Sonntag, 28. Mai 2023
Wo im Kessel des Nethegau die Varusschlacht endete stand auch die Wiege des Drachenmythos
Es ist eine Theorie die sich ohne Beda Venerabilis und den Beowulf Epos nicht verdichten und erhärten lässt und die zu der Erkenntnis führte, dass der Drachenmythos auf einem Missverständnis beruhte, dass sich im frühmittelalterlichen Südengland zugetragen haben könnte. Hinzu kommt, dass man bei der Definition der zugewanderten Festlandsstämme zu kurz griff, denn es waren nicht nur Angelsachsen die sich nach Südengland aufmachten. Dies lässt sich damit begründen, dass den Menschen links des Rhein im frühen Mittelalter die Existenz unterschiedlicher Strukturen und Stammesnamen zwischen Rhein, Weser und Nordsee zwar nicht fremd war, man neigte aber dazu alle dortigen und in ihren Augen wohl auch rückständigen Bewohner pauschal als Sachsen zu bezeichnen, zumindest aber deren Einflussgebiet zuzurechnen. Es waren eben immer noch die merkwürdigen Gestalten von der „schäl Sig“, nämlich der von den Sigambrern bewohnten Rheinseite. In derartiger Weise sah man es auch in Südengland und zog keine Trennlinie. „Und schließlich war die Themse einstmals Ästuar betrachtet auch ein linker Zufluss des Rhein“. Vortigern hieß demnach um das Jahr 449 alle als Sachsen willkommen aber ihre Stammesunterschiede wurden nicht erkennbar und hinterließen ihren Fußabdruck nur im Dialektischen. Für Zentralgermanien war in der Mitte des 5. Jhdt. die Völkerwanderungszeit vorbei deren Schlusspunkt man im langobardischen Norditalien setzte und die Distanz von Ostwestfalen zum weit entfernt fließenden Rhein brachte es mit sich, dass die aus dieser Region angeworbenen Kämpfer keine tiefer gehenden zivilisatorischen Kontakte in die weiter fortgeschrittene antike Welt auf der linken Rheinseite hatten. So ging an ihnen auch der Prozess einer in der Auflösung befindlichen römischen Kultur und dem was dort danach geschah vorbei. Ihr Leben vollzog sich auf der abgewandten Seite des einstigen Imperiums, man blieb unter sich, von deren Gedankengut verschont und nutzte die eigenen Verkehrswege wie die Weser als Transportmittel wenn man auf die britischen Inseln gelangen wollte. Ausgestattet mit viel Kampfesmut und all dem was ihnen ihr altes dörfliches Leben noch mit gegeben hatte trennten sie sich von ihrer einstigen Heimat. Und in ihrer alten Welt existierten um diese Zeit definitiv keine geflügelten Untiere wie man sie sich in der römischen Antike anhand östlicher Vorbilder symbolisch zu eigen gemacht hatte. Seltsam schaurige Wesen wie man sie in den unterschiedlichsten Formen im späteren Beowulf Epos beschrieb hatten in der germanischen Volksseele in der noch wilde Horden in stürmischen Nächten über den Himmel ritten keinen Platz. Seinen Anfang könnte das Missverständnis in dem Moment genommen, als man in den altgermanischen Worten für „tragen und ziehen“ gleichzeitig auch die Schreibweisen erkannte oder erkennen wollte, die man später in den Drachenbezeichnungen wieder findet. Im frühen Mittelalter begann man es demnach so zu interpretieren besser gesagt man interpretierte Dinge hinein die nie drin waren. Es waren Worte wie „trahho“ für ziehen und „drago“ für tragen die sich leicht als die Urform für das Wort Drachen zu erkennen geben, wenn man es aus dem heutigen Sichtwinkel betrachtet. Zwei frühe Bezeichnungen die man später zum Wort Drachen zusammen führte, weil man sie um Jahrhunderte zeitversetzt aufgrund der Schreibweise für passend hielt. Aber unter den Germanen waren es letztlich nur Worte die man benutzte wenn man Gegenstände oder Personen fort bewegen, also ziehen oder tragen wollte. Und dafür stand ihnen zweifellos kein Drache Pate, dafür aber ein Gefährt aus dem sie die Substantive „Trahho oder Drago“ machten. Und wer darauf oder darin fuhr, sich damit oder darauf fort bewegte, oder es lenkte wurde selbst zum Trahho oder Drago folglich auch zum Driver. Ähnlich könnte dies im Sprachgebrauch und im Selbstverständnis der Germanen auf Varus zugetroffen oder es auf ihn angewendet haben. Der Mann der sich aus Gründen der Bequemlichkeit an einem fahrbaren Gestell gleich welcher Bauart bedient haben dürfte. Und das es diese schon von den Kelten benutzte Wagen in allen Ausstattungen bis zum Luxusgefährt auch im Imperium zur Genüge gab ist belegt. Vor diesem Hintergrund, man kann auch sagen auf Basis dieser Theorie lässt sich der etymologische Entwicklungsprozess ausgehend von den seinerzeit umgangssprachlich in Gebrauch befindlichen Begriffen wie „ziehen und tragen“ über ein Personen oder Gegenstände beförderndes Gefährt bis hin zum Drachen nachvollziehbar machen. Für die Germanen waren es nur einfache Begriffe des täglichen Lebens, Bezeichnungen die aber im Kontakt mit fremden Kulturen die besagten Umdeutungen erfuhren. Ein Verlauf mit dem sich damals das Erklärungsbedürfnis der Menschen befriedigen ließ und den Etymologen die Möglichkeit gibt, den gedanklichen Sprung vom Karren zum Drachen scheinbar plausibel nachvollziehbar zu machen. Es war ein Entwicklungsprozess nötig, der sich in drei Zeitenblöcke strukturieren lässt und im 5. Jahrhundert seinen Anfang nahm. Natürlich wohl wissend, dass schon zuvor, etwa um 2.300 vor unserer Zeitrechnung „Archbury Archer“ aus dem Alpenraum die Insel betrat und mindestens bis Stonehenge kam der aber sprachlich nicht zu greifen ist. So lässt sich ein Zusammentreffen der drei indoeuropäischen Folgekulturen von Germanen, Kelten und Italikern im nordwestlichen Europa bzw. in Südengland erst dank Beda Venerabilis schriftlich nachweisen.
Phase I.)
In die erste und frühe Stufe der Betrachtung fällt also der Zug der germanischen Söldner aus dem inneren Germaniens nach Südengland so wie es Beda Venerabilis überlieferte. Krieger, die dort um 449 + auf die Männer um Vortigern stießen. Und unter ihnen dürften sich auch Kämpfer aus Ostwestfalen befunden haben die ihren fälischen Dialekt erst noch verbreiten sollten. Und dieser bestand nicht nur aus dem Wort Hakeney, dass sich nahe Borlinghausen urkundlich feststellen ließ. Denn darunter befanden sich auch jene althochdeutschen Worte „trahho“ und für „ziehen“, die heute noch gebräuchliche Bezeichnung Traktor weiter lebt und wie ein etymologisches Fossil wirkt sowie das Wort „drago“ für tragen. Speziell das Wort Trahho für „ziehen“ ist wie Drago ein Wort, dass der rekonstruierten Indogermanischen Ursprache entstammt. Man benutzte es daher nicht nur in Germanien für das „Ziehen“ also das Bewegen von Lasten, sondern auch in Italien in gleicher Weise, wo es sich in der Verbform „trahere“ schreibt und so auch schon von Tacitus in seinen Annalen nieder geschrieben wurde. Und auch im von Romano Kelten bewohnten Südengland werden es Teile der Bevölkerung gekannt und in diesem Zusammenhang auch genutzt haben. Rätselhaft bleibt allerdings warum man von wissenschaftlicher Seite aus zu der Auffassung gelangen konnte, dass sich im Verb „trahere“, das schon seit indogermanischen Zeiten die Bedeutung von „ziehen“ hatte und sich im Althochdeutschen „trahho“ schrieb, die Urform des Wortes Drachen verborgen haben sollte. Jenes Wort in dem man später das „geflügelte Wort“ Drachen erkennen wollte, das sich aber auch zu dem unspektakulären Wort Traktor entwickelte. Um dieser Argumentation zusätzlich Nahrung zu geben nutzte man das ähnlich lautende und bereits existente Wort „draco“ als Krücke, worunter man allerdings in der Antike auch keinen Drachen, sondern nur eine große Schlange verstand. Auf welchem Schmelztiegel der Etymologie sich die Verwandlung vom ziehenden „Trahho“ samt der Zuhilfenahme der „Draco Schlange“ zum drachenartigen Untier vollzogen haben könnte bleibt unklar. Ein Prozess zu dem es dieser Theorie nach in Südengland kam wo nicht nur die Kulturen aufeinander trafen, sondern sich auch die alten Geschehnisse aus Ostwestfalen herum sprachen. Aus dem Indogermanischen stammt, wie die Urform des heutigen Wortes „ziehen“, auch die des Wortes „tragen“ und lautete „drago“, dass ebenfalls den Weg von Ostwestfalen nach Südengland fand. Auch die griechische Münze „Drachme“ die sich im klassischen Latein „dragma“ schrieb belegt die indogermanischen Wurzeln beider Worte. Und auch dieses Wort war für die Britannier oder Britonen im Süden Englands kein unbekanntes, denn darin erkannten sie aufgrund ihrer engeren Kontakte zur römischen Kultur nicht nur das Wort „drago“ sondern auch noch einen für sie anderen bereits schlüssigen Begriff. Denn es weckte bei ihnen Assoziationen zum lateinischen Wort „draco“, dem Wort für Schlange, so dass man annehmen darf, dass das „c“ im Wort „draco“ gegenüber dem „g“ im Wort „drago“ den hörbaren Unterschied gemacht haben könnte. Und „draco“ war auch ein geläufiges Wort, dass sich in der Tat leicht in Bezug zu den ihnen bekannten antiken schlangenförmigen Drachenstandarten setzen ließ also ein weiteres Wort war, dass etymologisch entgleiste und eine andere Fährte legte. Aber das Wort für Schlange war ein Begriff der unter den Germanen kein Fremdwort darstellte, denn sie wendeten es auf Personen an die keinen guten Ruf genossen und daher betitelten sie seinerzeit auch schon Varus so in dem sie ihn laut Florus Natter nannten. Aber „drago“ war für die Germanen ein Wort, dass sie auf dem Festland bis dato nur mit dem unaufgeregten Wort für „tragen“ in Verbindung brachten, das aber umgangssprachlich weder Schrecken auslöste noch eine bedrohliche Ausstrahlung besaß, so als würde man damit den Gegner auf eine tückische Schlange reduzieren. Somit erklärt sich die hier vorgestellte Theorie, dass die „fälischen Angelsachsen“ den damaligen römischen Gegnern ihrer Vorfahren der sich im gewohnten alltags Geschehen, aber auch auf Marschzügen mittels „Trahho“ fort bewegten auch einen „Trahho“ nannten. Es ist die bekannte etymologische Falle wenn sich ein Wort in zwei Bedeutungen teilt was dann in der Sprachforschung zu Fehlschlüssen oder Missverständnissen führen kann. Denn es ist nicht unbekannt, dass über längere Zeit benutzte Worte einen unterschiedlichen Sinngehalt entwickeln können. So besteht die Gefahr einem Irrtum genannt Framing aufzusitzen, wenn Worten umfassendere und wechselnde Bedeutungen zugeschrieben werden als sie ursprünglich hatten. In diesem Fall werden dann nur einige Aspekte der Realität wahr genommen, weil man nur diese hervor heben wollte, aber andere Erklärungen ausklammerte. Auf die Worte „Trahho und Drago“ könnte es zugetroffen sein.
Phase II.)
Auf den hier statt gefundenen Versuch die Kontaktaufnahme der ostwestfälischen Söldner mit den Romano/Kelten in Südengland nachzustellen folgt in diesem Abschnitt der Auftritt des höfischen Sängers in Hrothgars Festhalle in Dänemark ins Spiel, denn er erinnerte nicht nur an einen schon in Vorzeiten statt gefundenen Drachenkampf, sondern er erwähnte in diesem Zusammenhang auch erstmals in der „germanischen“ Literatur den Namen des den Drachen bezwingenden Helden, nämlich Sigemund. Der Mann der jenen Drachen besiegte, den man unter den Sachsen und in Ostwestfalen nach seinem Gefährt aber nur schlicht den „Trahho“ genannt haben könnte. Hinzu kommt, dass der Barde im gleichen Zusammenhang erstaunlicherweise erstmals auch das Wort „draca“ verwendete. Es war dem Ursprung nach ein lateinisches Wort, das in Italien Schlange bedeutet, aber im inneren Germaniens unbekannt war. Somit war es ein Wort über das sich auch ein Bezug nach Südengland, der Heimat des Beowulf Epos herstellen lässt da dort das Wort im Zuge der römischen Infiltration umgangssprachlich schon früh Fuß gefasst hatte. Aber der Barde glich seinen Exkurs ins Lateinische wieder aus, in dem er gleichzeitig auch das dazu passende germanische Wort „wyrm“ für Wurm erwähnte. Er wollte vielleicht sicher gehen von allen richtig verstanden zu werden und griff daher die Begriffe aus zwei Kulturkreisen auf. Möglicherweise stammte der Barde aber auch selbst aus Südengland und um seinen Informationsstand aus jenen alten Tagen mag es auch nicht zum Besten gestanden haben. Draca und Wyrm waren somit erstmals keine gesprochenen, sondern ausgeschriebene Worte und besaßen daher einen beispiellosen Seltenheitswert. Denn es waren Worte für einen Gegner die man im germanischen Sprachraum zuvor noch an keiner anderen Stelle nieder geschrieben hatte. Daran ließe sich erkennen, dass man in Südengland dem germanischen Wort „drago“ für „tragen“ nun das Wort „draca“ an die Seite gestellt hatte. Man benutzte es zweigleisig, verstand darunter in Dänemark somit eine Schlange, ganz so wie man es auch im antiken Italien anwendete. Fortan war der germanische Drago nicht mehr nur ein Gefährt, sondern im Norden auch als eine Bezeichnung für eine Schlange angekommen. Die Umdeutung hatte damit stattgefunden und es schlug in dieser Zeit förmlich die Geburtsstunde einer Fehlinterpretation. Die Draca Schlange begann sich zu verwandeln, womit sie die uns allen wohl bekannte Drachengestalt annahm und der Verschmelzungsprozess nahm seinen Lauf der bis ins späte Mittelalter andauern sollte. Der Barde war es, der demnach im 6. Jhdt. das lateinische Wort „draca“ für Schlange aufgriff und es mit dem germanischen „wyrm“ auf eine Stufe stellte. Er stellte damit die Verbindung zum antiken „Schlangenwort“ her, dass uns in der Schreibweise „draco“ bekannt ist, aber in Germanien wo man es nur als „drago“ für „tragen“ kannte bis dato ein Fremdwort war.
Phase III.)
Erst in diesem Block betritt nach dem Barden dieser Chronologie zufolge der die Sumpfmonster besiegende Beowulf die Szenerie. Der Held der dann doch scheiterte da er zwar zuvor die Grendelsippe tötete, dann aber selbst von einem Drachen getötet wurde. Denn der Drache gegen den Beowulf dem Epos nach nun antrat war etwas völlig anderes als die Grendelmonster. Und in dieser letzten Episode steht erstmals das „wahre“ Sinnbild eines Drachen vor uns und nicht mehr der germanische „Wyrm“ der Wurm. Jetzt war es auch nicht mehr die „draca“ die einstige römische Schlange die Sigemund besiegte , sondern „ein richtiger“ Draca dem man alle erdenklichen Beinamen mit gegeben hatte. Ließ der Barde noch den Helden Sigemund „nur“ gegen Wyrm und Draca antreten, so musste sich Beowulf einer Kombination aus allen damals vorstellbaren Fürchterlichkeiten entgegen stellen und wogegen er zwangsläufig unterliegen musste. Im übertragenden Sinne kämpfte also nicht gegen einen Drachen, sondern einen unbezwingbaren Feind. Ein Feind dessen wahren Namen uns die germanische Geschichtsschreibung verschweigt, den man aber in Skandinavien ansässig vermuten darf da Beowulf auf Gotland bestattet worden sein soll. Der Drache wurde beschrieben wie das urtümliche Monster schlechthin. Er verkörperte die Niedertracht wie kein anderes irdisch vorstellbares Wesen. Ein wie man sich damals nur vorstellen konnte vor Kampfkraft strotzender Gegner für den man nun weder Schlange noch Wurm verwendete, sondern das ultimative Superlativ bemühen musste. Damals wie heute das nie existent gewesene Untier aus der Welt der Mythologie nach dessen tatsächlichen Aussehen man folglich vergeblich suchen muss. Das man in der Antike im „draco“ immer die Schlange erkannte, lässt sich auch einem Relief im Hadrianeum entnehmen, auf dem eine Dracostandarte abgebildet ist, die zweifelsfrei eine Schlange darstellt auch wenn man ihr schwach erkennbare, Füßen ähnliche Gliedmaßen verliehen hat. Eine Schlange die eine Armee in Form einer Standarte vor sich her trug und die deswegen noch lange keinen Drachen abbildete. Um das Jahr 145 + erkannte man also darin immer noch keinen Drachen nach späteren Vorstellungen. Eine Mischwesen artige Darstellung die aufgrund der angefügten Gliedmaßen auch im Krokodil einen Ursprung oder ein Vorbild gehabt haben könnte, das in der Antike ebenfalls bekannt war. Obwohl sich im 6. Jhdt. zu den Zeiten als sich die Beowulf Episode ereignet haben könnte keine römischen Legionen mehr in Mitteleuropa kämpften hatte sich doch die antike Ansicht durch gesetzt wonach man Gegner, ob sie nun einzeln oder in größerer Zahl auftraten zunächst mit Schlangen oder Krokodilen verglich die aber später eine mysteriöse Drachengestalt annahmen. Im Feind offenbart sich seit Menschengedenken die Gefahr für Leib und Leben vor dem man erzitterte, sich Mut machen musste und wenn er dann doch als Sieger den Platz verließ dann doch nur weil er über unbesiegbare Fähigkeiten verfügte, womit sich die Überlebenden trösten konnten. Im Laufe der Jahrhunderte begannen sich die Vorstellungen zu verschieben und für alle Eigenschaften die man mit der Ungeheuerlichkeit eines Feindes verband stand ab dem frühen Mittelalter der Drache als der perfekte Alleskönner und das Symbol für Hinterlist und Kampfkraft. Ein Gegner der für jede Gefechtslage die richtige Methodik besaß und der sich wenn überhaupt nur mit Geschick, Tücke oder Bauernschläue bezwingen ließ, was man heute wohl Intelligenz nennt. Es verfestigte sich nicht nur unter Menschen schlichten Gemüts und Einfältigkeit die wundersame Vorstellung von Überwesen, sodass die Zweifel an der Existenz von Drachen zu schwinden begannen. So trug vieles dazu bei, dass man sich ein Bild vom Unbekannten schuf was fortan der Mythologie Tür und Tor öffnete. Während es Sigemund in der Vorzeit gelang in Gestalt des Varus einen gefährlichen Gegner auszuschalten, der ausgehend von seinem Reisewagen zunächst eine Wandlung zur wurmartigen Schlange erfuhr um dann als Fabeltier zu enden, so unterlag Beowulf um einige Jahrhunderte zeitversetzt ebenfalls einem unvorstellbaren dafür aber um so übermächtigen Gegner dem man alle überirdischen Fähigkeiten zugeschrieb. Mit Beowulf änderte sich das Vokabular. Von Trahho war längst keine Rede mehr und auch Beschreibungen wie „Wurm oder Schlange“ wie sie noch der Barde für Sigemund verwendete wurden nun zu minderschweren und leicht Gewichten Begriffen, die nicht mehr die nötige Ausdrucksstärke besaßen um das Grässliche des Kampfes von Beowulf in gesteigerter Form wieder geben zu können, so dass das Unbeschreibliche an seine Stelle trat und ein übernatürliches Wesen die Lücke schließen musste. Das optimale Wesen war geboren um es auf Beowulf anwenden zu können.

**********************************

Nach erfolgter Darstellung der möglichen Entwicklung die sich in drei Schritten vollzogen haben könnte, werden im weiteren Verlauf die Verbindungslinien aufgegriffen mit denen sich das verwandschaftliche Verhältnis von Beowulf aufdecken lässt. Damit beginnt sich der Epos von der Fiktion zu lösen, bekommt einen glaubhaften Hintergrund und Beowulf erscheint wie eine einst real existierende Person. Darf man ihn demnach als historisch gesichert betrachten, wirkt sich dies auch auf die Beweiskraft der Aussagen des Barden aus, der von einer in der Vorzeit stattgefundene Schlacht berichtete, aus der Sigemund als Sieger hervor ging. Stand die Festhalle des Hrothgar in der der Barde auftrat im wie viele Forscher vermuten dänischen Lejre, dann lässt sich das Ereignis zeitlich eingrenzen. Denn dort entdeckte man die Spuren einer großen Halle deren Entstehung man in die Mitte des 6.Jhdt. datiert. Eine weitere letzte Halle wurde basierend auf der C 14 Methode um das Jahr 880 errichtet. Dann könnte es in dieser Phase gewesen sein, als man basierend auf den dortigen Geschehnisse auf den britischen Inseln den Beowulf Epos nieder schrieb und begann die Geschichtsschreibung in einer noch eigentümlichen Weise für sich zu entdecken. Man wollte es den antiken Vorbildern gleich tun nutzte aber eine ihren Vorstellungen entsprechende Stylistik. Denn es wird deutlich, dass man die heldenhaften Elemente überbewertete was auch den Wirren der Völkerwanderungszeit geschuldet gewesen sein dürfte, die ihre Spuren hinterließ. Ein vorsichtiger methodischer Vergleich zu dem was Cassius Dio über die Varusschlacht wusste lässt erkennen, dass die römische Antike gut auf die heldenhafte Komponente verzichten konnte und anderen Prozessen im Verlauf des Geschehens den Vorzug gab. Aber in Germanien wollte man noch lange dem Mut es einst mit dem allgewaltigen römischen Imperium aufgenommen zu haben und dem damit verbundenen Ruhm Respekt zollen und auf diese Weise die Taten der Altvorderen unsterblich machen. Unter Zuhilfenahme von Dichtung und Mythologie bahnte es sich einen Weg in die frühe Literatur einer von Umwälzungen gezeichneten Epoche. Dem Epos lässt sich entnehmen, dass der Held Beowulf in dem Moment fassbar wird wo sich erkennen lässt, dass er der Neffe einer Person war, die auch in der historischen Literatur Erwähnung findet und bei der es sich um Hygelac den Dänenkönig handelte. Dieser fiel, wie man es gerne ausdrückt zwischen 516 und 522 und das nachweislich in Gallien ein. Mit dem Friesenkönig Finn kommt eine weitere uns überlieferte und ebenfalls greifbare Gestalt aus dieser Zeit hinzu, denn es lässt sich daraus ableiten, dass die im Epos erwähnte Schlacht an der Burg des Königs Finn demnach in Friesland geschlagen wurde. Wenn Hygelacs Neffe besagter Beowulf diesen seinerzeit auch begleitet hat dann bekam er es dort mit Feinden zu tun, die in einer für niederländische Verhältnisse typischen, nämlich sumpfigen Gegend siedelten, woraufhin man sie zu Sumpfmonstern, aber noch nicht zu Drachen erklärte. Möglicherweise eine Abstufung was deren Gefährlichkeit bzw. Harmlosigkeit anbelangte, denn er hatte sie besiegt. Diese Kämpfe hatte er zu bestreiten, bevor ihn selbst ein größerer uns namentlich nicht bekannter Feind in Gestalt eines Volkes, einer Person oder einer Kämpferschar zur Strecke brachte wobei es sich um die Auseinandersetzungen zwischen Dänen und Schweden gehandelt haben könnte. Möglicherweise stand er auch einer übermächtigen Armee gegenüber für die man begann diverse Drachennamen zu kreieren um deren Kampfkraft verstärkter zum Ausdruck zu bringen. Aber zuvor stand Beowulf aufgrund seiner zwei Siege über die Feinde im Sumpf noch ein würdigender Festakt zu, der sich schon im 6. Jhdt. zugetragen haben könnte. Und zu dieser Veranstaltung hatte die Gesellschaft auch den Barden geladen. Und er nutzte seine Anwesenheit um das alte Geschehen, nämlich das bedeutungsvolle vorzeitliche Ereignis anzusprechen. Sänger und Gaukler genossen die berühmte Narrenfreiheit und durften sich ohne das ihnen Gefahr drohte auch schon mal mit kritischen Äußerungen bemerkbar machen. So kann man sich aufgrund seiner Wortwahl des Verdachts nicht erwehren, dass er mit seiner Bemerkung sowohl etwas Wasser auf die Mühlen jener geben wollte, die die Erfolge des Beowulf über die Grendelmonster etwas relativieren wollten, er konnte damit aber auch das Gegenteil bezweckt haben. Seine Beweggründe zu enträtseln dürfte in vielschichtige Überlegungen münden, aber es klingt unter heutigen Gesichtspunkten zunächst mal unpassend und deplatziert. Möglicherweise lässt sich aber auch in dergestalt um interpretieren, als habe er es bereits geahnt oder sich gesorgt, dass Beowulf eine Herausforderung drohen könnte der er nicht gewachsen war. Wollte er Beowulf etwa warnen oder vielleicht auch Mut machen, dass sich auch gefährliche Gegner besiegen lassen. Liegt uns hier gar ein erstes Literaturzeugnisse darüber vor, in dem sich tiefe menschliche Regungen offenbarten was nichts mehr mit Heldentum gemein hatte und ein Barde hatte die Lizenz auch Dinge ansprechen zu dürfen, die nachdenklich machen sollten ? Er erinnerte dieser Theorie nach an das Ereignis über vielleicht vor ihm schon im 5. Jhdt. die Söldner aus Ostwestfalen in Südengland etwas erzählt hatten, wovon sie noch vages aus dem Volksmund ihrer Vorfahren in Erinnerung hatten. Einen Kämpfer wie Siegmund dem es damals gelang einen überaus starken Widersacher mit Gewalt List und Tücke auszuschalten machte die germanische Tradition des „Weitersagens“ unsterblich. Der Vergleich mit der Barbarossasage im Kyffhäusergebirge mag hinken, aber zwischen dem Tod Kaiser Friedrich des Ersten 1190 bis zum wieder Aufleben lassen 1871 vergingen auch rund 680 Jahre und der Volksmund wusste es immer noch. Im Gegensatz zu der spekulativen Annahme wonach schon die Sachsen und Falen im 5. Jhdt. das gleiche vorzeitliche Wissen auf die britischen Inseln trugen, konnte der Barde in Dänemark sogar noch mit dem Namen desjenigen aufwarten, dem einst der Sieg über einen gewaltigen Feind gelang, wofür uns aber die Vortigern Söldner keine Quelle sind. Ein Feind dem der Barde in der Festhalle zwei Namen gab. Den germanischen Namen „Wyrm“ und mit dem Wort „Draca“ bediente er sich am antiken Namen für eine Schlange. Aber wohlweislich erwähnte der Barde nicht den Kampf des Titelhelden Beowulf, wie man es vielleicht vermuten könnte, sondern den des Sigemund. Und der Barde der den Kampf in die Vorzeit datierte wusste noch mehr, denn ihm war auch noch bekannt, dass Sigemund der Sohn des Waelse war. Ein Name der schlechthin für die mutigste Sippe der damaligen Zeit stand und der im alten Germanien einen Ruf wie Donnerhall besessen haben muss. Es war aber auch ein Name der, da er in vielen alten Schriften Erwähnung findet ebenfalls realer Natur war und mit dem sich an zahlreiche einstige historische Wahrheiten anknüpfen lässt. Es war eine wertvolle Information die wir dem höfischen Sänger, den man eigentlich nur aus Gründen der Unterhaltung und das vermutlich samt Harfe zum Festakt geladen hatte, verdanken. Die Herkunft der Worte also auch die Sprache des Ursprungstextes des Beowulf Epos, die man in angelsächsischen Stabreimen ausgedrückt hatte lässt sich schwer zuordnen und wird in der Forschung strittig diskutiert. Man erkennt darin hauptsächlich den damals in Südengland verbreiteten west – bzw. spätwestsächsischen Dialekt mit Hinweisen auf andere angelsächsische Dialekte der auch merzisch beinhaltet, das etymologisch von Mercia herrührt und Grenzland bedeuten soll. Aus den dialektischen Unterschieden spricht aber auch für einen größeren Herkunftsraum aus dem sich die Männer einst vom Festland nach Südengland aufmachten. Kämpfer, die man nach unserem Verständnis von Geschichte nun nicht mehr Germanen, sondern Angelsachsen nennt. Dies führte in den Ankunftsregionen wo man sich auf unterschiedliche Landesteile konzentrierte bzw. sich gegenseitig Siedlungsgebiete zusprach dafür, das man sich voneinander abgrenzen wollte was zwangsläufig in ein klein Staatliches Dialektgemisch münden musste. Insgesamt verwundert dies nicht, da die Söldner die Vortigern einst anheuerte aus unterschiedlichen Gegenden gestammt haben dürften, Regionen in die seine Werber vorgestoßen waren bzw. in die sich der Bedarf herum gesprochen hatte. Nicht mehr lokalisieren lässt sich also, wo sich in Altsachsen bzw. Falen oder Angeln die jeweiligen Landschaften befanden in denen etwa das Merzische, Fälische, Sächsische oder das Anglische seinen Ursprung hatte. Und ausgeschmückt und angereichert mit viel rhetorischem Beiwerk, da die originalen Erinnerungen längst verblasst waren erreichte die Insel im 5. Jhdt. zwar nur noch ein Restwissen dessen, was das Imperium einst Verderbliches über ihr altes Land gebracht hatte, sich aber noch Identität stiftend auswirken sollte. Es wurde daraus ein Stück mündlich überlieferten kulturellen Erbes aus frühdeutscher Zeit, dass sich nur über diesen verschlungenen Pfad erhalten konnte. Es nahm damit eine Entwicklung vorweg die zum Kernwesen einer in der Entstehung begriffenen Nationalstaatlichkeit wurde. Dafür hatte aber der Volksmund mit viel Poesie dafür gesorgt die Gedächtnislücken zu schließen und das Wenige stichhaltige reichte aus um sich damit im Süden Englands zu verankern und seine Herkunft nicht leugnen brauchte. Geschichten aus der Fremde zuzuhören ist interessant und die Söldner verschafften sich gleichzeitig Gehör und Respekt. Was man konkret zu den Fakten und damaligen kriegerischen Auseinandersetzungen hätte weiter geben können war mager und man verbarg es daher hinter in den unterschiedlichsten Scheinnamen und Umschreibungen. So gipfelte es darin, dass der einstige römische Gegner in den Ohren der Zuhörer zum Drachen avancierte und man begann ihn mit den seltsamsten Namen zu bedenken. Aus Unwissenheit und Unsicherheit steigerte man sich hinein und verlieh dem Drachen gegen den Beowulf antrat Eigenschaften über die der Gegner mit dem es Siegmund der es mit einem „Dracawyrm“ einem Schlangenwurm, also einem Lindwurm aufnahm noch nicht verfügte. Damit wuchs ein neues mythisches Wesen aus dem einstigen „Dracawyrm“ heraus und man brachte es mit den alles beherrschenden Elementen in Verbindung um seine universelle kampffähig zu unterstreichen. Und das die römischen Legionen einst über eine Palette unterschiedlichster Waffensysteme verfügten wie etwa die überlegene Bolzentorsionswaffe „Scorpio“ ist unstrittig. Aber immer entsprach alles dem verschwommenen Erscheinungsbild, das sich die germanische Nachwelt in ihrer Seele von der einstigen militärischen Übermacht Roms in Germanien gemacht hatte und das ihr Anführer Varus der sie vor Germanicus befehligte und verkörperte hinterließ. Was das menschliche Vorstellungsvermögen hergab und zu was es fähig war um dem Leib gewordenen Untier die abstrusesten Eigenschaften zuzuschreiben sind im Beowulf Epos erhalten also literarisch aufbewahrt worden. Während der germanische Begriff eines Wyrm, eine Tierart verkörpert, die die oberen Erdschichten bewohnt und die Schlange darüber hinweg kriecht vereinen sich beide wieder im germanischen Begriff des „Lintwurm“, Lint gleich Schlange. Aber im Epos werden noch weitere Namen genannt. Etwa der „Eorðdraca“ was Erddrache bedeutet, er unterstreicht das Erdbezogene, das Höhlenhafte bzw. das Leben in Grotte und Dunkelheit. Andererseits gab man dem Drachen aber auch die Bezeichnungen „Ligdraca“, „Fyrdraca“ womit man das Feurige heraus stellte. Vielleicht in Anknüpfung an die Feuersbrünste die die römischen Legionen im Land der Brukterer anrichteten und ihre Möglichkeiten mittels Katapulten brennendes Stroh zu verschießen. Mit den Namen „Lyftfloga“, „Widflogan“, ,„Guđfloga“, „Utflogan“ brachte man seine Flugfähigkeit zum Ausdruck und machte damit seine Allgegenwärtigkeit deutlich. Möglicherweise verbarg sich dahinter die taktische Überlegenheit römischer Legionen durch schnelle Tagesmärsche in kürzester Zeit Positionen zu verändern. Bis auf das Wasser das sich nur mit den Grendelschen Sumpfmonster in Verbindung bringen lässt, die aber keine Drachen waren, umfassen die Umschreibungsformen alle Elemente einer Landstreitmacht. Nur die Bezeichnung „Níðdraca“ für Nachtdrache passt nicht macht dafür aber die Irritation darüber komplett, wie man sich im 6.Jhdt. die Großschlachten der Vergangenheit vorzustellen hatte. Den Mut unserer Vorfahren die sich gegen die römische Streitmacht stellten in Ehren, aber es schwang unter ihnen auch immer eine heftige Portion Angst mit, was sie Erschaudern ließ und was mit Abstand zum Geschehen die bekannten Formen annahm, um die damaligen Gräueltaten noch bedrohlicher erscheinen zu lassen. Aber immer voraus gesetzt der unbekannte Schrift gelehrte Angelsachse deren Name, noch dessen Quellen bekannt sind, schrieb die Worte des Barden aus dem 6. Jhdt. in seiner Zeit wortgetreu nieder. Schließlich vergingen zwischen dem Gesang des Barden und der Niederschrift Jahrhunderte in denen wiederum vieles einem nicht mehr nachvollziehbaren Wandel unterlag, aber es gab letztlich den Menschen, der die Worte nach dem der Barde sie aussprach festgehalten hatte. Umso beeindruckender sind daher die Fakten die aus dem Epos sprechen, in dem sich die Worte des Barden nicht nur auf ein vorzeitliches Ereignis bezogen, dass noch weitere Jahrhunderte zurück lag als die Abenteuer des Helden Beowulf. Obwohl der Verdacht nahe liegt, dass es in Südengland passierte lässt sich die Frage nicht konkret beantworten, wann und wo man begann das in der Vorzeit statt gefundene Ereignis einen Draca also Schlangen - oder einen Wyrmkampf zu nennen, denn der Barde wird nicht der erste gewesen sein, der diese Begriffe übernahm und verwendete. Während das Wort „Wyrm“ seinen urgermanischen Charakter verrät und der Draca das Lateinische, gebar erst der Volksmund über die Zeiten hinweg ein undefinierbares Mischwesen aus den beiden Sprachrichtungen und man überließ es den freien Kräften der Interpretation. Daraus entwickelte sich der erwähnte Lindwurm in dem gleichzeitig die Worte für Wurm, als auch für Schlange (lint) ruhen die aber keinen Drachen erkennen lassen, denn weder Wurm noch Schlange haben Beine geschweige denn Flügel. Und auch das englische Wort „Wyvern“ das für einen Drachen steht hat seinen Ursprung in den altfranzösischen Worten „wivre, guivre oder voivre“ die aus dem lateinischen „vipera“ abgeleitet sind. Also wiederum eine Schlange bezeichnen und immer noch keinen Drachen. Und auch der Barde sah Sigemund nicht gegen einen Drachen kämpfen, sondern entweder gegen eine Schlange einen Wurm oder gegen das Mischwesen „Lindwurm“. Unzweifelhaft Umschreibungen sowohl für die Schwäche des unterlegenen Varus als auch eine sich dahin ziehende schlangenförmig aufgereihte aber letztlich hilflose wurmartige römische Armee. So waren sie eben unsere Vorfahren, geübt im verschlüsseln der Realität, sprachen sie doch das Wahre aus, gaben es wieder und fordern im übertragenen Sinne von uns heute den geistigen Rückwärtssalto in ihre Welt. Somit lässt sich nach dem Varusgefährt „Trahho“ und „Drago“ ein weiterer Bezug in die römische Besatzungszeit herstellen, der uns zwar in die Tiefe germanischer Vorstellungen blicken, aber immer noch keine drachenhafte Gestalt erkennen lässt. Ein Hinweis darauf wie lange Wurm und Schlange parallel zueinander in Gebrauch waren bevor sie zum Drachen verschmolzen. Fabulöse Vorstellungen die erst im christlichen Mittelalter aufkommen sollten als man erkannte wie gut sich mit etwas Derartigem das menschlich Schlichte manipulieren lässt. Und schon die Worte von Florus hatten es doch deutlich werden lassen, in dem die Germanen Varus eine zischelnde Viper nannten, die Schlange die schon früh zum Synonym römischer Doppelzüngigkeit wurde. Der Barde stützte sich demnach auf diese ältesten Vorstellungen, aber auch er erkannte darin nie etwas Feuerspeiendes oder Geflügeltes. Aber es waren nur die beiden Worte „draca“ und „wyrm“ die er aussprach und die sich bis ins 6. Jahrhundert hinüber retten konnten. Und erst im Zuge des Dramatisierens und Überspitzens schuf die Phantasie während einer langen Übergangsphase mit Hilfe und auf Basis der germanischen Worte „trahho“ oder „drago“ das danach Drachen genannte Untier. Das Tier für das die Beschreibung Wurm oder Schlange längst nicht mehr ausreichte um es zur Schreckgestalt werden zu lassen. Jegliches Vorstellungsvermögen wollte gesprengt sein um das Geschehene noch krasser und gewaltiger erscheinen zu lassen. So kann man nur zum dem Schluss gelangen wie monströs die Römerschlachten in den Erinnerungen der Germanen haften geblieben waren, wenn man nach derartige Superlativen greifen musste. Das der unbekannte Angelsachse der die Worte Wyrm und Draca nieder schrieb diese aus eigenem Antrieb kreierte, sie also seiner eigenen Phantasie entnahm und sie aus diesem Beweggrund eingesetzt haben soll ist schwer vorstellbar, sodass ihm die Geschehnisse des Beowulf und somit auch die darin enthaltenen Wortfindungen bekannt gewesen sein dürften. Aber was den Drachenkampf des Helden Beowulf anbelangt bei dem dieser selbst umkam, also nicht die Tötung des Vorzeitdrachen durch Sigemund, der den Kampf überlebt hatte, so soll dieser zum Ende des 6. Jhdt. hin und nach der Schlacht gegen den Friesenkönig Finn in der ausklingenden Epoche der Völkerwanderung statt gefunden haben. Als der Epos verschriftet wurde setzte das frühe Rittertum ein, dass sich bereits sowohl von den Geschehnissen des Beowulf Epos, aber umso mehr von der Drachentötung des Sigemund entfernt hat und sich eine erhebliche Distanz zwischen den beiden alten Ereignisse eingestellt hatte. Der Geisteswelt zur Zeit der Niederschrift fehlte aufgrund des Abstandes zu den Taten des Beowulf und erst Recht zu der Tat des Sigemund vieles um sich hinein denken zu können. Intuition, Interesse, Wille aber auch die Fähigkeit und Möglichkeit einer realen Rückbesinnung in diese noch älteren Zeiten waren den Menschen im Mittealter nicht gegeben. Über das nötige Bewusstsein sich dieser Vergangenheit stellen zu wollen verfügte man nicht, dafür überwog unter den Menschen das völlige Unverständnis, eine tiefe Unsicherheit aber auch Verängstigung sowie das Unvermögen einen Blick nach hinten zu wagen. Es waren schon nahezu perfekt die gleichen Verhältnisse die auch gut in unsere Zeit passen in der unter den heran wachsenden Generationen schon viele nicht mehr imstande sind die historischen Ereignisse des „Dritten Reiches“ von jenen der „DDR Zeit“ zu trennen. Um sich einen letzten Funken aus jenen Zeiten denen man letztlich selbst entstammte zu bewahren war das mittelalterliche Europa nahezu gezwungen sich an einer Drachengestalt zu bedienen um sich das Vergangene erklärbar zu machen und vermengte ohne sich dessen bewusst zu sein reales mit visionärem. Das wundersame Untier hatte sich damit erfolgreich eingeschlichen, sich etabliert, verselbstständigte sich in der Literatur und stand für das Böse und fasst Unbesiegbare schlechthin. Ob man es für eine Person oder eine feindlich gesinnte Macht anwendete war nicht mehr von Bedeutung. So darf man die Frage nach dem wer zuerst da war, Drache oder Held müßig nennen. Ursprünge und Sinngebung waren nicht mehr fassbar und lagen verschwommen im Dunklen der Vergangenheit. Aber für Südengland gilt, dass sich dort im 5. Jahrhundert das früheste Aufeinandertreffen von Festlandsvölkern und Inselkelten vollzogen haben könnte und das sich von dort aus auch die Vorstellung verbreitete, wonach es nur ein Drache gewesen sein konnte, der einstmals in Ostwestfalen hauste und sein Unwesen trieb. Erst lange nach dem Beowulf Epos flossen aus vielen Regionen Europas die Sagen um die legendenhaften Drachen zusammen, passten sich dem jeweiligen Zeitgeist an und fanden ihr Publikum. Er hatte seinen festen Platz in den Köpfen der Menschen gefunden und wurde zur beliebten Schreckgestalt einer Epoche die sich höfisch unterhalten lassen wollte. Und es gab kaum einen Bischof, der einem christlichen Altar zugestimmt hätte auf dem sich keine Statuen drachentötender Heiliger befanden und zahlreiche Bleiglasfenster in Kirchen und Kathedralen wurden in der Folge mit passenden Elementen geschmückt, wodurch sich Gut und Böse anschaulicher darstellen ließen. Allesamt Strömungen und Einflüsse die die „Drachen Forschung“ unserer Tage erschwert haben, denn aus allen Landesteilen beflügelten immer wieder neue Phantasien das Thema was die Ursprünge um so mehr verschüttete und sie sich weder zuordnen noch strukturieren ließen. Aber der Kern der Drachensage schlummerte im Beowulf Epos und verdient daher unsere besondere Aufmerksamkeit da sich über ihn die direkten Bezüge in die Antike frei legen lassen. So gesellte sich zum urgermanischen Begriff des „Drago“ der simplen Bezeichnung für ein Gefährt der aber die Assoziationen zum römischen Draco weckte, obwohl auch dieser ursprünglich nur eine Schlange war auch der germanische „Trahho“ hinzu. Drago und Trahho waren sich in Bedeutung und Funktion gleich, denn es ließ sich vieles damit tragen und auch Personen konnten damit befördert werden. Und im römischen Reich nutzte nicht nur Varus die schon seit keltischen Zeiten in Gebrauch befindlichen technisch relativ hochwertigen Fortbewegungsmittel. Greift man weiter zurück, dann waren die Wege über die sich die Urform des Drachen in die mediterranen Regionen einschlich vorgezeichnet. Denn bereits zu Zeiten der Sumerer besaß er Symbolcharakter und entstammte vermutlich schon dem vorderasiatischen, persischen oder sogar dem chinesischen Kulturkreis. Die römischen Legionen verbreiteten das Drachenartige in den Norden wo es in Kontakt mit der Anderswelt der germanischen Zivilisationen kam und in den Zeiten der Völkerwanderungen könnte man die germanischen Stämme erstmals mit den antiken Drachenvorstellungen konfrontiert aber auch irritiert haben. Der Nethegau könnte bedingt durch die Varusschlacht zur Hot Spot Region geworden sein sein, wo die germanische Sichtweise ihren Ursprung nahm und ihren Weg nach Südengland fand. Und in der Figur des Drachen tötenden Erzengel Michael könnte es seine Fortsetzung erfahren haben zumal sich sein Tun ab dem 7. Jhdt. zu verbreiten begann als man immer noch nach Erklärungen für das einst Geschehene Ausschau hielt. Die christliche Glaubensvorstellung nutzte die unbändige Kraft der negativ ausgerichteten Drachensymbolik, half fortan mit Europa in religiösem Sinne fest im Griff zu halten und war aus den Gotteshäusern nicht mehr weg zu denken. So nutzte man das Fegefeuer und den feuerspeienden Drachen zur Einschüchterung um die Gottesfürchtigkeit aufrecht zu erhalten und damit die einfältige Bevölkerung gefügig zu machen. Aber ein Wurm bzw. Wyrm bzw. eine Schlange wie sie Siegmunde getötet haben soll kann sich dieser Argumentationslinie erst beugen, wenn wir die germanische Seele mit einbeziehen. Über den unbekannten angelsächsischen Autor dem wir den Epos zu verdanken haben wird genauso gerätselt wie über das gesamte Werk. Er brachte Jahrhunderte altes Wissen zu Papier und man fragt sich welche Quellen dieser nutzte und wieviel Halbwissen sich darin verbarg. Da es in seiner Urform der germanischen, respektive der Angelsächsischen aber nicht der lateinischen Geschichtsschreibung entstammt, steht es vor uns wie wie ein zu Papier gewordenes Relikt. Ein Epos, der auch nichts in den Schatten stellen kann, da es davor nichts vergleichsbares gab. Es war wie alles dem Volksmund entstammende und Legendenhafte ein Mix in dem man sich sowohl auf Gesagtes berief sich aber auch am Realen bediente. Damit stellte der Beowulf Epos erstmals die literarischen Weichen für alles Drachenhafte späterer Jahrhunderte und zog eine deutliche Grenze zwischen dem Sigemund `schen Lindwurm und dem Beowulf `schen Drachen. Aber der Barde war damit noch nicht am Ende denn er erinnerte auch noch an den großen Ruhm und die hohe Ehre die Sigemund durch die Tötung des Schlangenwurmes sogar noch über seinen Tod hinaus erfuhr. Erinnerungen, die sich eindeutig noch mindestens bis zu dem Tag erhalten konnten, als es der Barde Jahrhunderte später als Gesang vortrug. Und auch aus diesen Worten spricht wieder die Langlebigkeit der alten Geschehnisse und somit die Erkenntnis, dass der Volksmund imstande war vieles über sehr lange Zeitspanne hinweg weiter tragen konnte. Denn zum gesprochenen Wort gab es damals und auch noch lange Zeit danach keine Alternative. So konnte es sich in ungezwungener Form ohne äußere Einflussnahme oder Zensur fortpflanzen, erwies sich als überaus langlebig, ja hartnäckig und ließ sich in nachrichtlich mageren Zeiten im Gegensatz zum heutzutage überfluteten Medienzeitalter noch gut im Gedächtnis aufbewahren. Man hatte zwar ein Drachenwesen ins Spiel um die alten Geschehen gebracht, aber letztlich hat der Volksmund nicht viel am Originalverlauf verfälscht. So erinnert es auch fatal an das, was Tacitus rund 1oo Jahre nach dem Tod von Arminius schrieb. Denn die Germanen müssen auch den Ruhm an Arminius noch sehr lange wach gehalten und besungen haben. Es war eben ein Gesang der dem des Barden geähnelt haben dürfte. Dem Gedanken folgend, dass sich in der Drachengestalt einst existente Personen, Gruppen oder reale Handlungen verbargen ist keine Überlegung, die man erst heute anstellt und dazu gehört auch der Faden der sich vom Barden über Sigemund in die alten Zeiten spinnen lässt. Aber am Beginn des Fades hing nicht etwa Arminius sondern eher sein Vater Segimer, dem der Erfolg über Varus in erster Linie zustand. Der Mann der die eigentlichen Fäden gezogen hatte als Arminius noch in Pannonien weilte, der die Varusschlacht vermutlich nicht überlebte und vom dem im Gegensatz zur germanischen Welt die Antike keine Notiz nahm. (28.05.2023)

... link


Sonntag, 14. Mai 2023
„Das Geheimnis der Varusschlacht“
War einmal. Ein Mysterium, dass man zumindest auf Basis dieser halb theoretischen und halb faktenbezogenen Analyse als gelöst betrachten darf zumal sich auch die Argumente zu häufen beginnen und sich immer neue Bezüge finden lassen die es untermauern. So auch der Beowulf Epos in dem die erste europäische Drachengeschichte beschrieben wird und auf den noch näher einzugehen sein wird. Nur auf wenige Worte im Beowulf Epos gründet sich der Verdacht, dass der darin vorkommende Barde einen Bezug zur Varusschlacht herstellen wollte, aber mit ihnen lässt er sich bereits gut begründen. Und wenn dem so war, dann wären dies die ersten Hinweise aus nicht antiker Quelle über den Widerstand der Cherusker gegen Varus gewesen. Der Barde sprach sie in Dänemark aus aber nieder schrieb man sie in England von wo aus das Wissen auch einst auf dem Wasserweg nach Dänemark gelangt sein konnte und wofür spricht, dass man für Beowulf ein Seefahrergrabmal errichtete. Und wer das vom Barden geäußerte Wissen damals in der heutigen Region London verbreitete waren wie man es auch erwarten darf die Festlandsachsen und somit die Nachfahren der Cherusker die das letztlich noch spärlich vorhandene Wissen des einstigen Geschehens an ein von Vortigern beherrschtes keltisch/römisch geprägtes Südengland weiter gaben von woher es der Barde erfuhr. Es passierte um das Jahr 449 und geschah damit in der frühesten dokumentierten Phase sächsischer Besiedelung als man noch weit davon entfernt war die Region Angelsachsen zu nennen. Bevor sich im weiteren Verlauf die inhaltlichen Zusammenhänge des Beowulf Epos mit dem Varusereignis verdeutlichen lassen sei noch mal auf das innerhalb der Geschichtsforschung stimulierende Reizwort „Varusschlacht“ eingegangen. Häufig verbindet man es mit dem markanten Leitsatz „Das Geheimnis der Varusschlacht“, obwohl jedem Interessierten klar ist, dass die real statt gefundene Schlacht als solches kein Geheimnis dar stellte, sondern damit immer nur der unbekannte Austragungsort gemeint war. Viele wegweisende Bruchstücke um den Schlachtverlauf nachstellen zu können, haben uns so manche längst verstorbene Historiker von der Antike bis in die Neuzeit hinterlassen denen hier nachgegangen wurde um den Verlauf eingrenzen zu können. Ebenso haben umfangreiche Bodenfunde zur römischen Infrastruktur dazu beigetragen das Kerngebiet der Schlacht zu umreißen und es kristallisierten sich die möglichen Stätten der Mehrtagesschlacht heraus die sich über die Egge hinaus noch gut nach Osten verfolgen lassen. Damit gerät auch die Landschaft des Nethegau die eine Übergangszone zwischen Egge und Weser darstellt in den Focus der Betrachtung und fällt in den neuzeitlich gebildeten Suchhorizont mit dem Namen „Lippische Varusschlacht Theorie“. Wurde also schon ohne das man sich der mühsamen Suche nach den Hinweisen widmete, als Präferenzregion definiert. Anhaltspunkte über die römische Geschichte Ostwestfalens lassen sich aber nicht nur der historischen Literatur entnehmen oder von Bodenfunden ableiten. Ein Bündel von Spuren erhielt sich auch in unvermuteten und scheinbar abwegigen Nischen außerhalb der üblichen Schemata. Und da man als Geschichtsforscher auch im Ungesagten schürft und fündig werden kann, wenn man sich ein Gespür für das Unterschwellige bewahrt hat bereichert es die Analyse. Um im Altbekanntem ein Geflecht zu erkennen, aus dem ein Zeigefinger in Richtung Nethegau ragt bedurfte es umfangreicher Recherche. Beispielgebend ist etwa das Ptolemäische Streontion, dass sich als Brakel identifizieren lässt. Es lag in römischen Zeiten am Helvius, der seinen Namen vermutlich einem römischen Baumeister oder Architekten verdankt und den man später Hellweg nannte. Etwa da wo Varus sein letztes Lager nach dem ersten Marschtag noch unter friedlichen Vorzeichen aufschlug nachdem ihn Arminius verlassen hatte und bevor er am nächsten Tag auf dem Weg ins „prima Vari castra“ erstmals von den Germanen angegriffen wurde. So verbirgt sich hinter Streontion möglicherweise die spätere Hansestadt Brakel, zumal sie wie das Drehkreuz einer Region fungierte und dort immer schon eine wichtige Bedeutung besaß. Und Tagesetappenabstände wie man sie gerne zu Anhaltspunkten römischer Okkupationsschritte heran zieht und wie sie besonders zwischen Anreppen und Corvey deutlich werden, spielten auch nicht erst in römischen Zeiten eine Rolle, sondern orientieren sich seit Menschengedenken am Physischen, also Menschenmöglichen. Das von Ptolemäus erwähnte Streontion bei dem es sich nicht um das nahe Bad Driburg handeln konnte, da im dortigen Kessel in antiker Zeit anders als bei Brakel keine bedeutende Militärstraße entlang führte. Und in Brakel, dass auch schon vor der Zeitenwende und der römischen Okkupationswelle ein keltisch/germanisches Zivilisationszentrum gewesen sein dürfte, könnten sich auch noch lange römerzeitliche Gebäude erhalten haben die damals von durchziehenden Legionen errichtet, aber auch von Händlern genutzt wurden und die man später nach Bedarf instand setzte. Denn nicht zu vergessen, die Legionen hatten kein Interesse mehr daran, dass dazu nötige Werkzeug nach der Varusschlacht einzusammeln und es wechselte den Besitzer. Es waren Mannschaftsunterkünfte vielleicht auch mehr aber immer nur Holzbauten die man in der Antike Baracca nannte und worauf sich das Wort Brakel gestützt haben könnte. Eine mögliche Erklärung, wenn man davon absehen möchte, dass das Wasser des Bruchtbaches Namensgeber der Stadt war. Das die römische Tangente vom Lippeoberlauf über Paderborn, wo man mitten in der Stadt kürzlich auf Amphorenscherben stieß ihren weiteren Verlauf östlich von Schwaney immer noch erkennen lässt, um dann nahezu gradlinig über Brakel zur Weserfurt zu führen, trug maßgeblich dazu bei Brakel auch als den Abzweigort der Varuslegionen zu definieren. Auch das sich Varus dem Warburger Hellweg folgend später im Raum Borlinghausen vor der Egge nahe dem „Teutoburgiensi saltu“ jener Örtlichkeit genähert hatte, wo man im Gedenken an die „Drachenschlacht“ eine Erinnerungssäule für den Sieger errichtete, fügt sich nahtlos in diese Theorie zum Varusschlachtverlauf. Da sich die aus den Federn der antiken Historiker bekannten geologischen Anhaltspunkte ebenfalls dieser Theorie beugen, darf man das „Geheimnis der Varusschlacht“ vor diesem Hintergrund als gelöst betrachten. Allerdings konnte der Boden die wünschenswerten Militaria aus plausiblen Gründen noch nicht freigeben. Denn man suchte bislang nicht danach und Zufallsfunde stellten sich nicht ein. (14.05.2023)

... link


Samstag, 29. April 2023
Stand Varus dem Drachen Pate oder war er der Urheber ? Wie vollzog sich der Drachenkult in Mitteleuropa.
Es macht den Eindruck, als ob die frühe Legende für Varus nur Hohn und Spott übrig hatte und man kann es den Germanen auch nicht verdenken, dass sie ihren Erfolg genossen nach dem sie sich seiner entledigt hatten und auch Germanicus später seine Truppen zurück gezogen hatte bzw. musste. Während man begann das Geschehene zu heroisieren, stellte sich auch eine uns Menschen eigene Häme und Ironie ein die man zwischen Überheblichkeit und schwarzem Humor ansiedeln kann. Und die erste und damit früheste bekannt gewordene Legende die dies durchblicken lässt, war der Beowulf Epos in dem man ihn mit einer Schlange verglichen haben könnte. Mit dem Tod von Cassius Dio der um das Jahr 235 + verstarb schied der letzte Historiker der Authentisches über die Varusschlacht berichten konnte aus dem Leben. Trifft die Vermutung zu, dann war es erst wieder der Beowulf Epos der wie angenommen nach dem 7. Jahrhundert verfasst wurde und neues Licht auf das alte Ereignis werfen sollte. Den Beowulf Epos einzuordnen ist eine Herausforderung, aber man könnte ihn nach der langen Zeit der historischen Stille ein erstes gesichertes Dokument, besser gesagt ein Lebenszeichen nennen, das möglicherweise Informationen darüber enthielt, was zu Römerzeiten in Germanien geschah. Einen Zusammenhang herzustellen, mit dem sich begründen lässt, wonach sich im Epos auch Wissen über die Varusschlacht erhalten haben könnte macht es erforderlich diesem Verdacht nachzugehen. Aber bevor man den Epos dieser Prüfung unterzieht bedarf es noch des Blickes auf ein Ereignis, dass sich mittig zwischen Cassius Dio und den Beowulf Epos geschoben hatte. Es war der angelsächsische Benediktiner Beda Venerabilis dem wir das Wissen über Vortigern verdanken, den man einen Romano - Britischen Warlord nennt. Er war es der um die Mitte des 5. Jhdt. für den Zustrom von Kämpfern sorgte die ihm gegen die Bedrohung durch die Pikten und Scoten aus dem Norden helfen sollten in dem er Männer vom Festland nach Südengland lockte unter denen sich auch Söldner aus dem heutigen Ostwestfalen befanden. Krieger, die außer ihrer Sprache auch Worte wie „Hakenei“ auf der Insel einführten wie man später den Londoner Stadtteil „Hackney“ nannte und so darf man spekulieren, dass sie darüber hinaus auch das alte, zwischen Egge und Weser noch vorhanden gewesene Wissen über die Römerschlachten in den Nordwesten Europas transferierten. Dazu gehörte es auch, dass sie die Ereignisse über die Varusschlacht geschildert haben könnten soweit sie der Volksmund noch an sie heran getragen hatte. Das Vortigern zur Verstärkung nach ihnen rief erfordert im Zuge dieser Analyse ein frühes Innehalten, denn gerufen zu werden setzt Hörweite voraus, die es sicherlich nicht gab, also existierten auch schon im 5. Jahrhundert ausgreifende Verbindungen und Kontakte über größere Distanzen. Die Geschichtsforschung muss sich aufgrund neuer Erkenntnisse, vor allem wenn es um den Gesamtkomplex heikler Datierungen geht häufig korrigieren und ist dadurch gezwungen die Geschehnisse oftmals zeitlich zurück versetzen zu müssen. Bezogen auf den Zeitpunkt der ersten Festlandszuwanderungen darf man schlussfolgern, dass sich spätestens nach dem Rheinübergang der germanischen Stämme nahe St. Goar im Jahre 406 die römische Besatzung in England zügig absetzen musste um nicht abgeschnitten zu werden. Förmlich über Nacht könnten dadurch symbolisch betrachtet die Türen in Südengland in Richtung Norden offen gestanden haben und man hätte sich schon während sich dies abzuzeichnen begann nach Kräften gegen die vorrückenden Nordvölker umgeschaut haben können. Der „Ruf“ nach Kriegern könnte also schon einige Jahrzehnte vor Vortigern laut geworden sein und die ersten „Spätgermanen“ hätten sich demnach schon zu Beginn des 5. Jhdt. in Bewegung gesetzt haben können um zu helfen den Süden Englands zu verteidigen. Von den letzten Überlebenden germanischen Teilnehmern der Schlacht am Angrivarierdamm die die Erinnerungen daran noch an ihre Enkel oder Urenkel weiter geben konnten bis zu dem Moment als deren Nachfahren die Insel betraten dürfte das alte Wissen noch lebendig gewesen sein, denn es lagen nur wenige Generationen dazwischen. Und auch der Verfasser dieser Varusschlacht Theorie kann noch einen gewissen rückwärtigen Zeitraum überblicken. Denn er hat noch die Erzählungen seines Urgroßvater aus dem 1. Weltkrieg in guter Erinnerung und was dieser von seinen Erlebnissen und Verwundungen an der Westfront erzählte bevor ihn laut Wehrpass der zuständige Bezirksfeldwebel des königlich preußischen Bezirkskommandos Hagen in der Meldestelle Schwelm infolge Demobilisierung am 31.12.1918 aus dem Heeresdienst an seine Wohnadresse nach Langerfeld entließ. Was Verständigung, Kommunikationsfähigkeit und Meinungsaustausch anbelangt war dies in allen Epochen möglich. Wie nahe oder wie entfernt sich auch die Sprachenzweige der indogermanischen Völkerfamilien standen es passierte und es funktionierte, obwohl es ein Rätsel bleiben wird auf welche Weise es geschah. Also sollte man keinem Wissenschaftler trauen der vorgibt es gelöst zu haben. Durch die Söldner könnten sich folglich auch noch die Ereignisse aus Ostwestfalen in die einst von Rom besetzten Gebiete Englands verbreitet haben. Es steckten darin die überlieferten Erzählungen die die Angeworbenen nun mit mehr oder weniger Talent einer staunenden Zuhörerschaft vortrugen. Sagenhaftes, dass nichts mit dem Vermitteln realer Abläufe im Sinne historischer Prozesse gemein hatte. Was sich in Anknüpfung an die gewaltigen Römerschlachten erhalten hatte warf man in die Gesprächsrunde und versuchte die eigenen Vorstellungen die man vom Vergangenen hatte den Wissbegierigen  auf unterhaltsame Weise näher zu bringen. Es war darin die Rede von gigantischen nahezu unvorstellbaren und zahlenmäßig gewaltigen Kriegerscharen und Schlachten wie es sie auf den bevölkerungsschwächeren britischen Inseln nie gegeben hatte. Da man in England auch die eigene römische Okkupationswelle aus Erzählungen kannte tat man es nicht als Unwahrheit ab, sondern begann sich für die Urgeschichten aus der Heimat der Neuankömmlinge zu interessieren die einst ähnliches erlebten und entwickelte ein Vorstellungsvermögen für das Schicksal der Vorväter ihrer neuen Kampfgenossen. Sie erwähnten dabei auch den gegnerischen Kriegsherren, aber ohne ihn bei seinem römischen Namen Varus zu nennen und verwendeten für ihn das Wort „Trahho“ als auch das Wort "Drago". Man tat es in Anknüpfung an sein Gespann, einem Gefährt in dem sie ihn immer sitzend und fahrend erlebten. Im Wort „trahho“ steckt die Urform der Wortes „ziehen“, während sich aus dem Wort „drago“ das Wort „tragen“ entwickelte. Beide Begriffe stehen dem Wort Drachen nicht nur nahe, sondern lassen die unmittelbare Parallele erkennen. Gleich ob es das Wort für tragen oder für ziehen ist, so beziehen sie sich auf die Fortbewegung schlechthin, aber die Einwanderer verwendeten es nur in diesem unverfänglichen und nicht drachenverdächtigen Zusammenhang in der neuen südenglischen Heimat. Aber im Wort „drago“ steckte eine sprachliche Neuinterpretation die in eine veränderte Auffassung von den Geschehnissen mündete. Denn das Wort „drago“ war inhaltlich in Südengland bereits besetzt, denn in der dortigen mediterran beeinflussten Welt stand es auch für eine Draco“ und dies war damals nichts anderes als eine große aber ungefährliche Schlange. Die Worte Drago, Draco und Drache korrespondieren eng miteinander und mussten zwangsläufig zu unterschiedlichen Auslegungen animieren. Was man also in Germanien unter „tragen“ verstand verschmolz im von „Keltolatinern“ besiedelten Südengland mit der Vorstellung einer Schlange in der man zuletzt einen Drachen erkannte. Aber mit dieser Deutung konnten auch die Germanen leben, denn das man den römischen Feldherrn gern mit einer falschen Schlange verglich war auch in ihrer Erinnerung präsent geblieben. Es war eine Bezeichnung die auch den Festlandsgermanen nicht fremd war und der sie sich anschließen konnten. Verdeutlicht wurde es auch durch die Worte des römischen Geschichtsschreibers Florus der uns von der Endphase der Varusschlacht eine Episode überliefert hat in der die Rede von einer Schlange ist. Er nannte sie zwar nicht „Draco“ wendete dafür aber eine andere auch in der Antike geläufige Bezeichnung an nämlich „Uipera“ also Viper, als er schrieb „Aliis oculos, aliis manus amputabant, unius os sutum, recisa prius lingua, quam in manu tenens barbarus 'tandem', ait, 'uipera, sibilare desisti“, was in der Übersetzung "Endlich, Natter, hast du aufgehört zu zischen“ bedeuten soll. So begann sich in England der Name „draco“ für Varus und das gesamte römische Treiben in Germanien durchzusetzen. Ein Wort das Eingang in die Kommunikation fand unter dem man jedoch in der Folgezeit nicht nur die Person des Varus oder seine Schlacht verstand, sondern es als Synonym für die Kämpfe und Auseinandersetzungen mit dem römischen Aggressor begriff. Bekanntlich ist das Wort „trahho“ das für „ziehen“ stand auch gleichzeitig das Wort, das als germanisches Urwort für den Namen „Drachen“ steht. Der Drache der aber um diese Zeit nur für den „Gezogenen“ stand und über das Begleitwort „drago“ als dem „Getragenen“ zusätzlich auch noch die Bedeutung einer Schlange erfuhr. Letztlich überlebten sich diese beiden frühen germanischen Verben selbst, überstanden diese Entwicklungsphase und erlebten ihre Auferstehung in der Mythologie die ihnen zu den begriffen Schlange und Drache verhalf. Ein Drachen, der auch manchmal noch eine Schlange sein durfte und umgekehrt. Die Worte „trahho“ an dessen etymologischen Ende nicht nur die ziehende Landmaschine mit Namen Traktor stand, sondern auch der geflügelte Drachen rückte und gemeinsam mit dem Wort „drago“, das über das Wort „Drako“ zu Drachen wurde besiegelten letztlich die Metamorphose wie aus einem Gefährt ein Untier wurde. Im Sinne von „Tragen und Ziehen“ waren es immer schon eng verwandte Worte die später ihre Umdeutungen erfuhren. So konnte sich das aus Schlange und Drachen zusammen gesetzte Untier etymologisch auf zwei Väter aus zwei Sprachrichtungen berufen was die forschende Nachwelt zum Verzweifeln brachte, die sich darunter immer gerne nur ein einziges Wesen vorgestellt hätte. Aber letztlich gebar man ein Untier das von beidem etwas hatte. Aber nicht nur das, denn man dichtete ihm noch weitere Eigenschaften an um es vollkommen zu machen. Es sollte fliegen können, Feuer speien, sollte aber auch etwas dahin Schleichendes an sich haben, hatte in Grotten zu hausen und Giftiges und Zischelndes gehörte auch dazu. Aber ein Gefährt zum Untier zu erklären hatte nicht das Zeug zur Legendenbildung. Das sich in Germanien die auf römischen Wurzeln beruhende Bezeichnung „Draco“ nicht für eine Schlange durch setzte mag auch an den unterschiedlichen Biotopen gelegen haben, denn das germanische Wort Natter entstammt dem germanischen Wort „natara“, aus dem sich das Wort „Natter“ entwickelte. Denn Nattern bevorzugen die feuchten Regionen und „nat“ bedeutet „nass“. Aber der Barde am Hof des Dänenkönigs besann sich auf den römischen Ursprung und verwendete das Wort „Draca“ und nicht „Natter“ als er den Gegner des Sigemund beschrieb was dafür spricht, das er nicht auf die in Germanien übliche Umgangssprache zurück griff ihn also sein Wissen nicht aus dem germanischen Sprachraum erreicht hatte oder er es nicht benutzte. Nicht auszuschließen ist es daher, das die Heimat des Barden in Südengland lag und ihm daher das Wort „Draca“ näher stand. Aber Varus genoss in Germanien zweifellos auch den gut nachvollziehbaren Ruf einer falsche Schlange gewesen zu sein, sodass sich Drache und Schlange immer näher kamen und das obwohl eine „Draca“ oder eine „Uipera“, also eine Viper immer noch eine Schlange und kein Drachen ist. Aber es könnte darauf hindeuten, dass man schon am „Teutoburgiensi saltu“ im Zorn für Varus nicht nur eine Palette von Schimpfworten angewendet hatte um seine Widerwärtigkeit zu verdeutlichen, sondern ihn unter Zuhilfenahme der Wortwahl „Schlange“ auch verspottete. Aber es lag nicht in der Absicht der Kämpfer den Hauptfeind ihrer Vorfahren der an der Spitze die Legionen befehligte wie ein geflügeltes feuerspeiendes Wesen erscheinen zu lassen, da sie ein derartiges Wesen nicht kannten. Ebenso verglichen sie Varus zwar mit einer Schlange sahen in ihm aber nicht die Gestalt einer Schlange. Aber es waren die Worte „Draco“, „Trahho" und „Drago", die man später als Urbegriffe an den Anfang aller Drachenmythen stellte, mit denen man aber in Germanien weder den römischen Feldherrn noch seine Legionen betitelte. In England angekommen fanden die germanischen Aussiedler veränderte Bedingungen vor und sie stellten Vergleiche an. Denn während ihre Altvorderen damals in schweren Kämpfen verhindern mussten, dass sich das römische Reich auch ihre Wohngebiete einverleibte erlebten sie in England das, was auf sie zugekommen wäre, wenn die Schlachten zu Gunsten Rom ausgegangen wären. In Südengland erkannte man das römische Wesen in Form von Unzuverlässigkeit, denn der Römer Flavius Aetius hatte Vortigern sein Unterstützung gegen die Nordstämme verweigert, so dass sich ihre Abneigung gegen alles Römische bestätigte und Hohn und Spott in ihren poetischen Erzählungen über sie mit schwang. Es wäre keinem der germanischen Söldner in den Sinn gekommen den Legionären Roms zu unterstellen sie wären geflügelte Untiere gewesen gegen die damals ihre Vorväter antreten mussten. Dies entsprang einer Vorstellung die sich erst langsam aufbaute, als sich den nachfolgenden Generationen der Inhalt ihrer eigenen Worte nicht mehr erschloss man nicht mehr daran glauben konnte und bereit war die Gedanken der Menschen in ihrem neuen Umfeld aufzunehmen oder ihnen aufsaßen, und die man ihnen als Erklärung dafür anbot, was sie selbst nicht mehr wussten. Ein Prozess an dessen Ende die Vision stand, dass ihre Vorfahren einst tatsächlich gegen übermächtige monströse Widersacher in Form von Drachengestalten angekämpft haben mussten und es für sie anders gar nicht mehr vorstellbar war. So könnte sich in Südengland erstmals der Kreis geschlossen und sich der Nährboden gebildet haben, der zum Schmelztiegel früher Drachengeschichten wurde. Da wo die alten Geschichten vom Festland auf dankbare Zuhörer stießen und sich mit den Vorstellungen der Einheimischen zu vermischen begannen. Aber dank dem Gesang des Barden den er am Hof des dänischen Königs verlautbarte, wie es im Beowulf Epos überliefert ist, steht uns neben der dargestellten „Südengland Hypothese“ noch eine weitere Spur zur Verfügung, die zur Varusschlacht führen könnte. Der Epos beschäftigte aufgrund seiner Komplexität schon die unterschiedlichsten wissenschaftlichen Forschungszweige, hier sollen aber nur die Passagen isoliert werden, denen sich ein Bezug zu den Römerschlachten in Ostwestfalen entnehmen lässt. Die Niederschrift des Bardengesanges soll im Zuge der Recherche nach dem Jahr 700 erfolgt sein was einen breiten Spielraum zulässt. Aber was passierte damals in der Hereot genannten Halle des Dänenkönigs Hrothgar, wo man zu Ehren des Helden Beowulf ein Fest ausrichtete. Als die Gesellschaft um Beowulf in Feierlaune war da erhob der Sänger der wie es hieß viele Sagen der Vorzeit kannte seine Stimme und besang in Versen das, was er einst von Sigemund dem weit Gewanderten sagen hörte. Er sang von Dingen die wie man sagte nur noch wenigen Menschen bekannt waren, aber aus welchem Volksmund er sie hatte wird nicht deutlich. Ob der Barde sein Wissen, dass er im 6. Jhdt. verkündete und das man nach dem 7. Jhd niedergeschrieben haben soll den Söldnern aus Vortigerns Zeiten verdankte da er vielleicht selbst Brite war, oder ob es ihn auf direktem, also dem Landweg aus dem Süden erreichte, ist nicht mehr nachvollziehbar, aber was das von ihm genutzte römische Wort „draca“ anbetrifft, so deutet dies darauf hin, dass er mehr mit Südengland in Kontakt stand. Aber was waren die wesentlichen Elemente seiner bemerkenswerten Erzählungen die sich für die Aufarbeitung im Sinne dieser Theorie eignen. Von herausragender Bedeutung ist sein Hinweis der in die Tiefe germanischer Vergangenheit reicht und dem man das Siegel der „Vorzeitlichkeit“ aufgedrückt hat. Im Original des Epos lautet der Satz „sé ðe ealfela ealdgesegena“ den man mit „der viele Sagen der Vorzeit kannte“ übersetzte. Vorzeit ist aus unserer Sicht ein dehnbarer Begriff und er lässt darauf schließen, dass man darunter im 6. Jahrhundert Zeiten verstand die unvorstellbar lange zurück lagen. Ein Begriff den man vielleicht mit der „Antike“ gleich setzten kann, obwohl sich auch dahinter eine längere Phase verbirgt, so lässt sich dieser Hinweis möglicherweise auf die Zeit um das Jahr Null eingrenzen, als in „Germanien die Geschichte“ begann. Die Antike ist nicht auf germanische Verhältnisse übertragbar es deutet aber darauf hin, wie sich noch begründen lässt, dass es die Phase betrifft in der die römischen Eroberungszüge die Weser zum Ziel hatten. Im weiteren Verlauf folgt die nahezu sensationell zu bezeichnende Erwähnung, dass Sigemund der Sohn des Wälse war. Des Weiteren ebenfalls unschätzbar für die Analyse ist die Textstelle in der der Barde zum Ausdruck bringt, dass es Sigemund gelang einen Gegner zu töten und er diesen sogar namentlich benennt. Er verwendete dafür die Worte „Wyrm und Draca“. Wyrm, dass in der Übersetzung Wurm genannt wird und sich daher schlüssig interpretieren lässt. Das gleichfalls von ihm verwendete Wort Draca erfährt eine plausible Ableitung, wenn man seinen Ursprung in Südengland erkennen möchte. Das Wort „Draca“ aber bereits mit einem Drachen gleichsetzen oder übersetzen zu wollen ist schon recht mutig, da Draca nicht für Drache, sondern in seiner Originalschreibweise dem Schlangennamen „draco“ entstammt. Somit sollte man die Taten des Sigemund mangels Wissen um seinen wahren Gegner den wir dahinter nicht erkennen können zunächst mal als einen Wurm - oder einen Schlangenkampf bezeichnen. Trat Sigemund also als Einzelperson gegen Wurm oder Drache an oder verbirgt sich dahinter der Hinweis darauf, dass es sich um eine umfängliche Auseinandersetzung gehandelt haben könnte, es also auch auf eine Schlacht hindeuten könnte, die man als Wurm - oder Schlangenkampf umschrieb. War es ein Einzelkampf, dann ließe es sich auf die Person des Varus beziehen, sollte darunter ein großer Kampf zu verstehen sein, könnte sich dahinter auch die Theorie der Varusschlacht verstecken. Die Übersetzung der Worte des Barden lauten „mörderisches Greuel“ was sich für beide Möglichkeiten anwenden ließe. Es finden in dem Teil des Epos der unmittelbar auf den von Sigemund getöteten Feind eingeht für diesen nur diese zwei Namen Verwendung. Es ist das in der Übersetzung erscheinende Wort Wurm und das strittige Wort Drache, die sich in der Originalfassung „Wyrm und Draca“ nennen. Der Barde nannte den Gegner drei Mal einen „Wyrm“ und einmal einen „Draca“ bevorzugte also den „Wyrm“ gegenüber dem „Draca“. Unter dem Begriff Wurm im Sinne von Gewürm fasste man in alten Zeiten all jenes Kleingetier zusammen zu denen man auf Distanz bedacht war. Beispielgebend ist der Maiwurm. Das von ihm produzierte für Menschen tödliche Gift Cantharidin den man heute Ölkäfer nennt, da es ölartig austritt spricht für die Widerwärtigkeit der Welt der Würmer. Andererseits war der Wurm im alten Germanien aber auch der Inbegriff von Wehrlosigkeit, aber nicht von Kraft und Stärke was uns daher auch an einen bereits geschwächten Gegner denken lässt. Etwa in der Form eines dahin kriechenden, sich windenden, bein- also hilflosen und nahezu blinden Wesens gleich einem Regenwurm. Aber allesamt abscheuliches Getier, das sich leicht zertreten ließ. So könnte man sich den Gegner von Sigemund wie ein Gemisch aus allem vorstellen, zumal der Barde ihn auch noch einen „Draca“ gleichbedeutend eines großen Wurmes nennt. So wird der Name „Draca“ zu einem Begriff der die etymologische Forschung auf die Probe stellt und mit der Ursprungssuche des Namens „Draca“ hat man es sich wohl bislang zu einfach gemacht. Um ihn zu deuten griff man kurzerhand nach dem Beowulf Epos, las darin den Namen „Draca“ und war sich schnell darin einig, dass er einst aus dem angelsächsischen Sprachraum gestammt haben dürfte. Auf dieser Basis definierte man ihn als einen urwestgermanische Ausdruck. Den Begriff „Urwestgermanisch“ ersann man um damit für die wenigen bekannten Worte aus den frühen Jahren der römischen Okkupation eine Arbeitsgrundlage zu schaffen. Darunter befanden sich auch Worte bei denen sich die Forschung nicht einig ist, welchen Entstehungsweg sie hinter sich hatten und ob man sie dem Ursprung nach dem lateinischen oder dem germanischen Kulturraum zuordnen sollte. Im Wort „draco“ erkannte man, da es im Beowulf Epos erwähnt ist nur scheinbar folgerichtig auch seine Herkunft als aus dem „Urwestgermanischen“ Sprachraum, stammend obwohl „draco“ was seine Definition als Schlange anbetrifft schon mindestens seit Cäsars Zeiten dem Lateinischen näher kommt, wo es für eine große aber letztlich ungefährliche und unschädliche Schlange steht, als dem Germanischen. Da sich in einer Schlange die Wesensmerkmale „träge“ als auch „dräge“, dialektisch betrachtet für dahin schleichend wieder finden schließt sich der Kreis und die lateinische „draco“ fügt sich der Argumentation. Aber auch dahinter verbarg sich im Ursprung immer noch nur eine Schlange und eben kein Drache wie es die Wunschvorstellungen suggerieren möchten. So wusste man also auch in Rom schon lange das ein „draco“ zwar ein großer, aber kein gefährlicher also kein unbezwingbarer Feind war und so nannte bzw. beschrieb auch der Barde den Gegner von Sigemund im 6. Jahrhundert mit dem Wort “draco“. Gelangte das Wort „Draco“ von der britischen Insel an den Hof des Dänenkönigs, so könnte man es auch im lateinisch vorgeprägten Südengland in dergestalt gedeutet und immer so interpretiert haben, als dass man den Namen "Draco" für Feinde übernahm die sich aber mit der nötigen Tapferkeit besiegen ließen. Dies würde bedeuten, dass man im 6. Jahrhundert auch in der Festhalle des Beowulf immer noch der festen Überzeugung war, dass es sich bei einem „draco“ um kein geflügeltes und feuerspeiendes Untier handelte, sondern man auch dort nur eine profane Schlange damit verband. Aber es lässt sich erkennen, dass sich das Wort „Draco“ in der Wandlung befand und es sich später auch in der Formulierung wieder findet, wonach man von Drachen in Menschengestalt spricht. Tapfere Kämpfer einzeln oder in Gruppen die sich ihnen entgegen zu stellen wagten und auch von Helden alles abverlangten. Verfolgt man den Gedanken, dass es Sigemund in Gestalt des Vaters von Arminius war, der sich Varus entgegen gestellt hatte, dann verwendete auch der Barde für den römischen Feldherrn immer noch die gleiche Bezeichnung nämlich Schlange wie man das Tier schon in der römischen Antike nannte. Er nutzte das Wort „draca“ wie es aus Italien bekannt war und entschied sich gegen das germanische Wort „Natter“. Stufte folglich den römischen Feldherrn wie es auch Florus tat, als er über die Varusschlacht berichtet hatte auf das Niveau einer Viper ab und stellte damit klar, dass man in Germanen in Varus noch kein geflügeltes drachenartiges Untier sah und es auch bis ins 6. Jhdt. noch nicht war. Aber mit der Ausbreitung der Frankenherrschaft in Mitteleuropa wurde der Drachenkult in Schwung gebracht.(29.04.2023)

... link