Freitag, 2. September 2022
Die Inschriftentafel am Corveyer Westwerk - Römisch oder karolingisch ?
Heribert Klabes trug zahlreiche Argumente zusammen um seine Theorie zu begründen, dass Rom schon zu Varuszeiten in Ostwestfalen Gebäude aus Stein errichtet hatte. Architektonisches am Weserufer in Corvey dem die Wissenschaft bislang allerdings nur ein mäßiges Interesse abgewinnen konnte. Der inzwischen verstorbene Heribert Klabes veröffentlichte alles in seinem Buch "Corvey - Eine karolingische Klostergründung an der Weser - Auf den Mauern einer römischen Civitas" und entließ damit eine nachdenklich gewordene Fachwelt in die Ratlosigkeit. Seine Forschungsergebnisse begründete er auf Basis der noch vorhandenen Bausubstanz, schöpfte seinen Verdacht aber auch aus der Ausgestaltung der Abtei, der Dimension des Klosterkomplexes, dem geschichtlichen Hintergrund sowie einer Vielzahl weiterer Schlussfolgerungen und Erkenntnisse. Dabei fällt auch der Inschriftentafel am Corveyer Hauptportal, dem Westwerk ein großes Gewicht hinsichtlich der Altersbestimmung des ganzen Komplexes zu. Es ist aber nicht jene, die sich der interessierte Besucher heutzutage vor Ort von unten ansehen kann, gemeint ist die Original Epigraphik die sich an einer unzugänglichen Stelle befindet.


So wie sie auf dem Titelbild des Buches von Heribert Klabes abgebildet ist, so könnte sie auch vor rund 2000 Jahren ausgesehen haben.

Trotzdem wirkt auch schon die Kopie auf den Freund alter Gemäuer beeindruckend und weckt beim Betrachter den Anschein, es könne sich dabei aufgrund der alten Schriftart um ein Stück aus der Antike und nicht aus dem frühen Mittelalter handeln. Aber Heribert Klabes widmete sich nicht nur dem Herstellungsverfahren des steinernes Reliefs, das er zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, machte, sondern auch den Metallbuchstaben und den Stiften die einst darin eingesetzt waren. Aber lange Zeit war es still um die Bemühungen mehr über das Römische im Klosterbauwerk herauszufinden und es ist in den letzten Jahre auch nicht lauter geworden was neue Erkenntnisse anbelangt. Aber eines scheint gewiss, denn man könnte heute mehr wissen, wenn man es denn gewollt hätte. Und mehr wissen bedeutet, dass man sich intensiver mit dem noch vorhandenen archäologisches Material hätte beschäftigen können und den Faden aufnehmen sollen den Heribert Klabes gelegt hatte. Einst aufgefundene und teils rätselhafte weil schwer zuzuordnende Objekte ausfindig zu machen und sie zu sichern wäre der der erste Schritt. Dazu gehören auch schriftliche Dokumente, Korrespondenzen oder Gutachten mit denen sich belegen lässt, wie vorsichtig und zurückhaltend schon damals die versierte Fachwelt reagieren musste um nicht zu voreilig die Klabes Theorien zu verwerfen. Und daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Aber es ist noch Zeit in unbekannten Archiven nach dahin schlummernden Fakten zu suchen die schon in Vergessenheit geraten waren. Exponate die aus Platzmangel in Kellern lagern oder in Vitrinen von Museen hinter oder ohne Glas ausgestellt sind können ebenfalls dazu beitragen die antike Vergangenheit von Corvey zu erhellen. Obwohl schon vieles erschwert wird, da an so manchen Ausstellungsstücken eine Hinweis gebende Beschriftung fehlt aus der die näheren Zusammenhänge hervorgehen. Vor allem den Fundort sollten sie erkennen lassen, an dem sie einst entdeckt wurden. So kann der interessierte Besucher auch nur einen oberflächlichen Blick auf die Gegenstände werfen, da sich kein Bezug erschließen lässt. Aber auch großflächige Bodenprospektionen in den weiten Wiesenlandschaften zwischen Corvey und Höxter vor allem aber auf dem Abteigelände oder der Umgebung dürften zu dem Ergebnis führen, dass sich dort noch zahlreiche Relikte und Artefakte aus ältesten Zeiten vor unseren Augen verbergen. So überlässt man sie einer forschenden Nachwelt von der man sich erhofft ihre Analysemethoden wären in Zukunft fortschrittlicher als die heutigen. Auch Mauerwerke lassen im Fundamentbereich noch auf neue Erkenntnisse hoffen und die Furt über die Weser oder die Reste einstiger Brückenbauwerke warten ebenso auf neue wissenschaftliche Bewertungen wie die besagte verborgene Epigraphik über dem Eingang. Ein Gebäude ohne klare Zweckbestimmung und Sinngebung, für das die Wissenschaft mangels eines besseren Kenntnisstandes den begriffsbildenden und sowohl schlichten als auch profanen Namen Westwerk prägte, weil es sich keiner Funktion zuordnen lässt und sich dafür kein trefflicherer Name finden ließ. Ein Grund dafür könnte sein, dass der Raum der sich dahinter auftut eher einem römischen Atrium ähnelt aber in der karolingischen Vorromanik seines Gleichen sucht. Aber was ließe sich rekonstruieren möchte man sich einen Weg zurück in die Antike bahnen um das Bauwerk dieser Epoche zuschreiben zu können. Eine schwere steinerne Inschriftentafel mit dem Kahn die Lippe aufwärts und dann auf dem Landweg nach Corvey zu transportieren mag bereits möglich gewesen sein klingt aber abwegig. Varus könnte sie, nachdem er Fortschritte an den Baumaßnahmen erkannte mit denen er schon im Jahre 7+ begonnen haben könnte in Auftrag gegeben haben und ließ sie sich nach kommen. Es könnte aber auch schon ein kenntnisreicher Handwerker ausgereicht haben die Platte an Ort und Stelle anzufertigen. Bei den Goldbuchstaben könnte es ähnlich verlaufen sein wenn geschickte Schmiede die sich mit der Schmelze auskannten zur Verfügung standen. Auch davon. dass in der Region dank keltischer Tradition das nötige Wissen vorhanden war darf man ausgehen. Es ist unstrittig das man um diese Zeit bereits die technischen Möglichkeiten besaß derartiges herzustellen. Den Beweis lieferte die Rekonstruktion des imposanten vergoldeten Reiterstandbildes wie es anhand des im befestigten römischen Handelsplatz Waldgirmes aufgefundenen Pferdekopfes möglich war. Die Bauarbeiten an dem auf Expansion ausgelegten römischen Marktzentrum in Hessen begannen schon 13 Jahre vor der Varusschlacht was einen interessanten Blick auf die bereits sehr weit fortgeschrittenen Provinzialisierungspläne gestattet. Bei der Freilegung der Anlage stellte sich zu dem heraus, dass es sich bei den dort frei gelegten Fundamenten um den frühesten Beleg für die Existenz von Steinmauern in Zentralgermanien handelte was auch auf die mögliche Existenz von Steingebäuden hinweist und das nicht nur an der Lahn. Der Schriftzug der Epigraphik wie man in Latein eine derartige Inschriftentafel nennt, mag man den örtlichen Gegebenheiten angepasst und ausformuliert haben und er entsprang keinem Standardtext. Man will dem Zeitgeist nichts unterstellen, aber der Inhalt könnte für Varus zweitrangig gewesen sein. Denn hier zählte damals vermutlich mehr das Majestätische, die Würde und Ausstrahlungskraft eines mit vergoldeten Buchstaben versehenen Steinreliefs, dass seine Wirkung auch nicht verfehlt haben dürfte. In der Person des Varus sollte die Bevölkerung das personifizierte Verbindungsglied zwischen der strahlenden römischen Machtzentrale und der als unwirtlich beschriebenen Magna Germania sehen. So fungierte er auch als Botschafter bzw. Statthalter im Auftrag, also anstatt des Kaisers der die Völker zu beeindrucken hatte. Man kann diese Erklärungen als Spekulation und Phantasterei abtun, gössen nicht Wissenschaft und Kirchturmdenken Hand in Hand durch ihr Verwirrspiel immer wieder neues Wasser auf die Mühlräder der Zweifler. Es ist noch nicht lange her, als man sich 1985 entschloss diese historisch wertvolle Inschriftentafel aus dem Westwerk zu entfernen, durch eine Kopie zu ersetzen und das Original abseits in erhöhter Position aufzustellen, wo es sich gut den Blicken der Besucher entziehen ließ, statt für sie einen museal angemessenen und ansprechenden Platz zu finden, wo sie auch witterungsgeschützter überdauern kann. Damit bot sich allerdings auch die gute Gelegenheit sie von Expertenseite aus zu untersuchen was aber offensichtlich unterblieb. Insbesondere die erstaunliche Ähnlichkeit zur antiken Schriftart "Capitalis quadrata" beunruhigte immer schon die Gemüter und die kreative Forschung und weckte den Verdacht, dass sie römischen Ursprungs sein könnte. Und das man für sie wie es bei antiken römischen Inschriften häufig der Fall ist vergoldete Buchstaben verwendet hat trug ebenfalls dazu bei. Eine Vermutung die immer schon als hoch wahrscheinlich galt, die aber ohne wissenschaftliche Bestätigung eine Theorie bleiben muss. Durch Goldreste die an den Befestigungsstiften haften geblieben waren gelang es Heribert Klabes nachzuweisen, dass man ins Relief wie konnte es auch anders sein, einst vergoldete Buchstaben eingelegt hatte. Goldbuchstaben von denen man im Corveyer Museum auf befragen bis vor wenigen Jahren noch keine Kenntnis besaß. Aber dazu später mehr. Denn zunächst beschritt die Wissenschaft einen anderen Weg den man im Hinblick auf das Römerzeitliche auch als Irrweg bezeichnen könnte. Denn man analysierte wie man eigentlich erwarten sollte nicht die Haltestifte die sich noch in der Originaltafel befanden, sondern konzentrierte sich auf archäologisches Material unklarer Herkunft, dass sich im Schutt der Abtei erhalten hatte. Und darin stieß man im Zuge von Grabungen auf die Reste zweier vergoldeter Buchstaben die man für die Reste besagter Inschriftentafel hielt. Die Tafel enthielt insgesamt 57 Buchstaben und man ging von 193 Bohrlöchern und den dazugehörigen Stiften aus. Von diesen Verstiftungen konnten im Schutt ebenfalls noch 31 Exemplare sicher gestellt werden. Wobei das Auffinden von zwei Goldbuchstaben und 31 Stiften im Grabungsgeröll nach so langer Zeit in Anbetracht des Eigenwertes schon erstaunlich ist. Es standen somit für weitere Untersuchungen zwei mit Gold überzogene Buchstaben aus Kupferblech und 31 Stifte zur Verfügung. Was dann jedoch schnell ins Auge fiel war die unerfreuliche Erkenntnis, dass es sich bei den zwei Buchstaben nicht um Teile aus der Inschriftentafel des Westwerk handelte. Denn die im Schutt entdeckten Teil waren zu klein und passten daher nicht in die Ausnehmungen der Originaltafel. Genau genommen wiesen sie nur die Hälfte der Größe auf die sie hätten haben müssen. Man hatte es folglich mit Goldbuchstaben zu tun, die nicht aus besagtem Relief stammten und bei denen es infolgedessen unklar ist, wo diese einst ihren Platz gehabt haben sollen. Vermutlich waren sie auf Epigraphiken späteren Datums befestigt, die zwischenzeitlich verschollen sind. Aber bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt und man unterzog sie trotzdem einer vergleichenden Analyse, ob sie nun römischen oder karolingischen Ursprungs waren. Eine Untersuchung auf Basis einer ungünstigen Ausgangslage und daher von fragwürdiger Bedeutung und nur geeignet um einen Zufallstreffer zu landen. Warum man die aufwändige Untersuchung wohlwissend, dass ein direkter römischer Bezug nicht mehr gegeben war trotzdem durchführte ist unklar, ermöglicht aber einen tiefen Einblick in die wissenschaftliche Arbeitsmethodik. So beauftragte man damals in Dr. Robert Lehmann einen renommierten Experten auf dem Gebiet der Archäometrie sich des Themas "Goldbuchstaben" anzunehmen. Dabei ist er auch zu einem Urteil hinsichtlich der Fragestellung gelangt, wann die Vergoldung der Buchstaben statt gefunden haben könnte. Im Resultat stehen sich ungeachtet der Tatsache, dass sie nicht aus dem Original stammten die Fragen gegenüber, ob sie noch von römischer Hand gefertigt wurden, oder eine Arbeit aus karolingischer Zeit darstellen. Um zu einem Ergebnis zu kommen führte Dr. Lehmann Reihenuntersuchungen durch und da eine Erkenntnis auch im direkten Zusammenhang mit der Theorie steht, wonach die Varusschlacht im Nethegau statt fand, berührt es auch den Kern dieses Internetbuches. Dr. Lehmann hatte sich unabhängig von seinen materialbezogenen Untersuchungen auch mit den geschichtlichen Ereignissen beschäftigt und sich in diesem Zusammenhang wohl auch für die Interpretationen und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen interessiert, vermutlich um ein besseres Verständnis für das Geschehene zu entwickeln. Zu seiner Beurteilung trug bei, dass die zur Analyse genutzten Buchstaben aus bleihaltigem Kupfer bestanden und mit einer dicken Vergoldung überzogen waren. Auch daraus konnte er Schlüsse ziehen und gelangte zu der Feststellung, dass die beiden untersuchten Buchstaben, obwohl sie beim Betrachter einen antiken Eindruck hinterließen nicht aus der Römerzeit stammten, sondern im frühen Mittelalter hergestellt wurden. Herr Lehmann konnte sogar so weit gehen und sich festlegen, dass sie vor 1175 entstanden sind. Um zu weiteren Erkenntnissen zu gelangen aus welchen Minen Kupfer und Gold stammten schlug Dr. Lehmann eine Bleiisotopenuntersuchung vor. Auf dieser Basis wären Diskussionen möglich wer die Anbringung  der Inschrift im Mittelalter verfügt haben könnte um zu einer besseren zeitlichen Einordnung zu gelangen. Somit wäre geklärt, dass man zumindest diese zwei zu klein geratenen Goldbuchstaben dem Mittelalter zuordnen kann und keine Römer ihre Finger im Spiel hatten. Aber auch in diesem Fall gilt, dass wissenschaftliche Expertisen die sich keine Hintertüren offen halten selten sind. So sind auch bei dem Untersuchungsergebnis von Dr. Lehmann, dass dem Aufbau nach einem Gutachten gleich kommt Zweifel angebracht. Denn obwohl die Chancen wegen des Größenunterschiedes zum Originalrelief gering waren in ihnen Teile römischen Ursprungs zu sehen, hatte man doch die Erwartungshaltung eine relativ präzise Beurteilung zum frühen Mittelalter zu bekommen. Aber eine gewisse Skepsis und Bedenken an seinem Urteil hatte er selbst mit eingeflochten und relativierte seine eigene Bewertung. Denn der Kern der Problematik besteht in dem von ihm verwendeten Wortlaut, das einem Eingeständnis des schwierigen Sachverhaltes gleich kommt. Zitat: "Der Nachweis von bleihaltigem Kupfer und einer dicken Vergoldung bei den vorliegenden Buchstaben erlauben unter der Berücksichtigung der geschichtlichen Überlieferungen und Reihenanalysen die Einschätzung, dass die beiden Buchstaben "wohl Nicht" römischen Ursprungs sind". So hat Dr. Lehmann "wohl" den Hasen im Pfeffer erkannt in dem er sich des Wortes "wohl" bediente und im gleichen Zusammenhang für das Wort" "nicht" Großbuchstaben verwendete. Er hebt damit das Wort "nicht" stärker hervor, hätte aber wohl besser das Wort "wohl" mehr betonen sollen. Denn das Wort "wohl" kennt viele Synonyme wie anscheinend, vermutlich, augenscheinlich oder mutmaßlich, steht aber nicht für ein sicheres Urteil. So bleibt es eine Einschätzung wie Herr Dr. Lehmann es selbst feststellt und leider ein Ergebnis, das uns sowohl in der Sache als auch hinsichtlich der Frage, wann sie im frühen Mittelalter geschaffen wurden die erwünschte Klarheit schuldig bleibt. Und das was man "einschätzt" steht auf ebenso tönernen Füßen, als wenn man das Wort "wohl" im Text verwendet, denn schätzen bedeutet glauben und vermuten und besitzt keine Beweiskraft. Trotz Reihenanalyse reicht sein Fazit nur für das Vertreten einer Meinung oder Ansicht, wo wir uns doch alle ein klares Ergebnis gewünscht hätten. Aber als Autor eines Geschichtswerkes weiß man wie oft man sich der lästigen Konjunktive bedienen muss, was dann von allen Beteiligten viel Gleichmut abverlangt. So geht das Rätselraten weiter, ob es denn möglich ist anhand des Reliefs doch noch seiner möglicherweise römischen Vergangenheit auf die Spur zu kommen und das auch ohne diese zwei Goldbuchstaben dafür nutzen zu können. Es könnte auch die Schriftart der "Capitalis Quadrata" sein, die vielleicht weiter helfen könnte. So wäre es möglich die Ausnehmungen in der Inschriftentafel, wo einst die Buchstaben in der Platte saßen mit zerstörungssicherem Material, vielleicht Kunstharz auszugießen. Die gleiche Prozedur könnte man dann bei den als sicher in augusteischer Zeit angefertigten Tafeln durchführen. Sollte sich dann eine ungewöhnliche Duplizität zeigen wäre es ein Versuch der helfen könnte ein Glied in der Indizienkette zu schließen. Aber es standen nicht nur die zwei dummerweise zu klein geratenen Goldbuchstaben aus jüngeren Schuttmassenschichten zur Verfügung um sie auf mittelalterliche oder römische Herkunft hin zu prüfen, sondern auch noch 31 Befestigungsstifte die man in der gleichen Schuttmasse gefunden hat wie die kleinen Goldbuchstaben. So besteht natürlich der begründete Verdacht, dass sie wie die zwei Goldbuchstaben auch an einer jüngeren Inschriftentafel befestigt waren und nicht im Original Relief steckten, dass bis 1985 ins Westwerk eingelassen war und das im Verdacht steht aus antiken Zeiten zu stammen. So muss man resümieren, dass es von wissenschaftlicher Seite aus betrachtet nur Sinn macht Teile zu untersuchen die auch tatsächlich aus der Epigraphik stammen, da Untersuchungsergebnisse aus der Schuttmasse nicht zu einem Ergebnis führen können. Aber es wurde trotzdem mit ihnen gearbeitet. So sollen sich 21 Stifte von 31 Stiften als völlig unbrauchbar für eine Analyse erwiesen haben und neun Exemplare waren beschädigt. Ein Stift aus der Schuttmasse gelangte dann zur Untersuchung, aber es konnte damit keine Herkunftsbestimmung erfolgen und weitere Details sind nicht bekannt geworden. Aber in der originalen Inschriftentafel vom Westwerk befinden sich immer noch Stifte mit denen sich Untersuchungen als lohnender erweisen könnten, sie auf ihre Herkunft und vielleicht auf ihr Alter hin zu prüfen, als die im Schutt gefundenen. Ein engagierter Hobbyforscher sah sich damals genötigt Teile der Originalplatte zu entwenden um darauf basierend altersbestimmende aber nicht autorisierte archäometallurgische Analysen durchführen zu lassen. Da der Forscher die Ergebnisse veröffentlichte wurde die Justiz auf ihn aufmerksam und es entwickelte sich daraus ein "historischer" Kriminalfall. Das staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren wurde später wegen Mangels an öffentlichem Interesse eingestellt. In Erfahrung zu bringen zu welchem genauen Ergebnis diese nicht genehmigte Analyse führte könnte dazu beitragen Licht in die Alters- und Herkunftsbestimmung des Original Reliefs zu bringen. Bekannt gewordenen Bruchstücken daraus die sich noch in der Erinnerung einst damit befasster Personen halten konnten wird derzeit nach gegangenen. So ist zwar dieser eine Stift verschollen, aber es existieren weitere Stifte in der Platte mit denen sich eine Analyse zu machen lohnen könnte. Eine interessante Vorstellung die von der Wissenschaft aufgegriffen werden sollte. Natürlich wirft dieser Vorfall aus historischer Sicht betrachtet viele Fragen auf. Zunächst natürlich die, warum sich Personen Metallstifte illegal bemächtigten um sie einer Altersbestimmung zuzuführen wohl wissend, dass sie sich damit möglicherweise eines Vergehens schuldig machen und dies nicht den Berufskollegen überlassen wollten. Um die Inschriftentafel zu schützen und für die Nachwelt zu sichern hatte man sie durch eine Kopie ersetzt und so wäre es nicht nur zu begrüßen, sondern auch wissenschaftlicher Standard derartige Gelegenheiten zu nutzen, um den Kenntnisstand zu erweitern und dieses einmalige Reliktes ältester deutscher Vergangenheit auf Herz und Nieren zu untersuchen. Es bedurfte also demzufolge keiner illegalen Maßnahme, denn die Experten vom zuständigen Denkmalamt waren schließlich vor Ort und hätten dies übernehmen können. Würde man sich nun wieder der Inschrift annehmen wollen und keine Kosten oder Mühen scheuen, dann wären es die Kupferstifte in der Original Epigraphik die zur Untersuchung anstünden. Aber was könnte man sich für ein Ergebnis erhoffen. Isotopenanalysen könnten zum Ergebnis haben damit heraus finden zu können, wo einst die verarbeiteten Metalle abgebaut wurden, wo sich also die Minen unserer Altvorderen befanden. Hätten man dann den Berg identifiziert aus dem sie einst kamen, fängt die Sache wieder an interessant zu werden. Denn diese Schürfstelle könnte mittels vergleichender Untersuchungen Aufschluss darüber geben in welcher Epoche man sie ausbeutete. Geschah es nur zur Römerzeit lag sie links oder rechts des Rhein, in Südeuropa oder gar in Cornwall wie sich anhand des 2021 entdeckten Frauengrabes bei Tübingen feststellen ließ, dass mit einem rund 4000 Jahre alten Goldfund aufwarten konnte. Deckte die Mine also über die Zeiten hinweg den Bedarf vieler Generationen oder arbeitete man dort nur in der Antike und die Karolinger bedienten sich woanders. Mit einem Ergebnis stellen sich also auch wieder neue Frage die erst beantwortet werden können wenn der erste Schritt getan ist. Geschichte kennt eben keinen Anfang und kein Ende. ( 02.09.2022

... link