Freitag, 7. September 2018
Die Topographie der Region begünstigte die Aufklärung aus germanischer Sicht
einen Schublade reifen Plan für eine Schlacht in der Dimension der „Clades Variana“ hätte man heute wie damals nicht aus dem Ärmel schütteln können. Wie und womit motiviert man letztlich Gleichgesinnte. Reichte es schon, dass fremde Götter ihre uralten Traditionen gefährdeten, war ihre Freiheitsliebe so ausgeprägt, oder lockte sie nur die nackte Beute und die guten römischen Waffen von denen die Männer des Segestes noch schwärmten als Germanicus ihn 15 + vor Arminius retten musste ? Daher beschäftigt auch die Frage nach der Motivation aber ebenso die der germanischen Logistik im Vorfeld der Schlacht die Nachwelt seit nunmehr rund fünfhundertfünfzig Jahren. Wie mögen da die Drähte geglüht haben, würde man heute sagen bzw. was lief da so alles hinter den germanischen Kulissen ab, was den Römern an der Weser entging also verborgen blieb und worüber uns auch die römischen Historiker später nicht viel berichten konnten, da sie keine Kenntnis besaßen. Was man auf römischer Seite unter der gerne zitierten germanischen Hinterhältigkeit verstand war nichts anderes, als eine Methodik zu praktizieren und umzusetzen die darin bestand, sich als der unterlegene Teil im großen Kräftemessen die Vorteile da zu beschaffen, wo der Mächtige nicht hinschauen konnte. Nämlich in die Grauzone von List und Tücke in Verbindung mit einer excellenten Geländekenntnis durchsetzt mit ausgeprägtem Widerstandswillen und einer Portion Wut im Bauch. Der Erfolg eines jeden wichtigen Waffenganges hängt nicht nur vom guten Zusammenspiel auf dem Kampfplatz, sondern auch von der richtigen Zuarbeit und Arbeitsteilung aller Beteiligten ab. Das dies alles der vor nicht langer Zeit heim gekehrte junge Arminius nicht allein bewerkstelligt haben kann, scheint plausibel zu sein. In der Übersetzung überlieferte es uns dazu passend Dio mit den Worten, „Hauptverschwörer und Anführer waren vor allem Arminius und Segimer“. Arminius war viele Jahre fern seines Stammes und dürfte überrascht gewesen sein wie schnell sich die Verhältnisse an der Weser verändert hatten. Wobei man sich unter dem Wort „schnell“ vor 2000 Jahren nicht das vorstellen darf, was man heutzutage darunter versteht. Die Macht und Befehlsgewalt über die Sippen der Cherusker soweit es die Clanstruktur zuließ, zumindest aber über den an der Weser siedelnden großen Teilstamm, wird zu seinen Lebzeiten noch in Gänze in den Händen seines Vaters Segimer gelegen haben, denn nur dessen Wort hatte Gewicht. Das Haus Segestes was ich bei Einbeck vermute wird aber sicherlich auch keinen unerheblichen Einfluss auf die Entscheidungen über das Gesamtvolk der Cherusker gehabt haben. Ob es 9 + noch mitbestimmende cheruskische Fürstenhäuser nordöstlich des Harzes gab, halte ich für unsicher. Wer leistete letztlich die umfänglichen und wesentlichen Vorarbeiten im zwie- oder mehr gespaltenen cheruskischen Fürstenhaus ? Griff man die Pläne etwa erst auf nach dem Arminius in die Tür des väterlichen Anwesens trat ? Wartete Segimer sehnlichst auf seine Rückkehr und die seiner Männer, um mit ihm und ihnen gemeinsam die Chancen und Risiken abzuwägen und durchzusprechen oder präsentierte Segimer seinem Sohn schon eine ausgereifte und mit den anderen Fürsten abgesprochene Strategie ? Es wird beides zutreffend gewesen sein und mündete letztlich in eine Aufgabenteilung zwischen Vater und Sohn und sicherlich auch im Beisein und unter Mithilfe und Zustimmung einiger uns nicht überlieferter Familienmitglieder, wie es uns auch Dio bestätigte. Die Gespräche mit den Eingeweihten verliefen in geheimen Treffen, denn man musste sich sowohl vor den Augen des Varus und seiner Helfershelfer, als auch den Angehörigen des Segestes Clan in Acht nehmen, wenn man erfolgreich sein wollte. Aller Wahrscheinlichkeit nach waren mehrere konspirative Absprachen nötig bis die Koalition im eigenen Haus stand und wenn die gesamtgermanische Allianz damals so etwas wie einen gemeinsamen Treffpunkt für ihren Lenkungsstab gehabt haben sollte, so doch sicherlich an einem Ort, der im Hinblick auf die Vorbereitungen für alle beteiligten Stämme bzw. deren Führungshäupter geeignet erschien und entfernungstechnisch gleichermaßen gut erreichbar aber vor allem unverdächtig war. Gesamtgermanisch ? nein, denn Segestes war bekanntlich im Bilde. Alle Orte kamen infrage, wo sich keine Informanten der Gegenseite auf hielten und man unter sich war. Die versteckt liegende und gut zu verteidigende Behmburg nahe der Hellebachschlucht am Eggehöhenweg oberhalb von Willebadessen lag zentral und könnte dafür ein guter Platz gewesen sein aber auch andere Treffpunkte an wechselnden Orten sind anzunehmen. Höheren Erhebungen fiel aber in Zeiten noch ohne moderne technische Möglichkeiten der Fernaufklärung grundsätzlich eine größere Bedeutung zu. Es ist denkbar, dass nicht nur diese alte Baumburg auf der hohen Egge die nach Karl dem Großen später in Karlsschanze umbenannt wurde schon einen Bezug zu den Abwehrschlachten der germanischen Stämme gegen das Imperium besaß. Denn an Topographie und Geologie konnten auch 2000 Jahre nicht viel verändern. Von ihr hatte man eine gute Weitsicht in die Ebene und zu anderen erhöhten Lagen bis ins Wesertal und auch noch weitere Beobachtungsfelsen lagen in der Nähe. Auch solitär stehende Bäume, wie etwa gut besteigbare Eichen und geeignete Bergkuppen waren unverzichtbar und wurden genutzt um die einzelnen Bewegungen des feindlichen Marschzuges nicht aus dem Auge zu verlieren und zu übermitteln. Schnelle Nachrichtenübermittlung entschied über das Gelingen der gesamten Aktion, denn die Germanen hatten auch teils lange Anmarschwege in die Kampfregion zu bewältigen. Greifen wir nur meine Theorie auf, dass sich der Stammsitz des Segestes auf der Vogelsburg in Vogelbeck bei Einbeck befand, so mussten diese Männer immerhin fasst 70 km Luftlinie bis zum Saltus zurück legen. Man neigt daher dazu dieser exponiert aber leicht abseits vom Bördenweg liegenden Behmburg auf einem vorspringenden Bergsporn über dem Nethegau eine entsprechend große strategische Bedeutung beizumessen zumal sie sich auch in kurzer Distanz zum „Teutoburgiensi saltu“ befand, wo man den Marschzug letztlich erwartete bzw. hin dirigierte. Beweisbar ist natürlich nichts, aber etwas mehr als plausibel scheint es schon. Für die Germanen war es zwangsläufig immer wichtig zu wissen wo der Feind stand und sie mussten sich vor allem in der Anfangsphase eng unter einander abstimmen können auch ohne, dass immer die jeweiligen entfernt liegenden Stammeszentren der Fürsten dazu schnelles Rittes aufgesucht werden mussten. Der genaue Verlauf des Marschzuges der Legionen entschied über die weitere Vorgehensweise der Stämme aber auch über Erfolg oder Misserfolg. Schlugen sie ab Amelunxen den Weg über Drenke nach Natingen oder über Brakel in Richtung Borlinghausen ein, denn andere Alternativen gab es nicht. Ungeachtet dessen trafen beide möglichen Zugstrecken im Raum Peckelsheim/Schweckhausen aufeinander. Was wir wissen ist, dass die religiösen Vorstellungen unserer Ahnen, die auch schon sehr gut zwischen Gut und Böse unterscheiden konnten und sich falsch und richtig auf ihre Weise erklärten, unseren heutigen christianisierten Glaubensformen oftmals näher standen als gemeinhin angenommen wird. Und viele Regionen und Länder in denen sich die Menschen bis heute ihre frühen Traditionen und Riten bewahrt haben, kämen und kommen auch immer noch ohne Christentum aus und aus ihnen sind deswegen nicht unbedingt schlechtere Menschen geworden. Es sei nur an die Worte von Tacitus erinnert, wie er die heidnischen Germanen als nahezu rein und makellos darstellt. Auch in alter Zeit wollte das Zusammenleben geregelt sein. So musste auch damals wie heute die anzurufende Göttlichkeit und wie der Name überirdisch schon ausdrückt, immer von oben kommen. Die Höhe macht es aus, ob es nun Berge oder aufragende Felsformationen wie die Externsteinen waren, oder später der Kölner Dom. Den Wolken möglichst nahe zu sein, war für die Menschen von jeher bis in unsere Zeit immer schon sehr erstrebenswert und vermittelte den Gläubigen gleich welcher Epoche und Religion sie angehörten das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Volks- oder Fliehburgen erfüllten immer schon auf den Höhenlagen ihre besondere Schutzfunktion besser als in den Ebenen. Und in den dem Himmel nahen Wallanlagen und Wolkenburgen begegneten sich die zwei Bedürfnisse aus den Urzeiten der Menschheit ganz konkret, nämlich der Bezug zum spirituellen und der zum realen Leben. Stand das Überleben im Vordergrund stieg man zur Fluchtburg auf um sich zu schützen und zu verteidigen, waren die Zeiten friedlich, nutzte man sie für religiöse Feierlichkeiten und manchmal geschah auch beides gleichzeitig. Die gefühlsmäßigen Instinkte sich einer bevorstehenden Gefahr erwehren zu müssen und gleichzeitig um höheren Beistand zu bitten trafen zusammen, wenn eine Fliehburg als Thingstätte auch den Charakter eines Schwur- und Eidplatzes in Kriegszeiten annahm. Dies manifestierte sich dann darin, dass hier auch der Platz war, den germanischen Kriegsgott Tyr anzurufen, damit er ihnen den Sieg schenken möge. Was mag sich in den letzten Tagen und Stunden vor dem Abmarsch der Legionen an den Rhein auf germanischer Seite zugetragen haben ? Wie schwörte man sich vor 2000 Jahren den bedingungslosen Zusammenhalt. Wie verlief die Befehlskette nach unten, oder ging es schon um die gerechte Aufteilung der Beute bevor der Bär erlegt war ? Hier ging es um keine kleine Auseinandersetzung zweier verfeindeter Stämme, hier ging es darum sich der Römer zu entledigen. In Zukunft freie und unabhängige Entscheidungen treffen zu können war ihnen wichtiger, als ein Vasallenleben mit der Verpflichtung führen zu müssen, ständig die jungen Männer an die Legionen Roms für Kampfeinsätzes außer Landes abtreten zu müssen. Den Germanen stand ein schwerer Waffengang bevor, wie man ihn in Ostwestfalen zumindest seit Arbalo nicht mehr gesehen hatte. Was tat man also nicht alles um die Götter gnädig zu stimmen, ohne das es als das erkannt werden konnte was es war, nämlich das Anrufen der Götter um ihnen den Sieg zu schenken. Wer sich auskannte und genau hinhörte, der konnte sicherlich heraus hören, ob man am Vorabend der Schlachtenfolge die Götter um Hilfe und Unterstützung bat oder ob man sie anrief um ihnen im Rahmen der Herbstsonnenwende ihr übliches Opfer darzubringen. Den Römern dürfte der Unterschied nicht aufgefallen sein. Welche von den beiden alten Fliehburgen, der „Alten Burg“ westlich von Borlinghausen oder der „Behmburg“ oberhalb von Willebadessen kam die höhere kultische Bedeutung zu. Fiel der kleineren „Alten Burg“ nahe dem Bördenweg eher eine Bewachungsfunktion am Bördenweg zu, oder war es die zentrale religiöse Kultstätte. Oder war es die besser zu verteidigende voluminöse Behmburg mit dem „kleinen Herrgott“ am Wegesrand. Auch die alten Überlieferungen um die Druden- oder Druidenhöhle an der Behmburg sind hervor zu heben. Begegnen uns oder hielten sich hier noch lange die alten La Tene zeitlichen Traditionen vergangener Keltenmacht. Flüchteten sich etwa hierhin die keltischen Druiden der Treverer vor dem Druck der römischen Machtausdehnung ? Dann wäre diese Wallburg auch ein Favorit für eine „Teutoburgi“ im keltischen Sinne ihres Gottes Teutates. Verfügte Tacitus über Informationen zu keltischen mit Teutates verbundene Traditionen die ihn veranlassten die Waldschlucht nahe der Druden/Druidenhöhle „Teutoburgiensi saltu“ nach dem keltischen Gott zu benennen ? War dem Imperium um die Jahrtausendewende noch die Existenz von Kelten und deren Sprache in der Südegge bekannt ? Oder trieben sogar noch die Frankenkönige die letzten Reste keltisch heidnischen Brauchtums aus den linksrheinischen Gebieten in den Osten Deutschlands und das Keltentum erfuhr dadurch noch eine späte Auffrischung ? Zauberpriester kannten alle alten Kulturen, ob sie sich Schamanen oder Druiden nannten und wer war noch Kelte und wer schon Germane, oder umgekehrt ? Cassius Dio lieferte uns dazu den anschaulichen Beleg mit den Worten “ denn einige von den Kelten, die wir Germanen nennen” und da ist man geneigt zu erwidern „denn einige Germanen die wir Kelten nennen“. In den alten Wall- und Höhenburgen sahen wohl auch schon die Germanen der römischen Kaiserzeit Bauwerke ungeklärter Herkunft. So standen sie wohl erst Recht im Mittelalter im Verruf mit heidnischen Gebräuchen in Verbindung zu stehen. Allein der exponierte Felsvorsprung nahe der Behmburg lässt natürlich schnell an einen in die weite blickenden Feldherrn oder zumindest einen markanten Treffpunkt im Vorfeld der Varusschlacht denken. Funde unterhalb der Behmburg im Zusammenhang mit dem Eisenbahnbau sprechen auch für eine Nutzung während der römischen Kaiserzeit und auch eine Folgenutzung in denen sie den Sachsen als Heiligtum diente, ist gut vorstellbar. Denkt man aber an den Passus von Tacitus “In Hainen in der Nähe standen die Altäre der Barbaren, an denen sie die Tribunen und Centurionen ersten Ranges geschlachtet hatten.“ könnte auch die Behmburg noch gut ins Betrachtungsgebiet dieser Rituale passen und man könnte gerade deswegen die Legionen hier hin gelockt haben um von ihnen ein Gottesurteil zu bekommen. Unterhalb der Behmburg vollzog bzw. bahnte sich für den Betrachter das schaurige Szenario einer im Anmarsch in den Untergang befindlichen Armee an. Hier braute sich zusammen, was sich das Germanenhirn ersann. Hier die erdgrauen farblich dem Gelände angepassten und vermutlich noch in Schlamm getauchten Gesichter und dort die diszipliniert marschierenden Legionäre mit ihren schon von weitem gut sichtbaren glänzenden Rüstungsteilen. Den Germanen bot sich allemal ein makabres Schauspiel und viele dürften sich auch ihren Mut angetrunken haben. Die Gertrudenkammer vor der Behmburg liegt auf 433 Meter Höhe von wo aus man mit dem menschlichen Auge, als die Luft noch klarer und sauberer war noch imstande sein soll, über 77 Kilometer weit blicken zu können. Hätte sich Varus für die Zugrichtung über Brakel entschieden, hätte der unbekannte Germane mit dem Adlerblick den Marschzug auf etwa 14 Kilometer Entfernung gut erkennen können bzw. müssen, nachdem er die Brakeler Senke bei Sudheim nahe der Nethe in Richtung Süden verließ, um ihn dann bei weiterer Annäherung noch besser hätte ausmachen zu können. Um die andere Zugvariante nämlich die etwa 15 Kilometer bis Natingen überschauen zu können, hätte er seine Augen vielleicht schon auf einen Spalt zusammen ziehen müssen. Aber auch bei dieser Zugstreckenwahl und der Pracht der bronzenen Rüstungen hätte er die Legionen noch von der Gertrudenkammer aus sehen können. Im Herbst vor 2000 Jahren gab es auch noch keine anderen irritierenden Reflektierungen außer dem Glitzern der Bachläufe, die den Beobachter hätten täuschen können. Die Gertrudenkammer war mithin der optimale Ausguckposten um noch falls nötig die letzten Nachrichten den im Nethegau versteckten germanischen Trupps zukommen lassen zu können. In diesem Raum hinter der Front muss die Spannung auf germanischer Seite greifbar gewesen sein. Hier spielten sich jene Szenen ab, die auf Seiten der römischen Legionäre nur wie ein undefinierbares und entferntes Grollen und Gejohle wahr genommen werden konnten. Hier trafen und ohne das der römische Feind es erkennen konnte nahezu stündlich die Abstellungen der einzelnen Stämme und Sippen ein um sich auf ihren Kampf am Marschzug vorzubereiten. Wer hier zu spät kam, der sammelte sich zu späterer Stunde um dann die überlebenden Römer noch im Saltus anzugreifen. Die Behmburg mag ein Sammelpunkt gewesen sein, denn von hier aus waren es nur noch 3.5oo Meter Luftlinie bis in die Waldschlucht die sich die Römer hinauf kämpfen mussten. Ich gehe daher davon aus, dass es sich bei der Behmburg um den Ort handelte, von wo aus man frühzeitig die Legionen beobachtete. Zeugnisse und Kultstätten wie die Externsteine lassen Rückschlüsse in die keltisch/germanischen Zeiten zu. Es gibt auch einen Hinweis auf einen altgermanischen Gott in der Region unweit der Südegge. Um ihn aufzuspüren brauchen wir auch nicht lange zu suchen, denn Tuisto, wie ihn uns Tacitus überlieferte, begegnet uns nur ein wenig weiter südlich im Ortsnamen Twiste an der Twiste gelegen. In der urgermanischen Sprachwurzel abgeleitet von „twis“ gleich „zwei-“ Tuisto auch der Zweigeteilte, Zweigeschlechtliche oder Zweigesichtige genannt wie er auch im Ortsnamen Twistringen stecken soll. Und die Eggeschlucht liegt von Twiste auch nur 27 km entfernt. Den Marschzug der Legionen konnte niemand mehr aufhalten, als er in den Nethegau vorstieß, denn schon früh war ihr Schicksal entschieden. Anfangs noch unbehelligt und ungestört von feindlichen Aktivitäten bewegte man sich nun in die Region der Aufrührer vor, wo man ihn erwartete. Gegner waren für Varus und seine Begleiter anfänglich weit und breit keine in Sicht aber Prinz Arminius weilte in diesen Stunden schon nicht mehr unter unter den Römern und auch nicht auf der Behmburg, denn zu diesem Zeitpunkt sammelte er bereits weitere Männer um später die Legionen aus dem rückwärtigen Bereich heraus anzugreifen. Hier hinterlässt uns Cassius Dio noch die offene Frage, wer denn möglicherweise von den Germanen Varus auf dem richtigen Weg in den drohenden Hinterhalt geführt haben könnte, während Arminius die Legionen früh verließ um seine Männer zusammen zu rufen, oder ob die Legionen den Weg in ihren Untergang auch ohne germanische Führung sehr gut kannten.(7.9.2018)

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Freitag, 31. August 2018
Römische Lagerspuren mitten in Höxter ?
Versuch einer Rekonstruktion anhand von zwei bearbeiteten Darstellungen zur Lage zweier Lager im Stadtgebiet von Höxter auf Basis eines Luftbildes des Landesvermessungsamtes Bild Nr. 67/72-5-117 vom 24.4.72 aus dem Buch “Corvey” von Heribert Klabes, Seite 51. Vermutlich aufgrund mangelnden öffentlichen Interesses bzw. der geplanten Ausweisung zum Gewerbegebiet, wurden die 1995 durchgeführten Probegrabungen nicht mit der nötigen Akribie, folglich zu oberflächlich und zudem an der falschen Stelle durchgeführt. Das österreichische Institut für elektronische Bodenuntersuchungen Argis aus Graz ist davon überzeugt, dass es sich anhand der übermittelten Daten um ein bedeutendes römisches Kastell gehandelt haben muss. Die Außenkonturen der Lager und teilweise der Innenstrukturen konnten anhand des Luftbildes geortet werden, da die Vegetationsveränderung sichtbare Spuren bzw. Merkmale hinterließ. Sie zeigten sich in Form eines Vegetationsbandes, dass sich um die Lageraußengrenze legte und etwa 8 – 10 Meter breit ist. Der optische Unterschied zur übrigen Vegetation erklärt sich durch eine künstlich eingebrachte Tonschicht, auf die man im Zuge der Grabungen 1995 stieß, wobei man aber den Komplex des Lagertores verfehlte. Weitere Forschungsergebnisse liegen nicht vor. Diese Feststellung ist einer der Eckpfeiler meiner Theorie zum Verlauf der Varusschlacht. (31.08.2018)

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Die Varusschlacht fand im Nethegau statt

Der Marschzug der Varuslegionen führte aus der Richtung Höxter/Corvey bzw. aus der Region um die Nethemündung kommend durch den Nethegau, aber die folgenden Kämpfe breiteten sich nicht über diese gesamte Gaulandschaft aus sondern konzentrierten sich in der Konsequenz nur auf den eingeschlagenen Zugkorridor. Die Kämpfe setzten erst ab einem von den Germanen für geeignet gehaltenen Streckenabschnitt ein, sofern nicht der Zufall bzw. die Imponderabilien der Eigendynamik die Regie übernommen hatten. Zum Ende des mehrtägigen Marschgefechtes am letzten Kampftag mündete bzw. endete die Schlacht im schluchtartigen Anstieg des „Teutoburgiensi saltu“. Die Varusschlacht kennt jeder halbwegs an der Geschichte interessierte Mensch, aber wer kennt in Deutschland schon den Nethegau ? Hier kommt die Antwort. Denn er liegt genau genommen tief im Osten, da wo die Sonne damals nicht verstaubt war und zwar da, wo es viel besser ist als man glaubt, um den alten Grönemeyer Text einmal verändert zu formulieren. Grob gesagt erstreckt sich der Nethegau von der Egge bis zur der Weser und zwar dort, wo man schon nicht mehr so genau sagen kann, in welchem Bundesland man sich eigentlich befindet. Ist man noch in Nordrhein – Westfalen, schon in Niedersachsen oder eventuell vielleicht bereits in Hessen ? Aber man befindet sich im Nethegau und der liegt nun mal tief in Ostwestfalen und nicht in „Westwestfalen“ und gehört auch immer noch zum heutigen Bundesland Nordrhein – Westfalen, dass uns die einstige Besatzungsmacht Großbritannien am 23. August 1946 noch vor der Gründung der Bundesrepublik Deutschland in die Wiege gelegt hat. Zwischen den Osthängen des Eggegebirge im Westen, der Weser im Osten, der Diemel im Süden und eben der Nethe im Norden längst dem großen Hellweg befindet sich der unscheinbare und etwas verschlafen wirkende Nethegau. Und was den Ruhe suchenden Urlauber erfreut, mögen mir, was diese Beschreibung anbetrifft die Bewohner verzeihen. Was den Nethegau zu etwas Besonderem macht, ist seine grenzhistorische Undefinierbarkeit, da sich niemand sicher ist, ob es Karl dem Großen im Nethegau der früher auch Nitega, Netga oder Netago hieß überhaupt gelang, hier klare politische Gaugrenzen festzulegen bzw. ob hier jemals die fränkische Grafschaftsverfassung Fuß fassen konnte. Als sicher ist wohl anzunehmen, dass im Nethegau die Herrschaftsbezirke traditionell nicht durchgängig verliefen und durchsetzt waren von alten überkommenen Grenzverläufen innerhalb derer sich die Zuständigkeitsbereiche nicht deutlich von einander trennen ließen. Die späteren so genannten Immunitätsbezirke der Klöster und Abteien, Pfalzabgrenzungen oder Rittergüter erschwerten die Zuordnungen und sogar einzelne Personengruppen hatten sich territoriale Ansprüche bewahren und sichern können. Ihre Ursprünge hatten diese mittelalterlichen Überschneidungen in der besonderen Lage des Nethegaus. Denn diese geologisch/topographische Nische sorgte zum einen abseits der Altstraßen für eine gewisse Abgeschiedenheit, machte die Region aber eben wegen der prähistorischen Wegeverbindungen links der Weser und über die Weser hinaus zu einem überregional bedeutsamen Interessensgebiet. Denn wer den Nethegau und die Weserfurt beherrschte, war seit alters her ein Machtfaktor an der Mittelweser. So mag der Nethegau der Lage wegen noch oder schon zum cheruskischen Einfluss- und Siedlungsgebiet gehört haben, als dieser Stamm noch im Mittelpunkt der römisch germanischen Auseinandersetzungen stand. Nach dem Zusammenbruch dieses Stammes und der Verschiebung der Machtverhältnisse wechselte er wie ein Flickenteppich von den germanischen in die sächsischen Hoheitsansprüche über, von wo aus er dann in die fränkische Epoche einmündete. Erst der katholischen Kirche gelang die Auflösung vieler ehemaliger Besitzungen und sie stellte später über ihre Konfession die Einheit her, die sich bis heute anhand vieler kraftvoller und traditionell christlicher Gebräuche erhalten hat. Aber auch durch den großen Einflussbereich des Bistums Paderborn verdeutlicht wird. Auch um die von der römischen Kaiserzeit geprägten Jahrtausendwende bildete der Nethegau ein flächiges Grenzgebiet also einen Schmelztiegel, den sich viele Stämme teilten und in das topographisch bedingt viele Stammesgebiete hinein ragten. Ich denke dies waren von Westen gesehen die Brukterer die noch die Paderborner Hochfläche besiedelt haben dürften, von Südwesten die Marser die sich ab dem westlichen Diemeltal im Verbund mit den entkommenen Sugambrern, ausbreiteten und von Süden ab der Warburger Region die Chatten, bzw. von der Weser nach Osten die dortigen cheruskischen Stammensgebiete und letztlich von Norden vermutlich auch die ersten Siedlungsinseln der Angrivarier oder auch der Fosen. Und irgendwo im Nethegau musste man sich grenztechnisch einig geworden sein. In den Grenzgebieten zu der cheruskischen Nethegau Enklave machten folglich mehrere germanische Stämme Bleiberechte geltend, haben aber letztlich unter sich die Grenzziehungen abgesehen von den zeitgemäßen Konflikten festgelegt und sich anhand der Gebirge, sowie der Fluß- oder Bachläufe bzw. deren Einzugsgebieten geeinigt. Das aus dieser Gemengelage kein einheitlicher und erst recht kein zusammen hängender Herrschaftsbezirk erwachsen konnte ist naturgegeben. Nach dem es Arminius mit taktischem Geschick gelang die Legionen vom „Rechten Weg“ abzubringen, fällt jener in sich geschlossenen und kesselartigen Gaulandschaft eine Schlüsselfunktion im gesamten Geschehen um die Varusschlacht zu. Durch diese alte germanische und später sächsische Gaulandschaft zwischen Weser und Eggegebirge führte der letzte Weg der drei Legionen bis er sich auflöste und erodierte. Die Armee durchschnitt diesen Nethegau von Nordost nach Südwest und seine Auswirkungen erfassten die ganze Region bis sie in der Schlucht, man kann sie sicherlich ohne zu übertreiben schon Todesschlucht nennen, endgültig aufgerieben wurde. Im Nethegau finden sich noch heute sowohl eingekerbte enge Täler oder Talkessel, als auch Bereiche in denen sich versteckt liegende Dolinen ausbreiten und am Osthang des Eggegebirges lauern Felsenmeere, Quellaustritte und Quellsümpfe. Wenn man mit der Landschaft vertraut ist, allesamt gute Plätze für jedwede Art überraschend vorgetragener Attacken. Zudem besteht der Untergrund um Brakel aus Muschelkalk in dem sich schwere stau nasse Böden bilden können. Und wer je nach Regenfällen über lehmige Tonböden ging, dem ist gut bekannt wie problematisch sich darauf die Fortbewegung gestaltet. Jegliches Schuhwerk ist da hinderlich und es soll ja während der Kämpfe zu starken Regenfällen gekommen sein. Es muss alles in allem von Arminius und seinem Vater eine weise Strategie gewesen sein, sich genau für diese Dramaturgie entschieden zu haben, zumal auch der Wettergott mitgespielt hatte. Die Anmarschtrasse zog sich unter Vermeidung von Anstiegen bis zum Saltus durch ein welliges Hügelland mit heute nicht mehr nachvollziehbaren geomorphologischen und hydrologischen Elementen und Phänomen und der damit verbundenen Vegetation. Zahlreiche heute nicht mehr vorhandene oder drainierte Bachläufe die bis in den Raum Peckelsheim in die Nethe, Taufnethe und andere Bäche entwässerten begünstigten die Bildung von Sumpf- und Moorzonen deren Zwischenstadien und führten zu erschwerten Marschbedingungen. Auch heute noch befinden sich in der Region markante Restbestände 200 bis 300 Jahre alter Buchen und noch älterer Eichen die die frühere Vegetation erahnen lassen. Die historischen Überlieferungen zur Unwegsamkeit nehmen hier konkrete Gestalt an. Wie sah die Region zwischen Egge und Weser vor 2000 Jahren aus und in welcher Epoche entstand der Name Nethe ? Römischen Ursprungs ist der Name nicht. Das „th“ im Namen Nethe könnte zeigen, dass hier die zweite Lautverschiebung zum „d“ nicht statt fand. Aber es lassen sich darauf auch sprachlich andere Verwandtschaften aufbauen und auch Worte wie Nether rücken ins Blickfeld. Nether wie Netherland also ein Wort für eine Region der Niederungen. Das aus der englischen Sprache bekannte Wort Nethermoor für Niedermoor deutet ebenfalls in die Richtung einer Sumpflandschaft, aber auch der englische Flussname Netherbeck, den man gut und gerne mit Nethebach übersetzen könnte. Auch nicht weit im Osten des Nethegau gibt es einen ähnlich klingenden Fluß, aber mit dem Namen Nette, einem Nebenfluss der Innerste. Nette bzw. Nethe wird gleich gesetzt mit einem Flachlandfluß und ist wohl wortverwandt mit den Flußnamen Nidda und Netze. Insgesamt betrachtet eine niederschlagsbegünstigte Region in der man tunlichst auf den Wegen, falls es sie nach stärkeren Regenfällen noch gab bleiben sollte. Netherland steht aufgrund dieser Bedingungen für die Unwirtlichkeit schlechthin und somit auch im Urbegriff für die Bezeichnung Niemandsland. Also ein Land das von vielen Stämmen beansprucht wird, aber doch keinem gehört und was sich auch niemand einverleiben darf bzw. andererseits jeder in Anspruch darf, aber auch nicht groß daran interessiert sein kann. Kaum nutzbare Sumpflandschaften wurden daher oft zu Grenzregionen oder Marken, man klammerte sie aus und überließ sie sich selbst bzw. dem Regime der Natur. Vermutlich war auch damals der Nethegau in weiten Teilen eine unattraktive Region und nur regional landwirtschaftlich nutzbar, zumal Hungersnöte auch bis in die historisch jüngere Zeit überliefert sind. Nach dem Verlassen des oder der Sommerlager an der Weser zog Varus auf dem Hellweg, und natürlich nicht über die Höhenlagen westlich von Höxter, aus dem Großraum Corvey zuerst durch die Weser/Netheaue in die Richtung des heutigen Amelunxen. Ab hier in etwa auf der Höhe der nethebedingten uralten Weserfurt öffnete sich das Land bzw. der Nethegau und es standen ihm zwei Zugwege in die Aufrührerregion, also in die Richtung des „Teutoburgiensi saltu“ zur Verfügung, die Arminius schon für ihn im Vorfeld „präpariert“ haben könnte. Er hätte zum einen den Hellweg nach Brakel mit späterem Schwenk nach Süden nehmen, oder die Route ab Amelunxen direkt nach Süden auf Peckelsheim zu bevorzugen können. Beide Alternativen wird Arminius mit seinen Männern durch gespielt haben. Auch südlich von Amelunxen, kreuzten sich bei Natingen die Marschrouten aus vier Himmelsrichtungen. Alle alten überlieferten Schreibweisen von Natingen beginnen mit „Nat“ was auch auf eine feuchte oder versumpfte Region hinweisen kann. Dort befand sich auch damals schon ein bekanntes Drehkreuz an dem sich seit Menschengedenken her die völkerverbindenden und Raum übergreifenden Altstraßen trafen. Denn sowohl ein alter Hellweg von Brakel nach Warburg als auch der Bördenweg von der Südegge nach Höxter begegneten sich in Natingen. Und auch noch ab Natingen könnte Arminius immer noch den gut gläubigen Varus davon überzeugt haben zuerst die Rebellen „erfolgreich“ zu bekämpfen um danach den noch relativ bequemen Eggeaufstieg anzusteuern, der später in den Saltus mündete und dann zur Lippe weiter führte. Betrachtet man die schroffe Egge zwischen dem alten Burg- bzw. dem Bördenweg nahe Borlinghausen bis zum nördlicher gelegenen Brakeler Hellweg der nach Schwaney hinauf führt, so bietet die Egge über eine Luftlinie von etwa 15 km gerechnet wie beschrieben keinen geeigneten Aufstieg mehr, der als Fluchtweg auch für bewaffnete Legionäre und römische Karren hätte dienen können. Denn die Egge ist ein langgestreckter, verkehrshemmender und nahezu paßloser Nord - Süd verlaufender Schichtkamm mit steilem Abfall nach Osten aus harten Sandsteinen der „Unteren Kreide“. Es führte zwar ein Weg von Willebadessen durch das Hellebachtal hoch zum heutigen Gut Bülheim auf den Eggekamm der den Eggehöhenweg kreuzt, aber er dürfte ungeeignet und der Einstieg unbekannt gewesen sein. Dieser nahe einem Bachtal verlaufende Weg hatte nie die Bedeutung eines strategisch bedeutsamen Hellweges und dürfte damals lediglich von der einheimischen Bevölkerung als Fuß- oder Fluchtweg genutzt worden sein. Hier fällt zudem die Egge westlich von Willebadessen besonders steil ab und erscheint streckenweise wie eine Wand. Selbst für Flüchtende geschweige denn Reiter dürfte man ohne ortskundige Führung diesen nassen Steilhang in alten Zeiten nicht erklommen haben können. Nur das Nadelöhr des Bördenpasses nahe der „Alten Burg“ blieb und bot sich als Gelegenheit an, Varus im Zuge seines Marsches ein letztes und entscheidendes Bein zu stellen. Militärstrategisch betrachtet aus Sicht der Germanen eine erste Wahl. Der Bördenpassaufstieg führt hier sehr nahe an der besagten alten Volksburg vorbei. Sie liegt auf einer Sandsteinkuppe und ist noch heute in jeder Jahreszeit gut zu sehen und sie ist von den alten Wällen einer einstigen Volks-, Flieh- oder auch Teutoburg umgeben. Vermutlich vergab ihr der Volksmund den Namen „Alte Burg“ schon lange bevor innerhalb dieser alten Wallanlagen die Stammburg der Borlinghauser Linie derer von Spiegel errichtet wurde, die die alten Vorgängeranlagen nutzte und ab dem 15. Jhd. verfiel. Unweit befinden sich auch die Reste der vortrefflich gelegenen Behmburg, also einer Baumburg. So wurde die Karlsschanze östlich von Kleinenberg schon genannt, bevor man ihr den Namen Karlsschanze gab und bei der es sich vermutlich auch um eine alte Volksburg handelte. Der alte Bördenweg stellte eine weithin bekannte und genutzte frühgeschichtliche Hauptwegeverbindung von der Weser zum Rhein dar. Und sie dürfte sich auch noch um das Jahr Null in einem für die römischen Legionen und ihrem Tross recht gut befahrbaren weil genutzten Zustand befunden haben, um nicht nur zum Sintfeld und Soratgau auf die Paderborner Hochfläche zu gelangen. Diesen Aufstieg kannten die Legionen und deren Erkundungstrupps oder Arminius rief sie ihnen im Zuge seiner Regieführung wieder in Erinnerung. Der aus nördlicher Richtung kommende Eggekammweg endet am ostwestlich verlaufenden Bördenweg und bildet dort nur wenig oberhalb der „Alten Burg“ ein Wegedreieck. Etwa 300 Meter südlich der „Alten Burg“ am Saltus, befindet sich rund 2 Kilometer westlich von Bonenburg der 407 Meter hohe Mittelberg. Aber nur 700 Meter auf den Mittelberg folgt in südlicher Richtung der 415 Meter hohe Varenberg, der damit nur 49 Meter niedriger ist als die höchste Eggespitze nämlich der 464 Meter hohe Preußische Velmerstot. Namensursprüngen auf den Grund zu gehen wie etwa diesem Varenberg oder auch dem Varusberg bei Himminghausen verleiten zum Wunschdenken. Zweifellos hatte die Varusschlacht auch Auswirkungen, was die frühen Namensgebungen beeinflussten und betrafen. Während es Tacitus darauf an kam den Austragungsort der Schlacht zu definieren, könnten die Germanen und ihre Nachfahren mehr die Person des unterlegenen Varus in den Vordergrund gestellt und weniger den germanischen Sieger mit einer Örtlichkeit verbunden haben. Dies lässt auch immer wieder die Frage aufkommen, warum man eine Schlacht nach Varus einem Verlierer benennt, denn von Arminiusschlacht ist selten die Rede. Letztlich war es wohl ein germanischer Viererbund dem Varus seine Niederlage zu verdanken hat und es gab Rivalitäten und jeder Stamm leistete seinen Beitrag zum Erfolg. Heute unbekannte Stammesfürsten waren sicherlich damals ebenfalls maßgeblich am Sieg beteiligt in dem jeder seinen Part übernehmen musste. Wer wollte da schon einen einzigen Stammesfürsten aufs Siegerpodest erheben. Es mag in jener Zeit in der Seele der Leute gelegen haben vielen geologischen Phänomen varusbezogene Namen zu geben, aber nicht alle werden sich auch über die Zeiten erhalten haben. Schließlich wollte sich jede Region mit dem Namen oder den Ereignissen schmücken und sie für die Nachwelt kenntlich hinterlassen und bewahren. Wie ich schon ausführte hatte die Schlacht aber vor allem der Ausgang für Mitteleuropa eine enorme Bedeutung gehabt und selbst in entferntesten Regionen hat sie noch Phantasien entfaltet, geweckt und beflügelt. Wann man dem gallorömischen Ausgrabungsgebiet nahe dem saarländischen Ort Tholey den Namen „Wareswald“ gab ist mir nicht bekannt, aber man könnte versuchen es zu ergründen, denn auch bis in den Südwesten könnten die Ereignisse ausgestrahlt haben. Der Name Varus wird diversen dialektischen Veränderungen unterworfen gewesen sein und könnte später viele Formen angenommen haben. Man spekuliert sogar ihn mit den nordischen Namen Fafner, Fabni, Fafni, Favni, Fafnir, Vavni, Fafner in Verbindung zu bringen. Vares statt Varus kommt dem noch recht nahe, aber wann diesem Berg in der Südegge dieser Name in den letzten Jahrhunderten verliehen wurde, lässt sich wohl nicht recherchieren. Es sollte aber möglichst in die Zeit vor der Auffindung der Tacitus Annalen zurück verfolgt werden können, um ihn für die Forschung brauchbar zu machen. Als einen kleinen Exkurs in die Welt der Spekulation könnte man auch noch den folgenden Schwenker werten. 20 Jahre vor dem Untergang der Varuslegionen geschah die Schlacht von Arbalo. Drusus kam mit einem blauen Auge davon und schlug die Germanen auf dem Rückweg von der Weser an den Rhein noch rechtzeitig zurück, bevor am Ende noch sie als Sieger in die Geschichte eingegangen wären, Aber wer weiß schon wie die Schlacht wirklich ausging, denn es wurden viele Zweifel laut. Historiker vermuten aufgrund etymologischer Verbindungen über die Worte Ar-balo zu Schwarzerle, dass sie im Schwarzbachtal stattgefunden haben könnte. Und hoffentlich kannten die Römer 9 + diesen nahe dem Bördenpassweg verlaufenden Aufstieg von der Diemel zur Paderborner Hochfläche nicht doch noch zu gut, denn es hätte sie skeptisch machen können. Andernfalls hätte Arminius sie erst noch davon überzeugen müssen, dass der Eggeaufstieg nicht dort lag, wo sich einst die Schlacht bei Arbalo ereignete, wenn sie sich denn dort zugetragen hätte. Zumal einige Historiker bei Kleinenberg auch den Standort des berühmten Drususaltars dem heute Zuckerberg genannten Hügel, vermuten, den ich allerdings weiter nördlich verorte, da ich eine andere Erklärung für diesen Hügel habe. Eine Erinnerung an Arbalo hätte die sehr abergläubischen Römer sicherlich äußerst argwöhnisch machen können. Vielleicht liegt aber gerade deswegen hier schon der Schlüssel dafür, das sich die Schlacht von Arbalo woanders und eben nicht im Schwarzbachtal ereignete. Trotzdem bleibt das Schwarzbachtal für die Arbaloereignisse im Raum um das Kloster Hardehausen einer heißer Tipp, denn auch der Aufstieg durch das Schwarzbachtal war eine der drei möglichen Passagen das Eggemassiv von der Weser her kommend in Richtung Westen passieren zu können. Geeignete und unaufällige Hinterhalte um ganze Marschzüge in Partisanenmanier anzugreifen waren rar und wenn es sie denn in Ostwestfalen gab, so war man gefeit, bereitete sich vor oder vermied sie um die Risiken auszuschließen. Zwischen die Externsteine oder in die Dörenschlucht, die hinreichend bekannten klassisch zu nennenden Hinterhaltpassagen hätte sich im Jahre 9 + wohl kein Römer mit klarem Verstand hinein locken lassen um dahinter einen Aufstand nieder zu werfen. Da mussten und ließen sich die Germanen schon etwas besseres einfallen. Fahren wir aber fort. Der hier in trefflicher geographischer Lage eingefurchte Bördenpassweg zur Paderborner Hochfläche ließ sich aus germanischer Sicht durch geeignete Sperrmaßnahmen aber vor allem ungestört und unauffällig auch recht schnell unpassierbar machen, wie wir noch sehen werden. Und noch heute hat der Eggegebirgsverein so seine Probleme den Burgweg begehbar zu halten, wie ich selbst feststellen konnte bzw. musste. Es kann voraus gesetzt werden, dass Varus und seine Offiziere Kenntnisse von diesem südlich liegenden heute Burgweg genannten Eggeaufstieg zum Bördenweg besaßen. Ohne dieses Wissen hätte man von Seiten der Römer dem schicksalhaften Umweg schon aus grundsätzlichen Erwägungen heraus sicherlich nicht zugestimmt. Nach erfolgreicher Bereinigung der als Aufstand beschriebenen innergermanischen Unruhen möglicherweise sogar unter Einsatz von Waffen oder aber einer segensreichen Rechtsprechung, wozu Varus ja letztlich auch herbei gerufen wurde, sollten die Legionen dann eben diesen Rückmarschweg, der letztlich auch wieder zu den Lippelagern führen würde, einschlagen. Aber es kamen, außer den unvorhersehbaren späteren schlechten Wetterverhältnissen auch noch andere für die Germanen begünstigende Faktoren hinzu. Zum einen war die Zielmarke bekannt, denn unter den beteiligten umliegenden Stämmen kannte jeder Germane die Alte Volksburg auf dem Sporn des Eggekamms, der die Wegekreuzung kontrollierte und die hier einem Alleinstellungsmerkmal gleich kam. Zudem dürfte die Volksburg auch in Verbindung mit den aufragenden Felswänden wie dem Hardehauser Klippenmassiv samt den vermoosten Opfersteinen und anderen Ritualplätzen um diese Jahreszeit 9 + im Rahmen der Herbstsonnenwende auch eine nicht unwichtige Bedeutung als Versammlungsort gespielt haben. Zum anderen aber berührten sich um diese geographische Landmarke herum die Herrschafts- oder Interessensgebiete aller vier beteiligten Varusschlacht Stämme, so dass sich hier die Auseinandersetzung auf Territorien ereignen würde, die alle Stämme als ihre ureigenen Hoheitsgebiete gleichermaßen betrachtet haben könnten was sie verteidigungsbereiter machte, da sie dort alle zusammen stießen. Und wenn wir uns die ehemaligen germanischen Stammesgebiete in dieser Region heute, also 2ooo Jahre später ansehen, so hat sich dort im alten Kerngebiet der Varusschlacht auch grenzhistorisch fasst nichts verändert. Kleinenberg auf der Egge gehört dem Kreis Paderborn an, den ich dem Einflußgebiet der Brukterer in der Westfälischen Bucht zuordne. Marsberg liegt im Hochsauerlandkreis und damit im Geltungsbereich von Marsern und möglicherweise auch Sugambrern. Borlinghausen wurde dem Kreis Höxter angeschlossen und könnte noch Cheruskerland gewesen sein. Und Wrexen im Kreis Waldeck - Frankenberg liegend stand zweifellos unter chattischer Hoheit. Hier ist also die Zeit stehen geblieben wie man auch den alten Grenzsteinen am Burgweg schön entnehmen kann. Aber wieder zum Thema zurück, denn es könnte in der Tat hier auch der Begriff Netherland in der Interpretation eines Niemandslandes zutreffen. Der alte Pass durch die Südegge, der nur wenige hundert Meter nördlich der Alten Burg entlang führt und die Behmburg, deren Anhöhe sich etwa 3,5 km nördlich dieses Passes befindet, nehmen den geschichtsträchtigen Bördenpassweg förmlich in ihre Mitte. Diese Fluchtburgen konnten durch Feuerzeichen auch schon in vorgeschichtlicher Zeit überregional Kontakt zu anderen Höhenburgen und Stämmen möglicherweise über Marsberg bis hin zu den Sugambrer aufgenommen haben. Doch zurück zur Alten Burg am Eggepass. Sie könnte also als Landmarke den Nordostpunkt des Stammesgebietes der Marser genauso gut gekennzeichnet haben, wie er gleichzeitig auch die westlich zur Weser anschließende cheruskische Einflusssphäre berührt haben könnte. Aber auch die Stammesgrenzen der nördlicher im Kerngebiet der Münsterländer Bucht siedelnden Brukterern, deren Südostgrenze bei Kleinenberg nahe dem bewaldeten Eggeabbruch gesucht werden könnte, trifft den Hotspot des Geschehens um die Varusschlacht. Genauso die südöstlich lebenden Chatten, die in der Großregion, dem alten sächsischen Hessengau dialektisch nachweisbar sind und erst später von den Sachsen bis etwa Fritzlar abgedrängt wurden. Hier traf und verabredete sich sozusagen eine Allianz gegen Rom die sich vielleicht schon seit Jahrhunderten kannte und respektierte, auf relativ begrenztem Raum. Insgesamt betrachtet ein von der Geographie begünstigtes räumliches und gebirgiges Widerstandsnest, deren enge Grenzziehungen und Flußverläufe zu den Nachbarstämmen zudem noch durch zahlreiche Fluchtburgen gekennzeichnet waren. Es gab für sie keinen besseren Ort der zu einem prähistorischen und martialischen Ehrenkodex damaliger Verhältnisse besser gepasst hätte, als dieser am Südwestrand des Nethegaus. Die rituelle Lage verbunden mit dem Aufruf von Arminius und Segimer genau hier an den Kampfeswillen aller zu appellieren war sicherlich ein sehr wichtiger Umstand den die Cheruskerfürsten nutzten um die nötige Zustimmung für den diplomatischen und später militärischen Kraftakt zu bekommen. Denn hier lagen ja die heiligen Haine und Altäre der germanischen Götter die nun unmittelbar von römischer Kultur und Zivilisation und den zahlreichen ihnen unbekannten Göttern aus dem Mittelmeeraum bedroht waren und die später zur Schlachtbank umfunktioniert wurden, wenn sie es mittels Opfertieren nicht immer schon waren. Den Abstieg nahe der Alten Burg und der etwa 8 ha großen Behmburg, der später Karlschanze genannten Anlage, wohl ebenfalls eine alte Fluchtburg, könnte man auch als eine zu überwindende Einkerbung im Sinne eines Überweges oder Überganges vom ebenen Münsterland über die Hohe Egge und in die Warburger Börde und das Wesertal bezeichnen. Man könnte diesen beschwerlichsten Teil des römischen Rückweges durch eine Waldschlucht nicht nur angesichts zweier nahe beieinander liegender Wallburgen und der im weiteren Umfeld befindlichen anderen alten Wallanlagen wie dem Gaulskopf aus der Sicht der Eroberer aber auch ganz einfach „Teutoburgiensi saltu“ bezeichnen, wie ich es bereits begründet hatte. (31.8.2018)

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Donnerstag, 16. August 2018
ALISO IST SCHWANEY

Der Schwaneyer Ellerbach an dem ich das römische Kastell Aliso verorte verdankt seinen Namen den ihn begleitenden Erlen (lateinisch Alnus glutinosa). In Spanien nennt sich die schwarze Erle "aliso negro" und in der nördlichen Provinz Asturien "alisa". Iberische Söldner waren Bestandteil römischer Legionen und von ihnen könnte der Name "Erlenkastell" für Castra Aliso abstammen. An der Erstürmung der chattischen Höhenfestung Dünsberg durch Drusus vermutlich im Jahre 10/9 - nahmen auch römische Schleuderer teil, da im Zuge der archäologischen Untersuchungen auch 23 Gramm schwere Schleuderbleie nach gewiesen werden konnten. In der römischen Kaiserzeit waren Iberer besser gesagt Mallorquiner bzw. Balearer auf diese Kampfesweise spezialisiert. Und zu Drususzeiten fiel auch erstmals der Name Aliso. Um eine Verbindung zwischen der Schwarzerle und dem "Erlenkastell" Aliso herzustellen bedarf es allerdings nicht des weiten Weges über Mallorca. Auch schon der kleine pfälzische Ort Alsenborn bestätigt den Zusammenhang. Der ursprüngliche Name Alsenborn war der Flurname für die Quelle der Alsenz die in lateinischer Sprache früher "Alis`ontia" und auf das lateinische Wort "alisa" zurück geht. "Alisa" ist etymologisch verwandt mit "Arila", das sich in das heutige Wort Erle verwandelt hat. Und auch die Alsenz hatte ihren Namen von den am Ufer wachsenden Erlen. Während sich im Namen Alsenborn die ursprünglich lateinische Form bewahrte war es in Schwaney der Ellerbach, also der Erlenbach dem man in römischen Zeiten den Namen "Alisoflumine" oder ähnlich gegeben haben könnte.(28.08.18)

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ALISO - Die Schwaney Theorie gewinnt an Substanz
Es ist wie die Gleichung zweier Unbekannter und da aus ihr wie aus keinem anderen Ereignis eine längst verhallte aber nie verstummen wollende Geschichte spricht, ist sie uns alles andere als fremd. Hier die Varusschlacht und dort Aliso, dass die römischen Überlebenden auffing. Aber solange keine eindeutigen Funde gelingen und keine vergilbte Flaschenpost auftaucht, die uns mit letzter Sicherheit sowohl den Verlauf als auch seine Lage verraten, werden es variable und austauschbare Größen bleiben, die wir mal an dem einen und mal an dem anderen Ort in Verdacht haben. Während Aliso dabei zwangsläufig eine starre und unverrückbare Position einnimmt, lebte die Varusschlacht von der Bewegung eines Marschzuggefechtes. Die antiken Historiker erweckten die Geschehnisse dank ihrer Überlieferungen zum Leben und die Nachwelt sorgte dafür, dass sie lebendig blieben. Jene geschichtliche Großtat unserer nie gekannten Altvorderen die sich in der frühdeutschen Geschichte zutrug war eine blutige Konfrontation, die nicht länger dauerte als der berühmte Wimpernschlag. Das Vergangene schweißte ihre Schicksale eng zusammen und seit dem umschleichen sich die beiden rätselhaften Wirkungsstätten der frühdeutschen Antike wie zwei Tiger im Käfig von denen keiner den Anfang machen möchte uns sein Geheimnis zu offenbaren. Was in der Mathematik die die Gleichungen sind, die zum Ziel führen sollen, sind in der Historie die Theorien und Hypothesen. Und Theorien sind für Schlacht und Lager reichlich vorhanden, aber im Zuge der Aufarbeitung entsteht neue Hoffnung auf belastbare Fakten wie sie sich nicht nur bei der näheren Betrachtung der römischen Kastellkette zwischen Xanten und Corvey anbieten. In der Grundtendenz konnte der Suchraum bereits deutlich eingrenzt und erste Ergebnisse zur Bewertung gegen einander gestellt werden, die nun im weiteren Verlauf zu komplettieren sind. Was die vielen Jahrhunderte nach der Zeitenwende anbelangt, selbst wenn man es auf die heutigen Staatenbildungen und die neuen Grenzverläufe runter bricht, so kennt die deutsche Geschichte keine Schlacht, die so lange zurück liegt und bei der zwei Schwergewichte im Namen so stark hervor stechen wie jene Auseinandersetzung im "Teutoburgiensi saltu" und die Hoffnung der Überlebenden noch das rettende Bollwerk "Aliso" zu erreichen. Und es verwundert auch nicht, dass die Varusschlacht zum Mythos wurde, dem Jahrhunderte später ein Siegfried entsprang, denn sie war das erste schriftlich überlieferte Gefecht der neuen Zeitrechnung nördlich der Alpen. Sich zu vergegenwärtigen das, möchte man der Bibel glauben Jesus von Nazareth sich in diesen Tagen noch bester Gesundheit erfreute, verdeutlicht wie nahe wir an den Ursprüngen unserer Zivilisation operieren. Aber die weit zurück reichenden Stränge der Kausalität sind häufig gestört oder unterbrochen und so manche Überlegung führt ins Nichts, aber die ungleichen Brüder Schlacht und Aliso inspirieren sich gegenseitig und unentwegt und alles was sich über das eine rekonstruieren lässt, kommt der Suche nach dem anderen entgegen. So lässt sich die Vorgehensweise bei der Suche nach den Örtlichkeiten der Varusschlacht auch für das Auffinden von Aliso anwenden und umgekehrt und kann in beide Richtungen zielführend sein. Nichts ausschließen, Details nachgehen, den Großraum nicht aus dem Auge verlieren, lesen, analysieren, Mentalitätssprünge wagen um überkommenen Denkweisen zu entfliehen, Irrtümer benennen, Tabus überwinden, auch die Werke neuzeitlicher Historiker zum Abgleich heran ziehen und den Zweifel zum Dogma erheben. Den Marschkorridor der Varuslegionen und die Stätten an denen die Streitmacht letztlich aufgerieben wurde, konnte im Verlauf der Niederschrift bislang nur grob umrissen werden, was sich aber ändern wird. Nach dem der Rauch dieser Jahrtausendschlacht im Saltus westlich von Borlinghausen einem Eckpfeiler der Theorie abgezogen ist, konzentriert sich das weitere Geschehen in der direkten Abfolge auf das Auffinden des unbekannten Fluchtlagers Aliso. Und damit öffnet sich das nächste Kapitel im Grauen um die Varusschlacht. Der Bau von Verteidigungsanlagen lag zu allen Zeiten in den Händen der Militärs und nur strategische Gesichtspunkte entschieden darüber, wo man eine Festung errichtete, wie stark man sie ausbaute, wie umfangreich sie zu sein hatte und wie vielen Soldaten sie Platz zu bieten hatte und alles richtete sich nach der Gefahrenlage und der dafür nötigen Schlagkraft. Wie im letzten Abschnitt dargestellt erscheint uns das römische Hafenkastell Anreppen dabei wie ein imperiales Drehkreuz, von wo aus man die weitere militärisch/logistische Erschließung Ostwestfalens in Angriff nahm. Ein deutlicher Fingerzeig weist nach Osten. Ein weiterer in den Norden in Richtung Minden - Barkhausen aber auch nach Hameln an die Weser. Da die tägliche Marschleistung einer römischen Legion bekanntlich zwischen 20 und 25 Kilometern lag gewinnt man auch eine ungefähre Vorstellung davon, wo sich das jeweils nächstgelegene Marschlager in östlicher bzw. nördlicher Richtung befunden haben könnte. Bei dem jüngst entdeckten römischen Lager im Uferbereich zum Menkhauser Bach in der Nähe des Senne Hellweges in Bielefeld - Sennestadt dürfte es sich um ein mehrfach genutztes Marschlager gehandelt haben. Möglicherweise verfolgte man schon die Absicht es in einen Zustand zu überführen indem man aus ihm ein Standlager entwickelt hätte, falls die römische Expansion keine Rückschläge erlitten hätte. Es gibt uns viele neue wichtige Hinweise und bestätigt auch erneut unseren Wissenstand, was eine römische Legion täglich zu marschieren imstande war. Denn die exakte Luftlinie zwischen dem Zentrum dieses aktuell entdeckten Römerlagers am Senner Hellweg bis zur Anlegestelle der römischen Flußschifferei am Standlager Anreppen beträgt durch die Luft gemessen etwa 23.750 Meter. Greift man sich als Fixpunkt den Höhenrücken nördlich von Schwaney wo man auf Lagerspuren stieß, die aber bislang noch nicht ergraben bzw. datiert wurden, so entspricht diese Entfernung fasst auf den Meter genau der gleichen Distanz, wie die von Anreppen ins Menkhauser Bachkastell, nämlich etwa 23.750 Meter, was kein Zufall ist. Zirka 25 Kilometer entsprechen der allgemein zugrunde gelegten Maximalmarschleistung in Friedenszeiten. Das varianische Sommerlager einschließlich seiner infrastrukturellen Komplexe konzentrierte sich wie Luftbilder erkennen lassen nach Ansicht von Heribert Klabes auf den zum Gewerbegebiet ausgebauten Ostteil von Höxter einschließlich Corvey und weitere Bodenspuren Anlagen gruppierten sich weiträumig um die ehemalige Abtei bis hin zur Nethemündung und in Richtung Wehrden. Wollten die Ritter des Imperiums von diesen Stützpunkten an der Weser an den Rhein, so bevorzugten sie dafür den seit Vorzeiten genutzten alten Hellweg von Höxter über Brakel, Paderborn, Anreppen, Geseke und weiter zum Rhein. Der westfälische Hellweg nach Osten der sich bis Dortmund bündelte blickte, als sich Rom anschickte seine Kultur nach Mitteleuropa zu transferieren schon auf eine lange Tradition zurück und war keine römische Erfindung. Den Ausbauzustand dürfte man um das Jahr 9 +, wie diverse Funde bestätigen bereits als marschtauglich und den Zeiten angemessen passabel bezeichnen. Der Hellweg war eine schon seit prähistorischen Zeiten bekannte Verbindung von Ost nach West zwischen Lippe und Weser den alle römischen Feldherrn und Legionskommandanten in dem rund 28 Jahre währenden Germanenkrieg zwischen 12 - und 16 + genutzt haben dürften, weil er die kürzeste Verbindung zwischen den zwei wichtigen Flüssen und Zentren an Rhein und Weser darstellte. Und nicht ohne Grund baute ihn Germanicus 16 + nochmal aus, wie es uns Tacitus überliefert hat. Und die trockenen über Land führenden rund 60 Kilometer von Anreppen nach Höxter ließen sich praktikabel mit nur zwei Marschlagern gut überbrücken. Nachdem sich der letzte Abschnitt der Frage nach dem für und wider sich anbietender Theorien widmete und womit die Überlegung einher ging, wann das Lager Aliso aus dem Nebel der Geschichte getreten sein könnte, standen anfänglich die frei gelegten Lager Anreppen und Haltern als gesetzt an der Spitze aller Hypothesen und es folgten danach die antiken römischen Hinweise auf eine Reihe anderer entdeckter und unentdeckter Kastelle die sich auf den Raum Ostwestfalen konzentrieren. Nach Abschluss der Analysen mussten jedoch sowohl das Lager Anreppen, als auch Haltern als möglicher Standort als Aliso zu gelten, ausgeschlossen werden. Aus der historischen und geographischen Forschung heraus ergibt es sich als Tatsache, dass man die Lippe schlechthin als den Fluss der Brukterer ansprechen darf. Und nicht nur nach alter germanischer Sitte haben alle in diesen Fluss mündenden Gewässer bis hinauf in seine Quellgebiete in den Höhenlagen zunächst einmal einen Anspruch darauf als Stammesgebiet der Brukterer zu gelten. Der nur wenig westlich von Schwaney liegende Broxter Berg wird daher von der Heimatforschung auch passenderweise als Bruchterer bzw. Brukterer Berg bezeichnet. Schon die Erkenntnis wo das Bruktererland östlich geendet haben dürfte führt dazu, dass man den Suchraum nach Aliso auf diese spitzwinklig zulaufende Region konzentrieren kann. Denn Schwaney liegt am Speerende deren Zentrum sich über die Begrifflichkeit der "äußersten Brukterer" sowie das Aufmarschgebiet des Germanicus zwischen den Ems - und Lippequellen plausibel begründen und identifizieren ließe. Der Keil den Rom seit Drusus nach Osten voran trieb basierte auf den Vorgängertrassen des prähistorischen Hellweges und dem kontinuierlichen Ausbau der Lippe zur Schifffahrtsstraße, sodass beide Stränge immer eine Leitfunktion für alle Bewegungen nach Osten inne hatten. Das dieser Hellweg die Lebensader der römischen Ostexpansion war lässt sich daran erkennen, dass es für Tacitus wichtig war zu erwähnen, dass Germanicus ihn sogar noch in der Endphase des Germanenkrieges 16 + zwischen Aliso und dem Rhein wieder in einen funktionsfähigen Zustand brachte. Eine Ausbauqualität die er vorweisen musste um im Falle eines Sieges über die Germanen die alten Provinzialisierungsabsichten schnell wieder aufleben lassen zu können. Für alle volumigen Ziviltransporte und die meisten militärischen Vorstöße stellte zunächst der römische Osthafen Anreppen die Endstation dar, bevor die jeweilige Strategie die Folgeziele vorgab. Der Weitermarsch nach Osten bedeutete  auf "Ad caput Juliae" vorzustoßen, dem Standquartier der Julier. Waren militärische Großoffensiven in Form von Zangenbewegungen erforderlich traten Ems und Weser und die Wetterau mit auf den Plan. Aber die Lippe wurde zum "sprechenden" Fluss und das nicht nicht nur für die Alisoforschung. Befände sich Aliso in Tagesmarschdistanz östlich von Anreppen, so hätten beide Lager schon fasst in Sichtkontakt zueinander gestanden zumindest aber wird es Fernkommunikation gegeben haben. Wenn sich die indigenen Völker Nordamerikas Feuer- und Rauchbotschaften über 80 Kilometer zukommen lassen konnten und die Griechen es schon 4. vorchristlichen Jahrhundert beherrschten, dürfte es über die etwa 25 Kilometer vom 314 Meter hohen Limberg bei Schwaney bis zum 91 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Anreppen kein Problem gewesen auf diese Art in Kontakt zu treten. Somit ragte das Lager Aliso am Kap bzw. "ad caput" wie der Fels aus der Brandung und wird als ein weit nach Germanien hinein ragendes Kastell auch eine bedeutsame Vor- bzw. Frühwarnfunktion eingenommen haben. Vom belagerten Aliso aus könnte man neben der Anrepper Besatzung die auf Varus wartete, auch den "flüchtigen" Feldherrn Asprenas gewarnt haben, der im Zuge der Varusschlacht eine undefinierbare Rolle einnahm. Möchte man den Weg der Legionen von Anreppen über Paderborn bis ins Quellgebiet des Ellerbaches nahe Schwaney nachvollziehen, so verfügt man über einen guten archäologischen Ansatzpunkt bzw. einen ergrabenen Straßenkörper. So wissen wir, dass sich Rom seinen Hellweg ab Anreppen exakt nach Osten schuf sich also in Richtung Paderborn orientierte. Stark anzunehmen ist, dass sie dabei die Paderquellen nicht ausließen, denn dort befand sich seit Urzeiten die große Tränke für Mensch und Tier und die letzte gute Gelegenheit vor dem folgenden Anstieg Frischwasser aufzunehmen. Um ins vermeintliche Aliso zu gelangen nutzten sie dafür wie angenommen werden darf den uns bekannten Hellweg. Die grobe Wegeführung ist von der Geologie vorgegeben und nach ihr hat sich die Begehbarkeit des Geländes gerichtet. Steigungen und Neigungen waren zu vermeiden, das Umrunden von Höhenzügen zu bevorzugen und die Geländefalten zu umgehen war immer schon das Gebot jeglicher zivilisatorischer Bemühungen und bis heute die Basis für die Trassenführung die wir neuzeitlich den Hellweg nennen. Dieser Weg kannte dem Ursprung nach keine menschlichen Baumeister, sondern war ein Produkt und das Resultat der natürlichen Beschaffenheit, bevor über die Generationen daraus eine nutzbar gemachte Verbindungsstrecke gestaltet wurde. Folglich marschierten die Legionen auch auf der gleichen Straße über die man schon lange vor ihrer Zeit schritt und über die man auch im Mittelalter Paderborn verließ. Nämlich durch das östliche Stadttor von Paderborn, das Gierstor. So wird wohl auch Varus diese Stelle passiert haben um dann im weiteren Verlauf zur Weser die heutige Driburger Straße zu nutzen. Der preußische Generalmajor und Vermessungsingenieur Karl Ludwig von Le Coq kartographierte diese geschichtsträchtige Strecke damals unter dem Namen "Auf dem Hellen Wege", aber sein exakter Verlauf lässt sich heutzutage in der Landschaft nur noch schwerlich aufspüren. Seine Fortsetzung fand dieser "Helle Weg", abschnittsweise im Trassenbereich der  heutigen Bundesstraße 64 von der er mutmaßlich überdeckt wird. Führt vorbei an den "pittoresken" Windenergieanlagen und kreuzt nördlich der nur noch in Ruinen vorhandenen "Pamelschen Warte"  die alte Paderborner Landwehr die dort einen linearen Nord/Südverlauf nahm. Am "Kreutz auf dem Henck" einem alten Richtplatz schwenkt der Hellweg unter dem heutigen Namen "Auf dem Heng" am Antoniusbildstock vorbei auf Schwaney zu, schlägt nach dem er durch die Westtorstraße in den Ort führt einen südlichen Bogen um Schwaney und mündet dann in die Neuenheerser Straße. Aber das Schwaneyer Heimatbuch kann es besser formulieren, denn darin beschrieb es der Heimatforscher Heinz Küting sehr anschaulich mit folgenden Wortlaut. "Vom Gierstore der Paderstadt aus folgte der Hellweg zunächst bis zur Gaststätte Eulenbrok der Driburger Straße, wandte sich dann mit gut zwei Kilometern Länge nach Südosten durch die Paderborner Feldmark, verlief weiter in östlicher Richtung nahe an der "Pamelschen Warte", dem Eckpfeiler der früheren Paderborner Landwehr vorbei und strebte in stetiger Steigung dem Henge zu, wo sich seine alte Spur zwischen den beiden Schwaneyer Gehöften Schnitz (Schulten) und Bentler (Fläoherns) noch gut verfolgen lässt. Vom Henge ging der Hellweg recht abschüssig südlich am "Kapellenbaum" vorbei. Zu Tal durchquerte er südlich der Schwaneyer Mühle in breiter, flacher Furt den Ellerbach und erreichte in Höhe von "Breukers Linde" den Westrand der alten Siedlung Ecwordinchusen. Deutlich steht die weitere Spur des Weges heute noch in der Schwaneyer Gemarkung. Er führte unter der Mergelkuhleu vorbei, über die Niggenstadt, durch die Deifriecke und von hier auf den breiten Weg, der über Kuoksbiäg läuft und auf die Straße Schwaney -Neuenheerse mündet. Die weitere Linienführung des Hellweges ging über die Bähernbiecke, nördlich am Gehöfte Bentler (Hanjürken) vorbei. Dann den Römergraben entlang, wer auch immer ihn so genannt haben mag. Aufgrund unseres Kenntnisstandes über die wissenschaftlichen Basisarbeiten des Burgenforschers Ludwig Hölzermann, der von 1830 bis 1870 lebte ist man nun imstande den von Heinz Küting beschriebenen mittelalterlichen Hellweg in direkter Linie in den römischen Hellweg einmünden zu lassen.

Ludwig Hölzermann


In den Bonner Jahrbüchern berichtete Hölzermann dazu detailliert, was er im Zuge der Arbeiten zum Bau der Landstraße von 1848 vorfand. Nehmen Sie dazu bitte auch Einblick in das Kapitel "Ein Schlüssel zur Varusschlacht - Wie er voluminöser kaum sein kann". Darin ist auf den Fauxpas mit der Wegesbreitenangabe näher eingegangen worden, denn Hölzermann gab sie mit 6 preußischen Fuß an, was etwa 1,73 Metern entspricht und für römische Heerstraßen zu wenig war. Freiherr Heereman von Zuydtwyck korrigierte dies in dem er davon ausging man habe die 1 vor der 6 vergessen und es hätte korrekterweise 16 preußische Fuß also 4,64 Meter lauten müssen. In den Bonner Jahrbüchern 1891 geht Herr von Veith von einer einfacheren Erklärung aus indem er angab, man habe 5o Jahre zuvor bei den Ausgrabungsarbeiten 6 Meter gemeint aber irrtümlich 6 preußische Fuß zu Papier gebracht. Demnach hätte die römische Straße eine weitaus größere Dimension gehabt und er verglich den Straßenkörper mit jenen in Pompeji und den in Bonn ausgegrabenen Teilstücken. Dieses auch von Herrn von Veith als Steinstraße bezeichnete Wegestück hatte einen Unterbau bestehend aus großen Steinblöcken. Darin befanden sich tief eingeschnittene Gleisspuren und in den Fugen klemmten noch kleine Hufeisen wie sie von Maultieren getragen wurden. Die von Ludwig Hölzermann erstellte Skizze wonach sie Heribert Klabes später wieder aufspüren konnte folgte der Wegeführung wie sie auch von Heinz Kütig als Mittelalterlich beschrieben wurde. Hölzermann stieß damals auf ein Teilstück der Römerstraße sowohl vor der Einkerbung der Eisenbahntrasse als auch dahinter unweit südlich der heutigen Landstraße 828. Nur kurz darauf quert dann die römische Straße die heutige Landstraße 828. Nun scheinen beide Wege nahezu identisch auf einer Trasse zu verlaufen, wie es auch Heinz Küting beschrieb, nämlich auf einer sehr breiten Waldschneise, die durch den Forstdistrikt Netenberg (Neitmerg) verläuft und bald auf den alten Eggeweg stößt, wo der Hellweg den Kreis Paderborn verließ.

Ausschnitt zum Verlauf der Römerstraße aus dem Bonner Jahrbuch von 1891.


Auf dem Klusenberge erreichte er den nördlichsten Zipfel des Kreises Warburg und lief über Schmechten und die Wüstung Osterhusen zum Dorfe Riesel wo er noch als Paderborner Weg bekannt ist. Das nächste Streckenstück führte nach Brakel und von dort zur Weser. Neuenheerse und Dringenberg aber auch Driburg lagen nicht unmittelbar oder mittelbar am Hellwege. Auf der Höhe des Klusenberges zweigte ein Weg zum Netheborn und damit nach Neuenheerse und Willebadessen ab, ein gleicher nahe der Antonius Kluskapelle durch die Fiddelen (Fiele) nach Dringenberg und Gehrden". Bei den Fiddelen (Fiele) handelt es sich der Beschreibung nach um den Bereich an dem der Hellweg oberhalb der Oese den Gradberg umrunden muss. Aber zurück zur ersten Etappe. Auf diesem Weg erreichten auch die Soldaten des Imperiums nach einer Wegstrecke von etwa 25 Kilometern nach Anreppen in Schwaney die Station ihres ersten Nachtlagers über dessen Lage man sich noch im Klaren werden muss. Der Darstellung nach stiegen sowohl der römische Hellweg als auch der mittelalterliche Hellweg in kurzem Abstand zueinander westlich der Landstraße 828 in den Nethegau ab um im weiteren Verlauf die heutige Bahnlinie zu queren. Und hier östlich von Schwaney, wo die Egge abfällt orientierten sich die antiken Architekten und Bauherren auch nicht an den vorhandenen Siedlungsnestern oder den Gehöften der Einheimischen, falls es dort welche gegeben haben sollte, sondern wählten die topographisch beste Streckenführung um am Bequemsten und Schnellsten nicht nur die römische Carruca an die Weser zu bugsieren. Denn ihre Überlegungen wurden von zügigen Truppenverlegungen geleitet. So darf man den römischen Hellweg auch nicht dort zu suchen, wo ihn später das Mittelalter in die Nähe der Dörfer hin verschob, sondern in eine Region in der wir auf den ersten Blick keine antike Verkehrsverbindung vermuten würden. Die Egge östlich von Schwaney wo sie beginnt, sich zur Weser hin abzuflachen verfügt seit den Anfängen der Geschichte über ein dichtes Geflecht unterschiedlichster Verkehrswege die sich auf eine Breite von nur rund 800 Metern konzentrieren. Seien es die kaum datierbaren Hohlwege oder die modernen Straßen mit Asphaltdecke. So können nur wenige Mittelgebirgslandschaften in Deutschland mit dieser Bündelung in Form  vielfältiger Wegequalitäten und Herstellungsepochen aufwarten.  Abgesehen von den prähistorischen und heute bis zur Unkenntlichkeit verwehten Verbindungen verlief die römerzeitliche Tangente zunächst westlich der Landstraße 828. Beim Bau dieser Verkehrsverbindung im Jahre 1848 sahen die Steine der Römerstraße erstmals wieder Tageslicht und die Trasse konnte später dank Heribert Klabes sogar in Teilen wieder aufgespürt werden. Ebenso etwas östlich des römischen Hellweges aber immer noch westlich der L 828 verläuft der mittelalterliche Hellweg.  Der Landdrostenweg der sich durch das Bodental später hinzu gesellte und Paderborn mit Dringenberg zu verbinden hatte verließ Schwaney ohne die L 828 zu überqueren. In unserer Zeit folgte dann die L 828 in ihren zwei Ausbaustufen sowie die quer verlaufende Eisenbahnlinie. Vielen bereits verstorbenen Historikern des 19. und 20 Jhd. können diese Gedankengänge schon ihren schriftlichen Arbeiten in Ansätzen entnommen werden. Denn man wusste immer schon von der uralten Bedeutung des Hellweges und seiner möglichen Nähe zu Varus und Aliso, kannte auch die Überlieferungen der antiken Historiker und konnte 1 und 1 zusammen zählen. Da sie aber zu ihren Lebzeiten noch nicht die modernen Forschungsmethoden nutzen konnten und noch nichts von den späteren Grabungserfolgen der Archäologie wussten, insbesondere was die römische Anlegestelle Anreppen anbetrifft so darf man im Nachhinein sagen, dass sie mit ihren Annahmen und historischen Verdächtigungen gar nicht so verkehrt lagen. Die Stammesgebiete der Rhein/Weser Germanen sondern sich durch weithin gut sichtbare naturgegebene Orientierungspunkte wie etwa Flüsse oder Gebirge voneinander ab. Sie umrahmen die von ihnen beanspruchten Territorien die sie notfalls auch verteidigten. Sucht man einen römischen kastellartig ausgebauten Außenposten, wenn dieser als am äußersten Rande liegend bezeichnet wird, dann bevorzugt da, wo sich exponierte Lagen anbieten. Der Großstamm der Brukterer wird es ähnlich gehandhabt haben und sich an seinen Grenzen an den Gebirgsaufwürfen wie dem Teutoburger - und dem Arnsberger Wald aber auch dem Eggegebirge orientiert haben. Die Siedlungsgebiete der Brukterer stießen im Osten auf die der Cherusker und den historischen Überlieferungen lässt sich entnehmen, dass sich am östlichsten Ende des Bruktererlandes ein bedeutsames römisches Lager befand. Aber aus der Bewertung "äußerst" spricht eine ultimative Steigerungsform und die Festlegung, dass es kein weiter reichendes Vokabular mehr dafür gibt, als die deutliche Bezeichnung Grenze. Das Lager musste infolgedessen ein römisches Grenzlager gewesen sein, denn die Oberläufe von Ems und Lippe lassen sich nicht mit dem Wort "äußerst" beschreiben. Ein deutlicher Fingerzeig dafür, dass man das Kastell an der Eggekante positionierte. Und die "äußersten Brukterer" siedelten in der Tat auch nicht da, wo die "innersten Brukterer" siedelten wie etwa in Paderborn, Anreppen oder noch weiter westlich. Der Platz  dürfte von den römischen Strategen gut gewählt worden sein. Ein Lager, dass man in einem anderen Zusammenhang als das Kastell "vor der Stirn der Feinde" bezeichnete, hatte zwangsläufig eine extrem hohe militärische Funktion zu erfüllen. Es war aufgrund seiner geographischen Höhenlage aber mehr als nur ein Symbol römischer Abschreckung. Es war in das System einer umfassenden Vorwärtsstrategie integriert. Die natürlichen Gegebenheiten wiesen diesem Lager zudem die Bedeutung eines Sammel- und Auffanglagers mit den dazugehörigen Versorgungseinrichtungen zu, da man es immer im Zusammenhang mit einem beschwerlichen Auf - und nicht minder kritischen Abstieg sehen muss. Rückten die Legionen aus dem Westen an so hatten sie bis Schwaney samt Tross  zwar einen stetigen Anstieg von Paderborn zu bewältigen, brauchten aber keine Steillagen zu überwinden. Aber im vermeintlichen Lager Aliso bestimmte der besagte mühsame Eggeabstieg die zu treffenden Vorbereitungen. Das Treiben in diesem Lager, dass sich auch an einem Nordsüd Knotenpunkt befand war geprägt von der Instandsetzung und auf Wartung und Reparatur ausgerichtet und darauf vorbereitet. In Aliso wurden die Wasservorräte aufgefüllt, wenn nötig die Deichseln und Achsen der Trosswagen überholt und hier schlief man sich nochmal aus, bevor es darum ging vom Höhenrücken den gefahrvollen Weg ins Oesetal abzusteigen. Aliso war sozusagen die Carrucawerkstatt für den gesamten  Durchgangsverkehr, denn wenn was kaputt ging, dann im Umfeld von Aliso. In Aliso sammelten die Legionäre, die Zivilisten und Transportkolonnen ihre Kräfte, der Tross wurde neu geordnet, zusammen gestellt und der Maultiertreck geschnürt. Wer in Aliso rast machte hatte entweder den steilen Anstieg hinter sich, war also körperlich in Anspruch genommen, oder noch vor sich. Hatten sich die Milizionäre formiert wurde in Aliso der Zeitpunkt zum Weitermarsch, in der Regel am frühen Morgen festgelegt. Das Basislager Anreppen liegt auf 89 Meter und die Schwaneyer Passhöhe erreichte man etwa bei der Kirche St. Johannes Baptist, wo man sich auf 262 Meter befand. Von dort bis zum Brakeler Marktplatz stieg man wieder auf 141 Meter ab. Aber der "altum" der Schwaneyer Passhöhe ließ sich nicht vermeiden. Hier befand sich auch ein psychologischer Wendepunkt, denn ab Schwaney wechselte man vom Stammesgebiet der bereits unterjocht geglaubten Brukterer in das Stammesgebiet der "vertragstreuen" Cherusker. In Schwaney könnten sie auch aus taktischen Gründen jeweils von cheruskischen Delegationen in Form einheimischer Reitergruppen empfangen und auf dem Rest des Weges begleitet worden sein. Wir wissen nichts um die Häufigkeit mit der römische Legionen oder Versorgungszüge die Strecke von Schwaney nach Höxter und zurück nutzten. Aber die Stabilität und Dimension des Unterbaus so wie man sie im Bereich der L 828 freilegen konnte spricht dafür, dass sich eine gewisse Nutzungsintensität und Kontinuität eingestellt haben könnte. Zumindest in der Zeit in der Varus im Lande weilte und in der man auch die kritischen Steilstrecken entschärfte wird man sie regelmäßiger frequentiert haben. Was aber unmittelbar nach der Varuschlacht abrupt zum Stillstand kam. Rege Betriebsamkeit konnte es also nur in den wenigen Jahren seiner Anwesenheit gegeben haben. Aber in dieser Zeitspanne dürfte das Römerlager Aliso "ad caput" auf der Höhe des Julierpasses was seine Bedeutung im äußersten Nordost Winkel des Imperiums anbelangte kaum zu übertreffen gewesen sein. Aber letztlich diente es wie auch das in Brakel oder am Hellenberg östlich von Brakel von Heribert Klabes vermutete Marschlager auch nur einem einziges Ziel, nämlich dem Aufbau der Provinzalhauptstadt Höxter/Corvey zuzuarbeiten und die Marschstrecke abzusichern. Eine Hauptstadt die der gegenüber Varus besonnener vorgehende Tiberius vermutlich zuerst in Anreppen sehen wollte. Aber was verrät uns die Geschichte von Schwaney über die Dinge die sich dort in den Jahrhunderten zutrugen zumindest soweit es sich zurück blicken lässt. Die Ortsbezeichnung Schwaney geht auf das 14. Jhd. zurück als man dem Ort 1344 kurzzeitig die Stadtrechte zusprach und leitet sich aus der Bezeichnung Suanecghe ab. Suan von Schwan und Ecghe von scharfer Kante und Eck wie Eggegebirge bzw. im Ursprungssinne abgeleitet vom althochdeutschen Wort "ekka" für Schwert oder Schneide. Schwaney ging der ältere Vorläufername Ecwordinchusen bzw. Ecwardeshusen aus dem Jahr 970 voraus und lässt auf einen Gründer bzw. Bewohner schließen, den man heute Eckwart nennen würde. Ausgehend von Ecwardeshusen könnte man den ursprünglichen Namen des Ortes in die heutige Sprache übersetzt auch Eggewart- oder Eckwarthausen nennen. Als Warte wird ein Beobachtungsposten bezeichnet oder einen Turm folglich einen Wartturm bzw. Wachturm von dem aus man einen weiten Ausblick hat. Das Wort Warte steht etymologisch in enger Verbindung mit dem althochdeutschen Wort "uuardu". Wie der Mann zu seinem Namen Eckwart kam bleibt genau so offen, wie die Frage wann und ob die Germanen ihren Nachkommen einen Geburtsnamen mitgaben, aber die Kombination aus Egge und Warte lässt die Vorstellung zu, dass man ihm die Position eines Wächters einräumte und ihn später auch so nannte. Denn in germanischer Zeit könnte der Spitz- oder Ökelname als Beiname einer anderen Tradition gefolgt sein, als Menschen mit Scherznamen zu charakterisieren. Denkbar ist also das man ihm in diesem Sinne eine warnende Funktion zugeschrieben hat. Er mag als Wächter fungiert haben und könnte von einer hohen Warte der Wehranlage aus auch die Aufgabe gehabt haben Warnsignale auszusenden. Frühwarnungen sind seit jeher ein probates Mittel um im Kriegs- oder Katatrophenfall den Bewohnern rechtzeitig die Flucht zu ermöglichen. Und welcher Ort wäre dafür aus topographischen Gründen nicht besser geeignet als Schwaney. Der Gipfelort, der aufgrund seiner besonderen Lage dank des Limberges als Leuchtberg in seiner Nähe mehr als gerecht wird. Diese Höhenlage bot sich für eine Wehranlage seit Menschengedenken an und man machte sie sich wohl nicht erst unter Drusus zunutze. Ein Grenzposten der seine Bedeutung nie ganz verlor, wie es auch der Kranz der östlich vorgelagerten mittelalterlichen Paderborner Warten unter Beweis stellt. Seit jeher suggeriert es uns die Überlieferung nicht nur, sondern bekräftigt es auch, dass das römische Kastell Aliso seine Position in erreichbarer Nähe zum Varusschlachtfeld hatte. Wissenschaft und Heimatforschung mochten es bevorzugt am Ufer der Lippe mit Betonung auf "schiffbar" sehen, obwohl sich dafür keine konkreten antiken Überlieferungen finden lassen. So greifen wir in diesem Zusammenhang auch immer wieder nach dem verschollenen Lager "Arbalo" was sich allerdings an einem Zusammenfluss befand. Und auch diese Theorie geht davon aus, dass das Lager Aliso mit dem Lager nach der Schlacht bei Arbalo identisch ist. So weckt die Suche nach Aliso auch immer Assoziationen zu den nassen Plätzen möglichst in erhöhter Lage an der Lippe wie es teilweise Ringboke, Anreppen, Paderborn - Elsen, Schloss Neuhaus, Lippstadt oder Oberraden bieten können. Stätten die jedoch unter der Brille der Plausibilität und dem Studium der alten Schriften vom Verdacht frei zu sprechen sind Aliso zu sein. Die Natur hat den Menschen die Lage von schiffbaren Flüssen nicht nach ihren Wünschen zugewiesen und zwang sie vielerorts auf die Landwege auszuweichen.  Und unter Berücksichtigung aller Hinweise war Aliso kein Hafenkastell sondern ein rein militärischer Landstützpunkt, der auch die Nordsüdverbindung über den Kamm der Egge kontrollierte und daher gelten für Aliso unter militärischen Aspekten betrachtet auch völlig andere Grundvoraussetzungen. In Schwaney beherrschte das Imperium zwei bedeutsame germanische Verkehrswege, war an dieser Stelle dominant und konnte überaus effektiv in alle Richtungen agieren. Jeglicher Nachrichtenfluss und keine zivilen oder militärischen Bewegungen konnten der Lagerbesatzung entgehen und nötigenfalls auch von ihr unterbrochen werden. Eine hocheffiziente Schnittstelle wenn man in Gegenden operieren wollte, in denen die Menschen dem Imperium gegenüber nicht immer freundlich gesonnen waren. Der ideale Platz für eine strategische Stellschraube um Macht zu demonstrieren und Kontrolle auszuüben, aber auch ein Horchposten hinein in die innergermanischen Verhältnisse. Ein Eckpunkt römischer Machtausdehnung der zudem logistisch gut gewählt war, zumal eine wesentliche Voraussetzung erfüllt war, nämlich das elementare Erfordernis einer sicheren Wasserversorgung. Denn die Egge zählt zu den niederschlagsreichsten Bezirken Westfalens, wo der Jahresdurchschnitt bei etwa 1.000 mm liegt. Bäche, Quellen, Zuläufe, Quellsümpfe, Karstquellen, Moore alle Wasser führenden und speichernden Systeme rund um das Medium Wasser waren im Zusammenspiel von Bedeutung und ausschlaggebend für die Errichtung eines Höhenkastells das lange Bestand haben sollte. Denn Schwaney war dank der Hanglage und des Steigungsregens klimatisch immer schon begünstigt, seine Wasserstellen ganzjährig gesättigt und es wurde durch diverse kleinere Zulaufbäche das ganze Jahr über relativ zuverlässig mit Wasser versorgt. Durch Schwaney fließt der Ellerbach der etwa vier Kilometer südlich des Ortes in 317 Meter Höhe entspringt und bei Kirchborchen in die Altenau mündet. Wenn, ja wenn dies der karstige Untergrund nicht verhindert, denn das Wasser kann im Unterlauf zu Sommerzeiten völlig versickern und der Bach trocken fallen. Die Paderborner Hochfläche ist Muschelkalk bedingt ein unterirdisches Wasserreservoir. Es nimmt auf, speichert und sorgt für einen kontinuierlichen Wasseraustritt an den tiefer liegenden Quelltöpfen.  Der Ellerbach, der bei einer Länge von 28 Kilometer einen Einzugsbereich von etwa 91 Quadratkilometern aufweist gehört zu jenen Bächen, die man bis zur Mündung nur wasserführend sieht, wenn die Niederschlagsmengen so hoch sind, dass sie nicht vorzeitig versickern können. Dringt das Wasser in den Boden und  vermischt sich mit anderen Versickerungen, dann werden die unterirdischen Fließrichtungen erst wieder sichtbar, wenn sie als Quelle hervor treten. Somit besteht der Ellerbach genau genommen aus zwei Bächen. Dem oberirdischen der in die Altenau mündet und dem unterirdischen, der etwa 7 Kilometer nördlich zur Pader wird. Während sich heraus gestellt hat, dass das Beke Wasser von Buke aus bedingt durch den brüchigen Untergrund in Bad Lippspringe wieder zu Tage tritt, so speisen große Mengen des Ellerbaches  untergründig das Wasser für die umfangreichen Paderquellen. In Bad Lippspringe entspringt nach der gängigen Vorstellung zwar die Lippe, aber genau genommen tritt dort die Beke wieder ans Tageslicht. So könnten demnach Beke und Ellerbach um das Vorrecht ringen die "echte" Lippe zu sein. Schon die in früheren Zeiten bekannten besonderen hydraulischen Bedingungen der Wasser durchlässigen Paderborner Karstregion im Zusammenwirken mit dem Tieflandfluss Lippe könnten dazu geführt haben, dass man den Schwaneyer Ellerbach den Namen Elison gab. Der Ellerbach, der seinen Namen der Schwarzerle, der "Aliso negro" verdankt wie sie die Spanier nennen. Besagter Elison, der sich mit dem Wasser des Lupia vermischte bzw. zur Lippe wurde, da er einer ihrer Zuflüsse war. Ein Zusammenfluss von Elison und Lupia der sich aus römischer Sicht bereits in den Höhenlagen vollzog und vielleicht sogar Ortsausgangs Schwaney an der Stelle, wo sich Rotenbach und Ellerbach vermischen und nicht erst in der Tallage westlich von Paderborn. Diese beiden Bäche könnten als sie ineinander flossen nach damaliger Ansicht den Ursprung der Lippe dargestellt haben. Demnach wäre der im Untergrund versickernde Ellerbach der als Pader wieder zu Tage tritt für die frühen Hydrauliker die Lippe gewesen und somit war das Karstwasser, dass zu Tal strömte war für sie bereits die Lippe und nicht der Ellerbach und auch nicht die Pader. Aber die ortskundigen Brukterer beobachteten die Natur mit ihren Augen und sahen es damals anders und nach ihnen die Westfalen auch, denn für sie befand sich der Lippeursprung im heutigen Bad Lippspringe. Und so verhielt es sich auch mit der berühmten Bollerbornquelle die über die Beke der Lippe ihr Wasser zuführt. Sie war aus germanischer Sicht die Lippequelle und sie blieb es auch bis in unsere Tage. Aber es war nicht die Quelle mit deren hervor sprudelndem Wasser Karl der Große 772 auf wundersame Weise seine Franken erfrischen konnte. Denn diese Quelle befand sich in der Nähe der Irminsul und stand nicht bei Altenbeken. Cassius Dio überliefert uns, dass sich das Wasser des Elison mit dem der Lippe vermischt. Ein Vermischungsprozess tritt ein wenn sich Wasser vermischt also auch dann wenn zwei Fließgewässer ineinander münden. Der größere Fluss oder Bach behält in der Regel seinen Namen und der kleinere verliert ihn. Es kann aber nach dem Zusammenfluss von Fluss oder Bach auch ein neuer Gewässername entstehen. Beispielgebend ist die Donau die ihren Namen ab Donaueschingen trägt nachdem sie durch Brigach und Breg gebildet wurde. Und obwohl die Breg von beiden der größere Fluss war nannte man sie später nicht Breg, sondern gab ihr den Namen Donau basierend auf einer kleinen Quelle die im fürstlichen Park entspringt. Der Lippe könnte es in antiken Zeiten ähnlich ergangen sein und man nannte sie erst von dem Moment an Lippe wo sich Ellerbach und Rotenbach vermischten. Cassius Dio berichtete uns von einem römischen Lager, dass man an der Stelle errichtete wo aus dem Elison die Lippe wurde, der Elison also damit seinen Namen verlor. Sich etymologisch mit dem Namen Lippe bzw. ihren Ursprungsnamen Lippa etc. zu beschäftigen könnte dazu führen, dass sich dahinter auch eine Kante oder ein Rand definieren ließe, was die keltische Urbevölkerung auf ihr Quellgebiet am Eggerand bezogen haben könnte. Cassius dio tat es aber ohne uns in diesem Zusammenhang den Kastellnamen Aliso zu verraten. Bei Ptolemäus wird ein Aleison oder auch Eleison genannt, was aber wegen seiner Verortungsproblematik für die Alisoforschung nicht hilfreich ist. Wie erschloss man sich zu Römerzeiten das Land als es noch in einem für seine Verhältnisse unzivilisierten Zustand war. Man erkundete es auf ihre Bodenschätze und Baustoffe hin, wie diese erreichbar waren, wie man sich die Bewohner für ihre Interessen zunutze machen konnte und begann das Land geographisch zu erfassen, denn man wollte es provinzialisieren. Man wollte nach der Phase der Kriegsführung genauer wissen wo die Flüsse ihren Ursprung hatten und wie sich die Gebirge am Leichtesten überwinden ließen um die Regionen besser ausbeuten zu können. So erforschte man auch das Eggevorland östlich von Paderborn und erkannte, dass das Wasser der Pader mit dem des Ellerbaches identisch ist. Und man beobachtete auch schnell, dass die Pader der Lippe die meisten Wassermengen zuführt, weitaus stärker als diese selbst aus ihren Oberläufen mitführt. Die römischen Wasserbauer blickten damals noch auf eine unverbaute und ursprünglich strukturierte Landschaft und konnten auch auf das Wissen der bodenständigen Bevölkerung zurück greifen. So konnte für das Imperium vermutlich bereits zu Drususzeiten dieser ergiebige Zufluss auch nicht die Pader, sondern nur die Lippe sein. Den römischen Hydraulikern war die geologische Situation aus den Mittelmeerregionen wie etwa von der karstigen Landschaft Sloweniens um die römische Festung "ad Pirum" an der "Via Gemina" im Triester Hinterland bestens bekannt. Sie folgten ab Paderborn dem diffusen Wasserzufluss und stießen anhand ihrer Berechnungen letztlich auch auf der Hochfläche auf das was sie suchten und erwarteten nämlich das Ursprungsgewässer der Lippe, den Ellerbach in Verbindung mit dem Rotenbach. Wie aus antiken Quellen bekannt ist vergab man zu Römerzeiten Flüssen immer erst ab dem Ort einen Namen, wo er ein Gebirge oder eine Engstelle verlässt oder wo zwei Flüsse zusammen flossen, sodaß man einer Quelle auch nicht unbedingt seinen Ursprungsort zuwies. Denn dann könnte man sogar die Möglichkeit aufgreifen, dass man im Imperium die Kumbike für die Lippequelle hielt. Aber man gab dem Inn seinen Namen erst ab Rosenheim und der Rhein verdiente sich seinen Namen auch erst an der Stelle, an der er den Bodensee verließ. Für die römische Besatzungstruppe und deren Vermesser war zwar die Egge das zum Fluss gehörige Gebirge und auch die Region, wo die Lippequelle lag, aber den Namen gab man dem Fluss erst an der Stelle, wo sich zwei oder mehrere Bachzuläufe trafen. In Schwaney waren es der aus Buke zufließende Rotenbach und der aus dem Süden kommende Ellerbach. Auf dieser Theorie beruht die Annahme, das es sich bei der Beschreibung der Örtlichkeit nach der Schlacht bei Arbalo um Schwaney gehandelt haben könnte was dieses Lager mit Aliso identisch macht. Und natürlich verrät uns das heutige Schwaney nichts mehr von seinem einstigen Aussehen und erst recht nichts darüber, wie es sich römerzeitlich zeigte. Ob nun Aliso auf dem Limberg oder seinen Ausläufern stand, oder ob man dafür das Ortszentrum von Schwaney nutzte ist Spekulation aber die strategische Attraktivität der Landschaft dort mehr als nur ein römisches Marschlager zu errichten ist unübersehbar. Zur Vorgeschichte von Schwaney ist nicht viel bekannt und vor 970 können nur die Bodenfunde sprechen wie einige kleine Hufeisen die vermutlich römischen Ursprungs sind. Im Mittelalter begannen die Informationen konkreter zu werden. So mussten zu Beginn des 14. Jahrhunderts schon mehrere Siedlungen zusammen gefasst werden um die Basis für das besagte 1344 geschaffene städtische Gemeinwesen zu schaffen. Die größte Ansiedlung unter ihnen trug den Namen Ecwardeshusen und eine andere kleinere Siedlung oder ein Dorf soll sich Suanecghe genannt haben. Vielleicht entschied aber auch Bischof Balduin der Initiator welchen Namen die Stadt zu tragen hatte und kreierte selbst den Namen des Ortes, wenn man aus der ersten Silbe "Suan" sein Wappentier den Schwan ableiten möchte. Allerdings gab es auch zahlreiche Gewässer im Schwaneyer Talkessel, sodaß die an Wasser reichste Siedlung immer schon den Namen Suanecghe geführt haben könnte. Fakt ist, dass das Wort Swan seit althochdeutscher Zeit verwendet wird, es aber in keiner Sprache auch nicht im angelsächischen oder niederländischen mit "u" statt mit "w" geschrieben wird. Das Wort mit "u" zu schreiben ist unüblich, könnte aber der Lautsprache entstammen und damit auf ältere Wurzeln zurück gehen, denn bevor man den Buchstaben "W" nutzte war dafür "das "UU", das "double-u" in Gebrauch. Demnach könnte der Schwan auch unabhängig von Bischof Balduin zum Namensgeber geworden sein.  Etymologische Deutungsversuche rücken es auch in die Nähe einer wasserreichen Landschaft, was durch den südlich an Schwaney angrenzenden Parzellennamen "Unter dem Saule" Bestätigung findet. Es kommt zwar dem Grundgedanken nahe, wobei sich aber die heran gezogenen Vergleichsworte sjute, sutte, sut, saut oder Suhle sehr von der Silbe Suan entfernen und den Schwan wieder überzeugender erscheinen lassen. Überliefert ist jedenfalls, dass in Schwaney bis 1380 ein bischöfliches Wasserschloss stand, was bekanntlich nicht ohne Wasser aus kommt und auch Schwäne anlockt und seit dieser Zeit sind für Schwaney zudem an mehreren Stellen Fischteiche überliefert. An Wasser bestand bekanntlich in Schwaney zu keiner Zeit Mangel wozu auch die Quelle der Kumbike am Marktplatz mitten in Schwaney beiträgt, die ganzjährig sauberes Trinkwasser mit einer Temperatur von sieben Grad ausstößt. Den Ellerbach nannten die Einheimischen immer schon wegen der von Natur aus vorhandenen zahlreichen Erlen an seinen Ufern den Erlenbach auch nachdem er Schwaney verlassen hatte und für sie blieb auch der Name für den Erlen - oder Ellerbach wie die Erle im altdeutschen Sprachgebrauch genannt wird bestehen. Die nun folgende Alisoanalyse bedarf einer etwas längeren Vorbetrachtung. Denn da war da noch das Winterlager des Feldherrn Tiberius, dass dieser zum Jahreswechsel 4/5 + für seine Immensum Bellum Armee errichtete und über das uns eine zielführende Lagebeschreibung vorliegt. Allerdings stärkt das archäologische Ergebnis den Verdacht er habe seine Immensum Bellum Legionen woanders unter gebracht, da man in Anreppen keine Hinweise auf Mannschaftsunterkünfte fand. Dies legt die Vermutung nahe, er habe sie möglicherweise auf mehrere Lager verteilt. Den Feldzug soll er im Jahre 4 + spät begonnen und erst im Dezember abgeschlossen haben, was ihn zwang in Germanien überwintern zu müssen. Möglicherweise geschah dies schon mit dem Hintergedanken im Feldzugjahr 5 + aus besserer Position heraus, den Sprung zur Elbe anzugehen. Was aber nachdenklich macht und sein Feldherrntalent offenbaren könnte bezieht sich auf seine Kriegslogistik. Die Luftlinie von Anreppen in ein rheinnahes Winterlager vorzugsweise Xanten aufgrund der Flussverbindung beträgt etwa 150 Kilometer. Eine beachtliche Distanz die Tiberius unter Hin - und Rückzugbedingungen seinen Männern ersparte, wenn er sie im Jahre 5 + wieder an die Elbe marschieren lassen wollte. Aber man kann ihm auch unterstellen, dass er dies mit seinem verspätet angegangenen Feldzug sogar bezweckt haben könnte und er dabei auch schon an einen möglichen Marbodfeldzug dachte. Siehe Kapitel "Wo standen die Wachtürme von Aliso". Als Velleius Paterculus Zeit fand sich am Schreibtisch niederzulassen um seine Erfahrungen und Erinnerungen aus den Kriegsjahren des Immensum Bellum und der Zeit nach der Varusschlacht zusammen zu fassen, da erging es ihm nicht anders als Tacitus der einen Namen für den Ort der Varusschlacht suchte und es dann am "Teutoburgiensi saltu" fest machte. Auch Velleius Paterculus musste einer Region besser gesagt dem Standort des tiberianischen Winterlagers einen Namen geben um es zu kennzeichnen und für die interessierte Nachwelt zu fixieren. Obwohl die Germanen wussten wo es sich befand, haben sie uns nichts etymologisch verwertbares  hinterlassen. Natürlich konnten sie nicht schreiben aber vielleicht waren sie auch von der schnellen Vergänglichkeit der römischen Anwesenheit in ihrem Lande überzeugt. Und leider verlor auch Cassius Dio über das Winterlager kein Wort. So griff auch Paterculus zum Mittel der Umschreibung um zumindest einen Anhaltspunkt zu hinterlassen. Denn wie wollte er auch in einem unbekannten Land das passende lateinische Worte für eine Örtlichkeit finden um das sprachliche Vakuum zu füllen. Auf den ersten Blick schien er sich zweideutig ausgedrückt zu haben als er schrieb, dass man es "mediis finibus" errichtete. Denn "mediis" besagt in der Mitte bzw. in einer Mittellage während "finibus" auf einen Grenzcharakter hinweist, also eine Randlage beschreibt. Möchte man es im Sinne dieser Theorie auslegen so könnte man dahinter die Worte von Tacitus heraus hören, als dieser mit seinem Hinweis auf die "äußersten Brukterern" ebenfalls eine Grenzlage innerhalb, also "mediis" Germaniens andeutet. Betrachtet man in diesem Zusammenhang die antiken Überlieferungen der historischen Protagonisten wie Tacitus, Paterculus oder Cassius Dio und bezogen auf die Varusschlacht auch Florus, wenn sie uns Hinweise zu diesem nebulösen Kastell hinter ließen so fällt auf, dass die forschende Nachwelt sich offensichtlich mehr Mühe damit gab, dass Trennende und voneinander Abweichende heraus zu arbeiten, als sich mit dem Verbindenden und Übereinstimmenden zu beschäftigen. Man kann es fasst schon leidenschaftlich nennen wie man sich auf das nicht Kompatible stürzte und sich dabei der Blick auf die Gemeinsamkeiten eintrübte. So entstand daraus möglicherweise auch eine überzogene Verwissenschaftlichung und dankbare Spielwiese für eine berufene Elite im wieder erwachenden nachnapoleonischen Deutschland die nicht nur auf die Pharaonen oder auf Troja fixiert sein wollte, sondern denen die alten Germanien näher standen, vielleicht um einer mühsam errungenen Qualifikation in Sachen Latein neuen Sinn zu geben. Ob nun Paterculus selbst dabei war als sein Feldherrn Tiberius vor dem Jahreswechsel 4/5 + das viel zitierte Winterlager in Ostwestfalen errichten ließ, ist nicht bekannt aber man kann es annehmen so eng wie sein Verhältnis zu ihm war. Vermutlich im Herbst 5 + nach den Kämpfen im Zuge des Immensum Bellum, wobei nicht klar ist in welchem Umfange es sie gab, verließ zumindest Tiberius Ostwestfalen. Denn er hatte in Carnuntum den Frühjahrsfeldzug im nächsten Jahr gegen Marbod vorzubereiten. Das Tiberius dafür auch auf Teile seiner Germanien Armee, die zuvor den Immensum Bellum bestritt angewiesen war lässt sich rechnerisch nachvollziehen. Ein Truppenentzug, der für Varus später zur Bürde wurde und mit zur Niederlage beitrug. Um diese Truppen rechtzeitig in den Marbod Feldzug integrieren zu können, dürfte man ihnen im zeitigen Frühjahr 6 + den Befehl gegeben haben ihre Winterlager zu verlassen. So testete Tiberius erstmals erfolgreich eine Überwinterung in Germanien zum Jahreswechsel 4/5 + um von dort aus flexibler seinen Elbevorstoß im Jahre 5 + angehen zu können. Dieser Theorie folgend bestand demnach die Wahrscheinlichkeit, dass Tiberius seine Männer auch im Winter 5 + in Ostwestfalen beließ um sie ohne den Umweg zum Rhein direkt an den Kriegsschauplatz in Böhmen heran führen zu können. Denkbar ist aber auch, dass es für das von Tiberius statuierte Überwinterungsexempel mehrere Gründe gab. So darf man dem umsichtigen Tiberius zutrauen, dass seine Strategie davon getragen war langfristig einen militärischen Fuß in Germanien zu behalten, was allerdings von den Ereignissen überrollt wurde. Varus ging andere Wege die sich aber bekanntermaßen letztlich nicht bewährten. Während Gaius Sentius Saturninus die Mainzer Legionen gegen Marbod führte, so ist es zwar eine kühne aber dennoch denkbare Möglichkeit, dass die "Lippe Armee" von Paterculus angeführt wurde, der dann über eine Route längst des Südharzes nach Südosten vorstieß. Unter Zugrundelegung der Annahme die in Wilkenburg rastenden drei Legionen umfassten die gesamte Immensum Bellum Armee und in Hachlbich übernachtete eine Legion, dann darf man spekulieren wo Tiberius in Germanien die verbliebenen zwei Legionen stationierte. Er könnte sie auch in Ostwestfalen kaserniert haben, wo sie auf die Ankunft des zukünftigen Gouverneurs Varus warteten. Nach dem Abbruch des Markomannen Feldzuges treffen wir dann zwischen 6 + und 9 + sowohl den Feldherrn Tiberius als auch seinen Stabsoffizier und Reiterpräfekten Paterculus in Illyrien an, wo sie mit der Niederschlagung des pannonischen Aufstandes einen neuen Kampfauftrag zu erfüllen hatten. Erst nachdem sich in Pannonien wieder der Schlachtenlärm verzog, ist in den Jahren von 9 + bis 11 + auch wieder die Anwesenheit sowohl von Tiberius als auch die von Paterculus in Germanien belegt und mit Sicherheit auch dringend nötig gewesen. So musste Tiberius sein Engagement in Germanien zunächst für den Zug gegen Marbod unterbrechen der dann zwangsläufig in den Pannonienaufstand überging um dann nach der Varuskatastrophe so schnell wie möglich wieder an die Germanenfront zurück zu eilen. Paterculus plante eine größere schriftliche Veröffentlichung zu der es aber nicht kam, so dass wir nur über wenige Bruchstücke seiner Überlieferungen verfügen. Wann er seine Zeilen niederschrieb ist nicht bekannt. Da er bis 11 + in Germanien weilte und 30 + verstarb, könnte er es innerhalb dieser 19 Jahre umgesetzt und wie man leider weiß nur halb vollendet haben, denn während seiner Kriegszüge wird es ihm schwerlich gelungen sein. Neben Tiberius kannte er Germanien und Pannonien wie kaum ein anderer aus eigener Anschauung und in seine Berichte floss sein ganzer Wissenstand jener Zeit ein. Über Paterculus wissen wir, dass er nach seinem Aufenthalt am Euphrat etwa acht Jahre unter Tiberius in Germanien und Pannonien diente und ihn auch von 9 + bis 11 +  in Germanien begleitete. Aber über einen Mann wie ihn lässt es sich gut biographieren, da man fasst nichts von ihm weiß. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass Paterculus zurück gerechnet ab dem Jahr 3 + an der Seite von Tiberius geritten sein könnte. Eine lange Zeit die zusammen schweißt. Infolgedessen sollte Paterculus auch gewusst haben, wo Tiberius seine Armeen nach dem Immensum Bellum überwintern ließ. Und mit wenigen Worten hat uns Paterculus auch die Position hinterlassen. Denn er schrieb "mediis finibus" - "ad caput Juliae fluminis". Und mit "mediis finibus" brachte er es trefflich zum Ausdruck, dass sich das Lager zwar in Grenzlage = finibus jedoch trotzdem mitten = mediis in Germanien befand. Während er sich damit der Überlieferung von Tacitus stark annäherte, so unterscheidet sie sich doch von den Worten die Cassius Dio verwendete, der uns nach der Arbaloschlacht die Zeilen hinterließ, dass man ein römisches Stirnlager am Zusammenfluss von Lupia und Elison errichtete. So könnte man fälschlicherweise annehmen, es habe sich um zwei unterschiedliche Römerlager gehandelt. Da man damit die Beschreibung "mediis finibus" hinreichend als einen Grenzstandort inmitten Germaniens entlarvt hätte, bedarf der zweite Teil seiner Hinterlassenschaft "ad caput" der näheren Betrachtung. Der vermutlich schon seit vorrömischer Zeit existente Flussname Lupias war im Imperium seit dem Jahre 11 - ein fester Begriff und er sollte auch Paterculus bekannt gewesen sein, aber er erwähnte ihn nicht. Paterculus musste sich auch mit der Namensnennung nicht lange aufhalten, denn es genügte sein oberflächlicher Hinweis auf jene Örtlichkeit von wo an man im Imperium diesen wichtigen Fluss Lupias zu nennen pflegte und so reichten die Worte "ad caput" völlig aus und er nennt den Lupias nur allgemein gehalten unter der Sammelbezeichnung "fluminis". Paterculus wollte es aber doch nicht bei dem einen Hinweis auf den Quellbereich oder Oberlauf dieses "fluminis" belassen. Ihm war es wichtig auch noch eine Beschreibung zu hinterlassen, wo genau sich dieses oder dieser "ad caput" also der Kopf befand, an dem Tiberius auch ein Winterlager erbauen ließ, so überwinterte man wie sich schlussfolgern lässt nicht allein in Anreppen. Denn die römische Anlegestelle samt kastellartiger Depotausstattung Anreppen lag unmittelbar am Lippelauf wo sich kein Kopf, kein Zusammenfluss und keine Lippequelle finden lässt. Und dort lässt sich weit und breit auch kein "Elison" Zulauf in den "Lupias" ausfindig machen, wie es Cassius Dio für das Lager aus dem Jahre 11 -  hinterließ. Aber bei beiden Lagern, sowohl dem Lager nach der Arbaloschlacht 11 -, als auch beim stabilen Winterlager des Tiberius 4/5 +, dass Caedicius im Jahre 9 + auch nur wegen seiner guten Verteidigungsfähigkeit so lange halten konnte, kann es sich gut um Aliso gehandelt haben. So halfen uns Tacitus, Paterculus als auch Cassius Dio bei der Suche in dem sie uns alle plausible Informationen zu Aliso hinterließen. War es bei Tacitus der Hinweis darauf, dass sich das Lager bei den "äußersten Brukterer" befand und die Knochen noch unbestattet unweit im "saltu" lagen, so war es bei Cassius Dio die Zusammenflussbeschreibung und bei Paterculus die bzw. der "Juliae", die uns in der Kombination den Weg zur Position von Aliso aufzeigen. Auch wenn man es sich schon vor hinderten von Jahren um es sich erklärlicher zu machen annahm, es läge ein alter verderbter Schreibfehler vor, in dem es sich nicht um "Juliae" sondern "Lupiae" hätte handeln müssen, so muss man diesem Gedanken nicht unbedingt auch noch 400 Jahre später folgen, ohne ihn infrage stellen zu dürfen. Denn "Juliae" war in antiker Zeit ein herausragender Begriff da er dem berühmten Julius Gaius Cäsar entstammt. Cäsar war Namensgeber für die Julischen Alpen und Aliso hatte mit "Juliae" eine Gemeinsamkeit. Denn was sie verband war die augenfällige Topographie zweier vergleichbarer Karstlandschaften. Außerdem geht auf Cäsar auch der Name Friaul zurück dessen Hauptort ursprünglich "Forum Julii" hieß. Und sowohl durch Aliso als auch durch die Julischen Alpen zogen bzw. ziehen sich zwei für das Imperium bedeutsame Militärstraßen. Aliso befand sich auf dem Gipfel einer Passhöhe und lag an einer römischen Via, die die man im Erfolgsfall nach der Legion benannt hätte, die den meisten Anteil an ihrem Ausbau gehabt hatte. Heute ist es der Hellweg vom Rhein an die Weser und einen römischen Namen hat ihr die Geschichte versagt. Aber in den zum römischen Kernland gehörenden Julischen Alpen an der Grenze zu Slowenien ging die römische Erfolgsgeschichte weiter, denn dort begann man schon unter Julius Cäsar nicht nur eine Straße zu bauen, sondern gab ihr auch einen Namen. Denn man benannte sie nach der Legion die wohl die Hauptbaulast daran gehabt haben dürfte, nämlich "Via Gemina". Diese Landverbindung durch die Julischen Alpen zu nutzen war mühsam und anstrengend. Strabo berichtet über sie, dass man auf ihr Frachtgüter von Aquileia am Mittelmeer mit Lastfahrzeugen durch dieses Karstgebirge schaffen musste, bevor man die Flüsse Laibach und Save erreichte auf denen das Material per Schiff weiter nach Osten transportiert werden konnte. Die Passhöhe der "Via Gemina" lag im Zentrum der römischen Kastellkette der "Claustra Alpium Juliarum" dem Balkan Limes, die man am Nordrand dieser Karstlandschaft und im Südosten der Julischen Alpen im Birnbaumer Wald erreicht hat. Der nach diesem Wald benannte Birnbaumer Pass ist bis in die heutige Zeit einer der wichtigsten Gebirgspässe in den östlichen Alpenraum. Diese Paßstraße musste stellenweise in den Fels gehauen werden und wurde im Laufe der Zeit mit ausgefahrenen Gleisrillen und auch Treppenstufen für die Tragtierkolonnen versehen. In der Tabula Peutingeriana aus dem 4. Jhdt. Sektion 3 wird diese Militärstraße als "inalpe Iulia" bezeichnet. "Alpe" steht begrifflich auch für eine Paßstation, ist aber auch als Etappenstation überliefert. An dieser Stelle bekam diese Paß- oder Etappenstation wie sie ein Pilger 333 n. Chr. bezeichnete noch den Beinamen "ad Pirum", eine lateinische Bezeichnung für "Zum Birnbaum"  Historisch bedeutsam ist die Feststellung, dass die ersten Wallanlagen und Wachtürme auf dieser Passhöhe der Julischen Alpen auf das Jahr 6 + zurück gehen, als sich das Imperium unter Kaiser Augustus auf eine Kriegsgefahr aus Pannonien vorbereiten musste. Es war um die Zeit, als Tiberius Maßnahmen ergriff Marbod zu besiegen, könnte aber auch schon in die Zeit gefallen sein, als Tiberius sein Marbod Abenteuer abrupt beenden musste, da er in Pannonien dringender gebraucht wurde. Archäologisch ließ sich nachweisen, dass "ad Pirum" für das römische Reich eine Schlüsselstellung innehatte wo Mauern mit einer Höhe von 8 Metern und einer Dicke von 2 Metern sowie Mauertürme von 10 Metern Höhe nachgewiesen werden konnten. Das Buch "Die Ehre Dess Hertzogthums Crain" von Johann Weikhard von Valvasor aus dem Jahre 1689 geht auf diese Militärstraße ein. Die Passhöhe wird darin  als "Alpes Juliae" bezeichnet die im heutigen italienisch "Alpi Giulie" lautet. Zweifellos wird nun die Identität zwischen den zwei Passhöhen besser erkennbar denn was in der Egge die Schwaneyer Höhe mit seinem Römerlager Aliso war, war in den Julischen Alpen, die römische Festung "ad Pirun". Zwei stark ausgebaute Kastelle die sich der Gefahr feindlicher Truppeneinfälle entgegen zu stellen hatten. Der von Paterculus beschriebene tiberianische Winterlagerkomplex Aliso entsprach demnach dem Lager "vor der Stirn der Feinde" wie es Cassius Dio ausdrückte bzw. befand es sich bei den "äußersten Brukterern" wie Tacitus es nannte. Und Aliso befand sich wie auch "ad Pirum" auf einer Passhöhe. Und in Schwaney genau da, ab wo man von der zuvor ansteigenden Paderborner Hochfläche ins Nethegau und zur Weser absteigen musste und bildete damit eine Passhöhe.  Denn auch in Westfalen musste man um sich die Flusswege zu nutzen zu machen eine Wasserscheide überwinden. Und was in Ostwestfalen die Distanz von der Lippe über die Nethe zur Weser war, war an der Pannonischen Grenze die Landverbindung von Aquileia am Mittelmeer zu den Flüssen Save und Laibach. Und was den  technischen Ausbau der "Via Gemina" anbelangt, so konnten Gleisstraßen auch am Eggeabstieg östlich von Schwaney festgestellt werden. Aber "ad Pirum" war keine beliebige Paßstation. Es befand sich etwa 330 Kilometer Luftlinie vom römischen Militärlager Carnuntum an der Donau entfernt und beherrschte damit die Hauptverbindungsstraße von Pannonien zur Hauptstadt Rom. Jeder römische Legionär oder Feldherr, der zum Miliärtäreinsatz an die Donaufront befehligt wurde kannte die Birnbaumer Höhe in den julischen Alpen die "inalpe Julia" nicht nur, er musste sie auch passieren. Eine tückische Strecke, die die Völker auf ihren Wanderungen nutzten und so manchem Reisenden den Tod brachte. Wir wissen nicht genau wann Tiberius als er im Herbst 9 + vom Ausgang der Varusschlacht erfuhr nach Germanien aufbrach aber wir wissen, dass Velleius Paterculus ihn auch dabei wie ein Schatten begleitet hat. Durch die jahrelange Nähe die Paterculus zu Tiberius hatte dürften ihm auch die Machtverhältnisse in Rom nicht verborgen geblieben sein was die Frage aufwirft wann Paterculus seine Historia Romana niederschrieb und vor allem welchen aktuellen Bezug sie in dem Moment besaß. Schrieb er sie 14 + als Tiberius Julius Cäsar Augustus die Regierungsgeschäfte übernahm, dann war bei ihm Inbrunst im Spiel, denn er musste sich daran gewöhnen, dass sein ehemaliger Kriegskamerad nun Kaiser von Rom war und er es war, der das Geschlecht der Julier anführte. Für Paterculus der die Lage des Winterlagers mit "ad caput Juliae fluminis" bezeichnete hatte der Name "Juliae" daher eine besondere Bedeutung und besaß einen würdigen Klang. In Schwaney befand sich der höchste Punkt, also der Kopf der Caput wo die Wasserscheide über die Fluß- und Fließrichtungen der dortigen Fließgewässer entschied. Auch die Fließrichtung des bei ihm ungenannt gebliebenen Flusses, des Fluminis im Singular Genitiv nahm hier ihren Anfang. So war es nicht nur die Station in der Höhenlage am westfälischen Egge Ostrand der er auch deswegen den schmeichelhaften Namen Julierpass gab, weil er ihn mit "ad Pirum" verglich, sondern es war auch ein Fingerzeig in die Richtung des römischen Herrscherhauses in der Gestalt, als dass er damit dem strategischen Knotenpunkt einen angemessenen Beinamen geben wollte. Denn dieses Höhenkastell Aliso, wurde zum Schicksalslager für die römische Armee, hier entging Drusus der Bruder von Tiberius nur mit Glück einer Niederlage, hier baute der 9 - verstorbene Drusus sein Abwehrkastell gegen die Cherusker und hier in der Nähe darf man auch das Ehrenmal für ihn vermuten.
Da die Forschung allerdings nach wie vor im faktenlosen Raum stochern muss, in dem sich die Berufshistoriker naturgemäß nicht so wohl fühlen, liegt der Ball schnell wieder im Spielfeld der Heimatforscher. Aber auch da verlaufen die Grenzen amorph zwischen "weichen Fakten und harten Theorien". Auch dem längst verstorbenen Heimatforscher Heinz Küting aus Schwaney blieb zu seinen Lebzeiten schon die Konzentration römischer Macht um Schwaney nicht verborgen. Drusus, Varus oder Germanicus waren für ihn fixe Größen die ihm für seine Theorien Pate standen und er erkannte die Schnittmengen der unverrückbaren Topographie Ostwestfalens als auch die Überlieferungen der antiken Historiker. Kütings Annahmen basierten auf der Bedeutung die der Hellweg schon zu Römerzeiten hatte und ein römisches Kastell konnte er sich in seiner Fortsetzung nach Osten gut vorstellen. Den 334 Meter hohen Limberg hatte auch er schon im Auge und stellte fest, dass man ihn militärisch genutzt haben könnte. Er bildet einen Höhenrücken von etwa 1.000 Meter breite und 3.000 Meter Länge und zeigt sich am westlichen Ende als ein kegelförmig ansteigendes Gelände bis auf Plateauebene. Nicht nur der Hochflächenbereich dieser Kuppe auch weite Teile des Höhenrückens könnten je nach Anpassung an die vorhandene natürliche Terrassierung einer stattlichen Befestigungsanlage Platz geboten haben. Eine nutzbare umbaubare Fläche von etwa 13 Hektar wäre auf ihm denkbar und im Falle einer Nutzung des gesamten Bergrückens wäre eine Gesamtgröße von etwa 28 Hektar erreichbar. An seiner Westseite befindet sich der mächtige Steinbruch "In der Salenkruken" der sich in den Berg gefressen hat. Seine oberflächliche Beschaffenheit lässt auf den ersten Blick keine Hinweise auf ein ehemaliges römisches Palisadenforts erkennen. Die natürliche Abschüssigkeit nach Süden und Osten bot allerdings einen geeigneten Sockel und begünstigte es ihn wehrhaft umzugestalten. Heinz Küting war aber nicht untätig wie seine Beschreibungen im Buch "1000 Jahre Schwaney" deutlich machen und wollte seinem Verdacht auch Substanz verleihen. So recherchierte er so weit es ihm möglich war um Beweise für seine Theorie eines darauf befindlichen römischen Lagers zu finden. Reste von Gräben und Wällen die sich eventuell noch durch leichte Deformationen im Gelände abzeichnen sind oftmals das einzige, was man nach 2000 Jahren Wind, Wetter und Landwirtschaft noch erwarten kann, aber heute nicht mehr erkennbar ist. In den vergangenen Jahrhunderten als Nutzungsintensität und Zivilisationsdruck noch nicht so stark war sah auch der Limberg noch anders aus. So berichtet Heinz Küting, dass den Raum Schwaney und Buke schon vor ihm ein Herr J. Schneider um 1880 diesbezüglich kritisch unter die Lupe genommen hatte. So soll besagter Herr Schneider rechts des Weges von Schwaney nach Buke auf die Reste alter Gräben und Wälle gestoßen sein. Eine zwar bemerkenswerte Information die aber auch viele andere Schlussfolgerungen zulässt. Alte Gräben und Wälle konnten von ihm des weiteren zwischen den beiden Orten auf einer Parzelle mit Namen "Auf den sauern Kämpen" festgestellt werden. Dabei handelt es sich um einen anmoorigen Standort östlich des Limberg Rückens. Es soll sich dabei um ein umfangreiches Schutzsystem gehandelt haben, dass sich auch noch über den Parzellenbereich "sauern Kämpen" hinaus in die angrenzenden Wiesen und Weiden erstreckte. Aufgezählt wurden von ihm die Flurbezeichnungen "Auf dem Wittfeutken", ,,Im alten Dieke" bis zur "Wulwerkuhle". Der Überlieferung eines alten Landwirts nach, soll sich auf der Gelände "Auf dem Wittfeutken" noch vor dem Jahr 1888 eine in sich geschlossene Fläche in Rechteckform befunden haben, die von einem Graben umgeben war. Auf dem damals noch sichtbar vorhandenen äußeren Wall befanden sich noch in großen Abständen insgesamt 12 stattliche Markierungsbuchen. Das Maß von der Grabensohle bis zum Wallrücken soll in der Zeit immer noch imposante etwa zwei Meter betragen haben. Die besagte Fläche der "sauern Kämpen" umfasst etwa 5 Hektar. Zeitzeugen bestätigten, dass bis etwa 1910 die noch vorhandenen Grabenreste von den ortsansässigen Landwirten eingeebnet worden sein sollen. Ein damals teilnehmender Schuljunge berichtete darüber, dass die Differenz von Graben bis Wallhöhe etwa einen Meter betragen haben soll. Die Wallbreite soll damals sogar noch gut drei stark Meter betragen haben. Ein sehr tiefes Grabenstück verlief auch noch quer durch das Privatgrundstück "Alten Dieke", dessen Besitzer Heinz Küting war und das um 1900 eingeebnet wurde und hatte einen Anschluss an das Grabenviereck auf dem angrenzenden "Wittfeutken". An der Wittfeutker Hanglage existierten damals auch noch zwei aktive Quellaustritte die später verschüttet wurden. Eine besondere historische Aufmerksamkeit sollte dem Bauern Anton Stiewe genannt Fröleken zukommen. Denn er schnitt 1928 bei Ausschachtungsarbeiten für die Anlage eines Wasserbassins am Limberg eine Stufung an. Dabei stieß er im Boden auf mehrere verrottete Stümpfe von Eichenpfählen, die einen Durchmesser von etwa 20 - 30 cm gehabt haben sollen. Heinz Küting konnte sich vorstellen, dass es sich dabei um die Reste von Palisadenzäunen gehandelt haben könnte. In der Summe betrachtet rechtfertigen diese Hinweise eine genaue archäologische Untersuchung. Denn ein Wiederfund der Holzbalken wäre aufgrund der dendrochronologischen Forschungsmöglichkeiten mit Sicherheit von großem Interesse. Hier böte sich also noch ein äußerst reichhaltiges Betätigungsfeld für die moderne Lager und Schlachtfeldforschung mit dem sich auch der Beweis für ein römisches Kastell Aliso erbringen lassen könnte. So zieht sich historische Schlinge um die Stätten wo einst Varus starb und die hinreichend bekannte Nähe zum Kastell Aliso immer mehr zusammen, denn die Schlacht verlief unweit davon. Im Verlauf der Recherchen werden noch weitere andere Gesichtspunkte hervor treten die ebenfalls zu gewichten sind und die alten Ereignisse immer klarer erscheinen lassen. (03.08.2021)

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