Dienstag, 23. November 2021
Cassius Dio und der nebulöse Stamm der Aufrührer
Das eigentliche Zielgebiet der Varuslegionen, also die Siedlungsgebiete dieser fiktiven Spitzbuben zu kennen ist eine der zentralen Schlüsselfragen um die Örtlichkeiten der Schlacht aufzuspüren und ist ein wesentlicher Anhaltspunkt dafür, wo Varus seinen Marschzug einst begann, ihn hin lenkte bzw. wo man ihn hin lenkte. Dahinter den einst vertriebenen Stamm der Marser zu sehen, der sich 8 - im Verbund mit den Sugambrern der Gewalt des Tiberius entziehen musste und sich daher vom östlichen Rheinufer nach Osten abgesetzt hatte, klingt naheliegend. Da die Forschung ihre Wohngebiete in den letzten Jahren kontinuierlich weiter nach Osten verschoben hat und sie nun an der Diemel bis zum Eggerand verortet werden, scheint es nicht unlogisch gewesen zu sein, dass Arminius mit ihnen argumentierte. Aber zur Einstimmung in diese Recherche sei noch einmal festzuhalten, dass allen Geschichtsinteressierten die die Übersetzung von Cassius Dio kennen hinreichend bekannt ist, dass sich die Germanen um Arminius den Aufruhr nur ausgedacht hatten um Varus in eine abwegige Region zu locken, wo er sich auf dem Weg dorthin besser bekämpfen ließ. Denn Cassius Dio entnahm seinen Quellen eindeutig, dass dieser Aufstand nur das Produkt einer geschickten Täuschung war. Anders ausgedrückt, dass es den Aufstand so wie man ihn einst Varus gegenüber darstellte letztlich nicht gab und es sich in Wahrheit nur um eine in geheimer Absprache eingefädelte abgekartete Operation handelte. Eine Finte die man zwar dem römischen Machthaber als eine Empörung vorgaukelte, die es aber in dieser Form letztlich nicht gab. Ein geschickter Schachzug hinter dem aber wie sich später heraus stellen sollte, weit mehr steckte als nur das was Arminius preis zu geben bereit war. Aber um das Theoriegerüst zu vervollständigen galt es ungeachtet dessen für dieses Aufrührerzentrum das Varus ansteuern sollte doch eine Örtlichkeit zu definieren. Varus nahm letztlich die Herausforderung an und man möchte nun auch wissen in welche Region man ihn lockte. Also auch dann, wenn der Aufruhr der nur in den Köpfen der findigen Germanen existierte später mit der Varusschlacht verschmolz. Es sei denn man meldet an den Überlieferungen von Cassius Dio grundsätzlichen Zweifel an, was hier aber nicht der Fall sein soll. Außer dem Saltus, der sich dieser Theorie nach nahe Borlinghausen befand, verfügen wir um die Lage ausfindig zu machen nur über das schwache Verb "entfernt" wie es uns Cassius Dio hinterließ. So stellte er innerhalb des Kapitels 56,19,3 klar, dass man diese Varus gegenüber nur vorgetäuschten Unruhen gezielt in eine "entfernte" Region verlegt hatte, wo man den Aufruhr nur künstlich zum Ausbruch kommen ließ. So war Varus genötigt statt den direkten Weg zum Rhein zu nutzen einen Umweg artigen Bogen von mehreren Kilometern zu schlagen der ihn in den Süden des Nethegau verschlug. Cassius Dio irrte natürlich wie alle anderen antiken Historiker auch denn das was man Varus gegenüber anfänglich nur als Aufruhr beschrieb war keine Narretei, sondern führte zur römischen Niederlage und nahm unerwartete Ausmaße an um dann als Varusschlacht in die Geschichte einzugehen. Die Aussage innerhalb dieser Textstelle birgt aber bei näherer Betrachtung weiteren Informationsgehalt. So darf man sich zunächst einmal die Frage stellen, was Cassius Dio unter "entfernt" verstand und das erinnert schon fatal an das taciteische haud procul = unweit, dass uns ebenso über die Distanz rätseln lässt. Denn was bedeutete vor rund 2000 Jahren "unweit" und was hatte man sich unter "entfernt" dem lateinischen "procul = in der Ferne" vorzustellen. Die Begriffe Entfernung oder Distanz besitzen für sich allein genommen keine Aussagekraft, wenn sich ihnen keine Fixpunkte oder zeitlichen Bezüge zuordnen lassen. Tacitus half uns indem er den "Teutoburgiensi saltu" erwähnte und Cassius Dio indem er uns Hinweise auf die Marschtage und damit auf die Etappenlänge lieferte. Man darf nun zugrunde legen, dass Cassius Dio den Standort des Varuslagers an der Weser zum Fix- und Ausgangspunkt machte als er den Begriff "entfernt" anwendete. Natürlich sagte Cassius Dio uns nicht wieviel Kilometer die Varusarmee am ersten dem noch friedlich verlaufenden Marschtag zurück legte. Da sich aber rekonstruieren ließ, dass sich das historisch hinterlassene umfängliche Programm das Arminius zu bewältigen hatte gar nicht an einem Tag leisten ließ, konnte ja musste die Schlacht über Varus auch erst am zweiten Marschtag herein gebrochen sein. Und genauso verriet uns Cassius Dio nicht wieviel Kilometer Varus noch am Kampftag marschierte bevor ihn das germanische Grauen überkam. Dieser Theorie nach schaffte Varus am ersten Marschtag ohne Feindeinwirkung bequem die übliche Tagesleistung von etwa 25 Kilometer, also die Distanz die zwischen dem Weserlager und Brakel lag. Der zweite Marschtag hingegen versank und endete im Chaos und es lassen sich nur wenig Rückschlüsse auf die an diesem Tag zurück gelegte Entfernung machen. So konnte uns auch Cassius Dio nicht verraten in welche Region man den vorgetäuschten Aufruhr geschickterweise platziert hatte, der dann allerdings bereits auf dem Hinweg zum Ausbruch kam. Von Dio erfahren wir lediglich, dass die Germanen den Marschzug zunächst mit ihren Speeren angriffen und dies dürfte wie sich rekonstruieren lässt daher erst am zweiten Marschtag erfolgt sein und sicherlich nicht sofort, sondern auch erst einige Stunden nach dem sie das Brakeler Lager verlassen hatten. Man darf daher nicht den Denkfehler machen den Streckenabschnitt wo das Gefecht begann mit dem ursprünglich anvisierten Zielgebiet, nämlich den Siedlungsgebieten der Pseudo Aufrührer zu verwechseln, der Region wo sich nach Arminius Darstellung die "sorgenvollen" Unruhen ereignet haben sollen. Als die Legionen Brakel verließen ging Varus davon aus, dass man bis zum Kerngebiet der Aufrührer noch eine gewisse Wegstrecke zu zurück zu legen hatte, aber man erwartete nicht, dass man schon irgendwo vor dem Erreichen des Zielgebietes angegriffen werden könnte. Geht man auch für den zweiten Marschtag von einer vollen Tagesetappenleistung von 25 Kilometern aus, dann hätte Varus an diesem Tag von Brakel aus theoretisch sogar schon die Diemel bei Warburg erreichen können. Da aber der "Teutoburgiensi saltu" bei Borlinghausen als Bezugspunkt in der Landschaft fixiert ist, Varus also weit aus weniger Kilometer zurück zu legen und er vorher auch noch ein Nachtlager zu errichten hatte, dass man bei herbstlichem Sonnenstand früh anzugehen hatte, reduziert sich auch die Tagesmarschdistanz erheblich. Varus konnte es sich demnach leisten später aufzubrechen und trotzdem noch früh genug an dem Ort einzutreffen, wo er das erste Marschlager errichten wollte, dass ihm am Folgetag auch als Gerichtslager dienen sollte. Aufgrund der recherchierten Zugtrasse die über den bei Trockenheit gut begehbaren prähistorischen Heggehöhenrücken führte, schlug Varus wohl auch diesen von der Topographie begünstigten Weg ein und folgte zunächst seinem Verlauf. Um zum Saltus zu gelangen ließ sich jedoch ein Winkelschlag nicht vermeiden, ein Wendepunkt der sich da befand wo sich der Fahlenbruch ausdehnte. Varus nahm nun das vorgegebene Zielgebiet des Aufrührerstammes ins Visier wo er den Bau des Gerichtslagers plante. Betrachtet man die Distanz von Brakel aus gesehen über den Fahlenbruch und dann zum Saltus westlich von Borlinghausen, so ergibt sich daraus eine Luftlinien Entfernung von insgesamt rund 22 Kilometer. 10 Kilometer bis in den Fahlenbruch und weitere 12 Kilometer von dort bis zur Eggeschlucht. Somit entsprach die Marschleistung am 1. Kampftag rund 12 Kilometer wenn man der Luftlinie noch eine um 2 Kilometer längere Wegeführung zuschlägt. Es wäre demnach die Hälfte einer normalen Tagesetappe gewesen so wie sie für die Zeit hinterlegt ist. Der Rekonstruktion nach marschierte Varus also am ersten Tag die Strecke von 25 Kilometer von Höxter bis Brakel und am Folgetag waren es etwa 6 - 8 Kilometer bis zu jenem Punkt südlich von Brakel nahe Hampenhausen, wo die Germanen die Schlacht zunächst mit zaghaft vorgetragenen Speerwürfen auf den hinteren Teil eröffneten. Das Gebiet des vorgetäuschten Aufruhrs von dem Varus gar nicht genau wusste gegen wen auch immer er sich richtete, denn mit einem Feind Roms setzt man sich nicht noch vorher an den Richtertisch sondern bekämpft ihn, befand sich zweifellos NICHT da, wo man ihn angriff. So könnte das Rebellengebiet wo Varus erwartete in das Aufrührergebiet einzumarschieren mittig zwischen der Angriffszone am Sieksbach nahe Hampenhausen und dem Saltus gelegen haben. Eine Region in der gute Böden vorherrschen was eine dichte Besiedelung annehmen lässt, wo sich also eine vielköpfige Bevölkerung ernähren kann und was wiederum für zahlreiche Kämpfer spricht. Hier befand sich zwar nicht das Siedlungsgebiet der Marser, aber hier ließe sich allemal das Pulverfass eines Aufruhrs vermuten zu dem es letztlich, allerdings unter dem Namen Varusschlacht auch kam. So käme die Region um Peckelsheim am Nordrand der fruchtbaren Börde auf halber Strecke gelegen für eine in dieser Hinsicht aufsässig gewordene Bevölkerung auch gut infrage. Damit wäre im Groben auch die Landschaft umrissen, die Cassius Dio unter "entfernt" verstand, eine Region 25 Km (Luftlinie) südwestlich von Höxter. Der Übersetzung nach schrieb Cassius Dio aber auch noch, dass sich zunächst, also zuerst nur die entfernter Wohnenden empörten. Seine Wortwahl "zuerst" verdeutlicht aber auch, dass sich dieser ersten Empörung noch weitere Unruhen oder gar Gewaltausbrüche anschlossen. So musste Cassius Dio vermutlich eine Erklärung dafür finden, warum die Schlacht nicht erst im Siedlungsgebiet der Aufrührer ausbrach, sondern schon auf dem Weg dahin. Und er fand sie in dem er nach der für ihn schlüssigen Erklärung griff und zu der Schlussfolgerung gelangte, dass der Aufruhr zwar weiter entfernt seinen Anfang nahm also ausbrach, sich aber zusehends ausbreitete und Varus letztlich entgegen brannte, er also in ihn hinein marschierte. So war der Aufruhr wie es Cassius Dio darstellte plötzlich nicht mehr nur die Finte eines cleveren Arminius der Varus nur locken wollte, sondern wurde zu einem konkreten Szenario was letztlich die antike Geschichtsschreibung und was auch verständlich ist, in ihre literarische Verwirrung stürzte. Denn ein Aufruhr in dem die alten Historiker zunächst nur ein Lockmittel sahen, dass sich dann jedoch zur Varusschlacht auftürmte der Nachwelt verständlich zu machen konnte die Historie schon in Erklärungsnöte bringen. Ein Arminius der mit der Gefahr also nicht nur gezündelt, sondern sie Varus gegenüber sogar richtig dargestellt hatte ihn aber geschickt zwang sie zu unterschätzen forderte einiges von den antiken Historikern ab. Wie auch sollte sich Cassius Dio diesen Verlauf noch nach rund 200 Jahren vorstellen. Und so konnte er auch nur berichten, dass sich der Aufruhr zum Zeitpunkt des Anrückens der Varusarmee bereits weit in den Norden also in seine Richtung verselbstständigt hatte, die Rebellen also den Legionen schon entgegen gezogen waren. So war es für ihn auch stimmig und plausibel, wenn er zunächst, also zuerst nur über einen entfernten Aufruhr schreibt, dann aber zum Ausdruck bringt, dass sich der anfänglich entfernte Aufruhr nun nicht mehr nur in weiter Ferne vollzog, sondern sich bereits auf dem Hinmarsch bemerkbar machte. So lässt sich dieser Textstelle entnehmen, dass Cassius Dio damit den Beginn eines Flächenbrandes andeutete der nach dem ersten Aufruhr, über den Arminius pflichtgemäß Varus in Kenntnis gesetzt hatte um sich griff und dann Varus voll entgegen schlug. Aber nicht nur das. Cassius Dio deutete damit auch an, dass der Aufruhr noch auf Aliso und viele römische Lager übergriff und nach 200 Jahren wusste er auch, dass sein Beben bis ans Rheinufer reichte. Somit lässt Cassius Dio die ersten Unruhen nahtlos in die Varusschlacht und alle weiteren Gefechte übergehen und zieht keinen Trennstrich mehr zwischen einem Aufruhr den er anfänglich für fingiert hielt, der es aber letztlich nicht war. So war es für Cassius Dio auch nicht einfach das Geschehene so zu formulieren, dass jeder Leser seiner Schriften verstand was wirklich damals vor sich ging. Und bei alledem musste er noch vermeiden Varus von seiner historischen Schuld am Ende noch frei zu sprechen. Denn das wäre der Bruch mit einer einst verordneten Staatszensur die alles überwog und die unerschütterlich, wie eingemeißelt die Zeiten überdauert hatte. Nun verschmolz bei Hampenhausen eine anfänglich nur trickreich ins Spiel gebrachte Empörung mit der Realität, wuchs sich aus zu einem bedrohlichen Angriff auf die römischen Legionen und beides ließ sich nicht mehr voneinander trennen. Arminius hatte recht behalten es gab den Aufruhr, aber er hatte es gegenüber Varus maßlos untertrieben dargestellt um ihn in Sicherheit zu wiegen. Die neue Lagebeschreibung machte nun aus einem weit entfernten Aufruhr für Varus den Ernstfall aber nicht nur das. In dem Arminius den Aufruhr angekündigte der sich zur Schlacht hoch schaukelte hatte Arminius dem Imperium in diesem Moment bereits hintergründig den Germanenkrieg erklärt. Um uns ungeachtet dessen in die Lage und die Entscheidungsprozesse von Varus hinein versetzen zu können, müssen wir uns diese Kriegsfinte jedoch wie ein reales Ereignis vorstellen. Arminius informierte also Varus, dass es zu einem Aufruhr gekommen wäre und diese offensichtlich glaubhaft vorgebrachten Schilderungen reichten dann auch aus um Varus dazu zu bewegen den besagten renitenten Stamm aufzusuchen. Das man bei der Übersetzung aus dem Original von Cassius Dio das Adjektiv "entfernt" verwendete offenbart, dass die Rebellion nicht im unmittelbaren Umfeld der Niederlassung vermutlich an der Weser ausbrach, also da wo Varus residierte. Es war also ein längerer Anmarsch unvermeidlich um dieses Gebiet zu erreichen. So wird man von Seiten der Cherusker aus strategischen Gründen auch kein Wort darüber verloren haben, dass Varus bereits auf dem Hinmarsch angegriffen werden könnte, denn Varus sollte es für ein lokales Ereignis halten. Wenn es also überhaupt zu römischem Waffeneinsatz kommen sollte, so konnte Varus erwarten, dass sich dies auch erst dann ergeben könnte, wenn er bei den Rebellen angekommen wäre. Er brauchte also mit Feindseligkeiten bereits auf dem Weg dahin in keiner Weise rechnen. Ob sich der Ärger der Aufrührer gegen andere Germanenstämme richtete, Zwistigkeiten im eigenen Stamm die Ursache waren, oder es sich alles aus anderen Gründen entzündete, geht aus den alten Schriften nicht hervor. Wie sollte es auch, wenn alles bis dato nur das Produkt einer Inszenierung war. Es kann und sollte daher auch nicht unbedingt davon ausgegangen werden, dass der nur künstlich von Arminius aufgebauschte Zorn unter den, dem Grundsatz nach nicht existenten Aufrührern etwas mit der römischen Zwangsherrschaft zu tun gehabt haben musste, obwohl es gerne so interpretiert wird, da es naheliegend scheint. Varus konnte also den Marsch zu ihnen auch in dem Bewusstsein und dem beruhigenden Gefühl angetreten haben unter den germanischen Stämmen nur etwas zur Schlichtung beitragen zu müssen. So könnten die genauen Beweggründe für ihn eher diffuse gewesen sein, er kannte sie vielleicht gar nicht im Detail, denn wir erfahren darüber an keiner Stelle etwas aus dem Munde von Arminius. Was für eine wohlweislich nur vorgetäuschte innergermanische Auseinandersetzung spricht und weniger für den Ärger über die römische Besatzung, kann den diversen Hinweisen entnommen werden. Denn es lief wie mehrfach überliefert auf ein Tribunal hinaus, es stand also ein Gerichtstermin an und es war bei Florus auch von einem Überfall auf ein Gerichtslager die Rede. Schließlich trifft man sich vor einer Schlacht nicht mehr vor Gericht zumal dann wenn die Gegenseite den Richter stellt. So darf man sogar annehmen, dass Varus sich und seine Armee völlig unbedroht sah und das weder auf dem Marsch zu den Aufrührern als auch später bei den Aufrührern selbst. Und das war auch beabsichtigt, denn nur so konnte der Plan aufgehen. So beruhte seine Einschätzung vielleicht auch darauf, dass man in ihm die oberste Instanz sah und ihn deswegen als Richter hinzuziehen wollte. Argumente die berechtigterweise auch für seine völlige Sorglosigkeit sprechen und sein Verhalten bestätigen, denn danach zu urteilen durfte er sich auch wie im tiefsten Frieden gefühlt haben und es lässt sich dem auch nichts anderes entgegen halten. Wenn in der Weltgeschichte von großen Schlachten die Rede ist, so sind damit in der Regel Feldschlachten mit längerer Ankündigung also Vorbereitungs - und Vorlauflaufzeit gemeint. Schlachten die sich anbahnten und bei denen sich die feindlich gesinnten Mächte für gewöhnlich zuerst umschleichen um dann den ihrer Meinung nach besten Zeit- und Angriffspunkt zum Losschlagen zu finden. Die Varusschlacht war kein Ereignis in diesem Sinne, sie geschah für Rom aus dem Nichts heraus ohne Ankündigung oder Kriegserklärung und man könnte für sie auch nach einer anderen Bezeichnung suchen. Man wird danach suchen müssen, wo es in antiken Zeiten schon mal der Fall war, dass es einem Naturvolk gelang die überlegene Armee einer Weltmacht in dieser Dimension zu bezwingen. So ist zumindest dem Verfasser aus der Geschichtsschreibung kein solches Ereignis bewusst, wonach ein Berufsheer auf dem Marsch völlig unvorbereitet nicht nur in eine Schlacht hinein gezogen, sondern auch völlig vernichtet wurde. Eine immer noch kampfstarke und aus mehreren Legionen zusammen gesetzte Streitmacht auch wenn ihre Kopfzahl im unteren Bereich lag hätte immer noch in der Lage sein müssen geeignete Vorkehrungen zu treffen. Hier konnte man es sich offensichtlich aus nachvollziehbaren Gründen erlauben es zu unterlassen. Wäre auch nur der geringste Verdacht aufgekommen es könne gefährlich werden, wäre das taktisch geschulte römische Militär definitiv anders vorgegangen. Denn wie bereits ausführlich dargestellt gab es auch keine Vorwarnung durch einen Germanen mit Namen Segestes. Das sich die Gefechte über mehr als zwei Tage hinzogen belegt, dass man hier eine Armee zum Ausbluten bringen musste, da sie sich andernfalls nicht hätte besiegen lassen. Ein Verlauf der sich in seiner Gesamtheit nur anhand der Fakten erklären lässt und die sich im Zuge dieser Betrachtung zusammen tragen ließen. Beginnend mit vorsichtigem Geplänkel sich hoch schaukelnd in ein Schlachtengetümmel und Ausklingend in nachsetzenden Manövern und Verfolgungen bis zur bitteren Niederlage eines angeschlagenen Gegners. So klingt es in der Zusammenfassung und die Sage machte daraus einen dahin siechenden Wurm der am Ende enthauptet wurde als er vor Erschöpfung zum Wasser kroch. Man ließ die Legionen ab Brakel erst einen genügenden Abstand hinter sich bringen, bevor man am frühen Nachmittag des zweiten Marschtages dieses angedachten 25.09.0009, neuerliche kalendarisch historische Untersuchungen bevorzugen den 24.09.0009 den Kampf gegen sie aufnahm. Er zog sich bis in die Dämmerung hin und endete vor Einbruch der Dunkelheit. Das verlustreiche Marschzuggefecht dürfte sich quälend hin gezogen haben, möglicherweise gegen Abend eskalierte es und fand seinen Höhepunkt. Nach dem sich die Überlebenden auf einer Freifläche um ihre jeweiligen Kommandanten konzentrierten wuchs ihre Verteidigungskraft und die Kämpfe schwollen ab. Man scharte sich zusammen und der römischen Armee gelang es sich etwas zu konsolidieren und zu ordnen. Hier bildete sich ein Kampfzentrum wo es den Legionären gelang die restlichen Kräfte zu bündeln und einen Abwehrkampf zu organisieren bis die Germanen mit dem Hereinbrechen der Nacht von ihnen abließen. Wie man annehmen sollte dürfte sich der Lagerplatz auf einem erhöht liegenden Plateau befunden haben von wo aus es sich besser verteidigen ließ, auf dem man sich verschanzte und wo man die Dunkelheit herbei sehnte. Es lässt sich nachvollziehen, dass dieses Nachtlager wo die Kämpfe dieses Tages ihr fanden und in dem die Wundärzte ihr Möglichstes taten, nur einen notdürftigen Bauzustand erreichte. Dieser 25.09.0009, um dem Kind ein Datum zu geben könnte der verlustreichste Tag der gesamten Mehrtagesschlacht gewesen sein. Die wieder aufflammenden Abzugsgefechte am Morgen des 26.09.0009 nach dem Verlassen des ersten Varuslager waren erneut erheblich, dürften aber die Verluste vom Vortag aufgrund des Überraschungseffektes nicht erreicht haben. (23.11.2021)

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