachte. Siehe Kapitel "Wo standen die Wachtürme von Aliso". Als Velleius Paterculus Zeit fand sich am Schreibtisch niederzulassen um seine Erfahrungen und Erinnerungen aus den Kriegsjahren des Immensum Bellum und der Zeit nach der Varusschlacht zusammen zu fassen, da erging es ihm nicht anders als Tacitus der einen Namen für den Ort der Varusschlacht suchte und es dann am "Teutoburgiensi saltu" fest machte. Auch Velleius Paterculus musste einer Region besser gesagt dem Standort des tiberianischen Winterlagers einen Namen geben um es zu kennzeichnen und für die interessierte Nachwelt zu fixieren. Obwohl die Germanen wussten wo es sich befand, haben sie uns nichts etymologisch verwertbares  hinterlassen. Natürlich konnten sie nicht schreiben aber vielleicht waren sie auch von der schnellen Vergänglichkeit der römischen Anwesenheit in ihrem Lande überzeugt. Und leider verlor auch Cassius Dio über das Winterlager kein Wort. So griff auch Paterculus zum Mittel der Umschreibung um zumindest einen Anhaltspunkt zu hinterlassen. Denn wie wollte er auch in einem unbekannten Land das passende lateinische Worte für eine Örtlichkeit finden um das sprachliche Vakuum zu füllen. Auf den ersten Blick schien er sich zweideutig ausgedrückt zu haben als er schrieb, dass man es "mediis finibus" errichtete. Denn "mediis" besagt in der Mitte bzw. in einer Mittellage während "finibus" auf einen Grenzcharakter hinweist, also eine Randlage beschreibt. Möchte man es im Sinne dieser Theorie auslegen so könnte man dahinter die Worte von Tacitus heraus hören, als dieser mit seinem Hinweis auf die "äußersten Brukterern" ebenfalls eine Grenzlage innerhalb, also "mediis" Germaniens andeutet. Betrachtet man in diesem Zusammenhang die antiken Überlieferungen der historischen Protagonisten wie Tacitus, Paterculus oder Cassius Dio und bezogen auf die Varusschlacht auch Florus, wenn sie uns Hinweise zu diesem nebulösen Kastell hinter ließen so fällt auf, dass die forschende Nachwelt sich offensichtlich mehr Mühe damit gab, dass Trennende und voneinander Abweichende heraus zu arbeiten, als sich mit dem Verbindenden und Übereinstimmenden zu beschäftigen. Man kann es fasst schon leidenschaftlich nennen wie man sich auf das nicht Kompatible stürzte und sich dabei der Blick auf die Gemeinsamkeiten eintrübte. So entstand daraus möglicherweise auch eine überzogene Verwissenschaftlichung und dankbare Spielwiese für eine berufene Elite im wieder erwachenden nachnapoleonischen Deutschland die nicht nur auf die Pharaonen oder auf Troja fixiert sein wollte, sondern denen die alten Germanien näher standen, vielleicht um einer mühsam errungenen Qualifikation in Sachen Latein neuen Sinn zu geben. Ob nun Paterculus selbst dabei war als sein Feldherrn Tiberius vor dem Jahreswechsel 4/5 + das viel zitierte Winterlager in Ostwestfalen errichten ließ, ist nicht bekannt aber man kann es annehmen so eng wie sein Verhältnis zu ihm war. Vermutlich im Herbst 5 + nach den Kämpfen im Zuge des Immensum Bellum, wobei nicht klar ist in welchem Umfange es sie gab, verließ zumindest Tiberius Ostwestfalen. Denn er hatte in Carnuntum den Frühjahrsfeldzug im nächsten Jahr gegen Marbod vorzubereiten. Das Tiberius dafür auch auf Teile seiner Germanien Armee, die zuvor den Immensum Bellum bestritt angewiesen war lässt sich rechnerisch nachvollziehen. Ein Truppenentzug, der für Varus später zur Bürde wurde und mit zur Niederlage beitrug. Um diese Truppen rechtzeitig in den Marbod Feldzug integrieren zu können, dürfte man ihnen im zeitigen Frühjahr 6 + den Befehl gegeben haben ihre Winterlager zu verlassen. So testete Tiberius erstmals erfolgreich eine Überwinterung in Germanien zum Jahreswechsel 4/5 + um von dort aus flexibler seinen Elbevorstoß im Jahre 5 + angehen zu können. Dieser Theorie folgend bestand demnach die Wahrscheinlichkeit, dass Tiberius seine Männer auch im Winter 5 + in Ostwestfalen beließ um sie ohne den Umweg zum Rhein direkt an den Kriegsschauplatz in Böhmen heran führen zu können. Denkbar ist aber auch, dass es für das von Tiberius statuierte Überwinterungsexempel mehrere Gründe gab. So darf man dem umsichtigen Tiberius zutrauen, dass seine Strategie davon getragen war langfristig einen militärischen Fuß in Germanien zu behalten, was allerdings von den Ereignissen überrollt wurde. Varus ging andere Wege die sich aber bekanntermaßen letztlich nicht bewährten. Während Gaius Sentius Saturninus die Mainzer Legionen gegen Marbod führte, so ist es zwar eine kühne aber dennoch denkbare Möglichkeit, dass die "Lippe Armee" von Paterculus angeführt wurde, der dann über eine Route längst des Südharzes nach Südosten vorstieß. Unter Zugrundelegung der Annahme die in Wilkenburg rastenden drei Legionen umfassten die gesamte Immensum Bellum Armee und in Hachlbich übernachtete eine Legion, dann darf man spekulieren wo Tiberius in Germanien die verbliebenen zwei Legionen stationierte. Er könnte sie auch in Ostwestfalen kaserniert haben, wo sie auf die Ankunft des zukünftigen Gouverneurs Varus warteten. Nach dem Abbruch des Markomannen Feldzuges treffen wir dann zwischen 6 + und 9 + sowohl den Feldherrn Tiberius als auch seinen Stabsoffizier und Reiterpräfekten Paterculus in Illyrien an, wo sie mit der Niederschlagung des pannonischen Aufstandes einen neuen Kampfauftrag zu erfüllen hatten. Erst nachdem sich in Pannonien wieder der Schlachtenlärm verzog, ist in den Jahren von 9 + bis 11 + auch wieder die Anwesenheit sowohl von Tiberius als auch die von Paterculus in Germanien belegt und mit Sicherheit auch dringend nötig gewesen. So musste Tiberius sein Engagement in Germanien zunächst für den Zug gegen Marbod unterbrechen der dann zwangsläufig in den Pannonienaufstand überging um dann nach der Varuskatastrophe so schnell wie möglich wieder an die Germanenfront zurück zu eilen. Paterculus plante eine größere schriftliche Veröffentlichung zu der es aber nicht kam, so dass wir nur über wenige Bruchstücke seiner Überlieferungen verfügen. Wann er seine Zeilen niederschrieb ist nicht bekannt. Da er bis 11 + in Germanien weilte und 30 + verstarb, könnte er es innerhalb dieser 19 Jahre umgesetzt und wie man leider weiß nur halb vollendet haben, denn während seiner Kriegszüge wird es ihm schwerlich gelungen sein. Neben Tiberius kannte er Germanien und Pannonien wie kaum ein anderer aus eigener Anschauung und in seine Berichte floss sein ganzer Wissenstand jener Zeit ein. Über Paterculus wissen wir, dass er nach seinem Aufenthalt am Euphrat etwa acht Jahre unter Tiberius in Germanien und Pannonien diente und ihn auch von 9 + bis 11 +  in Germanien begleitete. Aber über einen Mann wie ihn lässt es sich gut biographieren, da man fasst nichts von ihm weiß. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass Paterculus zurück gerechnet ab dem Jahr 3 + an der Seite von Tiberius geritten sein könnte. Eine lange Zeit die zusammen schweißt. Infolgedessen sollte Paterculus auch gewusst haben, wo Tiberius seine Armeen nach dem Immensum Bellum überwintern ließ. Und mit wenigen Worten hat uns Paterculus auch die Position hinterlassen. Denn er schrieb "mediis finibus" - "ad caput Juliae fluminis". Und mit "mediis finibus" brachte er es trefflich zum Ausdruck, dass sich das Lager zwar in Grenzlage = finibus jedoch trotzdem mitten = mediis in Germanien befand. Während er sich damit der Überlieferung von Tacitus stark annäherte, so unterscheidet sie sich doch von den Worten die Cassius Dio verwendete, der uns nach der Arbaloschlacht die Zeilen hinterließ, dass man ein römisches Stirnlager am Zusammenfluss von Lupia und Elison errichtete. So könnte man fälschlicherweise annehmen, es habe sich um zwei unterschiedliche Römerlager gehandelt. Da man damit die Beschreibung "mediis finibus" hinreichend als einen Grenzstandort inmitten Germaniens entlarvt hätte, bedarf der zweite Teil seiner Hinterlassenschaft "ad caput" der näheren Betrachtung. Der vermutlich schon seit vorrömischer Zeit existente Flussname Lupias war im Imperium seit dem Jahre 11 - ein fester Begriff und er sollte auch Paterculus bekannt gewesen sein, aber er erwähnte ihn nicht. Paterculus musste sich auch mit der Namensnennung nicht lange aufhalten, denn es genügte sein oberflächlicher Hinweis auf jene Örtlichkeit von wo an man im Imperium diesen wichtigen Fluss Lupias zu nennen pflegte und so reichten die Worte "ad caput" völlig aus und er nennt den Lupias nur allgemein gehalten unter der Sammelbezeichnung "fluminis". Paterculus wollte es aber doch nicht bei dem einen Hinweis auf den Quellbereich oder Oberlauf dieses "fluminis" belassen. Ihm war es wichtig auch noch eine Beschreibung zu hinterlassen, wo genau sich dieses oder dieser "ad caput" also der Kopf befand, an dem Tiberius auch ein Winterlager erbauen ließ, so überwinterte man wie sich schlussfolgern lässt nicht allein in Anreppen. Denn die römische Anlegestelle samt kastellartiger Depotausstattung Anreppen lag unmittelbar am Lippelauf wo sich kein Kopf, kein Zusammenfluss und keine Lippequelle finden lässt. Und dort lässt sich weit und breit auch kein "Elison" Zulauf in den "Lupias" ausfindig machen, wie es Cassius Dio für das Lager aus dem Jahre 11 -  hinterließ. Aber bei beiden Lagern, sowohl dem Lager nach der Arbaloschlacht 11 -, als auch beim stabilen Winterlager des Tiberius 4/5 +, dass Caedicius im Jahre 9 + auch nur wegen seiner guten Verteidigungsfähigkeit so lange halten konnte, kann es sich gut um Aliso gehandelt haben. So halfen uns Tacitus, Paterculus als auch Cassius Dio bei der Suche in dem sie uns alle plausible Informationen zu Aliso hinterließen. War es bei Tacitus der Hinweis darauf, dass sich das Lager bei den "äußersten Brukterer" befand und die Knochen noch unbestattet unweit im "saltu" lagen, so war es bei Cassius Dio die Zusammenflussbeschreibung und bei Paterculus die bzw. der "Juliae", die uns in der Kombination den Weg zur Position von Aliso aufzeigen. Auch wenn man es sich schon vor hinderten von Jahren um es sich erklärlicher zu machen annahm, es läge ein alter verderbter Schreibfehler vor, in dem es sich nicht um "Juliae" sondern "Lupiae" hätte handeln müssen, so muss man diesem Gedanken nicht unbedingt auch noch 400 Jahre später folgen, ohne ihn infrage stellen zu dürfen. Denn "Juliae" war in antiker Zeit ein herausragender Begriff da er dem berühmten Julius Gaius Cäsar entstammt. Cäsar war Namensgeber für die Julischen Alpen und Aliso hatte mit "Juliae" eine Gemeinsamkeit. Denn was sie verband war die augenfällige Topographie zweier vergleichbarer Karstlandschaften. Außerdem geht auf Cäsar auch der Name Friaul zurück dessen Hauptort ursprünglich "Forum Julii" hieß. Und sowohl durch Aliso als auch durch die Julischen Alpen zogen bzw. ziehen sich zwei für das Imperium bedeutsame Militärstraßen. Aliso befand sich auf dem Gipfel einer Passhöhe und lag an einer römischen Via, die die man im Erfolgsfall nach der Legion benannt hätte, die den meisten Anteil an ihrem Ausbau gehabt hatte. Heute ist es der Hellweg vom Rhein an die Weser und einen römischen Namen hat ihr die Geschichte versagt. Aber in den zum römischen Kernland gehörenden Julischen Alpen an der Grenze zu Slowenien ging die römische Erfolgsgeschichte weiter, denn dort begann man schon unter Julius Cäsar nicht nur eine Straße zu bauen, sondern gab ihr auch einen Namen. Denn man benannte sie nach der Legion die wohl die Hauptbaulast daran gehabt haben dürfte, nämlich "Via Gemina". Diese Landverbindung durch die Julischen Alpen zu nutzen war mühsam und anstrengend. Strabo berichtet über sie, dass man auf ihr Frachtgüter von Aquileia am Mittelmeer mit Lastfahrzeugen durch dieses Karstgebirge schaffen musste, bevor man die Flüsse Laibach und Save erreichte auf denen das Material per Schiff weiter nach Osten transportiert werden konnte. Die Passhöhe der "Via Gemina" lag im Zentrum der römischen Kastellkette der "Claustra Alpium Juliarum" dem Balkan Limes, die man am Nordrand dieser Karstlandschaft und im Südosten der Julischen Alpen im Birnbaumer Wald erreicht hat. Der nach diesem Wald benannte Birnbaumer Pass ist bis in die heutige Zeit einer der wichtigsten Gebirgspässe in den östlichen Alpenraum. Diese Paßstraße musste stellenweise in den Fels gehauen werden und wurde im Laufe der Zeit mit ausgefahrenen Gleisrillen und auch Treppenstufen für die Tragtierkolonnen versehen. In der Tabula Peutingeriana aus dem 4. Jhdt. Sektion 3 wird diese Militärstraße als "inalpe Iulia" bezeichnet. "Alpe" steht begrifflich auch für eine Paßstation, ist aber auch als Etappenstation überliefert. An dieser Stelle bekam diese Paß- oder Etappenstation wie sie ein Pilger 333 n. Chr. bezeichnete noch den Beinamen "ad Pirum", eine lateinische Bezeichnung für "Zum Birnbaum"  Historisch bedeutsam ist die Feststellung, dass die ersten Wallanlagen und Wachtürme auf dieser Passhöhe der Julischen Alpen auf das Jahr 6 + zurück gehen, als sich das Imperium unter Kaiser Augustus auf eine Kriegsgefahr aus Pannonien vorbereiten musste. Es war um die Zeit, als Tiberius Maßnahmen ergriff Marbod zu besiegen, könnte aber auch schon in die Zeit gefallen sein, als Tiberius sein Marbod Abenteuer abrupt beenden musste, da er in Pannonien dringender gebraucht wurde. Archäologisch ließ sich nachweisen, dass "ad Pirum" für das römische Reich eine Schlüsselstellung innehatte wo Mauern mit einer Höhe von 8 Metern und einer Dicke von 2 Metern sowie Mauertürme von 10 Metern Höhe nachgewiesen werden konnten. Das Buch "Die Ehre Dess Hertzogthums Crain" von Johann Weikhard von Valvasor aus dem Jahre 1689 geht auf diese Militärstraße ein. Die Passhöhe wird darin  als "Alpes Juliae" bezeichnet die im heutigen italienisch "Alpi Giulie" lautet. Zweifellos wird nun die Identität zwischen den zwei Passhöhen besser erkennbar denn was in der Egge die Schwaneyer Höhe mit seinem Römerlager Aliso war, war in den Julischen Alpen, die römische Festung "ad Pirun". Zwei stark ausgebaute Kastelle die sich der Gefahr feindlicher Truppeneinfälle entgegen zu stellen hatten. Der von Paterculus beschriebene tiberianische Winterlagerkomplex Aliso entsprach demnach dem Lager "vor der Stirn der Feinde" wie es Cassius Dio ausdrückte bzw. befand es sich bei den "äußersten Brukterern" wie Tacitus es nannte. Und Aliso befand sich wie auch "ad Pirum" auf einer Passhöhe. Und in Schwaney genau da, ab wo man von der zuvor ansteigenden Paderborner Hochfläche ins Nethegau und zur Weser absteigen musste und bildete damit eine Passhöhe.  Denn auch in Westfalen musste man um sich die Flusswege zu nutzen zu machen eine Wasserscheide überwinden. Und was in Ostwestfalen die Distanz von der Lippe über die Nethe zur Weser war, war an der Pannonischen Grenze die Landverbindung von Aquileia am Mittelmeer zu den Flüssen Save und Laibach. Und was den  technischen Ausbau der "Via Gemina" anbelangt, so konnten Gleisstraßen auch am Eggeabstieg östlich von Schwaney festgestellt werden. Aber "ad Pirum" war keine beliebige Paßstation. Es befand sich etwa 330 Kilometer Luftlinie vom römischen Militärlager Carnuntum an der Donau entfernt und beherrschte damit die Hauptverbindungsstraße von Pannonien zur Hauptstadt Rom. Jeder römische Legionär oder Feldherr, der zum Miliärtäreinsatz an die Donaufront befehligt wurde kannte die Birnbaumer Höhe in den julischen Alpen die "inalpe Julia" nicht nur, er musste sie auch passieren. Eine tückische Strecke, die die Völker auf ihren Wanderungen nutzten und so manchem Reisenden den Tod brachte. Wir wissen nicht genau wann Tiberius als er im Herbst 9 + vom Ausgang der Varusschlacht erfuhr nach Germanien aufbrach aber wir wissen, dass Velleius Paterculus ihn auch dabei wie ein Schatten begleitet hat. Durch die jahrelange Nähe die Paterculus zu Tiberius hatte dürften ihm auch die Machtverhältnisse in Rom nicht verborgen geblieben sein was die Frage aufwirft wann Paterculus seine Historia Romana niederschrieb und vor allem welchen aktuellen Bezug sie in dem Moment besaß. Schrieb er sie 14 + als Tiberius Julius Cäsar Augustus die Regierungsgeschäfte übernahm, dann war bei ihm Inbrunst im Spiel, denn er musste sich daran gewöhnen, dass sein ehemaliger Kriegskamerad nun Kaiser von Rom war und er es war, der das Geschlecht der Julier anführte. Für Paterculus der die Lage des Winterlagers mit "ad caput Juliae fluminis" bezeichnete hatte der Name "Juliae" daher eine besondere Bedeutung und besaß einen würdigen Klang. In Schwaney befand sich der höchste Punkt, also der Kopf der Caput wo die Wasserscheide über die Fluß- und Fließrichtungen der dortigen Fließgewässer entschied. Auch die Fließrichtung des bei ihm ungenannt gebliebenen Flusses, des Fluminis im Singular Genitiv nahm hier ihren Anfang. So war es nicht nur die Station in der Höhenlage am westfälischen Egge Ostrand der er auch deswegen den schmeichelhaften Namen Julierpass gab, weil er ihn mit "ad Pirum" verglich, sondern es war auch ein Fingerzeig in die Richtung des römischen Herrscherhauses in der Gestalt, als dass er damit dem strategischen Knotenpunkt einen angemessenen Beinamen geben wollte. Denn dieses Höhenkastell Aliso, wurde zum Schicksalslager für die römische Armee, hier entging Drusus der Bruder von Tiberius nur mit Glück einer Niederlage, hier baute der 9 - verstorbene Drusus sein Abwehrkastell gegen die Cherusker und hier in der Nähe darf man auch das Ehrenmal für ihn vermuten.
Da die Forschung allerdings nach wie vor im faktenlosen Raum stochern muss, in dem sich die Berufshistoriker naturgemäß nicht so wohl fühlen, liegt der Ball schnell wieder im Spielfeld der Heimatforscher. Aber auch da verlaufen die Grenzen amorph zwischen "weichen Fakten und harten Theorien". Auch dem längst verstorbenen Heimatforscher Heinz Küting aus Schwaney blieb zu seinen Lebzeiten schon die Konzentration römischer Macht um Schwaney nicht verborgen. Drusus, Varus oder Germanicus waren für ihn fixe Größen die ihm für seine Theorien Pate standen und er erkannte die Schnittmengen der unverrückbaren Topographie Ostwestfalens als auch die Überlieferungen der antiken Historiker. Kütings Annahmen basierten auf der Bedeutung die der Hellweg schon zu Römerzeiten hatte und ein römisches Kastell konnte er sich in seiner Fortsetzung nach Osten gut vorstellen. Den 334 Meter hohen Limberg hatte auch er schon im Auge und stellte fest, dass man ihn militärisch genutzt haben könnte. Er bildet einen Höhenrücken von etwa 1.000 Meter breite und 3.000 Meter Länge und zeigt sich am westlichen Ende als ein kegelförmig ansteigendes Gelände bis auf Plateauebene. Nicht nur der Hochflächenbereich dieser Kuppe auch weite Teile des Höhenrückens könnten je nach Anpassung an die vorhandene natürliche Terrassierung einer stattlichen Befestigungsanlage Platz geboten haben. Eine nutzbare umbaubare Fläche von etwa 13 Hektar wäre auf ihm denkbar und im Falle einer Nutzung des gesamten Bergrückens wäre eine Gesamtgröße von etwa 28 Hektar erreichbar. An seiner Westseite befindet sich der mächtige Steinbruch "In der Salenkruken" der sich in den Berg gefressen hat. Seine oberflächliche Beschaffenheit lässt auf den ersten Blick keine Hinweise auf ein ehemaliges römisches Palisadenforts erkennen. Die natürliche Abschüssigkeit nach Süden und Osten bot allerdings einen geeigneten Sockel und begünstigte es ihn wehrhaft umzugestalten. Heinz Küting war aber nicht untätig wie seine Beschreibungen im Buch "1000 Jahre Schwaney" deutlich machen und wollte seinem Verdacht auch Substanz verleihen. So recherchierte er so weit es ihm möglich war um Beweise für seine Theorie eines darauf befindlichen römischen Lagers zu finden. Reste von Gräben und Wällen die sich eventuell noch durch leichte Deformationen im Gelände abzeichnen sind oftmals das einzige, was man nach 2000 Jahren Wind, Wetter und Landwirtschaft noch erwarten kann, aber heute nicht mehr erkennbar ist. In den vergangenen Jahrhunderten als Nutzungsintensität und Zivilisationsdruck noch nicht so stark war sah auch der Limberg noch anders aus. So berichtet Heinz Küting, dass den Raum Schwaney und Buke schon vor ihm ein Herr J. Schneider um 1880 diesbezüglich kritisch unter die Lupe genommen hatte. So soll besagter Herr Schneider rechts des Weges von Schwaney nach Buke auf die Reste alter Gräben und Wälle gestoßen sein. Eine zwar bemerkenswerte Information die aber auch viele andere Schlussfolgerungen zulässt. Alte Gräben und Wälle konnten von ihm des weiteren zwischen den beiden Orten auf einer Parzelle mit Namen "Auf den sauern Kämpen" festgestellt werden. Dabei handelt es sich um einen anmoorigen Standort östlich des Limberg Rückens. Es soll sich dabei um ein umfangreiches Schutzsystem gehandelt haben, dass sich auch noch über den Parzellenbereich "sauern Kämpen" hinaus in die angrenzenden Wiesen und Weiden erstreckte. Aufgezählt wurden von ihm die Flurbezeichnungen "Auf dem Wittfeutken", ,,Im alten Dieke" bis zur "Wulwerkuhle". Der Überlieferung eines alten Landwirts nach, soll sich auf der Gelände "Auf dem Wittfeutken" noch vor dem Jahr 1888 eine in sich geschlossene Fläche in Rechteckform befunden haben, die von einem Graben umgeben war. Auf dem damals noch sichtbar vorhandenen äußeren Wall befanden sich noch in großen Abständen insgesamt 12 stattliche Markierungsbuchen. Das Maß von der Grabensohle bis zum Wallrücken soll in der Zeit immer noch imposante etwa zwei Meter betragen haben. Die besagte Fläche der "sauern Kämpen" umfasst etwa 5 Hektar. Zeitzeugen bestätigten, dass bis etwa 1910 die noch vorhandenen Grabenreste von den ortsansässigen Landwirten eingeebnet worden sein sollen. Ein damals teilnehmender Schuljunge berichtete darüber, dass die Differenz von Graben bis Wallhöhe etwa einen Meter betragen haben soll. Die Wallbreite soll damals sogar noch gut drei stark Meter betragen haben. Ein sehr tiefes Grabenstück verlief auch noch quer durch das Privatgrundstück "Alten Dieke", dessen Besitzer Heinz Küting war und das um 1900 eingeebnet wurde und hatte einen Anschluss an das Grabenviereck auf dem angrenzenden "Wittfeutken". An der Wittfeutker Hanglage existierten damals auch noch zwei aktive Quellaustritte die später verschüttet wurden. Eine besondere historische Aufmerksamkeit sollte dem Bauern Anton Stiewe genannt Fröleken zukommen. Denn er schnitt 1928 bei Ausschachtungsarbeiten für die Anlage eines Wasserbassins am Limberg eine Stufung an. Dabei stieß er im Boden auf mehrere verrottete Stümpfe von Eichenpfählen, die einen Durchmesser von etwa 20 - 30 cm gehabt haben sollen. Heinz Küting konnte sich vorstellen, dass es sich dabei um die Reste von Palisadenzäunen gehandelt haben könnte. In der Summe betrachtet rechtfertigen diese Hinweise eine genaue archäologische Untersuchung. Denn ein Wiederfund der Holzbalken wäre aufgrund der dendrochronologischen Forschungsmöglichkeiten mit Sicherheit von großem Interesse. Hier böte sich also noch ein äußerst reichhaltiges Betätigungsfeld für die moderne Lager und Schlachtfeldforschung mit dem sich auch der Beweis für ein römisches Kastell Aliso erbringen lassen könnte. So zieht sich historische Schlinge um die Stätten wo einst Varus starb und die hinreichend bekannte Nähe zum Kastell Aliso immer mehr zusammen, denn die Schlacht verlief unweit davon. Im Verlauf der Recherchen werden noch weitere andere Gesichtspunkte hervor treten die ebenfalls zu gewichten sind und die alten Ereignisse immer klarer erscheinen lassen. (03.08.2021)

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Montag, 13. August 2018
Zur Lage des "Teutoburgiensi saltu"

Der Verlauf der historischen Wegestränge verdeutlicht den Kristallisationspunkt um die „Alte Burg“ wie er sich in dieser Dichte in Ostwestfalen nur an wenigen Stellen zeigt.

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Sonntag, 29. Juli 2018
Wo die Wachtürme von Aliso standen.
Möchte man die Stätte finden wo einst das Römerlager Aliso stand, dann ist es so als blicke man in einen tiefen Brunnen und habe zum Ausleuchten nur eine Packung Streichhölzer zur Hand. So übertrifft Aliso an Faszination zwar nicht die Varusschlacht folgt ihr dafür aber auf dem Fuße. Beide Begriffe gehören zusammen wie Henne und Ei. Aber Aliso erfordert eine andere Herangehensweise, denn ein Kastell ist keine Mehrtagesschlacht. Aber hat man erst einmal die Tür nach Aliso aufgestoßen so tut sich dahinter im Nebel schon das Fragenlabyrinth eines noch älteren Lagers auf. Die Zwingfeste die Drusus nach der berüchtigten Schlacht bei Arbalo errichtete und womit er gedachte die Germanen auf Dauer an der Kandare halten zu können. Ein Gefecht, dass elf Jahre vor der Zeitrechnung statt fand entsteht vor dem geistigen Auge unserer Vorstellungskraft und lässt sich aus dem Komplex der Alisoforschung nicht weg denken. Aber Aliso bleibt das große Tor in eine andere Welt, ist Ausgang und Eingang zugleich, hilft bei der Suche nach Varus und steht symbolisch für den tiefen Fall der Weltmacht. Um das Kastell Aliso zu lokalisieren stehen uns unterschiedliche Methoden zur Verfügung und viele Gedankengänge sind zu stimulieren. Das Verfahren ähnelt dem der Varusschlacht und besteht aus der Betrachtung der Topographie, dem Studium der alten Schriften und weiteren Ansatzpunkten. Wie Kaugummi sind die Schnittpunkte miteinander verbunden, Überlegungen und Kombinationen kreuzen sich und driften wieder auseinander. Jede Fährte bietet Stoff und löst neue teils irritierende sich widersprechende Theorien aus, die uns oft sprachlos zurück lassen. Aber viele Aspekte lassen sich bündeln und uns der Lösung näher kommen. Sie zu strukturieren fällt schwer und erfordern einen hohen Grad an Einfühlungsvermögen. So ist uns Aliso überliefert als der Name eines wehrhaften römischen Kastells, in dem sich sowohl die Lagerbesatzung, als auch die Überlebenden die dem Inferno der Varusschlacht entkamen und die sich später auch noch gegen große Massen an Germanen erstaunlich lange verteidigen konnten, bevor ihnen die Flucht gelang. Aliso wurde daher neben der Varusschlacht zu einem Inbegriff für die sprichwörtliche Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen. Da sich die meisten Hypothesen zum Verlauf der Varusschlacht auf den Großraum von Ostwestfalen konzentrieren, geraten nicht nur alle in der Region entdeckten römischen Kastelle oder Marschlager und insbesondere jene an der Lippe unter Generalverdacht Aliso sein zu können, sondern auch diverse Örtlichkeiten, wenn sie eine Namensähnlichkeit vorweisen können. Und selbst Lager in abwegigen da östlichen und nördlichen Regionen wie etwa Hedemünden oder Wilkenburg werden noch unter diesem Aspekt beleuchtet. Die Voraussetzung für eine stichhaltige Analyse besteht jedoch darin, dass sie alle eine wesentliche Bedingung zu erfüllen haben, wenn sie in die nähere Auswahl kommen wollen. Nämlich die, dass die in Aliso Schutzsuchenden noch imstande gewesen sein sollten und mussten das Lager Aliso nach der Varusschlacht, auf welchen Wegen auch immer noch erreichen zu können. Und der Faktor der räumlichen Nähe der zu erfüllen ist, korrespondiert wieder zwangsläufig mit dem Geschehensverlauf der Varusschlacht. Ist man imstande ihr ein Gesicht zu geben wird auch der Suchhorizont für Aliso überschaubar Lässt sich der Standort von Aliso rekonstruieren, dann war auch die Schlacht nicht mehr weit und es lassen sich Indizien für die Plausibilität der Argumentation in beide Richtungen sammeln aus der wiederum Erkenntnisse zu einer möglichen Positionierung gewonnen werden können. Und auf diesen Wegen lassen sich die diversen Hinweise verdichten die uns zum Favoriten führen können. Und ihnen gilt es nachzugehen. So etwa der Frage, wie vielen Überlebenden die Flucht nach Aliso gelungen sein könnte. Denn davon hängt ab, welche Distanzen sie trotz anzunehmender Blessuren vom Schlachtgebiet aus zu überwinden hatten. Wie weit trugen sie ihre Füße, wie ausgezehrt waren sie nach den Kämpfen und den Nächten im Freien. Einige überlebten den Marsch nicht und wie viele von ihnen mögen auf dem Weg ins rettende Lager den Germanen in die Hände gefallen sein. Zu wissen wie viele Legionäre es letztlich schafften in Aliso Unterschlupf zu finden bietet auch Raum für die Überlegung wie sich durch sie die Verteidigungsfähigkeit von Aliso verbesserte. Da sich Aliso lange gegen den germanischen Ansturm halten konnte, die Standardbesatzung aber hinsichtlich ihrer Kopfzahl begrenzt war, könnte der Zuwachs an Geflüchteten höher gewesen sein als vermutet. Allerdings spielt hier auch der Ausbauzustand mit hinein und natürlich die Anzahl der Germanen die vor Aliso standen und fallen sehen wollten. Alle denkbaren Szenarien tragen mit dazu bei sowohl Hypothesen über die möglichen Distanzen aus dem Schlachtenraum zum Lager aufzustellen, als auch Rückschlüsse auf die Örtlichkeiten der Schlacht zu ziehen. Bis auf eine Person blieben alle Römer namentlich anonym, denen die Flucht gelang. Dieser Mann war Gaius Numonius Vala der als Legat unter Varus vermutlich als stellvertretender Kommandeur diente. Er flüchtete mit anderen in Begleitung der Reiterei, also zu Pferde wodurch die Historie aus ihm später einen Reiterpräfekten machte. Ungeachtet seiner genauen Funktion bleibt unbekannt, welchen Weg er und die, die mit ihm desertierten aus dem Schlachtfeld einschlugen und von welchem Streckenabschnitt aus sie aufbrachen, als sie sich entschieden hatten die Legionen ohne den Schutz der Reiterei zurück zu lassen. Es ist auch denkbar, dass es überhaupt nur diesen beritten geflohenen Männern gelang Aliso zu erreichen und es gar keinem Überlebenden möglich war, sich zu Fuß nach Aliso zu retten. Auch dies gilt es zu bedenken. Sodass das Kastell möglicherweise auch Verstärkung, etwa aus dem Umland erhielt. So könnte man wiederum annehmen, dass Aliso vom Schlachtfeld aus betrachtet nur mittels Pferd erreichbar war und so könnte Aliso auch noch in größerem Abstand zum Varusschlachtfeld gelegen haben. Da es aber selbst vielen berittenen Legionären unter ihnen auch besagter Numonius Vala noch nicht einmal gelang lebend den Rhein zu erreichen verdeutlicht die Problematik, dass sogar Pferde kein Garant dafür waren, sich mit ihnen in Sicherheit bringen zu können. Bevor sich aber die Wenn und Aber überschlagen, sollte man auf die Plausibilität der beiden in engem Zusammenhang stehenden Ereignisse, also dem Zugkorridor der Schlacht und den Alisostandort blicken so wie es bei Paterculus zum Ausdruck kommt. Ausgehend von der Annahme, dass die Varusschlacht ihren Ausklang im oder vor dem Saltus westlich von Borlinghausen fand und sich auch diese Region noch unweit der äußersten Brukterer befand, so war von dort auch die Distanz bis zu den Oberläufen von Ems und Lippe noch überschaubar und ließ sich bewältigen. Dadurch lässt sich auf Basis dieser Überlegung untermauern, dass sich unter den Geretteten auch Personen befanden, die es auf dem Fußweg geschafft haben könnten, dass schützende Lager Aliso zu erreichen. Das sie das ihnen bekannte und nächst liegende Lager aufsuchten darf man annehmen. Legionäre die Varus bis zum bitteren Ende folgten hatten aber auch die Wahl, ob sie über den Eggeweg nach Norden in Richtung Hellweg flüchten wollten, oder ob sie sich für andere Fluchtrouten entschieden. Anzunehmen, dass es einige Flüchtende sogar riskierten vom Endschauplatz aus den direkten Weg zum Rhein über ein vermeintlich sicheres Lager an der Lippekette einzuschlagen. So darf man sich ihr Verhalten wohl wie ein Streubild mit nordwestlicher Ausrichtung vorstellen und natürlich sind aufgrund ihrer Orientierungslosigkeit auch andere Szenarien denkbar. Wie sich aus den Quellen erschließen lässt, nahm auch Arminius selbst an der Belagerung von Aliso teil, sich also Horden vom Schlachtfeld gelöst haben dürften um sich im Hochgefühl des Erfolges des nächstliegenden Bollwerks zu bemächtigen. Aufgrund dieser Festlegungen lässt sich der Suchhorizont von Aliso eingrenzen. Wäre es den Flüchtenden möglich gewesen 35 Kilometer (Luftlinie) zurück zu legen, hätten sie vom Saltus aus auch noch das Hafenkastell Anreppen erreichen können. Aber selbst 35 km sind unter den damaligen Umständen bereits eine kaum vorstellbare Distanz und 50 Kilometer (Luftlinie) Marschleistung um zu einem vermuteten Lager bei Lippstadt zu gelangen sind daher nur eine theoretische Annahme. So stehen als Fluchtrouten diverse Möglichkeiten zur Verfügung. Aber einzig zu Anreppen haben wir im Großraum etwas bodenkundlich Greifbares, weil Entdecktes und Erforschtes vor Augen wohin sich Bezüge aufbauen lassen, während sich das Römerlager in Haltern der Betrachtung entzieht, da es sich zu weit westlich befindet. Einige der bisher entdeckten und schon teilweise recht gut erforschten Römerlager an der Lippe bieten zwar Stoff für Aliso Deutungen, müssen aber ihre Plausibilität auch im Zusammenhang mit den antiken Texten nachweisen und verlieren auf Basis der Abstandstheorie schnell an Substanz. Konkret verbleiben im Hinblick auf die antike Quellenlage sechs mögliche Positionen.

1.)
Das "Winterlager", dass der frisch ins Geschlecht der Julier aufgenommene Feldherr Tiberius im Zuge des ausgehenden "Immensum Bellum" Krieges errichtete, der der Überlieferung nach im Jahr 5 + zu Gunsten Roms endete. Nach Paterculus befand es sich "in cuius mediis finibus ad caput Juliae fluminis hiberna".

Dieses Lager spricht zunächst für Anreppen, da sich dort aufgrund von Dendrodaten Übereinstimmungen mit dem Jahr 4/5 + gezeigt haben. Des Weiteren weist es die Spuren eines überdimensionierten pallastartigen Gebäudes auf, was auf den würdigen Thronfolger Tiberius als Erbauer schließen lässt.

Es gibt dazu aber auch gegenteilige Argumente.
Diese bestehen aus abweichenden Interpretationen und Übersetzungen der oben angeführten lateinischen Überlieferung, was die Verortung anbetrifft, den unterschiedlichen Auslegungen der Grabungsergebnisse bzgl. der in Anreppen fehlenden Mannschaftsunterkünfte, sowie die daraus resultierenden logistischen Irritationen hinsichtlich der in ihrer Gesamtheit unterzubringenden römischen Winterarmee. Und es findet sich somit keine Antwort auf die Frage, ob bzw. wie alle Truppenteile in Germanien überwinterten und wie man sie dort verteilte. Zudem konnten in Anreppen keine kriegerischen sprich verteidigungstaktischen Aktivitäten festgestellt werden was auf Aliso der Überlieferung nach zutraf.

2.)
Das "Arbalo Lager", das Drusus nach den Worten von Cassius Dio im Jahre 11 - nach der Schlacht bei Arbalo errichtete, die sich in einem Hinterhalt ( Plinius schrieb "apud Arbalonem" ) auf dem Rückzug vom Stammesgebiet der Cherusker von der Weser an den Rhein zutrug. Der Überlieferung nach befand es sich am Zusammenfluss von Lupia und Elison und wurde "Vor der Stirn der Feinde" errichtet.

3.)
Das "Lager Aliso", dass einzige klar als Aliso genannt wurde. Das Lager des verteidigenden Kommandanten Caedicius und das nach Paterculus nach der Schlacht von den Germanen belagert wurde. Nach Sextus Julius Frontinus ließ Arminius selbst die aufgespießten Köpfe getöteter Römer an den Wall des römischen Lagers heran tragen. Ein Lager, dass sich demzufolge nur in der Nähe des Varusschlachtgebietes des Jahres 9 + befunden haben konnte.

4.)
Das "Sperrlager" das sich mehr in Rheinnähe befunden haben muss, denn es gelang der Besatzung wie Cassius Dio berichtete, den weiteren Vorstoß der Germanen nach der Varusschlacht 9 + zum Rhein zu verhindern.

5.)
Das "Knochenbestattungslager" bei den äußersten Brukterern, dass Germanicus nach Tacitus im Jahre 15 + aufsuchte und von wo aus er zum Saltus ritt um die noch oberirdisch vorhandenen Knochen zu bestatten, nachdem Caecina die Wege dorthin begehbar gemacht hatte .

6.)
Das "Entsatz Lager", das offenbar von römischen Legionären besetzt war. Das Lager, welches Tiberius nach Tacitus auf seinem Zug die Lippe aufwärts mit sechs Legionen erreichte und das er von belagernden Germanen befreien musste, noch bevor er im Frühjahr 16 + die Doppelschlacht bei Idistavio und am Angrivarierdamm anging. Später erschloss und sicherte Germanicus nach Tacitus das Gebiet zwischen Aliso und dem Rhein durch Heerstraßen und Dammwege.


Somit lassen sich nach den antiken Schriften zu urteilen neben dem klar als Aliso benannten Lager noch weitere fünf Lager isolieren deren geographische Lage bis auf das Römerlager Anreppen ebenfalls ungeklärt ist und die auf ihre Kompatibiltät hin abzuklopfen sind. Es müssen aber auch bislang unentdeckte, unbekannte und unerwähnt gebliebene Lager ins besondere im Osten von Westfalen mit in Betracht gezogen werden Aliso sein zu können. Zwar konnten ab Haltern ostwärts bisher Lager in Beckinghausen, Olfen, Oberaden und natürlich Anreppen nachgewiesen werden und die große Fundleere zwischen Oberaden und Anreppen mag auch die Annahme rechtfertigen, dass man zwischen ihnen noch zwei oder drei unentdeckte römische Lager vermutet darf, doch sollte man sie entdecken, so geraten sie nicht in den Verdacht Aliso sein zu können. Denn der Suchradius aufgrund der Hinweise auf die germanische Belagerung nach der Varusschlacht und der Fluchtbewegungen der Überlebenden schließt sie nahezu aus, Aliso sein zu können. Man könnte nun Anreppen aufgrund der nahezu treffsicheren Dendrodaten als das Tiberius "Winterlager" identifizieren, wie es auch von wissenschaftlicher Seite gestützt wird, man könnte aber auch eine andere Örtlichkeit ins Auge fassen. Denn so klare Schlussfolgerungen in der Geschichtsforschung und das zumal nach 2000 Jahren machen sich immer verdächtig. So kommt man nicht umhin sich etwas mit dem Kontext des "Immensum Bellum" Krieges vertraut zu machen während dem oder an dessen Ende es errichtet wurde. Nach römischer Lesart forderten rebellierende Germanen das Imperium heraus und Tiberius eröffnete daraufhin im Jahre 1 + den Krieg gegen sie. Über den Krieg und seine Gefechte ist wenig bekannt und er lässt sich nur aus strategischer Sicht aufgrund seiner Resultate bewerten. Vinicius und Tiberius der erst 4 + dazu stieß werden auf ihren Feldzügen nach Germanien auf den Spuren von Drusus die Militärlager an der Lippe als operative Basis genutzt haben, dürften sie ausgebaut und neue hinzu gebaut haben. Nach Paterculus überwinterte man "ad caput juliae fluminis", aber er sagte nicht in welchem Jahr Tiberius es tat. Unter dem Namen "fluminis" = Fluss, denn der Name bleibt unerwähnt, versteht man im allgemeinen die Lippe. Das Römerlager Anreppen errichtete man in einem strategisch ungünstigen, weil flachen Terrain gab der Lage am Fluss folglich den Vorzug gegenüber eines höher gelegenen, also topographisch besser zu verteidigenden Standortes. Obwohl Anreppen im Verdacht steht das Winterlager sein zu können, konnten keine Mannschaftsunterkünfte innerhalb des Lagerkomplexes entdeckt werden, wo man die tiberische "Immensum Bellum Armee" hätte unterbringen können. Das Lager bot zwar den Raum für eine Legion von etwa 6000 Soldaten plus der Auxiliarkräfte, aber ihre Unterbringung ist ungeklärt. Anreppen war somit ein nur äußerst eingeschränkt wehrfähiges Hafenkastell und ohne Kasernen, auf dessen Basis sich der Beweis das überlieferte Winterlager gewesen zu sein nicht erbringen lässt. Da Anreppen planmäßig geräumt und nicht fluchtartig verlassen wurde kann man annehmen, dass die kleine Besatzung die man dort zurück ließ im Jahre 9 + vor dem Herannahen der Germanen gewarnt wurde. Die Annahme das Lager habe aufgrund eines fehlenden Varus Münzhorizontes im Jahre 9 + schon einige Jahre nicht mehr existiert, lässt sich auf dieser Basis nicht auf recht erhalten. Anreppen wurde folglich nie verteidigt, wurde also demnach nie angegriffen, war zu schwach ausgestattet und kann keinen Elison Fluss vorweisen um sowohl als Lager "Arbalo" als "Aliso" oder als Winterlager zu gelten. Das Marschlager Wilkenburg hingegen, dass dem Immensum Bellum angerechnet wird bot Platz für drei Legionen, aber Anreppen war sowohl hinsichtlich seines Umfanges als auch der fehlenden Barracken Pfostenlöcher kein Dreilegionenlager. Ein größer dimensioniertes Standlager würde dem Begriff und der Vorstellungen die man mit einem Winterlager verbindet zweifellos gerechter werden. Obwohl uns die Hinweise dazu fehlen wäre es aufgrund der Versorgungslage auch denkbar, dass sich die Überwinterung der Legionen über mehrere Stand- oder Marschlager im Umkreis von Anreppen erstreckte. Sich um ein zentral positioniertes Anreppen könnten sich folglich noch andere aufnahmefähige Lager gruppiert haben. Anreppen zeigt sich aufgrund der Gebäudeausstattung erkennbar als Standquartier für Tiberius, aber die Masse der Legionäre könnte man außerhalb untergebracht haben. Dem Kenntnisstand nach soll es im Zuge des "Immensum bellum Krieg" das erste Mal gewesen sein, dass eine römische Großarmee in Germanien überwinterte. Betrachtet man das weitere historische Geschehen so macht dies auch Sinn. Da sich der als ein Flächenkrieg dargestellte Immensum Exarserat Bellum der Überlieferung nach über große Teile Germaniens erstreckte erwartet man, dass Tiberius dazu über eine große Armee verfügt haben müsste. Möglicherweise enthielten aber die Biographien von Paterculus über Tiberius auch eine gesunde Portion Lobhudelei und man darf das Geschehene etwas abspecken. So könnte der als umfangreich beschriebene Feldzug mehr einer Machtdemonstration geglichen haben und mit dem Blutvergießen hielt es sich in Grenzen, da sich wenig germanischer Widerstand zeigte. Tiberius wertete es als Erfolg und sah sich danach auf dem Zenit seiner Macht. Auf dieser Welle getragen wird er den Entschluss gefasst haben den Angriff auf den weitaus gefährlicher einstuften Marbod nicht mehr lange aufschieben zu brauchen. So angespornt plante er den Angriff bereits für das folgende Jahr 6 +. Nach dem Ende des Immensum Bellum zog man im Herbst 5 + in die Kasernen ein. Im Jahr zuvor hatte Tiberius seine Legionen bereits in Germanien überwintern lassen und er könnte dies auch für den Jahreswechsel 5/6 + angeordnet haben um sie im zeitigen Frühjahr 6 + von Ostwestfalen aus nach Böhmen marschieren zu lassen womit er ihnen den Hin - und Rückmarsch zum Rhein erspart hätte. Da der Umfang der Germanien Armee nicht bekannt ist könnte man rein spekulativ die Ansicht vertreten, dass die Kapazität des Römerlagers Wilkenburg einen Hinweis darauf liefert wie wieviel Soldaten Tiberius mit sich führte, denn das Lager bot etwa 20.000 Legionären gleich drei Legionen platz. Für seinen Feldzug gegen Marbod konnte er zumindest auf Teile dieser Armee nicht verzichten. Er selbst begab sich im Jahre 5 + nach Carnuntum von wo aus er die Donaulegionen gegen Marbod befehligte. Einschließlich des Armeeflügels von Saturninus der von Mainz aus vorrückte, wären demnach drei Heereskeile am Markomannenfeldzug beteiligt gewesen. Wovon die Lippearmee den dritten und vermutlich kleinsten Flügel stellte, der möglicherweise die Route über Hachelbich nahm, wo ein kurzzeitig genutztes römisches Marschlager für rund 5000 Legionäre plus Hilfstruppen frei gelegt werden konnte. Sollte die "Wilkenburg Kapazität" stimmig sein hätte Tiberius zwei Legionen entweder in Ostwestfalen als Besatzungsmacht zurück gelassen, oder eine von ihnen an den Rhein beordert. Jedenfalls ist es eine interessante Frage, ob Varus diese zurück gelassenen und ihm unterstellten Verbände schon in Ostwestfalen antraf. Möchte man die Belletristik bemühen könnte sich unter dieser Heeresgruppe bereits der junge Arminius befunden haben und vielleicht auch sein Bruder Flavus, Flavus den man möglicherweise aufgrund seines Verhaltens verachtete und den man vermutlich im Bergischen Land im Namen Flabes weiter leben ließ, wodurch er im Volksmund in dauerhafter Erinnerung blieb. Es wären demnach jene Varus entzogenen Streitkräfte gewesen die ihm später so schmerzlich fehlen sollten was auch kräftebezogen plausibel klingt. Im Frühjahr 6 + leerten sich demnach teilweise die Winterlager um Anreppen die sich vielleicht sogar bis zur Weser hin verteilten. Ein Teil der Truppen zog zu Marbod, während wie man annehmen darf die übrigen Legionäre als Besatzungsmacht im Lande verblieben um kein Vakuum entstehen zu lassen. Eventuell teilweise unter dem Kommando von Asprenas warteten sie auf die Ankunft von Varus, der vielleicht Germanien bereits im Herbst 6 + erreicht haben könnte. Eines dieser Winterlager war das julianische Lager "ad caput Juliae fluminis", also das Lager am oberen Kopfende sozusagen da, wo man sich auch eine "Kappe" vorzustellen hat und angesiedelt war es nahe der Quelle eines Flusses aber nicht unbedingt dort, wo man das Römerlager Anreppen ausgrub. Und an diesem Kopfende ließe sich auch das Etappenlager Aliso vermuten. In der Zusammenfassung der verbliebenen Lager könnte man nun fragen, wo sich das Lager befand das Drusus 11 - nach der Schlacht bei Arbalo, den Cheruskern vor die Haustür setzte. War es auch das gesuchte Aliso in das sich später die Überlebenden flüchteten und was daraufhin von den Germanen belagert wurde. War es auch identisch mit dem Lager von wo aus Germanicus aufbrach um die Knochen der Varusarmee zu bestatten. Wenn auch Anreppen von der Aliso Wahrscheinlichkeitsliste gestrichen werden kann da in und vor Anreppen nie gekämpft wurde und auch nicht gekämpft werden konnte, so lässt sich nicht ausschließen, dass es sich bei einem der Winterlager auch um Aliso gehandelt haben kann. Infolgedessen bleiben von den ursprünglich sechs angeführten Lagern drei im Rennen Aliso sein zu können, denn bei dem vierten Lager handelte sich schließlich unstrittig um Aliso, da man es damals so nannte. Zwei der durch den Wegfall des Aliso Lagers auf fünf Lager zusammen geschrumpften Anzahl lassen sich der Verdachtsliste entnehmen, da sie zu nahe am Rhein lagen. Diese sind das "Sperrlager" und das "Entsatzlager". Das "Entsatzlager" das Germanicus erreichte, als er 16 + mit sechs Legionen die Lippe aufwärts zog um es zu entsetzen. Es ist das Lager von dem Cassius Dio in Textstelle 2,7 (2 und 3) schreibt, dass Germanicus im Anschluss daran den seinerzeit für seinen Vater errichteten Altar neu errichten ließ, aber den für Varus angelegten Grabhügel nicht erneuerte. Aber Stopp. Denn man hat viel von der Methodik des Cassius Dio gelernt und wie er die Ereignisse schriftlich in einen direkten Zusammenhang setzte, obwohl dazwischen Tage oder gar Wochen gelegen haben könnten. So darf man annehmen, dass Germanicus vom entsetzten römischen Lager, bis dorthin wo er auf die Gedenkstätten sowohl für Drusus als auch für Varus stieß eine Distanz zurück zu legen hatte. Das "Entsatzlager" und die Gedenkstätten müssen also nicht in unmittelbarer Nähe zueinander gelegen haben. Da man die Weiheorte für die beiden Feldherren Varus und Drusus in relativer Nähe zur Varusschlacht als auch zur Schlacht bei Arbalo vermutet, musste Germanicus folglich dem Varusschlachtfeld immer näher gerückt sein. Und auch das zweite römische Lager, das "Sperrlager" darf entfallen, das Lager dem es gelang die Germanen daran zu hindern den Rhein zu erreichen denn man darf, ja man muss es ebenfalls in Rheinnähe vermuten und nicht in Ostwestfalen. So kann man die Hypothese wagen, dass es sich bei den zuletzt genannten zwei Lagern jeweils um den umfangreichen Lagerkomplex von Haltern gehandelt haben könnte. Haltern wäre demnach sowohl das westlichste Lager, dass die Germanen nach der Varusschlacht nicht nur attackiert haben könnten, sondern auch das, dass sie nach dem mit Trompeten begleiteten Abzug der römischen Besatzung auch eroberten, als eben auch das Lager, das die Germanen 16 + vor dem Herannahen von Germanicus belagert hatten, der es dann aus ihrer Umklammerung befreien musste. Es wäre aber auch der grundsätzlichen Frage nachzugehen, wann, ob und welche römischen Lager nach der Varusniederlage von den römischen Truppen, nachdem sie die Germanen 9 + erobert hatten unter Germanicus wieder in Besitz genommen wurden, man sie instand setzte und mit Legionären besetzte und dazu gehört insbesondere das Rhein nah gelegene Haltern. Der Gesamttheorie zufolge errichtete Tiberius nach der Varus Niederlage aus der gebotenen Notlage heraus in der Eile und zum vorgeschobenen Schutz der Rheingrenze einen siedlungsfreien Streifen Landlimes genannt, den "limitemque a Tiberio" der sich von Xanten aus über Oberhausen, Wuppertal östlich von Köln bis an die Sieg erstreckt haben könnte. Im Zuge dieser Verteidigungsstrategie könnte Haltern an der Lippe, dass nur rund 50 Kilometer Luftlinie etwa zwei Tagesmärsche von Xanten entfernt liegt von Tiberius als Frontlager genutzt, also noch unter Tiberius wieder aufgebaut bzw. auch ausgebaut worden sein. Ein mächtiger Garnisonsstützpunkt der nach dem sich die Lage nach der Varusschlacht beruhigte somit von Rom wieder in Besitz genommen wurde. Man schätzt, dass Rom ab dem Jahr 10 + seine Streitmacht am Rhein auf 80.000 Mann aufgestockt hat. Da für die Jahre 11 + und 12 + Vorstöße über den Rhein überliefert sind, könnte in diese Zeit auch die Wiedernutzung von Haltern gefallen sein und das Lager Haltern erlebte zwei mal sein Ende, einmal nach der Varusschlacht und das zweite Mal als Tiberius die Ostexpansion 16 + aufgab. Nun verbleiben noch vier Lager, die uns hinsichtlich ihrer Aliso verdächtigen Lage Kopfzerbrechen bereiten, und uns alle denkbaren Konstellationen kombinieren lassen. Und da es die Schlussfolgerungen zulassen, dass auch das Lager "Arbalo" mit Aliso identisch sein kann, sind dies in der kurz gefassten Beschreibung zudem noch das "Knochenbestattungs" Lager, das "Winterlager" und natürlich das Lager "Aliso". Das Lager, das die Überlebenden aufsuchten, das Lager des tapferen Caedicius, also das die Germanen solange belagerten bis sich die römische Besatzung in einer Nacht den Weg an den Rhein mit dem Schwert frei schlagen konnte. Aber nach der nun abgeschlossenen Analyse der Möglichkeiten lassen sich vier der anfänglich aufgelisteten sechs Lager auf Aliso eingrenzen. Sollte dies zutreffen, dann wäre Aliso das massivste Bollwerk gewesen, dass Rom im Osten besessen hat, das Drusus 11 - erbaute, das im Immensum Bellum zunächst in die Hände der Germanen fiel, das Tiberius danach zurück eroberte, das die Germanen nach der Varusschlacht wieder in Besitz nahmen, das dann Germanicus erneut besetzte und das nach 16 + wieder von den Germanen überrannt wurde. Ein Lager mit wechselvollem Schicksal dem es kein anderer römischer Außenposten im Ringen um die Vorherrschaft in Ostwestfalen gleich tun konnte. Aber auch ein Lager das, wenn man es denn fände Spuren hinterlassen haben dürfte und drei Brandschichten vorweisen könnte. Auf Basis der historischen Quellenanalyse, der räumlichen Auswertung und dem Vergleich der Forschungsergebnisse lässt sich die These vertreten, dass die Varusschlacht um Borlinghausen, wenn sie dort auch nicht ihren Höhepunkt fand, was die Intensität der Kämpfe anbelangte, so aber doch vor dem Saltus den Endpunkt markierte. Sollte die Annahme zutreffen, dass in allen vier Fällen immer nur das Fluchtlager Aliso gemeint war, so war dem römischen Generalstab die Position des Lagers natürlich bestens bekannt, denn es hatte in der römischen Eroberungsphase eine wenn nicht sogar die zentrale Bedeutung und Funktion zu erfüllen, war ausgerichtet auf die jeweiligen militärischen Anforderungen und Bedürfnisse der Zeit und es war im Takt der täglichen Marschleistung mit allen anderen Marschlager oder Standlagern vernetzt. Letztlich aber blieb die Gesamtzahl aller römischen Niederlassungen gleich wie gut ihr Ausbauzustand war, im freien Germanien überschaubar und entwickelte sich nicht inflationär, da der Spuk der römischen Besatzung bzw. Bedrohung letztlich nur 27 Jahre währte, man nicht durchgängig im Krieg stand und mit wenigen Ausnahmen nur in den klimatisch günstigen Monaten in Germanien umher zog und kämpfte. Wir dürfen also nicht der Annahme verfallen, wir hätten es immer wieder mit neuen Lager zu tun und es würden noch zahlreiche neue auf ihre Entdeckung warten. Ein nötiger Hinweis um uns bewusst zu machen, dass viele erwähnte Lager identisch miteinander gewesen sein dürften und sich um die anderen keine historisch erwähnenswerten Ereignisse rankten. So darf man nicht der irrigen Vorstellung verfallen, dass sich hinter jeder Lagerbeschreibung ein eigenständiges und völlig neuartiges Lager verbergen würde. Und das auch unter der Prämisse betrachtet, dass man Lager errichtete, wieder aufgab um sie dann nochmal neu zu nutzen und das entweder am gleichen Ort, im unmittelbaren Anschluss daran, oder im näheren Bereich, so blieb ihre Anzahl doch immer überschaubar. Denn die Schwerpunkte der römischen Kriegsführung waren wie man weiß nicht darauf ausgerichtet Germanien in seiner Gesamtheit zu besetzen, man hatte Haupterschließungsrouten definiert und man wollte nicht jedem germanischen Gehöft einen Besuch abstatten. So lässt sich anhand dieser aus sechs Lagererwähnungen bestehenden Übersicht im Fazit die These ableiten, dass uns die antiken Historiker insgesamt betrachtet nur Nachrichten über zwei römische Marschlager, Kastelle oder Niederlassungen hinterließen und worunter sich das Hafenkastell Anreppen noch gar nicht befunden haben könnte. Und diese lassen sich wie dargestellt nur auf die Lager Haltern und das noch nicht nachgewiesene Lager Aliso reduzieren. Ausgenommen natürlich das überlieferte große Rheinlager bei Xanten und das vermeintliche Sommerlager bei Höxter. Alle anderen in diesen Zeiten zwischen Lippemündung und Anreppen ergrabenen römischen Lager wären demnach in den antiken Schriften nie genannt worden und könnten auch nie gemeint gewesen sein. Bei all unserem Wissensdurst tut man sich schwer den Punkt zu finden, an dem man die Suche nach Aliso aufnehmen möchte oder sollte, es ist also für den Freund der römischen Forschung kein leichtes Unterfangen und erfordert das Ziehen aller Register. Velleius Paterculus war zwar ein Kenner der Region aber bekanntlich kein Teilnehmer an der Varusschlacht. Er berichtete uns als erster Historiker überhaupt, von der Existenz eines Castra Aliso unter seinem lateinischen Namen "Alisone". Da Paterculus das bedeutsame Lager Aliso wohl auch mit eigenen Augen sah, darf man annehmen, dass seine Angabe authentisch ist, das Lager also schon in augusteischer Zeit diesen Namen führte. Tacitus, kein Zeitgenosse von Paterculus und ebenfalls kein Teilnehmer der Varusschlacht nennt es später "Alisonem". Womit eine namentliche Ähnlichkeit deutlich erkennbar wird. Tacitus wird demzufolge eine Originalquelle genutzt haben, also eine Quelle die nach Paterculus nur durch wenige Hände ging. Paterculus erwähnt es im Zusammenhang mit der Tapferkeit des zuständigen Lagerkommandanten Caedicius und Tacitus spricht von Aliso in dem er schreibt, dass man das ganze Gebiet zwischen dem Kastell Aliso und dem Rhein im Jahre 16 + durch neue Heerstraßen und Dammwege erschlossen und gesichert habe. Weitere Textstellen sind nicht vorhanden aus denen in der Übersetzung klar und deutlich und ohne Umschweife das Wort Aliso hervor geht. In beiden Originalfassungen endet das Wort Aliso mit einem "n" sei es nun Aliso - n - em oder Aliso - n - e aber nicht als Aliso ohne "nem" bzw. "ne" geschrieben. Und damit sind wir schon wieder mitten im verwirrenden Geflecht Jahrhunderte alter und zahlreicher Hypothesen die teilweise auch unter der berühmten Gürtellinie kein Ende fanden. Johannes Cicinnius fällt das Privileg zu, schon im Jahre 1539 und damit als erster Geschichtsforscher "der Moderne" den Osning, also das gesamte Eggegebirge einschließlich dem heutigem Teutoburger Wald zum Varusschlachtfeld erklärt zu haben, ihm folgte Phillip Melanchthon im Jahre 1559. Und die zweite Fragestellung nach dem Schlachtort greift schon das verschollene Kastell Aliso auf. Die räumliche Nähe von Schlacht und Kastell wirkte immer schon elektrisierend und führt schnell in die Grauzonen der Spekulation, die sich zwischen unseren Erkenntnissen, die oftmals auch nur real klingen, es aber nicht sind und den Visionen ausbreiten. Der Name Aliso wie ihn uns Paterculus und Tacitus im Kern hinterließ stärkt seit den Anfängen der Varusforschung den Verdacht, dass das Kastell Aliso aufgrund der Ähnlichkeit seinen Namen dem uns überlieferten "Arbalo Fluß Elison" verdankt. Und wer könnte und wollte auch darüber hinweg sehen, dass es da noch den Paderborner Ortsteil Elsen gibt. Der Elison wurde uns erstmals von Cassius Dio überliefert. Er hinterließ uns die Information im Zusammenhang mit der Schlacht bei Arbalo, wonach Drusus danach im Jahre 11 - ein sehr wehrhaftes Kastell, vor die "Stirn der Feinde" baute. In der obigen Aufzählung der unentdeckten Aliso verdächtigen Lager findet es sich unter Punkt 2.) als "Lager Arbalo". Dazu ist in der deutschen Übersetzung zu lesen "Dort, wo sich der Lupias und der Elison vermischen, legte Drusus nach der Schlacht bei Arbalo eine Festung an". Mit der Erwähnung eines Flusses mit Namen Elison und der Nähe zum Paderborner Ortsteil Elsen ergibt sich zwangsläufig eine Verbindung zwischen dem namensähnlichen Lager Aliso und der Schlacht bei Arbalo. Somit scheinen Arbalo, Aliso und die Varusschlacht eine räumliche Einheit zu bilden und nicht nur dann, wenn man in Paderborn - Elsen eine Anknüpfpunkt sehen möchte. Aber es gibt nicht nur die verdächtige Namensparallele, sondern auch noch andere Argumente die uns über die Arbalospur zum gesuchten Aliso führen könnten. Man darf nun schlussfolgern. Die Schlacht bei Arbalo fand 11 - also bereits 20 Jahre vor der Varusschlacht statt. Wäre das Lager Arbalo also mit dem Lager Aliso gleich zu setzen, ein Verdacht der sich aufdrängt, dann hätte es das Lager Aliso somit schon zwanzig Jahre vor der Varusschlacht gegeben. Die römische Armee hätte es also möglicherweise über einen sehr langen Zeitraum, theoretisch sogar bis zur Varusschlacht durchgängig genutzt, läge nicht der germanische Aufstand vor dem Immensum Bellum davor, in dem Zusammenhang es wohl zerstört wurde. Was könnte also mit dem Lager "Arbalo" dem vermeintlichen Aliso in diesen 20 Jahren geschehen sein, bzw. wie erging es ihm. Drusus starb 9 -, sodass es bis zu diesem Zeitpunkt in Funktion gewesen sollte. Denn ab dem Jahr 8 - als Tiberius rabiat vorging und die rheinnahen Stämme zwangsumsiedelte, sich aber Teile der Sueben, Sugambrer und Marser dem entziehen konnten und nach Osten flüchteten wurde die Lage dort unruhiger. Die neu hinzugezogenen Stämme aus den Rheinregionen waren nicht nur zornig, sie haben auch den Bevölkerungsanteil im heutigen Ostwestfalen und der Region anwachsen lassen, was auch zu Siedlungskonflikten geführt haben dürfte. Man kann darin eine Ursache für ein erneutes Wiederaufflammen des germanischen Widerstandes nach der Schlacht bei Arbalo sehen bei der sie die Unterlegenen waren. Revolten haben ihre Vorgeschichte und bahnen sich langsam an bevor sie zum Ausbruch kommen. So könnte es zu ersten Rebellionen bereits vor dem Jahr Null gekommen sein, als sich Sugambrer und Marser in ihren neuen Wohngebieten konsolidierten und mit den heimischen Stämmen aufgrund eines gemeinsamen Gegners kooperierten. Um diese Zeit dürfte auch das Lager "Arbalo" zunehmend unter Druck geraten sein. Wie lange es dem stand hielt und letztlich auch erobert worden ist, ist fraglich, jedoch führte das Auflehnen der Germanen in der Konsequenz dazu, dass Rom handeln musste und der Immensum Bellum im Jahr 1 + als Gegenreaktion ausbrach. Vinicius hätte theoretisch bereits im 1. Jahr des Immensum Bellum "Arbalo" wieder entstehen lassen können wonach es dann bis zur Varusschlacht existiert hätte. Tiberius, der Bruder von Drusus der auch später seinen Altar wieder herrichtete darf man unterstellen, dass er nach seiner Ankunft in Germanien spätestens 4 + das Lager "Arbalo" wieder zu dem machte, was sein Bruder bezweckte, nämlich aus ihm ein Bollwerk und sichtbares Zeichen römischer Macht gegen den germanischen Feind. Maximal acht lange Jahre wären Zeit gewesen um aus Arbalo das Lager Aliso werden zu lassen und es wehrhaft zu gestalten. So hätten sich die Überlebenden der Varusschlacht in dieses nach dem damaligen fortifikatorischen Kenntnisstand ausgebaute Lager Arbalo, pardon nun Aliso retten können. Der gute Zustand dieses Lagers würde auch erklären, warum die Überlebenden vom Saltus trotz Umweg dorthin flohen und nicht versuchten auf direktem Weg die Lippe oder den Rhein zu erreichen. Als Drusus das "Lager Arbalo" an einem ihm damals strategisch nützlich erschienenen Standort und sicherlich nicht in der Lippeaue erbauen ließ, konnte er natürlich nicht ahnen, dass es dort zwanzig Jahre später wieder eine Schlacht der Germanen gegen die Römer geben würde. Viele Historiker Generationen haben sich an diesen Theorien abgearbeitet und man kommt daher auch nicht umhin ein intensives Studium aller erreichbaren Quellen zu betreiben, möchte man sich denn an der Suche nach Aliso beteiligen. Und da müssen wir uns den ganz wenigen Quellen widmen, die noch aus historischer Feder erhalten sind. Was die Sache also erleichtert ist die Tatsache, dass die Textstellen die sich unmittelbar auf das Lager Aliso bzw. das Lager Arbalo beziehen, sehr dünn gesät sind. Mit anderen Worten viel Analysematerial steht uns gar nicht zur Verfügung. Was die Suche wieder erschwert sind die Widersprüche die sich erst zeigen, je tiefer man in die fragile Materie eindringt und was unsere Kombinationsfähigkeiten heraus fordert. Aus den Schriften eines Zeitgenossen nämlich des Reiterpräfekten und Historikers Velleius Paterculus lässt sich entnehmen, dass es den Lagerinsassen die an der Varusschlacht nicht beteiligt waren, da sie Aliso zu bewachen hatten, als auch jene die das Inferno der Schlacht überlebten und sich ins Lager retten konnten, sogar gelang sich später zum Rhein durch zu schlagen. Auch Sextus Julius Frontius der 103 + verstarb ( IV, 7,8 ) überliefert uns, dass es sich bei den von den Germanen belagerten Römern um die "reliqui ex Variana clade" handelte, also die Personen aus der Schlacht, die den Durchbruch in ein rettendes Lager schafften. Den Namen Aliso nannte er nicht. Demnach liegen schriftliche Belege dafür vor, dass sich unter den Personen die Aliso verteidigten eindeutig jene Römer befanden die der Schlacht wie auch immer entkommen konnten, seien sie nun zu Fuß oder zu Pferde geflohen. Unstrittig ist, dass sich das Lager Aliso unter dem man auch das Lager nach der Arbaloschlacht verstehen kann, nicht sehr weit vom Geschehen der Varusschlacht entfernt befand. Und unweigerlich sind wir wieder bei der Frage wie nahe Aliso an einer Schlacht lag, die sich über einige Tage und viele Kilometer hin zog. Und da man davon ausgehen darf, dass die Legionäre erst flüchteten, als sie sich ihrer Ausweglosigkeit bewusst waren kann dies nur in der ultimativ letzten Phase der Schlacht passiert sein. Blickt man im Zusammenhang mit der Schlacht bei Arbalo auf Anreppen, so bleibt wie bereits dargestellt festzustellen, dass sich dort kein Fluss Lupias mit einem Fluss Namens Elison vermischt so, wie es uns für dieses Lager überliefert ist. Denn in Anreppen floss damals und fließt auch heute nur die Lippe und der kleine Hagenbach und auch die Elsener Gunne war nicht der Elison. Da das Lager Anreppen als Aliso und nun auch als Arbalo nicht infrage kommt, könnte ihm noch die Rolle zufallen möglicherweise eines von mehreren Winterlagern gewesen zu sein. Aber es fällt schwer darin das eine entscheidende Winterlager zu sehen, dass man am Kopf des "Julier" Flusses errichtete. Die Forschung stieß in der Bodenstruktur unter dem Römerlager Anreppen auch auf das Profil eines älteren römischen Spitzgrabens im Ostteil des Lagers. Ein Hinweis darauf, dass dort schon römische Feldzüge in früheren Jahren ihre Spuren hinterließen, also der Standort immer schon bevorzugt wurde. Ob hier bereits Drusus seine Hände im Spiel hatte, oder er aus den Anfängen des Immensum Bellum stammte ist ungewiss. Die Annahme, dass sich dahinter die Reste von Arbalo verbergen könnten, darf man allerdings und das nicht nur mit Hinblick auf die fehlende Flussmündung verwerfen. Hier stehen sich also die Kernüberlegungen gegenüber. Sind Arbalo und Aliso nicht identisch mit Anreppen und ist Anreppen auch als einziges Winterlager strittig, dann konzentriert sich die Suche von Aliso auf andere Örtlichkeiten. Standorte wo sich sich die größte Deckungsdichte bzw. die meisten Schnittpunkte mit unserem bekannten Wissen ergeben. Die Indizien dazu sagen aus, dass wir dieses Überschneidungsgebiet im östlichen Westfalen suchen müssen und nicht von vier unterschiedlichen Lagern, sondern vielleicht nur von einem einzigen Lager ausgehen können. So wäre dies dann auch das "Knochenbestattungslager" des Jahres 15 + gewesen, das sich bei den Wohnsitzen der äußersten Brukterer befand, einem Grenzgebiet von wo aus es zur Varusschlacht und damit zum Stammesgebiet der Cheruskern nicht weit war. Dieser Theorie nach ging aus dem so genannten Arbalo Lager errichtet "vor der Stirn des Feindes" das uns als Aliso bekannte Fluchtlager hervor. Es war damals eine Zeit archaischer Kriege, aber auch die Zeit der Auguren und Himmelsdeuter, sowie einer ausgeprägten und traditionellen Familienbindung. Wer den Begriff kreierte, man habe das Lager "Arbalo" vor die Stirn der Feinde gesetzt ist nicht nachvollziehbar, was wir wissen ist, dass Cassius Dio es so nieder geschrieben hat. Aber aus den wenigen Worten spricht eine unverhohlene Trotzreaktion und damit auch der Ärger darüber den Germanen nur mit Mühe entkommen zu sein. Aber keinesfalls Freude über die glücklichen Umstände die dazu führten. Die Schlacht bei Arbalo vermutet die Geschichtsforschung östlich von Anreppen in der Egge wo der prähistorische Hellweg verläuft und wo nur die Talenge bei Dringenberg das Legen eines Hinterhaltes gestattet. Dem Saltus westlich von Borlinghausen für einen Hinterhalt zu nutzen fehlt der Kessel und er ist wegen seiner Steillage keine Option. So sollte man das Lager, dass Drusus dieser Schlacht errichtete auf der Hochfläche östlich von Paderborn suchen. Und auch dort könnte demnach der Bau eines Altars für den großen Feldherrn Drusus gestanden haben. Da überliefert ist, dass Germanicus daran gelegen war diesen Altar wieder herzurichten es aber nicht für nötig hielt das Grabmal für Varus instand zu setzen, also Varus im gleichen Atemzug genannt wird, wird erneut eine ausgeprägte Nähe sowohl zwischen Arbalo, der Varusschlacht als auch Aliso deutlich. Und da offensichtlich Germanicus daran gelegen war die Erinnerung an seinen Vater wach zu halten, wird er es auch als seine Pflicht angesehen haben mit dieser Tat das militärische Vermächtnis für seinen Vater zu erfüllen und rückte es damit wieder für alle ins Bewusstsein. So wird er auch das alte Drusus Kastell aus Arbalozeiten nicht nur aufgesucht haben, sondern es auch wieder als Standlager für seine Kriege gegen die Cherusker hergerichtet und genutzt haben. Wie sich auch am älteren Spitzgraben im Römerlager Anreppen und an vielen anderen Orten so auch in Haltern ablesen lässt sind gute Standorte immer Favorit für Nachnutzungen. Und so ist es plausibel, wenn er von dort aus auch in den nur wenige Kilometer entfernten Saltus aufbrach, wo er die Bestattung der Knochen vornahm. Und auf den Höhen der Egge am äußersten Rand der Brukterer zwischen Paderborn und Schwaney gab es auch aus räumlicher und strategischer Sicht betrachtet keinen argumentativen Spielraum für zwei unabhängig von einander stehende römische Lager ein weiteres Indiz dafür, dass das Lager Arbalo mit dem Lager Aliso identisch sein kann. Die Instandsetzung des Drususaltars im Jahre 16 + durch Germanicus seinen Sohn spricht für dieses traditionelle Denken. Altäre wie diesen errichtete man im Imperium bevorzugt weit sichtbar und in der Nähe bedeutsamer Marschstrecken und Handelsrouten und dafür bot der prähistorische Hellweg von Paderborn zur Eggekante viele prägnante Möglichkeiten. Während man den Varusgrabhügel wohl eher da vermuten sollte, wo unweit davon auch Varus sein Ende fand und das wäre dieser Theorie nach der Raum um Kleinenberg, tunlichst auch wieder an einer Stelle, wo sich Wege kreuzten. Rom musste bis zum Jahre 9 + in der Region zwei Lagerkomplexe dauerhaft unterhalten, bestücken und personell ausreichend absichern. Diese waren der Theorie nach das Umschlaglager am Lippeufer, sowie das erste landgestützte Lager, das sich ab Anreppen in Tagesmarschdistanz in Richtung Weser befunden haben dürfte. Und das letztere lag somit weitaus näher am vermuteten Schauplatz der Varusschlacht als das Logistiklager Anreppen. Versorgungstechnisch als auch militärisch korrespondierten die Lager eng miteinander und standen in einer nachschubtechnischen und verteidigungsstrategischen Symbiose zueinander. Beide Lager ergänzten sich, hier das Lager in seiner Hauptfunktion als Umschlag- und Anladungsplatz in dem man die Güter auch nicht lange aufbewahren wollte, sondern sie schnellstmöglich wieder auf die Strecke brachte und dort das wehrfähige Landkastell. Beide waren sie zwischen Lippe und Eggekante das Rückgrat der römischen Expansionspolitik und vor allem Aliso hatte seine Kriegsnarben. Aber das Wehrfähige von beiden war demzufolge Aliso, dass auch imstande war größere militärische Einheiten zu beherbergen und daher auch Anspruch darauf haben sollte, als Winterlager angesprochen werden zu können. Für sich allein genommen wären sie, was auch für alle anderen an der Lippe entdeckten Kastellanlagen in Germanien galt nicht überlebensfähig. Aber plausible Hypothesen haben auf dem Weg zu den harten Fakten schon gute Dienste geleistet. Auch wenn man Anreppen, da es dem "Elison" Vergleich mit Arbalo im Umkehrschluss nicht stand hält und somit auch der Liste der Favoriten Aliso zu entnehmen ist, weil sich dafür keine überzeugenden Fakten finden lassen. Ungeachtet dessen kommt aber Anreppen auf der Suche nach dem Aliso Standort an einem anderen Ort eine große Bedeutung zu. Gleich in welchem räumlichen Abstand Anreppen und Aliso, also das vermeintliche Lager Arbalo zueinander standen, so mussten sie sich doch in die raumgreifende römische Erschließungsphilosophie einfügen die ihren Ausdruck darin fand, weite Landstrecken überbrücken zu müssen. Hier Anreppen der Hafen dessen Lage man kennt und dort Alisones oder Alisonem möglicherweise auf den Fundamenten des von Drusus errichteten Lagers Arbalo bzw. Arbalonem am Zusammenfluss von Lupias und Elison. Die "Zwingfeste" Arbalo/Aliso, von wo aus man den Feind fest im Blick hatte und von wo aus man auch wieder zum Sprung auf ihn ansetzen konnte und es unter Varus 18 Jahre später auch tat. Ein bekanntlich sehr wehrhaftes Kastell in dem Drusus als er es 11 - nach der Schlacht bei Arbalo errichtete auch schon eine feste Besatzung hinterließ, denn ohne spätere Besatzung baut man kein Kastell. Der Standort Anreppen hingegen wurde von den geübten Pionieren an einem ausgewählten Flussabschnitt der Lippe erbaut, dem eine über viele Monate nutzbare und damit geeignete Flusstiefe zugrunde gelegen haben dürfte. Hätte man den letzten Lippe Abschnitt in den Oberlauf hinein für tauglich, gut schiffbar und im Sinne der Strategie für sinnvoll gehalten, hätte man das Hafenkastell sicherlich weiter Lippeaufwärts verschoben, um es dem ersten Landkastell noch näher zu rücken. Etwa bei Elsen oder Schloss Neuhaus, denn von dort aus hätte sich der aufwendigere Landweg zur Weser noch um weitere etwa sieben Kilometer verkürzen lassen. Aber man tat es nicht. Nach weiteren bedeutsamen römischen Kastellanlagen auf diesem immer flacher werdenden aber flussmaritim vermutlich ungünstigeren Teil der Lippe zu suchen, dürfte überflüssig sein, denn auch dafür gilt die Abstandstheorie der täglichen Marschleistung. Die Lippe verlor somit ab Anreppen aufwärts an logistischer Bedeutung. Anreppen war sicherlich das römische Drehkreuz für die Erschließung Ostwestfalens und darüber hinaus und das sowohl auf dem Wasser- als auch auf dem Landweg. Hier befand sich das Depot. Aber Anreppen schien aufgrund der im Boden nachgewiesenen restlichen Bausubstanz nicht nur Haupt- und Endpunkt der logistischen Lebensader im Zentrum Germaniens gewesen zu sein, Anreppen sollte vielleicht auch noch zu größerer Bedeutung gelangen. Man könnte sogar in Anreppen ein frühes Paderborn sehen, wenn man auf die geographische Lage inmitten der ostwestfälischen Sichellage blickt in dem sich beide Siedlungen gründeten. Denn in Anreppen haben drei entscheidende Tangenten ihren Anfang genommen. Die Nord-, die Nordost und die Ostroute. Das entdeckte Römerlager im Menkhauser Bachtal kennzeichnet die Nordroute, liegt etwa 24 Kilometer Luftlinie von Anreppen entfernt und weist exakt in die Richtung der Porta Westfalica. Bezeichnend ist, dass die nahezu identische Distanz jedoch nach Osten in Richtung Höxter gesehen unmittelbar an den Rand des Eggegebirges südlich von Altenbeken auf einen weiteren bedeutsamen Knotenpunkt trifft, denn hier stößt der Hellweg auf den Eggeweg. Somit liegt durch den Grabungsfund im Menkhauser Tal mit ein Schlüssel und somit ein erneuter Beweis für die Strategie der römischen Tagesmarschleistung vor. Als dritte Route ab Anreppen darf angenommen werden, dass diese über die Externsteine und Horn in Richtung Hameln an die Weser führte. Sollte sich der frei gelegte Hohlweg an der Wiembecke als ein bereits zu Römerzeiten genutzter Weg erweisen, was plausibel erscheint, dann könnte die Forschung bei der Suche nach einem dortigen Römerlager ebenfalls im Zuge der Tagesmarschdistanz - Theorie von etwa 24 Kilometern nordöstlich von Oesterholz fündig werden. In diesem Fall würden von Anreppen aus Strahlförmig drei Erschließungsrouten die römische Logistik erkennen lassen. Welche Bedeutung das Lager Hedemünden in diesem Kontext hatte ist schwerlich zu sagen. Aber es sind nicht die acht Kilometer allein die Höxter näher an Anreppen liegt als die Weser bei Hameln um damit für ein Aliso an der Osttangente zu plädieren. Zahlreiche weitere Indizien sprechen dafür, dass die Attraktivität einer Expansion in die Ostrichtung wegen ihrer Lukrativität interessanter war, als die beiden anderen Strecken in den Norden- und den Nordosten. Denn neben den Erzvorkommen im Osten ist ein wichtiges Kriterium die fassbare Lage des Stammesgebietes der Cherusker, dass sich dem Quellenstudium nach nicht bis in den Trassenraum zwischen Horn und Hameln und erst recht nicht in den zwischen Bielefeld und Rinteln ausdehnte. Hinzu kommt, dass die räumliche Verbreitung der Angrivarier um diese Zeit, möglicherweise ihr mangelndes Interesse und ein fehlendes Druckmittel es den römischen Unterhändler leichter gemacht hat mit den Cheruskern einen Bündnisvertrag zu schließen als mit den Angrivariern. Zudem gehörte das Lipperland seit jeher zu den Stammlanden der Engern und kann als Kernzone und Urheimat der Angrivarier angesprochen werden, die aber im Zuge der Alisoforschung an keiner Stelle Erwähnung finden. Das cheruskische Territorium begann erst unmittelbar südlich der Marschstrecke von Horn nach Hameln im Steinheimer Becken, was sich auch im Zuge der Falenforschung nachweisen lässt. In diesem Sinne rechtfertigt auch der historische Hinweis, dass Drusus nach der Schlacht bei Arbalo das Kastell schon nahezu provokativ zu nennen vor das Stammesgebiet der Feinde setzte und die Cherusker 11 - als Gegner genannt werden die Annahme, dass es sich östlich von Anreppen befand, wo es sich wieder mit Aliso decken würde. Dies war noch die Zeit in der die ebenfalls als Gegner von Drusus erwähnten Sugambrer noch ungestört von Tiberius in ihren angestammten Siedlungsgebieten in den Rhein nahen Regionen zwischen Lippe und Sieg lebten, in denen der Hinterhalt von Arbalo wenig Fürsprecher findet. Das "Arbalo/Aliso Lager" würde sich auf Basis dieser Theorie als ein sehr weit nach Osten vorgeschobener Außenposten des Imperiums erweisen, der von Drusus als festes Lager konzipiert wurde, das auch feindlichen Angriffen widerstehen konnte und musste. Wann jedoch der für Rom überregional bedeutsame Knotenpunkt und Umschlagplatz Anreppen als römisches Hafenkastell errichtet wurde muss offen bleiben. Die Forschung hat sich auf die Baumringanalyse stützend auf die Jahre 4/5 + verständigt, obwohl es Hinweise auf frühere Bauaktivitäten gab. Die Bedeutung dieses Lagers ist natürlich für die Römerforschung in Westfalen auch in Bezug auf Aliso von immenser Bedeutung, sodass man einen kritischen Blick auf die historische Festlegung werfen muss, auch wenn es sich bei Anreppen nicht um das gesuchte Lager Aliso handelt. Man ist sich demnach relativ sicher, dass das Lager 4/5 + errichtet wurde obwohl der im Ostteil des Lagers entdeckte besagte Spitzgraben den man als eine Begründung für eine zweiperiodische Nutzung auch einen Hinweis auf ältere Baumaßnahmen gestattet. Arbeiten die bereits während des laufenden Immensum Bellum oder früher statt gefunden haben könnten. Ob es in der ersten Eroberungs - und Sondierungsphase unter Drusus geschah ist fraglich, denn die Lippe stand um diese Zeit der römischen Schifffahrt noch nicht durchgängig zur Verfügung und die Schritte zur Provinzialisierung waren noch nicht soweit gediehen, was die Notwendigkeit von Logistik einschließt. So klingt es plausibel, dass Anreppen frühestens mit dem Einmarsch der Legionen im Zuge des Immensum Bellum ab 1 + errichtet wurde. Folglich eine Zeit lange nach der Schlacht bei Arbalo und demzufolge auch keine Identität mit Aliso um es auch nochmal damit zu begründen. Die erfolgten Holzbalkendatierungen an wesentlichen Gebäudeteilen die sich dem Jahr 4/5 + zuordnen lassen sprechen aber dafür, dass um diese Zeit an der Substanz des Kastells gearbeitet, also die essentiellen Aufbauarbeiten geleistet wurden. So fällt die Hauptbauzeit in die Endphase des Immensum Bellum und somit in die Zeit, als die Überwinterung anstand. Wie es aber die Grabungsergebnisse unterstreichen dürfte der nun designierte Kaisernachfolger in der nach Osten ausgreifenden und vor der Egge endenden westfälischen Bucht größere Pläne verfolgt haben. Denn in Anreppen ließen sich die ersten Umrisse eines möglichen späteren provinzialrömischen Hauptortes erkennen, der dem Feldherr Tiberius würdig gewesen wäre und den er repräsentativ auszubauen gedachte. Ein Zeichen seines Triumphs über die Germanen nahm hier erste aber schnell vergängliche Formen an, denn es wurde nur zur Keimzelle, da man es aufgrund der späteren Ereignisse fallen lassen musste. Hier schien ein zivil geprägtes Zentrum in der Entstehung begriffen zu sein, das nicht seiner Armee über die Wintermonate dienen sollte, denn dazu fehlten die Unterbringungsmöglichkeiten. Seine Legionen hatten die Aufgabe dafür Sorge zu tragen, dieses neue Prestigeobjekt aus vorgeschobener Position gegen mögliche Angriffe aus dem Osten abzuwehren. Im ebenfalls nicht militärisch geprägten Römerlager Waldgirmes erkennen wir dafür einen Stützpunkt mit Vorbildcharakter der die Zielrichtung und Vorgehensweise des römischen Expansions - und Zivilisationsdrang nach Osten sichtbar macht. Bereits 4 - hatte man wie die Baumringanalyse zeigt mit dem Bau des dortigen Lagers begonnen. Es war eine Zeit noch vor dem Ausbruch des Immensum Bellum und geht auf die Anordnung von Kaiser Augustus zurück, dass freie Germanien zu unterwerfen. Tiberius machte es sich zur Aufgabe dieser Kolonisierung auch an der Lippe Ausdruck zu verleihen. Nun mit dem Wissen um seine zukünftige Kaiserwürde ausgestattet, wollte er neue Maßstäbe setzen und auch an der Lippe Fakten schaffen. Die Winterlagerstrategie umfasste die gesamte westfälische Ausbuchtung stand für Machtanspruch und drückte den Willen ganzjähriger Präsenz in der Großregion aus. Aber das dazugehörige rein für strategische Zwecke bestimmte Abschirmlager befand sich östlich davon und kontrollierte die Pforte an der Egge wo sich der Aufstieg aus dem Nethegau befand. Tiberius legte den zivilen Standort an die Lippe, schuf damit eine Sicherheitszone und vermied die Nähe zu den Stammesgebieten der Cherusker. Vermutlich erschien ihm der Stamm der Brukterer als das kleinere Übel und plante in ihren Siedlungsgebieten seine Stadt. Die Bodenstrukturen die man in Anreppen innerhalb eines 23 Hektar großen Komplexes freilegte und die man rekonstruierte ließen kaum Zweifel an größeren Ausbauabsichten, denn das Vorhandene war bereits immense. Für den zivilen Aspekt sprechen Hafenanlagen und Lagerhäuser deren Strukturen sich identifizieren ließen. Speichergebäude deren Grundflächen auf einen ungewöhnlich großen Umschlagplatz hindeuten, der alle bisherigen Vorstellungen sprengte. Aber Gebäude die für die Unterbringung der Soldaten geeignet gewesen wären, waren nicht erkennbar, was alle Experten und Laienforscher verblüffte. So war der Grundriss, den man als Kommandeursgebäude bezeichnete mit seinen geradezu pompösen, pallastartigen Dimensionen möglicherweise schon der erste Teil einer späteren Gebäudeansammlung und eines zukünftigen römischen Kaisers angemessen. Es konnte ein eindrucksvolles Bad mit einer Abmessung von 23,5 x 42,0 Metern nachgewiesen werden, dass sich hinter dem Olympia Schwimmbad von München mit seinen Bahnenlängen von 50 Metern nicht zu verstecken braucht. Aber für wen wurde es errichtet. Ob es sich um eine Erholungsstätte für Legionäre auf Heimaturlaub handelt ist schwer vorstellbar und Tiberius hatte nach dem großen Sieg wohl anderes im Sinn als den Soldaten ein bequemes Leben zu garantieren. Denn er hatte schon neue Ziele ins Auge gefasst. So spricht vieles dafür, dass dies die ersten baulichen Strukturen einer größere Ansiedelung gewesen sein könnten, in der man aber den militärischen Akzent unter gewichten wollte. Anreppen war demnach nicht nur für die Versorgung der Truppe eine eindrucksvolle Startrampe für die römische Ostexpansion, sondern sollte möglicherweise einmal den Sitz eines "lokalen Imperators" krönen. Aber die Geschichte wollte es anders und Tiberius konnte seine Vorstellungen nicht verwirklichen. Mit dem Schwung im Jahre 4 + in die julische Kaiserfamilie aufgenommen worden zu sein übernahm er im gleichen Jahr das Kommando von Vinicius im Immensum Bellum und führte den Krieg erfolgreich zu Ende, begab sich dann zügig nach Carnuntum und zog seine Legionen für den erhofften schnellen Sieg im Markomannen Feldzug zusammen zu dem es nicht kam, dafür aber der Krieg mit umso größerer Wucht in den Pannonien ausbrach. An der Lippe stellte zwischenzeitlich Varus die Weichen und er hatte andere Pläne, denn er entschied sich nach den einvernehmlichen Vertragsverhandlungen mit den Cheruskern dazu, die neue Provinzhauptstadt direkt an die Weser zu verlegen. Damit waren die hoch gesteckten tiberianischen Ausbaupläne für Anreppen obsolet. So könnte man es auch sehen. Allen römischen Lagergründungen lag die Philosophie und Direktive des unbegrenzten Machtanspruchs einer dominanten Weltmacht zugrunde die da lautete: "Wir kommen um zu bleiben". Das Selbstvertrauen eines Imperiums, dass mit den Eroberungen im Zuge des Immensum Bellum im Jahre 5 + einen vorläufigen Höhepunkt fand und mit einem Sieg über Marbod in Germanien den Gipfel erreicht hätte. Tiberius handelte umsichtig und ob er sich von den Cheruskern hätte täuschen lassen ist fraglich. Ihm wäre es zuzutrauen gewesen, dass er die Provinzialisierung in kleineren Schritten angegangen wäre und nicht wie Varus, der direkt den großen Sprung wagte. Tiberius wollte vermutlich den Standort Anreppen mithilfe von Militärlagern wie Aliso zunächst festigen und hätte es wohl auch umgesetzt, wenn nicht der Pannonienkonflikt seine Strategie durchkreuzt hätte. Aber die Weichen für die Osterweiterung hatte auch er schon gestellt. Die gesamten Überlegungen die dieser Theorie zugrunde liegen beruhen auf der Annahme, dass die Gefechte der Germanen im Nethegau zwischen Brakel und Borlinghausen statt fanden und das die Cherusker darin eine Siedlungskammer links der Weser bewohnten. Wirft man nun einen Blick auf die Standortwahl des Hafenkastells Anreppen mit den Ambitionen es zu einem überregional bedeutsamen Zentrum zu erweitern, so fällt ins Auge, dass man es in Fließrichtung der Lippe auf dem linken Ufer, also auf der östlichen Seite errichtete. Demzufolge war es auch die dem cheruskischen Feind zugewandte Flussseite dessen Stammesgebiet an den östlichen Hängen der Egge nach rund 25 Kilometer begann. Flüsse werden aber in der Regel aus Gründen der Verteidigung dazu genutzt sie als Annäherungshindernis in die Schutzstrategie mit einzubeziehen. Eine Entscheidung die man in diesem Fall nicht für nötig erachtete, denn im Jahr der Baumfällungen 4/5 + sah man im Imperium außer den Markomannen keinen germanischen Stamm mehr, den man hätte besiegen müssen. Durch diesen mit Gewalt herbei geführten Frieden wurden die Karten in Innergermanien neu gemischt, was zu einer politischen Neuausrichtung auf beiden Seiten führte und Varus ermutigten die von Tiberius eingefahrenen militärischen Siege um sie für seine ehrgeizigen Ziele zu nutzen. Nach dem vom Volk der Cherusker keine Gefahr mehr drohte, folgten auf den Krieg die weiteren diplomatischen Schritte und man trat in Vertragsverhandlungen mit diesem, und wohl auch nur mit diesem und keinem anderen Germanenstamm ein. Denn dieser Stamm war für Rom von geopolitischer Bedeutung, da sein Einfluss bis an die Elbe und die dortigen Stämme heran reichte. Aber die gewählte Lage von Anreppen könnte verdeutlichen, dass man es sich aus praktischen Erwägungen heraus erlauben konnte auf der östlichen Seite präsent zu sein, wodurch man auf diese Weise zügiger das Lager in die östliche Himmelsrichtung verlassen konnte ohne vorher die Lippe überschreiten zu müssen. Hätte man das Lager auf der rechten, also der westlichen Seite der Lippe errichtet, dann wäre um nach Osten zu gelangen ein häufigeres queren der Lippe vonnöten gewesen sowie der Bau und die Instandhaltung eines dauerhaften Brückenbauwerks, was in der Anfangsphase noch nicht auf dem Bauplan stand. Rom fühlte sich folglich auf der östlichen Flussseite um diese Zeit überaus sicher. Das die freigelegte römische Marschstraße vom Lager aus ebenfalls nach Osten führte verwundert daher nicht und ist ein weiteres Indiz für diese Orientierung. Hätte man aber mehrfach nach Nordosten oder Norden gelangen wollen, also die Expansion in die heutigen Regionen Hameln via Horn bzw. Rinteln via Bad Salzuflen voran treiben wollen, dann hätte die Positionierung eines Hafenkastells auf dem rechten westlichen Ufer aus Gründen der Zeitersparnis mehr Sinn ergeben, denn das jeweilige Überqueren der Lippe hätte für die Legionen einen Umweg bedeutet. Ihn hätte man vermeiden können, wenn man das Kastell also auf der rechten Lippeseite errichtet hätte. Bislang konnten keine Reste einer Brücke entdeckt werden, die vom Kastell "Ad Ripam" auf die westliche Seite führten bzw. es ist nicht bekannt, ob danach gesucht wurde. Für Tiberius rückte nach dem Immensum Bellum das Ziel in greifbare Nähe nach der erfolgreichen Gründung von Waldgirmes 4/3 - weitere Erschließungen und Landgewinne anzugehen und dazu bedurfte es eines logistischen Stützpunktes in der Gestalt eines strategischen Trittbrettes. So war Anreppen mit der Perspektive möglicherweise bis zur Elbe vorzustoßen mindestens genau so wichtig wie das in Hessen entdeckte Lager in seiner besonderen Bedeutung und frühen Funktion als eine zivile Niederlassung. Obwohl logistische Zentren Begehrlichkeiten wecken, verwundbar sind und der Krieg in Germanien 5 + gerade erst zu Ende war, schien die Zeit aus der Sicht Roms reif gewesen zu sein auch derartige Wagnisse einzugehen und man riskierte den Aufbau dieses weit vorgeschobenen Umschlagplatzes, der sich noch im Stammesgebiet der Brukterer befand. Man traute es sich zu, da sich die Kette der Marschlager zu schließen begann und die Legionen Sicherheit versprachen. Rom wäre nicht Rom wüsste man nicht, dass es ganz ohne rein militärische Zentren die auch auf Abschreckung setzten nicht möglich war Germanien auf Dauer zu beherrschen, aber Anreppen war dafür nicht vorgesehen. Der im Zusammenhang mit der Schlacht bei "Arbalo" geprägte Begriff dem Feind eine Drohung in Form eines Bollwerks zu hinterlassen, war die gängige Methodik und fand auch zwischen Anreppen und dem Stammesgebiet der Cherusker Anwendung. Ausdruck dieser offenen Machtdemonstration waren die Kastelle im jeweiligen Tagesmarschabstand zueinander. Anreppen aus Sicherheitsgründen durch ein östlich positioniertes starkes Lager gegen Einfälle aus dieser Richtung zu schützen würde in diese Philosophie passen, so dass hier der Gedanke nahe liegt, dass das alte Arbalo Lager dessen Name uns nicht überliefert ist den Ursprung für das Lager Aliso bildete und gleichzeitig den Schutzgürtel für Anreppen schloss. Der Standort dieses in Ostrichtung befindlichen Lagers und in exakter Tagesmarschdistanz von Anreppen entfernt, hätte in etwa auf halber Strecke zwischen der Lippe und dem Varusschlachtfeld gelegen und damit eine auffällige und auch überzeugende Nähe zu den Stationen des Marschgefechtes gehabt. Dadurch kam auch dieses besagte Aliso Lager einzig als Fluchtlager für die Überlebenden infrage. Wasserwege von Anreppen in den Norden oder Osten existieren nicht, da bei Anreppen die Lippe ihre Schiffbarkeit im Oberlauf langsam verliert. Wollte man also von Anreppen aus andere Ziele ob im Osten oder Norden erreichen, war man immer gezwungen auf den Landweg überzuwechseln. Das Nächste von Anreppen aus nach Osten befindliche römische Lager könnte also die erste wichtige Etappe nach Vollendung eines Tagesmarsches gewesen sein. Ein Marsch der in Anreppen seinen Anfang nahm und der sich nach den physischen Leistungen damaliger Zeiten richtete und sich daher einteilen und sich somit auch rekonstruieren lässt. Auf dieser Basis hatte Heribert Klabes in seinem "Corvey Buch" seinerzeit eine plausible Zählfolgetheorie entwickelt. So gab er dem ersten Kastell nach dem Rheincastra Vetera, also dem Lager Holsterhausen die Kennziffer römisch I.) und dem letzten Lager Höxter/Corvey die Nr. XII.) So fiel auf Anreppen die Nr. VIII und auf das erste Marschlager nach Osten die Nr. IX. Er vertrat allerdings die Auffassung, dass sich das auf Anreppen folgende Marschlager bei Neuenbeken befinden müsse. Ein Standort der sich für die Legionen die zum Eggeabstieg nach Schwaney gelangen wollten bei genauem Hinschauen jedoch als Umweg erweisen würde, denn damals gab es keinen karrentauglichen Eggeabstieg östlich von Altenbeken und an dieser Stelle auch keinen prähistorischen Hellweg. Wovon er sich jedoch auch verführen ließ war die namensähnliche Ortsbezeichnung Elsen die auch er auf Aliso zurück führte. Was der Suche nach Aliso die falschen Blüten aufsetzt tritt im Zuge der Entzerrung der Koordinaten aus der Feder des Griechen Claudius Ptolemäus zutage. Denn danach soll sich Aliso andernorts befunden haben. Und da könnte uns Ptolemäus auf die falsche Fährte gelockt haben und nicht die "Entzerrer" um Professor Lelgemann. Denn der Grieche Ptolemäus der zwischen 100 + und etwa 160 + in Ägypten lebte nannte Aliso nicht Aliso wie der Römer Paterculus bei dem es in lateinisch "Alisone" hieß, oder Tacitus der dem Kastell den Namen "Alisonem" gab, sondern er nannte es "Aleison oder Eleison". Aber man suchte es immer unter dem Namen Aliso und der war weit verbreitet. Die Koordinatenforschung verortete es etwa bei Bergisch - Gladbach östlich von Köln oder nahe Bad Dürkheim in Rheinland- Pfalz aber nicht am Oberlauf der Lippe. Und nach Abraham Ortelius 1527 soll Aliso gar mit Römerrast an der Issel nordöstlich von Xanten identisch sein. Der Altphilologe Franz Cramer veröffentlichte dazu schon 1902 seine umfangreiche europaweite Namensanalyse und schlussfolgerte daraus, dass es ein Aliso nahezu inflationär als Ortsname, Personenname oder auch als Gewässername an vielen Orten gegeben hat. Aliso war also eine weit verbreitete, häufig und vielseitig in Gebrauch befindliche Bezeichnung. Ein Name den man daher auch der Natur entnommen haben könnte, wobei sich der Name einer Baumart anbietet. Man könnte jedoch auch den Blick auf ein anderes frühgeschichtliches Großereignis werfen um dort nach einer möglichen Verbindung und Namensherkunft zu Aliso zu suchen auch wenn dies auf den ersten Blick befremdlich klingt. Nämlich auf die verlorene Schlacht einiger Keltenstämme gegen Cäsar etwa 50 Kilometer nordwestlich von Dijon dem heutigen Alise Sainte Reine. Die Niederlage vor der Alesia genannten keltischen Stadt sendete eben solche Schockwellen durch das alte Europa, wie später die Varusniederlage allerdings aus Sicht des Imperiums waren diese damals nicht negativ besetzt und hinterließ lebhafte Erinnerungen bei den Menschen. Als Rom in Ostwestfalen ein Kastell errichtete und es Alisone oder Alisonem nannte, lag die Schlacht um Alesia noch nicht lange zurück und man wusste zu dieser Zeit auch nicht, dass dem römischen Weltreich bald eine Schlacht in Ostwestfalen bevor stehen sollte, in die es später zu ihrem eigenen Nachteil heftig verstrickt wurde. Alesia galt damals als das Symbol eines glorreichen römischen Sieges und man wusste als man das Kastell Aliso errichtete und ihm möglicherweise in Abwandlung von Alesia diesen bedeutsamen Namen gab auch nicht, dass dieses Aliso einmal einen unguten Beigeschmack bekommen würde und eine denkwürdige Rolle im Ringen um die Vorherrschaft in Germanien einnehmen würde. Noch ohne zu wissen, dass Aliso einmal zum rettenden Anker für die Überlebenden werden sollte, baute man Aliso zu einer nahezu uneinnehmbaren Festung aus die sogar von schwachen Kräfte lange gehalten werden konnte. Das Lager Aliso könnte folglich eine mehrfache Bedeutung gehabt haben, so war es 9 + das letzte Lager vor der Schlacht, während Arbalo das Lager des Jahres 11- das erste Lager nach der Schlacht war. So waren es zwei Lager mit vergleichbaren Schicksal, was sie identisch erscheinen lässt aber auch zwei Lager die die Germanen wie Stachel im Fleisch empfanden. Aliso bzw. Arbalo, wenn man sie denn nicht für identisch hält, waren für das Imperium seit Drusus das Synonym römischer Macht schlechthin und der Fall von Aliso war für Rom folglich doppelt schmerzlich. Den möglichen Bezug zu Alesia mochte man allerdings nach der Varusschlacht nicht mehr aufrecht halten und hätte somit auch den Namen Aliso der Tragik wegen gerne getilgt. Vergessen wir aber nicht, Aliso war so wehrhaft, dass es von den Germanen, man möchte sagen noch nicht einmal erobert werden konnte. Denn letztlich übernahmen sie es kampflos nachdem die römische Besatzung es verlassen hatte, es folglich leer stand. Ein Weltreich wie Rom hätte damals keine Skrupel gehabt und besaß die nötige Souveränität sich auch an namentlichen Spielarten zu vergreifen und dem man ihnen auch ein Lager Alesia in Ostwestfalen hätte zutrauen können. Sowohl Alesia wo Cäsar seinen Triumph genoss, als auch Aliso wo es die Geschichte mit Rom nicht gut meinte, wurden später zu Namensgebern zahlreicher Örtlichkeiten. Alesia krönte den Sieg Cäsars und das Imperium wollte an die Niederlage von Vercingetorix erinnern und anknüpfen und berauschte sich am einstigen Erfolg. Alesia sollte vielleicht auch für den römischen Siegeswillen in Germanien stehen. In Germanien wollte man dem gleich tun in dem Rom dort sein zweites Alesia plante und es Aliso nannte. Wie vor Alesia, so wollte Rom auch vor Aliso ein ähnliches Exempel statuieren. In Alesia, wo der gallische Gegner letztlich auch seinen Widerstand gegen das Imperium kraft deren Überlegenheit aufgeben musste, so wie man es auch mit Aliso bezweckte und von Aliso erwartete. Und die Umstände der keltischen Niederlage von Alesia hatten sich längst auch bis nach Ostwestfalen herum gesprochen. Aber die Cherusker hatten ausgreifende Fluchtmöglichkeiten, waren keine Arverner oder Mandubier und ihnen Gebot im Gegensatz zu den Kelten in den Weiten des Ostens kein Atlantik Einhalt. Der Fall von Alesia war der Anfang vom Ende des freien Keltentums in Zentraleuropa, während die Varusschlacht das Ende der römischen Herrschaft rechts des Rheines und den Beginn eines neuen Bewußtseins im Sinne eines befreiten Germanien besiegelte. Zwei Großereignisse die nur 61 Jahre auseinander lagen, aber unterschiedlicher nicht sein konnten. In Germanien wollten sich die Abkömmlinge an Cäsar messen und Alesia war sein Paradesieg. Drusus der sich schon eine Zukunft als Nachfolger von Kaiser Augustus vorstellen konnte, Germanicus der es anstrebte und Tiberius der es wurde. Sie alle wollten über die Lippe die römische Macht nach Osten tragen um in Rom ihre Position zu stärken und hätten sich über den Namen Alesia eine Legitimation geschaffen. Was die sprachliche Verbindung anbelangt, so kommt dieser Argumentation auch die Religion zu Hilfe. Denn in der Region um Alesia wurde ein keltischer Gott mit Namen Alisanus verehrt auf den drei Weiheinschriften zurück geführt werden können. Man geht davon aus, dass der von Rom bezwungenen Keltenstadt Alesia diese keltische Gottheit Alisanus als Namensgeber zugrunde liegt. Denn noch im 2. Jhd. nannte man die Stadt wie anhand einer Inschrift nachgewiesen werden konnte immer noch Alisiia und nicht Alesia. Es deutet also vieles in die Richtung, dass von den Einheimischen der Name Alisia auch in gallo/römischen Zeiten weiter genutzt wurde und man den Namen Alesia, den man in römischen Schriften liest nicht überall übernahm bzw. verwendete. Und aus Alisia entwickelte sich auch der Name der heutigen Stadt "Alise Saint Reine". So war es wohl umgekehrt, denn der ältere Name war demnach nicht Alesia, sondern Alisiia. Entstammten die Überlieferungen römischer Feder hieß der Ort Alesia, setzten sich aber noch die älteren Ursprünge durch, wurde parallel dazu auch Alisiia genutzt. Und wir wissen auch nicht wie viel Kelten in der römischen Armee dienten, die immer noch den Namen Alisiia gegenüber Alesia bevorzugten und die auch zur Namensverbreitung bis nach Ostwestfalen beigetragen haben könnten. Wer will da noch die starke Namensverwandtschaft zwischen einem Alisiia und einem Aliso leugnen. Es war zudem römische Tradition einheimische Namen zu "römifizieren" und aus Alisiia könnte auch gut Alesia geworden sein. Die Bergfestung Alesia konnte Cäsar letztlich nicht bezwingen, er schlug die Kelten vor den Mauern der Stadt. Aber der Ruhm uneinnehmbar gewesen zu sein, blieb dem keltischen Alisiia/Alesia erhalten. Alisiia die Unbezwingbare und Aliso sollte es ihr gleich tun. Und letztlich nennt sich das Dorf zu Füßen der Ruinen von Alesia auch heute noch "Alise Saint Reine" und nicht "Alesia Saint Reine" und wir wissen alle, wie ausdauernd und nahezu unsterblich alte Namensgebungen sein können. Ob es nun uneinnehmbare Bergfestungen, oder uneinnehmbare Römerkastelle waren, sowohl Alisia und somit auch Aliso waren nach Cäsar zum Inbegriff von Wehrhaftigkeit geworden. Mit dieser fasst schon pflichtgemäß zu nennenden Abschweifung zur Schlacht von Alesia könnte man das Kapitel abschließen, da eine Verbindung zur damaligen Vegetation der Region aussichtsreicher erscheint um der Antwort und damit auch der Position von Aliso näher zu kommen. Aber selbst wenn wir auf diese Weise vielleicht doch die Namensherkunft des Römerlagers Aliso zur keltischen Wurzel Alisiia/Alesia enträtselt haben könnten, so lässt sich doch seiner Lage nur auf anderen Wegen bei kommen. Begünstigt durch die Topographie der westfälischen Bucht war die römische Festung östlich von Paderborn der äußerste Eckpfeiler und Brückenkopf zugleich und besaß starke Symbolkraft. Es befand sich aber noch im Stammesgebiet der Brukterer und wir wissen nicht wie sie zu diesem Lager standen und ob es vielleicht sogar Absprachen zwischen Brukterern und Römer dazu gab, von denen uns nichts bekannt geworden ist. Die Cherusker kannten es und sie sahen es schon von weitem, aber vielleicht respektierten sie wenn auch nur zeitweise die Herrschaftsgebiete anderer Stämme. Aber es gehörte zur Pflichtaufgabe des römischen Feldherrn Germanicus es im Zuge seiner Rachefeldzüge zurück zu erobern. Vor allem aber war es für ihn eine Mission, da Drusus der Erbauer sein Vater war. Was ihm in den Jahren 14 und 15 + noch nicht gelang strebte er im Folgejahr 16 + an. Mit sechs Legionen zog er wohl von Xanten aus die Lippe aufwärts, seine militärische Stärke war also gewaltig und er hatte sich die komplette Rückeroberung des Landes nach der Varuskatastrophe zum Ziel gesetzt. Dazu gehörte es auch das Traditionslager Lager Arbalo bzw. Aliso als Sinnbild römischer Größe wieder aufleben zu lassen. Das Germanicus an der Infrastruktur zwischen Aliso und Xanten arbeitete, wie es Tacitus überliefert hat, kann als ein deutliches Zeichen für die langfristig angelegte Strategie einer römischen Renovatio im Sinne eines Wiedergeburt provinzialer Zielsetzungen für die Zeit nach seinem Sieg gewertet werden, den er offensichtlich erwartete. Somit gewann Aliso für das Imperium im Zuge der Germanicus Feldzüge nochmal eindeutig an Bedeutung und wurde zum Hauptquartier für seine weiteren Schlachten. Denn Aliso nach der Varusschlacht erneut aufzubauen, instand zu setzen und zu halten, man würde heute sagen wieder in Betrieb zu nehmen, war wie es uns der Tacitus Hinweis zu den Straßenbauprojekten verrät, zu einer Prestigeangelegenheit geworden. Den Standort Aliso mit allen Mitteln zu halten wurde zur Glaubensfrage wie es viele vergleichbare Vorbilder in der Militärhistorie gibt. Daher noch mal zurück zum Lager Arbalo, dass dieser Theorie nach mit Aliso identisch gewesen sein könnte. So könnten die Geschehnisse des Jahres 11 - in Bezug auf die Schlacht bei Arbalo auch Hinweise zur Lokalisierung von Aliso enthalten. Und wie es historisch immer unvermeidlich ist bedarf es einer Betrachtung der Vorgeschichte.
Denn ein Jahr bevor Drusus den Rhein nach Osten überschritt waren Sugambrer, Usipeter und Tenkterer im Jahre 12 - noch auf der linksrheinischen Seite eingefallen, woraufhin die drei Stämme jedoch eine herbe Niederlage erlitten und sich auf die rechte Rheinseite zurückziehen mussten. Zwei Ereignisse die man aber im unmittelbaren Zusammenhang sehen muss. Drusus rückte 11 - mit geschätzten 25.000 Kriegern vermutlich von Vetera/Xanten über den Rhein vor und konnte dort auf einen vorhandene Brückenübergang zurück greifen. Die schmale Lippe mittels Bauwerk zu überqueren war eine unschwere Aufgabe um in die Stammesgebiete der Sugambrer südlich der Lippe zu gelangen. Auseinandersetzungen mit ihnen auf dem Hinweg zur Weser sind nicht überliefert. Cassius Dio berichtet dazu, dass Drusus die Wohngebiete der Sugambrer entvölkert antraf, da sich diese mit ihrer gesamten Bevölkerung auf einem Feldzug gegen die Chatten befanden, um sich deren Unterstützung gegen Rom zu sichern. Und bei genauem Hinschauen fallen da zwei Ungereimtheiten auf die Anlaß für Spekulationen geben. Zum einen nimmt man auf einen Feldzug nicht die gesamte Bevölkerung mit und zum anderen führt man keinen Krieg gegen ein Volk mit dem man sich verbünden will. Hier liegt wohl der Gedanke näher, dass die Sugambrer einen Rachefeldzug von Drusus nach den Vorkommnissen des Jahres 12 - erwarteten und sich noch rechtzeitig zu den Chatten in Sicherheit begeben wollten. Cassius Dio machte daraus einen Feldzug wobei ungeachtet dessen, dass Ansinnen der Sugambrer die Chatten zur Unterstützung zu gewinnen zweifellos Sinn macht. Es wird damit aber augenscheinlich, dass sich die Sugambrer weit in den Osten begaben, denn das Siedlungsgebiet der Chatten wird immer noch in der Region Fritzlar im heutigen Nordhessen vermutet. Und somit war es ein früher Beleg dafür, wie sich die rechtsrheinischen Stämme im Gefahrenlagen immer genötigt sahen schutzsuchend die Rückräume im Osten zu nutzen. Der weitere Vormarsch von Drusus wird so beschrieben, als ob zwischen den Sugambrern und Cheruskern keine anderen Germanenstämme mehr siedeln würden, denn alles verlief für Drusus kampflos und keiner wollte sich ihm auf seinem Zug an die Weser in den Weg stellen. Ob die Ursache für den problemlosen Marsch nach Osten darin lag, dass er einen konfliktfreien Korridor zwischen den Stämmen nutzte ist denkbar. Da Drusus die Lippe überschritt wird er von Nordwesten kommend, wo er sich bereits Kämpfe mit den Usipeter lieferte auf den Haarweg, ab dem Raum Dortmund und Hagen eingeschwenkt sein um in den Osten zu gelangen. Er könnte den Weg genutzt haben, den auch Germanicus 14 +, also 25 Jahre später als "Schleichweg" nutzte, als er die Marser überraschte. Für seinen späteren Rückweg nach Xanten wird sich für eine andere Route entschieden haben denn es nicht ratsam zwei Mal den gleichen Weg durch Feindesland zu wählen zumal die germanischen Gegner in diesem Zusammenhang zwar zunächst passiv blieben, aber als allgegenwärtig bezeichnet werden. Da die Sugambrer im Zusammenhang mit den Chatten erwähnt werden und sich zumindest die wehrfähigen Sugambrer ohne die Bevölkerung im Bereich ihrer Stammesgebiete befanden, standen sie über die Diemel auch in Kontakt mit den Cheruskern und beide Stämme, vielleicht auch noch andere beobachteten die Bewegungen von Drusus mit Argwohn. Wo Drusus die Weser erreichte ist nicht bekannt, hätte er die Richtung über den Haarweg beibehalten, dann hätte er sie von Büren bzw. Marsberg kommend bei Herstelle erreicht haben können. Überschritten hatte er sie nicht. Aber die Topographie nach der sich später auch Varus richten musste konnte auch Drusus nicht außer Kraft setzen, denn sowohl der Haarweg, als auch der Hellweg mussten im Osten letztlich die Egge überwinden, wenn sie ins Nethegau absteigen wollten. Man hatte ihn im Auge um sich nach germanischer Tradition wo auch immer, für eine Falle auf seinem Rückweg vorzubereiten. Um die Theorie eines Aliso/Arbalo östlich von Paderborn aufrecht zu erhalten und zu untermauern ist es nicht abwegig, dass Drusus um nicht auf gleicher Route zurück marschieren zu müssen dafür entschied, nun den prähistorischen Hellweg zwischen Brakel und Schwaney anzusteuern und ihn nutzte um wieder zurück in die westfälische Bucht zu gelangen. Die Steilstrecken westlich von Borlinghausen oder Dringenberg sind zweifellos die Favoriten wenn es um die Frage geht, wo es zur Arbaloschlacht kam. Denn hier stand ihm der kritische Eggeanstieg bevor und die aus Nordhessen anrückenden Sugambrer, möglicherweise auch Teile der Chatten und natürlich die Cherusker erwarteten ihn dort. Warum es ihnen nicht gelang Drusus zu bezwingen entzieht sich unserem Wissensstand, aber mit dem ihm nachgesagten "Glück" konnte er ihm gelingen "siegreich" zu entkommen. Welchen Weg er nach der Schlacht zurück zum Rhein einschlug ist nicht bekannt, aber da es nur zwei Alternativen für den frühzeitlichen Ostwestverkehr gab und dies neben dem Haarweg der Hellweg war, war die Auswahl überschaubar. Und da Drusus auf dem Hinweg bereits den Haarweg durch das Land der Sugambrer nutzte, dürfte er als Rückweg den Hellweg durch das Stammesgebiet der Brukterer bevorzugt haben. Bevor er aber zurück marschierte ließ er den Germanen das besagte Lager zurück um sie damit in Schach zu halten. Somit stößt man auf Basis dieser Theorie auf ein weiteres Argument das Lager Aliso des Drusus östlich von Paderborn suchen zu müssen. Drusus wähnte sich in der Nachfolge von Cäsar dem Eroberer, als er das römische Reich mit Kaiser Augustus im Rücken zur Elbe expandieren lassen wollte. Dann musste er aber zwischen Lippe und Weser die Arbalo Schlappe hinnehmen. Mit Einschüchterung bei gleichzeitiger Demonstration von Stärke bewies er mit dem Bau des festungsartigen Kastells die technischen Möglichkeiten des Imperiums und beeindruckte damit erstmals die germanischen Stämme in Ostwestfalen, ganz so wie es Cäsar mit seinem Brückenschlag über den Rhein bei Neuwied inszenierte. In der Schlacht bei Arbalo hätte der mutige Drusus einen ersten und ernsten Warnschuss erkennen sollen und das von ihm geschaffene Bollwerk "Vor der Stirn der Feinde" könnte auch einer "Jetzt erst recht" Symbolik entsprungen sein. Aber ab diesem Moment war es ein Fanal und stand im Ruf etwas Sakrosanktes zu sein, an dem man mit allen Mitteln festhalten wollte. Als Drusus 9 - im Jahr seines Todes von der Elbe kommend den Rückzug antrat, soll er sich nahe dem Castra Scelerata bei Hildesheim seine schwere Verletzung aufgrund eines Sturzes vom Pferd zugezogen haben, woraufhin man den todkranken Drusus möglicherweise noch bis zur Weser transportierte, wo sein Bruder Tiberius ihn noch lebend antraf. Vermutlich brachte man seinen Leichnam über die bekannte Route nahe der Corveyer Weserfurth zum Rhein. Die Örtlichkeit an der Tiberius seinen Bruder noch lebend antraf bleibt Spekulation. Aber den später zu seinen Ehren errichteten Altar könnte man an der Hellwegroute in der Region Ostwestfalen da suchen, wo sich die Wohngebiete der äußersten Brukterer befanden und wo Drusus mit dem Lager Arbalo/Aliso seine Spuren hinterließ. Aber es wartet noch eine weitere Forschungsaufgabe auf Antworten. Denn etwa 700 Meter vom ovalen und parallel zur Lippe angelegten Römerlager Anreppen unweit zum mittelalterlichen Paderborner Ortsteil Elsen stieß man auf die Reste einer 27 Meter langen römischen Straße. Vom Römerlager bis zum Paderborner Ortsteil Elsen nahe dem kleinen Fluss Alme und der Gunne, sind es nur etwa 5 km. Wortklang und Buchstabenreihenfolge von Elsen vermittelten unter Geschichtsfreunden seit jeher den Eindruck einer sprachlichen Nähe zu Aliso. Der frühere Hof llasan gilt als Siedlungskern des heutigen Elsen was jedoch keinerlei sprachlichen Bezug zu Aliso erkennen lässt. Gleiches gilt für den Namen "Elesen" wie man Elsen erstmals 1036 schrieb und ebenso nicht für das urkundlich erwähnte "Nyenhus Elisan". Der Name Elsen könnte auf einen Flussnamen hindeuten, an dessen Ufern sich Bestände der Elsbeere ausbreiteten, so wie es beim Ellerbach die Erlen sind. Schon Plinius kannte die Elsbeere oder den Speierling, der seit der Antike als Nahrungsmittel geschätzt ist und die Römer sorgten wie auch später Karl der Große für seine zusätzliche Verbreitung. Dies lässt vermuten, dass die klimatischen Bedingungen für diese Baumart in der Antike in den Tallagen der Lippe günstiger waren als heute, denn der Speierling bzw. die Elsbeere ist eine wärme liebende Baumart. Während "Ad ripam Lupiae" mit "am Ufer der Lippe" übersetzt wird, soll sich aus "Ad ripam" der heutige Ortsname Anreppen gebildet haben. Sprachwissenschaftlicher haben jedoch keinen Zusammenhang zwischen Aliso, oder dem Aleisos des Ptolemäus und dem Fluss Elison bestätigen können, obwohl es ähnlich klingt. Da sich dies nicht begründen lässt entkräftet es auch die Theorie, dass Elsen vom lateinischen Aliso abgeleitet sein könnte, zumal Elsen ein Name ist, der auf germanischen Wurzeln beruht. Vergleicht man die Worte Aliso mit Elison, oder das ptolemäische Alisus mit Elison, so sind zwar Ähnlichkeiten erkennbar und das in den Namen römischer Kastellanlagen oder Städte auch heutige Namen weiterleben, ist nicht ungewöhnlich. In der Großregion Ostwestfalen befanden sich in der römischen Kaiserzeit um das Jahr Null zahlreiche germanische Siedlungsstellen und anhand von Fundstücken lässt sich nachweisen, dass schon in den ersten vorchristlichen Jahrhunderten Germanen in Elsen siedelten. Der Name Elsen in seinen früheren Schreibweisen ließe sich demnach auch schon in die vor römische Zeit zurück verfolgen. Das im 2o. Jhd. abgebrochene burgähnliche Steinhaus mit Hofanlage Wall und Graben von dem Brückenreste über einen Trockengraben noch lange sichtbar waren, war vermutlich der älteste Kern der Elsener Siedlung. In der Nähe des Steinhauses steht die nach dem karolingischen Hausheiligen benannte Dionysius - Kirche deren Patrozinium bis ins 9. Jhd. zurück reicht. Sollte sich also Aliso auch ohne Namensbezug zu Elsen in der Region um Elsen, Schloss Neuhaus oder Paderborn verbergen, so stellt sich auch die Frage, warum man unweit von Anreppen weit unterhalb der Tagesmarschdistanz ein weiteres Lager errichtet haben könnte und welche Funktion es gehabt haben sollte, denn zur unmittelbaren Verteidigung von Anreppen war es zu weit entfernt. Was aber ins Auge fällt sind die ergiebigen Paderquellen in Paderborn, die in jener Zeit neben der Frischwasserversorgung auch eine hohe rituelle Bedeutung hatten. Sie liegen nahezu exakt auf der römischen Nachschublinie wie es sich über eine Luftlinie gezogen vom Lager Anreppen bis zum römischen Hellweg am Einstieg in den Eggeabstieg nahe Schwaney nachvollziehen lässt. Während sie sich bei Nutzung der Nordroute durch die Senne etwa 6.5 km abseits davon befinden. So lassen sich die Paderquellen anhand des aufgefundenen Wegeteilstückes trefflich in eine nach Osten ausgerichtete Marschstrategie einfügen und sie wurden zur regelmäßigen Raststation für die römischen Trecks genutzt die auf dieser Route nach Osten zogen. Es ließ sich daraus schlussfolgern, dass diese bedeutsame Raststelle vermessungstechnisch bereits mit entscheidend für die Positionierung des Lager Anreppens gewesen sein könnte. Während die Lupia bzw. der Lupias allgemein als Lippe identifiziert wird, liegt der Verlauf und die gesamte Kenntnislage des Aliso Flusses Elison im Dunklen. Ein Fluss oder Zulauf dieses Namens mündete aber nach der historischen Quellenlage in die Lippe genauer gesagt, sein Wasser soll sich mit ihr vermischt haben. Ein Vermischungsprozess kann natürlich auf unterschiedliche Weise stattfinden, aber welchem bedeutsamen Fließgewässer man im Oberlauf der Lippe in römischen Zeiten den Namen Elison gab ist nicht nachvollziehbar. Es ist möglich, dass man schon damals den Streckenabschnitt der Lippe bis zum heutigen Bad Lippspringe noch zur Lippe erklärte. Es lässt sich aber auch die Ansicht vertreten, dass man in der Antike annahm, die Lippe kam nicht aus der Richtung von Bad Lippspringe, sondern würde aus dem Osten zufließen. Für unsere germanischen Vorfahren mag die Lippequelle in Bad Lippspringe ihren Ursprung gehabt haben, so wie es sich auch vom Namen ableiten lässt, denn schon unter Karl dem Großen kannte man 780 ihren Namen Lippiogyspringiae. Aber die römischen Vermessungsexperten und Wasserbauer könnten ihre Quelle an anderer Stelle verortet haben. So könnte man aus gutem Grund vor 2000 Jahren die auffälligen Paderquellen als den Ort betrachtet haben, an dem die Lippe aus dem Boden quoll. Sie entsprang zwar mitten in Paderborn aber genau genommen trat sie dort nur wieder zu Tage. Die mediterranen Hydrauliker kannten die Tücken des Muschelkalk haltigen Untergrundes und wussten von den unterirdischen Bedingungen aus ihren Heimatregionen. So war es ihnen auch nicht unbekannt, dass das Gewässer, das hier ans Tageslicht kam in Regionen versickerte die sich weiter östlich und in höheren Lagen befanden. Und es passt auch in die Logik jeglicher Gewässerdynamik und das nicht nur im römischen Zeitalter, dass man dem Zufluss den Namen zu wies, der im Oberlauf das meiste Wasser beisteuerte. Und das war zweifellos nicht die Lippe, sondern die Pader. Sie entspringt im stärksten deutschen Quellgebiet und hat eine durchschnittliche Ausschüttung von 5000 Litern pro Sekunde während die Lippe lediglich 740 Liter pro Sekunde und die Jordanquelle in Bad Lippspringe nur 300 Liter pro Sekunde erreicht. So könnte man die Pader zu Römerzeiten durchaus zur Lupia erklärt haben. Von Bedeutung für diese Theorie ist zudem die Tatsache, dass man in der antiken Welt die Quellen von Flüssen zuvorderst im Hochland also in den Höhenlagen und weniger in den Senken und Tallagen suchte. Der Oberlauf der Lippe glich vor 2000 Jahren noch einer großen unübersichtlichen Sumpflandschaft was auch die Schifffahrt erschwert haben dürfte und wer wollte darin einen Zufluss bestimmen und benennen. Diverse Austritte aus Mooren oder Kleinstquellen ließen sich nicht so eindeutig zuordnen wie die wasserreiche Pader. So dürfte das Vorrecht als das Lippe - Ursprungs - Fließgewässer gelten zu dürfen zu Römerzeiten eher zugunsten der Pader ausgefallen sein. Und so kann auch der römische Flussname Elison der sich mit der Lippe vermischte eine völlig neue Betrachtungsweise erfahren. Sahen die Römer folglich in der Pader die Lippe, dann stellt sich die Frage, wo denn nun der Elison in die Lippe floss. Das gesamte Wasserniveau und die hydraulischen Bedingungen waren vor 2000 Jahren andere als heute. Was heute nutzbares Ackerland ist, war früher versumpft wie die vielen von "Bent" abgeleiteten Namen zeigen, die auf große Seggen- bzw. Binsenbestände in alten Zeiten hinweisen. Die Niederschlagswässer gelangten in früheren Zeiten oberflächlich zum Abfluss, entschwanden in keiner Kanalisation oder Drainage und mussten auch noch nicht großflächig zur Trinkwassergewinnung oder Bewässerung genutzt werden, sodass die hydraulischen Bedingungen und die Abflussmengen mit den heutigen Bedingungen nicht mehr verglichen werden können. Sowohl die Pader könnte folglich entschieden mehr Wasser geführt haben und die Lippe könnte sich römischer Forschung entzogen haben. Der bislang noch undefinierbare Lippequellzufluss Elison der die Lupia also die Pader speiste und sich mit ihr vermischte könnte also auch an einer anderen Stelle gelegen haben, die sich heute nicht mehr ins Kalkül ziehen lässt und einen anderen Blickwinkel erfordert. Auch in den Flussnamen Alme und Gunne werden im Betrachtungsraum um Paderborn, Elsen und Schloss Neuhaus jene etymologischen Ursprünge gesucht, die zum gesuchten Fluss Elison passen könnten. Denn durch Elsen fließt die Gunne, ein durch wasserbautechnische Eingriffe stark verformter Fluss, der ursprünglich in der Nähe von Elsen, wo sich heute einer der zahlreichen Baggerseen befindet in die Lippe, also die Lupia mündete. Dieser kleine Fluss wurde umgeleitet, mündet heute weiter Lippeabwärts bei Ringboke in die Lippe und fließt an Anreppen und Thüle vorbei. Der Flussname Gunne, möglicherweise auch ein die Stämme abgrenzender Fluss geht wie Gunnr auf alte germanische Wurzeln zurück und bedeutet Kampf, wie er uns auch noch im Männernamen Gunnar begegnet. Möglicherweise gaben ihm die Germanen den Namen "Fluss des Kampfes" da sich an ihm Auseinandersetzungen zutrugen. Vom lateinischen Namen Elison konnte folglich der germanische Name Gunne nicht herrühren. Es ist auch nicht völlig auszuschließen, dass man auch in der südöstlich zufließenden Alme im 1.Jhd. noch die Lippe gesehen haben könnte, sie selbst aber auch auch deren kleine Zuflüsse lassen sich jedoch etymologisch ebenfalls nicht auf Elison zurück führen. Drusus begründete 11 - nach der Schlacht von Arbalo auf dem Rückweg von der Weser am besagten Zusammenfluss von Lupias und Elison eine Festung und setzte diese wie es überliefert ist, "vor die Stirn der Feinde". Semantik ist die Lehre von der Bedeutung sprachlicher Zeichen, aber in den flachen Lippeauen wo weit und breit keine "Stirnwand" eines Feindes erkennbar wird, lässt es sich mitten im Land der Brukterer schlecht von einer Stirn sprechen. Eine Stirn im Sinne von Stirnwand ist immer etwas steil Aufragendes und kann am geographischen Ende eines bezeichneten Raumes liegen und wie eine Barriere wirken die am Ende einer flachen Region ansteigt. Eben ein Lager vor der Stirn der Feinde mit dem man ihnen die Stirn bieten wollte. Und wenn einem was vor die Stirn gesetzt wird, dann bedeutet das unmittelbar vor den Kopf, aber eben keinen Schritt weiter, denn weiter würde in diesem Fall bedeuten, dass man es dann schon im Stammesgebiet des Gegners der Arbaloschlacht errichtet hätte. So lag das namentlich und örtlich unbekannte Lager Arbalo bei dem es sich um Aliso gehandelt haben könnte auch noch nicht unmittelbar im Feindesland, sondern nur kurz davor, folglich gerade noch so vor der besagten Stirn. Drusus wurde bei Arbalo nach vielfacher Auffassung von den Cheruskern angegriffen und sie waren auch in erster Linie seine Feinde und sie siedelten an der Weser bis an die Kante des Eggegebirges. Als Drusus 11 - erstmals den römischen Krieg bis nach Ostwestfalen trug, befand sich die taktisch militärische Reife und Fähigkeit der Germanen gegenüber dem Waffenarsenal, der Schulung und der Ausstattung der Legionäre noch in einem Frühstadium, waren ihm in keiner Weise gewachsen und bis dato nur Kriege gegen die ihnen ebenbürtigen Feinde der späten Latènezeit gewohnt. Aber man riskierte es trotzdem sich mit einem überlegenen Gegner wie Drusus es war zu messen und sich ihm in den Weg zu stellen. Arbalo wurde damit zum ersten Schlagabtausch der ostwestfälisch germanischen Geschichte. Ein Kraftakt zweier ungleicher Gegner zwischen denen sich eine zivilisatorische Kluft auftat. Chancenlos sah man sich auf germanischer Seite nicht und beeindrucken ließ man sich offensichtlich auch nicht. Drusus schien nicht gut vorbereitet und könnte erstaunt gewesen sein, dass dieses technisch unterlegene Volk es wagte dem Imperium ihrerseits die Stirn zu bieten. Trotzdem gelang es diesen nicht unbedingt vor Disziplin strotzenden Keulenschwingern ihn an den Rand einer Niederlage zu bringen. Drusus war nicht in freundlicher Absicht in Germanien eingefallen und mit ihm wurde das römische Kapitel von Schreckensherrschaft und Unterdrückung eröffnet. Seit der Schlacht bei Arbalo steht diese Zwingfestung symbolisch für die Unterdrückung der Germanen explizit der Cherusker ähnlich den US amerikanischen Forts in den Indianerkriegen. Zug um Zug wollte man die gegnerischen Cherusker in ein Vasallenvolk verwandeln und alle Repressalien, ob durch Kriege oder Knebelverträge waren darauf ausgerichtet. Rom wollte ein Volk herab sehen, das wie im Reservat lebte und seine Eigenständigkeit und später seinen Willen aufgeben sollte, das sich stetig zu einer hörigen Provinz entwickeln sollte und dem Imperium ihre Kämpfe anzudienen hatte, so wie es in Gallien gelang. Unter Drusus fiel der Name Aliso noch nicht, aber es gibt eine Reihe von Historikern die davon ausgehen, dass es sich bei Cassius Dio auch ohne das er es namentlich erwähnt, um das Lager handelte, dass nach der Schlacht von Arbalo errichtet wurde. Der Historiker Cassius Dio war griechischer Abstammung und lebte von 155 + bis 235 + wurde also geboren als Tacitus, der sich ebenfalls der schreibenden Zunft verpflichtet sah, bereits 25 Jahre tot war. Cassius Dio verrät uns zwar die Lage des Drususlagers nach der Arbaloschlacht, in dem er es am besagten Zusammenfluss verortet, aber er nannte uns dafür nicht den begehrten Namen Aliso wie man es gerne gehabt hätte. Er hätte es doch eigentlich den älteren Werken seiner immerhin zwei Vorgänger Paterculus oder Tacitus entnehmen können und wir hätten heute gewusst, dass das Lager nach der Schlacht bei Arbalo das gesuchte Aliso war, aber er tat es nicht. Schwer zu sagen warum, denn Cassius Dio müsste nach Aufarbeitung all seiner Quellen von der großen Bedeutung gewusst haben, die Aliso als Fluchtlager nach der Varusschlacht hatte. Und er könnte folglich nicht nur davon gewusst haben, dass dieses Lager Aliso mit dem namenlosen Lager nach der Schlacht von Arbalo identisch gewesen sein könnte, er sollte es auch gewusst haben, so verhältnismäßig ausführlich wie er über die Varusschlacht berichtet hatte. Man kann daher nur zu Mutmaßungen gelangen, woran es gelegen haben könnte. Vielleicht hatte er keine Kenntnis davon oder er wollte nicht darüber berichten, dass das einst von ihm so hoch geschätzte Lager Arbalo später zum Sinnbild römischen Niedergangs wurde. Da aber nahezu alles was Tacitus und Paterculus schrieben bei Cassius Dio keinen Niederschlag fand blühen die Spekulationen zur Herkunft seines Wissens. Der Name des Lagers Aliso lädt etymologisch betrachtet natürlich dazu ein, sich auf die grundsätzliche Frage einzulassen, welche Orte oder Städte sich im freien Germanien rechts des Rheins und nördlich der Mainlinie auf römische Namensursprünge zurück führen lassen. Da sich aber alle Ansiedlungen in der Okkupationsphase zu augusteischen Zeiten nur im Umfang römischer Kastelle nachweisen lassen, sind der Forschung enge Grenzen gesetzt. Erkennbar wird aber die Bedeutung die die Lippe für die Namensentwicklung besaß. Die Ufer wo man anlandete und im direkten Kontakt zum Fluß lebte waren der bestimmende Faktor wie es sich bei Haltern und Anreppen andeutet. Für Haltern naheliegend ist die lateinische Wurzel ripa altera = das jenseitige bzw. andere Ufer. Ein weiterer Hinweis auf die Flussnähe der Kastelle geht auf die Überlieferung von Tacitus zurück, der uns im Zusammenhang mit dem Vormarsch von Germanicus im Jahre 16 + berichtete "...ipse audito castellum Lupiae flumini adpositum obsideri...". Die gängige Übersetzung dazu lautet " Er (Germanicus) selbst führte auf die Nachricht hin, dass ein an dem Fluss Lippe angelegtes Kastell belagert werde ....." Da sich dieses Kastell auf Basis dieser Theorie jedoch in relativer Nähe zum Rhein befand besteht der Verdacht, dass es sich dabei um Haltern handelte. Im Ortsnamen Anreppen steckt jedoch die Zweitsilbe "reppen" in der man das lateinische Wort "ripam" für Ufer erkennen kann. Wenn die Anlegestelle für die Flussschiffahrt das Wesensmerkmal zivilisatorischer Anbindung darstellt, so ist dies für ein langestütztes Kastell der Zugang zu kontinuierlich Frischwasser führenden Quellen oder Bächen. Und in diesem Zusammenhang sollte man bei der Suche nach dem Ursprung des Namen Aliso dort ansetzen, wo die Vegetation eine Bachlandschaft prägt. Römische Marschlager waren keine Städte die man nach Kaiser Augustus zu benennen pflegte und auch keine Veteranensiedlungen oder Kolonien bzw. Niederlassungen für die schon die keltischen Gründer die Vorläufernamen vergeben hatten. Östlich des Rheins betrat man Neuland, es wurde gekämpft und die Soldatensprache der Legionäre war einfach, praktisch und beherrschte die Szenerie. Lager bekamen griffige, regionalbezogene, einprägsame und unterscheidungsfähige Namen. Begriffe auf die sich die Legionäre auf ihren Marschzügen schnell verständigen konnten. Man vergab sie nach der Beschaffenheit des Geländes, nach Passhöhen, Schluchten, also der Topographie, aber auch den natürlichen also botanischen Gegebenheiten bzw. der Vegetation, oder nutzte die Kennziffer der Marschabstände wie etwa beim Trier Stadtteilnamen Quint für fünf römische Meilen. Die Anzahl der Etappenlager erforderte plausible Bezeichnungen innerhalb der Streitkräfte, das Zweckmäßige siegte bei der Namensvergabe, aber für die Historie blieben sie namenlos. Lager an Zusammenflüssen bekamen die beliebten "Contio" Namen, andere wiederum orientierten sich an der Vegetation. Bei der Frage der Benennung wird man es sich nicht schwer gemacht haben. Schon zwanzig Jahre vor der Varusschlacht zum Zeitpunkt der Schlacht bei Arbalo könnte man den Namen Aliso aus der Taufe gehoben haben. Hätte Cassius Dio seine Überlieferungen um das Kapitel "Aliso" ergänzt, hätten wir vielleicht bei ihm auch den Namen Aliso lesen können, aber er nannte ihn uns genauso nicht wie den Namen "Arbalo". So wie es auch Plinius der Ältere nicht tat, der uns nur vom glücklichen Ausgang der Schlacht berichtete. Er berichtete lediglich, dass Drusus in einen Hinterhalt geriet in dem er beinahe aufgerieben wurde. Cassius Dio verzichtete folglich warum auch immer in zwei Fällen auf wichtige Namensnennungen was uns die Recherchen erschwert. Die Präzisierung von Örtlichkeiten schienen für ihn keine Bedeutung gehabt zu haben, oh Wunder, dass er uns Elison und Lupias hinterließ. Aber sollte man tatsächlich und ernsthaft der Überlegung folgen, Cassius Dio hätten die Werke von Paterculus und Tacitus zu Aliso oder die Hinweise von Plinius dem Älteren zur Arbaloschlacht nicht vorgelegen. Und wenn ja, warum hielt er es nicht für nötig diese Details zu übernehmen. Aber bei wem sollte er sein sein Wissen dann abgeschrieben haben. Die ewige Frage. Es ist jedenfalls kaum vorstellbar, dass es andere namhafte Historiker in den Jahrzehnten nach der Zeitenwende gab, die den Ereignissen nahe standen und trotzdem die Worte Arbalo oder Aliso nicht kannten bzw. erwähnten. Aber es ist vieles denkbar, denn wir erfahren schließlich auch von Florus nicht viel über den weiteren Verlauf nach dem Lagerüberfall. Auch er erwähnt nicht, dass es Überlebende gab, denen die Flucht nach Aliso gelang obwohl auch er es hätten wissen können. Cassius Dio berichtet über die Varusschlacht als ein mehrtägiges Ereignis und seine Schilderung deckt sich nach Auffassung vieler nicht plausibel mit den Aufzeichungen von Florus der einen Lagerüberfall beschrieb, obwohl die Verläufe ineinander greifen. Oder Tacitus von dem wir über den Ablauf nahezu nichts erfahren und der nur über die Geschehnisse berichtete, wie sie sich Jahre nach der Varusschlacht vollzogen. Hinweisgebend für Cassius Dio könnte noch das verschollene Geschichtswerk von Titus Livius gewesen sein, der von 59 - bis 17 + lebte aber sein Geschichtswerk endete im Jahre 9 + einem Jahr in dem die Arbaloschlacht zwar schon zwanzig Jahre zurück lag. Aber er hätte noch über diese Schlacht berichtet haben können und Cassius Dio hätte es bei ihm gelesen haben können. Cassius Dio beendet seinen Bericht über die Varuschlacht in dem er noch auf das Gemetzel, das die Germanen an Mann und Pferd der Varuslegionäre anrichteten einging. Das wäre der Moment gewesen, an dem Cassius Dio auch auf den weiteren Verlauf hätte eingehen müssen und sich mit dem Fluchtlager Aliso beschäftigen können. Der römische Senator, Soldat und Schriftsteller Sextus Julius Frontius der von 35 + bis 103 + lebte und sich vermutlich auf Paterculus bezog tat es ud berichtete im Detail über eine Episode wie sie sich in der Zeit der Belagerung von Aliso zutrug. Zum Ausdruck kommt darin die bereits von Paterculus hervorgehobene taktische Kühnheit und die Fähigkeiten des Kommandanten Caedicius der den Verdacht hatte die Germanen könnten versuchen mit herbei geschafftem Holz das Lager in Brand zu setzen. Mit einem Trick gelang es ihm im Lager Holzknappheit vorzutäuschen, woraufhin sich die Germanen nun genötigt sahen wieder alles Holz aus dem Umfeld des Lagers zu entfernen. Wie es auch im Kapitel "Das Kastell Aliso im Fadenkreuz der Lagertheorien" zum Ausdruck kommt, verdichten sich die wesentlichen Anhaltspunkte sowohl was den Standort von Aliso anbelangt, als auch den Verlauf der damit eng in Verbindung stehenden Varusschlacht auf den Altenbekener Ortsteil Schwaney. In unmittelbarer Nähe von Schwaney erhebt sich der steil aufragende und exponiert liegende Limberg der Theorien für den Standort des Römerlagers Aliso nahe legt, aber von wissenschaftlicher Seite noch nicht dahingehend untersucht wurde. Reste von Wallanlagen oder anderweitige anthropogene Veränderungen mit Ausnahme eines Steinbruches aus neuerer Zeit lassen sich auf dem Limberg auf den ersten Blick nicht erkennen. Aus welcher Zeit die ansteigende Zufahrtstraße von südlicher Seite stammt ist nicht bekannt. Das große Plateau des Limberges wäre zweifellos prädestiniert als Standort für eine prähistorische Höhenbefestigung und würde sich auch hinsichtlich seiner Lage als das gesuchte "Stirnlager" des Drusus würdig erweisen. Aber das römische Militär war aufgrund seiner Taktik und Überlegenheit nicht auf uneinnehmbar wirkende Höhenlager angewiesen wie wie sie aus dem Mittelalter kennen und baute seine Stätten der Verteidigung auch auf Anhöhen oder leichten Höhenrücken. So ist es denkbar, dass sich Aliso auch innerörtlich von Schwaney befunden haben könnte, wo es später überbaut wurde. Dafür infrage käme ein noch bis ins 19. Jhdt. unbebautes Karree 4oo Meter nördlich des Hellweges bzw. des mittelalterlichen Ortskerns. Südlich abgegrenzt von der Brokstraße nach Westen von der Sraße Am Randor und umflossen vom Rotenbach zwischen Schwaney und dem Limberg und dem Ellerbach im Süden hätte es eine Grundfläche von etwa 20 Hektar bedeckt und läge damit im Rahmen vergleichbarer Römerlager. Und da Sextus Julius Frontius eine Wallanlage erwähnt, so verfügen wir damit zumindest über eine Minimalbeschreibung, wenn auch auf dem wahrlich untersten Niveau des Vorstellbaren. Und natürlich wusste es der 1983 verstorbene Schwaneyer Heimatforscher Heinz Küting immer schon, dass die Varusschlacht in der Nähe von Schwaney statt fand.(05.07.2021)

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