Sonntag, 19. Februar 2023
Spürte Karl der Große noch den Hauch der Varusschlacht ? Eine Indizienkette schließt sich.
In der Tat, eine subtil gewählte Überschrift, aber nicht völlig ohne Bezug zur möglichen Realität. Denn im 8. Jhdt. wusste aber vor allem sah man noch vieles aus antiker Zeit, dass auch Karl dem Großen nicht entgangen sein dürfte. Das wirft natürlich die Frage auf, ob er nicht auch wusste, dass Irmin kein Gott sondern ein Schlachtenlenker war. Dieser Überlegung wird noch in einem weiteren Kapitel mehr Raum gegeben werden was zu interessanten Schlussfolgerungen führen wird. Aber zurück in die Gefilde bei Borlinghausen und was damals passierte als Karl der Große in einem Hitzesommer des Jahres 772 mit seinen Soldaten an der „Irminsul“ weilte, um sie zu zerstören und danach Gold und Silber abtransportiert haben soll. Seine Männer litten an Durst, die kleineren Bäche und die Taufnethe waren möglicherweise ausgetrocknet, die Nethe fünf Kilometer entfernt im Norden aufzusuchen war ihnen wegen der möglichen Anwesenheit der Falen entweder zu gefährlich oder zu weit, und zurück zur Diemel wollte man wohl auch nicht. Aber dann geschah das „Wunder“ denn plötzlich strömten große Wassermengen durch einen nahe gelegenen Bach. Es war ein beeindruckender Überraschungsmoment für alle der sich für die Überlieferung vor allem aber die Legendenbildung eignete und dazu führte, dass dieses Ereignis Eingang in die Reichsannalen fand. Denn unerwartet große Ausschüttungen die sich wie aus dem Nichts zu ergießen scheinen und den Durst der Anwesenden schnell stillen konnten klingen auf den ersten Blick befremdlich. Aber Karstregionen machen es möglich und in der Nähe von Borlinghausen gab und gibt es eine dieser seltenen und tückisch wirkenden Karstquellen und zwar die der Helmerte. Die Quelle dieses etwa acht Kilometer langen Baches der unmittelbar unterhalb der steil aufragenden Egge entspringt gehört zu den wenigen Karstquellen der Region denn erst 20 Kilometer weiter nördlich handelt es sich auch beim Bollerborn in Altenbeken um eine intermittierende Karstquelle und 27 Kilometer weiter nördlich findet sich im Ortsteil Bredenborn von Marienmünster nahe der Liborikapelle eine weitere Karstquelle die den Bangerngraben speist. Aber auch die Paderquellen, wo das bei Schwaney versickernde Wasser des Ellerbaches wieder austritt was aus der Lippe im Oberlauf erst einen Fluss macht wird zur Karstquelle und so verdankt die Pader unter anderem, aber vor allem dem Ellerbach ihr Wasser. Dem Ellerbach bei dem es sich um jenen Bach gehandelt haben könnte der aus der Richtung des vermeintlichen Römerlagers Aliso kommend ab Paderborn Pader genannt wird und jener Bach der der Lippe erst die großen Wassermengen zuführt. Der Ellerbach also der Erlenbach der seinen Namen der Schwarzerle verdankt die in Spanien den Namen „Aliso negro“ trägt. Cassius Dio nennt diesen Bach der in den „Lupia“ also die Lippe mündet „Elison“. Als Karstbach kommt auch er aus unterirdischen karstigen Gesteinsschichten. Und was den Unterwelten entstammt, ob nun Magma oder Wasser rief auch immer schon die Götterwelt auf den Plan und verband sich mit der Mythologie. Und aus der griechischen Sagenwelt kennen wir den Namen „Elysion“. Was also für die Germanen der Erlenbach war könnte für die mediterranen Völker der Unterweltbach, eben der Elison gewesen sein. Und auch die Helmerte kam aus den Tiefen hart an der Eggekante und etwa 1000 Meter westlich der Borlinghauser Kirche quillt sie als Karstquelle aus dem Boden wenn, ja wenn und wie es die Niederschläge und die geologische Beschaffenheiten über die Jahrhunderte betrachtet zuließen. So könnte es durchaus auch diese Quelle und nicht die zu weit nördlich liegende Bollerbornquelle bei Altenbeken gewesen sein, bis wohin Karl 772 nicht kam da er von Marsberg nach Herstelle wollte und Altenbeken nicht auf seiner Strecke lag. Während die Helmerte zu Zeiten Karls des Großen zunächst vielleicht trocken gefallen sein könnte, lieferte sie dann aber urplötzlich wieder Trinkwasser für alle, weil es die Niederschläge in der Senke um Kleinenberg und die verborgenen Wasseradern ermöglichten. Die Helmerte war in alten Zeiten einst ein ergiebiger Bach als man ihr Wasser noch nicht zu zwei Dritteln für die Borlinghauser Trinkwasserversorgung genutzt hat. Heute lässt man nur noch einem Drittel den freien Lauf um die Fischteichkette und den Borlinghauser Schlossteich zu speisen, aber auch um die Organismen zu erhalten also die Wasserrahmenrichtlinie der EU zu erfüllen. Inwieweit, also wie stark sie sich in früheren Jahrhunderten als intermittierende Quelle gezeigt hat ist nicht mehr nachweisbar. Aber die Quelle der Helmerte fügt sich der Lage nach auch in den Betrachtungsraum im Zuge der Endphase der Varusschlacht. Denn sie befindet sich nur rund 1.500 Meter nördlich des angenommenen „Teutoburgiensi saltu“ und nur rund 1.800 Meter östlich des vermuteten Irminsul Standortes, sodass sie zum Schauplatz beider Ereignisse geworden sein könnte. Dann wäre es nicht nur die Quelle aus der 772 die Soldaten Karls des Großen tranken sondern auch jene, wohin sich Varus rund 800 Jahre zuvor verkroch als man aus ihm einen Drachen samt Ögishelm machte, er sich ins eigene Schwert stürzte aber der Sage nach von Sigemund/Segimer, Siegfried/Sigurd bzw. respektive Arminius/Irmin von unten aufgeschlitzt wurde. Unweit der Helmerte im „Wald der nassen Wurzeln“ wie Cassius Dio die Örtlichkeiten des letzten Aktes der Varusschlacht beschrieb hätte demnach auch der Gewaltakt Karls des Großen statt gefunden und wie allen wurde auch dieser Quelle von der ortsansässigen Bevölkerung neben einer gewissen Heilkraft auch eine mythologische Urgewalt nachgesagt. Und das umso mehr, wenn es sich um Karstquellen handelte deren Wasserverlauf sich für Menschen unsichtbar vollzieht, scheinbar ungeregelt verläuft und somit unbekannten Gesetzen folgte die immer schon mysteriös erschienen. Wirft man einen Blick auf den Namen Helmerte dann wird die Nähe zum Ort Helmern deutlich der sich im 10.Jhdt. Elmeri schrieb, sodass man die Helmerte einst auch Elmerte genannt haben könnte. Beschäftigt man sich mit der Helmerte auf dem Weg der Hydronymie, dann könnte man den Namen vom Begriff „Helm“ ableiten. Möchte man also im weitesten Sinne einen Bezug zum einstigen Schlachtengeschehen herstellen, dann müsste man weit ausholen und es ließe sich nur mit aufgefundenen Rüstungsteilen etwa Helmen in Verbindung bringen was aber auf einer sehr vagen Argumentation fußen würde. Trotzdem darf man es ansprechen und der Name des kleinen Flusses ließe sich demnach mit dem Substantiv Helm in Verbindung bringen. Eine alte Bezeichnung für Helm lautet „Helmet“ und ist uns aus dem Angelsächsischen überliefert wo es auch heute noch unter dem Begriff „Helmet camera“ in Gebrauch ist. Im altnordischen begegnet er uns unter dem Namen „Halmr“ und als Vorname findet er in Norwegen und als Nachname in Deutschland seine stärkste Verbreitung. Eine Bezeichnung die sich möglicherweise in seiner Bedeutung als der Schützende erweitern ließ. Ein Fluss, der die Regenfälle aufnimmt, das Wasser ableitet und Überflutungen verhindert. Anders formuliert ein Helm schützt, lässt Wasser abtropfen und Hiebe abgleiten. Wie es sich auch mit dem gleichnamigen Fluss Helme im Harz verhält. Weitere Hinweise sind wünschenswert. Aber die Helmerte könnte auch der Bach sein der in den fränkischen Reichsannalen „torrente“ genannt wird. Im Trentino und der Toscana tragen Bäche ebenfalls den Namen Torrente aber sie entspringen in gebirgigen Regionen, überwinden also Höhenunterschiede und haben dadurch ungleich andere Fließgeschwindigkeiten. Karl der Große traf jedoch in Ostwestfalen auf keine alpinen Gebirgsbäche, sodass man für die Helmerte offensichtlich keine andere Bezeichnung zur Hand hatte als „torrente“. Die „Annales regni francorum“ beschreiben den Vorfall im Zuge der sommerlichen Trockenheit im kompletten Wortlaut wie folgt: “Et inde perrexit partibus Saxoniae prima vice, Eresburgum castrum coepit, ad Ermensul usque pervenit et ipsum fanum destruxit et aurum vel argentum, quod ibi repperit, abstulit. Et fuit siccitas magna, ita ut aqua deficeret in supradicto loco, ubi Ermensul stabat, et dum voluit ibi duos aut tres praedictus gloriosus rex starre dies fanum ipsum ad perdestruendum et aquam non haberent, tunc subito divina largiente gratia media die cuncto exercitu quiescente in quodam torrente omnibus hominibus ignorantibus aquae effusae sunt largissimae, ita ut cunctus haberetcitus exerciter“. Übersetzt lautet es leicht abgwandelt: „Und von dort ging Karl der Große zum ersten Mal in die Teile Sachsens, er begann mit der Eresburg, kam bis zur Ermensul, zerstörte das Heiligtum in Gänze und nahm das Gold oder Silber weg, das er dort fand. Und es war eine große Dürre wo der glorreiche König zwei oder drei Tage verweilte um das Heiligtum zu zerstören, so dass das Wasser an der besagten Stelle wo die Ermensul stand versiegte. Als die ganze Armee mitten am Tag ruhte und kein Wasser vorhanden war, da ergoss sich plötzlich was keiner ahnen konnte durch göttliche Gnade in einem bestimmten Bach das reichlichste Wasser, so dass die ganze Armee mit Wasser gefüllt war“. Dabei könnte es sich auch um eine Naturerscheinung gehandelt haben, wie man sie von Karstbächen her kennt. Die bisherigen auf Basis der Parzellennamen entwickelten Theorien lassen auch Schlussfolgerungen bezogen auf die Vorgehensweise der römischen Legionen am Abend des zweiten Kampftages zu. Denn sowohl das oberirdisch heute noch schwach erkennbare Lager nahe Schweckhausen, das man als „prima Vari castra“ ansprechen könnte, als auch das Lager östlich von Borlinghausen waren aus der Not geborene Zuflucht- und Übernachtungsstätten. Einzig das erste Lager zwischen Corvey und Anreppen am römischen Hellweg nahe Brakel besaß Lagerqualitäten. So lassen sich die Überlegungen hinsichtlich des Standortes des zweiten Notlagers auf den erhöht liegenden Bergsporn östlich von Borlinghausen verdichten. An jener Stelle wo die Topographie der Landschaft einen sich nach Norden erstreckenden Bergrücken mit einer nach Westen geneigten Hangkante hinterließ die es den Angreifern erschwerte die Anhöhe zu erstürmen. An jener Stelle, wo der weiße „Passions“ Weg zur „Kreuzhecke“ führt könnte man später das sichtbare Zeichen des Triumphes über Varus errichtete haben wobei man aus strategischen Erwägungen heraus den 299 Meter hohen „Buren- Bauern oder Berenberg“ wohl ausklammern darf. Aber sahen die Germanen den zentralen Ort ihres Sieges wirklich mittig in einem einstigen Römerlager und sollte dies auch der Platz gewesen sein, den man über die Jahrhunderte im Gedächtnis behielt und wo man irgendwann einen Baum pflanzte der 772 nur noch als „Truncus“ erkennbar war oder wo man eventuell einen abgestorbenen Stamm aufrichtete oder rückte man es nicht vielleicht dahin wo die letzten Kämpfe stand fanden vielleicht da, wo ein Parzellenname „Langer Kamp“ lautet. Zwei sich ergänzende Annahmen könnten die Frage beantworten. Verbunden mit der exponierten Höhenlage für die sich seinerzeit die Legionen für ihr Nachtlager entschieden ging auch eine bedeutsame Weitsicht einher. Ein Ort den auch nicht erst die Legionen des Varus bevorzugten, sondern der aufgrund seiner exponierten Lage schon in prähistorischen Zeiten rituelle Strahlkraft besaß und einen markanten Anziehungspunkt darstellte der über Kultstättencharakter verfügte. So könnte schon darin die Erklärung liegen, dass man auch dort den Platz der Irminsul suchen darf. Ein als Truncus bezeichneter Baumstamm, wie er sich unverwechselbar im Wort Strunken für den Rest eines Stammes eines abgestorbenen Baumes in Form eines Stumpfes erhalten hat. Eine senkrecht aufgerichtete hölzerne Gedenksäule die man später auch „Columba Universalis“ nannte als man nach Vergleich - und Beschreibbarem suchte. Anderes Baumaterial wie zugeschlagene Steine wären für die Zeit untypisch gewesen und dafür die unbehauenen Blöcke einstiger Steingräber aus dem Tuistowald zu verwenden hätte den Sitten widersprochen. Und sicherlich gab man dem Baumstamm zum Zeitpunkt seiner Errichtung nicht sofort den Namen Ermen- oder Irminsul, da man unter den Germanen keinen Personenkult pflegte und er dürfte sich erst im Laufe der Zeit eingebürgert haben. Aber was man wusste war, wer der große Schlachtenlenker von einst war den die Römer Arminius nannten. So gilt es immer die möglichen Verläufe beider großen Ereignisse gegenüber zu stellen und abzugleichen da sie sich ergänzten. Dieser Ort wäre dann auch der gewesen, wo Karl der Große 772 die Sul abräumte und wo man später statt dessen im Austausch ein Kreuz samt Kirche aus Eschenholz errichtete und damit den Sachsen eine neue für sie also andersartige Gedenkstätte stiftete. Für die Sachsen allerdings war es ein ihnen vom Sieger aufgezwungenes Mahnmal gleich einer Schande, dass an ehrwürdigem Platze keinen langen Bestand gehabt haben dürfte. In Falen hatte man an einer Würdigung dieser Stätte kein großes Interesse, so dass das Bauliche schnell verging und vielleicht auch bewusst eingeäschert wurde. Als die Franken ihre straffen Zügel lockerten hatte es seine Bedeutung verloren und die Kilianskirche in Löwen war an ihre Stelle getreten, sodass die Franken an einer Aufrechterhaltung dieser Stätte in keinerlei Hinsicht mehr interessiert waren und den Standort schliffen bzw. den natürlichen Prozessen überließen. Dieser Theorie folgend rückte Karl der Große von Marsberg kommend über die Orte Westheim, Wrexen, Scherfede das ehemalige Scerva und Bonenburg an und gelangte damit auf bequemere Weise nach rund 24 Kilometern zur fälisch/sächsischen Kultstätte als wäre er über das Sintfeld anmarschiert. Von Kämpfen an der Irminsul steht nichts geschrieben so könnten die noch wehrfähigen Landesverteidiger unterdessen in die nur 4,5 Kilometer entfernt liegende Behmburg westlich von Willebadessen ausgewichen und sich nach dort abgesetzt haben. Die von Wünschen und Interpretationen geleitete Heimatforschung hat sich in den Jahrhunderten des Themas „Irminsulstandort“ zur Genüge angenommen und faszinierend und monumental wirkten immer schon die alten Wälle der Behmburg die man später in Karlschanze umtaufte. Und so war es für alle ein inneres Bedürfnis für die Irminsul die die Höhenlage der schroffe Egge als Hintergrund zu wählen. Die Sul vor dieser imposanten Kulisse zu sehen schien nur folgerichtig und ein angemessener Platz gewesen zu sein der das Vorstellungsvermögen entfachte und befriedigte. Der Überlegung den Ort daher innerhalb der Karlsschanze zu sehen entsprang daher auch die Vision, dass die Irminsul nur vor oder auf der Gertrudenhöhle gestanden haben konnte. Wer dies allerdings annimmt, schätzt die Eigenschaften der Falen falsch ein. Denn ein robustes und kampferfahrenes Volk wie sie es waren, hätten ihr nationales Heiligtum nicht hinter den Wällen einer Volksburg verstecken oder es gar dem Schutz einer Festung anvertrauen brauchen. Eine Fluchtburg in die man sich nur bei Gefahr begab. Und wie argumentiert endete die Varusschlacht auch nicht an jenen pittoresken Erdwällen oder schroffen Gesteinsformationen in luftiger Höhe. Dort ließ sich kein Bezug herstellen und kein Grund finden, denn der Ort der Irminsul war vorbestimmt und befand sich an jenem Platz der durch den Endpunkt der Varusschlacht gekennzeichnet war und sie endete dieser Theorie nach nicht auf dem Eggegrat. Zudem musste sich der Ort an dem sich die Menschen noch nach Jahrhunderten einfanden auf dem Territorium der seinerzeit erfolgreich kämpfenden Cherusker befinden und nicht auf dem Sorat im Lande der „äußersten Brukterer“ denn die Sul verkörperte Irmin/Arminius und nicht einen sicherlich auch mit kämpfenden aber unerwähnt gebliebenen tapferen Fürsten der Brukterer. So wurde die Sul zur Erinnerungsstätte an die Schlacht, die sie alle zusammen führte und später entwickelte sich Tradition daraus. Da die gegenwärtige Forschung die ehemalige Örtlichkeit in einem Trigon sucht in dem sich an den Eckpunkten heute Willebadessen, Kleinenberg und Borlinghausen befinden liegt der hier zur Diskussion gestellte Irminsulstandort auch noch innerhalb dieses vermuteten Horizontes. Der von allen Seiten gut erreichbare Höhenrücken östlich von Borlinghausen bot ausreichend Platz und die Menschen brauchten kamen sie aus dem cheruskischen Nethegau auch nicht erst den steilen Eggeanstieg zum dünn besiedelten Soratfeld bewältigen. Der berühmte Boller- oder Bullerborn bei Altenbecken hatte sicherlich für die Stämme auch eine hohe Bedeutung, aber nicht als ein Standort der Irminsul und noch zudem in zu großem Abstand zu Obermarsberg, denn es spricht eine deutliche räumliche Nähe aus den Beschreibungen der fränkischen Annalen. So fällt Altenbeken aus der Betrachtung und ist auch durch die Überlieferung nicht gedeckt wonach Karl der Große nach der Irminsulzerstörung an die Weser weiter reiste. Und dazu bedarf es keines Umweges über Altenbeken. An der Weser standen und das vielleicht auch ungeplant aber angestrebt Vertragsverhandlungen mit den Sachsen an anlässlich derer vereinbart wurde, dass man Karl zwölf Geiseln zu stellen hatte. Höxter/Corvey war in dieser frühen Zeit noch keine Alternative für ein Zusammentreffen, da der karolingische Reichshof Höxter erst nach der Schlacht an der Brunsburg 776 gegründet wurde, so könnte Sieburg die Vorgängerbezeichnung von Bad Karlshafen sein Ziel gewesen sein, dort wo er 797 das heutige Herstelle begründete. Karl der Große wird die unter dem Namen Königsweg bekannte Straße von Borlinghausen aus über Schweckhausen und Natzungen zur Sieburg genutzt haben. Es war demnach die Trasse auf der um Jahrhunderte zeitlich zurück versetzt ihm Varus in entgegen gesetzter Richtung entgegen gekommen wäre und Altenbeken lag nicht an dieser Route. So wäre es möglicherweise auch die Quelle der Helmerte gewesen, die zuvor trocken lag bevor sie wieder zur richtigen Zeit auf höhere Weisung hin zu sprudeln begann. Mit diesem Kapitel endet zunächst die unmittelbare Aufarbeitung und die theoretische Darstellung zum möglichen Zug des Varus vom Sommerlager in den Untergang in Verbindung mit der Errichtung der Irminsul. Alle Argumente wie sie sich antiker Literatur entnehmen lassen und wie sie sich einer logischen Schlussfolgerung nicht entziehen können und dafür sprechen, wurden in weit über 1oo Abschnitten aufgereiht. Diverse Interpretationsirrtümer wie man sie über die Jahrhunderte pflegte ließen sich ausräumen was letztlich dieser Theorie den roten Faden der Plausibilität verlieh. Kein Stückwerk mehr und keine Einzelbetrachtung heraus gegriffener Episoden und Teilaspekte wie so viele die Varusschlacht Literatur überschwemmt haben. Hier wird in doppelter Hinsicht epochenübergreifend der Verlauf in einem Guss vorgestellt, auch wenn viele „wenn und aber“ bleiben. Was die nötige Selbstkritik anbelangt und das Infragestellen eigener Hypothesen, so darf bei der Endbetrachtung eine Blickrichtung nicht fehlen. Es ist schlicht die in den Raum gestellte Bemerkung, dass auch diese Theorie nur eine Theorie bleibt solange die Wissenschaft sie nicht bestätigt oder neue, eindrucksvolle, eindeutige und überzeugende Funde und Fakten aus anderen Regionen auf den Tisch legt die sich dagegenhalten lassen und einem Vergleich stand halten sollten, womit sich alle Zweifel beseitigen lassen. Sollte es aber wieder „nur“ für neue Theorien reichen, so muss sich jede zunächst an dieser Darstellung orientieren und sich damit messen lassen, denn sie wurde zu einem Maß - vielleicht auch zu einem Regelwerk, da sie das Menschenmögliche in den Vordergrund rückt, es mit dem Machbaren abgleicht, es mit den antiken Überlieferungen aufnimmt, sie neu interpretiert und die landschaftlichen Gegebenheiten einbezieht. Kurz gefasst startete Varus demnach dort wo die alten Luftaufnahmen im östlichen Stadtteil von Höxter Spuren baulicher Anlagen zeigen die man als zwei ineinander greifende römische Marschlager identifizieren kann und wo sich eine ihm würdige Residenz im nahen Selicasa/Corvey finden lässt deren Außenmaße und Details es nicht allein sind die diesen Verdacht erhärten. Ab Brakel wurde der Marschzug mit jedem Kilometer poröser da er sich aufteilte. Die Cherusker verließen ihn schon am ersten Marschtag, eine unbekannte Zahl von Legionären mussten den zivilen Tross begleiteten, da Varus keine Frauen und Kinder, Beamte oder Sklaven mit ins Kriegsgebiet nahm und so entleerte sich sein Heer wie Marbod es nannte. Varus standen längst nicht mehr alle Legionäre zur Verfügung und er war auf die ihn unterstützenden Cherusker um so mehr angewiesen bis er sich nach rund 4o Kilometern Marschstrecke vor Borlinghausen verrannt hatte, sich nur noch von wenigen Legionären umgeben sah und sich dem unvermeidlichen fügte. Sein Marsch endete im Nichts und die letzten Überlebenden verstreuten sich, teils in Richtung Aliso, teils in dem sie den direkten Weg nach Westen riskierten und alle die römische Rüstungen trugen stieben auseinander. Nahe Borlinghausen vor dem „Teutoburgiensi saltu“ kam nun alles zur Ruhe und die Schlacht stand still und das Schlachten hatte ein Ende. Von dort wo man sechs Jahre später die Knochen zusammen trug waren es unter Berücksichtigung des Eggeanstieges über den Höhenweg bis ins vermeintlich rettende Aliso/Schwaney etwa 20 Kilometer Wegstrecke. Es war der Situation geschuldet dürfte also eher ein Zufall gewesen sein, dass Varus sein letztes „Marschlager“ in der Nähe oder genau da aufschlug, wo sich die heiligen Haine der Germanen befanden und wo Germanicus den Tumuli für die Gebeine errichtete den Germanen schon nach wenigen Jahren zerstört hatten. So fielen auch die Blicke der Legionäre in ihren letzten Stunden auf die urtümlichen Begräbnisstätten bronzezeitlicher Steingräber in den umliegenden Waldgebieten zwischen Löwen und Borlinghausen. Grablegen in einer von Vergänglichkeit gezeichneten Landschaft die sich damals noch im unzerstörten Originalzustand befanden waren nicht zu übersehen und begleiteten sie auf den letzten Metern. Hier wo die Germanen sie erwarteten gruben sich ihnen die Zeugen ältester Kulturen in ihre letzten Erinnerungen ein und boten ihnen einen Anblick, den sie nicht vergaßen. Da wo sie zuletzt kämpften befanden sie sich dieser Theorie nach im heute Struck- und Tuistoholz genannten Waldgebiet, in dem immer noch die zahlreichen Relikte einstiger Bestattungssitten aufgespürt werden können. Man hat dabei die Worte von Tacitus im Sinn der diese Region damals passenderweise auch als „heilige Haine“ beschrieb. Ob man vor 2000 Jahren die Gräber frei stellte also Baum frei hielt ist fraglich da hainartige Waldgebiete den Eindruck von Offenheit und lichte erzeugen. Zweifellos dehnten sich im Umfeld auch dichtere Wälder aus, sodass Cassius Dio mit seiner Überlieferung wonach die Römer am letzten Kampftag darin kämpfen mussten zutreffend gewesen sein dürfte. Beides lässt sich am letzten Kampftag nicht ausschließen und widerspricht nicht der Kompatibilität der Schriften dieser zwei antiken Historiker. So kämpften die Römer in jenen Waldgebieten in denen sie auf nassen Wurzeln zu Fall kamen und für die Germanen zu leichten Gegnern wurden. Die Cherusker wussten wo sich die alten Ruhestätten befanden in denen schon ihre Vorfahren ihre Toten beigesetzt hatten sie fühlten sich mit ihnen verbunden und sie waren ihnen immer noch auf ihre Weise heilig. Sie sahen möglicherweise diese Stätten durch fremde darin kämpfende Krieger entweiht was ihren Zorn steigerte, denn auf Friedhöfen zieht man kein Schwert. Traditionell könnten auch diese Orte aus kultischen Gründen von den Germanen regelmäßig aufgesucht worden sein und vielleicht wurden sie auch noch von den Cheruskern als Begräbnisstätten nach genutzt. Gewohnheiten die es schon gab lange bevor Varus ihr Land betrat und man hielt daran fest, ob man sich nun Kelte, Germane, oder später Cherusker, Fale oder Sachse nannte. Und vielleicht auch noch solange bis es ihnen durch die neuen christlichen Bestimmungen wonach die Beisetzungen in Kirchennähe statt zu finden hatten ausgetrocknet, ersetzt oder untersagt wurde. In christlichen Kreisen blickte man immer schon mit Argwohn auf die stummen Zeugen ritueller Vergangenheit und man entsinnt sich, dass noch Jahrhunderte nach der Irminsulzerstörung die alten heidnischen Anlagen auf Geheiß der frommen Obrigkeit im Erzbistum Paderborn flach gelegt und eingeebnet werden mussten. Darunter könnten sich auch jene Örtlichkeiten befunden haben die den Germanen als Opfergruben und Marterstellen für die gefangenen Legionäre dienten aber auch noch jener Hügel, den Germanicus einst für die Gefallenen auftürmen ließ. Östlich von Borlinghausen summieren sich diese heute noch in Karten verzeichneten Relikte die bis in älteste Zeiten zurück reichen. Der Region lassen sich darüber hinaus anhand der Parzellenkarten Spuren auch in eine andere Richtung der Vergangenheit ablesen. Eine Zeit, als es noch enge Verbindungen zwischen dem sächsisch/fälischen Ostwestfalen und dem sächsischen Südengland gab. Eine historisch nicht zu unterschätzende die Länder übergreifende Schiene mit der sich erklären lässt, warum die angelsächsische Erzähltradition so viele Merkmale aufweist die sie mit Festlands Altsachen gemeinsam hat und worauf einzugehen es sich lohnt. Verbindungen aus dem 5. Jhdt. denen sich erstaunliche Erkenntnisse entlocken lassen die uns auf mehrfache Weise auch wieder einen neuen Blick auf die Historie gestatten. Es beleuchtet die Kontaktzone bis Großbritannien, weit in den skandinavischen Raum und bis Island wo die Eddaforschung tätig ist. Denn bis an die Grenzen menschlicher Zivilisation waren damals die alten Begebenheiten durchgedrungen. Und es lässt sich auch noch gut heraus arbeiten, dass nicht nur Varus und seine Schlacht sondern auch die damit verbundene Drachensaga eine Verbindung zwischen Ostwestfalen und der Grafschaft Kent hat entstehen lassen. Dadurch verbessert sich auch unser Kenntnisstand über die Existenz und die Bedeutung der legendären Falchovarie. Aber die mörderischen Zweikämpfe der Germanen mit den flüchtenden Legionären erstreckten sich noch über die folgenden Tage und die ganze Region, zogen sich auch noch den „Teutoburgiensi Saltu“ hinauf und in den letzten Stunden wurden noch an zahlreichen anderen Stellen die Schwerter gekreuzt. Aber der Saltus war die markante Landmarke und zugleich das ersehnte Fernziel, das die römischen Legionen anstrebten und das der Mehrtagesschlacht seinen Namen gab, das seinen Ursprung in einem Volksaufstand hatte. Denn das es im neuen Reich des Varus erzürnte Bewohner gab dürfte ihn nicht verwundert haben und half ihn zu ködern. Es war der fiktive 27.9.0009 der Tag an dem Varus den Sonnenuntergang vermutlich schon nicht mehr erlebte und was an der Weser seinen Anfang nahm endete hier nur rund 3.500 Meter nordöstlich eines Berges mit dem verdächtigen Namen „Varenberg“. Ein Name von dem kein Heimatkundler der Region sagen kann, seit wann er ihn trägt. Auf der amtlichen Basiskarte ist er jedenfalls so eingezeichnet. Ob aus ihm ein Bezug zu Pharos dem Namen des Leuchtturmes spricht, er einen Grenzberg kennzeichnet oder gar an den römischen Feldherrn erinnert ist unklar. Aber es mag jeder für sich entscheiden, wie er die bisher vorgelegten Indizien bewerten möchte, aber es sollen noch einige gute Gründe folgen womit sich die Struktur dieser Theorie stützen lässt auch wenn sie aus unterschiedlichen Epochen stammen und noch Quellen angezapft werden die schwer interpretierbar sind, aber zielführend sein können. (19.02.2023)

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