Donnerstag, 15. Dezember 2022
Zur karolingischen Neuordnung der Gaulandschaft nahe dem „Teutoburgiensi saltu“ - Die Kartographie konservierte das Schlachtfeld.
Dieses Kapitel, dass zum nach - mit - und hinein denken animieren soll, befasst sich mit dem Großraum in dem sich dieser Theorie nach einst die Varusschlacht vollzog. In der Gestalt eines Marschgefechtes ließen sich zwei Hauptkampfstätten heraus arbeiten, wobei im Zentrum dieser Betrachtung nur der letzte Teil steht. Es ist der Streckenabschnitt zwischen dem Geländepunkt als Varus den Nordrand der Warburger Börde bei Schweckhausen erreichte, so wie es sich auch der Schrift von Cassius Dio entnehmen lässt und von wo aus er auf die Route des „Oberen Bördenweges“ in westliche Richtung zum Saltus einschwenkte. Im Sinne des Leitmotivs „Geschichte vergeht – Landschaften überdauern“ besteht dieser Abschnitt aus einer umfangreichen Stoffsammlung und wurde dadurch zum bislang längsten seit Beginn dieses Internet Buches im Jahr 2017. Denjenigen die sich der Thematik bisher nur oberflächlich widmeten mag es zunächst wie eine Zumutung erscheinen andere, die sich mit dem bislang verbreiteten Eintagsbrei nicht länger abspeisen lassen möchten werden wissen, worauf sie sich beim Lesen näher einlassen könnten. Den einstigen Ereignissen auf die Schliche zu kommen um Erklärungen anzubieten erforderte natürlich ein hohes Maß an Aufarbeit. Und da Geschichte ein fließender Prozess ist lässt es sich nur schwer in Einzelkapitel aufsplitten. So soll hier vor dem Hintergrund von Varusschlacht und Irminsul auch der Überlegung Raum gegeben werden, was schon vor der Jahrtausendwende im Betrachtungsraum geschah um das Zustandekommen und Zusammenleben unterschiedlicher Bevölkerungsströmungen im Wechselspiel der Epochen zu hinterfragen. Somit wird daraus auch ein Feldversuch eingebettet in das schwierige Umfeld jahrtausendealter Siedlungsbedürfnisse in dem eine antike Schlacht im Mittelpunkt steht. Das aber auch die Kartographie des 19. Jahrhunderts dabei helfen könnte, den beiden großen Mysterien der deutschen Geschichte einen Schritt näher zu kommen war nicht zu erwarten. Damit gemeint sind die Werke der Herren Karl Spruner von Merz und Theodor Menke, die sich wie ein roter Faden nicht nur durch dieses Kapitel ziehen werden, obwohl sie den etwas abwertenden Namen Handatlas tragen. Und die darin liegende historische Substanz verspricht neue Einblicke und mehr Transparenz und das nicht nur in die Brennpunktregion der Geschehnisse des Jahres 9 +, sondern auch darüber hinaus und er wartet noch mit einem seltsamen Namenseintrag auf mit dem sich noch einige Kapitel beschäftigen werden müssen. Und auch bei diesem Abschnitt trägt das Wissen um seinen Schluss dazu bei die Vorgehensweise und den Aufbau so plausibel wie möglich zu gestalten und neue Anregungen zu vermitteln, vor allem aber um die Argumentationslinie deutlich werden zu lassen. Half bislang ein empirisches und indizienbezogenes Herantasten unter Hinzuziehung aller Argumente, Hinweise und Quellen um zu entdecken wo 9 + letztlich die Legionen nach einem mehrtägigem Marsch unter gingen, so gilt dies nun als überwunden, denn die eingeschlagene Methodik führte zu dem Ziel, dass sich die Lokalität auf den Landstrich um Borlinghausen eingrenzen ließ. Aber damit nicht genug, denn es bieten sich noch weitere Möglichkeiten an mit denen sich Begründungen liefern lassen um das Endschlachtszenario an diesen Ort binden zu können. Optionen die aus vielen Richtungen zufließen und historisch Belastbares enthalten. Nach ihnen Ausschau zu halten und sie aufzutun um damit die Ereignisse zusätzlich zu untermauern wird im weiteren Verlauf angegangen, denn nicht nur die Kartographie leistete ihren Beitrag. Und es kommen neue Hinweise hinzu mit denen sich auch ein Weg zur einstigen Stätte der Irminsulzerstörung bahnen lässt und sich die Theorie erhärtet, dass sie einst dort ihren Platz hatte wo Varus sich ins Schwert stürzte. Es ist zunächst die Duplizität von zwei geschichtsträchtigen Ereignissen wie sie schon andere Historiker äußerten die erkannten, dass beide Mythen miteinander in Verbindung gestanden haben könnten. Aber es soll daraus noch eine Triplizität werden, denn die Sagenvariante spielt der Varusschlachttheorie dieses Internetbuches ebenfalls unübersehbar in die Hand, sodass auch die Legende um die Drachentötung nicht ausgeklammert werden wird. Auch in diesem Zusammenhang wird sich der interessierte Leser in absehbarer Zeit mit verblüffenden Kombinationen und neuen Überlegungen befassen müssen die Verwirrung und Sprachlosigkeit hinterlassen werden. Und zwar wenn sich zeigt, dass die Schreckensgestalt des Drachen nicht wie häufig dargestellt, mit dem Feldherrn Varus identisch war, aber trotzdem den Verlauf der Varusschlacht widerspiegelt. Aber zurück ins Kapitel. Bislang wurden quer durch die Epochen Theorien über die Varusschlacht präsentiert, die sich aber allesamt auf schwankendem Boden bewegten, da sie sich auf unscharfe Konturen stützten und Logik missen ließen was letztlich zu abweichenden Schlussfolgerungen verführte, so dass man zwangsläufig die Stätte verfehlen musste. Dadurch gelang es bisher auch nicht dem gesammelten geschichtlichen Wissen den einen Schauplatz entreißen zu können. Lässt man sich auf die begründbare Vision ein, dass sich das einstige Gefechtsfeld der Varusschlacht quer durch den Nethegau erstreckte, dann wünscht man sich auch eine Vorstellung davon zu haben, wie die Landschaft nahe dem „Teutoburgiensi Saltu“ vor 2000 Jahren ausgesehen haben könnte und ob sie zur Zeit der Sachsenkriege noch ein ähnliches Bild abgab. Und als Nächstes folgt schon die Frage, wo sich denn darin die Siedlungen ihrer einstigen Bewohner befunden haben könnten. Aber nach Landkarten aus beiden Epochen sucht man vergeblich. Möchte man mit Hilfe regionaler Untersuchungen einen Aufschluss über die damalige Beschaffenheit bekommen um auf die vom Boden abhängige Siedlungsqualität zu schließen, dann böten sich Baumsamenanalysen an um den einstigen Bewuchs ermitteln zu können, aber selbst ein Ergebnis dürfte uns nur wenig befriedigen, denn eine Landschaft lebt von zahlreichen Einflüssen. Folglich ist man bemüht es sich mit Plausibilität zu erschließen, wenn man heraus finden möchte für welche Flecken sich unsere Altvorderen einst für ihre Behausungen entschieden. Vereinfacht könnte man sagen guter ebenerdiger Boden wurde bewirtschaftet und somit auch offen gehalten, in Hanglagen ließ man Baumbewuchs zu, sumpfiges Gelände mied und fischreiche Gewässer bevorzugte man, Erzabbaustätten waren begehrt und zu Nachbarstämmen war man auf vorsichtige Distanz bedacht. Verhältnisse und Bedingungen wie sie sich auch über die Ortsnamenforschung erschließen lassen. Und da wo es sich leben lässt siedelte man sich an aber ihre Spuren hinterließen die Menschen auch auf kommunikativen Wegen. Dazu gehört es, dass sie ihre Ansiedelungen unterscheidungsfähig machten um sie auffindbar zu machen und dafür Bezeichnungen ersannen aus denen sich später Ortsnamen entwickelten. Das dieser Prozess in Ostwestfalen bereits zu Zeiten der Kelten seinen Anfang nahm ist nachvollziehbar, denn Endungen die keltischen Traditionen folgen sollen finden sich sowohl links- als auch rechts des Rhein. Östlich des Rhein sollen es bevorzugt die Orte sein, die mit „lar“ enden und sich auf älteste Ansiedelungen zurück führen lassen. Sie haben sich zwar im Betrachtungsraum an der Nethe nicht erhalten, aber im Großraum treten sie in Erscheinung wie etwa Bredelar oder Goslar. Geschichtlich greifen lassen sich die Orte zwischen Egge und Weser erst mit Beginn der Sachsenkriege im frühen Mittelalter respektive ab 772 dem Schicksalsjahr der damals im Nethegau siedelnden Menschen. Geschichtliche Erwähnungen zurück greifend ins 7. Jhdt. oder darüber hinaus als die Völker noch wanderten liegen nicht vor, möchte man vom möglichen ptolemäischen Hinweis „Stereontion“ zu Brakel einmal absehen. Keimzellen von Zivilisationen zeichnen sich oft durch ihre Plateaulage oder die Nähe zu einem Fluss ab wie etwa Marsberg, die kleine Akropolis an der Diemel aber auch das günstig gelegene Fischerdorf Herstelle an der Weser und somit dürfte beider Gründungszeit weit zurück in die Frühgeschichte reichen. Man nutzte die günstigen Höhenrücken wo der Bau von Verteidigungsanlagen Sinn machte und die Menschen bei Gefahr bis zur schützenden Umwallung nicht erst weite Fluchtwege zurück zu legen hatten. Mit den oftmals gewaltigen und abseits gelegenen reinen Flucht- oder Wallburgen die teilweise schon aus vorgermanischen Zeiten stammen sollte man sie nicht verwechseln. Aber man bevorzugte immer die Angebote der Erdgeschichte, ob man nun Wallburgen schuf oder sich der Festungsbau mit einer Ansiedlung verbinden ließ, was letztlich zur Basis vieler mittelalterlicher Burgen wurde in deren Zentren sich städtisches Leben entwickelte. So wird es auch da nicht anders gewesen sein, wo die von Karl eroberte Eresburg stand und es auch eine uns jedoch namentlich nicht überlieferte Siedlung der einheimischen Bevölkerung gegeben haben dürfte. Aber beinahe hätte die alte Geschichte zwischen dem Ende des römischen Imperiums und Kaiser Karl das regionale Wissen mit ins Grab genommen wären nicht die karolingischen Franken erschienen unter denen die Schreiber lebten die uns noch einige der wenigen Namen in oft seltsamer Schreibweise hinterließen, die die Einwohner einst ihren Orten gegeben hatten. Darunter wird auch der Ort gewesen sein, den man bereits in diesen Tagen Marsberg genannt haben dürfte auch ohne das ihn die Chronisten Karls des Großen erwähnten. Da der Frankenkönig 772 von Hessen kommend zunächst die Diemel ansteuerte verwundert es auch nicht, dass er zuerst auf die bedeutsame Grenzfestung „Erisburgo“ stoßen musste und wollte. Der Fluss an dem sich einst die keltischen Mittelgebirgsstämme dem germanischen Vordringen entgegen stellten, wo man später auch den Sachsen den Zugang nicht erleichtern wollte und der Deutschland im sprachlichem Sinne in die zwei großen Hälften teilte. Die Anlage auf dem Obermarsberg die Karl eroberte, die sich namentlich dank ihrer Erwähnung in den „Annales Petaviani“ erhalten hat und die man gerne mit dem Standort der Irminsul in Verbindung bringen möchte, obwohl eine andere Örtlichkeit mit Namen „Ermensula“ Erwähnung fand. Zweifellos darf man sich darunter keine bewohnte Stätte vorstellen, denn es dürfte sich dabei um einen abseits gelegenen Platz ohne dörfliche Ansiedlung gehandelt haben. Erst mit dem Aufbau klösterlichen Lebens in Corvey werden auch vereinzelte Ortsnamen aus dem Nethegau genannt und natürlich befand sich Herstelle an oberster Stelle. Es lag scharf an der Grenze aber bereits im südlich angrenzenden sächsischen Hessengau am Ende eines seit der Frühgeschichte existierenden Weges der zu Karolingerzeiten zum Königsweg hoch gestuft wurde, der den sächsischen Hessengau vom sächsischen Nethegau trennte und der die Egge mit der Weser verband. Aber dank des Frankenkönigs ist uns erstmals nach dem ptolemäischen „Stereontion“ wieder eine Ortschaft im tiefsten Ostwestfalen beurkundet. Es ist dieses Herstelle am Weserknie und heutigen Dreibundesländer Eck. Karl nannte es „Heristal Saxonicum“, dass später auch Haristallio oder Heristallum genannt wurde. Als er im Jahre 772 diese Örtlichkeit aufsuchte, wertete er sie in dem Maße auf, indem er es durch die Namensgleichheit auf eine Ebene zur alten merowingisch/karolingischen Pfalz Herstal bei Lüttich setzte. Man darf natürlich rätseln welchen Namen die im Nethegau lebenden Menschen ihrer Wohngegend gaben bevor Karl sie in Heristal umtaufte. Ungeachtet der Tatsache, dass das Gräberfeld bei Dortmund – Asseln auf älteste merowingische Ansiedlungen hinweist und bei Bad Wünnenberg – Eilern die Grundmauern eines Hofes aus der Merowingerzeit entdeckt wurden dürfte es noch zahlreiche unentdeckte Ansiedelungen in Westfalen geben aber für diese frühesten Wohnstätten sind uns keine Ortsnamen überliefert. Im Weichbild der heutigen Städte Soest, Münster, Paderborn oder Dortmund befanden sich sicherlich die ältesten Ortschaften Westfalens, aber Herstelle wurde was sein bekanntes Gründungsjahr 772 anbelangt zu einem toponomastischen Novum, denn obwohl weit im Osten liegend wurde es damit nachweislich zum ältesten namentlich überlieferten Platz in Westfalen. Sicherlich auch schon früher besiedelt, sollte man darunter nicht direkt einen Ort in heutigen Sinne verstehen, kann dahinter aber doch schon eine menschliche Ansiedelung erkennen. Und so tauchten auch viele Namen für heute unscheinbare Ansiedlungen auf um wieder unter zu gehen und als Wüstungen zu enden von denen auch einige Namen im 9. Jhdt. bekannt wurden aber die Mehrzahl im Dunklen blieb. Was die frühe Erforschung von Siedlungsnamen erschwert ist das Problem der jeweiligen Aussprache aber auch die Existenz mehrerer Namensbezeichnungen für den gleichen Ort. Dialektisch und phonetisch bedingt blickt man auf eine lange sich fortwährend verändernde Entwicklungsphase zurück, bevor man ihnen die heute gebräuchlichen Bezeichnungen verlieh, und einen Ursprungsnamen sucht man oft vergeblich. Die Natur wollte es so, dass sich in der menschlichen Rachenhöhle viele Laute zur Verständigung bilden lassen die zudem noch regional unterschiedlich klingen und so sprachen die Menschen auch die Namen ihrer Wohnorte unterschiedlich aus. Gaumen, Zäpfchen, Kehlkopf, Stimmbänder, Nasales und natürlich die Zunge sind daran aktiv beteiligt um Begriffe und Bezeichnungen hörbar zu machen. Leider versäumte es die Evolution die Buchstaben des Alphabetes gleich mit zu liefern und lastete damit den Völkern in den breiten Randbereichen zu den weiter fort geschrittenen Zivilisationen die Bürde auf, sich über lange Zeit der flüssigen Kommunikation und vereinfachten Verständlichmachung entziehen zu können. Der Grundstein für die Vielfalt der Dialekte wurde zum Fluch und Segen der deutschen Sprache der wir derzeit intensiv bemüht sind mit aller Kraft und mithilfe eines nachvollziehbaren Zwanges zum Hochdeutschen das sprachhistorisch Wertvolle zu rauben. Ortsnamen wie sie noch der Volksmund nutzt sind noch weit verbreitet, sollten aber tunlichst nicht für ein Navigationssystem genutzt werden. Denn Dortmund nennt man schließlich „Doatmund“ oder noch besser Düörpm. Beispielgebend ist die ungelöste Frage, ob man die Chatten mit den Hessen gleich setzen darf. Aber nach Jacob Grimm soll es wohl so sein. So leidet auch die Toponomastik darunter, dass man im Laufe der Jahrhunderte den kleinen Dörfern und Ansiedlungen die unterschiedlichsten Namen gab und einen von zahlreichen „Dolchstößen“ brachte dem zuletzt die preußische Kartographie bei. Kartographen, des Fälischen nicht mächtig notierten die Worte nach dem "Hörensagen" und dem eigenen „Gutdünken“ und das man in dieser Zeit in Sachsen vielerorts noch des Schreibens unkundig war begrub die letzten Reste regionaler Toponyme und kappte so manche Wurzel in die alten Zeiten. Sind uns trotzdem noch die Namen von frühmittelalterlichen Orten im fälischen Nethegau bekannt, dann verdanken wir sie den fränkischen Klosterchronisten oder später den kaiserlichen Biographen die sie für die wenigen bewohnten Flecken oder Sprengel im weit verstreuten Siedlungsraum für uns bewahrten. Setzt man die Suche nach dem alten Herstelle mit Brakel fort, dass wenn es nicht schon das ptolemäische Stereontion war, erstmals 836 von den Benediktinern als „Villa brechal“ bezeichnet wurde. Darauf folgte der einstige Königshof Rösebeck ( Rosbah uilla ) also Villa Rosbach als einer der ältesten Orte der sich allerdings schon im Warburger Land, folglich dem sächsischen Hessengau befand, dass aufgrund einer Urkunde Ludwig des Deutschen mit dem Datum des 14.12.840 aufwarten kann. Für den Borgentreicher Ortsteil Bühne ( Piun ), der hingegen schon wieder zum Nethegau gehörte, ist als Gründungsdatum das Jahr 850 hinterlegt und für Altenheerse (Altinherise) das Jahr 868 während für Schmechten, das sich mal Smathium nannte das Jahr 887 überliefert ist. Helmern, dass Widukind von Corvey erwähnt und bei dem es sich um das 937 zerstörte Elmeri handelt gehört mit zu den früh überlieferten Ortsnamen. Einer Urkunde Otto des Großen vom 8.Juni 965 ist zu entnehmen, dass er den Hof „Bodincthope“ das heutige Bökendorf nordöstlich von Brakel gelegen der Abtei Corvey überschrieb. Das Besondere an diesem Dokument liegt aber in dem Hinweis, dass man es als im „pago Nithega“ befindlich auswies. Es wird damit zum frühesten und vermutlich sogar ersten schriftlichen Dokument aus dem hervor geht, dass sich ein bzw. dieser Ort im besagten „pago Nithega“ befindet. Ein Gau den man 25 Jahre zuvor am 19. April 940 im Zusammenhang mit seinen Grafen „Dendi und Hamponis“ den „pago Netga“ nannte. Relativ kurz aufeinander folgend erfuhr der Nethegau demzufolge zwei frühe allerdings voneinander abweichende Namensgebungen wobei sich die Frage stellt, welche die ältere von beiden gewesen sein könnte. Erst 1065 wurde Willebadessen ( Wilbutissun ), Scherfede ( Scerva ) und Borlinghausen ( Burchartinhusen) sowie 1066 Dringenberg als Dringin erwähnt, was aber nicht ausschließt, dass all diese Orte wesentlich älter waren. Aber wie steht es um die Kartenwerke die sich mit dem Nethegau und dem südlich angrenzenden „pagus Hessi saxonicus“ beschäftigen bevor der Spruner/Menke Handaltlas in Druck ging. Und natürlich geht es um die Frage, ob sich mit seiner Hilfe eine Fährte zu Varusschlacht und Irminsul schlagen lässt. In der „Magna Germania“ von Ptolemäus können wir den Nethegau nur erraten, so dass uns in der zeitlichen Reihenfolge erst wieder Abraham Ortelius mit seinem Kartenwerk „Theatrum Orbis Terrarum“ aufhorchen lässt. Seiner Karte aus dem 16. Jahrhundert lässt sich bereits die Egge entnehmen und er markierte die Reichsabtei Corvey mit einer zeitgemäßen Miniaturabbildung. Aber er wählte einen Maßstab der uns die Grenzlinie zwischen dem Nethegau und dem sächsischen Hessengau nicht klar erkennen lässt die nach dieser Theorie mitten durch das letzte Varusschlachtfeld führt. Johannes Michael Gigas entwirft unter dem Titel „Paderbornensis Episcopatus Descriptio Nova“ ein Kartenwerk das 1620 erschien und aus dem schon „Borlinghusen“ hervor geht, die Kuppen der Egge Bergkette erkennbar sind und diverse Baumsymbole die allerdings willkürlich gesetzt erscheinen, was aber für eine durchgängige Bewaldung spricht. Das Kartenwerk von Christian Ulrich Grupen aus dem Jahr 1740 gibt aufgrund der immer noch rückständigen kartographischen Fähigkeiten ein ebenfalls noch unbefriedigendes Bild ab, aber es lässt sich der Darstellung die Helmerte und kleinere Quellbäche als Zuflüsse der Nethe entnehmen die aus dem Bereich des vermuteten „Teutoburgiensi saltu“ austreten. Dagegen ist die „Große Karte von Westphalen“ von Karl Ludwig von Le Coq die zwischen 1795 und 1805 entstand deutlich aussagekräftiger, was das Umland von Borlinghausen anbelangt. Sie bietet zwar auch nur wenig Detailansicht in die landschaftlichen Gegebenheiten aber ihr verdanken wir aufgrund feiner Linienführung den ersten Hinweis, dass der „Obere Bördenweg“ der mittelalterliche Königsweg einst mehr war als nur ein Weg. Denn er deckte sich mit der Grenze zwischen dem Nethegau und dem sächsischen Hessengau. Borlinghausen nennt er zwar Borninghausen, zeichnet für das Dorf etwa ein dutzend Häuser und das Schloss ein und erwähnt im Großraum offensichtlich aufgrund seiner Bedeutung den Osterberg. Die preußische Uraufnahme die zwischen 1836 und 1850 entstand gibt gegenüber dem Le Coq`schen Werk schon einen besseren Einblick in das alte Wegesystem, nennt mehr Erhebungen im Umfeld von Borlinghausen mit Namen und die folgenden Uraufnahmen aus dem 19. Jahrhundert erfrischen schon mit weiteren Details. Im gleichen Jahrhundert verbesserte sich auch die kartographische Qualität um den Ort Borlinghausen. Dem Perthus Verlag gelang sozusagen der Durchbruch denn über ihn gingen aufgrund intensiver Recherchen im 19. Jahrhundert die ersten kartographisch zusammen gefassten Einzelwerke unter dem Namen „Hand - Atlas für die Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit in Druck die das von Spruner/Menke gesammelte toponomastische Wissen der Zeiten enthielten. Und darin erscheint auch erstmals sehr klar die Trennlinie die zwischen beiden Gauen verläuft und sich mit dem von Le Coq eingezeichneten „Oberen Bördenweg“ deckt, der auf den Saltus zuläuft und nach dieser Theorie das Varusschlachtfeld um Borlinghausen schneidet. Es war eine kartographische Leistung die es schon allein wegen ihrer Entstehungsgeschichte verdient hätte, sie tief greifenden und akribischen Analysen hinsichtlich ihres Basiswissens, ihrer Abkunft und der seinerzeit gewählten Vorgehensweise zu unterziehen. Begonnen wurde diese Landkarte von Karl Spruner von Merz und fortgesetzt von Dr. Theodor Menke, die beide im Jahr 1892 verstarben. Die Arbeiten basierten auf diversen historischen Quellen in die sie Einsicht nehmen konnten sowie bereits vorhandene Geschichtsatlanten unterschiedlicher Qualität. Und in dem sie die Grenzlinie zwischen dem Nethegau und dem sächsischen Hessengau genau da entlang führten, wo vermutlich die Varusschlacht endete und die Irminsul gestanden haben könnte lässt sich der Karte, wenn auch über Umwege ein weiterer Schlüssel sowohl zum Verlauf als auch zum Ausgang der Varusschlacht entnehmen. Nun gilt es sich der Frage zu nähern was eine Gauabgrenzung mit Schlacht und Irminsul zu tun haben könnte. Da das Kartenwerk komplex und inhaltsreich ausfiel war auch eine allseits gesunde Skepsis daran geboten. So schrieb Dr. Menke der sich dem offensichtlich bewusst war über die Neuausgabe am 27.4.1871 ein recht tiefsinniges Vorwort. Er ging darin auf das mühsame Geschäft eines Geographen ein, der sich der Kartierungskunde verschrieben hat und er ringt dabei schon fasst um Rechtfertigung wenn er schreibt, „Sollte es noch Wissen geben oder gegeben haben, das man nicht verwertete, weil man es nicht verwerten konnte bzw. man es nicht besser wusste, dann bitte man um Information“. Man fühlt mit ihm. Trotzdem hielten er und die Nachwelt den Atlas für ein gelungenes Produkt auf der Höhe des damaligen Kenntnisstandes und man muss ihn als ein wichtiges Instrument und Hilfsmittel der Geschichtsforschung bezeichnen. Sein Vorwort ist es wert hier in Teilen, etwas eingekürzt und in unserer heutigen Umgangssprache zu wiederholen. Denn nur wenn wir auf seinem Wissenstand sind, lässt sich einschätzen wie wertvoll die Spuren sind die er uns in seinem Kartenwerk offen gelegt hat. So stellt er mit bedauern fest, dass viele Erinnerungen aus dem Wissensfundus des Herrn von Spruner auf die er sich bei der Neubearbeitung gerne gestützt hätte nicht mehr vorhanden waren. Da möchte man beipflichtend bemerken, dass uns das nicht fremd ist. Dann gelangte er zu der Feststellung, dass die wissenschaftlichen Ansprüche seit der ersten Ausgabe an eine neu bearbeitete Auflage gewachsen sind. Um Nachsicht bittend kommt er zu der Aussage, dass das Feld der frühhistorischen Geographie, man könnte es mit den Worten beschreiben, damals noch in den Kinderschuhen steckte und er vermied es anderen kritisch zu nahe zu treten. Dann beruhigt er seine Leserschaft in dem er versichert, dass die Neuauflage trotzdem auf soliden und gut recherchierten Füßen stehen würde. Er nennt sie umfangreich und nahezu vollständig. Nun kann er doch nicht anders und muss sich der Realität beugen. Denn er startet einen Hilferuf, der sich bei Verwendung seiner eigenen Worte besser verinnerlichen lässt. Vorwort Dr. Menke aus dem Jahr 1871: Zitat Anfang „Gütige Mitteilhungen mit Zusätzen und Berichtigungen mit Angabe der Quellen und wo die geographische Interpretation eine Schwierigkeit bietet auch mit Aufklärung dieser Schwierigkeit, sowie Hinweisungen auf culturhistorische Verhältnisse die sich etwa noch kartographisch verwerthen liessen, würden mich zu lebhaftem Dank verpflichten und wo möglich baldthunlichst berücksichtigt werden“ Zitat Ende. Dann endet sein Vorwort in dem er allen Institutionen dankt die bei der Erstellung des Hand – Atlas unterstützend tätig waren. Und die da sind: Die historischen Gesellschaften und die Spezialforscher mit Sachkenntnis. Er lobt die Liberalität der Herren der wissenschaftlichen Fakultäten, wie die der Herzoglichen Bibliothek zu Gotha, der Universitätsbibliotheken von Göttingen, Leipzig und Heidelberg, der Königlichen Bibliothek zu Berlin, sowie der Bibliothek zu Kassel. Dem Geographenteam Spruner/Menke verdanken wir neben vielem anderen zwar keine naturhistorische, aber doch eine kartographische Darstellung des Betrachtungsraumes und man kann sich in Anbetracht der geschilderten Vorgeschichte ein Bild machen, wie zuverlässig man diesen Hand Atlas in Bezug auf die Region um Borlinghausen einstufen möchte. Eine sprechende Landschaft über die möglicherweise Varus seine letzten Blicke schweifen ließ. Aus vielen Quellen zusammen getragen fertigten sie eine Karte an, aus der auch die aus frühmittelalterlichen Zeiten überlieferten Ortsnamen aber auch ihre jeweilige Lage und die bedeutsamen Grenzziehungen hervor gehen. Zudem stützten sich die beiden Kartographen auch auf den Stand der damaligen Geschichtsforschung die wiederum ihr frühmittelalterliches Wissen aus der Region bevorzugt den Traditionen der Reichsabtei Corvey und dem Reichskloster Fulda entnahmen. Den Überlieferungen aus Fulda verdanken wir die Information, dass man den Norden des heutigen Bundeslandes Hessen in seiner Gesamtheit einst den „Pagus Hassorum bzw. Hessorum“ oder auch den „Pagus Hessi“, der später den hochdeutschen Namen Hessengau bekam, den man aber in der Reichsabtei Corvey auch den „Francorum Pagus“ also Frankengau nannte. Der Corveyer Abt Saracho überlieferte im 11. Jhdt. das allgemeine Wissen der Zeit recht deutlich und mehrfach wonach man dem nördlichen Teil des großen „pagus Hassorum“ den Namen „pagus Hessi Saxonicus“ und dem südlichen den Namen „pagus Hessi Francorum“ gab. So lässt sich dem entnehmen, dass es aus Sicht der Franken zwar insgesamt ein geschlossenes Territorium darstellte, das man den ihnen zugewandten Hessen zubilligte, aber den Nutzungsansprüchen der im Nordteil siedelnden Falen bzw. Sachsen mehr Gewicht verlieh und ihn „sächsischen Hessenau“ nannte. Den Südteil den „fränkischen Hessengau“ hingegen gliederte man deutlich in das fränkische Reich ein. Dort war möglicherweise der Anteil siedelnder Hessen höher und die ihn bewirtschafteten zumal ein fränkischer Bauernstand nicht existierte. In diesem Sinne könnte man die Region eine frühe grenzüberschreitende Wirtschaftszone unter fränkischer Oberhoheit bezeichnen die allerdings über ein hohes Konfliktpotenzial verfügte, das es zu entschärfen galt. Eine hessisch/sächsische Mischregion deren Bedeutung und Entstehungsgeschichte man sich nur aus der Fruchtbarkeit der Bördelandschaft erschließen kann die aber nun aus fränkischer Sicht einer klaren Zuordnung bedurfte. Eine Region die zu kontrollieren und von der neuen starken Hand der Franken zu überwachen war. Wie ihn die Franken in der frühen Gründungszeit nannten ist nicht überliefert, aber es bürgerte sich für den nördlichen Teil der Name „Sächsischer Hessengau“ und für den südlichen Teil der Name „fränkischer Hessengau“ ein, obwohl er nie von Franken besiedelt war. Die im Ungefähren liegenden Abgrenzungen des „pagus Hessi Saxonicus“ also des sächsischen Hessengau der sich auch über die alten Dorfnamen erschließen lässt, überlieferte ein uns unbekannter sächsischer Dichter aus Corvey dem man daher den Notnamen „Poeta Saxo“ gab. Er beschrieb die Ausdehnung des fränkischen Hessengau indem er sie im Süden bei Eder und Fulda ansetzte und sie nach Norden bis ins untere Tal der Diemel rückte, also die Region um Herstelle. Der genaue Grenzverlauf wo der fränkische Hessengau und der sächsische Hessengau aufeinander trafen wird in seiner Darstellung nicht deutlich, geht aber aus dem Kartenwerk der Herren Spruner/Menke hervor. Daraus ließe sich schließen, dass in die Landschaften südlich der Diemel weniger Sachsen einsickerten, man aber diesen Landstrich trotz geringerer sächsischer Bevölkerungsdichte noch dem sächsischen Hessengau zuordnete. Erwähnt ist innerhalb des sächsischen Hessengau und nördlich der Diemel ein als Untergau titulierter Bereich mit unklarer Entwicklungsgeschichte namens „pago Hemerveldon“. Ein Bezirk oder Gau in dem sich das Dorf Silihem befindet, das heutige Sielen und das dort schon vor der fränkischen Neustrukturierung existiert haben dürfte. Wenn man nicht sogar spekulieren darf, dass diese Region ihren Namen noch vorgermanischen Zeiten verdankt zumal in der Mehrzahl frühmittelalterlicher Namen zwar keine keltische Wurzel nachweisbar, aber doch vorhanden sein dürfte. Wenn man nach dieser Darstellung im groben Verlauf der Diemel die Grenze zwischen den Sachsen und den neuen südlichen Machthabern den Franken erkennen kann und sie sich zu bestätigen scheint so lief sie doch den fränkischen Interessen entgegen, da ihre Fließrichtung die Warburger Börde ignorierte. Damit erwies sie sich als ungeeignet für ihre wirtschaftlichen und fiskalischen Vorstellungen und Absichten, denn diese orientierten sich an dieser fruchtbaren Landschaft die man frühzeitig in den fränkischen Machtbereich integrieren wollte, da sie Pfründe versprach. Landgrenzen sind zur Grenzziehung zudem geeigneter als an sich verändernden Flussläufen zu orientieren, was daher die Karolinger veranlasste die Grenze nach Norden ins sächsische Kernland auf die alte Trasse des Oberen Bördenweges in Höhe des Saltus zu legen. So verlief die Gaugrenze auch nicht am nördlichen Diemelufer, sondern auf der Höhe des heutigen Borlinghausen womit man die Diemelgrenze der wirtschaftlichen Bedeutung der Börde wegen aufgab. Natürlich liegt die Faszination darin heraus zu finden, ob sich außer dem markanten Saltus, wo sich der Theorie nach auch die germanischen Stammesgebiete berührten, wo man die Sachsen zurück drängen wollte und die Franken die Einverleibung der Börde betrieben noch weitere Gründe dafür finden lassen, dass sich die Karolinger genau hier für eine Grenzziehung entschieden, die dann von Spruner/Menke als solche identifiziert und mit einem blauen Federstrich kenntlich gemacht wurde. So darf man annehmen, dass die Franken mit dieser Grenzfestlegung auch eine seit Vorzeiten gültige und von allen respektierte Trennlinie aufgriffen, da sie wie auch die Diemel einer gewohnten und für die Bewohner einer alter Grenztradition folgte. Man sie also seit jeher akzeptierte und nicht in Frage stellte was darauf hindeutet, dass sich hier auch die Stämme der Cherusker und Chatten in Grenznähe vereinten um ihre Kräfte zu bündeln. Folglich gaben die Franken dem exakten Ostwestverlauf an der Oberkante der Börde den Vorzug gegenüber der Diemel deren Fließrichtung ungeeignet war, da sie im Unterlauf nach Norden spitz auslief. Eine taktisch nicht unkluge Entscheidung. Die Antwort auf die Frage was die Stämme und Völker bewog sich genau hier voneinander abzutrennen lässt sich untrüglich mithilfe der Topographie also der Landschaftsform beantworten und sie macht auch letztlich den Unterschied aus, warum die Verhältnisse nördlich der „Varuslinie“ anders lagen als südlich davon. Somit war es die Kennbarmachung die der prähistorische und überregional bedeutsame Abstieg durch den „Teutoburgiensi saltu“ bewirkte. Ein wesentliches Element was man nutzte um die Einflußsphären von Völkern schon im Altertum zu kennzeichnen. Mit dieser Grenzziehung offenbart der „passierbare“ Hohlweg seine urzeitliche Weichenstellung, eine Landmarke die immer schon von Bedeutung war aber durch die Schlachtereignisse des Jahres 9 + eine zusätzliche Aufwertung erfuhr. Sie war wie die Einzugsgebiete von Flüssen die mit ihren Quellbereichen oder die Gratkanten der Gebirge geeignet um daran auch die Stammesgrenzen anzupassen. Und genauso beeinflusste auch die von West nach Ost fließende Diemel die Beziehungen der Völker untereinander und entschied über deren Besitztümer und zusammen genommen bildeten beide Grenzen die Basis um untereinander Frieden zu halten. Aufhorchen lässt in diesem Zusammenhang auch der Name eines Baches der bei Bonenburg nur wenige Kilometer südlich von Borlinghausen entspringt, dann in die Eggel mündet und bei Haueda in die Diemel fließt. Möchte man die Urheimat der Hessen im Edertal um Fritzlar sehen, dann signalisiert sowohl der Name Eder einen Bezug zu den Chatten als auch die Ähnlichkeit mit diesem Ederbach genannten Flüsschen, das durch die Warburger Börde mäandriert und nicht nur eine abgrenzende Bedeutung gehabt haben könnte, sondern auch einen Siedlungshinweis erkennen lässt. Vielleicht darf man hier auch den Verdacht äußern, dass sich über die Namensgleichheit mit der großen Eder erkennen lässt, dass die Warburger Börde einst zu den chattischen Siedlungsgebieten zählte. Die bedeutsame mit Hohlwegen perforierte Kerbe in der Egge mit dem wohl untrüglichen Namen „Teutoburgiensi saltu“, samt Weser und Diemel wirkten auf das menschliche Auge prägend, sie dominierten die Region, waren die unverrückbaren und sprechenden Kräfte der Natur die man nicht erst seit den Zeiten der römischen Germanenkriege respektierte und wo sich auch nicht erst Cherusker und Chatten begegneten. Aber beide Völker standen hier einst im Mittelpunkt der Frage um den Ausgang der Varusschlacht und die später dort geschaffene Erinnerungsstätte. Denn genau hier trafen auch ihre Herrschaftsbereiche aufeinander bei der die fruchtbare Warburger Börde eine wesentliche Rolle spielte. Und ja, es sei daran erinnert, dass genau hier die Erwähnung von Cassius Dio zutraf, wie froh man doch im Jahre 9 + nach der bitteren Nacht im „prima Vari castra“ war auf offenen Land zu treffen. Offen wie es nur eine waldlose Bördelandschaft sein kann. Der seit ewigen Zeiten existierende Passweg durch die Egge trennte zwar die Stämme wurde aber durch die Schlacht zum verbindenden Synonym beider Völker, da er für alle den Varus gestellten Hinterhalt wie kein anderes verkörperte und und nur deswegen hielt man ihn auch in der antiken Literatur namentlich fest. Nach allgemeiner Lesart soll sich der Stamm der Cherusker im Zuge der Abwehrkämpfe gegen das Imperium substanziell verschlissen haben, wodurch er in die Abhängigkeit der ihn umgebenden Nachbarstämme geriet. Die Cherusker waren ein Stamm der nach Strabo nicht zu den Großen zählte, denn sonst hätte ihn wohl auch Ptolemäus erwähnt und der nur dank der von Rom beanspruchten Durchgangstrasse und eines herausragenden germanischen Anführers zu Berühmtheit gelangte. Angrivarier, Langobarden und Chatten füllten das Vakuum dieses möglicherweise kraftlos gewordenen Stammes aus und standen sich nun im Interessensausgleich gegenüber und der darin noch vorhandene kleine Bevölkerungsanteil bestehend aus Cheruskern bildete eine Minderheit und vermischte sich mit ihnen. Es war eine schwer datier- und bewertbare Zwischenphase in der die umliegenden Stämme ihre Einflussgebiete in die einst cheruskisch beherrschten Landesteile ausdehnten und dort mit ihnen zusammen lebten. Aber inmitten des einst namhaften Cheruskerlandes lebte immer noch eine wenn auch geringe so doch respektierliche Restsubstanz, der man Anerkennung zollte. Von Nordwesten drangen Angrivarier in den Nethegau vor, von Süden waren es die Chatten die sich mit ihnen zu arrangieren hatten und langobardische Stämme dürfte man im Nordosten erwarten. Gauähnliche Distrikte sind für diese Frühzeit nicht überliefert, sollten aber vorhanden gewesen sein. Man darf aufgrund der Untergewichtung der Cherusker von einer unblutig verlaufenden und insgesamt schleichend entwickelnden Landnahme ausgehen. Im Zuge dieser Veränderungen hatten die Cherusker noch eine Pufferfunktion zwischen Chatten und Angrivariern inne deren Siedlungsgebiete zu wabernden Grenzverläufen führten so wie es sich noch heute dialektisch nachweisen lässt. Dieser Verlauf könnte ursächlich dafür sein, dass es trotz der historischen Bedeutung der Diemel auch nie zur Festlegung eines „Diemelgau“ reichte, denn dazu hätte es eines einzigen dominanten Stammes bedurft der ihn besiedelt hätte. So war der Weg der sich heute „Oberer Bördenweg“ nennt nach dem er aus dem Hohlwegebündel des Saltus hervor trat immer schon mehr als nur ein Grenzweg und über seinen Verlauf hinweg wird man sich über die Jahrhunderte gesehen gestritten und wieder versöhnt haben. Um Borlinghausen legte sich eine Kontaktzone der Völker in die auch die Stammesgebiete der Marser/Sugambrer und der Brukterer ragten. Eine Grenze über die die Eggekante wachte die massive und unveränderliche Fakten schuf, die noch bis heute sichtbar sind. Es sind die alten Grenzsteine die an ihrer nördlichen Seite den Paderborner Bischofsstab und nach Süden mit den drei Spiegeln gekennzeichnet sind. Und genau so dürfte diese Abgrenzung schon weit vor der Zeitenwende wirksam gewesen sein, also lange bevor sie im 8. Jhdt. begann historisch greifbar zu werden und die Franken der Region ihre Regeln aufdrückten. Ob man sich die Lage vor der Egge für den letztendlichen Schlagabtausch am Ende der Varusschlacht aussuchte, weil dort die Stammesgebiete von vier germanischen Völkern aufeinander trafen kann bereits taktischem Kalkül entsprungen sein, aber der Passweg wird seine Wirkung nicht verfehlt haben. Aber auf diese Weise ließen sich alle Anrainerstämme zu unmittelbar Betroffenen römischen Machtstrebens machen und jeder Stamm wurde zum Verteidiger ureigenster Interessen auf eigenem Grund und Boden was den Kampfeswillen beflügelte und wobei jeder seinen Beitrag zum Erfolg leisten konnte. So mag es in der Gesamtstrategie eine Rolle gespielt haben, dass man genau dort wo sich der Borlinghauser Saltus mit in das Schlachtengeschehen einfügen ließ Varus in den Untergang schickte. Hier verbarg sich in der grünen Wand der Egge die viele tektonische Verwerfungen erlebt hat und deren älteste Gesteinsschichten über 400 Millionen Jahre alt sind eine Passage die den Germanen in die Hände spielte. Ein topographischer Schlüssel wurde zum Geheimnis des Erfolges und er verhalf den Germanen zum Sieg. So hatte auch hier wie fasst überall wieder einmal die Geologie im Zusammenspiel mit der Geographie den Grundstein für Krieg und Frieden gelegt. Eine Region wo sich die Stämme auf natürliche Weise abgrenzten und sich dadurch gegenseitig respektierten war auch der Platz um kriegerisch zu wirken. Wenn irgendwo zwischen der Weser und der westfälischen Bucht ein Varusheer zu schlagen war, dann war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich nur hier der taktische Schwerpunkt einer Schlacht aufbauen und konzentrieren ließ. Ein Ereignis, das sich im Gedächtnis der daran teilhabenden Stämme einen Platz schuf der sie dort auch noch nach dem Krieg zusammen finden ließ und womit man eine gemeinsame Erinnerung verbinden konnte, denn bekanntlich schmieden gemeinsam errungene Siege zusammen. Es entwickelte sich daraus eine rituelle Tabuzone für die sich alle gleichermaßen in der Pflicht sahen, sich für sie verantwortlich fühlten und ihre Unantastbarkeit gegenüber fremden Mächten beschworen. Wo anders hätte eine Irminsul auch einen besseren Ort finden sollen, wenn nicht in Blickrichtung zum „Teutoburgiensi saltu“. Für den Erhalt dieses Kultplatz dürften sich die unmittelbaren Anwohner verantwortlich gefühlt haben und da man allgemein den Nethegau und dort wo einst die Säule stand dem Cheruskischen zuschreibt wird auch in erster Linie dieser Stamm und das in seiner Gänze das Gedächtnis daran bewahrt haben. Die Falen wie man die Cherusker später nannte und worauf noch im Detail einzugehen sein wird, übernahmen die Tradition der Gedenkstätte, lebten mit ihr und hielten bis zu ihrer Vernichtung und darüber hinaus daran fest. Auch das Karl der Große sehr wohl wusste, dass sich hinter der Irminsul keine heidnische Gottheit verbarg lässt sich begründen, so dass man daraus schließen kann, dass dem Frankenoberhaupt auch der eigentliche Grund der Entstehungsgeschichte der Irminsul an diesem Platz bekannt gewesen sein dürfte. So darf man Karl auch unterstellen, dass er von den fehl geschlagenen Okkupationsbemühungen aus römischer Zeit Kenntnis hatte, aber seine Biographen es verschwiegen. Hinzu kommt, dass durch die Eroberung des alten Germaniens was dem Imperium nicht glückte sein Ansehen in Rom stieg und seinen ehrgeizigen Plänen diente. Vermutlich grollte er auch den aus den Küstenregionen vorgerückten seeräuberischen Sachsen mehr als den ihm abstammungsmäßig näher stehenden Falen, zumal nicht unbedeutende Teile dieser Völkerfamilie das Merowingerreich mit begründet hatten, dem auch er indirekt entstammte. Auch darüber wird in einem folgenden Kapitel noch zu sprechen sein. Aber mit der Argumentation es habe sich bei dem „Truncus“ im Kern um einen Götzenkult gehandelt fand sich aus klerikaler Sicht betrachtet im Sinne der von Gewalt begleiteten Christianisierung ein geeignetes Motiv mit dem sich die Zerstörung gut begründen ließ. So sollte es eine historische Aufgabe sein dieser in die Irre führenden Annahme stichhaltige Argumente entgegen zu halten. Aber die kartographisch durch die Herren Spruner und Menke erkennbar gemachte Grenzziehung trug dem alten Geschehen Rechnung und das von ihnen recherchierte deckt sich mit den Grundzügen bezogen auf die hier vorgestellte Varusschlachttheorie. Und es ist nicht nur das Zitat des französischen Sozialkritikers Marcel Proust der einst sagte, „dass man die Weisheit nicht fertig übernehmen kann, weil man sie selbst auf einem Weg entdecken muss, den keiner für uns gehen wird und niemand uns ersparen kann, da sie in einer bestimmten Sicht der Dinge besteht“. Denn man muss auch etwas dafür tun. Möchte man aber die Irminsul lokalisieren, dann ist es unvermeidbar sich in den Geist karolingischer Macht – und Außenpolitik hinein zu versetzen. Sie besteht aus Einflussnahme aber auch aus geschickten Grenzziehungen. Die Basis dieser Theorie beruht darauf, dass der Standort der Irminsul das Varusschlachtfeld kennzeichnete. Ob es also ein Zufall war, dass der Obere Bördenweg der aus dem Saltus hervor trat das alte Varusschlachtfeld querte und damit gleichzeitig auch die Irminsul berührte, verdient einer näheren Betrachtung, wobei die Varusschlacht in diesem Moment in den Hintergrund tritt. Varus und seine Schlacht war für die fränkischen Interessen bedeutungslos, zumal es fraglich ist, ob ein Franke im 8. Jhdt. in die Tacitus Schriften Einblick nahm die sich in dieser Zeit vermutlich noch im Kloster Monte Cassino befanden. Aber der Standort der Irminsul wird umso interessanter, da sich über ihn die diversen Querverbindungen zur Varusschlacht herstellen lassen die nicht nur in der Namensähnlichkeit von Irminius und Arminius liegen oder im nahe gelegenen identifizierbaren „Teutoburgiensi saltu“. Für Karl den Großen und den Klerus bekam sie im Jahr 772 einen Stellenwert als man erkannte, dass sie sich für vielseitige Interessen nutzen ließ. Da es darum geht den Ort der Varusschlacht „wasserdicht“ zu machen gilt es zunächst weitere Argumente und Indizien anzuhäufen mit denen sich untermauern lässt, dass die Irminsul einst am Platz des Geschehens nahe Borlinghausen stand. Das Aussehen der Irmensul weckte unter den fränkischen Kriegern den Eindruck, dass sie nachdem sie die Grenzfeste Eresburg hinter sich gelassen hatten nicht nur vor einem beliebigen Heiligtum der Sachsen standen. Sie wähnten sich in diesem Moment nun auch im Zentrum und religiösen Mittelpunkt jenes Volkes angekommen zu sein, dass sie in ihren Herrschaftsbereich integrieren sollten. Im ersten Jahr der Sachsenkriege war man allgemein wohl noch der Überzeugung Sachsen ließe sich auf ähnliche Weise ins Frankenreich einbeziehen wie Hessen und ahnte noch nichts von den auf sie zu kommenden zähen Herausforderungen. Am Südrand des Nethegau nahmen sie ihnen zwar ihr kulturelles Erbe um es durch ein christliches zu ersetzen unterschätzten aber ihren Widerstandswillen. Da man umsichtig vorging und ihre rituellen Stätten im Stammesgefüge nicht auflösen wollte lag es nicht im Interesse der Eroberer der Irminsulstätte ihre zentrale Bedeutung zu nehmen. Wie vielerorts nachweisbar wandelte man sie um und setzte auch ihr die Lichter der neuen Religion auf. Bei Betrachtung der Landschaftsform östlich von Borlinghausen wird erkennbar, wo einst die Schlußsteine der Varusschlacht gesetzt wurden und später die Irminsul ihren Platz fand. Aber es werden noch weitere Hinweise folgen mit denen sich die Örtlichkeit bestätigen lässt. Und es lässt nun schon sagen, dass der mit dem Varusfluchtweg identische „Obere Bördenweg“, also der Weg, der die Grenze zwischen sächsischem Hessengau und Nethegau bildet südlich an den besagten Stätten vorbei führt. Das sich im Zuge der karolingischen Gauneuordnung die Irminsul nun im Nethegau wieder fand erklärt sich mit dem Verlauf und der Dynamik der Varusschlacht was auch durch die dortigen geographische Merkmale gestützt wird. Die nach der Niederlegung der Irminsul dem Christengott geweihte Stätte verblieb demnach im sächsischen beherrschten Nethegau dem Teil womit man auch indirekt dem Bedürfnis des Sachsenvolkes auf Eigenständigkeit Rechnung trug. Das der Obere Bördenweg seine Existenz einem Geschenk der Geologie verdankt, denn ohne Saltus auch kein Oberer Bördenweg, ist erkennbar und das Karl der Große 772 entschied aus dem Weg auch die Gaugrenze zum Nethegau zu machen da er sich gut mit dem Saltus verbinden ließ und auf Herstelle führt bot sich an. Und das er die Grenze nicht weiter nördlich etwa an den Hellweg verschob um einen größeren Landstrich als fränkisches Einflussgebiet zu markieren dürfte auf die militärisch noch unsichere Lage im Jahr 772 zurück zu führen gewesen sein. So ist es fraglich, ob es die Franken 10 Jahre später überhaupt noch für notwendig erachtet hätten einen sächsischen Hessengau ins Leben zu rufen. Die Grenzfestlegung war also kein freiwilliges fränkisches Abtreten von Territorien, ein Entgegenkommen um die sächsische Selbstentfaltung zu fördern oder ihnen Besitzansprüche zu garantieren, sondern kann als eine erste Maßnahme gewertet werden fränkische Macht zu demonstrieren. Folgt man der Irminfährte zurück, dann stößt man im Zuge der Analyse auch auf das, was sich an der Irminsul zutrug bevor ihnen die Falen- und Sachsen einen festen Platz in ihrem rituellen Kalender einräumten. Denn schon vor 2000 Jahren glich diese Region einem Auffangbecken unterschiedlicher Einflüsse, Strömungen und Interessen. Dort berührten sich die Stammesgebiete der Anrainervölker die ihre eigenen kulturellen Traditionen einbrachten. Im Zuge der bisherigen Analysen wurde deutlich, dass im bekannten Wissen durch die Jahrhunderte betrachtet seit dem Ende des Imperiums viele unentdeckte Argumente schlummern, die zusammen gefasst die „Varus - Nethegau Theorie“ stützen helfen. Und dies umfasst hier zunächst den Blick auf die Epoche des frühen Mittelalters die in Mitteleuropa die Franken dominierten. Aber auch die schwer greifbare Phase zwischen dem Ende des römischen Westimperiums über die Zeiten der Völkerwanderung hinweg bis zum Auftreten der merowingischen Franken lässt Einblicke in das Leben der Cherusker nach den großen Römerschlachten zu. Aber was wurde aus der Landschaft um Borlinghausen in der man einst gekämpft haben könnte, wie entwickelte sie sich was passierte in ihr und explizit in jener Örtlichkeit in der sich Varus nach dieser Theorie tötete. Welche frühen politischen Bezeichnungen gab man dieser Region und wo verliefen ihre Grenzen um zu versuchen darin den damaligen Schlachtenverlauf auch kartographisch simulieren zu können. Den ersten greifbaren Gesamtnamen für die umfängliche Landmasse die in etwa das heutige Deutschland umfasste kreierte noch ein Kartograph des Imperiums. Es war Ptolemäus der um 150 + sein Kartenwerk passenderweise „Magna Germania“ nannte und er verstand darunter auf seine Weise ein „Großgermanien“. Da er die linksrheinischen Gebiete „Keltogallisch“ nannte ignorierte er die Existenz und Präsenz des römischen Imperiums in seiner ganzen Breite. Namen germanischer Stämme im Zusammenhang mit den von ihm schwerlich interpretierbaren Einzeichnungen von Flussläufen und andere geographische Andeutungen halfen nur bedingt weiter um Regionen unterscheidungsfähig zu machen und um zu versuchen sie mit der heutigen Lage vergleichen zu können. Erst vorsichtig ab dem 8. Jahrhundert trugen die überlieferten Gaubezeichnungen und deren angedeutete Umrisse dazu bei das mittelalterliche Deutschland aufzuteilen zu separieren und in die Landschaft einzugliedern bzw. zuzuordnen. Das innere Germaniens beherbergte davon eine Vielzahl wobei die die namentlich bekannt sind in einigen Fällen auch ihren Ursprung und ihre Bedeutung verraten. In der Regel weisen sie einen regionalen Bezug zu einem Ort, einer Landschaft, einem Fluss oder zu seinen früheren Bewohnern auf. Aber der Großgau mit Namen „pagus Hassorum“ bzw. „Hessigau“ wich von dieser Methodik ab, denn in ihm lebten zwei Völker unterschiedlicher Dialektik miteinander die sich nach unserem Wissenstand solange unauffällig verhielten bis die Franken ihr Reich nach Osten erweiterten und sie voneinander trennten. Sie schufen dem Namen nach einen Nord - und einen Südgau vermutlich um den sächsischen und hessischen Bevölkerungsanteilen Rechnung zu tragen. Während den Nordteil dieser politischen Sonderregion die Falen besiedelten, die aus den Cheruskern hervor gingen und diesen gemeinsam mit den zugewanderten Sachsen bewohnten, lebten im Süden die Hessen der chattische Folgestamm. Man kann sich aber trotzdem die Frage stellen warum man den Franken in Hessen nicht den gleichen Widerstand entgegen setzte, wie es in Falen/Sachsen geschah. Dann könnte man vielleicht zu dem Ergebnis kommen, dass man es sich über die Ursprungskultur erklären könnte, denn die Menschen dieser Region waren im Kern noch stärker von der keltischen Lebensart geprägt. Eine kulturell fortschrittlichere Zivilisation mit abweichenden vielleicht auch umgänglicheren Wesenszügen die die Franken als Bindeglied und Puffer zum Nordvolk nutzten. Anpassungsfähiger dem Imperium immer schon näher stehend und ausgestattet mit einer Gemütsverfassung die sie auch der Frankenherrschaft gegenüber gewogener und kompromissbereiter machte. Siedelten die Kelten auch einst bis weit an den Nordrand der Mittelgebirge so wird aufgrund der germanischen Südexpansion doch im Diemelverlauf ihre Rückzugslinie erkennbar, die über die Jahrhunderte betrachtet auch einer politischen Abgrenzung förderlich war, die in der Sprachgrenze ihren Ausdruck fand und durch den wechselseitigen Grenzverlauf zwischen Hessen und NRW noch bis heute hörbar ist. Obwohl man die Siedlungsgebiete einer hessischen Urbevölkerung im Sinne des Hessenvolkes „Populus Hessiorum“, und auf Basis antiker Quellen im nordhessischen Raum um Fritzlar und Gudensberg annimmt, darf man sich unter dem einst von Chatten besiedelten Gebiet eine Region vorstellen, die in ihren Zeiten auf Basis dieser Theorie die Warburger Börde mit eingeschlossen haben könnte. Wie sich das Zusammenleben in diesem fruchtbaren Siedlungsraum vollzog ob in Cherusker - oder zu Sachsenzeiten ist aus menschlicher Sicht nachvollziehbar und es sind Stufen vom offenen Streit über die Distanzwahrung, einer gegenseitigen Duldung bis zum zeitweise auskömmlichen Nebeneinander und vielleicht auch einem Miteinander vorstellbar. Aber an der Nordgrenze des „sächsischen Hessengau“ befanden sich der Nethegau mit seinem sächsischen Wachtposten Helmern sowie der sächsische Augau und am Hofe Karls war man sich 772 der Tatsache völlig bewusst, dass man dort unstrittig sächsisches Territorium betreten würde. Über etwaige Vorgänge im südlichen Nethegau nahe der Irminsulstätte innerhalb der dreijährige Übergangsphase zwischen 772 bis zum Jahr 775 als Karl die Sachsen nahe Höxter besiegte schweigen die Quellen. Da die Sachsen aber die Zeit für neue Angriffe nutzten werden sie auch das Territorium in dem sich die Sul befand wieder in Besitz genommen haben. Ob man sie damals wieder aufrichtete oder die Franken 772 nach der Zerstörung an ihre Stelle ein christliches Gebäude hinterließen, dass die Sachsen wieder zerstörten bleibt Spekulation. Auf einhelligem Forschungsstand beruht die Annahme, dass es den Sachsen nicht gelang eine einheitliche Front gegen die Franken zu errichten, sodass sich im Nethegau auch nur die dortigen Anwohner den Franken 775 entgegen stellten und daher gegen die konzentrierte und disziplinierte vorgehende Streitmacht der Franken unterliegen mussten. Ab diesem Jahr darf man davon ausgehen, dass der Widerstand im Nethegau gebrochen und das Einfallstor über die Diemel nach Süden, um fränkische Klöster in Hessen zu plündern für die Sachsen verschlossen war. Eine geologische Ausbuchtung vergleichbar mit der burgundischen Pforte. Befremden löst in diesem Zusammenhang ein Eintrag in der freien Enzyklopädie „Die Sachsenkriege Karls des Großen“ zuletzt bearbeitet am 6.9.2022 aus, der einem Zeitensprung gleich kommt, wonach die Sachsen „chattische“ Orte überfielen. Das es nicht allein bei der Kreation eines „sächsischen Hessengau“ bleiben sollte, sondern umfassende Formen annahm bewiesen die späteren fränkischen rigorosen Maßnahmen. Denn die massiven Deportationen widerspenstiger und das Christentum ablehnender Sachsen sollten sich besonders im von Egge und Weser eingepferchten Nethegau bemerkbar machen. Da die Nahtstelle zwischen dem „sächsischen Hessengau“ und dem nördlich davon gelegenen „sächsischen Nethegau“ mitten durch das alte Varusschlachtgelände bei Borlinghausen verläuft liegt die Faszination in dem Gedanken ergründen zu wollen, wie und ob beides in Verbindung zueinander gestanden haben könnte. Ein Unikum das die Fragilität einer Übergangsregion schon im Namen trägt. Denn in Nordhessen lebte nie ein Volksstamm der Franken, hier war es einzig das karolingische Machstreben, das sich unter Zuhilfenahme der Gewaltmission erfolgreicher umsetzen ließ. Und selbst ein bayrischer Mönch namens Sturmius oder ein englischer Bischof mit Namen Bonifatius mit größerem Gefolge verkörperten kein Volk der Franken, sondern waren nur die Vorboten religiöser Veränderungen. Literaturhinweise auf die frühen Gaubezeichnungen im Betrachtungsraum flossen spärlich und während für den Nordteil des „pagus Hassorum“ im 8. Jhdt. vereinzelt die Bezeichnung „pagus hessi Saxonicus“ aufkam berichten die Quellen im 9. Jhdt. über einen „francorum pagus“ mit der Bedeutung eines Frankengau. Eine Bezeichnung aus der Literatur die sich auf den namenlosen Geschichtsschreiber „Poeta Saxo“ zurück führen lässt, die keine Zuordnung zulässt mit der man aber die neuen fränkischen Gebietsansprüche zum Ausdruck brachte. Erst unter Abt Saracho von Corvey findet im 11. Jhdt. der „pagus hessi Saxonicus“ also der „sächsische Hessengau“ häufiger Erwähnung, hatte die Frankenzeit überdauert und sich offensichtlich eingebürgert. So weit die Vorbetrachtung, aber in der Tendenz geht es einzig um den eng umrissenen Teil der sich in seinem nordwestlichen Zipfel nahe dem „Teutoburgiensi saltu“ verbirgt wo unter der Egge der sächsische Hessengau an den sächsischen Nethegau stößt und der Obere Bördenweg diese beiden Territorien trennt. Eine im Rahmen dieser Theorie geschichtsträchtige Region in der nicht nur Varus sein Ende gefunden haben könnte, sondern die auch als ein möglicher Standort der Irminsul in die Diskussion geriet. Da sich hier zwei Ereignisse begegnet haben könnten, gerät die Frage um die nebulöse Existenz der zwei Gaubezeichnungen in den Vordergrund und nährt den Verdacht, dass sich damit auch eine rückwärtige Spur zur Varusschlacht offen legen lässt, die dieser Theorie nach unweit von Borlinghausen endete. Einer Region in der sich die römischen Knochen häuften und die den Namen des germanischen Kriegsgottes trägt. So mündet es letztlich in die Fragestellung ob es noch weitere unerkannte Verbindungen zwischen beide Ereignissen gegeben haben könnte. Und auch ohne die spätere Bedeutung der Engern aus dem Auge zu verlieren die nach dem Niedergang der Cherusker schon vor oder parallel zur sächsischen Expansion mit unbekannter Reichweite nach Süden vorstießen kann den Quellen entnommen werden, dass es Varus sowohl mit Cheruskern als auch mit den benachbarten Chatten zu tun hatte. Und hier vor der Egge lag die mögliche Schnittstelle wo sich territorial betrachtet auch einige Jahrhunderte später immer noch deren Nachfahrenstämme in Gestalt der nun dort siedelnden Hessen und Falen begegneten. Aber ungeachtet der Umbrüche im Zuge der Völkerwanderung werden auch noch im 8. Jhdt. weite Teile der Bevölkerung in Ostwestfalen autochthone Wurzeln in sich getragen, und ältere Blutsverbindungen bestanden haben was dazu beiträgt, dass man Traditionen beibehält. In diese Gedankenwelt gehört auch die Frage wie man die Landschaft des Nethegau zu Varuszeiten nannte, denn auch schon damals wird man der Region einen Namen gegeben haben. Flüsse und deren Namen gehören zu den zeitlosen Merkmalen, wenn man einem Landstrich eine Identifikation verleihen möchte und mit dem Namen Nethe wird man es gleichermaßen gehalten haben. Darauf wie alt der Name Nethe ist und wo er herrührt wird im weiteren Verlauf noch eingegangen werden, denn es kann sich auch darin eine Antwort verbergen mit der sich argumentieren lässt, dass die Varusschlacht nur hier statt fand. Auch in den Zeiten der Frankenherrschaft und noch bis heute behielt man den Namen Nethegau bei und er erfuhr keine Veränderungen oder Umbenennungen, denn man übernahm ihn aus ältesten Zeiten den Worten der Einheimischen. Während der südlich angrenzende sächsische Hessengau erst karolingischer Feder, also neuerer Zeit entsprang stellte er genau so eine traditionslose Neukreation dar wie die paradoxe Bezeichnung „Ostwestfalen“. Anders wie beim Augau ruhen in Wort und Charakter des Namens „Nethe“ keine lateinischen Wurzeln. Denn im dortigen sich um Höxter ausbreitenden Gau dem die Historie mehrere Namen mit gab, könnte sich ein Bezug als ein letzter Rest erhalten haben, mit dem sich auf die römische Epoche anspielen ließe. Denn hinter den wechselnden Bezeichnungen „Augau“, „Auguenser“ - oder „Auguensischer Gau“ bzw. ihren Wortfindungen und Endungen könnte man ohne Phantasie zu entwickeln den Namen „Augustusgau“ vermuten, (siehe Kapitel „Auguensischer Gau mit der Marca Huxori“ vom 27. Oktober 2017). Das die Franken den Nethegau sprachlich nicht antasteten, könnte darauf beruhen, dass sie das Überschreiten in die sächsische Kernzone anfänglich vermieden zumal sich dazu keine kriegerische Notwendigkeit ergab, denn fälische Widerstandskraft im Diemeltal nach dem Fall der Eresburg hatte sich schnell erschöpft und den Abschnitt von Wrexen bis zur Mündung wollten oder konnten die Falen/Sachen nicht verteidigen. Zudem existierten im Nethegau auch keine gemischten sächsisch/hessischen Siedlungsgebiete, die es zu ordnen galt. Was sich aber ändern sollte, denn in der Tendenz setzte auch dort eine stetig fortschreitende fränkische Infiltration in vielerlei Hinsicht ein. Dem Verhalten Karls zu urteilen in Bezug auf die Zielrichtung Herstelle, könnte er 772 auch noch die Grenze des Nethegau respektiert haben, da er diese zunächst nicht überschritt und am Grenzweg zwischen dem Nethegau und dem sächsischen Hessengau verharrte. Aber zuvor setzte er noch mit der Irminsulzerstörung ein überaus deutliches Zeichen seiner Willensstärke. Aber man sollte tiefer sinnieren, denn der Nethegau hatte eine alte Geschichte und bildete mit der Diemel immer eine Einheit zumal das Wort Gau als urgermanisch eingestuft wird und schon früh nördlich des Harzes unter „gaw - ja“ in Gebrauch gewesen sein soll. In der Nethegau Enklave die sich wie eine Zunge in den Raum schiebt und in südlicher Richtung in der Diemel eine natürliche Abgrenzung findet, werden mit Beginn karolingischer Machtausübung auch die ersten strukturellen Spuren deutlich und es konkurrieren zwei Grenzen miteinander. Sowohl die von der Natur geschaffene „nasse“ Diemelgrenze als auch die politische von den Franken nördlich des sächsischen Hessengau gezogene „trockene“ Grenze die sich an den Quellbächen der Nethe orientierte, querten beide Grenzen eine kulturgeschichtlich gewachsene Spannungsregion in der die germanischen und keltischen Ethnien aufeinander trafen und sich vermischten. Die erträgnisreiche und daher waldarm gehaltene Warburger Börde war nie Bestandteil des Nethegau der seine südlichste Begrenzung am vermeintlichen „Teutoburgiensi saltu“ fand und der auch nie den Beinamen „sächsischer“ führen brauchte, da dies immer unstrittig war. Und obwohl beide der indogermanischen Sprachenwelt angehören ist unbekannt ist, ob der Name „Nethe“ keltische oder germanische Wurzeln in sich trägt. Die hochwertigen Bördeböden und somit die Qualität der Landschaft war attraktiv, weckten immer Begehrlichkeiten erzwang aber auch Einvernehmen und erforderte Kompromisse. Eben ein besonderer Schmelztiegel seit jeher dazu geeignet Ihre Bewohner zu entzweien, in dem aber letztlich immer die konkrete Bedrohungslage darüber entschied, welche Interessen überwogen, interner Zwist oder ein gemeinsamer Feind. Die römische Expansionspolitik schien es möglich gemacht zu haben, dass man Trennendes überwinden musste. Und die Region ab dem nach Osten gerichteten Eggerand die es zu verteidigen galt hatte viel zu bieten und verleitete wie man am paradoxen Wortungetüm „Ostwestfalen“ erkennen kann, immer schon die Geographen dazu waghalsige Namenskreationen zu schaffen. So spricht auch schon aus der doppelsinnigen Wortkombination der zwei Gaubezeichnungen, also dem fränkischen und dem sächsischen Hessengau, dass man es hier zwischen Egge und Weser und das möglicherweise schon seit prähistorischen Zeiten mit gewachsenen Besonderheiten zu tun hatte, denen Rechnung zu tragen war und hier versteckte sich der Spaltpilz in der Fruchtbarkeit der Bördelandschaft von der nicht nur alle dort beheimateten Stämme, sondern auch immer wieder Neuankömmlinge profitieren wollten. Und da man sich die Anbaugebiete innerhalb dieser tellerartigen geformten Lösbodensenke mit der höchsten Bodenwertkennzahl Westdeutschlands nicht nehmen lassen wollte war Einigkeit bei äußerer Bedrohung die Voraussetzung. Und nicht erst die „keltischen Chatten“ nutzten den fruchtbaren Boden den die Erdgeschichte in dieser Mulde hinterlassen hat und auch nicht die Germanen die im Zuge ihrer Zuwanderung in diese Region gespült wurden, denn schon für die nacheiszeitlichen Ackerbaukulturen des frühen Neolithikum vor 7000 Jahren war sie für die Ernährung von elementarer Bedeutung. Hier dürfte auch die Geburtenrate höher gelegen haben, hier vollzogen sich die Zivilisationsprozesse lebhafter, hatten Vermischungsprozesse Tradition, der hier im Grenzbereich lebende Menschenschlag war kompromissfähiger, fortschrittlicher dafür aber im Ernstfall auch Wehrhafter. Ausgestattet mit kraftvoller Substanz um sich auch einem aus zahlreichen Legionären bestehenden Heer erfolgreich entgegen stellen zu können. Welchen Anteil der keltische Einfluss in der Region auch auf die Waffentechnik der Germanen in der Varusschlacht hatte greift ins Hypothetische, sollte aber nicht unbeachtet bleiben. Denn im Hinblick auf eine aus der Erfahrung gewachsenen technologischen und handwerklichen Geschicklichkeit sei auf die „nur“ rund 137 Kilometer südlich der Diemel entfernten Glaubergkelten verwiesen, die dort bereits 400 Jahre vor der Varusschlacht eine hohe Kulturstufe erreicht hatten, die sich bis in den Betrachtungsraum ausgewirkt hat. Es kann daher in diesem Zusammenhang auch nicht ausgeschlossen werden, dass das Gold des Halsschmuckes aus dem Fürstengrab vom Glauberg nicht aus Itter- bzw.- Edergold geschmiedet wurde, denn im Bereich des Eisenberges dem Quellgebiet der Itter wo noch bis ins Mittelalter erfolgreich nach Gold geschürft wurde, befinden sich bekanntlich die größten Goldlagerstätten Mitteleuropas und auch eine La - Tène zeitliche Siedlung bei Bad Wildungen weist hier auf die Verbreitung der Keltenkultur hin. Das die Distanz vom Eisenberg nach Marsberg nur 21 km und die Strecke von dort nach Kneblinghausen auch nur 23 km beträgt schließt nicht aus, dass die Goldminen an der Itterquelle auch schon vor Karl der Große bekannt gewesen sein könnten. Denn was schon die Kelten kannten wussten später auch die römischen Prospektoren Aber im Rituellen steckt seit Menschengedenken eine inspirierende und treibende Kraft die man nutzte um sich damit das Leben und den Tod zu erklären, es sich erträglich zu gestalten und mit Sinn zu füllen. Das Überirdische hatte überall seinen Platz, gleich ob man sich damit in Kriegszeiten stimulieren wollte oder in Friedenszeiten den Jahreskalender danach ausrichtete. Es verbergen sich darin viele Anhaltspunkte, so dass dies auch ein Hauptbetätigungsgebiet innerhalb der archäologischen Sparten darstellt und sich für eine vergleichende Maßeinheit für alles Vergangene nutzen lässt. Die Eggelandschaft ist übersättigt mit Opfersteinen, Steingräbern oder Weihealtären und auch in der Region um Borlinghausen gab es demnach Bestattungsbräuche, Prozessionen und Kultstätten schon seit dem Neolithikum und nicht erst seit dem Aufrichten eines dagegen schon minderwertig erscheinenden „hölzernen Irminsul Truncus“. Und den Kultplatz Irminsul schuf man auch nicht erst wenige Jahre oder Jahrzehnte vor seiner Zerstörung im Jahre 772. Aber er wird sich dieser Theorie folgend erst nach dem Abzug von Germanicus langsam etabliert haben, spätestens aber nach dem Tod von Arminius als sich in Ostwestfalen die heiße Phase der Römerschlachten längst dem Ende zugeneigt hatte. Nach Jahren werden es die Trittspuren jener ersten frühen Besucher gewesen sein, die über den Standort der „Irmin - Kultstätte“ entschieden. Menschen die die Örtlichkeiten aufsuchten um sich umzusehen, wo damals das Eindrucksvollste geschah um sich in der Erinnerung daran zusammen zu finden und es anderen zu zeigen. Bekanntheitsgrad und Neugier vermischten sich und die Folge war, dass dort Freiplätze entstanden die die Menschen im Laufe der Jahre immer leichter finden konnten. Ob es in der ersten Phase nur für einen Steinkreis reichte lässt sich schlecht rekonstruieren aber irgendwann wurde mehr daraus. Möglicherweise war es eine Säule aus dem für besondere Zeremonien vorbehaltenen geheiligten Eschenholz. Und hier unter der Egge am nordwestlichen Börderand befand sich wie dargestellt auch eine Nahtstelle sozusagen noch ein Tor zur einst keltischen Welt. Hier kamen die Germanen mit ihren Methoden der Metallbearbeitung, dem verhüttungstechnischen Wissensstand, aber auch den besseren Ackerbaugeräten in Berührung. Eine Bevölkerungsschicht die sich in ihren Siedlungsgebieten am Nordrand des Sauerlandes und damit auch an der Diemel noch lange gegen die germanische Expansion behaupten konnte bevor die Vermischung untereinander intensiver wurde. Etwa da, wo auch später die sächsische Ausdehnung zum Stillstand kommen sollte trug die Mittelgebirgsstruktur mit dazu bei und sie machte es neuen Einwanderern noch nie leicht in den Gebirgstälern sesshaft zu werden. Ein Hinweis darüber wo sich die einstigen Wohnstätten der Kelten befunden haben könnten sind nicht nur die mit „lar“ endenden Ortsnamen die hier verstärkt anzutreffen sind. Bestätigung findet die keltische Vorbevölkerung auch durch die Latene zeitlichen Funde im Südharzvorland die sich bis in die Zeit kurz vor der Jahrtausendwende datieren lassen oder die keltischen Funde innerhalb der Fluchtburgen. Auch die Sagenwelt leistete dazu noch einen Beitrag als es zum Aufeinandertreffen der Kulturen kam, denn der Ballofa Berg bei Balve etwa 90 Kilometer westlich von Borlinghausen der die gleichnamige Höhle beherbergt lässt sich mit dem keltischen Fortschritt „ Made in Keltike“ in Verbindung bringen. Hier unterrichten die kleinwüchsigen kapuzentragenden Vertreter der Unterwelt auch einen gewissen Wieland bzw. Siegfried oder Sigurd im Schmiedehandwerk. Auch das sauerländische Balve liegt in einer Region die von der germanischen Südexpansion aufgrund ihrer unwirtlicheren und schwer zugänglichen Struktur zunächst angespart blieb wodurch sich keltischen Bräuche und Techniken länger erhalten konnten. Und nicht erst in dieser Zeit entschied die bessere Waffenqualität über Leben und Tod. In Ballofa einer frühen Produktionsstätte für Rüstzeug aller Art, aber explizit für Hieb und Stichwaffen könnte man ein Synonym für den technologischen Wandel um die Jahrtausendwende sehen, als sich die Germanen mit den Kelten zu arrangieren begannen weil es der römische Feind erforderte. Aber 9 + gab es auf germanischer Seite nur wenige Kämpfer die mit Rom waffentechnisch ebenbürtig waren. Und wenn, dann waren es wohl Schwerter die auf einem keltischen Amboss geschmiedet wurden. So könnte der Kenntnisstand jenes Volkes mit dem sich die Cherusker nicht nur zusammen taten, sondern auch zusammen wuchsen den Ausgang der Varusschlacht mit beeinflusst haben. Das Eggegebirge mit seiner wuchtig geformten Kante das so wirkt, als würde es in den Nethegau hinab stürzen nannte sich einst Osning, aber in ältester Zeit war es die Osnegge foglich die Osenegge. Beim Wort „Osn“ verschluckte man das „e“ denn eigentlich gemeint waren die „Asn“ folglich das Göttergeschlecht der Asen die sich hier im Volksmund vereweigt hatten was den überirdischen Bezug deutlich werden lässt. Hier hatte die Natur in Form der schroffen Egge ganze Arbeit geleistet und jenen Menschen die von Religion noch eine andere Vorstellung hatten eine mächtige Kulisse hinterlassen, die einst auch den Hintergrund für den Wanenkrieg gebildet haben könnte. Denn die der Egge östlich vorgelagerten Hügelketten waren schon in der jüngeren Steinzeit den Ruhestätten der Verstorbenen vorbehalten wo sie mit der Egge im Rücken ihren ewigen Blick nach Osten richten konnten. So zeugen zahlreiche Hügelgräber davon, dass man hier schon seit Jahrtausenden ältesten Traditionen folgte. Hier blickten die keltogermanischen Völker der Region noch auf das Leben vor ihrer Zeit, zelebrierten angesichts ihrer Altvorderen ihre Bräuche und nicht erst mit dem Untergang der Varuslegionen waren es heilige Stätten. Man lebte unter ihrer Obhut, war sich ihrer Existenz bewusst und verband damit auch ihr eigenes Schicksal. Hier war es nicht nur die Varusschlacht auf die die Irminsul gefolgt sein könnte, hier befand sich zu allen Zeiten eine spirituell geprägte Landschaft in der man sich in ritueller Absicht begegnete. Und natürlich sollten wir es unseren Vorfahren sowohl zutrauen als auch zubilligen, dass sie das Bedürfnis verspürten den Sieg über die römischen Legionen nicht der Vergessenheit zu überantworten. Den Standort der Irminsul mit der huldigenden Strahlkraft des Varusbezwingers Arminius im Grenz- und Mischgebiet der Altvorderen zu begründen klingt nach müßigen oder verklärten Gedankenspielen die sich auf den ersten Blick so anhören, als habe man sie an den Haaren herbei gezogen. Aber diese Überlegung sollte man nicht voreilig verwerfen, denn auch diese Verbindungslinie gehört in die großräumige Analyse und die methodische Betrachtung um den Örtlichkeiten der Varusschlacht einen Schritt näher zu kommen. Aber letztlich entschied nicht die Grenznähe zu den keltisch/germanischen also den chattisch/cheruskischen Territorien über die Position der Irminsul, es war schlicht und einfach die Schlacht an der Schlucht nämlich die entscheidende Lage des Fluchtweges, des „Teutoburgiensi saltu“ westlich von Borlinghausen. Der Ort wo man Varus hinlockte, wo er sein Ende fand und wo Germanicus auf die Überreste seiner Legionen stieß die dort im Zuge ihrer letzten Kämpfe ihr Leben ließen. Und diese Walstatt konnte auch nicht von noch so frühzeitigen Grenzziehungen, Hügel- oder Steingräbern beeinflusst worden sein, denn hier wo Arminius letzte Hand an seinen Schlachtplan legte entschied einzig die Strategie der oder des Cheruskers. Aber Grenzlage und Endschlacht korrespondierten hier, wenn auch unbeabsichtigt eng miteinander was in die Auseinandersetzung mit Rom mit hinein gespielt haben könnte. Man möchte eigentlich nicht soweit ausholen und Arminius unterstellen, dass er die Legionen bewusst zwischen die Grabstätten vorzeitlicher Kulturen locken wollte um sie dort im Sinne einer göttlichen Opfergabe abschlachten zu können. Aber es lässt sich auch nicht von der Hand weisen, denn nicht ohne Grund wird es uns von Tacitus so suggeriert da man es damals als heilige Haine verstand. In den Zeiten nach der Varusschlacht behielt die Region dieser Theorie nach ihre Ausstrahlung und Anziehungskraft bei, denn es begegneten sich dort nicht nur die zwei Stämme, die möglicherweise den größten Anteil am Sieg über Varus hatten, sondern auch alle anderen beteiligten Stämme und Sippen die in enger verwandtschaftlicher Beziehungen zueinander standen. Denkbar ist auch ein hintergründiges Szenario wonach bekanntlich nicht nur die Cherusker einen Segestes in ihren Reihen hatten. Denn bei den Chatten gab es einen Adgandestrius der Arminius nach dem Leben trachtete und mit dem sich beweisen lässt, wie stark auch die jeweils gegensätzlichen Positionen in den germanischen Fürstenhäusern vertreten waren. Da man bei Adgandestrius eine keltische Namenswurzeln vermutet würde sich eine weitere Tür zu der Frage öffnen, wie es um den keltischen Einfluss im alten Nordhessen und Ostwestfalen stand. Um die keltisch stärker beeinflussten Chatten im Jahre 9 + zu gemeinsamen handeln zu bewegen und die Kritiker im jeweils anderen Lager zufrieden zu stellen, könnte es auch zu siedlungstaktischen Zugeständnissen am Verhandlungstisch gekommen sein. Derartige Interessen rangierten immer weit oben und man könnte sich damals schon die Börderegion untereinander zugeteilt haben und sie sich zum gegenseitigen Ausgleich und zur jeweiligen, vor allem aber gewaltfreien Mitnutzung zugesprochen haben. Ein stabiler Landfrieden der dabei heraus gekommen sein könnte, bei dem die Börde für die elementare Nahrungsgrundlage sorgte und man der Tradition folgend die Irminsul als kulturellen Schwerpunkt mittig gelegen respektierte. Diese Argumentation würde im Umkehrschluss wieder den Verdacht erhärten, man habe vor 2000 Jahren den Saltus nicht nur wegen der bördebedingten Bevölkerungsdichte, sondern auch aufgrund der Nähe zu den keltisch/chattischen Mitstreitern anvisiert, auf deren Kampfstärke die germanischen Cherusker nicht verzichten wollten. Es war eine Region in der man zusammen lebte und sich möglicherweise später bei feierlichen Anlässen zu gemeinsamen Kultfeiern traf um die Erinnerung wach zu halten. Wir wissen das Cherusker und Chatten bemüht waren untereinander Heiraten zu vermitteln und wo man heiratet, da feiert man auch. Der Ausgang der Varusschlacht hatte bewiesen, dass man sich einig und auch imstande war gegen stärkste Gegner erfolgreich sein zu können. Und wenn der keltische Bevölkerungsanteil in der Region noch erheblich war und mit jedem Kilometer nach Süden wuchs, so wurde die Schlacht für alle Teilnehmer rückwärts gewandt zu einem zentrales Erfolgserlebnis, das auch zum Zusammenwachsen der zwei unterschiedlichen Kulturen beitrug. Es war möglicherweise der Grundstein gleich einer Vorstufe zur Bildung des späteren sächsischen Hessengaus, dass aus diesem Bündnis spricht und dem man auch den Namen „cheruskischer Chattengau“ hätte geben können. Die hier vorgestellte „Börden- und Grenztheorie“ schließt nicht aus, dass die Diemel über die Jahrhunderte betrachtet weiterhin die Hauptorientierungslinie darstellte. Der sächsische Hessengau wäre demnach immer schon eine Zone gegenseitiger Einflussnahme und Überlappung gewesen und die Chatten hätten sie nicht erst im Zuge schwindender cheruskischer Machtvollkommenheit überschritten, wie man es oft lesen kann, denn hier waren die Chatten immer schon die Siedlungspartner der Cherusker. Infolgedessen lebten die Chatten in dieser Region erwartungsgemäß auch noch in den Zeiten in denen man sie Hessen nannte. Aber all die hier zur Diskussion gestellten Thesen hatte Karl der Große im Jahre 772 mit einem einzigen Federstrich gelöst. (15.12.2022)

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