Dienstag, 24. März 2020
Strabo - Der Mann der uns mit wenigen Worten viele Antworten gibt
Seine Vorgänger Ovid und Manilius schrieben ihres in einer Zeit nieder als Augustus der bis 14 + lebte noch Kaiser war. Aber Strabo schrieb schon unter seinem Nachfolger Kaiser Tiberius und er berichtete uns Interessantes über den Triumphzug der für den Feldherrn Germanicus am 26.5.0017 ausgerichtet wurde. Er berichtete also in einer Zeit bzw. unmittelbar aus einer Zeit heraus in der Germanicus seine militärischen Aktivitäten in Germanien sozusagen gerade erst beendet hatte bzw. beenden musste. Tiberius war für das Kriegsende verantwortlich, denn es war seine Entscheidung das Kämpfen zu beenden. Er vollzog diesen gewichtigen Schwenk in der Germanenpolitik, die vielleicht aus pazifistischer Sicht betrachtet die am weitest reichende Entscheidung war, die das Imperium je in Germanien getroffen hat. Sie führte auch dazu, dass Tiberius zukünftig auf einen offensiven Feldherrn in Germanien wie Germanicus es einer war, verzichten konnte. Tiberius hatte als Kaiser seinem Neffen Germanicus, dem Sohn seines Bruders Drusus zuvor drei Jahre lang bei seinem Treiben in Germanien zugesehen.Tiberius selbst kannte Germanien und seine Bewohner wie kaum ein anderer und er traf seine Entscheidung aus dieser Kenntnis und Erfahrung heraus. Die Karriere von Germanicus war vorgezeichnet, denn Kaiser Augustus hatte ihn als Nachfolger von Tiberius bereits zu Lebzeiten vorbestimmt. Man nimmt allgemein an, dass Germanicus Ambitionen hatte, die Nachfolge von Tiberius antreten zu wollen, bevor dieser es zulassen wollte, was wohl keiner weiteren Verdeutlichung bedarf. Wäre ihm ein umfassender Sieg in Germanien gelungen hätten ihn seine Legionen dabei möglicherweise unterstützt. Das Schema wäre für Rom nicht neu gewesen. Erfolgreiches eigenes agieren vielleicht in Verbindung mit fehlerhaftem Verhalten bei Tiberius und möglichen Widersachern in Rom hätte es beschleunigen können. Aber Tiberius zeigte unerwartete Stärke in Verbindung mit geschickter Taktik, präsentierte sich als Staatsmann und band damit Germanicus die Hände. Hätte Germanicus, wie es viele sehen wollten und manche erhofften auch noch nach 16 + in Germanien weiter kämpfen dürfen und das möglicherweise sogar letztlich siegreich, wäre in ihm für Tiberius möglicherweise ein potenzieller Rivale heran gewachsen, was nicht in seinem Sinne war. Man kann es bei Herrschenden oft beobachten, dass diese ungern im Volk beliebte Charismatiker über längere Zeit neben sich dulden und Germanicus soll einer von jenen gewesen sein. Aber als Kaiser hatte Tiberius Handlungsfreiheit, er beendete die fruchtlosen Bemühungen von Germanicus was sich mit seiner Erfolglosigkeit und dem hohen militärischen Aufwand gut begründen ließ. Er stellte die Grenzsicherung in den Vordergrund und gab ihr den absoluten Vorrang. Eine respektable und anerkennenswerte Entscheidung mit der er sich als Friedensstifter in die Tradition von Kaiser Augustus einreihte und sich beim Volk Ansehen verschaffte. Er schwächte damit den Nimbus von Germanicus in dem er ihn abberief, ebnete ihm aber gleichsam gönnerhaft den Weg für einen glorreichen Empfang in Rom. Aber die Ziele die sich Germanicus in Germanien gesetzt hatte und möglicherweise auch die, die er im Imperium verfolgt haben könnte, wurden von Tiberius durchkreuzt. Insgesamt betrachtet ein äußerst guter politischer Schachzug. Denn als neuer Kaiser hatte Tiberius staatsmännischer zu denken und andere Dinge ins Visier zu nehmen als weiterhin zermürbende Schlachten in einem endlosen Sumpf- und Waldland zu führen. Aber nach alledem was Germanicus letztlich für die Reputation des Reiches geleistet hatte, sollte man doch zu dem Schluss gelangen, dass man ihm trotz magerer Ausbeute einen Triumphzug zugestehen musste und ihn als gerechtfertigt ansehen könnte. Aber auch der schöne Schein wollte in Rom gewahrt sein und so scheute man wohl weder Kosten noch Aufwand damit der Triumphzug für alle sichtbar zu einem lebhaften und unvergesslichen Großereignis werden konnte. Auch Strabo muss es berührt haben. Obwohl er uns als ein aufmerksamer und gewissenhafter Mensch erscheint, wird der Triumphzug auch an ihm nicht spurlos, heute würde man sagen emotionslos vorüber gegangen sein. So hinterließ er sicherlich auch bei ihm einen bleibenden Eindruck und er dürfte noch seine Zeit gebraucht haben, bis er alle seine Wahrnehmungen gedanklich verarbeitet hatte. Es musste sich in ihm erst alles gesetzt haben bis er zur Feder greifen konnte. Ob man es aus seinen Zeilen heraus lesen kann ist schwer zu sagen. Aber im Gegensatz zu Ovid schrieb Strabo aus anderen Beweggründen heraus und er war daran interessiert einer ausgewogenen Sachlichkeit den Vortritt zu lassen. Es wird erkennbar, dass bei ihm das Bedürfnis stark war Fakten vermitteln zu wollen. Die distanzierte Nüchternheit eines Geographen und Historikers stand im deutlichen Kontrast zu einem entrückten römischen Dichter und Poeten. Strabo war ein Historiker wie man ihn sich wünscht. Er nannte viele der auftretenden Personen beim Namen, er setzte mit dem 26.5.0017 ein fixes Datum und er stellte klar, dass Arminius jetzt immer noch Krieg führen würde. Aber mit der exakten Alterfestlegung des kleinen Thumelicus erwies er uns einen weiteren großen Dienst. Denn präziser ließ sich das Wesentliche dieses denkwürdigen Tages kaum zusammen fassen. Strabo musste sich Notizen gemacht haben, denn auch die germanischen Namen und ihre Schreibweise ließen sich für ihn nicht leicht im Gedächtnis behalten. Wir kennen aus der Zeit namentlich keine zweisprachigen Germanen und sind auf Spekulationen angewiesen. Germanen dürften und das erst recht im eigenen Lande, vielleicht eine geringe Oberschicht ausgenommen des Schreibens unkundig gewesen sein. So der allgemeine Wissensstand. Aber in Rom könnte es gebildete Germaninnen oder Germanen gegeben haben die die Gefangenschaft und Sklaverei hinter sich lassen konnten und denen einen sozialer Aufstieg vergönnt war. Sie könnten auch eine sprachliche Vermittlerfunktion ausgeübt und übernommen haben. Strabo musste die Namen der germanischen Häupter also nicht unbedingt über ihren Klang verschriftet haben. Er hätte sie aber auch erst in der Folgezeit nach Befragen weiterer Personen, also von anderer Seite her erfahren haben können und schrieb sie entsprechend später für die interessierte Nachwelt nieder. Sein Hang fixe zeitliche Bezüge zu hinterlassen was den noch jetzt Krieg führenden Arminius, den genauen Tag des Triumphzuges, sowie das exakte Alter des Thumelicus, aber auch die vielen Namensnennungen anbelangt lassen den Schluss zu, dass er einige Fakten erst noch selbst zeitversetzt nach recherchieren musste. Er sie also keinesfalls schon am 26.5.0017, oder kurze Zeit danach alle hätte zusammen getragen haben können. Ließe sich daraus nicht die Schlussfolgerung ziehen, dass Strabo seinen gesamten Wissenstand den er unmittelbar nach dem 26.5.0017 noch nicht besessen haben dürfte erst nach und nach komplettiert haben könnte. Möglicherweise erfuhr er vieles erst Monate nach dem 26.5.0017 und vielleicht sogar erst im Jahre 18 +. Zum Beispiel, dass Arminius immer noch kämpfen würde. Und ähnlich verhielt es sich auch mit seinem Kenntnisstand über das Alter des Thumelicus. Aber bei der Aufarbeitung gilt es natürlich eines zu bedenken. Das nämlich ein Arminius, der nach Strabo selbst „jetzt“ noch gekämpft hatte, es theoretisch auch noch im Jahre 18 + und natürlich noch darüber hinaus und sogar bis zu seinem Tode gegen seinen Erzfeind Rom getan haben könnte. Denn es ist kaum vorstellbar das Arminius, sollte er sich noch körperlich dazu imstande gesehen haben ein Mann war, der sein Schwert an der Wand verrosten lässt, nur weil es in die Strategie von Tiberius passte. Aber wie ging es mit Segestes weiter. Da man im römischen Machtzentrum aus politischen Gründen und Kalkül die Darstellung von Segestes im Jahre 17 + gerne teilte, war es auch der Wille der Obrigkeit seine Version zu akzeptieren und nicht opportun am Wahrheitsgehalt zu zweifeln. Die Staatsraison gab den Ton vor, dass Segestes damals alles in seiner Macht stehende getan hatte, um Varus die Niederlage zu ersparen aber seine Rufe leider ungehört verhallten. Sollte Strabo doch schon mehr gewusst und daran gezweifelt haben, so dürfte er aus taktischen Gründen bei dieser Gemengelage auch gut beraten gewesen sein, das Kapitel „Segestes“ völlig auszuklammern und nur vom Treuebruch der Cherusker zu sprechen. Es sind also mehrere Varianten denkbar, wenn man nach Erklärungen sucht, warum Strabo diese Details in seiner Niederschrift aus ließ. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass Strabo nicht wusste was Segestes auf Befragen in Rom verlauten ließ. Erst die Historiker die auf Strabo folgten waren da mitteilsamer, ihnen standen die Quellen offen und sie konnten auf den Wissensstand aus dem Munde von Segestes zurück greifen. Und das taten sie. Alle schenkten sie seinen Worten uneingeschränkten Glauben. Das überaus große Interesse und eine seltsame Form von ungewöhnlicher Aufmerksamkeit mit der sich die vier Historiker die über Segestes berichteten seinen Ausführungen widmeten wirft natürlich weitere Fragen auf, mit denen ich mich der Reihe nach noch beschäftigen möchte. Gemeint sind Paterculus, Tacitus, Florus und Dio die sich alle über Segestes äußerten. Aber die wie ich meine Notlügen des Segestes passten auch noch Jahrhunderte später gut in die politische Landschaft und fanden Platz in den Seelen der Menschen eines gedemütigten Imperiums. Und so verbreiteten sie sich wie von selbst von Generation zu Generation und wurde immer glaubhafter. Die Geschichten um einen Mann, der sogar sein eigenes Volk für Rom verriet. Aber wir wissen auch wie man in Rom wirklich über Segestes dachte. Denn nach Plutarch drückte es einst auch Kaiser Augustus mit den Worten aus. „Ich liebe den Verrat, aber Verräter lobe ich nicht“. Somit war Strabo der Reihenfolge nach der dritte Varusschlacht – Bezeuger noch der Mann, der völlig unbedarft, ob wissentlich oder ahnungslos zwischen die Stühle des damaligen Kenntnisstandes geriet und zum letzten Historiker einer Ära wurde, die das von Segestes gesagte nicht verwertete. Damit schließt sich der Kreis der Argumentation und lässt den Rückschluss zu, dass erst mit dem Eintreffen von Segestes in Rom auch neues Wissen zur Varusschlacht in die Palatinischen Bibliotheken Eingang fand. Strabo war im Mai 17 + ein Passant der dem Triumphzug zusah, wie er an ihm vorbei zelebrierte. Ein Römer dem es so erging wie vielen anderen auch die von der Neugier getrieben dabei war. Es war vielleicht auch nur der pure Zufall, dass er in diesem Moment am Puls der Zeit verweilte. Aber er war auch Forscher, war allen neuen Entwicklungen gegenüber aufgeschlossen und sah sich an diesem Tag zum Geschichtsmensch berufen, der die quirlig nach oben gespülten Neuigkeiten aufarbeiten aber auch hinterfragen wollte. Mit dem bloßen Zuschauen wollte er es nicht bewenden lassen. Obwohl sein eigentliches Metier die Geographie war spürte er doch das Besondere dieses ereignisreichen Tages. Ich vertrete daher die Ansicht, dass er damals keinen Quellenzugang in die Interna der damaligen palatinischen Schaltzentrale hatte bzw. ihm dieser Einblick nicht gewährt wurde. Zugang in die Akten dessen was Segestes als seine Überlebenstaktik ausspielte. Strabo wusste zum Zeitpunkt seiner Niederschrift nicht, dass Segestes dem Tribunal gegenüber nur vorgetäuscht hatte für Rom seinen eigenen Stamm an Varus verraten zu haben. So konnte Strabo Varus auch kein Fehlverhalten unterstellen, denn Varus brauchte keine Warnung von Segestes in den Wind schlagen bzw. ignorieren, da es sie nie gegeben hat. Aber erwarten wir an dieser Stelle auch nicht zu viel an Detailkenntnissen von Strabo als die, die er uns schon erfreulicherweise hinterlassen hatte. Segestes sah übrigens kein Risiko darin im Verhörraum alles auf eine Karte zu setzen. Er konnte es sich erlauben. Denn in Rom hatte er keine unliebsamen Mitwisser oder Zeugen zu fürchten, da alle vom „Teutoburgiensi Saltu“ acht Jahre zuvor verschluckt wurden. Aber Segestes sah sich gezwungen bei der Befragung überzeugend wirken zu müssen. Er musste sich förmlich ereifert und hinein gesteigert haben, um mit dem berühmten Brustton der Überzeugung vorgeben zu können, damals sein Bestes gegeben zu haben um Varus und das sogar noch am Vorabend vor dem Verlassen des Hauptlagers gewarnt zu haben. Der „treue“ Segestes, dem es gelang und das sogar noch zu seinen Lebzeiten in Rom gefeiert zu werden, vor allem aber schaffte er es zu überleben. Obwohl als Verräter unbeliebt, baute man Segestes im propagandistischen Sinne für die Nachwelt auf. Und die Welt der Historie hatte später keine andere Wahl, als es so zu übernehmen. Letztlich aber setzte Segestes sich seine Krone selbst auf in dem er sich mangels anderer Zeitzeugen die es besser gewusst hätten, zum Bewahrer der römischen Interessen in Germanien aufschwang. Er täuschte allen eine Heldenfigur vor und die Tür zum römischen Olymp blieb ihm nur verschlossen, da er unbegreiflicherweise auf einen scheinbar unbelehrbaren und stoischen Varus stieß. Aus römischer Sicht schrammte er damit nur knapp an der Unsterblichkeit vorbei. Gleich wie man es nennen oder bewerten möchte, aber so könnte die Methode Segestes, nämlich die eines nur vorgespielten bzw. vorgetäuschten Verrates funktioniert und Eingang in die Geschichtsbücher gefunden haben. Eine Warnung die alle Geschichtsbücher bewahrten, die aber nie das Licht der Realität erblickte. Letztlich machte aber Segestes auch nichts anderes als es Ovid in seiner misslichen tristen Lage und viele andere auch taten. Denn man handelte wohl damals wie heute auch immer noch in erster Linie im eigenen Interesse, vor allem wenn es um Leib und Leben ging. Und wem von beiden wollte man dies aus menschlicher Sicht betrachtet auch verdenken. Keine Stimme wurde in Rom laut, die ihn als einen Verräter an seinem eigenen germanischen Volk verteufelt hätte. Man sah in ihm einen Sympathieträger und ein im Einvernehmen mit Rom handelndes Werkzeug. Alles andere hätte nach einer Zuneigung für Arminius, die Germanen also den Feind klingen müssen. Erst Tacitus war der Historiker der sich nach dem viele Jahre vergangen waren wagte, Arminius als den Retter Germaniens zu bezeichnen und dem Feind von damals Achtung zu zollen. Aber so kurz nach dem Debakel im Saltus wandelte man schnell auf dem schmalen Grad eines Landesverräters, wollte man etwas anderes behaupten. Alles passte damals ausgezeichnet in die Sicht der Dinge und warum sollte man das Volk in der Folgezeit auch etwas anderes glauben lassen als das, was ihnen plausibel und glaubhaft erschien. All das erhob den Germanen Segestes in den Rang einer besonderen Person, die sich in Rom in diesen Tagen von allen übrigen Germanen ab hob. Aber auch noch eine anderer Blickwinkel ist vonnöten, möchte man nichts auslassen. Denn was wäre die Kehrseite all dessen gewesen, denn dann hätte alles völlig anders ausgesehen. Segestes hätte also sein eigenes Volk nicht verraten, hätte vor dem Tribunal nicht gelogen, also nicht zur Notlüge gegriffen um seine eigene Haut zu retten bzw. sich besser aus der Affäre zu ziehen. Wie hätten wir Segestes vor diesem Hintergrund dann zu werten und zu begreifen gehabt. Etwa als einen Mann der trotz erheblicher Skrupel an der richtigen Handlungsweise seines eigenen Volkes dann letztlich doch zu ihm stand, weil er beim Thing überstimmt wurde, er sich zu seinem Volk hingezogen fühlte, sich von seinen Stammesgenossen überzeugen ließ und sich dann in den Krieg gegen Rom aber gegen seine inneren Überzeugungen hätte hinein ziehen lassen. Er hätte somit oberflächlich zwar treu zur germanischen Sache gestanden und hätte sich auch von Seiten seiner Landsleute nichts vorwerfen lassen brauchen, wäre dann aber wiederum in Rom verharmlost ausgedrückt, nicht gut gelitten gewesen. Aber er begab sich in die Hände von Germanicus nichts ahnend, dass in diese Entscheidung einmal nach Rom führen würde. Damals im Jahre 15 + wuchs auch für ihn und besonders für seine schwangere Tochter die Gefahr gemeinsam mit dem Helden Arminius untergehen zu müssen. Denn Rom und Germanicus sinnte nach Rache und in Germanien wusste man, was dies bedeutete und diese Rache hätte dann auch ihn und seine Anverwandten in den Tod reißen können. Den Fürsten Segestes der damals doch nicht so römerfreundlich handelte wie man dachte, denn er wechselte noch rechtzeitig ins Lager Roms über um vielleicht am Tag X Arminius beerben zu können. So könnte es gewesen sein, denn nur so ließe es sich erklären, dass die gegnerischen Germanen den Fürsten Segestes in all den vielen Jahren nach dem Ende der Varusschlacht bis ins Jahr 15 + in Ostwestfalen unbehelligt ließen und man ihm nichts antat. Segestes war nicht zu beneiden. Hätte er damals in Rom Standhaftigkeit gezeigt, wie wäre es ihm ergangen. Es hätte für ihn viel Mut bedurft um zu seinem wahren Verhalten zu stehen. Aber er wäre dann bei der Wahrheit geblieben und die lautete Varus nicht gewarnt zu haben. Es wäre für ihn ein schwerer Spagat gewesen, es dem Tribunal glaubhaft zu machen, ohne dass es für die römischen Advokaten nach einer faulen Ausrede geklungen hätte. Er hätte sein Haupt sehr tief senken und ein Plädoyer für seine loyale Gesinnung abgeben müssen. Jener Treue gegenüber Rom, der er sich seit der damaligen Vertragsunterzeichnung zwischen Cheruskern und Römern immer verpflichtet sah. Aber in der damals aufgeheizten letztlich von Varus verursachten Stimmung des Jahres 9 + konnte er nicht anders, als der Strategie der Arminius Cherusker zu folgen. Es hätte schlimm enden können und es bestand für ihn die Gefahr eines äußerst riskanten Ausganges. Und was das für ihn bedeutet hätte, kann man sich vorstellen. Aber selbst wenn er sich so ehrenhaft verhalten hätte wie im Umkehrschluss dargestellt, wird es für seine Büste im urdeutschen „Heldentempel“, der Wallhalla von Donaustauf nicht mal für eine Nische im Keller gereicht haben. Dieser Überlegung zu folgen nähme natürlich zu starke hypothetische Züge an. Aber Strabo müsste man auf dieser Basis noch der ihm voraus gehenden Historikerriege Ovid/Manilius zurechnen. Drei kaum greifbare Persönlichkeiten die sich aber in einem einig schienen. Denn keiner von ihnen erwähnte, dass Varus von Segestes gewarnt wurde. (24.03.2020)

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