Montag, 5. Dezember 2022
Kämpfte die XIX. Varus Legion am Kalkrieser Berg ?
Und wenn keine systematischen also methodischen Fehler gemacht wurden was sich noch heraus stellen wird, dann könnte man der metallurgischen Vergleichsuntersuchung glauben schenken. Dann hat also nicht nur die Legio I Germanica wovon man ein Mundblech fand, sondern auch eine der drei Varuslegionen ihre Spuren im Venner Moor hinterlassen. Aber die Resultate sind taufrisch, die Forschung benötigt Zeit und wenn es Gegenargumente geben sollte, dann sollten sie stichhaltig sein. Die bisherige Vorgehensweise lässt das Herz jedes Geschichtsfreundes höher schlagen, denn dem aufwändigen Prozedere ist zu entnehmen welcher Wille zur Aufklärung und welche Substanz immer noch in einem Ereignis steckt, oder davon ausgeht, dass schon im Jahre 2009 zweitausend Jahre zurück lag. Die Antriebsfeder dazu saß tief, denn es galt den Verdacht zu entkräften sich zu vorschnell auf die Varusschlacht verständigt zu haben. Das historische Umfeld ist wahrlich komplex und die Schlagzeile der Stuttgarter Nachrichten „Kalkriese war tatsächlich Ort der Varusschlacht“ ist in diesem Zusammenhang verheerend und weckt alte Erinnerungen, so dass man befürchten muss, die Pressekonferenz habe dazu den Ansporn gegeben. Möchte man den Versuch wagen den neuen Wissensstand historisch einzuordnen, dann muss man wie immer wenn man sich mit der Geschichte beschäftigt zeitlich zurück greifen. In Germanien herrschte Krieg und auch die Soldaten der XIX. Legion waren an allen Fronten im Einsatz und kämpften, mal allein, mal im Verbund, die Sollstärke war die Ausnahme und Offiziere wurden ausgetauscht, so dass eine Legion immer homogen agieren, reagieren und auf alles vorbereitet sein musste. Nach dem Immensum Bellum befand sich das Imperium in Germanien im Aufbruch und hatte große Pläne. Man wollte die Ostgrenze zunächst bis an die Weser verschieben und den einzigen noch verbliebenen starken Germanenfürsten Marbod entmachten um freie Hand für weitere Gebietsgewinne zu bekommen. So wurden im Jahre 5 + die Weichen gestellt und die Truppenkontingente festgelegt, die sich am Markomannenfeldzug beteiligen sollten. Möchte man Marbod glauben schenken, dann trat gegen ihn unter dem Befehl von Tiberius im Jahr 6 + eine Streitmacht von 12 Legionen rund 70.000 Soldaten an. Eine gigantische Armee die jedoch schon im Anmarsch stecken blieb und ihr Schwert nicht gegen Marbod ziehen konnte, da vom unerwartet ausgebrochenen Pannonienkrieg an der mittleren Donau für das Imperium eine unmittelbare und größere Gefahr ausging, die nun Priorität bekam. Marbod war also noch mal davon gekommen und man kann nachvollziehen, dass es ihm viel Freude gemacht haben dürfte und der Met aus Fässern floss. Aber auf Basis der von ihm gemachten Aussage zur Truppenstärke ergibt sich ein deutliches Manko. Denn Tiberius soll aus den Regionen längst der Donau 6 – 7 Legionen aufgeboten haben und Saturninus rückte aus Mainz mit 2 – 3 Legionen an. Günstigenfalls hätten ihm gegen Marbod demnach nur 10 Legionen und diese natürlich auch im folgenden Pannonienkrieg zur Verfügung gestanden und im ungünstigen Fall sogar nur 8 Legionen. Zu den germanischen Hilfstruppen liegen keine Angaben vor, aber man wird es mit ihnen nicht ausgeglichen haben können. Was lag da für Tiberius näher, als für die fehlenden Einheiten auf Truppen aus anderen Regionen zurück zu greifen, wollte man die überlieferte Kampfkraft von 12 Legionen erreichen. So besann er sich auf die großen Kontingente am Niederrhein die gerade in die Befehlsgewalt des Feldherren Varus übergingen als auch die seines Neffen Asprenas. Immerhin fünf Legionen. Man darf sich nun der Frage hypothetisch nähern um wie viele Legionäre er sie dezimierte um gegen Marbod 12 Legionen aufbieten zu können. Legionen die er dann in Gänze in den Pannonienkrieg mitführte und die in der Varusschlacht fehlten. Es musste in jedem Fall für die Niederrhein Armee einen erheblichen Aderlass bedeutet haben auf diese Männer verzichten zu müssen. Eine militärische Entwicklung die sich massiv und negativ auf die Kampfkraft im Zuge der Varusschlacht auswirkte und auch das zögerliche Verhalten von Asprenas rechtfertigen könnte. Das Ausdünnen dieser Legionen hatte wie man weiß tragische Konsequenzen, denn Varus war gezwungen sich die Unterstützung seines cheruskischen Juniorpartner zu sichern um einen Aufruhr zu unterdrücken. Tiberius hatte sich für seine Entscheidung sicherlich auch die Zustimmung von Kaiser Augustus einholen müssen und vor diesem Hintergrund wird deutlich, warum sich dieser Verlauf in der Historie auch nicht nieder geschlagen hat und nicht publik werden durfte. Denn bei Tiberius und Augustus durfte kein Makel hängen bleiben für den Ausgang der Varusschlacht eine Mitschuld getragen zu haben. Aber der unbesiegte Marbod hatte keinen Maulkorb zu befürchten und konnte die Ursache für die Varusmisere beim Namen nennen und spielte daher den Sieg von Arminius mit dem bissigen Kommentar herunter in dem er ihm vorwarf lediglich gegen eine entleerte Armee angetreten zu sein. Aber zurück zur XIX. Legion und warum sie tatsächlich bei Kalkriese gekämpft haben könnte. Wir wissen nicht nach welchem Verfahren man damals ausdünnte, welchen Schlüssel man anwendete und ob man nur einzelne Kohorten abzog um die Struktur einer Legion nicht aufzulösen. Aber Tiberius war erst nach dem Ende des Pannonienkrieges bzw. des Dalmateraufstandes 9 n. Chr. imstande die abgezogenen Legionäre wieder zurück in ihre Kasernen an den Niederrhein zu schicken. Soldaten die der Varusschlacht entgingen, da man sie zuvor für einen anderen Einsatz rekrutierte. Auf diese Legionäre griff Germanicus zurück und hatte sie in den Jahren zwischen 14 + und 16 + in seine Armee einbezogen wo sie dann in den besagten Hinterhalt nördlich des Kalkrieser Berges gerieten. Hier soll es jedoch auf das Argument hinaus laufen, wonach die XIX. Legion über proportional Soldaten für Tiberius abgestellt haben könnte und was sich zwangsläufig stärker im Zuge der Metallfundauswertung widerspiegeln musste. Das Argument die „Kalkrieser XIX Legion“ habe sich in weiten Teilen über Aliso absetzen können, sie also die Varusschlacht ohne größere Verluste überstehen konnte lässt sich schwer erhärten. Aber es findet sich noch eine andere Spur, mit der sich das Schlachtgeschehen nahe Kalkriese erklären ließe. Denn möglicherweise kam es dort zu unerwarteten Kämpfen, als man im Venner Moor im Grenzbereich zu „Angrivarien“ die 16 + in Seenot geratenen und von den Nordseestämmen festgesetzten Legionäre später unter Mitwirkung jener Angrivarier auf halber Strecke austauschte. Ein geschäftegleiches Verfahren, dass man nicht ohne Lösegeldforderungen oder andere zuvor vereinbarte Gegenleistungen vollzog und Münzen fanden sich zahlreich im Venner Moor. Man darf ja man muss sogar annehmen, dass sich unter den schiffbrüchig gewordenen Legionären auch höher gestellte Römer befanden, die sich dabei Verletzungen zugezogen hatten. Dies würde nicht nur die Existenz von Tragegestellen in Form von Bahren erklären sondern auch die medizinischen Gerätschaften die man noch im Boden fand. Und möglicherweise deuten auch die aufgefundenen Glasaugen darauf hin, die man an Totenbahren auch Klinen genannt befestigte. Denn nicht jeder römische Offizier aus gutem Hause hatte die schweren Jahre überlebt und seine Angehörigen waren an einer standesgemäßen Beisetzung interessiert. Fazit: Auch aus der "möglichen" Existenz einzelner Legionäre aus der 19. Legion ergibt sich noch keine Varusschlacht. (06.12.2022)

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Donnerstag, 1. Dezember 2022
Wo sich die Wege von Carolus Magnus und Quinctilius Varus kreuzten
Die Irminsul errichteten die Germanen an jenem Ort, wo sich die Varusschlacht am letzten Marschtag dem Ende zu neigte



(01.12.2022)

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Der Standort der Irminsul - Erste Schritte zur Positionsbestimmung
Die Großraumortung zur Lage des Endschauplatzes der Varusschlacht darf man im Rahmen dieser Theorie als abgeschlossen betrachten womit sich auch der Ort der Irminsul definieren lässt. Was nun in der Konsequenz zu folgen hat ist ein präziseres Eingrenzen der Lokalität. Dazu ist zunächst ein Blick über den Zaun der Jahrhunderte nötig, denn nun kommt der Grenzziehung zwischen dem Nethegau und dem sächsischen Hessengau eine richtungsweisende Bedeutung zu. Es beginnt damit, dass sich der Frankenkönig entschied ein "Novus Herstal" zu gründen und die dafür anvisierte Örtlichkeit verdeutlicht seine politische Weitsicht. Denn es ist nachvollziehbar, dass dieser Platz auch gut erreichbar gewesen sein sollte. Gaben die römischen Eroberer noch einer Tangente vom Oberlauf der Lippe über Paderborn nach Corvey den Vorzug und bauten dafür extra in den kritischen Höhenlagen eine feste Straße, nämlich den "Helvius", den man vermutlich später Hellweg nannte, dann rückte Karl davon ab. Denn für ihn bekam der Haarweg Priorität. Der Weg der durch den vermeintlichen "Teutoburgiensi Saltu" westlich von Borlinghausen führte, über den damals die Legionen entkommen wollten und der später den Namen "Oberer Bördenweg" bekam. Und er stellte somit und das auch noch nach über 750 Jahren immer noch die beste und schnellste West/Ost Verbindung dar. Aber für "Novus Herstal" hatte Karl große Pläne was daraus ersichtlich wird, dass er dafür den gleichen Namen verwendete wie der, den die bedeutende Pfalz der Merowinger und Karolinger an der Maas trägt, nämlich "Heristal". Das er das neue Heristal an der Weser, aus dem sich der Ortsname Herstelle entwickelte noch mit dem Beiwort "Saxonicum" versah dürfte der Unterscheidungsfähigkeit geschuldet gewesen sein. Hier sollte nach seiner Vorstellung im Osten des Reiches ein neues "Heerlager" im Sinne einer Pfalz, also eines Machtzentrums entstehen, denn nicht anders lautet die Übersetzung des Wortes "Heristal". So glichen sich in Ostwestfalen die Wege der Geschichte auf auffällige Weise, denn wieder war es das Westufer der Weser und seine strategische Bedeutung in der sowohl die römischen als auch die fränkischen Imperatoren eine günstige Lage für zukünftige Verwaltungszentren erkannten. Es sieht danach aus, als dass Karl der Große auf diese Weise schon früh ordnend eingriff, indem er auch die neue Grenze im Süden des Sachsenlandes daran anlehnte und sie quer vom "Teutoburgiensi saltu" bis an die Stelle der Flussschleife und den Mündungsbereich der Diemel zog, an deren Endpunkt Herstelle liegt. Aber Karl tat nichts anderes, als sich an den Wegen der Altvorderen zu orientieren und nutzte diese bereits im Jahr 772, dem ersten Jahr seiner beginnenden Sachsenfeldzüge. Er wird sich bewusst darüber gewesen sein, dass er im südlichen Nethegau in einer sensiblen Region agierte, wo sich schon in prähistorischen Zeiten Germanen und Kelten begegneten. Ein Landstrich zwischen Egge und Weser gleich einem Korridor in dem sich eine altdialektische Sprachentrennung aufbaute die auch Lautverschiebung genannt wird und die sich noch bis heute aufspüren lässt. Hier setzte er im Rahmen seiner Okkupationsstrategie den Eckpfeiler und Stützpunkt seiner Ostpolitik an einer äußerst fragilen Stelle was aber unter den damaligen Gesichtspunkten als angemessen und pragmatisch zu betrachtet werden kann. 772 stand Karl zwar am Anfang des Konfliktes der noch 30 Jahre währen sollte, konnte aber nicht ahnen, dass er ihn erfolgreich zu Ende führen würde. So entschied der Sieg über die Sachsen letztendlich darüber, dass seine ursprünglich angedachte Strategie in Form des festen Platzes Herstelle, als auch die Grenzziehung zwischen dem Nethegau und dem sächsischen Hessengau nicht von langer Dauer war. Denn das Bollwerk auf der Nahtstelle zwischen Hessen und Sachsen wo er einst das Ziel verfolgte Sachsen besser kontrollieren zu können verlor früher als gedacht seine Bedeutung, wurde überflüssig und auch die Grenze brauchte nicht aufrecht erhalten zu werden. Unter den Ottonen und mit der Wiedererlangung der Souveränität hatte sich das Machtmonopol wieder zu Gunsten der Sachsen verschoben und sie beanspruchten wieder die Territorien bis zur Diemel und teilweise darüber hinaus. Die alte Sprachgrenze wurde wieder zur politischen Grenze und das Konstrukt karolingischer Grenzziehung löste sich auf. Heute spiegeln sich die alten Grenzziehungen und Konflikte noch im Zuge dreier deutscher Bundesländer wider die in Herstelle aufeinander treffen. Aber der frühgeschichtliche Grenzweg, der der Spur des Oberen Bördenweges folgte und der schon Cherusker und Chatten trennte, erinnert noch daran, behielt auch seinen Namen und nennt sich daher zwischen Borlinghausen und Peckelsheim auch heute immer noch Mark - also Grenzweg. Der Weg den nach dieser Theorie schon Varus nutzte, um zum vermeintlich rettenden Saltus zu gelangen. Drei Tage soll Karl mit seinem Heer gebraucht haben um das vermutlich nach Arminius benannte Irminsulgelände dem Erdboden gleich zu machen und wurde während dem nach heidnischer Lesart auch prompt von deren Göttern mit Wassermangel bestraft bis der gute Gott seine Kraft entfaltete und für Abhilfe sorgte. So kam es zur Freude von Mensch und Tier im richtigen Moment, will sagen passend zur Mittagszeit zu einem plötzlichen Wasserüberangebot mit dem niemand gerechnet hatte und was nach Auffassung der frommen Laienschar auch nur auf göttlichen Einfluss zurück zu führen war. Aber es dürfte sich dabei um kein überirdisches Phänomen, sondern ein typisches Merkmal von Karstquellen gehandelt haben, die für ihre unregelmäßigen Schüttungen bekannt sind. Zwei bis drei Tage sollen die Franken am Ort verweilt haben während dessen sie ihre Zerstörungsarbeit verrichteten. Angesichts des großen Aufgebotes an fränkischen Kriegern sollte dies aber kein großer Akt gewesen sein und nicht die gesamte Zeit in Anspruch genommen haben, so dass wohl ein gewisses Maß an pausieren damit verbunden war. Denn einen Baumstamm nieder zu legen zumal es zu keinem nennenswerten sächsischen Widerstand kam, dürfte kein großer Aufwand gewesen sein. Was also verschweigen uns die Quellen und was war der wirkliche Grund dafür, dass das Heer länger an dieser Stelle verharrte. Mussten die Arbeiten zur Beseitigung wegen Wassermangels zu lange unterbrochen werden, sollten die Bewohner der Region schon im gleichen Atemzug dem Heidentum abschwören was Zeit kostete, wollte die Geistlichkeit den Ort im gleichen Atemzug umwidmen und hinterließ bereits bauliche Maßnahme im Sinne christlicher Mission, gönnte Karl sich und seinen Männer nach dem langen Marsch, der erfolgreichen Eroberung der Eresburg und der Sommerhitze einfach nur eine nötige Ruhepause, oder erwartete man noch ein sächsisches Aufgebot mit dem man sich schlagen konnte. Vielleicht sollte hier auch schon das Treffen mit einer sächsischen Delegation statt finden auf die man wartete, zu dem es aber erst in Herstelle kam, wo sich die Sachsen im Zuge einer Unterwerfungsgeste genötigt sahen 12 Geiseln zu stellen. Vielleicht sollte hier auch schon das Treffen mit einer sächsischen Delegation statt finden auf die man wartete, zu dem es aber erst in Herstelle kam, wo sich die Nethegau Sachsen im Zuge einer Unterwerfungsgeste genötigt sahen 12 Geiseln zu stellen. Möglicherweise befand sich unter ihnen auch der damals etwa 12 Jahre alte Hathumar, der später zum ersten Bischof von Paderborn ernannt wurde. Fragen wirft auch ein weiterer Hinweis auf wonach der Frankenkönig in den Besitz von Gold und Silber gelangt sein soll. Man nimmt gerne an, dass es sich dabei um Raubgut aus fränkischen Klöstern und Kirchen gehandelt haben könnte. Plündern ja, aber passt es ernsthaft zur fälischen Mentalität derartiges auf museale Weise möglicherweise unter einer Tempeldiener artigen Bewachung drapiert, aufbewahrt oder aufgeständert zu haben oder gehört diese Vorstellung ins Reich der Phantasie. Ungeachtet dessen kann man sich auch ein Holzgebäude vorstellen, dass eine so hohe Achtung genoß, sodass sich niemand wagte Hand anzulegen, selbst wenn es unbewacht war. Hätte es dort wertvolle Gegenstände gegeben, so wären diese sicherlich bei Herannahen des Frankenkönigs rechtzeitig weg geschafft worden. Der Hinweis auf die eroberten Edelmetalle existiert wortgleich in den "Annales regni francorum" also den fränkischen Reichsannalen und den "Lorscher Annalen" und lautet "perrexit partibus Saxoniae prima vice, Aeresburgum castrum coepit, ad Ermensul usque pervenit, et ipsum fanum destruxit, et AURUM (Gold) vel ARGENTUM (Silber), quod ibi repperit, abstulit". Es kann demnach nur einer gemeinsamen Quelle entstammt sein. Einhard der Hofbiograph Karls des Großen war erst zwei Jahre alt als der Frankenkönig 772 die Irminsulstätte verwüstete und in seinen Annalen ist keine Rede mehr vom wertvollen Raubgut. Er war auch Laienabt hatte die älteren Reichsannalen überarbeitet und hatte eine Funktion inne, die auch innerhalb der Kirche umstritten ja sogar bekämpft wurde, denn man könnte ihn auch einen politischen Abt nennen, sodass seine Interessen und Ambitionen nicht unbedingt im klerikalen mönchischen Leben gelegen haben dürften. Daraus Gründe abzuleiten warum er es nicht erwähnte gleitet ins Spekulative ab, aber ein "passender" wäre der gewesen, dass er den Sachverhalt was die Schätze anbetraf begründet anzweifelt haben könnte. So könnte er sich auf das bessere Wissen seines Lehrmeisters des Angelsachsen Alkuin, dem wichtigsten Berater Karls des Großen gestützt haben, der zum Zeitpunkt der Irminsul Affäre schon 37 Jahre alt war und daher Kenntnisse besaß die Einhard als Kleinkind noch nicht hatte. Alkuin war dafür bekannt an der fränkischen Vorgehensweise gegen die Sachsen Kritik zu üben, geriet vermutlich deswegen auch in Misskredit und wurde später vom Hof entfernt. So könnte er die in den Reichsannalen erwähnten frommen Legenden die man um die Irminsulniederlegung gewoben hatte versachlicht und relativiert haben, woraufhin Einhard zumindest das "Gold und Silber" weg ließ, da man es nicht an der Irminsul vorfand. So darf man abwägen, ob der Hinweis auf das "Tempelgold" in den Teil des realen oder irrealen Geschehens der Überlieferung fällt. Zeitzeugen die der Niederlegung beiwohnten vielleicht sogar aus Kreisen der Kleriker sind namentlich nicht bekannt und auch die Teilnahme von Sturmius ist zwar rekonstruierbar bleibt aber Spekulation. Aber man sollte den Feldzug 772 auch unter dem Aspekt betrachten, dass die Sachsen nach 34 Jahren Ruhe möglicherweise wenig vorbereitet waren um einem fränkischen Großangriff auf ihr Land stand halten zu können. Auf fränkischer Seite hingegen werden sich die kampfeswilligsten Haudegen daran beteiligten haben, aber auch sie wussten was auf sie zu kam und wer ihre Gegner waren. Obwohl auch Kleriker damals ein Schwert führen konnten, so ist deren Teilnahme am Feldzug auf Basis der fränkischen Reichsannalen nicht überliefert. Welche Chronisten später an der Aufarbeitung beteiligt, vielleicht auch selbst Zeugen der Handlungen waren, oder ihre Zeilen nur dem Hörensagen nach verfassten und auf welche Weisungen und Vorgaben sie was schrieben bzw. schreiben mussten bleibt unklar aber bekanntlich schreiben immer jene Menschen Geschichte die im Licht stehen. Auch wann man nach der Eroberung der Eresburg den Entschluss fasste die Irminsul aufzusuchen ist nicht bekannt. Ob dies eine spontane Entscheidung war oder man es schon frühzeitig ins Auge fasste bleibt offen. Man darf sich daher auch die Frage stellen wann die Franken überhaupt erstmals etwas von der Existenz einer Ermen - oder Irminsul erfahren hatten. Nicht auszuschließen ist, dass das Wissen um sie erst im Zuge der Eresburg Eroberung die Runde machte. Es mag ein reizvolles Ziel für die Franken gewesen sein sich diesem unweit gelegenen Zentrum dörflicher Verehrung zu widmen zumal es auch an der Strecke nach Herstelle lag und keines großen Umweges bedurfte. Ein Ort unklarer Bestimmung der sich aus mehrfacher Hinsicht für einen Abstecher anbot, denn es ließ sich mit der Heimsuchung dieser Stätte eine weitere überregionale Aufmerksamkeit erzeugen. Das es sich auch als heidnische Gedenkstätte gut verkaufen ließ könnte ihnen erst später bewusst geworden sein. Das sich aber für alle damit der Gedanke an Reichtum verbinden ließ, mag sie schnell davon überzeugt haben ihren Kurs leicht zu ändern. Zweifellos stand das Beute machen im Vordergrund und die Annalen griffen gerne auf, dass sich an der Irminsulstätte auch Gold und Silber befunden haben soll oder eben haben könnte. Man kann natürlich auch der Überlegung nachgehen, dass die vom Feldzug heim gebrachten Schätze anderswo erbeutet wurden. Im Zuge der folgenden Kapitel wird noch darauf eingegangen, dass in der Irminsul nichts "theophores" steckte. Aber den daheim gebliebenen Franken samt ihrem frommen Auftrag war diese Vision gut vermittelbar und passte zur klerikalen Philosophie wonach auch die biblischen Heiden vor dem Abbild ihrer Götzen Gold und Silber stapelten. So könnte man die dortige Existenz der Edelmetalle in Abrede stellen zumal um das Heidentum auszurotten damals nahezu alle Mittel recht waren. Taten für die man nicht immer ein scharfes Schwert brauchte und für die sich auch die spitze Feder eignete um Überzeugungsarbeit und das auch in den eigenen Rehen zu leisten. Damit ließ sich das dringende und "hochnotpeinliche" Erfordernis dieses Feldzuges deutlich heraus stellen und die Argumente eines Alkuin der die "christliche Schwertmission" kritisierte abschwächen. Die Notwendigkeit war über jeden Zweifel erhaben und der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel. Das man gestohlenes Kirchengut den rechtmäßigen Besitzern wieder zurück gab ist nicht überliefert. Vielleicht erwähnten die Annalen das Edelmetall auch, da es aus der Enttäuschung erwuchs, dass die ihnen zuvor als so bedeutungsvoll geschilderte Stätte der Verehrung lediglich aus einem unspektakulären Baumstamm bestand. In diesem Zusammenhang stünde auch noch eine geschichtliche Aufarbeitung dazu an, warum Karl der Große vehement gegen die Sachsen wütete, obwohl es seinem Großvater 40 Jahre vor "Irminsul" nur mit Hilfe sächsischer und langobardischer Unterstützung gelang die ebenfalls ungläubigen Sarazenen zu schlagen. Schwer begründbar, so wird doch immer wieder ins Feld geführt, dass sich die Irminsul einst innerhalb der Behmburg befand die man später in Karlschanze umbenannte. Die auf der Eggehöhe teilweise schon schwach im östlichen Hangbereich liegende, aber dem Soratfeld und der westfälischen Bucht zugewandte und vermutlich schon in prähistorischer Zeit errichtete Wallanlage erfüllt aufgrund ihrer Lage nicht die Voraussetzungen um darin eine Alternative sehen zu können. Sie thront am östlichen Rande des einstigen Brukterergebietes wo sie der Theorie nach nicht in Berührung zu den Stammesgebieten der an der Schlacht beteiligten Marser oder Chatten kommt. So wäre die Behmburg dort nur für die Menschen der Hochfläche als Kultstätte geeignet gewesen, da sie sich vom Nethegau aus nur sehr mühsam durchs Hellebachtal auf Eselspfaden erklimmen lässt. Aber eine Irminsul sollte ihren Platz gut zugänglich und in ebener Lage gehabt haben. Im Zentrum einer Fluchtburg gelegen verfehlt der Standort auch die begründete Theorie was den Endschauplatz der Varusschlacht anbelangt. So galt es an der Zugroute anzusetzen und nicht nur den Marschweg von Varus zu rekonstruieren, sondern auch den, den damals Karl einschlug, als er Marsberg verließ um nach Herstelle zu gelangen. So visierte man den Ort der Irminsul an, der sich auf Basis dieser Annahme nahe Borlinghausen befand und den Franken musste daran gelegen sein, ihn ohne Umschweife auf dem schnellsten und bequemsten Weg zu erreichen. Vom Obermarsberg aus betrachtet bieten sich nur zwei Möglichkeiten an, wie man nach Borlinghausen gelangen kann. Und sicherlich gab man der kürzeren und eben verlaufenden Variante entlang der heutigen Bundesstraße 7 parallel zur Diemel über Westheim gegenüber dem Anstieg zum Sintfeld den Vorzug. Nach Westheim bog die Altstraße nahe Scherfede scharf nach Norden ab und die Entfernung von der Eresburg bis Borlinghausen liegt bei lediglich etwa 22 Kilometern. Auf diesem Weg umging das fränkische Heer auch die Hangwaldgebiete des heutigen Nonnenholzes und Marschallshagen in der Südegge und ersparte sich owohl das Queren der versumpften Bachkerbtäler, als auch den späteren Abstieg durch den Saltus von der Alten Burg hinab zum heutigen Borlinghausen und blieb zudem auch in besiedelten und gut passierbaren Regionen. Um nochmal zurück zu greifen in die germanische Epoche, so geht die historische Bewertung davon aus, dass sich das Siedlungsgebiet der Cherusker auch westlich der Weser erstreckte was den Nethegau mit eingeschlossen haben soll. Diese Erkenntnis ignoriert oder überspringt aber bislang die Forschung, wenn es um die Frage geht, welches Volk bzw. welcher Stamm den Nethegau zu Zeiten der Sachsenkriege besiedelte. Allgemein vertritt man die Auffassung die Angrivarier bzw. die aus ihnen erwachsenen Engern hätten den Nethegau von den Cheruskern übernommen und in ihr Stammesgebiet integriert. Somit lässt man die Existenz eines eigenständigen Nachfolgestammes außer Acht, der das Erbe der Cherusker angetreten hatte nämlich das Volk, das immer schon in Mittelfalen bzw. Falen zwischen West- und Ostfalen lebte und das waren nicht die Engern. Eine Karte die das Stammesherzogtum Sachsen um das Jahr 1000 zeigt in das man zwischen "Westfalai" und "Ostfalia" das Gebilde eines "engrischen Angaria" implementierte offenbart das Dilemma und die historische Unsicherheit in der Forschungslandschaft. Engern wird darauf wie ein Korridor von der dänischen Grenze bis kurz vor Kassel abgebildet. Ein kartographischer Offenbarungseid bar jeglichen politischen Einfühlungs- und Vorstellungsvermögens dem die Unregierbarkeit ins Stammbuch geschrieben ist. Es lässt sich noch nicht einmal mit der Kompromissgeburt eines Lotharingiens vergleichen, da dieses frühe Reich im Gegensatz zu Engern sogar einst existierte. Mangels historischem Wissen über das tatsächliche Stammesgefüge und insbesondere die Gauabgrenzungen im Süden von "Großengern" verunsicherte man mit dieser Abbildung die Generationen und überging aus Unkenntnis die gewachsenen historischen Verhältnisse wie man sie in den einstigen Wohngebieten zur Sachsenzeit erwarten darf. Nämlich eine autochthone Vorbevölkerung. Zudem ist man sich einig darin, dass die Falen und Sachsen ihre Substanz daraus schöpften, dass sie im Zuge der Völkerwanderung ihre Wohngebiete nicht bzw. kaum verändert haben. Man unterschlug mithin die Spuren eines verschollenen Volkes, das man seit der Antike bewusst in Vergessenheit geraten lassen wollte und deren alten Geist man im Zuge des verpönten Irminsulvermächtnisses auch nicht mehr wieder auferstehen lassen wollte. Plausible Erklärungen zu dieser Theorie werden noch nach gereicht. Und im Zuge fränkisch geprägter frühmittelalterlicher Grenzziehung fand sich nun die Irminsulstätte auch nicht mehr da wieder, wo einst Cherusker und Chatten nebeneinander siedelten und sich arrangierten, sondern hatte nun ihren Platz im fälischen Sachsen. Sie grenzte zwar immer noch an das einst chattische Stammesgebiet, was aber nun unter fränkischer Hoheit stand. Nun aber war ihr Standort unversehens in die Nähe der von den Karolingern neu gezogenen Grenze gerückt und geriet damit in den unmittelbaren Spannungsraum der zwei verfeindeten Völker. Die Irminsul war nun zu einem fälischen Stammesmittelpunkt geworden und hatte den Bezug zu den Cheruskern und zum ehemaligen Chattenland längst verloren dem Land, dass Karl zum sächsischen Hessengau erklärt hat. So entschied die Zeitgeschichte darüber, dass sich dadurch das Wahrzeichen "Irminsul" sehr weit im Süden Sachsens wieder fand, sich also in die kritische Nähe zum nunmehr fränkischen Reich verschoben hatte. Damit beantwortet sich auch die Frage, warum man für ein so bedeutsames Kultobjekt nicht einen Standort gewählt hatte der sich tiefer im Landesinneren befand. Es war eine Position die sich aus dem geschichtlichen Ereignis der Varusschlacht erschloss, als man die frühmittelalterliche Entwicklung noch nicht voraus ahnen konnte. Sowohl die Falen als auch die zugewanderten Sachsen hatten sich nun zwangsläufig mit dem nun strategisch äußerst ungünstig gelegenen Standort der Irminsul abzufinden. Wobei es natürlich die an die Varusschlacht gebundene Tradition gebot sie auch nicht beliebig versetzen zu dürfen. Dieser Umstand verführte auch dazu anzunehmen, im Sachsenland habe es noch weitere Irminsäulen gegeben, was aber nicht der Fall war und was auch keine Quellenangabe hergibt. So war das Irminsulgelände von seiner ursprünglichen Bestimmung her auch nie ein gewachsener Thingplatz, dürfte es aber über die Jahrhunderte betrachtet geworden sein und könnte dadurch auch eine vermehrt politische Symbolik und Bedeutung im Sinne eines Gerichtsortes bekommen haben. So rückte Karl an den Oberlauf der Helmerte aus Richtung Bonenburg kommend. Nahe dem heutigen Borlinghausen wich er somit lediglich 6.500 Meter von der idealen Luftlinie Marsberg - Herstelle ab. Die vorhandenen Altwege waren die Verkehrsadern der Zeit und von ihrem Zustand hing ab wie und wo man reiste und marschierte. Das Netz der gut nutzbaren überregionalen Fahrwege lässt sich nur halbwegs erschließen. Als sicher gilt aber, dass der Herß - bzw. Bördenweg der sich aus dem Sintfeld näherte und weiter nach Osten führte zu den bedeutenden Magistralen einstiger Fortbewegung zählte. Nach dem Eggeaustritt teilte er sich in einen Oberen - und Unteren Bördenweg, wobei der Obere Bördenweg der über Borlinghausen, Peckelsheim und Schweckhausen an der Nordkante der Warburger Börde nach Herstelle führte auch heute noch in einigen Abschnitten Königsweg genannt wird. Den Franken war er nicht unbekannt und sie nutzten ihn nach getaner Arbeit an der Irminsul für ihren Weitermarsch nach Herstelle. Insgesamt betrachtet ging Karl weder ein strategisches Risiko ein noch war mit diesem Abstecher zur Irminsul ein großer Umweg verbunden. Hier gilt es nun den Bezug zu Borlinghausen herzustellen, die Region in der Varus letztmalig auf "Tuchfühlung" zu Ermin, Irmin, Hirmin oder Arminius stand. Die karolingische Gepflogenheit wie es schon die bedeutsamen Kirchenlehrer empfahlen bestand darin für die Errichtung christlicher Gebäude heidnisch mystische Kraftorte zu bevorzugen, sie also an jenen Orten zu errichten die man für besonders pagan vorbelastet hielt um geschickt in deren traditionell gewachsene Erinnerungskultur und Glaubenswelt einzusteigen um das Umgewöhnen der Bevölkerung zu erleichtern. Und in dieser Tradition immer noch verharrend benannte man auch die alte Behmburg, die man hinlänglich als Mittelalterlich bezeichnet, obwohl sich dafür keine Beweise finden lassen im 17. Jahrhundert nach dem "Aachener" Karl dem Großen Karlsschanze. Damit brachte man ihn wie auch die Borlinghauser Eiche deren Pflanzung man ihm zuschrieb eng mit der Region in Verbindung. Und ja, man darf sogar annehmen, dass Karl die Borlinghauser Eiche pflanzte. Denn Gehölze haben bekanntlich die Eigenschaft auch wenn der Hauptstamm einmal sein Alter erreicht hat, vermorschte oder brach neue Triebe bilden zu können, die wieder zu stattlicher Größe heran wachsen konnten. Wer also will bezweifeln, dass es sich nicht bei der Borlinghauser Eiche genauso verhielt und Karl den Ursamen in den Boden steckte. Ungeachtet des wahren Sachverhaltes unterstreicht es doch, dass Karl der Große einst im Nethegau gewirkt hatte und dort auch noch andere Spuren hinterlassen haben könnte. Und das er dabei nicht nur auf dem Sintfeld kämpfte oder unterwegs nach Paderborn war, sondern auch sein Pferd durch das Eggevorland explizit den Nethegau führte beweist seine Anwesenheit in Herstelle im gleichen Jahr 772 sowie sein dortiger Aufenthalt vom Herbst 797 bis Ostern 798. Es ist bekannt, dass er sich zum Leidwesen der Kleriker seines Hofes auch für die Lieder, Verse und Reime seiner germanischen Vorfahren interessiert haben soll. Er war sich also seiner Wurzeln noch bewusst und richtete seinen Blick nicht nur nach Italien. Karl der Große war belesen ließ sich auch vorlesen, kannte seine Herkunft wusste sicherlich auch von der Hunnenschlacht und die Sachsen waren für ihn keineswegs ein fremdes Volk. So sollte man nicht ausschließen, dass sein Wissen was er sich erwarb auch bis in die Epochen vor der Völkerwanderung zurück gereicht haben könnte. Aber was hätte der spätere Kaiser Karl von den Römern der Zeitenwende denen er nun selbst auf allen Ebenen nacheiferte noch wissen können. Varus war schon 763 Jahre tot als Karl 772 die Eresburg erstürmte, aber insbesondere westlich des Rhein begegneten ihm noch auf Schritt und Tritt die gigantischen römischen Bauwerke der Antike. Überall sah er noch die alten Gemäuer, teilweise die daraus hergerichteten Gebäude, die monströsen Viadukte der Eifel Wasserleitungen und die fortschrittliche Straßenpflasterung. Alles zu seiner Zeit noch in beeindruckend gut erhaltenem Zustand und in immer noch imposanter Dimension. Stabile Straßen für die man sogar noch Jahrhunderte später dankbar war. Inwieweit er aber über die Anwesenheit römischer Legionäre in Ostwestfalen, wo er den Sachsen begegnete informiert war ist nicht überliefert. Aber auch in dieser dünn besiedelten Region wird er noch auf die römischen Wallanlagen der alten Kastelle gestoßen sein und schaute sich die ihm zugetragenen alten Münzen oder andere Bodenfunde an, die aus jener Zeit stammten um sie zu bewerten. Antike Zahlungsmittel die man im 8. Jahrhundert wohl noch an jeder Straßenecke fand. Zweifellos konnte er die einzelnen Epochen römischer Geschichte nicht überblicken aber Kaiser Augustus wird ihm noch ein Begriff gewesen sein zumal er dem Imperium zeitlich weit aus näher stand als wir es heute sind. Und was er an der Weser noch oberirdisch vorfand als er 775 unter der Brunsburg kämpfte waren möglicherweise auch die steinernen Gebäude von Corvey, da sie schon dort schon standen als sich die Mönche noch nicht für diesen neuen Klosterstandort entschieden hatten. Es könnten darunter auch die marmorartig aussehenden Reste zugehauenen Silikat Gesteins, also dem heimischen Bachtuff gewesen sein die er verbaut in dem Gebäude sah, dass man bezeichnenderweise im 9. Jahrhundert "Selicasa" nannte. Noch immer frei stehende Torsi gleiche Fragmente die dieser Theorie zufolge vielleicht schon die römischen Steinmetze hinterließen. Ein Anblick der ihn bewogen haben könnte schon früh die Weichen für das spätere "Corbeia nova" zu stellen. Darunter auch Säulenelemente aus Kalksinter also Silikatgestein die vermutlich im Zuge der Ausbauarbeiten 822 wieder zutage gelangten und die man in den Dom zu Hildesheim schaffte, weil man sich ihre Herkunft nicht erklären konnte und die die sächsische Seele irrtümlicherweise für die Reste der Irmensul hielt. Ob Karl aber noch etwas von Varus bekannt war ist zwar fraglich aber doch möglich, denn der Volksmund bewahrt mehr als man meint und wie schon Heinrich Heine 1837 dichtete ist in Westfalen "nicht alles tot, was begraben ist". Wann es geschah, dass man dem Berg unweit westlich von Bonenburg den Namen Varenberg gab, der eine Ähnlichkeit zu Varus aufweist ist nicht bekannt aber irgendwann muss er ihn bekommen haben, wobei aber auch die ortsansässige Heimatforschung hinsichtlich dieser Frage überfordert ist. Mögen Irminsul und Varusniederlage recht nahe beieinander im Fadenkreuz des heutigen Borlinghausen gelegen haben, so darf man sich doch die Frage stellen, ob sich davon nicht vielleicht doch noch etwas im oberirdischen Bereich oder anhand von Aufzeichnungen erhalten haben könnte. Einem Bezugspunkt in der unmittelbaren Region gelang allerdings schon früh der Sprung in die Geschichtsbücher. Es ist der 937 erwähnte Ort "Elmeri" der sich heute Helmern schreibt. Strittig ist seine etymologische Herkunft und während die einen für einen Gründervater namens "Elmer" plädieren, gibt es auch die Annahme der Ort verdanke seinen Namen der Ulme, die man im frühen Mittelalter "Elm" nannte, so wie der Baum auch heute noch in Angelsachsen bezeichnet wird. Obwohl das frühere Rittergut Helmern 5 Kilometer Luftlinie von der Behmburg/Karlsschanze entfernt liegt vermutet man, dass dort die Mannen lebten die einst als Wachmannschaft für diese Befestigungsanlage zuständig waren. Helmern/Elmeri selbst hatte auch die Funktion einer Grenzbefestigung denn sie lag nur etwa drei Kilometer nördlich des bedeutenden "Oberen Bördenweges", der den "sächsischen Hessengau" vom "sächsischen Nethegau" trennte, kontrollierte aber auch den in Nordsüdrichtung verlaufenden Verkehrsweg unmittelbar unterhalb der Egge und den Hellweg von Warburg nach Brakel. So fand sich Helmern seit jeher in strategischer bedeutsamer Position, konnte vor allem die Passagen nach Norden blockieren, dürfte zur Zeit der Sachsenkriege umkämpft gewesen sein und leistete Widerstand. Die Franken wussten um seine Schlüsselfunktion, nutzten seine zentrale Lage und werteten Helmern später zum karolingischen Königshof auf. Noch vor Borlinghausen und Willebadessen ist Helmern der erste uns bekannt gewordene historische Siedlungschwerpunkt im westlichen Nethegau, da er sich schon für die erste Hälfte des 10. Jahrhundert namentlich greifen lässt. Helmern/Elmeri wird im Verlauf dieser "Theorie" noch eine hintersinnige Bedeutung zufallen, denn eine bislang unentdeckte fasst schon kryptisch zu nennende Spur zur Borlinghauser Irminsul rückt das alte "Elmeri" in ein neues Licht. Ein verborgener Hinweis dem in den folgenden Kapiteln noch nach gegangen wird. (01.12.2022

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Dienstag, 15. November 2022
Die Irminsul - Symbol außerreligiöser Verehrung
In den folgenden Kapiteln wird, wie es schon zum Standard dieses Internetbuches gehört, auch das Thema "Irminsul" und sein Zusammenhang mit dem Varusereignis von unterschiedlichen Sichtweisen aus beleuchtet um aufzuzeigen, dass man sie nicht grundlos in jener Gegend errichtete wo einst die Schlacht zu Ende ging. Und der Verdacht wog auch immer schon schwer, dass dahinter der Gedanke gestanden haben könnte den Ort würdigen zu wollen, an dem nach einer zweitägigen Marschschlacht der folgenschwere Sieg über die drei Varuslegionen gelang. So erhielt sich im Naturbauwerk eines Holzstammes der Name des Mannes, der damals die entscheidenden Weichen für den Sieg der germanischen Stämme gestellt hatte. Dies hätte sicherlich längst Eingang in die Geschichtsbücher gefunden, wenn es sich anhand belastbarer Funde beweisen ließe, aber es ist noch nicht aller Tage Abend. Mit keinen anderen Ereignissen der frühdeutschen Vergangenheit hadert die Geschichtsforschung mehr, als mit jenem das im Jahre 9 + statt fand und dem, das im Jahre 772 + folgte. Beides ereignete sich fasst vor unserer Haustür und doch treten vom lokalen Heimatforscher bis zum versierten Universitätsprofessor alle auf der Stelle, wenn es um die Frage der Lokalisierung geht. Das Erstere von beiden Geschehen war der siegreiche Ausgang einer Schlacht unserer Altvorderen gegen eine ungeliebte Besatzungsmacht. Und obwohl sich zahlreiche Argumente aufbauen lassen, auch was die Dialektschiene oder die unterschiedlichen Mentalitäten anbelangt und sich die Nachhaltigkeit der Schlacht mit Händen greifen lässt, kann man doch nicht konkret sagen, inwieweit es die spätere Kulturgeschichte Deutschlands beeinflusst hat. Und als im Spätsommer 772 die Franken einem Baumstamm seine Bedeutung nahmen der nach dieser Theorie an Arminius erinnerte war es ähnlich, denn damit wurde wieder ein Ereignis und ebenfalls in Ostwestfalen zum Wendepunkt für das folgende und spätere innerdeutsche Zusammenleben. Das Heer mit Karl dem Großen an der Spitze konnte damals am vermeintlichen Standort der Irminsul östlich von Borlinghausen die zahlreichen Hügelgräber der alten Kulturen nicht übersehen haben. Folglich ein Stätte wie geschaffen um der Irminsul ihre Existenz frommen Beweggründen zuschreiben zu können und sie für das Statuieren eines Exempels zu nutzen. Ist von germanischen Heiligtümern die Rede denkt man in der Regel an im Moor versenkte Opfergaben, kaum definierbare kleine Holzfiguren oder die taciteische Muttergottheit Nerthus auf ihrer Ostseeinsel verkennen aber, dass wir uns in Ostwestfalen historisch betrachtet in keltisch vorgeprägten Regionen bewegen was ein Umdenken auch bei der Frage nötig macht, wie es die Kelten mit der außerreligiösen Verehrung hielten. Aber auch in diesem Fall schweben wir zwar in der Grauzone des Nichtwissens, erkennen aber die Parallele zwischen ihren Priestern den Druiden mit dem in Ostwestfalen überlieferten Drudenglauben. Aber letztlich ist es immer die symbolische Kraft und Sinngebung, die mit einem Gegenstand verbunden wird und so hielten es auch die Menschen in den Jahrhunderten nach Varus die die Sul einst aufrichteten und ihren Ort pflegten und würdigten. Und wenn auch unbeabsichtigt, was man unterstellen möchte, so verwischten die Franken mit ihrer Tat auch gleichzeitig die hier möglicherweise noch vorhanden gewesenen letzten Spuren die an den Ort der Varusschlacht erinnerten. Es war dieser Gewaltakt der den Auftakt zu einer Vielzahl von Gräueltaten bildete mit denen die fränkischen Missionare den Kampf gegen die Ungläubigen aufnahmen um die Christianisierung in weiten Teilen des heutigen Deutschlands durchzudrücken. Als sich dem Verfasser etwa in der Mitte des "Varusprojektes" angelangt die Parallele zur "Irminsulaffäre" förmlich aufzwang wirkte dies zunächst befremdlich, gewann dann aber dank weiterer Hinweise zunehmend an Kontur und bei näherer Betrachtung zeigte sich auf verblüffende Weise, wie eng sich hier die zwei Geschehnisse deutscher Geschichte begegneten. Damit lässt sich der Hergang, besser gesagt der Ausgang der Varusschlacht nicht nur ergänzen, sondern sogar auch bestätigen und komplettieren. Wollen wir die Sprache der Geschichte verstehen, dann erwies uns Karl der Große mit seiner Tat unbeabsichtigt einen unerwarteten Dienst. Die Voraussetzungen das Varus Ereignis mit Hilfe der literarischen Ausgangslage noch mal aufzuarbeiten schien Angesichts der zahlreichen Varus Theorien zunächst ungünstig, aber mit Zunahme der vielen Indizien überwog der Optimismus eine belastbare Theorie gefunden zu haben, wobei die "Irminsulepisode" half einen wichtigen Schlussstein zu setzen. Nicht nachvollziehbar ist, dass sich unter den diversen Theorien, Vorschlägen, Ideen aber auch teils händeringenden Phantasien welchen Weg denn Varus in den Untergang eingeschlagen haben könnte bislang kein Suchhorizont auftat, der sich in den Nethegau hinein erstreckte. Und das obwohl die Weser die lateinische "Visurgis" richtungsgebend war und in der antiken Literatur von den beiden wichtigsten Gewährsmännern zur Varusschlacht, nämlich von Cornelius Tacitus und Cassius Dio ausdrücklich erwähnt wurde. In ihren Schriften kommen im Zusammenhang mit den Cheruskern, sowohl auf Varus als auch auf Germanicus bezogen starke Bezüge zum Fluss zum Ausdruck, was längst hätte hellhöriger machen müssen. Aber die Varusforschung sparte den Betrachtungsraum zwischen Egge und Weser in jeder Hinsicht aus und ist nach wie vor bemüht und nahezu beseelt in den seit alters her verdächtigen Regionen fündig zu werden. Die proklamierte "Südtheorie" wonach man den Verlauf der Varusschlacht auf das Bergland südöstlich der Münsterländer Bucht begrenzte war schon ein Schritt in die richtige Richtung, aber man tat ihn nicht weit genug. Mangels schlüssiger Logik verwarf man derartige Überlegungen zu schnell und alles endete am Sint - und Soratfeld, dem Ostrand der Paderborner Hochebene. Aber den gedanklichen Sprung über die Eggekante hinaus zu wagen um explizit östlich von Schwaney in den Nethegau abzusteigen, bei Brakel die Spurensuche aufzunehmen, oder gar eine Verbindung zur Irminsul herstellen zu wollen unterließ man. Und die Möglichkeit, dass sich im Umfeld des alten Burgweges westlich von Borlinghausen, den man als "Teutoburgiensi saltu" identifizieren darf, auch die Schauplätze zweier höchst diffiziler Unruheherde deutscher Geschichte befanden, die sich dort die Hand gegeben haben könnten, griff ebenfalls niemand auf. So war es bislang eine absurde Vorstellung mit der man sich schon in die Nähe eines Störenfriedes gerückt fühlte, wenn man die Überzeugung vertrat, dass sich gerade hier auf wenigen Quadratkilometern alles vollzogen haben soll. Aber diese Theorie könnte dazu beitragen die Augen zu öffnen und Anreize schaffen, den Focus in diese Region zu lenken. Und nach dieser Theorie lieferten sich Römer und Germanen auf den Höhen östlich von Borlinghausen ihre letzten Gefechte und an zentraler Position befand sich später eine Stelle wo kein Gras mehr wachsen konnte, weil dort die Menschen zu oft stehen blieben und sich aufhielten. Hier schlug die Geburtsstunde des "Truncus" wie Rudolf von Fulda die Säule 863 nannte. Und der lateinische Name "Truncus" der mit dem deutschen "Strunken" sprachlich verwandt ist war der Name für einen Stamm, und Stämme sind in der Regel aus Holz und nicht aus einem anderen Material oder gar Stein. Hat man diese Überlegungen verinnerlicht dann stellt sich schnell eine neue Klarheit ein und die Säule könnte da gestanden haben, wo die Kämpfe endeten und die Schlacht war der Anlass und sie gab den Ausschlag für ihre spätere Errichtung. Folglich eine Säule die es an dieser Stelle vor der Schlacht noch nicht gab. Bewegt man sich auf diesem Argumentationsstrang vorwärts, dann kann auch die Stätte der Irminsul ihren Beitrag zur Lösung liefern und den rückwärtigen Pfad zur Varusschlacht ebnen. Denn in der Region wo sie stand hatte Varus demnach einst aufgehört zu existieren. Aber der Weg bis es zur Definition dieser Örtlichkeit kommen konnte war so kurvenreich wie der Marsch der Legionen, obwohl er uns was den Endpunkt anbelangte schon von Tacitus vorgegeben wurde. So las auch Tacitus vielleicht im Alter von dreißig Jahren im Jahre 98 + in seinen Vorlagen den Namen "Saltus" mit dem zusätzlichen Hinweis auf die dort vorhandenen "Teutoburgen", also den Volksburgen der Einheimischen und verwendete ihn innerhalb seiner Annalen. Und wenn Tacitus den Namen kannte, dann vermutlich auch schon Varus. So lebte man um diese Zeit geographisch zwar nicht in völliger Unkenntnis, aber über bessere Instrumente der Kartografie hätte man sicher gerne verfügt. Cassius Dio und ein Altmeister dieser Wissenschaft wie Claudius Ptolemäus wie er, auch Grieche, die sich über wenige Jahre als Zeitgenossen gegenüber standen, hätten sich in ihren wenn auch unterschiedlichen Werken eigentlich schon am Namen "Teutoburgiensi saltu" bedienen können, denn auch sie könnten ihn gekannt haben. Dann wäre uns auch das Verorten der Mehrtagessschlacht anhand der germanischen Siedlungsnamen sicherlich leichter gefallen, aber beide taten es nicht. Cassius Dio war der wichtigste und einzige Informant was die durchgängige Darstellung in Sachen Schlachtverlauf anbelangt, obwohl wir ihm nicht den besagten Namen des Endpunktes der Schlacht verdanken, denn diesen Hinweis in Gestalt der zwei Worte überlieferte uns nur Cornelius Tacitus. Bevor Cassius Dio der um 235 + verstarb seine Schreibfeder zur Seite legte setzte er zwar den Schlusspunkt unter sein Werk aber die neuzeitliche Suche nach den von ihm beschriebenen Austragungsorten konnte man erst aufnehmen als 1508 die Tacitus Schriften wieder auftauchten, die die nötigen Anhaltspunkte bezogen auf die Weser, die Ems, die Lippe aber auch auf die Siedlungsgebiete der Brukterer, Aliso und den Saltus lieferten. Da die in Latein bewanderten Corveyer Mönche die Tacitus Schriften bereits im 9. Jhdt. einsehen konnten als sie von Fulda nach Corvey gelangten, dürfte ihnen schon sehr früh bekannt gewesen sein wo einst die Varusschlacht endete. Und da sich der Schauplatz nur unweit von Corvey befand darf man konstatieren, dass sie auch noch einiges mehr wussten als wir heute. Und das ihnen auch bestens bekannt war, wo damals die Irminsul stand, wird man auch nicht anzweifeln wollen. Borlinghausen nennt sich heute das 450 Seelen umfassende Dorf, das den nächsten Bezug zu beiden Schauplätzen vorweisen kann, dass aber seinerzeit als größere Ansiedlung noch nicht existierte haben dürfte. Es liegt am Oberlauf der Helmerte die durch ihn hindurch fließt, nachdem sie ihren Quellbereich unterhalb der Egge verlassen hat. Dann speist sie den Weiher des dortigen Wasserschlosses und schlägt eine Nordrichtung auf Helmern zu ein. Bevor das Dorf 1065 erstmals urkundlich erwähnt wurde, lassen sich ältere Besiedlungsspuren nur anhand von Parzellennamen ableiten oder über Ortsnamen der Region recherchieren, denn frühere datierfähige Zufallsfunde im Ortsbereich blieben bislang aus. Auf Basis dieser Theorie endete "hier" nahe dem Ort die Varusschlacht und man errichtete dort später die Irminsul. So liegt die Herausforderung darin das "hier" zu definieren und dazu gehört es sich die Marschrichtung der Legionen topographisch und räumlich mit der Zielrichtung zum Eingangsschlund des Saltus in die Egge vor Augen zu halten. Da es keine Alternative für sie gab sie aber den Marsch nach Westen fortsetzen mussten, waren sie gezwungen sich diese letzte Chance zu wahren und offen zu halten. Das die Irminsulstätte eine Nähe zum Marschkorridor aufweisen sollte und mit ihm in etwa deckungsgleich gewesen wäre ist naheliegend. Aufgrund der gegebenen Verhältnisse ließ sich recherchieren, dass sich der Zug des Varus nach dem er das "prima Vari castra" nahe Schweckhausen verlassen hatte an dem Weg zum Saltus zu orientieren hatte den schon die eiszeitlichen Herden nutzten. Es ist der seit Menschengedenken genutzte "Obere Bördenweg" der von der Weser kommend am nördlichen Rand die Warburger Börde streifte dann die Egge erklomm und weiter in Richtung Sintfeld und zum Rhein führte bzw. umgekehrt. Ein Weg der noch heute ab Peckelsheim bis zum Markhof den Namen Markweg also Grenzweg trägt. Den Markhof der inmitten einer Sumpfzone liegt trennt von Borlinghausen aus betrachtet nur noch eine bewaldete Anhöhe, bevor der Blick auf die Borlinghauser Eiche fällt. Und bevor der Markweg in die Sumpfzone einmündet die etwa 250 Meter breit ist musste er sich zwangsläufig verengen, da man ihn seinerzeit auf Bohlen geführt haben dürfte. Hier befand sich die einzige Möglichkeit, dass in die Helmerte entwässernde und besonders nach Regenfällen feuchte Gebiet passieren zu können. Das Vorhandensein einer Vielzahl alter Hohlwege vor dem Eintritt in die Senke lässt erkennen, dass es hier zu keiner Zeit möglich war diesem moorigen und nassen Untergrund im weiteren Umkreis ausweichen zu können. Strategisch gedacht könnte auch diesem Bruchgebiet, bevor der Marschzug danach die heute bewaldete Anhöhe erreichte seinerzeit eine hohe Bedeutung zu gekommen sein. Das Waldgebiet führt heute den Namen Struckholz" und die Vorsilbe "Struck" bzw. "Struc" oder "Struk" verrät die
forschungsgeschichtliche Nähe und nahezu Identität zum "Strunken" und somit auch zum Truncus. Es erfährt dadurch zwar keine Beweiskraft hinsichtlich der hier aufgestellten These, spricht aber für eine etymologische Kontinuität. Man darf also annehmen, dass in diesem Bereich die Legionen von den Germanen erwartet, letztmalig angegriffen und sich dort die Endschlacht zutrug. Um sich die Lage besser vorstellen zu können sei der Hinweis gestattet, dass die Luftlinie vom heute mitten im Bruch befindlichen Markhof bis zum Einstieg in den Saltus etwa 3000 Meter beträgt. Die Kämpfe längst des Weges werden sich auch in die Breite gezogen haben, aber die Rumpflegionen werden um ihre letzte Kampfkraft nicht zu verlieren darauf geachtet haben, die Marschkolonne geschlossen zu halten um eine Auflösung zu vermeiden. Wie es um die Marschdisziplin aufgrund der körperlichen Überlastung am Ende des Leidensweges stand ist fraglich aber nachvollziehbar. Und trotzdem gelang es nach Cassius Dio noch einem verschwindenden Rest selbst am Abend dieses dritten Marschtages, dem kräftezehrenden zweiten Kampftag ein nächtliches Provisorium zu errichten. Es ist das Lager, dass Tacius erwähnte und dem man den Namen Notlager gab. Damit wäre eine brauchbare Theorie gefunden auf dessen Basis sich ein Suchraum abstecken ließe in dem man neben diesem letzten Behelfslager auch das Schlachtenende erwarten und folglich auch den möglichen Standort der Irminsul vermuten darf. Aber was könnte der Boden nach über 1250 Jahren von der Sul noch frei geben, wenn darin alles Organische bis auf wenige kaum auffindbare Spurenelemente verrottet und Metallisches bis zur Unkenntlichkeit verklumpt ist. So kann uns nur ein Blick auf schriftlich Hinterlassenes dabei helfen, wenn man nach neuen Indizien suchen möchte. Und da ergaben sich im Zuge der Recherchen eine Reihe interessanter Anhaltspunkte um den damaligen Standplatz der Irminsul einzugrenzen. Und desto mehr Belastbares sich auftun lässt, so mehr kann man es als Faktum einer dortigen Existenz begreifen und dem Mysterium das Mysteriöse nehmen. Das Reale entzauberte immer schon das Mystische was besonders für die Irminsul gilt und was sie schon seit Jahrhunderten umgibt. Übrig bleibt ein rationales Objekt nüchterner Betrachtung bei dem man sich nicht sicher ist, ob es der Mensch überhaupt entschleiern möchte. Vergegenwärtigt man sich nun das Geschehen um die Zerstörung des "Irminsul Ensembles" so wie es überliefert wurde, dann lassen sich daraus veränderte Schlussfolgerungen ziehen und neue Fakten können zur Diskussion gestellt werden. Zuvor aber sei noch eine grundsätzliche Betrachtung gestattet um die Problematik zu verdeutlichen in der die Forschungslandschaft steckt, wenn sie sich mit dem Thema Irminsul beschäftigt. Denn sie tut sich seit jeher schwer mit der Definition einer historischen Übergangsphase. Nämlich der Frage, was vom germanischen Menschen, seinen Stämmen und Völkern blieb, als sich diese plötzlich Kraft wissenschaftlicher Einordnung im frühen Mittelalter wieder fanden und nun keine Germanen mehr sein durften. Hinkende Begriffe wie Germanen, Völkerwanderung oder Mittelalter die man anhand heraus ragender Ereignisse festlegte um sich im Wust der Vergangenheit zu orientieren, Epochen von einander trennen und Völkern Namen geben zu können. Aber im Kern lebte immer noch der gleiche Mensch. Wann waren die Brukterer keine Germanen mehr, wann titulierte man sie als Franken und wann nannte man sie Westfalen um nur dieses Beispiel zu nehmen. Und bei der Frage um die Irminsul tritt das Problem in ähnlicher Weise auf. Denn den Ursprung dieser Stätte den zugewanderten Sachsen zuschreiben zu wollen ist historisch nicht haltbar, vereinfacht die Debatte um ihren Ursprung und führt zu falschen Vorstellungen. Um ein besseres Verständnis für die Bedeutung der Irminsul zu entwickeln wird auf dieses komplexe neue Miteinander noch in einem Folgekapitel eingegangen werden. Denn die Existenzgeschichte der "Sul" wurde in mehrfacher Weise in ein unechtes Licht geschoben damit es zum Gesamtbild passt wie es sich die Nachwelt von ihr geschaffen hat. Nur auf den ersten Blick schien alles plausibel zu sein, fügte sich der Überlieferung war aber fern vom Realen. Was die Franken unter dem einstigen Volk der seeräuberischen Sachsen verstehen wollten und wie sie das heidnische Volk im Nordosten erlebten, prägte auch ihre Vorstellungen über das Verhalten dieser Menschen. So gaben sie ihnen zwar die vereinfachte Sammelbezeichnung Sachsen, aber ihr ostwestfälischer Kern setzte sich aus Menschen eines anderen Schlages zusammen. Denn die fränkische Weltanschauung bestand daraus diese Großmacht im Nordwesten des heutigen Deutschland pauschal als Sachsen zu bezeichnen, dabei aber die zahlreichen regionalen und stammesgeschichtlichen Eigenarten, ihre Identitäten und Entwicklungsgeschichten unterzugewichten. Und in Ostwestfalen in das die Stämme aus dem Norden neues Blut spülten und ihre Mentalität mit brachten war es nicht anders. Sie fassten langsam ab dem 6. Jahrhundert Fuß einige kamen bis ins Süderland dem heutigen Sauerland und in die Diemelregion und die Exgermanen im Nethegau nahmen sie auf was ihnen zu neuer Substanz verhalf. Die Bevölkerungsdichte in Falen ließ den Zuwachs aus dem Norden vermutlich problemlos zu, man sog sie auf aber ihre sprachlichen Wurzeln verloren sie im Zuge ihrer Anpassung an den fälischen Bauerntypus. Parallel zum neuen Geschehen fiel literarisch betrachtet nach der Antike und der langen "Dunkelepoche" auch wieder erstes Licht auf den Betrachtungsraum. Denn die Spannungen zwischen den beiden Blöcken hatten zugenommen und es eskalierte im Sommer 772 als Karl der Große die Grenzfestung Eresburg an der Diemel zerstörte. In diesem Jahr betrat Karl der Große auch erstmals den Jahrhunderte vor ihm vom Imperium verlassenen Osten, eine Region in der auch karolingische Wurzeln ruhten. Er begegnete dort einer kulturell noch im heidnischen verhafteten Zivilisation in der er seine eigene germanisch geprägte Vergangenheit erkannte und von Dialekten abgesehen sprach man auch immer noch die gleiche Sprache. Nachdem er sein Zerstörungswerk in "Horohusun" dem heutigen Marsberg beendet hatte berichten die Chroniken übereinstimmend, dass er sich danach an den Ort begab wo die Irminsul stand allerdings ohne, dass sich dem eine Distanzangabe entnehmen ließ. Man geht auch hier von "unweit" aus, dass uns bereits aus dem Taciteischen als "haud procul" geläufig ist. Aber die Verortung der Irminsul wird gegenüber dem "Teutoburgiensi saltu" erleichtert da die historischen Quellen im 8. Jahrhundert schon kräftiger sprudelten als im 1. Jahrhundert. Die Niederlegung und Plünderung der Irminsulstätte soll sich über maximal drei Tage hingezogen haben wobei Probleme mit der Trinkwasserversorgung kamen hinzu kamen. Von hoher Bedeutung für die Verortung ist die Quellenangabe, dass sich Karl der Große direkt nach der Zerstörung nach Herstelle an die Weser begeben hatte, da dies viele Mißdeutungen verhindert. Herstelle, ein heute noch existierender Ort wie wir es auch gerne in den Tacitus Annalen gelesen hätten. Karl brach in Marsberg auf und hätte sich, wollte er den direkten Weg nach Herstelle an die Weser nehmen, nahe zur Diemel bewegen müssen. Einem Fluß der in höheren Lagen entspringt und von dem auch aufgrund seiner zahlreichen Nebenbäche keine Jahre der Austrocknung bekannt geworden sind. Und von diesem Weg zur Weser wich nun der Frankenkönig ab und suchte jene bedeutsame Irminsul auf von der man damals annahm, vielleicht besser gesagt es die Kleriker annehmen wollten, dass es sich dabei nur um ein heidnisches, also ein religiös motiviertes "Idolum" gehandelt haben konnte und so ließ er diesen Ort nachhaltig, wohl bis zur Unkenntlichkeit zerstören, da man bei einem Baumstamm nicht von Grundmauern sprechen kann. Aus der Überlieferung lässt sich daher schlussfolgern, dass man in diesem Jahr auch nicht weiter nach Norden in Richtung Paderborn zog, denn die Diemel fließt nach Osten und die Weser fließt im Osten. Irminsul Standorte nahe Bad Driburg wie etwa die Iburg, der Bullerborn oder gar die Externsteine scheiden demnach völlig aus, da sie für Karl einen erheblichen Umweg bedeutet hätten und sich den Quellen auch nicht entnehmen lässt. Paderborn weiter im Landesinneren gelegen stand erst später auf seinem Plan und war 772 noch fest in sächsisch/fälischer Hand, wo er mit stärkerem Widerstand zu rechnen gehabt hätte. So erinnert seine Vorgehensweise auch etwas an die des Merowingerköngis Chlothar I, der sich 556 vermutlich auch nur bis in Diemelnähe an die südlich gelegenen Stammesgebiete heran wagte, es ihm aber trotzdem gelang die Tributpflicht der grenznahen Stämme wieder herzustellen. Der heutige Ort Herstelle hat Karl dem Großen seinen Namen zu verdanken der ihn ursprünglich "Heristal" nannte. Er ergänzte es noch mit dem etwas befremdlichen Beinamen "Saxonicum", denn er kennzeichnete ihn damit wohl weniger als in Sachsen liegend, sondern sah darin eher ein gegen Sachsen gerichtetes Bollwerk, da es sich nach fränkischer Lesart bzw. Gaufestlegung nicht in Sachsen befand. Es lag noch oder schon im fränkisch dominierten "sächsischen Hessengau" und nicht im "sächsischen Augau", in dem auch Würgassen, das alte "Weregise" in enger Nachbarschaft unweit nördlich von Herstelle liegt. Aber auch Herstelle hat im weiteren Sinne mit der Varusschlacht zu tun. Denn es befindet sich damit unmittelbar auf der Nahtstelle einer sensiblen Konfliktzone zweier sich nun bekämpfender Völker. Sie folgt einer von der Geographie gezogenen Bruchlinie die sich nicht nur in Form eines Grenzweges, sondern auch anhand der großen Dialektgrenze hinsichtlich der Lautverschiebung erkennbar macht und Spuren hinterlassen hat. Der Grenzweg trug dem augenfällig Rechnung und markierte diese Schnittstelle, die vom "Teutoburgiensi saltu" ausgehend an der Nordkante der Warburger Börde entlang führt und letztlich an der Weser bei Herstelle endet. Ein Weg den man später Königsweg nannte und der damit indirekt die Bedeutung des Saltus als Landmarke unterstreicht. So lässt sich auch der Weg hin zum Saltus auf den man Varus gelockt haben könnte in eine direkte Verbindung zur Schlacht bringen. Er verdeutlicht, dass der Abstieg aus der Egge in den Nethegau mit seiner Fortführung bis Herstelle nicht nur ein von der Natur seit Urzeiten begünstigter Zubringerweg in der Großregion war, sondern das man ihn auch nutzte indem man ihn zur Gaugrenze erhob. (15.11.2022)

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