Mittwoch, 1. Februar 2023
Im Jahre 9 begann die Geschichte der Irminsul - aber sie ist noch nicht zu Ende geschrieben.
Wären sich Varusschlacht und Irminsul bei Borlinghausen räumlich nicht so nahe gekommen hätte es das Kapitel Irminsul im Zusammenhang mit der Varusschlacht nicht gegeben, da sich dafür keine Notwendigkeit eingestellt hätte. Die Irminsul hätte dann unangefochten ihren Platz in der frühen Mediävistik behalten, wäre nicht mit der Antike in Berührung gekommen und in ihr hätten nur jene Wunschdenker einen Bezug zu Arminius gesehen, die es immer schon gerne miteinander verbinden wollten, obwohl sich dafür bislang nie eine überzeugende Verbindungslinie auftat. Diese hat sich nun im Zuge der Aufarbeitung eingestellt und so bedarf es auch einer Gesamtbetrachtung auf die Zeiten. Und da beide Ereignisse so weit auseinander liegen sich aber unerwartet so nahe kamen, dass sie sich miteinander verknüpfen lassen kann auch ein logischer Aufbau hergestellt werden und die Frage aufgeworfen werden, was der Zeitgeist aus der Irmensul machte. Möchte man sich am Wesen des Vordringens der germanischen Sachsen in die von Falen besiedelten Regionen südlich der Porta Westfalica orientieren, dann liefen auch die Südbewegungen der ersten germanischen Einwanderungswellen der so genannten Jastorf und Nienburg Kulturen etwa ab dem 5. vorchristlichen vergleichbar, weitgehend unblutig und einvernehmlich ab. Großschlachten um Landgewinne zu erzielen oder Siedlungsgebiete zu erobern sind in beiden Fällen nicht nachweisbar und die nach Stämmen und Sippen zu unterteilenden Einwanderungsbewegungen einzelner Gruppen aus dem Kreis der Nordseegermanen vollzogen sich eher schleichend, sie sickerten ein und man vermischte sich. Ein über die Jahrhunderte währender Prozess lässt keine einheitliche oder abgestimmte Methodik erkennen, so dass sich keine Fronten bildeten im Zuge derer es zu massiven Auseinandersetzungen mit den keltischen Gruppen südlich der Mittelgebirge bzw. später den Falen gekommen wäre. Zweifellos eine Theorie, sie kann aber deutlich machen wie das römische Vorgehen die germanische Bevölkerung in ihren Grundfesten erschüttert hat, denn mit dieser Form von Brachialgewalt war man bisher nicht vertraut oder konfrontiert worden. Die germanische Welt geriet in die Defensive war begleitet von heftigen Umbrüchen innerhalb der damaligen Gesellschaftsstruktur und intellektuell überfordert. Germanien wurde urplötzlich wie aus dem Nichts in nur wenigen Jahren von der aus dem Südwesten anrückenden römischen Kriegsmaschinerie überrollt. Sie brach über sie herein, drang quasi über Nacht in ihren Lebensraum ein und löste fundamentale Verwerfungen in ihrem kulturellen Selbstverständnis aus. Bis auf den allgemein herrschenden Hader der sich auch in ihren Reihen vollzog lebte man mit den ihnen nahe stehenden keltischen Völkern zusammen und es dürfte vom Grundsatz her bis dato kein Erfordernis bestanden haben größere Kontingente für Abwehrmaßnahmen oder Angriffe sammeln zu müssen. Aber nun war eine neue Ära angebrochen und man sah sich genötigt die über größere Siedlungsräume verteilten Stämme zu gemeinsamen Handeln zu bewegen, auf diplomatischem Weg zusammen zu führen und gemeinsame Strategien zu entwickeln um sich kräftemäßig auf die neue Lage einzustellen. Auf bislang fremde Stämme zugehen zu müssen und Überzeugungsarbeit zu leisten dürfte nicht zu den germanischen Stärken gezählt haben war aber jetzt unvermeidbar und das Schmieden stammesübergreifender Allianzen was zuvor nie nötig schien nahm schicksalhafte Züge und wurde nun zum Gebot der Stunde. Das man sich erhoffte Rom würde den Rhein als alte Völkergrenze respektieren erwies sich schnell als Trugschluss. Und ob es sich bei den Einfällen rechtsrheinischer Germanen in die bereits von Rom eroberten Regionen links des Rhein lediglich um Raubzüge handelte wie man es den germanischen Raubeuteln gerne unterstellt oder ob es einen ersten Vorgeschmack auf die sich ändernden Verhältnisse lieferte, man Abwehrposition einnahm und entsprechend reagierte sei dahin gestellt. Denn darin, dass sich gleich drei Stämme nämlich Sugambrer, Tenkterer und Usipeter zusammen fanden könnte auch ein Beleg für eine erste umfangreich angelegte germanische Bündnispolitik gewesen sein. Ein aus bitterer Erfahrung gewachsener Umdenkungsprozess hatte die rheinnahen Stämme bereits erfasste als man sich an der Weser noch sicher wähnte. Aber die dortige germanische Stammeskultur war gewarnt, heraus gefordert und gezwungen sich neu zu orientieren um sich den neuen Gefahren entgegen stellen zu können. Im Umgang mit einer überlegenen Zivilisation war man zunächst unerfahren und die Irritation des Ungewohnten überwog zumal man den vom Feind perfide geführten Verhandlungstaktiken nicht gewachsen war. Der unvermeidliche Anpassungs- und Lernprozess war in Bewegung gekommen, verlief zwar schleppend, anfänglich wohl auch orientierungslos und brauchte seine Zeit aber er kam in Gang. Aber man erkannte neben den Stärken auch die Schwächen der neuen Zivilisation und feilte an ersten Strategien. Stammesfürsten die bereits offen oder insgeheim mit den Eroberern sympathisierten da sie sich vom Neuen einiges versprachen und daran teilhaben wollten, führten den anders gesinnten Germanen ihre eigene Macht und Ohnmacht vor Augen und ließen Uneinigkeit erkennen. Vieles dürfte in der frühen Phase auf unterschiedliche Weise vereitelt worden sein und verhinderte ein koordiniertes Vorgehen und Aufbäumen das Drusus nutzte um nahezu ungehindert bis zur Elbe durchmarschieren zu können. Und die Kämpfe von Arbalo zeigten allen deutlich, dass hinsichtlich einer wirkungsvollen Abwehrstrategie noch Nachholbedarf bestand. Diese Darstellung soll verdeutlichen welcher komplexen Lage man sich in Ostwestfalen gegen über sah und wie überfordert damals die klein bäuerliche geprägte germanische Stammeskultur gewesen sein musste als man sich mit einem gigantischen Machtapparat messen musste und erkannte, dass die römischen Machthaber sich unverhohlen anschickten durch ihre Stammesgebiete einen Korridor nach Osten zur Elbe zu schlagen. Sich vor diesem Hintergrund eine Vorstellung vom Vorabend der Varusschlacht zu machen und was es bedeutete sich einer Weltmacht in den Weg zu stellen dürfte mit unserem heutigen Einfühlungsvermögen nicht mehr möglich sein. Um so mehr wird erkennbar welche Leistungen die Stämme seinerzeit aufbringen mussten um sich der römischen Besatzer zu entledigen und wie monströs ihnen ihr Sieg über Varus später vorgekommen sein muss. Er grub sich nachhaltig in ihre Seelen ein, brannte sich in die Erinnerung aller teilnehmenden Völker und folgenden Generationen und löste in der übrigen germanischen Welt bis in den hohen Norden nicht nur Hochachtung aus, sondern ermutigte auch die Verzagten und ließ die mit Rom Kooperationswilligen zögern. Die Schlacht des Jahres 9 + nahe der Weser brachte für alle die sichtbare Wende in einem schon als aussichtslos angesehenen Freiheitskampf. Ein Wunsch auf Sieg den die Stämme am Rhein schon aufgegeben hatten als es unter Tiberius zu den gewaltigen sugambrischen Zwangsumsiedlungen und marsischen Fluchtbewegungen kam. Das sich die Varusniederlage so kolossal und nachhaltig auf das römische Selbstbewusstsein auswirken würde war zu erwarten. Und das dies dazu führte, dass sich sechs Jahre später das römische Reich unter Germanicus mit einer in Germanien bislang nie da gewesenen Armee aus zigtausenden von Legionären wie eine Walze auf die Varusbezwinger zu bewegte um Rache zu üben auch. Allen war bewusst, dass die Varusschlacht der Grund dafür war und das römische Reich unter Druck gesetzt war zu diesem massiven Gegenschlag ausholen zu müssen. Wollen wir uns heute in die Mentalität unserer Altvorderen hinein versetzen, dann dürfte es noch möglich sein zu erkennen, dass diese Ereignisse an den Menschen der Zeit aber auch danach nicht spurlos vorüber gehen konnten. Eine Varusschlacht schlug man nicht im Vorbeigehen um dann zur Tagesordnung über zu gehen, so als ob alles ganz normal gewesen wäre und man es hätte jederzeit problemlos wiederholen können. Was damals geschah besaß den Charakter eines „Ragnarök“ und so fühlte es sich auch für die Betroffenen an und wer will da noch bestreiten, dass man sich auch noch lange nach der Schlacht für die Schauplätze nicht nur interessierte, sondern sie auch zu würdigen imstande war. Germanicus bewies es ihnen und machte es allen germanischen Kriegsteilnehmer noch mal deutlich, indem er sich selbst 15 + zu dem bitteren Schritt hinreißen ließ sich ohne einen wirklich triftigen Grund zu haben zur Stätte der peinlichen Niederlage zu begeben. Allen Germanen bewies dieser Akt wie der Schlachtausgang das Weltreich ins Mark getroffen hatte. Denn das ein Feldherr an jenen Ort zurück kehrte nur um die Knochen zu bestatten hatte man an der Egge nicht erwartet und noch nie erlebt und spätestens jetzt erkannte man welche Tragweite ihr Sieg damals gehabt haben musste. Es muss sich auf das römische Selbstwertgefühl so katastrophal ausgewirkt haben, dass man es mit dem gewaltigsten Aufgebot, dass die Kriegsgeschichte kannte und über Jahrtausende in Mitteleuropa unvergleichlich blieb wett machen wollte. Aber es gelang weder die Rückeroberung noch die entstandene Schmach abzumildern oder zu rächen. Als dann 16 + die Würfel fielen und Rom sich komplett aus Zentralgermanien zurück zog spürte man ein zweites Mal wie bedeutsam sich das Varusereignis die Schlacht die den Wendepunkt brachte auswirkt hatte. Denn erst dadurch wuchsen die germanischen Völker zu einer Allianz zusammen ohne die es die letzlich nicht möglich war in den Schlachten bei Idistaviso oder am Angrivarier “aggere“ zu siegen bzw. eine Pattsituation herzustellen. Eine Schlacht die zum Urknall für die Stämme an Weser und Elbe wurde da sie erkannten fortan zusammen halten zu müssen. Wer will es, da es eine vergleichbare Stätte in Germanien nicht gab unseren Vorfahren verdenken, wenn sie es nicht für Angebracht hielten an der Stelle ihres großen Triumphes ein Zeichen zu hinterlassen. Ist es denn ernsthaft vorstellbar, dass die Generationen lange vor uns einen Sieg, in dessen Folge sie eine hoch entwickelte Besatzungsmacht dauerhaft zum Rückzug gezwungen hatten den Ort ihrer Niederlage in Vergessenheit geraten ließen ? Ein Ort den man zunächst nur aufsuchte bis man begann dort Sichtbares zu hinterlassen. Ein Zeichen das lange Bestand haben sollte und sich sogar noch bis in die Zeiten der neuen Zuwanderer aus dem Norden erhielt die sich unter der Sammelbezeichnung Sachsen mit den Cheruskern und späteren Falen vermischten. Auch ohne biblische Ereignisse im Hinterkopf zu haben halten sich Erinnerungen an große Geschichtsereignisse bekanntlich lange und es sei daher nochmal an die Anbringung eines Gedächtnissteines am türkischen Göksufluss 1971 erinnert, den man dort immerhin 781 nach dem Tod von Friedrich Barbarossa aufstellte, der dort am 10. Juni 1190 ertrank. Man erhob die Erinnerungsstätte im Nethegau zu einem gemeinsamen Zentrum, einem Mittelpunkt gleich das sich leider unvermeidlich zu weit im Süden etablierte, da Varus eben nahe Borlinghausen und nicht etwa am Dümmer See besiegt wurde. Ein Großereignis wie dieses warf erwartungsgemäß lange Schatten voraus, Schatten die lange sichtbar blieben und aus der Geschichte nicht mehr weg zu denken waren, Schatten die sich auch über die Völkerwanderungszeit erhielten und bis ins Karolinger Reich reichten, wo sie durch das Ereignis im Jahre 772 wieder belebt wurden, neue Konturen annahmen und andere Interpretationen erfuhren. Aber der Schatten sollte noch über das Mittelalter hinaus bis in die heutige Zeit fallen. Spuren zu entdecken und sie auszuwerten um den Erinnerungsverlauf von der Schlacht bis zur Sinnbildzerstörung aufzudecken ist kaum möglich, da die Christianisierung vieles verschüttete. Da sich aber Widukind von Corvey der 200 Jahre nach der Irminsulzerstörung um 973 verstarb, als längst wieder die Sachsen Herren im eigenen Land waren zeigt, dass die Geschichte um die Irminsul im 11. Jhdt. noch nicht verstummt war. Gut vorstellbar soll sie auch noch im 13. Jahrhundert zum Predigtinhalt in den Kirchen und Gottesdiensten gehört haben, da sich damit das Heidnische darstellen ließ. Sebastian Münzer erwähnt sie dann 1550, Heinrich Meiborn 1612 und Elias Schedius 1728 womit man in der Neuzeit angekommen wäre. Ein Hinweis ließe sich noch bei Einhard, dem Biographen Karls des Großen aufspüren. Ihm unterstellt man im Zusammenhang mit der Irminsulzerstörung religiös motivierte Legendenbildung und nur sechs Jahre danach hatte er die leidige Aufgabe die bittere fränkische Niederlage bei Roncesvalles in den Pyrenäen zu dokumentieren. Das einzige belegte Dokument darüber entstammt seiner Feder und es war ihm nur wenige Worte wert. Vielleicht könnte man ihm daher unterstellen, dass er es gerne tot geschwiegen hätte, wenn er nicht auch über andere Ereignisse wortkarg geblieben wäre. Der Verlauf der Schlacht am Col de Roncevaux in dem Hruodland besser bekannt als Roland der ein Neffe Karls des Großen gewesen sein soll umkam glich dem Verlauf der Varusschlacht. Man begann ihn in der Folgezeit trotz der Niederlage, aber vermutlich aufgrund früherer geleisteter Heldentaten zu heroisieren. Der Zeitgeist schien sich im späteren Mittelalter nach einer Gestalt wie ihm zu sehnen, da er real war und sich mit ihm keine biblischen Vorbilder oder missionarischer Eifer verbinden ließ. Er war kein Martin von Tours und kein Drachentöter, er symbolisierte den alten Geist von Kampfkraft und stand für das Grundbedürfnis auf Wehrhaftigkeit. Besonders der Norden Deutschlands sympathisierte mit seinem Erscheinungsbild und während Mönche und Priester keine Waffen trugen und die christliche Kirche zur Friedfertigkeit aufrief bildete Roland der auf Statuen mit dem symbolhaften Schwert in der Hand abgebildet wurde das Gegenstück dazu. Eine Leitfigur mit dem sich die Bevölkerung in rauen Zeiten besser identifizieren konnte. Insgesamt verkörperte er Attribute die schon manche Zeitgenossen auf den Gedanken brachten, dass in ihm die Gestalt des Irmin weiter gelebt haben könnte. Und auch Jakob Grimm fiel auf, dass sich die Rolandsäulen auf die nicht fränkischen Gebiete einschränken ließen und im Jahre 1844 stellte er auch eine Verbindung zu den Angelsachsen her in dem er an die zu Ehren des Aethelstan im Mittelalter errichteten Säulen erinnerte. So verwundert es auch nicht, dass sich die deutschen Rolandstädte an der Elbe und in Sachsen – Anhalt konzentrieren, wo sich noch ein räumlicher Bezug nach Ostwestfalen herleiten lässt. Das also die Rolandsabbildungen hauptsächlich da standen, wo sächsischen Recht galt und er wie Irmin auch kein Gott war entsprach in Gänze sächsischem und mittelalterlichem Denken, symbolisierte aber auch das wehrhafte Christentum in Kreuzzugszeiten. So ersetzte Roland vielleicht ungeplant und unerwartet jene Person die man in der Gestalt des Irmin aus Gründen religiösen Sendungsbedürfnisses aus der Geschichte verbannt hatte, erfüllte sich eine alte Sehnsucht und erinnerte sich. Nach dem Motto Irmin ist tot, es lebe Roland hatte das römische Reich auf deutschem Boden in Gestalt des Roland wieder einen neuen Schutzpatron und Säulenheiligen gefunden und ab dem 12. Jhdt. ging der Samen auf als man und das vermutlich schon im Jahre 1186 den ersten hölzernen Roland aufrichtete, der schnell ein Raub der Flammen wurde. In den Städten wuchs neues Selbstbewusstsein und man besann sich einstiger Stärke. Es bedurfte damals keines Einhard mehr der es verschriftete, da die Geschehnisse in den Pyrenäen zum mittelalterlichen Gemeingut wurden und die Bevölkerung hatte nicht nur in der Antike das Bedürfnis die Nachwelt an ihre herausragenden Kriegsherren zu erinnern. Aber eine Irminsul auch wenn sie körperlos blieb könnte einst Pate für das Bedürfnis unserer Altvorderen gestanden haben ebenfalls einen siegreichen Feldherrn auf diese Weise zu ehren. Was zweifellos nicht ins Geschichtsbild passt und was man als unüblich einstufen darf ist die Tatsache, dass man sich mit Roland keinen Helden, sondern letztlich einen Unterlegenen ausgesucht hatte. Obwohl er ein Kämpfer war, der Feind ihn erschlug ihn und man ihn tot aus der Schlacht tragen musste, wurde er zum mittelalterliches Idol und souveränen Vertreter städtischer Interessen und Sinnbild eines neuen Selbstbewusstsein. Beruhend auf dieser Gesamttheorie täte es den touristischen Bemühungen der Region um Borlinghausen gut, wenn man sich dieses Alleinstellungsmerkmals nicht entgehen lässt, denn anders als bei so manch anderer geschichtlicher Herleitung scheint diese noch zu den plausibelsten zu zählen. Und natürlich nannte Rudolf von Fulda die Irminsul einen Truncum bzs. Truncus also Strunken. Denn als die Karolinger am Ort eintrafen blickten sie nur noch auf die Reste des einstigen Irminbaumes oder eines Baumstammes aus dem der Zahn der Zeit einen Strunken gemacht hat, da er bereits in die Zersetzung überging sich also schon im Zerfallsprozess befand. (01.02.2023)

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Freitag, 27. Januar 2023
Wo die Irminsul stand - Im Schriftgut der Region verbergen sich Bezüge zu den Ereignissen der Jahre 9 und 772.
Und mit Hilfe des örtlichen Heimatpflegers der dem Verfasser erst das von Fritz Lippert in den 60 er Jahren des letzten Jahrhundert erstellte Kartenwerk zugänglich machte gelang ein tieferer Einblick in die alte Namensgeschichte im Betrachtungsraum. Und dazu gehören sowohl die geographischen Bezeichnungen als auch die Flurnamen bei Borlinghausen die den Weg zurück ins 8. Jhdt. pflastern und sogar noch weiter reichen könnten. Anknüpfend an den zuvor behandelten Parzellennamen „Kreuzhecke“ lässt auch der in der Region verbreitete Name „Hegge“ den man auch in Verbindung zur „Kreuzhegge“ setzen könnte den Verdacht aufkommen, dass der Begriff Hegge außer seiner Schutzbedeutung und Funktion ein Gehöft oder ähnliches zu umfassen oder persönliches und öffentliches Eigentum zu kennzeichnen auch noch einen religiösen Bezirk umrandet haben könnte. Etwa heidnische Stätten auch vergleichbar mit heiligen Hainen, die der Bevölkerung als Kultplätze dienten. Die Dörfer Auenhausen, Hampenhausen und Frohnhausen 13 Kilometer nordöstlich von Borlinghausen, die sich unter der Bezeichnung „Heggegemeinde“ zusammen geschlossen haben und im Dreieck verstreut um den alten Hellweg von Brakel nach Warburg liegen, könnten diese Tradition bewahrt haben. Und so wie die Forschung zum römischen Feldherrn Varus eigentlich erst nach seinem Tod einsetzte, so ist sie auch nicht zu Ende wenn der Boden von Kalkriese einmal keine sensationellen Funde mehr ausspuckt, die sich für metallurgische Untersuchungen oder Datierungen eignen. Daher ist man gut beraten sich nicht nur mit einer Suchregion zu beschäftigen, sondern sich auch im Betrachtungsraum des Nethegau nach weiteren Erklärungen umzusehen mit deren Hilfe sich interessante Schlussfolgerungen ziehen lassen. Dazu gehört zweifellos auch die Flurnamen Etymologie als ein Teil der Toponomastik die die historische Forschung unterstützten kann wenn sich Ansätze bieten mit denen sich ihnen auf den Grund gehen lässt. Aber wie den Ortsnamen, so erging es auch vielen Parzellennamen die man im 19. Jhdt. bei der Übernahme in die behördlichen Prozesse bis zur Unkenntlichkeit verdrehte, verstümmelte oder verfälscht wieder gab. Aber es muss nicht schwer fallen ihre Ursprünge frei zu legen wenn sie sich in konzentrierter Form aufspüren lassen, man etwas Vorstellungsvermögen entwickelt und die Recherche aufnimmt. Zurück führen lassen sie sich bis ins Althoch- und Altniederdeutsche und teilweise sogar bis in die keltische Vergangenheit. Da das Kapitel um die Borlinghauser Flurnamen sehr umfangreich ausfällt wurde es auf mehrere Abschnitte verteilt. So erscheint im angrenzenden Umfeld zum Flurnamen „Kreuzricke“ auch noch der Name „Langer Kamp“. „Kamp“ stand im Altsächsischen für den „Kampf“ weist aber auch eine etymologische Nähe zum Wort „Feld“ auf und es mag sich dabei um eine lang gezogene ackerbaulich genutzte Parzelle gehandelt haben. Aber es ist Vorsicht geboten, denn sollte Kamp in diesem Fall für Kampf gestanden haben, so wie es auch die Etymologie als Parallele anbietet, dann wäre die Entstehungsgeschichte wieder eine andere gewesen und man darf es in einen Zusammenhang bringen. Aber man muss sich vor übersteigerten Erwartungen hüten, denn gekämpft wurde in allen Zeiten. Möchte man es trotzdem im Sinne dieser Theorie auslegen, dann breiteten sich hier die Geschehnisse am Morgen des letzten Kampftages aus als Varus sein zweites Notlager verließ aber nicht mehr weit kommen sollte. Hier im Umkreis fanden demnach auch jene Legionäre den Tod die sich den Germanen noch bis zuletzt widersetzten. Gleiches gilt für den Flurnamen „Kurkes Kreuz“ der die Recherche schwierig macht, da er auch auf einen späteren Ursprung hinweisen könnte. Ein weiterer Flurname im unmittelbaren Umfeld lautet „Heldessen“. Es ist die Abkürzung des Namens Heckeldessen Hekeldessen, Hekkeldessen oder Hekelethesen und ist nur insofern Hinweis gebend, als dass sich Urkunden zu den Jahren 1173, 1177, 1230 und 1268 entnehmen lässt, dass es sich dabei um eine zehntpflichtige Hofhaltung handelte. Geführt wird das Einzelgehöft unter den Bezeichnungen „curie“ bzw. „curtem nostram“ und es befand sich nicht auf der Anhöhe, sondern nördlich der „Kreuzricke“ wo der Sporn des Bergrückens bereits als Senke zur Helmerte abfällt. Die Übersetzungen aus dem Lateinischen besagen, dass es sich im klösterlichen Besitz befand, zunächst beim Kloster Gehrden und später beim Kloster Hardehausen angesiedelt war. Man könnte daraus schließen, dass der mit der Sachsenmission betraute Klerus die Region aus gutem Grund, weil dort möglicherweise einst die Sul stand in ihren Besitz übernahm, also ein grundsätzliches Interesse daran bestand zu verhindern, dass an dieser Stelle die alten Wunden nicht mehr aufbrechen konnten. Abgabepflichtige Höfe unterlagen strengen Auflagen und von den Menschen die sie bewirtschafteten wurde Leistung abverlangt. Der Begriff „hekel“ steht im Westfälischen für „hassen“, nicht leiden mögen“, „Abneigung“ und „widerwillig“. Möglicherweise berechtigt dies bereits an zwanghafte Bedingungen denken zu können was auf Unterjochung hindeutet und sich mit den damaligen Zeiten in Verbindung bringen ließe. Weitere angrenzende Flurnamen aber auch Wegenamen signalisieren Bedeutungen die sich mit rituellen Begebenheiten in Verbindung bringen lassen.
So lässt sich der deutschen Grundkarte ein Hinweis entnehmen den man auf der Karte des Lehrers Fritz Lippert vermisst. Es ist in diesem Fall kein Flurstück, sondern der Name eines Feldweges der vom Oberen Bördenweg nach Norden abzweigt und über den Bergrücken zur „Kreuzricke“ führt. Einem Feldweg wie in diesem Fall einen Namen zu geben mag unüblich sein ist aber hier der Fall. Er trägt den Namen einer unbunten Farbe nämlich „Weißer Weg“. Wann man ihn so nannte dürfte noch nicht einmal das zuständige Katasteramt beantworten können, aber man könnte ihn auch in einen Zusammenhang mit der Einführung der christlichen Lehre bringen. Denn die Grundfarbe „weiß“ steht in der christlichen Religion für Gott, seinen Glanz und ist Symbol für das ewige Leben und Taufen, Todesfälle, Kommunionen und Hochzeiten werden unter Nutzung weißer Kleidungsstücke praktiziert. Sie ist Synonym für die Unschuld schlechthin und steht für die Teilnahme am Göttlichen. Zu Ostern ist das Taufgewand weiß und die Osterprozessionen der Täuflinge werden in weißer Kleidung vollzogen. Was läge da nicht näher, als dass man den Weg zum Holzkreuz inmitten der „Kreuzhecke“ als einen weißen Weg bezeichnet hätte und er so in den Volksmund übergegangen sein könnte. Denn an den kirchlichen Festtagen zogen die Menschen weithin sichtbar über den Sporn des Bergrückens und hatten sich am Kreuz zusammen zu finden wo möglicherweise nicht nur ein Kreuz stand, sondern auch ein wenn auch kleines, so doch kirchenartiges Holzgebäude. Unweit der „Kreuzricke“ findet sich auf dem Höhenrücken östlich von Borlinghausen noch eine weitere Flurbezeichnung die zum Nachdenken anregt. Auch sie verrät keinen heidnischen Hintergrund wie man ihn am Ort der Irminsul vielleicht erwartet hätte. Dafür ist sie ein Beleg dafür, dass es in dieser heute unauffällig wirkenden Landschaft in den Zeiten nach ihrer Zerstörung über einen gewissen Zeitraum weitaus christlicher zugegangen sein könnte, als man meinen möchte. Denn wo man bereits ein Feldkreuz errichtet hatte und wohin ein Prozessionsweg führte, da darf man auch annehmen, dass sich an dieser Stelle ein Bauwerk befunden haben könnte. So liegt uns dazu ein Parzellenname vor, der mit einer interessanten Entwicklungsgeschichte aufwarten kann, wenn man ihm in seine Tiefe folgen möchte. Auf Basis der Flurnamen Übersicht die Fritz Lippert im Jahre 1959 verfasste trägt eine Parzelle unweit östlich von Borlinghausen den seltsamen klingenden und daher rätselhaften Namen „Eeskirbe“. Aber eine Esskirbe ist nicht etwa der Name einer essbaren Kirsche, denn für die Kirsche verwendet man im Plattdeutschen andere Bezeichnungen. Die zweite Silbe „Kirbe“ lässt sich jedoch unschwer deuten, denn es ist eine von vielen Namen die in unterschiedlichen Schreibweisen vor allem in Süddeutschland weit verbreitet sind und für das christliche Fest der Kirchweihe stehen. Kerb oder Kirb nennt sie sich in Hessen, im Spessart, Rheinhessen, Rheinfranken, der Nordpfalz und im Saarland. In Westfalen hingegen setzte sich die verkürzte Form Kirmes abgeleitet von Kirchmesse durch. Einen derartigen Parzellennamen in Ostwestfalen zu entdecken ist daher ungewöhnlich und lässt auf südlichen also fränkischen Einfluss schließen. Kirchweihen finden zu Kirchenjubiläen statt, wenn etwa eine neu erbaute Kirche erstmals als Gotteshaus genutzt wird, aber auch wenn sie traditionell einmal jährlich am Einweihungstag feierlich begangen wird. Aber auf der weiten Flur des Höhenrückens keine zwei Kilometer östlich der Borlinghauser Kirche ist zumindest heutzutage kein Kirchenbau nachweisbar. Ein Gebäude, dass sich mit der Kirchweihe in Verbindung bringen ließe setzt auch eine es aufsuchende Landbevölkerung voraus die es zweifellos gegeben hat. Daraus ließe sich schließen, dass sich dort einst eine geweihte Kirche befunden haben sollte. Aber wie man weiß kann sich Umgangssprachlich oder im Zuge von Übertragungen vieles verändern, verliert seine Sinngebung, ist später kaum identifizierbar ist, wird oft abweichend wieder gegeben, falsch übertragen oder da undeutlich geschrieben nicht richtig ablesbar. Dafür könnte sprechen, dass die preußische Uraufnahme, die in den Jahren zwischen 1836 und 1850 entstand an dieser Stelle nicht den Namen „Eeskirbe“ sondern „Eskerke“ vermerkte. Somit hätten wir es mit zwei unterschiedlich geschriebenen Flurnamen für die gleiche Parzelle und Lage zu tun. Während h der Begriff „kerke“ aus dem Niederdeutschen stammt rührt „kirbe“ vom Oberdeutschen her, aber beide weisen in die Richtung einer kirchlichen Einrichtung. So erinnert „kirbe“ an einen Ort an dem einst eine Kirche geweiht wurde und der zweite Name „kerke“ steht für ein Kirchenbauwerk. Ungeachtet der Frage wie diese Abweichung zustande kam und welche Bezeichnung die Ältere von beiden ist kann man sagen, dass sich hier sowohl der fränkisch als auch der fälisch orientierte Volksmund darin einig waren, dass an dieser Stelle in früheren Zeiten eine Kirche stand. Allerdings eine Kirche deren Spuren die Zeiten verweht haben, die man aber einst eingeweiht hatte. Ebenso wie die „Kreuzhecke“ steht auch die Parzelleneintragung „Eeskirbe“ oder „Eskerke“ in räumlicher Nähe und Verbindung zur klösterlichen Hofhaltung von Heldessen. So ist es nicht völlig auszuschließen, dass man sie für die dort Wohnenden als auch die Bevölkerung der Region errichtet hatte, wenn es deren Kopfzahl gerechtfertigt hätte. Dem steht nun die Faktenlage entgegen, dass sich im alten Ort Löwen anhand der frei gelegten Grundmauern ein frühes Kirchenbauwerk nachweisen lässt, das bereits im 9. Jhdt. existierte und das damit zu den ältesten Kirchen im Erzbistum Paderborn zählt. So haben ab dieser Zeit auch die Bewohner von Peckelsheim, Borlinghausen und Ikenhausen ihren Kirchgang zum Gottesdienst nach Löwen antreten müssen und bezeichnenderweise trägt die direkte Wegeverbindung von Borlinghausen nach Löwen auch heute noch den Namen „Löwener Kirchweg“. So macht dies den Gedanken schwer vorstellbar, dass es zeitgleich zwei Gotteshäuser in enger Verbindung gegeben haben könnte, nämlich eines auf dem Sporn nahe Heldessen und eines in Löwen. Folglich kann die Argumentation darauf hinaus laufen anzunehmen, dass sich der Hinweis „Eeskirbe“ oder „Eskerke“ auf ein älteres Vorgängergebäude bezog, das schon vor der Löwener Kirche vorhanden war, so dass die Menschen der Umgebung erst dann nach Löwen zu pilgern hatten, als der Kirchenbau an der Kreuzhecke nicht mehr vorhanden war. Die „Eskerke“ wird keine Kirche in beeindruckender Größe gewesen sein und über die Dauer ihrer Existenz lässt sich keine Aussage machen, aber außer den zwei abweichenden Parzellennamen ist von dieser Kirche zumindest oberirdisch nichts übrig geblieben. Dies ist zwar selten der Fall da Kirchentraditionen langlebig sind, ist aber bei Gebäuden aus Holz durchaus nachvollziehbar. Fragt man danach was aus der frühen „Eskerke“ wurde, dann tritt auch die Frage in den Vordergrund wann man sie errichtet haben könnte. Die „Eskerke“ Theorie beruht auf der Annahme, dass die Franken sie an dem Ort errichteten wo einst die Varusschlacht endete und zuvor die „Irminsul“ stand und wohin man zunächst die Landbevölkerung hin lenkte damit sie sich mit dem neuen Glauben anfreunden konnten. Möchte man den Verlauf rekonstruieren, dann könnte man den im hintersten Winkel Ostwestfalens errichteten Kirchenbau gleich wie rustikal er ausgesehen haben mag frühestens angegangen sein, nach dem Karl der Große 779 in Obermarsberg mit einem Kirchenbau erste dauerhafte Präsenz in der Region zeigte und dort 780 sogar ein Kloster errichtet haben soll. Unter Hinweis auf Liesborn wo man unter der Stiftskirche auf die Reste einer Taufkirche stieß, deren Anfänge in die Zeit um 785 reichen oder Freckenhorst wo ähnliches anzunehmen ist. Eine Zeit in der die Gefahr gebannt schien, dass die Gebäude von den „Altgläubigen“ zerstört wurden. So könnte das Provisorium solange bestand gehabt haben bis es im Zuge der Schaffung neuer Missionsstrukturen von der Löwener Kirche abgelöst wurde. Bezieht man die unter der Löwener Kirche frei gelegten Grundmauern aus dem 9. Jhdt. in die Überlegung ein, dann hätte man die „Eskerke“ noch bis in diese Zeiten hinein genutzt, bevor man sie zu Gunsten von Löwen aufgab und nur noch der Flurname an sie erinnerte. Damit könnte man die Geschichte um die kleine „Eskerke oder Eeskirbe“ schon zu Grabe tragen, gäbe es da nicht noch die seltsame Vorsilbe „Es oder Ees“. Träfe also der Verdacht zu und es hätte an diesem Ort schon eine Kirche gegeben die etwa zwischen 780 oder zu Anfang des 9. Jhdt. noch unter den Karolingern errichtet wurde, dann hätte diese schon vor dem ersten Löwener Kirchenbau existiert. Geht man nun der Vorsilbe „Es oder Ees“ auf den Grund dann stellt man fest, dass aus dem Altsächsischen nicht viele Namen überliefert sind die mit „Es“ beginnen und die sich gleichzeitig mit einem Kirchenbau in Verbindung bringen lassen. Möchte man darin allerdings eine Abkürzung für das Wort „Eskin“ sehen, dann öffnet sich ein neuer Blickwinkel. Denn „Es“ wären dann die Anfangsbuchstaben für eine Baumart, nämlich der Esche. Der Baum aus dessen Holz der Sage oder Legende nach der Urmensch „ask oder askr“ geschnitzt wurde. So ließe sich darin ein Hinweis erkennen, wonach man für diesen Kirchenbau einst auf das Holz der Esche zurück gegriffen haben könnte und der Volksmund der „Kerke“ den Namen „Eskinkerke“ gab, den man später auf „Eskerke“ verkürzte. Der Legende nach soll auch Bonifatius 724 seine erste Kapelle in Fritzlar mit dem Holz der Donareiche gebaut haben. Demnach hätte es dort eine Kirche aus Eschenholz gegeben, die hier für eine befristete Zeit auf dem Höhenrücken von den einstigen Heiden geduldet werden musste. Man überantwortete das Gebäude später der Vergessenheit was ganz im Sinne der weniger Frommen war und die Abgeschiedenheit des Standortes trug das Übrige dazu bei. Im Zuge „pseudowissenschaftlicher Untersuchungen“ stieß man im Beisein des Verfassers kürzlich auf dem Höhenrücken auf Bodenanomalien die für den Grundriss eines Gebäudes sprechen und aufgrund grober Abschreitungen auf eine Abmessung von 6 x 5 Meter hinweisen und sich über die Methode der Geomagnetik überprüfen ließe. Die „Eskinkerke“ befand sich der Eintragung nach unweit einer Flurbezeichnung mit Namen „Rumpelberg“. Eine Bezeichnung die in der Vorstellungkraft unserer Altvorderen eine Bedeutung im Sinne von „rumoren“ oder „herumgeistern“ hatte und seinen Ursprung nicht einer Ansammlung von Gerümpel verdankt. Sagen - und Legendenhaftes mit Gruselcharakter, was die Menschen vermutlich mit diesem Hügel verbanden, da hier möglicherweise noch der Spuk alter Zeiten allgegenwärtig schien. Aber von alledem hat sich nichts erhalten und man weiß nichts näheres über die Bedeutung oder die Herkunft des Rumpelberges. Dafür wissen wir um die besondere Bedeutung der Esche in der germanischen Mythologie. Stichwort „Yggdrasil“ = Weltesche und man kann sich vorstellen, dass es gut zur „fränkischen Missionsmethodik“ passte, sich bewusst des „heidnischen“ Eschenholzes für den Kirchenbau zu bedienen um damit christliches Werk zu vollenden. Damit ließ sich unter der schlichten Landbevölkerung symbolisch vieles erreichen und man konnte den Heiden gleichzeitig einen Schritt entgegen kommen in dem man „ihr“ Holz nutzte um damit ein Gebäude für den christlichen Gott zu errichten. Hinzu kam auch hier, dass sich ihr Gott wie zuvor unter Bonifatius an der Eder geschehen nicht dagegen wehrte. So weihte man die Esche im christlichen Geiste und entriss damit das Holz seiner einstigen Bedeutung. Vielleicht darf man an dieser Stelle sogar den Verdacht äußern und die häufig anzutreffende Vermutung aufgreifen, dass man passenderweise auch die Irminsul einst aus dem Holz der Esche geschlagen hatte und man sie daher mit der Überlieferung der Yggdrasil in Verbindung bringen könnte, die auch den Namen Weltesche trägt. Obwohl die Götterlieder der Edda erst viele Jahrhunderte nach dem germanischen Sieg am „Teutoburgiensi saltu“ zu Papier gebracht wurden war die Irminsul kein Baum sondern ein Truncus, vermutlich auch eine bedeutsame Thingstätte der Anwohner, aber es war nicht die belaubte Version der Yggdrasil an der sich die Götter versammelten, so dürften auch beide nicht identisch miteinander gewesen sein. In germanischen Zeiten wurde das Religiöse und das Rechtliche noch nicht voneinander getrennt. Unter den Augen der Götterwelt deckten Thingplätze vieles ab, waren sowohl Gerichtsstätten als auch Versammlungsorte wo Politik und Meinungsäußerung statt fand, möglicherweise auch Rituale vollzogen und Urteile wenn nicht vollstreckt so doch gefällt wurden. Sie waren im Lande weit verbreitet aber der Irminsulstätte die auch ohne Gerichtsbaum auskam, darf man eine höhere, zentralere Bedeutung beigemessen haben. Hatten die Karolinger also auf der Anhöhe östlich von Borlinghausen zum Bau einer christlichen Kirche mit Absicht das Holz einer Baumart verwendet, das den germanischen Heiden heilig war. Ein Holz, dessen mystische Bedeutung auch schon den Helden vor Troja bewusst war, denn die Sehne von Achilles riß nachdem ihn dort ein Eschenspeer traf. Ein Hinweis auf die Bedeutung die dieser Baum zu allen Zeiten und unter allen Völkern besaß. Insbesondere im östlichen Mittelmeer einer Wiege der Zivilisation was auch den sächsischen Herkunftsmythos der Asier bzw. der Asen belebt den Widukind von Corvey erwähnte. Denn ein Bezug der Weltesche schon in den Vorstellungen der Griechen muss ins Auge fallen und der griechische Dichter Hesiod berichtete bereits im 7. Jhdt. v. Chr. wie Zeus das 3. Menschengeschlecht aus Eschen schuf. So lag darin die Strategie dem tief verwurzelten heidnischen Glauben den Boden zu entziehen ohne dem Baum seine Symbolik zu nehmen. Mit derartigen Finessen zu operieren war Bestandteil frühester fränkischer Anstrengungen die Heiden an den neuen Glauben zu gewöhnen. Ein versöhnlicher Hinweis in einer Zeit als noch jenen die Todesstrafe drohte die nicht so wollten, wie die neuen Machthaber es vorgaben. Heidnisches Kulturgut findet sich in der Region noch an anderen erhöht liegenden Orten, wurde teilweise schon von den Kelten übernommen und damit ist nicht nur der Hexenberg bei Willebadessen gemeint. Denn auch der Alsterberg den der Kartograph Generalmayor Karl Ludwig von le Coq zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch als Osterberg erfasste und für den die Parzellenkarte auch noch den Namen Osterberg nennt könnte noch lange einen Doppelnamen geführt haben. Ostern, das Beda Venerabilis 738 auf eine altsächsische Lichtgottheit zurück führte und nach dem man den April bei den Angelsachsen und dem zu Folge auch bei den Festlandssachsen den Ēosturmanoth also den Ostermonat nannte. Anzunehmen ist, dass man sich zu Zeiten Karls des Großen noch unschlüssig war wie weit man es zulassen wollte heidnisch belastete Bräuche wie etwa die Frühjahrs- und Herbstkulte ins Christentum überführen zu können und griff daher auch hier zu Umdeutungen und nutzte den Namen Alsterberg, der aber im Hintergrund unter den Anwohner immer noch Osterberg hieß. Und wer kennt nicht die sich hartnäckig haltende ostwestfälische Tradition der Osterräder die ebenfalls auf heidnischen Wurzeln beruht, denn auch damit dürften die christlichen Franken ihre liebe Not gehabt haben, beließen es aber bei dem Brauch und übertrugen seine heidnische Bedeutung und die damit verbundenen Rituale im 8.Jhdt kurzerhand auf Gott und Jesus. Denn die Vorgehensweise, dass das Rad nie selbst in Brand geraten darf, sondern nur das es umgebende Stroh und das dies aus Roggen zu bestehen hat und mithilfe von Haselnussruten befestigt werden muss bezeugt, dass die alten paganen Denkweisen immer noch recht beliebt sind und manches überlebt haben. Aber vis a vis der Eskerke Parzelle auf der Südseite des Oberen Bördenweges ist ein Parzellenname vermerkt, der die lange Nutzung althochdeutscher Worte unterstreicht und in diesem Fall zumindest nachgewiesenermaßen bis ins zweite Viertel des 9 Jhdt. zurück reicht. Es ist die Bezeichnung „Grantkuhle“ wobei „Grant“ u.a. für Trog, Becken oder Mulde steht aber in diesem Zusammenhang längst aus der Umgangssprache verbannt wurde. Die Nähe zur Eskerke Parzelle und die möglicherweise einst darunter schlummernde Irminsul nährt den Verdacht, dass sich hier auch seinerzeit schon eine größere Wasserstelle befand, die man zu rituellen, aber nahe dem Bördenweg auch zu profanen Zwecken genutzt haben könnte. Nur wenige Meter neben „Kreuzhecke“ und „Eskerke“ befinden sich die Reste eines einstigen Hügelgrabes, dem man den Namen Goldhügel gab, da man darin über die Jahrhunderte stocherte und sich vielleicht dieses Edelmetall erhoffte. Und vielleicht sogar einst fand. Das sich westlich von Borlinghausen auch noch eine steinerne heidnische Opferstätte befunden hat, die in der Feldflurkarte als „Opferhügel“ ausgewiesen ist, kommt da genauso wenig überraschend wie diese Eintragung „Goldhügel“. Die Indizien deuten darauf hin, dass sich dort auch die Örtlichkeiten befunden haben könnten, wo Germanicus seinerzeit den symbolischen Bestattungsakt ausführte. Dann hätten sich dort die Knochen jener Gefallenen befunden die man am Ende der Varusschlacht im Wald „der nassen Wurzeln“ wie es Cassius Dio hinterließ zu einem Begräbnishügel aufwarf. Hier im Bereich der Endschlacht waren sie noch zahlreich zu finden, lagen offen und unbegraben und es erforderte keiner langen Wege da sie sich auf einen überschaubaren Bereich konzentrierten. Aus rein praktischen Erwägungen wird man die Knochen im Sommer 15 + nicht aus größeren Distanzen heran getragen haben, wenn sie sich hier in der Region östlich von Borlinghausen im Wald noch gut auffinden ließen. Sie lagen da, weil sie die Germanen in den Jahren nach der Schlacht nicht mehr anrühren durften und wollten, nicht nur das es ihnen schauderte. Hier hatten sie die menschlichen Überreste der Feinde jenem Gott Tuisto oder Twisto gewidmet an den der dortige Parzellenname „Twistenholz“ noch erinnern könnte. Ihm wurden die Knochen der Gegner geweiht und ihm durfte man sie nicht mehr nehmen, weder entfernen oder gar bestatten, denn es waren keine gewöhnlichen Skelette sondern die jener Kämpfer an deren Tod auch die germanischen Götter ihren Anteil hatten. Die Römischen ließ man liegen, da man ihnen anhand ihrer Uniformen ansah auf welcher Seite sie standen und nach germanischer Sitte man eher leichter bekleidet war. Und auch wenn sich darin anfänglich noch Knochen fanden und man auf kein Gold stieß so weckte ein von Menschenhand aufgeworfener Hügel immer schon Interesse um zu erfahren was in ihm steckte. Und dort, wo von Helmern aus ein Weg führt der heute noch den Namen Twistweg trägt, da nagelte man zu Ehren des Gottes Twisto der ihnen den Endsieg geschenkt hatte möglicherweise auch die Legionäre an die Bäume. Die Vorstellung sich die germanischen Rituale nach der Varusschlacht wie ein Ereignis in Rage und rauschender Raserei greift wohl daneben. Pflichtteile an Wert- und Menschenopfern wie etwa die vielen ranghohen Legionäre auf den germanischen Opferaltären oder in den Martergruben und an den Galgen werden nach festen Regeln als Opfergabe bestimmt worden sein und Rauflust wird man in dieser Phase zumindest zunächst zurück gestellt haben. Von Saxo Grammaticus der um 1216 verstarb wissen wir, dass Urvölker wie die Germanen nach einem Sieg ein Drittel der Beute als Danksagung den Göttern opferten. Man tat es wohl an vorher genau bestimmten Orten wofür sich der mit den Hügelgräbern der Vorfahren übersäte Tuistenwald anbot. Derartige Opferungen, als auch deren Höhe, die Art der Niederlegung sowie die Durchführung liefen vermutlich nach festen Regeln ab. Handlungen deren Einhaltung durch germanische Priester überwacht wurde. Von Ovid wissen wir, dass er im Geiste der Vision seiner Tristia auch blutrünstige germanische Priester am Triumphzug zu Augustus Ehren mit ziehen sah und Strabo belegte es in dem er den chattischen Priester Libes im real statt gefundenen Siegeszug 17 + in Rom sogar mit Namen nannte. So könnten sich hier auf der überschaubaren Fläche weniger Quadratkilometer die antiken Ereignisse von damals zugetragen haben. Für Varus war es damals zu spät noch den Saltus zum Sintfeld zu erklimmen, die Germanen feierten ihren Sieg und Arminius könnte anläßlich seiner Schmährede auch auf einem prähistorischen Grabsteinblock im Twistenholz gestanden haben den uns Tacitus als „tribunali“ überlieferte. Hier erschien später Germanicus und ließ sich von den Überlebenden den Sterbeort von Varus zeigen und hier ergaben sich auch genügend Gründe um eine Gedenkstätte nach germanischer Sitte ins Leben zu rufen. Hier fanden die Zeremonien statt, man zelebrierten ihren Erfolg und brachte es später in Gestalt der Irminsul zum Ausdruck, was dann Jahrhunderte danach der neue Herrscher aus Aachen an Ort und Stelle mit Gewalt beendete. Hier fiel den Germanen nach dem Ende der Varusschlacht auch Beute in die Hände die man traditionell einem oder mehreren Göttern widmete oder wie man auch sagt opferte. Es mag auch Silber dabei gewesen sein, dass Rom damals bei den tributpflichtigen Germanen beschlagnahmte und sich in den Parzellennamen der Region wie Silberberg oder Silbertal erhalten haben könnte. Silber, dass sich Karl der Große angeeignet hat, denn auch von Silber ist obwohl schwer vorstellbar in den fränkischen Annalen die Rede. Silberminen existieren zwar im Raum Borlinghausen nicht aber dafür im Harz und um Goslar um so mehr. Die Parzelle „Silberberg“ jedoch mit der alten Geschichte in Verbindung zu bringen ist müßig und man könnte für sie viele Erklärungen finden. Aber der unbestechliche Volksmund trägt so manches weiter und die Tradition der mündlichen Überlieferung half immer schon mit ältestes Wissen zu bewahren. Das gilt auch für die Sage, wonach Karl der Große die Borlinghauser Eiche unweit der „Eskerke“ noch selbst gepflanzt haben soll, ein allerdings aus naturgeschichtlicher Sicht unmöglicher Akt da sie nur auf max. 650 Jahre geschätzt wird. Aber alle Bäume fällte man irgendwann in den letzten etwa 650 Jahren, aber diesen einen ließ man nicht nur stehen, sondern schenkte ihm auch besondere Beachtung. Da vergreisende Eichen nur in der Krone mit Neuaustrieben reagieren und wenig bis gar nicht am Stamm, am Stammfuß oder im Wurzelsystem ausschlagen, könnte es doch eine Erklärung geben, wonach sich die „Karls Eiche“ mit ihm in Verbindung bringen ließe. Geht man die besagten 650 Jahre zurück, dann würden wir das Jahr 1373 schreiben und dann verblieben noch rund 600 Jahre bis ins Jahr der Irminsul Niederlegung. Aber im Jahre 1373 könnte man der Eiche einen Keimling entnommen haben. Jener Eiche die auch noch in der Zeit der Karolingerfranken gepflanzt worden sein konnte. Es muss ja nicht Karl der Große persönlich gewesen sein, der daran beteiligt war, aber 1373 stand man den Ereignissen noch weit aus näher als heute. Und was sind schon zwei Generationen für dicke Eichen. Karl der Große ging auf seinen Kriegszügen strategisch vor, vermied große Umwege empfing auch die Delegationen der Unterwürfigen und ihn Huldigenden Sachsen nach Möglichkeit nahe seiner Reiseroute was in Herstelle geschah und so passierte er von Marsberg kommend auch den Standort der heutigen Borlinghauser Eiche. Es war sicherlich für ihn und alle Beteiligten und auch noch später für den Chronisten Einhard ein bewegendes Ereignis. Der Ort wo er vermutlich nach der Niederlegung des vielleicht aus Eschenholz bestehenden Truncus später die „Eschenkirche“ aus gleichem Holz errichten ließ. Sollte es der Forschung gelingen diese Theorie zu bestätigen, dann wäre nicht nur die Stätte der Irminsul, sondern auch der Endpunkt der Varusschlacht gefunden, denn das eine geht nicht ohne das andere.(27.01.2023)

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Donnerstag, 19. Januar 2023
Die Varusschlacht wies den Weg zur Irminsul - Neue Spuren können uns auch ihren Ort finden lassen
Man könnte auch konstatieren, dass dies der Ort war an dem man für den Cheruskerfürst eine Gedenkstätte hinterließ. Verschmolzen aber hier Armin von dem wir aus der Antike dank Paterculus (2,117-118 (2) erstmals etwas in der Schreibweise „Arminius“ erfuhren und Irmin zu einer Person dann stellt sich die Frage warum man sie in den fränkischen Reichsannalen Irminsul und nicht Arminsul nannte. Und wenn wir nach dem Schmelzpunkt des Geschehens suchen, dann können wir bei Borlinghausen fündig werden wo nach dieser Theorie die Varusschlacht endete. Eine Erklärung könnte sein, dass die Irminsul auch nicht immer diesen Namen getragen haben muss, denn die fränkischen Chronisten des 8. Jhdt. könnten auch die mündliche Wiedergabe wörtlich verändert haben wenn sie nur dem Klang des Wortes folgten ihn also dem Volksmund entnahmen, darunter „Irmin“ verstanden und es so zu Papier brachten wie sie es heraus hörten. Die zwischen der Varusschlacht und der Zerstörung der Irminsul liegenden 765 Jahre decken eine lange Zeitspanne ab und die Suche nach der Entwicklung die der Name „Armin“ durch die Zeitgeschichte nahm stellt einen zusätzlichen Forschungszweig dar der helfen könnte eine Verbindungslinie von Armin zu Irmin zu erkennen. Seinen wahren Geburtsnamen werden wir nie erfahren, denn die römischen Besatzer neigten zu eigenen Namenskreationen und orientierten sich weniger an Ursprungsnamen. Denkbar ist auch das die Eltern dem Cheruskerfürst einst einen völlig anderen Namen gaben der weder Armin noch Irmin lautete und in Germanien erhielt sich nur sein römischer Rufname. Auffällig bleibt der Gleichklang beider Namen der auf eine Identität hinweist und dem innerhalb dieser Theorie nachgegangen wird. Es gilt also eine Erklärung zu finden warum man in Rom zum Anfangsbuchstaben „A“ neigte aus dem aber ein „I“ wurde und dem man im 8. Jhdt. in Sachsen, wenn ihn die Franken richtig verstanden hatten, den Vorzug gegeben hatte. Die etymologische Forschung tendiert aufgrund der germanischen Namen wie etwa Ermana oder Irmina dahin, darin die Synonyme für groß und allumfassend erkennen zu können und das die Namenswurzel des Arminius dem Germanischen entstammte und latinisiert wurde. Es entwickelten sich daraus zahlreiche unterschiedliche Schreibweisen die die Kontinuität einer auf Irmin aber nicht auf Armin basierenden Namenstradition bestätigen. So hatte sich die germanische Zunge das lateinische „A“ von Arminius nicht zu eigen gemacht und es ist kein Name aus der Antike bezogen auf unsere Breiten bekannt, wonach man einem männlichen Nachkommen diesen Namen gegeben hätte. Aber auch Bezüge zu den Hermionen wie die antiken Historiker Plinius und Mela eine germanische Stammesgruppe nannten und was auch einen Bezug zu der Bevölkerung der griechischen Stadt Ermioni verrät bzw. nicht auszuschließen ist. Der Name des 534 verstorbenen Thüringerkönigs Herminafridus auch Irmfrid genannt, den uns Prokopios von Caesarea, der letzte große Geschichtsschreiber der Antike der um 56o verstarb überlieferte berührte erstmals wieder eine auf Irmin beruhende Namenstradition. Wenn uns auch die Geschichte den Namen Irmin nicht als Rufnamen hinterlassen hat womit sich begründen ließe, dass er schon vor der Zerstörung der gleichnamigen Irminsul in Gebrauch war, so liegt mit dem Namen Irmfrid doch eine frühe Namensverwandtschaft vor. Gleiches gilt auch für die weiblichen Formen von Namen die sich auf Irmin beziehen lassen. So war der Name Irmina schon im frühen Mittelalter gebräuchlich und es hat ihn sowohl vor 772 als auch danach gegeben. Der Name „Irmin“ bzw. die Silbe „Irm“ war im damaligen Sprachraum bekannt und die Namensgeschichte kennt zahlreiche Variationen. Ein gutes Beispiel liefert die Triererin „Irmina von Oeren“ die entweder 704 oder 710 + verstarb. Weitere Beispiele liefern Namen wie Irmgard oder Irmtrud die auch immer in der Schreibweise Ermgard, Ermina oder Ermtrud verbreitet sind. Neben Hermine ist auch noch ein weiterer Name mit direkten Bezug zu Irmin bekannt, nämlich Iremine. Und auch wenn heute nur noch wenige Ehepaare ihrer Tochter den Namen Iremine oder Iremina geben da er vielleicht zu antiquarisch klingt, so gibt es ihn tatsächlich. So lassen sich bei Durchsicht der verfügbaren Hinweise noch erstaunlich viele weibliche Iremine und Iremina Vornamen, wie sie in früheren Zeiten wohl häufiger gewesen sein dürften entdecken. Und auch in den Vereinigten Staaten haben sich derartige Namensrelikte erhalten. So eine Hannah Iremine Williamson, oder eine Iremine Parzych aus Easthampton, eine Iremine Seay aus Virginia und eine Iremine Botten aus New York ist darunter. Ebenso eine Ungarin mit Namen Iremine Csorba die in Erie USA lebte. Und auch im österreichischen Frankenmarkt lebte eine Iremine S. deren Nachname jedoch nicht überliefert ist. Ebenso kann man in Deutschland fündig werden. Da gab es etwa eine Iremine Schatz und eine Iremine Spindler. Aber ein ganz besonderes Augenmerk gilt in diesem Zusammenhang der Iremine Katharina Manns. Denn sie verkörperte und trug im Namen noch ihre altgermanisch oder fälische Urheimat wie kaum eine andere. Wie wir wissen griff Karl der Große zum Mittel der Zwangsumsiedelung in dem er die Widerborstigsten unter den heidnischen Sachsen in andere von den Franken beherrschte Regionen deportierte. Einen Großteil der Sachsen siedelte er in die Region Neuwied um, wo noch ein Stadtteil Engers der an die Angrivarier erinnert existiert. Und nahe Limburg an der Lahn hat sich auch noch der Name Engersgau erhalten. Und diese Iremine Katharina Manns war gebürtig aus eben jenem Engers und sie verstarb am 7. April 1974 in Altenkirchen. Sie war was die Namenstradition anbelangt eine überlebende Urgestalt, sozusagen ein onomastisches Fossil für das Vorhandensein des Namens Irmin, Iremin bzw. Iremine mit einem direkten Bezug in den Nethegau bei deren Vorfahren es sich um die einst Deportierten gehandelt haben könnte und man über die Namenstradition die Erinnerung wach hielt. Aber nicht nur Iremina steht wie sich zeigen wird für diese namentliche Verbundenheit zur einstigen ostwestfälischen Heimat. Da, wo einst eine Säule an ihren Namensvetter Irmin erinnerte. Und auch eine Iremina gibt das Namenskataster aus dem Jahre 1803 aus Kiel her, denn darin begegnet uns eine Caroline Lucia Iremina Klotz, sowie eine Iremina Phul, geboren  am 25. 10. 1744 in Hüttersdorf und eine Iremina Cecile Linden ist aus Wisconsin überliefert aber auch noch eine Iremina Schairer. Folglich eine Vielzahl unerschütterlicher Beweise für die Langlebigkeit also die Tradition des Namens Irmin in der Schreibweise Iremin. Wurde dadurch erkennbar, dass sich hinter Irmin eine Person verbarg so tritt nun die Erinnerung an ihn was die Örtlichkeit anbelangt in den Vordergrund. Denn es gibt außer der Realität seiner namentlichen Existenz noch weitere Hinweise wonach sich in Irmin eine menschliche Gestalt erkennen lässt, für die man eine Säule errichtete, denn aus Götternamen machte man zumindest damals noch keine Personennamen. Und die Anhaltspunkte die für den Standort der Irminsul sprechen, konzentrieren sich auf einen überschaubaren Bereich. Die verborgene Pforte in den „Teutoburgiensi saltu“ nahe der späteren Irminsulstätte strebte auch Varus an und er hätte dazu die heute auf dieser Strecke liegenden Orte Peckelsheim und Borlinghausen passieren müssen. Es waren auch zu seiner Zeit schon bewohnte Landschaften aber die Orte existierten vor 2000 Jahren noch nicht. Was aber damals schon vorhanden war, war der seit frühester menschlicher Besiedlung genutzte Weg zum Saltus, der sich in neuerer Zeit „Oberer Bördenweg“ nennt. Mangels Alternative musste auch Varus ihn genutzt haben, verließ folglich nahe Peckelsheim den Nordrand der Börde und tauchte in die bewaldeten Gegenden westlich von Löwen ein. Hier vor der Egge endete dieser Theorie nach sein Weg und damit auch sein Leben. Und hier ist wieder unser Spürsinn gefragt und es gilt alle Register zu ziehen um die alten Fährten frei zu legen und sich die Örtlichkeiten näher zu betrachten. Zarte verdeckte und verschüttete Hinweise die sich deuten, verdichten und verbinden lassen. Die Kartographie und die Dorfnamenkunde unterstützte immer schon die Suche nach dem Einstigen und in Gestalt der „Irminsul“ könnte sich dort noch ein magischer Ort mit kulturhistorischem Hintergrund verbergen. Vor Wahrhaftigkeits- und Unfehlbarkeitsansprüchen muss man sich allerdings hüten, was aber nicht daran hindern sollte nach Zusammenhängen zu suchen um Worten und Begriffen auch andersartige Bedeutungen und ungewohnte Erklärungen zu entlocken. Auch für das Umfeld von Borlinghausen gilt wie überall, dass sich lange zurück liegende Ereignisse zwangsläufig auch aus dem Bewusstsein der Generationen verabschiedet haben. Ungeachtet dessen, machen aber viele Faktoren diese Region zu einem Zentrum des Interesses was nach Aufarbeitung ruft. Der Focus ist auf Borlinghausen gerichtet, denn hier liegt der Saltus nicht weit, hier hauchte Varus sein Leben aus, hier feierte Arminius seinen Triumph und hier dürfte auch die „Irminsul“ gestanden haben. Und dies waren in der Tat zwei große Ereignisse die auch Bezugspunkte hinterlassen haben sollten. Zu Hilfe kommt dabei das Borlinghauser Heimatbuch, dass der Lehrer Fritz Lippert, der im Jahre 1908 an die Grundschule Borlinghausen entsendet wurde verfasste und das um 1965 in Druck ging. Dank seiner Vorarbeit leistet es einen wichtigen Beitrag und gewährt interessante Einblicke in viele Jahrhunderte Ortsgeschichte. Das Internet und die darin enthaltenen digitalisierten historischen Schriften zur schnelleren Recherche standen ihm zu seiner Zeit zum Studium noch nicht zur Verfügung trotzdem versuchte er von den alten Erzählungen noch so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen. Die alten Parzellennamen erfasste und verortete er soweit er sie kannte, aber woher er sie im Einzelnen nahm lässt sich nicht nachvollziehen. Er fügte sie in einen Lageplan und gab diesen seinem Buch „Borlinghausen - Heimatgeschichte der Landschaft und des Dorfes in Wort und Bild“ bei, bemühte sich Erklärungen zu finden und trug zudem zahlreiche Begebenheiten zusammen, die sich über die Jahrhunderte ereigneten und sein Werk bereicherten. Und darunter waren auch Namen und Bezeichnungen die nachdenklich machen. Flur- oder Parzellenbezeichnungen klingen in den Ohren von Heimatforschern häufig verführerisch, regen die Phantasie an, können uns Zusammenhänge vermitteln, sie uns aber auch nur vorgaukeln und sich objektiv betrachtet schnell als tückisch und somit trügerisch erweisen. Trotzdem wäre es töricht, ließe man sie völlig außer Acht und würde nicht versuchen sie für historische Kombinationen zu nutzen. Denn wie anders sollte eine eingesessene Bevölkerung die Ereignisse aus ältesten Zeiten verarbeiten, wenn sie sie nicht in Flurnamen bewahrt hätten und sie damit am Leben erhielten zumal sie auch der Orientierung dienten. In Flurnamen spiegelt sich vieles wider und man vergab sie aus vielfältigen Gründen und Anlässen. Aber sie dienen zuvorderst der Kenntlichmachung von Orten um Mitmenschen den Weg dahin oder ihre Lage zu weisen. Um Besitzansprüche zu definieren und sie geltend zu machen waren sie immer schon von Bedeutung, aber man erfand sie nicht über Nacht, sie bürgerten sich ein. Man trug sie zunächst über den Volksmund weiter bis sie irgendwann auch Eingang in die ersten verschrifteten Kartenwerke früher Schreibstuben und Ämter fanden. Umfassende Chroniken zur Geschichte oder Urkunden und das möglichst mit Siegel, blieben oft nur den namhaften Städten vorbehalten. Aber auch nur dann, wenn sie nicht im Zuge von Kriegs – und Nachkriegskatastrophen oder wie in Köln geschehen aufgrund von Schlamperei beim U-Bahnbau, durch den Brand historischer Rathäuser wie in Saarburg passiert oder dem Brand in der Anna Amalia in Bibliothek in Weimar der Forschung entzogen werden. Erfreulicherweise erfreuen sich Parzellenkarten keines Eigenwertes und bleiben dadurch auch bei Raubzügen verschont. So scheinen alte Flurnamen gegenüber so manch einem wertvollen Bodenfund die langlebigere Variante zu sein möchte man die Vergangenheit erforschen. Vor allem dann wenn sich ein Bodenfund nach Jahren im Museumskeller mangels ordnungsgemäßer Lagerung keiner Örtlichkeit mehr zuweisen lässt werden sie um so wertvoller. Auch von der ins Visier genommenen Region die gespickt ist mit vielsagenden Flurnamen wünscht man sich historische Wegweiser in Form von Bodenfunden mit denen sich die Vergangenheit auftun lässt. Aber vereinfacht ausgedrückt findet der, der nicht sucht auch nichts. Inmitten unterschiedlichster Parzellennamen stechen auch Bezeichnungen hervor, denen sich eine überregionale Bedeutung entnehmen lässt. So ist es etwa der Begriff „Mark“ der dem wachen Auge nicht entgehen kann. In altsächsischer Zeit nannte es sich „Marka“, war ein Territorium stellte im mittelalterlichen Europa das Grenzgebiet eines Reiches dar steht aber auch für Feldmark. Auf der Parzellenkarte ist es unmittelbar oberhalb des Peckelsheimer Weges eingetragen hinter dem sich der „Obere Bördenweg“ verbirgt. Denn in Verbindung mit dem Markweg, der östlich davon exakt auf den „Oberen Bördenweg“ zuläuft und sich mit ihm verbindet bringt er die Grenzlage der Region deutlich zum Ausdruck. Hier hatte die alte Trennlinie zwischen dem sächsischen Nethegau und dem fränkisch dominierten sächsischen Hessengau sowohl in der Bezeichnung Markweg als auch im Parzellennamen überlebt. Mit „Mark“ gekennzeichnete Regionen waren sicherheitspolitisch relevant und wurden im fränkischen Reich da eingerichtet, wo hohe Gefährdungslagen gegeben waren. Karl der Große hatte die Marken um die Wendezeit vom 8. zum 9. Jhdt. eingeführt um besonders jene neuralgischen Zonen zu sichern die sich da erstreckten wo man das Reich in einstmals feindliche Gebiete hinein, wie in diesem Fall in das der Sachsen erweiterte. Bezeichnend für die Eroberungspolitik der Karolinger war die Schaffung der „Spanischen Mark“ im heutigen Katalonien und die „Dänische Mark“ zwischen Eider und Schlei. Es waren die Ländereien die von den Markgrafen regiert wurden und die daher im höchsten Ansehen standen. An der Pforte zum Sachsenreich zwischen Diemel und Nethegau und der neuen fränkischen Ostgrenze könnte Karl der Große erstmals eine Schutzregion definiert haben wo man frühzeitig auf Abschreckung setzte und gleichfalls einen Verteidigungswillen ausdrückte. So schlug möglicherweise hier die Geburtsstunde einer neuen Militärdoktrin nämlich der Marken die später zum Inbegriff mittelalterlicher Ostkolonisation wurden. Diese Grenze zog man wie sich recherchieren lässt scharf an der Stelle vorbei, wo dieser Theorie nach die Irminsul stand. Und auch wenn dort seit 772 keine Säule mehr stand, so wollte man den sächsischen Widerstand vielleicht auch nicht beschwören oder heraus fordern und achtete in der Anfangsphase darauf diese symbolisch belastete Örtlichkeit zunächst nicht ins fränkische Territorium einzuverleiben in dem später die frankenfreundlichen Hiddi oder Esiko das Sagen hatten. Insbesondere in der Abgeschiedenheit des Nethegau, das sich wie eine Nische hinter den Wetterkamm der Egge und die Weser schob konnten sich alte Flurnamen als besonders langlebig erweisen und als Sachwalter der Vergangenheit mit weit aus geschichtsträchtigeren Zentren mithalten und der Wissenschaft somit gute Dienste erweisen. Erschwerend mag im Einzelfall hinzu kommen, dass man so manche Bezeichnung vorher auch schon mal verschlüsseln musste und sie mit Verschwiegenheit zu behandeln hatte, wenn man es sich mit der klerikalen Obrigkeit nicht verscherzen wollte. Wie beständig und geradezu zäh auch älteste Erinnerungen in der Volksseele haften bleiben können zeigt sich auch an einem Kirchenbau des Mittelalters im entfernten Köln und einer Zeit in der die Prozesse noch von Langlebigkeit gekennzeichnet waren. Gemeint ist die Kirche „Groß Sankt Martin“. Zu Zeiten des Imperiums um das Jahr 200 floss mitten durch die Stadt ein Rheinarm und bildete eine Insel die später verlandete. Als Bruno von Sachsen, ein Sohn König Heinrich des Ersten von Sachsen und seiner Frau Mathilda aus dem „Hause Widukind“ im 10. Jahrhundert genau an der Stelle der einstigen Rheininsel die Kirche Groß St. Martin erbauen ließ, nannte man diese Kirche noch im 11. Jahrhundert in Erinnerung an die dort zu Römerzeiten befindliche Insel „St. Martinus in insula“. Wen verwundert es da noch, wenn die Germanen in den Jahren nach der Schlacht eine Erinnerungssäule errichteten, die dann auch noch bis 772 bestand hatte und noch länger vorhanden gewesen wäre, wenn Karl sie nicht zerstört hätte. Und das waren im Vergleich zur antiken Rheininsel „nur“ rund 750 Jahre. Und was das rheinische Gedächtnis bewahrte, war sicherlich auch in Ostwestfalen möglich. Aber auch andere Namensfindungen scheinen unauslöschlich gewesen zu sein. So beginnen wir im Süden des Betrachtungsraumes, denn dort findet sich auf den Parzellenkarten von Borlinghausen auch das bereits erwähnte Wort „Twistenholz“. Man gab diesen Namen einem Waldgebiet, dass nur wenig östlich der Borlinghauser Eiche lag. Und dem Germanisten fällt schnell die Verbindung zum erdgeborenen zweigesichtigen germanischen Gott Tuisto ins Auge, denn Twist im Sinne von Zwist und Streit gab es zu allen Zeiten. Und auch in und um Borlinghausen wurde in den Jahrhunderten viel gestritten. Aber das Wort Twist im Sinne von Streit ist einem älteren Wortstamm zugehörig. Denn im Altsächsischen verband man das Wort Twist oder Zwist nicht mit streiten, zanken oder kämpfen, sondern benutzte dafür das noch heute ähnlich lautende Wort „strid“ bzw. „stridan“ für streiten. Im Mittelniederdeutschen wurde daraus „strit“ „striden“ oder „stridin“ und „Stridhugi“ stand im altsächsischen für Streitgedanke und Kampfesmut bzw, „stridig“ für streitbar bzw. streitsüchtig. Ähnliches trifft auch für das Wort Twist bzw. Zwist zu, wenn man es mit kämpfen in Verbindung bringen möchte. Denn auch das verband man bei den Altsachsen nicht miteinander. Die Altsachsen verwendeten dafür das Wort „kamp“ das für das Wort „Feld“ aber auch für „Kampf“ steht und nicht das Wort Zwist. Für die Kampfstätte oder den Kampfplatz nutzten die Sachsen das Wort „Kampstad“. Hinzu kommt noch, dass das aus dem Altsächsischen stammende Wort „badu“ für Kampf aus dem germanischen „badwo“ oder „badwaz“ für Kampf und Streit hervor ging. Also ebenfalls nicht auf Twist aufbaut. Im Englischen hat es sich vermutlich im Wort „Battlefield“ für Schlachtfeld erhalten. Daraus ließe sich schlussfolgern, dass das Waldgebiet den Namen „Twistenholz“ schon in vorsächsischer Zeit bekam und somit in einer Zeit als dort bereits Falen und davor Cherusker siedelten. Der dem Gott Tuisto geweihte prähistorische Wald der Steingräber den auch schon Tacitus unter der Bezeichnung „Tuisconem“ erwähnte. Eine Schlussfolgerung die einen älteren Ursprung verrät und den Verdacht nährt, dass hier schon in früheren Zeiten die Menschen einen Grund sahen die Region in die Nähe eines ihrer Götter zu rücken. Da man in Tuisto auch einen Kriegsgott sah liegt der Gedanke nahe, dass dort auch gekämpft worden sein könnte. Das germanisch/fälische Wort Twist im Wort Twistenholz dürfte sich in diesem Raum auch noch bis in die Sachsenzeit erhalten haben, die Wortstämme könnte man aber auch noch lange parallel zueinander benutzt haben. So wie wir es heute auch noch machen wenn wir Zwist mit Streit gleich setzen, obwohl sich die Worte nicht ähneln. Aber am Rande interessierte sich Fritz Lippert auch etwas für Varus, denn auf Seite 83 zitiert er einen Dr. Müller – Weimar dem auch schon mal der Verdacht kam, Varus könne in Borlinghausen Station gemacht haben. Allerdings lässt er ihn aus dem Süden kommend und in den Norden ziehen, indem er ihn aus Richtung Bonenburg und dann über Borlinghausen weiter nach Driburg marschieren sah. Immerhin. Karl der Große machte keine halben Sachen. Zu seiner Strategie einer "Karolingischen Renovatio" gehörte es auch den einst heidnischen Orten das Christentum und das bekanntlich und wenn nötig auch gegen den Willen der Bevölkerung aufzupflanzen oder überzustülpen. So lebten Menschen mit heidnischem Gedankengut solange gefährlich bis die Zeit die Erinnerungen an ihre einstigen „Ungedanken“ verweht hatte. Aus christlicher Sicht waren es „Ungedanken“ wie auch der Name eines noch heutige existenten Ortes lautet der sich unmittelbar neben der Büraburg, dem fränkisch christlichen Bollwerk an der Eder gegen die hessischen Heiden befindet. Unsere Hoffnungen ruhen also auf den alten Flurnamen und sie sollen uns nicht enttäuschen. Und nach dem heute noch bewaldeten Twistenholz fällt unser Blick auf den nördlich davon und heute unbewaldeten Höhenrücken nahe dem „Oberen Bördenweges“ und somit der möglichen „varianischen“ Zugstrecke. Und die Flurnamengeschichten die damit verbunden sind gestatten uns vielleicht auch noch ein Einblick in die Methodik der einst umstrittenen aber letztlich erfolgreichen fränkischen Bekehrungsstrategie. Bei allen Recherchen half aber immer ein bewährter Verbündeter. Es ist der Volksmund dem wir viele der hinterlassenen Namen zu verdanken haben. So sollte man sich auf den Spuren der alt eingesessenen Flurnamen zurück bewegen und sie zur Klärung heran ziehen. Ein steiniger Weg, aber wo sonst könnte man noch fündig werden, wenn wir selbst das Analysieren von Parzellennamen wegen dem Risiko Fehlinterpretationen aufsitzen zu können ausschließen würden. Greifen wir aber danach, dann besteht noch die Möglichkeit sowohl auf die einstige Kultstätte zu stoßen als auch darauf, was dort später geschah aber vor allem wie man vorging um dort unmittelbar nach der Zerstörung neue Tatsachen im Sinne christlicher Dynamik zu schaffen. Es einfach nur ungewöhnlich zu nennen, würde es nicht annähernd treffen, sollten sich an dieser Stelle tatsächlich noch über Flurbezeichnungen Begriffe erhalten haben, aus denen dieser religiöse Bezug spricht. So lassen sich der Karte im Betrachtungsraum diverse Parzellennamen entnehmen mit denen man sich ernsthaft beschäftigen sollte, wenn man der angesprochenen Historie näher kommen möchte. Bewegt man sich weiter nach Norden dann erweckt zunächst die Eintragung „Kreuzricke“ die Aufmerksamkeit. Möchte man ihr auf den Grund gehen, dann muss man das Wort zerlegen. „Ricke“ kommt in etymologisch unterschiedlichen Schreibweisen vor die von rihhi über ric, rici, rick, bis recke reichen. Wobei das altsächsische Wort „riki“ für Einfriedung steht. Etwa für einen Zaun, ein Gebüsch einen Gebüschstreifen oder eine Dornenhecke womit sich ein Raum kennzeichnen, aber auch schützen ließ, um damit einen Weideplatz zu befrieden aber auch um einen Bezirk zu umranden. Bezieht man die erste Silbe Kreuz mit ein, dann bekommt auch die Zweitsilbe „ricke“ einen Sinn. Es begegnet uns auch in der Schreibweise „Krüs“ wo das Sprichwort „Elk hed sin Krüs“ gleichbedeutend mit „jeder hat sein Kreuz zu tragen im Sinne von Ungemach“ verbreitet ist. Im Schwyzerdeutsch nennt es sich “Chrüz”, in Mittelhochdeutsch „Kriuze“ und in Niedersachsen zeugt noch eine Bezeichnung von dieser Schreibweise die sich „ Ubben Krüß“ nennt und auf ein Flurkreuz hinweist. So ist die Bezeichnung „Krüis“, der im Volksmund benutzte Name aus dem das Wort Kreuz wurde. Und sakrale Kreuzes wie Wege – Flur- oder Sühnekreuze sind seit dem 13. Jhdt. überliefert und finden sich auch im Nethegau vielerorts, so auch im Betrachtungsgebiet östlich von Borlinghausen. So ist eine „Krüisricke“ also eine „Kreuzhecke“ zunächst mal kein Wegekreuz da Kreuze die sich am Wegesrand befinden nicht „eingeheckt“ sind. Zu dem Zeitpunkt als man diesem Stück Land den Namen „Kreuz oder Krüishecke“ gab, könnte man damit eine Hecke in Kreuzform zum Ausdruck gebracht haben, da sich etwas derartiges seinerzeit dort befand und womit man es kennzeichnen wollte. Etwa einen kultischen Weihezwecken vorbehaltenen Ort an den man einst um eine Hecke pflanzte und sich ein Holzkreuz an deren Spitze befand. Aber diese „Kreuz Hecke“ war nicht mehr dazu gedacht eine heidnische Gedenkstätte zu kennzeichnen, denn mit der Einführung des Christentum befand sich dort keine „Irminsul“ mehr, sondern ein Symbol, dass der christlichen Lehre folgte. Ein Kreuz das sich möglicherweise an jener Stelle befand wo zuvor die Irminsul stand. Die Bewohner der Umgebung sollten ihren Weg aus heidnischen Zeiten zur Sul nun als einen Kreuzweg verstehen und ihn unter Wahrung der neuen christlichen Traditionen antreten. So konnten sie unter veränderten Voraussetzungen ihren Gewohnheiten treu bleiben und immer noch jenen Ort aufsuchen wo nach der Niederlegung der Irminsul nun ein Feldkreuz als Fanal des neuen Glaubens sicht- und greifbar auf sie wartete. Auch in Borchen könnte ein derartiges Kreuz gestanden haben. Da wo heute eine Straße mit Namen Kreuzricke nach Osten führt die an einer Marienstatue endet. Einem Ort der vor der Christianisierung ebenfalls den Menschen als Begegnungsstätte gedient haben könnte und dem man wann auch immer es geschah christliche Symbolik verlieh auch ohne das sich dort eine Irminsul befand. Alle Glaubensrichtungen zeichnen sich durch eine besondere Nähe zur Natur aus und auch Gottesdienste unter freiem Himmel blicken auf lange Traditionen zurück. Und der Grund warum man sich vor hunderten von Jahren entschied ausgerechnet an dieser Stelle nordöstlich von Borlinghausen "christentümliches" vorzeigen zu wollen liegt auf der Hand. Sollte man es in der ersten Phase der Missionierung getan haben, dann könnte es schon zwischen 775 und 782 passiert sein, also in einer Zeit, als es in dieser Region noch keine Ortschaften im heutigen Sinne gab. Dorfähnliche fälisch/sächsische Hofansammlungen wie etwa Wohnstallhäuser dürften schon in relativer Dichte vorhanden gewesen sein und einige davon bildeten später den Kern größerer Siedlungsgemeinschaften in denen sich christliches Leben entfaltete. Aber den Franken war bewusst, dass kaum eine Region im heutigen Ostwestfalen seit der Zerstörung der Irminsul konfliktträchtiger war als jene und folglich stellt die Rekonstruktion der Geschehnisse danach eine besondere Herausforderung dar. Sich also über 1250 Jahre nach den Ereignissen eine Vorstellung davon zu machen wie es die frühe Mission anging die aufgebrachten Falen an das Christentum heran zu führen und zu befrieden setzt Gespür und Belesenheit voraus. Die karolingische Gauneuordnung war auch von strategischer Natur, denn den Gau der den fränkischen Interessen im Zusammenhang mit der fruchtbaren Börde zu dienen hatte, nämlich den „sächsischen Hessengau“ ließ man unmittelbar südlich der „Irminsul Gedenkstätte“ enden, so als wolle man im Nethegau zunächst eine gewisse sächsische Selbstbestimmung dulden. Eine Politik die nach wenigen Jahren auslief, die dann aber einer konsequenteren Vorgehensweise wich was in Deportationen und die Schaffung straffer vor allem kirchlicher Verwaltungsstrukturen mündete. Aber nach dem Jahr 775 in dem die Brunsburg in fränkische Hände fiel begannen im südlichen Nethegau die religiösen „Aufräumarbeiten“ zuerst und dazu gehörte auch die Zentralisierung missionarischen Wirkens. Unweit der einstigen Irminsulstätte und nahe Peckelsheim könnte sich der Ort befunden haben, wo die Voraussetzungen gegeben waren und der sich eignete um ihn zu einem frühen pastoralen Mittelpunkt ausbauen zu können. Damit ist der nahe liegende Ort Löwen gemeint. Bereits stärker besiedelt, ließ er sich für die neue christliche Lehre nutzen. Hier bot man den Bauernschaften der Region unweit der Irminsulstätte die nun ihrem einstigen Kult abschwören mussten einen neuen Glaubensanker an. Es war die Zeit, als nicht nur das Dorf Borlinghausen noch nicht existierte und die Bewohner aus diesen Regionen den „Löwener Kirchweg“ nutzten, der sie mit dem neuen Stützpunkt der eingeführten Zwangslehre verband. Begründen lässt es sich mit der günstigen Lage der Siedlung am Nordwestrand der fruchtbaren Warburger Börde und der Tatsache, dass sich dieser Ort bereits im fränkisch dominierten südlich angrenzenden „sächsischen Hessengau“ befand und nicht mehr im sächsischen Nethegau, wo sich dieser Theorie nach einst die Irminsul erhob. Hinzu kommt die Argumentation wie die fränkische Mission ihren Fortgang nahm und da war es der irische Mönch und Würzburger Frankenapostel Kilian der sie im 8. Jahrhundert voran brachte und bezeichnenderweise war es auch Kilian der zum Schutzpatron der gleichnamigen Kirche in Löwen wurde in dem man sie ihm weihte. Das man im Boden romanisches Mauerwerk aus dem 9. Jhdt. frei legen konnte lässt sie zu einer der ältesten Kirchen in Ostwestfalen werden, was diese Theorie zusätzlich bestärkt. So könnte Löwen schon in einer frühen Phase der fränkischen Missionsarbeit als Keimzelle und Sprengel mit Pfarreifunktion auserkoren worden sein. Und auch der Name „Taufnethe“ für einen Nethezufluss der nahe Löwen entspringt deutet auf die sakrale Bedeutung im Zuge dieses christlichen Ritus zu Zeiten der Sachsenmission hin. Diese in frühchristlicher Zeit ergriffenen und erkennbaren organisatorischen Maßnahmen gehören in den Kontext der lokalisierbaren Irminsulstätte und können mit dazu beitragen die Argumentation hinsichtlich ihrer Positionierung zu stützen. Ein Holzkreuz errichtet an sensibelster Stätte inmitten der in geistlicher Umerziehung stehenden Einheimischen wird in dieser Frühphase keinen leichten Stand, besser gesagt Bestand gehabt haben und die Strahlkraft christlicher Symbolik dürfte in der Anfangsphase auch nicht von langer Dauer gewesen sein und erst mit zunehmender Christianisierung hätte man sich wohl nicht mehr gewagt sie anzutasten. Aber man gewöhnte die Bevölkerung zunächst an das neue Holzkreuz auf einer Anhöhe zwischen Borlinghausen und Löwen, begann sie aber bei fortschreitender Missionsarbeit umzugewöhnen. Es dürfte eine bittere Zeit für die im Zuge der Sachsenkriege ausgedünnte Region gewesen sein, wo die Schwertmission der Karolinger so viel Groll hinterließ. (19.01.2023)

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