Sonntag, 23. September 2018
Sommerlager und Marschgefecht - Übernommene Wortkreationen aus dem 19. Jahrhundert
Die Geschichte um die Varusniederlage ist seit dem die alten Schriften von Tacitus vor rund fünfhundertfünfzig Jahren 1455 von Enoch von Ascoli in Bad Hersfeld angekauft und damit zuerst für die Fachwelt des „Heiligen Stuhls“ entdeckt wurden und sich jene von Velleius Paterculus dann 1515 dazu gesellten lebendig und sie ist es bis heute geblieben. Immer wieder wird sie bei uns aufgrund neuer Bodenfunde und attraktiver musealer Gestaltungsideen wach gehalten und durch gelungene plastische Darstellungen und Präsentationen im Zusammenwirken mit medienwirksamer Zurschaustellung und im Einklang mit der nötigen Vermarktung in Erinnerung gerufen. Bereichert durch aufhorchende Kombinationen und Theorien, behält die alte Schlacht ihre Aktualität auch dann, wenn man manchmal meint, dass sie im Zeitgeschehen etwas Unterzugehen droht. Aber ein offensichtlich nie enden wollender Wunsch die Details der Ereignisse zu ergründen, drängte oftmals das überlieferte Kernwissen an den Rand und ließ die Aufarbeitung des Varus Ereignisses nach dem Jahre 9 + zu einem eigenständigen Komplex innerhalb der Geschichtsforschung werden. Auf der einen Seite die bedeutende Schlacht im Nebel der Vergangenheit und auf der anderen Seite all das, was man aus ihr machte und was aus ihr für Blüten trieben. Ein kaum mehr zu überschauender Wust an Interpretationsbemühungen, in dem sich viele Berufs- und Hobbyhistoriker wie auch ich, nach Herzenslust austoben dürfen. Um sich innerhalb der vielen Erklärungsnöte die die Varusschlacht umso spannender macht, einen Überblick zu verschaffen, kreierte die Forschung und das besonders die des 19. Jahrhundert ihre eigenen Begriffe um den darin verborgenen Untiefen auf die Schliche zu kommen. So haben sich seit dem viele Bezeichnungen einen festen Platz innerhalb der Forschungslandschaft erobert, die zu Selbstläufern wurden. Ein Produkt dieser Zeit war es auch dazu überzugehen einem Lager des Varus, dass man dank Cassius Dio in der Nähe der Weser vermutete den Stempel “Sommerlager” aufzudrücken, statt es bei dem Namen Kastell zu belassen. Ebenfalls auf Basis des antiken Historiker C. Dio nannte man dann die Kämpfe die auf dem Zug zum Rhein statt fanden, entweder Marschgefechte oder Mehrtageschlacht. Damit waren neue Begriffe geboren, die zu Streitfällen wurden und ihre eigene Interpretationsgeschichte entfalteten, die zu neuen Vorstellungen und Phantasien heran reiften und wieder andere Theorien und Auslegungen nach sich zogen, obwohl diese Wortschöpfungen in dieser Form von den antiken Historikern nie verwendet wurden. Nach C. Dio lockten die Cherusker Varus an die Weser, wo er dann seine Niederlassung begründete, die man dann in Sommerlager umtaufte. Sommerlager weil man schlussfolgerte, dass man ein Lager, welches man im Herbst verließ folglich nur den Sommer über genutzt haben konnte. Das man darin möglicherweise auch eine Besatzung für den Winter zurück ließ, geriet dabei aus dem Blickwinkel. Als Varus auf dem Rückzug in den Hinterhalt der Germanen marschierte überlieferte und C. Dio auch kein ununterbrochen andauerndes Gefecht. Eine Mehrtagesschlacht, die schon am ersten Tag nach dem Abzug aus dem Weserlager begann fand nicht statt. Bis zum Untergang im Teutoburgiensi saltu gab es lediglich diverse Kampfhandlungen, die an einem bestimmten Punkt einsetzten, sich verstärkten wieder abschwächten, dann Höhepunkte erfuhren und letztlich in eine Niederlage mündeten. Trotzdem arrangierte man sich im Laufe der Zeit mit diesen neuen Wortfindungen und unterschied später mit ihrer Hilfe auch die Gegenthese zum Schlachtenverlauf von Cassius Dio, nämlich dem Überfall auf ein römisches Lager, wie es uns deutlich von Florus beschrieben wurde. Auch dieser Lagerüberfall ist historisch konkreter Natur, da er sich teilweise auch aus den Schriften anderer antiker Historikern erschließen lässt. Mit Sommerlager und Marschgefecht gab man den möglichen Abläufen Namen, aber ohne deren Sinn und ihre Berechtigung zu hinterfragen und vor allem ohne sie mit Florus kompatibel zu machen. Man kann die beiden Worte so wie ich es auch tat zweifellos übernehmen und stehen lassen, sollte sich aber immer darüber im Klaren sein, dass beides künstliche Wortschöpfungen späterer Zeitgenossen waren, die aus der Not heraus geboren wurden, um sich die Dinge besser erschließen zu können. Es blieben daher Begriffe übrig, die nicht unbedingt zutreffen bzw. die tatsächlichen Begebenheiten auch nicht wortgetreu widerspiegeln müssen. (22.9.18)

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Freitag, 7. September 2018
Die Topographie der Region begünstigte die Aufklärung aus germanischer Sicht
einen Schublade reifen Plan für eine Schlacht in der Dimension der „Clades Variana“ hätte man heute wie damals nicht aus dem Ärmel schütteln können. Wie und womit motiviert man letztlich Gleichgesinnte. Reichte es schon, dass fremde Götter ihre uralten Traditionen gefährdeten, war ihre Freiheitsliebe so ausgeprägt, oder lockte sie nur die nackte Beute und die guten römischen Waffen von denen die Männer des Segestes noch schwärmten als Germanicus ihn 15 + vor Arminius retten musste ? Daher beschäftigt auch die Frage nach der Motivation aber ebenso die der germanischen Logistik im Vorfeld der Schlacht die Nachwelt seit nunmehr rund fünfhundertfünfzig Jahren. Wie mögen da die Drähte geglüht haben, würde man heute sagen bzw. was lief da so alles hinter den germanischen Kulissen ab, was den Römern an der Weser entging also verborgen blieb und worüber uns auch die römischen Historiker später nicht viel berichten konnten, da sie keine Kenntnis besaßen. Was man auf römischer Seite unter der gerne zitierten germanischen Hinterhältigkeit verstand war nichts anderes, als eine Methodik zu praktizieren und umzusetzen die darin bestand, sich als der unterlegene Teil im großen Kräftemessen die Vorteile da zu beschaffen, wo der Mächtige nicht hinschauen konnte. Nämlich in die Grauzone von List und Tücke in Verbindung mit einer excellenten Geländekenntnis durchsetzt mit ausgeprägtem Widerstandswillen und einer Portion Wut im Bauch. Der Erfolg eines jeden wichtigen Waffenganges hängt nicht nur vom guten Zusammenspiel auf dem Kampfplatz, sondern auch von der richtigen Zuarbeit und Arbeitsteilung aller Beteiligten ab. Das dies alles der vor nicht langer Zeit heim gekehrte junge Arminius nicht allein bewerkstelligt haben kann, scheint plausibel zu sein. In der Übersetzung überlieferte es uns dazu passend Dio mit den Worten, „Hauptverschwörer und Anführer waren vor allem Arminius und Segimer“. Arminius war viele Jahre fern seines Stammes und dürfte überrascht gewesen sein wie schnell sich die Verhältnisse an der Weser verändert hatten. Wobei man sich unter dem Wort „schnell“ vor 2000 Jahren nicht das vorstellen darf, was man heutzutage darunter versteht. Die Macht und Befehlsgewalt über die Sippen der Cherusker soweit es die Clanstruktur zuließ, zumindest aber über den an der Weser siedelnden großen Teilstamm, wird zu seinen Lebzeiten noch in Gänze in den Händen seines Vaters Segimer gelegen haben, denn nur dessen Wort hatte Gewicht. Das Haus Segestes was ich bei Einbeck vermute wird aber sicherlich auch keinen unerheblichen Einfluss auf die Entscheidungen über das Gesamtvolk der Cherusker gehabt haben. Ob es 9 + noch mitbestimmende cheruskische Fürstenhäuser nordöstlich des Harzes gab, halte ich für unsicher. Wer leistete letztlich die umfänglichen und wesentlichen Vorarbeiten im zwie- oder mehr gespaltenen cheruskischen Fürstenhaus ? Griff man die Pläne etwa erst auf nach dem Arminius in die Tür des väterlichen Anwesens trat ? Wartete Segimer sehnlichst auf seine Rückkehr und die seiner Männer, um mit ihm und ihnen gemeinsam die Chancen und Risiken abzuwägen und durchzusprechen oder präsentierte Segimer seinem Sohn schon eine ausgereifte und mit den anderen Fürsten abgesprochene Strategie ? Es wird beides zutreffend gewesen sein und mündete letztlich in eine Aufgabenteilung zwischen Vater und Sohn und sicherlich auch im Beisein und unter Mithilfe und Zustimmung einiger uns nicht überlieferter Familienmitglieder, wie es uns auch Dio bestätigte. Die Gespräche mit den Eingeweihten verliefen in geheimen Treffen, denn man musste sich sowohl vor den Augen des Varus und seiner Helfershelfer, als auch den Angehörigen des Segestes Clan in Acht nehmen, wenn man erfolgreich sein wollte. Aller Wahrscheinlichkeit nach waren mehrere konspirative Absprachen nötig bis die Koalition im eigenen Haus stand und wenn die gesamtgermanische Allianz damals so etwas wie einen gemeinsamen Treffpunkt für ihren Lenkungsstab gehabt haben sollte, so doch sicherlich an einem Ort, der im Hinblick auf die Vorbereitungen für alle beteiligten Stämme bzw. deren Führungshäupter geeignet erschien und entfernungstechnisch gleichermaßen gut erreichbar aber vor allem unverdächtig war. Gesamtgermanisch ? nein, denn Segestes war bekanntlich im Bilde. Alle Orte kamen infrage, wo sich keine Informanten der Gegenseite auf hielten und man unter sich war. Die versteckt liegende und gut zu verteidigende Behmburg nahe der Hellebachschlucht am Eggehöhenweg oberhalb von Willebadessen lag zentral und könnte dafür ein guter Platz gewesen sein aber auch andere Treffpunkte an wechselnden Orten sind anzunehmen. Höheren Erhebungen fiel aber in Zeiten noch ohne moderne technische Möglichkeiten der Fernaufklärung grundsätzlich eine größere Bedeutung zu. Es ist denkbar, dass nicht nur diese alte Baumburg auf der hohen Egge die nach Karl dem Großen später in Karlsschanze umbenannt wurde schon einen Bezug zu den Abwehrschlachten der germanischen Stämme gegen das Imperium besaß. Denn an Topographie und Geologie konnten auch 2000 Jahre nicht viel verändern. Von ihr hatte man eine gute Weitsicht in die Ebene und zu anderen erhöhten Lagen bis ins Wesertal und auch noch weitere Beobachtungsfelsen lagen in der Nähe. Auch solitär stehende Bäume, wie etwa gut besteigbare Eichen und geeignete Bergkuppen waren unverzichtbar und wurden genutzt um die einzelnen Bewegungen des feindlichen Marschzuges nicht aus dem Auge zu verlieren und zu übermitteln. Schnelle Nachrichtenübermittlung entschied über das Gelingen der gesamten Aktion, denn die Germanen hatten auch teils lange Anmarschwege in die Kampfregion zu bewältigen. Greifen wir nur meine Theorie auf, dass sich der Stammsitz des Segestes auf der Vogelsburg in Vogelbeck bei Einbeck befand, so mussten diese Männer immerhin fasst 70 km Luftlinie bis zum Saltus zurück legen. Man neigt daher dazu dieser exponiert aber leicht abseits vom Bördenweg liegenden Behmburg auf einem vorspringenden Bergsporn über dem Nethegau eine entsprechend große strategische Bedeutung beizumessen zumal sie sich auch in kurzer Distanz zum „Teutoburgiensi saltu“ befand, wo man den Marschzug letztlich erwartete bzw. hin dirigierte. Beweisbar ist natürlich nichts, aber etwas mehr als plausibel scheint es schon. Für die Germanen war es zwangsläufig immer wichtig zu wissen wo der Feind stand und sie mussten sich vor allem in der Anfangsphase eng unter einander abstimmen können auch ohne, dass immer die jeweiligen entfernt liegenden Stammeszentren der Fürsten dazu schnelles Rittes aufgesucht werden mussten. Der genaue Verlauf des Marschzuges der Legionen entschied über die weitere Vorgehensweise der Stämme aber auch über Erfolg oder Misserfolg. Schlugen sie ab Amelunxen den Weg über Drenke nach Natingen oder über Brakel in Richtung Borlinghausen ein, denn andere Alternativen gab es nicht. Ungeachtet dessen trafen beide möglichen Zugstrecken im Raum Peckelsheim/Schweckhausen aufeinander. Was wir wissen ist, dass die religiösen Vorstellungen unserer Ahnen, die auch schon sehr gut zwischen Gut und Böse unterscheiden konnten und sich falsch und richtig auf ihre Weise erklärten, unseren heutigen christianisierten Glaubensformen oftmals näher standen als gemeinhin angenommen wird. Und viele Regionen und Länder in denen sich die Menschen bis heute ihre frühen Traditionen und Riten bewahrt haben, kämen und kommen auch immer noch ohne Christentum aus und aus ihnen sind deswegen nicht unbedingt schlechtere Menschen geworden. Es sei nur an die Worte von Tacitus erinnert, wie er die heidnischen Germanen als nahezu rein und makellos darstellt. Auch in alter Zeit wollte das Zusammenleben geregelt sein. So musste auch damals wie heute die anzurufende Göttlichkeit und wie der Name überirdisch schon ausdrückt, immer von oben kommen. Die Höhe macht es aus, ob es nun Berge oder aufragende Felsformationen wie die Externsteinen waren, oder später der Kölner Dom. Den Wolken möglichst nahe zu sein, war für die Menschen von jeher bis in unsere Zeit immer schon sehr erstrebenswert und vermittelte den Gläubigen gleich welcher Epoche und Religion sie angehörten das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Volks- oder Fliehburgen erfüllten immer schon auf den Höhenlagen ihre besondere Schutzfunktion besser als in den Ebenen. Und in den dem Himmel nahen Wallanlagen und Wolkenburgen begegneten sich die zwei Bedürfnisse aus den Urzeiten der Menschheit ganz konkret, nämlich der Bezug zum spirituellen und der zum realen Leben. Stand das Überleben im Vordergrund stieg man zur Fluchtburg auf um sich zu schützen und zu verteidigen, waren die Zeiten friedlich, nutzte man sie für religiöse Feierlichkeiten und manchmal geschah auch beides gleichzeitig. Die gefühlsmäßigen Instinkte sich einer bevorstehenden Gefahr erwehren zu müssen und gleichzeitig um höheren Beistand zu bitten trafen zusammen, wenn eine Fliehburg als Thingstätte auch den Charakter eines Schwur- und Eidplatzes in Kriegszeiten annahm. Dies manifestierte sich dann darin, dass hier auch der Platz war, den germanischen Kriegsgott Tyr anzurufen, damit er ihnen den Sieg schenken möge. Was mag sich in den letzten Tagen und Stunden vor dem Abmarsch der Legionen an den Rhein auf germanischer Seite zugetragen haben ? Wie schwörte man sich vor 2000 Jahren den bedingungslosen Zusammenhalt. Wie verlief die Befehlskette nach unten, oder ging es schon um die gerechte Aufteilung der Beute bevor der Bär erlegt war ? Hier ging es um keine kleine Auseinandersetzung zweier verfeindeter Stämme, hier ging es darum sich der Römer zu entledigen. In Zukunft freie und unabhängige Entscheidungen treffen zu können war ihnen wichtiger, als ein Vasallenleben mit der Verpflichtung führen zu müssen, ständig die jungen Männer an die Legionen Roms für Kampfeinsätzes außer Landes abtreten zu müssen. Den Germanen stand ein schwerer Waffengang bevor, wie man ihn in Ostwestfalen zumindest seit Arbalo nicht mehr gesehen hatte. Was tat man also nicht alles um die Götter gnädig zu stimmen, ohne das es als das erkannt werden konnte was es war, nämlich das Anrufen der Götter um ihnen den Sieg zu schenken. Wer sich auskannte und genau hinhörte, der konnte sicherlich heraus hören, ob man am Vorabend der Schlachtenfolge die Götter um Hilfe und Unterstützung bat oder ob man sie anrief um ihnen im Rahmen der Herbstsonnenwende ihr übliches Opfer darzubringen. Den Römern dürfte der Unterschied nicht aufgefallen sein. Welche von den beiden alten Fliehburgen, der „Alten Burg“ westlich von Borlinghausen oder der „Behmburg“ oberhalb von Willebadessen kam die höhere kultische Bedeutung zu. Fiel der kleineren „Alten Burg“ nahe dem Bördenweg eher eine Bewachungsfunktion am Bördenweg zu, oder war es die zentrale religiöse Kultstätte. Oder war es die besser zu verteidigende voluminöse Behmburg mit dem „kleinen Herrgott“ am Wegesrand. Auch die alten Überlieferungen um die Druden- oder Druidenhöhle an der Behmburg sind hervor zu heben. Begegnen uns oder hielten sich hier noch lange die alten La Tene zeitlichen Traditionen vergangener Keltenmacht. Flüchteten sich etwa hierhin die keltischen Druiden der Treverer vor dem Druck der römischen Machtausdehnung ? Dann wäre diese Wallburg auch ein Favorit für eine „Teutoburgi“ im keltischen Sinne ihres Gottes Teutates. Verfügte Tacitus über Informationen zu keltischen mit Teutates verbundene Traditionen die ihn veranlassten die Waldschlucht nahe der Druden/Druidenhöhle „Teutoburgiensi saltu“ nach dem keltischen Gott zu benennen ? War dem Imperium um die Jahrtausendewende noch die Existenz von Kelten und deren Sprache in der Südegge bekannt ? Oder trieben sogar noch die Frankenkönige die letzten Reste keltisch heidnischen Brauchtums aus den linksrheinischen Gebieten in den Osten Deutschlands und das Keltentum erfuhr dadurch noch eine späte Auffrischung ? Zauberpriester kannten alle alten Kulturen, ob sie sich Schamanen oder Druiden nannten und wer war noch Kelte und wer schon Germane, oder umgekehrt ? Cassius Dio lieferte uns dazu den anschaulichen Beleg mit den Worten “ denn einige von den Kelten, die wir Germanen nennen” und da ist man geneigt zu erwidern „denn einige Germanen die wir Kelten nennen“. In den alten Wall- und Höhenburgen sahen wohl auch schon die Germanen der römischen Kaiserzeit Bauwerke ungeklärter Herkunft. So standen sie wohl erst Recht im Mittelalter im Verruf mit heidnischen Gebräuchen in Verbindung zu stehen. Allein der exponierte Felsvorsprung nahe der Behmburg lässt natürlich schnell an einen in die weite blickenden Feldherrn oder zumindest einen markanten Treffpunkt im Vorfeld der Varusschlacht denken. Funde unterhalb der Behmburg im Zusammenhang mit dem Eisenbahnbau sprechen auch für eine Nutzung während der römischen Kaiserzeit und auch eine Folgenutzung in denen sie den Sachsen als Heiligtum diente, ist gut vorstellbar. Denkt man aber an den Passus von Tacitus “In Hainen in der Nähe standen die Altäre der Barbaren, an denen sie die Tribunen und Centurionen ersten Ranges geschlachtet hatten.“ könnte auch die Behmburg noch gut ins Betrachtungsgebiet dieser Rituale passen und man könnte gerade deswegen die Legionen hier hin gelockt haben um von ihnen ein Gottesurteil zu bekommen. Unterhalb der Behmburg vollzog bzw. bahnte sich für den Betrachter das schaurige Szenario einer im Anmarsch in den Untergang befindlichen Armee an. Hier braute sich zusammen, was sich das Germanenhirn ersann. Hier die erdgrauen farblich dem Gelände angepassten und vermutlich noch in Schlamm getauchten Gesichter und dort die diszipliniert marschierenden Legionäre mit ihren schon von weitem gut sichtbaren glänzenden Rüstungsteilen. Den Germanen bot sich allemal ein makabres Schauspiel und viele dürften sich auch ihren Mut angetrunken haben. Die Gertrudenkammer vor der Behmburg liegt auf 433 Meter Höhe von wo aus man mit dem menschlichen Auge, als die Luft noch klarer und sauberer war noch imstande sein soll, über 77 Kilometer weit blicken zu können. Hätte sich Varus für die Zugrichtung über Brakel entschieden, hätte der unbekannte Germane mit dem Adlerblick den Marschzug auf etwa 14 Kilometer Entfernung gut erkennen können bzw. müssen, nachdem er die Brakeler Senke bei Sudheim nahe der Nethe in Richtung Süden verließ, um ihn dann bei weiterer Annäherung noch besser hätte ausmachen zu können. Um die andere Zugvariante nämlich die etwa 15 Kilometer bis Natingen überschauen zu können, hätte er seine Augen vielleicht schon auf einen Spalt zusammen ziehen müssen. Aber auch bei dieser Zugstreckenwahl und der Pracht der bronzenen Rüstungen hätte er die Legionen noch von der Gertrudenkammer aus sehen können. Im Herbst vor 2000 Jahren gab es auch noch keine anderen irritierenden Reflektierungen außer dem Glitzern der Bachläufe, die den Beobachter hätten täuschen können. Die Gertrudenkammer war mithin der optimale Ausguckposten um noch falls nötig die letzten Nachrichten den im Nethegau versteckten germanischen Trupps zukommen lassen zu können. In diesem Raum hinter der Front muss die Spannung auf germanischer Seite greifbar gewesen sein. Hier spielten sich jene Szenen ab, die auf Seiten der römischen Legionäre nur wie ein undefinierbares und entferntes Grollen und Gejohle wahr genommen werden konnten. Hier trafen und ohne das der römische Feind es erkennen konnte nahezu stündlich die Abstellungen der einzelnen Stämme und Sippen ein um sich auf ihren Kampf am Marschzug vorzubereiten. Wer hier zu spät kam, der sammelte sich zu späterer Stunde um dann die überlebenden Römer noch im Saltus anzugreifen. Die Behmburg mag ein Sammelpunkt gewesen sein, denn von hier aus waren es nur noch 3.5oo Meter Luftlinie bis in die Waldschlucht die sich die Römer hinauf kämpfen mussten. Ich gehe daher davon aus, dass es sich bei der Behmburg um den Ort handelte, von wo aus man frühzeitig die Legionen beobachtete. Zeugnisse und Kultstätten wie die Externsteine lassen Rückschlüsse in die keltisch/germanischen Zeiten zu. Es gibt auch einen Hinweis auf einen altgermanischen Gott in der Region unweit der Südegge. Um ihn aufzuspüren brauchen wir auch nicht lange zu suchen, denn Tuisto, wie ihn uns Tacitus überlieferte, begegnet uns nur ein wenig weiter südlich im Ortsnamen Twiste an der Twiste gelegen. In der urgermanischen Sprachwurzel abgeleitet von „twis“ gleich „zwei-“ Tuisto auch der Zweigeteilte, Zweigeschlechtliche oder Zweigesichtige genannt wie er auch im Ortsnamen Twistringen stecken soll. Und die Eggeschlucht liegt von Twiste auch nur 27 km entfernt. Den Marschzug der Legionen konnte niemand mehr aufhalten, als er in den Nethegau vorstieß, denn schon früh war ihr Schicksal entschieden. Anfangs noch unbehelligt und ungestört von feindlichen Aktivitäten bewegte man sich nun in die Region der Aufrührer vor, wo man ihn erwartete. Gegner waren für Varus und seine Begleiter anfänglich weit und breit keine in Sicht aber Prinz Arminius weilte in diesen Stunden schon nicht mehr unter unter den Römern und auch nicht auf der Behmburg, denn zu diesem Zeitpunkt sammelte er bereits weitere Männer um später die Legionen aus dem rückwärtigen Bereich heraus anzugreifen. Hier hinterlässt uns Cassius Dio noch die offene Frage, wer denn möglicherweise von den Germanen Varus auf dem richtigen Weg in den drohenden Hinterhalt geführt haben könnte, während Arminius die Legionen früh verließ um seine Männer zusammen zu rufen, oder ob die Legionen den Weg in ihren Untergang auch ohne germanische Führung sehr gut kannten.(7.9.2018)

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Freitag, 31. August 2018
Römische Lagerspuren mitten in Höxter ?
Versuch einer Rekonstruktion anhand von zwei bearbeiteten Darstellungen zur Lage zweier Lager im Stadtgebiet von Höxter auf Basis eines Luftbildes des Landesvermessungsamtes Bild Nr. 67/72-5-117 vom 24.4.72 aus dem Buch “Corvey” von Heribert Klabes, Seite 51. Vermutlich aufgrund mangelnden öffentlichen Interesses bzw. der geplanten Ausweisung zum Gewerbegebiet, wurden die 1995 durchgeführten Probegrabungen nicht mit der nötigen Akribie, folglich zu oberflächlich und zudem an der falschen Stelle durchgeführt. Das österreichische Institut für elektronische Bodenuntersuchungen Argis aus Graz ist davon überzeugt, dass es sich anhand der übermittelten Daten um ein bedeutendes römisches Kastell gehandelt haben muss. Die Außenkonturen der Lager und teilweise der Innenstrukturen konnten anhand des Luftbildes geortet werden, da die Vegetationsveränderung sichtbare Spuren bzw. Merkmale hinterließ. Sie zeigten sich in Form eines Vegetationsbandes, dass sich um die Lageraußengrenze legte und etwa 8 – 10 Meter breit ist. Der optische Unterschied zur übrigen Vegetation erklärt sich durch eine künstlich eingebrachte Tonschicht, auf die man im Zuge der Grabungen 1995 stieß, wobei man aber den Komplex des Lagertores verfehlte. Weitere Forschungsergebnisse liegen nicht vor. Diese Feststellung ist einer der Eckpfeiler meiner Theorie zum Verlauf der Varusschlacht. (31.08.2018)

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Die Varusschlacht fand im Nethegau statt

Der Marschzug der Varuslegionen führte aus der Richtung Höxter/Corvey bzw. aus der Region um die Nethemündung kommend durch den Nethegau, aber die folgenden Kämpfe breiteten sich nicht über diese gesamte Gaulandschaft aus sondern konzentrierten sich in der Konsequenz nur auf den eingeschlagenen Zugkorridor. Die Kämpfe setzten erst ab einem von den Germanen für geeignet gehaltenen Streckenabschnitt ein, sofern nicht der Zufall bzw. die Imponderabilien der Eigendynamik die Regie übernommen hatten. Zum Ende des mehrtägigen Marschgefechtes am letzten Kampftag mündete bzw. endete die Schlacht im schluchtartigen Anstieg des „Teutoburgiensi saltu“. Die Varusschlacht kennt jeder halbwegs an der Geschichte interessierte Mensch, aber wer kennt in Deutschland schon den Nethegau ? Hier kommt die Antwort. Denn er liegt genau genommen tief im Osten, da wo die Sonne damals nicht verstaubt war und zwar da, wo es viel besser ist als man glaubt, um den alten Grönemeyer Text einmal verändert zu formulieren. Grob gesagt erstreckt sich der Nethegau von der Egge bis zur der Weser und zwar dort, wo man schon nicht mehr so genau sagen kann, in welchem Bundesland man sich eigentlich befindet. Ist man noch in Nordrhein – Westfalen, schon in Niedersachsen oder eventuell vielleicht bereits in Hessen ? Aber man befindet sich im Nethegau und der liegt nun mal tief in Ostwestfalen und nicht in „Westwestfalen“ und gehört auch immer noch zum heutigen Bundesland Nordrhein – Westfalen, dass uns die einstige Besatzungsmacht Großbritannien am 23. August 1946 noch vor der Gründung der Bundesrepublik Deutschland in die Wiege gelegt hat. Zwischen den Osthängen des Eggegebirge im Westen, der Weser im Osten, der Diemel im Süden und eben der Nethe im Norden längst dem großen Hellweg befindet sich der unscheinbare und etwas verschlafen wirkende Nethegau. Und was den Ruhe suchenden Urlauber erfreut, mögen mir, was diese Beschreibung anbetrifft die Bewohner verzeihen. Was den Nethegau zu etwas Besonderem macht, ist seine grenzhistorische Undefinierbarkeit, da sich niemand sicher ist, ob es Karl dem Großen im Nethegau der früher auch Nitega, Netga oder Netago hieß überhaupt gelang, hier klare politische Gaugrenzen festzulegen bzw. ob hier jemals die fränkische Grafschaftsverfassung Fuß fassen konnte. Als sicher ist wohl anzunehmen, dass im Nethegau die Herrschaftsbezirke traditionell nicht durchgängig verliefen und durchsetzt waren von alten überkommenen Grenzverläufen innerhalb derer sich die Zuständigkeitsbereiche nicht deutlich von einander trennen ließen. Die späteren so genannten Immunitätsbezirke der Klöster und Abteien, Pfalzabgrenzungen oder Rittergüter erschwerten die Zuordnungen und sogar einzelne Personengruppen hatten sich territoriale Ansprüche bewahren und sichern können. Ihre Ursprünge hatten diese mittelalterlichen Überschneidungen in der besonderen Lage des Nethegaus. Denn diese geologisch/topographische Nische sorgte zum einen abseits der Altstraßen für eine gewisse Abgeschiedenheit, machte die Region aber eben wegen der prähistorischen Wegeverbindungen links der Weser und über die Weser hinaus zu einem überregional bedeutsamen Interessensgebiet. Denn wer den Nethegau und die Weserfurt beherrschte, war seit alters her ein Machtfaktor an der Mittelweser. So mag der Nethegau der Lage wegen noch oder schon zum cheruskischen Einfluss- und Siedlungsgebiet gehört haben, als dieser Stamm noch im Mittelpunkt der römisch germanischen Auseinandersetzungen stand. Nach dem Zusammenbruch dieses Stammes und der Verschiebung der Machtverhältnisse wechselte er wie ein Flickenteppich von den germanischen in die sächsischen Hoheitsansprüche über, von wo aus er dann in die fränkische Epoche einmündete. Erst der katholischen Kirche gelang die Auflösung vieler ehemaliger Besitzungen und sie stellte später über ihre Konfession die Einheit her, die sich bis heute anhand vieler kraftvoller und traditionell christlicher Gebräuche erhalten hat. Aber auch durch den großen Einflussbereich des Bistums Paderborn verdeutlicht wird. Auch um die von der römischen Kaiserzeit geprägten Jahrtausendwende bildete der Nethegau ein flächiges Grenzgebiet also einen Schmelztiegel, den sich viele Stämme teilten und in das topographisch bedingt viele Stammesgebiete hinein ragten. Ich denke dies waren von Westen gesehen die Brukterer die noch die Paderborner Hochfläche besiedelt haben dürften, von Südwesten die Marser die sich ab dem westlichen Diemeltal im Verbund mit den entkommenen Sugambrern, ausbreiteten und von Süden ab der Warburger Region die Chatten, bzw. von der Weser nach Osten die dortigen cheruskischen Stammensgebiete und letztlich von Norden vermutlich auch die ersten Siedlungsinseln der Angrivarier oder auch der Fosen. Und irgendwo im Nethegau musste man sich grenztechnisch einig geworden sein. In den Grenzgebieten zu der cheruskischen Nethegau Enklave machten folglich mehrere germanische Stämme Bleiberechte geltend, haben aber letztlich unter sich die Grenzziehungen abgesehen von den zeitgemäßen Konflikten festgelegt und sich anhand der Gebirge, sowie der Fluß- oder Bachläufe bzw. deren Einzugsgebieten geeinigt. Das aus dieser Gemengelage kein einheitlicher und erst recht kein zusammen hängender Herrschaftsbezirk erwachsen konnte ist naturgegeben. Nach dem es Arminius mit taktischem Geschick gelang die Legionen vom „Rechten Weg“ abzubringen, fällt jener in sich geschlossenen und kesselartigen Gaulandschaft eine Schlüsselfunktion im gesamten Geschehen um die Varusschlacht zu. Durch diese alte germanische und später sächsische Gaulandschaft zwischen Weser und Eggegebirge führte der letzte Weg der drei Legionen bis er sich auflöste und erodierte. Die Armee durchschnitt diesen Nethegau von Nordost nach Südwest und seine Auswirkungen erfassten die ganze Region bis sie in der Schlucht, man kann sie sicherlich ohne zu übertreiben schon Todesschlucht nennen, endgültig aufgerieben wurde. Im Nethegau finden sich noch heute sowohl eingekerbte enge Täler oder Talkessel, als auch Bereiche in denen sich versteckt liegende Dolinen ausbreiten und am Osthang des Eggegebirges lauern Felsenmeere, Quellaustritte und Quellsümpfe. Wenn man mit der Landschaft vertraut ist, allesamt gute Plätze für jedwede Art überraschend vorgetragener Attacken. Zudem besteht der Untergrund um Brakel aus Muschelkalk in dem sich schwere stau nasse Böden bilden können. Und wer je nach Regenfällen über lehmige Tonböden ging, dem ist gut bekannt wie problematisch sich darauf die Fortbewegung gestaltet. Jegliches Schuhwerk ist da hinderlich und es soll ja während der Kämpfe zu starken Regenfällen gekommen sein. Es muss alles in allem von Arminius und seinem Vater eine weise Strategie gewesen sein, sich genau für diese Dramaturgie entschieden zu haben, zumal auch der Wettergott mitgespielt hatte. Die Anmarschtrasse zog sich unter Vermeidung von Anstiegen bis zum Saltus durch ein welliges Hügelland mit heute nicht mehr nachvollziehbaren geomorphologischen und hydrologischen Elementen und Phänomen und der damit verbundenen Vegetation. Zahlreiche heute nicht mehr vorhandene oder drainierte Bachläufe die bis in den Raum Peckelsheim in die Nethe, Taufnethe und andere Bäche entwässerten begünstigten die Bildung von Sumpf- und Moorzonen deren Zwischenstadien und führten zu erschwerten Marschbedingungen. Auch heute noch befinden sich in der Region markante Restbestände 200 bis 300 Jahre alter Buchen und noch älterer Eichen die die frühere Vegetation erahnen lassen. Die historischen Überlieferungen zur Unwegsamkeit nehmen hier konkrete Gestalt an. Wie sah die Region zwischen Egge und Weser vor 2000 Jahren aus und in welcher Epoche entstand der Name Nethe ? Römischen Ursprungs ist der Name nicht. Das „th“ im Namen Nethe könnte zeigen, dass hier die zweite Lautverschiebung zum „d“ nicht statt fand. Aber es lassen sich darauf auch sprachlich andere Verwandtschaften aufbauen und auch Worte wie Nether rücken ins Blickfeld. Nether wie Netherland also ein Wort für eine Region der Niederungen. Das aus der englischen Sprache bekannte Wort Nethermoor für Niedermoor deutet ebenfalls in die Richtung einer Sumpflandschaft, aber auch der englische Flussname Netherbeck, den man gut und gerne mit Nethebach übersetzen könnte. Auch nicht weit im Osten des Nethegau gibt es einen ähnlich klingenden Fluß, aber mit dem Namen Nette, einem Nebenfluss der Innerste. Nette bzw. Nethe wird gleich gesetzt mit einem Flachlandfluß und ist wohl wortverwandt mit den Flußnamen Nidda und Netze. Insgesamt betrachtet eine niederschlagsbegünstigte Region in der man tunlichst auf den Wegen, falls es sie nach stärkeren Regenfällen noch gab bleiben sollte. Netherland steht aufgrund dieser Bedingungen für die Unwirtlichkeit schlechthin und somit auch im Urbegriff für die Bezeichnung Niemandsland. Also ein Land das von vielen Stämmen beansprucht wird, aber doch keinem gehört und was sich auch niemand einverleiben darf bzw. andererseits jeder in Anspruch darf, aber auch nicht groß daran interessiert sein kann. Kaum nutzbare Sumpflandschaften wurden daher oft zu Grenzregionen oder Marken, man klammerte sie aus und überließ sie sich selbst bzw. dem Regime der Natur. Vermutlich war auch damals der Nethegau in weiten Teilen eine unattraktive Region und nur regional landwirtschaftlich nutzbar, zumal Hungersnöte auch bis in die historisch jüngere Zeit überliefert sind. Nach dem Verlassen des oder der Sommerlager an der Weser zog Varus auf dem Hellweg, und natürlich nicht über die Höhenlagen westlich von Höxter, aus dem Großraum Corvey zuerst durch die Weser/Netheaue in die Richtung des heutigen Amelunxen. Ab hier in etwa auf der Höhe der nethebedingten uralten Weserfurt öffnete sich das Land bzw. der Nethegau und es standen ihm zwei Zugwege in die Aufrührerregion, also in die Richtung des „Teutoburgiensi saltu“ zur Verfügung, die Arminius schon für ihn im Vorfeld „präpariert“ haben könnte. Er hätte zum einen den Hellweg nach Brakel mit späterem Schwenk nach Süden nehmen, oder die Route ab Amelunxen direkt nach Süden auf Peckelsheim zu bevorzugen können. Beide Alternativen wird Arminius mit seinen Männern durch gespielt haben. Auch südlich von Amelunxen, kreuzten sich bei Natingen die Marschrouten aus vier Himmelsrichtungen. Alle alten überlieferten Schreibweisen von Natingen beginnen mit „Nat“ was auch auf eine feuchte oder versumpfte Region hinweisen kann. Dort befand sich auch damals schon ein bekanntes Drehkreuz an dem sich seit Menschengedenken her die völkerverbindenden und Raum übergreifenden Altstraßen trafen. Denn sowohl ein alter Hellweg von Brakel nach Warburg als auch der Bördenweg von der Südegge nach Höxter begegneten sich in Natingen. Und auch noch ab Natingen könnte Arminius immer noch den gut gläubigen Varus davon überzeugt haben zuerst die Rebellen „erfolgreich“ zu bekämpfen um danach den noch relativ bequemen Eggeaufstieg anzusteuern, der später in den Saltus mündete und dann zur Lippe weiter führte. Betrachtet man die schroffe Egge zwischen dem alten Burg- bzw. dem Bördenweg nahe Borlinghausen bis zum nördlicher gelegenen Brakeler Hellweg der nach Schwaney hinauf führt, so bietet die Egge über eine Luftlinie von etwa 15 km gerechnet wie beschrieben keinen geeigneten Aufstieg mehr, der als Fluchtweg auch für bewaffnete Legionäre und römische Karren hätte dienen können. Denn die Egge ist ein langgestreckter, verkehrshemmender und nahezu paßloser Nord - Süd verlaufender Schichtkamm mit steilem Abfall nach Osten aus harten Sandsteinen der „Unteren Kreide“. Es führte zwar ein Weg von Willebadessen durch das Hellebachtal hoch zum heutigen Gut Bülheim auf den Eggekamm der den Eggehöhenweg kreuzt, aber er dürfte ungeeignet und der Einstieg unbekannt gewesen sein. Dieser nahe einem Bachtal verlaufende Weg hatte nie die Bedeutung eines strategisch bedeutsamen Hellweges und dürfte damals lediglich von der einheimischen Bevölkerung als Fuß- oder Fluchtweg genutzt worden sein. Hier fällt zudem die Egge westlich von Willebadessen besonders steil ab und erscheint streckenweise wie eine Wand. Selbst für Flüchtende geschweige denn Reiter dürfte man ohne ortskundige Führung diesen nassen Steilhang in alten Zeiten nicht erklommen haben können. Nur das Nadelöhr des Bördenpasses nahe der „Alten Burg“ blieb und bot sich als Gelegenheit an, Varus im Zuge seines Marsches ein letztes und entscheidendes Bein zu stellen. Militärstrategisch betrachtet aus Sicht der Germanen eine erste Wahl. Der Bördenpassaufstieg führt hier sehr nahe an der besagten alten Volksburg vorbei. Sie liegt auf einer Sandsteinkuppe und ist noch heute in jeder Jahreszeit gut zu sehen und sie ist von den alten Wällen einer einstigen Volks-, Flieh- oder auch Teutoburg umgeben. Vermutlich vergab ihr der Volksmund den Namen „Alte Burg“ schon lange bevor innerhalb dieser alten Wallanlagen die Stammburg der Borlinghauser Linie derer von Spiegel errichtet wurde, die die alten Vorgängeranlagen nutzte und ab dem 15. Jhd. verfiel. Unweit befinden sich auch die Reste der vortrefflich gelegenen Behmburg, also einer Baumburg. So wurde die Karlsschanze östlich von Kleinenberg schon genannt, bevor man ihr den Namen Karlsschanze gab und bei der es sich vermutlich auch um eine alte Volksburg handelte. Der alte Bördenweg stellte eine weithin bekannte und genutzte frühgeschichtliche Hauptwegeverbindung von der Weser zum Rhein dar. Und sie dürfte sich auch noch um das Jahr Null in einem für die römischen Legionen und ihrem Tross recht gut befahrbaren weil genutzten Zustand befunden haben, um nicht nur zum Sintfeld und Soratgau auf die Paderborner Hochfläche zu gelangen. Diesen Aufstieg kannten die Legionen und deren Erkundungstrupps oder Arminius rief sie ihnen im Zuge seiner Regieführung wieder in Erinnerung. Der aus nördlicher Richtung kommende Eggekammweg endet am ostwestlich verlaufenden Bördenweg und bildet dort nur wenig oberhalb der „Alten Burg“ ein Wegedreieck. Etwa 300 Meter südlich der „Alten Burg“ am Saltus, befindet sich rund 2 Kilometer westlich von Bonenburg der 407 Meter hohe Mittelberg. Aber nur 700 Meter auf den Mittelberg folgt in südlicher Richtung der 415 Meter hohe Varenberg, der damit nur 49 Meter niedriger ist als die höchste Eggespitze nämlich der 464 Meter hohe Preußische Velmerstot. Namensursprüngen auf den Grund zu gehen wie etwa diesem Varenberg oder auch dem Varusberg bei Himminghausen verleiten zum Wunschdenken. Zweifellos hatte die Varusschlacht auch Auswirkungen, was die frühen Namensgebungen beeinflussten und betrafen. Während es Tacitus darauf an kam den Austragungsort der Schlacht zu definieren, könnten die Germanen und ihre Nachfahren mehr die Person des unterlegenen Varus in den Vordergrund gestellt und weniger den germanischen Sieger mit einer Örtlichkeit verbunden haben. Dies lässt auch immer wieder die Frage aufkommen, warum man eine Schlacht nach Varus einem Verlierer benennt, denn von Arminiusschlacht ist selten die Rede. Letztlich war es wohl ein germanischer Viererbund dem Varus seine Niederlage zu verdanken hat und es gab Rivalitäten und jeder Stamm leistete seinen Beitrag zum Erfolg. Heute unbekannte Stammesfürsten waren sicherlich damals ebenfalls maßgeblich am Sieg beteiligt in dem jeder seinen Part übernehmen musste. Wer wollte da schon einen einzigen Stammesfürsten aufs Siegerpodest erheben. Es mag in jener Zeit in der Seele der Leute gelegen haben vielen geologischen Phänomen varusbezogene Namen zu geben, aber nicht alle werden sich auch über die Zeiten erhalten haben. Schließlich wollte sich jede Region mit dem Namen oder den Ereignissen schmücken und sie für die Nachwelt kenntlich hinterlassen und bewahren. Wie ich schon ausführte hatte die Schlacht aber vor allem der Ausgang für Mitteleuropa eine enorme Bedeutung gehabt und selbst in entferntesten Regionen hat sie noch Phantasien entfaltet, geweckt und beflügelt. Wann man dem gallorömischen Ausgrabungsgebiet nahe dem saarländischen Ort Tholey den Namen „Wareswald“ gab ist mir nicht bekannt, aber man könnte versuchen es zu ergründen, denn auch bis in den Südwesten könnten die Ereignisse ausgestrahlt haben. Der Name Varus wird diversen dialektischen Veränderungen unterworfen gewesen sein und könnte später viele Formen angenommen haben. Man spekuliert sogar ihn mit den nordischen Namen Fafner, Fabni, Fafni, Favni, Fafnir, Vavni, Fafner in Verbindung zu bringen. Vares statt Varus kommt dem noch recht nahe, aber wann diesem Berg in der Südegge dieser Name in den letzten Jahrhunderten verliehen wurde, lässt sich wohl nicht recherchieren. Es sollte aber möglichst in die Zeit vor der Auffindung der Tacitus Annalen zurück verfolgt werden können, um ihn für die Forschung brauchbar zu machen. Als einen kleinen Exkurs in die Welt der Spekulation könnte man auch noch den folgenden Schwenker werten. 20 Jahre vor dem Untergang der Varuslegionen geschah die Schlacht von Arbalo. Drusus kam mit einem blauen Auge davon und schlug die Germanen auf dem Rückweg von der Weser an den Rhein noch rechtzeitig zurück, bevor am Ende noch sie als Sieger in die Geschichte eingegangen wären, Aber wer weiß schon wie die Schlacht wirklich ausging, denn es wurden viele Zweifel laut. Historiker vermuten aufgrund etymologischer Verbindungen über die Worte Ar-balo zu Schwarzerle, dass sie im Schwarzbachtal stattgefunden haben könnte. Und hoffentlich kannten die Römer 9 + diesen nahe dem Bördenpassweg verlaufenden Aufstieg von der Diemel zur Paderborner Hochfläche nicht doch noch zu gut, denn es hätte sie skeptisch machen können. Andernfalls hätte Arminius sie erst noch davon überzeugen müssen, dass der Eggeaufstieg nicht dort lag, wo sich einst die Schlacht bei Arbalo ereignete, wenn sie sich denn dort zugetragen hätte. Zumal einige Historiker bei Kleinenberg auch den Standort des berühmten Drususaltars dem heute Zuckerberg genannten Hügel, vermuten, den ich allerdings weiter nördlich verorte, da ich eine andere Erklärung für diesen Hügel habe. Eine Erinnerung an Arbalo hätte die sehr abergläubischen Römer sicherlich äußerst argwöhnisch machen können. Vielleicht liegt aber gerade deswegen hier schon der Schlüssel dafür, das sich die Schlacht von Arbalo woanders und eben nicht im Schwarzbachtal ereignete. Trotzdem bleibt das Schwarzbachtal für die Arbaloereignisse im Raum um das Kloster Hardehausen einer heißer Tipp, denn auch der Aufstieg durch das Schwarzbachtal war eine der drei möglichen Passagen das Eggemassiv von der Weser her kommend in Richtung Westen passieren zu können. Geeignete und unaufällige Hinterhalte um ganze Marschzüge in Partisanenmanier anzugreifen waren rar und wenn es sie denn in Ostwestfalen gab, so war man gefeit, bereitete sich vor oder vermied sie um die Risiken auszuschließen. Zwischen die Externsteine oder in die Dörenschlucht, die hinreichend bekannten klassisch zu nennenden Hinterhaltpassagen hätte sich im Jahre 9 + wohl kein Römer mit klarem Verstand hinein locken lassen um dahinter einen Aufstand nieder zu werfen. Da mussten und ließen sich die Germanen schon etwas besseres einfallen. Fahren wir aber fort. Der hier in trefflicher geographischer Lage eingefurchte Bördenpassweg zur Paderborner Hochfläche ließ sich aus germanischer Sicht durch geeignete Sperrmaßnahmen aber vor allem ungestört und unauffällig auch recht schnell unpassierbar machen, wie wir noch sehen werden. Und noch heute hat der Eggegebirgsverein so seine Probleme den Burgweg begehbar zu halten, wie ich selbst feststellen konnte bzw. musste. Es kann voraus gesetzt werden, dass Varus und seine Offiziere Kenntnisse von diesem südlich liegenden heute Burgweg genannten Eggeaufstieg zum Bördenweg besaßen. Ohne dieses Wissen hätte man von Seiten der Römer dem schicksalhaften Umweg schon aus grundsätzlichen Erwägungen heraus sicherlich nicht zugestimmt. Nach erfolgreicher Bereinigung der als Aufstand beschriebenen innergermanischen Unruhen möglicherweise sogar unter Einsatz von Waffen oder aber einer segensreichen Rechtsprechung, wozu Varus ja letztlich auch herbei gerufen wurde, sollten die Legionen dann eben diesen Rückmarschweg, der letztlich auch wieder zu den Lippelagern führen würde, einschlagen. Aber es kamen, außer den unvorhersehbaren späteren schlechten Wetterverhältnissen auch noch andere für die Germanen begünstigende Faktoren hinzu. Zum einen war die Zielmarke bekannt, denn unter den beteiligten umliegenden Stämmen kannte jeder Germane die Alte Volksburg auf dem Sporn des Eggekamms, der die Wegekreuzung kontrollierte und die hier einem Alleinstellungsmerkmal gleich kam. Zudem dürfte die Volksburg auch in Verbindung mit den aufragenden Felswänden wie dem Hardehauser Klippenmassiv samt den vermoosten Opfersteinen und anderen Ritualplätzen um diese Jahreszeit 9 + im Rahmen der Herbstsonnenwende auch eine nicht unwichtige Bedeutung als Versammlungsort gespielt haben. Zum anderen aber berührten sich um diese geographische Landmarke herum die Herrschafts- oder Interessensgebiete aller vier beteiligten Varusschlacht Stämme, so dass sich hier die Auseinandersetzung auf Territorien ereignen würde, die alle Stämme als ihre ureigenen Hoheitsgebiete gleichermaßen betrachtet haben könnten was sie verteidigungsbereiter machte, da sie dort alle zusammen stießen. Und wenn wir uns die ehemaligen germanischen Stammesgebiete in dieser Region heute, also 2ooo Jahre später ansehen, so hat sich dort im alten Kerngebiet der Varusschlacht auch grenzhistorisch fasst nichts verändert. Kleinenberg auf der Egge gehört dem Kreis Paderborn an, den ich dem Einflußgebiet der Brukterer in der Westfälischen Bucht zuordne. Marsberg liegt im Hochsauerlandkreis und damit im Geltungsbereich von Marsern und möglicherweise auch Sugambrern. Borlinghausen wurde dem Kreis Höxter angeschlossen und könnte noch Cheruskerland gewesen sein. Und Wrexen im Kreis Waldeck - Frankenberg liegend stand zweifellos unter chattischer Hoheit. Hier ist also die Zeit stehen geblieben wie man auch den alten Grenzsteinen am Burgweg schön entnehmen kann. Aber wieder zum Thema zurück, denn es könnte in der Tat hier auch der Begriff Netherland in der Interpretation eines Niemandslandes zutreffen. Der alte Pass durch die Südegge, der nur wenige hundert Meter nördlich der Alten Burg entlang führt und die Behmburg, deren Anhöhe sich etwa 3,5 km nördlich dieses Passes befindet, nehmen den geschichtsträchtigen Bördenpassweg förmlich in ihre Mitte. Diese Fluchtburgen konnten durch Feuerzeichen auch schon in vorgeschichtlicher Zeit überregional Kontakt zu anderen Höhenburgen und Stämmen möglicherweise über Marsberg bis hin zu den Sugambrer aufgenommen haben. Doch zurück zur Alten Burg am Eggepass. Sie könnte also als Landmarke den Nordostpunkt des Stammesgebietes der Marser genauso gut gekennzeichnet haben, wie er gleichzeitig auch die westlich zur Weser anschließende cheruskische Einflusssphäre berührt haben könnte. Aber auch die Stammesgrenzen der nördlicher im Kerngebiet der Münsterländer Bucht siedelnden Brukterern, deren Südostgrenze bei Kleinenberg nahe dem bewaldeten Eggeabbruch gesucht werden könnte, trifft den Hotspot des Geschehens um die Varusschlacht. Genauso die südöstlich lebenden Chatten, die in der Großregion, dem alten sächsischen Hessengau dialektisch nachweisbar sind und erst später von den Sachsen bis etwa Fritzlar abgedrängt wurden. Hier traf und verabredete sich sozusagen eine Allianz gegen Rom die sich vielleicht schon seit Jahrhunderten kannte und respektierte, auf relativ begrenztem Raum. Insgesamt betrachtet ein von der Geographie begünstigtes räumliches und gebirgiges Widerstandsnest, deren enge Grenzziehungen und Flußverläufe zu den Nachbarstämmen zudem noch durch zahlreiche Fluchtburgen gekennzeichnet waren. Es gab für sie keinen besseren Ort der zu einem prähistorischen und martialischen Ehrenkodex damaliger Verhältnisse besser gepasst hätte, als dieser am Südwestrand des Nethegaus. Die rituelle Lage verbunden mit dem Aufruf von Arminius und Segimer genau hier an den Kampfeswillen aller zu appellieren war sicherlich ein sehr wichtiger Umstand den die Cheruskerfürsten nutzten um die nötige Zustimmung für den diplomatischen und später militärischen Kraftakt zu bekommen. Denn hier lagen ja die heiligen Haine und Altäre der germanischen Götter die nun unmittelbar von römischer Kultur und Zivilisation und den zahlreichen ihnen unbekannten Göttern aus dem Mittelmeeraum bedroht waren und die später zur Schlachtbank umfunktioniert wurden, wenn sie es mittels Opfertieren nicht immer schon waren. Den Abstieg nahe der Alten Burg und der etwa 8 ha großen Behmburg, der später Karlschanze genannten Anlage, wohl ebenfalls eine alte Fluchtburg, könnte man auch als eine zu überwindende Einkerbung im Sinne eines Überweges oder Überganges vom ebenen Münsterland über die Hohe Egge und in die Warburger Börde und das Wesertal bezeichnen. Man könnte diesen beschwerlichsten Teil des römischen Rückweges durch eine Waldschlucht nicht nur angesichts zweier nahe beieinander liegender Wallburgen und der im weiteren Umfeld befindlichen anderen alten Wallanlagen wie dem Gaulskopf aus der Sicht der Eroberer aber auch ganz einfach „Teutoburgiensi saltu“ bezeichnen, wie ich es bereits begründet hatte. (31.8.2018)

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