Dienstag, 20. November 2018
Der zweite Marschtag begann nach dem Verlassen des Marschlagers Brakel
Man könnte sich hier auch für einen anderen griffigeren Titel entscheiden, so zum Beispiel für, „Die Auflösung der Varusschlacht“. Denn die hier gewählte Überschrift deutet bereits unübersehbar die Lösung eines der vielen Geheimnisse um die Varusschlacht an. Denn sie gibt hier unweigerlich den klaren und unverstellten Blick frei auf die Viertagesmarsch – Bewegung der drei Legionen nach der Überlieferung von Cassius Dio. Diese Strategie und damit verbunden auch die Richtigkeit der Cassius Dio Variante konnte ich aber erst in diesem Abschnitt offen legen, nachdem ich die vielen Trümmer der Irrwege zur Seite geräumt hatte und vorher Schritt für Schritt alle mühselig anmutenden Wege abgegangen bin. Dazu gehört selbstverständlich die Corvey - Höxter Vorarbeit von Heribert Klabes, wo alles seinen Ausgang nahm. Die in sich geschlossene Logik der gesamten Topographie Ostwestfalens einschließlich der Erkenntnis um die Lage des „Teutoburgiensi saltu“, weil es ihn nur einmal und nur an einer Stelle in dieser Ausprägung in Ostwestfalen gibt. Und natürlich das dazugehörige unweit gelegene Kastell Aliso. All dies mündet in den Masterplan „Clades Variana“. Wer aus dem Gefüge der Hypothese auch nur ein Puzzleteil entnimmt, verliert schnell den Überblick samt der Logik und er riskiert den Kontext. Damit stünde er wieder am Anfang der Bemühungen, weil ihm das geistige Bindeglied verloren gegangen ist. Den Muster artigen Ablauf der Varusschlacht zu rekonstruieren gelingt also nur dann, wenn man alle Bausteine in die richtige Reihenfolge legt. Hat man dann die nun säuberlich beschrifteten Bausteine vor sich liegen, ist es wie immer ganz einfach. Denn dann ist es nämlich der erste Marschtag der die Legionen von Höxter nach Brakel führt. Der Tag der uns wie verloren vorgekommen ist weil er versteckt an keiner Stelle auftaucht oder sichtbar wird. Ihn bzw. diese Zeitlücke entdeckt man erst dann, wenn man sich die Chronologie der Abläufe näher anschaut. Dann versteht man auch, dass ein Arminius kein Zauberer war, dem alles an einem einzigen Tag gelingen konnte, selbst wenn er in seinem Vater eine große Unterstützung hatte. So habe ich ihm denn seine Bettruhe am Abend des ersten Marschtages gegönnt, wenn er sie denn genutzt hat. Es war demnach noch der Ereignis arme und friedlich verlaufende „Schönwettertag“ mitsamt den Frauen und lärmenden Kindern. Ihm folgte nun der unselige zweite Marschtag an dem sich das Wetter änderte und aus dem sich der erste Kampftag entwickeln sollte, der dann ins erste Marschlager des Varus führen sollte. Aber wieder zurück zum Geschehen. Es ist anzunehmen, dass es eine geeignete Verbindung vom römischen „Wasser Hellweg“ ab dem Römerhafen Anreppen zu einem römischen „Land Hellweg“ gab, der von Westen kam und in Richtung Osten weiter führte. Man stieß bekanntlich bei Anreppen auf die Spuren eines solchen römischen Weges, der diese These stützt. Und da, wo man auf den mittelalterlichen Hellweg in der Region um Paderborn - Balhorn stieß, war auch der römische Hellweg nicht weit. Ebenso dürfte es in Brakel gewesen sein. Auch in Brakel lagen der mittelalterliche und der römische Hellweg nicht weit auseinander. Römische Hellwege bevorzugten die trockenen Höhen und werden die sumpfigen Nethe Auen gemieden haben wie wir von den Römerstraßen zwischen Metz und Trier wissen. Im Süden von Brakel, wo sich im Karree der Straßen „Zum Königsfeld“, „Königsstraße“ und „Am Königshof“ auch schon die Karolinger und vor dem andere nieder ließen, bot das Gelände auch schon 800 Jahre früher gute Bedingungen für einen passablen Marschweg um ohne nasse Füße zu bekommen durch die Brakeler Märsch nach Osten zu gelangen. Brakel und seinem Umland fällt meiner Meinung nach in zweierlei Hinsicht eine große Bedeutung zu. Zum einen liegt Brakel unmittelbar an der West Ost Verbindung aus grauer Vorzeit und ist wegen seiner Lage genau in der Mitte zwischen Schwaney auf der Paderborner Hochfläche und der Weser bei Höxter der ideale Standort für ein Marschlager. Brakel war das erste Drehkreuz in alle Himmelsrichtungen nach dem Eggeabstieg. Nach Brakel in östlicher Richtung fiel erst wieder Amelunxen eine vergleichbare Bedeutung als Drehkreuz zu. Die „Villa Brechal“ war die Keimzelle von Brakel, existierte schon 836 und wurde im Zusammenhang mit der Überführung der Gebeine des Heiligen Vitus erstmals erwähnt. Der Name Brechal wird etymologisch auf Bruch, Brachland oder Sumpfgelände zurückgeführt, was im Zusammenhang mit der Nethe Aue dem Märschland südlich von Brakel und dem darin entwässernden Bach der den Namen Bruch trägt einen Sinn ergibt. Hellweganbindung und Tagesetappe sprechen für Brakel auch als Wendepunkt in der Varusschlacht. Dieses in topographisch bester Lage errichtete Marschlager war auch der Ausgangspunkt für den Weiterzug am Morgen des zweiten Marschtages, wo auch immer es sich in oder bei Brakel befunden haben könnte. Die immer an der Spitze voraus marschierende Pionierlegion die jeweils für den Aufbau des ersten Lagers zuständig war, hatte sich in Brakel auch als erste der drei Legionen bereits in den frühen Morgenstunden den Marschvorbereitungen gewidmet. Die einschlägige Forschung sagt, dass außerhalb befriedeter Gebiete jede Nacht unter Zuhilfenahme der Palisadenpfosten die teilweise getragen werden mussten, ein Marschlager zu errichten ist. Es ist in den Überlieferungen keine Rede davon gewesen, dass unter Varus Erkundungstrupps oder eine Vorhut voraus geschickt wurde, um im möglicherweise sogar feindlich besetzten Gebiet schon vor dem Eintreffen einen Platz für die Errichtung eines Marschlagers zu erkunden. Also noch bevor die anderen Soldaten und Legionen die Örtlichkeiten erreichten. Man marschierte folglich geschlossen los, um sich dann am frühen Abend zu orientieren und zu entscheiden, wo man die Nacht verbringen wollte. Man konnte bei diesem heiklen Auftrag keine genaue Örtlichkeit ansteuern, da man weder Ziel noch Marschdauer kannte.Wie Arminius dem Feldherrn, da er beim Auszug aus Brakel selbst nicht mehr mit ihm ritt die Region beschrieb, in die er zu ziehen hatte, wissen wir nicht. Wir wissen auch nicht, ob Arminius den Legionen des Varus Germanen an die Seite gab, die die Wege kannten. Möglicherweise wäre für sie daraus ein Himmelfahrtskommando geworden. Auch das ist uns also unbekannt geblieben. Man könnte noch soweit spekulieren, dass man Varus sagte, die dem Imperium wohl gesonnenen Germanen im Rebellengebiet würden ihm entgegen reiten um dann mit ihm die Örtlichkeiten des Tribunal - Marschlagers zu besprechen. So wird es letztlich für uns ein Geheimnis bleiben, wie es um den geographischen Wissensstand der Römer zur Region um Peckelsheim stand. Gut werden sie die Region jedenfalls nicht gekannt haben. In der Nähe von Schweckhausen nordöstlich von Peckelsheim gibt es allerdings wallartige Bodenstrukturen die archäologisch zwar erfasst und gesichert wurden, aber nicht näher erkundet bzw. ausgewertet wurden. Möglicherweise handelt es sich dabei auch nur um ein kurzzeitig genutztes Kleinlager einer römischen Polizeistreife oder Hilfstruppe. Dies könnte zumindest belegen, dass kleinere römische Einheiten die Bereiche bereits durch striffen hatten und man unter Varus auch vom Vorhandensein kleinerer Lagerstrukturen gewusst haben könnte. Obwohl nicht üblich, könnte man auch versucht haben diese aufzufinden, um für eine neuerliche Nutzung wieder herzurichten. Die Lagerkommandanten, die Praefectus Castrorum waren die dritthöchsten Offiziere einer Legion und standen dem Legatus auch als Planer zur Verfügung. Sie ritten auf dem Marsch bei der Vorhut einer jeden Legion und suchten dann am Abend eines jeden Marsches einen geeigneten Ort zur Erbauung des Marschlagers aus. Da immer nur ein Praefectus Castrorum auch bei mehreren Legionen für den Marschlageraufbau zuständig war, könnte es einer der uns namentlich bzw. historisch überlieferten zwei Präfekten gewesen sein, der die Verantwortung für die Auswahl und den Bau des ersten Varus Lagers des „Prima vari castra“ trug. War es Caedicius der Tüchtige der vielleicht noch der Schlacht entrinnen konnte und uns später als Praefectus Castrorum von Aliso überliefert wurde. Und der dann so klug agierte, dass es ihm gelang, noch viele Entkommene aus der Schlacht und später aus dem Lager Aliso zu retten. Oder war es Eggius der Mutige, der vermutlich im Kampf fiel, oder war es vielleicht auch sein möglicher Nachfolger Ceionius der zuletzt in naiver Unkenntnis der germanischen Mentalität noch unter widrigsten Bedingungen eine bereits aussichtslose Kapitulation anbot, als es schon keine Hoffnung mehr gab ? Die Marschkolonne setzte sich nun in Brakel in Bewegung und die Nachhut samt Tross verließ bedingt durch die Länge der Kolonne zeit verzögert als Letzte das Marschlager an der Nethe. Vom Zeitpunkt des Ausmarsches hing es zweifellos auch ab, wie lange sie sich am ersten Tag der Germanen zu erwehren hatten, wann die Dunkelheit einbrach und wann sie in etwa mit der Errichtung des ersten Marschlagers begonnen haben könnten.(20.11.2018)

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Dienstag, 6. November 2018
Welchen Weg schlugen die Legionen in die Stammesgebiete der Aufrührer ein ?
Warum auch immer, aber der Nethegau lag noch nie im Betrachtungsraum einer möglichen Varusschlacht. Er wurde bei allen Überlegungen ausgespart und in allen Theorien ließ man ihn außen vor. Der Suchhorizont „Nethegau“ war für die Forschung nicht attraktiv genug. Hermanns Denkmal, Dörenschlucht, Teutoburger Wald all das hatte der Gau zwischen Egge und Weser nicht zu bieten und jeder Historiker blickte daran vorbei. Das nur wenige Geschichtsforscher diese Landschaft ernsthaft auf dem Schirm hatten, kam der Mentalität der Menschen an der Nethe sicherlich entgegen. Nun aus dem Schatten der Geschichte getreten, gewinnt die Geologie, die Bodenqualität aber auch die Niederschlagsdaten bis hin zu Vegetation und Tierwelt an Bedeutung. So sollen auch diese Vorgaben bei der weiteren Betrachtung nicht aus dem Blickwinkel geraten. So auch bei der Analyse der möglichen und Varus im Herbst 9 + zur Verfügung stehenden Zugtrassen. Von Höxter aus ins Aufstandsgebiet der Germanen, dass sich meiner Ansicht nach vor dem „Teutoburgiensi saltu“ ausbreitete, bot diese alte Gaulandschaft an der Nethe damals nicht sehr viele Alternativen und so treten auch nur zwei geeignete Varianten in den Vordergrund. Immer entschieden über diese beiden von mir identifizierten Anmarschrouten die Geländeneigungen und der schon vorgegebene Verlauf der auch damals schon vorhandenen und genutzten Altstraßen aus vor römischer Zeit. Aber es war nicht nur allein eine Frage der Befahrbarkeit und damit der besten bzw. schnellsten Verbindung, es entschieden in dieser Zeit vor allem die strategischen Gesichtspunkte welchen Weg man letztlich einschlagen würde. Bis nach Amelunxen, dort wo sich Varus entscheiden musste, da sich dort die Wege trennten folgte man noch der großen prähistorischen Altstraße die zwischen dem Brunsberg auf der rechten und der Nethe auf der linken Seite verlief und die die Weserfurt nördlich der Nethemündung mit dem Oberlauf der Lippe verband. Erst in Amelunxen angekommen, war es den Legionen möglich eine Auswahl zwischen den zwei Alternativen zu treffen, also für welche Streckenvariante man sich nun im weiteren Marschverlauf entscheiden wollte. Nutzte der Varuszug ab Amelunxen die Trasse in Richtung Südwest über Natingen auf direktem Weg zu den Rebellen, oder gab er der Route den Vorzug, der sie zuerst ins westlich liegende Brakel und dann ins Aufstandsgebiet führte. Die Altstraße von Amelunxen über Drenke in den Raum Peckelsheim gehörte auch noch zum bekannten und erschlossenen Wegenetz und führte weiter in die Warburger Börde, aber auch in den „Teutoburgiensi saltu“. Denn bei Natingen befand sich das Warburger Wegekreuz, an dem der Bördenweg nach Westen zur Eggeschlucht dem Saltus und letztlich zum Rhein abzweigt. Dieser Bördenweg leitet dann später weiter westlich in den Haar- oder Herßweg über, während ab Natingen der andere Weg über Borgholz nach Warburg weiter führt. Es zweigt aber auch noch eine Altstraße nach Osten zur Weser ab, die aber hier nicht im Rahmen der Betrachtung liegt. Im Namen Herßweg oder Hersweg erkannten die Heimatforscher schon früh einen mögliche Namensursprung in der Form, als das sie darin den Heruskerweg, also den Cheruskerweg sehen wollten. Schon im Jahre 1451 nannte man diesen alten Herßweg "via regia dicta hersewech" oder auch „antiqua via“. Sollte es diese sprachliche Verbindung tatsächlich geben, so wäre dies auch kaum verwunderlich, sondern recht nahe liegend und daher auch keine große Überraschung. So hätten die Legionen folglich bei Amelunxen den gut ausgebauten und häufig genutzten Hellweg verlassen haben können. Hätten also nicht den Weg in Richtung Brakel eingeschlagen, der vermutlich schon mit Signaltürmen, aber vor allem mit einem engmaschigen Netz an Marschlagern ausgestattet war und hätten ihn statt dessen gegen eine schlechtere und unwegsamer ausgebaute Strecke eingetauscht. Aber sollte Varus so gehandelt haben ? Werfen wir trotzdem einen Blick auf diese mögliche Zuwegung über Drenke und Borgholz in den südlichen Nethegau. Er windet sich in Richtung Peckelsheim zwischen Nethe und Weser liegend und folgt teilweise einem Höhenrücken, besaß aber den Vorteil, dass er teilweise auf einem Höhenrücken verläuft, der eine bessere Weitsicht und damit mehr Sicherheit zumindest dort bot, wo sich waldfreie Abschnitte befanden. Allerdings mit dem großen Nachteil verbunden, dass man sich gegenüber der Amelunxer Netheaue bei Drenke bereits auf einer Höhe von über 2oo Metern und damit rund 1oo Meter höher als am Ausgangspunkt befand. Und bei Rothe und Natingen hätten sie sogar eine Höhe von etwa 300 m überqueren müssen, was einen Anstieg erforderlich gemacht hätte. Nur zum Vergleich, der höchste Berg der Egge ist der Velmerstot mit etwa 464 Metern. Die alternative Route von Brakel über Hampenhausen von Norden aus betrachtet und links der Nethe in den Raum Peckelsheim hingegen verläuft gleichmäßiger und flacher. Grundsätzlich betrachtet wäre es Varus natürlich möglich gewesen, sich sowohl für die eine als auch die andere Variante zu entscheiden, aber es gab eine Reihe von Vorteilen und Argumenten die den Ausschlag dafür gaben und wie ich meine, den Abzweig bei Brakel in den Raum Peckelsheim gegenüber der Strecke um Natingen zu bevorzugen. Den Konzentrationsraum einer fiktiven Verschwörer - Szene hatte ich aufgrund einer Vielzahl von geographischen, völkerkundlichen und historischen Hinweisen in den Großraum von Peckelsheim gelegt. Diese abseits des vom Imperium behaupteten Kerngebietes liegende Region erfüllte alle Bedingungen die Arminius brauchte um erfolgreich zu sein. So folgten und erfüllten Segimer und Arminius schon hinsichtlich der Anmarschroute ihren Plan der nötig war, um die Legionen wie gewünscht zu leiten und um zu dirigieren. So hatten die Cherusker auch was die Route anbelangt Varus bereits unmerklich das Heft des Handelns aus der Hand genommen. Ich rekapitulierte bereits, dass sich der römische Hellweg von Höxter nach Anreppen in einem recht guten eben Hellweg artigen Ausbauzustand befand. Er dürfte folglich auch zwischen Amelunxen und Brakel über eine weitaus bessere Straßendecke verfügt haben, als die seltener genutzte Altstraße von Amelunxen über Drenke nach Natingen. Die eben mäßigere Befahrbarkeit des Hellweges wird auch ein Grund dafür gewesen sein, warum Arminius den Feldherrn davon überzeugte den zügigen Weg über Brakel einzuschlagen. Ein weiteres Argument dafür zuerst Brakel anzusteuern ist die Eroberungslage die das Imperium bis zum Jahre 9 + in Ostwestfalen umgesetzt bzw. hinterlassen hatte. Man hatte bereits einen Korridor von Anreppen längst dem Hellweg bis zur Weser unter Kontrolle gebracht sowie die sich nördlich davon angrenzenden und ausbreitenden germanisch/cheruskischen Stammesgebiete, die über Marienmünster und Nieheim hinaus wohl bis an die Werre bei Detmold etwa 33 Kilometer Luftlinie von Brakel entfernt reichten. Rom nannte bekanntlich immer nur Teile des Landes „sein eigen“, so wie sie es gerade erobert hatten und der südliche Nethegau gehörte „noch“ nicht dazu. In diesen großräumigen nördlich von Brakel liegenden Landschaften waren meiner Theorie nach auch die römischen Abstellungen unterwegs. Gebiete die also fest im Verantwortungs- und Zuständigkeitsbereich von Varus lagen. Sie lagen im Stammesgebiet der vertragstreuen Cherusker und im Grenzgebiet zu den Angrivariern. Die Landstriche südlich von Brakel waren für Rom in diesen Zeiten noch uninteressant sollten aber irgendwann integriert werden und konnten daher solange noch ihr Nischendasein führen bzw. fortsetzen. Da die Männer um Arminius am Tag nach dem Abzug aus Höxter auf seinen Befehl hin die Abstellungen nieder kämpften, lag es auch im Interesse von Arminius die Legionen bis Brakel zu friedlich zu begleiten. Denn von Brakel aus konnte er auch relativ kurzfristig die Bereitstellungsräume in denen seine Männer ihn erwarteten erreichen. Anhand des häufig anzutreffenden Tages Marschabstandes bzw. der Distanz vom Sommerlager Höxter aus bis nach Brakel von etwa 2o Kilometer kann davon ausgegangen werden, dass sich in Brakel in der Nähe zur Nethe ein heute überbautes römisches Etappenlager befunden haben könnte. Zur Strategie der Cherusker gehörte es an diesem ersten Marschtag die Legionen unbeschadet bis ins Marschlager Brakel zu führen. Die Strecke war nicht nur für die Legionen gut und nahezu ohne Steigungen zu bewältigen, sie war auch für die vielen den Zug begleitenden Frauen und Kinder eine angenehme erste Marschetappe während der niemand Verdacht schöpfte. Dieser erste Marschtag der völlig unblutig und wie beschrieben auch wie im Frieden verlief, hob die Moral und die Stimmung aller Beteiligten auf römischer Seite. Der ungestörte und planmäßige Verlauf bestätigte allen Teilnehmern bis in die Offiziersklasse, dass man Arminius unbesorgt trauen konnte und niemand sah eine Veranlassung, an der bisherigen Vorgehensweise zu rütteln oder irgendwelche Zweifel zu hegen. (8.11.18)

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Samstag, 3. November 2018
3 Legionen - 6 Kohorten - 3 Reitereinheiten ? Hört sich viel an - aber wie war es um deren Schlagkraft bestellt ?
Hätte unser Kontaktmann in die Antike Paterculus auch darüber berichtet wieviel Soldaten Varus in die Schlacht führte dann wäre es für uns hilfreicher gewesen, denn das Aufzählen von Truppenteilen allein will nichts besagen. Und natürlich hatte Kaiser Augustus mit seinem Ausruf "uitili Vare, legiones redde" Recht, denn auch diesem Schrei des Entsetzens lässt sich keine Anzahl entnehmen. Aber durch die mit diesem Internetbuch verbundenen Disziplin übergreifenden Recherche Arbeiten reicherte sich auch das Wissen bezogen auf die Vorgeschichte, den Verlauf, sowie die Auswirkungen der Varusschlacht an. Die Kräfteverhältnisse der Konfliktparteien zu analysieren um daraus ableitend das Szenario besser abbilden zu können ist daher eine Voraussetzung zum besseren Verständnis der Vorkommnisse. Derartige Untersuchungen aufzustellen setzen Grundannahmen voraus, die sich aber nach über 2000 Jahren schwerlich nachvollziehen lassen. Es beginnt damit sich über die antike Literatur eine Vorstellung zu erschließen wie stark überhaupt die kämpfende Truppe war, die unter Kaiser Augustus Zug um Zug zur Berufsarmee umgebaut wurde. Dazu grassieren selbst von namhaften Militärhistorikern nur vage Theorien und Annahmen, so dass alles ein unvollständiges Bild hinterlassen muss. Aber es wird bei allem deutlich, dass eine römische Legion über keine starre Anzahl an Soldaten verfügte, weil es die Zeiten und die Möglichkeiten nicht zuließen. Auch Legionen wollten aufgestellt sein, die Anwerber sollten erfolgreich dabei sein freiwillige Kräfte zu finden, die sich dafür besolden lassen wollten. In der Regel soll daran zwar kein Mangel bestanden haben aber nur selten soll es vorgekommen sein, dass sich zu viele Rekruten meldeten. Zwangsrekrutierungen waren Notsituationen vorbehalten die sich aber im Vorfeld der Varusschlacht nicht abzeichneten da Tiberius die Lage nach dem "Immensum Bellum" in Ostwestfalen als stabil einschätzte. Zahlenmäßig orientiert sich die Militärhistorie seit jeher an der fixen Größe von 6.000 Soldaten pro Legion. Eine Angabe die auf Schriften des Sextus Pompeius Festus der in der 2. Hälfte des 2. Jhdt. lebte, bzw. Paulus Diaconaus der zwischen 725 und 730 geboren wurde zurück geht und wohl auf Marcus Verrius basiert, der um 6o - geboren wurde. Die Überlieferung besagt, dass Gaius Marius eine Legion mit 6.000 Mann bezifferte und die er in die Schlacht führte. "Sex millium et ducentorum hominum primus Gaius Marius legionem conscripsit, quum antea quatuor millium fuisset, unde etiam appellabatur quadrata....". Fortan vertrat man die Ansicht, man könne diese Zahl als Normalstärke auch für alle späteren römischen Legionen als Sollstärke zugrunde legen. Eine Legion war jedoch ein homogener Militärapparat und selbständig operierender Verband der sich hinsichtlich seiner Dimension immer nach den Gegebenheiten und Erfordernissen, also vor allem der Stärke des Feindes zu richten hatte. So bestand immer ein Unterschied zwischen dem Wunsch des Generalstabes und der Wirklichkeit. Der Forschung lässt sich entnehmen, dass es keine fest stehende Sollstärke für eine römische Legion gab. Sie wurde mal mit 3.000, 3.600, 4.200, 4.800 oder auch eben 6.000 Mann angegeben. Unter Cäsar soll sie 3 - 4.000 Mann betragen haben und nach Polybios verfügte die Legion Campana im 3. vorchristlichen Jhdt. über 4.000 Mann. Daher schwankt die aktuelle Bewertung auch zwischen 3000 und 6000 Mann pro Legion was wiederum einen weiten Interpretationsspielraum auch für die drei Varuslegionen zulässt. Mal anders ausgedrückt ließe sich auch fragen was mehr ist, 4 Legionen a`3.000 Mann oder 2 Legionen a`6.000 Mann. So war natürlich der Rekrutierungsgrad von Bedeutung aber auch die Kriegskasse, denn sie sollte entsprechend gefüllt gewesen sein und alles wirkte sich begrenzend auf die Truppenstärke aus. Die Realität deckelte also immer die Lage an der Front und triumphierte über die kühnen Pläne mancher Strategen. So greifen viele Faktoren ineinander und eben auch die Frage die immer wieder im Mittelpunkt der Diskussion steht, nämlich die nach den eingesetzten Kontingenten beider Konfliktparteien. Da uns die Angaben über den Umfang der römischen Armee wie sie von Varus angeführt wurde immer wie eingemeißelt vor Augen gehalten wird, wir aber die Anzahl der Germanen nur daran messen können, wonach ihnen der Sieg über eben diese Legionen gelang, so bleiben uns nur die öden Hochrechnungen. Möchte man sich an eine Verlustbilanzierung der römischen Streitkräfte heran wagen um sich die Fragen zu beantworten wie vielen von ihnen es später gelang Aliso zu erreichen und sich noch dazu die Frage stellen über wieviel Kilometer sich die Länge des Marsches zu den Aufrührern erstreckte, so bedarf es zunächst einmal einer ungeschminkten Rekonstruktion über wieviel Legionäre Varus an der Weser überhaupt verfügte. Vorweg lässt sich sagen, dass man das Thema zehn mal aufgreifen könnte um jeweils zu neuen Ergebnissen und Erkenntnissen zu gelangen. Den Überlieferungen nach waren es die besagten drei Legionen, drei Alen und sechs Kohorten. Aber die moderne Interpretation ordnet ihnen auch noch diverse Auxiliartruppen unbekannter Anzahl zu, unter denen man vermutlich jene Germanen versteht die Arminius anführte, denn Paterculus berichtete nichts darüber. Danach schätzt man nun die Gesamtzahl der Varusarmee wohlweislich einschließlich der cheruskischen Abtrünnigen auf 15.000 bis 20.000 Mann ein. Was sich aber anfänglich noch plausibel anhört fällt jedoch schnell in sich zusammen da sich erkennen lässt, auf welch tönernen Füßen sich bislang unsere Annahmen bewegten. Legt man den untersten Wert der recherchierten römischen Sollstärke von 3.000 Mann pro Legion zugrunde, so wird die Teilnehmerzahl der römischen Streitkräfte erheblich nach unten gedrückt. Zweifellos wäre es den Germanen unter diesen Umständen auch leichter gefallen sie zu besiegen. Die Grundannahme, dass Tiberius gezwungen war auch die varianische Lippearmee dezimieren zu müssen, um gegen Marbod genügend Soldaten aufbieten zu können stärkt die Vermutung, dass Varus sogar mit einem derart schwachen Kontingent auskommen musste. Da die Legionen für den folgenden Pannonienaufstand noch zusätzlich aufgestockt werden mussten lässt sogar den Verdacht aufkommen, dass nach Abbruch des Marbodfeldzuges im Jahre 6 + noch weitere Kräfte abgezogen wurden unter denen sich möglicherweise auch Hilfstruppen der Cherusker befanden, wenn diese nicht sogar schon mit im Aufgebot gegen Marbod standen. Möchte man die Länge, die Ausstattung, die Marschzeit und den personellen Umfang der Kölner Rosenmontagszüge dazu als kleine Hilfestellungen heran ziehen, so kann dies einen Eindruck vermitteln aber der Kern dessen was es damals zu erfassen gilt, sitzt doch um einiges tiefer. Bevor man es also riskieren kann ein vorsichtiges Urteil dazu abzugeben, sind nachvollziehbare und begründbare Theorien die unerlässliche Basis möchte man sich Angesichts der mageren Datenlage nicht völlig der Kristallkugel ausliefern. Eine in diesem Fall nie überprüfbare Wahrheit liegt vermutlich auch hier in der Mitte. Kennt man aber weder Ausgangspunkt noch Ende, so ist es schwer die Mitte zu finden. Bevor man sich auf weitere Zahlenspiele einlässt müsste die erste Frage lauten, wie viel römische oder auch nicht römische Soldaten brachen im Frühjahr des Jahrs 9 + auf, um vom Rhein an die Weser zu ziehen. Ein große Distanz die nicht nur mehrere Tage Anmarschzeit in Anspruch nahm, sondern auch etwas am Bestand der Truppe nagte. In der Folge käme dann der Punkt, wieviel Männer am Morgen des 1. Marschtages mehrere oder das eine Sommerlager verlassen haben. Des Weiteren, wie viele von ihnen am Abend im 1. Marschlager in Brakel ankamen. Erst danach kann man sich der Frage widmen, wieviel römische Kämpfer Varus in die Mehrtageskämpfe folgten. Die Zahlenwerke der Ausmarschstärke ab Höxter/Corvey, der Ankunft in Brakel und des Ausmarsches am Folgetag ab Brakel folgten jeweils anderen Gesetzmäßigkeiten der Militärstrategie. So verließen bereits am Abmarschtag die cheruskischen Hilfskräfte, also die besagten germanischen Auxiliareinheiten den Varusconvoi. Es gilt anzumerken, dass von gallischen Hilfskräften an keiner Stelle de Rede ist. Am Folgetag verließen nach dieser Theorie die römischen Abstellungen die Legionen zum Schutz des zivilen Trosses. In der Konsequenz der Aufrechnung also der zum Abzug zu bringenden römischen Kämpfer läge eine vorsichtige Schätzung darüber vor mit wieviel Soldaten Varus am Morgen des zweiten Marschtages den Marsch zu den Aufrührern antrat. Des Weiteren hat man sich der Frage zu nähern, wie hoch man die Anzahl der Besatzungen der Kastelle von Aliso über Anreppen bis zu den anderen Lagern einschätzen sollte, denn auch diese Lager wurden von Männern besetzt die Bestandteil der drei Varuslegionen waren. Welche Lager von Kräften der zwei Asprenas Legionen gesichert wurden ist unklar. Auch bleibt offen, ob es römische Streckenposten oder anderweitige Personengruppen gab, denen uns nicht bekannte Aufgaben zugewiesen worden waren und die ebenfalls abzuziehen wären, da sie fern vom Schlachtgeschehen agierten aber trotzdem Varus unterstanden. Des weiteren gilt es sich der Frage zu widmen wieviel Legionäre aus gesundheitlichen Gründen nicht einsatzfähig waren, da sie sich über die Sommermonate an der Weser aufgrund ungewohnter Nahrung oder andere Einflüsse Krankheiten zugezogen hatten. Der Krankenstand war also auch nicht unwesentlich. Möchte man versuchen allen diesen Fragen mathematisch auf historischer Basis und weniger mit der Kugelstange auf den Grund gehen, dann lassen sich viele Szenarien entwerfen. Eine Maximale eine Minimale und und eine mittlere These. Alle drei Versionen können der Gesamtanalyse dienen wie viel Römer letztlich den Marsch antraten wie viel von ihnen letztlich zu Tode gekommen sein könnten und welche Marschzuglänge und Marschzeit sich damit hoch rechnen ließe. Man könnte dann vielleicht auch noch der Frage hypothetischen Raum geben wie viel Römer letztlich die Varusschlacht überlebten, denn es gab auch Überlebende wie man weiß und diese könnten zahlenmäßig höher gewesen sein, als allgemein angenommen, denn die Schlacht durfte nicht schön geredet werden aber Aliso konnte lange verteidigt werden. Und auch dazu gibt es einige Hinweise und allein die vielsagende Überlieferung bezogen auf das Verbot, dass diese Italien nicht mehr betreten durften rechtfertigt bereits diese Annahme. So wissen wir von Caius Pompeius Proculus aus Rom, der der XVIII Varus Legion angehörte, dass er die Varusschlacht überlebte, denn ihm war sogar später eine ritterliche Karriere als Militärtribun vergönnt. Vielleicht nahm er aber auch gar nicht erst an der Schlacht teil, oder er hatte Glück und lag beim Abzug der Legionen aus Vetera nach Ostwestfalen im Frühjahr 9 + ebenso wie der Überlebende Titus Atidius Porcio, ein einfacher Soldat im Dienstgard eines Miles gragarius der gleichen Legion aus der venetischen Stadt Ateste dem heutigen Este, in einem Lazarett mit Rheinblick. So ist Proculus auch möglicherweise kein Einzelfall und noch andere Angehörige aus den drei Legionen nahmen nicht an den Kämpfen teil überlebten deswegen aber man müsste sie demnach von einer Gesamtrechnung der in den Kampf ziehenden Legionäre in Abzug bringen. Da der Überlieferung nach die Überlebenden der Varusschlacht italienischen Boden nicht mehr betreten durften, wäre es auch interessant zu erfahren wie es Proculus gelingen konnte nach Italien zurück zu kehren. Aber erst recht wie es der einfache Soldat Procio schaffte für den man sicherlich kein Lösegeld bereit stellte, da ihm dazu wohl die betuchten Anverwandten fehlten. Zuerst sei aber ein Blick auf die überlieferte Darstellung der gesamten Varusarmee gestattet, die sich auf die Angabe von Paterculus (II. 117 (1) stützt und davon ausgeht, dass dem Feldherrn Varus drei Legionen in unbekannter Stärke unterstanden. Ebenso viele, also drei Reiterabteilungen (alae) sowie sechs Kohorten (cohortium). Die zwei Asprenas Legionen, obwohl auch sie Varus unterstanden, waren natürlich nicht betroffen und sind außen vor zulassen. Da auch der Tross zur Truppe gerechnet wurde, resümierte die Forschung daraus die sogenannte offizielle Gesamtzahl von 15.000 bis 20.000 Männern die in der Varusschlacht bis auf wenige Menschen umgekommen sein sollen. Von der Anzahl der nur am ersten Marschtag im Zug befindlichen Frauen und Kinder wird auch in keiner Quelle gesprochen. Die Forschung teilt die germanischen Gegner Roms in zwei Gruppen. Die Abtrünnigen die Arminius unterstanden und Varus wohl erst später angriffen und die Aufrührer, die sich Varus Speere werfend am ersten Kampftag entgegen stellten. Die cheruskischen Hilfstruppen die Arminius unterstanden noch mit unter die römischen Kämpfer zu rechnen, dürfte an der Realität vorbei gehen. Aber dafür darf man sich die Frage stellen, warum Paterculus die Anzahl von drei Legionen bezifferte aber die weiteren sechs Kohorten separat erwähnte. Sechs Kohorten entsprachen fasst einer Legion die mit 10 Kohorten angegeben wird. Unabhängig davon aus wieviel Soldaten diese sechs Kohorten bestanden so nannte sie Paterculus separat und fasste sie nicht mit den drei Legionen zusammen. So hätte Varus die Kämpfer dieser sechs Kohorten auch auf die drei Legionen verteilen können und ihre Stärke hätte sich entsprechend erhöht. Das Paterculus diese sechs Kohorten unabhängig von den drei Legionen erwähnte dürfte daran gelegen haben, dass es sich dabei um keine römischen Soldaten sondern um Auxiliareinheiten handelte die sich für das römische Bürgerrecht empfehlen wollten wie etwa die "Cohors quingenaria". Wie sich diese sechs Kohorten dann im Verlauf der Varusschlacht verhielten, also wie zuverlässig sie waren muss offen bleiben. Angesichts der dramatischen Ereignisse lässt sich bis zur möglichen Fahnenflucht nichts ausschließen. Es fällt daher schwer sie sowohl hinsichtlich ihrer Anzahl als auch ihrer Kampfkraft einzustufen und man könnte dazu neigen ihnen im Ernstfall nur wenig oder keinerlei strategischen Wert zuzubilligen. Ähnliches gilt für die von Paterculus angeführten Alen, er nannte sie alarum. Auch für Alen gilt, dass sie sich immer aus Auxiliareinheiten zusammen setzen und darunter ist nicht die jeder Legion angeschlossene Kavallerieeinheit von 120 in der Regel Meldereiter zu verstehen. Da Paterculus die Auxiliarkohorten als auch die Auxiliarkavallerie zu den nieder gemetzelten rechnet wird es sich in beiden Fällen auch nicht um jene Cherusker gehandelt haben die sich vor dem Gefecht unter Arminius von der Truppe entfernten. Ihnen wird Paterculus keinen Platz in der Verluststatistik eingeräumt haben. Aber wie viele Legionäre verteilt auf drei Legionen sollen sich nun dem mehrtägigen Kampf mit den Germanen gestellt haben. Um die vielen denkbaren Szenarien im Zuge einer akrobatische Retrovision zu vermeiden soll hier von der untersten Bezugsgröße ausgegangen werden. Dem Geschichtsfreund mag es vorbehalten sein sie dann nach belieben nach oben zu korrigieren. Varus verfügte also dieser Einschätzung nach in seiner geballten Allmacht doch nur über sehr bescheidene personelle Möglichkeiten und setzte daher wohl auch wie nachgewiesen auf die "Accensi velati", also die Unbewaffneten und verließ sich zudem ganz auf das zugesagte Arminius Kontingent, so blieb ihm unter Abzug der Hilfskräfte nur noch die besagte römische Reststreitmacht. Die vom zukünftigen Kaiser Tiberius entleerten sozusagen übrig gebliebenen Rumpfmannschaften. Da im Zuge der Recherche die Legionsgröße an der Weser nie die 6.000 Mannstärke erreichte, könnte man einen Mittelwert zwischen 3.000 bzw. 6.000 Mann, also 4.500 Mann pro Legion greifen. Es blieben Varus demnach ungeachtet der Kohorten, der Reiterei und den übrigen abzugsfähigen Männern etwa 13.500 Legionäre. Und unter dieser Voraussetzung beginnt sowohl die Rück- als auch die Hochrechnung. Tiberius brauchte gegen Marbod eine stattliche Armee und entzog ihm von diesen 13.500 Legionären eine geschätzte Legion, gleich 4.500 Soldaten. Somit fehlten Varus später in der Schlacht rund 1/3 der Männer die man ihm seinerzeit zugesagt haben könnte und es standen ihm demnach zunächst nur noch 9.000 Männer zur Verfügung die er auf drei Legionen aufteilte. Damit hätte Varus mit 3.000 Mann pro Legion immer noch an der untersten Grenze der Sollstärke gelegen. Von diesen 9.000 Mann sortierte er eine Anzahl X als Begleitmannschaft aus, die so genannten Abstellungen. Man könnte sie mit 500 Männern niedrig ansetzen, womit sich die Kampfstärke auf 8.500 Soldaten weiter reduzierte. Bezieht man nun die überlieferten aus Hilfskräften bestehenden sechs Kohorten mit ein, so könnten auch sie von der Tiberius Entscheidung betroffen gewesen sein und unterlagen ebenfalls dem Zensus der Dezimierung. Auf Basis einer Drittelung würde dies bei einer Kohortenstärke von 500 Mann wiederum einen Anstieg der Kampfkraft von 8.500 auf 10.500 Mann bedeuten. Auch für die drei Reitereinheiten den "alae quingenaria" ebenfalls bestehend aus Hilfsvölkern wird gleiches gegolten haben. Man könnte sich umgerechnet auch bei ihnen statt auf 1.500 Reiter auf 1.000 Reiter festlegen, wodurch die Kampfkraft nun bei 11.500 liegen würde. Abzüglich des Krankenstandes und der auf die Stützpunkte verteilten Mannschaften würde sich die Zahl erneut reduzieren und könnte nun bei 11.000 Kämpfern gelegen haben die Varus am Morgen des zweiten Marschtages zur Verfügung standen. Abschließend betrachtet ist es zwar nicht unbedingt zielführend die römischen Streitkräfte auf diese Weise gegen Null zu rechnen besser gesagt abzusenken, aber die Annahmen rechtfertigen diese Vorgehensweise um auf diesem Umweg den Beweis zu erbringen, dass es im Gegenzug auch schon wenigen Germanen gelungen sein könnte, drei Legionen zu vernichten. Die möglicherweise schwache germanische Siedlungsdichte in Ostwestfalen um damit die Anzahl der kampffähigen Germanen niedrig zu rechnen war seit jeher Ziel jener die von der Annahme ausgingen, die Varusschlacht wäre möglicherweise nur eine belanglose Schlacht mittleren Bedeutung gewesen, die später historisch übertrieben und aufgebläht wurde. Aber hier ließen sich diese zwei Denkansätze miteinander verbinden, was uns die Lösung näher bringen könnte. Diesen Hypothesen lässt sich entnehmen, dass die varianische Streitmacht zwar im Zuge der geopolitischen Ereignisse der damaligen Zeit unter Schwund litt, aber immer noch recht voluminös war. Die aufgezwungene kolonnenartige Marschformation über mehrere Tage die zum Spalierlauf wurde, der geschickt gelegte Hinterhalt und die widrigen Marsch - und Wetterbedingungen taten ein Übriges und machten diesen Feind für die Germanen besiegbar. (25.08.2021)

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