Montag, 3. Oktober 2022
Ptolemäus und die Varusschlacht - Brakel und seine römische Geschichte
Worte die nur auf den ersten Blick unvereinbar erscheinen aber neues Licht nach Ostwestfalen in Sachen Varus bringen können. Es geht um das frühe Kartenwerk von Claudius Ptolemäus. Es inspiriert und beschäftigt schon sein langer Zeit die verschiedensten Sparten der Altertumswissenschaften, aber woher nahm er seinen Kenntnisstand und wie zuverlässig sind seine Einträge gewesen, die wir gerne glauben möchten. In diesem und ihm darauf folgenden Kapitel wird versucht in groben Zügen heraus zu finden bei welchem Wissenstand sein Werk stehen geblieben sein könnte oder zeitgemäßer ausgedrückt, wann war bei ihm Redaktionsschluss. Denn es sieht nicht danach aus, als dass er sich bis ins hohe Alter bemühte dem Wissen der Zeit in seinem Werk Rechnung zu tragen. Warum wich sein Weltbild von der Realität so stark ab, welche Eintragungen hatten für ihn Bedeutung und warum und welche ließ er aus. Schon auf den ersten Blick erscheint sein Werk konfus und unzuverlässig und man ist gezwungen das Belastbare darin quasi mit der Lupe suchen zu müssen. Im Verlauf der Analyse entpuppt es sich dann aber für die Varusschlachtforschung doch noch als recht aufschlussreich, denn auf unterschiedlichen Wegen lässt es sich dafür heran ziehen. Dieser kurze Abriss soll der Einstimmung dienen bevor im nächsten Abschnitt eine These zur Diskussion gestellt in der dargelegt wird, dass Ptolemäus Kenntnisse von den militärisch geprägten Ostwestfalen Expeditionen der römischen Feldherren gehabt haben könnte ohne sie aber deutlich in seine "Germania Magna" eingebaut zu haben. Tauchen wir aber zuvor noch mal tief ins mögliche Geschehen der Varusschlacht ein bevor wir die Karte von Ptolemäus zur Hand nehmen um an sie anzuknüpfen. Wie vollzog es sich also auf Basis der Theorie die diesem Internet Buch zugrunde liegt. Eine Theorie die wie bislang keine andere alle Prämissen in sich vereint und erstmals einen schlüssigen Verlauf zur Varusschlacht anbietet. Varus verließ im Herbst 9 + mit einer Begleitschar Cherusker die ihm den Weg zu den Aufständischen weisen sollten sein in Brakel vermutetes erstes Nachtquartier nach dem Hauptlager an der Weser. Am Morgen dieses Tages beging er ohne es zu ahnen einen Fehler der zu fatalen Konsequenzen führen sollte. Denn er war in dem Moment als er Brakel verließ gezwungen eine bereits passabel nutzbare Verkehrsader nämlich die Verbindungstraße von der Lippe zur Weser verlassen zu müssen um dann auf den weniger befestigten Wegen der Einheimischen weiter zu marschieren. Er nutzte ab der Weser bis Brakel die Erschließungsstraße über die sich Rom bereits einen wetterfesten und für damalige Verhältnisse schnellen Zugang in den Osten geschaffen hatte. Eine Verbindung die möglicherweise schon unter Drusus abgesteckt wurde und die man später nach den Plänen eines gewissen "Helvius" ausbaute. Eine Via, die bei glücklichem Ausgang einmal einen großen Namen getragen hätte. Es war jene Straße die Varus auch schon im Frühjahr 9 + nutzte als er von Westen kommend über den Eggekamm zur Weser ritt und auf der er wohl auch besser im gleichen Jahr zum Rhein zurück marschiert wäre, statt in Brakel von ihr abzuweichen um dann auf unwirtlichen Pisten die Aufrührer aufzusuchen. Der geflügelte Satz, dass Rom da herrschte wo seine Straßen hinreichten hatte auch in Ostwestfalen Gültigkeit. So fiel der römischen Osttangente die auch Brakel zu frühem Ansehen verhalf eine zentrale Funktion zu und man wird den Ausbau aus strategischen Gründen allen Feldherren über die Jahre zur Pflicht gemacht und es zu einer Aufgabe von nationaler Bedeutung erklärt haben, während der feste Straßenbau in den germanisch geprägten Frühkulturen keine Tradition hatte für sie unnötig schien und fremd war. Obwohl für die römischen Vermesser und Bautrupps der Eggeübergang keine ungewohnte Herausforderung darstellte, war das Projekt aber auch für sie eine infrastrukturelle Großbaustelle wie es die vielen Tonnen Gestein eindrucksvoll zeigen die man zum Unterbau heran schaffen musste. Aber für die Menschen der Region war es mehr. Für sie bedeutete es einen Bruch mit der Zeitgeschichte und ihrem gewohnten Lebensumfeld, markierte den Beginn eines Zivilisationssprunges mit damals noch nicht erkennbarem verhängnisvollen Ausgang. Man konfrontierte sie ungefragt mit nie dagewesenen Veränderungen und katapultierte sie förmlich in eine neue Epoche. Ein Schock den zu überwinden sie einige Zeit brauchten und der in etwa vergleichbar war mit dem Privileg eines Gleisanschlusses der Reichsbahn im 19. Jhdt. So erlebte auch das frühe Brakel in dieser Phase eine Zeitenwende und da wo sich heute diese mittelalterliche Hansestadt, der die KFZ Nr. HB versagt blieb ausdehnt pulsierte demnach schon unter Kaiser Augustus der Durchgangsverkehr. Aber aus Brakel wurde mehr, denn es sollte sich mit fortschreitender Bevölkerungsdichte auch zum Drehkreuz des Fernhandels entwickeln. Von der antiken "Helvius Strata Publica" dem späteren Hellweg profitierend, vollzog sich der Verkehr auch in nördliche Richtung und südlich über die Warburger Börde hinaus nach Hessen. Aber die Vergänglichkeit bringt es mit sich, dass man auch dieser Stadt die einst große Vergangenheit nicht mehr ansehen kann. Ein Schicksal, dass sie mit vielen anderen Hellwegstädten verbindet. Aber im Gegensatz zu ihnen breitet sie sich nicht in der Ebene der westfälischen Bucht aus, sondern befindet sich schon im Weservorland aber noch im Windschatten der Egge. Nach einem Tagesmarsch in westlicher Richtung hat man ab Brakel die Paderborner Hochebene bei Schwaney erreicht und in Richtung Osten gesehen stünde man nach etwa 25 Kilometern an der Weserfurt bei Corvey. Und das Örtchen Brakel erfüllte über die Jahrhunderte seine Aufgabe den anfallenden Verkehr aufzunehmen, bot Sicherheit und leistete Quartierdienste. Gleich ob man die für Mensch und Tier kräftezehrende Egge überwunden hatte und die Karren es ohne Achsenbruch überstanden hatten, war Brakel das uralte Etappenziel der Fernreisenden. Und in entgegen gesetzter Richtung waren die Anforderungen und Risiken nicht geringer wenn es galt ins Eggemassiv eindringen zu müssen, aber Schneelasten oder Wegelagerer es erschwerten. Eindringen drückt es gut aus und nicht von ungefähr nannte man den naheliegende Ort Dringenberg schon im 11. Jahrhundert als es noch ein Dorf war "Dringin". Reiste man vom Oberlauf der Lippe an und führte die Weser gar Hochwasser oder hatte Eisgang so erfuhr man es spätestens in Brakel, hatte dem Rechnung zu tragen und musste pausieren. Zentral gelegen war Brakel die geographisch begünstigte klassische Raststation und erfüllte damit alle Voraussetzungen für eine Siedlungsgeschichte die tiefer wurzelte. Die kontinentale Lage Brakels von wo aus es zum Rhein bei Duisburg genau so weit ist wie nach Magdeburg an der Elbe dürfte bei dieser Betrachtung ebenfalls ins Gewicht fallen. Lange vor der Motorisierung bildete das heute unscheinbare und historisch unterschätzte Brakel aufgrund seiner Topographie ein bedeutsames Bindeglied dem man sich schon seit alters her bewusst war und das man deswegen auch mit Paderborn auf die gleiche Stufe gestellt hat. Im Herbergsort Brakel sicherte man sich Unterkunft verweilte nach Bedarf, spannte Pferde und Zugtiere ab, bereitete sich auf den nächsten Tag vor, füllte die Vorräte auf und zog weiter. Erfordernisse wovon die Bewohner lange profitierten bis die großen Verkehrsströme Brakel vergaßen. Kenntnisse über historische Ereignisse aus dem Nethegau und ihrer "Hauptstadt" Brakel sind im Zuge der Völkerwanderungszeit und der Epoche der Merowinger nicht zu erwarten und auch nicht überliefert, Das man aber dem Ort Brakel schon im Jahre 836 und das nur 64 Jahre nach der Niederlegung der Irminsul und 30 Jahre nach dem Ende der Sachsenkriege den in antiker Zeit verwendeten Namen "Villa" gab ist bemerkenswert. Villen waren im römischen Leben Landhäuser für die man die Bezeichnung "Villa rustica" ins Leben rief während man sie in Deutschland schlicht Bauernhof nannte. Die Erwähnung einer frühen Hofanlage im fälischen Brakel spricht für selbstversorgende landwirtschaftliche Strukturen folglich einem traditionell gewachsenen Erbwesen. So werden in Brakel auch schon weit vor den Sachsenkriegen einflussreiche Stammesfürsten regiert haben bis sich ein karolingisch geprägtes Gemeinwesen durch gesetzt hatte. So kann Brakel auf eine lange Geschichte zurück blicken und folgt man der Theorie dieses Internet Buches, dann hielt sich auch Varus in der letzten Nacht vor dem Aufbruch zu den Aufrührern in einem Marschlager vermutlich auch in Brakel bzw. in der Nähe zur Nethe auf. Dieses beschauliche Brakel nun mit dem bedeutenden Griechen Claudius Ptolemäus, der nach 160 + verstarb und mit seinem Kartenwerk der "Magna Germania" in Verbindung zu bringen klingt zweifellos etwas abgehoben, aber dennoch sollte man es nicht völlig von der Hand weisen, denn er könnte diesem Ort schon einen Platz auf seiner frühen Deutschland Karte gegeben haben. Aber Ptolemäus stürzte die Forschung schon immer in erhebliche Verwirrung und Erklärungsnöte, da sich die von ihm hinterlassenen Namen nicht präzise verorten lassen. Heerscharen von Forschern aller Fachrichtungen beteiligten sich schon daran seinen Einzeichnungen auf die Schliche zu kommen bis sich vor einigen Jahren ein Expertenteam zusammen gesetzt aus namhaften Geodäten seiner Karte auf neuartige Weise annahm und versuchte sie zu entzerren. Das Ptolemäus auch vor der Nennung von Namen aus dem inneren Germaniens nicht halt machte, steigert zusätzlich den Wert seines kartographischen Vermächtnisses und machte es für die wissenschaftliche Aufarbeitung interessant. Aber wie stand es um den Gebrauch kartographischer Hilfsmittel um die Zeitenwende. Natürlich geht man nicht davon aus, dass sich Varus auf seinem Marsch zu den Aufrührern mit Kartenmaterial gleich welcher Art eingedeckt hat um sich zu orientieren auch wenn Ptolemäus etwa 140 Jahre später schon einige Orte aus seiner Zeit kannte und namentlich notieren konnte, sondern verließ sich einzig auf die ihm von Arminius für das erste Wegestück mit gegebenen Ortskundigen. Nachdem er dieser Theorie folgend das Weserlager und anderntags Brakel verlassen hatte, schweifte sein Blick bereits über eine wenn auch nur mäßig kultivierte Landschaft und zog auch an mehr oder weniger großen Siedlungsinseln vorbei ohne deren Namen zu kennen oder sie wissen zu wollen falls sie welche hatten. Ihm und seinem Generalstab hätte vielleicht auffallen können, dass in ihnen die männliche Bevölkerungsschicht zu fehlen schien. Die Existenz aufrührerischer Germanen war der literarischen Quellenlage nach gegeben, auch wenn Arminius die Rebellion Varus gegenüber in einen für ihn nebulösen Zusammenhang setzte indem er alles als beherrschbar herunter spielen musste und als belangloser darzustellen hatte, damit Varus zusätzliche Vorkehrungen unterließ. Und auch uns klärten erst die antiken Historiker darüber auf, dass sich aus einer als Aufruhr geschilderten vor allem aber gut getarnten regionalen Gemengelage die Varusschlacht entwickelte. Obwohl uns der Verlauf der Schlacht von Cassius Dio real, plausibel und stimmig geschildert wurde und zudem wie sich recherchieren lässt im vollen Einklang mit Florus, Tacitus und Paterculus steht, hatte das Szenario immer etwas halbfiktives an sich. So klang es immer schon schwer vorstellbar, dass ein erfahrener und krisengewohnter Feldherr wie Varus, der sich unter den Aufrührern als angesehener und geachteter Übervater präsentieren wollte schon auf dem Weg zum Richterstuhl von einem unerwarteten Angriff überrascht wurde. Er hatte sich vielleicht auch in eine für ihn ungewohnte Rolle begeben nun als Streitschlichter aufzutreten aber letztlich sprach alles für eine außerordentlich gut geplante germanische Vorgehensweise. Denn hier im Schatten der Egge vor allem aber der Weltgeschichte triumphierte letztlich nicht nur der geballte und zügellose Zorn einer unterjochten und gekränkten Bevölkerung, sondern auch das kühle Kalkül eines germanischen Gegenspielers dem man derartiges nicht zugetraut hatte. Loyal und treu hatte er bislang auf Varus gewirkt aber niemand kannte sein Inneres. Man rätselt über die Lage der Wohngebiete wo die gegenüber Varus vorgetäuschten Aufrührer gelebt haben könnten um dann wie von selbst im Zuge dieser Theorie auf den abgeschiedenen Südwestwinkel des Nethegau zu stoßen. Und dort konnten sich diese Siedlungen nur irgendwo in der Region vor dem steinalten, vorgeschichtlichen Passweg und zwischen Borlinghausen und Peckelsheim am Nordrand der Warburger Agrarlandschaft befunden haben. So hatten die Cherusker Varus auch in eine bevölkerungsreiche da fruchtbare Region gelockt, wo ihn demnach ein widerspenstiger Stamm erwartete der sich auf eine auskömmliche Ernährungsgrundlage stützen konnte. Er traf auch dort vermutlich auf eine gut situierte und organisierte Stammesstruktur mit einem geachteten Oberhaupt an der Spitze der sich Arminius angeschlossen hatte. Und auch noch andere mehr oder minder starke Sippen und deren namenlose Anführer werden das führende Fürstenhaus des Segimer/Arminius Clans unterstützt und mit dazu beigetragen haben, den erfolgreichen Komplott gegen Varus zu schmieden und zum Erfolg zu führen. Und hier in Grenzlage des cheruskischen Herrschaftsgebietes fand Arminius auch noch weitere Unterstützung denn im Anschluss daran breiteten sich auch die ersten Siedlungen der benachbarten Stämme wie die der Chatten, Marser und auch jene damals zur Flucht gezwungenen Sugambrer aus. So war diese Region beileibe nicht menschenleer oder bar jeglicher zeitgemäßer Organisationsstruktur auch wenn hier um Borlinghausen östlich der Egge nicht unbedingt ein bedeutsamer überregionaler Fürst beheimatet gewesen sein musste. Varus und seine Administration dürften nach dem sie Brakel verließen gewisse Vorstellungen vom Großraum zwischen Diemel und Nethe gehabt haben. Und ihnen könnte auch bekannt gewesen sein, mit welchen Gauoberen man dort zu rechnen hatte. Ebenso darf man davon ausgehen, dass Varus neben dem Segimerclan auch die mittlere Führungsebene der Germanen in seine Politik mit einbezogen hatte, denn es gab sie die Oberschicht bestehend aus den Sippenältesten unterhalb der Riege der germanischen Fürsten wobei auch unbekannt ist wie hoch ihre Anzahl im Volk der Cherusker war. So wird man sich vor der Schlacht wie man es von den Falen und Sachsen her weiß auf Basis der germanischen Stammesverfassung auf Arminius als gemeinsamen Heerführer verständigt haben. Wie Paterculus schrieb ragte innerhalb der umfänglichen cheruskischen Führungsebene diese eine Person heraus und er beschrieb sie wie folgt. 118. (2)  "Damals gab es einen jungen Mann von vornehmer Abstammung, der persönlich tapfer, schnell von Begriff und über das Maß der Barbaren hinaus begabt war; er hieß Arminius, der Sohn Sigimers, eines Fürsten dieses Stammes; das Feuer seines Geistes verriet sich schon im Blick seiner Augen; auf unserem früheren Feldzug war er ein unablässiger Begleiter gewesen der zu Recht auch die Auszeichnung des römischen Bürgerrechts, den Rang eines Ritters, erlangt hatte". Arminius war also der Sohn "eines" Cheruskerfürsten, was auch mit einschließt oder sich so interpretieren lässt, dass der Stamm mehrere Fürsten gehabt haben dürfte. Bei dieser qualifizierten Beschreibung wird es den Wahlberechtigten der diversen Thingversammlungen leicht gefallen sein sich für Arminius zu entscheiden, denn er kannte wie kein anderer die römische Kampfesweise, Denkart und sprach wohl soweit Latein, dass er sich verständigen konnte. Da die innergermanischen Strukturen traditionell ein hohes Maß an Mitspracherecht vorsahen, dürfte Varus es also auch immer mit einem größeren Kreis hochgestellter Germanen zu tun gehabt haben und er wird auch gewusst haben, wo sich in etwa ihre jeweiligen Sitze, Höfe, Heggen oder befestigten Stätten befanden. Schließlich dürfte Varus auch ohne das er über Routenpläne verfügte bekannt gewesen sein, wo er Segimer oder Arminius antreffen konnte wenn er sie mal mit seiner Anwesenheit beehren wollte. Und auch Germanicus wusste schließlich später, wo er hin zu marschieren hatte als er den Hauptort der Chatten verwüstete und wie er sich zu orientieren hatte um die Marser zu überraschen, denn immer wurden ihnen ortskundige Germanen an die Seite gestellt oder man bediente sich ihrer. Und auch die Völker der Chatten, Brukterer und Marser dürften wie die Cherusker auch wenn sie von mehreren Fürsten regiert wurden und ungeachtet üblicher Rivalitäten ein Oberhaupt gehabt haben das in Kriegszeiten die Führung übernahm. Ob diese dann auch alle uneingeschränkt Arminius als ihren Anführer akzeptierten ist fraglich, denn als in ihren Territorien gekämpft wurde werden sie die Befehlsgewalt nicht unbedingt in Gänze aus der Hand gegeben haben. Versucht man sich also darin sich einen Einblick in das germanische Stammeswesen zu verschaffen so gehört dazu auch ein Blick in die Landschaft zu werfen in der sie lebten und in der man sich zu orientieren hatte. Stellt man dann einen Vergleich zu den Möglichkeiten an, die der Generalstab damals hatte um sich in ihren Wohngebieten zurecht zu finden so muss man nach den Realitäten suhen. Und auch schon zu Zeiten von Kaiser Augustus kann man davon ausgehen, dass man in begrenzten Maße in Sachen Kartographie bewandert gewesen sein dürfte, da man lesen und schreiben konnte. Es war eine Epoche in der man sich in Griechenland schon mit den ersten Erdumfangberechnungen beschäftigte, so dass das Nachbilden von Landschaften dem nicht weit entfernt gestanden haben dürfte. Man könnte demnach schlussfolgern, dass sich da wo Ptolemäus Ortsbezeichnungen hinterließ bereits vor der Zeit in der er sie zu Papier brachte zentrale und überregional bedeutsame germanische Siedlungen befanden. Hauptorte die sich einer herrschenden Sippe oder auch schon einem Stamm zuordnen lassen könnten. Zwischen seinen Namensvergaben wenn er denn keine Stämme, Völker, Gebirge oder Flüsse kennzeichnete, sondern Orte bezeichnete eine Verbindung mit germanischen Fürstensitzen herzustellen ist auch eine Möglichkeit um die Wege der Varusarmee nachzuzeichnen. Befestigte Plätze von wo aus diese residierten hatte es unstrittig auch schon vor Ptolemäus gegeben und für einige davon könnten wir von ihm schon die Namen erfahren haben. Aber seine Karte lässt viel Platz und Zwischenraum, so dass man vermuten darf, dass es für den größten Teil der schon vor seiner Zeit existenten fürstlichen Domizile keine Namen gab zumindest keine, die sich bis zu ihm durchgesprochen haben. Wie er vorging, welche Orte ihm wichtig waren und warum, und welche er weg ließ wird sein Geheimnis bleiben. So dürften in den unteren Erdschichten noch manche Überraschungen auf ihre Entdeckung und Freilegung warten und sich frühe Siedlungsspuren bevorzugt da finden lassen, wo sie vor Hochwasser sicher waren, an Straßenkreuzungen oder in der Nähe von Flussüberquerungen lagen. Attraktive und sicher auch lukrative Plätze an denen sich üblicherweise auch die örtliche Führungsschicht ansiedelte. Die nötige Denkfähigkeit war vorhanden und mit der unsrigen deckungsgleich, so dass man auch den geographischen Wissensstand zu Varuszeiten nicht unterschätzen sollte, was auch die Nutzung und das Wissen um die Schreibkunst mit einschließt. Zudem geht man davon aus, dass im römischen Reichgebiet weit aus mehr Menschen lesen und schreiben konnten als bislang angenommen. Man verwendete bekanntlich Papyri und verfügte über das erforderliche Schreibgerät. Schriftliche Quellen und Funde beweisen, dass das Wissen darüber Sprache schriftlich zum Ausdruck zu bringen Gallien schon in vorrömisch, spätkeltischer Zeit erreichte und man dafür in der Regel griechische Buchstaben anwendete. Abbildungen römischer Mosaike und Wandmalereien wie der zum Löschen der Schrift nötige Doppelspatel auf einem pompejanischen Stillleben zeigen den Gebrauch von mit Wachs beschichteten Drucktäfelchen. Schreibzubehör wie Griffel aus Eisen, Elfenbein und Bronze, Tintenfässer und Siegelkapseln finden sich immer wieder in römerzeitlichen Gräbern. Aber auch Griffelkästen und Futterale, in denen es aufbewahrt wurde konnten entdeckt werden. Ebenso waren darunter besagte Spachtel die zum Glätten der im Wachs hinterlassenen Aufzeichnungen benutzt wurden. Insgesamt Gegenstände die in der Antike weit verbreitet waren und die man nicht nur zum Schreiben, sondern auch zum Zeichnen oder Skizzieren hätte nutzen können. Besonders im gallorömisch geprägten Südwestdeutschland einem Zentrum einst keltischer Zivilisation und dann Einfalltor der römischen Militärmacht wo schon Cäsar die Trevererfestung in Otzenhausen eroberte zeigte sich der frühe Kenntnisstand mit Schreibutensilien Informationen hinterlassen zu können. Ein spätlatene - also frühkaiserzeitliches Gräberfeld auf dem Gelände der Dillinger Stahlwerke dessen einstiger Umfang sich nicht mehr erschließen lässt, lässt den Stand der Romanisierung erkennen und wurde vorsichtig auf das letzte Jahrzehnt vor der Zeitenwende datiert. Einer darin bestatteten Person wurde Schreibzeug unter anderem ein Griffel samt Wachstafel mit ins Grab gelegt und überraschenderweise fand sich auch im nahen Dillinger Ortsteil Pachten ein Grab mit Schreibgerät. Möglicherweise kann man die Dinge römischen Agrimensoren also Landvermesser zuschreiben oder sie gehörten bereits zum Standard einer wohlhabenden Oberschicht. Gab es kleine, so existierten auch große Wachstafeln und man könnte auch auf Feldzügen imstande gewesen sein sich über unterschiedliche Strategien gegenseitig schriftlich auszutauschen, Kurznachrichten zu verfassen vor allem aber auch geographische Hindernisse wie Gebirge oder Stromschnellen, aber auch Pässe zu kennzeichnen. Der Generalstab könnte also auf diesem Weg die für ihn wesentlichen Merkmale der Landschaft gekannt und den jeweiligen Wissenstand untereinander ausgetauscht haben, um sich zu orientieren. Möglicherweise waren darunter auch schon Darstellungen auf denen die Wallanlagen oder Höfe germanischer Oberhäupter abgebildet waren. Skizzenhaft könnte Varus auch die Lage des ihm von den Cheruskern empfohlenen Eggeaufstieges dem Saltus gekannt haben, den man ihm nach der Gerichtsverhandlung als Rückweg vorschlug. Was den Hinweg zum Gerichtslager anbelangte verließ er sich auf die germanischen Ortskundigen die ihn unter einem Vorwand "rechtzeitig" verlassen haben dürften. Aber präzises und richtungsweisendes Kartenmaterial etwa auf Basis des Griechen Claudius Ptolemäus wird Varus wohl nicht im Gepäck getragen haben. Die ptolemäische Verortungsmethodik löste erhebliches Kopfzerbrechen aus und man versuchte ihr auf geodätische Weise im Zuge des Entzerrungsprozesses auf die Spur zu kommen. Was aber im Hinblick auf die Nennung von Ortsnamen noch Erfolg versprechend klingt, erfordert bezogen auf die Positionen der von ihm hinterlassenen Völkernamen eine veränderte Herangehensweise und was Flüsse und Gebirge anbelangt so stellt sein Werk eine kaum lösbare Herausforderung dar. Seine Ortsangaben die sich nach neuer wissenschaftlicher Erkenntnis auch auf Ostwestfalen beziehen lassen für die Varusforschung zu nutzen fällt schwer, wird aber dank seiner Vorarbeit möglich. Ptolemäus verstarb zwischen 160 + und 180 + und lebte in einer Zeit in der sich das Schicksal der Cherusker im römischen Reich geschichtlich nur noch verschwommen oder gar nicht mehr wahr nehmen lässt. Es heißt sie hätten ihre Volkskräfte verbraucht, befänden sich daher in einem Auflösungsprozess oder hätten sich anderen Stämmen angeschlossen. Argumente die teilweise zustimmen aber in Gänze nicht stichhaltig erscheinen, denn auch im Verlauf der Völkerwanderung blieb immer ein gewisser Anteil dem alten Stammesgebiet treu wie man es auch von den Angrivariern aufgrund ihres Folgenamens Engern annehmen darf. Dieser Kern passte sich den neuen Lebensbedingungen an und setzte die Traditionen fort. Im Falle der Cherusker waren dies die Falen, was in einem weiteren Kapitel näher begründet wird. Das Weltbild von Ptolemäus reflektierte zwar die Zeit als Mark Aurel als römischer Kaiser über ein nach innen und außen stabiles Imperium herrschte, aber seine "Magna Germania" bildet diese Epoche nicht plausibel ab. Denn die Namen die Ptolemäus in griechischer Schrift eintrug und die man später ins Lateinische übersetzte waren keine Erfindung der Zeit in der er lebte. Die Recherchen sprechen dafür, dass man sie bereits um die Zeitenwende für die germanischen Zentren in Gebrauch hatte. Blickt man auf seine "Magna Germania" dann machte er es der Nachwelt in der Tat schwer sich zurecht zu finden da sich seine Angaben in der Landschaft des heutigen Deutschland zu verlieren scheinen und die einschlägige Literatur quillt daher seit Jahrhunderten über vor vermeintlichen Identifikationsvorschlägen. Nachdem sich aber das Forscherteam um Andreas Kleinenberg um die Präzisierung der Koordinaten verdient gemacht hatte und man für viele Ptolemäische Ortsnamen gute Anhaltspunkte liefern konnte, keimte die Hoffnung auf einige Namen ließen sich dadurch auch einer heute bekannten Örtlichkeit zuschreiben. Zweifellos ist die Bezeichnung "Ortsname" wissenschaftlich nicht haltbar, denn die ebenfalls kartierte Stadt Rom war alles andere als ein Ort. Aber ihre Herangehensweise versprach eine exaktere Zuweisung die sich mit der heutigen Geographie verbinden ließe. Zweifellos stecken in der Ptolemäus Karte immer noch viele Geheimnisse und auch die Möglichkeiten des Forscherteams hatten insbesondere was ihre geographischen Vermerke anbelangt ihre Grenzen. So geben die von ihm verzeichneten Flussverläufe und die Konturen der Gebirge große Rätsel auf und es verwundert das völlige Fehlen sämtlicher links - und rechtsrheinischer Rheinzuflüsse, den er "Rhenus fluminis" nennt und das sogar über seine gesamte Fließstrecke von den Alpen bis zur der Nordseeküste. Nach Lippe, Neckar aber auch Mosel suchen wir folglich vergebens und können uns daher keine Orientierungshilfe geben. Er hatte wohl einen Faible für die Meere und trug nur jene Flüsse ein die in die Nordsee bzw. auch in die Ostsee mündeten. Den Rhein hatte Ptolemäus auf seiner Karte am äußersten linken Rand eingezeichnet trotzdem wäre noch Platz für die bedeutsamen Römerstädte und Kastelle am linken Rheinufer gewesen, wie etwa das heutige Xanten, Neuß, Köln, Bonn, Mainz oder Straßburg. Aber auch auf diese Einzeichnungen hatte Ptolemäus rätselhafterweise verzichtet. So könnte man auch den Eindruck gewinnen, dass er sie mit Absicht ignorierte denn diese Städte existierten nicht nur schon zu seiner Zeit, sondern waren die Zentren der Kolonisation und Zivilisation in Germanien schlechthin. So stehen uns zur Analyse keine römischen Städtenamen, sondern nur Eintragungen auf der "germanischen" rechtsrheinischen Seite zur Verfügung und nicht auf der linksrheinischen die er mit Gallien kennzeichnete. Schaut man auf seine Karte die bekanntermaßen nur eine Kopie des Originals darstellt, dann gewinnt man den Eindruck, als ob er eine Zeit wieder gab in der eine römische Zivilisation mit all ihren Auswirkungen in Germanien noch gar nicht existiert hatte. Steigert man sich ins Spekulative, dann begab er sich sogar in Distanz zu den Leistungen des römischen Imperium und schien seine Karte in eine Zeit vor der römischen Einflussnahme zurück datiert zu haben. Da sich auch keine Hinweise auf den römischen Landlimes finden, der zu seiner Zeit schon Gestalt angenommen hatte, darf man zu der Überzeugung gelangen, dass er dem Reich der Römer was die Karte anbelangt nicht die nötige Rechnung trug und ihm in gewisser Weise vielleicht skeptisch bis abweisend gegenüber gestanden haben könnte. Da Grieche könnten beim ihm auch Animositäten den Ausschlag gegeben haben. Das er dann aber das kleine unscheinbare Flusskastell mit mittlerer strategischer Bedeutung namens "Asciburgium", das heutige Asberg im Mündungsbereich der Ruhr erwähnt sticht heraus. Dies schien ihm wichtig gewesen zu sein es einzutragen auch ohne das er den dazugehörigen Verlauf der Ruhr kenntlich machte. Und wie er die Ruhr unterschlug so ignorierte er auch das Vorhandensein der Lippe, was völlig irritieren muss. Denn ausgerechnet jene Lebensader die für die römische Erschließung Innergermaniens von so immenser Bedeutung war, war ihm kein Federstrich wert. Statt dessen sympathisierte er nur mit Plätzen, die sich in Germanien befanden und gab allen römischen linksrheinischen Orten den Korb. Siedlungsnamen auf dem Gebiet des "freien" Germaniens die uns im Wortlaut völlig fremdartig erscheinen und etymologische Rätsel aufgeben. Und auch das seltsame Asciburgium über das die Geschichte Interessantes zu berichten weiß, trug er auf die germanische, statt auf die von Rom beherrschte linke Rheinseite ein. Ptolemäus lebte als Grieche in Alexandria und ihm war wie auch seinem Zeitgenossen Tacitus, der es allerdings etwas abtat, die Überlieferung bekannt wonach Griechen Asciburgium gegründet haben sollen. Er könnte kraft seiner Herkunft Rom möglicherweise kritisch gegenüber gestanden haben und rief vermutlich nicht ohne Absicht die vor römischen Zeiten in Erinnerung. Obwohl er unter römischer Herrschaft lebte kam damit vielleicht etwas Patriotismus zum Vorschein. Unser Wissen darüber, dass es Griechen waren die bereits vor der römischen Nordexpansion von Südfrankreich aus über Rhone und Rhein bis in die Nordsee vorstießen gilt als gesichert. Und das dieses Volk keine Eroberungen anstrebte und das Miteinander mit den Germanen suchte könnte eine Erklärung dafür sein, dass Ptolemäus das griechische Asciburgium auf der rechten Rheinseite platzierte. Die Seite der Germanen die mit den Griechen nicht im Zwist lagen und die ihm daher für eine griechische Kolonie anders als später sicher gewesen schien. Die Ems und ein ebenfalls in die Nordsee mündender Fluss mit Namen Vidrus, bei dem es sich nach Auffassung der Gelehrten um die kleine Vechte handelt hatten für ihn offensichtlich mehr Bedeutung gehabt als die unter Augustus vor Kastellen strotzende Lippe. Und nahe jenem Vidrus verortete Ptolemäus, völlig aus der Geographie geraten das germanische Bogadion. Da das Team jedoch zu der Auffassung gelangte Bogadion mit der Region Salzkotten gleich setzen zu können muss die Ptolemäus Karte in die Irre führen, denn Bogadion/Salzkotten lag und liegt definitiv nicht an der Vechte, deren Quellgebiet sich rund 100 Kilometer von Salzkotten entfernt befindet, sondern in der Nähe zur Lippe die er jedoch nicht verzeichnet hatte. Aber Ptolemäus notierte einiges mit dem sich dann doch auf den Wahrheitsgehalt seiner Arbeit schließen ließ. Von den Sachsen wusste er, dass sie nördlich der Elbe siedelten. Sie hatten also nach seiner Darstellung den Fluss noch nicht nach Süden überschritten um in Hadeln wieder an Land zu gehen. Historisches Wissen, dass sich mit unserem heutigen Informationsstand deckt. Ihm war ebenso bekannt, dass die Angrivarier links aber nicht rechts der Weser lebten, was ebenfalls die geschichtliche Lage trifft. Der von ihm erwähnte Stamm der Sugambrer stellt einen mit Abstand gut datierbaren Hinweis dar und ermöglicht Bezüge zu ihrer betrüblichen Vergangenheit. Er nennt sie "Suambri" und verortet sie, was auch unserem Wissensstand entspricht auf der rechten Rheinseite. In diesem Fall gibt uns der Ort Asciburgium im Ruhrmündungsbereich eine Hilfestellung wo sich dieses Sugambrerland ausbreitete. Denn er verzeichnete es südöstlich von Asciburgium und damit südlich der Ruhr. Ihr Stammesgebiet befand sich folglich noch da und wo sie lebten, bevor der Feldherr Tiberius sie im Jahre 7 - mit Gewalt auf die linke Rheinseite umgesiedelt hatte. Lesen Sie dazu bitte das Kapitel "Mit der Schwebebahn über die Römerzeit - Die tiberianische Landwehr - Auch eine dialektische Herausforderung" vom 08.05.2019 in dem auf das Schicksal der Sugambrer näher eingegangen wird. Betrachtet man sein Werk unter diesem Aspekt und der Tatsache, dass er die römischen Zivilisationszentren ausgeblendete um den germanischen Völker ein größeres Gewicht zu kommen zu lassen, ihnen also mehr Aufmerksamkeit zu widmen, so erscheinen auch seine stammesbezogenen Eintragungen unter einem anderen Licht. Dann kann man auch den Eindruck gewinnen Ptolemäus habe sein Werk genau um die Zeitenwende angehalten und ließ ab diesem Moment keine neuen Erkenntnisse mehr einfließen. So klammerte er das römische Leben am Rhein komplett aus und damit auch ihre militärische Präsenz, fror die Zeit ein und drehte sie in diesem Fall zurück auf die Jahre vor der Zeitenwende. Das es einem unbekanntem eher geringen Stammesteil der Sugambrer gelang vis a vis von Köln sesshaft zu bleiben, während einem anderen Teil die Flucht nach Osten gelang dürfte Ptolemäus im Detail nicht bekannt gewesen sein. Aber was ließ ihn annehmen, dass die Langobarden in zwei Teilstämme gegliedert waren und er keinen von ihnen in der Nähe zur Elbe einzeichnete. Nach seiner Darstellung siedelten sie sowohl südlich der Angrivarier und damit links der Weser, als auch in Rheinnähe und rückte sie damit deutlich von der Landschaft ab, die die moderne Geschichtswissenschaft für ihre Siedlungsgebiete hält. Nämlich die Regionen die sich links der Unter - und Mittelelbe erstreckten. Aber nicht selten kommt es zu Abweichungen und konträren Ansichten zur gängigen Lehrmeinung also zu historische Missdeutungen, wenn es um die Verortung germanischer und in diesem Fall langobardischer Wohngebiete geht. Genauso verbindet sich auch mit den Markomannen immer die Vorstellung auf ein Reich östlich der Elbe. Wie aber Tacitus und Strabo berichteten standen die Langobarden und Markomannen im Bündnis zueinander was dann dazu führte annehmen zu können, dass beide Stämme auch schon in vorchristlicher Zeit in Elbnähe wohnten. Dem steht aber die Überlieferung von Florus (2.30,32) entgegen der berichtete, dass die Markomannen unter Marbod erst nach ihrer Niederlage gegen Drusus 9 - nach Osten auswichen. Sie also zuvor weiter westlich siedelten, was zu denken geben sollte. Ein Blick auf die Hinweise wo Drusus in den Jahren von 12 - bis 9 - kämpfte verrät, dass er sich mit den Usipeter und den Sugambrer schlug und auch versuchte die Cherusker anzugreifen. Er agierte demnach in erster Linie zwischen Rhein und Weser, während man seinen Vorstoß zur Elbe im Jahr seines Todes eher als einen Akt bzw. die Zurschaustellung römischer Stärke sehen könnte. Drusus hielt sich also vor der Zeitenwende vornehmlich westlich der Weser also in Regionen auf in denen Ptolemäus die Siedlungsgebieten der Langobarden eingetragen hatte. Und dort könnten sie auch in näherem Kontakt zu den Markomannen gestanden haben, auch wenn Ptolemäus diesen Stamm in seiner Karte nicht vermerkt hatte. Den Bund beider Völker hätten sie demnach auch schon zwischen Rhein und Weser geschlossen haben können und nicht erst an der Elbe. Auch das die Langobarden dem Cheruskerfürsten Italicus zur Seite standen spricht für die Siedlungsnähe beider Völker die mehr zur Weser tendierten als zur Elbe. So rückte Ptolemäus die Langobarden in die Nähe der Regionen die allgemein als Siedlungsgebiet der Cherusker gelten. Das die nach Ptolemäus noch südlich der Angrivarier und links der Weser angesiedelten Langobarden als Teilnehmerstamm gegen Varus keine Erwähnung fanden ließe sich mit ihrer Distanz zum Schauplatz im Nethegau erklären. Aber 16 + am Angrivarierdamm könnten, ja müssten sie sich sogar in die germanische Phalanx gegen Germanicus eingereiht haben, denn die immense Streitmacht mit der Germanicus aufmarschierte erforderte auch unter den Germanen ein gewaltiges Kontingent. Das sich im Jahre 451 wieder Teilstämme der Langobarden und Cherusker verbündet hatten und gemeinsam auf Seiten der Hunnen in Frankreich kämpften spricht erneut für die Nähe in der beide zueinander standen. Auffällig ist aber, dass Ptolemäus den bedeutsamen Stamm der Cherusker nicht erwähnte. Sollte die Theorie greifen, dass das Werk von Ptolemäus eine Zeit wieder spiegelte, die die Jahre von 9 v. Chr., dem Jahr in dem Drusus starb bis in den Beginn des ersten nachchristlichen Jahrzehnts abbildete, dann würde dies in etwa die Phase abdecken in der Ahenobarbus als Befehlshaber der römischen Armee in Germanien diente, aber Varus in Ostwestfalen noch nicht in Erscheinung getreten war. Ahenobarbus stellte die Schaffung einer guten Infrastruktur in den Vordergrund seiner Feldherrnschaft, ließ den Bohlenweg "Pontes Longi" bauen und könnte auf Basis der Pläne von Nero Claudius Drusus auch den Bau der Erschließungsstraße über den Eggekamm begonnen oder fortgesetzt haben. Als dann könnte man schlussfolgern, dass die Cherusker bei Ptolemäus um diese Zeit auch noch nicht ihren späteren Stellenwert besaßen und daher auch nicht erwähnt wurden. Geschichtsrelevant wurden sie erst als die Vertragsverhandlungen unter Varus statt fanden, die aber kartographisch betrachtet noch bevor standen. Man kann nach Ptolemäus aber auch die Theorie entwickeln bzw. es mit Strabo halten, der in den Cheruskern auch nur einen der kleineren germanischen Völker sah. Die Cherusker also bis dato nur einen Kleinstamm darstellten, dem es letztlich lediglich aufgrund der herausragenden Persönlichkeit in der Gestalt eines Arminius gelang Weltgeschichte zu schreiben. Gestützt wird die zeitliche Einordnung auch durch die Lagebestimmung einer Erinnerungsstätte die man zu Ehren von Drusus errichtete und sich "Tropaea Drusi" bzw. "Tropaia Drousou" nannte. Ptolemäus legte sie an den Nordrand des Harzes rechts der Weser und das Geodäsie Team schlug dafür die Region um Halberstadt vor. Was seine Verortung zu etwas besonderem macht ist die Tatsache, dass dies der einzige Hinweis auf seiner "Germania Magna" war, durch den erst eine grundsätzliche römische Anwesenheit östlich des Rhein bestätigt wird und explizit sogar die eines römischen Feldherrn nämlich Drusus. Was Ptolemäus bewogen haben könnte diesen Hinweis zu platzieren bzw. für Drusus eine Ausnahme zu machen, während er es unterließ zahlreiche andere Stätten römischen Wirkens sowohl an der Rheinschiene, als auch östlich davon zu erwähnen bleibt ein Rätsel. Im Kontext ist es für die hier aufgestellte These insofern von Bedeutung indem es die Theorie stützt, dass Ptolemäus auf dem Wissensstand jener Jahre basiert haben könnte, als man die Sugambrer noch nicht zwangsumgesiedelt hatte, Drusus bereits tot war und man ab dem Römerlager Anreppen bereits die ersten Straßenbaumaßnahmen in Richtung Weser anging, die Cherusker aber noch bedeutungslos waren. Insgesamt interessante Indizien mit denen sich die Aufzeichnungen von Ptolemäus glaubhaft machen lassen um darauf basierend neue Schlussfolgerungen ziehen zu können. Theorien nicht nur in Bezug auf die Römerstraße über die Egge sondern auch die Hellwegorte. Hinweise die auch die Überlegungen zur Varusschlacht beeinflussen. (03.10.2022)

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