Sonntag, 18. Juni 2023
Als die „Germanen“ schreiben lernten schrieben sie nieder was sie noch von damals wussten
Im frühen Mittelalter als die Handlungen des Beowulf Epos spielten, könnte man unter Vorzeit die Phase verstanden haben in der von Rom aus noch das ganze Imperium regiert wurde und in der die Großschlachten in Germanien geführt wurden von denen sich die Varusschlacht in besonderem Maße abhob, da sie sich wie sich erst später heraus stellte, aufgrund ihrer Tragweite im besonderen Maße von den folgenden Schlachten abhob und zur Kehrtwende wurde. Es war jene denkwürdige Auseinandersetzung die auf Basis bzw. Theorie der Beowulf Darstellung ein gewisser Anführer mit Namen Sigemund gewann. Sein Gegenspieler war demnach Varus den er im Kreise seiner Kommandanten bezwang. In der Sprache der Zeit stellte man es später als eine Auseinandersetzung dar bei der man den Feind mit einer allgewaltigen und überdimensionierten Schlange verglich die die lateinische Welt „draca“ und die germanische Zunge einen Wurm also „Wyrm“ nannte. Die Nachwelt steigerte sich hinein und gab dem „Schlangenwurm“ später „Lindwurm“ genannt aufgrund einer Verkettung von Missverständnissen über die ähnlich klingenden Bezeichnungen „Trahho“ und „Drago“ den Namen Drachen. Diese Schlacht deren Ausgang historische Weichen stellen sollte ließe sich folglich mit Sigemund in Verbindung bringen dem der Sieg über eben jenem römischen Drachen gelang und hinter dem sich der germanische Name des Cheruskers Segimer verborgen haben könnte. Aber auf der Suche nach diesem möglicherweise realen Hintergrund ist es nicht nur unabdingbar da anzusetzen wo der Barde im Epos wortwörtlich einen Sigemunde, abgekürzt kurz Sigemund genannt erwähnt, sondern das er auch Sigemund als den Sohn des Waelse bezeichnet. Und die Wälsungen waren in der gesamten uns bekannt gewordenen Sagenwelt mit und ohne Drachen, wahrlich kein unbeschriebenes Blatt. Überspringt man Sigemundes Vater mit dem bedeutsamen Namen Waelse und glaubt der mythischen Genealogie wie sie in der Völsunga Saga aus der zweiten Hälfte des 13. Jhdt. überliefert ist, dann war Odin also Wodan oder Wodanaz wie ihn die Germanen auch genannt haben sollen, der Urgroßvater dieses Wälse und somit Sigemunds Ururgroßvater. Sigemunds Vater mit Namen Wälse galt als der Begründer der Wälsungendynastie musste also schon Großes vollbracht haben bevor Segimund alias Segimer sein Erbe antrat. Großes geleistet zu haben stand in der damaligen Zeit für erfolgreiche Kämpfe verbunden mit Macht – also Landzugewinn. Und er stammte demnach auch von Odin ab, der von den Germanen als oberster Gott verehrt wurde. Ihm verdanken wir der Überlieferung nach sogar den Namen eines Wochentages der vermutlich aus christlichen Erwägungen heraus später vom Mittwoch überlagert bzw. ersetzt wurde. Die Genealogie macht deutlich, dass Wodan nicht nur der Ururgroßvater von Sigemund, sondern wie man erwarten darf auch ein Mensch aus Fleisch und Blut, also kein Gott war. Wie man auch aus der römischen Geschichte weiß wurden hoch gestellte Personen wie Cäsar oder Augustus ebenfalls gottgleiche Ehren zuteil und Odin dürfte da keine Ausnahme gemacht und dem nicht nachgestanden haben. Denn wie das Wort „vergöttert“ es ausdrückt bestand immer schon der Wunsch Größe und Verehrung ins göttliche abgleiten lassen zu wollen. Der Inhalt des Beowulf Epos unter Einbeziehung der Ursprungssage von Mercia und in Zusammenhang mit der Völsunga Saga gesetzt macht diverse Verbindungslinien deutlich die in die römische und damit auch in die altgermanische Geschichte zurück greifen. Dazu gehören die Verweise aus der germanischen Geschichtsschreibung die uns nahe legen, dass sich das Geschlecht der Wälsungen auch bis in älteste Zeiten zurück verfolgen lässt und das ihre Könige der Sage nach auch über eine Region herrschten die sich Hunaland nannte. Und während es die römischen Schriftsteller waren die uns erstmals aus dieser Zeit berichteten, aber über die innergermanischen Verhältnis nur verschwindend wenig wussten und sich statt dessen in verwegene Vorstellungen verstiegen, so liegen uns germanische Sagenberichte vor, denen sich Detailwissen entnehmen lässt. Schrieben die antiken Quellen über die germanischen Gentes aus dem Hause der Cherusker und kannten auch einige Namen von Anführern aus dem Stamm der Chatten, so konnten sie doch keinen Brukterer oder Angrivarier Fürsten beim Namen nennen und waren sich auch über die Herrschaftsgebiete der einzelnen Stämme und Völker im Unklaren was zudem noch von der später erschienenen ptolemäischen Weltkarte bestätigt wird. Fasst man auf Basis dieser „Varustheorie“ zusammen, dass Sigemund bzw. Segimer der Name von Arminius Vater war, dann wären die Wälsungen der Namensgeber des cheruskischen Fürstengeschlechtes gewesen und ihr Reich nannte sich Hunaland. Vielleicht etwas zu viel der Schlussfolgerung so entbehrt es aber doch nicht einer gewissen Durchgängigkeit und und damit Plausibilität. In der altenglischen und altisländischen Dichtung wird Hunaland mehrfach erwähnt, es lässt sich aber mangels belastbarer Angaben nur grob verorten. Anhand von Bezügen die der Thidreksage entnommen werden können befand es sich nördlich des Sauerlandes, dehnte sich in östlicher Richtung bis an die Weser und den Harz, in nördlicher Richtung bis in die Küstenregionen und westlich bis zum Rheinland aus. Nach dem Beowulf Epos und Saxo Grammaticus zu urteilen sind darunter auch noch die Regionen zu verstehen die einst von Langobarden besiedelt wurden, so dass Hunaland auch bis an die Elbe gereicht haben könnte. So kann man nach dieser Darstellung davon ausgehen, dass der gesamte niederdeutsche Raum dafür infrage käme und es sich somit um die gesamte Region nördlich der „keltisch/germanischen“ Lautverschiebung gehandelt haben könnte. Insgesamt betrachtet scheint Hunaland im Zuge dieser Theorie nahezu deckungsgleich mit den Gebieten gewesen zu sein, in denen einst die Rom feindlich gesinnten Chasuarier, Chauken, Brukterer, Angrivarier, Langobarden, Cherusker und diverse Kleinstämme siedelten. Unübersehbar ist aber auch, dass die Raumverteilung mit der Landmasse identisch ist die ab dem 6. Jahrhundert kontinuierlich von einem Großvolk beansprucht wird, dass sich aus zahlreichen Einzelstämmen zusammen setzte und unter der Sammelbezeichnung Sachsen bekannt wurde. Hinweisgebend dafür ist eine Überlieferung aus der frühen englischen und nordischen Dichtung also Sagenwelt, wonach einst ein sächsischer König mit Namen Hundingus über Hunaland herrschte. Und auf Basis der Gesta Danorum, Saxo Grammaticus, dem Beowulf Epos und dem Widsith gilt als anerkannt, dass es eine Verbindung zwischen Hundingus und den Wälsungen oder gar eine Identität gab, sodass sich hinter Hundingus ein unbekannt gebliebener sächsischer König verborgen haben könnte, der zwischen dem 6. und 7.Jhdt. Hunaland regierte und der da er schon früh vom dänischen König Helgo getötet wurde deswegen in der Völsunga Saga keine Erwähnung fand. Da aber auch der Wälse Sigemund als König über Hunaland geführt wird, war Hunaland bereits in der Vorzeit, folglich vor der Machtausdehnung der Sachsen der feststehende Begriff für einen Herrschaftsraum war im Besitz der Wälsungen und könnte schon im ersten nachchristlichen Jahrhundert seit der Zeit der Römerkriege diesen Namen getragen haben. Konträr zum möglicherweise schon frühgermanischen Hunaland das im mythischen Kontext auch als Ursprungsname für Deutschland gehandelt wird, ließ sich im Namen Valland das römische Reich bzw. Gallien identifizieren. Die Bezeichnung Hunaland führen Teile der Forschung auf die oberirdisch gut sichtbaren Hünengräber der älteren Kulturen zurück, die vereinzelt auch noch am Nordrand des Sauerlandes festgestellt wurden und die man aufgrund der Dimension für die Hinterlassenschaften von Riesen also Hünen hielt. Aus dem Mittelhochdeutschen ist „hiune“ bzw. das niederdeutsche Wort „hûne“ überliefert und stellt eine Deutung dar die man für plausibel halten darf. In diesen Steinstrukturen die sich als Grablegen erwiesen, erkannten die Germanen Zeugnisse und Hinweise auf älteste Kulturen und weit vor ihrer Zeit lebende Generationen die sie sich nicht erklären konnten, von denen sie aber tief beeindruckt waren und in deren Tradition sie sich wähnten. Es waren die sichtbaren Relikte aus dem späten Neolithikum für das die Forschung der zwecks besserer Zuordnung an zeitlicher Strukturierung gelegen ist, eine Phase zwischen 3500 - und 2800 – zugrunde gelegt hat. Und innerhalb einer nur von natürlichen Prozessen geformten Landschaft eigneten sich diese eindeutig von Menschenhand geschaffenen Monumente um damit auch dem Landstrich einen Namen zu geben in dem nun sie, die „Germanen“ lebten. Da die Existenz des Wälsungengeschlechtes aufgrund des Bardengesanges sowie der Genealogie Bezüge in die Vorzeit, sprich die „germanische Antike“ zulässt, sollte man die Zeitachse auch weit zurück drehen dürfen. Das dieses Hunaland, eine Landmasse die sich möglicherweise von der Elbe bis an den Rhein erstreckte unter den damaligen Verhältnissen stammesübergreifend regierbar war, ist schwer vorstellbar. Aber der Überlieferung ist zu entnehmen, dass Wäls der Vater von Sigemund aus dem Geschlecht der Wälsungen der König von Hunaland war und Sigemund ihm, wie man annehmen darf auf den Thron nachfolgte. Nähert man sich der Theorie an wie sie hier zur Grundlage wird, dann wirken derartige Schlussfolgerungen, da sie auf dem Boden der Spekulation beruhen immer abenteuerlich. Denn dann war Sigemund der den vorzeitlichen Drachen tötete nicht nur der König von Hunaland, sondern auch der Mann der im übertragenden Sinne Varus und damit die ihm unterstellten Legionen besiegte, Hunaland wäre dann aus geographischer Sicht betrachtet der germanische Name der Region gewesen in denen auch der Stamm der Cherusker lebte. Dann wären die Wälsungen, die man auch unter den Namen Wölsungen, Welsungen oder Völsungar kennt, der cheruskische Eigenname ihres Fürstengeschlechtes. Ein Eigenname der nie die antike Geschichtsschreibung erreichte. Möchte man dann noch die Frage nach dem Stammsitz der Wälsungen aufwerfen, dann könnte sich dieser auch da befunden haben wo einst Odin lebte, dessen Urenkel das Geschlecht der Wälsungen begründet hatte. Zweifellos denkt dabei mancher an König Gylfie der einst auszog um jenen Ort zu finden wo sich die Festung Odins seiner Nachfahren oder seine aus Asen bestehende Gefolgschaft lebte. Der heute Egge genannte Gebirgszug stützt sich auf die nasal ausgesprochene bzw. betonte Bezeichnung Osnegge folglich der Lebensmittelpunkt der Osen was sich auf die Asen beziehen könnte. Nach dem Einfall der Römer 14 +, den Geplänkelkämpfen des Jahres 15 + und den gewaltigen Römerschlachten im folgenden Jahr 16 + und der erfolgreichen Gegenwehr dominierte das Fürstengeschlecht der Cherusker respektive der Wälsungen die politische Landschaft war hoch geachtet und dürfte im weiteren Verlauf die Geschicke nicht nur in dem der Elbe vorgelagerten Großraum gelenkt haben. Denn auch in der Geopolitik mischte man mit in dem man später Marbod besiegt hatte. Wobei jedem Germanen bewusst gewesen sein dürfte, dass auch nach dem Jahr 16 + mit einem Wiederaufflackern des Krieges von römischer Seite jederzeit gerechnet werden musste. Wann der Kaiser kraft Dekret oder Anweisung das Ende weiterer Okkupationen befahl ist nicht bekannt und ebenso nicht der Zeitpunkt zu dem die Germanen davon Kenntnis bekamen, zumal es fraglich ist, ob sie es dann auch ernst genommen hätten bzw. glauben sollten, schließlich konnten sie es nicht den Abendnachrichten entnehmen. Unter den Betroffenen vor allem bei den kleineren Stämmen herrschte in der Nachkriegsphase noch lange eine große Unsicherheit und in diesen Zeiten liegt es in der Natur des Menschen sich nach einem starken Partner umzusehen. So dämmerte es allen, dass sie den Erfolg über die Legionen ihrer Geschlossenheit vor allem aber dem sie anführenden Stamm der Cherusker und deren Fürstenhaus zu verdanken hatten. Man erkannte ihre Leistungen an, denn sie hatten Taktik, Talent und Stärke bewiesen. Erfolg ist anziehend und wie sich nachvollziehen lässt, rückten die Cherusker in eine führende Position auf und es dürfte ihnen die Funktion einer zentralen Schutzmacht zugefallen sein. Die Arbeiten der antiken Geschichtsschreiber soweit sie bekannt sind hielten nur wenige Geschehnisse in und über Germanien fest und dies auch nur Bruchstückhaft. Politische Ränke und geschickte Verhandlungstaktiken gelangten heute wie damals nicht oder erst viel später an die Öffentlichkeit, sodass es auch nicht ausgeschlossen werden kann, dass es im Hintergrund zu Kontakten zwischen Marbod und einem enttäuschten Tiberius kam. So könnte es auch im Sinne Roms gewesen sein eine zweite Front aufzubauen um die Weserstämme einem Zangengriff auszusetzen was Rom wieder zum Vorteil hätte gereichen können um alte Pläne mit neuen Allianzen umzusetzen und was sie im offensiven Sinne wieder handlungsfähig gemacht hätte. Die geopolitische Lage war fragil und so galt es für Arminius sich auch nach Osten hin absichern und orientieren zu müssen um der Gefahr zu begegnen die von zwei Seiten das Hunaland hätte bedrohen können. Es irritierte immer schon die Geschichtsforschung und dies könnte eine Erklärung dafür sein, dass sich die Verbündeten von Arminius nach dem Schlachtenjahr 16 + schon ein Jahr später gegen Marbod wenden mussten. Aber was steckte in dem Stamm der Cherusker dem die ganzheitliche Aufgabe zugewachsen war sich auch weiterhin schützend vor die Region zu stellen die sich Rom vielleicht immer noch einverleiben wollte. Wie lange reichte ihre Kraft um die Rolle einer Führungsmacht auszufüllen und woher schöpften sie ihre Substanz. Beschäftigt man sich mit dieser Frage fällt den handelnden Personen eine wichtige Funktion zu die sich über den Stammbaum des Cheruskersippe erkennbar machen könnte. Um fündig zu werden warten zwei Stränge der Überlieferung auf ihren Abgleich was einer Herausforderung gleich kommt, denn es gilt zwei völlig voneinander abweichende Kulturkreise durchleuchten zu müssen da beide andere Traditionen pflegten was die Bewahrung alter Ereignisse und deren schriftliche Wiedergabe anbetrifft. Die ältere der Quellen entstammt der lateinisch/griechischen Geschichtsschreibung und erlosch mit den letzten Zeilen aus den Händen von Cassius Dio und für alle galt es, sie mit der germanischen Sagenschiene auf Übereinstimmungen hin zu untersuchen. In sie einzutauchen bedeutet sich der Unterschiede zweier Lebensarten bewusst zu werden, die von abweichenden Mentalitäten und Gewohnheiten geprägt waren und kulturell eine große Kluft aufwiesen. Da uns die Namen Sigemund und Wälse aus dem Beowulf Epos vorliegen sind sie es denen es nachzugehen gilt als auch den Namen des Cheruskerclans, die uns die römische Antike verriet. Und möchte man die Suche nach Namen, Familien, Sippen und Verwandtschaften aufnehmen so kann uns nur die überlieferte Genealogie weiter helfen. Stehen uns aber wie in diesem Fall gleich zwei Stammbäume zur Verfügung steht ein heikles Unterfangen bevor, möchte man versuchen sie miteinander kompatibel zu machen. Was den Stammbaum der Cherusker anbelangt, der sich wie römischen Quellen zu entnehmen ist von dem des sagenhaften Wälsungen Stammbaumes unterscheidet so lassen sich doch unerwartete Verbindungslinien erkennen. Von Segimer möchte man Segimund in ihm sehen wissen wir nur verwindend wenig und die Antiken verrieten uns auch nicht den Namen seines Vaters. Anders verhält es sich bei Segimund, denn sein Vater hieß Wölsung und der Barde nannte ihn einen Wälse. Die römische Geschichtsschreibung klammerte den Namen des Vaters von Segimer aus, oder wusste es nicht besser. Sie nahmen nur von seinem Sohn Arminius Notiz da er es war, der ihnen die bittere Niederlage auf dem Schlachtfeld beibrachte. Orientiert man sich an der schwer gewichtigen Völsunga - oder Nibelungen Saga, dann hatte Sigemund der Drachentöter aus der Vorzeit vier Söhne von drei Müttern von denen eine seine Schwester Signy war. Sein Sohn Sinfiötli entstammte dieser Verbindung und während er die Söhne Helgi und Hamund mit seiner Gattin Borghild von Bralund zeugte, war Sigurd bzw. Siegfried der Sohn seiner letzten Frau Hjördis. Dieser später zum Helden avancierte germanische Adlige war demnach der jüngste seiner Söhne. Vielen oberflächlich und überzogen gehaltenen Hinweisen lässt sich entnehmen, dass für die römischen Historiker das „germanische Innenleben“ ein Buch mit sieben Siegeln war, was auch ihr Wissen über den Aufbau der cheruskischen Fürstenfamilie anbelangt. War Segimund ein Cherusker dann folgt die Frage wer er war, wie alt wurde er und seine älteren Söhne, hatte er noch andere Frauen, wie viele von ihnen starben bei der Geburt und brachten diese nur die bekannten vier Kinder zur Welt. Von Segimer erfuhren wir über die römischen Quellen, dass er zwei Söhne gehabt haben soll aber auch nicht, ob er noch andere hatte. Es waren Arminius und Flavus die aufgrund der Schreibweise ihren römischen Ursprung verraten, aber ihre germanischen Namen konnten uns die antiken Quellen nicht überliefern. In dem man nur in Arminius den Helden erkannte, ging der Ruhm anders als es die Beowulf Protagonisten sahen aus römischer Sicht am Vater vorbei. Aber der germanische Volksmund wusste noch mehr und es besser, denn er verfügte über ein davon abweichendes Gedächtnis. Denn in ihren Augen stand der Erfolg Vater und Sohn zu gleichen Teilen zu und ihr Erinnerungsvermögen hielt an diesen alten Wahrheiten fest. Im Stammesgebiet der Cherusker war es kein Geheimnis, dass Segimer Kopf und Stratege des Widerstandes seit der ersten Stunde war der den Schlachtplan gegen Varus entwarf und die Fäden schon lange bevor Arminius zurück kam im Hintergrund gezogen hatte. Aber seinem Sohn oblag es auf dem Schlachtfeld die aktive und führende Rolle zu übernehmen zu der sein Vater möglicherweise nicht mehr willens oder imstande war. Infolgedessen war Arminius für Rom Haupt und Kopf des Gegners, Drahtzieher und Feldherr zugleich. Abe nur unter dem Namen Arminius war er in den römischen Reihen bekannt, während sein germanischer, vermutlich schwer aussprechbarer Name aus den antiken Quellen nicht hervor geht. Aber nicht nur im Kreise seiner Mitkämpfer führte er was seinen Doppelnamen anbelangt ein Doppelleben, dies setzte sich sich auch durch die ganze Geschichte fort, führte zu den Irritationen innerhalb der Geschichtsschreibung besonders dann wenn es um die Welt der Sagen und Legenden ging und was in der Konsequenz an den Orten seines Wirkens die Schizophrenietät der Existenz seiner zwei Namen auslöste, nämlich Arminius der in Germanien genauso verbreitet war wie sein germanischer Name Siegfried. Die nordischen Sagenberichte, was deren belastbarer Inhalt anbetrifft ist den Fakultäten der Wissenschaft seit jeher suspekt ist, da es unbeweisbar erscheint und man daher der antiken Literatur mehr Glaubwürdigkeit zugestehen möchte. Wohl wissend, dass es keinen einzigen Menschen, ob Grieche oder Römer gab, der später über die Varusschlacht berichtete und der auch selbst dabei war also persönlich daran teil nahm. Und auch der mit dem Geschehen so verbundene Velleius Paterculus hielt sich zur Zeit der Varusniederlage nicht in Ostwestfalen, sondern in Pannonien auf. So schrieben letztlich auch alle römischen Historiker nur das nieder was sie sagen hörten, möchte man einmal von den Senatsakten absehen die es gegeben haben soll, aber deren Inhalt auch einseitig formuliert bzw. manipuliert gewesen sein konnte. So war auch in den antiken Quellen mangels Augenzeugen das Gesagte allgegenwärtig und wir dürfen überlegen, wem wir mehr glauben schenken möchten. Aber wie war das mit Arminius, den man später Siegfried oder Sigurd nannte, Namen die er immer schon trug, die aber erst seit dem Mittelalter schwarz auf weiß zu lesen sind. Er traf mit seinen Kampfgefährten die ihm schon in Pannonien zur Seite standen und ihm bis in seine alte Heimat treu waren in Ostwestfalen ein. Heimatlos gewordene Männer unter denen sich auch Krieger römischer Abstammung befunden haben könnten die sich aber vorwiegend aus Germanen und Kelten zusammen gesetzt haben dürften. Kämpfer aus den unterschiedlichsten Stämmen und Völkern die sich ihm angeschlossen hatten, die ihn aber alle nur unter seinem neuen lateinischen Kriegernamen Arminius kannten. Ein ehrenvoller Name den die Centurier und Tribunen nutzten wenn sie in brenzlige Lage kamen und seine Auxiliarkräfte anfordern mussten. Der Name unter dem er Karriere machte, an den er sich nicht nur gewöhnt, sondern der ihm auch Ruhm eingebracht hatte und den er vielleicht sogar schon gegenüber seinem germanischen Namen bevorzugte. Der Name unter dem man ihn aber auch in Germanien überall kannte, ob nun spöttisch gemeint oder mit Hochachtung ausgesprochen. Das schließt aber nicht aus, dass ein Teil seiner Gefolgschaft diesen römischen Namen ablehnte und auch im Kreise seiner Familie könnte man immer noch seinem germanischen „Taufnamen“ Siegfried den Vorzug gegeben haben. Doppelnamen aus unterschiedlichen Gründen sind noch bis in die heutige Zeit keine Seltenheit wenn man etwa Namensträger aufwerten, ihnen zusätzliche Bedeutung verleihen, oder sich nicht vom Geburtsnamen trennen möchte. Aber in Vater und Sohn sah man in Germanien gleichermaßen die Garanten des Sieges und man gab es auch so an die Nachfahren weiter. Jene Sippennachfahren die der Auffassung waren, dass sich Sigemund sprich Segimer am Geschehen die größere Verdienste erworben hatte gaben ihm und seinen Taten den Vorzug, während andere den Erfolg mehr seinem Sohn zuschrieben, der die Pläne seines Vaters umsetzte. Aber im Nethegau wo sich nach dieser Theorie die Schlacht vollzogen hatte und sich der Verlauf und von wo aus sich das Resultat auf die unterschiedlichste Weise in Mitteleuropa verbreitete war im Bewusstsein der Menschen eine andere Realität haften geblieben. Eine Erinnerung aus der sich ableiten lässt, dass es damals eine germanische Doppelspitze gab was auch nachvollziehbar ist denn einer Einzelperson hätte es kaum gelingen können. Der südliche Nethegau war die alte Berührungszone der Kulturen worauf in Bezug auf die Lautverschiebung im Diemeltal bereits eingegangen wurde. Es ist der Landstrich zwischen Egge und Weser in dem seit jeher die unterschiedlichen Mentalitäten und Interessen auch ausgelöst durch die fruchtbare Bördelandschaft aufeinander stießen. Während hier im äußersten Winkel des cheruskischen Stammesgebietes Arminius die Entscheidung mit der Waffe herbei führte könnte man in anderen Regionen auch geteilter Meinung über ihn gewesen sein bzw. ihm abgeneigt gegenüber gestanden haben. Fehlende Sympathien die auch für Segestes gegolten haben der wohl gerne sein Erbe angetreten hätte. Wer ihm also seinen Erfolg nicht gönnen wollte wie es übrigens auch von Marbod eindrucksvoll überliefert ist, der dürfte eher in Segimer sprich Segimund den Gewinner gesehen haben und es Arminius missgönnt haben. Stammesangehörige die diese Auffassung vertraten hingen der Vorstellung an in Segimund alias Segimer die entscheidende Person sehen zu wollen und vernachlässigten die Verdienste des Schlachtenlenkers Arminius. Darin könnte eine mögliche Erklärung dafür liegen, dass es auch Segimund war, der sich zunächst im Norden als Held etablierte und deswegen auch als Drachentöter im Beowulf Epos genannt wurde. In der Region aber in der die Schlacht tobte und wo sie auch zu Ende ging stand Arminius unstrittig der Erfolg zu und so hielt es auch der Volksmund der Nachwelt. Man kennzeichnete die Örtlichkeit der Tragödie, bewahrte die Erinnerung daran bis sich daraus eine Kultstätte entwickelte aus dem ein Gedenkplatz wurde den spätere Generationen mit einer Säule schmückten bevor man ihn dem Erdboden gleich machte. Zu spekulieren, dass sich die nach England ausgewanderten Söldner aus jenen Menschen zusammen setzten die dem Arminius kritisch gesinnten Flügel entstammten oder es nicht besser wussten ist müßig. Spätestens nach dem Ende des Imperiums erlosch langsam auch der Name Arminius und verschwand zuerst aus den römischen Annalen und Aufzeichnungen während er in der germanischen Welt noch lange präsent blieb und sich sein heldenhaftes Tun ins Vermächtnis der Bevölkerung eingegraben hatte. Über die Insider von einst, die noch berichten konnten wie ausschlaggebend die Vorarbeit seines Vaters war um Varus eine Falle zu stellen sind die Zeiten hinweg gegangen und nur noch dem Sohn galt die ungeteilte Aufmerksamkeit was das damalige Geschehen anbelangt. Er wurde heroisiert und man rückte ihn in einer Zeit als das Imperium und seine Ambitionen in ganz Mitteleuropa die Herrschaft anzustreben längst in Vergessenheit geraten war in die Nähe göttlicher Vorstellungen. Da es Anhaltspunkte dafür gibt, wonach Karl der Große über Wissen verfügte demnach Irmin kein sächsischer Gott war, so ließ sich es sich doch gut mit seinen Eroberungsplänen verbinden und die fromme Schar die ihn begleitete ließ sich gerne vom Gedanken leiten, dass es so war und schien felsenfest im Glauben davon überzeugt gewesen zu sein ein fälisch/sächsischen Götzenbild vor sich zu haben statt eines Objektes das ein frühes Nationalbewusstsein hinterlassen hatte, deren Ursprung sich allerdings selbst die Ostwestfalen im 8.Jhdt. nicht mehr bewusst waren. Aber die Zerstörung gelang den Karolingern nur halb, denn ein anderer für die politischen Ziel der Karolinger ungefährlicher Kult, hatte überlebt, das alte Geschehen längst abgelöst und sich seinen eigenen Weg gebahnt. Denn man hatte mangels Vorstellungskraft und Wissen die alte Überlieferung aus römischen Zeiten aufgegriffen, verband und erklärte sich das Vergangene mit der Tötung eines Drachen und schmückte es literarisch aus. Und natürlich konnte und durfte es auch kein ältlicher Greis mehr wie Segimer oder Segimund gewesen sein, dem eine derartige Leistung gelang zumal es in Siegfried eine gute Alternative gab. Aber das das Bezwingen eines Feindes zunächst mal einer taktischen Vorarbeit bedarf war in altruistischen Zeiten naturgemäß nicht so gefragt und passte nicht ins Milieu des Vorstellbaren. Folglich basierten die im Mittelalter kursierenden Versionen auf der germanischen Variante und die sah in Siegfried den Held der Vorzeit. Aber wer wusste schon im Mittelalter, dass es mal einen Arminius gab. Er hatte seine Bedeutung und Bekanntheit längst verloren und nur im südlichen Nethegau konnte sich die Erinnerung an ihn noch bis ins 8. Jhdt. halten bis man ihn im 15. Jhdt. in Corvey wieder ausgrub. (18.06.2023)

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