Mittwoch, 16. Mai 2018
Der gewichtigste Begriff im Focus der Varusschlacht der „teuto burgiensi saltu“ Teil I
Mit der Entdeckung des Kalkrieser „Varus Schlachtfeldes“ ging ein, um in der zeitgenössischen Welt der Runen zu bleiben „raunen“ gleiches Aufatmen durch die Römer Forschung. So, als ob das Kapitel ewiger Suche nach Hunderten von Jahren nun endlich doch noch zugeklappt werden kann. Doch nach und nach bröckelte leider die Hoffnung und der anfängliche Optimismus schwand. Man konnte nach vielem Widersprüchlichen den Eindruck gewinnen, in Sachen Varus Schlacht wieder fasst bei Null zu stehen, viele Freunde der Römer Forschung fühlten sich getäuscht und wichen daher aus einem gewissen Gefühl der Ohnmacht heraus, sozusagen ersatzweise auf die umfangreichen anderen sich bietenden Themenfelder des großen Komplexes der römischen Antike aus. Die europaweite Römer Forschung besteht ja erfreulicherweise nicht nur aus der Varus Schlacht. Aber in der Konsequenz wurden die Uhren nach einer breiten Infragestellung von Kalkriese wieder auf Anfang gestellt. Dadurch gerät damals wie heute auch wieder einmal der gute alte „teutoburgiensis saltus“ ins Zentrum von Analyse und Diskussion, als der gewichtigste Begriff schlechthin, wenn es um die Örtlichkeiten der Varus Schlacht geht und er fordert uns daher immer in besonderer Weise heraus. Nun bieten sich bzw. bleiben uns erfreulicherweise aber eine ganze Reihe von Möglichkeiten die Hoffnung machen doch noch am richtigen Ort fündig zu werden. Es kann sich also lohnen, die Suche nach den Örtlichkeiten dieses Geschichte schreibenden Saltus wieder aufzunehmen. Die Weser fließt immer noch von Süden nach Norden und auch das Egge Gebirge hat seinen Standort nicht verschoben, das weckt Optimismus. Den Saltus unter Zuhilfenahme der unverrückbaren topografischen Gegebenheiten auf dem Wege der möglichen noch groben Zug Varianten der Varus Legionen ab Corvey zum Rhein ausfindig zu machen bzw. zu lokalisieren, hatte ich bereits in einem früheren Abschnitt wie ich denke plausibel dargelegt. Dazu folgen natürlich noch diverse Details. Nun greife ich eine weitere Schlussfolgerung auf, die aber in die gleiche Hypothese mündet. Die Tacitus Annalen unter 1,60 (3) weisen uns nun diese zusätzliche Möglichkeit auf, um dem Saltus auf die Spur zu kommen. Während Varus von der Weser aus kommend durch den Nethegau von Osten her schlussendlich in den Saltus eindrang überliefert uns nun Tacitus wie es Germanicus 15 +, also sechs Jahre später von Nordwesten aus anstellte um den Saltus zu entdecken. Die Faszination die im Namen „Teutoburger Wald“ liegt, nahm in den vielen Jahren auch etwas Magisches an und wird immer sofort in einen direkten Zusammenhang mit der Varus Schlacht und dem römischen Feldherrn Varus gesetzt. Der Teutoburger Wald erscheint uns daher heute wie ein Codename für ein ewiges Rätsel der Antike und hat sich wie ein Sakrileg in die deutsche Frühgeschichte eingegraben. Kaum ein Schulkind, dass hier nicht reflexartig den Spruch Varus, Varus gib mir…... etc. aufsagt. Auch wenn ich die Ansicht vertrete den Saltus aufgrund meiner empirischen Analyse bereits fixiert zu haben, so muss man sich diesen Doppelnamen trotzdem immer wieder auf der Zunge zergehen lassen um ihm sein Rätsel zu entlocken, denn er birgt noch immer einige Geheimnisse. Das Dilemma beginnt schon mit einer damals nahezu vermessen zu nennenden Feststellung, dass es sich nämlich unter der Schreibweise “teutoburgiensis saltus” um eine sogenannte „Rückübersetzung“ des in späterer Zeit kreierten Namens Teutoburger Wald handeln würde. Schaut man sich aber die Original Schreibweise, also die Handschrift aus der Feder des Herrn Tacitus an, so liest man erstaunlicherweise “teutoburgiensis saltus” in einer völlig anderen Aneinanderreihung. Man liest darin genau genommen drei voneinander abgetrennt geschriebene Worte nämlich “teuto burgiensi saltu” und eben nicht die zwei Worte “teutoburgiensis saltus”. Das Wort „teuto“ wurde von Tacitus mit einem kleinen Abstand zum Wort „burgiensi“ aber trotzdem für den Betrachter klar ersichtlich getrennt geschrieben. Es handelt sich hier also recht eindeutig um zwei Worte nämlich„ teuto und burgiensi“. Das danach folgende dritte Wort „saltu“ wurde von den Experten mit „saltus” übersetzt, obwohl der zweite Buchstabe des Wortes nach dem „s“ eher an ein „u” statt an ein „a” denken lässt und an den Schluss setzten die Experten später sogar noch ein „s“ obwohl Tacitus auf dieses „s“ verzichtete und nur saltu schrieb. So heißt es nach neuerer Auslegung also “teutoburgiensis saltus” und nicht mehr “teuto burgiensi saltu”. Man kann sich natürlich den Originaltext über Wikipedia auch recht schnell selbst vor Augen führen und sich eine Meinung bilden.

Ich möchte natürlich hier keinen Zweifel an der Richtigkeit der Übersetzung wecken, denn es ist sicherlich wissenschaftlich betrachtet legitim, also Stand der lateinischen Sprachforschung, dass man die Silbe „ensi“ in „ensis“ ändern kann und darf und dem Wort saltu auch ein „s“ ans Ende setzen bzw. hinten anhängen darf, ohne damit den Sinn zu verändern, den Tacitus dahinter sah. Lässt man in der lateinischen Sprache ein Wort rückübersetzt mit “ensis” enden so macht das möglicherweise einen Unterschied zum Original Wort, welches da nur lautete “ensi”, aber es scheint wie gesagt unproblematisch zu sein.  Ein Burgi ist die Mehrzahl von Burgus also eine Ansammlung von ihnen. Die Endung „ensi“ also ensis in Verbindung mit Burgi machte dann daraus das deutsche Wort Provinz oder auch in der Mehrzahl die Region der Teuto Burgen oder auch das Teuto Burgenland. Das lateinische Wort burgus oder burgi entstammt derselben alten Sprachfamilie wie das griechische Wort pýrgos bzw. purgos. Worte wie Burg, Burgi oder Burgus finden in der militaristischen Sprache Verwendung und stehen dementsprechend auch für militärische Bauwerke oder Befestigungen wie Schutzmauer, Wachtturm, oder Burganlagen im Sinne von Umwallungen aus Holz, Steinen oder Erdmassen. Ein Burgus konnte über unterschiedliche Funktionen verfügen, so diente er unter der Bezeichnung Burgus Speculatorius  zu verschiedenen Kontroll - und Beobachtungszwecken und nahm damit Polizeifunktionen wahr in dem er wichtige Straßenverbindungen überwachte. Er diente aber auch als Fluchtburg aus der man sich gegen Feinde verteidigen zu konnte. Man konnte ihn aber auch schon als eine erste zivile, also außer militärische Anlage oder in Doppelfunktion ansprechen und dann in einem Burgus bereits den Einstieg in eine frühe Form munizipaler Zusammenkunft auch in Germanien erkennen. Der Name Fluchtburg wird häufig oder besser gesagt immer in den Zusammenhang mit Höhenburgen gesetzt und findet dann vor allem in Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen Verwendung. Frühen Gesellschaft Formen werden häufig Höhen Fliehburgen zugeschrieben denen je nach Bevölkerungsdichte und den geologischen Bedingungen nach unterschiedliche Formen, Größen  und Standorte zugeschrieben werden. Waren die Lebensbedingungen der Bewohner ringsum auskömmlich, lebten in der Region viele Menschen, so werden diese geeignete Fluchtorte besessen und sie in kritischen Gefahren Lagen angesteuert haben. Fanden die Menschen sogar besonders gute Lebensgrundlagen vor, so wuchs auch die Anzahl der für sie erforderlichen Schutzanlagen und auch die Bauweise profitierte davon, wurde größer und wehrhafter. Von der einfachen Wallburg bis zur komfortableren mehrfach umwallten Anlage und bis zu hölzernen Schutzbauten samt Spähtürmen im Inneren dürfte im Germanien der Germanen und Kelten alles vertreten gewesen sein. Zogen sich die unruhigen Zeiten in die Länge, musste man in ihnen auch Lebensmittel horten und bevorraten, um darin über einen längeren Zeitraum überleben zu können. Funktionierte das Frühwarnsystem vor anrückenden Feinden, erreichte man die stabileren Befestigungen zeitnah, andernfalls musste der nächst gelegene Wald den nötigen Schutz bieten. Aber die Fluchtburgen waren mehr, wurden erste Keimzellen für rituelle Kontakte mit - und untereinander, ließen die Menschen darin näher zusammen rücken was deren Verständigung, ihrer Kommunikation, sowie ihrem sozialen Zusammenhalt und zwischenmenschlichen Leben förderlich war. Lebte man normalerweise zerstreut und weit auseinander in einzelnen Gehöften, so wurden sie in Kriegszeiten gegen ihren Willen bzw. durch die Umstände in den Notunterkünften zu Notgemeinschaften also den Volksburgen zusammen gepfercht und mussten ganz gegen ihre freie Lebensweise mit kleinen beengten Räumlichkeiten vorlieb nehmen. Und das Burgenland der Egge zwischen Altenbeken, oder der Brunsburg bis in den Süden an die Diemel bot anders als das flache Land vielerorts geeignete Plätze Schutzbauten zu errichten um sich im dichten Wald vor den Augen fremder Eroberer zu verbergen und sich so zu schützen. Auch eine römische Provinz in Spanien trug zum Beispiel den Namen Tarracon - ensis, eine andere alte Kulturlandschaft in Südfrankreich nannte sich die Narbon - ensis und bei Corvey befand sich der alte pagus Augu - ensis oder auch pagus Aug - ensis genannt und Varus kämpfte nach Tacitus seine letzte Schlacht in der germanischen Provinz Teuto – Burgi - ensis. Auch die alte Straße von Köln nach Trier nannte man die  Via Coloni – ensis weil man auf ihr in die Provinz Coloni – ensis gelangte. Unter der Bezeichnung „ensis“ oder „ensi“ verbarg sich also eine lateinische Form bzw. ein Suffix für die Benennung von Regionen und Provinzen und vielleicht auch schon von späteren Domänen und Verwaltungsbezirken. Aber der Name Saltus im „Dreierpack“ der zwei anderen Worte öffnet uns eine entscheidende, wenn nicht sogar die entscheidende Tür. Denn ein Saltus ist nach der offiziellen Übersetzung nun einmal eine Waldschlucht und eben kein Wald und diese eine Waldschlucht oder den Saltus galt es nun innerhalb dieser von Tacitus hinterlassenen Beschreibung der germanischen Region oder Provinz Teuto - Burgi - ensis zu suchen, aber möglichst hieb - und stichfest aber vor allem beweiskräftig. Und auch nicht nur zu suchen, sondern auch zu finden. Als Tacitus starb war Claudius Ptolemäus der große Kartierer etwa 20 Jahre alt aber man kannte in dieser Zeit auch schon die Namen einiger germanischer Siedlungen bzw. hatte Namen für sie und sie konnten teilweise Lage bestimmt bzw. geodätisch entzerrt werden. Eine davon lag, wie es uns Ptolemäus überlieferte im Land der Brukterer und man nannte sie Teuderium. Es könnte sich dabei um das heutige Beelen bei Warendorf gehandelt haben. Möglicherweise war das ähnlich klingende Teuderium schon eine der sehr frühen germanischen Ansiedlungen die den Weg zur neuen Provinz „Teude – Burgi – ensis“ wies, denn von Beelen bis zum Saltus beträgt die Luftlinie nur 73 km. Da das Wort Teuto bereits im 1. Jhd. bekannt war und von Tacitus zu Papier gebracht bzw. genutzt wurde, stellt sich die Frage, woher Tacitus den Begriff Teuto, aus dem wir ableitend aus dem indogermanischen ein Wort für Volk schließen, hatte. Das Wort Teuto kannten die Kaiser zeitlichen Römer nur im Zusammenhang mit dem germanischen Volk der Teutonen, leiteten es aber nicht von der gemeinsamen Ursprache des Indogermanischen ab, denn dafür gibt es meines Erachtens keinerlei Anhaltspunkte. Aber auf die Teutonen möchte ich im Verlauf dieses Abschnittes auch noch näher eingehen. Hätte man Varus damals ungestört weiter machen lassen, und er wäre auch im Frühjahr des Jahres 10 + wieder guter Dinge an die Weser gezogen, wäre vielleicht aus der Provinz „Teude – Burgi - ensis“ oder „Teuto – Burgi - ensis“ der spätere Name einer weiteren neuen römischen Provinz erwachsen, wie die Augu - ensis der Name der angrenzenden Nordprovinz. Das dem heutigen Paderborn besser noch dem nahen Winterlager Aliso/Elsen an der Alme, dann die Funktion einer weiteren Provinzhauptstadt neben Corvey zugefallen wäre, scheint dann nahe liegend gewesen zu sein. Saltus oder Saltuus steht sowohl für Plural- als auch für Singular und die “heutige” Übersetzung dazu setzt wie bereits dargestellt für das Wort Saltus das Wort Waldschlucht. Aber nahezu auf einer Ebene auch das Wort Sprung, also der Sprung oder die Sprünge bzw. der oder die Über Sprünge im Sinne von etwas überspringen möglicherweise auch überqueren oder durchqueren zu müssen. Saltus von Salto bzw. Salto di Tiberio ist uns ein Begriff, trifft aber hier nur annähernd zu. Will man die Begriffe strukturieren, dann folgen für Saltus auch Bezeichnungen wie Waldtal, - Gebirge - Schlucht, Pass also Passage, aber auch ein dicht bewaldeter Bergzug. Aber der Begriff bzw. das Wort Waldschlucht besetzt den ersten Platz und trifft es wohl auch am besten. Bestätigung als Engpass, Gebirgstal und Waldschlucht findet der Begriff Saltus und das auch im militärischen Sinne u.a. noch im Namen “Saltus Pyrenaeus”. Aber auch die Übersetzungsform von Saltus als Viehtrifft sollte man nicht so leicht verwerfen, denn eine Schlucht die von Wildtieren häufig genutzt wird verändert sich und nimmt im Laufe vieler Jahre durch Regenauswaschung andere Formen an, bekommt auch Hohlwege Riefen und Rillen. Trittschäden beschädigen den Oberboden und alle Einwirkungen der Natur ähneln somit letztlich auch der Waldschlucht, wie sie uns im Zuge der Varusschlacht beschrieben wird. Und auch der 17 + verstorbene Titus Livius nutzte den Begriff Saltus um damit Schluchten zu bezeichnen.
Im römischen Reich wurden zudem aber auch Landgüter, Domänen als Saltus bezeichnet. Aber diese bezeichnen Wirtschaftsräume besser gesagt landwirtschaftlich geprägte Regionen. Aber auch eine Maßeinheiten wurde als Saltus bezeichnet, dient aber der Vermessung und keiner topographischen Zuordnung. Schluchten, Pässe oder Waldtäler hingegen sind bizarr, benennen immer einen ökologisch lokalen begrenzten Naturraum bzw. einen auffälligen Einschnitt in der Landschaft. Aber vor allem haben sie einen Weg weisenden Charakter, denn man kann sie als Markierung in unbekannter Umgebung nutzen, so wie es Tacitus auch tat. Es steckt noch in uns, wenn wir uns in ein "Survival Camp" versetzen. Da sagt auch keiner mehr, an der dritten Ampel musst du rechts abbiegen. Da heißt es dann, da wo der Fluss eine scharfe Biegung nach Osten vollzieht, tut sich ein Gebirge Sattel auf und durch den musst du hindurch marschieren bis du …. usw. Verstünde man unter dem Begriff Saltus nun einen Wald gehen uns die Anhaltspunkte mangels geeigneter Fixpunkte schnell verloren. Nur zu sagen, an der dicken Eiche geht es rechts ab, ist da leider zu wenig und man verirrt sich. Im Gegensatz zu einem Saltus also einer Waldschlucht, kann es sich bei einem Wald um eine schier endlose, weitläufige und ausgedehnte Region handeln, die bis an den Horizont reicht und sich auch über sehr große Räume erstrecken kann. Tacitus schränkt es für uns aber sehr deutlich ein, denn er überliefert uns nur den gut definierbaren und nachvollziehbaren Begriff Saltus. Und der Saltus den er meinte befindet sich in der Provinz der Teuto Burgen. Hätte er uns nur auf einen Wald aber „ohne“ Schlucht hinweisen wollen, dann hätte er aufgrund zahlreicher Recherchen und lateinischer Sprachvergleiche dafür das Wort „silva“ verwendet. Aber er wollte uns auf einen Wald „mit“ einer Schlucht hinweisen und deswegen verwendete er auch das Wort Saltus für Waldschlucht.Von Sextus Julius Frontinus aus dem 1.Jhd. ist uns der Begriff Saltus auch als eine Maßeinheit überliefert. Ein Saltus entspricht demnach einem Quadrat und bedeckte jeweils eine Fläche von 1260 Hektar. Ein Saltus war in der römischen Kaiserzeit auch ein Nahrung produzierendes Landgut, was einer Domäne entspricht, es konnten dort aber auch einträgliche Güter im Sinne einer Rohstoffgewinnung erzeugt, gewonnen bzw. abgebaut werden. Diese Saltus waren lukrativ und unterstanden daher im Imperium sogar der kaiserlichen Verwaltung.Versucht man zwischen dem Saltus mit dem Hintergrund darin eine Waldschlucht zu erkennen und dem Saltus im Sinne eines vermessenen Areals einen sinnhaften Bezug herzustellen, so würde sich hier der Begriff “Landmarkierung” anbieten. Ein vermessener Saltus markiert eine bedeutsame vielleicht auch überwachte Produktionsstätte und macht sie damit vom Umland kenntlich, während eine Schlucht sich durch eine Einkerbung von der Umgebung abzeichnet und eine topographische Markierung darstellt. In der Region Ostwestfalen könnte dies auf organisierte landwirtschaftliche Betriebe zutreffen, aber auch auf die Regionen in den Blei oder andere Erze zu Tage gefördert wurden. In der noch bis 5 + umkämpften Region Ostwestfalen innerhalb von drei Jahren, nämlich der Zeit der römischen Besetzung zwischen den Jahren 7 + und 9 + ein Nahrung produzierendes Landgut was einer Domäne entspricht zu installieren ist schwer vorstellbar, ungeachtet dessen, konnten aber Strukturen dieser Art bereits im Aufbau gewesen sein. Land ein zumessen nimmt auch Formen von Enteignung an und in Erzgruben und Domänen in römischen Besitz arbeitete man auch nicht unbedingt freiwillig was bedeutet, dass es schon sehr nach Sklaveneinsatz roch. Zudem musste diese Art von ein gemessenen Saltus auch auf dem Boden der Cherusker statt finden, mit denen man vertragspartnerschaftlich verbundenen war und nicht auf Territorien von Nachbarstämmen. Die Bleistätten von Knebelinghausen im Grenzgebiet von Marsern und Brukterern könnte man mit viel Phantasie als etwas Derartiges ansprechen. Es bleibt aber die Frage offen, warum römische Agrimensores also Feldvermesser diesen Aufwand hätten betreiben sollen, denn Germanien war trotz vorhandener und zu beachtender Stammesgrenzen letztlich ein freies offenes Land und bedurfte zu jener Zeit keiner künstlichen Grenzen. Außerdem dürfte ein Areal von 1260 ha schwer zu vermessen gewesen sein, denn Waldgebiete, Bachläufe, Sümpfe stellten natürliche Hindernisse dar. Man stellt sich bei alledem zweifellos die Frage nach dem Warum und ich möchte dieser Namenserklärung daher auch nicht weiter folgen. Zudem passt auch die Version Saltus = Flächenmaß nicht in den Kontext der Varusschlacht. Denn der bewusste Saltus, die Waldschlucht in der Provinz Teutoburgiensis war von der römischen Infrastruktur noch nicht erschlossen und Caecina hatte bekanntlich aus Richtung Schwaney kommend Mühe den Weg dorthin erst einmal aufzufinden bzw. dann herzurichten. Und auch Varus selbst sah sich bereits auf dem Weg zum Saltus und erst recht im Saltus den erheblichen Unbillen der Natur ausgesetzt. All dies hört sich nicht nach einem ordnungsgemäß ein gemessenen Areal an. Ungeachtet dessen können erste Villa Rustica aber auch für Inner Germanien angenommen werden, wie es diverse Luftaufnahmen belegen könnten, denen aber noch keine Untersuchungen folgten. Denn auch die Versorgung römischer Militäreinheiten und die dazu gehörigen Verwaltungsstrukturen mussten, wie ich im voraus gegangenen Abschnitt zum "Thema Ernährung" dargelegt hatte in Gang gesetzt werden und dauerhaft funktionieren um ein römisches Leben auch am Rande ihrer Zivilisation bzw. der Peripherie zu ermöglichen. Germanicus sandte 15 +, wie wir es auch schon aus dem Jahre 14 + wissen wieder seinen Spürhund Caecina voraus um die verborgenen Waldgebiete auf ihre Begehbarkeit hin zu erforschen. Also Gegenden in denen natürlich ein nur oberflächlich Suchender auf den ersten Blick gar kein ehemaliges Schlachtfeld erkennen könnte. Aber Caecina wusste wonach er suchte. Es galt für Caecina der im Jahre 9 + noch nicht dabei war und sich dort demzufolge nicht auskannte die „Saltus Schlucht“ zu erkunden um die es ging und möglicherweise dahin Brücken und Dämme über feuchte Sümpfe und trügerische Ebenen zu legen um dann endlich „im“ saltus der Teuto burgiensis die Gebeine vorzufinden bzw. bis zu ihnen vorzustoßen. Einer der ganz wenigen unmittelbaren regionalen Fixierpunkte die uns zur Verfügung stehen ist der Tacitus Verweis auf die Anwesenheit des Germanicus, der in der Nähe der beiden uns bekannten Flüssen Ems und Lippe in Ostwestfalen rastete und uns eine damit verbundene wichtige Abstands Information zum Schauplatz im Saltus gibt. Daher wird dieser Hinweis unweigerlich von jedem Quellen Interpreten gequetscht, geknetet und nahezu überstrapaziert und folglich wird er auch von mir immer wieder in den Mittelpunkt gerückt und von allen Seiten beleuchtet. Germanicus, Caecina und Stertinius befanden sich 15 + „nicht weit entfernt“ vom besagten Saltus Teutoburgiensis, als die damals überlebenden Zeitzeugen übereinstimmend sagten, dass sich nun „haud procul“, also nicht fern von ihnen, die Gebeine in eben diesem Saltus immer noch oberflächlich liegend befänden. Übrigens auch „haud procul“ hat Tacitus nicht geschrieben sondern er schrieb „haud pcul“ wobei der Gebrauch von Abkürzungen wohl zum Alltag der Althistoriker gehörte. Germanicus selbst lagerte nachdem er die Lippe/Ems Region verließ also „nicht fern“ von diesem Saltus Teutoburgiensis nach dem er und seine Soldaten und Stertinius noch Tage oder vielleicht auch noch tags zuvor die schlimmen Verwüstungen bei den Brukterern anrichteten. Bevor man damals wie heute die Lage der Marter Funde und der Knochen orten konnte, musste man also erst einmal wissen, wo sich dieser Saltus Teutoburgiensis nach römischer Vorstellung und Lesart überhaupt befand bzw. was sich die Römer selbst und auch zuvorderst Tacitus unter einem Saltus Teutoburgiensis vorstellte, da er ja in seiner Definition auf das lateinische Wort für Wald bewusst verzichtete. Vor der Beschreibung bzw. Wortfindung hatte sich Tacitus etwas gedacht, er musste und wollte die besondere, da schicksalhafte Örtlichkeit zutreffend beschreiben und er wollte den Namen gut auswählen, damit seine römischen Landsleute das Wort auch präzise verstehen, die Lage später verorten, es übersetzen und den Saltus möglicherweise auch finden konnten. Daher durfte er es auch durch keine oberflächliche und willkürliche Pauschalierung ersetzen, wollte sich keine Ungenauigkeit leisten und griff daher zur Vokabel „Saltus“ also einem Begriff der in diesem Zusammenhang keine häufige Verwendung findet, aber in der Übersetzung eindeutig Waldschlucht bedeutet. Darin liegt auch der Ursprung vieler Interpretations - man möchte schon sagen Fehlversuche die sogar dahin münden in einem Saltus nur einen Wald statt eine Waldschlucht zu sehen. Er wollte eine klare Landmarke hinterlassen und das Wort „silva“ für Wald vermeiden, da es ihm nicht detailliert genug war. Denn hier ging es um den Schauplatz des Grauens schlechthin und um den Schlussakt härter ausgedrückt den Todeskampf einer ganzen Heeresgruppe. Aber Tacitus hat uns wohlwollend sozusagen mit dem literarisch ausgestreckten Finger diese eine tiefe Wunde im Wald gewiesen. Aber die Überreste des letzten Kampftages wollten ja auch erst einmal innerhalb dieses Saltus Teutoburgiensis gefunden werden, was dann die Legionäre mit den Überlebenden übernahmen. Das Wort „innerhalb“ bedarf aber noch einer gesonderten Kommentierung. In der lateinischen Sprache heißt es und bereits textuell bearbeitet, „haud procul Teutoburgiensi saltu, in quo reliquiae Vari legionum-que insepultae dicebantur“ was heute mit - „nicht fern“ vom Teutoburgiensi saltu übersetzt wird. Aber Achtung jetzt kommt der wichtige Hinweis nämlich „in dem“ bzw. „worin“ - , wie man sagte, die Überreste des Varus und der Legionen unbestattet lagen. Da steht also nicht nur geschrieben in dem „Teutoburgiensi“ und da steht auch nicht geschrieben „nicht fern vom“ „Teutoburgiensi“ befinden sich die Knochen Reste. Sondern da steht eindeutig geschrieben „in dem“ SALTUS bzw. „worin“ sich die Knochen Reste befinden, also in der Waldschlucht. Denn Tacitus wollte uns nicht sagen, die Knochen Reste der Gefallenen liegen in der Teutoburg oder in den Teutoburgen, sondern sie lagen in eben diesem Saltus also jener Waldschlucht. Die Betonung auf die Tacitus besonderen Wert legte und die er für die Nachwelt unbeabsichtigt verschleierte, war der uns heute verschüttet vor kommende Hinweis auf diese eine verborgene Waldschlucht im großen Land der Teutoburgen. Das dieser Saltus auch in einem Wald liegt erwähnte er nicht explizit, vermutlich war es für ihn selbstverständlich, dass jede Passage im Gebirge in Germanien auch bewaldet zu sein hatte. Sonst hätte er korrekterweise vielleicht geschrieben, “haud procul Teutosilva – Burgi – ensis Saltus“ oder so ähnlich. Aber wir haben festgestellt, dass sich Tacitus vieler Abkürzungen behalf und in diesem Fall verzichtete er daher auch auf ein Wort Monster, also eine voll umfängliche und langatmig darlegende Beschreibung, da man es auch einfacher haben kann, nämlich ganz profan in einem einzigen Wort nämlich Saltus ausdrücken kann. Für ihn stand im Vordergrund festzuhalten, dass es eine Provinz der Burgen war, die sich also durch eine Anzahl von Festungsanlagen auszeichnete und sich in dieser Provinz eine markante Schlucht befand, „in der“ sich dann wiederum die wesentlichen Reste jener Varus Schlacht unbestattet befänden. Aber schlimmer noch, denn sie befinden sich wohl teilweise sogar heute noch darin, sofern sie nicht verrottet sind. Genauer hätte es uns Tacitus nicht beschreiben können, denn was hätte er damals schon präziser zum Ausdruck bringen können, als das zu sagen was er wusste bzw. erfahren konnte, nämlich sucht die Knochen in der Waldschlucht in der Nähe der Siedlungsgebiete bei den äußersten Brukterern wo Ems und Lippe nicht mehr flossen. Hätte sich die Schlacht in der Nähe eines Römer Kastells oder einer römischen Fernstraße zugetragen, hätte er uns sicherlich mehr Details vermittelt, aber eine abwegige in einem Hinterhalt liegende Waldschlucht, irgendwo in Zentral Germanien zu der kein häufig genutzter Weg führt noch namentlich zu benennen, wie hätte er das damals anstellen sollen. Da man nur in einem Burgenland nämlich dem „Teutoburgiensi saltu“ eine gebirgige Waldschlucht finden kann, die sich nicht in alternativen Regionen wie etwa in einem Fluss nahen Flachland – Auenwald Komplex und womöglich an Ems und Lippe finden lässt, müssten sich die Überreste der Varus Legionen folglich auch woanders befunden haben, aber nicht in der westfälischen Bucht. Damit hat sie sich auch den taciteischen Namen Waldschlucht verdient denn markante Waldschluchten tun sich nun mal auf dem platten Land nicht auf. Diese ungewöhnliche Waldschlucht in der Provinz Burgenland war also der von Tacitus bezeichnete zentral umrissene Kernbereich, in dem die Schlacht wohl auch die meisten Opfer gefordert hatte. Es muss dort der wesentliche Schauplatz gelegen haben und wurde daher für Tacitus zum Synonym der Schlacht schlechthin. Die Kämpfe die es für Varus bis zum Saltus zu überstehen galt, schienen ihm nicht erwähnenswert gewesen zu sein. Tacitus überlieferte demzufolge auch nicht bzw. verzichtete darauf zu sagen, dass die Überreste auch noch in der Nähe des Saltus liegen würden oder dort liegen könnten, oder gar im weiteren Umfeld. Oder aber insbesondere im Trichter Eingang zu besagten Saltus, sondern er überliefert es uns ganz klar mit dem Hinweis „in que“ für „in dem“ bzw. „worin“ die unbestattenen Reste liegen, also eben nur im Saltus selbst, wo es demnach ziemlich heiß herging. Und genauer geht es nun wirklich nicht, Tacitus sei dank. Diese Feinheit sollte man sich daher bei allen weiteren Überlegungen vor Augen halten. (zuletzt bearbeitet 23.5.2018 - 13:13 Uhr)

... link