Sonntag, 10. März 2019
Der erste Marschtag vollzog sich vom Sommerlager ins Etappenlager nach Brakel

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Der zweite Marschtag vollzog sich vom Etappenlager Brakel ins Rebellengebiet

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Die erste Offenbarung des C. Dio - Ein Schlüssel zur Varusschlacht - Der „lang gesuchte“ Marschtag
Aber ich muss Sie vorwarnen, denn in diesem Kapitel kommt „harter Tobak“ auf sie zu. Denn ich kann es Ihnen nicht ersparen, Ihnen meine Theorie von sehr vielen Sichtweisen aus darzulegen. Ich muss wie man es vor Gericht erleben kann, immer wieder neu in die Beweisaufnahme eintreten und wenn bei Ihnen der Eindruck entstehen sollte, es lägen der Argumente nun genügend auf dem Tisch, so muss ich im Sinne der Plausibilität die Thematik weiteren Transparenzprüfungen unterziehen. Aber direkt am Anfang finden Sie zwei Simulationen die Sie auf den ersten Blick erkennen lassen, wohin der Zug fährt. Trotzdem sollten Sie sich dem Aufbau meiner Argumente nicht verschließen, denn es steckt mehr drin, als sich in zwei kleinen Grafiken zeigen lässt. Wie sich der Abzug für die Varus Legionen im Verlauf des ersten Marschtages am Morgen dieses erdachten 24.09.0009 samt den Auxiliarkräften sowie den konföderierten Cheruskern nach dem Verlassen des „Sommerlager“ vollzog, beschrieb uns einzig nur der antike Historiker Cassius Dio. Ungeachtet dessen, dass wir auch hier wieder mit seiner sehr kargen Darstellung hadern aber vorlieb müssen, nehmen wir trotzdem alles gerne an, was er uns im übertragenen Sinne zu sagen hat. Für unser Verständnis tat er es sogar noch relativ plausibel und schrieb es auch so nieder, dass es für die Nachwelt auch nachvollziehbar war. Damit gewann seine Überlieferung zusätzlich an Glaubhaftigkeit. In seinen Büchern kann man das Wenige unter 56,19,4 und 59,19,5 nach lesen. Hier ist der Inhalt in etwas vereinfachter Form und leicht ergänzt, aber nicht Sinn entstellend wieder gegeben:

1.)
„...die Germanen begleiteten Varus
(unklar bleibt wie lange sie ihn
begleiteten) zunächst noch auf dem Marsch“
2.)
„...dann wurden sie (unklar bleibt, ob dies auf
Anordnung oder auf
eigenes Bitten geschah) entlassen“
3.)
„...um die Hilfstruppen zu mobilisieren“
4.)
„...und um diese schnellstmöglich heran zu führen“
5.)
„...dann übernahmen sie diese Hilfstruppen an
einem unbekanntem Ort“
6.)
„...dann machten sie die in ihren
Heimatgebieten
stationierten Legionäre nieder“
7.)
„...dann griffen sie Varus selbst an“
8.)
„...der sich da schon in schwer passierbaren
Waldgegenden befand“
9.)
„...dort erkannten die Legionäre in den Feinden ihre
ehemaligen Gefährten“

Man kann dieser aus neun Zeilen bestehenden Zusammenfassung entnehmen, dass es am ersten Marschtag eigentlich schon recht turbulent bis hektisch zugegangen sein muss. Die Fakten die aus den zahlreichen Aktivitäten sprechen, rundete Cassius Dio in seinem Bericht noch mit kleinen Bemerkungen oder Hinweisen ab. Und bei genauem Hinsehen, liegt hier auch schon der Hase im Pfeffer. Denn es passierte an diesem ersten Marschtag schon sehr viel, man möchte schon sagen zu viel. C. Dio hinterließ uns zwar nicht gerade eine Fülle an Informationen, aber doch sehr hilfreiche Passagen die zum kombinieren ermuntern und zur Rekonstruktion ausreichen. Und alles was Cassius Dio berichtete entnahm er natürlich den viel älteren schriftlichen Aufzeichnungen, die sich aber letztlich alle irgendwann einmal auf die Aussagen jener Personen stützen mussten gleich welchen Standes sie waren die diese Stunden selbst mit erlebten. Aber jene Menschen die an diesem ersten Marschtag von Höxter nach Brakel dabei waren und die später berichten konnten, müssen nicht automatisch auch noch an den späteren Kämpfen teil genommen haben. Denn nach meinen Vorstellungen spaltete Varus den Zug in Brakel auf und einige Zeugen des ersten Tages hatten ein anderes Schicksal vor sich, als jene, die in die Gebiete der Aufrührer zogen. Die antiken Historiker können die Brüche in den Überlieferungen nicht übersehen und müssen sie entdeckt haben. Danach lagen ihnen Zeugenberichte von Personen vor, die nur über den ersten Tag berichten konnten und andere, die auch zu weiteren Abläufen wichtige Informationen besaßen. Personen die nur über lückenhaftes Halbwissen verfügten waren daher für die antiken Recherchen um den Hergang erforschen zu können keine große Hilfe. Dies soll nur Hinweis gebend dafür sein, welches Material Cassius Dio vorgelegen haben könnte, dass es auszuwerten galt und das er in Fluss zu bringen hatte. So ist es keine Geschichtsklitterung zu der Feststellung zu gelangen, dass viele Zugteilnehmer gesehen haben mussten, wie die Schar der Germanen anfangs noch mitten unter ihnen ritt. Und es sahen auch viele von ihnen, wie sie sich im Laufe des Tages von der Truppe entfernten, ohne das man genau wusste wohin sie ritten. Ob es in dieser Phase und in diesem Moment schon Personen auf römischer Seite gab, die einen Verdacht schöpften bleibt nebulös. Die Warnungen des Segestes dürften aber auch jene Römer gekannt haben, die den fort reitenden Cheruskern hinterher sahen. Personen die „nur“ auf der Trasse des römischen Hellweges über Brakel nach Schwaney ziehen sollten, wo sie später umkamen oder in Gefangenschaft gerieten, konnten nicht jene gewesen sein, die später erschreckend feststellen mussten, wie sich auf dem Zug zu den Rebellen die Waffen der einstigen Kampfgefährten nun plötzlich gegen sie richteten. Aber dieses Kapitel läutet einen entscheidenden Wendepunkt ein. Denn im Verlauf der Beschreibungen zum ersten Marschtag der Varuslegionen, so wie ihn uns Cassius Dio schilderte schlummert, man kann schon fasst sagen, liegt das halbe Geheimnis um die Struktur der gesamten Varusschlacht verborgen. Denn so wenig wie Cassius Dio uns im weiteren Verlauf etwas über die Anzahl und Örtlichkeit der folgenden Übernachtungslager der Legionen sagte, so oberflächlich fielen auch seine Erläuterungen zum ersten Marschtag aus. Dem Marschtag, den daher auch immer alle modernen Historiker für einen einzigen Tag hielten und ihn als solchen begreifen mussten. Es vereinfacht immer die Dinge, wenn man vorher das Drehbuch gelesen hat bzw. in unserem Fall zumindest glaubt es zu kennen. Dann erscheint es so, wie wenn einem die berühmten Schuppen von den Augen fallen und es erklären sich so manche Dinge wie von selbst. So als ob man sagen wollte, warum man denn nicht schon viel früher darauf gekommen ist. Denn an dieser Stelle, nämlich dem ersten Marschtag verbarg sich bereits eines der wesentlichen Lösungsansätze um das Gesamtverständnis zu wecken. Vom historischen Ablauf aus betrachtet, barg er vielleicht sogar mehr Explosivität in sich, als die folgenden Tage zwei oder drei, denn das Wissen um diese Basistheorie führt erst alle literarischen Stränge nämlich auch die Überlieferungen von Florus und Tacitus mit denen des Cassius Dio zusammen. Man kennt hinreichend die Motive und die Zielrichtungen die in den Handlungen liegen und kommt dadurch dem „Kriminalfall Varusschlacht“ jetzt erst ein gutes Stück näher. Allesamt wichtige Voraussetzungen, bevor ich zum eigentlichen Tatort bzw. in diesem Fall einer Reihe von Tatorten überleiten kann. Man könnte sogar den Eindruck bekommen, dass man in diesem Kapitel schon fasst den Lichtbogen sehen und den Stromüberschlag spüren kann, der das lang ersehnte Licht ins Dunkle vor über 2000 Jahren wirft. Aber Cassius Dio machte es der interessierten Nachwelt beileibe nicht einfach um auf Basis seiner mageren Zeilen die Abläufe zu rekonstruieren. Denn Cassius Dio zwang uns nicht nur zum mit denken, sondern auch noch zum kombinieren. Vor dem Hintergrund, dass wir uns im Verlauf der bisherigen Kapitel diverse geographische Orientierungshilfen und Fixpunkte merken mussten bzw. uns zugelegt haben und sie uns zu eigen machen konnten, können wir nun auf ein, wenn auch nur visuell existentes Landschaftsmodell vor unserem inneren Auge zurück greifen. Mit Hilfe einer plastischen Varusschlacht Skyline bzw. eines Panorama so, als ob wir durch eine 3D-Brille sehen würden, fällt natürlich vieles leichter um dahinter den Aufbau schemenhaft sichtbar zu machen und brauchen das Geschehen nur noch darüber zu stülpen. Wer sich schon einmal das monumentale Bauernkriegspanorama in Frankenhausen nahe dem Kyffhäuser angesehen hat, weiß was ich meine. Wir sehen aber wie vom Helikopter aus auf den westfälischen Hellweg hinab, wie er die Kehre bei Amelunxen in Richtung Brakel nimmt. Wir erkennen am westlichen Horizont schon den spitzen Turm der Brakeler St. Michaels Kirche, schauen im Norden auf das Oberwälder Land, sehen im Westen die Höhenlagen der Egge und können den „Teutoburgiensi saltu“ im Süden schon fasst erahnen. Und irgendwo da unten soll sich also einmal ein schicksalhaftes Ereignis angebahnt haben. Eigentlich kaum zu glauben. Bevor man aber nun die inhaltlichen Aussagen des Geschichtswerkes von C. Dio in die realen Abläufe des ersten Marschtages in das Weichbild Ostwestfalens eindrückt ist es nötig, sich auch das recht umfangreiche Strecken- und Entfernungsgeflecht zwischen Höxter, Marienmünster, Schwaney und Borlinghausen vor Augen zu halten, denn es umfasst viele Quadratkilometer. Vom „überwinterungsfähigen Sommerlager“ m. E. zwischen Höxter und Corvey gelegen, sind es über Brakel bis Aliso/Schwaney dem älteren schon drususzeitlichen römischen Winterlager auf der Höhe etwa 34 Kilometer Luftlinie. Die Entfernung von Höxter/Corvey bis in die Schlucht des „Teutoburgiensi saltu“ beträgt ebenfalls etwa 34 Kilometer Luftlinie und um das Triangel zu schließen, beträgt die Luftlinien Distanz von Schwaney/Aliso bis in den „Teutoburgiensi saltu“ hinein weitere etwa 18 Kilometer. Innerhalb dieses spitzwinkeligen Dreiecks vollzogen sich alle maßgeblichen Ereignisse die wir nun zuzuordnen haben bzw. nur noch zuzuordnen brauchen. Denn alle für die Varusschlacht relevanten uns bekannten Schicksale aus den Federn der antiken Historiker finden sich darin wieder. In diesem Sinne begegnen wir hier allen Stationen des Marschzuges „Vom Sommerlager in den Untergang“, wie es der Titel dieses Blogs vorweg nimmt, sozusagen den Leidensweg um nicht zu sagen Kreuzweg des P. Q. Varus. Aber Stopp. Alle bis auf einen Betrachtungsraum, nämlich eine Region außerhalb dieses Triangel. Sie erstreckt sich nördlich von Brakel in unbekannter Breite und Tiefe. In dieser Oberwälder Land genannten Landschaft befanden sich ebenfalls Siedlungskammern der Cherusker. Vermutlich jene Stammesgebiete die am weitesten nach Westen vorgeschoben waren. So zählte dieses Gebiet auch noch zum Einflussgebiet der Cherusker. Im Kern könnte es sich um Marienmünster erstreckt haben. Bei der Analyse des ersten Marschtages fällt diesen Wohngebieten nördlich von Brakel eine besondere Bedeutung im Zusammenhang mit den oft zitierten Abstellungen zu. Nach dem nun der berühmte Groschen gefallen sein sollte, kann man es nun bei näherer Betrachtung der von Cassius Dio zu Beginn des Kapitels von mir aufgeschlüsselten neun Punkte nun nicht mehr übersehen und es fällt sofort und unweigerlich auf, dass das Arbeitsprogramm für einen einzigen Tag natürlich sehr umfangreich besser gesagt zu umfangreich war. Wie ich es schon zum Ausdruck brachte, konnte es den Arminen daher auch nicht möglich gewesen sein, an einem einzigen Tag, alle diese von Cassius Dio beschriebenen Ziele zu erreichen bzw. die dargestellten Handlungen umzusetzen. Beginnen wir aber von vorne. Am ersten Marschtag verließen also die Germanen gemeinsam mit Varus das „überwinterungsfähige Sommerlager“. Sie begleiteten ihn dann noch eine gewisse Wegstrecke von unbekannter Länge. Dann wurden sie entlassen um zu ihren Männern zu reiten, wo auch immer sie standen, um sie zu mobilisieren. Wobei auch nicht bekannt ist, wie lange sie für diesen Ritt zu ihren Hilfskräften benötigten und auch nicht überliefert ist, wie viel Zeit sie brauchten um die nötigen Männer zu mobilisieren. Die Hilfskräfte mit denen Arminius Kontakt suchte bzw. aufnahm, werden auf ihn gewartet haben und sie konnten sich in etwa ausrechnen, wie lange Arminius, wenn denn alles glatt ging reiten musste, um bei ihnen anzukommen. Hier wird aber auch wieder deutlich, dass hinter dieser Kurzdarstellung „...um die Hilfstruppen zu mobilisieren, die sie an einem unbekanntem Ort übernahmen, um diese schnellstmöglich heran zu führen“, erkennbar wird, dass es in den damaligen Zeiten nicht auf eine Stunde ankam bzw. aufgrund der Geländeverhältnisse auch nicht ankommen durfte und konnte. Es war seinerzeit definitiv keine verlässliche Zeitplanung möglich gewesen. Man wartete geduldig und man verließ sich aufeinander. Nachdem Arminius seine Männer erreicht hatte begann man der Darstellung nach die abgestellten römischen Legionäre bzw. Abstellungen nieder zu ringen. Unmittelbar im Anschluss an diese Kämpfe, so klingt es der Überlieferung nach, sollen sie dann auch noch die Verfolgung der Legionen des Varus, über eine uns unbekannte Distanz aufgenommen haben. Und sie ritten ihnen nicht nur nach, sondern sie griffen sie dann auch noch zu einem Zeitpunkt an, als sich diese schon in unübersichtlichen Waldgegenden befanden. Bei allem Respekt, aber ganz so geht es nicht. Denn Ostwestfalen hatte nicht das Format eines Sandkastens und die Varusschlacht bestand auch nicht aus Miniatursoldaten. Werfen wir also einen Blick auf die große Bühne bzw. die Szenerie des Geschehens die sich zwischen dem Ausmarsch der Legionen bis zu dem Moment vor uns ausbreitet, in dem die Germanen zum Angriff auf die Legionen des Varus übergehen. Vor diesem Hintergrund können wir uns die Distanzen bewusst machen und sie uns vergegenwärtigen. Die überlieferte Tagesetappe eines Marschzuges, wenn man sie von der Leistung einer marschierenden Legion ableitet, entspricht plus minus 20 Kilometer. Der Zug war jedoch an diesem Tag außergewöhnlich umfangreich, ein langer Tross sicherlich bestehend aus allen Karrentypen die man in jener Zeit verwendete, sowie den Frauen und Kindern brauchte daher eine längere Marschzeit um nach diesen etwa 2o Kilometern das erste Marschlager zwecks Übernachtung zu erreichen. Die Entfernung vom Startlager Höxter/Corvey kommend bis zum Erreichen des Brakeler Raumes entspricht also auch in etwa der Distanz, die ein Marschzug tagsüber zu bewältigen imstande war. Spekulationen bzw. zeitliche Betrachtungen gegen wie viel Uhr morgens Varus an diesem Tage sein Quartier in den Weserauen verließ wären recht umfänglich und dürften ausarten. Es mag in einen Spielraum zwischen Sonnenaufgang also gegen viertel nach 7 bis etwa 11 Uhr statt gefunden haben. Eines steht jedoch unumstößlich fix im Raum und das ist das vorgegebene Zeitfenster zur Überwindung dieser 2o Kilometer. Obwohl der „römische Hellweg“ für die damalige Zeit beste Marschbedingungen zeigte, dürfte es eine unverrückbare Tatsache gewesen sein, dass sich der Marschzug unter Einhaltung der nötigen logistischen bzw. der unvermeidbaren Zwangspausen auch noch den naturgegebenen Rahmenbedingungen anpassen musste. Die verfügbaren Tageszeit Stunden wie sie in der dritten Dekade September zu erwarten sind, geben aber letztlich den Takt und die Beweglichkeit vor und das auch unter der Betrachtung möglicher sich verändernder Wetterverhältnisse. Die Sonne ging gegen 19 : 20 Uhr unter und die Dämmerungsphase beginnt etwa 45 Minuten davor. Die Marschkolonne sollte folglich noch vor Einbruch der Dunkelheit die Region Brakel erreicht haben um alle nötigen Vorbereitungen für die Nacht, wie die Eigenversorgung und die der Tiere etc. treffen zu können. Da es ein Abendessen vorzubereiten und einzunehmen galt, sollte auch noch der Zugteilnehmer aus dem letzten Trossabschnitt rechtzeitig das Nachtlager erreicht haben. Ob man die römische Hauptmahlzeit, die Cena auch auf einem Marsch schon gegen 16 Uhr begann einzunehmen, wie es aus dem Zivilleben überliefert ist, ist fraglich. In Anbetracht der mitreisenden Zivilpersonen war jedenfalls ein Eintreffen im Marschlager je besser, je früher es möglich war. Da das Marschlager Brakel jedoch der mehrfachen Nutzung diente und sich im bezugsfertigen Zustand befand, waren die üblichen aufwändigen Aufbauarbeiten in diesem Fall auch nicht erforderlich gewesen sein. Danach konnte der eigentliche Marsch die hellen Tageszeiten besser nutzen. Trotzdem lassen aber alle diese Überlegungen nicht viel Spielraum für taktische Gedanken zu, wenn man in einer Stunde etwa drei Kilometer zurück legen möchte bzw. sogar muss und für 20 Kilometer mindestens sieben Marschstunden anzusetzen sind. Meine weiteren Schlussfolgerungen basieren nun darauf, dass sich die römischen Abstellungen die es nieder zu ringen galt nur in den cheruskischen Siedlungsgebieten nördlich einer Achse Höxter/Corvey/Brakel aufgehalten haben können bzw. vorher auch nur aus diesen Regionen heraus angefordert wurden. Der Raum südlich von Brakel war von den Germanen zum Schlacht- bzw. Aufmarschgebiet auserkoren worden und er wurde den römischen Legionen als das unbekannte Territorium der Aufrührer dargestellt. Uns wurde es von den Chronisten später als ein germanischer Hinterhalt beschrieben. Denn nur in einer Landschaft die nicht oder kaum erschlossen ist und die abseits bekannter und häufig begangener Wege liegt, lassen sich plausiblerweise auch geeignete Hinterhalte konstruieren. Und auch nur dort im Unbekanntem, kann man auch auf unerwartetes und schwer begehbares Terrain mit all jenen Tücken stoßen, wie es uns so anschaulich von Cassius Dio geschildert wurde. Hätte man vorher aus dieser Gegend südlich von Brakel römische Hilfskräfte, also Abstellungen angefordert, so wäre die Gegend den römischen Legionären auch zwangsläufig besser bekannt gewesen. Somit wäre sie für die germanische Strategie auch nicht mehr „Hinterhaltwürdig“, dafür aber für skeptische Legionäre „Hinterhaltverdächtig“ gewesen und man hätte geeignete Vorbereitungen getroffen. In diese Region Abstellungen zu locken um sie darin nieder zu ringen, wäre für die germanische Taktik daher völlig unlogisch gewesen. Die römischen Hilfskräfte hätten sich dann in der Nähe der römischen Zuglinie zu den Rebellen aufgehalten, Schlachtenlärm wäre möglicherweise hörbar gewesen und die abgestellten Legionäre hätten sich auch recht schnell bei Gefahr dem Marschzug der Varuslegionen hilfesuchend nähern und anschließen können. Varus wäre gewarnt, sie wären in Sicherheit gewesen, womit der gesamte Plan der Arminen hinfällig geworden wäre. Beide Regionen mussten also weiträumig voneinander abgetrennt werden. Folglich die Zone aus der man die Abstellungen anforderte, um sie später ungestört vernichten zu können sowie der Raum in den Varus zog um dort die fiktiven Aufrührer durch seinen Richterbeschluss „zu befrieden“. Arminius ritt also an irgend einem Punkt und noch vor dem Erreichen des ersten römischen Marschlagers bei Brakel nach Norden, wo er auf weitere Männer aus seinem Stamm stieß. Wann er den Marschzug verließ besser gesagt, wann man ihn im guten Glauben entließ ist nicht bekannt. Man könnte es mit viel Phantasie bei Hembsen verorten, da sich ab Hembsen auch heute noch ein waldfreier direkter Korridor nach Norden in Richtung Bellersen oder Bökendorf auftut. Arminius zweigte möglicherweise am Nachmittag etwa 4 Kilometer vor Brakel ab um mit den ihn bislang begleitenden Männern zu den anderen, auf ihn wartenden Cheruskern zu reiten. Ab hier bis zum Rastlager Brakel wäre demnach noch etwa eine Marschstunde einschließlich dem Trossende gerechnet nötig. Ab etwa 18 : 45 Uhr beginnt an jedem 24. September die Dämmerung. Der Raum, wo Arminius auf die auf ihn wartenden Männer samt ihren schnaufenden Pferden stieß bedarf einer näheren Betrachtung. Wir werden noch in Jahrhunderten darüber rätseln aus wie viel Männern die römischen Abstellungen bestanden und wo sie sich befanden, als Arminius und seine Germanen sie an griff. Ebenso werden wir uns noch lange die Frage stellen, wo Arminius sich mit seinen Kämpfern vorher getroffen haben könnte, bevor man sich aufmachte die Abstellungen zu vernichten. Die Örtlichkeit sollte zentral gelegen sein. Zentral bzw. mittig im Revier der verteilten römischen Kräften, weil man sie von dort aus sternförmig bekämpfen konnte. Einzelne und auch immer zahlenmäßig überlegene germanische Kampfeinheiten, denen die Standorte der Römer bekannt waren werden sie dann auf Befehl des Arminius aufgesucht haben. Der zentrale Treffpunkt an dem Arminius auf seine Cherusker traf kann sich daher im Hinblick auf die cheruskischen Siedlungszentren im Kernraum Marienmünster auch nur in der dortigen Region befunden haben. Die Gründungszeiten der Ortsteile von Marienmünster liegen lange zurück. Teils reichen erste Überlieferungen in die merowingisch/karolingische Epoche zurück, was für eine noch frühere Siedlungsintensität spricht. Legen wir trotzdem eine enge Zeitschiene an, so könnte Arminius den römischen Marschzug am frühen Nachmittag gegen 14 Uhr verlassen haben und traf etwa eine Stunde später da auf seine Männer, wo er sie zusammen gezogen hatte. Nun öffnet sich in meiner Abfolge eine zweite Spekulationsblase. Denn ich bevorzuge die Theorie, dass Arminius mit seinen Männer aus Höxter sowie mit den Männern mit denen er sich traf gemeinsam die Abstellungen nieder machte, da er um sicher zu gehen, dafür eine zahlenmäßige Überlegenheit brauchte. Für diese ersten Kampfhandlungen im Zuge der Varusschlacht stand den Cheruskern ein Zeitraum vom Abend nach Einbruch der Dunkelheit des erdachten 24.09.0009 bis zum Morgen des 25.09.009 zur Verfügung. Alles natürlich vom Zeitbedarf, der Anzahl der römischen Abstellungen und der Aufteilung auf die germanischen Siedlungsgebiete abhängig. Und nun offenbart sich uns auch so langsam die ganze zeitliche Dimension, vor allem aber zeigt sich die beängstigende Dramatik dieses so genannten ersten Tages. Alles lässt nun erkennen, wie engmaschig die Arminen die Abläufe gestrickt haben müssten um im Zeitplan zu bleiben. Und allein schon das was uns Cassius Dio bis zum vermeintlichen Ende des ersten Marschtages schilderte bzw. das was wir alle bislang für den ersten Marschtag hielten, war schon definitiv nicht an einem einzigen Tag zu bewältigen. Und es sollte noch mehr hinzu kommen. Nämlich die nötigen Reitstunden und die folgenden Kampfhandlungen, die ich bereits der Nacht vom 24. auf den 29. 9.0009 zurechne bzw. je nach Betrachtung schon dem folgenden Tag zuordne. Was stand für die Germanen an oder besser gesagt auf dem Spiel. Es galt zu reiten, also Kilometer überbrücken zu müssen, dort galt es sich zu versammeln und die Lage zu sondieren. Danach waren wieder Räume zu überwinden und danach galt es den Kampf aufzunehmen. Und das alles zog sich noch möglicherweise in die Dämmerung hin, fand also entweder bei einer unter oder bei einer aufgehenden Sonne statt. In die Dunkelheit hinein zu reiten, über Stock und Stein auf kaum erkennbaren Wegen und Pfaden und dann bei möglicherweise ungünstiger Wetterlage um dann auch noch zu kämpfen. Und während Arminius dieses alles vollbrachte, zog Varus „seelenruhig“ in Brakel ein, übernachtete dort teilte am anderen Morgen den Marschzug auf und begab sich selbst zu den Rebellen. Als die Armee des Varus am nächsten Tag ihre Nachtlager in Brakel verließ und sich marschfertig machte, neigten sich die Kämpfe der Germanen gegen seine Abstellungen dem Ende zu und sie ritten zum Gradberg wo sie den zivilen Tross erwarteten. Ein Kartenhaus, dass sich auf dem schwachen Fundament einer nicht aufgehenden Zeitrechnung aufbaut steht nicht lange. Wollte man den nötigen Zeitbedarf außer Betracht lassen oder aushebeln wäre es so, als ob man sich den Naturgesetzen widersetzen. Man kann die Uhr nicht anhalten oder gegen die Zeit argumentieren. Es war diese Zusatznacht vor der herein brechenden Schlechtwetterfront in Brakel, die bislang bei allen Recherchen zum Ablauf der Varusschlacht unentdeckt blieb, aber nicht auf ewige Zeiten unentdeckt bleiben musste. Cassius Dio sah vor 1800 Jahren natürlich keine Notwendigkeit darin uns den „Nachlebenden“ explizit jede einzelne Übernachtung und die dazugehörigen Handlungen minutiös und detailliert zu überliefern. Warum auch. Denn für C. Dio waren auch die Schilderungen aus der Feder von Tacitus, die er möglicherweise kannte plausibel, denn das was Cassius Dio in seinen Quellen vorfand, fügte sich auch in die Zusammenhänge seiner eigenen Darstellung. Und diese für so wesentliche Tacitus Darstellung beruhte letztlich einzig auf der Schlachtfeldbegehung des Offiziers Caecina 15 + und seiner Zeitzeugen, den ehemaligen Teilnehmern der Schlacht, sechs Jahre nach den Kämpfen. Die Detailkenntnisse die C. Dio besaß gingen über den Kenntnisstand von Tacitus hinaus und er vervollkommnete ihn. Trotzdem verschwieg er uns vieles. Aber um uns die Fülle der vielen anderen Aktionen und Marschbewegungen penibel und schlüssig zu präsentieren oder uns die Einzelschicksale darzustellen blieb in seinen Aufzeichnungen letztlich leider kein Platz. Dem römischen Senator, Aristokraten und Konsul im öffentlichen Dienst Cassius Dio war vermutlich militärisches und taktisches Denken und Einfühlungsvermögen nicht gegeben und auch das nötige Talent dazu bzw. das kämpferische Geschick fehlte ihm, ganz im Gegensatz zu seinem späteren Namensvetter dem Boxer Cassius Clay. Feldzüge an denen er teilnahm sind nicht bekannt. Es war sein Stil die Ereignisse nach Möglichkeit in eine Reihenfolge zu setzen, aber nur so wie sie ihm persönlich passend erschienen, er ließ die Dinge geschehen, sah sich auf höherer Warte und fragte viele Jahrzehnte nach der Schlacht auch nicht mehr nach Zeit und Raum. Aber in der Konsequenz aus seiner Schilderung müssen wir, da der Stoff für einen Tag zu umfangreich war, aus einem Marschtag zwei Marschtage machen. Den Marsch zum ersten Marschlager Brakel und am Folgetag den Marsch in die Region der Aufrührer. Handlungen für die man bislang nur einen Tag festlegte verteile ich nun auf zwei Tage. Denn nicht Arminius hatte ausgefüllten Tage und Nächte, auch einem Varus konnte es nicht gelingen morgens sein Domizil, nämlich das strittige Sommerlager an der Weser zu verlassen, hinter sich einen langen, undisziplinierten und ungeordneten Marschzug zu wissen, und sich dann nur fünf Stunden später nämlich etwa 15 Kilometer weiter und noch am gleichen Tag schon mit Mann und Maus in einer schwer passierbaren Waldgegend wieder zu finden, die allen größte Mühe bereitete sie überhaupt begehbar zu gestalten. Schlussfolgernd kann man sagen, dass beide Protagonisten, sowohl Varus als auch Arminius, betrachtet man ihre Taten vor Beginn der Varusschlacht von ihren jeweils unterschiedlichen Standpunkten aus, nicht imstande gewesen sein konnten, das beschriebene sehr umfängliche Pensum so kurz aufeinander erfüllen zu können. Ich rekapituliere daher nochmal zum besseren Verständnis. Ein Tagesmarsch entsprach etwa einer Strecke von 2o Kilometer. Bei näherer Betrachtung der recht konfus zusammen gewürfelten Teilnehmerschar, wäre dafür eine absolute zeitliche Untergrenze von sieben Stunden nötig gewesen. Wäre Varus bereits am ersten Marschtag in diese unwirtlichen Gebiete vorgedrungen, so hätte dies im Umkehrschluss bedeutet, dass sich dieses unbekannte und schier Wege lose und unwirtliche Terrain schon nach nur 10 oder 15 Kilometern Wegstrecke nach dem Verlassen des Hauptlagers vor ihm aufgetan hätte. Da auch bei diesem direkten Marsch ins Rebellengebiet bei etwa Kilometer 20 ein bezugsfertiges Marschlager, in diesem Fall war es das „Gerichtslager“ auf sie warten sollte, was man in den hellen Stunden zu errichten gedachte und beziehen wollte, so wäre dies in der Tat zu einem recht abenteuerliches Unterfangen, noch dazu mit Sack und Pack geworden. Denn man nahm ja bislang grundsätzlich an, Varus wäre mit seiner gesamten „Sommerlager Entourage“ ins Kampfgebiet gezogen. Um es noch mal zu verdeutlichen, dieses „Gerichtslager“ musste also erst noch gebaut werden und es existierte im Gegensatz zum Brakeler Etappen Lager noch nicht einmal im Ansatz. Eine Zugstrecke die den Römern trotz der räumlichen Nähe zum Sommerlager bislang völlig fremd gewesen sein soll, die sie vorher nicht oder noch nie inspiziert hatten und in die sie sich nun auf `s Geratewohl sozusagen Nonchalance und unvorbereitet hinein begaben, sollten sie sich dann nach nur 1o oder 15 Kilometern unversehens im völligen Chaos wieder finden. Sorry, aber so rückschrittlich war eine Armee auch im alten Rom nicht. Denn ein Gelände, dass sich nur maximal 15 Kilometer nach einem Sommerlager ausbreitete war für Rom kein Niemandsland. Hier war man noch Herr im Hause, hier überschaute man noch alles und hier befand man sich auch noch im Einzugsbereich der versorgenden Logistik. So stoßen wir folglich auch erst über diesen Weg des akribischen Aufrollens einer Chronologie auf jenen vermissten bzw. verschollenen Tag. Nämlich den Tag, den wir eigentlich immer schon gesucht haben und den wir brauchen um die Mehrtagesschlacht aus der Feder von Cassius Dio überhaupt entschlüsseln zu können. Die inhaltlichen Passagen der drei Historiker Dio, Florus und Tacitus die sich auf die Varusschlacht bezogen, sind nur zerstückelt und in extremer Kurzform vorhanden und beschränken sich auch nur auf wenige Textbausteine. Paterculus der Vierte im Bunde steuerte uns zwar noch eine Reihe von interessanten Randanekdoten bei, die aber den Schlachtverlauf im Kern aussparten. So kam es, dass uns Cassius Dio und das natürlich unbeabsichtigt, den ersten man möchte meinen bislang als verschluckt geglaubten Marschtag unterschlug und dieser Tag sozusagen unter die Räder der römischen Ochsenkarren geriet. Wir haben bislang alle die Komplexität der Dimensionen und Entfernungen unterschätzt und die Zeiträume die nötig waren um von A nach B zu gelangen. Wir sind nun bei genauem Hinsehen den entscheidenden Schritt weiter und schlauer, denn der Betrachtungsraum in tiefen Osten Ostwestfalens war groß und umfasste viele Quadratkilometer und diese Distanzen lassen sich nicht weg dividieren, auch wenn jegliche Hinweise darauf von Cassius Dio unausgesprochen bleiben. So ist zum Beispiel das erste Marschlager, wie ich es einen Tagesmarsch also rund 20 Kilometer nach Höxter im Raum Brakel als den Wendepunkt varianischer Aufmarschtaktik erkenne, bei ihm auf Anhieb auch an keiner Stelle ersichtlich. Marschlager wie Brakel die für die mehrmalige Nutzung vorgesehen waren, da sie sich an Hauptwegen befanden in festgesetzten Abständen vorzufinden sind und die häufig die Funktion eines Knotenpunktes inne hatten, waren nicht nur in der römischen Expansionszeit eine völlige Normalität, die keiner besonderen Erwähnung bedarf. Man befand sich um diese Zeit in Ostwestfalen auch nicht mehr auf dem Kriegspfad, wo man vor jeder Nacht ein Marschlager zu errichten hatte, dass man dann am folgenden Tag wieder einebnen musste. Cassius Dio verrät es uns wie dargestellt auch nur indirekt im Zuge seiner letztlich schlüssigen Gesamtschilderung zumal er wie Tacitus auch, nie in seinem Leben in Brakel an der Nethe war. Nur dadurch lässt sich der erste lang gesuchte und scheinbar von der Bildfläche verschwundene Marschtag auffinden. Die Theorien zur Dauer der Mehrtagesschlacht schwanken zwischen drei und vier bzw. 3 1/2 Tagen, aber mit dem Marschlager Brakel, dass Varus übrigens nicht errichten musste, da es ein bekanntes römisches Zubringer bzw. Etappenlager zwischen Anreppen/Ad Ripam, dem letzten Lippelager, Schwaney/Aliso, dem Rastlager vor dem Eggeabstieg und Höxter/Sommerlager dem Endpunkt war, schließt sich der Kreis besser gesagt die Fortsetzung der Kastellkette an der Lippe und ihre Weiterführung auf den trockenen Wegen zur Weser. Nun erscheint es uns schon fasst wie eine Erleuchtung, wenn wir von einem „prima Vari castra“ lesen. Und natürlich erkannten und sahen darin sowohl Caecina 15 + als auch Tacitus rund 100 Jahre später als ein „prima Vari castra“, nämlich das erste bzw. das Hauptlager des Feldherrn Varus. Das Lager das ich zeitweise als das „Gerichtslager“ bezeichnen möchte. Varus war gezwungen dieses Lager von Grund auf neu errichten lassen zu müssen. Ein unbekannter Ort an dem sich bislang kein anderes Marschlager befand. Dort gedachte er und erhoffte sich, das Problem mit den Aufrührern lösen zu können. Keiner kam nach der Varusschlacht auf die Idee einem militärisch bedeutungslosen weil zweckgebundenen und nüchternem Etappenlagerkomplex bzw. einem rationalem Versorgungsdepot wie Brakel es war die Bezeichnung „prima Vari castra“ zu geben. Denn Brakel war nicht das „Erste Vari castra“, im Marschlager Brakel wurde nicht gekämpft und es war nur eines der vielen namenlosen Marschlager der damaligen Zeit. Es war ein Lager das im Zuge der Varusschlacht nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde und das erst danach der germanischen Zerstörungswut ausgesetzt war. Es war es nicht wert erwähnt zu werden. Blutgetränkte Kampfstätten wie das „prima Vari castra“ zogen eher das allgemeine Interesse der ersten römischen Schlachtfeldtouristen auf sich. Sicherlich unbeabsichtigt verbarg Cassius Dio dies vor den Augen des unaufmerksamen Lesers. Und nicht nur bei Tacitus, auch in der Kurzfassung von Cassius Dio vermissen wir einen deutlichen Hinweis auf das letzte Ruhelager vor dem Sturm. Es war für keinen antiken Historiker relevant um so tief in die Details einzusteigen, denn es hätte nur zu einer noch größeren Bewunderung für die Taktik des Arminius geführt. Aber Varus tat genau das, was eigentlich jeder von uns in seiner Situation von ihm erwartete. Das er nämlich hier in Brakel den großen und unbeweglichen und für einen Kampf untauglichen und ungeeigneten Marschzug aufteilte. Er trennte ihn in eine straffe und diszipliniert geführte Kampftruppe und sonderte diese vom schwachen, hinderlichen und bislang ungeordneten und sich teilweise in der Auflösung befindlichen zivilen Marschzug ab. Der bunt gemischte Tross ohne Kampfauftrag, der ab Brakel nun aus Kampf unwilligen, aus Unfähigen, aus älteren Personen oder aus Frauen und Kindern bestand und dem Varus den Großteil seiner Prestigegüter anvertraute sollte nun am folgenden Morgen, dem erdachten „25.09.0009“ den direkten Marsch von Brakel über Aliso nach Anreppen antreten. Sie bemerken also an dieser Stelle wie sich durch diesen ersten Marschtag die gesamte Szenerie vom bislang diffusen Erscheinungsbild in einen sinnhaften Prozess umwandelt. Immer wieder verrannten sich die modernen Historiker innerhalb dieser unlogisch erscheinenden Übergangsphase zwischen dem Verlassen des Lagers und dem Beginn der ersten Kämpfe, blieben stecken oder suchten an der falschen Stelle weiter. Dadurch eröffnet sich nun auch eine neue Logik, die in den dritten und vierten und damit in den letzten Kampf bzw. Marschtag mündet bzw. überleitet. Der Tag im oder vielleicht sogar schon vor dem Erreichen der „Teutoburgiensi saltu“ Schlucht, an dem sich der Großteil der Legionen aufgeben sollte. Varus war konsequent in seiner Rückmarschlogistik, er blieb seinem Motto treu, man würde ihm vielleicht heute die Worte in den Mund legen, „meine Münzsammlung, mein Mobiliar, mein Tischgeschirr“ und dies wollte er in sicheren Händen wissen. Aber die Aufspaltung der Kräfte um damit die Zivilisten und vor allem seine Werte sicher zu geleiten, führte zu weiteren Konsequenzen. Dem Dio Bericht zum Teil wortgetreu folgend aber einen zusätzlichen Marschtag an den Anfang zu setzen, verschiebt natürlich auch alle weiteren Abläufe nach vorne. Daher möchte ich nochmal in diese Abläufe einsteigen. In der Rekapitulation bedeutet dass, Arminius hatte Varus also schon vor dem Einzug in Brakel verlassen, um seine Männer zu informieren. Die Germanen besaßen theoretisch also die Möglichkeit diese Abstellungen schon im Laufe der Nacht oder im ersten Morgengrauen im Halbschlaf vom 24. auf den 25.9.0009 nieder zu metzeln. Varus bekam in Brakel von alledem nichts mit, denn keinem auch nur leicht verletzten Römer aus den Abstellungen gelang es ihn vor dem Abmarsch aus Brakel noch zu warnen. Man leistete ganze Arbeit. So hätten die Germanen anderntags gegen Mittag auch noch die nötige Zeit gehabt diesen besagten zivilen Marschzug der u. a. aus den oft zitierten Frauen und Kinder etc. bestand auf dem Weg nach Aliso auflauern zu können um sich diese gesamte Beute und die Sklaven und alles Mitführende zu sichern und alles unter einander aufteilen zu können. Und dann folgt schlussendlich noch der entscheidende Hinweis von Cassius Dio unter den Zeilen sieben bis neun. Denn nachdem Arminius mit seinen Männern die Abstellungen nieder machte und dann auch noch die Eroberung des zivilen Trosses durch seine Männer zu kontrollieren bzw. zu beaufsichtigen hatte, müsste er es tatsächlich noch geschafft haben, am gleichen Tag, nämlich immer noch dem besagten 24.09.0009 und da reden wir nach althergebrachter Denkweise also vom ersten Marschtag, Varus mit seinen Männern in den Rücken zu fallen. Nämlich in jener Region Varus anzugreifen, in der er bereits die schwer passierbaren Waldgegenden zu überwinden hatte. Hier traten dann bekanntlich die ehemaligen Kampfgefährten urplötzlich als Feinde auf. Die Cherusker hätten aber, wollten sie denn alles an einem Tag bewältigt haben, nahezu unvorstellbare körperliche Kräfte aufbringen müssen und hätten dafür viele Kilometer auf ihren inzwischen nassen Pferderücken zurück legen müssen. Denn sie hätten nach dem blutigen Niederringen der Abstellungen, obwohl sich am Dingfest machen der Römer auch die germanische Zivilbevölkerung mit beteiligt haben dürfte, den zivilen Tross erobern müssen um dann noch im gleichen Atemzug Varus anzugreifen. Wohlweislich alles an nur einem einzigen Tag, an dem Arminius den Marschzug aber erst am Nachmittag verließ. Aber so viele lichte Stunden konnte ein trüber Tag im September des Jahres 0009 nicht bieten zumal sich bereits Regen ankündigte und mit Pferden in die Dämmerung hinein zu reiten um noch einen Angriff durchzuführen käme einem Selbstmordkommando gleich. Diese hier präsentierte Hypothese birgt einen weiteren wichtigen Hinweis in sich, der für uns zum Zündstoff einer neuen Theorie wird. Denn auch auf diese nun ab gespaltete Teilarmee die Varus als Schutztruppe dem Tross zur Lippe mit gab musste er letztlich im weiteren Verlauf der Kämpfe verzichten. Denn auch diese Männer konnte er nun nicht mehr mit zu den Rebellen nehmen. Es ergibt sich demzufolge eine gewisse Schlussaddition seiner verfügbaren Kräfte. Denn er konnte somit die Legionäre aus den Abstellungen nicht mehr in den Kampfmarschzug integrieren, denn sie gab es für ihn nicht mehr. Zudem konnte er auch noch die Männer die er als Schutztruppe für den zivilen Zug abstellte nicht mehr in seine Planspiele im Rebellengebiet mit einbeziehen. Er verzichtete bereits auf jene Legionäre, die er im winterfesten Sommerlager zurück ließ. Und er zog mit einer Kampftruppe ins Aufrührergebiet, in der sich jene Männer befanden, die de facto noch vom Pannonienaufstand ausgezehrt für ihn übrig geblieben sind. Und so stellt sich wieder die Frage, um wie viele Legionäre geschwächt Varus in die gleichnamige Schlacht zog. Arminius mag zu alledem vielleicht sogar noch auf die Zahl der Römer Einfluss genommen haben, die Varus seinem privaten Castortransport mit gab, in dem er darauf achtete, dass Varus nur so viel Römer oder gar Germanen dem Wertetross überstellte, wie die Germanen auch später problemlos bewältigen konnten um sich dann relativ mühelos in den Besitz aller seiner Reichtümer bringen zu können. Nichts vom einstigen Reichtum des Varus blieb im Eggewald am Gradberg bei Neuenheerse oder wo auch immer im Steilbereich liegen, alles klaubten die Germanen sorgsam auf und verwerten es. Nun noch eine ernsthafte Zahl an römischen Legionären auszuwürfeln, die Varus mit in die Schlacht nahm, kommt einer Rechnung mit weiteren Unbekannten gleich und ich möchte dieses Kapitel nicht mit unnötigen und vagen Vorstellungen beenden. Es könnte aber die Überlegungen jener Historiker stützen helfen, die die Auffassung vertreten, dass die Schlacht zwar einen wichtigen Wendepunkt darstellte und einen hohen moralischen und später auch mythologischen Stellenwert bekam, aber rein zahlenmäßig bei weitem nicht mit den späteren Germanicus Schlachten Schritt halten konnte. Denn diese verdienen im Gegensatz zur Varusschlacht den Namen Schlacht. (9.3.2019)

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