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Freitag, 25. Januar 2019
Wie gut kannten sich Varus und Marbod - Ostwestfalen nach dem Pyrrhusfrieden des Jahres 6 +
ulrich leyhe, 00:59h
Der Römer Varus hatte dem Germanen Marbod etwa 16 Jahre an Reife und Erfahrung voraus, da er um diese Jahre älter war als er. Als Varus etwa 7 + die Statthalterschaft in Germanien antrat war Marbod der 8 - zum Oberhaupt ernannt wurde bereits 15 Jahre König der Markomannen und eine feste Größe in Germanien. Ob sich Varus und Marbod in früheren Jahren in Rom begegneten kann angenommen werden, da es in der Hauptstadt dafür immer genügend Anlässe gegeben haben dürfte. Ihre Wege könnten sich sogar mehrfach gekreuzt haben, zumindest aber kannten sie sich dem Namen nach. Marbod könnte ihn je nach dem wie sie zueinander standen, als er nach Germanien entsandt wurde sogar wie einen alten Freund begrüßt haben oder umgekehrt. Marbod könnte aber auch einer der ersten Germanen gewesen sein, der überhaupt davon erfuhr, dass man Varus die angesehene Statthalterschaft übertrug und das ihm ein Gebiet unterstellt wurde, das recht nahe an seine nordwestliche Einflusssphäre stieß. König Marbod und Statthalter Varus werden in diesen Jahren mit zu den einflussreichsten Führern nördlich der Alpen gezählt haben. Und da Nähe auch immer Rivalität und Neid erzeugt, was wiederum gegenseitiges misstrauisches Belauern auslöst, könnten beide in einem interessanten Verhältnis zueinander gestanden haben. Bis zu dem von mir Pyrrhus Frieden genannten „Waffenstillstandspakt“ im Jahr 6 + zwischen Tiberius und Marbod war die Machtfrage klar geregelt, denn das Imperium gab den Ton an. Als Varus dann aber ein Jahr später nach Ostwestfalen zog, stand sie zur Disposition. Varus entstammte, heute würde man sagen dem auswärtigen Dienst, war ein Mann mit dunkler Vergangenheit und zweifelhaften Verdiensten die er sich vor allem in der Provinz Syria erwarb. Marbod hingegen stand ihm in Sachen Vergangenheit trotz jüngeren Alters kaum nach und beide waren große Gestalten und Persönlichkeiten unserer deutschen Frühgeschichte. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, möchte ich doch noch einmal bekräftigen, dass wir heute weder von der Existenz eines Varus noch der eines Marbod und ihrer beider Lebensverläufe eine Sterbens Silbe erfahren hätten, wenn uns nicht die antiken Historiker von ihnen berichtet hätten. Blickten wir heute ohne dieses Wissen zurück, so täte sich vor uns nur ein weiteres großes schwarzes Loch auf und unsere historischen Forschungsbemühungen wären noch ärmer an Substanz, als sie ohnehin schon sind. Vor dem Hintergrund dieses, unseres tristen Unwissens über die ersten nahezu jungfräulichen Geschehnisse nach der Zeitenwende auf germanischem Boden, erscheint uns das Leben des Germanen Marobodum, wie sich König Marbod in lateinischer Sprache schreibt erstaunlich sprudelnd und turbulent wie kaum eine andere Personenbeschreibung am Anfang unserer Zeitrechnung. In einer Epoche in der sich noch alle germanischen Quellen über viele Jahrhunderte betrachtet in Schweigen hüllen, präsentieren uns die antiken Historiker in Marbod das Bild eines Mannes, der uns auch viel über seine germanische Seele und Denkweise verrät. In einer Zeit in der wir unsere Vorfahren nur durch die dicke Brille verschwobener Mythen und belastet von unbeweisbaren und unbeglaubigten Legenden kennen lernen, sehen wir uns in Marbod erstmals einem Germanen gegenüber, den wir plastisch betrachtet schon fasst mit unseren Händen greifen können. Ausgenommen des Arminius und wenigen anderen erfahren wir, dass unsere Altvorderen der ersten Jahrzehnte nach dem Jahre Null auch intelligente Taktiker und Strategen aus Fleisch und Blut sein konnten. Und es waren keine Walhalla besessenen, heroisierenden und Keulen schwingenden Phantasten, die nur auf die nächste Walküre warteten, die vorbei flog um mit ihr allem Irdischen entweichen zu können. Diese Fiktion passt daher auch ganz und gar nicht zu dem, was uns später im hohen Mittelalter des 13. Jahrhunderts in der Edda über unsere Altvorderen an Heroischem hinterlassen wurde. Es waren definitiv Menschen die einem zivilisatorisch höher stehenden Imperium auch damals schon gefährlich werden konnten und es auch wurden. Wer sich anhand der antiken Überlieferungen ein Bild von Marbod macht ist überrascht von den bizarren Wendungen die seine Vita nahm. Er personifiziert geradezu einen germanisch römischen Karriereverlauf höher gestellter Personen aus der damaligen Oberschicht, sowie deren Leben mitsamt der darin enthaltenen Brüche. Ein Schicksal wie es für die damaligen Zeiten aber möglicherweise gar nicht so untypisch war. Sein stürmisches Leben ließe sich in einem einzigen Hollywood Streifen nicht verfilmen. Aber bei allem bescherte ihm das Schicksal doch noch ein recht langes Leben. Einem Himmelszeichen kommt es uns daher vor, dass er im gleichen Jahr verstarb, wie sein großer Widersacher Tiberius, nämlich erst im Jahre 37 +. Noch von Tiberius selbst wurde er 8 - zur bitteren Kapitulation gezwungen woraufhin der Stamm nach Osten abwanderte, im Jahre 6 + entging er seiner Vernichtung nur mit Glück, blieb aber durch die vertrackte Lage nach dem Friedensschluss für Germanien und auch das Imperium weiterhin unberechenbar. Erst 17 + zeigte ihm eine Allianz verschiedener Germanenstämme seine Grenzen auf und brachte ihn an den Rand einer Niederlage, wovon er sich nicht mehr erholte und von wo an er an Bedeutung verlor. Ob Rom dabei seine Finger im Spiel hatte ist unbekannt. Seine verschlungene aber diplomatische Gabe dem Imperium gegenüber wechselnd zwischen Loyalität und Unterwürfigkeit bei gleichzeitiger Risikobereitschaft und riskantem Taktieren war erfolgreich. So erkaufte oder erschlich er sich letztlich doch noch einen besinnlichen Altersruhesitz in Ravenna. Aber im Jahre 6 + im Alter von damals 36 Jahren wurde er für das Imperium zu einer ernst zunehmenden Gefahr, der man nicht mehr untätig zuschauen wollte. Er übertrieb es, gewährte den Feinden Roms Asyl und unterstützte außerdem noch die Widersacher des Imperium unter den elbgermanischen Stämmen. Wann Tiberius genau die Entscheidung traf, ihn anzugreifen weiß man nicht. Es könnte in die Zeit gefallen sein, als er erkannte, dass die Ziele des „Immensum bellum“ erreicht waren, also irgendwann im Jahr 5 +. Paterculus machte dazu den passenden "Wink mit dem Zaunpfahl", als er notierte, dass es jetzt nur noch die unbesiegten Markomannen geben würde. Sein Hinweis ist da recht aufschlussreich und lässt das Kommende erahnen. Zudem bestand in den rheinischen Legionslagern die latente Gefahr einer strukturellen Disziplinlosigkeit, wenn römischen Legionen eine zu lange Untätigkeit und ein tristes Lagerleben drohten. Tiberius wusste es zu vermeiden. Da der „Immensum bellum“ der sich durch die norddeutsche Tiefebene und die Mittelgebirge erstreckte kein Selbstzweck war und den militärisch territorialen Interessen diente, ging man danach den gebotenen nächsten Schritt an und beschloss in etwa zur gleichen Zeit auch die Gründung einer neuen Provinz in Ostwestfalen ins Auge zu fassen. Beide Planungen entsprachen bekannter römischer Machtpolitik und liefen nach einem Prinzip des Automatismus hintereinander bzw. parallel zueinander ab. So fiel zum einen die Wahl des Kaisers auf den bewährten Varus aus gutem Hause und zum anderen traf Tiberius seine ersten Vorbereitungen zum entscheidenden Schlag gegen Marbod. Der Versuch beide Abläufe minutiös bzw. chronologisch gegeneinander zu stellen wäre eine interessante Herausforderung. Man könnte, ja man muss vielleicht auch annehmen dürfen, dass sich damals Varus und Tiberius irgendwo in Germanien getroffen haben könnten und da Tiberius spätestens im Frühjahr 6 + schon bei Carnuntum stand, könnten sich auf seinem Ritt von Westfalen an die Donau ihre Wege an einem Schnittpunkt "X" gekreuzt haben. Varus ritt als gerade erst ernannter Statthalter in den Norden und Tiberius der für ihn in Ostwestfalen kurz zuvor das "Grobe" erledigt hatte, war unterwegs in den Südosten. Es könnte zwischen Varus und Tiberius auf einen Kuhhandel hinaus gelaufen sein. Denn Varus brauchte Männer für seine Ostexpansion und Tiberius brauchte Männer gegen Marbod. Aber Tiberius stellte die Bedingungen auf, da sie Priorität hatten, weil sie militärischer Notwendigkeit entsprangen und zudem seine Planungen schon früher einsetzten. Da Tiberius schon im Frühjahr 6 + gegen Marbod aufbrach, musste er also bereits im Jahre 5 + fest gelegt haben, welche Legionen er aus Mainz und welche er aus dem Norden dazu abziehen musste. Nach Carnuntum südlich von Wien, wo er die Südarmee übernahm hatte er sich demzufolge schon unmittelbar nach oder sogar schon während des „Immensum bellum“ auf gemacht. Wie uns sein "Drususritt" in jüngeren Jahren zeigte, war er im schnellen Überwinden großer Distanzen vielleicht noch geübt. So eng könnten die Ereignisse zu einander verlaufen sein, dass Varus als er sich aus Rom kommend über Mainz in eines der Standlager am Niederrhein begab, sogar noch den Ausmarsch der zwei oder drei Legionen aus der Mainzer Garnison in Richtung Marbod mit beobachtet haben könnte. Saturninus und Varus waren sich nicht fremd, sie kannten sich da sich ihre Lebenswege schon 12 Jahre zuvor kreuzten. Sie überschnitten sich, als Varus in den Jahren 7 – oder 6 – seinen Dienst in der Provinz Syria antrat. Denn dort übte vor ihm Gaius Sentius Saturninus nun Oberbefehlshaber am Rhein die Funktion des Statthalters aus. Varus löste ihn folglich Syria ab, wodurch Saturninus für andere Aufgaben frei wurde. So könnten sich, wie ich spekuliere im Jahre 6 + als man sich in Mainz traf zwei alte Bekannte wieder getroffen haben. Man kannte sich also und je nach dem wie man sich verstand, war es möglicherweise ein beiderseits gewünschtes Aufeinandertreffen. Vor allem durch die politische Lage bestand für dieses Treffen eine besondere Notwendigkeit. Denn insbesondere im Jahre 6 + war es unvermeidbar, dass man sich vorher noch mal über die Truppenstärke einigte und die Details abzustimmen hatte. Varus wird darauf gedrungen haben, dass die niederrheinischen Legionen nach dem Ende der Kämpfe mit den Markomannen zügig zu ihm zurück beordert werden sollten, da er sie für seine Ostwestfalen Mission benötigte. Er konnte nicht ahnen, dass er wegen des Pannonien Aufstandes noch länger auf sie warten musste als ihm recht war. Denn wie ich vermute bis zum Jahre 9 + und selbst dann konnte er sich nur mit dem begnügen was ihm der Krieg an Männern übrig ließ. Und natürlich war auch Tiberius in Mainz dabei, denn er stand ihnen beiden vor und hatte die Befehlsgewalt für den Markomannen Feldzug. Tiberius übernahm die Legionen in Carnuntum, wo sie bereits der dortige Befehlshaber Marcus Valerius Messalla Messallinus gesammelt und aufgestellt hatte, so wie es auch Saturninus in Mainz tat. Ich möchte nicht ausschließen, dass Tiberius aufgrund der Distanz den Legionen aus Carnuntum auch nur entgegen ritt. Denn er auch er hätte dann aus dem „Immensum bellum“ kommend nicht unbedingt noch bis ins weite Carnuntum reiten brauchen. Denn in meiner überschäumenden Phantasie sah ich Varus ja die Jahreswende 6 + / 7 + schon in Vetera begehen. Etwa im April oder Mai 6 + könnte der römische Spuk gegen Marbod zu Ende gewesen sein. Varus wird kurz darauf erfahren haben, dass gegen alle Planungen und Ziele Marbod ein freier Mann war und bis auf Weiteres auch bleiben würde. Sein Prestigegewinn dürfte enorm gewesen sein und er erfreute sich bester Gesundheit. Hinzu kam, dass keiner seiner Mitstreiter dem Kampf gegen das Imperium zum Opfer fiel, weil es keinen Kampf gab. Marbod also noch über seine komplette Schlagkraft verfügte. Die Wege von Varus und Tiberius lassen sich sicherlich nicht in Analog zu einander setzen, aber es dürfte unstrittig sein, dass die abrupte Kehrtwende von Tiberius mitten im Markomannen Feldzug auch Auswirkungen auf die Ostkolonisation des Varus gehabt hatte. Welche Schlüsse sollte und musste nun Varus aus dem zwischen Tiberius und Marbod geschlossenen plötzlichen Friedensvertrag ziehen und kannte er überhaupt den genauen Inhalt dieser Vereinbarung bzw. wollte Tiberius, dass alle Welt einschließlich Varus die Details erfuhr. Eher nicht, denn derartiges geschieht in der Regel im Verborgenen bzw. im Vieraugengespräch, denn Zettel schob man sich damals noch nicht unterm Tisch zu. Wie nicht anders zu erwarten, wurde der „heldenhafte“ Pyrrhusfrieden von römischer Seite wie ein kampfloser Sieg über Marbod dargestellt. Aber die Fakten sprechen für Marbod`s Glaubwürdigkeit. Und der Faktor Glaubwürdigkeit ist auch immer grundsätzlich ein stiller Helfer bei der Analyse historischer Begebenheiten. Unter diesem Licht betrachtet muss daher auch all seinen anderen Aussagen eine hohe Bedeutung beigemessen werden. Man kann Angesichts römischer Erfolgsverliebtheit auch andere „Siege“ wie später die des Germanicus aus ähnlicher Sicht bewerten. Tiberius wird über seinen Nachrichtendienst das Ergebnis der Unterhandlungen mit Marbod an Varus weiter gegeben haben und Varus musste sich ungeachtet des genauen Kenntnisstandes darauf verlassen und sich dem Ergebnis stellen. Es blieb ihm auch nichts anderes übrig. Varus war seit der Botschaft von Tiberius klar, das der Osten also auch weiterhin von einem starken Germanenkönig beherrscht wurde. Varus wird sich beraten haben, denn sein Plan bestand schließlich darin, sich nun in den Randbereich des Marbod`schen Einflussgebietes zu begeben. Dies kann im Frühsommer 6 + die Pläne von Varus stark mit beeinflusst haben. In dieser Phase unmittelbar nach dem Friedensvertrag ist auch noch eine direkte Kontaktaufnahme zwischen Varus und Marbod denkbar, da sie sich wie ich annehme, persönlich gekannt hatten. Aber Marbod, der nun auf der Höhe seiner Macht angekommen war und mit einem großen Feldherrn und ehemaligen Widersacher wie Tiberius auf Augenhöhe verhandeln konnte, dem lag vielleicht gar nichts daran ein Vasallen Gespräch mit einem in diesem Fall untergeordneten und vielleicht sogar Befehls abhängigen Statthalter wie Varus zu führen. Für Marbod, zumindest ist es ihm zuzutrauen, war daher Tiberius der ebenbürtige und einzig respektable Verhandlungspartner und keine lokale römische Größe wie etwa ein Varus. Vom fiktiven Hauptort des Marbod mit Namen Maroboduum bzw. Marobudum bis Corvey an der Weser, dem nicht nur von mir favorisierten römischen Sommerlagerstandort hatte ich eine Luftlinie von etwa 280 Kilometern gezogen. Und auch von Marobudum bis zu den Mainquellen an denen das Reich von Marbod von Westen aus betrachtet schon fasst begann, waren es auch für die damalige Zeiten keine unüberbrückbaren Distanzen. War es denn undenkbar, dass ein nun entfesselter und vor Kraft strotzender Marbod es nicht sogar wagen würde, dem Imperium in den Rücken zu fallen, in dem er die nur noch mäßig widerstandsfähigen Weserlegionen überrennen könnte. Viele germanische Stämme der Region wüsste er nach der neuen geomilitärischen Lage sicherlich auf seiner Seite. Marbod hätte aber auch Druck auf die Germanen beiderseits der Weser ausüben können, sich nun selbst und ohne ihn gegen die Schaffung einer neuen römischen Provinz zur Wehr setzen zu können. Spätestens hier stellt sich natürlich auch die Frage, ob Marbod im Vorfeld über die Pläne, dass man gegen Varus zu Felde ziehen wollte informiert bzw. vielleicht sogar teilweise eingebunden war. Wenn die antiken Chronisten von den vielfachen aber vergeblichen Bemühungen von Segestes wussten Varus zu warnen, dann wusste auch Marbod davon. Und wenn ja, ab wann kannte er die Pläne von Segimer und Arminius. Auch Marbod war in einer schwierigen Lage, denn für welche Seite hätte er dann die Partei ergreifen sollen oder können und wie schätzte er den Ausgang der Schlacht ein. Die von ihm später bekannt gewordene Beurteilung spricht dafür, dass er zwar etwas missgünstig gestimmt vom germanischen Sieg überrascht war, ihn der Sieg aber wiederum auch nicht sonderlich erstaunte, da die Varus Legionen aus seiner Sicht nicht vollzählig angetreten waren. Was aber trieb vor diesem Hintergrund Segestes an Varus warnen zu wollen. Auch dafür ließen sich eine Reihe von Szenarien entwerfen. Sie reichen von möglicher Komplizenschaft mit Marbod als auch von der Sorge getragen zu sein, Marbod könnte die Macht an der Weser anstreben, wenn Varus gefallen war. Marbod hatte einige Fäden in der Hand und er hätte in vielerlei Hinsicht die unterschiedlichsten Machtkarten in einer explosiven Region ausspielen können, in der die Germanen geschwächt waren und aus der die Römer Truppen abziehen mussten, also ebenfalls nicht riskant agieren durften. Marbod für eine größere germanische Allianz in dieser Zeit zu gewinnen schien ebenfalls greifbar zu sein, aber Marbod bewegte sich genau so wenig vor der Varusschlacht auf ein Großgermanien zu, wie er es später nach der Varusschlacht auf Bitten von Arminius tat. Er verharrte und blieb bis zuletzt passiv. Aber wer konnte das vorher ahnen. Als ein umsichtiger Feldherr musste Varus jedoch alle möglichen Entwicklungen in Betracht ziehen die ihm von einem machthungrigen Marbod hätten drohen können. Sowohl Varus als auch Marbod werden sich belauscht haben und sich mit verschiedenen Delegationen oder Oberhäuptern anderer Germanenstämme getroffen haben um deren Einschätzung zu erfahren und um rechtzeitig erkennen zu können, wo sich Verbündete gewinnen ließen und wo man einen Komplott schmieden konnte. Und es werden Kundschafter ausgesendet worden sein, um mögliche Truppenkonzentrationen rechtzeitig erkennen zu können. Allesamt Maßnahmen die unsere Altvorderen aus dem Effeff beherrschten. Die Stimmung könnte aufgeheizt gewesen sein. Es war daher wichtig die Meinung anderer Stammesführer zu kennen die sich neutral verhielten, nicht negativ vom „Immensum bellum“ betroffen waren und sich eine gewisse Sonderstellung und Selbstständigkeit im Gefüge der neuen Kräfteverhältnisse erhalten konnten oder auch nur unschlüssig waren. Schließlich sahen sich Varus und Marbod unversehens in einer Konfrontationssituation bzw. in einer neuen Position wieder. Der eine, der gerade dabei war in eine neue römische Grenzmark aufzubrechen und ein nun unberechenbar gewordener Marbod der noch dazu die Zügel in der Hand zu halten schien bzw. die besseren Karten hatte. Die geographische Lage des Harz kanalisiert den Großraum in Mitteldeutschland man konnte ihn nur nördlich oder südlich umgehen und seine geographische Formgebung ließ Varus nun skeptischer in den südöstlichen Korridor bis ins Thüringer Becken blicken. Auch die unlängst vor Tiberius über die Elbe geflüchteten Langobarden wussten, dass sich ein Varus in ihre Richtung begeben würde und ihnen flossen auch die für die damalige Welt aktuellen Nachrichten aus dem Markomannenreich zu. Betrachten wir also den ganzen Raum nicht wie eine nachrichtliche Einöde, wobei ich mir hier einen Querverweis besser gesagt Seitenhieb auf unsere heutige Kommunikationslandschaft Stichwort „Funkloch“ eigentlich ersparen wollte. Die Fürsten und Sippenältesten damaliger Zeit waren sicherlich, wenn auch zeitversetzt über die politische Großwetterlage besser informiert und vernetzter als man es heutzutage annehmen könnte. Varus wurde aber durch den Vertrag mit den Cheruskern wie es so schön überliefert ist, "an die Weser gelockt" und hatte auch die Aufgabe so weit es ging diese Cherusker mit in die römische Interessenslage einzubinden. Dieser mögliche Aspekt einer plötzlich gewachsenen schicksalhaften Verbundenheit zwischen Varus und den Cheruskern gegen Marbod nach dem markomannisch römischen Zwangsfrieden könnte an Bedeutung gewonnen haben. Und sowohl Römer als auch Cherusker könnten durch die neue Entwicklung nun in Marbod auch einen gemeinsamen Feind gesehen haben. In Marbod einen Feind römischer Interessen zu sehen, sah aber möglicherweise allein nur Varus selbst und weniger die Segimer - Cherusker, die in den Markomannen vielleicht nun sogar einen potenziellen Verbündeten sehen wollten. Die Auswirkung dieses Varus`schen Wunschdenkens in den Jahren 7 + bis 9 + könnte seine spätere Blindheit erklären, als er sich zu Gutgläubig den Händen der Segimer Cherusker auslieferte. Ebenso zerschlug sich bekanntlich später auch das germanische Wunschdenken nach der Varusschlacht mit Marbod zusammen zu arbeiten. Die Markomannen unter Marbod wähnten sich in der Zeit als Feldherr Tiberius mit seinen Legionen weit im Süden in Pannonien stand, wie die heimlichen Herrscher über ganz Germanien. So gesehen war auch das Augenmerk eines Varus vielleicht gar nicht so sehr auf die innergermanisch ostwestfälischen Konflikte gerichtet und er blendete sie aus, als dass er vielmehr dadurch abgelenkt war, was sich nun an seiner Südostgrenze zutragen könnte. Er sah möglicherweise den Wald vor lauter Bäumen nicht, denn die Gefahr für ihn ging wie sich dann zeigen sollte weniger von Marbod aus, als vom Feind im eigenen Haus. Wie wir wissen korrespondierten auch die Einflussgebiete der Markomannen, der Cherusker und der Langobarden stark miteinander und hatten wenn auch nicht unmittelbare gemeinsame Grenzen, so doch über abhängige Kleinstämme Einflussgebiete in denen die Machtverhältnisse ungeklärt waren. Varus befürchtete in den Jahren 7 + bis 9 + vielleicht also eher einen Angriff aus dem Osten, als das er Augen für eine innergermanische Revolte im Nethegau gehabt hätte. Dieses Szenario hatte er vermutlich vernachlässigt und ihm räumte er nicht den nötigen Stellenwert ein. Es wird häufig der historische Fehler begangen in Krisenlagen die Großräume nicht richtig zu bewerten, besonders wenn dahinter oftmals große Distanzen stehen. Wenn wir die Umstände um die Varusschlacht also kompakter betrachten und das sollte man, erkennen wir nun auch, dass die geopolitische Lage nicht an Rhein, Main oder Weser endete, sondern auch Elbe und Donau und weitere Territorien umfasste, beeinflusste und berührte. Etwa so wie Richard Sorge den Ausgang des II. Weltkrieges tausende Kilometer weiter westlich vom tiefen fernen Osten aus stark mit beeinflusst hatte. Ich vertrat die Auffassung, als dass Varus als Gesandter, Bote und der große Friedensstifter des Imperiums zielgerichtet eine Region an der Weser als Etappe zur Elbe ansteuern sollte, und sich dort für ein neues Mittelzentrum in Form einer dauerhaften römischen Civitas zu entscheiden bzw. diese aufzubauen hatte. Ich ließ mich von der Annahme leiten, dass Varus aus diesem Grunde bereits im Laufe des Jahres 6 + also vor seinem Aufbruch im Frühjahr 7 + Kommandos ausgesandt hatte, die die Örtlichkeit auf „Sommerlager - Tauglichkeit“ zu inspizieren hatten. Möglicherweise hatte nun auch das neue Bedrohungsszenarium aus Marobudum unter dem Decknamen „Der unsichere Kantonist“ diese Standortwahl mehr mit beeinflusst als bislang angenommen. Hätte man nach einem wie allgemein erwarteten schnellen Sieg über Marbod die neue Civitas in bevorzugter Weise vielleicht nördlicher ansiedeln und ausrichten wollen, so musste man nun den neuen geopolitischen Veränderungen Rechnung tragen und sie weiter in den Süden, nämlich den Bereich um Höxter und Corvey legen, um die Entfernung zum Rhein zu reduzieren, die Versorgungswege zu verkürzen und um den Raum abzuschneiden. Auch die Mainzer Legionen hätten in einem Krisenfall durch die Wetterau ein Sommerlager im Raum Höxter früher erreichen können, als ein nördlicher gelegenes Sommerlager. Nun also sollen die Mainzer Legionen nach dem Aufmarschplan gegen Marbod im Frühjahr 6 + den Main aufwärts marschiert sein was bedeutet, dass sie sich möglicherweise in die Region Kulmbach oder im südlichen Bereich um Forchheim in einen Sammlungsraum zu begeben hatten. Tiberius zog mit der Südarmee durch das March- und Thayatal in die Region auf Eger/Pilsen zu, wo man den Stammsitz Marobudum vermutet. Von dort bis Höxter durch das Thüringer Becken sind es bei Südumgehung des Harzes lediglich 280 km Luftlinie, während es bis Hameln schon 3o8 km sind. Wenn Marbod in Eger stand, durfte sich Varus also sein Sommerlager nicht zu weit im Norden gesucht haben, denn ein von Marbod schnell vorgestoßener Angriff durch Nordhessen hätte Varus schnell abschneiden und in Bedrängnis bringen können. Die neue militärische Lage musste dem Rechnung tragen, sodass ältere Betrachtungen hinsichtlich der Standortwahl eines römischen Sommerlagers bzw. einer späteren Civitas zu kurz griffen. Die neue Lage gibt der Diskussion um ein Varusschlachtfeld im Nethegau auch vor diesem Hintergrund betrachtet neue Nahrung, denn der Aktionsraum musste demnach nach Süden verschoben werden. Aber im Zuge der Entzerrung der ptolemäischen Koordinaten durch ein Berliner Expertenteam liegt uns zu Maroboudon, dem lateinischen Marobudum noch eine weitere Verortungstheorie vor, wonach man die oberpfälzische Stadt Amberg als Hauptort des Marbod favorisiert. Amberg liegt in südwestlicher Richtung etwa 93 Kilometer entfernt vom Städteschwerpunkt Marienbad/Eger/Pilsen auf der westlichen Seite des Bayrischen - bzw. des Böhmerwaldes. Sollte Amberg Zielpunkt und Stoßrichtung der tiberanischen Legionen gewesen sein, würde diese Überlegung zwangsweise in ein neues Kapitel münden und eine weitere umfangreiche Kette theoretischer Überlegungen auslösen. Welche Feinde Roms aus den elbgermanischen und anderen Regionen die bei Marbod Asyl fanden hätten sich soweit Schutz suchend in den Süden begeben, sich also in diesem Sinne sogar dem Imperium genähert, als sich von ihm zu entfernen. Wenn denn Maroboudon bzw. Marobudum auch das geographische Zentrum des Markomannenreiches gewesen wäre. Hätte sich denn Marbod für eine Region samt Hauptort dort entschieden, bei der der Schutz bildende und abschirmende Böhmerwald in seinem Rücken gelegen hätte. Und wie weit wären ihm die Cherusker, Semnonen und Langobarden entgegen gezogen um ihn später besiegen zu können. Allerdings hätte ein Markomannenreich mit einem Zentrum westlich des Böhmerwaldes und 50 Kilometer nördlich von Regensburg gelegen in der Tat auch eine größere Bedrohung für das Imperium bedeutet und auch den Abstand zum Rhein verringert. Aber wir kennen die Zentren und die anderen Siedlungskammern des Markomannenreiches nicht und auch nicht ihre östliche oder nördliche Ausdehnung und wir wissen auch nicht, ob der überlieferte Platz Maroboudon im Mittelpunkt des Reiches lag, oder ob der einzige König den ein Germanenreich um diese Zeiten hervor brachte der sich zudem mit dem Imperium auf Augenhöhe sah sich nicht einen Hauptort mit bewusster Tuchfühlung zum Imperium wünschte und schaffen wollte. Ein symbolisches Zentrum mit dem auch er strategische Akzente setzen und Ansprüche geltend machen wollte, während sein Kernvolk östlich des Böhmerwaldes oder nördlich des Erzgebirges siedelte. Amberg mit Maroboudon gleich zu setzen mag zutreffen, aber ungeachtet dessen könnte die Streitmacht von Marbod, die es anzugreifen galt auch strategisch abgewandt in Nordwest Böhmen gestanden haben. Boiohaemum wie es Paterculus nannte, also das Land der keltischen Bojer links als auch rechtsseitig des Böhmerwaldes zu verorten ist aufgrund der stark trennenden Wirkung dieses ausgedehnten Höhenzuges schwer vorstellbar. Denn besonders markante bewaldete Erhebungen hatten wie breite Flüsse und sogar manchmal auch Bäche immer Grenzen ziehende Bedeutung was Völker untereinander entfremdet hat und voneinander abgrenzte. Meine grundsätzliche Hypothese und die damit verbundenen Bedenken, dass für Varus die räumliche Nähe zu Marbod bedrohlich werden könnte, sehe ich dadurch nicht als erschüttert an. Wir wissen um die brisante oder besser gesagt undefinierbare politische Nähe, mit der sich Cherusker und Markomannen gegenüber standen. Das zwiespältige Verhältnisse zwischen den Wesergermanen und den Markomannen wird durch nichts deutlicher, als durch die Geste des Arminius, der mit dem halbverkohlten Kopf des Varus versucht haben soll Marbod für ein Bündnis zu gewinnen, was von diesem aber ausgeschlagen wurde. Statt Marbod damit zu ködern fand der Kopf bekanntlich später seinen Weg zu Kaiser Augustus nach Rom, wo er letztlich in der Familiengruft der Quintilier beigesetzt wurde. Dem glaubwürdigen Marbod verdanken wir auch die Relativierung des Sieges der Cherusker in der Varusschlacht. Denn anders als die Schriftsteller der unterlegenen Römerpartei, die den Sieg über Gebühr hochstilisieren mussten, um damit die vielen strategischen Fehler zu überdecken, hatte Marbod der zweite Machtfaktor in Germanien kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Wohl weniger, dass er den Cheruskern den Sieg vielleicht nicht gönnte, so wollte er aber doch klar stellen, dass es nicht einzig das Verdienst der Arminius Koalition war, dem der Sieg zu verdanken war, sondern das Rom eine gehörige Portion Mitschuld daran trug. Denn Marbod schob die Niederlage nicht nur Varus allein in die Schuhe, sondern gab auch eine andere weitergehende und sehr plausible Erklärung ab. Eine Erklärung die dem Imperium sicherlich nicht schmeckte, weil sie den Finger in die Wunde legte, eine Wunde die nach falscher römischer Strategie roch. Das Ausschlagen des Varuskopfes als auch die kritische Äußerung zum germanischen Schlachten Erfolg zeigt, das Marbod an der Mittelweser weitaus präsenter war, als gemein hin angenommen wird. Eine bislang unter gewichtete Betrachtung. Auch dem Lagerstandort Hedemünden ließe sich aufgrund seiner starken östlichen Positionierung eine Bedeutung im Hinblick auf die Nähe zu den Markomannen beimessen und Varus könnte das Lager als Außenposten bzw. erstes Bollwerk gedient haben. Denn von Eger bis Hedemünden waren es auch nur 241 km Luftlinie. Ob auch Hachelbich von wo aus es bis Eger sogar nur 168 Kilometer sind auch vor diesem Hintergrund zu bewerten ist, könnten weitere Grabungen und Funde zeigen. Bei nördlicher Umgehung des schwer passierbaren hessischen Berglandes könnten die römische Legionen der niederrheinischen Nordarmee über das besser ausgebaute Straßennetz über Anreppen bis etwa Bodenwerder das Markomannenreich im Frühjahr 6 + vom Niederrhein aus auch über Hachelbich ebenfalls gut erreicht haben. Es kann daher auch nicht ausgeschlossen werden, dass die tiberianische Nordarmee also die Niederrhein Legionen statt über die Wetterau auch über Hachelbich gezogen sein könnten. Dann wäre Hachelbich zum Marschlager jener Legionen geworden, die Tiberius aus dem Varuskontingent heraus gezogen hatte. Da Hachelbich für maximal zwei Legionen ausgelegt war, könnte man daraus im Umkehrschluss ableiten, dass Tiberius aus Xanten zwei Legionen gegen Marbod abzog. Aber an dieser Stelle sei auch noch mal an die Überlieferungen von Paterculus erinnert. Denn Saturninus soll „seine Legionen“ „ut per Chattos“ nach Marobudum geführt haben. Da ich es für wahrscheinlich halte, dass man die niederrheinischen Legionen über Hachelbich ziehen ließ bedeutet aber gleichzeitig auch, dass sie in diesem Fall chattisches Stammesgebiet tangieren mussten. Es stehen sich demnach diverse Theorien gegenüber was wir darunter zu verstehen haben könnten, wenn Paterculus schreibt „ut per Chattos“ bezogen auf einen Saturninus der in Mainz aufbrach aber die chattischen Stammlande gar nicht passieren brauchte. Die Chatten sollen oder könnten um diese Zeit zwischen der Wetterau und dem Weserknie bei Bad Karlshafen gesiedelt haben. Ein Siedlungsgebiet der Chatten längst bzw. südlich angrenzend zur Diemel würde sich auch mit meiner Theorie vertragen, die ich im Hinblick auf die Berührungsgebiete der vier beteiligten germanischen Stämme im Zusammenhang mit der Varusschlacht definiert hatte. Anders ausgedrückt, die Nordarmee querte in der Tat Chattenland, aber nicht im südlichen Raum Wetterau, sondern nördlich an der Mittelweser. Und damit hatte auch Paterculus wieder Recht, wenn er schreibt „Sentio Saturnino mandatum ut per chattos excisis continentibus Hercyniae Silvis legiones Boiohaemum“. Saturninius musste folglich die Nordarmee persönlich nicht angeführt haben, war aber trotzdem ihr späterer Befehlshaber, wenn es in den Krieg gegen die Markomannen ging und auch Chattengebiet wurde ebenfalls frequentiert. Tiberius hätte demnach Marbod von drei Seiten aus angegriffen und es wäre zu keinem Zusammenschluss der Xantener mit den Mainzer Legionen gekommen. Segestes der sich auf die römische Seite stellte und dessen Herrensitz ich bei Einbeck 85 Kilometer westlich von Hachelbich lokalisiere, wäre bei einem möglichen Markomannen Einfall nach dem Friedensvertrag diesem sogar noch näher ausgesetzt bzw. ausgeliefert gewesen, als die Weser Cherusker die westlich oder nördlich von ihm siedelten. Vielleicht darf man sogar soweit spekulieren, als dass sich Segestes mit einer römischen Schutzmacht an der Weser auf Dauer gegen einen Marbod besser arrangieren konnte und ihm daher an einer Auseinandersetzung zwischen Römern und Cherusker - Germanen auf der anderen Flussseite nicht gelegen war bzw. er dem deswegen
kritisch gegenüber stand. Somit könnte ein Segestes der nach dem Urteil der Nachwelt so verwerflich handelte, sogar teilweise auf Reputation hoffen. Wer hätte es ihm vorwerfen wollen, dass er in den Markomannen vielleicht eher eine Gefahr für die Existenz seines Stammes sah, als in den Römern. Vielleicht muss man aber noch den Schritt weiter spekulieren, dass Segestes Ambitionen auf eine Kooperation mit Marbod hatte und seine Pläne noch weiter gingen als allgemein angenommen. An konspirativen Kräften mangelte es jedenfalls auch unseren Vorfahren keineswegs. So ist aber hinter allem wieder unschwer die kluge Federführung eines Tiberius zu erkennen der letztlich erst alles ausgelöst hatte, um nun in dieser komplexen Lage die wichtige Wesergrenze unbedingt festigen zu müssen bzw. halten zu wollen. Ich spekulierte mehrfach über das schlechte Gewissen mit dem sich Tiberius auseinander zu setzen hatte und möchte es auch begründen. Niemand weiß, ob es überhaupt zu einem Pannonien Aufstand gekommen wäre, wenn Tiberius nicht aus dieser Region sieben Legionen für seine Prestigeschlacht nämlich den Markomannen Feldzug abgezogen hätte. Hatte er so schlechte Quellen, dass ihm vorher keine pannonischen Aufstandspläne bekannt wurden. Denn auch einen Pannonienaufstand konnte man nicht über Nacht vom Zaun reißen. Sollte Tiberius von der Gefahr gewusst haben und trotzdem die Legionen abgezogen haben, so träfe ihn eine weitere Schuld. Aber auch unabhängig davon zu urteilen hätte Tiberius in diesem Moment die größere Schuld auf sich geladen. Denn war denn dieser Kampf gegen die Markomannen wirklich letztlich so bedeutungsvoll um dafür die gesamte Donaufront zu entblößen. Er hätte damit folglich die Pannonier erst zu ihrem Aufstand ermuntert haben können. Das diese vielleicht mehr private aber letztlich gescheiterte tiberianische Markomannen Eskapade der späteren Varusschlacht römischerseits die nötige Kraft raubte, konnte auch ein Tiberius nicht voraus sehen. Ein Schlachtenszenario zu überschauen, dass sich über drei Kriegsschauplätze erstreckte und sie miteinander verkettet waren, nämlich das Markomannenreich, das Pannonien Gebiet und Ostwestfalen konnte im Winter 6+/7+ selbst der kühnste Phantast unter den römischen Feldherren nicht voraus ahnen. Als Tiberius in Pannonien stand, waren die Augen aller im Imperium auf Varus gerichtet, der den wichtigen östlichen Vorposten bzw. den Brückenkopf unter der späteren Brunsburg an der schwachen Ostgrenze halten musste. Alle stellten sich die Frage, ob es Varus in dieser heiklen Lage schaffen würde, die nordöstliche Aussengrenze zu halten und in Ostwestfalen die Oberhand behalten. Just in der Zeit, als Tiberius in Pannonien stand um das römische Kernland zu retten. Eine Rettungsaktion, die möglicherweise sogar auf sein eigenes Verschulden zurück zu führen war weil sie vermeidbar gewesen wäre. Als Pannonien auf stand erkannte Tiberius seine Fehlentscheidung. Und Tiberius erkannte noch mehr, denn vielleicht schon in dem Moment als er mit Marbod den Vertrag schloss die Gefahr, dass sich Marbod Ostwestfalen einverleiben könnte und dem musste er ein Bollwerk entgegen setzen, auch wenn ihm dafür nur noch Varus und seine schwachen Legionen zur Verfügung standen. So könnte Varus zu seinem Sündenbock geworden sein. Gleich wie stark oder schwach das Bollwerk auch war und wie empfindlich man es aufgrund des Marbod - Feldzuges und des Pannonien Aufstandes abschmelzen musste. Wir erkennen wieder unschwer die Bedeutung, die die Weser damals bekam und hatte. Denn sie lag strategisch mittig zwischen Rhein und Elbe und verwandelte sich erst durch den möglicherweise brüchigen aber doch unrühmlichen „Freundschaftsvertrag“ zwischen Tiberius und Marbod von einem Etappenziel zur Elbe in einen wichtigen Grenzfluss. So war die Verlegung der Varuslegionen an die Weserfront, gleich wie stark sie vor der Varusschlacht auch aufgefüllt waren, nicht nur dazu angetan zusätzliche Provinzen für das Imperium zu gewinnen, sondern vor allem auch als eine klare Machtdemonstration bzw. Ansage gegenüber der Großmacht der Markomannen zwingend nötig gewesen. Varus konnte nicht anders, er musste sich die Cherusker zu Vasallen heran erziehen und er konnte angesichts dieser Lage gar nicht auf sie verzichten und auf einen erfahrenen römischen Ritter Arminius schon gar nicht. Das machte ihn blind für warnende Stimmen. Arminius wurde für Varus zum Garant der Stärke gegenüber den Markomannen um nötigenfalls gemeinsam mit den Cheruskern einem Gegner aus dem Osten entgegen treten zu können. Die Cherusker konnten aus seiner Sicht betrachtet über sein eigenes Schicksal mit entscheiden und er musste ihnen vertrauen. Aber Tiberius hatte trotz seiner Fehleinschätzung die Gabe noch weiter blicken zu können, als viele andere Machthaber seiner Zeit, denn er ahnte nach den gescheiterten Germanicus Feldzügen frühzeitig auch die Dinge, die sich im Jahre 17 + noch hinter dem Harz zutragen sollten, als die großen germanischen Heere aufeinander prallten. So konnte er ohne seine Legionen einschreiten lassen zu müssen den stürmischen Entwicklungen in Germanien schadlos zuschauen und sehen wie sie sich untereinander zerfleischten. Was ihm aber verborgen blieb war eine beginnende aber lang andauernde Konsolidierungsphase in die das Imperium die Germanen trieb. Vorher rächte sich Tiberius aber noch an Marbod, indem er seine Bitte um Unterstützung durch ein römisches Heer brüsk ausschlug. Denn als Marbod ihm gegenüber mit Hilfe von Gesandten seine Bitte äußerte, bekam er die schroffe Antwort, dass er kein Recht dazu habe, sich auf die Hilfe römischer Waffen gegen die Cherusker zu berufen. Denn als die Römer seine Hilfe und hier war wohl Germanicus gemeint brauchten, habe er sie gegen den gemeinsamen Feind nämlich die Weser/Elbe Germanen auch nicht unterstützt.(19.2.2019)
kritisch gegenüber stand. Somit könnte ein Segestes der nach dem Urteil der Nachwelt so verwerflich handelte, sogar teilweise auf Reputation hoffen. Wer hätte es ihm vorwerfen wollen, dass er in den Markomannen vielleicht eher eine Gefahr für die Existenz seines Stammes sah, als in den Römern. Vielleicht muss man aber noch den Schritt weiter spekulieren, dass Segestes Ambitionen auf eine Kooperation mit Marbod hatte und seine Pläne noch weiter gingen als allgemein angenommen. An konspirativen Kräften mangelte es jedenfalls auch unseren Vorfahren keineswegs. So ist aber hinter allem wieder unschwer die kluge Federführung eines Tiberius zu erkennen der letztlich erst alles ausgelöst hatte, um nun in dieser komplexen Lage die wichtige Wesergrenze unbedingt festigen zu müssen bzw. halten zu wollen. Ich spekulierte mehrfach über das schlechte Gewissen mit dem sich Tiberius auseinander zu setzen hatte und möchte es auch begründen. Niemand weiß, ob es überhaupt zu einem Pannonien Aufstand gekommen wäre, wenn Tiberius nicht aus dieser Region sieben Legionen für seine Prestigeschlacht nämlich den Markomannen Feldzug abgezogen hätte. Hatte er so schlechte Quellen, dass ihm vorher keine pannonischen Aufstandspläne bekannt wurden. Denn auch einen Pannonienaufstand konnte man nicht über Nacht vom Zaun reißen. Sollte Tiberius von der Gefahr gewusst haben und trotzdem die Legionen abgezogen haben, so träfe ihn eine weitere Schuld. Aber auch unabhängig davon zu urteilen hätte Tiberius in diesem Moment die größere Schuld auf sich geladen. Denn war denn dieser Kampf gegen die Markomannen wirklich letztlich so bedeutungsvoll um dafür die gesamte Donaufront zu entblößen. Er hätte damit folglich die Pannonier erst zu ihrem Aufstand ermuntert haben können. Das diese vielleicht mehr private aber letztlich gescheiterte tiberianische Markomannen Eskapade der späteren Varusschlacht römischerseits die nötige Kraft raubte, konnte auch ein Tiberius nicht voraus sehen. Ein Schlachtenszenario zu überschauen, dass sich über drei Kriegsschauplätze erstreckte und sie miteinander verkettet waren, nämlich das Markomannenreich, das Pannonien Gebiet und Ostwestfalen konnte im Winter 6+/7+ selbst der kühnste Phantast unter den römischen Feldherren nicht voraus ahnen. Als Tiberius in Pannonien stand, waren die Augen aller im Imperium auf Varus gerichtet, der den wichtigen östlichen Vorposten bzw. den Brückenkopf unter der späteren Brunsburg an der schwachen Ostgrenze halten musste. Alle stellten sich die Frage, ob es Varus in dieser heiklen Lage schaffen würde, die nordöstliche Aussengrenze zu halten und in Ostwestfalen die Oberhand behalten. Just in der Zeit, als Tiberius in Pannonien stand um das römische Kernland zu retten. Eine Rettungsaktion, die möglicherweise sogar auf sein eigenes Verschulden zurück zu führen war weil sie vermeidbar gewesen wäre. Als Pannonien auf stand erkannte Tiberius seine Fehlentscheidung. Und Tiberius erkannte noch mehr, denn vielleicht schon in dem Moment als er mit Marbod den Vertrag schloss die Gefahr, dass sich Marbod Ostwestfalen einverleiben könnte und dem musste er ein Bollwerk entgegen setzen, auch wenn ihm dafür nur noch Varus und seine schwachen Legionen zur Verfügung standen. So könnte Varus zu seinem Sündenbock geworden sein. Gleich wie stark oder schwach das Bollwerk auch war und wie empfindlich man es aufgrund des Marbod - Feldzuges und des Pannonien Aufstandes abschmelzen musste. Wir erkennen wieder unschwer die Bedeutung, die die Weser damals bekam und hatte. Denn sie lag strategisch mittig zwischen Rhein und Elbe und verwandelte sich erst durch den möglicherweise brüchigen aber doch unrühmlichen „Freundschaftsvertrag“ zwischen Tiberius und Marbod von einem Etappenziel zur Elbe in einen wichtigen Grenzfluss. So war die Verlegung der Varuslegionen an die Weserfront, gleich wie stark sie vor der Varusschlacht auch aufgefüllt waren, nicht nur dazu angetan zusätzliche Provinzen für das Imperium zu gewinnen, sondern vor allem auch als eine klare Machtdemonstration bzw. Ansage gegenüber der Großmacht der Markomannen zwingend nötig gewesen. Varus konnte nicht anders, er musste sich die Cherusker zu Vasallen heran erziehen und er konnte angesichts dieser Lage gar nicht auf sie verzichten und auf einen erfahrenen römischen Ritter Arminius schon gar nicht. Das machte ihn blind für warnende Stimmen. Arminius wurde für Varus zum Garant der Stärke gegenüber den Markomannen um nötigenfalls gemeinsam mit den Cheruskern einem Gegner aus dem Osten entgegen treten zu können. Die Cherusker konnten aus seiner Sicht betrachtet über sein eigenes Schicksal mit entscheiden und er musste ihnen vertrauen. Aber Tiberius hatte trotz seiner Fehleinschätzung die Gabe noch weiter blicken zu können, als viele andere Machthaber seiner Zeit, denn er ahnte nach den gescheiterten Germanicus Feldzügen frühzeitig auch die Dinge, die sich im Jahre 17 + noch hinter dem Harz zutragen sollten, als die großen germanischen Heere aufeinander prallten. So konnte er ohne seine Legionen einschreiten lassen zu müssen den stürmischen Entwicklungen in Germanien schadlos zuschauen und sehen wie sie sich untereinander zerfleischten. Was ihm aber verborgen blieb war eine beginnende aber lang andauernde Konsolidierungsphase in die das Imperium die Germanen trieb. Vorher rächte sich Tiberius aber noch an Marbod, indem er seine Bitte um Unterstützung durch ein römisches Heer brüsk ausschlug. Denn als Marbod ihm gegenüber mit Hilfe von Gesandten seine Bitte äußerte, bekam er die schroffe Antwort, dass er kein Recht dazu habe, sich auf die Hilfe römischer Waffen gegen die Cherusker zu berufen. Denn als die Römer seine Hilfe und hier war wohl Germanicus gemeint brauchten, habe er sie gegen den gemeinsamen Feind nämlich die Weser/Elbe Germanen auch nicht unterstützt.(19.2.2019)
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Dienstag, 15. Januar 2019
Der dalmatinisch-pannonische Aufstand forderte seinen Tribut - Varus hatte keine andere Wahl
ulrich leyhe, 22:50h
Es sei noch mal die Frage aufgeworfen, ob es sich Tiberius damals in Anbetracht der großen Herausforderungen in Pannonien überhaupt leisten konnte, auf weitere Truppenverstärkung aus dem Norden Germaniens zu verzichten und nicht sogar gezwungen war noch zusätzlich weitere Legionen in den Süden nach Pannonien zu befehligen. Konnte er sich daher den Luxus überhaupt leisten die restlichen noch am Niederrhein stationierten Legionen unbehelligt zu lassen. Und das auch unter der Berücksichtigung, dass die Verbände am Niederrhein bereits in Teilen wegen des Marbod Feldzuges dezimiert werden mussten bzw. abgezogen wurden. Tiberius war nicht zimperlich. Während das Imperium heftigste Kämpfe an der Donau zu bestehen hatte, sollte man ihm daher auch keine Skrupel bzw. Rücksichtnahme unterstellen nun auch noch auf die letzten römischen Reserven zurück greifen zu müssen. Da im Zuge einer Heeresreform unter Kaiser Augustus die Anzahl der Legionen sogar auf 25 abgesenkt wurden, hatte Tiberius auch keine große Auswahl, wenn er nun für Pannonien 15 Legionen brauchte und selbst Veteranen hinzugezogen werden mussten. Ein Tiberius der unter anderem imstande war im Jahre 8 - fasst den ganzen germanischen Stamm der Sugambrer und das sicherlich nicht gewaltlos umzusiedeln, der kennt die Mittel und Wege, wie man es anzustellen hat, wenn man hart durchgreifen muss, zumal dann, wenn der Ernst der militärischen Lage es erfordert. Hungersnöte die durch Versorgungsengpässe parallel zu den Kämpfen in Pannonien ausbrachen, galt es einzudämmen und das gesamte römische Reich hatte Hilfsleistungen zu erbringen. Da war übertriebene Zurückhaltung am falschen Platz. War es da nicht in der Tat das kleinere Übel noch weitere römische Kräfte anzufordern, die Regionen wo es möglich schien militärisch sogar auszusaugen und damit an die Grenze der Belastbarkeit zu gehen. Die dadurch möglicherweise potenziell in Kauf genommene Schwächung unter den Niederrhein Legionen könnte auch das überängstliche Verhalten der Vetera Besatzung erklären, die nach der Varusschlacht trotz zweier Asprenas Legionen sogar schon an den Abriss der Rheinbrücke dachte, um germanische Vorstöße ins linksrheinische Hinterland zu verhindern. Wir sprechen bei den vielen Legionen die Tiberius in Illyrien bzw. Pannonien brauchte über eine immense Masse an Soldaten die er angesichts der Knappheit an Legionen nicht aus dem Hut zaubern konnte. Tiberius gelang nach den mehrjährigen Kämpfen, die schon im „Immensum Bellum“ ihren Anfang nahmen und in den bereits zahlenmäßig umfangreichen Markomannen Aufmarsch mündeten dann letztlich doch der Sieg über die dalmatinisch – pannonischen Aufständischen. Als im Jahre 9 + auch Dalmatien wieder in seine Hände fiel, erreichte ihn und das noch in Dalmatien die Nachricht von der Varusniederlage im gleichen Herbst des Jahres 9 +. Ein Schlachtfeld siegreich zu verlassen und gleichzeitig eine andere Niederlage verdauen zu müssen an der er zwar nicht unschuldig war, sie aber auch nicht kommen sah bzw. sie nicht verhindern konnte erforderte sein kurzfristiges und unmittelbares Erscheinen am Niederrhein. Dort wird er dann seine Überlegungen umgesetzt haben bzw. angegangen sein, eine Grenzlinie gegenüber Germanien zu markieren, von der uns Tacitus berichtet hatte. Tiberius konnte vermutlich damals gar nicht anders und es blieb ihm keine andere Wahl, als für den Pannonienkrieg auch noch die weitere Ausdünnung der für die Gestaltung einer neuen Provinz gedachten römischen Rheinarmee in Kauf zu nehmen. Er musste seine ganzen Kräfte im Süden konzentrieren um zum Ziel zu kommen. Und so ließ er Varus in optimistischer Hoffnung und Erwartung auf Ruhe an der Germanienfront, aber vor allem vor Marbod praktisch mit unabsehbarem Risiko in Unterzahl in Ostwestfalen operieren und dort die Stellung halten. Aber was tat Tiberius als er von seinem letztlich mehr schwer erkämpften, als grandiosen Sieg aus der Donauregion zurück kehrte. Er verzichtete angesichts der bitteren Varus Niederlage wohl aus staatsmännischem Pflichtgefühl heraus zuerst einmal auf den ihm zustehenden Triumphzug durch die Straßen von Rom. Drei Tage angesagte Staatstrauer vertrugen sich noch nie mit einem siegreichen Triumphzug. Aber er holte seine Siegesfeier vier Jahr später nach, als sich Stimmung und Lage beruhigt hatten. Wie wog damals Tiberius seine pro Pannonien und kontra Germanien Entscheidung ab. Die Antwort lag auf der Hand, denn in Pannonien einen Sieg zu erkämpfen um das Mutterland Italien vor dem Einmarsch der Donauvölker zu retten, zählte allemal mehr als das nördliche Germanien vor einem Germanenkönig schützen zu müssen, der sich selbst noch nicht schlüssig war was er wollte. Schließlich war ihm des Schutz Italiens prinzipiell wichtiger als das was möglicherweise ein aufsässiger Marbod anrichten könnte. So riskierte er es in Nordwestgermanien einige tausend Legionäre den möglichen Rachegelüsten eines Marbod zu opfern bzw. auszusetzen, als das Herz des Imperiums zu gefährden. Dadurch geriet letztlich die Verhältnismäßigkeit zur Nebensache und er spielte im Sinne der Rettung des Imperiums auf Risiko. Eine konzertierte germanische Aktion, wie es vielleicht mal der Traum der Cherusker war, die quer von Pannonien über das Markomannenreich bis Ostwestfalen geführt hätte, hätte in dieser Zeit schnell zum ernsten Bedrängnis oder gar zum Ende eines imperialen Traumes im Osten führen können. Auch dies erkannte keiner so scharf wie Tiberius. Aber bei Tiberius spielte möglicherweise auch sein schlechtes Gewissen mit hinein. Wenn auch nur indirekt, so trug er aber doch eine gewisse Mitschuld an der Varusniederlage, weil er Varus zu viele Kämpfer nach Illyrien abziehen musste und er ihm dann für die entscheidende Schlacht keine Elite Legionen mehr zurück senden konnte. Hätte er Varus nicht doch besser am Rhein zurück halten sollen, bis er ihm ein ansehnliches Kontingent an Legionären zur Verfügung stellen konnte. Aber auch ein Tiberius konnte den „Furor Teutonicus“ der konföderierten Germanen im Jahre 9 + nicht in seinen ganzen Ausmaßen voraus ahnen. Denn er hatte möglicherweise nur einen Marbod`schen „worst case Plan“. Sein vorsichtiges taktieren und agieren in Germanien nach der Varusschlacht unter dem Stichwort „limitemque a tiberio“ drückt noch seine gehörige Portion Respekt gegenüber den wieder erstarkten Germanen aus. Die Meutereien der aus Pannonien zurück gekehrten als auch der in Germanien stationiert gewesenen Legionen im Jahr 14 + zeugen von den unmenschlichen Bedingungen und Gewaltaktionen gegen den einfachen Legionär die ihr Vorspiel auch im harten Pannonienkrieg hatten. So konnte auch ein Germanicus drei lange Jahre in Germanien wüten, weil ihm ein Kaiser Tiberius in der Hoffnung auf einen verspäteten Kantersieg lange und vielleicht sogar zu lange den Rücken stärkte. Germanicus sollte ihm den Erfolg zurück bringen. Er wollte damit vielleicht auch seine persönliche Schmach tilgen, für die er sich wie ich bemerkte selbst schuldig gefühlt haben könnte. Wie schmerzlich musste es da für Tiberius gewesen sein, als er sich entschied im Jahre 16 + den Schlussstrich unter die Germanenkriege zu ziehen. Natürlich hatte Tiberius aus seiner persönlichen aber auch aus militärischer Sicht völlig richtig gehandelt. Aber die andauernden römischen Verschleiß Kriege der Jahre 1 + bis 9 + in Mitteleuropa gingen an die Leistungsfähigkeit der römischen Militärmacht und übten in der Summe betrachtet auch alle einen immensen Einfluss auf das aus, was sich später in der Varusschlacht nieder schlagen sollte. Eine Schlacht in der sich die Germanen wieder Luft machen und Platz verschaffen konnten. Das Imperium hätte nach dem Pannonien Krieg eine längere Ruhephase gebraucht die aber der Mehrfrontenkrieg und das widerspenstige Verhalten der Germanen zunichte machten. Man erkennt das römische Dilemma daran, wie lange es nach dem Varuskrieg dauerte, bis es sich im Jahre 14 + wieder eine römische Armee zu traute den Rhein in Richtung Osten zu überqueren, nämlich ganze 5 Jahre. Und dies passierte im Jahre 14 + gegen die Marser vermutlich auch nur deswegen, weil Germanicus seine Legionen von weiteren Meutereien abbringen wollte, sie also beschäftigen musste. Alle Augen im Imperium aber vor allem die des Kaisers ruhten nun um so mehr auf seinem besten Mann Tiberius. Er entschied den „Immensum Bellum“ für Rom, er besaß die Feldherren Qualitäten ein 70.000 Mann Heer auf dem Weg zu den Markomannen kurzfristig nach Süden herum zu reißen und es sogar noch auf 125.000 Kämpfer aufzustocken und er rettete damit Italien vor der angedrohten barbarischen Knechtschaft. Was aber vorher keiner ahnen konnte, war der Ausbruch und der Ausgang der Varusschlacht. Der Kaiser vertraute Tiberius und tauschte ihn im Dalmatien Aufstand sogar noch schnell gegen einen enttäuschenden Germanicus aus. Tiberius wird in jenen Zeiten die Funktion des obersten römischen Oberbefehlshabers und Heermeisters, heute würde man vielleicht sagen Kriegsministers inne gehabt haben. Und ohne Tiberius lief nichts mehr im Imperium. Er wird sich daher auch über alle Schritte des Feldherrn Varus unterrichten gelassen haben. Germanicus operierte in diesem Hexenkessel später drei Jahre lang im Windschatten und unter Duldung von Tiberius. Damit trug er sicherlich auch zum Erstarken der Elbgermanen und unter anderem der Langobarden, der späteren cheruskischen Schutzmacht bei, die dann im Verbund mit den Cheruskern die Markomannen besiegen sollten. Tiberius ließ es aber letztlich zu, das Varus in dieser besonders kritischen Phase in den Jahren 6 + bis 9 + jeweils nach Ostwestfalen ausrückte. Velleius Paterculus unterstrich in seinem Buch II, Kapitel 109 noch zusätzlich die Brisanz und diesen gefährlichen Umstand in dem er „in freier Übersetzung“ sagte, dass man im Imperium befürchten musste, dass Marbod sogar noch nicht einmal davor zurück schrecken würde, in die westlich
von ihm liegenden, also in die germanischen Gebiete am Main, ins Noricum oder nach Pannonien einzudringen. Man musste also permanent überall und an allen Krisenherden mit ihm rechnen. Das römische Reich war folglich sehr wohl vor ihm gewarnt und auch noch nach dem seltsamen Friedensvertrag zwischen Tiberius und Marbod nie vor ihm sicher gewesen. Selbst für den Fall, dass bei den Varus Legionen die Sollstärke der Iststärke entsprochen hätte, war es um diese Zeit ein Wagnis den Statthalter Varus an die Weser zu schicken, während Marbod aber zur gleichen Zeit den Ausgang des Pannonien- und Dalamtienkrieges mit Adleraugen beobachtet haben dürfte. Wäre es für Rom zu einem gigantischen Fehlschlag in Pannonien gekommen, möglicherweise indem sich weitere Stämme aus dem Osten den Pannoniern angeschlossen haben könnten, so hätte sich auch ein Marbod vermutlich nicht mehr an den Vertrag gebunden gefühlt und hätte sich noch vor der Varusschlacht ermuntert fühlen können, von sich aus Varus anzugreifen. Selbst ein Sieg des Imperiums in Pannonien hätte, wenn er zu großen Verlusten auf römischer Seite geführt hätte Marbod schon verleiten können Varus im Verbund mit den Cheruskern anzugreifen. Varus war nicht im Besitz genügender und vollwertiger Legionen, denn sie wurden im Gefolge des Marbodfeldzuges als auch des Pannonien Aufstandes abkommandiert und Marbod wusste genau wie es um die Kräfteverhältnisse stand. Alles wirkte sich damals wie ein großer Aderlass auch auf die Gesamtstärke aller Legionen des römischen Weltreiches aus, gleich wo sie in Garnison lagen. Und wie angekündigt noch mal eine Frage die zurück greift. Wie mag also Tiberius seine Armeen zusammen gestellt haben. Könnte er so weit gegangen sein, dass er möglicherweise jene Legionäre, die er selbst nicht mit nach Pannonien nehmen wollte, dem Feldherrn Varus überlassen haben, da ihm diese für reine Aufgaben im Zuge der Provinzialisierung noch als genügend geeignet erschienen. Sie also ausreichen würden, um damit Ostwestfalen in Schach zu halten. Und waren dies möglicherweise die schwachen Kräfte, von denen Cassius Dio über den zweiten Tag des Marschzuges sprach und die er als die „Unbewaffneten“ bezeichnete, also die so genannten „assensi velati“. Männer die man nur kämpfen ließ, wenn alles schon fasst verloren schien. Sicherlich ist es reine Spekulation, aber doch aus militärischer Sicht nicht bar jeder Logik. Denn Tiberius kannte die Niederrhein Legionen noch vom „Immensum Bellum“ her und er konnte im Jahre 5 + entscheiden, welche er mit auf den Markomannen Feldzug mitnehmen wollte die später auch in Pannonien zum Einsatz kamen und welche nicht. Sicherlich bevorzugte er zuverlässige Kräfte. Und so bestand der Zug der drei untergegangenen Varuslegionen in der gleichnamige Schlacht mit den germanischen Rebellen auch eben nur aus diesen drei verschlissenen, zusätzlich ausgedünnten und kampfschwachen Rumpflegionen. Legionen bzw. Männern die ihm Tiberius nach dem Pannonienkrieg wieder zur Verfügung stellte. Legionen in deren Reihen aber all jene Männer fehlten, die die beschwerlichen Märsche mit Saturninus in den Sammlungsraum vor Marobodum nicht überstanden, um von dort aus die Markomannen anzugreifen, Männer die ihr Leben in Pannonien im Krieg oder unterwegs ließen. Männer die Varus unvorsichtigerweise als Abstellungen im Lande verteilte, wo sie umkamen und Männer, die ebenfalls nicht dabei waren, weil er sie abzweigte um durch sie meiner Hypothese nach, die Frauen und Kindern begleiten zu lassen. Den Tross zu schützen, ihm einen besonderen Schutz angedeihen zu lassen, ihn also aus dem Gefahrenbereich fern zu halten und bei dieser Gelegenheit auch das wertvolle Edelmetall haltige Beute - bzw. Raub Gut vor möglichen zu griffen besser schützen zu können. Ich bin damit auch am Ende der Aufzählung jener Kräfte angelangt, auf die Varus in der Schlacht möglicherweise verzichten musste. Eine Übersicht, die ich mangels historischer Hinweise aus den Federn der alten Historiker aufbauen und rekonstruieren musste, die aber wie ich denke doch einige logische Schlussfolgerungen beinhalten. Der Zug des Varus zu den Aufständischen bestand dann nur noch aus dem eingeschränkten Tross, den die Legionäre unbedingt mitzuführen hatten. Jene Legionäre, die sich nun auf einen Umweg mitten durch ein Krisengebiet begeben mussten. Also das militärisch unmittelbar Nötige, bestehend aus Nahrungsvorräten, Lageraufbau- und Schanzmaterial etc. also all jenen unverzichtbaren sperrigen Gegenständen, ohne die keine isoliert agierende Truppe einsatzfähig wäre. Alles Überflüssige hatte man abgetrennt und es dem zivilen Tross mitgegeben. Aber selbst unter diesen Umständen, hatte der Zug noch einen erheblichen Umfang angenommen. Denn auch dem Papier nach waren drei stark dezimierte und ausgedünnte Rumpflegionen, immer noch ein ernst zu nehmender Gegner für einen waffentechnisch unterlegenden Feind wie es die Germanen waren, wenn es um Leben und Tod ging. Was letztlich auch Erstaunen hervor ruft, ist die Tatsache, dass uns Cassius Dio überhaupt etwas zur Anwesenheit von Frauen und Kinder im Marschzug hinterlassen hat, bzw. darauf einging. Dies lässt erahnen, dass er uns mit dieser Nachricht eine tiefgründige Information von gewisser Tragweite und Bedeutung hinter lassen wollte. Denn Cassius Dio, der Mann der wenigen Worte hätte sicherlich noch über viele andere Dinge zu berichten gewusst, auf die er aber warum auch immer verzichtete. Aber bei Frauen und Kindern hat er eine Ausnahme gemacht und uns diese Andeutung hinterlassen. Nämlich die, dass zu viele zivile Mitreisende auch eine ernste Belastung für einen militärischen Marschzug darstellten und Varus eine plausible Alternative brauchte, um sie aus dem Kampfgeschehen heraus zu halten. Anders ausgedrückt, mit dem Trick sich um die Frauen und Kinder zu sorgen, hatte er auch einen Weg gefunden, seinen Besitz zu sichern um ihn nicht mit ins Kampfgebiet nehmen zu müssen. Wie hätte Cassius Dio auch seine knappen Worte wählen sollen, wenn er uns einen getrennt bzw. vorher abgetrennt marschierenden zivilen Zug hätte beschreiben sollen. Wie hätte es gewirkt wenn die Nachwelt nach der verlorenen Schlacht erfahren hätte, dass Varus die Rettung der Zivilisten und sein eigener Besitz wichtiger waren als eine Schlacht zu gewinnen. Cassius Dio musste es wohl verschweigen, vielleicht sagten dazu auch die Senatsakten nichts aus und man überließ uns heute die Erklärung. Als Cassius Dio im Nachhinein schrieb, wusste er, dass es zur Schlacht kommen würde und wie sie aus ging, aber er sagte uns am Anfang seiner Überlieferung nur, dass sich viele Frauen und Kinder am ersten Tag im Zug befanden und spricht von keinen weiteren Tagen ihrer Anwesenheit im Marschzug. Auch ein, einem Massaker ähnelndes Gemetzel an ihnen, suchen wir bei ihm daher vergeblich und demzufolge auch keinen Hinweis auf eine mögliche Flucht der Frauen und Kinder in Richtung Aliso. Allgemein wird daher auch daraus entnommen, dass es der überdeutliche Hinweis dafür war, wie chaotisch es doch alles zugegangen sein muss. So lag es möglicherweise auch in seiner Absicht darauf hinzuweisen, dass Varus Verantwortung trug und er besonders diesen Schutzbefohlenen eine sichere Heimreise garantieren wollte und musste und ihr Leib und Leben nicht unbedacht aufs Spiel setzen dürfte. Er ist somit seiner Entscheidung den Zug aufzuteilen auch noch anderen Risiken aus dem Weg gegangen, die Cassius Dio geflissentlich weg ließ. Denn schließlich bestand auch noch die latente Gefahr, dass in Ketten liegende Sklaven, und auch der Sklavenhandel war seinerzeit eine gängige Einnahmequelle, die Gelegenheit nutzen könnten, um sich mit Hilfe der Germanen zu befreien und abzusetzen. Aber auch andere ungehorsame und zweifelhafte Personen allein schon in der Nähe eines Kampfgebietes zu wissen, barg schon gewisse Unwägbarkeiten in sich. Was lag da nicht alles näher, als auch dieses Risiko aus zu schließen, nämlich zum einen den sicheren Transport seiner Güter zu bewerkstelligen, als auch die Sicherheit der Menschen im Auge zu behalten. So kam eine Vielzahl von Argumenten zusammen, die auch ein Varus nicht ausblenden konnte. Aber vor allem kamen diese veränderten Rückmarsch Bedingungen den Germanen zugute, denn der abgesprengte zivile Teil marschierte in einen weiteren Hinterhalt zwar kleineren Ausmaßes, aber dafür für die Germanen um so lukrativer. Als Kaiser Augustus später die pure Verzweiflung ins Gesicht geschrieben stand, dachte er vermutlich auch an die verlorenen Steuereinnahmen eines ganzen Jahres und wusste möglicherweise gar nicht, dass im Teutoburger Wald gar keine vollzähligen drei Legionen umkamen und er nur um die kläglichen Reste seiner einstigen Top Legionen trauerte. Die Theorie der schwachen Streitkräfte wird uns wie Insider der Historie schon ahnen können, auch noch von einer anderen und außerordentlich gut informierten weil unmittelbar betroffenen Person der damaligen Zeitgeschichte bestätigt. Aufgrund von nur 25 kampfbereiten Legionen um diese Zeit gehen diverse historisch und mathematisch denkende Analysten von der Teilnahme sowohl aller Asprenas Legionen als auch aller Varuslegionen am Feldzug gegen Marbod aus. Das man aber niemals und selbst unter den widrigsten Bedingungen nicht alle Legionen vom Niederrhein abgezogen hätte, um sie nach Böhmen marschieren zu lassen ist wohl stark anzunehmen. Das ungeachtet dessen der Pannonien Aufstand auch Kräfte vom Niederrhein mit ein band und sie besonders in Mitleidenschaft zog, dürfte aber allenthalben unstrittig sein. Darauf die Hypothese basieren zu lassen, Varus bekam aufgrund dieses bitteren Kräfteentzug in der nach ihm benannten Schlacht die Quittung für die imperialen Militäraktionen, wäre somit ein Fazit meiner Theorie. (19.2.2019)
von ihm liegenden, also in die germanischen Gebiete am Main, ins Noricum oder nach Pannonien einzudringen. Man musste also permanent überall und an allen Krisenherden mit ihm rechnen. Das römische Reich war folglich sehr wohl vor ihm gewarnt und auch noch nach dem seltsamen Friedensvertrag zwischen Tiberius und Marbod nie vor ihm sicher gewesen. Selbst für den Fall, dass bei den Varus Legionen die Sollstärke der Iststärke entsprochen hätte, war es um diese Zeit ein Wagnis den Statthalter Varus an die Weser zu schicken, während Marbod aber zur gleichen Zeit den Ausgang des Pannonien- und Dalamtienkrieges mit Adleraugen beobachtet haben dürfte. Wäre es für Rom zu einem gigantischen Fehlschlag in Pannonien gekommen, möglicherweise indem sich weitere Stämme aus dem Osten den Pannoniern angeschlossen haben könnten, so hätte sich auch ein Marbod vermutlich nicht mehr an den Vertrag gebunden gefühlt und hätte sich noch vor der Varusschlacht ermuntert fühlen können, von sich aus Varus anzugreifen. Selbst ein Sieg des Imperiums in Pannonien hätte, wenn er zu großen Verlusten auf römischer Seite geführt hätte Marbod schon verleiten können Varus im Verbund mit den Cheruskern anzugreifen. Varus war nicht im Besitz genügender und vollwertiger Legionen, denn sie wurden im Gefolge des Marbodfeldzuges als auch des Pannonien Aufstandes abkommandiert und Marbod wusste genau wie es um die Kräfteverhältnisse stand. Alles wirkte sich damals wie ein großer Aderlass auch auf die Gesamtstärke aller Legionen des römischen Weltreiches aus, gleich wo sie in Garnison lagen. Und wie angekündigt noch mal eine Frage die zurück greift. Wie mag also Tiberius seine Armeen zusammen gestellt haben. Könnte er so weit gegangen sein, dass er möglicherweise jene Legionäre, die er selbst nicht mit nach Pannonien nehmen wollte, dem Feldherrn Varus überlassen haben, da ihm diese für reine Aufgaben im Zuge der Provinzialisierung noch als genügend geeignet erschienen. Sie also ausreichen würden, um damit Ostwestfalen in Schach zu halten. Und waren dies möglicherweise die schwachen Kräfte, von denen Cassius Dio über den zweiten Tag des Marschzuges sprach und die er als die „Unbewaffneten“ bezeichnete, also die so genannten „assensi velati“. Männer die man nur kämpfen ließ, wenn alles schon fasst verloren schien. Sicherlich ist es reine Spekulation, aber doch aus militärischer Sicht nicht bar jeder Logik. Denn Tiberius kannte die Niederrhein Legionen noch vom „Immensum Bellum“ her und er konnte im Jahre 5 + entscheiden, welche er mit auf den Markomannen Feldzug mitnehmen wollte die später auch in Pannonien zum Einsatz kamen und welche nicht. Sicherlich bevorzugte er zuverlässige Kräfte. Und so bestand der Zug der drei untergegangenen Varuslegionen in der gleichnamige Schlacht mit den germanischen Rebellen auch eben nur aus diesen drei verschlissenen, zusätzlich ausgedünnten und kampfschwachen Rumpflegionen. Legionen bzw. Männern die ihm Tiberius nach dem Pannonienkrieg wieder zur Verfügung stellte. Legionen in deren Reihen aber all jene Männer fehlten, die die beschwerlichen Märsche mit Saturninus in den Sammlungsraum vor Marobodum nicht überstanden, um von dort aus die Markomannen anzugreifen, Männer die ihr Leben in Pannonien im Krieg oder unterwegs ließen. Männer die Varus unvorsichtigerweise als Abstellungen im Lande verteilte, wo sie umkamen und Männer, die ebenfalls nicht dabei waren, weil er sie abzweigte um durch sie meiner Hypothese nach, die Frauen und Kindern begleiten zu lassen. Den Tross zu schützen, ihm einen besonderen Schutz angedeihen zu lassen, ihn also aus dem Gefahrenbereich fern zu halten und bei dieser Gelegenheit auch das wertvolle Edelmetall haltige Beute - bzw. Raub Gut vor möglichen zu griffen besser schützen zu können. Ich bin damit auch am Ende der Aufzählung jener Kräfte angelangt, auf die Varus in der Schlacht möglicherweise verzichten musste. Eine Übersicht, die ich mangels historischer Hinweise aus den Federn der alten Historiker aufbauen und rekonstruieren musste, die aber wie ich denke doch einige logische Schlussfolgerungen beinhalten. Der Zug des Varus zu den Aufständischen bestand dann nur noch aus dem eingeschränkten Tross, den die Legionäre unbedingt mitzuführen hatten. Jene Legionäre, die sich nun auf einen Umweg mitten durch ein Krisengebiet begeben mussten. Also das militärisch unmittelbar Nötige, bestehend aus Nahrungsvorräten, Lageraufbau- und Schanzmaterial etc. also all jenen unverzichtbaren sperrigen Gegenständen, ohne die keine isoliert agierende Truppe einsatzfähig wäre. Alles Überflüssige hatte man abgetrennt und es dem zivilen Tross mitgegeben. Aber selbst unter diesen Umständen, hatte der Zug noch einen erheblichen Umfang angenommen. Denn auch dem Papier nach waren drei stark dezimierte und ausgedünnte Rumpflegionen, immer noch ein ernst zu nehmender Gegner für einen waffentechnisch unterlegenden Feind wie es die Germanen waren, wenn es um Leben und Tod ging. Was letztlich auch Erstaunen hervor ruft, ist die Tatsache, dass uns Cassius Dio überhaupt etwas zur Anwesenheit von Frauen und Kinder im Marschzug hinterlassen hat, bzw. darauf einging. Dies lässt erahnen, dass er uns mit dieser Nachricht eine tiefgründige Information von gewisser Tragweite und Bedeutung hinter lassen wollte. Denn Cassius Dio, der Mann der wenigen Worte hätte sicherlich noch über viele andere Dinge zu berichten gewusst, auf die er aber warum auch immer verzichtete. Aber bei Frauen und Kindern hat er eine Ausnahme gemacht und uns diese Andeutung hinterlassen. Nämlich die, dass zu viele zivile Mitreisende auch eine ernste Belastung für einen militärischen Marschzug darstellten und Varus eine plausible Alternative brauchte, um sie aus dem Kampfgeschehen heraus zu halten. Anders ausgedrückt, mit dem Trick sich um die Frauen und Kinder zu sorgen, hatte er auch einen Weg gefunden, seinen Besitz zu sichern um ihn nicht mit ins Kampfgebiet nehmen zu müssen. Wie hätte Cassius Dio auch seine knappen Worte wählen sollen, wenn er uns einen getrennt bzw. vorher abgetrennt marschierenden zivilen Zug hätte beschreiben sollen. Wie hätte es gewirkt wenn die Nachwelt nach der verlorenen Schlacht erfahren hätte, dass Varus die Rettung der Zivilisten und sein eigener Besitz wichtiger waren als eine Schlacht zu gewinnen. Cassius Dio musste es wohl verschweigen, vielleicht sagten dazu auch die Senatsakten nichts aus und man überließ uns heute die Erklärung. Als Cassius Dio im Nachhinein schrieb, wusste er, dass es zur Schlacht kommen würde und wie sie aus ging, aber er sagte uns am Anfang seiner Überlieferung nur, dass sich viele Frauen und Kinder am ersten Tag im Zug befanden und spricht von keinen weiteren Tagen ihrer Anwesenheit im Marschzug. Auch ein, einem Massaker ähnelndes Gemetzel an ihnen, suchen wir bei ihm daher vergeblich und demzufolge auch keinen Hinweis auf eine mögliche Flucht der Frauen und Kinder in Richtung Aliso. Allgemein wird daher auch daraus entnommen, dass es der überdeutliche Hinweis dafür war, wie chaotisch es doch alles zugegangen sein muss. So lag es möglicherweise auch in seiner Absicht darauf hinzuweisen, dass Varus Verantwortung trug und er besonders diesen Schutzbefohlenen eine sichere Heimreise garantieren wollte und musste und ihr Leib und Leben nicht unbedacht aufs Spiel setzen dürfte. Er ist somit seiner Entscheidung den Zug aufzuteilen auch noch anderen Risiken aus dem Weg gegangen, die Cassius Dio geflissentlich weg ließ. Denn schließlich bestand auch noch die latente Gefahr, dass in Ketten liegende Sklaven, und auch der Sklavenhandel war seinerzeit eine gängige Einnahmequelle, die Gelegenheit nutzen könnten, um sich mit Hilfe der Germanen zu befreien und abzusetzen. Aber auch andere ungehorsame und zweifelhafte Personen allein schon in der Nähe eines Kampfgebietes zu wissen, barg schon gewisse Unwägbarkeiten in sich. Was lag da nicht alles näher, als auch dieses Risiko aus zu schließen, nämlich zum einen den sicheren Transport seiner Güter zu bewerkstelligen, als auch die Sicherheit der Menschen im Auge zu behalten. So kam eine Vielzahl von Argumenten zusammen, die auch ein Varus nicht ausblenden konnte. Aber vor allem kamen diese veränderten Rückmarsch Bedingungen den Germanen zugute, denn der abgesprengte zivile Teil marschierte in einen weiteren Hinterhalt zwar kleineren Ausmaßes, aber dafür für die Germanen um so lukrativer. Als Kaiser Augustus später die pure Verzweiflung ins Gesicht geschrieben stand, dachte er vermutlich auch an die verlorenen Steuereinnahmen eines ganzen Jahres und wusste möglicherweise gar nicht, dass im Teutoburger Wald gar keine vollzähligen drei Legionen umkamen und er nur um die kläglichen Reste seiner einstigen Top Legionen trauerte. Die Theorie der schwachen Streitkräfte wird uns wie Insider der Historie schon ahnen können, auch noch von einer anderen und außerordentlich gut informierten weil unmittelbar betroffenen Person der damaligen Zeitgeschichte bestätigt. Aufgrund von nur 25 kampfbereiten Legionen um diese Zeit gehen diverse historisch und mathematisch denkende Analysten von der Teilnahme sowohl aller Asprenas Legionen als auch aller Varuslegionen am Feldzug gegen Marbod aus. Das man aber niemals und selbst unter den widrigsten Bedingungen nicht alle Legionen vom Niederrhein abgezogen hätte, um sie nach Böhmen marschieren zu lassen ist wohl stark anzunehmen. Das ungeachtet dessen der Pannonien Aufstand auch Kräfte vom Niederrhein mit ein band und sie besonders in Mitleidenschaft zog, dürfte aber allenthalben unstrittig sein. Darauf die Hypothese basieren zu lassen, Varus bekam aufgrund dieses bitteren Kräfteentzug in der nach ihm benannten Schlacht die Quittung für die imperialen Militäraktionen, wäre somit ein Fazit meiner Theorie. (19.2.2019)
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Mittwoch, 9. Januar 2019
Märsche, Schlachten und Entbehrungen - Legionäre an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit - In welchem Zustand kamen sie aus Pannonien zurück
ulrich leyhe, 01:26h
Ich spule mal zurück, denn noch lebte Varus. Wir stehen im Jahreswechsel der germanisch/heidnischen Raunächte 0006/0007. Einer Übergangsphase in der sich der weiße und zackige Reif an den Blättern „rouch“ also „rauh“ was haarig bedeutet, abzeichnet. Varus feierte möglicherweise erstmals in Germanien die Festivitäten der römischen Compitalien in einem winterfesten Lager am Rhein und plante seine Ostwestfalen Mission. Der vierjährige auch Flächenbrandkrieg genannte „Immensum Bellum“ von 1 + bis 5 + in Germanien wurde unter der Führung von Tiberius gerade siegreich beendet. Der Markomannen Feldzug steckte da schon in den Startlöchern aber vom dalmatinisch – pannonischen Aufstand der noch bis 9 + andauern sollte, wusste man noch nichts, denn der stand dem Imperium noch bevor. Wenn es aber um die damals für militärische Aktionen zur Verfügung stehende Personaldecke des Feldherrn Varus geht, die ihm zu Beginn seiner Amtsgeschäfte etwa um das Jahr 6 + in Germanien zur Verfügung stand, so existieren dazu bekanntlich mehrere allerdings „unbeglaubigte“ historische Offenbarungen, die zum allgemeinen Rätselraten animieren. So lesen wir an einer Stelle, dass die seinem Neffen Asprenas unterstellte Legion I „Germanica“ im Jahre 6 + und „mindestens sieben weitere Legionen“ am Markomannen Feldzug teil nahmen. Also in einer Zeit, als Varus nach Osten ziehen wollte. Die ebenfalls von Asprenas befehligte Legion V „Alaudea“ wird aber innerhalb dieser Textstelle nicht explizit erwähnt. Diese Quelle verrät uns demnach nicht, ob die Legion V „Alaudea“ auch mit am Markomannen – Feldzug teil nahm oder nicht. Man fragt sich natürlich, wo sich der Name der Legion I „Germanica“ vielleicht noch an einer anderer Stelle einer antiken Überlieferung nachlesen lässt, um eine Bestätigung zu dieser Information zu finden. Sollte es bekannt sein oder werden, bitte ich um Nachricht. Erstaunlicherweise kann man dann an einer anderen Stelle, so unter der Legionsgeschichte zur „XIX Augusta“ und auch der Legionsgeschichte zur „XIV Gemina“ lesen, dass die Legion I „Germanica“, als auch die Legion V „Alaudea“ und darüber hinaus sogar noch alle drei unter gegangenen Varuslegionen „XVII“, „XVIII“ „XIX“ im Jahre 6 + am Markomannen Feldzug teilnahmen. Also wären demnach sogar alle fünf Niederrhein Legionen unmittelbar vom Markomannen Feldzug betroffen gewesen und sollen komplett vom Norden nach Böhmen marschiert sein. Ich halte es jedoch für sehr unwahrscheinlich, dass man für den Markomannen Feldzug auf alle fünf „Varuslegionen“ zurück gegriffen haben soll. Denn man hätte damit die Nieder Rhein Front auf ganzer Breite, also äußerst leichtsinnig und riskant entblößt. Ich sehe hier also noch einen erheblichen Forschungsbedarf, welche Legionen man Varus für den Kampf gegen Marbod entzog. Dafür gilt dann meine ähnliche Bitte um Benachrichtigung, wo man in antiken Quellen finden könnte, dass auch die drei „Varuslegionen“ nach Böhmen aufgebrochen sein sollen. Der Markomannen Feldzug in den 12 Legionen bzw. insgesamt 70.000 Kämpfer aufgebrochen sind, daran beteiligt bzw. darin verstrickt waren, hält man für die bis dato größte Militäroperation des Imperiums in der Mitte Europas gegen einen germanischen Volksstamm. Unter der Berücksichtigung, dass zu jener Zeit das ganze Imperium „nur“ über 25 Legionen verfügt haben soll, war es eine gewaltige Armee. Es kann bzw. muss sogar anhand der Überlieferungen davon ausgegangenen werden, dass der Pannonien Krieg diese Dimension noch einmal überschritten hat. Versetzt man sich nun in die damalige Militär strategische Entscheidungslage des Feldherrn Tiberius nach dem plötzlichen und ihm von außen aufgezwungenen Abbruch des Angriffs auf die Markomannen, so dürfte diese vorweg genommen eindeutig gewesen sein. Und sie lautete „Wir brauchen jetzt jeden Legionär in Pannonien“ Man kann sich allerdings auch der Auffassung anschließen, dass Tiberius diese maximal fünf Legionen an der Zahl, alle nach dem frühzeitig abgebrochenen Feldzug im Frühjahr 6 + an den Niederrhein, man muss schon sagen kurioserweise wieder zurück marschieren ließ. Man sollte sich aber ernsthaft die Frage stellen, warum Tiberius das in dieser prekären Lage für das Reich hätte anordnen sollen. Vor dem Hintergrund, dass dem Mutterland Italien und damit dem gesamten römischen Reich von Pannonien und Dalmatien aus möglicherweise der Untergang drohte und man dafür wie überliefert sogar später 15 Legionen mithin 125.000 Kämpfer heran zog, klingt die Vorstellung, Tiberius habe in dieser extremen Notlage, die komplette Nordarmee unverrichteter Dinge wieder zurück an den Niederrhein entlassen, nahezu grotesk. Ich teile daher auch diese Auffassung nicht und denke, dass er die Gelegenheit nutzte und die aus dem gescheiterten Markomannen Feldzug stammenden 12 Legionen nahezu umgehend zusammen fasste, sie um weitere 3 Legionen aufstockte um folglich mit der Gesamtzahl von 12 plus 3 Legionen den Einfall der Aufständischen nach Italien zu verhindern. Das Tiberius gezwungen war niederrheinische Legionen abzuziehen halte ich für unstrittig und plausibel. Ich bin mir lediglich unschlüssig darin, welche Legionen in Form von Kennnummern und wie viele Legionen Tiberius für Marbod vom Niederrhein abzogen haben könnte. Legionen die er dann meiner Hypothese folgend später in den Kampfgebieten Pannoniens noch dringend brauchen würde. Angesichts dieses allgemeinen Gestocher im Nebel der Geschichte, möchte man sich in der Tat nicht in die Haut eines Varus versetzen. Denn niemand kann heute sagen, mit wie vielen Legionen sich Varus oder besser gesagt, mit welcher Zahl an kampffähigen Männern musste er sich in dem Zeitraum nach seiner Amtsübernahme begnügen, einige Jahre bevor er in das spätere Schicksalsjahr 9 + aufbrach. Ich möchte auch die Formulierungen voneinander trennen, da für mich die bloße Erwähnung einer Legion oder eines Legions Namen keine belastbare Aussage zu deren Mannstärke trifft, enthält oder gar erlaubt. Also welches Kräfteverhältnis er in jener Phase besaß, in der er seinen Statthalterposten antrat bis zu jenem Katastrophenjahr 9 + in dem er starb. Gemäß der Überlieferung gelten fünf Legionen für Nieder Germanien erst wieder für das kritische Jahr 9 + als gesichert, da sie im Zuge der Varusschlacht alle genannt werden. Wie viel Legionen Varus aber zwischen seinem Amtsantritt und der Varusschlacht befehligte, ist genauso unbekannt wie die Anzahl der kampffähigen Männer die ihm Tiberius nach dem Ende des Pannonienkrieges noch übrig ließ. Sicherlich bekam Varus seine ursprünglich für Marbod an Tiberius abkommandierten Legionen noch rechtzeitig vor der Varusschlacht aus Pannonien auch wieder, denn sonst hätte man sie nicht einzeln überliefert. Aber was er dann wieder bekam, könnten in Teilen wohl eher nur die berühmten „Geisterarmeen“ einstiger Größe gewesen sein. Es ist anzunehmen, dass es nicht im Interesse des römischen Reiches lag in aller Welt zu verbreiten, welche Opfer man in Pannonien zu erbringen hatte und wie hoch der Preis an Kämpfern war, den die Legionen dort für das Imperium zu zahlen hatten. Derartige Details über die verbliebene Kampfstärke hatten auch alle Militärhistoriker im Interesse der Kampfmoral in jenen Zeiten gefälligst zu verschweigen. So lief es auch damals schon unter dem Deckmantel der militärischen Geheimhaltung, wie viel Opfer Pannonien das römische Reich letztendlich gekostet hat und die Germanen gleich von welchem Stamm sollten es sicherlich als Letzte erfahren. Aber sie hatten ja Augen im Kopf. Wer es aber genauer wusste, war der Mann, der den Pannonienkrieg aus sicherer Distanz mit Argusaugen verfolgt hatte und der trotzdem am Nächsten dran war. König Marbod. Ich halte es für eher vorstellbar und vertrete daher in diesem Zusammenhang die Meinung, dass Tiberius aus taktischen Gründen statt alle fünf Legionen wie von verschiedenen Seiten angenommen wird um die Legionsanzahl 12 zu erreichen, nur einen Teil vom Niederrhein abzog und möglicherweise nur zwei Legionen der Nordarmee gegen Marbod antreten ließ und diese dann auch im Anschluss daran mit nach Pannonien nahm bzw. nehmen musste. Man hätte demnach damals am Rhein zur Sicherung der Grenze und für den Provinzaufbau noch eine der zwei Asprenas Legionen besessen und hätte noch zwei übrig halten können um sie im West - und ostfälischen Raum bzw. an der Lippe zu verteilen. Varus hätte dann nach dieser Theorie vom Beginn seiner Amtsgeschäfte an statt fünf, nur drei Legionen befehligt und bekam demzufolge nach dem Ende der Pannonienkämpfe auch nur zwei allerdings wie ich denke stark geschwächte Legionen zurück. Man kann sich vorstellen, dass Varus die eine ihm belassene, ich nenne sie mal Asprenas Legion in den Aufbruchjahren 7 + und 8 + auf die Standlager am Rhein verteilte. Tiberius stand in Pannonien erneut vor einer großen Herausforderung und vielleicht der größten, die das Reich seit den punischen Kriegen zu bestehen hatte, und es saß ihm zudem in Marbod immer noch ein unsicherer und potenziell schwer abschätzbarer Gegner im Genick. Aus der Retrospektive betrachtet ist es nun überliefert, dass die kritische Lage in Pannonien Tiberius unter erheblichen Zugzwang setzte und den Ruf nach einem größeren Truppenaufgebot lauter werden ließ. Dies machte es erforderlich noch zusätzlich zu den 12 Legionen die er bereits für den Marbod Feldzug mobil gemacht hatte, noch weitere Aufstockungen durchführen musste. Man muss wegen des besonderen Ernstes der Lage davon ausgehen, dass Tiberius nach Bekanntwerden des Aufstandes in Pannonien Hilfskräfte aus allen Regionen heran zog in denen römische Legionen stationiert waren. Allein schon wegen der von Kaiser Augustus im Rahmen der Heeresreform angeordneten Absenkung auf 25 Legionen für das gesamte Imperium musste Tiberius seine Entscheidung weitreichend und durchgreifend treffen. Selbst Kaiser Augustus war gezwungen schärfste Maßnahmen zu ergreifen, um den mit dem Krieg einhergehenden Hungersnöten zu begegnen, indem er drastische Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen anordnete. Keine Region im Imperium konnte sich damals aus der Verpflichtung stehlen oder hoffen geschont zu werden. Alle hatten Tiberius in Pannonien zu unterstützen. Sogar Truppen aus Syrien und Italien sowie Veteranen mussten heran gezogen und er soll es letztlich geschafft haben, sich mit fünfzehn Legionen plus Hilfskräften und Reitereinheiten also einer etwa 125.000 Mann starken Armee in Pannonien dem Feind entgegen stellen zu können. All das zeugt von der Dramatik und der dringenden Notwendigkeit diese historisch belegbaren zusätzlichen drei Legionen regelrecht aus dem Boden stampfen zu müssen um diese dann in den Raum irgendwo zwischen Plattensee und Sarajevo zu verlegen. Es ist daher also noch eher denkbar, dass Tiberius im Sommer des Jahres 6 + möglicherweise auch nicht umhin kam, noch weitere Kräfte aus den niederrheinischen Kastellen für seine Pannonienarmee rekrutieren zu müssen. Geschweige denn, dass er sich imstande gesehen hätte, nach dem Markomannen „Manöver“ Legionen wieder zurück an den Niederrhein zu schicken, also in ihre Standlager zu entlassen. Gehen wir also auch der Möglichkeit nach, dass die Niederrhein Legionen für den Pannonienkrieg außer den zwei Legionen noch weitere Opfer bringen mussten, als sie dies schon für den nichtig gewordenen Markomannen Einsatz taten. Welche Legion oder welche Legionen waren im Norden noch entbehrlich und von wo aus ließ sich weiterer Nachschub für Pannonien generieren und wie viel Einheiten waren für die Aufgaben der Grenzsicherung am Rhein unverzichtbar. Dem wehrhaften römischen Kastell Mainz gegenüber standen im Jahre 6 + keine Feinde mehr, die Chatten waren um diese Zeit für das Imperium keine ernst zunehmenden Gegner. In Ostwestfalen lösten die Schlachten und Scharmützel des „Immensum Bellum“ eine Phase der Ohnmacht unter den germanischen Stämmen aus. Für die Bevölkerung waren die Wunden noch nicht verheilt, so dass sich auch dort die Menschen in jener Zeit bedeckt hielten und widerstandslos dem römischen Treiben in der Folgezeit zusehen mussten. Daraus lässt sich der Fingerzeig ableiten, dass sich Tiberius sehr gut noch mit zusätzlichen römischen Kräften aus Germanien und den dortigen Standlagern eingedeckt haben könnte. Denn wo keine germanische Gefahr mehr drohte, das Imperium also die uneingeschränkte Oberhand hatte, da brauchte man auch keine größeren Kräfte mehr binden und sie waren frei für andere Aufgaben. Man muss hier die Notwendigkeiten gegeneinander abwägen. Tiberius konnte weder die Nieder Rhein Front ungeschoren lassen noch durfte er sie entblößen. Er hätte folglich noch Spielraum für die Hinzuziehung möglicherweise einer weiteren Legion aus dem Norden für Pannonien gehabt. In diesem Fall hätte er die Nieder Rheingrenze dann nur noch von von zwei Legionen bewachen lassen. Da dies sicherlich hochspekulativ ist, möchte ich an dieser Stelle auch keine weiteren Gedankenspiele mehr anstrengen, ob noch zusätzliche Kräfte und das auch vom Niederrhein an die Donau marschieren mussten, um Italien zu retten. Obwohl es in jenen Jahren im Reich üblich gewesen ist, so zeigt doch der Hinweis auf weitere unterstützende Kräfte wie auch die tief in Germanien siedelnden cheruskischen Hilfstruppen die sich ebenfalls vermutlich unter Arminius in Pannonien mit schlagen mussten, wie fragil und dünn häutig die kämpfende Personaldecke für Tiberius war und wie weit er ausholen musste, um die römischen Legionen zu für Pannonien zu verstärken. Aber jeder Rekrutierungsaufwand brauchte seine Zeit für die nötige Logistik. Auch das bedurfte einiger Vorarbeit und vorbereitende Planungen, ohne die auch ein Tiberius nicht auskam. Aber wie so vieles andere auch, so verschweigen uns auch dazu die antiken Schriftsteller so manches Wissenswerte. So ist man mehr oder weniger auch als Hobby Historiker gezwungen, auch den logistischen Ablauf wie der Name schon sagt „logisch“ aufzubauen, um anhand der wenigen Fakten zu schlüssigen Erklärungen der Vorgänge zu gelangen. Das es meines Wissens auch über die Örtlichkeiten der pannonischen Schlachten keine Kenntnisse gibt, verwundert im Hinblick auf die Varusschlacht auch nicht. Denn die Ereignisse fallen alle in die gleiche schwer erforschbare Epoche, zumal wenn sich die Schlachten außerhalb des römischen Kernlandes zutrugen. Es verwundert nicht, dass auch der Ausbruch des Pannonien Aufstandes mit der harten Hand römischer Steuereintreiber in Verbindung gebracht wird und darin wohl seine Hauptursache gehabt haben soll. Ungeachtet bzw. unbeeindruckt des pannonischen Kampfgeschehens rückte Varus wie man allgemein annimmt im zeitigen Frühjahr des Jahres 7 + nach Ostwestfalen aus und ich vertrete weiterhin die Ansicht, dass ihm für diesen Vorstoß nur zwei Legionen zur Verfügung gestanden haben könnten. Man geht davon aus, dass Arminius nach dem Ende des Pannonien Aufstandes aus der Truppe entlassen wurde und in Dalmatien nicht mehr zum Einsatz kam. Da der pannonische Heerführer am 3. August des Jahres 8 + die Waffen nieder legte, könnte Arminius mit seinen Getreuen im Spätsommer des gleichen Jahres schnellen Rittes wieder den Weg zurück in die Heimat nach Ostwestfalen angetreten haben. Varus hatte in dieser Zeit vermutlich sein zweiten Aufbaujahr an der Weser erfolgreich beendet. Arminius und Varus begegneten sich möglicherweise im Jahre 8 + noch gar nicht oder wenn, dann nur wenige Male. Aber Arminius kam aus Pannonien als ein Mann zurück, der imstande war militärische Zusammenhänge schnell zu bewerten und zu erfassen. Nicht nur Tacitus sagte ihm jedenfalls derartige Qualitäten nach. Er erkannte die Situation und die Lebenslage in der sich seine Stammesgenossen in jener Zeit befanden. Er wusste um die römischen Spielregeln wie man mit unterdrückten Völkern um zugehen gewohnt war und er sah wie kaum ein anderer ungetrübten Blickes auch die militärische Stärke oder besser gesagt die nicht vorhandene Stärke der in Germanien verbliebenen Legionen, denn um die stand es nach meinem Dafürhalten nicht zum Besten. Arminius erkannte die Parallele zwischen den leidenden Stämmen in Pannonien und Germanien, denn auch der Pannonische Aufstand fügte sich in die zwischenzeitlich veränderten Gegebenheiten in Germanien. Der Schritt mit diesem Wissen nun einen improvisierten Aufruhr in Ostwestfalen zu inszenieren, der dann zur Varusschlacht führen würde, war da nicht mehr groß. Er verglich die Lage und konnte eins und eins zusammen rechnen. Denn wie sagte der pannonische Anführer Bato einst nach dem Aufstand zu Tiberius “Ihr Römer tragt die Schuld an ihm, schicktet ihr doch zu uns als Wächter nicht Hunde und Hirten, sondern Wölfe“. Der Aufenthalt in Pannonien machte offensichtlich aus Arminius erst den Rebellen und späteren Volkshelden. Und als Anführer einer Kampfeinheit erkannte Arminius in Varus nicht nur den Wolf, sondern er erkannte auch die militärische Schwäche und Trägheit eines Regimes, das sich zwischen einem Kriegsgebiet in Pannonien und einer ruhigen Provinz im Hinterland auftat. Dieses Vakuum galt es Entschluss kräftig zu nutzen solange es noch existierte. Denn wie ich in einem früheren Kapitel andeutete, stand das Fenster für eine germanische Gegenwehr nicht lange offen. Während man von Stammesangehörigen wie Arminius und seinen Männern natürlich erwartete, dass sie den kürzesten Weg zurück in ihre Dörfer also ihre Heimat einschlagen würden, sahen römische Berufssoldaten die nur pflichtgemäß und gegen Bezahlung in ihre Standlager zurück zu kehren hatten die Lage völlig anders. Vom Plattensee nach Fürstenberg an der Weser sind es etwa 830 Kilometer Luftlinie. Die Cherusker hätten es auf ihren Pferderücken in wenigen Wochen überbrücken können. Meiner Theorie nach mussten die, wie ich meine zwei für die Kämpfe abgestellten Varuslegionen in den Jahren von 6 + bis 8 + wegen der jahrelangen Einsätze und physischen Belastungen zuerst gegen Marbod und dann in Pannonien zwangsläufig unter die Sollstärke fallen. Meines Erachtens wurden diese zwei Legionen wie auch Arminius und die Cherusker bereits nach dem heftigen Pannonieneinsatz an den Niederrhein und Ostwestfalen entlassen und beide Verbände kamen im Dalmatien Aufstand nicht mehr zum Einsatz. Varus konnte also günstigenfalls alle seine zwei Legionen erst frühestens im Herbst 8 + wieder in Empfang genommen und sie wieder integriert haben, gleich in welch kritischen Zustand sie sich auch befanden. Die von den harten Einsätzen gezeichneten Legionäre aus den dezimierten Legionen die immerhin drei oder mehr Jahre ununterbrochen im Feld standen oder auf dem Marsch waren, sollten nun im Jahre 9 + den wichtigen Rückhalt für jene Armee bilden, mit der Varus nach Ostwestfalen aufbrach und mit der er dann auf dem Rückweg in den Hinterhalt bei Borlinghausen geriet. Die Cherusker und die germanische Allianz bestehend aus den anderen Stämme mussten befürchten, dass ihnen nur noch das Jahr 9 + blieb, um auf diese noch stark geschwächten Legionäre einen Angriff wagen zu können. Damit wuchs der Handlungsdruck. Viele der Legionäre werden auch noch in den Kastellen am Rhein auf Genesung gewartet haben, um erst später wieder dazu zu stoßen, denn wir wissen aus den Rebellionen des Jahres 14 + wie mit ihnen in Kriegszeiten umgesprungen wurde. Zudem bestand im Germanenland im Sommerlager 9 + noch keine Gefahrenlage, es herrschte keine Krisenstimmung und Varus konnte ruhigen Blutes seine Arbeit fortsetzen. Nach den langen Märschen aus Pannonien erreichten zudem vermutlich auch nur noch wenige die festen Standlager am Niederrhein gingen auf dem Weg dahin in anderen Donaulegionen auf. Legionäre die noch zum Niederrhein gelangten, bestanden mehr oder weniger aus entkräfteten und ausgelaugten Kriegsveteranen, als dass man mit ihnen noch kurzfristig die Legionen für Ostwestfalen wieder auf ein angemessenes Sollstärke Niveau hätte anheben können. So schnell jedenfalls nicht, um im Jahre 9 + schon wieder über ihre alte Stärke und Kampfkraft verfügen zu können die sie um 5+/6 + noch hatten. Ihnen dürfte vieles vor allem aber Moral, Kraft und Gesundheit gefehlt haben, um sich unter den widrigen Bedingungen des Jahres 9 + noch mit dem Schwert in der Hand aus der Notlage einer Varusschlacht befreien und nach Westen durch schlagen zu können. Den wichtigen Motivationsschub verbunden mit einem möglichen zahlenmäßigen und kräftemäßigen Vorsprung, den die Germanen auf Basis meiner Theorie möglicherweise nur noch im Schlachtenjahr 9 + hatten, zwang die konföderierten germanischen Stämme dazu noch in diesem Jahr zu handeln, denn eine bessere Gelegenheit werden sie vermutlich nicht mehr bekommen haben. Eine angemessene Ruhephase nach dem Pannonienkrieg eine strategisch durchdachte Neuausrichtung der Legionen und das Imperium hätte neue Kräfte sammeln können. Mit diesen hätten die Germanen kein leichtes Spiel mehr gehabt und das Einfalltor zur Elbe hätte für das Imperium weit offen gestanden. (9.1.2019)
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