Dienstag, 5. Februar 2019
Arminius Gedenkjahr ! 2021 begehen wir seinen 2000. Todestag

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Arminius sammelte seine Auslandserfahrung im Pannonien Krieg
Eine Anwesenheit von Arminius im Pannonien Krieg ist wie so vieles aus der damaligen Zeit nicht beweisbar und gilt daher als anachronistisch wird aber ungeachtet dessen gerne wie ein faktischer Tatbestand gewertet, da sich mit ihm vieles abrunden und erklären lässt. Und ganz so daneben gegriffen muss es auch nicht gewesen sein. Denn aufgrund des Streitgespräches zwischen Flavus und seinem Bruder Arminius im Jahre 16 + über die Weser hinweg geführt wissen wir, dass Arminius auf römischer Seite genauer gesagt im römischen Lager kämpfte. Dort diente bzw. agierte er als Anführer seiner germanischen Landsleute. Da sich Flavus in römischen Diensten heftige Blessuren zu zog, also auch er für Rom in Kämpfe verwickelt war, wofür er auch Auszeichnungen bekam, kann man schon davon ausgehen, dass auch Arminius vor dem Jahre 9 + für das Imperium kämpfte. Da um diese Zeit außer dem Pannonien Aufstand größere zeitgleiche Kämpfe nicht bekannt sind und Arminius sicherlich auch nicht auf römischer Seite im „Immensum Bellum“ gegen seinen eigenen Stamm zum Einsatz kam, verhärtet dies die Annahme, dass Arminius in Pannonien kämpfte. Denn gegen Marbod gab es nichts zu kämpfen. Ich möchte mich also auch jenen Historikern anschließen, die es ähnlich sehen. Arminius ebenfalls ein freiheitsliebender Geist wird beeindruckt gewesen sein vom Widerstandswillen des pannonischen Volkes und ließ sich davon inspirieren und wie man später sieht auch infizieren. Er war dabei, wie sich ein Stamm in Partisanen Manier und phasenweise sicherlich auch erfolgreich zur Wehr setzte. Wobei das Wort Partisanen genau genommen weder auf die Pannonier noch später auf die Cherusker zutrifft. Denn Partisanen gelten als irreguläre Verbände die neben einer regulären Armee agieren. Auch später in Ostwestfalen war dies nicht der Fall, denn was waren vor 2000 Jahren schon reguläre Armeen. Wie wir aber aus der cheruskischen Stammesgeschichte wissen, ist der Grat zwischen Kollaboration und Resistance sehr schmal. Und so sei die Frage gestattet, wann aus einem Volksaufstand oder einer Rebellion ein Krieg wird. Arminius übte sein blutiges Handwerk im Brennpunkt des Kampfgeschehens aus, denn ruhige Frontabschnitte oder gar Schonplätze dürfte es in Pannonien kaum gegeben haben. Immer wieder mussten die Kämpfer beider Seiten die Schwerter in die Hand nehmen, standen sich Auge in Auge gegenüber und schenkten sich nichts. Arminius von dem wir annehmen, dass er für Rom an der Donau mit seinen Männern gegen die Pannonier kämpfte, stand demzufolge meistens in vorderster Linie. Nach allem was man sich vorstellen kann, musste er die schematisch ablaufenden römischen Befehlsketten im Zuge unablässiger Angriffswellen und Attacken gegen den Feind von der Führungsebene bis zum Centurio gekannt haben und wurde bzw. war in die wesentlichen römischen Angriffsstrategien immer eingeweiht. Ob eine Kesselschlacht, ein Frontalangriff oder ein Umgehungsmanöver ratsam erschien oder anstand, er musste die Pläne kennen. Er wusste auch um die besonders kritischen Phasen im Kampf, wenn Befehle nicht zeitnah eintrafen, der Feind die Linien durch brach oder kurzfristige Entscheidungen nötig waren. Keine kritische Gefechtslage dürfte ihm unbekannt geblieben sein. In dieser Zeit könnte er sich als Dolmetscher zwischen beiden Völkern auch gute lateinisch Kenntnisse zugelegt haben. Vor allem aber sah er jede Schlacht mit einem römischen und einem germanischen Auge. Und er übersah auch nicht die Schwachstellen in der römischen Armeeführung. Sein Einsatz in Pannonien wurde für ihn folglich auch zu einem lehrreichen Studium in Sachen Strategie und Konspiration. Will man sich die Abläufe im Detail vorstellen, stünde eine wichtige Frage am Anfang. Nämlich die, ob Arminius schon in Pannonien den Plan fasste gegen Varus den germanischen Widerstand zu organisieren, oder ob er dies erst anging, nachdem er wieder zurück in Ostwestfalen war und wo er dann die neue Lage übersehen konnte. Darauf basierend ließe sich folgende Fragestellung konstruieren. Verlies also Arminius Ostwestfalen schon im Zuge der Rekrutierungen, die Tiberius gegen Marbod bereits im Winter 5 + / 6 + angeordnet haben musste, um im Frühjahr aufbrechen zu können oder war Arminius erst unter den Hilfskräften die nötig wurden, um nach Abbruch des Feldzuges gegen Marbod die Pannonien Armee zu verstärken und aufzustocken damit Tiberius die überlieferten 15 Legionen zusammen bekam. Arminius erlebte also in beiden Fällen nicht mehr, was sich sich nach dem Jahre 6 + in Ostwestfalen ereignete bzw. später zuspitzen sollte. Varus rückte vermutlich erst 7 + nach Ostwestfalen aus, da kämpfte aber Arminius bereits an der Donau. Von den veränderten Verhältnissen in Ostwestfalen der Jahre 6 + bis 8 + könnte er in der Zwischenzeit etwas erfahren haben. Ich schließe aber aus, dass er bereits in Pannonien an Derartiges dachte. Erst nach seiner Rückkehr bzw. Ankunft in Ostwestfalen war er daher imstande sich ein genaues Bild über die Ereignisse zu machen. Vor diesem Hintergrund betrachtet dürfte Arminius in Pannonien noch keine konkreten Absichten oder Pläne gehabt haben, ob überhaupt oder wie er in Ostwestfalen aktiv werden könnte. Seine Überlegungen müssten demnach erst Formen angenommen haben, als er nachdem in Pannonien die Waffen ruhten im Spätsommer oder Herbst 8 + in Ostwestfalen eintraf. Fraglich ist natürlich auch, ob Arminius die Cherusker erst vom Widerstand überzeugen musste, oder ob er von den Daheim geblieben überzeugt werden musste, dass Heft des Handels in in die Hand zu nehmen. Ungeachtet dieser Rand Spekulation war aber von diesem Zeitpunkt an für ihn im Zusammenwirken mit dem Segimer Fürstenhaus immer noch genügend Zeit um die Varusschlacht vorzubereiten. Aber in Pannonien hatte er dazu gelernt und es hatte sich einiges bei ihm eingegraben, was seine spätere Vorgehensweise beeinflusste. In Pannonien gehörten er und seine Männer zu den Auxiliarkräften also den germanischen Hilfsvölkern die ebenfalls allerdings unter geringerem Sold, als die regulären römischen Legionen standen. Sie schickte man bevorzugt in die feindlichen Kampfnester, die für die starre römische Feldschlachttaktik nicht gut geeignet war. Sie waren eher die taktische Feuerwehr in der Hitze des Kampfes und das Imperium nutzte diese aus ihrer Sicht minderwertigen Hilfskräfte um die eigenen Landsleute schadlos zu halten bzw. zu schonen. Wir wissen aus den Überlieferungen auch, dass sich im Pannonienkrieg später auch jene Hilfskräfte gegen Tiberius stellen sollten, die er zuvor genau aus dieser Region für den Markomannen Feldzug rekrutiert hatte. Es muss für Tiberius eine schmerzliche Erfahrung und Erkenntnis gewesen sein, mitten im Gefecht erleben zu müssen, wie der einstige Partner und dies natürlich ohne Vorwarnung ins gegnerische Lager wechselt. Es waren auch Auxiliarverbände die Tiberius in Pannonien gegen Marbod anwarb und mit denen er noch gemeinsam die Thaya aufwärts in Richtung Markomannen Reich zog. Alles mit dem Ziel mit ihnen zusammen Marbod zu besiegen und zu stürzen. Auxiliarkräfte die Tiberius begleiteten, die ihn umgaben und die in Rufweite also in nächster Nähe zu ihm gestanden haben könnten. Und das sogar noch in dem Moment, als man ihm die Nachricht vom Pannonien Aufstand überbrachte. Es muss für jeden Historiker eine beklemmende Vorstellung gewesen, die Tiberius zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht erfassen konnte. Denn genau diese Hilfskräfte vollzogen dann mit ihm zuerst wieder den Schwenk nach Süden in Richtung Donau nach Pannonien. Zogen mit ihm also nahezu die gleiche Strecke wieder zurück bis sie im Kampfgebiet an der Donau eintrafen. Dort wendeten sich dann in einem günstigen Zeitpunkt von ihm ab um gegen ihn die Waffen zu erheben. Zu welchen „Niederträchtigkeiten“ doch so ein pannonisches Volk imstande sein konnte, wenn es darum geht die eigene Existenz zu erhalten und einen eigenen Freiheitswillen zu entfalten. Diese dramatische Szenerie hatte möglicherweise einen aufmerksamen Beobachter und der hieß Arminius und der war Cherusker. Er könnte es hautnah erlebt haben, wie es sich anfühlt, wenn ein vermeintlicher Kampfgefährte plötzlich die Schwerter gegen die ehemals eigenen Leute erhebt. Man kann sich kaum Schlimmeres vorstellen, als wenn man mitten im Kampf ohne Ankündigung vom Nebenmann plötzlich den Schädel eingeschlagen bekommt. Es muss daraufhin unter den Römern und den zu ihnen stehenden Auxiliarkräften eine demoralisierende Fassungslosigkeit ausgebrochen sein, die in diesem Moment kurzzeitig zum Zusammenbruch jeglicher Kampfaktivitäten geführt haben könnte, woraufhin erst einmal ein Horn zum Rückzug blies. Die allgemeine Bestürzung die durch die römischen Reihen ging, wertete Arminius wie ein Zeichen des Himmels, denn dies wies ihm einen bis dato noch fehlenden taktischen Schritt im späteren Freiheitskampf gegen Varus. Man könnte es mal rekapitulieren. Mit der Methode den römischen Heereszug aus dem befestigten Sommerlager herauszulocken übernahm er die Sugambrer Taktik aus der Clades Lolliana, den Hinterhalt schmiedete er wie Abgar von Osroene in der Schlacht bei Carrhae, den plötzlichen „Frontenwechsel“ machten ihm die Pannonier vor, die Zermürbungstaktik um die offene Feldschlacht zu vermeiden erzwang die römische Überlegenheit und der „Engpass im Saltus“, um nicht auch noch an Leonidas zu erinnern, bot ihm die Geographie und er bildete den Abschluss der 3 ½ tägigen Ereignisse im Nethegau. Es kristallisiert sich heraus, dass Arminius für alle seine strategischen Schritte passende Vorbilder gehabt haben könnte, er brauchte also das Rad nicht neu zu erfinden. Alles zusammen genommen könnte und war letztlich die Lösung um Varus kein Entrinnen zu ermöglichen. Alles was Arminius noch fehlte und was er zum späteren Sieg brauchte, lehrte ihn zuletzt die blutige Realität in Pannonien. Arminius ließen die Erfahrungen militärisch reifen und erweiterten seinen Horizont in jeder Hinsicht. Rom zog sich seine Rebellen selbst heran in dem es zuließ, die Söhne hoher germanischer Fürsten in ihr Reichsgefüge aufzunehmen und zu integrieren. Man gewährte ihnen einen Einblick in die Stärken und Schwächen des Systems und wie man sieht manchmal offensichtlich auch noch mehr als ihnen bewusst war. Ungerechtigkeit und Unterdrückung, Gewalttaten und kulturelle Barbarei konnten und mussten die Kampfes willigen Geiseln wie Arminius einer gewesen sein könnte, aus den germanischen Adelsfamilien ebenfalls mit erleben. Wir wissen wie der moralisierend schreibende Tacitus die Tugenden der Germanen gegenüber den römisch dekadenten Gepflogenheiten hochstilisierte und können uns daher gut vorstellen, wie alles auf das Geisel oder den Söldner Arminius eingewirkt haben könnte. So erlebte der germanische Krieger Arminius auch die brutale Zwangsherrschaft der römischen Machthaber in Pannonien. Der pannonische Anführer Bato gab dazu Tiberius nach dem Aufstand die passende Antwort in dem er sagte “Ihr Römer tragt doch selbst die Schuld an unserem Aufstand, schicktet ihr doch zu uns als Wächter keine Hunde und Hirten, sondern Wölfe“. Für Tiberius war dies nichts Neues, er kannte seinen Staat, seine Landsleute und das Erfolgssystem des Imperium Romanum, aber auch er sollte daraus noch seine Lehren im Verlauf seiner späteren Amtsjahre ziehen. Aber Arminius übersah auch nicht die tieferen Gründe die zum Pannonien Aufstand führten und wenn er noch ein Lehrbeispiel für die Inszenierung der Varusschlacht brauchte, so bekam er die letzten Lektionen die ihm die spätere Entscheidung erleichterten in Pannonien. Dieser Krieg lieferte ihm und seinen Gefährten in zahlreichen Episoden, die ihnen tagtäglich bitter vor Augen geführt wurden die Vorbilder, die sie brauchten um sich in Rage zu bringen aber auch um sie erfolgreich in Ostwestfalen anwenden und umsetzen zu können. Aber wie hat man sich denn das alles so vorzustellen. Gleich, ob die verschworene Cherusker Kampfeinheit sich nun irgendwo in den Weiten Illyriens abends am Lagerfeuer die Wunden des Tages verpflegte, oder ob man nach der Rückkehr einen Blick auf die von Fremden besiedelte Weseraue warf, man sah sich zum Handeln genötigt. Vor allem aber fühlte man sich Angesichts der mediterranen militärischen Dampfwalze aufgefordert auch handeln zu müssen und wollte dem Treiben nicht tatenlos zusehen. Die Pannonier hatten ihnen den fliegenden Flankenwechsel vor exerziert, mag er zwei Monate oder auch acht Monate hinter ihnen gelegen haben. In Pannonien machte er die Cherusker noch nachdenklich, in Ostwestfalen lieferte er ihnen aber ihr Handlungsmodell. Arminius wurde auf der staatlichen Rebellenschule des römischen Reiches für angehende Widerstandskämpfer am praktischen Gegner unter Ernstfall Bedingungen erfolgreich geschult also ausgebildet und was er in der pannonischen Praxis lernte war keine Theorie. Auch Varus kannte die Lage und die Verhältnisse in Pannonien. Er wusste ebenfalls um Ursache und Wirkung und auch von den daraus resultierenden späteren Gegenmaßnahmen den Gewaltexzessen und der Unterdrückung der Bevölkerung die Rom ergriff, um wieder Herr der Lage zu werden. Er war informiert. Ein Volksaufstand hatte im Imperium seit Spartakus einen faden Beigeschmack und die alten Ereignisse dürften immer noch lebendig gewesen sein.Der Aufstand der britannischen Icener 61 + unter ihrer Anführerin Boudicca über den uns Tacitus und Dio Berichte hinterließen und der 52 Jahre nach der Varusschlacht statt fand, verdeutlicht wie das Imperium dem Freiheitswillen unterdrückter Stämme begegnete und in Pannonien wird es ähnlich verlaufen sein. Als Arminius später an der Weser eben vor der Gefahr eines konfliktträchtigen Aufstandes a` la Pannonien auch in Germanien warnte, müssen diese Schilderungen für Varus und seinen Offiziersstab, so kurz nach dem Pannonien Krieg wie ein Drohruf geklungen und auf alle beunruhigend und beklemmend zugleich gewirkt haben. Seine Aufgabe bestand darin, den Frieden in Ostwestfalen um jeden Preis zu wahren, so lange Marbod noch einen unberechenbaren und unumschränkten Gegenpol zum Imperium darstellte. Aber besonders die Offiziere die in seinen drei Legionen dienten und gerade erst aus Pannonien zurück kamen, wurden bei dem Wort Aufruhr besonders hellhörig. Ein Volk das rebellisch und aufsässig ist, sich gegen ihre Unterdrücker stellt und sogar zu den Waffen greift und an Aufruhr nicht nur dachte, sondern einen Aufstand auch auslöste, gilt nach unserem modernen Sprachgebrauch als Revolutionär. Im Pannonien Aufstand könnte man daher auch die erste Revolution unserer Zeitrechnung, also der Zeit nach Christi Geburt erkennen. Und ein Aufstand löste wie jedes Aufbegehren eines unterdrückten Volkes Besitzängste innerhalb der betroffenen Oberschicht aus. Dem hohen Maß an Gewalt mit dem das Imperium dem pannonischen Volk entgegen trat, um daraus keinen Flächenbrand entstehen und keinen Übergriff auf Italien werden zu lassen, war bis dato in Mitteleuropa und vermutlich auch darüber hinaus beispiellos und Arminius machte sich die Botschaft die daraus sprach zu nutze. Allein mit der bloßen Ankündigung eines möglichen Aufruhrs und das auch in den Wäldern Germaniens, konnte man Varus erzittern lassen. Sah er sich doch dann im möglichen Zentrum einer Bedrohung. Und war es nicht in Pannonien und Ostwestfalen der gleiche Sachstand, sich gegen eine Unterdrückung zur Wehr setzen zu müssen. Das Prädikat und Siegel „Revolution“ wäre somit gerechtfertigt. Und schon mit einer einfachen Vergleichs Rhetorik zu den Ereignissen in Pannonien könnte es Arminius gelungen sein, die römischen Streitkräfte in die gewünschte Richtung hin, zum germanischen Aufrührer zu dirigieren. Das sich dann aber der anfänglich nur als Schreckgespenst künstlich zur Schau gestellte Aufruhr, später doch in eine Schlacht der Weser Germanen gegen Rom verwandeln sollte, ließ aus der Ankündigung einer Schlacht einen Akt mit revolutionärem Charakters werden. Arminius wurde daher auch besonders in der DDR als Befreier vom „Sklaventum" verehrt, während man ihn in Westdeutschland eher in die Ecke der „Volkstümelei“ stellte. Damit hätten wir es sogar mit der ersten Revolution in einer Region zu tun, die heute zum Deutschen Staatsgebiet zählt und damit ergo auf deutschem Boden statt fand. Das sich mit dem taciteischen Wort „Teutoburgiensi“ auch noch eine römisch/deutsch/italienische Sprachparallele bis in unsere heutige Zeit erhalten hat, ist da schon fasst eine Ironie der Geschichte. Denn aus dem Wort „Teuto“ aus der gemeinsamen indogermanischen Wurzel „Teuteh“ für Volk entwickelte sich im Altfränkischen das Wort „Theodisce“ aus dem das althochdeutsche Wort „Diutisc“ ein Vorläufer des Namens Deutschland wurde. In Italien folgte man dagegen noch der älteren direkten Wortentwicklung und formte das Wort „Theodisce“ in „Tedesca“ um. Danach bezeichnet man Deutschland auch heute noch in Italien mit dem Namen „Repubblica Federale Tedesca“. Und die Schlacht im Teutoburger Wald wird in Italien unter dem Namen „La battaglia della Selva di teutoburgo“ oder „La battaglia della Foresta di Teutoburgo“ geführt. (5.2.2019)

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Mittwoch, 30. Januar 2019
Zur Begrifflichkeit des „Sommerlagers“ und warum Marbod nicht zu einer Bedrohung wurde
Ohne stark von als unstrittig geltenden historischen Fakten abzuweichen lässt sich auf Basis von Begebenheiten unter Zuhilfenahme von Spekulation und Fiktion ein chronologisches Gerüst hinterlegen, womit sich plausibel, also nachvollziehbar Wissenslücken schließen lassen können. Insbesondere auf die folgenden Ereignisse lässt sich diese Systematik anwenden. Und so könnte es sich zugetragen haben. Varus traf also im zeitigen Frühjahr 6 + auf seinem Weg von Rom nach Vetera in Mainz auf Tiberius. Der dortige Drusus Kenotaph lieferte beiden einen willkommenen Grund für einen gemeinsamen Erinnerungskult. Die Gelegenheit für ein Treffen könnte nicht günstiger gewesen sein und bot sich an, denn es war nach meinem Dafürhalten ein Abstimmungsgespräch zwischen Tiberius und Varus in dieser Phase dringend nötig. Tiberius machte um die gleiche Zeit in Mainz seinen Zwischenstopp auf dem Weg vom „Immensum Bellum“ Krieg nach Carnuntum, wo er im Frühjahr 6 + die Südarmee gegen Marbod von Messallinus übernehmen wollte. Varus könnte in Mainz noch den Auszug der Legionen unter Gaius Sentius Saturninus in den Markomannen Feldzug beobachtet haben, als Tiberius schon nach Carnuntum unterwegs war. Um diese Zeit waren die, wie ich vermute zwei Legionen aus dem Varuskontingent von Vetera bereits über den Haarweg marschierend in Richtung Hachelbich aufgebrochen, um sich Marbod von Norden zu nähern. Und natürlich ist hier die Hypothese noch nicht zu Ende. Varus traf in der Folge in Vetera ein und übernahm dort planmäßig das Kommando über die ihm unterstellten „Rest“ Legionen. Varus ließ das Jahr 6 + aber nicht tatenlos verstreichen und entsandte eine Einheit nach Ostwestfalen die dort die ersten Vorarbeiten für die Landerschließung zu treffen und bereits einzuleiten hatte. Ob er sich selbst schon im Jahr 6 + in Ostwestfalen aufhielt ist denkbar. Ich möchte es aber ausschließen. Varus schätzt man allgemein als Komfort bedacht ein, hatte eine anstrengende Anreise hinter sich und war im Jahr 6 + bereits 52 Jahre alt. Er verbrachte daher möglicherweise das Jahr 6 + noch am Rhein und plante seinen ersten Marsch nach Ostwestfalen erst für das Frühjahr 7 +. Auf Basis dieser Überlegung hätte Varus die Nachricht vom Abbruch des Markomannen Unternehmens noch in Vetera bekommen müssen. Versetzt man sich nun in seine Lage, so hatte er zu entscheiden, wie er die ihm zur Verfügung stehenden Männer richtig einsetzen sollte. Denn Kastelle waren zu besetzen, den Rheinlimes galt es zu bewachen, Infrastruktur war zu schaffen und er selbst wollte noch genügend Legionäre mit nach Ostwestfalen nehmen. Varus war sich der Lage bewusst, dass Marbod nun zur Gefahr werden könnte, richtete seine Strategie danach aus und suchte nach einer Lösung. Tiberius konnte ihm jetzt nicht mehr helfen, denn er kämpfte inzwischen meilenweit weg in Pannonien. Varus war folglich auf sich allein gestellt. Es blieb ihm nun nichts anderes übrig, als seinen germanischen Bündnispartner die Cherusker verstärkter als ursprünglich vorgesehen in die neuen Pläne mit einzubeziehen bzw. ihn auf die Gefahr aus dem Osten einzuschwören.Die Cherusker waren nach dem „Immensum Bellum“ ein geschwächter und untergebener Bündnispartner der um diese Zeit nur in völliger Abhängigkeit und im Einvernehmen bzw. mit Duldung Roms handeln durfte. Sie mussten sich fügen und besaßen keinen Handlungsspielraum für eigenständige Aktionen, wenn sie römische Interessen kreuzten, was sie zu konspirativen Maßnahmen greifen ließ. Durch das tiberianische „Friedensdiktat“ mit Marbod geriet der Erfolgs gewohnte Varus jedoch in die Defensive und musste sich taktischer Schritte bedienen und Marbod gegenüber deutliche Zeichen der Stärke und Entschlossenheit setzen ohne ihm aber direkt die Stirn bieten zu können und zu dürfen. Und symbolische Stoppschilder wie es die Formulierung „bis hierhin und nicht weiter“ gut beschreibt, setzt man nicht einfach nur verbal. Denn eine neue Provinz lässt sich nicht bequem und aus sicherer Distanz von Vetera aus verwalten. Eine feste repräsentative Dependance und Residenz gehört genau da errichtet, wo das zukünftige römische Territorium aus östlicher Sicht betrachtet beginnen sollte und wo es aus westlicher Sicht endete. War dies in den Grundzügen immer schon ein Prinzip von Varus seinen Hauptort prachtvoll aufzuwerten, so stellte sich durch die nach dem Abbruch des Markomannen Feldzuges eingetretene unübersichtliche politische Lage Notwendigkeiten ein, an der Weser Flagge zeigen zu müssen. Je eindrucksvoller neue römische Außenposten am Ende der zivilisierten Welt ausgebaut waren und je aufwendiger, pompöser und voluminöser sich ihre Außenmaße zeigten, um so stärker wirkten auch die Signale, die man davon aussenden wollte. Hier entwarf Varus das, was er sich als das richtige Erscheinungsbild vorstellte und was darauf abzielen sollte, die germanische Welt zu beeindrucken. Um seine bauliche Visitenkarte an der Weser zu hinterlassen blieben ihm bekanntlich nur maximal drei Jahre, die er bis zuletzt nutzte. Gegenüber Marbod steckte darin seit dem Frühjahr/Sommer 6 + bzw. dem unerwarteten Friedensvertrag auch ein gewisses Potenzial an Drohgebärde. Fraglich, ob sich Marbod davon hätte beeinflussen lassen und so könnte auch das Pfeifen im Walde geklungen haben. Aber beschäftigen wir uns bei dieser Gelegenheit nochmal mit einem unserer Hauptdarsteller und werfen einen Blick auf die interessante Vita des P.Q.Varus. Eine wirtschaftlich prosperierende Grenzmark ist seit jeher auch immer Aushängeschild einer überlegenen Großmacht. Kulturelle Errungenschaften sollten die Wirkung eines Schaufenster entfalten, wie wir es nicht nur an der innerdeutschen Grenze im kalten Krieg erlebten. Auch innerhalb der Varusforschung sind sich die Gelehrten über ihn und sein Wesen uneins. Der Literatur ist zu entnehmen, dass er in seinen jungen Jahren enge Kontakte zu Künstlern und Literaten pflegte. Einer von ihnen war der auch in unseren Tagen immer noch häufig zitierte Gaius Cilnius Maecenas besser bekannt unter dem Namen Mäzen. Und bis hier hin klingt vieles nicht nach einer militärischen, sondern eher nach einer schöngeistig, zivilen Karriere und Zukunft des jungen Varus. Man ist sich nicht sicher, ob er in dieser Zeit eine Funktion in der römischen Verwaltung oder beim Militär inne hatte. Schon in den Jahren 21 - / 20 - wurde er von Kaiser Augustus zu seinem persönlichen Finanzfachmann einem Quaestor Augusti ernannt. Des weiteren ist überliefert, dass Varus als Prätor auch Recht sprach. Als Konsul war Varus zudem mit verantwortlich für das gewaltige und nahezu gigantische Bauprogramm des Kaiser Augustus. Und er diente als Proconsul bzw. Statthalter in Africa, wo er für die Rechtsprechung, den Steuereinzug und die Sicherheit der Region verantwortlich war. Die nordafrikanischen Städte Achulla und Hadrumetum die zu seinem Zuständigkeitsbereich gehörten, prägten zu seinen Ehren sogar Bronzemünzen mit seinem Konterfei. Dem höchsten Beamten einer Besatzungsmacht bereits zu seinen Lebzeiten Münzen mit seinem Antlitz zu prägen, mag für die Zeit üblich gewesen sein, kann aber auch anders ausgelegt werden. Man könnte es in zweifacher Hinsicht bewerten. Zum einen weil man ihm voraus eilend huldigen wollte, damit er es mit seinen „Wohltaten“ im Lande nicht übertreiben sollte, da diese wohl zu Lasten der Städte und den jeweiligen Stadtkassen gingen, man könnte den Stadtoberhäuptern aber auch ehrliche Absichten unterstellen. Dann hätte Varus zweifellos Gutes bewirkt. Sehen wir ihn positiv, so könnte er in diesen Städten Nordafrikas seinem Genius folgend jene Taten vollbracht haben, die ihm in jungen Jahren wichtig waren. Er hätte die Kultur und die Architektur gefördert und hätte das Wirklichkeit werden lassen, wie es seinem Lehrmeister Mäzen gefallen hätte. Die Familie war der Architektur offensichtlich sehr zugetan, denn auch sein Neffe Asprenas, obwohl später ebenfalls Legionskommandeur war nach dem Tod seines Onkels Varus auch zuständig für die öffentliche Bautätigkeit in Rom. Man darf sich daher die Frage stellen, wie man unter diesen Voraussetzungen seine Neigung zum militärisch Notwendigen seiner Zeit einzuschätzen hatte. Zweifellos war er wie es im Imperium unvermeidbar war immer eng damit verwachsen, denn das Imperium war ein auf Expansion ausgerichtetes Staatsgebilde. Er war 15 - an den Kämpfen gegen die Helveter beteiligt und auch in Syria war er für sein militärisches Einschreiten mehr berüchtigt als von der Nachwelt geschätzt. Ob sich daraus letztlich ein Hang zum Militärwesen oder ein besonderer Bezug zur kämpfenden Truppe ableiten lässt sei dahin gestellt. Aber die menschliche Seele ist unergründlich und Charaktere ändern sich. Im römischen Imperium waren die Kontraste allgegenwärtig. Literatur, Dichtung, Architektur auf der einen und brutalste Unterdrückung auf der anderen Seite schlossen sich nicht aus. Was haften bleibt ist seine Hinwendung zum Zivilen in all seinen Formen, vermutlich mehr als zum Militärischen. Sein möglicher Wunsch bleibendes schaffen zu wollen, könnte Antriebsfeder seiner Wertevorstellungen gewesen sein. Prägnante bauliche Hinterlassenschaften könnten Ausdruck seines Sendungsbedürfnisses gewesen sein. Die Züge eines von Augustus geprägten und beeinflussten Machtmenschen. Die römische Kultur in all ihren Facetten von der Rechtsprechung über die militärische Überlegenheit bis zur monumentalen Wucht der Präsentation am Beispiel gewaltiger Bauwerke war das Markenzeichen damaliger Zivilisation. Letztlich gereichte es Varus zum Nachteil. Denn auch das wirkungsvollste und nach Osten gerichtete Portal, wie man es sich vielleicht in Deutz vorstellte, als römisches Aushängeschild ins freie Germanien konnte östlich der Weser nur unter wenigen Germanen das römische Leben erstrebenswert machen. Rom war der Zeit um viele Jahrhunderte voraus, aber in Germanien war man noch nicht so weit. Varus schlug an der Weser zwar den Pflock der Zivilisation ein um Zeichen zu setzen, aber er tat auch gut daran gegenüber seinem Gegenspieler Marbod Vorsicht walten zu lassen. So vollzog er einen Spagat zwischen offensiver Siedlungspolitik aber defensiver Militärstrategie, denn er hatte aufgrund seiner angeschlagenen Truppenpräsenz durch die Vakanz seiner Legionen keine andere Alternative. Denn vergessen wir bei alledem nicht die Worte des Zeitzeugen Paterculus (II, 109) der einen Vermerk hinterließ mit dem man auch damals schon den geplanten aber abgebrochenen Angriff auf Marbod legitimierte oder zu legitimieren versuchte. Denn auch nach dem Friedensvertrag ging von Marbod immer noch die altbekannte Gefahr aus. Waren die Worte von Paterculus wahr, so würde Marbod nicht einmal davor zurück schrecken, in die westlich von ihm liegenden, also in die germanischen Gebiete am Main, ins Noricum oder nach Pannonien einzudringen. Und die Gefahr wuchs wieder an und war wieder allgegenwärtig, nachdem sich Marbod mit Glück den ihm drohenden Fesseln entledigte, die ihm beinahe durch Tiberius auferlegt worden wären. Im Frühjahr 6 + sonnte sich Marbod noch in seinem Erfolg, der ihm ohne sein dazutun in den Schoss fiel und hatte Ostwestfalen „noch“ nicht im Sinn. Um die Gunst der Stunde zu nutzen hätte Marbod bereits im Sommer 6 + gegen Rom bzw. Varus zu den Waffen zu greifen müssen. Aber dazu könnten ihm seine Markomannen die Gefolgschaft verweigert haben. Und ein Winterfeldzug stand bei den Germanen üblicherweise nicht zur Debatte. Erst im folgenden Jahr 7 + könnte Varus, wenn überhaupt von markomannischer Seite aus ein Angriff gedroht haben, aber da hatten sich die Zeiten bereits geändert, wie ich im weiteren Verlauf noch ausführen möchte. Wie steht es nun um den Begriff Sommerlager den man schon im 19. Jahrhundert in die Welt setzte, im Zusammenhang mit einer möglichen Bedrohung aus Südost. Varus verbrachte nach allgemeiner Auffassung drei, nämlich die Jahre 7 +, 8 + und 9 + den Sommer über immer in der Provinz bzw. an der Weser. Und er bzw. die Legionen sollen wie der Name Sommerlager schon suggeriert, es auch nur über die Sommermonate genutzt haben. Allerdings ist eine derartige Lager Konstellation für das Imperium unter den damaligen Bedingungen noch dazu in Grenzlage unüblich, nicht denkbar und auch nicht logisch. In einem früheren Kapitel beschäftigte ich mich bereits mit der Frage, was mit einem Sommerlager im Winter passiert bzw. in ihm vor geht, wenn die römische Besatzung am Rhein im Warmen sitzt. Wurde eine Winterbewachung zurück gelassen, übernahmen gar die Cherusker selbst diese Tätigkeit oder überließ man es ungeschützt den Wetterverhältnissen. Römische Legionen nutzten Marschlager im Normalfall nur kurzzeitig und ebneten später alles wieder ein. Auf die Dauer geplante Anlagen aber waren keine Marschlager und erst recht nicht in diesem Fall, denn hier war ein Verwaltungssitz im Aufbau. Verlässt ein Feldherr ein derartiges Lager alljährlich für fünf oder sechs Monate im Jahr, um es danach wieder neu zu bewohnen, so sind Vorkehrungen zu treffen. Und hier kommt Marbod ins Spiel dem man trotz dem im Frühjahr 6 + geschlossenen Friedensabkommen zutraute, er könne die römische Schwäche an der Weser nutzen und Ostwestfalen und das auch gewaltsam zu seinem Einflussgebiet erklären. Konnte Varus es sich Angesichts dieser denkbaren Gefahrenlage grundsätzlich erlauben, dass „Sommerlager“ über einen so langen Zeitraum nur schwach oder gar völlig ungesichert zurück zu lassen. Sollte es denn in der Tat ein Sommerlager gewesen sein und sollte Varus es tatsächlich immer über die Wintermonate geräumt haben, so muss es für sein Verhalten auch im Hinblick auf den Gefahrenherd Marbod gute Erklärungen geben, warum er sich diese all herbstlichen, nennen wir sie mal leichtsinnigen Rückmärsche genehmigen und sie riskieren konnte. Die Bezeichnung Sommerlager ist bekanntlich eine ins Leben gerufene begriffliche Fehlinterpretation einer nicht deutbaren Sachlage par Exzellenz, wird aber mangels besseren Wissens gerne genutzt. Entweder war es ein Standlager, also ein auf dauerhafte Nutzung ausgelegtes Kastell und somit auch ein Winterlager, oder es war ein kurzzeitig genutztes Marschlager. Drusus errichtete 11 – der Überlieferung nach ein Winterlager am Elison in dem ich den Ellerbach bei Schwaney sehe. Folglich besaß das Imperium bereits 18 Jahre bevor Varus Ostwestfalen betrat die technischen Möglichkeiten, aber auch den Willen in dieser Region ein Winterlager zu errichten. Und Drusus tat bekanntlich noch mehr, denn er positionierte auch schon Wachtposten - Stützpunkte an der Weser und bestückte sie mit Besatzungen, wie es uns Florus (2,30,26) mit den Worten „Praeterea in tutelam prouinciae praesidia atque custodias ubique disposuit per Mosam flumen, per Albin, per Visurgin“ überlieferte. Trennen wir uns also innerlich von der Vorstellung eines Lagers, dass nur für lauwarme Sommernächte geschaffen wurde und sehen der römischen Realität in Germanien tiefer in die Augen. So könnte man sich vielleicht einer Kompromisslösung nähern in dem man das Sommerlager an der Weser zumindest als ein überwinterungsfähiges Sommerlager bezeichnet. Also ein Lager, dass in den Sommermonaten zwar stärker genutzt wurde, aber auch für die Wintermonate ausgebaut war und auch in dieser Zeit immer noch eine feste römische Wachmannschaft besaß. Und diese Wachmannschaft war auch dringend nötig um gegenüber Marbod Flagge zu zeigen, denn ein Germane auf einem römischen Wachtturm hätte nicht nur auf die Markomannen etwas befremdlich gewirkt. Das kein antiker Historiker auf diese Sachlage und den Verbleib der Wachmannschaft einging bzw. darauf hin wies ist verständlich, denn es verblasste letztlich in Anbetracht der für das Imperium weit aus bedeutungsvolleren Niederlage. Das Varus selbst kein gesteigertes Interesse daran hatte sich die Wintermonate an der Weser um die Ohren zu schlagen, wäre ihm zuzutrauen und das er den Rückmarsch auch in stattlicher Begleitung antrat auch, denn das Weserlager hatte noch nicht den erforderlichen und gewünschten Ausbauzustand erreicht und es war nicht vergleichbar mit dem drusianischen Winterlager am Elison, dass man unter anderen Umständen errichtete bzw. errichten musste. Statthalterschaften waren auch im römischen Reich Funktionen auf Zeit und Abruf. Man vermutet, dass Varus etwa von 7 - /6 – bis 5 - /4 – kaiserlicher Statthalter in Syria war. Also hielt er sich demnach auch in Syria nur maximal 3 Jahre, eher sogar noch kürzer auf. Seine Mission und Hauptaufgabe in Ostwestfalen bestand darin, den ersten Schritt zur Schaffung einer neuen Provinz einzuleiten nach ihm sollten sicherlich noch viele andere Römer die Statthalterschaft in Ostwestfalen antreten und ihm in seinem Amt folgen, wenn alles nach Plan verlaufen wäre. Staatsbedienstete die in seine Vorleistungen einsteigen und sie weiter führen sollten um dann auch aus dem winterfesten Sommerlager im Endstadium eine feste römische Provinzhauptstadt zu machen. So wie man es aus Gallien gewöhnt war, wo man auch die keltischen Oppida als römische Keimzellen nutzte. Daraus lässt sich bekanntlich auch schließen, dass sich in der Nähe von Corvey/Höxter ein cheruskischer Hauptort bzw. Fürstensitz befunden haben dürfte. Die Cherusker wurden nun besonders durch das unkalkulierbare Erstarken des Markomannen Königs Marbod wie ich apostrophierte für Varus zu einer wichtigen Stütze. Ebenfalls Germanen wie die Markomannen war für Rom gerade dieser Bündnisvertrag mit den Cheruskern von besonderer Bedeutung und vermutlich bekam dieser Friede zwischen Römern und Cheruskern dadurch noch einen höheren Stellenwert. Dazu will aber das uns von den antiken Historikern überlieferte Wissen nicht passen. Denn einen, wenn auch kleineren Bündnispartner brüskiert man nicht, wenn man ihn noch braucht. Varus aber tat es. Denn es hielt ihn nicht davon ab, den Bogen mit den Cheruskern zu überspannen und ihn auszureizen. Strebt man aber an, sich einen Partner ins Boot zu holen und diesen fester an sich zu binden, der fortan mit helfen sollte die römische Politik in Germanien umzusetzen, so geht man anders vor. Cherusker sollten sich am gesamten Aufbau der neuen Kolonie beteiligen um im Gegenzug von den Segnungen römischer Zivilisation profitieren zu können. Varus könnte in diesem Punkt nun eine eklatante Fehleinschätzung der germanischen Verhältnisse unterlaufen sein. Klaffte das Gefälle zwischen Oberschicht und Unterschicht vom Sklaven über den römischen Bürger bis zum Ritter bzw. Senatorenstand im Kernland Italien und den vom Reich annektierten Regionen auseinander, so existierte in Germanien noch eine Ebene gewisser Gleichberechtigung. Varus beging hier möglicherweise den Fehler anzunehmen, dass Art und Weise seines Umganges mit den germanischen Bauern von der germanischen Oberschicht gedeckt würde. Vermutlich nahm er an, man würde oben weg schauen, wenn Germanen niederen Ranges ausgepeitscht wurden. Die gewachsene germanische archaische Gesellschaftsform kannte und trennte dies jedoch nicht so stark und differenzierte daher auch nicht so wie Varus es vermutete. Sein Verhalten insbesondere seine Rechtsprechung kam daher beim ganzen Stamm und auch im cheruskischen Fürstenhaus gegen seine Erwartungen nicht gut an. Römische Legionäre die auf sein Geheiß hin Leute aus der Mitte des germanischen Volkes bis zum möglichen Tod bestraften waren ein „No - Go“. Nur daraus ließe sich schlussfolgern und begründen, dass Varus der Annahme verfiel, die Oberschicht würde ihm auch bei möglichen Auseinandersetzungen mit Marbod ergeben folgen. Er ging davon aus, dass die einfachen germanischen Kleinbauern im Kriegsfall ihren Fürsten widerspruchslos folge zu leisten hatten. Vermutlich unterschätzte er den Einfluss der Sippen. Denn so funktionierte das Zusammenspiel in Germanien nicht. Varus brauchte die Cherusker in jeder Hinsicht, ob es nun darum ging sie am Aufbau zu beteiligen oder als Auxiliareinheiten gegen Marbod in den Kampf zu schicken und beging hier einen seiner Kardinalfehler in dem er sie gegen sich aufbrachte. Nachdem Marbod das Jahr 6 + passiv verstreichen ließ, schreiben wir nun das Jahr 7 +. Die Strukturen in Ostwestfalen hatten nun Formen angenommen. Landwirtschaftliche Höfe nach römischem Muster waren entstanden, die Verbindungswege wurden ausgebaut und die nötigen Lagerkomplexe und Vorratsgebäude wurden errichtet. Marbod wurde über alles Bericht erstattet. Er ließ sich über das Zusammenwachsen der germanischen Bevölkerung mit den Unterdrückern berichten und erfuhr auch von einer gegenüber Rom stark positiv beeinflussten germanischen Führungsschicht unter dem Fürsten Segestes und damals möglicherweise auch noch Segimer. Marbod musste folglich davon ausgehen, dass ihm in dieser Phase im Angriffsfall sogar noch ein römisch/germanisches Koalitionsheer entgegen treten könnte. So nahm er von seinen Angriffsplänen Abstand, die er möglicherweise hatte. Die Weserfront blieb daher auch 7 + ruhig. Varus konnte also auch im Herbst 7 + Ostwestfalen unbehelligt verlassen, ein Wachkommando hinterlassen und am Rhein das nächste Frühjahr abwarten. Im Frühjahr 8 + bekam Marbod möglicherweise die Nachricht aus Pannonien, dass dem dortigen Aufstand der Zusammenbruch drohte. Ihm war klar, dass danach automatisch wieder römische Legionen für neue Kämpfe frei würden und er musste falls er vertragsbrüchig werden sollte mit einem erneuten Feldzug gegen ihn rechnen. Dieser Einschätzung nach lösten sich spätestens im Sommer 8 + als Bato der pannonische Anführer die Waffen strecken musste, seine Pläne in Luft auf, noch in irgendeiner Form Ansprüche auf Ostwestfalen zu erheben. Selbstverständlich ist diese Darstellung Fiktion, denn Marbod könnte auch noch viele andere Gründe gehabt haben die dagegen sprachen sich kriegerisch in Ostwestfalen bemerkbar zu machen und nicht nur die, die ich hier näher zum Thema gemacht bzw. als mögliche Argumente angeführt habe. Die Spekulationen beruhen einzig auf den vorgegebenen Tatsachen der Zeit und der politischen Einschätzung jener Jahre, aber vor allem basieren sie auf der Aussage von Paterculus, der Marbod die grundsätzliche Neigung unterstellt hat, Kriege nach Gutdünken auch in die Großregion zu tragen. Denn seine Aussage klingt, da er erfahrener Berufsoffizier war nicht danach, als ob er Marbod eine Kriegslust nur unterstellen wollte um damit den Einmarsch von Tiberius besser rechtfertigen zu können. Vorgeschobene Rechtfertigungen hatte das Imperium sicherlich nicht nötig. Natürlich bekam auch Varus die Nachricht von der Niederwerfung des Pannonien Aufstandes und konnte also auch im Herbst 8 + wieder sorgenfrei im Herbst die Weser gen Rhein verlassen. Im diesem Jahr 8 + könnten die Cherusker die römische Unterdrückung auch am Stärksten zu spüren bekommen haben. Denn als Varus die Nachricht bekam, dass die für Marbod und Pannonien abgestellten Legionen zu ihm wieder unterwegs seien, weckte dies wieder seinen alten Ehrgeiz. Seine Sorge vor Marbod löste sich auf und er brauchte die Cherusker nicht mehr für seine Verteidigungspläne. In diese Zeit hinein passen auch die antiken Überlieferungen, wonach die Germanen bedauerten, dass ihre Schwerter schon korrodierten. Möglicherweise war Varus im September 8 + gerade dabei in Anreppen die Lippeschiffe zum Rhein zu besteigen, als sich von Beverungen Weser aufwärts eine Kriegerschar näherte. Bei genauem Hinsehen konnte man feststellen, dass es sich dabei um jene Cherusker handelte, die Tiberius in Pannonien bei der Niederwerfung des Aufstandes halfen und nun wieder in ihre Heimat zurück kehrten. An ihrer Spitze ritt Arminius. An der Weser angekommen trafen sie nach zweijähriger Abwesenheit auf all das, was Varus in der Zwischenzeit mit den Cheruskern gemeinsam aufgebaut hat und sie waren beeindruckt, wenn auch nicht im Positiven. Denn ein winterfestes Sommerlager mit römischer Besatzung hatten sie eigentlich nicht erwartet. Von diesem Moment an wurde an der Weser der historische Zeitenwechsel eingeläutet. Ein Ereignis, dass sich an manchen Stellen noch bis in unsere Tage auswirken und bemerkbar machen sollte, auch wenn man das dazugehörige Denkmal etwas zu weit nordwestlich errichtete. Denn nun begann Arminius im Zusammenwirken mit seinem Vater Segimer eine Strategie zu entwickeln die nötig war, um das römische Joch über Ostwestfalen abzuschütteln. Sie hatten genügend Zeit für Ihre Vorbereitungen. Irgendwann im Sommer 9 + wird auch Marbod erfahren haben, dass im Nethegau ein Konflikt schwelt. Ein Konflikt deren Ausgang er nicht einschätzen und daher gelassen darauf reagieren konnte. (18.2.2019)

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Freitag, 25. Januar 2019
Wie gut kannten sich Varus und Marbod - Ostwestfalen nach dem Pyrrhusfrieden des Jahres 6 +
Der Römer Varus hatte dem Germanen Marbod etwa 16 Jahre an Reife und Erfahrung voraus, da er um diese Jahre älter war als er. Als Varus etwa 7 + die Statthalterschaft in Germanien antrat war Marbod der 8 - zum Oberhaupt ernannt wurde bereits 15 Jahre König der Markomannen und eine feste Größe in Germanien. Ob sich Varus und Marbod in früheren Jahren in Rom begegneten kann angenommen werden, da es in der Hauptstadt dafür immer genügend Anlässe gegeben haben dürfte. Ihre Wege könnten sich sogar mehrfach gekreuzt haben, zumindest aber kannten sie sich dem Namen nach. Marbod könnte ihn je nach dem wie sie zueinander standen, als er nach Germanien entsandt wurde sogar wie einen alten Freund begrüßt haben oder umgekehrt. Marbod könnte aber auch einer der ersten Germanen gewesen sein, der überhaupt davon erfuhr, dass man Varus die angesehene Statthalterschaft übertrug und das ihm ein Gebiet unterstellt wurde, das recht nahe an seine nordwestliche Einflusssphäre stieß. König Marbod und Statthalter Varus werden in diesen Jahren mit zu den einflussreichsten Führern nördlich der Alpen gezählt haben. Und da Nähe auch immer Rivalität und Neid erzeugt, was wiederum gegenseitiges misstrauisches Belauern auslöst, könnten beide in einem interessanten Verhältnis zueinander gestanden haben. Bis zu dem von mir Pyrrhus Frieden genannten „Waffenstillstandspakt“ im Jahr 6 + zwischen Tiberius und Marbod war die Machtfrage klar geregelt, denn das Imperium gab den Ton an. Als Varus dann aber ein Jahr später nach Ostwestfalen zog, stand sie zur Disposition. Varus entstammte, heute würde man sagen dem auswärtigen Dienst, war ein Mann mit dunkler Vergangenheit und zweifelhaften Verdiensten die er sich vor allem in der Provinz Syria erwarb. Marbod hingegen stand ihm in Sachen Vergangenheit trotz jüngeren Alters kaum nach und beide waren große Gestalten und Persönlichkeiten unserer deutschen Frühgeschichte. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, möchte ich doch noch einmal bekräftigen, dass wir heute weder von der Existenz eines Varus noch der eines Marbod und ihrer beider Lebensverläufe eine Sterbens Silbe erfahren hätten, wenn uns nicht die antiken Historiker von ihnen berichtet hätten. Blickten wir heute ohne dieses Wissen zurück, so täte sich vor uns nur ein weiteres großes schwarzes Loch auf und unsere historischen Forschungsbemühungen wären noch ärmer an Substanz, als sie ohnehin schon sind. Vor dem Hintergrund dieses, unseres tristen Unwissens über die ersten nahezu jungfräulichen Geschehnisse nach der Zeitenwende auf germanischem Boden, erscheint uns das Leben des Germanen Marobodum, wie sich König Marbod in lateinischer Sprache schreibt erstaunlich sprudelnd und turbulent wie kaum eine andere Personenbeschreibung am Anfang unserer Zeitrechnung. In einer Epoche in der sich noch alle germanischen Quellen über viele Jahrhunderte betrachtet in Schweigen hüllen, präsentieren uns die antiken Historiker in Marbod das Bild eines Mannes, der uns auch viel über seine germanische Seele und Denkweise verrät. In einer Zeit in der wir unsere Vorfahren nur durch die dicke Brille verschwobener Mythen und belastet von unbeweisbaren und unbeglaubigten Legenden kennen lernen, sehen wir uns in Marbod erstmals einem Germanen gegenüber, den wir plastisch betrachtet schon fasst mit unseren Händen greifen können. Ausgenommen des Arminius und wenigen anderen erfahren wir, dass unsere Altvorderen der ersten Jahrzehnte nach dem Jahre Null auch intelligente Taktiker und Strategen aus Fleisch und Blut sein konnten. Und es waren keine Walhalla besessenen, heroisierenden und Keulen schwingenden Phantasten, die nur auf die nächste Walküre warteten, die vorbei flog um mit ihr allem Irdischen entweichen zu können. Diese Fiktion passt daher auch ganz und gar nicht zu dem, was uns später im hohen Mittelalter des 13. Jahrhunderts in der Edda über unsere Altvorderen an Heroischem hinterlassen wurde. Es waren definitiv Menschen die einem zivilisatorisch höher stehenden Imperium auch damals schon gefährlich werden konnten und es auch wurden. Wer sich anhand der antiken Überlieferungen ein Bild von Marbod macht ist überrascht von den bizarren Wendungen die seine Vita nahm. Er personifiziert geradezu einen germanisch römischen Karriereverlauf höher gestellter Personen aus der damaligen Oberschicht, sowie deren Leben mitsamt der darin enthaltenen Brüche. Ein Schicksal wie es für die damaligen Zeiten aber möglicherweise gar nicht so untypisch war. Sein stürmisches Leben ließe sich  in einem einzigen Hollywood Streifen nicht verfilmen. Aber bei allem bescherte ihm das Schicksal doch noch ein recht langes Leben. Einem Himmelszeichen kommt es uns daher vor, dass er im gleichen Jahr verstarb, wie sein großer Widersacher Tiberius, nämlich erst im Jahre 37 +. Noch von Tiberius selbst wurde er 8 - zur bitteren Kapitulation gezwungen woraufhin der Stamm nach Osten abwanderte, im Jahre 6 + entging er seiner Vernichtung nur mit Glück, blieb aber durch die vertrackte Lage nach dem Friedensschluss für Germanien und auch das Imperium weiterhin unberechenbar. Erst 17 + zeigte ihm eine Allianz verschiedener Germanenstämme seine Grenzen auf und brachte ihn an den Rand einer Niederlage, wovon er sich nicht mehr erholte und von wo an er an Bedeutung verlor. Ob Rom dabei seine Finger im Spiel hatte ist unbekannt. Seine verschlungene aber diplomatische Gabe dem Imperium gegenüber wechselnd zwischen Loyalität und Unterwürfigkeit bei gleichzeitiger Risikobereitschaft und riskantem Taktieren war erfolgreich. So erkaufte oder erschlich er sich letztlich doch noch einen besinnlichen Altersruhesitz in Ravenna. Aber im Jahre 6 + im Alter von damals 36 Jahren wurde er  für das Imperium zu einer ernst zunehmenden Gefahr, der man nicht mehr untätig zuschauen wollte. Er übertrieb es, gewährte den Feinden Roms Asyl und unterstützte außerdem noch die Widersacher des Imperium unter den elbgermanischen Stämmen. Wann Tiberius genau die Entscheidung traf, ihn anzugreifen weiß man nicht. Es könnte in die Zeit gefallen sein, als er erkannte, dass die Ziele des „Immensum bellum“ erreicht waren, also irgendwann im Jahr 5 +. Paterculus machte dazu den passenden "Wink mit dem Zaunpfahl", als er notierte, dass es jetzt nur noch die unbesiegten Markomannen geben würde. Sein Hinweis ist da recht aufschlussreich und lässt das Kommende erahnen. Zudem bestand in den rheinischen Legionslagern die latente Gefahr einer strukturellen Disziplinlosigkeit, wenn römischen Legionen eine zu lange Untätigkeit und ein tristes Lagerleben drohten. Tiberius wusste es zu vermeiden. Da der „Immensum bellum“ der sich durch die norddeutsche Tiefebene und die Mittelgebirge erstreckte kein Selbstzweck war und den militärisch territorialen Interessen diente, ging man danach den gebotenen nächsten Schritt an und beschloss in etwa zur gleichen Zeit auch die Gründung einer neuen Provinz in Ostwestfalen ins Auge zu fassen.  Beide Planungen entsprachen bekannter römischer Machtpolitik und liefen nach einem Prinzip des Automatismus hintereinander bzw. parallel zueinander ab. So fiel zum einen die Wahl des Kaisers auf den bewährten Varus aus gutem Hause und zum anderen traf Tiberius seine ersten Vorbereitungen zum entscheidenden Schlag gegen Marbod. Der Versuch beide Abläufe minutiös bzw. chronologisch gegeneinander zu stellen wäre eine interessante Herausforderung.  Man könnte, ja man muss vielleicht auch annehmen dürfen, dass sich damals Varus und Tiberius irgendwo in Germanien getroffen haben könnten und da Tiberius spätestens im Frühjahr 6 + schon bei Carnuntum stand, könnten sich auf seinem Ritt von Westfalen an die Donau ihre Wege an einem Schnittpunkt "X" gekreuzt haben. Varus ritt als gerade erst ernannter Statthalter in den Norden und Tiberius der für ihn in Ostwestfalen kurz zuvor das "Grobe" erledigt hatte, war unterwegs in den Südosten. Es könnte zwischen Varus und Tiberius auf einen Kuhhandel hinaus gelaufen sein. Denn Varus brauchte Männer für seine Ostexpansion und Tiberius brauchte Männer gegen Marbod. Aber Tiberius stellte die Bedingungen auf, da sie Priorität hatten, weil sie militärischer Notwendigkeit entsprangen und zudem seine Planungen schon früher einsetzten.  Da Tiberius schon im Frühjahr 6 + gegen Marbod aufbrach, musste er also bereits im Jahre 5 + fest gelegt haben, welche Legionen er aus Mainz und welche er aus dem Norden dazu abziehen musste. Nach Carnuntum südlich von Wien, wo er die Südarmee übernahm hatte er sich demzufolge schon unmittelbar nach oder sogar schon während des „Immensum bellum“ auf gemacht. Wie uns sein "Drususritt" in jüngeren Jahren zeigte, war er im schnellen Überwinden großer Distanzen vielleicht noch geübt. So eng könnten die Ereignisse zu einander verlaufen sein, dass Varus als er sich aus Rom kommend über Mainz in eines der Standlager am Niederrhein begab, sogar noch den Ausmarsch der zwei oder drei Legionen aus der Mainzer Garnison in Richtung Marbod mit beobachtet haben könnte. Saturninus und Varus waren sich nicht fremd, sie kannten sich da sich ihre Lebenswege schon 12 Jahre zuvor kreuzten. Sie überschnitten sich, als Varus in den Jahren 7 – oder 6 – seinen Dienst in der Provinz Syria antrat. Denn dort übte vor ihm Gaius Sentius Saturninus nun Oberbefehlshaber am Rhein die Funktion des Statthalters aus. Varus löste ihn folglich Syria ab, wodurch Saturninus für andere Aufgaben frei wurde. So könnten sich, wie ich spekuliere im Jahre 6 + als man sich in Mainz traf zwei alte Bekannte wieder getroffen haben. Man kannte sich also und je nach dem wie man sich verstand, war es möglicherweise ein beiderseits gewünschtes Aufeinandertreffen. Vor allem durch die politische Lage bestand für dieses Treffen eine besondere Notwendigkeit. Denn insbesondere im Jahre 6 + war es unvermeidbar, dass man sich vorher noch mal über die Truppenstärke einigte und die Details abzustimmen hatte. Varus wird darauf gedrungen haben, dass die niederrheinischen Legionen nach dem Ende der Kämpfe mit den Markomannen zügig zu ihm zurück beordert werden sollten, da er sie für seine Ostwestfalen Mission benötigte. Er konnte nicht ahnen, dass er wegen des Pannonien Aufstandes noch länger auf sie warten musste als ihm recht war. Denn wie ich vermute bis zum Jahre 9 + und selbst dann konnte er sich nur mit dem begnügen was ihm der Krieg an Männern übrig ließ. Und natürlich war auch Tiberius in Mainz dabei, denn er stand ihnen beiden vor und hatte die Befehlsgewalt für den Markomannen Feldzug. Tiberius übernahm die Legionen in Carnuntum, wo sie bereits der dortige Befehlshaber Marcus Valerius Messalla Messallinus gesammelt und aufgestellt hatte, so wie es auch Saturninus in Mainz tat. Ich möchte nicht ausschließen, dass Tiberius aufgrund der Distanz den Legionen aus Carnuntum auch nur entgegen ritt. Denn er auch er hätte dann aus dem „Immensum bellum“ kommend nicht unbedingt noch bis ins weite Carnuntum reiten brauchen. Denn in meiner überschäumenden Phantasie sah ich Varus ja die Jahreswende 6 + / 7 + schon in Vetera begehen. Etwa im April oder Mai 6 + könnte der römische Spuk gegen Marbod zu Ende gewesen sein. Varus wird kurz darauf erfahren haben, dass gegen alle Planungen und Ziele Marbod ein freier Mann war und bis auf Weiteres auch bleiben würde. Sein Prestigegewinn dürfte enorm gewesen sein und er erfreute sich bester Gesundheit. Hinzu kam, dass keiner seiner Mitstreiter dem Kampf gegen das Imperium zum Opfer fiel, weil es keinen Kampf gab. Marbod also noch über seine komplette Schlagkraft verfügte. Die Wege von Varus und Tiberius lassen sich sicherlich nicht in Analog zu einander setzen, aber es dürfte unstrittig sein, dass die abrupte Kehrtwende von Tiberius mitten im Markomannen Feldzug auch Auswirkungen auf die Ostkolonisation des Varus gehabt hatte. Welche Schlüsse sollte und musste nun Varus aus dem zwischen Tiberius und Marbod geschlossenen plötzlichen Friedensvertrag ziehen und kannte er überhaupt den genauen Inhalt dieser Vereinbarung bzw. wollte Tiberius, dass alle Welt einschließlich Varus die Details erfuhr. Eher nicht, denn derartiges geschieht in der Regel im Verborgenen bzw. im Vieraugengespräch, denn Zettel schob man sich damals noch nicht unterm Tisch zu. Wie nicht anders zu erwarten, wurde der „heldenhafte“ Pyrrhusfrieden von römischer Seite wie ein kampfloser Sieg über Marbod dargestellt. Aber die Fakten sprechen für Marbod`s Glaubwürdigkeit. Und der Faktor Glaubwürdigkeit ist auch immer grundsätzlich ein stiller Helfer bei der Analyse historischer Begebenheiten. Unter diesem Licht betrachtet muss daher auch all seinen anderen Aussagen eine hohe Bedeutung beigemessen werden. Man kann Angesichts römischer Erfolgsverliebtheit auch andere „Siege“ wie später die des Germanicus aus ähnlicher Sicht bewerten. Tiberius wird über seinen Nachrichtendienst das Ergebnis der Unterhandlungen mit Marbod an Varus weiter gegeben haben und Varus musste sich ungeachtet des genauen Kenntnisstandes darauf verlassen und sich dem Ergebnis stellen. Es blieb ihm auch nichts anderes übrig. Varus war seit der Botschaft von Tiberius klar, das der Osten also auch weiterhin von einem starken Germanenkönig beherrscht wurde. Varus wird sich beraten haben, denn sein Plan bestand schließlich darin, sich nun in den Randbereich des Marbod`schen Einflussgebietes zu begeben. Dies kann im Frühsommer 6 + die Pläne von Varus stark mit beeinflusst haben. In dieser Phase unmittelbar nach dem Friedensvertrag ist auch noch eine direkte Kontaktaufnahme zwischen Varus und Marbod denkbar, da sie sich wie ich annehme, persönlich gekannt hatten. Aber Marbod, der nun auf der Höhe seiner Macht angekommen war und mit einem großen Feldherrn und ehemaligen Widersacher wie Tiberius auf Augenhöhe verhandeln konnte, dem lag vielleicht gar nichts daran ein Vasallen Gespräch mit einem in diesem Fall untergeordneten und vielleicht sogar Befehls abhängigen Statthalter wie Varus zu führen. Für Marbod, zumindest ist es ihm zuzutrauen, war daher Tiberius der ebenbürtige und einzig respektable Verhandlungspartner und keine lokale römische Größe wie etwa ein Varus. Vom fiktiven Hauptort des Marbod mit Namen Maroboduum bzw. Marobudum bis Corvey an der Weser, dem nicht nur von mir favorisierten römischen Sommerlagerstandort hatte ich eine Luftlinie von etwa 280 Kilometern gezogen. Und auch von Marobudum bis zu den Mainquellen an denen das Reich von Marbod von Westen aus betrachtet schon fasst begann, waren es auch für die damalige Zeiten keine unüberbrückbaren Distanzen. War es denn undenkbar, dass ein nun entfesselter und vor Kraft strotzender Marbod es nicht sogar wagen würde, dem Imperium in den Rücken zu fallen, in dem er die nur noch mäßig widerstandsfähigen Weserlegionen überrennen könnte. Viele germanische Stämme der Region wüsste er nach der neuen geomilitärischen Lage sicherlich auf seiner Seite. Marbod hätte aber auch Druck auf die Germanen beiderseits der Weser ausüben können, sich nun selbst und ohne ihn gegen die Schaffung einer neuen römischen Provinz zur Wehr setzen zu können. Spätestens hier stellt sich natürlich auch die Frage, ob Marbod im Vorfeld über die Pläne, dass man gegen Varus zu Felde ziehen wollte informiert bzw. vielleicht sogar teilweise eingebunden war. Wenn die antiken Chronisten von den vielfachen aber vergeblichen Bemühungen von Segestes wussten Varus zu warnen, dann wusste auch Marbod davon. Und wenn ja, ab wann kannte er die Pläne von Segimer und Arminius. Auch Marbod war in einer schwierigen Lage, denn für welche Seite hätte er dann die Partei ergreifen sollen oder können und wie schätzte er den Ausgang der Schlacht ein. Die von ihm später bekannt gewordene Beurteilung spricht dafür, dass er zwar etwas missgünstig gestimmt vom germanischen Sieg überrascht war, ihn der Sieg aber wiederum auch nicht sonderlich erstaunte, da die Varus Legionen aus seiner Sicht nicht vollzählig angetreten waren. Was aber trieb vor diesem Hintergrund Segestes an Varus warnen zu wollen. Auch dafür ließen sich eine Reihe von Szenarien entwerfen. Sie reichen von möglicher Komplizenschaft mit Marbod als auch von der Sorge getragen zu sein, Marbod könnte die Macht an der Weser anstreben, wenn Varus gefallen war. Marbod hatte einige Fäden in der Hand und er hätte in vielerlei Hinsicht die unterschiedlichsten Machtkarten in einer explosiven Region ausspielen können, in der die Germanen geschwächt waren und aus der die Römer Truppen abziehen mussten, also ebenfalls nicht riskant agieren durften. Marbod für eine größere germanische Allianz in dieser Zeit zu gewinnen schien ebenfalls greifbar zu sein, aber Marbod bewegte sich genau so wenig vor der Varusschlacht auf ein Großgermanien zu, wie er es später nach der Varusschlacht auf Bitten von Arminius tat. Er verharrte und blieb bis zuletzt passiv. Aber wer konnte das vorher ahnen. Als ein umsichtiger Feldherr musste Varus jedoch alle möglichen Entwicklungen in Betracht ziehen die ihm von einem machthungrigen Marbod hätten drohen können. Sowohl Varus als auch Marbod werden sich belauscht haben und sich mit verschiedenen Delegationen oder Oberhäuptern anderer Germanenstämme getroffen haben um deren Einschätzung zu erfahren und um rechtzeitig erkennen zu können, wo sich Verbündete gewinnen ließen und wo man einen Komplott schmieden konnte. Und es werden Kundschafter ausgesendet worden sein, um mögliche Truppenkonzentrationen rechtzeitig erkennen zu können. Allesamt Maßnahmen die unsere Altvorderen aus dem Effeff beherrschten. Die Stimmung könnte aufgeheizt gewesen sein. Es war daher wichtig die Meinung anderer Stammesführer zu kennen die sich neutral verhielten, nicht negativ vom „Immensum bellum“ betroffen waren und sich eine gewisse Sonderstellung und Selbstständigkeit im Gefüge der neuen Kräfteverhältnisse erhalten konnten oder auch nur unschlüssig waren. Schließlich sahen sich Varus und Marbod unversehens in einer Konfrontationssituation bzw. in einer neuen Position wieder. Der eine, der gerade dabei war in eine neue römische Grenzmark aufzubrechen und ein nun unberechenbar gewordener Marbod der noch dazu die Zügel in der Hand zu halten schien bzw. die besseren Karten hatte. Die geographische Lage des Harz kanalisiert den Großraum in Mitteldeutschland man konnte ihn nur nördlich oder südlich umgehen und seine geographische Formgebung ließ Varus nun skeptischer in den südöstlichen Korridor bis ins Thüringer Becken blicken. Auch die unlängst vor Tiberius über die Elbe geflüchteten Langobarden wussten, dass sich ein Varus in ihre Richtung begeben würde und ihnen flossen auch die für die damalige Welt aktuellen Nachrichten aus dem Markomannenreich zu. Betrachten wir also den ganzen Raum nicht wie eine nachrichtliche Einöde, wobei ich mir hier einen Querverweis besser gesagt Seitenhieb auf unsere heutige Kommunikationslandschaft Stichwort „Funkloch“ eigentlich ersparen wollte. Die Fürsten und Sippenältesten damaliger Zeit waren sicherlich, wenn auch zeitversetzt über die politische Großwetterlage besser informiert und vernetzter als man es heutzutage annehmen könnte. Varus wurde aber durch den Vertrag mit den Cheruskern wie es so schön überliefert ist, "an die Weser gelockt" und hatte auch die Aufgabe so weit es ging diese Cherusker mit in die römische Interessenslage einzubinden. Dieser mögliche Aspekt einer plötzlich gewachsenen schicksalhaften Verbundenheit zwischen Varus und den Cheruskern gegen Marbod nach dem markomannisch römischen Zwangsfrieden könnte an Bedeutung gewonnen haben. Und sowohl Römer als auch Cherusker könnten durch die neue Entwicklung nun in Marbod auch einen gemeinsamen Feind gesehen haben. In Marbod einen Feind römischer Interessen zu sehen, sah aber möglicherweise allein nur Varus selbst und weniger die Segimer - Cherusker, die in den Markomannen vielleicht nun sogar einen potenziellen Verbündeten sehen wollten. Die Auswirkung dieses Varus`schen Wunschdenkens in den Jahren 7 + bis 9 + könnte seine spätere Blindheit erklären, als er sich zu Gutgläubig den Händen der Segimer Cherusker auslieferte. Ebenso zerschlug sich bekanntlich später auch das germanische Wunschdenken nach der Varusschlacht mit Marbod zusammen zu arbeiten. Die Markomannen unter Marbod wähnten sich in der Zeit als Feldherr Tiberius mit seinen Legionen  weit im Süden in Pannonien stand, wie die heimlichen Herrscher über ganz Germanien. So gesehen war auch das Augenmerk eines Varus vielleicht gar nicht so sehr auf die innergermanisch ostwestfälischen Konflikte gerichtet und er blendete sie aus, als dass er vielmehr dadurch abgelenkt war, was sich nun an seiner Südostgrenze zutragen könnte. Er sah möglicherweise den Wald vor lauter Bäumen nicht, denn die Gefahr für ihn ging wie sich dann zeigen sollte weniger von Marbod aus, als vom Feind im eigenen Haus. Wie wir wissen korrespondierten auch die Einflussgebiete der Markomannen, der Cherusker und der Langobarden stark miteinander und hatten wenn auch nicht unmittelbare gemeinsame Grenzen, so doch über abhängige Kleinstämme Einflussgebiete in denen die Machtverhältnisse ungeklärt waren. Varus befürchtete in den Jahren 7 + bis 9 + vielleicht also eher einen Angriff aus dem Osten, als das er Augen für eine innergermanische Revolte im Nethegau gehabt hätte. Dieses Szenario hatte er vermutlich vernachlässigt und ihm räumte er nicht den nötigen Stellenwert ein. Es wird häufig der historische Fehler begangen in Krisenlagen die Großräume nicht richtig zu bewerten, besonders wenn dahinter oftmals große Distanzen stehen. Wenn wir die Umstände um die Varusschlacht also kompakter betrachten und das sollte man, erkennen wir nun auch, dass die geopolitische Lage nicht an Rhein, Main oder Weser endete, sondern auch Elbe und Donau und weitere Territorien umfasste, beeinflusste und berührte. Etwa so wie Richard Sorge den Ausgang des II. Weltkrieges tausende Kilometer weiter westlich vom tiefen fernen Osten aus stark mit beeinflusst hatte. Ich vertrat die Auffassung, als dass Varus als Gesandter, Bote und der große Friedensstifter des Imperiums zielgerichtet eine Region an der Weser als Etappe zur Elbe ansteuern sollte, und sich dort für ein neues Mittelzentrum in Form einer dauerhaften römischen Civitas zu entscheiden bzw. diese aufzubauen hatte. Ich ließ mich von der Annahme leiten, dass Varus aus diesem Grunde bereits im Laufe des Jahres 6 + also vor seinem Aufbruch im Frühjahr 7 + Kommandos ausgesandt hatte, die die Örtlichkeit auf „Sommerlager - Tauglichkeit“ zu inspizieren hatten. Möglicherweise hatte nun auch das neue Bedrohungsszenarium aus Marobudum unter dem Decknamen „Der unsichere Kantonist“ diese Standortwahl mehr mit beeinflusst als bislang angenommen. Hätte man nach einem wie allgemein erwarteten schnellen Sieg über Marbod die neue Civitas in bevorzugter Weise vielleicht nördlicher ansiedeln und ausrichten wollen, so musste man nun den neuen geopolitischen Veränderungen Rechnung tragen und sie weiter in den Süden, nämlich den Bereich um Höxter und Corvey legen, um die Entfernung zum Rhein zu reduzieren, die Versorgungswege zu verkürzen und um den Raum abzuschneiden. Auch die Mainzer Legionen hätten in einem Krisenfall durch die Wetterau ein Sommerlager im Raum Höxter früher erreichen können, als ein nördlicher gelegenes Sommerlager. Nun also sollen die Mainzer Legionen nach dem Aufmarschplan gegen Marbod im Frühjahr 6 + den Main aufwärts marschiert sein was bedeutet, dass sie sich möglicherweise in die Region Kulmbach oder im südlichen Bereich um Forchheim in einen Sammlungsraum zu begeben hatten. Tiberius zog mit der Südarmee durch das March- und Thayatal in die Region auf Eger/Pilsen zu, wo man den Stammsitz Marobudum vermutet. Von dort bis Höxter durch das Thüringer Becken sind es bei Südumgehung des Harzes lediglich 280 km Luftlinie, während es bis Hameln schon 3o8 km sind. Wenn Marbod in Eger stand, durfte sich Varus also sein Sommerlager nicht zu weit im Norden gesucht haben, denn ein von Marbod schnell vorgestoßener Angriff durch Nordhessen hätte Varus schnell abschneiden und in Bedrängnis bringen können. Die neue militärische Lage musste dem Rechnung tragen, sodass ältere Betrachtungen hinsichtlich der Standortwahl eines römischen Sommerlagers bzw. einer späteren Civitas zu kurz griffen. Die neue Lage gibt der Diskussion um ein Varusschlachtfeld im Nethegau auch vor diesem Hintergrund betrachtet neue Nahrung, denn der Aktionsraum musste demnach nach Süden verschoben werden. Aber im Zuge der Entzerrung der ptolemäischen Koordinaten durch ein Berliner Expertenteam liegt uns zu Maroboudon, dem lateinischen Marobudum noch eine weitere Verortungstheorie vor, wonach man die oberpfälzische Stadt Amberg als Hauptort des Marbod favorisiert. Amberg liegt in südwestlicher Richtung etwa 93 Kilometer entfernt vom Städteschwerpunkt Marienbad/Eger/Pilsen auf der westlichen Seite des Bayrischen - bzw. des Böhmerwaldes. Sollte Amberg Zielpunkt und Stoßrichtung der tiberanischen Legionen gewesen sein, würde diese Überlegung zwangsweise in ein neues Kapitel münden und eine weitere umfangreiche Kette theoretischer Überlegungen auslösen. Welche Feinde Roms aus den elbgermanischen und anderen Regionen die bei Marbod Asyl fanden hätten sich soweit Schutz suchend in den Süden begeben, sich also in diesem Sinne sogar dem Imperium genähert, als sich von ihm zu entfernen. Wenn denn Maroboudon bzw. Marobudum auch das geographische Zentrum des Markomannenreiches gewesen wäre. Hätte sich denn Marbod für eine Region samt Hauptort dort entschieden, bei der der Schutz bildende und abschirmende Böhmerwald in seinem Rücken gelegen hätte. Und wie weit wären ihm die Cherusker, Semnonen und Langobarden  entgegen gezogen um ihn später besiegen zu können. Allerdings hätte ein Markomannenreich mit einem Zentrum westlich des Böhmerwaldes und 50 Kilometer nördlich von Regensburg gelegen in der Tat auch eine größere Bedrohung für das Imperium bedeutet und auch den Abstand zum Rhein verringert. Aber wir kennen die Zentren und die anderen Siedlungskammern des Markomannenreiches nicht und auch nicht ihre östliche oder nördliche Ausdehnung und wir wissen auch nicht, ob der überlieferte Platz Maroboudon im Mittelpunkt des Reiches lag, oder ob der einzige König den ein Germanenreich um diese Zeiten hervor brachte der sich zudem mit dem Imperium auf Augenhöhe sah sich nicht einen Hauptort mit bewusster Tuchfühlung zum Imperium wünschte und schaffen wollte. Ein symbolisches Zentrum mit dem auch er strategische Akzente setzen und Ansprüche geltend machen wollte, während sein Kernvolk östlich des Böhmerwaldes oder nördlich des Erzgebirges siedelte. Amberg mit Maroboudon gleich zu setzen mag zutreffen, aber ungeachtet dessen könnte die Streitmacht von Marbod, die es anzugreifen galt auch strategisch abgewandt in Nordwest Böhmen gestanden haben. Boiohaemum wie es Paterculus nannte, also das Land der keltischen Bojer links als auch rechtsseitig des Böhmerwaldes zu verorten ist aufgrund der stark trennenden Wirkung dieses ausgedehnten Höhenzuges schwer vorstellbar. Denn besonders markante bewaldete Erhebungen hatten wie breite Flüsse und sogar manchmal auch Bäche immer Grenzen ziehende Bedeutung was Völker untereinander entfremdet hat und voneinander abgrenzte. Meine grundsätzliche Hypothese und die damit verbundenen Bedenken, dass für Varus die räumliche Nähe zu Marbod bedrohlich werden könnte, sehe ich dadurch nicht als erschüttert an. Wir wissen um die brisante oder besser gesagt undefinierbare politische Nähe, mit der sich Cherusker und Markomannen gegenüber standen. Das zwiespältige Verhältnisse zwischen den Wesergermanen und den Markomannen wird durch nichts deutlicher, als durch die Geste des Arminius, der mit dem halbverkohlten Kopf des Varus versucht haben soll Marbod für ein Bündnis zu gewinnen, was von diesem aber ausgeschlagen wurde. Statt Marbod damit zu ködern fand der Kopf bekanntlich später seinen Weg zu Kaiser Augustus nach Rom, wo er letztlich in der Familiengruft der Quintilier beigesetzt wurde. Dem glaubwürdigen Marbod verdanken wir auch die Relativierung des Sieges der Cherusker in der Varusschlacht. Denn anders als die Schriftsteller der unterlegenen Römerpartei, die den Sieg über Gebühr hochstilisieren mussten, um damit die vielen strategischen Fehler zu überdecken, hatte Marbod der zweite Machtfaktor in Germanien kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Wohl weniger, dass er den Cheruskern den Sieg vielleicht nicht gönnte, so wollte er aber doch klar stellen, dass es nicht einzig das Verdienst der Arminius Koalition war, dem der Sieg zu verdanken war, sondern das Rom eine gehörige Portion Mitschuld daran trug. Denn Marbod schob die Niederlage nicht nur Varus allein in die Schuhe, sondern gab auch eine andere weitergehende und sehr plausible Erklärung ab. Eine Erklärung die dem Imperium sicherlich nicht schmeckte, weil sie den Finger in die Wunde legte, eine Wunde die nach falscher römischer Strategie roch. Das Ausschlagen des Varuskopfes als auch die kritische Äußerung zum germanischen Schlachten Erfolg zeigt, das Marbod an der Mittelweser weitaus präsenter war, als gemein hin angenommen wird. Eine bislang unter gewichtete Betrachtung. Auch dem Lagerstandort Hedemünden ließe sich aufgrund seiner starken östlichen Positionierung eine Bedeutung im Hinblick auf die Nähe zu den Markomannen beimessen und Varus könnte das Lager als Außenposten bzw. erstes Bollwerk gedient haben. Denn von Eger bis Hedemünden waren es auch nur 241 km Luftlinie. Ob auch Hachelbich von wo aus es bis Eger sogar nur 168 Kilometer sind auch vor diesem Hintergrund zu bewerten ist, könnten weitere Grabungen und Funde zeigen. Bei nördlicher Umgehung des schwer passierbaren hessischen Berglandes könnten die römische Legionen der niederrheinischen Nordarmee über das besser ausgebaute Straßennetz über Anreppen bis etwa Bodenwerder das Markomannenreich im Frühjahr 6 + vom Niederrhein aus auch über Hachelbich ebenfalls gut erreicht haben. Es kann daher auch nicht ausgeschlossen werden, dass die tiberianische Nordarmee also die Niederrhein Legionen statt über die Wetterau auch über Hachelbich gezogen sein könnten. Dann wäre Hachelbich zum Marschlager jener Legionen geworden, die Tiberius aus dem Varuskontingent heraus gezogen hatte. Da Hachelbich für maximal zwei Legionen ausgelegt war, könnte man daraus im Umkehrschluss ableiten, dass Tiberius aus Xanten zwei Legionen gegen Marbod abzog. Aber an dieser Stelle sei auch noch mal an die Überlieferungen von Paterculus erinnert. Denn Saturninus soll „seine Legionen“ „ut per Chattos“ nach Marobudum geführt haben. Da ich es für wahrscheinlich halte, dass man die niederrheinischen Legionen über Hachelbich ziehen ließ bedeutet aber gleichzeitig auch, dass sie in diesem Fall chattisches Stammesgebiet tangieren mussten. Es stehen sich demnach diverse Theorien gegenüber was wir darunter zu verstehen haben könnten, wenn Paterculus schreibt „ut per Chattos“ bezogen auf einen Saturninus der in Mainz aufbrach aber die chattischen Stammlande gar nicht passieren brauchte. Die Chatten sollen oder könnten um diese Zeit zwischen der Wetterau und dem Weserknie bei Bad Karlshafen gesiedelt haben. Ein Siedlungsgebiet der Chatten längst bzw. südlich angrenzend zur Diemel würde sich auch mit meiner Theorie vertragen, die ich im Hinblick auf die Berührungsgebiete der vier beteiligten germanischen Stämme im Zusammenhang mit der Varusschlacht definiert hatte. Anders ausgedrückt, die Nordarmee querte in der Tat Chattenland, aber nicht im südlichen Raum Wetterau, sondern nördlich an der Mittelweser. Und damit hatte auch Paterculus wieder Recht, wenn er schreibt „Sentio Saturnino mandatum ut per chattos excisis continentibus Hercyniae Silvis legiones Boiohaemum“. Saturninius musste folglich die Nordarmee persönlich nicht angeführt haben, war aber trotzdem ihr späterer Befehlshaber, wenn es in den Krieg gegen die Markomannen ging und auch Chattengebiet wurde ebenfalls frequentiert. Tiberius hätte demnach Marbod von drei Seiten aus angegriffen und es wäre zu keinem Zusammenschluss der Xantener mit den Mainzer Legionen gekommen. Segestes der sich auf die römische Seite stellte und dessen Herrensitz ich bei Einbeck 85 Kilometer westlich von Hachelbich lokalisiere, wäre bei einem möglichen Markomannen Einfall nach dem Friedensvertrag diesem sogar noch näher ausgesetzt bzw. ausgeliefert gewesen, als die Weser Cherusker die westlich oder nördlich von ihm siedelten. Vielleicht darf man sogar soweit spekulieren, als dass sich Segestes mit einer römischen Schutzmacht an der Weser auf Dauer gegen einen Marbod besser arrangieren konnte und ihm daher an einer Auseinandersetzung zwischen Römern und Cherusker - Germanen  auf der anderen Flussseite nicht gelegen war bzw. er dem deswegen
kritisch gegenüber stand. Somit könnte ein Segestes der nach dem Urteil der Nachwelt so verwerflich handelte, sogar teilweise auf Reputation hoffen. Wer hätte es ihm vorwerfen wollen, dass er in den Markomannen vielleicht eher eine Gefahr für die Existenz seines Stammes sah, als in den Römern. Vielleicht muss man aber noch den Schritt weiter spekulieren, dass Segestes Ambitionen auf eine Kooperation mit Marbod hatte und seine Pläne noch weiter gingen als allgemein angenommen. An konspirativen Kräften mangelte es jedenfalls auch unseren Vorfahren keineswegs. So ist aber hinter allem wieder unschwer die kluge Federführung eines Tiberius zu erkennen der letztlich erst alles ausgelöst hatte, um nun in dieser komplexen Lage die wichtige Wesergrenze unbedingt festigen zu müssen bzw. halten zu wollen. Ich spekulierte mehrfach über das schlechte Gewissen mit dem sich Tiberius auseinander zu setzen hatte und möchte es auch begründen. Niemand weiß, ob es überhaupt zu einem Pannonien Aufstand gekommen wäre, wenn Tiberius nicht aus dieser Region sieben Legionen für seine Prestigeschlacht nämlich den Markomannen Feldzug abgezogen hätte. Hatte er so schlechte Quellen, dass ihm vorher keine pannonischen Aufstandspläne bekannt wurden. Denn auch einen Pannonienaufstand konnte man nicht über Nacht vom Zaun reißen. Sollte Tiberius von der Gefahr gewusst haben und trotzdem die Legionen abgezogen haben, so träfe ihn eine weitere Schuld. Aber auch unabhängig davon zu urteilen hätte Tiberius in diesem Moment die größere Schuld auf sich geladen. Denn war denn dieser Kampf gegen die Markomannen wirklich letztlich so bedeutungsvoll um dafür die gesamte Donaufront zu entblößen. Er hätte damit folglich die Pannonier erst zu ihrem Aufstand ermuntert haben können. Das diese vielleicht mehr private aber letztlich gescheiterte tiberianische Markomannen Eskapade der späteren Varusschlacht römischerseits die nötige Kraft raubte, konnte auch ein Tiberius nicht voraus sehen. Ein Schlachtenszenario zu überschauen, dass sich über drei Kriegsschauplätze erstreckte und sie miteinander verkettet waren, nämlich das Markomannenreich, das Pannonien Gebiet und Ostwestfalen konnte im Winter 6+/7+ selbst der kühnste Phantast unter den römischen Feldherren nicht voraus ahnen. Als Tiberius in Pannonien stand, waren die Augen aller im Imperium auf Varus gerichtet, der den wichtigen östlichen Vorposten bzw. den Brückenkopf unter der späteren Brunsburg an der schwachen Ostgrenze halten musste. Alle stellten sich die Frage, ob es Varus in dieser heiklen Lage schaffen würde, die nordöstliche Aussengrenze zu halten und in Ostwestfalen die Oberhand behalten. Just in der Zeit, als Tiberius in Pannonien stand um das römische Kernland zu retten. Eine Rettungsaktion, die möglicherweise sogar auf sein eigenes Verschulden zurück zu führen war weil sie vermeidbar gewesen wäre. Als Pannonien auf stand erkannte Tiberius seine Fehlentscheidung. Und Tiberius erkannte noch mehr, denn vielleicht schon in dem Moment als er mit Marbod den Vertrag schloss die Gefahr, dass sich Marbod Ostwestfalen einverleiben könnte und dem musste er ein Bollwerk entgegen setzen, auch wenn ihm dafür nur noch Varus und seine schwachen Legionen zur Verfügung standen. So könnte Varus zu seinem Sündenbock geworden sein. Gleich wie stark oder schwach das Bollwerk auch war und wie empfindlich man es aufgrund des Marbod - Feldzuges und des Pannonien Aufstandes abschmelzen musste. Wir erkennen wieder unschwer die Bedeutung, die die Weser damals bekam und hatte. Denn sie lag strategisch mittig zwischen Rhein und Elbe und verwandelte sich erst durch den möglicherweise brüchigen aber doch unrühmlichen „Freundschaftsvertrag“ zwischen Tiberius und Marbod von einem Etappenziel zur Elbe in einen wichtigen Grenzfluss. So war die Verlegung der Varuslegionen an die Weserfront, gleich wie stark sie vor der Varusschlacht auch aufgefüllt waren, nicht nur dazu angetan zusätzliche Provinzen für das Imperium zu gewinnen, sondern vor allem auch als eine klare Machtdemonstration bzw. Ansage gegenüber der Großmacht der Markomannen zwingend nötig gewesen. Varus konnte nicht anders, er musste sich die Cherusker zu Vasallen heran erziehen und er konnte angesichts dieser Lage gar nicht auf sie verzichten und auf einen erfahrenen römischen Ritter Arminius schon gar nicht. Das machte ihn blind für warnende Stimmen. Arminius wurde für Varus zum Garant der Stärke gegenüber den Markomannen um nötigenfalls gemeinsam mit den Cheruskern einem Gegner aus dem Osten entgegen treten zu können. Die Cherusker konnten aus seiner Sicht betrachtet über sein eigenes Schicksal mit entscheiden und er musste ihnen vertrauen. Aber Tiberius hatte trotz seiner Fehleinschätzung die Gabe noch weiter blicken zu können, als viele andere Machthaber seiner Zeit, denn er ahnte nach den gescheiterten Germanicus Feldzügen frühzeitig auch die Dinge, die sich im Jahre 17 + noch hinter dem Harz zutragen sollten, als die großen germanischen Heere aufeinander prallten. So konnte er ohne seine Legionen einschreiten lassen zu müssen den stürmischen Entwicklungen in Germanien schadlos zuschauen und sehen wie sie sich untereinander zerfleischten. Was ihm aber verborgen blieb war eine beginnende aber lang andauernde Konsolidierungsphase in die das Imperium die Germanen trieb. Vorher rächte sich Tiberius aber noch an Marbod, indem er seine Bitte um Unterstützung durch ein römisches Heer brüsk ausschlug. Denn als Marbod ihm gegenüber mit Hilfe von Gesandten seine Bitte äußerte, bekam er die schroffe Antwort, dass er kein Recht dazu habe, sich auf die Hilfe römischer Waffen gegen die Cherusker zu berufen. Denn als die Römer seine Hilfe und hier war wohl Germanicus gemeint brauchten, habe er sie gegen den gemeinsamen Feind nämlich die Weser/Elbe Germanen auch nicht unterstützt.(19.2.2019)

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