Freitag, 14. Oktober 2022
Warum Brakel das ptolemäische "Στρεόντιον" sein könnte.
Darauf das Brakel an der strategisch bedeutsamen römischen Erschließungsstraße gelegen einst mehr war, als das gemütliche Städtchen an der heutigen Bundesstraße 64 wurde im letzten Kapitel näher eingegangen. Das man aber dem Ort auch schon in der Antike einen Namen gegeben haben könnte wäre neu und klingt daher zunächst abwegig. Es wird aber nach dem Studium der Geographika des Ptolemäus und dem philologischen Abgleich denkbar. Denn eine Verkettung plausibler und glaubwürdiger Hinweise der ptolemäischen Weltkarte lassen es realistisch erscheinen. Dazu gehört der Versuch aus einer Vielzahl von Einzelvermerken heraus zu filtern aus welcher Epoche sein Wissenstand stammt. Erst dann wird es möglich Bezüge zur Varusschlacht herzustellen die einen Beitrag zur Verortung des Schlachtgeschehens liefern können. So lässt sich einem auf den ersten Blick unauffälligen Eintrag in seiner Weltkarte ein "terminus post quem" entnehmen. Ein Hinweis aus dem sich ableiten lässt, dass Ptolemäus ein bestimmtes historisches Wissen verarbeitete oder es eben nicht tat. Denn es lässt sich erkennen, dass eine geschichtlich interessante Begebenheit von seiner Karte nicht wieder gespiegelt wird. Dadurch richtet sich unser Blick auf ein Geschehnis, das sich vor dem Jahr Null zutrug dem er aber in seinem Werk keine Rechnung trug. Ein Ereignis mit dem er uns in eine Periode vor der Zeitenwende zurück wirft aus dem ein "terminus post quem" werden kann. Ein "TPQ" definiert einen Zeitpunkt, zudem ein gesuchtes Ereignis noch nicht statt gefunden haben kann, es also danach passiert sein muss. Was verwundert ist, dass Ptolemäus einen zu seinen Lebzeiten bekannten Tatbestand ignorierte und stattdessen noch einen längst überholten Wissensstand wieder gab. Denn er wurde um 100 + geboren und hätte seine Eintragung schon den gegebenen geschichtlichen Veränderungen anpassen können. Dieser Anhaltspunkt bezieht sich auf ein Stammesgebiet, das sich verlagert hatte, welches er aber noch in einer Region verortete wo es sich zu seiner Zeit nicht mehr befand. Warum Ptolemäus in diesem Fall dem alten Wissenstand von vor der Zeitenwende den Vorzug gab und den neueren nicht berücksichtigt hatte, lässt sich zwar nicht mehr sagen, aber bei Betrachtung der Gesamtheit seiner Verortungen wird es deutlicher. Denn er könnte darin liegen, dass er sein Werk mit Absicht zurück datiert hatte. Hätte er von den Wellen gewusst die die Varusschlacht mal bis in unsere Zeiten schlagen sollte, wäre er an dieser Stelle vielleicht mehr ins Detail gegangen. Es handelte sich dabei um ein Ereignis, dass bereits vor der Zeitenwende statt fand, das er aber unberücksichtigt ließ und was daher zu der Frage führt, welches Zeitfenster er sich als Grundlage für seine später erstellte "Germania Magna" gesucht hatte. Aber welches Ereignis spricht eine so klare Sprache, dass es sich eindeutig in die Zeit vor das Jahr Null beziehen lässt. Es war seine Eintragung die sich auf das rebellische Volk der Sugambrer bezog. Der Stamm, den Ptolemäus in seiner Karte "Suambri" nennt und den er unzweifelhaft auf der rechten Rheinseite eingetragen hat. Aber nicht nur das, denn es ist der Karte auch noch deutlich zu entnehmen in welchem Rheinabschnitt er ihre Wohnsitze sah. Dazu dient uns wiederum als Anhaltspunkt ein Ort den er ebenfalls der rechten Rheinseite zuordnete und dem es gelang seinen Ursprungsnamen bis in die heutige Zeit rüber zu retten. Es handelt sich dabei um "Asciburgium" und dies ist kein anderer Ort als der Name des Moerser Stadtteils Asburg, was auf eindeutige Weise die Glaubwürdigkeit seiner Arbeit unterstreicht. Asburg befindet sich zwar heute auf der linken Rheinseite folglich gegenüber der Ruhrmündung aber er gibt uns damit unstrittig den verdeckten Hinweis, dass es einst als ein Stützpunkt diente, der sich mit der Ruhr in Verbindung bringen lässt. Die Ruhr, der Fluss den er zwar nicht einzeichnete, dessen Verlauf, zumindest aber dessen Mündung er durch die Nennung des Namens "Asciburgium" recherchierbar machte. Und unterhalb von "Asciburgium" an die Ruhr grenzend und ebenfalls auf der rechtsrheinischen Seite lesen wir auf seiner Karte den besagten Eintrag "Suambri". Wo ihr Siedlungsgebiet im Süden endete, vielleicht an der Sieg wird nicht deutlich, aber sie besiedelten damit für das Imperium eine Schlüsselregion vis a vis von Köln und kontrollierten von dort aus auch noch den prähistorischen Hellweg der bei "Asciburgium" seinen Anfang in Richtung Osten nahm und natürlich den Stützpunkt selbst. Auch der Mauspfad mit zahlreichen Hallstatt zeitlichen Grabfunden verlief in nordsüdlicher Richtung durch ihr Stammesgebiet und die zwischen Pfad und Rhein liegenden Orte mit den keltischen Endungen Sieglar, Hangelar und Geislar sowie die "rix" Namen der sugambrischen Fürsten nährten immer schon den Verdacht, dass die Sugambrer dem Keltischen sehr nahe standen. Interessant im Sinne des "TPQ" wird es, da man aus der Literatur weiß, dass dieser Stamm nur bis zum Jahr 8, in manchen Quellen war es das Jahr 7 vor der Zeitrechnung auf dieser Rheinseite existierte besser gesagt existieren durfte. Ein Jahr, das für diesen Stamm zum Schicksalsjahr wurde, denn Tiberius, der damals noch Feldherr war siedelte ihn aufgrund ihrer gegen das Imperium gerichteten renitenten Lebensweise geprägt durch ihre steten Einfälle ins römisch dominierte Linksrheinische mit Gewalt um und wies ihnen neue Siedlungsgebiete links des Rhein zu. Man integrierte sie vermutlich in einen Stamm mit Namen Cugerner oder sie trugen dort fortan selbst diesen Namen bzw. gaben ihn sich. Wenn Ptolemäus sie also noch rechtsrheinisch verortet darf man voraus schicken, dass Ptolemäus seine Karte zeichnete noch bevor man die Zwangsdeportation umgesetzt hatte. Kämen nicht noch andere Hinweise hinzu könnte man auch annehmen Ptolemäus habe unterschiedliche Epochen gleichzeitig verarbeitet. Aber auch Varus müsste demnach von der Maßnahme gewusst haben, denn Tiberius hatte sie 15 Jahre vor seiner Amtsübernahme veranlasst und umgesetzt. Da Ptolemäus seine Geographika auf diese Zeit und in diesem Fall nahezu punktuell eingegrenzt hatte, könnte es den Schluss zulassen, dass auch alle seine übrigen Eintragungen den Kenntnisstand dieser Zeitphase wieder spiegelten. Hätte er unterschiedliche Wissensstände in einem Werk zusammen gefasst würde dies den Sinn des ganzen Werkes entstellen und in Frage stellen, was wohl nicht in seiner Absicht gelegen haben sollte. Seine Karte war zwar kein Geschichtsatlas sondern eine Kartographie, aber es wurde aufgrund diverser Hinweise auch zu einem Geschichtsatlas und seine Eintragungen verrieten ihn auch ein Geschichtsschreiber gewesen zu sein. Den Zeitpunkt zu fixieren wann Ptolemäus das Zeitfenster seines Werkes öffnete und schloss und keine neuen kartographischen Erkenntnisse mehr einfließen ließ, lässt sich nur hypothetisch erschließen. Es könnte sich unter Zuhilfenahme der Langobarden klären lassen, denn diese sollen 5 + von Tiberius auf seinem Feldzug zur Elbe vernichtend geschlagen worden sein woraufhin sie sich über die Elbe nach Osten abgesetzt haben. Da aber Ptolemäus ihre Wohngebiete, die sich auf zwei Teilstämme verteilten sowohl in Rheinnähe als auch links der Weser siedelnd angibt, könnte der Feldzug des Jahres 5 + in seiner Karte noch nicht enthalten gewesen sein. Demnach zu urteilen hätte Ptolemäus eine Epoche festgehalten die zwischen 8 - und 5 + lag. Daraus lässt sich wiederum schlussfolgern, dass die von ihm angegebenen Orte am späteren westfälischen Hellweg schon in diesen frühen Jahren ihre Namen trugen. Und wenn diese Orte ihre Namen seit der Zeitenwende führten, dann kannte sie auch Varus, als er 7 + anreiste. Und dann gehörte zu seinem Wissenstand auch der von Ptolemäus eingezeichnete Standort der Trophäe die man seinerzeit für den im Jahre 9 - verstorbenen Drusus errichtet hatte. So betrat Varus sowohl geographisch als auch kartographisch betrachtet kein Neuland als er der Römerstraße folgend die von Ptolemäus erfassten Orte passierte. Viele Ortsnamen lassen sich der Ptolemäus Karte entnehmen die noch auf ihre Entschlüsselung warten. Wie sie sich einst gebildet haben könnten, wie sie entstanden und welche Bedeutung oder Bezug sich dahinter verbarg verliert sich im Dunkel der Geschichte. Aber einigen wenigen unter ihnen könnte man noch habhaft werden. Unstrittig ist, dass alle dem Ursprung bzw. unserem Wissenstand nach in griechischer Schrift nieder geschrieben wurden, vermutlich weil Claudius Ptolemäus Grieche war. Aber damit müssen diese Namen nicht automatisch der griechischen Sprachenwelt entstammen, also etwa von griechischen Händlern vor Ort in Erfahrung gebracht worden sein. Es müssen nicht unbedingt Griechen gewesen sein, die diese Namen aus dem inneren Germaniens ausgekundschaftet, festgelegt, ersonnen oder aufgeschrieben haben. Man könnte sich auch auf den Standpunkt stellen, dass es zunächst keine griechischen sondern lateinische Namen waren. Namen, die zu Lebzeiten von Ptolemäus, vielleicht sogar von ihm selbst aus dem Lateinischen in die griechische Sprache übersetzt wurden. Denn welche Griechen sollten um die Zeitenwende als der griechische Einfluss längst dem römischen gewichen war durch Zentralgermanien gereist sein um die dortigen Orts-, Stammes - oder Flussnamen zu erfassen, sie zu sammeln, sie aufzuschreiben und sie zuzuordnen, so dass Ptolemäus der über sie verfügte, sie nur noch seinem Kartenwerk einverleiben brauchte. Und welcher Römer gab in der damals römisch beherrschten Welt den Ortsnamen in griechischer Sprache den Vorzug gegenüber jenen in der eigenen. Griechenland war zwar für Rom eine Leitkultur, aber ersetzte man dafür die lateinische Schrift. So kann auch der Verdacht aufkommen, da Ptolemäus die römischen Stadtgründungen am Rhein mit keiner Silbe erwähnte, dass er damit der griechischen Hochkultur nochmal zu mehr Geltung verhelfen wollte. Greift man diese Theorie auf dann führten alle Namen auf seiner "Germania Magna" zunächst einen Lateinischen und wurden von Ptolemäus für seine Geographika in die griechische Sprache übersetzt. Dies führte zwangsläufig dazu, dass man sie später wieder ins Lateinische zurück übersetzte, was erst 1406 durch Jacopo d`Angelo geschah. Das es bei diesem Prozess zu Abweichungen kam bzw. kommen musste ist nachvollziehbar. Aber auch lateinische Namen müssen nicht unbedingt lateinischen Ursprungs gewesen sein und man könnte und wird in ihnen auch germanische oder andere Sprachelemente verarbeitet haben. Ein unvorstellbares und undurchsichtiges Konglomerat von Wortkreationen erschwert durch das Fehlen der Schriftsprache in Germanien was auf eine stärkere Festlegung lateinischer Worte hindeuten könnte und was in der Tendenz dazu führte, dass man alle Namen zunächst in lateinischer Sprache zum Ausdruck brachte und Ptolemäus wurde zum Übersetzer. Möchte man also versuchen ihre jeweiligen Ursprungsworte aufzuspüren, dann liegen wir vermutlich falsch wenn wir sie über die Schiene der griechischen Sprache zurück verfolgen wollen und sollten uns daher auf die Lateinische konzentrieren. Das bedeutet sich dem schwierigen Unterfangen zu stellen festzustellen wie und woran sich die Altvorderen orientierten und was sich davon im lateinischen Sprachgebrach wieder fand, als man für einen Ort einen Namen suchte. Teilweise lässt es sich nachvollziehen wie es sich ergeben haben könnte. Zuwanderer lasen die Namen von den Mündern der eingesessenen Bevölkerung ab, erkannten die landschaftsprägenden Elemente, die Dinge mit denen man handelte, hörte wie sich die Völker nannten, übernahmen teilweise deren Namen oder latinisierten sie. Silben die germanischen Ursprungs gewesen sein könnten lassen sich zum Teil isolieren und etymologisch zuordnen genau so wie es oft möglich ist den lateinischen Kern auszumachen. So lässt sich im von Ptolemäus aufgeführten altgriechischen Ἀσκιβούργιον, dem "Askibourgion", also dem lateinischen "Asciburgium" und heutigen Asberg an der Ruhrmündung die germanische Wurzel "Eschenburg" entnehmen. Sollten es Griechen gewesen sein, die hier nahe der Ruhrmündung lange vor der Zeitenwende eine Siedlung gründeten, denn die Rheinschiene werden sie erkundet haben, dann übernahmen sie in diesem Fall die germanische Bezeichnung. Während man sich im Imperium insbesondere in Gallien für die Provinzzentren an den Stammesnamen der dort ansässigen Völkerschaften orientierte, legte man auch Gewicht auf eigene Namenskreationen, nutzte aber in den Rheinlanden vielfach die keltischen/germanischen Endungen wie "nach, magen oder nich" weiter, die es bis heute blieben. Und rechts des Rheines waren es häufig die keltischen "lar" Endungen die man übernahm. Über den Umweg vom Lateinischen ins Griechische und wieder zurück ins Lateinische, wenn man denn dieser Theorie folgt war zwangsläufig die Gefahr phonetischer und verschrifteter Reibungsverluste entsprechend hoch. In den in der "Magna Germania" ausgewiesenen Ortsnamen wie wir sie heute in lateinischer Sprache lesen können, noch ältere Sprachbausteine der Zeit davor erkennen zu können ist uns in den meisten Fällen nicht mehr gegeben. Da uns aber Latein näher steht als das, was uns die germanischen Völker die keine Schriftsprache anwendeten hinterließen, verfügen wir über Anhaltspunkte mit denen sich auch lateinische Ortsnamen übersetzbar machen. Lateinische Namen wie sie Ptolemäus zwar nicht angab, wie sie aber darin übersetzt wurden. Es waren Orte darunter wie Navalia, dass das Geodäsie Team an der Ruhr bei Essen vermutet und unter dem man in der Römerzeit Gebäude für die Unterbringung von Schiffen, aber auch Werftanlagen verstand bzw. gleich setzt und was eine Nähe zur Ruhr erkennen lässt, obwohl Ptolemäus diesen Fluss nicht verzeichnete. Hier bot sich eine gefällige Rückübersetzung des lateinischen über das griechische bis wieder hin zum lateinischen Wort an. Germanien war nicht menschenleer, Ansiedlungen und feste Plätze an bedeutenden Kreuzungspunkten und Handelszentren existierten schon lange bevor Varus mit Kiel unter Wasser die Lippe aufwärts zog oder die Römerstraße nutzte. So verdienen im Rahmen dieser Theorie zwei Entschlüsselungsresultate des Geodäsie Teams bezogen auf die germanischen Hauptorte eine besondere Aufmerksamkeit und auch bei schwankender Zielgenauigkeit lassen sie sich noch dem Betrachtungsraum zuordnen. Es sind dies Bogadion, das sich in lateinischer Sprache Bogadium nennt und der in Latein geschriebene Ort Stereontion oder Streontion bzw. die griechischen Namen im lateinischen Alphabet ausgedrückt Stereontium auch Streontium genannt. In Bogadium bzw. Bogadion erkannten die Forscher das heutige Salzkotten bzw. aufgrund der Streubreite einen in der Nähe davon gelegenen Platz bei dem man an Boke denkt. Denn es befindet sich nur 7 Kilometer nördlich von Salzkotten dafür aber unmittelbar an der Lippe, wo es möglicherweise schon vor 2000 Jahren eine Anlegestelle für Salzfrachten gegeben haben könnte und in der Nähe des Ortes Thüle liegt wo man auf germanische Siedlungsreste stieß. In den Auenbereichen eines Flusses zu siedeln ist bedenklich aber in Kombination mit Salzkotten wird es denkbar. Aber der Hauptaugenmerk gilt weniger "Bogadion" sondern einer Eintragung mit dem Namen "Streontion" das man auf die Umgebung von Bad Driburg bezieht. Eine Region die bereits östlich des Eggekammes liegt. Für "Streontion" als auch "Bogadion" gilt die starke Vermutung, dass sie sich wie auch andere Orte mit dem prähistorischen und auf seiner Trasse geführten späteren westfälischen Hellweg in Verbindung bringen lassen. Dadurch wird augenscheinlich, dass hier überregionale Interessen das Leitbild von Ptolemäus beeinflusst haben und er Orte bevorzugte die an dieser Straße lagen. Und auch die Expertenrunde folgte dem und erkannte im prähistorischen Hellweg die Motive und den möglichen Grund dafür, dass Ptolemäus sie auch deswegen in seine Karte eintrug. Orte die wenn Ptolemäus sie erwähnte zwar nicht schon vor dem "terminus post temque" der Jahre 7/8 - existiert haben müssen, so aber doch auf eine frühe Existenz um die Zeitenwende hindeuten. Damit war der Faden gesponnen, der nicht nur "Bogadion" mit "Streontion" verband, sondern auch mit den anderen erwähnten Polis an der Römerstraße. Beginnend mit Asciburgium, dem heutigen Asberg, waren dies das besagte Navalia bei Essen - Hinsel, Bogadion bei Salzkotten, Streontion bei Bad Driburg, Ascalingium bei Hildesheim, Touliphourdon bei Hannover, Tulisurgium bei Braunschweig und Mesuium bei Burg an der Elbe und es wird deutlich wie sich das Imperium orientiert haben könnte. Und wie man weiß gehörte, obwohl von Ptolemäus unerwähnt geblieben auch Bochum - Harpen, Castrop - Rauxel oder Westwick bei Hamm dazu. Eroberer denken strategisch und das römische Etappenziel bestand zunächst darin auf direktem Weg die Weser zu erreichen und von dort aus möglicherweise in der Elbe ein Fernziel sah auch wenn man es noch nicht konkret im Visier gehabt haben sollte. Einige heraus ragende von den Germanen gegründete Hauptorte die Ptolemäus eintrug lagen verstreut zwischen Weser und Elbe, aber für Rom war im Sinne der Strategie einzig die Stichstraße nach Corvey von Bedeutung, denn man hatte es im Zuge der Expansion unter Varus zunächst auf das im Osten an der Strecke liegende liegende Siedlungsgebiet der Cherusker abgesehen mit deren Fürstenhaus man einen Bündnisvertrag schloss. Das nördlicher befindliche "Ascalingium" bei Hildesheim deckte sich nicht mit ihren Interessen, obwohl der spätere Verlauf der Bundesstraße 1 verführerisch wirkt und zu dem Gedanken verleitet, man könnte schon damals diese Trassenführung zur Elbe ins Auge gefasst haben. Für "Bogadion", dass die Experten im Raum Salzkotten vermuten ist es noch nicht gelungen einen lateinischen oder germanischen Namensbezug herzustellen. Während Cäsar keine Worte kannte die mit "Boga" beginnen steht es im Althochdeutschen, dass dem Frühdeutschen nahe steht für Eisenkette vielleicht auch im Sinne einer bogenförmigen Fußfessel bzw. einem Bogen als Waffe und was dazu einlädt im Sumpf der Spekulation umso tiefer zu stochern. Als sich Varus 7 + zum Statthalter ernannt dank der Vorleistungen seiner Vorgänger auf einer soliden Infrastruktur aufbauend an die Weser begab passierte er auch all jene Polis längst der Marschstraße, die man als die frühen Hellwegstädte auf der ptolemäischen Karte identifizierte. Auf Basis dieser Theorie überquerte er östlich von Schwaney die Egge, erreichte nahe dem Netheberg die heutigen Stadtgrenzen von Bad Driburg und stieg dann zur Suffelmühle ins Oesetal ab. Das Geodätiker Team gelangte aufgrund seiner Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass sich das von Ptolemäus in seiner Geographia in altgriechischer Sprache verschriftete "Στρεόντιον" in der Region Bad Driburg befunden haben könnte, übersetzte es analog ins Lateinische und nannte es fortan "Streontion" und infolgedessen auch nicht "Stereontion". Aber es war eine Polis die Varus wie auch "Bogadion" schon unter diesem Namen gekannt haben könnte. Es wird deutlich, dass der aus grauer Vorzeit stammende und bis ins frühe Mittelalter genutzte Weg dessen römische Ausbauarbeiten im 19. Jhdt. entdeckt werden konnten den kürzesten Weg von Paderborn nach Höxter darstellt. Und diese Richtung von Schwaney kommend mit Kurs auf Schmechten und Brakel zeigt auch, dass das einstige Driburg aufgrund seiner ungünstigen Lage für diese überregionale Wegeverbindung nicht von Bedeutung gewesen sein konnte und daher auch nicht von ihr berührt wurde. So bricht an dieser Stelle die Logik ab, wonach sich Bad Driburg unmittelbar am alten Hellweg befunden hätte. Und aus den gleichen wegetechnischen Gründen eröffnete auch die kaiserliche Reichspost den Kutschenverkehr erst im 19. Jahrhundert von wo an Driburg auch an den überörtlichen Verkehr angeschlossen war. Und auch wenn die frühmittelalterliche sächsische Driburg noch so reizvoll und geschichtsträchtig am Hang über Bad Driburg thront so wusste man auch schon in der Bronzezeit, dass die steile Hangkante der Egge zwischen Buke und Bad Driburg für den Verkehr mittels Ochsenkarren nicht so gut geeignet war, wie jener Abstieg östlich von Schwaney. Das also Bad Driburg in früherer Zeit abgeschnitten in einer topographischen Nische nicht zu überregionaler Bedeutung kommen konnte ist augenscheinlich und wird auch nicht angezweifelt. Wollen also Geschichtsforscher und Geodätiker den Hellweg in ihre Überlegungen einbeziehen, so müssen sie die Annahme grundsätzlich außen vor lassen Bad Driburg selbst könne an der alten Wegeverbindung gelegen haben. Aber die Entzerrungsbemühungen ließen bekanntlich den Spielraum zu, wonach sich "Streontion" nicht exakt und punktgenau fixieren lässt, sondern man dahinter nur die Region erkennen darf in der es lag. So schließt die Definition "Streontion" in Bad Driburg zu erkennen auch das Umland mit ein und lenkt wie dargestellt den Blick auf den alten Hellweg der nur etwa 5 Kilometer südlich vom Stadtzentrum entfernt die Egge querte. Aber am prähistorischen Weg zwischen Paderborn und Höxter sollte "Streontion" gelegen haben, denn dieser Weg war schon in vor römischen Zeiten prädestiniert dafür um in seiner Nähe zu siedeln. Blickt man auf den weiteren Verlauf des Altweges ab Schwaney so liegt die Antwort auch schon fasst auf der Hand, denn man weiß spätestens seit dem Bau der Landstraße 828 im Jahre 1848, als man dort im Untergrund mitten im Wald auf feste Packlagen stieß, dass es sich dabei um die alte Römerstraße handelte, sozusagen die "Via Antiqua Cheruscorum Hellwegensis". Herr Hölzermann erforschte sie im 19. Jhdt, Herr Klabes stieß auf sie im letzten Jahrhundert und 2022 gelang es erneut sie zu bestätigen. Und natürlich ist diese Straße für die Erforschung der Varusschlacht von immenser Bedeutung, denn mit ihrer Hilfe lässt sich die römische Marschroute, die Kontaktaufnahme mit den Cheruskern und die damit einher gehenden Bemühungen um die Inbesitznahme dieses Landstriches verdeutlichen. Eine Route die im weiteren Verlauf in Richtung Weser auch den Knotenpunkt Brakel berührt, dahin wo Varus sich wie es heißt, einst von den Cheruskern hinlocken ließ um dann den Stamm mit unerwarteten Repressalien und einem schlechten Vertragswerk zu erzürnen. Und an der Altstraße zwischen Schwaney auf der Paderborner Hochebene und Höxter/Corvey an der Weser hat nur ein Ort den Rang und Namen um als "Streontion" angesprochen werden zu können. Und dies war das erstmals 836 urkundlich erwähnte Brakel. Es liegt sowohl von Schwaney als auch bis Corvey eine Tagesmarschleistung entfernt und so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich bei dem ptolemäischen "Streontion" auch um diesen Ort handelte. Ein Siedlungsplatz wie sich anhand zahlreicher Funde in der Region bestätigen lässt, der schon in vor römischer Zeit besiedelt war. In Brakel an der Nethe befand sich nach dieser Theorie auch das letzte Marsch- also Nachtlager das Varus aufsuchte bevor er am nächsten Morgen zu den Aufrührern aufbrach und es zum Schlagabtausch mit den Germanen kam. Das im Offenland mit Flussverbindung gelegene Brakel hatte aufgrund seiner topographischen Lage seit jeher eine wichtige Bedeutung als Etappenstation zwischen Lippe und Weser, während sich das im Gebirgskessel gefangene Bad Driburg gemeinsam mit Altenbeken in ungünstiger Position befindet. Das Brakel, das etwa 12 Kilometer von Bad Driburg entfernt liegt auch schon zu Varuszeiten mehr gewesen sein könnte als nur den Standort eines möglichen römischen Marschlagers beherbergt zu haben, bekommt noch durch eine weitere Theorie neue Nahrung. Ptolemäus gab der Polis die man im Umkreis von Bad Driburg hofft verorten zu können den altgriechischen Namen "Στρεόντιον". Aber es sind wie zuvor dargestellt Zweifel aufgekommen, dass es der Originalname war, denn es könnte sich dabei auch um eine Übersetzung handeln und der ursprüngliche Name war ein lateinischer und kein griechischer. So existierten für den altgriechischen Namen "Στρεόντιον" nicht ohne Grund immer schon zwei Übersetzungsversionen. 2010 stellte man sie vor und ihre lateinischen Namen in die man sie übersetzte lauten "Streontion" aber auch "Stereontion". Möchte man bei der Theorie bleiben, dass die Polis ursprünglich einen lateinischen Namen trug und sich nicht "Στρεόντιον" schrieb, dann könnte man in einem der Namen eine fehlerhafte Rückübersetzung sehen. Und dafür könnte die relativ starke Abweichung unter den Anfangssilben "Stre" oder "Ster" sprechen. Denn beide Versionen stehen und sprechen nicht für eine Identität. In der Silbe "Ster" ruht das griechische Adjektiv "στερεός" das für "hart" steht und die griechische Sprache kennt auch viele Worte die mit "Ster" beginnen. Den alten Griechen war auch die Konsonantenverbindung "Str" bekannt. Was sie aber nicht kannten, ist eine Konsonantenverbindung mit "Streo". So liegt der Verdacht nahe, das die vermutete "Rückübersetzung" von "Στρεόντιον" in "Streontion" auf einem Irrtum beruht und das lateinische "Stereontion" die trefflichere Übersetzung darstellen würde. Der Fehler hätte sich also eingeschlichen, als man zu Zeiten von Ptolemäus aus dem lateinischen Wort "Streontion" das griechische Wort "Στρεόντιον" bildete, statt es schon damals "Stereontion" zu nennen. Und dies könnte auch Jacopo d´Angelo aufgefallen sein und ein Blick auf die Abschrift der "Germania Magna" könnte weiter helfen. Denn in der lateinischen Übersetzung steht bekanntermaßen nicht das altgriechische Wort "Στρεόντιον" und auch nicht das Wort "Streontion" sondern das lateinische Wort "Sterenatium". Und dieses Wort gestattet eine völlig andere Schlussfolgerung, denn im Aufbau des Wortes "Sterenatium" befindet sich das lateinische Adjektiv "Sternere". Dieses Wort wiederum steht für eine Pflasterung im Sinne einer gepflasterten Straße einer Strata. Und so kommen sich die Silben "Ster (nere)" lateinisch für gepflastert und "Ster (eo)" griechisch für hart, stabil, haltbar und starr in ihrer Bedeutung sehr nahe. Das sich in diesem Zusammenhang die Verbindung zu einer befestigten Straße nahezu aufdrängt ist unübersehbar. So könnte es auf die nahe Bad Driburg aber durch Brakel verlaufende Römerstraße hinaus laufen was dazu führte, dass Brakels erster Name "Sterenatium" gelautet haben könnte. So steht "Ster" für hart und starr gleich einem Straßenkörper. Folglich einer Römerstraße die  bereits über Bodenplatten und Gleiswege verfügte und nachweisbar schnurgerade 1,6  km über den Egge Rücken verläuft und die sowohl starr als auch hart ist. Wollte man also nach einem passenden Namen für eine römische Niederlassung suchen, so bot sich diese Straße an. Sie stellte in dieser Region die arm war an Merkmalen der Zivilisation eine Ausnahmeerscheinung dar, war gleichzeitig ein ausdrucksstarkes Symbol römischer Leistungsfähigkeit und könnte damals schon für die Wortfindung hergehalten haben. Nachweisbar ist, dass Orts - und Strassennamen sowohl in Tirol als auch in Luxemburg auf die römische Epoche zurückzuführen sind und ihren Namen demnach dem lateinischen Wort "strata" verdanken. Zweifellos lässt sich diese Theorie nicht bestätigen, allerdings auch nicht wieder legen. Blickt man in diesem Zusammenhang noch auf die Hauptorte - Theorie, dann sollte man auch den Gedanken nicht zu früh verwerfen, dass Bogadion/Salzkotten ein Zentrum der Brukterer, Amisia/Geismar ein Zentrum der Chatten und Brakel einst "Stereontium" ( und nicht Streontium ) ein Hauptort der Cherusker gewesen sein könnte. Zumindest spricht es dafür, dass es für die genannten Stämme in deren Hoheitsgebieten sie sich befanden überregional bedeutsame Siedlungsplätze waren, sonst hätte Ptolemäus sie wohl nicht erwähnt. Wäre dem so, dann wäre der Geograph Claudius Ptolemäus wenn auch über Umwege die Person gewesen, die uns auf diese Weise auch mit dem ältesten Ortsnamen aus dem Nethegau überrascht hätte, nämlich mit "Stereontium". Eine insgesamt schlüssige Argumentation mit der sich Brakel als ein an der Altstraße befindliches römisches Drehkreuz untermauern ließe und von wo aus die Varusoffensive bis zu ihrem Ende vor dem Saltus ihren Anfang nahm. Ein Ort der einen Einblick in das Wesen der Varusschlacht zulässt.

Brakel, das ptolemäische "Στρεόντιον" und lateinische "Sterenatium" östlich von "Bogadion" am prähistorischen Hellweg gelegen.


(14.10.2022)

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